204 W. Hfupk«.· u. G; Kost, Pel. 284 ()9 )> Die Verdauung des Fettes im Darm Von W. Heupfce und O. Kost Aus dem Hospital turn Heiligen Geist Frankfurt u . M . — Kopperii (Taiimi*) (Der Sehrfftleitung zugegangen am 21. Tebniar 1949) Durch die Versuche von H e u p k e 1 wurde der Nachweis erbracht» daß die Pflanzenzellen beim Kochen nicht platzen oder kf anderer Weise mechanisch eröffnet werden, und daß die Nährstoffe im Darm aus den geschlossenen Zellen herausgelöst werden. Dies gilt auch für fetthaltige pflanzliche Nahrungsmittel, die wie Nüsse ungekocht verzehrt werden. Sie werden durch das Gebiß mechanisch zerkleinert, aber in kleinen Teilchen verschluckt, die noch hunderte von uneröffneten Zellen enthalten. Nach den quantitativen Ausnutzungsversuchen von Heupke wird das FettTsehr vollständig aus den Nüssen verdaut, so wurde von " 655 g Haselnüssen mit 447 g Fett 81% des Fettes im Darm aufgesaugt. In Versuchen an Mäusen habenHeupke und M a r x 2 durch hist ologis ehe Untersuchungen den Nachweis erbracht, daß das Fett im Dünndarm in zunehmendem Maße aus den geschlossenen Zellen herausgelöst wird, so daß die Zellen der Nüsse im Dickdarm kein Fett mehr enthalten. Diese Versuchstechnik muß die Möglichkeit bieten, die Verdauung des Fettes im Darm, über die es mehrere widersprechende Hypothesen gibt, klarzustellen. Nach allgemein a n e r k a n n t e r A n s c h a u u n g muß Fett wasserlöslich werden, ehe es in die D a i m w a n d a u f g e n o m m e n werden kann. Es ist selbstverständlich, daß auch Fett im Inneren geschlossener Pflanzenzellen in wasserlösliche Form gebracht" werden muß, ehe es die Zellwand durchdringt. So sind die P f l a n z e n z e l l e n a u s g e z e i c h n e t e T e s t o b j e k t e , um den V o r g a n g des Wasserl ö s l i c h w e r d e n s der Fette, der die V o r a u s s e t z u n g für die Resorption ist, zu untersuchen. Bevor wir unsere eignen Ergebnisse besprechen, wollen wir kurz die einzelnen Hypothesen über die Verdauung des Fettes erörtern. Die besten und giündlichstcn Versuche über dieses Gebiet sind vcn E. Pf 1 ger 3 vorgenommen worden. Pf lüger wies nach, daß 100 ccm Ochsengalle in Gegenwart äquivalenter Mengen 1-proz. NaaCOg-Lösung in der Lage sind, 13,46g Oleinsäure, 14,7 "g eines Gemisches von Oleinsäure und Stearinsäure oder 19,17 g eines Oleinsäure-Palmitinsäuregemisches in wasserlösliche Form zu bringen. Die Lösung enthält das Fett als freie Fettsäuren und als Seifen. Der Anteil der Seifen ist nach Pflüger hei Verwendung von Fettsäuregemischen größer als bei reiner 01säurc. . Da man über die aktuelle-Reaktion damals keine klaren Vorstellungen 1 W. Heupke, Dtsch. Arch. klin. Med. 172, 575 [1932]; W. Heupke, Münch. med. Wschr 1933, 1969. 2 W. Heupke u. A, V. Marx, Arch. Verdgskrankh. 44, 23 [1928]. 3 E. Pflüger, Pflügers Arch. ges. Physiol. Menschen Tiere 1902, 299, 431.' Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:40 PM Bd. 2S4 (1949) Verdauung des Fettes im Darm 205 hatte und die Methoden zus ihrer Bestimmung nicht entwickelt waren, wurde sie von Pflüger nicht bestimmt. In der Kritik der Versuche wird angenommen, daß die Reaktion des Gemisches alkalisch gewesen sei und daß den Versuchen deshalb keine Beweiskraft zukomme, weil Seifen bei einem -Wert oberhalb von 8,7 in \Vasser leicht löslich sind. Im menschlichen Dünndarm herrscht keine alkalische Reaktion, die pn-Werte der einzelnen Abschnitte, die durch zahlreiche Untersuchungen gesichert sind, ergchen sich aus der folgenden Tabelle4: Duodenum pn 5,9—6,6 Oberes Jejunum . . . pa 6,2—6,7 Unteres Jejunum . .. . j>H 6,2—7,3 . Ileum neutral bis schwach alkalisch Da in dem größten Teil des Dünndarmes keine alkalische Reaktion vorhanden ist, war die Hypothese von Pflüger in Frage gestellt. Die nächsten Untersuchungen stammen von Wieland und Sorge5, welche .zeigten, daß'eine der Gallensäuren, die Desoxycholsäure, mit Fettsäuren kristallisierbare, wasserlösliche Verbindungen bildet, die sie Choleinsäuren nannten. Das Molekulargewicht der Stearin-Choleinsäure beträgt 3420. Die Analyse ergibt, daß 8 Mol. Desoxycholsäure l Mol. Stearin- oder Palmitinsäure wasserlöslich machen. Zur Resorption von 100 g Fettsäuren ist das Vielfache an Desoxycholsäure notwendig, außerdem enthält die Galle nur einen kleinen Anteil Desoxycholsäure. Glykochol- und Tauro.cholsäure, die Hauptmengen der Gallensäuren, bilden keine Choleinsäuren. Mit dieser Hypothese kann man die Resorption von 100 g Fett im menschlichen Darm im Verlauf von 24 Stdn. nicht erklären, denn bei einer täglichen Produktion von 1000 ccm Galle, die 2 bis 3 % Gallensäuren enthält, würden 20—30 g Gallensäuren und nur wenige Gramm Desoxycholsäure zur Verfügung stehen. Auch wenn man eine rasche Ausscheidung der resorbierten Desoxycholsäure in Betracht zieht, würde es nicht möglich sein, verständlich zu machen, wie 100g Fett aufgesaugt werden können. Daraus folgt, daß das Choleinsäureprinzip von Wieland und Sorge die Fettresorption nicht ausreichend erklären kann. Andere Anschauungen entwickelte Verzar 6 ; er prüfte die Resorption von Ölsäure in einem 50 cm langen, abgebundenen Darmstück von Ratten und fand, daß die Aufsaugung der Ölsäure durch Glykochol- und Taurocholsäure beschleunigt wird, und daß die Beigabe von Glycerophosphaten die Fettresorption bei Gegenwart von Gaue steigert. Verzar nahm an, daß in der Epithelzelle der JDarmschleimhaut eine Phosphorylierung der Fettsäuren zu Phosphatiden stattfinde, welche die Transportform der Fette darstellen soll. Die gesteigerte Resorption von Fettsäure in gallensaurer Lösung bei Zugabe von Glycerophosphaten erklärt er damit, daß durch den beschleunigten Aufbau zu Phosphatiden ein schneller Abtransport der resorbierten Fettsäuren erfolgt und daß dadurch das Resorptionsgefälle größer wird. Gegen die Theorie von Verzar spricht die Beobachtung von Süllmann und Wiibrandt 7 , nach der bei der Fettresorption sich das Verhältnis von Phosphatiden zu Neutralfett in der Darmlymphe nicht ändert, sondern prozentual gleichmäßig ansteigt. Es ist nicht bewiesen, daß im Darm eine Phosp'horylierung der Fettsäuren statt hat, so daß die Hypothese von Verzar nicht ausreichend begründet ist. 4 E. Lehnartz, Einführung in d. Chem. Physiologie, Springer-Verlag, 7. Aufl., S. 318 [1947J. * H. \Vieland u. Sorge, diese Z. 07, l [1916]. F. Verzar u. L. Laszt, Biochem. Z. 270, 24 |1934). ' H. Sülimann u. . Wiibrandt, Biochem. Z. 270, 52 Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:40 PM 206 Bd. 284 (l940) W. Hcupkc und G. Rost, Tn neucHtor Zeit haben Seh ramm und Wolf 8 behauptet, daß die Fettsäuren als Cholostorinofiter von der Darmwand aufgenommen würden, und daß die Esterbildung an der Oberfläche der Darmepithelzellen stattfindet. Wenn man bedenkt, daß im Chymun dor Cholesteringohalt nur wenige mg% beträgt und daß auch die Kpithclzelle wenig Cholesterin enthält, erscheint die \foratellung nicht wahrscheinlich. Es sind keine Beweise für die Richtigkeit der Annahme vorhanden. Wir stellen f e s t , daß keine der vorhandenen H y p o thesen die Fettaufsaugung im Darm genügend erklärt. In unseren ersten Experimenten benutzten wir die Zellen der Soj abohnen als T es t ob j ekt, da sie viel Fett enthalten. Wir kochten Sojabohnen 2 Stdn., bis sie völlig erweicht waren und sich zu Brei zerdrücken ließen. Unter dem Mikroskop sah man die isolierten Zellen, deren Hüllen intakt waren und die von zahlreichen Fettropfen erfüllt waren, die sich mit alkoholischer Sudanlösung intensiv rot färbten (Abb. 1). Im Brutschrank wurden die Sojazellen bei 38° mehrere Stunden der Einwirkung von Duodenalsaft ausgesetzt, der mehrfach frisch zugefügt wurde, weil die Lipase außerhalb des Körpers bald unwirksam wird. Der />H-Wert des Duodenalsaftes betrug durchschnittlich 7. Nach jeder neuen Einwirkung des Duodenalsaftes war der Fettgehalt der Zellen vermindert, bis schließlich die Zellen kein Fett mehr enthielten (Abb. 2). Aus diesen Versuchen folgt mit zwingender Notwendigkeit, daß Fett durch Duodenalsaft wasserlöslich gemacht wird, denn sonst könnte es die Zellwände nicht durchdringen. Das Fett wurde bei neutraler Reaktion des , Duodenalsaftes in wasserlösliche Form übergeführt. Abb. l Abb. 2 Wenn die Zellen der Sojabohne mit Ochsengalle oder mit Galle aus einer operierten menschlichen Gallenblase versetzt wurden, gelang es niemals, das Fett in den Zellen zu vermindern. Daraus folgt, daß Neutralfett mit Hilfe der Galle allein nicht in einer solchen Weise wässerlöslich 8 G. Schramm u. A. Wolff, diese Z. 2G3, 6l [1040j. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:40 PM Bd. 284 (1949) Verdauung des Fettes im Darm 207 gemacht werden kann, daß es pflanzliche Zellwände durchdringt. OffenT bar ist immer die Einwirkung der Lipase des Pankreassaftes notwendig, welche das Neutralfett in freie Fettsäuren zerlegt. Manchmal beobachteten wir eine Verringerung des Fettgehaltes der Zellen, wenn wir sogenannte Blasengalle, die bei der Duodenalsondierung mit Hilfe von Magnes. sulf. gewonnen worden war, den Pflanzenzellen zusetzten. Dies ist leicht verständlich, weil Blaseiigalle in der Regel nicht rein sondern mit Pankreassaft vermischt ist, der einen Teil des Neutralfettes spaltet. Es ist-uns niemals gelungen,'Neutralfett mit Hilfe von reiner Galle aus den Zellen zu lösen. In den nächsten Versuchen haben wir mit einem Pankreaspräparat das Neutralfett innerhalb der Zellen in Fettsäuren und Glycerin zerlegt und nachträglich die Fettsäure mit reiner Galle aus den Zellen herausgelöst. Wir verdauten die Zellen der Sojabohnen mit Pankreon und brachten sie in eine 5-proz. Lösung von Ochsengalle. Das Fett verschwand aus den Zellen. Aus diesen Versuchen folgt, daß Galle ohne Mitwirkulig anderer Substanzen in der Lage ist, Fettsäuren wasserlöslich und diffusibel für die Zellwände der Pflanzen zu machen. In den Versuchen mit Duodenalsaf t haben wir das Fett bei neutraler Reaktion aus den Pflanzenzellen gelöst. In den Versuchen mit reiner Galle haben wir festgestellt, daß Galle bei neutraler Reaktion in der Lage ist, Fettsäuren innerhalb von Pflanzenzellen in wasserlösliche und diffusible Form zu bringen. Nun erhebt sich die Frage, ob die Galle Fettsäuren auch bei saurer Reaktion aus den Zellen herauslösen kann. Wir haben zuerst einige Modellversuche an Hand der Pflügerscheii Angaben gemacht und Ölsäure in Galle gelöst. Wenn wir 100 ccm einer 14-proz. Auflösung von neutraler Ochsengalle mit 190 ccm einer 1-proz. Na2C03-Lösung versetzten,' konnten wir 10 g Ölsäure zu einer klaren, filtrierbaren Auflösung bei ps. 6,5 bringen. Zum gleichen Resultat kamen wir bei Verwendung äquivalenter Mengen NaHCO3 oder NaOH an Stelle von Sodalösung. Beim Natriumbicarbonat hatte die Lösung ein £H von 6,5, bei Natronlauge war sie alkalisch, sie konnte aber durch Zufügen von Salzsäure auf ps 6 bis 6,5 gebracht werden, ohne daß eine Trübung eintrat. x In einer 2-proz. Gallelösung, die mit der äquivalenten Menge NaOH versetzt war, gelang es, Oleinsäure bei £H 6 bis 6,5 im Verhältnis l: l zur Trockensubstanz der Galle zu lösen, d. h. mit anderen Worten, Trockengalle löst bei schwachsaurer Reaktion unter bestimmten Bedingungen gleiche Teile Ölsäure. Die Pflügerschen Versuche zeigten, daß bei Verwendung von Fettsäuregemischen an Stelle reiner Ölsäure noch wesentlich größere Mengen Fettsäure gelöst werden können, die das Verhältnis l : l übersteigen. Wir haben auch diese Versuche überprüft und ein Stearin-ölsäuregeinisch in Ochsengalle bei px 6,5 bis 7 gelöst. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:40 PM 208 W. lleupko und O. Host, Bd. 284 (1940) Durch die Versuche wurde bewiesen, daß l Tl. Galle l—2 Tie. I'Vttsütiiv in wisse r lösliche Form bringen kann, wenn Natron zugegen ist, und daß die lockeren Doppel Verbindungen, die offensichtlich ans (lulle- und Fettsäuren entstehen, im sauren Bereich bis zu pH 6,5 beständig sind. Dieses V e r h ä l t n i s ist so günstig, daß es keine S c h w i e r i g k e i t e n b e r e i t e t , die Ilesorption von so g r o ß e n F e t t m e n g e n , wie sie in der menschlichen Kost e n t h a l t e n s i n d , mit Hilfe der z u r V e r f ü g u n g s t e h e n d e n G a l l e n m e n g e xu e r k l ä r e n . Um unsere Schlüsse noch stärker zu unterbauen, halben wir versucht, Fett mit Hilfe von Galle in Zellen hineinzubringen, die kein Fett enthalten und es später durch Galle wieder herauszulösen. Hierzu eignen sich die Kartoffelzellen. Wenn man einen Tropfen Kartoffelbrei mit einer halbprozentigen Lugolschen Lösung vermischt und unter dem Mikroskop betrachtet, sieht man die Zellen von Stärke erfüllt. Die großen blasigen Zellen haben eine glasklare Hülle und sind völlig erfüllt von blaugefärbter Stärke. Wenn Kartoffelzellen mit SpeicHel verdaut werden, verwandelt sich die Stärke im Innern der Zellen in Traubenzucker, diffundiert durch die Hülle und kann mit Hilfe der Tromm ersehen Probe in der über den Zellen stehenden Flüssigkeit nachgewiesen werden. Nach ausreichender Einwirkung des Speichels sind die Kartoffelzellen stärkefrei und die Reaktion mit Lugolscher Lösung fällt negativ aus (Abb. 3). Die Erklärung für den Vorgang liegt darin, daß die Stärke als hochmolekulare Verbindung die Zellwand nicht durchdringt, daß die Diastase die Zellhülle durchwandert und daß der Traubenzucker als diffusible Verbindung sehr leicht aus den Zellen herausgelangen kann. Wenn wir Kartoffelzellen, aus denen die Stärke durch mehrstündige Einwirkung von Speieheldiastase herausgelöst war, in eine Flüssigkeit brachten, die 5% Ochsengalle, 3% Ölsäure enthielt und einen ^ -Wert von 635 hatte, und wenn wir nach 12 Stdn. den ^H-Wert mit Hilfe von Salzsäure auf 3 brachten, wurden die löslichen GallensäureFettsäureverbindungen zerstört und fielen teils innerhalb teils außerhalb der Zellen aus. Wir wuschen die Zellen mehrfach mit dest. Wasser und mit Äther, um das außen an den Zellen haftende Fett zu entfernen. Dann wurden die Kartoffelzellen mit Sudanlösung gefärbt und unter dem Mikroskop betrachtet; sie enthielten zahlreiche Fettropf en (Abb. 4). Damit war der Beweis e r b r a c h t , daß die wasserlösliche Gallensäure-Fettsäureverbindung die i n t a k t e Zellwand von außen nach innen bei ps. 6>5 d u r c h d r u n g e n hat. In der folgenden Versuchsreihe haben wir Kartoffelzellen, welche wir in der beschriebenen Weise jnit Fettropfen gefüllt hatten, 12 Stdn. in eine 5-proz. Lösung von Ochsengalle von pn 6,5 gebracht. Nach dieser Zeit war alles Fett aus den Zellen verschwunden. Die F e t t s ä u r e , die wir künstlich, mi't Hilfe von Galle bei einer R e a k t i o n , wie sie im D ü n n d a r m herrscht, in die K a r t o f f e l z e l l e h i n e i n - Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:40 PM Bd. 284 (1940) Verdauung des frettesr hn t)arin Abb. 3 209 Abb. 4 gebracht hatten, konnten wir durch Galle bei saurer Reaktion aus den Pflanzenzellen herauslösen. . Mit unseren Versuchen haben wir bewiesen, daß im Innern von Pflanzenzellen bei einer schwachsauren Reaktion, wie sie im Dünndarm herrscht, aus Fettsäuren und Galle wasserlösliche Verbindungen entstehen, welche die Zellwand durchdringen. Die gleiche Verbindung von Galle mit Fettsäure, die im Verhältnis l: l entsteht, ist in der Lage, die Pflanzenzelle von außen nach innen zu durchwandern, so daß es möglich ist, Fett in Pflanzenzellen hineinzubringen, die keines enthalten. Die tierische Zelle des Darmepithels gleicht der Pflanzenzellwand in vieler Hinsicht und wir können mit guten Gründen folgern, daß das Fett in der gleichen Weise, wie es in Pflanzenzellen aufgenommen wird, auch von dem Epithel des menschlichen Dünndarmes resorbiert wird. Die im Darm entstandenen Fettsäuren bilden mit den Gallensäuren wasserlösliche Verbindungen, welche bei einer Reaktion beständig sind, wie sie im .menschlichen Dünndarm herrscht. In quantitativer Hinsicht entspricht unsere Theorie der Fettresorption völlig den Verhältnissen, wie wir sie bei Menschen beobachten, da l Tl. Trockengalle in der Lage ist, bei #H 6,5 l Tl. Fettsäure wasserlöslich zu machen. Zusammenfassung Wir haben nachgewiesen, daß die Hypothesen der Fettresorption, die inMer Physiologie zur Erklärung der Fettverdauung aufgestellt wurden, sich mit den Beobachtungen bei Menschen nicht vereinbaren lassen und haben deshalb eigene Versuche unternommen. Als Modell verwandten wir die reichlich mit Fett gefüllten Zellen der Sojabohnen, aus denen wir mit Hilfe von Duodenalsaft das Fett herauslösen konnten. Duodenalsaft ist ein Gemisch von Magensaft, Galle und Pankreassaft. Galle allein kann das in den Zellen enthaltene Bbppe-Seylera Zeitschrift f. physiol. Chemie. 2dl 14 Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:40 PM 210 12. W a l d e o h m i d t - L c i t z , Bemerkungen Bd. 284(1940) Neiitralfctt nicht herauslösen. Wenn durch die Lipase der Bauchspeicheldrüse das in den Sojazellen enthaltene Neutralfett in Fettsäure umgewandelt ist, wird diese durch reine Ochsengalle oder durch reine Galle uns menschlichen Gallenblasen aus den Zellen bei Pu 6,5 quantitativ gelöst. In Modellversuchen konnten wir zeigen, daß Ochsengalle Fettsäuren im Verhältnis l: l wasserlöslich macht bei einer Reaktion, wie sie im menschlichen Dünndarm herrscht. Unter diesen Bedingungen haben wir Fettsäuren mit Hilfe von Galle durch die geschlossene Zellwand in Kartoffelzellen hineingebracht und später das in den Kartoffelzellen enthaltene Fett mit Galle wieder herausgelöst. Aus^diesen Versuchen folgt, daß Fettsäuren mit Hilfe von Galle die pflanzlichen Zellmembranen nach beiden Richtungen durchwandern. Da die Membran der Epithelzelle des Dünndarmes ähnliche Eigenschaften einer auswählenden Permeabilität hat wie die Wand der Pflanzenzellen, dringt das Fett in der gleichen Weise in die Darmepithelzelle ein wie in die Pflanzenzelle. Diese Theorie der Fettresorption, die sich auf den Pflügerschen Anschauungen aufbaut, steht mit allen Beobachtungen in Einklang, die in der Physiologie und in der Klinik über die Verdauung des Fettes gesammelt worden sind. Bemerkungen zur Arbeit von H. H e r k e n „Zur enzymatischen Hydrolyse racetnischer Peptide"1 Von Ernst Waldsehmidt-Leitz * (Der Schriftleitung zugegangen am 14. September 1949) In der angeführten Arbeit hat H. Herken verschiedentlich zu einer von mir mit M. E xner im^ Jahre 1944 ausgeführten und. 1947 zur Veröffentlichung gelangten Untersuchung „Über die sterische Spezifität tierischer Dipeptidase gegenüber racemischen Peptiden"2 Stellung genommen und den Wunsch nach einer Bekanntgabe ergänzender Belege dazu geäußert. Da wir mit Kriegsende in Prag sämtliche Aufzeichnungen eingebüßt haben, ist mir zu meinem Bedauern eine solche nicht mehr möglich; auch war es mir aus äußeren Gründen bisher verwehrt, diese Untersuchung wieder aufzunehmen und fortzuführen. Der wesentliche Befund* aus unseren Versuchen, die Parallelität von Carboxylzuwachs und Drehungsänderung bei der enzymatischen Spaltung racemischcr Peptide, nämlich im Sinne einer ausschließlichen Spaltung der Z-Romponenten, wird durch die von H. Herken vorgebrachten Bemerkungen nicht berührt. Ich beabsichtige aber, diese vergleichende Methode auf weitere Beispiele anzuwenden, wenn sich mir demnächst dazu eine Möglichkeit bietet. * München 23, Kraepelinstraße 2. Diese Z. 283, 277 [1948/49]. Diese Z. 282,120 [1945/47]. 1 2 Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:40 PM