Reversible Öffnung von Metall-Metall-Bindungen: Quantitative Untersuchung des RingÖffnungsgleichgewichts von [Cp'(CO)2Mn]2SeAryl+ Reversible Opening of Metal Metal Bonds: Quantitative Analysis o f the Ring Opening Equilibrium for [Cp'(CO)2Mn]2SeAryl+ Patrizia Lau, G ottfried Hüttner* und Laszlo Zsolnai Anorganisch-Chem isches Institut der Universität Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 270, D -6900 Heidelberg 1 Herrn Prof. Dr. Kurt Dehnicke zum 60. Geburtstag gewidm et Z. Naturforsch. 46b, 7 1 9 -7 2 8 (1991); eingegangen am 16. Oktober 1990 Reversible Metal Metal Bond Opening, Thermodynamics, “Inidene” Com pounds, Selenylium Ligands The com pounds [Cp'(CO)2Mn]2S eR + are isoelectronic analogues o f the well known “inidene”-species [L„M]ER (E = P, As, Sb, Bi). While these latter “inidene” com pounds exist in an open form with no metal-metal-interaction and the main group atom in a trigonal planar envi­ ronment allowing for a three-center-4 ^-system M—E—M, their isoelectronic selenium ana­ logues generally show equilibria between the “inidene”-type metal metal non bonded forms and their metal metal bond closed cyclic isomers. In a valence bond picture the four electrons, delocalized in the three-center-4 ^-system o f the open isomers, are localized in the closed ones: two in the metal metal bond and two as a lone pair at a pyramidally coordinated selenium center. The corresponding equilibria are quantitatively analyzed for [Cp'(CO)-,Mn]-,SeR + (R = ' C F j - Q H , (1), /’C H ,- C 6H4 ('Tol) (2), °CH3- C !,H4 (°Tol) (3)) by U V /V IS spectroscopy o f their solutions at different temperatures. The ring opening process which corresponds to the reversible opening o f a metal metal bond is found to be entropically driven with reaction-entropies o f around 25 [JK- lm ol-1]. Correspondingly, imposing steric hindrance on R, [Cp'(CO)2Mn]2SeM es+ (4) yields a stable bond opened “inidene”-type com pound. Reducing steric hindrance in [Cp'(CO)2Mn]2Se'Pr+ (5) gives the bond closed form as the only detectable isomer. Einleitung Komplexe des Typs [L„M]2ER, in denen SechsElektronen-H auptgruppenbausteine RE mit trigo­ nal-planar koordiniertem E zwischen zwei 16Elektronen-Übergangsm etallkom plexfragmente (z. B. C pM n(C O )2 oder Cr(CO)5) eingebunden sind - sogenannte „Iniden“-Verbindungen A sind für Elemente der fünften H auptgruppe (E = P, As, Sb, Bi) seit langem bekannt und stellen eine gut untersuchte Verbindungsklasse dar [1], Die isoelektronischen A naloga der sechsten H aupt­ gruppe [L„M]2E R + (E = S, Se, Te) [2-5] liegen da­ gegen in der Regel in einer valenzisomeren ringge­ schlossenen Form B vor, in der das Hauptgruppenelement E pyram idal koordiniert ist. N ur für [Cp(CO)2M n]2SPh+ war bisher ein offener Bau entsprechend A, mit einem für „Iniden“-Komplexe * Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. G. Hüttner. Verlag der Zeitschrift für Naturforschung, D-7400 Tübingen 0932 - 0776/91 /0600 - 0719/$ 01.00/0 charakteristischen Dreizentren-47r-System nach­ gewiesen worden [3]. L„M MLn L„M --------------MLn A B LnM = C p '( C 0 ) z Mn E = S, Se. Te Ein Valenztautomerengleichgewicht A ^ B war schon früher für Stibinidenkomplexe abgeleitet worden [6], hatte aber nicht direkt beobachtet wer­ den können. Aus der organischen Chemie ist be­ kannt, daß dreigliedrige Ringe bei geeigneter Elek­ tronenzahl einer elektrocyclischen RingÖffnungs­ reaktion unterliegen; dies wurde beispielsweise an Oxiranen von R. Huisgen eingehend untersucht [7]. Bei den hier vorgestellten metallorganischen Komplexen, die isolobale Analoga von Oxiranen sind, läßt sich ein Gleichgewicht vom Typ A ^ B , Unauthenticated Download Date | 10/31/17 6:03 PM 720 P. Lau et al. • Reversible Öffnung von M etall-M etall-Bindungen das zugleich der reversiblen Öffnung einer MetallMetall-Bindung entspricht, direkt nachweisen [4]. Wir haben dieses Gleichgewicht am Beispiel der Kation-Komplexe [Cp'(CO)2Mn]7SeR+ (Cp' = C H 3- C 5H4, R = ^CF3- C 6H 4 (1), ^CH3- C 6H 4 ('Toi) (2), °CH3- C 6H4 (°Tol) (3)) untersucht, um Inform ationen darüber zu erhalten, welche Para­ meter seine Lage vorwiegend beeinflussen. Mit diesem Wissen sollte es möglich sein, auch für die schwereren Homologen (E = Se, Te) die bislang unbekannten Komplexe des „Iniden“-Typs (A) zu­ gänglich zu machen und so die isoelektronische Reihe der „Iniden“-Komplexe mit Zentralelemen­ ten der sechsten H auptgruppe zu vervollständigen. Diskussion und Ergebnisse Die Kation-Komplexe (Cp'(CO)2Mn]2SeR+ las­ sen sich durch Oxidation der Radikal-Komplexe [Cp'(CO)2M nSeR]‘ mit A gPF 6 als O xidationsm it­ tel darstellen. Die Radikal-Kom plexe selbst sind durch Um setzung des Cp'(CO )2M nTH F-A dduktes mit Diseleniden zugänglich [8]. In Abhängigkeit vom organischen Rest R am Hauptgruppenelem ent entstehen Verbindungen des Bautyps A oder B; eine einfache Unterschei­ dung zwischen beiden Bauformen erlauben die UV/VIS-Spektren: Verbindungen des „Iniden“Typs (A) zeigen eine prom inente A bsorptionsban­ de bei ca. 600 nm (£>20000 1 m ol-1 cm -1), die sich auf einen Elektronenübergang im Dreizentren47T-System zurückführen läßt [1, 4], Alle ringge­ schlossenen Verbindungen (B) zeigen dagegen eine weniger intensive Absorptionsbande bei etwa 450 nm (£ ~ 13000 1 m ol-1 cm “1), für die verm ut­ lich die M etall-M etall-Bindung verantwortlich ist [9]- Die hier vorgestellten Verbindungen 1—3 zeigen bei Raum tem peratur in Lösung beide A bsorp­ tionsbanden in unterschiedlichen Intensitäten. Es liegen also beide Isomere nebeneinander vor. Kühlt man diese Lösungen ab, so registriert man eine Abnahme der Bande ® bei gleichzeitiger Z u­ nahme der Bande (§) (Abb. 1). Mit abnehmender Tem peratur verschiebt sich das Gleichgewicht also zugunsten der ringge­ schlossenen Spezies B. Bei genügend tiefer Tempe­ ratur liegt nur noch das Isomere B in Lösung vor. Diese Tem peraturabhängigkeit ist vollständig re­ versibel. Für die Verbindungen 1 - 3 wurde die Tem pe­ raturabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten K = [A]/[B] quantitativ untersucht. Ln M ----------------- M L n Ln M B MLn A LnM = C p ’ ( C 0 ) 2Mn Die aus der Auftragung von ln K gegen 1/T (Abb. 2) ermittelten R eaktionsenthalpien (AW°) und Reaktionsentropien (^S°) für die RingÖff­ nungsreaktion B ^ -A sind in Tab. I wiedergege­ ben. Es ergibt sich für alle Verbindungen eine positi­ ve Reaktionsenthalpie. Auch die R eaktionsentro­ pie ist stets positiv und nach J G ° = J H ° -T z lS 0 für den A blauf der Reaktion verantwortlich. Die Reaktionsenthalpien sind von der A rt der Reste innerhalb der Fehlergrenzen unabhängig. Die stets positive Reaktionsentropie entspricht der Vorstel- R “ I* „,PF, Mn _ co C*O " ° 0- (T H F) ... , ^ C° CO I OC Se + ----------- —*- Mn (T o lu o l) I CO Mn OC bzw . R\ se M n ------------- Mn CO V R R = PCF3- C 6H4 1a R = pTol 2a R = PCF3- C 6H4 1 R = pTol 2 R = °Tol 3a R = °Tol 3 R = Mes 4-a R = Mes 4 R = 'P r 5a R = 'P r 5 Unauthenticated Download Date | 10/31/17 6:03 PM P. Lau et al. • Reversible Öffnung von M etall-Metall-Bindungen 721 C £ [ 1/ m o l ' c m ] 15000 10000 5000 300 500 700 X [n m ] 300 500 700 X [n m ] Abb. 1. Änderung des UV/VIS-Spektrums von Verbindung 2 und 3 in Abhängigkeit von der Temperatur (in C H 2C12). 1 /T [1 0 Kl Abb. 2. Graphische Darstellung von ln K gegen 1/T für die Verbindungen 1 - 3 . D ie Fehlerbalken entsprechen den Standardabweichungen der Regressionsgeraden. lung, daß durch die Ringöffnung zum trigonal­ planaren System (Isomer A) die sterischen Behin­ derungen gegenüber dem dreigliedrigen Ring (Iso­ mer B) reduziert sind. Besonders groß ist dieser Ef­ fekt für die "Tolyl-substituierte Verbindung 3, in der die ortho-ständige M ethylgruppe des Arom aten den Ringschluß erheblich behindert. Qualitativ kann man diesen Effekt direkt aus dem Vergleich der UV/VIS-Spektren von 2 und 3 (Abb. 1) able­ sen. Die Schlußfolgerung, daß die Öffnung des drei­ gliedrigen Rings (B) zum offenen System (A) eine entropiegetriebene Reaktion ist, war bereits aus der Auswertung der Tem peraturabhängigkeit der UV/VIS-Spektren von [Cp(CO)2Mn]2SePh+ gezo­ gen worden [4]. Die dort eingesetzte M ethode für die quantitative Auswertung der Spektren erwies Verbindung [Cp'(CO)iMn],SeR +PF6" R = °Tol (3) R = /’C F 3- C 6H4 (1) R = /T o l(2 ) A W [kJ/mol] JS ° [J/Kmol] J G 298 [kJ/mol] 8,4(6) 13(2) +4,5 9,2(8) 18(3) + 3,8 9,9(3) 36 (2) -0 ,8 Tab. I. Reaktionsenthalpien zfHc und Re­ aktionsentropien zfS für die Ringöffnung B —»A. In Klammern Standardabweichun­ gen, bezogen auf die letzte angegebene D e­ zimale. Unauthenticated Download Date | 10/31/17 6:03 PM 722 P. Lau e t al. ■ Reversible Öffnung von M etall-M etall-Bindungen sich im Rahm en dieser U ntersuchung jedoch als unzuverlässig (siehe Exp. Teil) und die für [Cp(CO)2M n]2SePh+ angegebenen Werte sind da­ her zu revidieren: zJH = 9,4 kJ/m ol (statt 19,5 kJ/m ol [4]) zfS° = 21 J/K m ol (statt 72 J/K m ol [4]) Diese Werte fügen sich in das Spektrum der hier erhaltenen Werte sehr gut ein. Die geringen Unterschiede in der freien Energie zwischen ringgeschlossenem Isomer B und ringge­ öffnetem Isomer A für alle bisher untersuchten Verbindungen [Cp'(CO)2Mn]2SeAryl+ ( 1 - 3 und Aryl = Ph [4]) legen die Annahme nahe, daß die Struktur, die diese Verbindungen im Festkörper einnehmen, durch G itterkräfte bestimmt werden könnte. Durch Kristallisation dieser Komplexe unter verschiedenen Bedingungen sollte versucht werden, ob es möglich wäre, sie wahlweise in der offenen oder in der geschlossenen Form im Kri­ stall zu halten. Bislang konnten geeignete Einkri­ stalle nur von 3 erhalten werden, das im Festkör­ per in der ringgeschlossenen Form vorliegt (Abb. 3, Tab. II-IV ) [10]. D er extrem lange M n M n-Bindungsabstand (311,8 pm) kann als Hin­ weis auf die Tendenz des Moleküls, eine ringgeöff­ nete Geometrie einzunehmen, gewertet werden. Dies belegt auch der Vergleich mit den Strukturen Tab. II. Kristallographische Daten und Angaben zur Strukturbestimmung von 3. Verbindung Molgewicht Raumgruppe Kristallsystem a [pm] b [pm] c [pm] ß [°] V [pm3] Z dber [g Cm"3] H [cm '] Diffraktometer Strahlung [pm] Meßtemperatur [K] Krist. Dimension [mm] Scan-Technik 2 Ö-Bereich [ ] Scan-Geschw. [°/min] Gemessene Reflexe Unabhängige Reflexe Beobachtete Reflexe er-Kriterium Absorptionskorrektur Rechenprogramm R ; Rw Wichtung Verfeinerte Parameter C-,3H-)|F 6M n-,04PSe 695,22 P 2 ,/c (14) monoklin 773,0(4) 253,8(2) 1330,0(8) 92,06(5) 2607(3) x 106 4 1,77 24,42 Nicolet (Siemens) R 3 M o - K a (71,069) 298 0 ,3 0 x 0 ,5 0 * 0 ,4 0 aj-scan 2 -4 4 1 ,8 -2 9 ,3 3582 2324 3150 F > 4<r(F) Exp. ^/-scan SH E L X T L -PL U S [11] 0,071:0,060 1/er2 248 analog gebauter schwefel- bzw. tellurhaltiger Ver­ bindungen: [Cp'(CO ),M n],SC ,H 5+ [Cp'(CO)2Mn]2Se°Tol+ [Cp(CO),Mn]VTeC6H 5+ Abb. 3. Molekülstruktur von Verbindung Unauthenticated Download Date | 10/31/17 6:03 PM P. Lau et al. ■ Reversible Öffnung von M etall-M etall-Bindungen Tab. III. Wichtigste Abstände (pm) und Winkel (Grad) von 3. A bstände3 M n (l)-M n (2 ) M n (l)-S e M n (2 )-S e M n ( l) - C (Cp)* M n(2)—C(Cp)* M n (l) C(CO)* 723 311,8 239,5(3) 238,0(3) 217,0 218,7 184,2 r - ow ( M n l ) * r —'-o'( M n 2) * Mn(2)-C,(CO) 195,1(8) 139,5 151(2) 114,2 116,8 180,0 S e - C ( 6 ) - M n ( l) S e -C (6 )-M n (2 ) C(1 l) - M n ( l ) —C(12) C (2 1 )-M n (2 )-C (2 2 ) 107,6(2) 113,1(2) 83,9(7) 87,4(6) S e -C (6 ) c —c * C (5 )-A£ (7) Winkel3 M n (l)-S e - M n (2 ) S e—M n (l)-M n (2 ) S e -M n ( 2 )-M n (l) Torsionswinkel 81,5(1) 49,0 49,4 Cr- M n ( l ) - M n ( 2 ) - C v 59,8 Tab. IV. Atom koordinaten und äquivalente isotrope Temperaturparameter von 3. A tom Se Mn 1 M n2 CI C2 C3 C4 C5 C6 C7 C ll O ll C 12 012 C 13 C 14 C 15 C 16 C 17 C 18 C21 021 C 22 022 C 23 C 24 C 25 C 26 C 27 C 28 P Fl F2 F3 F4 F5 F6 x/a .0863(2) -.0 8 0 6 (3 ) -.1 3 1 5 (3 ) -.1 0 0 (1 ) -.1 1 2 (1 ) .036(1) .196(1) .208(1) .060(1) .386(2) .005(2) .066(2) -.2 8 9 (2 ) -.4 1 0 (1 ) -.1 2 4 (1 ) .057(1) .092(1) -.0 6 6 (1 ) -.2 0 0 (1 ) .270(2) -.2 0 5 (2 ) -.2 5 2 (1 ) -.3 4 4 (2 ) -.4 8 8 (1 ) .058(1) .068(1) -.0 9 7 (1 ) -.2 0 8 (1 ) -.1 1 3 (1 ) .219(2) .5583(5) .544(1) .562(1) .573(1) .556(1) .7665(9) .3475(9) y /b z/c .15651(4) .26322(9) .12235(7) .1226(1) .11258(7) .3533(1) .2435(6) .2569(3) .3117(3) .2383(6) .3425(3) .2525(6) .3186(3) .2718(6) .2638(3) .2770(6) .2330(3) .2628(6) .2417(6) .303(1) .1801(5) .057(1) .2152(4) .0166(7) .1092(9) .1577(5) .1798(4) .0865(7) .0370(3) .1275(6) .0467(3) .1271(6) .0372(6) .0741(3) .0815(3) -.0 1 7 9 (6 ) .0379(6) .0585(3) .004(1) .0877(6) .1736(6) .4055(8) .2113(4) .4465(7) .1063(5) .2927(9) .1006(4) .2645(7) .0490(4) .3868(6) .0871(4) .4652(6) .0895(4) .5096(6) .0530(4) .4587(6) .0279(4) .3828(6) .1172(7) .505(1) .4442(1) .2464(2) .4882(3) .1593(5) .3988(3) .1624(5) .4000(3) .3320(5) .4895(3) .3308(5) .2456(5) .4483(3) .2472(5) .4407(3) u eq .0269(4) .0286(7) .0291(7) .035(5) .041(5) .053(6) .040(5) .032(5) .035(5) .072(7) .045(6) .064(5) .043(5) .060(4) .043(4) .041(4) .032(3) .036(3) .050(4) .055(4) .038(5) .062(4) .035(5) .049(4) .051(4) .037(3) .045(4) .055(4) .055(4) .081(5) .032(1) .052(3) .045(3) .050(3) .053(3) .049(3) .050(3) 3 In Klammern Standardabweichungen der letzten angegebenen Dezimalstelle; C T= M ittelpunkt des Cp'-Rings, * = Mittelwert. Die Lage des Gleichgewichts A ^ B wird also vor allem durch die sterischen Anforderungen im jeweiligen Komplex beeinflußt, während induktive oder mesomere elektronische Effekte keinen er­ kennbaren Einfluß ausüben (vgl. Verbindung 1 und 2). Folglich sollte es möglich sein, mit sterisch an­ spruchsvollen Resten R Verbindungen des „Iniden“-Typs zu erhalten. In der Tat ist dies be­ reits für die mesitylsubstituierte Verbindung [Cp'(CO)2Mn]2SeMes+ (4) der Fall: Selbst beim Abkühlen auf 198 K findet sich im UV/VIS-Spektrum nur die für Verbindungen des Bautyps A cha­ rakteristische Absorptionsbande (Abb. 4). Bei den homologen Tellur-Verbindungen führt die Strategie - der Einbau sterisch anspruchsvol­ ler Reste R - ebenfalls zum Erfolg: Für den K om ­ plex [Cp'(CO)2Mn]2TeM es+ findet man, struktur­ analytisch belegt, eine ringgeöffnete Geometrie, wie sie allen Spezies vom „Iniden“-Typ zugrunde liegt [12], Verm indert m an die sterischen A nforderun­ gen in den Verbindungen durch den Einbau klei­ nerer Reste R [13], wie z.B. im Komplex [Cp'(CO)2Mn]2Se'Pr+ (5), so erhält man Verbin­ dungen vom Bautyp B; im UV/VIS-Spektrum re­ gistriert m an nur die entsprechende kurzwellige Bande (Abb. 4). Auch wenn die UV/VIS-Spektren für 4 und 5 das Vorliegen eines Isomers vom Typ A bzw. B klar belegen (Abb. 4), bedeutet dies nicht, daß eine Isomerisierung A?=^B nicht mehr stattfände, son­ dern vielmehr, daß eine der Form en deutlich insta- Unauthenticated Download Date | 10/31/17 6:03 PM P. Lau et al. ■ Reversible Öffnung von M etall-M etall-Bindungen 724 £ [I / m o l'cm ] planaren Komplex ohne Metall-Metall-Bindung) verläuft [14]. Beim Abkühlen wird dieser Isomeri­ sierungsprozeß eingefroren und es lassen sich im 'H -N M R -Spektrum die Signale für zwei nicht äquivalente Cp'-Reste im Verhältnis 1:1, entspre­ chend einer /rarts-Anordnung der Cp'-Ringe in den Isomeren vom Typ B, finden. Signale, die auf Isomere vom Bautyp B jedoch mit czs-ständigen Cp'-Liganden hinweisen würden, wurden in kei­ nem Fall beobachtet. Die 'H -N M R -Spektren der Verbindungen vom Bautyp A (,,Iniden“-Komplexe) dagegen zeigen bis herunter zu 200 K (niedrigste M eßtem peratur) stets nur das Signalmuster für eine Sorte von Cp'Liganden. Dies ist insofern nicht erstaunlich, als bekannt ist, daß in „Iniden“-Komplexen eine Ro­ tation um die M n-E -A chse leicht erfolgen kann [1]. Experimenteller Teil Abb. 4. UV/VIS-Spektren der Verbindungen 4 ( -----) und 5 (— ) (298 K, C H 2C12). biler ist als die andere und daher nicht m ehr direkt beobachtet werden kann. Indiz dafür sind die in der NM R-Spektroskopie beobachteten Koaleszenzphänomene: Bei R aum tem peratur findet man für beide Isomere (A, B) jeweils die Protonen-Resonanzsignale äquivalenter Cp'-Liganden. Beim Abkühlen der in C D 2C12 gelösten Proben beobach­ tet man jedoch für alle Verbindungen des Bautyps B (bzw. für Komplexe, die bei tiefer Tem peratur eine solche Geometrie einnehmen) eine Aufspal­ tung der Protonen-Resonanzsignale dieses Ligan­ den, die zwei chemisch verschiedene Cp'-Liganden im Verhältnis 1:1 anzeigt. Die Koaleszenztemperaturen betragen dabei ungefähr 240 K. Diese Dy­ namik läßt sich folgendermaßen verstehen: Bei R aum tem peratur erfolgt in Lösung ein schneller Austausch der nichtäquivalenten C p'-Protonen und ein M ittelwertsspektrum wird beobachtet. Aufgrund des geringen Energieunterschieds zwi­ schen „offener“ und „geschlossener“ Form [4] liegt es nahe, daß ein solcher Austausch über eine ring­ geöffnete Spezies vom Typ A (d.h. über einen Alle Arbeiten wurden unter N 2 als Schutzgas in getrockneten und frisch destillierten Lösungsmit­ teln durchgeführt. Das zur Chrom atographie ver­ wendete Kieselgel (J. T. Baker, Korngröße 0,050,2 mm) und Kieselgur (Erg.B. 6., Riedel de Haen) wurde im Hochvakuum von Sauerstoff befreit und unter N 2 autbewahrt. Die IR-Spektren wurden an einem InfrarotSpektralphotom eter 983 G der Fa. Perkin-Elmer aufgenommen, die ESR-Spektren an einem Varian-E3-EPR-Spektrom eter. Zur Aufnahme der ‘H -N M R-Spektren wurde ein Gerät der Fa. Bru­ ker (AC 200) verwendet, zur Aufnahme der 19FN M R -Spektren ein G erät FX 90 Q der Fa. JEOL. Die M assenspektren wurden an einem Spektrome­ ter Finnigan MAT 8200 ermittelt. A gPF6 wurde von der Fa. Janssen, C p'M n(C O )3 von der Fa. Johnson M atthey bezogen. Darstellung der Radikalkomplexe 1 a ~ 5 a 2 g C p'M n(CO), (9,2 mmol) (Cp' = C H 3- C 5H4) werden in 200 ml TH F 3 h bei 10 °C bestrahlt. D a­ bei bildet sich die tiefrote Lösung des Cp'(CO)2M nTHF-Kom plexes [15]. Nach Zugabe der entsprechenden Menge an Diselenid (siehe Tab. V) läßt man noch 3 h bei 15 °C unter Licht­ ausschluß rühren. Die Lösung verfärbt sich dabei dunkelblau. Anschließend werden ca. 10 g Kiesel­ gel zugegeben und das Lösungsmittel im Vakuum bis zur Rieselfähigkeit des beladenen Trägerm ate­ rials abgezogen. Chrom atographie über Kieselgel (Säulendimension: 2,5 x 20 cm, -2 5 °C) liefert mit Unauthenticated Download Date | 10/31/17 6:03 PM P. Lau et al. • Reversible Öffnung von M etall-M etall-Bindungen Verbindung Diselenid Laufmittel A7-Pentan/CH2C12 A usbeute3 1a 1,5 g (3,3 mmol) pC F3- C 6H 4Se]2 [17] 5/1 950 mg (35% ) 2a 1,1g (3,3 mmol) pTolSe]2 [18] 3/1 600 mg (25% ) 3a 1,1g (3,3 mmol) [°TolSe]2 [19] 4 /1 1600 mg (67% ) 4a 1,3 g (3,3 mmol) [MesSe]2 [20] 3/1 1020 mg (40% ) 5a 0,8 g (3,3 mmol) ['PrSe]2 [21] 5/1 200 mg (10% ) «-Pentan eine gelbe Zone (nicht umgesetztes Cp'M n(CO)3), mit «-Pentan/C H 2C12 (10/1) eine grüne Zone ([Cp'(CO)2Mn]2Se [16]) sowie bei zu­ nehmender Polarität des Laufmittels (siehe Tab. V) eine dunkelblaue Zone des gewünschten Komplexes. Kristallisation aus n-Pentan/C H 2Cl2 (4/1) liefert kristallines Produkt. la : C,5H ,,F3MnO-,Se (414,14) Ber. C 43,50 H 2,68, Gef. C 43,51 H 2,45. Schmp.: 55 °C; IR (CELC12, C aF 2, vco [cm"1]): 1988 (vs), 1923 (vs); UV/VIS (CH,CL, 298 K, Amax [nm] (ex i(T2 [1 m ol“ 1 cm "1])): 605 (34), 420 (14), 325 (83); ESR (Toluol, 298 K, giso (a55Mn [mT])): 2,0626 (4,8); MS (70 eV; m/z, bezogen auf 80Se (rel. Intensität in %)): 415 (M +, 8), 359 (M +-2 C O , 85), 280 (M nSeR+, 100), 145 (R +, 7), 134 (C p'M n+, 14), 79 (C p'+, 30), 55 (M n+, 36). 2a: CI5H I4M nO ,Se (360,17) Ber. C 50,02 H 3,92, Gef. C 49,68 H4,03. Schmp.: 80 °C (Zers.); IR (CH,C12, C aF 2, vco [cm“1]): 1983 (vs), 1918 (vs); UV/VIS (C H 2C12, 298 K, Amax [nm] (ex 10-2 [1 m ol-1 cm “1])): 605 (34), 390 sh (12), 300 (70); ESR (Toluol, 298 K, giso (a55Mn [mT])): 2,0679 (4,8); MS (70 eV; m/z, bezo­ gen auf 80Se (rel. Intensität in %)): 361 (M +, 10), 305 (M +-2 C O , 100), 226 (M nSeR +, 9), 134 (C p'M n+, 14), 91 (R +, 34), 79 (C p'+, 12), 55 (M n+, 4). 3 a: C,5H I4M n 0 1Se (360,17) Ber. C 50,02 H 3,92, Gef. C 50,08 H 4,03. 725 Tab. V. Daten zur Darstellung der RadikalKomplexe 1 a - 5 a . Ausbeuten bezogen au f eingesetztes Selen. Schmp.: 75 °C; IR (CH2C12, C aF 2, vco [cm ']): 1983 (vs), 1918 (vs); UV/Vis (CH2C12, 298 K, Amax [nm] (e x 10“2 [1 m o L 1 c m '1])): 605 (34), 415 sh (12), 330 (79); ESR (Toluol, 298 K; gis0 (a55Mn [mT])): 2,0589 (4,6); MS (70 eV; m/z, bezogen auf 80Se (rel. Intensität in %)): 361 (M +, 11), 305 (M +-2 C O , 100), 226 (M nSeR+, 20), 134 (C p'M n+, 13), 91 (R +, 93), 79 (Cp,+, 15), 55 (M n+, 55). 4a: C I7H l8M nO ,Se (388,23) Ber. C 52,60 H 4,67, Gef. C 52,26 H 4,69. Schmp.: 63 °C; IR (C H 2C12, C aF 2, vco [cm“1]): 1980 (vs), 1920 (vs); UV/VIS (CH,CL, 298 K, Amax [nm] (e x 10"2 [1 m o L 1 cm ’])): 60Ö (34), 350 (79), 315 (74); ESR (Toluol, 298 K, gis0 (a55Mn [mT])): 2,0700 (4,8); MS (70 eV; m/z, bezogen auf 80Se (rel. Intensität in %)): 389 (M +, 7), 333 (M +-2 C O , 100), 254 (M nSeR+, 32), 134 (C p'M n+, 12), 119 (R +, 97), 79 (Cp,+, 15), 55 (M n+, 28). 5 a: C ,,H I4M n 0 2Se (312,13) Wegen der geringen Ausbeute wurde der K om ­ plex nur IR-spektroskopisch nachgewiesen und di­ rekt weiter umgesetzt. IR (CH,CL, C aF 2, vco [cm“1]): 1982 vs, 1915 vs. Darstellung der Kation-Komplexe 1—5 Die in Tab. VI aufgeführte Menge des entspre­ chenden Radikal-Komplexes ( l a - 5 a ) wird bei 25 °C in 20 ml Toluol gelöst und unter Rühren mit A gPF6 im Molverhältnis 1:1 versetzt. M an läßt 20 min bei 25 °C rühren; das Eintreten der R eak­ tion wird sichtbar durch einen Farbwechsel der Reaktionslösung (Verbindungen 1 -3 , 5: grün; Verbindung 4: türkis), die Bildung eines Silberspie­ gels an der Kolbenwand und durch das Abschei- Unauthenticated Download Date | 10/31/17 6:03 PM 726 P. Lau et al. ■ Reversible Öffnung von Metall-M etall-Bindungen Tab. VI. Daten zur Darstellung der Kation-Komplexe 1 -5 . Verbin­ dung RadikalKomplex Ausbeute3 Schmp.b 1 950 mg 1 a (2,30 mmol) 500 mg (29%) 128 °C 2 600 mg 2 a (1,67 mmol) 230 mg (20%) 128 °C 3 1480 mg 3 a (4,10 mmol) 670 mg (24%) 126 °C 4 1020 mg 4 a (2,63 mmol) 540 mg (28%) > 2 1 0 °C 5 200 mg 5 a (0,64 mmol) 70 mg (17%) > 2 0 0 °C 2: C23H 2IF6M n20 4PSe (695,22) ' Ber. C 39,74 H 3,05, Gef. C 39,94 H 3,22. a Ausbeuten bezogen auf eingesetzten Radikal-Komplex; b Zersetzung. den eines Niederschlags. Anschließend wird das Lösungsmittel im Vakuum auf 5 ml eingeengt. Zu der Suspension gibt m an 20 ml «-Pentan und fil­ triert über 5 cm Kieselgur. Dabei wird entstande­ nes gelbes C p'M n(C O )3 ausgewaschen. Danach eluiert m an mit C H 2C12 die in Pentan unlöslichen Kation-Komplexe, die bei -3 0 °C aus CH 2C12/ Et20 (1/1) oder C H 2Cl2/«-Pentan (2/1) zu kristalli­ sieren sind. Um die Verbindungen analysenrein zu erhalten, muß in der Regel mehrmals aus den o.g. Lösungsmittelgemischen umkristallisiert werden. Die massenspektroskopischen Daten der Ver­ bindungen sind in Tab. VII wiedergegeben. 1: C2iH I8F9M n ,0 4PSe (749,19) Ber. C 36,87 H 2,42, Gef. C 36,93 H 2,26. IR (CH-Gl-,, C aF 2, vco [cm-1]): 2025 (w), 1994 (vs), 1971 (s); 'H -N M R (C D 2C12, 200,13 MHz, Ion M+ M +-2 C O L„MSeR+ L„MSeR + H + L„MSeR +-2 C O L„MSe+ L„MSeH +-2 C O L„M ++ CO L„MH ++ CO RSeH + H + RSeFT R Se+ Verbindung [Cp'(CO),Mn]-,SeR+ pC F 3- C 6H4 (1) °T ol(3) 605 (< 1 ) 549 (3) 415 (38) 416 (15) 359 (100) 270 215 218 (73) 219 (49) 227 (2) 226 (2) 225 (5) 551 (< 1 ) 495 (8) 361 (53) 362 (36) 305 (100) 270 (4) 215 (1) 218 (34) 219 (39) 173 172 (2) 171 (2) 298 K): 2,14 (S, 6 H), 4,99 (M, 4H ), 5,21 (M, 4H), 7,49 (M, 2H ), 7,80 (M, 2H ) ppm; 19F-N M R (C D 7C17, 84 MHz, 298 K, Standard: CFC13 extern 0 ppm): -6 7 ,3 (S, 3F, C F 3); -7 6 ,8 (D, 6 F, J ?¥ = 711 Hz, P F 6-); UV/VIS (CH,C12, 298 K, Amax [nm] (ex 10' 2 [1 m o F 1 cm “1])): 620 (50), 480 (84), 380 (60). IR (CH 2C1„ CaF-,, vco [cm“1]): 2017 (w), 1991 (vs), 1967 (s); 'H -N M R (CD,C12, 200,13 MHz, 298 K): 2,10 (S, 6 H), 2,43 (S, 3H)~ 4,92 (M, 4H), 5,13 (M, 4H ), 7,19 (M, 2H ), 7,31 (M, 2H ) ppm; UV/VIS (C H 2C12, 298 K, Amax [nm] (ex IO"2 [1 mol“ 1 c m '1])): 620 (44), 470 (97), 380 sh (57). 3: C „H 2]F6M ru 0 4PSe (695,22) Ber. C 39,74 H 3,05, Gef. C 40,00 H 2,95. IR (C H 2C1„ C aF 2, vco [cm“1]): 2038 (m), 1993 (vs), 1968 (s); 'H -N M R (CD,C1?, 200,13 MHz, 298 K): 2,00 (S, 6 H), 2,46 (S, 3H ), 5,10 (S, 8 H), 6,80-7,42 (M, 4H ) ppm; UV/VIS (C H 2C12, 298 K, 2 max [nm] (e x 10“2 [1 m o L ' cm -1])): 620 (144), 480 (66), 380 sh (47). 4: C^H?5F6M n 7ö 4PSe (723,27) ‘ Ber. C 41,52 H 3,48, Gef. C 41,37 H 3,45. IR (CH 2C12, C aF ,, vco [c m '1]): 2037 (vs), 1999 (s), 1929 (m); 'H -N M R (CD,C12, 200,13 MHz, 298 K): 1,88 (S, 6 H), 2,06 (S, 6 H), 2,36 (S, 3H), 5,04 (M, 4H ), 5,17 (M, 4H ), 7,07 (S, 2H ) ppm; UV/VIS (CH,C12, 298 K, Amax [nm] (ex IO' 2 [1 m ol" 1cm -'])): 600 (253), 470 (62), 330 (89). R = M es (4) 579 (3) 523 (1) 389 (19) 390 (70) 333 (6) 270 (5) 215 (5) 218 (7) 219 (20) 201 (6) 200 (3) 199 (3) 'Pr (5) 503 ( < D 447 (3) 313 (28) 314 (14) 257 (13) 270 (4) 215 (3) 218 (85) 219 (100) 125 124 123 - Tab. VII. M assenspektroskopi­ sche Daten der Verbindungen [Cp'(CO)2Mn]2S eR +PF6(je­ weils ohne PF6~); m/z (rel. Inten­ sität in %), bezogen auf 80Se; DCI-positive Ionen, Reaktandgas: wo-Butan; L„M = Cp'(CO)2Mn. Unauthenticated Download Date | 10/31/17 6:03 PM P. Lau et al. • Reversible Öffnung von M etall-M etall-Bindungen 5: Cl9H v F6M n ,0 4PSe (647,17) Ber. C 35,26 H 3,27, Gef. C 35,73 H 2,69. IR (CH,C12, C aF „ vco [cm“1]): 2017 (w), 1990 (vs), 1 9 6 5 '(s); 'H -N M R (CD,C12, 200,13 M Hz, 298 K): 1,90 (D, 6 H, J HH = 6,4 Hz), 2,17 (S, 6 H), 3,69 (Sept, 1 H, J HH = 6,4 Hz), 4,92 (M, 4H ), 5,22 (M, 4H ) ppm; UV/VIS (C H ?C12, 298 K, 2max [nm] (ex IO“2 [1 m o l-’ c m '1])): 470 (100), 370 (60). Aufnahme und Auswertung der UV/VIS-Spektren Der eingewogene Komplex wurde in frisch de­ stilliertem Solvens gelöst und die Probenlösung unter Argon-Schutzgas in die Meßküvette (Typ Hellma 110 suprasil, Schichtdicke 0,2 cm) einge­ bracht. Die M essung erfolgte in einem stickstoff­ gekühlten Tieftem peraturblock (Oxford Instru­ ments, Typ Dn-1704), der in das Spektrometer (Perkin-Elmer Lam bda-9) eingesetzt wurde. Angeschlossen waren ein Tieftemperaturkontroller (Oxford Instrum ents, ITC-4) und die D a­ tenstation PC-7300 (Perkin-Elmer), die zur Spek­ trenausw ertung diente. Z ur Auswertung wurden die langwelligen inten­ siven Banden der jeweils ringgeöffneten Form A verwendet, da diese vom übrigen Spektrum wohl abgetrennt sind und mit den Banden des ringge­ schlossenen Isomeren B nicht überlappen. Da sich in den untersuchten Gleichgewichtsgemischen zwar Gemische einstellen lassen, welche nur die ringgeschlossene Form B enthalten (T < 200 K), Gemischzusammensetzungen jedoch, in denen ausschließlich das ringgeöffnete Isomere vorläge, nicht erhalten werden können, m uß sich die quan­ titative Auswertung au f A nnahm en stützen: Die der hier beschriebenen Auswertung zugrun­ deliegende Annahm e ist, daß die M olextinktion für den ringgeöffneten C hrom ophor mit 23000 [1 m ol-1 cm “1] für alle Derivate gleich ist. Dieser W ert ergibt sich aus den D aten von Verbindungen, 727 die ausschließlich in der ringgeöffneten Form A vorliegen (z.B. 4: e = 25 300 [1 m ol“ 1 cm “1]); am Beispiel von Verbindungen mit E = S wurde si­ chergestellt, daß die M olextinktion für den unter­ suchten C hrom ophor von der A rt der Arylsubsti­ tution weitgehend unabhängig ist (ER = S^Tol, SMes, SC6F 5) [22], Eine Auswertung, bei der versucht wurde, durch Kurvensimulation zu voraussetzungsfreien Resul­ taten zu kommen, lieferte keine physikalisch ak­ zeptablen Resultate. Diese Art der Auswertung war für das erste Beispiel des hier untersuchten Re­ aktionsmusters angewendet worden [4], Die dort angegebenen thermodynamischen Param eter sind daher korrekturbedürftig (siehe vorne). Die R eproduzierbarkeit der aus den verschiede­ nen Meßreihen für eine Substanz jeweils erm ittel­ ten Gleichgewichtskonstanten K ist dabei gut (vgl. Abb. 2). Die so ermittelten Gleichgewichtskon­ stanten sind allerdings dadurch verfälscht, daß die Extinktion der zur Auswertung herangezogenen Bande selbst tem peraturabhängig ist. Dieses Phä­ nomen wurde am Beispiel von Verbindung 4 [Cp'(CO)2Mn]2SeMes+ (Form A über den gesam­ ten Tem peraturbereich) untersucht. Die Extink­ tionswerte nehmen mit fallender Tem peratur (Be­ reich 298-193 K) um 24% zu. Auch die ringge­ schlossenen Isomeren zeigen bezüglich ihrer prom inenten Bande eine ähnliche Tem peraturab­ hängigkeit (z. B. [Cp'(CO)7Mn]-,S'Pr+ [22]: 26% (Bereich 298-193 K)). Wir danken Frau S. Fiedler und H errn St. Pitter für die Aufnahme der M assenspektren und Herrn H.-J. Grützm acher für die 19F-NM R-M essung; Frau K. Rumpf, F rau E. Weiß, F rau S. Böhm und Herrn E. Müller danken wir für die Durchführung der Elementaranalysen. Dem Fonds der Chemi­ schen Industrie und der Deutschen Forschungsge­ meinschaft (SFB 247) danken wir für die F örde­ rung dieser Arbeit. Unauthenticated Download Date | 10/31/17 6:03 PM 728 P. Lau et al. ■ Reversible Öffnung von M etall-M etall-Bindungen [1] Übersicht: a) G. Hüttner und K. Evertz, Acc. Chem. Res. 19, 406(1986); b) G. Hüttner, Pure Appl. Chem. 58, 585 (1986). [2] J. C. T. R. Burckett-St. Laurent, M. C. Caira, R. B. English, R. J. Haines und L. R. Nassimbeni, J. Chem. Soc. D alton Trans. 1977, 1077. [3] H. Braunwarth, G. Hüttner und L. Zsolnai, Angew. Chem. 100, 731 (1988); Angew. Chem., Int. Ed. Engl. 27, 698(1988). [4] H. Braunwarth, F. Ettel und G. Hüttner, J. Organo­ met. Chem. 355, 281 (1988). [5] G. Hüttner, S. Schuler, L. Zsolnai, M. Gottlieb, H. Braunwarth und M. Minelli, J. Organomet. Chem. 299, C 4 (1986). [6] a) U . Weber, G. Hüttner, O. Scheidsteger und L. Zsolnai, J. Organomet. Chem. 289, 357 (1985); b) A. H. Cowley, N . C. Norman und M. Pakulski, J. Am. Chem. Soc. 106, 6844 (1984); c) A. H. Cowley, N. C. Norman, M. Pakulski, D. L. Bricker und D. H. Russell, J. Am. Chem. Soc. 107, 8211 (1985). [7] R. Huisgen, Angew. Chem. 89, 589 (1977); Angew. Chem., Int. Ed. Engl. 16, 572 (1977). [8] A. Winter, G. Hüttner, M. Gottlieb und I. Jibril, J. Organomet. Chem. 286, 317 (1985). [9] D. G. Alway und K. W. Barnett, in M. S. Wrighton (ed.): Inorganic and Organometallic Photochem is­ try, American Chemical Society, W ashington, D.C. (1978). [10] Weitere Einzelheiten zur Kristallstrukturuntersuchung können beim Fachinformationszentrum Karlsruhe Gm bH, D-7514 Eggenstein-Leopoldshafen 2, unter Angabe der Hinterlegungsnummer CSD 54940, der Autoren und des Zeitschriftenzitats angefordert werden. [11] SHELXTL-PLUS, G. M. Sheldrick, Universität Göttingen (1988). [12] P. Lau, G. Hüttner und L. Zsolnai, zur Publikation eingereicht. [13] Zum sterischen Einfluß eines M esityl-Restes siehe beispielsweise: K. Knoll, G. Hüttner, L. Zsolnai und O. Orama, J. Organomet. Chem. 327, 379 (1987). [14] Siehe hierzu z. B.: K. Evertz und G. Hüttner, Chem. Ber. 121, 143(1988). [15] a) E. O. Fischer und M. Herberhold, Essays in C oordination Chemistry, Exper. Suppl. IX, S. 2 5 9 305, Birkhäuser Verlag, Basel (1964); b) W. Strohmeier, Angew. Chem. 76, 873 (1964); Angew. Chem., Int. Ed. Engl. 3, 749 (1964). [16] M. Herberhold, D. Reiner, B. Zimmer-Gasser und U. Schubert, Z. Naturforsch. 35b, 1281 (1980). [17] H. J. Reich, J. M. Renga und I. L. Reich, J. Am. Chem. Soc. 97, 5434(1975). [18] M. T. Rogers und T. W. Campbell, J. Am. Chem. Soc. 69, 2039(1947). [19] K. Hiroi und S. Sato, Synthesis 1985, 635. [20] J. Kuwajima, M. Shimizu und H. Urabe, J. Org. Chem. 47, 837 (1982). [21] L. Syper und S. M ochowski, Comm. 5, 439 (1984). [22] P. Lau, G. Hüttner und L. Zsolnai, Publikation in Vorbereitung. Unauthenticated Download Date | 10/31/17 6:03 PM