Besitzerinformation - Kleintierklinik Hannover

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10. März 2016 | KleintierKlinik Hannover
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Besitzerinformation
Urolithiasis (Blasensteine und Blasenschlamm) bei Kaninchen und
Meerschweinchen
Entstehung:
Kaninchen und Meerschweinchen sind sehr häufig von Konkrementen im Harntrakt betroffen. Der
Entstehungsmechanismus basiert auf ihrem Kalziummetabolismus. Im Gegensatz zu anderen
Tierarten resorbieren sie im Darm das gesamte
aus dem Futterbrei aufgenommene Kalzium. Es
liegt somit selbst bei normaler Fütterung schnell
eine Kalziumüberversorgung vor.
Nicht benötigtes Kalzium wird von den Nieren gefiltert und zu einem viel größeren Teil, wie auch
Magnesium und Phosphor, mit dem Urin ausgeschieden. Bei einem physiologischen, basischen
pH-Wert wird die Bildung der Konkremente (Kristalle) begünstigt. Das Kalzium alkalisiert den
Harn noch zusätzlich. Dies ist bis zu einem gewissen Maß vollkommen normal und wird als „physiologische Kristallurie“ bezeichnet, erkennbar am
eingetrübten, nicht klaren Urin der Nager.
Ursachen können eine einseitige, stark kalziumhaltige Fütterung in Kombination mit Flüssigkeitsmangel sowie Übergewicht und mangelnde Bewegung sein. Außerdem wird eine angeborene Anfälligkeit vermutet, die allerdings bisher wissenschaftlich nicht bewiesen werden konnte.
Krankhaft wird diese Kristallurie, wenn sich Blasensteine in der Harnblase bilden oder die Harnblase durch Kristalle in Sandform quasi verschlammt (das heißt dann einfach Blasenschlamm). Beide Formen treten nur in seltenen
Fällen gleichzeitig auf.
Es gibt aber auch Tiere, bei denen die Erkrankung
lange unentdeckt bleibt, da sie keine der obengenannten Symptome zeigen, sondern nur durch
unspezifische Symptome wie mangelnde Fut-
Symptome:
Die Symptome der Erkrankung sind vielfältig, oft
nicht eindeutig, abhängig von der Lage (z.B. verursacht ein Urolith in Harnleiter oder -röhre durch
den daraus resultierenden Harnstau einen hoch
akuten Zustand) und Größe der Steine. Außerdem
können sie durch die Lageveränderung der Steine
intermittierend auftreten. Typisch sind Schmerzen beim Harnabsatz, das häufige Absetzen kleinerer Urinmengen, eine gekrümmte Körperhaltung, aufgezogener Bauch und das Anheben des
Hinterteils beim Harnlassen. Meerschweinchen
geben auch Schmerzlaute von sich. Bei vielen Tieren fällt eine mit Harn und oft auch Kot verklebte
Afterregion auf, die sehr unangenehm riecht,
leicht zu verwechseln mit Durchfall. Eventuell
zeigt sich auch Blut im Urin oder ein sehr fester
(durch den Blasenschlamm eingedickter) Harn.
Die Tiere fressen aufgrund der Schmerzen
schlechter, sind abgeschlagen und putzen sich
weniger.
teraufnahme oder Zurückziehen auffallen.
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Urolithiasis (Blasensteine und Blasenschlamm) bei Kaninchen und
Meerschweinchen
über die ableitende Harnwege auszuspülen.
Diagnose:
Hinweise ergeben sich aufgrund der von Ihnen
beobachteten und berichteten Harnabsatzschwierigkeiten Ihres Kleinsäugers, der allgemeinen, tierärztlichen Untersuchung mit Tastbefund
im Bereich der Harnblase, einer eventuell eingenässten und nach Ammoniak riechenden Anogenitalregion und einer unter Umständen vorliegenden Hämaturie (Blutausscheidung mit dem Urin).
Abgesichert wird unsere Diagnose durch eine
Röntgen- und/oder Ultraschalluntersuchung. Zur
Abklärung eventuell anderer eine Rolle mitspielender Erkrankungen wird der Harn untersucht
und eine Blutuntersuchung angeschlossen.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad
der Erkrankung. Zeigen die betroffenen Tiere
Symptome einer Blasenentzündung, können aber
noch problemlos Urin absetzen und fressen normal, werden sie ambulant mit Infusionen und entsprechenden Injektionen/Medikamenten zur oralen Eingabe versorgt. Haben Patienten die Futteraufnahme eingestellt oder bereits deutlich abgenommen, da die Probleme bereits länger bestehen, ist es zusätzlich notwendig, die erkrankten
zuzufüttern und ggf. auch eine stationäre Behandlung anzustrengen. Kann Ihr Tier nur noch
wenig oder keinen Urin mehr absetzen, ist die
Therapie abhängig vom vorliegendem Fall. Bei
kleinerem Durchmesser der Blasensteine wird
versucht durch intensive Infusionstherapie und
Gabe von Schmerzmitteln diese mit dem Urin
Bei größeren Steinen und somit in Folge komplett
verlegter Harnröhre wird ein chirurgischer Eingriff
unumgänglich. Blasenschlamm hingegen lässt
sich in der Regel mit einer Infusionstherapie, unterstützenden Medikamenten und strikter Futterumstellung behandeln.
Leider ist diese Erkrankung trotz unserer eingeleiteten Therapie nicht heilbar, da die Neigung zur
Bildung von Blasenschlamm und Blasensteinen
auch nach Abklingen der Symptome durch Begleiterscheinungen (Blasenentzündung, Urinabsatzprobleme) bestehen bleibt und immer wiederkehren kann. Damit handelt es sich um eine
chronische Erkrankung.
Doch Sie können vorbeugen, etwas tun: durch
eine einfache Anpassung der Fütterung Einfluss
auf den Kalziumstoffwechsel Ihres Heimtiers nehmen. Das heißt kalziumangepasst, aber nicht -frei
füttern, denn ansonsten könnten andere Probleme, z.B. mit den Zähnen entstehen.
Chirurgisch entfernter Kaninchen-Blasenstein
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Urolithiasis (Blasensteine und Blasenschlamm) bei Kaninchen und
Meerschweinchen
Für ein möglichst langes, beschwerdefreies Leben empfehlen wir:

Nagersteine aus dem Gehege grundsätzlich
zu verbannen. Eigentlich zur Zahngesundheit
(doch dafür viel zu weich) gedacht, beinhalten sie meist einen hohen Kalziumanteil und
erhöhen das Risiko für die Entstehung von
Blasensteinen und Blasenschlamm.

getrocknete Futtermittel und Leckerchen, außer Heu, vollständig zu vermeiden. Die Fütterung mit Trockenfutter (Getreidemischungen,
Pellets, bunte Mischfutter etc.) sollte deutlich
eingeschränkt oder am besten sogar völlig
gestrichen werden. Die Trinkmenge ist bei
Fütterung von Trockenfutter oft zu niedrig. Außerdem machen diese Futtermittel dick und
erhöhen eben und gerade das Risiko von Blasensteinen und - schlamm.

bei der Fütterung komplett auf Luzerne wegen
ihres hohen Kalziumgehalts zu verzichten.

dass in der Futterration ein Verhältnis: 1,5
Kalzium: 1 Phosphat bestehen sollte.

Fütterung einiger Frischfuttermittel als hochwertige Komponenten gesunder Ernährung
aufgrund des hohen Kalziumgehalts mit Augenmaß: z.B. Kohlrabi, Blumenkohl, Broccoli,
Kräuter wie Petersilie und Dill, Löwenzahn,
Möhrengrün und Fenchel.

sogene Kohlrabiblätter. Dies führt zu einer erhöhten Wasserausscheidung, so dass gleichzeitig mehr gelöstes Kalzium ausgeschwemmt wird und gar nicht erst in der
Blase auskristallisieren kann.

geringe Gaben von Vitamin C (1 Messerspitze
täglich) in kalziumarmes Trinkwasser oder
die Fütterung von Vitamin-C-haltigen Gemüsen (z.B. rote Paprika). Der Urin-pH-Wert sinkt
leicht ab, wodurch weniger Kalziumkristalle
im Harn ausfallen.

Glykosaminoglykane in Pulverform oder flüssig unter das Futter zu mischen, da sie dauerhaft Harnblasenfunktion und -elastizität
verbessern und die Heilung der Harnblasenschleimhaut fördern. Diese Präparate erhalten Sie bei uns.

eine langsame und kontrollierte Gewichtsreduktion, obwohl das bei Kaninchen und
Meerschweinchen allgemein sehr schwierig
ist. Ideen, um dieses Ziel zu erreichen sind:
das Weglassen von Trockenfuttermitteln und
Fertigmischungen und deutlich mehr Bewegung.

eine regelmäßige Hygiene der Afterregion
durch tägliche Kontrolle und Sauberhalten.
Dies ist enorm wichtig bei Tieren mit Hautreizungen oder Fellverklebungen. Oft hilft es,
die Haare zu scheren. Geeignete Präparate
zur lokalen Behandlung erhalten Sie bei uns.
eine deutlich erhöhte Menge wasserreicher
Frischfuttermittel, z.B. mit Gurke, Tomate,
Blattsalaten oder z.B. mit Wasser vollge-
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Urolithiasis (Blasensteine und Blasenschlamm) bei Kaninchen und
Meerschweinchen
„Erlaubte“ Futtermittel
erlaubtes Gemüse
erlaubtes Obst
Chicorée
Chinakohl
Eisberg-, Endivien-, Radicchio-, Rucola- und Feldsalat
Gurke
Kürbis
Karotten ohne Kraut
Pastinaken
Paprika
Petersilienwurzeln
Stangen- und Knollensellerie
Spargel
Steckrüben
Tomate ohne Blütenansatz
Topinambur
Zucchini
Ananas , Apfel , Banane
Birnen2
Beeren: Erdbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren,
Brombeeren und Himbeeren
Kirschen
Mandarinen2
Kiwi
Melone2
Nektarinen
Orangen
Pfirsiche
Pflaumen
Weintrauben2
1
erlaubte Kräuter/Blätter
1,2
1
1
Birkenblätter/-rinde
Brennnesseln
Dill
Kamille
Löwenzahn
Scharfgarbe
Spitz-, Breit-, Kurzwegerich
am besten frisch,
nur 1-2 Mal/Woche
in kleinen Mengen aufgrund des
hohen Kalziumgehalts
Achtung Dickmacher
2 ohne KERNE
Noch etwas unklar? Fragen?
Sprechen Sie uns gerne an!
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