Lineare Algebra I (WS 13/14) Alexander Lytchak Nach einer Vorlage von Bernhard Hanke 13.12.2013 Alexander Lytchak 1 / 13 Symmetrien des gleichseitigen Dreiecks I Die Gruppe GD der Symmetrien des gleichsitigen Dreiecks besteht aus 6 Elementen: den drei Spiegelungen sa , sb , sc und den drei Drehungen D0 = id, D120 , D240 , um den Winkel 0 bzw. π3 bzw. 2π 3 im Uhrzeigersinn. I Die Gruppengesetze in GD , d.h., die konkrete Bescheibung der Verknüpfungsabbildung ◦ : GD × GD → GD können anhand der Bewegungen der Ecken erkannt werden. Alexander Lytchak 2 / 13 Symmetrien III. Quadrat Die Gruppe der Symmetrien eines Quadrats Q besteht aus der Identität, drei Drehungen und vier Spiegelungen. Alexander Lytchak 3 / 13 Symmetrien IV. Kreis und affines Dreieck I Die Gruppe der Symmetrien eines Kreises ist eine unendliche Gruppe, die aus allen Drehungen um das Zentrum und allen Spiegelungen an Geraden durch das Zentrum besteht. I Betrachten wir wiederum ein nicht-gleichschenkliges Dreieck, aber betrachten nun die Gruppe aller Affinitäten der Ebene die das Dreieck erhalten. Diese Gruppe ist so groß, wie bei einem gleichseitigen Dreieck und hat auch 6 Elemente. I Wir haben diese Gruppe benutzt, um den Massenschwerpunkt des Dreiecks zu finden. Alexander Lytchak 4 / 13 Symmetrien V. Lineare Abbildungen I Ist V ein Vektorraum, so sind die Elemente von Bij(V ), die die Vektorraumstruktur erhalten genau die linearen Abbildungen. Wir erhalten die Gruppe Aut(V ) also aus demselben Meta-Prinzip. I Ist V ein Vektorraum und X eine Teilmenge von V , so können wir die linearen Symmetrien von X in V betrachten. Nämlich die Menge aller Automorphismen f : V → V mit f (X ) = X . I Ist X ein Untervektorraum von V , so wurden solche Abbildungen in einer Hausaufgabe untersucht. I Ist X die Menge der Basisvektoren eines Basis B, so besteht die oben definierte Untergruppe von Aut(X ) genau aus den f : V → V , für die MBB (f ) eine Permutationsmatrix ist. Alexander Lytchak 5 / 13 Symmetrien V. Permutationen I Wenn uns keine Struktur wichtig ist, so betrachten wir jede bijektive Selbstabbildung als eine Symmetrie. Die entsprechende Gruppe ist die Gruppe Bij(M) der bijektiven Selbstabbildungen einer Menge M auf sich selbst. Bijektive Abbildungen M → M werden auch Permutationen von M genannt. Bij(M) heißt auch symmetrische Gruppe von M, oder auch die Gruppe der Permutationen von M. Eine andere übliche Bezeichnung dieser Gruppe ist SymM . I Als wichtigsten Spezialfall betrachten wir die n-elementige Menge M = {1, ..., n}. Die symmetrische Gruppe Bij(M) wird dann als Sn bezeichnet. Alexander Lytchak 6 / 13 Gruppen. Dank an die Sponsoren Évariste Galois 1811 (Bourg-la-Reine) - 1832 (Paris) Niels Henrik Abel 1802 -1829 (Norwegen) Felix Klein 1849 (Düsseldorf) -1925 (Göttingen) Alexander Lytchak 7 / 13 Gruppen-Homomorphismen Definition Seien (G , ◦) und (H, ∗) zwei Gruppen. Eine Abbildung φ : G → H heißt ein Gruppenhomomorphismus, wenn für alle g1 , g2 ∈ G gilt φ(g1 ◦ g2 ) = φ(g1 ) ∗ φ(g2 ). Ein Gruppenisomorphismus ist ein bijektiver Gruppenhomomorphismus. I Ein Gruppenhomomorphismus φ : G → H schickt das neutrale Element eG auf das neutrale Element eH . I Ferner gilt für alle g ∈ G die Gleichung φ(g −1 ) = (φ(g ))−1 . I Ist φ bijektiv, so ist die Umkehrabbildung φ−1 : H → G auch ein Gruppenisomorphismus. I Komposition von Gruppenhomomorphismen ist ein Gruppenhomomorphismus. Alexander Lytchak 8 / 13 Gruppenhomomorphismen. Beispiele I Ein Vektorraumhomomorphismus f : V → W ist ein Gruppenhomorphismus von (V , +) nach (W , +). Aber nicht jeder Gruppenhomomorphismus von V nach W ist ein Vektorraumhomomorphismus (nicht einfach zu sehen). I Ist V ein reeller Vektorraum mit einer Basis B, so ist die Zuordnung MBB : Aut(V ) → GLn (R), die einem Automorphismus von V seine darstellende Matrix bezüglich der Basis B zuordnet, ein Gruppenisomorphismus. I Sei V ein Vektorraum und sei Translationen(V ) die Gruppe aller Translationen von V , also eine Untergruppe von SymV . Die Abbildung v → Tv ist ein Gruppenisomorphismus. Man könnte (sollte aber vielleicht nicht) diesen Isomorphismus hochtrabend als Dualismus zwischen Punkten und Vektoren beschreiben. Alexander Lytchak 9 / 13 Gruppenhomomorphismen. Kern und Bild Proposition Sei φ : G → H ein Gruppenhomomorphismus. I Ist K < G eine Untergruppe, so gilt φ(K ) < H. I Insbesondere ist das Bild φ(G ) eine Untergruppe von H. I Ist K < H eine Untergruppe, dann ist φ−1 (K ) < G . I Insbesondere ist das Urbild des neutralen Elements φ−1 (eH ) eine Untergruppe von G . Diese Untergruppe wird der Kern von φ genannt und mit ker φ bezeichnet. Proposition Ein Gruppenhomomorphismus φ : G → H ist injektiv genau dann, wenn ker φ nur das neutrale Element enthält. In diesem Fall ist G isomorph zur Untergruppe φ(G ) von H. Alexander Lytchak 10 / 13 Gruppenhomomorphismen. Beispiele II I Für jede positive reelle Zahl a > 0 ist die Abbildung (R, +) → (Rx , ·) gegeben durch t → at ein injektiver Homomorphismus. Das Bild ist die Untergruppe (R+ , ·) der positiven reellen Zahlen. (Analysis) I Sei e die Eulersche Zahl (und nicht das neutrale Element einer Gruppe!). Betrachte die Abbildung φ : (R, +) → (Cx , ·) gegeben durch z → e z . Das Bild von φ ist der Einheitskreis S 1 ⊂ C, die Menge aller komplexen Zahlen mit Betrag 1. Wir haben ker φ = {2πm|m ∈ Z}. (Analysis) Alexander Lytchak 11 / 13 Gruppenhomomorphismen. Beispiele III I Sind G , H beliebige Gruppen, so ist φ : G → H, der alle g ∈ G auf das neutrale Element eH schickt ein (trivialer) Gruppenhomomorphismus. I Alle Gruppen mit nur einem Element sind isomorph. I Ist G eine Gruppe mit zwei Elemente und H die Untergruppe {±1} von (Rx , ·), so gibt es genau einen Gruppenisomorphismus φ : G → H. D.h. alle Gruppen mit 2 Elementen sind isomorph. I Betrachte die 8-elementige Gruppe GQ der Symmetrien des Quadrats. Sei H ⊂ G die 4-elementige Untergruppe von GQ , die aus den Drehungen besteht. Sei K4 die 4-elementige Untergruppe von GQ , die aus den Spiegelungen an den Diagonalen und der Drehung um den Winkel π besteht. Dies ist die Untergruppe derjenigen Elemente aus GQ , die die beiden Diagonalen nicht vertauscht. Dann sind H und K4 nicht isomorph. Alexander Lytchak 12 / 13 Gruppenhomomorphismen. Allgemeine Beispiele I Sei (G , ◦) eine Gruppe und sei (Z, +) die additive Gruppe der ganzen Zahlen. Für jedes Element g ∈ G gibt es genau einen Homomorphismus f : Z → G mit f (1) = g . Das Bild f (Z) ist eine zyklische Untergruppe von G (Hausaufgaben). I Sei G eine beliebige Gruppe. Dann gibt es einen injektiven Homomorphismus ψ : G → SymG , der g ∈ G auf die Linkstranslation Lg : G → G , Lg (h) = g ◦ h abbildet. I Damit ist jede (endliche) Gruppe isomorph zu einer Untergruppe einer (endlichen) symmetrischen Gruppe. Alexander Lytchak 13 / 13