Jörg Kastner Propädeutik der chinesischen Diätetik Leseprobe Propädeutik der chinesischen Diätetik von Jörg Kastner Herausgeber: MVS Medizinverlage Stuttgart http://www.narayana-verlag.de/b1260 Im Narayana Webshop finden Sie alle deutschen und englischen Bücher zu Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise. Das Kopieren der Leseproben ist nicht gestattet. Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern Tel. +49 7626 9749 700 Email [email protected] http://www.narayana-verlag.de 70 Spezielle Anwendung der Chinesischen Funktionskreis: • Milz/Pankreas - Magen • Element Erde Zang-Organ: Milz/Pankreas (Pi)/MP Fu-Organ: Magen (Wei) Ma Charakter: »Minister für Wirtschaft und Ernährung« Als materielle Basis des Körpers und Wurzel des nachgeburtlichen Qj ist die Milz verantwortlich für die Aufnahme, Verteilung, Verarbeitung und Energiegewinnung aus der Nahrung. Funktion: »Kochtopf« für das nachgeburtliche Qj, • Wichtigstes Fu-Organ: richtet den Oj-Fluss nach unten. • Sammlung der Nahrung. • Trennt und extrahiert die Nahrung. • Leitet nach unten. • Liebt Feuchtigkeit. • Tageszeit: 7.00-9.00. Funktion in der TCM: • Herrscht über Umwandlung und Transport, Aufbereitung von Nahrung und Energie. • Hält das Blut in den Gefäßen. • Kontrolliert Muskeln und die Extremitäten. • Öffnet sich in Mund und Lippen. • Kontrolliert das »aufsteigende Qj«, hält die Organe am Platz. • Beherbergt das Denken (Yi). In den fünf Wandlungsphasen: • Emotion: Grübeln, Sorgen, Nachdenklichkeit • Klimafaktor: Feuchtigkeit • Jahreszeit: Spätsommer, Herbstanfang • Himmelsrichtung: Mitte • Farbe: gelb • Geschmack: süß • Tageszeit: 9.00-11.00 Aufgaben und Funktionen von Milz/Pankreas und Magen Magen und Milz/Pankreas sind wichtige Zang-Fu-Organe und als Produktionsstätte des nachgeburtlichen Oj-Yang, Blut (Xue), Körperflüssigkeiten (Jin-Ye) in der gesamten TCM-Therapie von zentraler Bedeutung. Der berühmte chinesische Gelehrte Li Gao in der Zeit der Song-Dynastie (960-1280 n.Chr.) unterstrich die besondere Bedeutung des Mittleren Erwärmers durch die Gründung einer speziellen Schule zur Stärkung der Mitte, die in besonderer Weise die Therapie des Mittleren Erwärmers hervorhob. Zur Zeit der Ming-Dynastie (1368-1644 n.Chr.) entstand folgendes Zitat: Leseprobe von Jörg Kastner, „Propädeutik der chinesischen Diätetik“ Herausgeber: MVS Medizinverlage Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Funktionskreis: Milz/Pankreas - Magen, Element Erde »Wer sich auf die Behandlung der Mitte versteht, vermag alle Funktionskreise einzustimmen.« Viele Ärzte vertraten zu der Zeit die Auffassung, dass keine Krankheit wirklich heilbar ist, wenn der Funktionskreis des Mittleren Erwärmers gestört ist. So entwickelten sie als Basis jeglicher Therapie zunächst einmal die Stärkung der »inneren Mitte« und damit die Stärkung von Magen und Milz. »Sie herrscht über Umwandlung und Transport« Die Zang-Fu-Organe Milz/Pankreas und Magen sind maßgeblich für die Umwandlung und den Weitertransport der zugeführten Nahrung verantwortlich. Aufgabe beider Organe ist nach chinesischer Vorstellung die Trennung der Nahrungsbestandteile in unreine und reine Anteile. Aus den reinen Anteilen der Nahrungsessenz wird das Nahrungs-OJ (Gu Qj) gewonnen. Dieses NahrungsQj bildet die Grundlage des gesamten nachgeburtlichen Qi und stellt ebenfalls die Basis zur Blutbildung dar. Das durch Magen und Milz/ Pankreas gewonnene Nahrungs-Qi liefert nach chinesischer Vorstellung einen Großteil des regenerierbaren Gesamt-Qj unseres Körpers. Demzufolge wird beim Qi-Mangel der Milz der gesamte Organismus mit zu wenig Energie versorgt. Kardinalsymptome eines Milz-QiMangels: Chronische Müdigkeit, allgemeine Abwehrschwäche und Infektanfälligkeit, Konzentrationsschwäche, breiiger, ungeformter Stuhl. 71 Therapie Ein Therapiegrundsatz lautet: Wenn das Qi gestärkt werden soll, muss auch die Milz ionisiert werden, wenn das Blut gestärkt werden soll, muss auch die Milz tonisiert werden. Kontrolle der Körpersäfte und Flüssigkeiten Bei genügendem Milz-Qj können alle Flüssigkeiten weiterverarbeitet und verteilt werden. Bei einer Milz-Schwäche kommt es zu einer Störung des Flüssigkeitstransportes, diese kann sich in Form von Nässe oder gar Schleim ansammeln und das geschwächte Organ Milz weiter schädigen. Da die Milz Trockenheit liebt und Feuchtigkeit verachtet, kann es sowohl durch äußere bioklimatische Faktoren wie Nässe und Feuchtigkeit (feuchte Wohnung, nasse Herbsttage), aber auch durch eine im Innern des Körpers entstandene Nässe z. B. durch falsche Nahrungsmittel (zuviel YinNahrung) zu Feuchtigkeit im Körper kommen. Wichtige Störfaktoren, die eine Milz-Schwäche mit Feuchtigkeit und später Schleimbildung produzieren, sind übermäßiger Verzehr von kalten Flüssigkeiten oder eisgekühlten Getränken, Genuss von Rohkost, Salaten, Obst und Milchprodukten. Bei einem Vorhandensein von Nässe, Schleim oder Ödembildung muss somit die Milz immer mitbehandelt werden. Symptome: Ödembildung, geschwollenes Gesicht, Schweregefühl in den Gliedmaßen, schwerer dumpfer Kopf, Trägheit, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit, Übergewicht, Verschleimung der Stirn- und Kieferhöhlen (Sinusitis frontalis und Sinusitis maxillaris), verschleimte Bronchien, rezidivierende Erkältungskrank- Leseprobe von Jörg Kastner, „Propädeutik der chinesischen Diätetik“ Herausgeber: MVS Medizinverlage Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Funktionskreis: Milz/Pankreas - Magen, Element Erde Besonderheit Diätetik und Funktionskreis Milz/Pankreas - Magen Dieser Funktionskreis ist eine der wichtigsten Quellen für das nachgeburtliche Qi und lässt sich ausgezeichnet über diätetische Maßnahmen stärken und therapieren. Im Vordergrund jeder Mahlzeit sollte der süße Geschmack des Erdelementes stehen, die anderen Geschmacksnuancen nur Ergänzungen sein (s.S. 42, »Die Stärkung der inneren Mitte«). • Sogenannte süße Nahrungsmittel wie Getreide, Huhn, viele Gemüse, bestimmte Obstsorten und Trockenfrüchte stärken das Qi und befeuchten die Körpersäfte; sie kräftigen und harmonisieren unsere »Mitte«. • Die Milz wird geschwächt durch den über mäßigen Genuss von kalten Flüssigkeiten, Rohkost, Obst und Milchprodukten. • Milz-Qi-Mangel, hervorgerufen durch übermäßige geistige Tätigkeit und mentale Belastung, sollte durch entsprechende Nahrungsmittel mit süßem Geschmack kompensiert werden. • Cave: ein übermäßiger Genuss von Weißzucker und denaturierten Süßmitteln (sogenannte Einfachzucker) bewirken extreme Blutzuckerschwankungen und rauben dem Körper Vitalstoffe. Aber auch konzentrierte »vollwertige« Süßmittel wie Honig, Ahornsirup oder Ursüße sind extreme Vertreter des süßen Geschmacks und sollten nur in Maßen genossen werden. • Eine Schwäche der Milz verursacht Feuchtigkeit und Schleim. Bei entsprechenden Krankheitsbildern Milz immer diätetisch mitbehandeln. 73 Milz-Syndrome und Chinesische Diätetik • • Milz-Qi-Mangel Milz-Yang-Mangel • Milz-Qi-Mangel Dies ist sicherlich eines der häufigsten Syndrome in der klinischen Praxis, das die Patienten mit unterschiedlichen Symptomen zum Arzt führt. Westliche Diagnosen: Gastroenteritis, Maldigestion, Malabsorptionsstörung, Diarrhö, Anämie, entzündliche Darmerkrankungen. Symptome: chronische Müdigkeit, allgemeine Abgeschlagenheit, Infektanfälligkeit, Appetitmangel, Schwäche und Kraftlosigkeit der Extremitäten, Heißhunger auf Süßes, blasser fahler Teint, weiche breiige Stühle, ggf. chronische Diarrhö. • Milz-Yang-Mangel Aus einem länger bestehenden Milz-Qi-Mangel oder bei einer starken Schwächung der Milz, z.B. durch zu kalte Nahrung, unregelmäßige Essenszeiten und Essgewohnheiten, kann sich ein Milz-Yang-Mangel entwickeln. Westliche Diagnosen: chronische Gastroenteritis, Anämie, chronische Malabsorptionsstörungen, chronische gastroenterologische Beschwerden. Symptome: ständig kalte Füße und Hände sowie Frieren, häufiges Kältegefühl im Abdomen, wässriger Stuhl mit unverdauten Nah- Leseprobe von Jörg Kastner, „Propädeutik der chinesischen Diätetik“ Herausgeber: MVS Medizinverlage Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 74 Spezielle Anwendung der Chinesischen Diätetik rungsresten, Ödembildung, Schwäche, Müdigkeit, chronische Verdauungsstörungen. Pathogenese: vier Faktoren können zu einer Schwächung der Milz führen: • • • • Ernährung mentale Belastung Klima chronische Erkrankung Ernährung: Ernährung ist sicherlich der häufigste Faktor, der zu einer Schwächung des Milz-Qi führt. Dazu zählen ungünstige Essgewohnheiten wie unregelmäßiges Essen, zu später Genuss der Hauptmahlzeit, z.B. erste warme Mahlzeit abends, übermäßiges und maßloses Essen, übermäßiger Genuss von kalter und roher Nahrung (zu viel Yin-Produkte), übermäßiger Genuss von Milchprodukten, übermäßiger Genuss von tiefgefrorenen Speisen, Aufwärmen und Kochen der Speisen in der Mikrowelle, übermäßiger Genuss von scharfen Gewürzen, zu viel YinNahrung in der kalten Jahreszeit. Mentale Belastung: Übermäßige geistige Arbeit und mentale Belastung rufen einen Milz-Qi-Mangel hervor. Dieses Syndrom verstärkt sich, wenn neben der mentalen Belastung unter Stressbedingungen eilig die Nahrung aufgenommen wird. Klima: Da die Milz Nässe und Feuchtigkeit verabscheut, ist sie gegenüber Feuchtigkeitseinflüssen empfindlich, insbesondere wenn sie länger anhaltend zu feuchtem Wetter oder Wohnen in feuchter Umgebung ausgesetzt ist. Sie wird durch diese Einflüsse geschwächt. Therapie Aufbau des Milz-Qi • MP3 • MP2 •BI20 •BI21 • Ma36 »Ren12 • Moxa Zu vermeiden: Nahrungsmittel mit YinCharakter von kaltem bzw. kühlendem energetischem Temperaturverhalten. Übermaß an scharfem Geschmack, übermäßiger Verzehr von Süßem, insbesondere Industriezucker. Früchte Ananas, Apfelsinen, Bananen, Kiwi, Wassermelonen, Zitronen Gemüse Gurke, Rohkost, übermäßiger Salatgenuss (vor allem im Herbst und Winter), Tomaten Getränke kalt oder eisgekühlt, Übermaß an Mineralwasser, energetisch kalte Obstsäfte (z.B. Apfelsinensaft) schwarzer Tee, grüner Tee, Weizenbier, Bier. Milchprodukte Quark, Käse, Milch, Sauermilchprodukte. Zu empfehlen: regelmäßige Nahrungsaufnahme, mindestens einmal täglich warmes Essen. Chronische Erkrankungen: Jeder längere Krankheitsverlauf führt konsekutiv zu einer Schwäche und Erschöpfung des Milzorgans, später zu einer Schwäche des Nierenfunktionskreises. Leseprobe von Jörg Kastner, „Propädeutik der chinesischen Diätetik“ Herausgeber: MVS Medizinverlage Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Jörg Kastner Propädeutik der chinesischen Diätetik 304 Seiten, erschienen 2003 Mehr Bücher zu Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise www.narayana-verlag.de