SAH-Seitenauszug 1-2011 / Bauchspeicheldrüsenerkrankungen

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IM FOCUS
BAUCHSPEICHELDRÜSEN-KREBS
Das Pankreas-Karzinom, der Krebs der Bauchspeicheldrüse, gilt als die aggressivste
DIE BAUCHSPEICHELDRÜSE
Krebsart des Magen-Darm-Traktes und führt ohne entsprechende Behandlung
Verstecktes Multitalent
schnell zum Tode. Doch frühzeitig diagnostiziert und behandelt, gibt es durchaus
Hoffnungsschimmer für die betroffenen Patienten, wie Privatdozent Dr. Peter Staib,
Chefarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie am St.-Antonius-Hospital,
im Gespräch mit dem Hospital-Journal erklärte.
Sie befindet sich etwas versteckt quer im hinteren Oberbauch-Bereich in
enger Nachbarschaft zu Magen, Milz, Gallenblase und Zwölffingerdarm und wird
aufgrund ihres Aussehens in Kopf, Körper und Schwanz unterteilt.
Mit ihrer Länge von circa 15 bis 20 cm ist die Bauchspeicheldrüse, die in der Fachsprache Pankreas genannt wird, die größte Speicheldrüse des Menschen.
Besonders wichtig für den Verdauungsprozess ist sie deswegen, weil sie jeden Tag Eiweiß umsetzt und etwa zwei Liter
Bauchspeichel-Sekret produziert. Dieses Sekret enthält zum
einen alkalisches Bikarbonat. Das wird benötigt, um die Säure
des Magensaftes zu neutralisieren, sobald er in den Darm gelangt. Zum Pankreas-Sekret gehören aber auch lebensnotwendige Verdauungs-Enzyme, durch die Fette, Kohlenhydrate
und Eiweiße aus der Nahrung erst verwertbar gemacht werden
können.
Inselparadies mit besonderer
Bedeutung
Die Bauchspeicheldrüse hat aber nicht nur enorme Bedeutung
für die menschliche Verdauung, sondern auch für den Blutzucker-Haushalt des Körpers.
Beim gesunden Erwachsenen sind etwa eine Million kleiner
Inselzellen über der Bauchspeicheldrüse verteilt, die für die
Abgabe der Hormone an das Blut zuständig sind.
Diese Inselzellen werden nach ihrem Entdecker, dem deutschen Mediziner Paul Langerhans, als Langerhans‘sche
Inseln bezeichnet. In ihren Alphazellen wird das blutdrucksteigernde Glukagon produziert, in den Betazellen das
blutdrucksenkende Insulin – außerdem verfügt das
körpereigene Inselparadies aber auch über
Gamma- und Delta-Zellen, die für das Wachstumshormon Somatotoprin und seinen
Gegenspieler, das Samatostatin, zuständig sind.
Diabetiker, bei denen eine Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse vorliegt, haben meist recht gute Basiskenntnisse über die Funktionen und Störfaktoren der Bauchspeicheldrüse. Doch die Funktion dieses lebenswichtigen Organs
kann nicht nur durch Diabetes oder Gallensteine gestört sein.
Denn schon bei der akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse unterscheiden die Experten zwischen einer leichten
und meist harmlosen und einer schweren bis manchmal
lebensbedrohlichen Form der Pankreatitis.
Herr Dr. Staib, welche Symptome deuten auf ein eventuelles Karzinom der
Bauchspeicheldrüse hin?
„Bereits bei scheinbar unerklärlichen
und immer wiederkehrenden Bauchschmerzen–besonders im Oberbauch–,
die mehr als 4 Wochen anhalten, sollte
dringend eine fachärztliche Abklärung
der Ursache erfolgen. Denn viel zu oft
haben die Betroffenen kostbare Zeit
verloren und gedacht, dass dies wohl
nicht so schlimm sei. Zu den Betroffenen gehören oft Patienten mit häufigen
Entzündungen der Bauchspeicheldrüse
(Pankreatitis). Außerdem zählt übermäßiger Alkoholkonsum, besonders
der sogenannten harten Sachen, zu
den Hauptverdächtigen als Ursache
eines Pankreaskarzinoms. Rauchen
stellt ebenfalls einen Risikofaktor dar.
Wichtige Symptome, die aber leider oft
erst in einem späten Stadium der Erkrankung auftreten, sind des Weiteren
ein ungewollter und starker Gewichtsverlust sowie eine Gelbfärbung von
Haut und Bindehaut. Neben dem
Gewichtsverlust ist auch häufig eine
plötzliche Abneigung gegen bestimmte
Speisen, vor allem Fleisch, festzustellen.“
Neben den nicht sehr häufig auftretenden entzündlichen
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, der akuten und
chronischen Pankreatitis, spielt der Krebs der Bauchspeicheldrüse eine traurige Spitzenrolle.
So gehen etwa zwanzig Prozent aller Krebs-Todesfälle auf ein
Pankreas-Karzinom zurück.
Nähere Informationen zu akuten und chronischen Bauchspeicheldrüsen-Entzündungen, aber auch zu PankreasTumoren und aktuellen Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten erfahren Sie auf den folgenden Seiten.
Erkrankungen, die lebensbedrohlich
werden können
Wie auch in anderen Inselparadiesen
ist auch bei den Langerhans’schen
Inseln und der Bauchspeicheldrüse nicht
immer alles bestens. Die Ursachen sind
unterschiedlich – wichtig ist es deshalb,
über die wichtigsten Pankreas-Erkrankungen grundlegend Bescheid zu wissen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten
bei einem Pankreas-Karzinom bietet
die moderne Medizin?
„Die Therapie ist immer abhängig von
eventuellen Begleiterkrankungen und
dem Allgemeinzustand des Patienten.
Als wichtigste Behandlungsmöglichkeit
gilt eine vollständige operative Entfernung des Tumors. Doch da sich die
Zeichnung:
Frank Geisler
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Bauchspeicheldrüse in enger Nachbarschaft zu wichtigen Gefäßen und Organen im Oberbauch befindet, muss vor
der Durchführung einer Operation ausgeschlossen werden, dass bereits
benachbarte Organe in Mitleidenschaft
gezogen wurden. Denn sonst macht eine
Operation keinen Sinn, da sie dann nicht
lebensverlängernd wirken kann und
zudem den Patienten durch die Nebenwirkungen des operativen Eingriffs noch
zusätzlich belasten würde.
Doch auch für die Patienten, bei denen
aus verschiedenen Gründen ein operativer Eingriff nicht infrage kommt, bietet
die moderne Medizin neue Ansätze.
Hier ist vor allem eine Kombination von
Chemotherapie und neueren Medikamenten zu nennen, wobei insbesondere
letztere die bekannten Nebenwirkungen
wie Haarausfall und Übelkeit in deutlich
geringerem Ausmaß aufweisen. “
Stehen diese modernen Behandlungsmöglichkeiten auch den Betroffenen im SAH zur Verfügung?
„Ja, wir befinden uns in der glücklichen
Lage, unseren Patienten-meist ambulant die Teilnahme an einer aktuellen Studie
zur Erforschung und Behandlung des
Bauchspeicheldrüsenkrebses anbieten
zu können. Hierbei wird zusätzlich zur
Standardchemotherapie mit Gemcitabine
eine Antikörper-Medikation (Nimotuzumab) durchgeführt, welche die Krebszellen über einen bestimmten Marker
an der Zelloberfläche (EGF-Rezeptor)
angreift. Die meisten Patienten nehmen
diese Möglichkeiten auch wahr, doch
auch hierbei kommen einige Patienten
nicht für die Teilnahme an der Studie in
Betracht – meist weil andere Begleiterkrankungen zum Ausschluss führen.
In unserer Studie werden in der Regel
nicht operierbare Patienten eingeschlossen. Aber auch für Patienten, die
nicht an der Studie teilnehmen können,
gibt es die Möglichkeit, ein modernes
Medikament in Form von Tabletten
zusätzlich zur Chemotherapie einzusetzen. Es handelt sich dabei um das
Medikament Erlotinib, das ebenfalls
gezielt die Krebszellen über den gleichen Marker an der Zelloberfläche
angreift. Patienten, die erfolgreich
operiert werden konnten, bieten wir
eine zusätzliche Chemotherapie mit
dem Medikament Gemcitabine an, um
die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftreten des Krebses zu reduzieren.
Gemcitabine ist insgesamt eine sehr
gut verträglich Chemotherapie, die
praktisch keine Übelkeit erzeugt und in
der Regel nicht zum Haarausfall führt.
Abgerundet werden diese modernen
Behandlungsmöglichkeiten in unserem Haus durch eine sehr gut funktionierende interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Gastroenterologen,
Chirurgen und Onkologen verbunden
mit einer psycho-onkologischen Betreuung. Dazu kommt die Zusammenarbeit mit Fachleuten, die mit den
Betroffenen an einer verbesserten
Nahrungsaufnahme arbeiten.
Ebenso wichtig bei der Behandlung
dieser belastenden Erkrankung ist jedoch die gute menschliche Zuwendung
seitens der Ärzte und des Pflegepersonals, für die sich das St.-AntoniusHospital immer wieder auszeichnet.“
OPERATIONEN BEI
CHRONISCHER PANKREATITIS
UND PANKREAS-TUMOREN
OPERATIONEN BEI AKUTEN ENTZÜNDUNGEN
DER BAUCHSPEICHELDRÜSE
Eine akute milde Pankreatitis, bei der es nur zu einer vorübergehenden Störung der BauchAlkohol-Missbrauch ist bei vier von fünf Erkrankten mit einer chroni-
speicheldrüse gekommen ist, lässt sich meist ohne eine Operation heilen.
schen Pankreatitis der Haupt-Krankheitsverursacher. Aber auch ge-
Doch besonders bei der schweren Form der akuten Pankreatitis, die bei etwa 15% aller Patienten mit
netisch bedingte Defekte, Fehlanlagen der Bauchspeicheldrüsen-
Bauchspeicheldrüsen-Entzündung festgestellt wird, kann durch verschiedene Komplikationen im
Gänge sowie bestimmte Medikamente und Stoffwechselstörungen
Krankheitsverlauf ein operativer Eingriff unumgänglich werden.
wie auch in seltenen Fällen unbekannte Faktoren können eine chroni-
Durch die Zerstörung des Bauchspeicheldrüsengewebes drohen hierbei auch die Funktionen
sche Entzündung der Bauchspeicheldrüse hervorrufen.
anderer, lebenswichtiger Organe zu versagen.
Langsam aber sicher führt eine solch lang andauernde Pankreatitis zu
einer Zerstörung der funktionstüchtigen Zellen dieser Drüse, die dann
durch narbenartiges Gewebe ersetzt werden. Die Produktion von Ver-
Um dies zu vermeiden, werden die Betroffenen – die körperlich meist schon stark beeinträchtigt sind – intensivmedizinisch betreut und häufig sogar in einen künstlichen Schlaf
versetzt sowie künstlich beatmet.
Nach der Entlassung müssen die Patienten oft ihr Leben lang
mit Diabetes und Verdauungsstörungen leben. Doch bei etwa
jedem dritten Patienten mit einer akuten schweren Pankreatitis sind Operationen notwendig, wie Chefarzt PD Dr. Stefan
Müller erläutert: „Eine Infektion des zerstörten Bauchspeicheldrüsen-Gewebes bedeutet, dass schnellstmöglich eine
operative Entfernung dieses infizierten Gewebes sowie des
abgestorbenen Drüsengewebes erfolgen muss. Hierbei führen
die Operateure einen quer verlaufenden Bauchschnitt durch,
um die infizierten und abgestorbenen Pankreasteile zu entfernen. Außerdem werden mehrere Wundschläuche eingelegt, um in den folgenden Tagen weitere Anteile von bereits abgestorbenem und neu zerstörtem Gewebe auszuspülen.
Häufig sind mehrere Operationen sowie ein längerer Krankenhaus-Aufenthalt notwendig.“
dauungs-Enzymen versiegt und es kommt neben starken Schmerzen
zu häufigen Durchfällen, deutlichem Gewichtsverlust und durch mangelnde Insulinproduktion zu einer Störung des Zuckerstoffwechsels.
Die jeweilige Therapie richtet sich auch bei der chronischen
Pankreatitis immer nach den individuellen Beschwerden des
Patienten. Doch bei jedem zweiten Patienten reicht eine medikamentöse Behandlung nicht aus.
„Oftmals können die Schmerzen auch mittels stärkster
Schmerzmittel, beispielsweise Opiate, nicht mehr unter
Kontrolle gebracht werden. In vielen Fällen der chronischen
Entzündung der Bauchspeicheldrüse werden auch die umliegenden Organe in Mitleidenschaft gezogen, etwa durch
Einengungen oder drohende Verschlüsse auch hierbei besteht dringender Handlungsbedarf durch einen operativen
Eingriff“, erklärt PD Dr. Stefan Müller.
Sind jedoch sogenannte Pseudozysten Ursache für Übelkeit,
Erbrechen, starke Schmerzen und Gewichtsverlust, sehen
die Operateure den günstigsten Zeitpunkt nicht in der Frühphase der Ausbildung dieser mit Pankreassaft gefüllten Hohlräume, sondern dann, wenn die Zystenwand stabil ist.
Drainierend oder resezierend
Doch nicht immer ist diese Form des Eingriffs möglich, in
seltenen Fällen müssen bei einer sogenannten WhippleOperation auch die Gallenwege und der Zwölffinger-Darm
entfernt werden, der Magen kann meistens erhalten bleiben.“
Ebenfalls selten befindet sich der Herd der chronischen Pankreatitis im Schwanz der Bauchspeicheldrüse, der dann –
meist unter Schonung der Milz – entfernt wird.
Auch hierbei wird nach der Resektion, der Entfernung des
krankhaften Gewebes, ein Stück Dünndarm auf den Rest der
Drüse aufgenäht, damit die Verdauungssäfte wieder
ungehindert abfließen können.“
Operationen als einzige Chance zur Heilung
„Für Patienten mit einem Karzinom der Bauchspeicheldrüse ist
eine Operation die einzige potentiell heilende Behandlung“,
betont Dr. Stefan Müller und fügt hinzu: „Dabei sind die
Operationen denen bei Pankreas-Entzündungen identisch –
bei Tumoren jedoch auch häufig im Rahmen einer WhippleOperation.“
Auch nach einer OP: Risikofaktoren strikt meiden
Neben den funktionellen Schädigungen nennt der Spezialist
für die operative Behandlung von Erkrankungen des Bauchraums aber noch einige weitere Probleme, die Anlass zu einer
Pankreas-Operation geben können:
Bei den drainierenden Operationen eröffnen die ViszeralChirurgen den Hauptgang der Bauchspeicheldrüse und
verbinden ihn mit dem Dünndarm, damit der Pankreassaft sofort in den Darm abfließen kann.
Wird eine Pseudozyste eröffnet, nähen die Chirurgen
ein Stück Dünndarm auf, damit auch hier die
angesammelte Flüssigkeit ungehindert abfließen
kann. Bei ausgedehnteren Entzündungsverläufen entscheiden sich die Fachleute meist für
eine Resektion, also eine Entfernung der
geschädigten Anteile der Bauchspeicheldrüse.
„Fast immer ist die Entzündung am Kopf der
Bauchspeicheldrüse am meisten ausgeprägt,
weshalb wir diesen dann entfernen“, erläutert
PD Dr. Stefan Müller und ergänzt: „Dabei wird
meist eine Zwölffinger-Darm erhaltende Entfernung der Bauchspeicheldrüse angestrebt, bei der
auch die Gallenwege und der Magen geschont
werden.
Ärzte Team
der Klinik für
Allgemein-,
Viszeral- und
Thoraxchirurgie
Zeichnung:
Frank Geisler
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„Aufgrund der Gewebeschädigungen kann es zu Ansammlungen von ausgetretenem Pankreassaft in oder um die Drüse
herum kommen, die als Pseudozysten bezeichnet werden −
auch hierbei ist oftmals eine Operation nötig.
Sollte ein Abzess, also eine Eiteransammlung, in der Umgebung der Bauchspeicheldrüse nicht erfolgreich durch
Punktieren während einer lokalen Betäubung unter Röntgenkontrolle entfernt werden können, ist ebenfalls ein operativer
Eingriff – mit anschließender Antibiotika-Behandlung –
erforderlich. Auch bei einer Pankreas-Fistel, bei der Drüsensekret über eine Verbindung zur Haut oder einem anderen
Organ austritt und die nicht spontan abheilt, muss eine
Operation angegangen werden.“
„Da Gallensteine ebenfalls Ursache für eine akute Bauchspeicheldrüsen-Entzündung sein können, wird nach dem
Ausheilen einer Gallenstein-Pankreatitis die Entfernung der
Gallenblase notwendig. Dies geschieht meist durch die
sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie, bei der die Gallenblase
mit Hilfe eines Laparoskops – eines Spezialinstruments für die
Bauchhöhlen-Chirurgie− entfernt wird.
Ganz entscheidend ist jedoch, dass dem Patienten klar ist,
dass eine erneute akute Pankreatitis lebensgefährlich sein
kann und er deswegen bekannte Risikofaktoren, besonders
jeglichen Alkoholgenuss, vermeiden sollte“, betont der Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie,
PD Dr. Stefan Müller.
IM FOCUS
Untersuchungsmethoden
ERKRANKUNGEN DER
BAUCHSPEICHELDRÜSE
Endoskopische
Ultraschalluntersuchung
Welchen Beitrag leistet
die Endoskopie bei der
Erkennung und
Team Endoskopie
v. l. n. r.
Brigitte Jansen
Melanie Mertens
Behandlung von
Erkrankungen der
Bauchspeicheldrüse?
Die Bauchspeicheldrüse liegt unmittelbar neben dem Magen und kann mit
speziellen Ultraschallsonden deshalb
aus nächster Nähe besonders gut vom
Magen her untersucht werden.
Die Sonden werden dabei wie bei einer
Magenspiegelung durch den Mund
des Patienten eingeführt.
Die Untersuchung ist wenig belastend
und liefert den Ärzten wertvolle Informationen, wobei neben der Betrachtung des Organs auch eine gezielte
Entnahme von Proben möglich ist.
Die Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind oft nicht leicht
zu erkennen und erfordern, wie auch die Behandlung, eine
gute Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen und
Fachrichtungen der Medizin.
Im Zusammenhang mit den gut- und bösartigen Erkrankungen
der Bauchspeicheldrüse werden in der Klinik für Innere
Medizin besondere Methoden der Endoskopie, bekannt als
Magen- und Darmspiegelung, genutzt.
Dr. Martin Schlicht
Die Kombination einer
endoskopischen Untersuchung
mit gleichzeitigem Röntgen
Simone Burchardt
Renate Beck
Sylvia Henkel
Karin Meyer
Die Kombination stellt die sogenannte
ERCP dar. Es wird, ähnlich der Magenspiegelung, ein spezielles Endoskop
benutzt. Mit diesem Gerät können die
Ausführungsgänge der Bauchspeicheldrüse und vor allem auch die
Gallengänge mit einem Kontrastmittel
angefärbt und im Röntgenbild sichtbar gemacht werden.
Diese Gänge haben ihre meist gemeinsame Einmündung im Zwölffingerdarm, der sich an den Magen anschließt. Wegen dieser Nachbarschaft
der beiden Gänge können sich wechselseitige Einflüsse ergeben.
Bauchspeicheldrüse und
die Gallenwege
Schwellungen der Bauchspeicheldrüse
führen zum Beispiel nicht selten zu
einer Verengung der Gallengänge mit
der Folge, dass eine Gelbsucht auftritt.
Umgekehrt können Steine in den Gallengängen zu einer Entzündung der
Bauchspeicheldrüse führen.
In beiden Fällen lässt sich die Ursache
erkennen und auch nicht selten endoskopisch behandeln.
In verengte oder verschlossene Gänge
können dünne Katheter eingelegt werden, über die die Galle wieder abläuft,
so dass eine Gelbsucht abklingt.
Gallengangssteine können mit dem
Endoskop aus dem Gang entfernt
werden, so dass die Entzündung der
Bauchspeicheldrüse schneller abklingt
und weitere Komplikationen vermieden werden.
Heilung durch Endoskopie
Selbst in schwierigen Situationen, wie
etwa bei der Behandlung großer
Zysten, die nach Entzündungen der
Bauchspeicheldrüse manchmal entstehen, kann die Endoskopie oft
helfen. In der Vergangenheit mussten
solche Zysten in der Regel operiert
werden. Heute gelingt es in vielen
Fällen, solche Zysten durch einen
endoskopischen Eingriff, ohne Operation, in den Magen abzuleiten und
dadurch zur Ausheilung zu bringen.
Das Ziel zukünftiger Entwicklungen
ist es, noch bessere endoskopische
Methoden zu entwickeln, die eine
sichere Diagnose und eine möglichst
schonende Behandlung ermöglichen.
Das Wichtigste wird aber immer die
enge Zusammenarbeit aller daran
beteiligten Fachärzte bleiben.
Zuleitung
Ventile
Steuerräder
Instrumentenspitze
Instrumentierkanal
Einführungsschlauch
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Endoskop
ERCP
Ein Endoskop ist ein Gerät, mit dem
viele Hohlorgane des Menschen, zum
Beispiel der Darm, der Magen, aber
auch die Lunge oder die Blase von
innen untersucht werden können.
Es liefert sehr genaue Bilder und erlaubt
gleichzeitige Eingriffe durch den Arzt.
Kleine Steine im Gallengang führten
zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Diese wurden bei der ERCP
endoskopisch entfernt, so dass die
Entzündung der Bauchspeicheldrüse
rasch abklingen konnte.
Bauchspeicheldrüsengang
Gallengang
Stein im Gallengang
Endoskop
DIE PFLEGE BEI ENTZÜNDUNGEN DER BAUCHSPEICHELDRÜSE
Die Bedeutung der Pflege vor und nach
Operationen der Bauchspeicheldrüse
Aufmerksame Krankenbeobachtung
Bei Operationen der Bauchspeicheldrüse
werden − beispielsweise abhängig vom
Sitz eines Geschwüres und dem danach
gewählten Operationsverfahren − unterschiedliche Schwerpunkte in der
Nachsorge, der Pflege sowie der weiteren
Lebensführung gesetzt. Besonders, wenn
die komplette Entfernung der Bauchspeicheldrüse zu einer Zuckerkrankheit
− Diabetes mellitus – geführt hat, spielen Ernährungsumstellung und Insulingaben eine große Rolle im weiteren Leben der Betroffenen.
Patienten mit einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse müssen
sich meist auf maßgebliche Änderungen
ihrer Lebens- und Ernährungsgewohnheiten einstellen. Damit dies möglichst
erfolgreich geschehen kann, ist hier die
sorgsame Krankenbeobachtung des Pflegepersonals von besonderer Bedeutung.
Zur Schonung der chronisch angegriffenen Bauchspeicheldrüse dürfen die
Betroffenen nur kleine Mahlzeiten zu
sich nehmen. Diese können zwar reich
an Kohlhydraten und Eiweißen, sollten
aber unbedingt fettarm sein.
Ganz wichtig für eine erfolgreiche Therapie einer chronischen Bauchspeicheldrüsen-Entzündung ist der absolute
Verzicht auf Alkohol sowie das Vermeiden von Kaffee und Zigaretten.
Außerdem lernen die Betroffenen, sich
selbst besser zu beobachten und bei
möglichen Anzeichen eines neuen Entzündungsschubes – etwa gürtelförmig
ausstrahlenden Schmerzen – sofort
ihren Arzt zu informieren.
Zu den weiteren pflegerischen Maßnahmen bei einer akuten Pankreatitis gehören die schmerzlindernde Lagerung
und Entlastung der Bauchdecke – etwa
mit einer Knierolle− sowie bei etwaigem
Fieber über 38,5°C Wadenwickel und
Pfefferminzwaschungen.
Oftmals wird diesen Patienten aufgrund
ihres angegriffenen Allgemeinzustandes
Bettruhe angeraten.
Große Operationen im Bereich der Bauchspeicheldrüse erfordern schon im Vorfeld
spezielles pflegerisches Handeln.
„Am Tag vor der Operation bereiten wir
den Patienten durch Umstellung auf flüssige Kost bzw. Tee auf den Eingriff vor.
Neben der notwendigen Darmreinigung
gehören außerdem eine großflächige
Rasur sowie Vorbestellungen von Blutkonserven im Labor zu unseren Vorbereitungsmaßnahmen bei einer PankreasOperation“, berichtet Carsten Herzog, der
als Gesundheits- und Krankenpfleger auf
der Station 5A mit seinen Kollegen unter
anderem die Patienten mit Operationen
des Bauchraumes pflegerisch versorgt.
Neben der körperlichen Grundpflege und
der speziellen Behandlungspflege ist
Höchste Anforderungen an die Pflege
bei akuter schwerer Pankreatitis
Konsequente Umstellung der
Lebensgewohnheiten
„Neben der Gabe von Enzymen, die bei
einer chronischen Pankreatitis auf
ärztliche Anordnung als Ausgleich zu
einer bestehenden Leistungsschwäche
verabreicht werden, liegt unser Hauptaugenmerk auf einer patientenorientierten Gesundheits- und Ernährungsberatung, um durch konsequente Umstellung
der Lebensgewohnheiten erneute Entzündungsschübe zu vermeiden und dem
Patienten ein weitgehend einschränkungsfreies Leben zu ermöglichen“,
erklärt die Stationsleitung der Station
3A, Michaela Anhalt-Burda.
Wesentlich vielfältiger gestaltet sich die
Pflege bei einer akuten Entzündung der
Bauchspeicheldrüse. Oftmals wird hier
sogar eine intensivmedizinische Behandlung des Patienten notwendig.
Allgemein ist auf der Station neben der
Umsetzung ärztlicher Verordnungen und
den Kontrollen von Blutdruck, Puls, Blutzucker sowie der ein- und ausgeführten
Flüssigkeiten eine intensive Beobachtung des Patientenzustandes unabdingbar. Der Flüssigkeitsausgleich erfolgt
hierbei über die Venen mithilfe eines
zentralen Venenkatheters.
Meist darf der Patient mit akuter Pankreatitis keinerlei herkömmliche Nahrung
zu sich nehmen – eventuell erhält er zur
Entlastung eine Magensonde. Neben der
Gabe von Schmerzmitteln unterstützen
die Pflegenden den Patienten bei einer
intensiven Mundpflege, um etwaigen
Komplikationen – etwa Pilzbefall oder
einer Speicheldrüsen-Entzündung – vorzubeugen.
„Durch möglichst konstante Ansprechpartner im Rahmen der Bereichspflege
wird ein klar definiertes Qualitätsniveau
in der Pflege geschaffen.
Derart organisierte Bereiche verfügen im
St.-Antonius-Hospital über besonders
gute Voraussetzungen, eventuelle Notwendigkeiten bei Risiken hinsichtlich
möglicher Thrombosen, Druckgeschwüre
und Lungenentzündungen frühzeitig zu
erkennen“, erläutert Sebastian Heilsberger, stellvertretender Pflegedirektor.
Erst nach der Akutphase sollte der
Pankreatitis-Patient sich zunehmend
belasten und mit einem kontrollierten
Kostaufbau beginnen. Zunächst langsam
nur mit flüssiger Nahrung, später sehr
bedacht mit fester Nahrung – wobei
besonders die Zufuhr von Fetten möglichst vorsichtig erfolgen sollte.
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besonders das Gespräch mit dem Patienten wichtig, das immer wieder das
Einfühlungsvermögen der Pflegenden
herausfordert.
Achtgeben – lebenswichtig
Nach dem operativen Eingriff wird die
Patientensicherheit meist durch eine
mehrtägige Überwachung auf der Intensivstation oder im sogenannten Zwischenintensiv-Bereich erhöht.
Denn gerade nach schwierigen PankreasOperationen tragen intensive Beobachtungen und Kontrollen dazu bei, eventuelle Komplikationen rechtzeitig zu
erkennen. „Dazu gehören neben der
Erfassung der Vitalzeichen und der
Körpertemperatur vor allem auch das
Allgemeinbefinden und die Schmerzbelastung mit dem Ziel der weitgehenden
Schmerzfreiheit, desweiteren eine genaue Flüssigkeitsbilanz, die Kontrolle des
Blutzuckerspiegels und etwaiger Sonden
und Drainagen – aber auch die fachgerechte Wundversorgung sowie die Beobachtung der Kostverträglichkeit im Hinblick auf einen späteren Ernährungsplan“, erklärt Monika Bertram-Esser,
Stationsleitung der Intensivstation.
Die spezielle Krankenbeobachtung kann
zudem um die Aspekte des Bauchumfangs und der Bauchdeckenspannung ergänzt werden.
Besonders in Bezug auf die Ernährungsumstellung wegen eines Diabetes mellitus werden nicht nur den Betroffenen
selbst, sondern meist auch ihren Angehörigen die dringend erforderlichen
Kenntnisse − beispielsweise zu Spritztechniken, Nährstoff- und Insulinwirkungen − vermittelt. Ebenso sorgen die
Pflegeteams für den Kontakt zum hauseigenen Sozialdienst, der bei der Vermittlung einer möglichst kurzfristigen
Anschlussheilbehandlung behilflich ist
und so eine weitere wichtige Voraussetzung für das Leben nach einer Bauchspeicheldrüsen-Operation schafft.
Eine weitere wichtige Grundlage optimaler Patientenversorgung bildet die Arbeit des hauseigenen Wundmanagement-Teams, das sich aus Fachärzten und
weitergebildeten Wundtherapeuten zusammensetzt.
Schon bei den ersten Anzeichen möglicher Wundheilungsstörungen werden die Experten eingeschaltet.
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