IM FOCUS BAUCHSPEICHELDRÜSEN-KREBS Das Pankreas-Karzinom, der Krebs der Bauchspeicheldrüse, gilt als die aggressivste DIE BAUCHSPEICHELDRÜSE Krebsart des Magen-Darm-Traktes und führt ohne entsprechende Behandlung Verstecktes Multitalent schnell zum Tode. Doch frühzeitig diagnostiziert und behandelt, gibt es durchaus Hoffnungsschimmer für die betroffenen Patienten, wie Privatdozent Dr. Peter Staib, Chefarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie am St.-Antonius-Hospital, im Gespräch mit dem Hospital-Journal erklärte. Sie befindet sich etwas versteckt quer im hinteren Oberbauch-Bereich in enger Nachbarschaft zu Magen, Milz, Gallenblase und Zwölffingerdarm und wird aufgrund ihres Aussehens in Kopf, Körper und Schwanz unterteilt. Mit ihrer Länge von circa 15 bis 20 cm ist die Bauchspeicheldrüse, die in der Fachsprache Pankreas genannt wird, die größte Speicheldrüse des Menschen. Besonders wichtig für den Verdauungsprozess ist sie deswegen, weil sie jeden Tag Eiweiß umsetzt und etwa zwei Liter Bauchspeichel-Sekret produziert. Dieses Sekret enthält zum einen alkalisches Bikarbonat. Das wird benötigt, um die Säure des Magensaftes zu neutralisieren, sobald er in den Darm gelangt. Zum Pankreas-Sekret gehören aber auch lebensnotwendige Verdauungs-Enzyme, durch die Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße aus der Nahrung erst verwertbar gemacht werden können. Inselparadies mit besonderer Bedeutung Die Bauchspeicheldrüse hat aber nicht nur enorme Bedeutung für die menschliche Verdauung, sondern auch für den Blutzucker-Haushalt des Körpers. Beim gesunden Erwachsenen sind etwa eine Million kleiner Inselzellen über der Bauchspeicheldrüse verteilt, die für die Abgabe der Hormone an das Blut zuständig sind. Diese Inselzellen werden nach ihrem Entdecker, dem deutschen Mediziner Paul Langerhans, als Langerhans‘sche Inseln bezeichnet. In ihren Alphazellen wird das blutdrucksteigernde Glukagon produziert, in den Betazellen das blutdrucksenkende Insulin – außerdem verfügt das körpereigene Inselparadies aber auch über Gamma- und Delta-Zellen, die für das Wachstumshormon Somatotoprin und seinen Gegenspieler, das Samatostatin, zuständig sind. Diabetiker, bei denen eine Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse vorliegt, haben meist recht gute Basiskenntnisse über die Funktionen und Störfaktoren der Bauchspeicheldrüse. Doch die Funktion dieses lebenswichtigen Organs kann nicht nur durch Diabetes oder Gallensteine gestört sein. Denn schon bei der akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse unterscheiden die Experten zwischen einer leichten und meist harmlosen und einer schweren bis manchmal lebensbedrohlichen Form der Pankreatitis. Herr Dr. Staib, welche Symptome deuten auf ein eventuelles Karzinom der Bauchspeicheldrüse hin? „Bereits bei scheinbar unerklärlichen und immer wiederkehrenden Bauchschmerzen–besonders im Oberbauch–, die mehr als 4 Wochen anhalten, sollte dringend eine fachärztliche Abklärung der Ursache erfolgen. Denn viel zu oft haben die Betroffenen kostbare Zeit verloren und gedacht, dass dies wohl nicht so schlimm sei. Zu den Betroffenen gehören oft Patienten mit häufigen Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis). Außerdem zählt übermäßiger Alkoholkonsum, besonders der sogenannten harten Sachen, zu den Hauptverdächtigen als Ursache eines Pankreaskarzinoms. Rauchen stellt ebenfalls einen Risikofaktor dar. Wichtige Symptome, die aber leider oft erst in einem späten Stadium der Erkrankung auftreten, sind des Weiteren ein ungewollter und starker Gewichtsverlust sowie eine Gelbfärbung von Haut und Bindehaut. Neben dem Gewichtsverlust ist auch häufig eine plötzliche Abneigung gegen bestimmte Speisen, vor allem Fleisch, festzustellen.“ Neben den nicht sehr häufig auftretenden entzündlichen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, der akuten und chronischen Pankreatitis, spielt der Krebs der Bauchspeicheldrüse eine traurige Spitzenrolle. So gehen etwa zwanzig Prozent aller Krebs-Todesfälle auf ein Pankreas-Karzinom zurück. Nähere Informationen zu akuten und chronischen Bauchspeicheldrüsen-Entzündungen, aber auch zu PankreasTumoren und aktuellen Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten erfahren Sie auf den folgenden Seiten. Erkrankungen, die lebensbedrohlich werden können Wie auch in anderen Inselparadiesen ist auch bei den Langerhans’schen Inseln und der Bauchspeicheldrüse nicht immer alles bestens. Die Ursachen sind unterschiedlich – wichtig ist es deshalb, über die wichtigsten Pankreas-Erkrankungen grundlegend Bescheid zu wissen. Welche Behandlungsmöglichkeiten bei einem Pankreas-Karzinom bietet die moderne Medizin? „Die Therapie ist immer abhängig von eventuellen Begleiterkrankungen und dem Allgemeinzustand des Patienten. Als wichtigste Behandlungsmöglichkeit gilt eine vollständige operative Entfernung des Tumors. Doch da sich die Zeichnung: Frank Geisler 4 5 Bauchspeicheldrüse in enger Nachbarschaft zu wichtigen Gefäßen und Organen im Oberbauch befindet, muss vor der Durchführung einer Operation ausgeschlossen werden, dass bereits benachbarte Organe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Denn sonst macht eine Operation keinen Sinn, da sie dann nicht lebensverlängernd wirken kann und zudem den Patienten durch die Nebenwirkungen des operativen Eingriffs noch zusätzlich belasten würde. Doch auch für die Patienten, bei denen aus verschiedenen Gründen ein operativer Eingriff nicht infrage kommt, bietet die moderne Medizin neue Ansätze. Hier ist vor allem eine Kombination von Chemotherapie und neueren Medikamenten zu nennen, wobei insbesondere letztere die bekannten Nebenwirkungen wie Haarausfall und Übelkeit in deutlich geringerem Ausmaß aufweisen. “ Stehen diese modernen Behandlungsmöglichkeiten auch den Betroffenen im SAH zur Verfügung? „Ja, wir befinden uns in der glücklichen Lage, unseren Patienten-meist ambulant die Teilnahme an einer aktuellen Studie zur Erforschung und Behandlung des Bauchspeicheldrüsenkrebses anbieten zu können. Hierbei wird zusätzlich zur Standardchemotherapie mit Gemcitabine eine Antikörper-Medikation (Nimotuzumab) durchgeführt, welche die Krebszellen über einen bestimmten Marker an der Zelloberfläche (EGF-Rezeptor) angreift. Die meisten Patienten nehmen diese Möglichkeiten auch wahr, doch auch hierbei kommen einige Patienten nicht für die Teilnahme an der Studie in Betracht – meist weil andere Begleiterkrankungen zum Ausschluss führen. In unserer Studie werden in der Regel nicht operierbare Patienten eingeschlossen. Aber auch für Patienten, die nicht an der Studie teilnehmen können, gibt es die Möglichkeit, ein modernes Medikament in Form von Tabletten zusätzlich zur Chemotherapie einzusetzen. Es handelt sich dabei um das Medikament Erlotinib, das ebenfalls gezielt die Krebszellen über den gleichen Marker an der Zelloberfläche angreift. Patienten, die erfolgreich operiert werden konnten, bieten wir eine zusätzliche Chemotherapie mit dem Medikament Gemcitabine an, um die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftreten des Krebses zu reduzieren. Gemcitabine ist insgesamt eine sehr gut verträglich Chemotherapie, die praktisch keine Übelkeit erzeugt und in der Regel nicht zum Haarausfall führt. Abgerundet werden diese modernen Behandlungsmöglichkeiten in unserem Haus durch eine sehr gut funktionierende interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Gastroenterologen, Chirurgen und Onkologen verbunden mit einer psycho-onkologischen Betreuung. Dazu kommt die Zusammenarbeit mit Fachleuten, die mit den Betroffenen an einer verbesserten Nahrungsaufnahme arbeiten. Ebenso wichtig bei der Behandlung dieser belastenden Erkrankung ist jedoch die gute menschliche Zuwendung seitens der Ärzte und des Pflegepersonals, für die sich das St.-AntoniusHospital immer wieder auszeichnet.“ OPERATIONEN BEI CHRONISCHER PANKREATITIS UND PANKREAS-TUMOREN OPERATIONEN BEI AKUTEN ENTZÜNDUNGEN DER BAUCHSPEICHELDRÜSE Eine akute milde Pankreatitis, bei der es nur zu einer vorübergehenden Störung der BauchAlkohol-Missbrauch ist bei vier von fünf Erkrankten mit einer chroni- speicheldrüse gekommen ist, lässt sich meist ohne eine Operation heilen. schen Pankreatitis der Haupt-Krankheitsverursacher. Aber auch ge- Doch besonders bei der schweren Form der akuten Pankreatitis, die bei etwa 15% aller Patienten mit netisch bedingte Defekte, Fehlanlagen der Bauchspeicheldrüsen- Bauchspeicheldrüsen-Entzündung festgestellt wird, kann durch verschiedene Komplikationen im Gänge sowie bestimmte Medikamente und Stoffwechselstörungen Krankheitsverlauf ein operativer Eingriff unumgänglich werden. wie auch in seltenen Fällen unbekannte Faktoren können eine chroni- Durch die Zerstörung des Bauchspeicheldrüsengewebes drohen hierbei auch die Funktionen sche Entzündung der Bauchspeicheldrüse hervorrufen. anderer, lebenswichtiger Organe zu versagen. Langsam aber sicher führt eine solch lang andauernde Pankreatitis zu einer Zerstörung der funktionstüchtigen Zellen dieser Drüse, die dann durch narbenartiges Gewebe ersetzt werden. Die Produktion von Ver- Um dies zu vermeiden, werden die Betroffenen – die körperlich meist schon stark beeinträchtigt sind – intensivmedizinisch betreut und häufig sogar in einen künstlichen Schlaf versetzt sowie künstlich beatmet. Nach der Entlassung müssen die Patienten oft ihr Leben lang mit Diabetes und Verdauungsstörungen leben. Doch bei etwa jedem dritten Patienten mit einer akuten schweren Pankreatitis sind Operationen notwendig, wie Chefarzt PD Dr. Stefan Müller erläutert: „Eine Infektion des zerstörten Bauchspeicheldrüsen-Gewebes bedeutet, dass schnellstmöglich eine operative Entfernung dieses infizierten Gewebes sowie des abgestorbenen Drüsengewebes erfolgen muss. Hierbei führen die Operateure einen quer verlaufenden Bauchschnitt durch, um die infizierten und abgestorbenen Pankreasteile zu entfernen. Außerdem werden mehrere Wundschläuche eingelegt, um in den folgenden Tagen weitere Anteile von bereits abgestorbenem und neu zerstörtem Gewebe auszuspülen. Häufig sind mehrere Operationen sowie ein längerer Krankenhaus-Aufenthalt notwendig.“ dauungs-Enzymen versiegt und es kommt neben starken Schmerzen zu häufigen Durchfällen, deutlichem Gewichtsverlust und durch mangelnde Insulinproduktion zu einer Störung des Zuckerstoffwechsels. Die jeweilige Therapie richtet sich auch bei der chronischen Pankreatitis immer nach den individuellen Beschwerden des Patienten. Doch bei jedem zweiten Patienten reicht eine medikamentöse Behandlung nicht aus. „Oftmals können die Schmerzen auch mittels stärkster Schmerzmittel, beispielsweise Opiate, nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden. In vielen Fällen der chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse werden auch die umliegenden Organe in Mitleidenschaft gezogen, etwa durch Einengungen oder drohende Verschlüsse auch hierbei besteht dringender Handlungsbedarf durch einen operativen Eingriff“, erklärt PD Dr. Stefan Müller. Sind jedoch sogenannte Pseudozysten Ursache für Übelkeit, Erbrechen, starke Schmerzen und Gewichtsverlust, sehen die Operateure den günstigsten Zeitpunkt nicht in der Frühphase der Ausbildung dieser mit Pankreassaft gefüllten Hohlräume, sondern dann, wenn die Zystenwand stabil ist. Drainierend oder resezierend Doch nicht immer ist diese Form des Eingriffs möglich, in seltenen Fällen müssen bei einer sogenannten WhippleOperation auch die Gallenwege und der Zwölffinger-Darm entfernt werden, der Magen kann meistens erhalten bleiben.“ Ebenfalls selten befindet sich der Herd der chronischen Pankreatitis im Schwanz der Bauchspeicheldrüse, der dann – meist unter Schonung der Milz – entfernt wird. Auch hierbei wird nach der Resektion, der Entfernung des krankhaften Gewebes, ein Stück Dünndarm auf den Rest der Drüse aufgenäht, damit die Verdauungssäfte wieder ungehindert abfließen können.“ Operationen als einzige Chance zur Heilung „Für Patienten mit einem Karzinom der Bauchspeicheldrüse ist eine Operation die einzige potentiell heilende Behandlung“, betont Dr. Stefan Müller und fügt hinzu: „Dabei sind die Operationen denen bei Pankreas-Entzündungen identisch – bei Tumoren jedoch auch häufig im Rahmen einer WhippleOperation.“ Auch nach einer OP: Risikofaktoren strikt meiden Neben den funktionellen Schädigungen nennt der Spezialist für die operative Behandlung von Erkrankungen des Bauchraums aber noch einige weitere Probleme, die Anlass zu einer Pankreas-Operation geben können: Bei den drainierenden Operationen eröffnen die ViszeralChirurgen den Hauptgang der Bauchspeicheldrüse und verbinden ihn mit dem Dünndarm, damit der Pankreassaft sofort in den Darm abfließen kann. Wird eine Pseudozyste eröffnet, nähen die Chirurgen ein Stück Dünndarm auf, damit auch hier die angesammelte Flüssigkeit ungehindert abfließen kann. Bei ausgedehnteren Entzündungsverläufen entscheiden sich die Fachleute meist für eine Resektion, also eine Entfernung der geschädigten Anteile der Bauchspeicheldrüse. „Fast immer ist die Entzündung am Kopf der Bauchspeicheldrüse am meisten ausgeprägt, weshalb wir diesen dann entfernen“, erläutert PD Dr. Stefan Müller und ergänzt: „Dabei wird meist eine Zwölffinger-Darm erhaltende Entfernung der Bauchspeicheldrüse angestrebt, bei der auch die Gallenwege und der Magen geschont werden. Ärzte Team der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie Zeichnung: Frank Geisler 6 7 „Aufgrund der Gewebeschädigungen kann es zu Ansammlungen von ausgetretenem Pankreassaft in oder um die Drüse herum kommen, die als Pseudozysten bezeichnet werden − auch hierbei ist oftmals eine Operation nötig. Sollte ein Abzess, also eine Eiteransammlung, in der Umgebung der Bauchspeicheldrüse nicht erfolgreich durch Punktieren während einer lokalen Betäubung unter Röntgenkontrolle entfernt werden können, ist ebenfalls ein operativer Eingriff – mit anschließender Antibiotika-Behandlung – erforderlich. Auch bei einer Pankreas-Fistel, bei der Drüsensekret über eine Verbindung zur Haut oder einem anderen Organ austritt und die nicht spontan abheilt, muss eine Operation angegangen werden.“ „Da Gallensteine ebenfalls Ursache für eine akute Bauchspeicheldrüsen-Entzündung sein können, wird nach dem Ausheilen einer Gallenstein-Pankreatitis die Entfernung der Gallenblase notwendig. Dies geschieht meist durch die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie, bei der die Gallenblase mit Hilfe eines Laparoskops – eines Spezialinstruments für die Bauchhöhlen-Chirurgie− entfernt wird. Ganz entscheidend ist jedoch, dass dem Patienten klar ist, dass eine erneute akute Pankreatitis lebensgefährlich sein kann und er deswegen bekannte Risikofaktoren, besonders jeglichen Alkoholgenuss, vermeiden sollte“, betont der Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, PD Dr. Stefan Müller. IM FOCUS Untersuchungsmethoden ERKRANKUNGEN DER BAUCHSPEICHELDRÜSE Endoskopische Ultraschalluntersuchung Welchen Beitrag leistet die Endoskopie bei der Erkennung und Team Endoskopie v. l. n. r. Brigitte Jansen Melanie Mertens Behandlung von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse? Die Bauchspeicheldrüse liegt unmittelbar neben dem Magen und kann mit speziellen Ultraschallsonden deshalb aus nächster Nähe besonders gut vom Magen her untersucht werden. Die Sonden werden dabei wie bei einer Magenspiegelung durch den Mund des Patienten eingeführt. Die Untersuchung ist wenig belastend und liefert den Ärzten wertvolle Informationen, wobei neben der Betrachtung des Organs auch eine gezielte Entnahme von Proben möglich ist. Die Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind oft nicht leicht zu erkennen und erfordern, wie auch die Behandlung, eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen und Fachrichtungen der Medizin. Im Zusammenhang mit den gut- und bösartigen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse werden in der Klinik für Innere Medizin besondere Methoden der Endoskopie, bekannt als Magen- und Darmspiegelung, genutzt. Dr. Martin Schlicht Die Kombination einer endoskopischen Untersuchung mit gleichzeitigem Röntgen Simone Burchardt Renate Beck Sylvia Henkel Karin Meyer Die Kombination stellt die sogenannte ERCP dar. Es wird, ähnlich der Magenspiegelung, ein spezielles Endoskop benutzt. Mit diesem Gerät können die Ausführungsgänge der Bauchspeicheldrüse und vor allem auch die Gallengänge mit einem Kontrastmittel angefärbt und im Röntgenbild sichtbar gemacht werden. Diese Gänge haben ihre meist gemeinsame Einmündung im Zwölffingerdarm, der sich an den Magen anschließt. Wegen dieser Nachbarschaft der beiden Gänge können sich wechselseitige Einflüsse ergeben. Bauchspeicheldrüse und die Gallenwege Schwellungen der Bauchspeicheldrüse führen zum Beispiel nicht selten zu einer Verengung der Gallengänge mit der Folge, dass eine Gelbsucht auftritt. Umgekehrt können Steine in den Gallengängen zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen. In beiden Fällen lässt sich die Ursache erkennen und auch nicht selten endoskopisch behandeln. In verengte oder verschlossene Gänge können dünne Katheter eingelegt werden, über die die Galle wieder abläuft, so dass eine Gelbsucht abklingt. Gallengangssteine können mit dem Endoskop aus dem Gang entfernt werden, so dass die Entzündung der Bauchspeicheldrüse schneller abklingt und weitere Komplikationen vermieden werden. Heilung durch Endoskopie Selbst in schwierigen Situationen, wie etwa bei der Behandlung großer Zysten, die nach Entzündungen der Bauchspeicheldrüse manchmal entstehen, kann die Endoskopie oft helfen. In der Vergangenheit mussten solche Zysten in der Regel operiert werden. Heute gelingt es in vielen Fällen, solche Zysten durch einen endoskopischen Eingriff, ohne Operation, in den Magen abzuleiten und dadurch zur Ausheilung zu bringen. Das Ziel zukünftiger Entwicklungen ist es, noch bessere endoskopische Methoden zu entwickeln, die eine sichere Diagnose und eine möglichst schonende Behandlung ermöglichen. Das Wichtigste wird aber immer die enge Zusammenarbeit aller daran beteiligten Fachärzte bleiben. Zuleitung Ventile Steuerräder Instrumentenspitze Instrumentierkanal Einführungsschlauch 8 9 Endoskop ERCP Ein Endoskop ist ein Gerät, mit dem viele Hohlorgane des Menschen, zum Beispiel der Darm, der Magen, aber auch die Lunge oder die Blase von innen untersucht werden können. Es liefert sehr genaue Bilder und erlaubt gleichzeitige Eingriffe durch den Arzt. Kleine Steine im Gallengang führten zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Diese wurden bei der ERCP endoskopisch entfernt, so dass die Entzündung der Bauchspeicheldrüse rasch abklingen konnte. Bauchspeicheldrüsengang Gallengang Stein im Gallengang Endoskop DIE PFLEGE BEI ENTZÜNDUNGEN DER BAUCHSPEICHELDRÜSE Die Bedeutung der Pflege vor und nach Operationen der Bauchspeicheldrüse Aufmerksame Krankenbeobachtung Bei Operationen der Bauchspeicheldrüse werden − beispielsweise abhängig vom Sitz eines Geschwüres und dem danach gewählten Operationsverfahren − unterschiedliche Schwerpunkte in der Nachsorge, der Pflege sowie der weiteren Lebensführung gesetzt. Besonders, wenn die komplette Entfernung der Bauchspeicheldrüse zu einer Zuckerkrankheit − Diabetes mellitus – geführt hat, spielen Ernährungsumstellung und Insulingaben eine große Rolle im weiteren Leben der Betroffenen. Patienten mit einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse müssen sich meist auf maßgebliche Änderungen ihrer Lebens- und Ernährungsgewohnheiten einstellen. Damit dies möglichst erfolgreich geschehen kann, ist hier die sorgsame Krankenbeobachtung des Pflegepersonals von besonderer Bedeutung. Zur Schonung der chronisch angegriffenen Bauchspeicheldrüse dürfen die Betroffenen nur kleine Mahlzeiten zu sich nehmen. Diese können zwar reich an Kohlhydraten und Eiweißen, sollten aber unbedingt fettarm sein. Ganz wichtig für eine erfolgreiche Therapie einer chronischen Bauchspeicheldrüsen-Entzündung ist der absolute Verzicht auf Alkohol sowie das Vermeiden von Kaffee und Zigaretten. Außerdem lernen die Betroffenen, sich selbst besser zu beobachten und bei möglichen Anzeichen eines neuen Entzündungsschubes – etwa gürtelförmig ausstrahlenden Schmerzen – sofort ihren Arzt zu informieren. Zu den weiteren pflegerischen Maßnahmen bei einer akuten Pankreatitis gehören die schmerzlindernde Lagerung und Entlastung der Bauchdecke – etwa mit einer Knierolle− sowie bei etwaigem Fieber über 38,5°C Wadenwickel und Pfefferminzwaschungen. Oftmals wird diesen Patienten aufgrund ihres angegriffenen Allgemeinzustandes Bettruhe angeraten. Große Operationen im Bereich der Bauchspeicheldrüse erfordern schon im Vorfeld spezielles pflegerisches Handeln. „Am Tag vor der Operation bereiten wir den Patienten durch Umstellung auf flüssige Kost bzw. Tee auf den Eingriff vor. Neben der notwendigen Darmreinigung gehören außerdem eine großflächige Rasur sowie Vorbestellungen von Blutkonserven im Labor zu unseren Vorbereitungsmaßnahmen bei einer PankreasOperation“, berichtet Carsten Herzog, der als Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Station 5A mit seinen Kollegen unter anderem die Patienten mit Operationen des Bauchraumes pflegerisch versorgt. Neben der körperlichen Grundpflege und der speziellen Behandlungspflege ist Höchste Anforderungen an die Pflege bei akuter schwerer Pankreatitis Konsequente Umstellung der Lebensgewohnheiten „Neben der Gabe von Enzymen, die bei einer chronischen Pankreatitis auf ärztliche Anordnung als Ausgleich zu einer bestehenden Leistungsschwäche verabreicht werden, liegt unser Hauptaugenmerk auf einer patientenorientierten Gesundheits- und Ernährungsberatung, um durch konsequente Umstellung der Lebensgewohnheiten erneute Entzündungsschübe zu vermeiden und dem Patienten ein weitgehend einschränkungsfreies Leben zu ermöglichen“, erklärt die Stationsleitung der Station 3A, Michaela Anhalt-Burda. Wesentlich vielfältiger gestaltet sich die Pflege bei einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Oftmals wird hier sogar eine intensivmedizinische Behandlung des Patienten notwendig. Allgemein ist auf der Station neben der Umsetzung ärztlicher Verordnungen und den Kontrollen von Blutdruck, Puls, Blutzucker sowie der ein- und ausgeführten Flüssigkeiten eine intensive Beobachtung des Patientenzustandes unabdingbar. Der Flüssigkeitsausgleich erfolgt hierbei über die Venen mithilfe eines zentralen Venenkatheters. Meist darf der Patient mit akuter Pankreatitis keinerlei herkömmliche Nahrung zu sich nehmen – eventuell erhält er zur Entlastung eine Magensonde. Neben der Gabe von Schmerzmitteln unterstützen die Pflegenden den Patienten bei einer intensiven Mundpflege, um etwaigen Komplikationen – etwa Pilzbefall oder einer Speicheldrüsen-Entzündung – vorzubeugen. „Durch möglichst konstante Ansprechpartner im Rahmen der Bereichspflege wird ein klar definiertes Qualitätsniveau in der Pflege geschaffen. Derart organisierte Bereiche verfügen im St.-Antonius-Hospital über besonders gute Voraussetzungen, eventuelle Notwendigkeiten bei Risiken hinsichtlich möglicher Thrombosen, Druckgeschwüre und Lungenentzündungen frühzeitig zu erkennen“, erläutert Sebastian Heilsberger, stellvertretender Pflegedirektor. Erst nach der Akutphase sollte der Pankreatitis-Patient sich zunehmend belasten und mit einem kontrollierten Kostaufbau beginnen. Zunächst langsam nur mit flüssiger Nahrung, später sehr bedacht mit fester Nahrung – wobei besonders die Zufuhr von Fetten möglichst vorsichtig erfolgen sollte. 10 11 besonders das Gespräch mit dem Patienten wichtig, das immer wieder das Einfühlungsvermögen der Pflegenden herausfordert. Achtgeben – lebenswichtig Nach dem operativen Eingriff wird die Patientensicherheit meist durch eine mehrtägige Überwachung auf der Intensivstation oder im sogenannten Zwischenintensiv-Bereich erhöht. Denn gerade nach schwierigen PankreasOperationen tragen intensive Beobachtungen und Kontrollen dazu bei, eventuelle Komplikationen rechtzeitig zu erkennen. „Dazu gehören neben der Erfassung der Vitalzeichen und der Körpertemperatur vor allem auch das Allgemeinbefinden und die Schmerzbelastung mit dem Ziel der weitgehenden Schmerzfreiheit, desweiteren eine genaue Flüssigkeitsbilanz, die Kontrolle des Blutzuckerspiegels und etwaiger Sonden und Drainagen – aber auch die fachgerechte Wundversorgung sowie die Beobachtung der Kostverträglichkeit im Hinblick auf einen späteren Ernährungsplan“, erklärt Monika Bertram-Esser, Stationsleitung der Intensivstation. Die spezielle Krankenbeobachtung kann zudem um die Aspekte des Bauchumfangs und der Bauchdeckenspannung ergänzt werden. Besonders in Bezug auf die Ernährungsumstellung wegen eines Diabetes mellitus werden nicht nur den Betroffenen selbst, sondern meist auch ihren Angehörigen die dringend erforderlichen Kenntnisse − beispielsweise zu Spritztechniken, Nährstoff- und Insulinwirkungen − vermittelt. Ebenso sorgen die Pflegeteams für den Kontakt zum hauseigenen Sozialdienst, der bei der Vermittlung einer möglichst kurzfristigen Anschlussheilbehandlung behilflich ist und so eine weitere wichtige Voraussetzung für das Leben nach einer Bauchspeicheldrüsen-Operation schafft. Eine weitere wichtige Grundlage optimaler Patientenversorgung bildet die Arbeit des hauseigenen Wundmanagement-Teams, das sich aus Fachärzten und weitergebildeten Wundtherapeuten zusammensetzt. Schon bei den ersten Anzeichen möglicher Wundheilungsstörungen werden die Experten eingeschaltet.