Das Risiko einer peripartalen Depression bei Adipositas

Werbung
Diplomarbeit
Das Risiko einer peripartalen Depression bei Adipositas
Eine explorative Studie
eingereicht von
Katharina Artinger
Geb.Dat.: 27.20.1986
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktorin der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt am
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
unter der Anleitung von
Dr. med. univ. Eva Maria Sieglinde Magnet
und der Zweitbetreuung von
Univ.-Prof. Dr. med.univ. Mila Cervar-Zivkovic
Ort, Datum …………………………..
......................................................
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den
benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich
gemacht habe.
Graz, am ……
Unterschrift
i
Vorwort
Diese Arbeit entstand im Zeitraum Juli 2011 bis April 2013. Das von meiner
Diplomarbeitsbetreuerin Dr. Eva Magnet vorgeschlagene Thema der peripartalen
Depression interessierte mich von Anfang an besonders in Zusammenhang mit Adipositas,
wodurch diese Arbeit entstanden ist.
"Sage es mir und ich werde es vergessen. Zeig es mir und ich werde mich daran erinnern.
Lass es mich tun und ich werde es verstehen."
Konfuzius
ii
Danksagungen
Mein Dank gilt meiner Diplomarbeitsbetreuerin Frau Dr.med.univ. Eva Magnet, die mich
während des gesamten Entstehungsprozesses dieser Diplomarbeit sehr geduldig und
kompetent angewiesen sowie unterstützt hat und meiner Zweitbetreuerin Frau
Prof.Dr.med.univ. Mila Cervar-Zivkovic. Weiters möchte ich mich ganz besonders bei
Herrn Prof. Michael Schimek für die sehr geduldige Unterstützung bei der Erarbeitung der
statistischen Auswertung bedanken, sowie bei Herrn Dr.med.univ. Markus Magnet für die
Hilfestellungen bei der Erarbeitung des psychiatrischen Aspektes der Arbeit. Außerdem
gilt mein Dank Frau Dr.Mag. Eva Mautner, die sich bereit erklärt hat die psychologische
Betreuung der Patientinnen zu übernehmen und mir außerdem bei Fragen ein offenes Ohr
schenkte.
Ich danke meinen Eltern, Familie und Freunden, die mich nicht nur bei der Entstehung
dieser Arbeit, sondern auch durch das Studium begleitet haben.
Nicht in Worte zu fassen ist die Unterstützung durch Mag. Harald Trummer, durch den
viele scheinbare Hürden doch zu überwinden sind.
iii
Zusammenfassung
In dieser Arbeit wird die Hypothese überprüft, ob Adipositas mit einem höheren Risiko für
peripartale depressive Störungen assoziiert ist. Schwangerschaft stellt eine Zeit erhöhter
psychischer Vulnerabilität dar, und Gleiches kann auch für die postpartale Periode
angenommen werden. Die in der Literatur mit einer durchschnittlichen Prävalenz von 10%
angegebene postpartale Depression stellt die häufigste peripartale psychische Störung dar.
Das Ziel dieser klinischen Studie ist somit, das Risiko schwangerer, adipöser Frauen zu
untersuchen, an einer peripartalen Depression zu erkranken im Vergleich zu einer
normalgewichtigen Kontrollgruppe.
Adipositas verzeichnet einen dramatischen Anstieg in unserer Gesellschaft und steht als
Teil des metabolischen Syndroms mit vielen Komorbiditäten in Verbindung. Als gesichert
gilt der Zusammenhang zwischen Adipositas und Komplikationen wie Gestationsdiabetes
und Hypertonus während der Schwangerschaft. Die Hypothese, dass Adipositas während
der Schwangerschaft auch einen Risiokofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen,
im Speziellen der peripartalen bzw. postpartalen Depression, darstellt soll mittels dieser
Studie überprüft werden.
Methoden:
Zur
Objektivierung
depressiver
Symptomatik
wurde
der
etablierte
Selbstbeurteilungsfragebogen Edinburgh Postnatal Depression Scale EPDS verwendet. Die
Erhebungen erfolgten zu zwei festgelegten Zeitpunkten, einmalig während der
Schwangerschaft im 3. Trimenon sowie einmalig postpartal 6 bis 8 Wochen nach
Entbindung.
Es
wurde
die
adipöse
Testgruppe
mit
einer
normalgewichtigen
Kontrollgruppe verglichen um Unterschiede im EPDS Score zu evaluieren. Weiters wurde
auf Veränderungen des Scores über den Studienzeitraum beobachtet.
Ergebnisse:
In dieser Studie zeigten 13,9% aller Teilnehmerinnen während der Schwangerschaft einen
EPDS-Score >13 und damit ein erhöhtes Risiko an einer peripartalen Depression zu
erkranken. 5,6% aller Teilnehmerinnen zeigten postpartal einen erhöhten Score. Der
iv
Prozentsatz der Patientinnen mit erhöhten Scores (>13) und damit einem erhöhten Risiko
einer
depressiven
Erkrankung
war
zu
beiden
Zeitpunkten
in
der
adipösen
Patientinnengruppe höher als in der normalgewichtigen Kontrollgruppe. Obwohl eine
deutliche Tendenz zu verzeichnen war, konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen
BMI und dem Risiko, eine peripartale Depression zu entwickeln, festgestellt werden. Die
fehlende Signifikanz ist vorallem auf die relativ kleine Fallzahl zurückzuführen. Rezente
Studien fanden einen signifikanten Zusammenhang zwischen Adipositas und peripartalen
Depressionen. Ein direkter Vergleich der Studien ist aufgrund uneinheitlicher Cut-Off
Werte beim EPDS sowie inhomogener Einschlusskriterien und Screening-Instrumente
erschwert. Unsere Hypothese von erhöhten antenatalen EPDS-Scores mit der Entwicklung
einer postpartalen Depression konnte ebenso wenig bestätigt werden wie
ein
Zusammenhang der EPDS-Scores mit dem Ergebnis des oralen Glucose Toleranztest.
Unsere Ergebnisse legen nahe, dass weiterführende Studien nötig sein werden um
mögliche Zusammenhänge zwischen BMI und postpartaler Depression aufzuzeigen.
v
Abstract
This diploma thesis deals with the presumption that peripartal obese women have a
different risk to develop a pregnancy associated depression, compared to a normal weight
control group. The majority of pregnancies go according the plan without complications.
The time of pregnancy and birth being fortunate events is also a time of increased
vulnerability whereby mental illnesses can evolve. The postpartal depression is, according
to 10% prevalence, the most abundant mental illness connected with pregnancy and birth.
The purpose of this clinical investigation was to evaluate the risk of pregnant obese women
in developing a peripartal depression.
Obesity is increasing dramatically in our society, and is – being part of the metabolic
syndrome - connected to various comorbidities. Furthermore, obesity might be a risk factor
for the development of a depression generally. Moreover, obesity during pregnancy is long
known to be a risk factor for pregnancy associated diseases such as gestational diabetes or
pregnancy induced hypertension. The increased risk of obesity for development of many
other diseases could be due to possible association between obesity and depression and
should be investigated.
Methods:
For this purpose, we used an established questionnaire, namely the Edinburgh Postnatal
Depression Scale (EPDS) which was used two times in an obese group of participants and
in a normal weight control group. We proposed that obese women who were pregnant at
the time of first testing, offer a different EPDS-Score compared to a normal weight control
group. Further, we presumed a change of scores before and after birth, which might be
more distinct in one of the two groups.
Results:
In this sample, 13.9 % of all participants during pregnancy, and 5.6 % of all participants
postpartal scored >13 in EPDS testing, and are therefore likely to suffer from a depressive
illness. The percentage of women with scores >13 and therefore with a high risk for a
depressive disease was higher in the obese group than in the normal weight control group
vi
at both times of testing. This data could not show a significant correlation between BMI
and risk of developing peripartal depression within obese participants. Some former studies
found a relationship between obesity and peripartal depression, and the relatively small
number of participants in our study might call for the lack of significant outcome in this
analysis. Furthermore, comparison of study outcome is difficult due to widely used
different cut-off points used for EPDS scores as well as the use of different screening tools.
However, the differences could be due to different inclusion criteria for the study groups,
from overweight to extreme obese patients.
To the best of our knowledge we for the first time investigate the relation of EPDS scores
before and after birth in obese women and further disease progression. Our results suggest
an association between obesity and peripartal depression, but a following study with more
participants should reveal the possible impact of EPDS scores on the further progression of
this disease.
vii
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ii Danksagungen iii Zusammenfassung iv Abstract vi Inhaltsverzeichnis Glossar und Abkürzungen Abbildungsverzeichnis viii ix x Tabellenverzeichnis xi 1. Einleitung 1.1 Die Peripartale Depression 1.1.1 Definition der peripartalen Depression 1.1.2 Prävalenz und Inzidenz 1.1.3 Risikofaktoren peripartaler Depressionen 1.1.4 Pathogenese der peripartalen Depression 1.2 Adipositas 1.2.1 Begriffsdefinition und Prävalenz 1.2.2 Adipositas und die Bedeutung in der Schwangerschaft 1.2.3 Adipositas und Depression 1.3 Adipositas und die peripartale Depression – gibt es einen gemeinsamen Nenner? 1 1 1 3 4 7 10 10 11 13 18 2. Material und Methoden 2.1 Messinstrument – die EPDS 2.1.1 Merkmale der EPDS 2.1.2 Anwendung der EPDS 2.2 Datenerhebung 2.2.1 Einschluss-­‐ und Ausschlusskriterien 2.2.2 Rekrutierung 2.2.3 Ablauf der Datenerhebung 2.2.4 Erfassung des EPDS-­‐Scores 2.2.5 Erfassung weiterer klinischer Daten 2.3 Statistische Auswertung 21 21 22 23 25 25 25 26 27 27 30 3. Ergebnisse – Resultate 3.1 Patieninnentenstatistik 3.2 EPDS 01 und EPDS 02 – Deskriptive Statistik 3.3 EPDS – BMI 3.3.1 EPDS01 – BMI 3.3.2 EPDS02 – BMI 3.3.3 Veränderung der Scores von EPDS01 zu EPDS02 3.4 EPDS – oraler Glucose Toleranztest 3.4.1 EPDS01 – oGTT 3.4.2 EPDS02 – oGTT 31 31 33 37 37 40 42 47 47 49 4. Diskussion 51 5. Literaturverzeichnis 54 Anhang – Aufklärungsbogen 62 Anhang – Fragebogen 66 viii
Glossar und Abkürzungen
ACTH Adrenocorticotropes Hormon Body mass index Corticotropin-­‐releasing Hormon C-­‐reaktives Protein EPDS Edinburgh Postnatal Depression Scale γ-­‐Aminobuttersäure Hypothalamic-­‐pituitary-­‐adrenocortical axis Interleukin 1 Interleukin 6 nitric oxide = Stickstoffmonoxid oGTT oraler Glucose Toleranztest Tumornekrosefaktor alpha lösliche Rezeptoren des TNF-­‐alpha vice versa BMI CRH CRP GABA HPA IL-­‐1 IL6 NO TNF-­‐alpha TNF-­‐Rs v.v. ix
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 – Definition des Übergewichts _________________________________________________________ 11 Abbildung 2 – Definition der Adipositas ____________________________________________________________ 11 Abbildung 3: Zusammenhänge zwischen Adipositas und der Entwicklung einer Depression nach Thormann et.al. 2013 ________________________________________________________________________________ 14 Abbildung 4 – Zeitpunkte der EPDS-­‐Testung _______________________________________________________ 27 Abbildung 5 -­‐ physiologische Gewichtszunahme während der Schwangerschaft ________________ 28 Abbildung 6 – Gruppenverteilung zum Zeitpunkt EPDS01 ________________________________________ 31 Abbildung 7 – Vergleich der rekrutierten und eingeschlossenen Gruppen ________________________ 32 Abbildung 8 – Gruppenverteilung zum Zeitpunkt EPDS02 ________________________________________ 32 Abbildung 9 -­‐ Boxplot für die Scores von EPDS01 und EPDS02 ____________________________________ 34 Abbildung 10 – Häufigkeitsverteilung der Scores (EPDS01) nach Zuteilung der Gruppen entsprechend dem BMI. ______________________________________________________________________________ 39 Abbildung 11 – Häufigkeitsverteilung der Scores (EPDS02) nach Zuteilung der Gruppen entsprechend dem BMI. ______________________________________________________________________________ 42 Abbildung 12 – Beurteilung der Scores von EPDS01 mit Cut-­‐off Point von 13 Punkten __________ 43 Abbildung 13 -­‐ Beurteilung der Scores von EPDS02 mit Cut-­‐off Point von 13 Punkten __________ 44 Abbildung 14 – McNemar –Änderungstest/Visualisierung ________________________________________ 45 Abbildung 15 – McNemar-­‐Test für verbundene Stichproben/Hypothesentestung _______________ 46 Abbildung 16 – Häufigkeitsverteilung der Scores (EPDS01) nach Zuteilung der Gruppen entsprechend eines auffälligen, oder unauffälligen oGTT __________________________________________ 48 Abbildung 17 -­‐ Häufigkeitsverteilung der Scores (EPDS02) nach Zuteilung der Gruppen entsprechend eines auffälligen, oder unauffälligen oGTT __________________________________________ 50 x
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 -­‐ Kolmogorov-­‐Smirnov-­‐Test auf Normalverteilung _____________________________________ 33 Tabelle 2 – statistische Kennwerte __________________________________________________________________ 33 Tabelle 3 – Häufigkeitstabelle der Scores von EPDS01 ____________________________________________ 35 Tabelle 4 -­‐ Häufigkeitstabelle der Scores von EPDS02 _____________________________________________ 36 Tabelle 5 – Anzahl der verarbeiteten Fälle für die Kreuztabelle BMI/EPDS01 ___________________ 37 Tabelle 6 – Kreuztabelle BMI/EPDS01 ______________________________________________________________ 38 Tabelle 7 – Chi-­‐Quadrat-­‐Test BMI/EPDS01 ________________________________________________________ 39 Tabelle 8 -­‐ Anzahl der verarbeiteten Fälle für die Kreuztabelle BMI/EPDS02 ___________________ 40 Tabelle 9 – Kreuztabelle BMI/EPDS02 ______________________________________________________________ 40 Tabelle 10 – Chi-­‐Quadrat-­‐Test BMI/EPDS02 _______________________________________________________ 41 Tabelle 11 -­‐ Anzahl der verarbeiteten Fälle für die Kreuztabelle oGTT/EPDS01 _________________ 47 Tabelle 12 – Kreuztabelle oGTT/EPDS01 ___________________________________________________________ 47 Tabelle 13 – Chi-­‐Quadrat-­‐Test oGTT/EPDS01 ______________________________________________________ 48 Tabelle 14 -­‐ Anzahl der verarbeiteten Fälle für die Kreuztabelle oGTT/EPDS02 _________________ 49 Tabelle 15 – Kreuztabelle oGTT/EPDS02 ___________________________________________________________ 49 Tabelle 16 – Chi-­‐Quadrat-­‐Test oGTT/EPDS02 ______________________________________________________ 50 xi
Formelverzeichnis
Formel 1 – Formel zur Berechnung des BMI ________________________________________________________ 10 xii
1.
Einleitung
1.1 Die Peripartale Depression
1.1.1 Definition der peripartalen Depression
Die peripartale Depression stellt die häufigste mit der Schwangerschaft und Geburt
assoziierte psychische Erkrankung dar. Die peripartale Depression ist als eine depressive
Episode definiert, welche während der Schwangerschaft oder den ersten 12 Monaten
postpartum (1) oder nach einer anderen Definition 6 Monate postpartum (2) auftritt. Davon
differenziert wird der „Babyblues“, welcher hingegen typischerweise 3 oder 4 Tage nach
der Geburt beginnt und durchschnittlich Stunden bis Tage, allerdings niemals länger als 2
Wochen dauert. (Der Babyblues äußert sich durch eine milde Depression der Mutter, sowie
Angst, Weinerlichkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erregbarkeit, und das Gefühl, die
Neugeborenenversorgung nicht zu bewältigen (3)). Unter normalen Umständen macht ein
„Babyblues“ keine Behandlung notwendig und es kommt zu einer spontanen Remission
ohne Therapie (3), wogegen Patientinnen mit peripartaler Depression professionelle Hilfe
benötigen (4). Ist im Folgenden die Rede von peripartalen Depressionen, so sind entweder
depressive Episoden während der Schwangerschaft oder postpartale Depressionen
bezeichnet.
1.1.1.1 Definition der depressiven Episode
Da die peripartale Depression per definitionem als depressive Episode im Kontext
bezeichnet wird, soll auf diese kurz eingegangen werden. Nach ICD-10 2013 (5) wird die
depressive Episode in eine leichte, mittelgradige, oder schwere Episode unterteilt.
Abhängig von Anzahl und Schwere der im Folgenden beschriebenen Symptome ist eine
depressive Episode demnach als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen (5):
Die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration sind vermindert.
Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten Anstrengung auftreten. Der
Schlaf
ist
meist
gestört,
der
Appetit
vermindert.
Selbstwertgefühl
und
1
Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form
kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die
gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf
Lebensumstände und kann von so genannten „somatischen“ Symptomen begleitet
werden, wie Interessenverlust oder Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief,
deutliche psychomotorische Hemmung, Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust
und Libidoverlust.
[4] ICD10, 2013
Für die Diagnose einer leichten depressiven Episode sind mindestens zwei oder drei der
oben angegebenen Symptome vorhanden. Betroffene Patienten sind zwar allgemein durch
die Symptomatik beeinträchtigt, aber doch oft in der Lage, Aktivitäten fortzusetzen.
Für die Diagnose einer mittelgradig depressiven Episode sind vier oder mehr der oben
genannten Symptome vorhanden und der betroffene Patient hat meist große
Schwierigkeiten mit der Bewältigung alltäglicher Aktivitäten.
Eine schwere depressive Episode ist definiert durch das Vorhandensein mehrerer der oben
angegebenen, quälenden Symptome. Meist bestehen bei einer schweren depressiven
Episode ein Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld.
Suizidgedanken und –handlungen sind häufig, und in vielen Fällen kann das sogenannte
„somatische Syndrom“, welches aus einer Gruppe von somatischen Symptomen besteht,
zusätzlich diagnostiziert werden.
Eine weitere Unterteilung kann bei der schweren depressiven Episode vorgenommen
werden. So kann bei Aufterten psychotischer Symptome wie Halluzinationen oder
Wahnideen eine „Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen“
diagnostiziert werden. Zusätzliche affektive Symptome die Psychomotorik betreffend
können unterschiedlich ausgeprägt sein und als Hemmung oder affektiver Stupor
Alltagsaktivitäten der Betroffenen unmöglich machen und einen, bei mangelnder
Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, potentiell lebensbedrohenden Zustand darstellen.
Unter „Sonstige depressive Episoden“ fällt bei dieser Einteilung außerdem die atypische
Depression und einzelne Episoden der „larvierten“ Depression (5)
2
Die im nächsten Kapitel unter anderem verwendete Einteilung der Depression nach DSMIV ist ebenfalls gebräuchlich, und die im wissenschaftlichen Kontext häufiger verwendete.
So werden im DSM IV die rezidivierenden depressiven Episoden, wie auch die saisonale
und die atypische Depression unter dem Synonym „Major Depression“ zusammengefasst.
(6). Einer Minor Depression, oder „recurrent brief depression“ entsprechen leichte oder
unterschwellige depressive Störungen, die zwar episodisch verlaufen, aber die Kriterien für
eine leichte depressive Episode nicht erfüllen (6).
1.1.2 Prävalenz und Inzidenz
Bezüglich der Prävalenz gibt es prinzipiell sehr unterschiedliche Daten. Gaynes et al. (1),
welche bezüglich der Definition zwischen Major und Minor Depression unterscheiden,
führten eine Metaanalyse durch, in die 30 Studien eingeschlossen wurden. Es zeigte sich
eine Prävalenz von 8.5% bis 11% während der Schwangerschaft und 6.5% bis 12.9% in
der postpartalen Phase für die Major und Minor Depression zusammen. Die Major
Depression alleine zeigte eine kombinierte Prävalenz von 3.1% bis 4.9% während der
Schwangerschaft und 1.0% bis 5.9% während des ersten postpartalen Jahres. Betrachtet
man die Inzidenz, so wurde gefunden, dass 14.5% aller schwangeren Frauen während der
Schwangerschaft oder drei Monate nach der Geburt an einer neu aufgetretenen depressiven
Episode erkranken. Wird nur die Major Depression betrachtet, so erkranken 7.5% während
der Schwangerschaft, und 6.5% in den ersten drei Monaten nach der Geburt. Es ist
anzumerken, dass die Angaben von Inzidenz und Prävalenz beim Vergleich mehrerer
Studien stark abweichen können. Dies kann auf methodische Ungleichheit, verschiedene
Messmethoden und eine unterschiedliche Definition der postpartalen Periode, aber auch
das Nichterkennen beziehungsweise die Falschinterpretation von Symptomen als
Babyblues (Prävalenz von 30-75% (4)) zurückgeführt werden (7).
Es gibt keine Hinweise auf signifikante Unterschiede bezüglich der Prävalenz von
peripartalen Patientinnen zur nichtschwangeren Kontrollgruppe, wohl aber ist die Inzidenz
für Depressionen zumindest für die späte Schwangerschaft und die frühe postpartale Phase
im Vergleich zu einer nichtschwangeren Population erhöht (7,8).
3
1.1.3 Risikofaktoren peripartaler Depressionen
In der Literatur wird zwischen antenatalen Risikofaktoren, also Risikofaktoren für eine
Depression während der Schwangerschaft oder vor der Geburt und postnatalen
Risikofaktoren, welche die Entwicklung einer Depression nach der Geburt des Kindes
begünstigen können, unterschieden. Jedoch können antenatale Ereignisse Einfluss auf das
postpartale Befinden der Mutter, und damit des neugeborenen Kindes nehmen.
1.1.3.1 Risikofaktoren für die Entwicklung einer antenatale Depression
Leigh B et al zeigte (9), dass 78% der antenatalen Depressionen durch 7 Faktoren bedingt
sind. Diese waren geringes Selbstwertgefühl, vorgeburtliche Angstepisoden, geringe
soziale Unterstützung, negative Denkweisen, einschlägige Lebensereignisse, geringes
Einkommen und eine Missbrauchsanamnese. Ebenfalls signifikant mit einer antenatalen
Depression in Verbindung stehend zeigten sich Alter, Ausbildungsstand und eine
vorhergehende Depressionsanamnese.
1.1.3.2 Risikofaktoren für die Entwicklung einer postpartalen
Depression
Eine Depression in der Schwangerschaft ist ein starker Risikofaktor und gleichzeitig
hochwertiger Prädiktor für eine postpartale Depression (4). Da antenatale depressive
Symptome gleich häufig wie postpartale depressive Symptome beobachtet werden, ist es
wichtig, die Rolle von depressiven Symptomen schon während der Schwangerschaft zu
erkennen, da sie den stärksten Einfluss auf das Eintreten einer postpartalen Depression zu
haben scheinen (10).
Silva et al fand, dass eine in der Vergangenheit erlebte Depression, antenatale
Angstzustände
(9,10) sowie die fehlende Unterstützung durch den Partner, eine
Schlüsselrolle als Risikofaktoren spielen. Auf diese Risikofaktoren wird an anderer Stelle
noch weiter eingegangen (10). Auf jeden Fall aber kann man annehmen, dass die
antenatale Depression eine Art Mediatorenrolle zwischen verschiedenen Risikofaktoren (9)
und der postpartalen Depression einnimmt. Ebenso zeigte das Vorhandensein von
depressiven Symptomen während einer neonatalen Periode einen Einfluss auf das
4
Auftreten von relevanten, später auftretenden, postpartalen Symptomen (11), worauf später
noch weiter eingegangen werden soll. Weiters konnte eine generelle Depressionsanamnese
sowie gleichzeitig vorhandener elterlicher Stress mit dem Auftreten einer postpartalen
Depression in Verbindung gebracht werden (9).
Robertson et al. (4) teilten die Risikofaktoren für eine postpartale Depression im Zuge
ihrer Metaanalyse in die Gruppen „strong to moderate risk factors“, „moderate risk
factors“ and „small risk factors“.
Dabei zählen die bereits oben beschriebene depressive Phase, aber auch hochgradige
ängstliche Episoden während der Schwangerschaft zu den starken bis moderaten
Risikofaktoren. Ebenso zu diesen starken bis moderaten Risikofaktoren zählt eine
psychiatrische Erkrankung in der Krankengeschichte (4,11), wobei der Effekt auf die
Entwicklung einer postpartalen Depression als einer der stärksten überhaupt beurteilt
wurde. In diesem Zusammenhang kann auch erwähnt werden, dass bereits über den
Einfluss einer positiven psychiatrischen Familienanamnese auf die Entwicklung von
postpartalen Depressionen spekuliert wurde (4), dieser Einfluss ist aber aufgrund der
schwierigen Anamneseerhebung trotz signifikanter Zusammenhänge (11) nicht geklärt.
Ebenfalls einen starken Einfluss scheinen Lebensereignisse wie der Tod eines
nahestehenden Menschen oder Arbeitsplatzverlust zu sein, allerdings scheint es dabei
regionale, unerklärte Unterschiede zu geben (4). Wie bereits bei den antenatalen
Risikofaktoren beschrieben, soll auch eine geringe soziale Unterstützung einen starken bis
moderaten Einfluss auf die Entwicklung einer postpartalen Depression zeigen. Umgekehrt
ist bekannt, dass ein soziales Netzwerk während schwieriger Lebenssituationen
rückendeckend gegen die Entwicklung einer Depression wirken soll. Allerdings ist hier
anzumerken, dass eine generelle Negativtendenz in der Denkweise depressiver Patienten
Einfluss auf die Angabe von objektivem und subjektivem Ausmaß der Unterstützung
haben kann.
Zu den moderaten Einflussfaktoren zählen Robertson et.al. (4) unter anderem neurotische
Störungen, da diese in Verbindung mit postpartalen Depressionen gebracht wurden sowie
Eheprobleme, welche man ja als in engem Kontakt mit dem sozialen Netzwerk stehend
betrachten kann.
5
Zu den „small risk factors“, die eine kleine aber doch signifikante Rolle in der
Entwicklung einer postpartalen Depression zu spielen scheinen, wurde unter anderem der
sozioökonomische Status (4,11) der Mutter gezählt. Arbeitslosigkeit, geringes Einkommen
und niedriger sozialer Status konnten in verschiedenen Kulturen mit postpartalen
Depressionen in Verbindung gebracht werden. Geburtshilfliche Ereignisse sollen ebenso
eine kleine Rolle in der multifaktoriellen Pathogenese der postpartalen Depression spielen.
Dazu zählen schwangerschaftsassoziierte Komplikationen, frühzeitige Entbindungen,
massive Blutungen, instrumentelle Geburten, aber auch Notfall-Sectiones. Diese letzten
Zusammenhänge sind allerdings mit Vorsicht zu interpretieren, da sie unter Umständen
keine unabhängigen Variablen darstellen.
Faktoren, die vorgeschlagen wurden, für die aber kein Zusammenhang mit der
Entwicklung einer postpartalen Depression gefunden werden konnte, sind das mütterliche
Alter, Ausbildungsstand, Anzahl der Kinder sowie die Beziehungsdauer mit dem Partner
(4).
Bloch et.al.
(12) untersuchten in einer großen Studie mit 1800 Teilnehmerinnen die
Zusammenhänge von frühen, postpartalen EPDS-Scores und möglichen Risikofaktoren, da
man der Annahme ist, dass Frauen mit Risikoprofil bereits zu diesem Zeitpunkt depressive
Symptome entwickeln. In dieser Studie konnten als signifikante Risikofaktoren die auch
oben beschriebene Anamnese einer psychiatrischen Erkrankung, sowie auch eine
vergangen durchgemachte Episode einer postpartalen Depression und eine positive
Familienanamnese
gefunden
werden.
Zusätzlich
fand
man
einen
signifikanten
Zusammenhang mit dem prämenstruellen Syndrom (premenstrual dysphoric disorder) und
Stimmungsauffälligkeiten während des dritten Trimesters. Dieser letzte Punkt lässt wieder
an den bereits besprochenen, positiv prädiktiven Wert von depressiven Symptomen
während der Schwangerschaft für die Zeit nach der Geburt denken und unterstützt die
These, dass postpartale Depressionen stark mit eventuell bestehenden depressiven
Symptomen zusammenhängen. Da in dieser Studie allerdings nicht zwischen dem
„Babyblues“ und frühen depressiven Symptomen unterschieden werden konnte, ist der
Vergleichswert
eher
gering.
Interessant
anzumerken
ist
allerdings,
dass
kein
Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Status, dem Ehestand (wobei anderwertig ein
Zusammenhang bei alleinstehenden Frauen gefunden wurde (11)), ethischem Hintergrund,
Anzahl der Kinder, Geburtsmodus, oder ungeplanter Schwangerschaft gefunden wurde.
6
Diese Ergebnisse sind größtenteils deckungsgleich mit den von Robertson et.al.
gefundenen, wobei schwangerschaftsassoziierte Geschehnisse dort als „small risk factors“
bezeichnet wurden.
Interessanterweise wurde ebenfalls von einem Zusammenhang von peripartalen
Depressionen und Tabakabusus als signifikantem Risikofaktor berichtet (11). Hier stellt
sich abermals die Frage nach der Unabhängigkeit dieser Variabel, da Tabakkonsum auch
mit anderen der angegebenen Risikofaktoren in Verbindung stehen kann.
1.1.4 Pathogenese der peripartalen Depression
Pathogenese sowie Pathophysiologie der peripartalen Depression sind weitgehend
ungeklärt. Die Forschung konzentriert sich derzeit vorallem auf endokrinologische und
genetische Faktoren bei der Entstehung der peripartalen Depression.
Der Einfluss endokrinologischer Fraktoren beruht in erster Linie auf der Überlegung, dass
die weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron auch auf Stimmung und Wahrnehmung
Einfluss ausüben (13). Bloch et.al.
(7) konnten durch eine künstlich erzeugte
Hochdosierung der gonadalen Hormone mit anschließender Entzugsphase zeigen, dass
Frauen, die schon einmal in ihrem Leben eine postpartale Depression hatten, auf den
akuten Entzug der Hormone anders reagierten als die Kontrollgruppe ohne Anamnese einer
schwangerschaftsassoziierten Depression. In dieser Studie zeigten Patientinnen mit
positiver Anamnese vermehrt depressive Symptome während der Phase der hohen
Hormonsubstitution, sowie einen Peak auf den akuten Entzug. Daraus lässt sich schließen,
dass der veränderte Hormonhaushalt während der Schwangerschaft bereits einen Einfluss
auf das Entwickeln einer postpartalen Depression hat.. Zweitens kann vermutet werden,
dass die hypogonadale Phase, also die Phase in der zu wenig Geschlechtshormon
vorhanden ist, per se weniger für die depressiven Symptome verantwortlich zu zeichnen
scheint und vielmehr der akute Abfall der Hormone im Plasma eine Rolle spielt. Im
zeitlichen Verlauf der hypogonadalen Phase zeigte sich wieder eine Verbesserung der
Stimmungslage (7). Demnach könnte ein Grund für die Entwicklung einer postpartalen
Depression ein gestörter Regulationsmechanismus und damit eine gestörte Homöostase für
neuroregulatorische Veränderungen darstellen.
7
Somit scheint eine Gruppe von Patientinnen eine erhöhte Vulnerabilität auf die
Veränderungen von Östrogen und Progesteron zu haben, womit ein erhöhtes Risiko für die
peripartale Depression einhergeht.
Bezüglich der Prädisposition haben Maguiere und Mody (14) ein interessantes
Mausmodell vorgestellt. Es wird von der Hypothese ausgegangen, dass GABAA
Rezeptoren die Zielstrukturen für Neurosteroide, also neuroaktive Metaboliten von
Steroidhormonen, darstellen (15). GABAA Rezeptoren sind Transmembranproteine an
Nervenzellen, an welche γ-Aminobuttersäure binden kann und damit eine hemmende
Wirkung auslöst. Es konnte gezeigt werden, dass depressive Patientinnen eine signifikant
erniedrigte Konzentration von Neurosteroiden, welche als positive Modulatoren am
GABAA Rezeptor gelten, aufweisen (16) Auch Neurosteroide, vor allem jene, die aus
Progesteron hervorgehen, bewirken am GABAA Rezeptor eine Inhibition. Ist wie im Falle
eines früheren Mausmodelles (17) im Laufe des Zyklus das Progesteron hoch, so wurde
eine vermehrte Expression des GABAA Rezeptors gefunden, welche außerdem eine
verstärkte tonische Inhibition sowie damit verbunden eine verringerte Rate an Anfällen
und Angstzuständen aufweisen konnte. Veränderungen des GABAA Rezeptors könnten
nun aufgrund der starken Hormonschwangkungen auch während der Schwangerschaft
sowie postpartal auftreten, und somit einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung
einer postpartalen Depression ausüben. Es gelang schließlich, durch die Einführung eines
Mausmodelles mit GABAA Rezeptor δ-subunit deficient Mäusen , funktionlale
Veränderungen im GABAA Rezeptor während der Schwangerschaft und in der
postpartalen Phase zu finden und diese überdies mit Verhaltensweisen in Mäusen zu
korrellieren (14). Diese Mäuse zeigten während der postpartalen Periode ein Verhalten, das
dem bei Depression und Angst ähnlich ist und überdies auf die postpartale Periode
beschränkt zu sein schien. Dadurch steht die Rolle dieses Modells für die postpartale
Depression im Vordergrund und eine generelle Pathogenese im Rahmen einer Depression
ohne Schwangerschaft erscheint eher unwahrscheinlich. In der Wildtypgruppe war eine
Anpassung der Anzahl der funktionellen GABAA Rezeptoren an sich ändernde
Konzentrationen von Neurosteroiden aufgefallen. Der potentielle Mechanismus für das
depressive Verhalten wird nun auf eine Dysfunktion der Regulation von GABAA
Rezeptoren während der Schwangerschaft und der postpartalen Phase zurückgeführt, wie
sie in GABAA Rezeptors δ-subunit deficient Mäusen besteht (14).
8
Weiters könnte der Effekt von Östrogen und Progesteron auf die HypothalamusHypophysen-Nebennierenrinden-Achse, kurz HPA (Hypothalamic-pituitary-adrenocortical
axis) einen Beitrag zur Entstehung
von peripartalen Depressionen leisten. Die HPA
umfasst Strukturen des Hypothalamus, der Hypophyse und der Nebennierenrinde.
Adrenocorticotropes Hormon, ACTH, wird dabei von der Hypophyse gebildet, wenn sie
durch Corticotropin-releasing Hormon, CRH, daszu angeregt wird. CRH wiederum wird je
nach vorhandenem Cortisolspiegel (welches von der Nebennierenrinde produziert wird) im
Blut aus dem Hypothalamus bereitgestellt. Feedbackmechanismen sind also in diesem
System von außerordentlicher Wichtigkeit.
Die Hypothalamus-Hypophysen-Achse scheint bei Patientinnen mit peripartalen
Depressionen gestört zu sein (2). Während des letzten Trimesters ist eine hyperaktive
Hypothalamus-Hypophysenachse normal und wird am ehesten auf die Erhöhung von
planzentarem Corticotropin Releasing Hormone (CRH) zurückgeführt (18). Dadurch kann
auch der Hypercortisolismus der letzten Schwangerschaftshälfte erklärt werden und durch
diesen wird eine vorübergehende adrenale Suppression in der postpartalen Periode bewirkt.
Diese Suppression der adrenalen Funktion könnte ebenso eine Wirkung auf die Entstehung
postpartaler Depressionen haben (18). Postpartal kommt es dann also zu einer zentralen
Suppression der hypothalamischen CRH Sekretion und die HPA-Achse wird unterdrückt.
Patientinnen mit postpartaler Depression zeigen bis zu 12 Wochen postpartal eine
Hypothalamus-Hypophysen-Achse, die aufgrund einer abgestumpften ACTH-Antwort
(Adrenocorticotropes Hormon) auf die externe Gabe von CRH als hyporeaktiv im
Vergleich zu nichtdepressiven Patientinnen interpretiert wird (19). Über diese
Mechanismen könnte eine Beeinflussung der HPA-Achse während der Schwangerschaft
und nach der Geburt einen Beitrag zur Entstehung einer peripartalen Depression leisten.
9
1.2 Adipositas
1.2.1 Begriffsdefinition und Prävalenz
Übergewicht und Adipositas stellen nicht nur ein Problem der individuellen Gesundheit
dar, sondern auch aus dem gesundheitsökonomischen Gesichtspunkt. Übergewicht und
Adipositas stehen global an fünfter Stelle aller Risikofaktoren zu sterben. Weiters sind
44% aller Diabeteserkrankungen, 23% aller ischämischen Herzerkrankungen und 7%-41%
bestimmter Tumorerkrankungen mit Übergewicht und Adipositas in Verbindung zu
bringen (20).
Die WHO
definiert Übergewicht und Adipositas als eine abnormale oder exzessive
Ansammlung von Fett, die möglicherweise die Gesundheit beeinflussen kann (20). Der
BMI (Body mass index) ist in der Klassifikation jener Index, welcher Köpergewicht und
Körpergröße miteinander in Beziehung stellt. Der BMI wird standardmäßig eingesetzt, um
Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen zu diagnostizieren. Die folgende Formel
stellt die einfache Berechnung des BMI dar, wie sie auch im Rahmen der Studie benutzt
wurde.
BMI = Körpergewicht : (Körpergröße in m)2
Formel 1 – Formel zur Berechnung des BMI
Weiters erfolgte bezüglich der Definition von Adipositas und Übergewicht die
Orientierung nach der derzeitigen WHO-Definition (20), wonach alle Patientinnen mit
einem BMI größer oder gleich 25 als übergewichtig, und alle Patientinnen mit einem BMI
größer oder gleich 30 als adipös kategorisiert wurden.
10
BMI ≥ 25 kg/m2 Übergewicht Abbildung 1 – Definition des Übergewichts
BMI ≥ 30 kg/m2 Adipositas Abbildung 2 – Definition der Adipositas
Laut Daten der Statistik Austria aus den Jahren 2006/2007 (21), sind 43% der männlichen
Bevölkerung in Österreich übergewichtig und 12% adipös, womit mehr als die Hälfte aller
männlichen Österreicher nicht normalgewichtig ist. Frauen sind mit 29% etwas seltener
übergewichtig, der Anteil an adipösen Frauen ist allerdings mit 13% geringfügig größer als
bei den Männern. In absoluten Zahlen wurden 860.000 Menschen in Österreich als adipös
vermerkt, wobei man 460.000 Frauen, und 400.000 Männer zählte.
1.2.2 Adipositas und die Bedeutung in der Schwangerschaft
Eine amerikanische Studie konnte zeigen, dass Adipositas in der Schwangerschaft
kontinuierlich zunimmt (22), und dies im Durchschnitt um 0,5% pro Jahr zwischen 2003
und 2009.
Es gibt außerdem zahlreiche Studien, welche die Assoziation von Adipositas und
Schwangerschaftskomplikationen bereits beschrieben haben. Auffallend oft stand dabei ein
erhöhter BMI mit erhöhten Raten an Geburtseinleitungen (23,24), Gestations Diabetes
Mellitus und schwangerschaftsassoziiertem Hypertonus sowie erhöhtem Geburtsgewicht
11
und Large for gestational age babies (welches wiederum mit einer erhöhten Rate an
Geburtsverletzungen bei der Mutter einhergeht) (23-25), einer erhöhten Rate an Sectiones
(23-25) beziehungsweise häufigeren vaginal - operativen Geburten (23) sowie vermehrten
postpartalen Blutungen und Totgeburten (24)
in Verbindung. Beschrieben wurden
außerdem eine geringere Rate stillender Mütter, wodurch Langzeitkomplikationen beim
Kind begünstigt werden können (24).
Im Folgenden soll auf die Ursachen der unerwünschten Effekte der Adipositas auf Mutter
und Kind eingegangen werden. Mütterliche Adipositas kann sich durch einen veränderten
Glucose-Metabolismus
darstellen,
durch
welchen
verschiedene
mütterliche
Voraussetzungen so pathologisch verändert sind, dass sie einen negativen Einfluss auf den
Fetus haben können. Diese pathogenen Faktoren könnten nun, ausgelöst durch die
intrauterine Gegebenheiten der adipösen Mutter, Entwicklungsprozesse stören sowie zu
einem epigenetischen „malprogramming“ führen (26).
Hyperglykämie ist ein bekannter Risikofaktor, der negative Voraussetzungen für die
embryonale und fetoplazentare Entwicklung schafft (27). Dabei konnte zum Beispiel eine
starke Assoziation der mütterlichen Glukosewerte, welche noch unter der diagnostischen
Grenze des Diabetes liegen, mit erhöhtem Geburtsgewicht aufgezeigt werden (27). Dies ist
auf
eine
(zum
Teil
physiologische)
Insulinresistenz
in
der
Schwangerschaft
zurückzuführen. Die Insulinsekretion erreicht ihren zweifachen Wert zwischen dem ersten
und dritten Trimester und es scheint eine physiologische Konsequenz zu sein, dass sich die
Insulinresistenz dabei verschlechtert. Dies mag den Grund haben, dem wachsenden Fetus
eine ausreichende Glukoseaufnahme zu garantieren, wobei die Glukoseaufnahme der
Mutter vermindert wird (28) und die Hyperglykämie bei erhöhter Insulinproduktion und –
resistenz bei Mutter und Kind auffällig wird (26).
Weiters spielen Prostaglandine und Stickstoffmonoxid (NO = nitric oxide) während der
normalen embryonalen Entwicklung eine wichtige Rolle und Fluktuationen in der
Produktion, wie sie bei Adipositas vorkommen, können dabei negative Auswirkungen
haben (26).
Auch der Lipotoxizität, also der fehlerhaften Aufnahme und Produktion von Fettsäuren
12
und die subsequente Entstehung lipotoxischer Substanzen, welche zu Zelluntergang und
Dysfunktion führen können, wurde eine Rolle zugeschrieben (26). Die dabei vermutlich
zugrundeliegenden Mechanismen sind bei „upper-body fat“ eine vermehrte Lipolyse, die
Spaltung von Fetten, die Infiltration von inflammatorischen Zellen sowie die Produktion
von Adipokinen, (29) welche Zytokine darstellen, die vom Fettgewebe sezerniert werden.
Zusammenfassend ist Adipositas in der Schwangerschaft ein großer Risikofaktor sowohl
für die Mutter als auch das Kind. Dabei ist wohl die Ernährungs- und Lebensgewohnheit
der Mutter ausschlaggebend in der Entwicklung von maternaler Adipositas und
Übergewicht. Die oben angeführten Mechanismen versuchen die veränderten Vorgänge
während der fetalen Entwicklung zu beschreiben, welche durch die mütterliche Adipositas
hervorgerufen werden können. All diese Prozesse können auf diesem Wege eine
unpassende Umgebung für die fetale Entwicklung bieten und das plazentare,
cardiovaskuläre, muskuloskeletale, neurologische sowie das metabolische System von
Mutter und Kind negativ beeinflussen (26).
1.2.3 Adipositas und Depression
Sowohl Adipositas als auch die Depression haben als häufig vorkommende Erkrankungen
in unserer Gesellschaft Relevanz. Wie bereits besprochen ist Adipositas ein Risikofaktor
für weitere Erkrankungen und kann in vielen Fällen als zusammenhängend mit anderen
Erkrankungen betrachtet werden. Somit ergab sich auch die Vermutung, Adipositas stehe
mit der Entwicklung einer Depression, oder v.v., in Verbindung.
Aufgrund dieser zweiseitigen Beziehung soll hier auf den Review von Faith et al. (30)
hingewiesen werden. In diesem Review konzentrierte man sich zum Zwecke des Beleges
eines Zusammenhanges zwischen Adipositas und erhöhtem Depressionsrisiko auf
prospektive Studien. Es wurde schlussendlich eine Assoziation in der Entwicklung von
Adipositas zu Depressionen gefunden, wobei die Ergebnisse von 25 prospektiven Studien
zu 80% signifikante Zusammenhänge darlegen konnten (30). Der Nachweis eines
Zusammenhanges in der Entwicklung von Adipositas aus einer depressiven Erkrankung
war allerdings inkonstant, da nur 53% der eingeschlossenen Studien einen Zusammenhang
zeigen konnten. Des Weiteren muss dabei das Mitwirken anderer Einflussfaktoren bedacht
13
werden, da zum Beispiel auch die Gabe trizyklischer Antidepressiva eine starke Wirkung
auf die Gewichtszunahme haben kann. Es lässt sich also zusammenfassend sagen, dass
Adipositas das Risiko einer depressiven Erkrankung erhöht (30). Schlussfolgernd ist also
die Frage, ob Adipositas bei schwangeren Patientinnen das Risiko für eine peripartale
Depression erhöht, durchaus angebracht.
Noch immer stellt sich aber die Frage, wodurch dieser Zusammenhang zwischen
Adipositas und der Entwicklung von Depressionen bedingt ist. Verschiedene in der
Literatur diskutierte kausale Zusammenhänge zwischen Adipositas und einer sich daraus
entwickelnden Depression wurden von Thormann et.al. 2013 (31) in folgender Grafik
übersichtlich dargestellt.
Abbildung 3: Zusammenhänge zwischen Adipositas und der Entwicklung einer Depression nach
Thormann et.al. 2013
14
Augenscheinlich ist die Überlegung, dass funktionelle Einschränkung durch Adipositas
und Übergewicht zu Depressionen führen kann. Bereits geringe körperliche Aktivität steht
nachweislich mit einer protektiven Wirkung gegenüber Depressionen in Verbindung (32).
Der Umkehrschluss lässt also zu, dass eine verminderte körperliche Aktivität zur
Entstehung von Depressionen beitragen kann. Sorgen und Bedenken über das eigene
Gewicht sowie über das äußere Erscheinungsbild werden häufig durch gesellschaftliche
Stigmatisierung vermittelt (31).
Adipositas birgt in einer Gesellschaft, die adipöse Patientinnen in einen sozialen Kontext
stellt, in dem sie stigmatisiert und diskriminiert werden, die Gefahr, als Promotor für ein
negatives Selbstbild zu funktionieren (33). Dadurch wird auch die Beziehung zum Essen in
einen kontradiktionalen Kontext gesetzt und außerdem ein Einfluss auf die Motivation des
Individuums zur Gewichtsabnahme ausgeübt (33). Da eine, wie eben beschriebene,
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körperbild einen Einfluss auf die Entwicklung von
Depressionen bei adipösen Patienten zu haben scheint (34) kann man davon ausgehen, dass
Stigmatisierung und soziale Vorurteile ebenso eine Rolle im Zusammenhang zwischen
Adipositas und der Entwicklung einer Depression zukommt.
Der in der Grafik anzutreffende Begriff Lebensqualität wird verwendet, um den Einfluss
schwerer körperlicher und psychischer Erkrankungen auf das Leben der Betroffenen
quantifizieren zu können (31). Allerdings wirken sich auch depressive Symptome negativ
auf Leistungsfähigkeit sowie soziale Beziehungen aus, woraus wiederum große
Unzufriedenheit sowie eine Einschränkung der subjektiven Befindlichkeit resultieren.
Diesbezüglich muss also darauf geachtet werden, dass dieser Zusammenhang zweiseitig
ist. Trotz aller Zusammenhänge zwischen Adipositas und verminderter Lebensqualität
muss bedacht werden, dass es durch die Vielzahl der psychischen und körperlichen
Komorbiditäten, die sich durch das Bestehen einer Adipositas ergeben, besonders
schwierig ist, die zugrunde liegenden Mechanismen zu erklären (31).
Essstörungen, die mit Adipositas auftreten, diese bedingt haben, oder aber durch
wiederholte Versuche von Diäten entstehen, wie beim Binge-Eating-Syndrom (31), können
ebenso die Entstehung von depressiven Symptomen begünstigen. Das Binge-EatingSyndrom zählt zu den Essstörungen, und Patienten mit dieser Störung erleiden
Heißhungerattacken mit Kontrollverlust (35). Als Auslöser werden Gefühle der Leere,
15
Langeweile oder Einsamkeit genannt, und häufig empfinden die Patientinnen nach den
Essattacken Ekel und Schuldgefühle, fühlen sich angewidert, frustriert und deprimiert (35).
So wurde gezeigt, dass beim Binge-eating-Syndrom die Wahrscheinlichkeit eine
Adipositas sowie schwere depressive Symptome zu entwickeln, zweimal so hoch ist wie in
einer Kontrollgruppe ohne Binge-eating-Syndrom (36). Weiters konnte gezeigt werden,
dass manche Patienten nach bariatrischen Operationen Essstörungen entwickeln oder zu
ihren alten Essgewohnheiten zrückkehren, wodurch der Erfolg der Operation nicht
gegeben ist (37). Somit wird interessanterweise ersichtlich, dass auch bariatrische
Operationen alleine nicht ausreichend sind, um psychosoziale Funktionsfähigkeit,
Essverhalten und Lebensqualität
zu verbessern (31), wodurch natürlich auch die
Entwicklung von depressiven Symptomen begünstigt wird.
Dem proinflammatorischen Effekt von Adipositas kommt ebenfalls eine Rolle zu. Wie von
Thormann et.al. (31) dargelegt (siehe Abbildung 3), werden in dem Erklärungsmodell auch
neuroendokrin-immunologische Vorgänge vermutet.
Leptin. Leptin ist ein Neurotransmitter, welcher in Fettzellen produziert wird und eine
Funktion in der Regulation des Appetites hat (38). Relevant ist dabei in diesem Fall, dass
die Rate der Leptinproduktion mit der Ausprägung der Adipositas bei Patientinnen
zusammenhägt, nämlich dass adipöse Patienten im Vergleich zu Normalgewichtigen
erhöhte Leptinwerte aufweisen. Diese stehen außerdem in Zusammenhang mit der Menge
an Fettgewebe. Zu den durch Leptin ausgelösten Effekten zählt man eine Reduktion der
Nahrungsmittelaufnahme. Eine Erhöhung der Leptinwerte bei adipösen Patienten bewirkt
allerdings nicht die erwarteten Effekte, weshalb eine Leptinresistenz bei Adipositas
vermutet wird. Diese Theorie wird auch dadurch untermauert, dass exogen zugeführtes
Leptin bei adipösen Patienten keine Gewichtsabnahme bewirkt (38). Trotzdem ist zu
sagen, dass ein großer Anteil der individuellen Variabilität von Plasma Leptin Spiegel
Konzentrationen unabhängig vom Körperfett zu sein scheint(38). Leptin bewirkt jedenfalls
die vermehrte Expression von Interleukin-6 (IL-6), wodurch auch vermehrt C-reaktives
Protein (CRP) abgegeben wird (39).
Interleukin-6, welches überdies eine wichtige Quelle im Fettgewebe besitzt (40), gehört
zur Gruppe der proinflammatorischen Zytokine und es wird ihm eine Rolle als Aktivator
der Akute-Phase-Proteine zugeschrieben, zu welchen auch CRP zählt. Adipositas bewirkt
16
also einen systemischen Zustand leichter Inflammation, welcher in Zusammenhang mit
neuropsychiatrischen Effekten stehen könnte (41). Depression per se steht ebenfalls in
Zusammenhang mit CRP, IL-6 und IL-1 (Interleukin-1) (39). Wie dieser Zusammenhang
nun ursächlich wirkt, scheint nicht geklärt zu sein.
CRP. Weiters wurde der Zusammenhang von CRP, Adipositas und depressiven
Symptomen beschrieben (41). In Studien konnte gezeigt werden, dass Adipositas eine
signifikante Assoziation zu depressiven Symptomen hatte und diese depressiven
Symptome ihrerseits wiederum mit der Konzentration des CRPs in Verbindung standen
(41) sowie, dass Depression, CRP, IL-1 und IL-6 positiv korrelieren, und dass der BMI
dabei eine Mediatorenrolle einzunehmen scheint (39). Dadurch wurde die Annahme
bekräftigt, dass chronische Entzündungsprozesse eine Schlüsselrolle für die Erklärung
depressiver Erkrankungen bei Adipositas darstellen. Trotzdem konnte eine Beziehung
zwischen BMI, Depression und CRP nicht immer nachgewiesen werden (42). Es konnte
zusätzlich gezeigt werden, dass der BMI nicht nur mit IL-6, sondern auch mit sTNF-Rs in
Verbindung steht (43). sTNF-Rs sind die löslichen Rezeptoren des TNF-alpha
(=Tumornekrosefaktor alpha). TNF-alpha spielt eine wichtige Rolle in der Abwehr, aber
auch der Immunantwort und zählt ebenfalls zu den Zytokinen, welche die Akute-PhaseProteine aktivieren. Über die Rezeptoren ist allerdings weniger bekannt (43). Ein erhöhter
Spiegel an TNF-alpha kann dazu beitragen, die zentrale Serotoninkonzentration zu
reduzieren und eine depressive Symptomatik damit begünstigen (31).
Nochmals zu erwähnen ist die Tatsache, dass bei der Betrachtung der Möglichkeiten einer
Entwicklung von Adipsitas aus einer zuvor bestandenen Depression zwischen einem
krankheitsimmanente und einem pharmakologischen Anstieg des Gewichtes unterschieden
werden muss (31). Wie bereits an früherer Stelle erwähnt, bewirken manche
Antidepressiva,
vor
allem
Trizyklika
und
Tetrazyklika,
aber
auch
weitere
Wirkstoffklassen, einen Gewichtsanstieg (31).
Die Zusammenhänge in diesem Modell scheinen komplex zu sein und lassen sich mit
großer Wahrscheinlichkeit nicht strikt voneinander trennen. Viel mehr ist anzunehmen,
dass sich die in diesem Kapitel beschriebenen Mechanismen gegenseitig beeinflussen und
dabei nicht einer strengen Vorher-Nachher-Beziehung folgen müssen.
17
1.3 Adipositas und die peripartale Depression – gibt es einen
gemeinsamen Nenner?
Entzündliche Prozesse spielen eine Schlüsselrolle im Zusammenhang zwischen Adipositas
und der Entwicklung von Depressionen. Die proinflammatorischen Zytokine IL-1, IL-6,
und CRP wurden in Zusammenhang mit dem Vorhandensein von Depressionen gebracht,
und Adipositas wird dabei eine komplementäre Rolle zugedacht (39) Die mit Adipositas
assoziierte Insulinresistenz ist auch mit den erhöhten Werten an proinflammatorischen
Zytokinen verbunden (44).
Die Schwangerschaft wurde lange Zeit als ein Prozess angesehen, der als Schutzfunktion
dem Kind gegenüber immunsuppresiv wirkt. Nun konnte aber gezeigt werden, dass die
Serumwerte von IL-6 signifikant im Laufe der Schwangerschaft ansteigen, sowie nach der
Geburt hoch bleiben. Allerdings konnten dies nicht für TNF-alpha im Rahmen einer
normalen Schwangerschaft nachgewiesen werden (45). Man kann also aus diesen
Ergebnissen schließen, dass zwar milde, aber signifikante inflammatorische Aktivität in
den Prozess einer normalen Schwangerschaft involviert ist und eventuell sogar eine
wichtige physiologische Rolle spielt (45).
In unserem Modell ist diese Tatsache deshalb von Bedeutung, da Inflammation sowohl
eine Rolle in der Entwicklung der Adipositas, als auch in der Entwicklung der Depression
spielen kann, und Schwangerschaft als ein Zeitraum mit latent erhöhter inflammatorischer
Aktivität somit einen prädisponierenden Zustand darstellen könnte. Außerdem wurde
bereits besprochen, dass depressive Symptome während der Schwangerschaft einen positiv
prädiktiven
Wert
für
postpartale
Depressionen
haben
und
postpartal
erhöhte
proinflammatorische Serummarker könnten auch auf diesen Prozess Einfluss ausüben
indem sie über den Schwangerschaftsverlauf eine prädisponierende Umgebung schaffen,
wenn sie wie oben beschrieben bereits während der Schwangerschaft erhöht waren.
Dass
tatsächlich
ein
Zusammenhang
zwischen
depressiven
Symptomen
und
proinflammatorischen Serummarkern in der Schwangerschaft besteht, konnte gezeigt
werden, da depressive Symptome nachweislich mit höheren Serumwerten von IL-6 und
TNF-alpha bei schwangeren Patientinnen in Verbindung standen (46,47).
18
Die vermehrte Expression von IL-6 wird durch das Leptin bewirkt. Leptin bewirkt
physiologisch eine Hochregulation von CRH, welches an sich katabol wirkt und die
Nahrungsaufnahme reduziert. Während der Schwangerschaft steigt der Plasmawert des
CRH an (48), was einem physiologischen Vorgang entspricht. Ein großer Teil des CRH in
der Schwangerschaft wird von der Placenta an den mütterlichen als auch den fetalen
Kreislauf abgegeben, wodurch ein Einfluss auf die mütterliche und fetale HypothalamusHypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA) ausgewirkt wird (49). Eine gestörte
Regulation von Stresshormonen bei depressiven Patientinnen wird nun auch nachweislich
durch die erhöhte Sekretion von Corticotropin-releasing-hormon (CRH) bedingt (50).
Auch das Serumcortisol sowie das adrenocortikotrope Hormon (ACTH) können erhöht
sein (31) und so stellt die Überaktivierung der HPA-Achse eine mögliche Hypothese zur
Pathogenese von Depressionen dar (31,51).
Da CRH vornehmlich über CRH1-Rezpetoren zu depressiven Symptomen führt, wurden
diese Rezeptoren außerdem auch als therapeutisches Ziel interessant. Die Rolle der HPAAchse ist also aufgrund der dokumentierten Aktivierung in diesem System bei
Depressionen ein wichtiger Interessenspunkt für psychiatrische Erkrankungen.
CRH spielt in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle spielt und das Ausmaß, in welchem
die Höhe des CRH während der Schwangerschaft Einfluss auf die Entstehung einer
peripartalen Depression nimmt ist somit von großem Interesse. Erhöhte CRH-Werte im
mittleren Schwangerschaftsdrittel stehen nachweislich mit peripartalen, depressiven
Symptomen, aber nicht mit postpartalen depressiven Symptomen in Zusammenhang (52).
Nach der Schwangerschaft fällt das CRH dann rapide ab, da die Produktion aus der
Plazenta fehlt und die HPA ist wie bereits besprochen in den ersten Wochen postpartal
refraktär gegen die externe Gabe von CRH. Es besteht eine unterdrückte ACTH-Antwort
(19), was auf eine ausgeweitete zentrale Suppression der HPA postpartal schließen lässt.
Die Vermutung, wie von Rich-Edwads et.al. (52) geäußert,
liegt also nahe, dass
Patientinnen mit hohen CRH-Werten während der Schwangerschaft eine protrahiertere
refraktorische Phase in der postpartalen Periode erfahren und eventuell dadurch der
Zusammenhang mit der Entwicklung einer postpartalen Depression entsteht.
Die in Punkt 1.2.3. erklärten Zusammenhänge zwischen Adipositas und Depressionen sind
natürlich auch für die Zeit während und nach der Schwangerschaft gültig. Stigmata
19
bezüglich des Gewichtes und Essstörungen, sowie eine dadurch und durch das
Übergewicht getriggerte verminderte Lebensqualität können während der Schwangerschaft
wohl genauso belastend für die Patientin sein, ja vielleicht noch erschwerend wirken.
Somit kann dieses Erklärungsmodell zur Entstehung von Depression aus Adipositas und
v.v. bei schwangeren Patientinnen ohne Bedenken angewandt werden.
20
2.
Material und Methoden
2.1 Messinstrument – die EPDS
Die EPDS, Edinburough postnatal depression scale, ist ein validiertes Messwerkzeug zur
Erhebung des postpartalen Risikos einer schwangerschaftsassoziierten Depression. Die
EPDS ist seit 1987 in Verwendung, wo sie zum Screening der postpartalen Depression
erstmals vorgestellt wurde (53). Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde ihr eine
zufriedenstellende Sensitivität und Spezifität im Screening einer postpartalen Depression
zugesagt, sowie der große Vorteil der schnellen Durchführung in 5 Minuten hervorgehoben
(53).
Die deutsche Fassung der EPDS wurde validiert und zeigte dabei ebenfalls eine
zufriedenstellende
Sensitivität
und
Spezifität.
Bei
einem
EPDS-Summenscore-
Schwellenwert von 9,5 wurde dabei eine Sensitivität von 0,96 und eine Spezifität von 1
ermittelt
(54).
Ebenso
erwies
sich
die
Tatsache,
dass
es
sich
bei
dieser
Selbstbeurteilungsskala um eine sehr benutzerfreundliche Form des Screenings handelt,
welche sowohl für die klinische, als auch die wissenschaftliche Anwendung geeignet ist
(54). Außer für die deutsche Sprache wurde die EPDS bisher in ca. 20 Sprachen übersetzt
und hat sich demnach international durchsetzen können.
Das Design der EPDS wurde zwar ursprünglich für das Screening einer postpartalen
Depression entworfen; die Selbstbeurteilungsskala wurde allerdings auch für die
Schwangerschaftsdepression validiert und kann somit auch während der Schwangerschaft
Auskunft über eine mögliche Depression geben (55). Nicht validiert ist sie allerdings für
die ersten Wochen nach der Geburt, da die emotionale Instabilität vieler Frauen im
Wochenbett wohl zu vermehrt falsch positiven Werten führen würde (56).
Es handelt sich bei der EPDS um ein Hilfsmittel, depressive Verstimmungen in der
postpartalen Periode zu erfassen und dient damit als Screeningwerkzeug. Als solches soll
sie die Stimmungslage der Patientinnen während der letzten sieben Tage erfassen. Es
handelt sich bei der EPDS, hingegen der oft falschen Angaben, nicht um ein
21
Diagnosewerkzeug (56). Im Rahmen von Studien ist teilweise bei einem erhöhten EPDSScore (>13) von einer diagnostizierten depressiven Störung die Rede, obwohl keine
weitere Evaluation erfolgte. Die EPDS ist deshalb nicht als Diagnosekriterium aufzufassen,
weil eine depressive Verstimmung eventuell nicht von Dauer sein kann und sich aber
trotzdem in Form eines erhöhten Scores niederschlägt.
Auf keinen Fall soll sie also als Ersatz für eine eingehende psychiatrische Evaluation
dienen, sondern vielmehr ein Hilfsmittel für häufige Anlaufstellen der (werdenden) Mütter
darstellen. Zu diesen Anlaufstellen zählen zum Beispiel Kinderärzte, Gynäkologen,
Hausärzte, Hebammen und Stillberaterinnen.
Jedenfalls muss jeder Frau die einen erhöhten Score aufweist, die Möglichkeit gegeben
werden über ihren derzeitigen Zustand zu sprechen, damit eine weitere Entscheidung
bezüglich Planung und Therapie getroffen werden kann (56).
2.1.1 Merkmale der EPDS
Hier möchte ich auf den Fragebogen „Befindlichkeitsbogen EPDS“ im Anhang verweisen.
Die EPDS umfasst 10 Fragen zur Selbstbeurteilung. Zu jeder gestellten Frage hat die
Patientin
die
Möglichkeit,
zwischen
vier
Antworten
auszuwählen.
Diese
Antwortmöglichkeiten sind jeweils mit einem Punktewert versehen, welcher von 0-3
reicht. Die erzielten Punkte aller 10 Fragen werden sodann addiert und die Summe dieses
errechneten Wertes ergibt einen Score.
Der höchst erreichbare Wert liegt bei 30 Punkten, der niedrigste bei 0. Je nach Höhe des
Scores wird folglich eine Einteilung nach der Wahrscheinlichkeit einer Depression
getroffen.
Die 10 Fragen sind so formuliert, dass sie versuchen, Affekt und Freude, Schuldgefühle
und Ängste sowie Panik, das Gefühl von Überforderung, Schlafstörungen, Traurigkeit und
Suizidgefahr zu erfragen. Teilweise ist darauf zu achten, dass die Punkte sinngemäß in der
umgekehrten Reihenfolge vergeben werden.
22
Erreicht die Patientin einen Score von 0-9, so ist die Wahrscheinlichkeit für eine
Depression gering. Erreicht die Patientin einen Score von 10-12, so ist die
Wahrscheinlichkeit für eine Depression mäßig vorhanden. Erreicht die Patientin
schließlich einen Score ≥13, so ist die Wahrscheinlichkeit für eine Depression hoch.
Bezüglich der Cut-off Werte herrscht weitgehend Übereinkunft, dass Frauen mit Werten
≥13 eine 60-100 % Wahrscheinlichkeit haben, an einer Depression zu leiden.
Wiederum ist an dieser Stelle von der Wahrscheinlichkeit der Erkrankung die Rede, da
eine Diagnose wie bereits besprochen trotz eines hohen Scores alleine durch die EPDS
nicht gestellt werden kann.
2.1.2 Anwendung der EPDS
Prinzipiell ist eine Anwendung des EPDS zu jeder Zeit möglich. Es wird eine Anwendung
6-8 Wochen nach der Geburt empfohlen, sowie eine Wiederholung nach drei und sechs
Monaten, wobei zwischen zwei Anwendungen mindestens zwei Wochen liegen sollen. Die
Patientin wird gebeten jene Antwort am Antwortbogen zu markieren, die am ehesten der
Realität entspricht, wie sie sich während der letzten 7 Tage gefühlt hat. Bei der
Verwendung der EPDS wird bezüglich der Anwendung empfohlen, die folgenden Punkte
zu beachten (56):
•
Sie sollte nur verwendet werden, wenn eine Behandlungsmöglichkeit
besteht.
•
Eine Überweisungsmöglichkeit für schwer depressive Frauen muss
vorhanden sein.
•
Frauen sollen den Bogen selbst, ohne Hilfe und möglichst schnell ausfüllen.
•
Die Bedingungen, unter denen die Frauen diesen Bogen ausfüllen: Sie
sollten ausreichend Information über den Sinn der Befragung bekommen
und die Möglichkeit haben, diese auch abzulehnen. Die Umgebung sollte so
sein, dass die Frau sich wohl fühlt und die Professionellen sich zutrauen mit
einer Frau umzugehen, die ihre Gefühle ausdrückt.
[45] Klier, CM
23
Gleich an dieser Stelle soll die Einhaltung dieser Empfehlungen diskutiert werden. Im
Rahmen dieser explorativen Studie war die Möglichkeit der Überweisung einer schwer
depressiven Frau stets gegeben.
Ebenso bestand zu jeder Zeit die Möglichkeit zur
Behandlung, falls dies erwünscht war. Jeder teilnehmenden Patientin, die sich mit einem
Score >=10 präsentierte, wurde die Möglichkeit eines weiteren Gespräches mit einer
qualifizierten Fachkraft, sowie die Option der Vermittlung von Telefonnummer und
Kontaktdaten angeboten.
Die EPDS bietet außerdem den großen Vorteil, durch die gezielte Frage nach
Suizidgedanken jene Patientinnen schnell zu screenen, die suizidal gefährdet sein könnten.
Damit ergibt sich natürlich je nach Zeitpunkt der Anwendung der Selbstbeurteilungsskala
die Möglichkeit einer frühzeitigen Intervention.
Beim Ausfüllen des Bogens wurde stets darauf geachtet, dass die Patientinnen die EPDS in
einer ruhigen Umgebung durchführen konnten, sowie dass mögliche Störfaktoren
minimiert wurden. Außerdem wurde versucht, die Patientinnen möglichst alleine
anzutreffen, ohne dass Partner, Familienangehörige, Bekannte, oder Außenstehende
Einfluss auf die Beantwortung des Fragebogen ausüben konnten.
Vor jeder Durchführung wurden die Patientinnen außerdem auf die Freiwilligkeit ihrer
Teilnahme hingewiesen, und in einem ausführlichen Gespräch über die Sinnhaftigkeit und
den Nutzen der Durchführung des Testes konnten alle aufkommenden Fragen beantwortet
werden.
24
2.2
Datenerhebung
2.2.1 Einschluss- und Ausschlusskriterien
Eingeschlossen wurden schwangere Frauen unter Berücksichtigung der Ein- und
Ausschlusskriterien, die im Rahmen ihrer Untersuchungen das Universitätsklinikum für
Gynäkologie und Geburtshilfe aufsuchten. Die deutsche Sprache musste in Wort und
Schrift gut verständlich sein, da die EPDS in der deutschen Version zur Anwendung kam.
Es musste ein komplikationsloser Schwangerschaftsverlauf vorliegen, sowie ein
Mindestalter von 18 Jahren und ein Höchstalter von 45 Jahren.
Ausschlusskriterien waren fetale Fehlbildungen, Frühgeburtsbestrebungen, vorzeitiger
Blasensprung, vorzeitige Wehentätigkeit und schwerwiegende internistische Erkrankungen
der Mutter.
2.2.2 Rekrutierung
Die
Studie
wurde
an
der
Klinik
für
Gynäkologie
und
Geburtshilfe
des
Universitätsklinikum Graz durchgeführt. Im Rahmen des ersten Protokolls (Version 1.1)
wurde festgelegt, dass die Rekrutierung der Patientinnen zum Zeitpunkt des oGTT (oraler
Glucose Toleranztest) stattfinden soll, zu welchem die Patientinnen an die Klinik kommen.
Dieser Test wird standardmäßig in der 26.-30. Schwangerschaftswoche durchgeführt.
Aus organisatorischen Gründen wurden die oralen Glucose Toleranztests in den
niedergelassenen Bereich verlegt, weshalb das Protokoll geändert wurde. Es erging ein
schriftlicher Bescheid „Meldung einer Protokolländerung“ an die Ethikkommission, in
welchem festgehalten wurde, dass der Schwangerschaftsfortschritt beziehungsweise die
Schwangerschaftswoche, in der sich die Patientinnen zu dem Zeitpunkt befanden, wenn sie
die EPDS erstmalig beantworten, stärker variieren kann.
Eingeschlossen wurden Patientinnen, die an der Abteilung für Gynäkologie und
Geburtshilfe zwischen November 2011 und Jänner 2012 zum oGTT, und zwischen Jänner
2012 und Juli 2012 während der gesamten Schwangerschaft zur Routinekontrolle in der
25
Ambulanz der Gebärklinik erschienen. 50 Patientinnen sollten in die Studie eingeschlossen
werden, schließlich wurden 60 Patientinnen rekrutiert, 54 davon nahmen an beiden
Zeitpunkten der Befragung mittels EPDS teil.
Die Rekrutierung erfolgte persönlich durch die Diplomantin. Eine Beendigung der
Teilnahme an der Studie von Patientinnenseite war jederzeit möglich. Beginn der
Datensammlung war November 2011, der endgültige Abschluss der Datenerhebung
November 2012.
2.2.3 Ablauf der Datenerhebung
Nachdem sich die Patientinnen bereiterklärten, an der klinischen Studie teilzunehmen,
erhielten sie ein Kuvert, welches folgende Unterlagen enthielt: einen EPDS-Bogen, eine
fünfseitige Patientinneninformation und Einwilligungserklärung zur Teilnahme an der
klinischen Prüfung, sowie einen zusätzlichen Bogen zur Einwilligungserklärung.
Die Patientinnen wurden über den Ablauf und Sinn der klinischen Prüfung unterrichtet und
konnten alle aufkommenden Fragen stellen. Die Patientinnen erklärten sich ebenfalls damit
einverstanden, dass spezifische medizinische Daten wie zum Beispiel Größe, Gewicht,
oder Geburtstermin erhoben wurden. Außerdem wurden die Patientinnen darüber
informiert, dass die Weitergabe der Daten ausschließlich zu statistischen Zwecken in
verschlüsselter, also anonymisierter Form passierte. Dies bedeutete für die Patientinnen,
dass sie nicht namentlich genannt wurden.
Als Evidenz verblieb ein Duplikat der fünfseitige Patientinneninformation und
eine
Einwilligungserklärung bei der Patientin, außerdem hatten die Patientinnen über die
Kontaktdaten auf dem Aufklärungsbogen die Möglichkeit, sich jederzeit mit den
Kontaktpersonen in Verbindung zu setzen.
Die Patientinnen wurden über eine von den Teilnehmerinnen angegebene Telefonnummer
6 bis 8 Wochen nach der Geburt kontaktiert. Den Teilnehmerinnen wurde am Telefon
nochmals jede Frage verständlich vorgelesen, sowie die möglichen Antwortmöglichkeiten
26
vorgegeben. Die Patientinnen gaben dann die für sie am besten passende Antwort, welche
sodann gekennzeichnet wurde.
2.2.4 Erfassung des EPDS-Scores
Der präpartale Score wurde als „EPDS 01“, der postpartale Score als „EPDS 02“ erfasst.
Alle Patienten würden mit einer fortlaufenden Nummer codiert (pseudonymisiert). Die
auszuwertenden Daten wurden nur mit diesem Code versehen in einer Excel-Tabelle auf
einem PC mit Zugriffsbeschränkung an der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe
gespeichert und anschließend ausgewertet.
EPDS01 EPDS02 •  Zeitpunkt 1 gravide Patientin •  Zeitpunkt 2 postpartale Patientin Abbildung 4 – Zeitpunkte der EPDS-Testung
2.2.5 Erfassung weiterer klinischer Daten
Klinische Daten, die erhoben wurden, waren Alter, Größe, Gewicht und das Ergebnis des
oralen Glucose Toleranztests. Zur Erhebung dieser klinischen Daten war ein Zugang zu der
allgemeinen Datenbank Medocs und der geburtshilflichen Datenbank Pia notwendig. Es
wurde um Zugang zu diesen Datenbanken angesucht und dieser in Folge bewilligt. Die
Daten konnten über einen Computer am Landeskrankenhaus Graz erfasst und in eine
Excel-Tabelle eingetragen werden.
Das Alter wurde durch das Geburtsdatum errechnet. Die Größe der Patientinnen wurde als
sich nicht verändernder Faktor aus der Dokumentation aus Pia übernommen.
27
Bezüglich des Gewichts war sehr oft nur das aktuelle Gewicht der Patientinnen zugänglich.
Je nach Schwangerschaftsfortschritt kann dieses aber sehr variieren. Es wurde demnach
angestrebt, objektivierbare Werte für die Variabel Gewicht zu erhalten. Da das Gewicht
während der Schwangerschaft starken Schwankungen unterliegt, konnte das aktuell
während der Schwangerschaft gewogene Gewicht nicht herangezogen werden. Deshalb
wurde das aktuelle Gewicht der Patientin für eine Berechnung herangezogen. Dazu wurden
aktuelles Gewicht und derzeitige Schwangerschaftswoche betrachtet. Ziel war, ein
Gewicht zu schätzen, welches am ehesten dem Gewicht der Patientin entspricht, welches
sie vor der Schwangerschaft hatte. Die physiologische Gewichtszunahme während der
Schwangerschaft wird in der folgenden Abbildung dargestellt.
1.-­‐3. Monat •  keine wesentliche Gewichtszunahme 4.-­‐6. Monat •  Gewichtszunahme 200-­‐250g/Woche 7.-­‐10. Monat •  Gewichtszunahme 400-­‐500g/Woche Abbildung 5 - physiologische Gewichtszunahme während der Schwangerschaft
Bei
schlanken
Frauen
beträgt
die
physiologische
Gewichtszunahme
in
der
Schwangerschaft 12,5 kg – 18 kg. Bei Frauen im mittleren Gewichtsbereich sollte diese
Gewichtszunahme 11,5 kg – 16 kg betragen, und bei übergewichtigen Frauen 7 kg – 11,5
kg (3). Im ersten Trimenon wird keine wesentliche Gewichtszunahme erwartet. Für das
zweite und dritte Trimenon wird jeweils eine wöchentliche Gewichtszunahme angegeben
(3). Es wurde bei der Berechnung also die Schwangerschaftswoche der Patientin
berücksichtigt und folglich für jede Woche die ihr entsprechende Gewichtszunahme vom
aktuellen Gewicht subtrahiert. Somit konnte ein angenommenes Gewicht vor der
Schwangerschaft errechnet werden, welches von einer Gewichtszunahme im Bereich der
28
Normwerte ausgeht. Natürlich ist anzumerken, dass dies nicht immer der Realität
entspricht und somit eine potentielle Fehlerquelle darstellt. Dieser potentielle Fehler wurde
aber deshalb hingenommen, um Frauen nicht in die adipöse Patientinnengruppe
einzuteilen, welcher sie vielleicht vor der Schwangerschaft nicht angehörten.
Dies wurde vor allem deshalb entschieden, um einen Zusammenhang zwischen
veränderten EPDS-Scores während und nach der Schwangerschaft und ihre mögliche
Assoziation zum BMI aufzeigen zu können, was zwei vergleichbare Gruppen voraussetzt.
Der BMI wurde nach der bereits unter Punkt 1.2.1 genannten Formel berechnet. Bezüglich
des oralen Glucosetoleranztestes wurde nur festgehalten, ob dieser pathologisch oder
unauffällig war. Vorschriften bezüglich Datenschutz wurden zu jeder Zeit eingehalten.
29
2.3
Statistische Auswertung
Die statistische Analyse wurde mit IBM SPSS Statistics 20, sowie unter Verwendung von
Excel durchgefürht. Zugang zu IBM SPSS Statistics 20 wurde von der Medizinischen
Universität Graz bereitgestellt.
30
3.
Ergebnisse – Resultate
3.1
Patieninnentenstatistik
In der anfänglichen Rekrutierungsphase nahmen 60 Patientinnen an der Studie teil. 29
dieser Patientinnen wurden durch das Merkmal BMI > 30 der Gruppe „Adipositas“
zugeordnet und 31 Patientinnen wurden durch das Merkmal BMI< 30 der Gruppe
„Normalgewichtig“ zugeordnet. Somit konnten zwei vergleichbar große Gruppen gebildet
werden.
Gruppenanteil der zum Zeitpunkt EPDS01 rekrutierten Patientinnen (n=60) 52% 48% Adipositas (n=29) Normalgewichtig (n=31) Abbildung 6 – Gruppenverteilung zum Zeitpunkt EPDS01
54 der 60 anfänglich rekrutierten Patientinnen absolvierten den EPDS 6-8 Wochen
postpartal erneut. Von diesen 54 Patientinnen, die schließlich in die Analyse der Studie
eingeschlossen wurden, gehörten 25 Patientinnen der Gruppe „Adipositas“ an, und 29
Patientinnen der Gruppe „Normalgewichtig“.
31
Patientinnenanzahl Anzahl rekrutierter und eingeschlossener Patientinnen 60 50 40 30 20 10 0 Normalgewichtig Adipositas Rekrutiert 31 Eingeschlossen 29 29 25 Abbildung 7 – Vergleich der rekrutierten und eingeschlossenen Gruppen
Abbildung 7 stellt nun nochmals die Verteilung der Gruppen innerhalb der rekrutierten und
eingeschlossenen Patientinnen dar. Es wird ersichtlich, dass 2 Patientinnen der
normalgewichtigen Gruppe, und 4 Patientinnen der adipösen Gruppe die Studie nicht zu
Ende führten. Dieser Ausfall entspricht dem erwarteten Anteil von Studienabbrüchen von
10% genau. Im Folgenden (Abbildung 8) sieht man nun, dass die Verteilung der
eingeschlossenen Patientinnen etwas zu Gunsten der normalgewichtigen Gruppe ausfällt,
dieser Unterschied allerdings nicht gravierend ist.
Gruppenanteil der eingeschlossenen Patientinnen (n=54) 46% 54% Adipositas (n=25) Normalgewichtig (n=29) Abbildung 8 – Gruppenverteilung zum Zeitpunkt EPDS02
32
3.2
EPDS 01 und EPDS 02 – Deskriptive Statistik
Tabelle 1 - Kolmogorov-Smirnov-Test auf Normalverteilung
Mittels Kolmogorov-Smirnov-Test wurde ein Test auf Normalverteilung von EPDS 1 und
EPDS 2 durchgeführt. Dass die Nullhypothese abgelehnt wird bedeutet in diesem Fall, dass
nicht von einer Normalverteilung ausgegangen werden darf. Es wurden deshalb im
Rahmen der deskriptiven Statistik Median, Quartile, sowie Minimum und Maximum
berechnet.
EPDS 1
N
Gültig
Fehlend
Median
EPDS 2
54
54
0
0
4,00
5,00
Minimum
0
0
Maximum
23
16
25
2,00
3,00
50
4,00
5,00
75
8,00
6,25
Perzentile
Tabelle 2 – statistische Kennwerte
Die Ergebnisse von EPDS1 und EPDS2 sollen im Folgenden mittels deskriptiver Statistik
beschreiben werden. Der Median wird auch als Zentralwert der geordneten Reihe
bezeichnet. Das symmetrische Zentrum der Verteilung wird, nach Sortierung in
aufsteigender Reihenfolge, als Repräsentant der Verteilung betrachtet (57). Der Wert für
33
den Median bei EPDS01 betrug 4, der Wert für den Median bei EPDS02 betrug 5.
Das erste Quartil entspricht dem 25.Perzentil, das zweite Quartil (50.Perzentil) ist der
Median. Das dritte Quartil entspricht dann dem 75. Perzentil (58). Im Folgenden wird
anhand eines Boxplots ein guter Überblick über die Verteilung der einzelnen
Merkmalsausprägungen geschaffen. Dabei werden 50% der Verteilungen in einem Kasten,
der Rest der Verteilung in Form von Ausreißern und Whiskers ( = größter Wert der aber
noch kein Außreißer ist)
gezeigt, die waagrechte Linie markiert den Median der
Verteilung. Weiters angegeben werden Ausreißerwerte, welche mit einem Punkt
angegeben werden und mehr als das 1,5-fache der Kastenlänge vom oberen Quartil
entfernt sind. Als Extremwert werden Werte bezeichnet, die nicht mehr als Ausreißerwerte
bezeichnet
werden
können,
denn
diese
Werte
liegen
jenseits
der
3-fachen
Interquartilsdifferenz und werden dann durch einen Stern im Diagramm dargestellt (57).
Abbildung 9 - Boxplot für die Scores von EPDS01 und EPDS02
34
Die folgenden zwei Tabellen stellen als Häufigkeitstabellen der EPDS-Scores in Form von
metrischen Daten eine Übersicht der beiden Messereignisse, EPDS1 und EPDS2 dar. Die
unter Score aufgelistete Zahl bezeichnet den erreichten Scorewert der Patientinnen,
Häufigkeit bezeichnet die absolut beobachtete Häufigkeit des Auftretens, Prozent die
relative Häufigkeit
Score
Gültig
Häufigkeit
Prozent
Gültige
Kumulierte
Prozente
Prozente
0
4
7,4
7,4
7,4
1
7
13,0
13,0
20,4
2
5
9,3
9,3
29,6
3
4
7,4
7,4
37,0
4
10
18,5
18,5
55,6
5
4
7,4
7,4
63,0
6
2
3,7
3,7
66,7
7
4
7,4
7,4
74,1
8
2
3,7
3,7
77,8
9
1
1,9
1,9
79,6
10
2
3,7
3,7
83,3
11
2
3,7
3,7
87,0
13
2
3,7
3,7
90,7
14
1
1,9
1,9
92,6
15
1
1,9
1,9
94,4
17
1
1,9
1,9
96,3
18
1
1,9
1,9
98,1
23
1
1,9
1,9
100,0
54
100,0
100,0
Gesamt
Tabelle 3 – Häufigkeitstabelle der Scores von EPDS01
35
Score
Gültig
Häufigkeit
Prozent
Gültige
Kumulierte
Prozente
Prozente
0
2
3,7
3,7
3,7
2
9
16,7
16,7
20,4
3
3
5,6
5,6
25,9
4
8
14,8
14,8
40,7
5
9
16,7
16,7
57,4
6
10
18,5
18,5
75,9
7
4
7,4
7,4
83,3
8
2
3,7
3,7
87,0
11
3
5,6
5,6
92,6
12
1
1,9
1,9
94,4
14
2
3,7
3,7
98,1
16
1
1,9
1,9
100,0
54
100,0
100,0
Gesamt
Tabelle 4 - Häufigkeitstabelle der Scores von EPDS02
36
3.3 EPDS – BMI
3.3.1 EPDS01 – BMI
Die EPDS-Scores von 54 Patientinnen wurden für die Auswertung des EPDS zum
Zeitpunkt 1 herangezogen. Insgesamt zeigte sich dabei ein Score <9 in 79,6%, ein Score
10-12 in 7,4% und ein Score >13 in 13,0%. Somit erzielte der Großteil der Patientinnen bei
dieser Testung während der Schwangerschaft einen unauffälligen Score, welcher keinen
Anlass gibt, auf eine Depression schließen zu lassen. Insgesamt hatten 13,0% der
eingeschlossenen Patientinnen einen auffälligen Score mit Werten über 13, und somit ein
erhöhtes Risiko einer depressiven Erkrankung.
Betrachtet man nun die Gruppe „Adipositas“ (n=25), so finden sich Scores <9 in 76,0%,
Scores von 10-12 in 4,0% und Scores >13 in 20,0%. Innerhalb der Gruppe
„Normalgewichtig“ (n=29) finden sich Scores <9 in 82,8%, Scores 10-12 in 10,3% und
Scores >13 in 6,9%.
Fälle
Gültig
N
BMI * EPDS01
Fehlend
Prozent
54
100,0%
N
Gesamt
Prozent
0
0,0%
N
Prozent
54
100,0%
Tabelle 5 – Anzahl der verarbeiteten Fälle für die Kreuztabelle BMI/EPDS01
37
EPDS01
<9
Anzahl
Adipositas
BMI
5
1
25
% innerhalb von BMI
76,0%
20,0%
4,0%
100,0%
% innerhalb von EPDS01
44,2%
71,4%
25,0%
46,3%
24
2
3
29
% innerhalb von BMI
82,8%
6,9%
10,3%
100,0%
% innerhalb von EPDS01
55,8%
28,6%
75,0%
53,7%
43
7
4
54
79,6%
13,0%
7,4%
100,0%
100,0%
100,0%
100,0%
100,0%
Anzahl
Gesamt
10-12
19
Anzahl
normal
>13
Gesamt
% innerhalb von BMI
% innerhalb von EPDS01
Tabelle 6 – Kreuztabelle BMI/EPDS01
Innerhalb der niedrigen Scores (<9) verteilen sich die Prozentwerte annähernd gleich, denn
44,2% der Patientinnen mit einem Score <9 gehörten der Gruppe „Adipositas“ an, und
55,8% der Patientinnen gehörten der Gruppe „Normalgewicht“ an. Innerhalb der erhöhten
Scores (Score >13), welche uns eigentlich interessieren, wird ersichtlich dass von allen
Patientinnen, die >13 Punkte bei dieser ersten Testung gescored haben, 71,4% aus der
Gruppe „Adipositas“, und 28,6% aus der Gruppe „Normalgewichtig“ stammen.
Patientinnen, welche einen Score >13 erzielten und somit ein hohes Risiko haben, an einer
depressiven Erkrankung zu leiden, stammen also zu einem höheren Prozentsatz aus der
Gruppe „Adipositas“.
Um herauszufinden, ob die Zugehörigkeit der Gruppen signifikant mit der Höhe der
EPDS-Score zusammenhängt, wurde der Chi-Quadrat Test durchgeführt. Die Daten
konnten keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem BMI, und somit zwischen
Adipositas und dem Risiko, eine peripartale Depression zu entwickeln, aufzeigen. Bei
einer Irrtumswahrscheinlichtkeit von von 5% (α=0.05) ist der p-Wert größer als 0,05
(p=0,275).
38
Wert
df
Asymptotische
Signifikanz (2seitig)
Chi-Quadrat nach Pearson
Likelihood-Quotient
a
2
,275
2,661
2
,264
2,585
Anzahl der gültigen Fälle
54
Tabelle 7 – Chi-Quadrat-Test BMI/EPDS01
Folgend kommt eine graphische Darstellung des eben Besprochenen zur Anwendung. Der
relativ geringe Unterschied - vor allem der niedrigen Scores in den Gruppen wird darin
nochmals ersichtlich.
n.s.
Abbildung 10 – Häufigkeitsverteilung der Scores (EPDS01) nach Zuteilung der Gruppen
entsprechend dem BMI.
Die Abkürzung n.s. bedeutet „nicht signifikant“; somit konnte kein signifikanter
Unterschied zwischen den Gruppen „Adipositas“ und „Normalgewichtig" festgestellt
werden.
39
3.3.2
EPDS02 – BMI
Alle in der folgenden Analyse eingeschlossenen Patientinnen, haben zuvor zum Zeitpunkt
1 den EPDS01 bereits einmal durchgeführt. Gesamt zeigten 87,0% der Patientinnen einen
Score <9, 7,4% der Patientinnen zeigten einen Score von 10-12 und 5,6% der Patientinnen
zeigten einen Score >13. Wiederum erzielte somit der Großteil der Teilnehmerinnen einen
Score <9, welcher keinen Grund zur Annahme einer depressiven Erkrankung gibt.
Insgesamt hatten 5,6% aller teilnehmenden Patientinnen einen Score >13, welcher auf ein
hohes Risiko für eine postpartale Erkrankung hinweisend ist.
Innerhalb der Gruppe „Adipositas“ (n=29) zeigten 88,0% der Patientinnen einen Score <9.
4,0% der Patientinnen erzielten einen Score von 10-12 und 8% der adipösen Patientinnen
zeigten einen Score von >13. In der Gruppe „Normalgewichtig“ zeigten 86,2% Patienten
einen Score <9, 10,3% zeigten einen Score 10-12 und 3,4% zeigten einen Score >13.
Fälle
Gültig
N
BMI * EPDS02
Fehlend
Prozent
54
N
100,0%
Gesamt
Prozent
0
N
Prozent
0,0%
54
100,0%
Tabelle 8 - Anzahl der verarbeiteten Fälle für die Kreuztabelle BMI/EPDS02
EPDS02
<9
Anzahl
Adipositas
BMI
2
1
25
% innerhalb von BMI
88,0%
8,0%
4,0%
100,0%
% innerhalb von EPDS02
46,8%
66,7%
25,0%
46,3%
25
1
3
29
% innerhalb von BMI
86,2%
3,4%
10,3%
100,0%
% innerhalb von EPDS02
53,2%
33,3%
75,0%
53,7%
47
3
4
54
87,0%
5,6%
7,4%
100,0%
100,0%
100,0%
100,0%
100,0%
Anzahl
Gesamt
10-12
22
Anzahl
Normal
>13
Gesamt
% innerhalb von BMI
% innerhalb von EPDS02
Tabelle 9 – Kreuztabelle BMI/EPDS02
Innerhalb der niedrigen Scores (<9) war die Verteilung der Gruppen wieder annähernd
gleich. So gehörten 46,8% aller Teilnehmerninnen, die einen Score <9 erzielten, der
40
Gruppe „Adipositas“ an, die restlichen 53,2% gehörten der Gruppe „Normalgewichtig“ an.
Innerhalb der erhöhten Score, also der Scores >13 zählten 66,7% der Patientinnen zur
Gruppe „Adipositas“ und 33,3% zur Gruppe „Normalgewichtig“.
Wieder ist hierbei der Prozentsatz der Patientinnen, welche der Gruppe „Adipositas“
zugeiteilt waren, höher als der Prozentsatz der Patientinnen welche der Gruppe
„Normalgewichtig“ zugeteilt waren. Es konnte aber wiederum kein signifikanter
Zusammenhang
von
BMI
und
EPDS
gefunden
werden.
Bei
einer
Irrtumswahrscheinlichtkeit von von 5% (α=0.05) ist der p-Wert größer als 0,05 (p=0,539).
Wert
df
Asymptotische
Signifikanz (2seitig)
Chi-Quadrat nach Pearson
Likelihood-Quotient
Anzahl der gültigen Fälle
a
2
,539
1,281
2
,527
1,235
54
Tabelle 10 – Chi-Quadrat-Test BMI/EPDS02
Nun kommt wieder eine graphische Darstellung des eben Besprochenen zur Anwendung.
41
n.s.
Abbildung 11 – Häufigkeitsverteilung der Scores (EPDS02) nach Zuteilung der Gruppen entsprechend
dem BMI.
Die Abkürzung n.s. bedeutet „nicht signifikant“; somit konnte kein signifikanter
Unterschied zwischen den Gruppen „Adipositas“ und „Normalgewichtig" festgestellt
werden.
3.3.3
Veränderung der Scores von EPDS01 zu EPDS02
Um die Frage zu beantworten, ob sich die Ergebnisse der Tests, also die Scorewerte, über
die Zeit von Zeitpunkt 1 nach Zeitpunkt 2 ändern, wurde der bereits bekannte Cut-off Point
von 13 Punkten herangezogen. In diesem Falle wurde allerdings auf eine Einteilung der
Werte mit Hilfe des Cut-off Points von <9 Punkten verzichtet. Zu diesem Zwecke wurde
beurteilt, wie viele Patientinnen zum Zeitpunkt 1 und zum Zeitpunkt 2 jeweils einen
EPDS-Score <13, und wieviele Patientinnen einen Score >13 hatten. Die folgenden zwei
Diagramme stellen diese Verteilung graphisch dar. Weiters wurde mit Hilfe des McNemarTests für verbundene Stichproben untersucht, ob eine Veränderung von EPDS01 zu
EPDS02 eingetreten ist.
42
* p<0,05
*
Abbildung 12 – Beurteilung der Scores von EPDS01 mit Cut-off Point von 13 Punkten
87,0% (n=47) aller teilnehmenden Patientinnen (n=54) hatten bei der Testung EPDS01
einen Score <13. 13% (n=7) zeigten bei dieser Testung einen Score >13. Da p<0,05 bei
einer Irrtumswahrscheinlichtkeit von von 5% (α=0.05) war, handelt es sich um einen
signifikanten Unterschied.
43
* p<0,05
*
Abbildung 13 - Beurteilung der Scores von EPDS02 mit Cut-off Point von 13 Punkten
94,4% (n=51) aller teilnehmenden Patientinnen (n=54) zeigten zum Zeitpunkt der Testung
EPDS02 einen Score <13. Ein Score >13 wurde von 5,6% (n=3) erzielt. Da p<0,05 bei
einer Irrtumswahrscheinlichtkeit von von 5% (α=0.05) war, handelt es sich um einen
signifikanten Unterschied.
44
Abbildung 14 – McNemar –Änderungstest/Visualisierung
Von allen Patientinnen, die Bei EPDS01 einen Score <13 erzielten (n=47), zeigten 46
Patientinnen auch bei EPDS02 einen Score <13. Eine Patientin, welche bei EPDS01 einen
Score <13 aufwies, erzielte bei EPDS02 einen Score >13. Hatten die Patientinnen bei der
ersten Testung, also bei der Testung EPDS01 einen Score >13 (n=7), so zeigten 5
Patientinnen eine Verbesserung auf einen Score <13 bei EPDS02, und 2 Patientinnen einen
gleichbleibend hohen Score >13.
45
Abbildung 15 – McNemar-Test für verbundene Stichproben/Hypothesentestung
Der McNemar-Test, welcher zwei verbundene Stichproben vergleicht, wurde durchgeführt,
wobei eine wiederholte Untersuchung derselben Patientinnengruppe hinsichtlich der Höhe
des EPDS Scores durchgeführt wurde. Wie in Abbildung 14 beschrieben, soll die
Nullhypothese behalten werden. Die Nullhypothese bedeutet nun, dass sich die beiden
Untersuchungen EPDS01 und EPDS02 nicht in ihrer Häufigkeitsverteilung unterscheiden.
Es kann also nicht davon ausgegangen werden, dass die Werte in einer Gruppe so gehäuft
vorkommen, dass ein rein zufälliger Unterschied ausgeschlossen werden konnte.
46
3.4
EPDS – oraler Glucose Toleranztest
3.4.1 EPDS01 – oGTT
Um herauszufinden, ob das Ergebnis des oGTT einen Einfluss auf den EPDS Score hat,
wurde bei der Erhebung der klinischen Daten zusätzlich der Wert des oGTT erhoben.
Dieser als auffällig oder unauffällig dokumentiert, nicht als absoluter Zahlenwert.
Fälle
Gültig
N
oGTT * EPDS01
Fehlend
Prozent
54
N
100,0%
Gesamt
Prozent
0
N
0,0%
Prozent
54
100,0%
Tabelle 11 - Anzahl der verarbeiteten Fälle für die Kreuztabelle oGTT/EPDS01
EPDS01
<9
Anzahl
auffällig
oGTT
10-12
14
4
1
19
% innerhalb von oGTT
73,7%
21,1%
5,3%
100,0%
% innerhalb von EPDS01
32,6%
57,1%
25,0%
35,2%
29
3
3
35
82,9%
8,6%
8,6%
100,0%
67,4%
42,9%
75,0%
64,8%
43
7
4
54
79,6%
13,0%
7,4%
100,0%
100,0%
100,0%
100,0%
100,0%
Anzahl
unauffällig % innerhalb von oGTT
% innerhalb von EPDS01
Anzahl
Gesamt
>13
Gesamt
% innerhalb von oGTT
% innerhalb von EPDS01
Tabelle 12 – Kreuztabelle oGTT/EPDS01
73,7% aller Patientinnen mit auffälligem oralen Glucose Toleranz Test (n=19) hatten zum
Zeitpunkt des EPDS01 einen unauffälligen EPDS-Score <9. 5,3% dieser Patientinnen
hatten einen Wert von 10-12 und 21,1% der Patientinnen zeigten einen hohen EPDS-Score
>13. Patientinnen mit einem unauffälligen oGTT (n=35) hatten zu 82,9% einen Score <9,
zu 8,6% einen Score zwischen 10-12 und ebenfalls zu 8,6% einen Score >13.
47
Wert
df
Asymptotische
Signifikanz (2seitig)
Chi-Quadrat nach Pearson
Likelihood-Quotient
Anzahl der gültigen Fälle
a
2
,408
1,721
2
,423
1,792
54
Tabelle 13 – Chi-Quadrat-Test oGTT/EPDS01
Die Daten lassen, wie auch aus dem Chi-Quadrat-Test ersichtlich, nicht auf einen
überzufälligen Zusammenhang von EPDS01 und dem Ergebnis des oralen Glucose
Toleranztests schließen, denn Bei einer Irrtumswahrscheinlichtkeit von von 5% (α=0.05)
ist der p-Wert größer als 0,05 (p=0,408).
n.s.
auffällig
unauffällig
Abbildung 16 – Häufigkeitsverteilung der Scores (EPDS01) nach Zuteilung der Gruppen entsprechend
eines auffälligen, oder unauffälligen oGTT
Die Abkürzung n.s. bedeutet „nicht signifikant“; somit konnte kein signifikanter
Unterschied zwischen den Gruppen „auffälliger oGTT“ und „unauffälliger oGTT"
festgestellt werden. Hier, zum Zeitpunkt der ersten Testung könnte ein Trend zum hohen
48
Score bei auffälligem oGTT vermutet werden, welcher allerdings aufgrund der kleinen
Gruppen nicht aussagekräftig ist.
3.4.2 EPDS02 – oGTT
Das Ergebnis des oGTT wurde ebenfalls mit den Scores von EPDS02 in Verbindung
gebracht und folgende Kreuztabelle erstellt.
Fälle
Gültig
N
BMI * EPDS02
Fehlend
Prozent
54
100,0%
N
Gesamt
Prozent
0
N
0,0%
Prozent
54
100,0%
Tabelle 14 - Anzahl der verarbeiteten Fälle für die Kreuztabelle oGTT/EPDS02
EPDS02
<9
Anzahl
auffällig
oGTT
1
2
19
% innerhalb von oGTT
84,2%
5,3%
10,5%
100,0%
% innerhalb von EPDS02
34,0%
33,3%
50,0%
35,2%
31
2
2
35
% innerhalb von oGTT
88,6%
5,7%
5,7%
100,0%
% innerhalb von EPDS02
66,0%
66,7%
50,0%
64,8%
47
3
4
54
87,0%
5,6%
7,4%
100,0%
100,0%
100,0%
100,0%
100,0%
Anzahl
Gesamt
10-12
16
Anzahl
unauffällig
>13
Gesamt
% innerhalb von oGTT
% innerhalb von EPDS02
Tabelle 15 – Kreuztabelle oGTT/EPDS02
84,2% aller Patientinnen mit einem auffälligen Ergebnis beim oralen Glucose Toleranztest
(n=19) hatten zum Zeitpunkt EPDS02 einen Score <9. 10,5% der Patientinnen mit einem
auffälligen Ergebnis hatten einen Score 10-12 und 5,3% dieser Patientinnen erzielten einen
auffälligen Score >13. Von den Patientinnen mit unauffälligem Ergebnis des oralen
Glucose Toleranz Test hatten 88,6% einen EPDS Score <9, 5,7% erzielten einen Score 1012 und ebenso 5,7% der Patientinnen mit unauffälligem oGTT erzielten einen Wert >13.
49
Wert
df
Asymptotische
Signifikanz (2seitig)
Chi-Quadrat nach Pearson
Likelihood-Quotient
Anzahl der gültigen Fälle
a
2
,812
,399
2
,819
,416
54
Tabelle 16 – Chi-Quadrat-Test oGTT/EPDS02
Wieder lassen die Daten keinen Schluss auf einen Zusammenhang des Ergebnisses des
oralen Glucose Toleranz Tests und des EPDS Scores zum Zeitpunkt 2 zu, denn bei einer
Irrtumswahrscheinlichtkeit von von 5% (α=0.05) ist der p-Wert größer als 0,05
(p=0,812d).
n.s.
auffällig
unauffällig
Abbildung 17 - Häufigkeitsverteilung der Scores (EPDS02) nach Zuteilung der Gruppen entsprechend
eines auffälligen, oder unauffälligen oGTT
Die Abkürzung n.s. bedeutet „nicht signifikant“; somit konnte kein signifikanter
Unterschied in den Gruppen „Adipositas“ und „Normalgewichtig" festgestellt werden.
50
4.
Diskussion
Die Studie basiert auf der Hypothese, dass ein Zusammenhang zwischen Adipositas,
Schwangerschaft und Depression besteht.
In der Literatur gibt es 3 wesentliche rezente Studien, die sich mit dem Thema Adipositas
und peripartalen Depressionen beschäftigen. LaCoursiere et al. (59) zeigten, dass ein
normaler BMI mit den niedrigsten Raten an postpartalen depressiven Symptomen
verbunden war, ein zweifacher Anstieg der depressiven Symptome war bei
übergewichtigen und adipösen Frauen zu vermerken. Weiters berichteten adipöse
Patientinnen signifikant häufiger von emotionalen und traumatischen Stressoren während
der Schwangerschaft. Die Autoren der Studie konnten somit eine Verbindung von BMI mit
postpartalen depressiven Symptomen aufzeigen. Carter et al. (60) fanden in ihrer Studie
keinen Zusammenhang von depressiven Symptomen oder Angst und BMI während der
Schwangerschaft. Allerdings konnte der gemessene BMI bei Messungen vier und vierzehn
Monate postpartal signifikant mit depressiven Symptomen in Verbindung gebracht werden.
Durch diese Resultate wird die Hypothese untermauert, dass übergewichtige und adipöse
Patientinnen zumindest postpartal ein erhöhtes Risiko aufweisen, an einer Depression zu
erkranken. Krause et al. (61) konnte keinen Zusammenhang zwischen dem Risiko einer
postpartalen Depression und dem BMI vor und nach der Schwangerschaft feststellen.
Die Ergebnisse sind somit sehr uneinheitlich und machen weitere Forschungsarbeit auf
diesem Gebiet notwendig.
Unsere Studie zeigte nun folgende Ergebnisse: im Rahmen der statistischen Auswertung
wurde das Ergebnis erhalten, dass zu beiden Zeitpunkten, also bei EPDS01 und EPDS02
ein hoher Prozentsatz der gesamten Patientinnen einen unauffälligen Score erreichte und
dieser Prozentsatz war in beiden Gruppen bei der zweiten Testung höher als bei der ersten.
Wir können also auf jeden Fall festhalten, dass sich die Scorewerte der Patientinnen von
der ersten zur zweiten Testung meist nicht verschlechtert haben. 13% aller teilnehmenden
Patientinnen zeigten präpartal und 5,6% aller teilnehmenden Patientinnen zeigten
postpartal eine erhöhte Score. In dieser Studie nahm damit von präpartal nach postpartal
die Prozentzahl der Patientinnen, welche präpartal ein erhöhtes Risiko zeigten, an einer
Depression zu erkranken, zum zweiten Testzeitpunkt postpartal hin ab.
51
Vergleich adipöse Patientinnen vs. normalgewichtige Patientinnen. Der Anteil an adipösen
Patientinnen in der Gruppe der hohen Scores >13 war bei beiden Testungen höher als der
Anteil an normalgewichtigen Patientinnen. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die
hohen Scores innerhalb der Score-Gruppen zu beiden Zeitpunkten zu einem hohen
Prozentsatz von adipösen Patientinnen erreicht wurde. Ein statistisch signifikanter
Zusammenhang zwischen BMI und der Höhe des Scores konnte zu beiden Zeitpunkten
nicht gezeigt werden, was in erster Linie mit der kleinen Fallzahl zusammenhängt Es
zeigte sich jedoch ein deutlicher Trend in diese Richtung. Es ist also zu vermerken, dass
zumindest die Tendenz dahingehend aufgezeigt werden konnte, dass die Mehrheit der
teilnehmenden Patientinnen peripartal einen erhöhten Score erzielten, wenn sie der
adipösen Gruppe zugeordnet wurden. Diese Tendenz bestärkt die Annahme, dass
peripartale Depressionen und eine präexistente Adipositas in Zusammenhang stehen und
sich möglicherweise gegenseitig beeinflussen.
Vergleich Patientinnen mit unauffälligem und auffälligem oGTT. Zusätzlich untersucht
wurde der Zusammenhang zwischen dem Ergebnis des oGTT und den EPDS-Scores. In
einer großen Studie aus 2009 (62) konnte erstmals belegt werden, dass Schwangere mit
Gestations Diabetes Mellitus signifikant häufiger eine peripartale Depression haben,
verglichen mit glukosetoleranten Schwangeren. 15,2% aller Patientinnen mit Gestations
Diabetes Mellitus und nur 8,5% aller Patientinnen ohne Gestations Diabetes Mellitus
zeigten in dieser Studie Symptome der postpartalen Depression.
In unserer Studie konnte zum Zeitpunkt des EPDS01, also präpartal eine leichte Tendenz
zum hohen Score > 13 bei auffälligem oGTT, also Gestationsdiabetes, gezeigt werden.
Dieser Effekt scheint sich postpartal aufzuheben, bei EPDS 02, postpartal, zeigte sich eine
ähnliche Verteilung zwischen Patientinnen mit und ohne Gestationsdiabetes.
Zeitliche Abhängigkeit. Da einem pränatal erhöhten Score ein hoher positiv prädiktiver
Wert in der Vorhersage einer postpartalen Depression zugesprochen wird, untersuchten wir
den Zusammenhang der antenatalen Scores im Zeitverlauf zu ihrem Endergebnis
postpartal. In unserer Studie konnte kein signifikanter Trend nachgewiesen werden, dass
sich bereits erhöhte Werte in eine bestimmte Richtung entwickeln. Auch an dieser Stelle
muss auf die relativ kleine Anzahl an Teilnehmerinnen an der Studie hingewiesen werden,
da die fehlende Signifikanz wie bereits besprochen darauf begründet sein könnte. Ein
52
Zusammenhang von EPDS01 und EPDS02 in den Gruppen wäre interessant, um
möglicherweise für Therapie und Vorgehensweise sowie Prävention ein passendes
Konzept zu erarbeiten. Ein Unterschied in den Gruppen der adipösen und
normalgewichtigen Patientinnen könnte auch zur Klassifizierung von Risikogruppen
beitragen und damit zur Vorhersage dienen.
Adipositas, Depression und Schwangerschaft stehen aber auch auf einer Ebene miteinander
in Verbindung, die soziale, ökonomische, und persönliche Faktoren miteinbezieht. Die in
der Literatur beschriebenen Risikofaktoren zur Entwicklung einer peripartalen Depression
sind weitgreifend und vielschichtig und können Einfluss auf das gesamte Leben der Mutter
und ihres Kindes nehmen.
Unsere Studie zeigt eine deutliche Tendenz, es werden jedoch weitere prospektive große
Studien notwendig sein, um die Zusammenhänge von Schwangerschaft, Adipositas und
Depression zu erklären.
53
5.
Literaturverzeichnis
(1) Gaynes BN, Gavin N, Meltzer-Brody S, Lohr KN, Swinson T, Gartlehner G, et al.
Perinatal depression: prevalence, screening accuracy, and screening outcomes. Evid Rep
Technol Assess (Summ) 2005 Feb;(119)(119):1-8.
(2) Meltzer-Brody S. New insights into perinatal depression: pathogenesis and treatment
during pregnancy and postpartum. Dialogues Clin Neurosci 2011;13(1):89-100.
(3) Goerke K, Steller J, Valet A. Klinikleitfaden Gynäkologie, Geburtshilfe. München:
Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag; 2008.
(4) Robertson E, Grace S, Wallington T, Stewart DE. Antenatal risk factors for postpartum
depression: a synthesis of recent literature. Gen Hosp Psychiatry 2004 Jul-Aug;26(4):289295.
(5) DIMDI. ICD-10-GM Version 2013. Kapitel V Psychische und Verhaltensstörungen
(F00-F99) [cited 2013 Mar 12]. Available from: http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd10-gm/kodesuche/onlinefassungen/htmlgm2013/block-f30-f39.htm
(6) Rothenhäusler H, Täschner K. Kompendium Praktische Psychiatrie. 2nd ed. Wien:
Springer Verlag; 2013.
(7) Bloch M, Daly RC, Rubinow DR. Endocrine factors in the etiology of postpartum
depression. Compr Psychiatry 2003 May-Jun;44(3):234-246.
54
(8) O'Hara MW, Zekoski EM, Philipps LH, Wright EJ. Controlled prospective study of
postpartum mood disorders: comparison of childbearing and nonchildbearing women. J
Abnorm Psychol 1990 Feb;99(1):3-15.
(9) Leigh B, Milgrom J. Risk factors for antenatal depression, postnatal depression and
parenting stress. BMC Psychiatry 2008 Apr 16;8:24-244X-8-24.
(10) Milgrom J, Gemmill AW, Bilszta JL, Hayes B, Barnett B, Brooks J, et al. Antenatal
risk factors for postnatal depression: a large prospective study. J Affect Disord 2008
May;108(1-2):147-157.
(11) Silva R, Jansen K, Souza L, Quevedo L, Barbosa L, Moraes I, et al.
Sociodemographic risk factors of perinatal depression: a cohort study in the public health
care system. Rev Bras Psiquiatr 2012 Jun;34(2):143-148.
(12) Bloch M, Rotenberg N, Koren D, Klein E. Risk factors for early postpartum
depressive symptoms. Gen Hosp Psychiatry 2006 Jan-Feb;28(1):3-8.
(13) Rubinow DR. Reproductive steroids in context. Arch Womens Ment Health 2005
May;8(1):1-5.
(14) Maguire J, Mody I. GABA(A)R plasticity during pregnancy: relevance to postpartum
depression. Neuron 2008 Jul 31;59(2):207-213.
(15) Mitchell EA, Herd MB, Gunn BG, Lambert JJ, Belelli D. Neurosteroid modulation of
GABAA receptors: molecular determinants and significance in health and disease.
Neurochem Int 2008 Mar-Apr;52(4-5):588-595.
(16) Romeo E, Strohle A, Spalletta G, di Michele F, Hermann B, Holsboer F, et al. Effects
of antidepressant treatment on neuroactive steroids in major depression. Am J Psychiatry
1998 Jul;155(7):910-913.
55
(17) Maguire JL, Stell BM, Rafizadeh M, Mody I. Ovarian cycle-linked changes in
GABA(A) receptors mediating tonic inhibition alter seizure susceptibility and anxiety. Nat
Neurosci 2005 Jun;8(6):797-804.
(18) Magiakou MA, Mastorakos G, Webster E, Chrousos GP. The hypothalamic-pituitaryadrenal axis and the female reproductive system. Ann N Y Acad Sci 1997 Jun 17;816:4256.
(19) Magiakou MA, Mastorakos G, Rabin D, Dubbert B, Gold PW, Chrousos GP.
Hypothalamic corticotropin-releasing hormone suppression during the postpartum period:
implications for the increase in psychiatric manifestations at this time. J Clin Endocrinol
Metab 1996 May;81(5):1912-1917.
(20) Statistik Austria. Body-Mass-Index (BMI) 2006/2007 [cited 2013 Mar 25]. Available
from:http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/gesundheitsdeterminanten/bmi_
body_mass_index/index.html.
(21) Statistik Austria. Body-Mass-Index (BMI) 2006/2007 [cited 2013 Mar 25]. Available
from:http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/gesundheitsdeterminanten/bmi_
body_mass_index/index.html
(22) Fisher SC, Kim SY, Sharma AJ, Rochat R, Morrow B. Is obesity still increasing
among pregnant women? Prepregnancy obesity trends in 20 states, 2003-2009. Prev Med
2013 Feb 27.
(23) Cunningham CE, Teale GR. A profile of body mass index in a large rural Victorian
obstetric cohort. Med J Aust 2013 Jan 21;198(1):39-42.
(24) Scott-Pillai R, Spence D, Cardwell C, Hunter A, Holmes V. The impact of body mass
index on maternal and neonatal outcomes: a retrospective study in a UK obstetric
population, 2004-2011. BJOG 2013 Mar 27.
56
(25) Verma A, Shrimali L. Maternal body mass index and pregnancy outcome. J Clin
Diagn Res 2012 Nov;6(9):1531-1533.
(26) Dowling D, McAuliffe FM. The Molecular Mechanisms of Offspring Effects from
Obese Pregnancy. Obes Facts 2013 Apr 4;6(2):134-145.
(27) HAPO Study Cooperative Research Group, Metzger BE, Lowe LP, Dyer AR, Trimble
ER, Chaovarindr U, et al. Hyperglycemia and adverse pregnancy outcomes. N Engl J Med
2008 May 8;358(19):1991-2002.
(28) McGowan CA, McAuliffe FM. The influence of maternal glycaemia and dietary
glycaemic index on pregnancy outcome in healthy mothers. Br J Nutr 2010 Jul;104(2):153159.
(29) Jensen MD. Role of body fat distribution and the metabolic complications of obesity.
J Clin Endocrinol Metab 2008 Nov;93(11 Suppl 1):S57-63.
(30) Faith MS, Butryn M, Wadden TA, Fabricatore A, Nguyen AM, Heymsfield SB.
Evidence for prospective associations among depression and obesity in population-based
studies. Obes Rev 2011 May;12(5):e438-53.
(31) Thormann J, Chittka T, Minkwitz J, Kluge M, Himmerich H. Obesity and Depression:
an Overview on the Complex Interactions of Two Diseases. Fortschr Neurol Psychiatr
2013 Mar;81(3):145-153.
(32) Teychenne M, Ball K, Salmon J. Physical activity and likelihood of depression in
adults: a review. Prev Med 2008 May;46(5):397-411.
(33) Oteng-Ntim E, Kopeika J, Seed P, Wandiembe S, Doyle P. Impact of obesity on
pregnancy outcome in different ethnic groups: calculating population attributable fractions.
PLoS One 2013;8(1):e53749.
57
(34) Gavin AR, Simon GE, Ludman EJ. The association between obesity, depression, and
educational attainment in women: the mediating role of body image dissatisfaction. J
Psychosom Res 2010 Dec;69(6):573-581.
(35) Rothenhäusler H, Täschner K. Kompendium Praktische Psychiatrie. 2nd ed. Wien:
Springer Verlag; 2013.
(36) Field AE, Sonneville KR, Micali N, Crosby RD, Swanson SA, Laird NM, et al.
Prospective association of common eating disorders and adverse outcomes. Pediatrics 2012
Aug;130(2):e289-95.
(37) van Hout G, van Heck G. Bariatric psychology, psychological aspects of weight loss
surgery. Obes Facts 2009;2(1):10-15.
(38) Jequier E. Leptin signaling, adiposity, and energy balance. Ann N Y Acad Sci 2002
Jun;967:379-388.
(39) Howren MB, Lamkin DM, Suls J. Associations of depression with C-reactive protein,
IL-1, and IL-6: a meta-analysis. Psychosom Med 2009 Feb;71(2):171-186.
(40) Mohamed-Ali V, Goodrick S, Rawesh A, Katz DR, Miles JM, Yudkin JS, et al.
Subcutaneous adipose tissue releases interleukin-6, but not tumor necrosis factor-alpha, in
vivo. J Clin Endocrinol Metab 1997 Dec;82(12):4196-4200.
(41) Daly M. The relationship of C-reactive protein to obesity-related depressive
symptoms: A longitudinal study. Obesity (Silver Spring) 2013 Feb;21(2):248-250.
(42) Dogan Y, Onat A, Kaya H, Ayhan E, Can G. Depressive symptoms in a general
population: associations with obesity, inflammation, and blood pressure. Cardiol Res Pract
2011;2011:740957.
58
(43) Himmerich H, Fulda S, Linseisen J, Seiler H, Wolfram G, Himmerich S, et al. TNFalpha, soluble TNF receptor and interleukin-6 plasma levels in the general population. Eur
Cytokine Netw 2006 Sep;17(3):196-201.
(44) Patel PS, Buras ED, Balasubramanyam A. The role of the immune system in obesity
and insulin resistance. J Obes 2013;2013:616193.
(45) Palm M, Axelsson O, Wernroth L, Larsson A, Basu S. Involvement of inflammation
in normal pregnancy. Acta Obstet Gynecol Scand 2013 Mar 18.
(46) Christian LM, Franco A, Glaser R, Iams JD. Depressive symptoms are associated with
elevated serum proinflammatory cytokines among pregnant women. Brain Behav Immun
2009 Aug;23(6):750-754.
(47) Haeri S, Baker AM, Ruano R. Do pregnant women with depression have a proinflammatory profile? J Obstet Gynaecol Res 2013 Mar 20.
(48) Campbell EA, Linton EA, Wolfe CD, Scraggs PR, Jones MT, Lowry PJ. Plasma
corticotropin-releasing hormone concentrations during pregnancy and parturition. J Clin
Endocrinol Metab 1987 May;64(5):1054-1059.
(49) Goland RS, Wardlaw SL, Stark RI, Brown LS,Jr, Frantz AG. High levels of
corticotropin-releasing hormone immunoactivity in maternal and fetal plasma during
pregnancy. J Clin Endocrinol Metab 1986 Nov;63(5):1199-1203.
(50) Holsboer F, Ising M. Central CRH system in depression and anxiety--evidence from
clinical studies with CRH1 receptor antagonists. Eur J Pharmacol 2008 Apr 7;583(23):350-357.
(51) Krishnan V, Nestler EJ. The molecular neurobiology of depression. Nature 2008 Oct
16;455(7215):894-902.
59
(52) Rich-Edwards JW, Mohllajee AP, Kleinman K, Hacker MR, Majzoub J, Wright RJ, et
al. Elevated midpregnancy corticotropin-releasing hormone is associated with prenatal, but
not postpartum, maternal depression. J Clin Endocrinol Metab 2008 May;93(5):1946-1951.
(53) Cox JL, Holden JM, Sagovsky R. Detection of postnatal depression. Development of
the 10-item Edinburgh Postnatal Depression Scale. Br J Psychiatry 1987 Jun;150:782-786.
(54) Bergant AM, Nguyen T, Heim K, Ulmer H, Dapunt O. German language version and
validation of the Edinburgh postnatal depression scale. Dtsch Med Wochenschr 1998 Jan
16;123(3):35-40.
(55) Bergink V, Kooistra L, Lambregtse-van den Berg MP, Wijnen H, Bunevicius R, van
Baar A, et al. Validation of the Edinburgh Depression Scale during pregnancy. J
Psychosom Res 2011 Apr;70(4):385-389.
(56) Klier CM, Weissenböck M, Mitterhuber R. Fortbildungsunterlagen zum Thema
Postpartale Depressionen (PPD). Wiener Programm für Frauengesundheit in der MA 15 Gesundheitsdienst der Stadt Wien, ao. Univ. Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger .
(57) Martens J. Statistische Datenanalyse mit SPSS für Windows. 2nd ed. München und
Wien: R. Oldenbourg Verlag; 2003.
(58) Hüsler J, Zimmermann H. Statistische Prinzipien für medizinische Projekte. 4th ed.
Bern: Verlag Hans Huber; 2006.
(59) Lacoursiere DY, Baksh L, Bloebaum L, Varner MW. Maternal body mass index and
self-reported postpartum depressive symptoms. Matern Child Health J 2006 Jul;10(4):385390.
60
(60) Carter AS, Baker CW, Brownell KD. Body mass index, eating attitudes, and
symptoms of depression and anxiety in pregnancy and the postpartum period. Psychosom
Med 2000 Mar-Apr;62(2):264-270.
(61) Krause KM, Ostbye T, Swamy GK. Occurrence and correlates of postpartum
depression in overweight and obese women: results from the active mothers postpartum
(AMP) study. Matern Child Health J 2009 Nov;13(6):832-838.
(
62) Kozhimannil KB, Pereira MA, Harlow BL. Association between diabetes and perinatal
depression among low-income mothers. JAMA 2009 Feb 25;301(8):842-847.
61
Anhang – Aufklärungsbogen
<Das Risiko einer peripartalen Depression bei Adipositas –
eine explorative Studie>
2.
Version 1.4 vom 02.01.2012
Wie läuft die klinische Prüfung ab?
Diese klinische Prüfung wird an der Univ. Frauenklinik Graz durchgeführt, und es werden
insgesamt ungefähr 50 Personen daran teilnehmen.
Es werden medizinische Daten (Größe, Gewicht, Ergebnis des oGTT, Geburtstermin)
benötigt. Alle Patientinnendaten werden anonymisiert. Dies bedeutet, dass Ihre Daten mit
einer Nummer versehen gespeichert werden. Ihr Name wird dadurch zu keiner Zeit
bekannt.
Ihre Teilnahme an dieser klinischen Prüfung wird voraussichtlich 1x vor der Geburt (zum
Beispiel beim oGTT- oraler Glucose-Toleranz-Test, oder in der Diabetesambulanz) und
ein zweites mal 6 - 8 Wochen postpartum stattfinden.
Folgende Maßnahmen werden ausschließlich aus Studiengründen durchgeführt:
Während dieser klinischen Prüfung werden im Abstand von einigen Wochen die folgenden
Untersuchungen durchgeführt: Die EPDS (Edinburgh Postnatal Depression Scale) wird an
zwei Zeitpunkten – das erste Mal vor der Geburt am Klinikum und zum zweiten Mal sechs
bis acht Wochen postpartum per Telefoninterview durchgeführt. Es handelt sich dabei um
einen Fragebogen.
3.
Worin liegt der Nutzen einer Teilnahme an der Klinischen Prüfung?
Mit Ihrer Teilnahme kann möglicherweise ein bei Ihnen vorliegendes erhöhtes Risiko für
eine peripartale Depression aufgezeigt werden. Es ist jedoch auch möglich, dass Sie durch
Ihre Teilnahme an dieser klinischen Prüfung keinen direkten Nutzen für Ihre Gesundheit
ziehen.
4.
Wann wird die klinische Prüfung vorzeitig beendet?
Sie können jederzeit, auch ohne Angabe von Gründen, Ihre Teilnahmebereitschaft
widerrufen und aus der klinischen Prüfung ausscheiden ohne dass Ihnen dadurch
irgendwelche Nachteile für Ihre weitere medizinische Betreuung entstehen.
5.
In welcher Weise werden die im Rahmen dieser klinischen Prüfung gesammelten
Daten verwendet?
Es haben nur die Mitarbeiter der Studie Zugang zu den vertraulichen Daten, in denen Sie
namentlich genannt werden („personenbezogene“ Daten). Weiters können Beauftragte von
in- und ausländischen Gesundheitsbehörden und der zuständigen Ethikkommission
Einsicht in diese Daten nehmen, um die Richtigkeit der Aufzeichnungen zu überprüfen.
Diese Personen unterliegen einer gesetzlichen Verschwiegenheitspflicht.
Seite 2 von 5
62
<Das Risiko einer peripartalen Depression bei Adipositas –
eine explorative Studie>
Version 1.4 vom 02.01.2012
Die Weitergabe der Daten erfolgt ausschließlich zu statistischen Zwecken in
verschlüsselter (nur „indirekt personenbezogener“) oder nicht personenbezogener
(„anonymisierter“) Form. Das heißt Sie werden nicht namentlich genannt. Auch in
etwaigen Veröffentlichungen der Daten dieser klinischen Prüfung werden Sie nicht
namentlich genannt.
Alle Mitarbeiter unterliegen im Umgang mit den Daten den Bestimmungen des
österreichischen Datenschutzgesetzes 2000 in der jeweils geltenden Fassung.
Wenn Sie Ihre Einwilligung zurückziehen und damit Ihre Teilnahme vorzeitig beenden,
werden keine neuen Daten mehr über Sie erhoben.
6.
Entstehen für die Teilnehmer Kosten?
Durch Ihre Teilnahme an dieser klinischen Prüfung entstehen für Sie keine zusätzlichen
Kosten.
7.
Möglichkeit zur Diskussion weiterer Fragen
Für weitere Fragen im Zusammenhang mit dieser klinischen Prüfung stehen Ihnen Ihr
Prüfarzt und seine Mitarbeiter gern zur Verfügung. Auch Fragen, die Ihre Rechte als
Patient und Teilnehmer an dieser klinischen Prüfung betreffen, werden Ihnen gerne
beantwortet.
1. Name der Kontaktperson:
Artinger Katharina, c.m.
Ständig erreichbar unter:
2. Name der Kontaktperson:
0664/1353918
Magnet Eva Maria, Ass.Dr.
Erreichbar unter:
0316/38580054
Seite 3 von 5
63
<Das Risiko einer peripartalen Depression bei Adipositas –
eine explorative Studie>
8.
Version 1.4 vom 02.01.2012
Einwilligungserklärung
Name des Patienten in Druckbuchstaben:
...........................................................................
Geb.Datum: ............................
...........................................................................
Code:
Ich erkläre mich bereit, an der klinischen Prüfung über das Risiko einer peripartalen
Depression bei Adipositas teilzunehmen.
Ich bin ausführlich und verständlich über die Studie, mögliche Belastungen und Risiken,
sowie über Wesen, Bedeutung und Tragweite der klinischen Prüfung, sowie die sich für
mich daraus ergebenden Anforderungen aufgeklärt worden. Ich habe darüber hinaus den
Text dieser Patientenaufklärung und Einwilligungserklärung, die insgesamt 5 Seiten
umfasst, gelesen. Aufgetretene Fragen wurden mir vom Prüfarzt und/oder meiner
Ansprechpartnerin verständlich und genügend beantwortet. Ich hatte ausreichend Zeit,
mich zu entscheiden. Ich habe zurzeit keine weiteren Fragen mehr.
Ich werde den ärztlichen Anordnungen, die für die Durchführung der klinischen Prüfung
erforderlich sind, Folge leisten, behalte mir jedoch das Recht vor, meine freiwillige
Mitwirkung jederzeit zu beenden, ohne dass mir daraus Nachteile für meine weitere
medizinische Betreuung entstehen.
Ich bin zugleich damit einverstanden, dass meine im Rahmen dieser klinischen Prüfung
ermittelten Daten gespeichert werden. Mir ist bekannt, dass zur Überprüfung der
Richtigkeit der Datenaufzeichnung Beauftragte der zuständigen Behörden und der
Ethikkommission beim Prüfarzt Einblick in meine personenbezogenen Krankheitsdaten
nehmen dürfen.
Sollte ich meine Teilnahme an dieser Studie widerrufen, so willige ich ein, dass die bis zu
diesem Zeitpunkt erhobenen Daten weiterhin verwendet werden dürfen, soweit dies
erforderlich ist, um
a) sicherzustellen, dass meine schutzwürdigen Interessen nicht beeinträchtigt werden
und
b) der gesetzlichen Pflicht zur Vorlage vollständiger Zulassungsunterlagen und den
gesetzlichen Dokumentationspflichten zu entsprechen.
Beim Umgang mit den Daten werden die Bestimmungen des Datenschutzgesetzes 2000
beachtet.
Eine Kopie dieser Patienteninformation und Einwilligungserklärung habe ich erhalten. Das
Original verbleibt beim Prüfarzt.
Seite 4 von 5
64
<Das Risiko einer peripartalen Depression bei Adipositas –
eine explorative Studie>
Version 1.4 vom 02.01.2012
......................................................................................................
(Datum und Unterschrift des Patienten)
......................................................................................................
(Datum, Name und Unterschrift des verantwortlichen Prüfers)
Seite 5 von 5
65
Anhang – Fragebogen
Folie-EPDS
01.06.2004
12:43 Uhr
Seite 1
Die Edinburgh Postnatale Depression Skala (EPDS)
EPDS Richtlinie für Professionelle im Gesundheitswesen
Warum soll man Frauen während der Schwangerschaft und nach der Geburt auf Depressionen
untersuchen?
Emotionale Krisen sind in der Schwangerschaft und nach
der Geburt häufig, komplex und können verschiedene Erscheinungsformen haben. Postpartale Depression ist die
häufigste psychische Erkrankung, die mit der Geburt einhergeht und 15% aller Mütter sind betroffen. Dies kann
Langzeitfolgen für die Frauen, ihre Partner, die Babies
und andere Kinder haben. Da Gesundheitsberufe, die mit
Müttern zu tun haben, auch mit depressiven Müttern als
erstes in Kontakt kommen, ist es wichtig dass sie einen
Fragebogen zur Hand haben, der ihren klinischen Eindruck ergänzt und in der Entscheidung für weiteres Vorgehen hilfreich ist.
Untersuchung der Frauen auf
schwangerschaftsassoziierte Depression:
Die EPDS
International ist die Edinburgh Postnatale Depression
Skala (EPDS) in der Zeit nach der Geburt in breiter
Verwendung. Dieser Fragebogen wurde von Cox, Holden
& Sargovsky (1987) eingeführt und wurde speziell entwickelt, um Depressionen bei Müttern in üblichen Betreuungssituationen nach der Geburt zu entdecken (Hebammenbesuch, Stillberaterinnen, Kinderärzte, praktische
Ärzte). Dieser Fragebogen schließt körperliche Symptome
aus, die nach der Geburt häufig vorkommen (Müdigkeit,
Schlafstörungen, Reizbarkeit) und in dieser Phase nicht
unbedingt als depressive Symptome zu bewerten sind.
Als ein Screening-Instrument soll die EPDS die Stimmungslage der letzten 7 Tage erheben. Hohe Scores sind
nicht von vornherein mit der Diagnose Depression gleichzusetzen, ebenso können Frauen niedrige Scores haben
und trotzdem unter einer Depression leiden. Die EPDS
stellt keine klinische Diagnose Depression und soll
auch nicht als Ersatz für eine psychiatrische Evaluation dienen. Die EPDS kann auch nicht voraussagen, ob
jemand einmal in der Zukunft eine Depression haben
wird, sie kann nur eine gegenwärtige Verstimmung erfassen.
Richtlinien zur Anwendung der EPDS
Die EPDS ist ein 10 Fragen umfassender Selbstausfüllerfragebogen. Frauen werden gebeten, eine von vier Antwortmöglichkeiten zu wählen, die dem möglichst nahe
kommt, wie sie sich in den letzten 7 Tagen gefühlt haben.
Jede Frage hat einen Punktewert von 0 bis 3 und die
Werte der 10 Fragen werden zusammengezählt. Die höchste Punktezahl ist somit 30 und würde eine sehr schwere
Depression bedeuten, das Minimum wäre 0 und würde
völliges Fehlen jeglicher Symptome bedeuten.
Wichtig: bei manchen Fragen werden die Punkte in der
anderen Reihenfolge vergeben.
Der Wert der EPDS liegt darin, dass sie einfach auszufüllen ist, dass sie in Bezug zu anderen standardisierten
psychiatrischen Instrumenten validiert wurde und dass
sie von den Frauen gut akzeptiert wird. Die Verwendung
erlaubt den Müttern über ihre Gefühle zu sprechen und
den Professionellen auf einfühlsame Weise das Thema
postpartale Depression anzusprechen.
Die EPDS kann zu jedem Zeitpunkt nach der Geburt angewendet werden. Sehr hohe Scores in der ersten Woche
nach der Geburt zeigen einen Baby-Blues an. Dieser kann
in eine Depression übergehen, wenn er sehr schwer ist.
Eine Anwendung 6–8 Wochen nach der Geburt ist sinnvoll, eine Wiederholung nach 3 und 6 Monaten wurde
empfohlen, am besten ist es, die EPDS die ersten 12 Monate nach der Geburt wiederholt anzuwenden. Es sollen
mindestens 2 Wochen vergehen, bevor man die EPDS
wiederholt.
Wissenschaftliche Ergebnisse
Zahlreiche Studien haben verschiedene Werte evaluiert,
ab denen eine Depression mit hoher Wahrscheinlichkeit
vorliegt (so genannte Cut-off-Werte).
Es gibt jedoch die Übereinkunft, dass Frauen mit Werten
>=13 eine 60–100%ige Wahrscheinlichkeit haben, unter
einer Depression zu leiden. Sehr hohe Werte können bei
einer akuten Krise oder einer Frau mit Persönlichkeitsstörung vorliegen, bei denen eine Abklärung erfolgen
soll.
Obwohl die EPDS für die Verwendung postpartal entwickelt wurde, wurde sie auch für die Zeit der Schwangerschaft validiert und wurde in zahlreiche Sprachen
übersetzt.
Studien, die die EPDS verwenden, haben diese in den
unterschiedlichsten Settings angewandt, durch Hebammen, Kinderschwestern, Psychologen und Forscher. Die
EPDS korreliert gut mit anderen Depressionsinventaren
wie der Beck Skala (BDI) und dem Gesundheitsfragebogen (GHQ).
Die Informationen dieses Dokumentes sind mit Erlaubnis reproduziert
von The Edinburgh Postnatal Depression Scale – A Health Professional’s
Guide, verfasst und publiziert von beyondblue – Australian
National Postnatal Depression Program. Das Copyright bleibt
bei beyondblue – Australian National Postnatal Depression
Program.
Für Details betreffend den Gebrauch, Kopien und Verteilen
der Information besuchen Sie bitte die Website:
http://www.beyondblue.org.au/postnataldepression
Übersetzt aus dem Englischen und adaptiert für Österreich
von [email protected]
66
Folie-EPDS
01.06.2004
12:43 Uhr
Seite 2
Befindlichkeitsbogen (EPDS)
(Cox / Holden / Sagovsky)
So fühlte ich mich während der letzten Woche:
(Scores in Klammer)
6. Mir ist alles zuviel geworden:
1. Ich konnte lachen und das Leben von der
heiteren Seite sehen:
Genauso oft wie früher
Nicht ganz so oft wie früher
Eher weniger als früher
Überhaupt nie
n
n
n
n
0
1
2
3
n
n
n
n
0
1
2
3
n
n
n
n
3
2
1
0
n
n
n
n
0
1
2
3
Ja, ich wusste mir überhaupt nicht mehr zu helfen n 3
Ja, ich wusste mir manchmal überhaupt nicht
mehr zu helfen
n 2
Nein, ich wusste mir meistens zu helfen
n 1
Nein, ich konnte alles so gut wie
immer bewältigen
n 0
2. Es gab vieles, auf das ich mich freute:
So oft wie früher
Eher weniger als früher
Viel seltener als früher
Fast gar nicht
3. Ich habe mich unberechtigterweise Weise
schuldig gefühlt, wenn etwas danebenging:
Ja, sehr oft
Ja, manchmal
Nicht sehr oft
Nein, nie
n
n
n
n
3
2
1
0
Ja, sehr oft
Ja, ziemlich oft
Nein, nicht sehr oft
Nein, nie
n
n
n
n
3
2
1
0
n
n
n
n
3
2
1
0
n
n
n
n
3
2
1
0
9. Ich war so unglücklich, dass ich weinen musste:
Ja, sehr oft
Ja, ziemlich oft
Nur manchmal
Nein, nie
10. Gelegentlich kam mir der Gedanke, mir etwas anzutun:
5. Ich fühlte mich verängstigt und wurde panisch
ohne wirklichen Grund:
Ja, ziemlich oft
Ja, manchmal
Nein, fast nie
Nein, überhaupt nie
Ja, fast immer
Ja, manchmal
Nein, nicht sehr oft
Nein, nie
8. Ich war traurig und fühlte mich elend:
4. Ich war ängstlich und machte mir unnötige Sorgen:
Nein, nie
Ganz selten
Ja, manchmal
Ja, sehr oft
7. Ich war so unglücklich, dass ich kaum schlafen konnte:
n
n
n
n
3
2
1
0
Ja, oft
Manchmal
Selten
Nein, nie
Gesamtscore
nn
Edinburgh Postnatal Depression Scale (JL Cox, JM Holden, R Sagovsky, 1987).
Deutsche Version als „Befindlichkeitsbogen“ (Herz et al. 1996, Muzik et al. 1997).
Jede Frage bekommt 0–3 Punkte, was zu einem Wert zwischen 0–30 führt. Wichtig: Bei manchen Fragen werden die Punkte in der
anderen Reihenfolge vergeben. Der gesamte Wert ergibt sich durch Addition der Einzelwerte. Wenn die Frau folgenden Score hat:
0–9
10–12
>=13
dann ist die Wahrscheinlichkeit für eine Depression gering
dann ist die Wahrscheinlichkeit für eine Depression mäßig vorhanden
dann ist die Wahrscheinlichkeit für eine Depression hoch
Der Vorteil der EPDS ist auch, dass man sehr schnell Frauen identifiziert, die Selbstmordgedanken haben. Wenn die Frau bei
Frage 10 Punkte aufweist, muss man in jedem Fall genau nachfragen, ob es sich um Selbstverletzung, Lebensüberdruss oder
richtige Selbstmordgedanken handelt.
Wenn die Symptome weniger schwer sind, oder während einer Zeitdauer kürzer als 2 Wochen vorhanden sind, kann es sich um
andere Diagnosen handeln, wie zum Beispiel Anpassungsstörungen, Minor Depression und/oder eine gleichzeitig auftretende
Angststörung.
Andere Ursachen für Symptome wie Anämie, Schlafentzug, Schilddrüsenfunktionsstörung oder Trauerreaktion sollten bedacht
werden, bevor eine Depression diagnostiziert wird. Diese Zustände können aber auch zusammen mit einer Depression vorliegen.
Eine Gesamtwert von „0“ sollte noch genauer abgeklärt werden, denn dies kann auf eine „sozial erwünschte“ Beantwortung der
Fragen hinweisen.
67
Curriculum Vitae
Personal Data
Surname, First Name:
Artinger, Katharina
Date of birth:
27.10.1986
Place of birth:
Graz
Nationality:
Austria
Marital status
unmarried
Academic Education
10/2007 –
Human medicine
Code: o 202
Name and Place of University:
Medizinische Universität Graz
02/2006 – 09/2010
Linguistics
Code: B 327
Name and Place of University:
Karl-Franzens Universität Graz
Education
1993 – 1995
Elementary school Graz Gösting
1995 – 1997
Elementary school Rudersdorf
1997 – 2001
Secondary school Rudersdorf
2001 – 2005
Bundesoberstufenrealgymnasium (Senior high school)
Jennersdorf;
School leaving examination 2005
68
Language Knowledge
German:
first language
English:
excellent
French:
basic
Spanish:
basic
Clinical Electives
08/2009
4 weeks
Internal medicine
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Graz
02/2010
2 weeks
Surgery
Landeskrankenhaus Güssing
07/2010
3 weeks
Gynaecology and obstetrics
LKH-Universitäts Klinikum Graz
04/2011
2 weeks
Paediatrics
LKH-Universitäts Klinikum Graz
07/2011
2 weeks
Neurology
LKH-Universitäts Klinikum Graz
07/2011
2 weeks
Surgery
Krankenhaus der Elisabethinen Graz
09/2011
2 weeks
Psychiatry
LKH-Universitäts Klinikum Graz
02/2012
2 weeks
Internal medicine
LKH Feldbach
International Experience
08/2012
Clinical Elective Endocrinology
George Washington University Hospital
69
Washington DC
Under the management of Joshua Cohen, MD
10-11/2012
Elective Period, Final Clinical Year
Trauma surgery
Vivantes Klinikum am Urban
Berlin
Under the management of PD Mohssen Hakimi, MD
11-12/2012
Elective Period, Final Clinical Year
ENT
Vivantes Klinikum im Friedrichshain
Berlin
Under the management of PD Parwis Mir-Salim, MD
Specific modules and additionaleducation
Clinical-Topographic Anatomy of the Extremities
Clinical-Topographic Anatomy oft the Viscera
Derma-oncology
Pain Medicine
General Medicine
Case-based Learning in Clinical Routine and Practice
English in Clinical Practice II
Basic Medical Communication II
Methods seminar in biostatistics for diploma students - elective
Additional Qualification
09/2009
Emergency medical assistant.
Voluntary assistance at the emergency medical
service of the Red Cross every Monday.
2013
Member of the organisation-team ISC Graz – First
International Student Congress of the Medical
University Graz
70
Herunterladen