7.1 Matrizen und Vektore Lineare Gleichungssysteme bestehen aus einer Gruppe von Gleichungen, in denen alle Variablen nur in der 1. Potenz vorkommen. Beispiel Seite 340 oben: 6x1 –x2 = -1 x1 + 3x2 = 4 mit den Variablen x1 und x2 Allgemein gilt für m Gleichungen mit n Unbekannten: a11x1 + a12x2 +…+a1nxn= b1 … am1x1 + am2x2 +…+amnxn= bm n Oder für die i. Gleichung mit dem Summenzeichen: ∑ aik x k = bi ; i = 1,2,..., m k =1 Das rechteckige Zahlenschema (Tabelle): a11 ... a1n ist eine so genannte Matrix und heisst Koeffizientenmatrix des ... linearen Gleichungssystems a m1 ... a mn Und die Spalte b1 ... b m heisst Spaltenvektor der rechten Seite des linearen Gleichungssystems Matrizen sind Tabellen, Vektore sind Zeilen oder Spalten Sie erlauben eine kompakte Schreibweise Lösen Sie die Übung 1 im Übungsblatt Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -1- Anwendungsbeispiele Beispiel Seite 341 unten: Verflechtungstabelle: Lesen Sie das Beispiel mit der Verflechtungstabelle Seite 341 unten n Sektoren eines Unternehmens S1, S2, …, Sn liefern sich gegenseitig Güter, wobei aij die Lieferung von Sektor Si an Sektor Sj ist und bi die zum Verkauf an den Endverbraucher bestimmte Lieferung des Sektors Si Die Matrix wird von links nach rechts gelesen: z.B. S2 liefert a21 an S1, a22 an sich und b2 an den Endverbraucher. Lösen Sie die Übung 2 im Übungsblatt Beispiel Seite 342 oben: Produktionskoeffizienten: Lesen Sie das Beispiel mit den Produktionskoeffizienten Seite 342 oben Wir haben wieder n Sektoren, welche jeder ein Gut produziert. Hier stellt die Matrix die Menge der Güter aus den verschiedenen Sektoren dar, welche ein Sektor für die Herstellung einer Mengeneinheit seines Guts benötigt. Die Matrix wird von oben nach unten gelesen: z.B. benötigt S2 1,7 ME des Guts von S1, 0 ME seines Guts und 0,5 ME des Guts von S3 für die Herstellung von 1 ME seines Guts. Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -2- 1 Anwendungsbeispiele (2) Beispiel Seite 342 unten: Rohstoffverbrauchskoeffizienten: Lesen Sie das Beispiel mit der Rohstoffverbrauchskoeffizienten Seite 342 unten- 343 Ähnlich wie die Produktionskoeffizienten, nur dass in der Matrix rik die Mengen des benötigten Rohstoffs Ri darstellt, welche ein Sektor Sk für die Herstellung einer Mengeneinheit seines Guts benötigt. Vektoren werden hier an mehreren Orten verwendet: Der Produktionsvektor x ist der Spaltenvektor mit der Menge der von jedem Sektor Si produzierten Menge seines Produktes xi: x1 ... x n p1 Der Preisvektor p ist der Spaltenvektor mit den Preisen pi der n Produkte: ... pn r1 ... r m Der Rohstoffvektor ist der Spaltenvektor mit den Mengen ri der m benötigten Rohstoffe: Lösen Sie die Übung 3 im Übungsblatt Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -3- 7.2 Lineare Gleichungssysteme Beispiel 1 Seite 358: ein lineares Gleichungssystem: 4x1 – x2 = 5 x1+ x2 = 10 Dieses lässt sich graphisch lösen durch Einzeichnen der Funktionsgraphen: x2 = 4x1 – 5 und x2 = 10 - x1 in einem Koordinatensystem mit den Achsen x1 und x2 (vergl. Abb. 7.2 Seite 359). Die Lösungen sind dann die Menge der Schnittpunkte der 2 Funktionsgraphen. Wie viele Lösungen hat ein solches lineares Gleichungssystem mit 2 Gleichungen und 2 Unbekannten? Die 2 Funktionen sind linear – ihre Funktionsgraphen also Geraden. 2 Geraden schneiden sich in der Ebene entweder: • In einem Punkt ⇒ eine Lösung • gar nicht, falls sie parallel sind (vergl. Abb. 7.2.4 rechts) ⇒ keine Lösung • überall falls die 2 Geraden zusammenfallen (vergl. Abb. 7.2.4 mitte) ⇒ unendlich viele Lösungen Das lineare Gleichungssystem mit 2 Gleichungen und 2 Unbekannten hat also eine, keine oder unendlich viele Lösungen. Dieser Satz gilt für beliebige lineare Gleichungssysteme mit m Gleichungen und n Unbekannten! Auch diese haben eine, keine oder unendlich viele Lösungen. Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -4- 2 Matrix-Schreibweise Ein lineares Gleichungssystem lässt sich in einer Matrix-Schreibweise darstellen: Ax = b x1 Wobei A die Koeffizientenmatrix ist, x = der Vektor der Unbekannten und b1 ... x n b = ... der Vektor der rechten Seiten. b m Und Ax ist die Multiplikation einer Matrix mit einem Vektor. Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -5- Gauss‘sches Eliminationsverfahren Beispiel Seite 361: ein lineares Gleichungssystem mit 3 Gleichungen und 3 Unbekannten. Wie können wir es lösen? Graphisch geht das nicht mehr, da es sich um Ebenen im 3-dimensionalen Raum handelt. 1. Idee: die 1. Gleichung nach x1 auflösen und in die 2. und 3. Gleichung einsetzen. Dann bleibt ein Gleichungssystem mit 2 Gleichungen und 2 Unbekannten. Lösen Sie die 1. Gleichung nach x1 auf und setzen Sie in die 2 übrigen Gleichungen ein. Eleganter: zur 2. und 3. Gleichung ein Vielfaches der 1. Gleichung addieren/subtrahieren, so dass x1 wegfällt. Wenn wir z.B. die 2. Gleichung mit 2 multiplizieren und 3 mal die 1. addieren, so fällt 6x1-6x1weg. Setzen wir diese neue Gleichung anstelle der 2. und analog für die 3., so bleibt x1 nur in der 1. Zeile stehen und es bleiben 2 Gleichungen mit 2 Unbekannten x2, x3. Nach einem weiteren Eliminationsschritt für x2 gelangen wir zu einer Darstellung wie Seite 361 unten, aus welcher wir die Lösungen für x1, x2 und x3 direkt ablesen können. Lösen Sie die Übung 4 Daraus folgt die 2. Idee - das Gauss‘sche Eliminationsverfahren: das Gleichungssystem mit erlaubten Umformungen solange umgestalten, bis wir eine Koeffizientenmatrix erhalten, welche bis auf die Diagonale aus lauter Nullen besteht (so genannte Diagonalmatrix) Erlaubt sind die folgenden Umformungen, ohne dass sich an der Lösungsmenge etwas ändert: 1. Vertauschen zweier Zeilen (ist nötig, falls aii = 0) 2. Ersetzen einer Zeile durch die Summe aus dem λ1-fachen dieser Zeile und dem λ2-fachen einer andern Zeile Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -6- 3 Der Algorithmus Bei einer Textaufgabe muss zuerst das lineare Gleichungssystem gefunden werden. Anschliessend wird das Gleichungssystem als Tableau geschrieben (vergl. p. 362) Beginnend mit der 1. Spalte wird nun eine Spalte j nach der andern so transformiert, dass alle Werte Null werden, mit Ausnahme des Elements ajj in der Matrixdiagonalen, indem: - alle Zeilen ausser der j-ten durch eine Kombination von sich und der j-ten Zeile ersetzt werden, so dass ihr Element in der j-ten Spalte Null wird. - falls ajj =0 ist, die j-te Zeile mit einer darunter liegenden vertauscht wird, deren j-tes Element nicht Null ist Wie bestimmt man die Kombination einer Zeile und der j-ten Zeile, so dass das j-te Element in der ersten Null wird? 1 Betrachten wir das Beispiel 4) Seite 369: in der 1. Spalte − 1 soll das unterste Element Null 5 werden: Gesucht sind a und b, so dass a·1 +b·5 = 0 a = -5b a/b = -5; also z. B. b = 1 und a = -5 Die 3. Zeile ist also zu ersetzen durch -5·1. Zeile +3. Zeile Lösen wir das Beispiel auf Seite 362 im Tableau-Format Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -7- Spezialfälle Beispiel Seite 363: nach der ersten Vereinfachung ist in der 2. Zeile a22=0, Damit wir weiter in Richtung der Schluss-Diagonalmatrix arbeiten können, müssen wir die 2. und 3. Zeile vertauschen. Lesen Sie das Beispiel Seite 363 Beispiel Seite 364: nach einigen Schritten erhalten wir 2 Zeilen mit lauter Nullen. Das bedeutet, dass die betreffenden Unbekannten x3 und x4 frei gewählt werden können. Das Gleichungssystem hat unendlich viele Lösungen. Lesen Sie das Beispiel Seite 364 Beispiel Seite 366 : nach einigen Schritten erhalten wir eine Zeile: 000|8 Das Gleichungssystem 0x1 + 0x2 +0x3 = 8 hat keine Lösung. Lesen Sie das Beispiel Seite 366 Lesen Sie die Beispiele 1-3 Seite 366-69 Lösen Sie die Aufgabe 2 Seite 404 Lösen Sie die Übung 5 auf dem Übungsblatt Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -8- 4 7.3 Lineare Optimierung Bei vielen ökonomischen Problemen ist der Wert einer Funktion Z mit n unabhängigen Variablen x1, x2, …, xn zu maximieren. D.h. diejenige Kombination der Variablen-Werte xi zu finden, für die der Funktionswert Z(x1, x2, …, xn) maximal ist. Häufig ist diese so genannte Zielfunktion Z eine lineare Funktion, nd.h. die Variablen kommen nur in der ersten Potenz vor: Z ( x1, x2 ,..., xn ) = ∑ ci xi i =1 Dabei müssen die n Variablen m lineare Ungleichungen erfüllen, die so n genannten Restriktionen oder Einschränkungen: ∑ aik xk ≤ bi i=1, 2, …, m k =1 Und aus ökonomischen Gründen dürfen die n Variablen nicht negativ sein (ökonomischer Definitionsbereich): xi ≥0; i=1, 2, …, n (Nicht-Negativitätsbedingung) Ein solches Problem, bestehend aus einer linearen Zielfunktion, linearen Restriktionen und Nicht-Negativitätsbedingungen heisst lineares Optimierungsproblem (LO-Problem). Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -9- LO-Problemen mit 2 Variablen: Optimale Produktionsstrategie Lesen Sie die Aufgabenstellung im Beispiel1 Seite 387 unten: Optimale Produktionsstrategie Zu maximieren ist die Herstellungsmenge eines Produktes, welches nach 2 verschiedenen Verfahren hergestellt werden kann. Die unabhängigen Variablen sind die hergestellte Menge x1 nach dem 1. Verfahren und die hergestellte Menge x2 nach dem 2. Verfahren. Die zu maximierende Zielfunktion lautet also: Z(x1, x2) = x1 + x2 Die Restriktionen ergeben sich aus den verfügbaren Mengen der 3 Komponenten, welche für die Herstellung benötigt werden: Das 1. Verfahren benötigt 1 Komponente K1, das 2. Verfahren 3. Total werden also x1 + 3x2 Komponenten K1 benötigt, was ≤ 24, die verfügbare Menge, sein muss. Die Restriktionen aus den übrigen 2 Komponenten lauten: 5x1 + 7x2 ≤ 64 2x1 + x2 ≤ 22 Und die Nicht-Negativitätsbedingungen lauten: x1 ≥ 0 und x2 ≥ 0 Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -10- 5 Graphische Lösung eines LO-Problems mit 2 Variablen Ein LO-Problem mit 2 Variablen lässt sich grafisch lösen: Die möglichen Werte der zwei Variablen x1, x2 sind die Punkte einer Ebene mit den Achsen x1 und x2 (Kartesisches Koordinatensystem mit Achsen x1, x2 statt x,y) Die Lösungsmenge einer linearen Gleichung mit x1 und x2 bilden in dieser Ebene eine Gerade, z.B. für 5x1 + 7x2 = 64 die Gerade: x2 = -5/7⋅x1 + 64/7 in Abb. 7.5 Seite 389. Wird die Gleichung durch eine gleich lautende Ungleichung mit ≤ ersetzt, so bildet die Lösungsmenge die Fläche links von der Geraden, diese inbegriffen (vergl. Abb. 7.5) Die Lösungsmenge, welche alle 3 Restriktionen erfüllen, sowie die 2 NichtNegativitätsbedingungen, bilden somit eine Fläche mit 5 Seiten: den zulässigen Bereich (die schraffierte Fläche in Abb. 7.6) Die verschiedenen möglichen Werte der Zielfunktion x1 + x2 = Z bilden die Geraden: x2 = Z - x1 (Z eine Konstante), welche alle die Steigung -1 haben und somit parallel sind. Um den maximalen Wert Zmax zu bestimmen, genügt es also, eine dieser Geraden einzuzeichnen, z.B. für Z=0, und die Gerade parallel nach rechts oben zu verschieben, bis zur äussersten Ecke des zulässigen Bereichs (Punkt (10;2) in Abb. 7.7 Seite 390) Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -11- Vorgehen bei der Graphische Lösung eines LO-Problems 1. Festlegen, welches die zwei Variablen x1 und x2 sind (nur bei Textaufgaben) 2. Die zu maximierende Zielfunktion in Anhängigkeit der 2 Variablen aufstellen 3. Die Restriktionen (Einschränkungen) als ≤-Ungleichungen der 2 Variablen aufstellen 4. Die 2 Nicht-Negativitätsbedingungen aufstellen: x1 ≥ 0 und x2 ≥ 0 5. Die entsprechenden Geraden der Restriktionen und der NichtNegativitätsbedingungen im Koordinatensystem der 2 Variablen einzeichnen und zum zulässigen Bereich schraffieren 6. Eine Gerade der Zielfunktion für einen beliebigen Wert von Z einzeichnen, z.B. Z=0 7. Die Gerade parallel verschieben bis zum äussersten Punkt rechts oben des zulässigen Bereichs. 8. Die Koordinaten dieses Eckpunktes und damit die Lösung für die Variablen ablesen bzw. berechnen als Schnittpunkt von 2 Geraden. 9. Zmax berechnen durch Einsetzen in die Zielfunktion Z(x1, x2) Lösen wir gemeinsam das Beispiel 1 Seite 387-90 Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -12- 6 Spezialfälle Falls es sich bei einer Restriktion um eine ≥-Ungleichungen handelt, so muss die Fläche rechts von der Geraden der entsprechenden Gleichung schraffiert werden (auch der Fall bei den Nicht-Negativitätsbedingungen). Falls statt dem Maximum das Minimum einer Zielfunktion Z(x1, x2) gesucht wird, so wird die Gerade der Zielfunktion nach links unten verschoben, bis zum äussersten Punkt des zulässigen Bereichs. Lesen Sie das Beispiel ab Seite 390 unten: Kostenoptimale Futtermischung Falls die parallel verschobene Gerade der Zielfunktion nicht auf einen einzelnen Eckpunkt fällt, sondern auf eine ganze Seitenlinie, so gibt es unendlich viele Lösungen mit maximalem Wert Zmax (vergl. Fig. 7.9 Seite 393) Es kann sein, dass der zulässige Bereich nicht abgeschlossen ist und bezüglich der Zielfunktion keinen äussersten Punkt besitzt (vergl. Abb. 7.10 Seite 393). Das Optimierungsproblem hat dann keine Lösung. Lesen Sie das Beispiel ab Seite 392 unten: Lösen Sie die Aufgaben 7 (nur grafisch) und 8 Seite 405 LO wird an der Prüfung nicht verlangt. Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -13- Aufgaben und Ziele Aufgaben Lesen Sie das Skript bis zur Prüfung nochmals durch. Lösen Sie die darin angegebenen Übungen aus dem Buch und aus dem Übungsblatt fertig. Lesen Sie Purkert Kap. 7.1.1, 7.2.1 bis p. 370, Kap. 7.3.1 Bei Problemen Mail an [email protected] oder [email protected] Ziele • • • Die Studierenden kennen die Definition eines linearen Gleichungssystems und die kompakte Darstellung mittels Koeffizientenmatrix und Spaltenvektor der rechten Seiten. Sie können ein lineares Gleichungssystem mittels Gauss’schem Eliminationsverfahren lösen und Sie können zu einer Textaufgabe das Lineare Gleichungssystem aufstellen Sie können ein lineares Optimierungsproblem mit 2 Variablen graphisch lösen und sie können zu einer Textaufgabe das mathematische Modell aufstellen Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -14- 7 Ernest Peter Propädeutikum Mathematik für die Betriebsökonomie, Block 9 -15- 8