ERFAHRUNGSBERICHT – KURZFRISTIGES AUSTAUSCHPROGRAMM General Medicine - South Heathboard District, Dunedin, Neuseeland Juni 2017 Katharina Brunner BEWERBUNG Im Oktober erfolgte die Anmeldung für einen Famulatur-/Praktikumsplatz im Rahmen der kurzfristigen Austauschprogramme der MedUniGraz mit kurzem Motivationsschreiben, Lebenslauf, Sprachnachweis(en), Famulaturbestätigungen, sowie aktuellem Meldezettel. Einige Wochen später erhielt ich die Zusage für den Austauschplatz und die Kontaktdaten der Ansprechperson in Dunedin. Ich durfte mich zwischen dem Krankenhaus Dunedin und Invercargill entscheiden und erhielt eine Liste der verfügbaren Fachrichtungen. Da während meines Zeitraumes meine „Favoriten“ bereits vergeben waren, wurde mir nach einigem hin und her zwischen der University of Otago sowie Frau Mag. Grün (MUG) schließlich ein Fixplatz für General Medicine im Krankenhaus Dunedin im Juni 2017 zugesagt. Außerdem verlangt die Universität Otago einige Dokumente und Bestätigungen vor Antritt des Praktikums: Nachweis über Haftpflicht-Versicherungsschutz (über ÖH-Versicherung gedeckt, Bestätigung anfordern via E-Mail an: [email protected]) Englisch-Sprachnachweis Supporting Letter des Vizerektors Serologischer Immunitätsnachweis: Hepatitis B, Varizellen, MMR Tuberkulose-Test: Quantiferon-Gold Test (z.B.: über privates Labor, Dauer ca. 10 Tage; Kosten ~ 180€) MRSA-Test (zu Praktikumsbeginn maximal 4 Wochen alt, danach kein Patientenkontakt mehr; da ich bis einen Tag vor Abflug nach NZL im PJ-Praktikum war machte ich den Test direkt im Krankenhaus Dunedin, Dauer: ~ 3 Tage, Kosten: 21$, Praktikum darf erst nach Einlangen des negativen Ergebnisses gestartet werden!) Work Visum (ca. 2 Wochen; ~ 180€) Laut offiziellen Einreisebestimmungen nötig. Ich habe es zur Sicherheit beantragt, wurde aber weder bei der Einreise, noch im Krankenhaus danach gefragt. Wer eine Reise nach dem Praktikum plant sollte ein Work & Travel Visum beantragen, da das Work Visum rein nur für die 4 Wochen Praktikum gültig ist. Aktuelles Foto für den Mitarbeiterausweis Voranerkennung MUG VOR DER ABREISE Flug (s.u.) Unterkunft (Liste der Universität Otago mit Kontaktdaten, s.u.) Reisepass muss noch mindestens 3 Monate gültig sein Internationaler Führerschein (ÖAMTC ~ 30€) Auslandskrankenversicherung (z.B. teilweise über diverse Kreditkartenanbieter bereits abgedeckt) DER FLUG Je früher, desto günstiger; Für die Flugroute München-Abu Dhabi-Hong Kong- Auckland und retour bezahlte ich ca. 850€, der zusätzliche Inlandsflug Auckland – Dunedin & retour kam auf ca. 180€; Die Anreise dauert in etwa 3 Tage (ca. 30 Stunden reine Flugzeit und +10 Stunden Zeitunterschied) Wichtig ist, die sehr strengen Einreisebestimmungen in Neuseeland zu beachten! Beispielsweise dürften keine Lebensmittel oder verschmutze Wanderutensilien eingeführt werden. DIE UNTERKUNFT Man erhält von der Universität Otago eine Liste mit Kontaktdaten verschiedener Unterkünfte. Ich wohnte während der ersten drei Tage meines Praktikums in einer AirBnB-Wohnung, da die Zimmer bei Mrs. Drinkwater bereits ausgebucht waren. Die restliche Zeit durfte ich in ihrem Haus verbringen und würde sie jedem weiterempfehlen! Das Krankenhaus ist ca. einen 10-minütigen Fußmarsch entfernt. Die Zimmer sind sehr geräumig, sauber und warm und man darf die Küche, Waschmaschine, etc. mitbenutzen. Mrs Drinkwater ist eine ältere, freundliche und lustige Dame mit großer Leidenschaft für Tennis, Rugby-Spiele und Reisen. DAS KRANKENHAUS UND PRAKTIKUM Am ersten Tag stellt man sich bei der Kontaktperson Jillian Tourelle im Krankenhaus Dunedin vor und erhält einen Mitarbeiterausweis und einige Unterlagen zum Krankenhaus, Campus und der Stadt und wird anschließend von ihr zur zuständigen Abteilung gebracht. Ich arbeitete an der Abteilung für General Medicine im Team C unter Consultant Dr. Arnold. In der Abteilung sind vier Teams (A bis D) mit je einem Consultant, Registrar, House Officer und Trainee Intern (oder Elective Student, in diesem Fall ich) vertreten. Die Internen Patienten des Krankenhauses werden unter diesen Teams aufgeteilt. Anders als bei uns sind die Patienten nicht auf einer Station, sondern teilweise im ganzen 9-stöckigen Krankenhaus verteilt, wodurch die Visitenrunden dementsprechend lang werden können. Jeden Tag ist ein anderes Team „on-call“. Sollte ein Notfallpatient von den Ärzten des Emergency Departments der Inneren Abteilung zugewiesen werden, wird dieser Patient direkt im ED vom on-call Team begutachtet und entweder entlassen oder aufgenommen. Die Patienten werden folglich während des gesamten Krankenhausaufenthaltes vom selben Team weiter betreut. Zu General Medicine zählen alle Patienten mit inneren Erkrankungen, die nicht bereits in einer Spezialabteilung bekannt sind. Beispielsweise kommen Patienten mit Herzinsuffizienz, Herzinfarkten oder AF zu General Medicine, Patienten mit Klappenviten o.ä. zur Kardiologie. Patienten mit COPD, Pneumonie, Niereninsuffizienz oder delirante Patienten wurden ebenso zu uns zugewiesen. Außerdem betreuten wir die Stroke-Unit. Der Tag beginnt mit einer gemeinsamen Morgenbesprechung aller Teams. Es werden die Neuaufnahmen der Nacht an das On-call-Team übergeben, schwierige Patienten diskutiert und im Anschluss findet an 3 bis 4 Tagen pro Woche eine kurze 15-minütige Fortbildung statt. Diese werden von Consultants oder House Officers gehalten und decken ein großes Gebiet von Physiologie, Pharmakologie bis zu neuen klinischen Studien ab. Im Anschluss findet die Visite (ward round) statt, die je nach Anzahl der Patienten sehr kurz ist oder bis zu mehrere Stunden dauern kann. An „kurzen“ Tagen wird das Team im Anschluss auch gerne vom Consultant auf einen gemeinsamen Tee/Kaffee in der Cafeteria eingeladen und medizinische oder auch private Themen diskutiert. Das „bed-side-teaching“ ist ein wichtiger Teil der Visite, wobei Studenten und House Officers sehr dazu eingeladen sind, Patienten vorzustellen und deren Befunde zu diskutieren. Fragen werden sehr gerne, meist ausführlich, von den Consultants und Registrars beantwortet. Ich erhielt oft kleine „Hausaufgaben“, die darin bestanden Krankheiten etc. nachzuschlagen und am kommenden Tag bei der ward round vorzustellen. Die Patienten werden täglich von den Consultants/Registrars statuiert und es wird sehr genau auf ihre Fragen und Wünsche eingegangen. Die Ärzte haben mit den Patienten ein recht freundschaftliches Verhältnis. Oft werden, nachdem die medizinischen Fragen geklärt sind, auch noch die neuesten Rugby-Ergebnisse mit den Patienten diskutiert. Vor der Entlassung müssen die Patienten außerdem von Physiotherapie/Ergotherapie/Sozialarbeitern etc. freigegeben werden. Nach der Visite wird vom House Officer die reguläre Stationsarbeit erledigt (Entlassungsbriefe schreiben, Medikamente vorschreiben, Untersuchungen und Blutabnahmen veranlassen, etc.). Vor Arbeitsschluss werden mit dem zuständigen Registrar und Consultant noch einmal neue Untersuchungsergebnisse usw. besprochen. Die Stationsarbeit ist teilweise etwas arbeitsintensiver, als man es von Österreich gewohnt ist. In Neuseeland erfolgt die Dokumentation handschriftlich. Anträge für Physiotherapie, Sozialarbeit, Verlegungen auf andere Stationen usw. werden nicht via Computer-System zugewiesen, sondern handschriftliche Anträge gefaxt. Mehrmals pro Woche finden Fortbildungen statt, zu denen alle Ärzte und Studenten eingeladen sind. Die Vorträge werden dabei von Ärzten des Krankenhauses oder von externen Experten gehalten. Jeden Mittwoch wird ein Journal Club abgehalten, bei dem ein Registrar jeweils neue Studien präsentiert und im Anschluss darüber diskutiert wird. Wichtig zu wissen ist, dass in Neuseeland Ärzte keine weißen Mäntel tragen, sondern in BusinessKleidung zur Arbeit erscheinen. Männer tragen dabei Hemden und Anzughosen, Frauen oft Röcke oder Stoffhosen und Blazer über Blusen. Gerne wird auch eine Handtasche zur Visite mitgenommen. Während des Praktikums wurde ich wie selbstverständlich in das Team integriert und durfte überall mitarbeiten. Zum Beispiel wurde ich an on-call Tagen regelmäßig in das Emergency Department gerufen um neue Patienten aufzunehmen und im Anschluss dem zuständigen Registrar vorzustellen. Durch das konsequente Bed-side-teaching, die regelmäßigen Fortbildung und das breite Patientengut konnte ich in vier Wochen sehr Vieles lernen und dabei mein Englisch verbessern. Würde jedem nur empfehlen ein Praktikum im Krankenhaus Dunedin zu machen! DIE STADT UND DAS LAND Dunedin ist eine mittelgroße Stadt im Osten der Südinsel. Sie wird gerne als die schottischte Stadt im Land beschrieben und ist eine Studentenstadt. Im und rund um das Stadtzentrum gibt es zahlreiche Bars und Cafés, mehrere sehenswerte Museen, den Botanischen Garten und die steilste Straße der Welt. Eine kurze Bus- oder Auto-Reise entfernt ist die Otago Peninsula mit zahlreichen wunderschönen Stränden und den Royal Albatros und Pinguin Kolonien. Innerhalb Neuseelands wird gerne gestritten welche der beiden Inseln die Schönere ist. Während des Praktikums bereiste ich während der Wochenenden die umliegenden Städte auf der Südinsel, im Anschluss für drei weitere Wochen die Nordinsel. Wer im Winter in Neuseeland unterwegs ist sollte sich warme und vor allem wasserfeste Kleidung einpacken. Es wird hier oft von „4 seasons in one day“ gesprochen und tatsächlich folgte auf Regen innerhalb von kürzester Zeit Sonnenschein und später Schneefälle. Neuseeland ist landschaftlich sehr vielfältig. Der Süden ist von den Neuseeländischen Alpen geprägt und deutlich rauer, wohingegen im Norden vulkanische Aktivität, Geysire und tropische Wälder anzutreffen sind. Sehr beliebt sind Reisen mit dem Camper-Van oder Mietauto, da mit Öffis viele wichtige Sehenswürdigkeiten oft nicht erreicht werden können. Man sollte unbedingt genügend Zeit einplanen. Reisezeiten sind aufgrund der oftmals schlechten, kurvenreichen Straßen deutlich länger als erwartet.