Angst - Störungen - Semantic Scholar

Werbung
Angst Störungen
Dr. med. Joe Hättenschwiler
Zentrum für Angst- und
Depressionsbehandlung Zürich
ZADZ
www.zadz.ch
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Handout und Behandlungsempfehlungen
1. Handout des Vortrag
 http://zadz.ch/vortrage-und-handouts/
2. Schweizer Behandlungsempfehlungen Angststörungen
 http://zadz.ch/hilfsmittel/
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Was ist Angst?
• Ubiquitär vorkommende komplexe Emotion,
der nicht von vornherein pathologische
Wertigkeit zukommt
• Führt zu Aktivierung (Alarmzustand), Stress,
Leistungssteigerung
• Angst dient der Bewältigung äußerer und
innerer Bedrohungen und Herausforderungen
• Es ist pathologisch, keine Angst zu haben!
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Physiologische Reaktionen bei Angst
 Erhöhte Aufmerksamkeit, Pupillen weiten sich, Seh- und
Hörnerven werden empfindlicher
 Erhöhte Muskelanspannung, erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit
 Erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck
 Flachere und schnellere Atmung
 Energiebereitstellung in Muskeln
 Körperliche Reaktionen wie zum Beispiel Schwitzen, Zittern und
Schwindelgefühl
 Blasen-, Darm- und Magentätigkeit werden gehemmt
 Übelkeit und Atemnot treten in manchen Fällen ebenfalls auf
 Angstschweiss → löst bei anderen unterbewusst
Alarmbereitschaft aus
 Ängstlicher Gesichtsausdruck als Hilfssignal an andere
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Facetten aus der modernen Angstforschung
Prehn-Kristensen A, Wiesner C, Bergmann TO, Wolff S, Jansen O, et al. (2009) Induction of Empathy by the Smell
of Anxiety. PLoS ONE 4(6): e5987. doi:10.1371/journal.pone.0005987
Elizabeth A. Krusemark, Wen Li. Chemosensory Perception.
Enhanced Olfactory Sensory Perception of Threat in Anxiety:
An Event-Related fMRI Study. March 2012, Volume 5, Issue 1,
pp 37-45
Shaozheng Qin, et al. Amygdala Subregional Structure and Intrinsic Functional
Connectivity Predicts Individual Differences in Anxiety During Early Childhood.
Biological Psychiatry, Volume 75, Issue 11 (June 1, 2014)
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Gesichtsausdruck und Amygdalaaktivierung
Links Aktivität in der Amygdala bei einer Versuchsperson
mit einem kleineren Allel im Gen SLC6A4.
Weinberger et al. Science 297: 5580;19. Juli 2002
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
«DARM MIT CHARME»
The Intestinal Microbiota Affect Central Levels of Brain-Derived
Neurotropic Factor and Behavior in Mice
Bercik, Premysl et al.
Gastroenterology , Volume 141 , Issue 2 , 599 - 609.e3
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Kirsch P, et al. Oxytocin modulates neural circuitry for social cognition
and fear in humans.
J Neurosci. 2005 Dec 7;25(49):11489-93.
Ziemann, A. E. et al.: The Amygdala Is a Chemosensor
that Detects Carbon Dioxide and Acidosis to Elicit Fear
Behavior. In: Cell 139, S. 1012–1021, 2009.
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Angst in den Medien
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Entwicklung des Konzepts der Angststörungen aus
soziologischer Sicht
Clark M, 1995
 Industrialisierung  viele traditionelle Ursachen
von akuter existenzieller Angst / Panik
verschwunden.
 Ermöglichte zunehmende Beschäftigung mit
individuellen Ängsten
 Ängste nicht mehr als Teil des täglichen Lebens
wahrgenommen, sondern als vermeidbare, lästige
Symptome
 „Sorgenzeitalter“ / „Angstzeitalter“
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Neurobiologie der Angst
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Wo sitzt die Angst? Amygdala – „The Fear Hub“
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Angst und Amygdala
Kortex
Hippocampus
Thalamus
Amygdala
Stimulus
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
(Modif. Nach LeDoux 1994)
Direkte Projektionen der Amygdala zu Hypothalamus und
Hirnstamm zur Angstauslösung
Amygdala 
Anatomische Region
Kondition.
Angststimulus
Amygdala
Unkondition.
Angststimulus
Zeichen von Angst
Lateraler Hypothalamus
 Sympathikus

Tachyk, Blässe, Mydrias
Blutdruckanstieg
Dors. motor. Vaguskern
Nucleus ambiguus
 Parasympat.

Defäkation, Urinieren
Bradykardie
Parabrachialer Nucleus
 Atmung
 Keuchen, Atemnot
Locus coeruleus, VTA
Nucl. tement. dorsolat.

N. retic. pontis caudalis
 Reflexe
 Schreckhaftigkeit
Zentrales Höhlengrau
 Verhaltensstopp

Erstarren („freezing“)
Todesängste
Trigeminuskern
Motor. Facialis-Kern


Gesichtsausdruck
von Furcht
N. paraventrik. (Hypothal)
 HPA-Achse
Dopamin NA
Acetylcholin
Mundöffnung
Kaubewegung

Aktiviertes Verhalten
EEG-Arousal, Vigilanz
 Cortisolfreisetzung
Davis M. Annu Rev Neurosci. 1992;15:353-375
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
„Normale Angst“
 Angst ist sinnvoll, nützlich,
überlebensnotwendig
 entsteht in „fight or flight“-Situationen
 hievt den Organismus auf eine höhere
Aktivationsebene
 Merke: Angstfreiheit in
Extremsituationen ist pathologisch
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Angst ist für die Seele ebenso gesund wie ein Bad für
den Körper Maxim Gorki (Russischer Schriftsteller)
Jules Angst, 5. Swiss
Forum on Mood
and Anxiety
Disorders 2014
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Angst ist krankhaft, wenn…
 unangemessen stark, stärker als notwendig
 aus der Situation selbst nicht verstehbar
 zu häufig und zu lange andauernd
 starke Erwartungsangst („Angst vor der Angst“)
 nicht mehr kontrollierbar oder aushaltbar
 Vermeidungsverhalten auftritt
 sie starkes Leiden verursacht und einschränkt
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Erscheinungsformen der Angst
 Reale Angst: «normal», situationsadäquat, Signalfunktion
 Pathologische, meist grundlose, irrationale Angst
 Spontane Angst
• anfallsartig: Panikattacke → Panikstörung
• andauernd, frei flottierend, „Sorgen“→ GAS
 Objekt- und situationsbezogene Angst
• Phobien
 Symptomatische Angst
 Existenzielle Angst (Einsamkeit u Endlichkeit der
menschlichen Existenz)
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Definitionen zu Angst
 Angst
 unrealistische Furcht vor nicht identifizierbarem Stimulus
 Furcht
 realistische Antwort auf eine objektive Bedrohung mit
identifizierbarem Stimulus (aktuell).
 Phobie
 unrealistische Antwort auf einen objektiv unbedrohlichen,
identifizierbaren Stimulus.
 Panikattacke
 diskrete Periode intensiver Angst oder Unbehagens, die durch
bestimmte körperliche, behaviorale und kognitive Symptome
begleitet wird.
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Fakten zu Angsterkrankungen (I)






Häufigste psychische Störungen (Kessler et al 2005)
Lebenszeitprävalenz : 14-29% (Kessler 2005; Somers 2006)
12-Monats-Prävalenz: 15.3 % (Jacobi et al, 2014)
Keine Evidenz für den Anstieg der Häufigkeit
Verhältnis Frauen zu Männer: 2 : 1
Erhöhtes Risiko für Komorbidität mit anderen
Angsterkrankungen, Depressionen, somatoformen
Störungen u. Suchterkrankungen
 Erhöhtes Suizidrisiko (Harris & Barracclough, 1997)
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Fakten zu Angsterkrankungen (II)
 Angststörungen: überzufällig häufig mit körperlichen
Erkrankungen assoziiert
 Schilddrüse, Atemwege, Arthritis, Migräne,
Allergien (Saren et al, 2006)
 AS werden oft nicht erkannt
 AS werden selbst bei korrekter Diagnose nicht
adäquat behandelt (Wittchen 2002)
 Langer Zeitraum bis zu Diagnose und adäquater
Therapie
 Angstpatienten vermuten oft eine internistische
Ursache ihrer Symptome!
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Fakten zu Angsterkrankungen (III)
 Betroffene einer sozialen Angststörung melden sich sehr
selten zur Behandlung
 Nach wie vor hohe Stigmatisierung
 Panikpatienten gelten in der Bevölkerung als unberechenbar (50%)
oder gefährlich (26%) angesehen (Crisp et al 2000)
 Moderate bis hohe Erbfaktoren:
 41-54% Panikstörung, 67% Agoraphobie, 32% GAS, 51% soziale
Phobie, 59% Blut/Verletzungsphobie
 Ätiologie
 Komplexes Wechselspiel von genetisch bedingter Vulnerabilität, die
sich in neurobiologischen Gehirnveränderungen äussert +
psychosozialen Faktoren
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Entstehungsbedingungen Panikstörung
Disponierende
Bedingungen
• Biologisch
• Psychologisch
Auslösende
Bedingungen
• Trauma
• Lebensereignisse
• Krankheit
• Drogen
Aufrechterhaltende
Bedingungen:
• Vermeidung
• Erwartungsangst
• Sozialer Rückzug
• Substanzkonsum
Zeitstrahl
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Angststörungen (Einteilung nach ICD-10)
Kapitel F4 Neurotische, Belastungs- u. somatoforme Störungen
F40
Phobische Störungen
F40.0 Agoraphobie
F40.00 ohne Panikstörung
F40.01 mit Panikstörung
F40.1 Soziale Phobien
F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien
F41
F41.0
F41.1
F41.2
Andere Angststörungen
Panikstörung (episodische, anfallsartige Angst)
Generalisierte Angststörung
Angst und depressive Störung, gemischt
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Die 3 Hauptanteile der Angst
 Körperlicher Teil
 Psychischer Teil
 Behavioraler Teil (Verhalten)
Für die Diagnostik relevant:
Die verschiedenen Angstanteile werden nicht von allen
Menschen gleich wahrgenommen !
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Symptome der Angst
Körperliche Symptome
Psychische Symptome


























Schwindel, Kopfschmerzen
Unscharfes Sehen
Muskelanspannung
Erröten, Erblassen
Mundtrockenheit
Kurzatmigkeit, Atemnot
Erstickungsgefühle
Brustschmerzen
Herzklopfen, Herzbeben
Schwitzen, kalte Hände
Übelkeit, Bauchschmerzen
„Schmetterlinge im Bauch“
Durchfall, Harndrang
Kribbeln in den Gliedern
Zittern, Beben, weiche Knie
Schreckhaftigkeit, Ermüdbarkeit
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Angst zu sterben
Angst vor Kontrollverlust
Angst „durchzudrehen“
Verrückt zu werden
Entfremdungsgefühle
Ohnmachtsgefühle
Konzentrationsschwierigkeiten
Überempfindlichkeit
Schlafstörungen
Libidostörungen
Verhaltenssymptome
 Vermeidung
 Fluchtreaktion
Was ist eine Panikattacke ?
 Panikattacke = Prototyp der Angst
 kurze Phase intensiver Angst und starken
Unbehagens, begleitet von intensiven
körperlichen und psychischen Symptomen
(Alarmreaktion)
 erreicht innerhalb von Minuten das Maximum
und klingt innerhalb von Minuten wieder ab
 kann auch aus dem Schlaf heraus auftreten
 Oft traumatisierend
 Bekannt schon seit der Antike
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Pan, der Hirtengott (griechische Mythologie)
Marble, Hellenistic style.
Roman copy (2nd C AD) of
a Greek statue from group
by Heliodorus of Rhodes
(2nd
C BC)
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
 Sohn von Nymphe Dryope und Gott
Hermes
 schon seine Mutter bekam Angst, als
sie ihn erblickte
 Wer ihn in seinem Schlaf gestört hat,
dem habe er panische Angst eingejagt
 Habe auch den Persern Angst gemacht
bei der Schlacht bei Marathon 490
v.Chr.
 Beschützer der Wälder und Hirten,
später der ganzen Natur
 Er war aber auch ein gefährliches
Wesen, wie uns Ovid in den
Metamorphosen berichtet.
Ovid (43 vor bis 17 nach Chr.)
Gott Pan erblickt die Nymphe Syrinx und verfolgt sie sogleich.
Sie flieht und gelangt zu einem Fluss; als Pan nach ihr greifen
will, hält er nur Schilfrohr in den Händen. Er seufzt, sein Atem
fährt durch die Halme, und so erfindet er die Panflöte.
Kupferstich
Jonas Umbach
(1624–1693)
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Panikstörung - ICD 10
 Wiederholte Panikattacken
 Auftreten: unerwartet, ohne eindeutigen Auslöser, keine
Erklärung
 Bedingung: nicht verbunden mit körperlicher Anstrengung oder
objektiv gefährlichen Situationen
 Körperliche Beschwerden
 Herzklopfen, Brustschmerz, Schwitzen, Zittern, Beben,
Kurzatmigkeit, Atemnot, Erstickungsgefühl, Übelkeit, MagenDarm-Beschwerden, Schwindel, Benommenheit, Parästhesien,
Taubheit, Hitzewallungen, Kälteschauer
 Psychische Beschwerden
 Furcht zu sterben, die Kontrolle zu verlieren, einen Herzanfall zu
bekommen, Derealisation, Depersonalisation
 Ausschlusskriterium: organische Ursache
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Agoraphobie (ICD-10)
 Furcht, an Orten zu sein, an denen im Falle von Panik
eine Flucht schwierig oder keine Hilfe verfügbar sein
könnte
 Die Angst muss mind. in zwei Situationen auftreten:
Menschenmengen, öffentliche Plätze, Reisen mit weiter
Entfernung von zu Hause oder Reisen alleine, in einer
Schlange zu stehen, sich auf einer Brücke befinden, Fahrstuhl,
Bus, Zug, Flugzeug oder Auto fahren
 Zumindest partielle Einsicht, dass Furcht übertrieben
 Die phobischen Situationen werden vermieden oder
sie werden mit grossem Unbehagen durchgestanden
bzw. können nur in Begleitung aufgesucht werden
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Generalisierte Angststörung (GAS) ICD 10
 Allgemeine, sich auf verschiedene Alltagssituationen
beziehende Ängstlichkeit und Besorgtheit, «Sorgenkrankheit»
 Mindestdauer der Symptomatik: 6 Monate
 Befürchtung, dass die Sorgen unkontrollierbar sind
 Psychische Begleitsymptome:
 Ängstlichkeit / Besorgtheit (“worry”), Insomnie, Müdigkeit,
Reizbarkeit, Ständiges “auf dem Sprung sein”,
Konzentrationsstörungen
 Somatische Begleitsymptome:
 Muskelanspannung, Übelkeit, Durchfall, Schwitzen,
Harndrang, Herzbeben
 Lebensprävalenz 5.7 % (Kessler et al 2005)
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Lampenfieber – Soziale Angst
„There are two types
of speakers. Those
that are nervous and
fearful and those that
are liers.“
Marc Twain
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Soziale Phobie (Soziale Angststörung)
 Deutliche anhaltende Furcht in sozialen oder
Leistungssituationen
 Befürchtung sich zu blamieren, negativ aufzufallen,
mangelhafte Leistung zu zeigen, Unpassendes zu sagen
 Erröten, Zittern, Schwitzen zu zeigen
 Die Exposition mit der gefürchteten Situation löst
immer Angst aus
 Die Furcht wird als übertrieben oder sinnlos erkannt
 Vermeidungsverhalten oder Durchhalten mit grosser
Angst
 Lebensprävalenz 12.1% (Kessler et al 2005)
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Komorbidität von Depression und Angst im
zeitlichen Verlauf?
mehr als 2/3 aller komorbiden Depressionen treten nach der
Manifestation einer Angsterkrankung auf!
 Angststörungen als Risikofaktor für Depressionen
cumulative lifetime incidence
70
60
Angsterkrankungen
50
Depression
EDSP, cumulative
T0/T1/T2-data; N = 2548
40
30
20
10
0
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28
Age
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Lieb et al. Wittchen et al, 1995
Diagnose / Differentialdiagnose &
Behandlung von
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Diagnostischer Entscheidungsbaum
bei Angst
Normale
Angst
Angst
Keine
Diagnostik
Krankhafte Angst
Primäre Angstkrankheit
Auftreten in
spezifischen
Situationen
Plötzlich
aus heiterem
Himmel
Phobie
Panikstörung
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Sekundäre Angstkrankheit
Dauernd
vorhanden
Generalisierte
Angststörung
Organerkrankung
Medikamente
Psychiatrische
Erkrankung
Sucht
Neurologische
Erkrankung
Internistische
Diagnostik
Psychiatrische
Diagnostik
Neurologische
Diagnostik
Differenzialdiagnose Angststörungen
Organische Faktoren
Direkte Effekte von Substanzen
Angst als Folge einer


27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
affektiven / psychotischen Störung
Entwicklungsstörung, post-traumatischen
Belastungsstörung
Somatische Untersuchungen










Ausführliche Anamnese
Körperliche Untersuchung
Blutbild, Blutzucker, Leberwerte
Elektrolyte (Ca++, K+)
Schilddrüse (TSH)
EKG
Ggf. Lungenfunktion
Ggf. kranielle Bildgebung (MRT, CT)
Ggf. EEG
an Drogen/Medikamente denken
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Behandlung von Angststörungen
Prof. Gallaghers
umstrittene Methode
zur gleichzeitigen
Behandlung der
Schlangen-, Höhenund Klaustrophobie
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Behandlungsempfehlungen der Schweiz. Gesellschaft für Angst
und Depression SGAD, der SGBP und der SGPP
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression
SGAD
Literatur und
weitere Infos
über
www.sgad.ch
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Übersicht: Behandlung von Angststörungen
 Aufklärung
 Selbsthilfe / Patientenorganisationen
 Psychotherapie
 Pharmakotherapie




Benzodiazepine
Antidepressiva
Antiepileptika
Atypische Antipsychotika
 Allgemeine Massnahmen
 Lebensstil
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Aufklärung - Informationsvermittlung
1. Was ist Angst?
2. Teufelskreismodell
3. Stressmodell
4. Ableitung des
therapeut. Vorgehens
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Psychotherapie bei Angststörungen
Beste Evidenz: kognitive Verhaltenstherapie
Ziel: Abbau von krankmachenden Denkprozessen, Vorstellungen,
Erwartungen
Modell: Durch Veränderungen der Denkmuster kommt es zur
Änderungen im Verhalten (Umstrukturierung dysfunktionaler
kognitiver Annahmen)
Grundprinzipien der Kognitiven Verhaltenstherapie
 Psychoedukation: Information zum Abbau falscher
Vorstellungen über Angst
 Kognitive Umstrukturierung
 Expositionsübungen
 Angstbewältigungsstrategien
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Kognitive Umstrukturierung
Die Bedeutung des Denkens
A
Auslöser
C
B
Gefühl (Angst)
B = Gedanken
als Modulator der Gefühle
Die ABC-Theorie:
Oft wird angenommen, ein auslösendes Ereignis (A) führe
zu einem negativen Gefühl (C). Tatsache ist jedoch, dass es
einen wichtigen Einflussfaktor gibt, nämlich die
bewertenden Gedanken (B).
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Expositionstherapie: Flugangst
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Grundsätze der Behandlung von Angststörungen
 Evidenzbasierte Psychotherapie 1. Wahl
 bei mittelschwerer bis schwerer Beeinträchtigung zusätzlich
medikamentöse Behandlung inkl. Psychoedukation
 Medikamentöse Behandlung 6 Monate bis 2 Jahre (Panikstörung)
 Benzodiazepine BDZ: akut, so kurz wie möglich
 Antidepressiva: Mittel-Langzeitbehandlung
 anxiolytische Wirkung unabhängig von antidepressiven
Effekten
 gegenüber Benzos verzögerter Wirkungseintritt
 langsame Aufdosierung – langsames Ausschleichen
(Discontinuation syndrome)
 nach Remission: 12-24 Monate Erhaltungstherapie
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Benzodiazepine BDZ
 Rasche anxioloytische und sedative Wirkung
 Nach langfristiger Behandlung (d.h. über 4–8 Monate)
kann sich eine Abhängigkeit entwickeln
 Daher: adäquate Nutzen-Risiko-Abwägung und
kurzdauernde Gabe
 BDZ können Tage bis max. 3-4 Wochen gegeben werden,
um die Wirklatenz der Antidepressiva zu überbrücken
oder um eine initial durch SSRI/TZA ausgelöste /
verstärkte Ängstlichkeit/Nervosität zu senken
 Benzodiazepine können in der Bedarfsbehandlung
kurzfristiger agoraphober Problemsituationen verwendet
werden (z.B. bei Flugreisen)
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Therapien bei Angststörungen
Evidenz aus kontrollierten Studien
Belegte Wirksamkeit
• SSRI
• SSNRI Venlafaxin, Duloxetin
• Trizyklische Antidepressiva
• Benzodiazepine
• Pregabalin (nur GAS)
• Irreversible MAO-Hemmer
• Moclobemid (nur soz. Phob)
• Opipramol (nur GAS)
• Quetiapin (nur GAS)
Ungenügender Beweis
• Neuroleptika
Fehlendender Wirksamkeitsnachweis oder negative Studien
• Betablocker
• Pflanzliche Präparate
• Andere psychologische
Methoden
• Hypnose
• Kognitive Verhaltenstherapie
• Psychoanalyse (nur 1 Studie)
Bandelow et al. , World J Biol Psychiatry 2008; 9(4): 248-312, aktualisiert 2012
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Strategien zur Verbesserung von Wirkung
und Compliance







«Start low and slow, but go far»
Dem Medikament die Chance geben zu wirken
Medikamenteneinnahme zur Mahlzeit
Nebenwirkungen ernst nehmen
 Sedation, Gewichtszunahme, sexuelle NW
Kontakt mit dem Patienten, verfügbar sein!
Langzeitbehandlung braucht Geduld von allen
Vermitteln eines therapeutischen Optimismus
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Stufenschema Pharmakotherapie
Behandlungsempfehlungen SGAD, SGBP, SGPP 2011
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Angst und Lebensstil

Ausgewogene Ernährung

Stimulierende Substanzen einschränken:


Koffein (d.h. Kaffee, Tee, Cola)

Schleimhautabschwellende Mittel, Ephedrin

Abmagerungspillen
Alkohol vermeiden oder reduzieren:

Nur vorübergehender anxiolyt. Effekt (Cave: Abhängigkeit)

Störung der Schlafarchitektur

Wiederauftreten der Symptome im Entzug

Bewegung……..Bewegung

Regelmässiger Lebensrhythmus
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Fakt ist …
Die ganze Welt ist voll armer Teufel, denen
mehr oder weniger angst ist. Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Der beste Schluss ist häufig einfach aufzuhören!
27.06.2014 l Dr. med. Joe Hättenschwiler
Herunterladen