65_82_215790_DOAG_Q3 26.07.2007 12:39 Uhr Seite 73 Buchbesprechung Oracle Insights: Tales from the Oak Table gelesen von Dr. Frank Haney Im Allgemeinen ist die Besprechung von Sammelbänden ein schwieriges Geschäft. Im vorliegenden Fall sind die Autoren jedoch nicht nur seit vielen Jahren im Oracle-Umfeld tätig, sie eint auch die mehr oder weniger leidvollen Erfahrungen aus diversen Projekten. Das ist einer der Gründe, warum sie sich im Oak Table Network zusammengeschlossen haben. Anliegen, Geschichte und Aktivitäten dieses informellen Zusammenschlusses von Oracle-Experten erläutert Mogens Nørgaard in seiner Einführung. Daran schließen sich zwölf interessante Beiträge an. Diese stellen nicht einfach nur Features nebeneinander, sondern betrachten sie auch in ihrem historischen Kontext. Ohne Kenntnis der Geschichte kann man die Gegenwart nicht verstehen. Dieser Ansatz bleibt in den meisten technisch orientierten Oracle-Büchern unberücksichtigt. Dave Ensor stellt in seinem Beitrag "A Brief History of Oracle" dar, wie sich Oracle bei der Durchsetzung des relationalen Datenmodells entwickelt hat. Nicht nur theoretisch interessant ist hier ein Abriss zur Umsetzung der Coddschen Regeln durch Oracle. Den größten Anteil in diesem längsten Beitrag des Bandes hat die Abfolge der OracleVersionen, die durch praktische Probleme induziert ist. Auch bei differenzierter Betrachtung ist der Text eine Bereicherung – das gilt vor allem für die ein oder andere kritische Bemerkung zu neuen Features wie Real Application Cluster oder Flashback. Der überwiegende Teil der Beiträge beschäftigt sich mit den aus eskalierenden Projekten gewonnenen Konsequenzen für das Performance-Tuning. Das ist teilweise sogar recht amüsant, obwohl es die Beteiligten sicherlich nicht immer so empfunden haben mögen. Die Diskussion fokussiert sich auf die Entwicklung einer Methode zur Performance-Diagnostik, um zu vermeiden, was G. K. Vaidyanatha "Compulsive Tuning Disorder" nennt. Dahinter verbirgt sich das Insistieren in beliebige Benchmarks und Hit Ratios. Zwei Schwerpunkte kristallisieren sich heraus: Wo wird erstens die Antwort-Zeit tatsächlich verursacht? Deren Lokalisierung erfordert vor allem den Zugriff auf das Oracle Wait Interface. Oracle ist hierfür, wie keine andere Datenbank, umfassend instrumentalisiert – diese www.doag.org Daten gilt es für die Diagnostik zu nutzen. Zweitens darf man sich nicht auf isolierte Bereiche oder Aktionen konzentrieren, sondern sollte auf eine End-to-End-Analyse setzen. Das bedeutet einerseits, die Aktionen der Benutzer in ihrem logischen Zusammenhang als Ganzes zum Ausgangspunkt der Untersuchung zu machen, andererseits nach Möglichkeit die verschiedenen Schichten der komplexen Infrastruktur einzubeziehen. Einige wichtige Punkte dieser Diskussion sind: 1. Die Autoren stellen an verschiedenen Stellen die Bedeutung von Extended SQL Tracing für die Performance-Diagnostik heraus (Details dazu bei C. Millsap und J. Holt: Optimizing Oracle Performance, O’Reilley, 2003). Trotz der neuen Möglichkeiten in Oracle 10g, wie die Active Session History sowie der erweiterte Zugriff auf das Wait Interface (beispielsweise durch die Warteklassen-Statistik), sollte diese Methode ihren Platz bei der Analyse komplizierter PerformanceProbleme behalten. Nicht umsonst wird bei 10g mit dem Package DBMS_MONITOR eine unterstützte Schnittstelle für das Extended SQL Tracing geboten. 2. Die Performance-Diagnostik, sei es durch die V$-Views oder das Extended SQL Tracing, bedeutet immer eine zusätzliche Last für das System. Die Abfrage der Views ist beispielsweise mit dem Parsen und Ausführen von SQL verbunden und führt unter Umständen zu internen Konflikten beim Zugriff auf den Library-Cache. Bei Datenbanken, die bereits hängen beziehungsweise extrem langsam sind, ist nicht mit brauchbaren Resultaten zu rechnen. Einen Ausweg bietet der Direktzugriff auf die SGA (Direct Memory Access). Deren Grundlagen stellt Kyle Hailey in seinem Beitrag sehr verständlich dar (Details siehe Appendix D von R. Shee, K. Deshpande und K Gopalakrishnan: Oracle Wait Interface: A Practical Guide to Performance Diagnostics & Tuning, McGraw-Hill/Osborne, 2004). Natürlich ist dazu eine Applikation nötig, die diesen Zugriff realisiert. Zu diesem Zweck ist in 10g der direkte Zugriff auf die SGA als Option in die Performance-Diagnostik im Enterprise Manager integriert. 3. Jeder, der in einer frühen Phase zu einem Oracle-Projekt hinzugezogen wurde, wird normalerweise mit der Frage konfrontiert, wie mit RAID 5 ein teures StorageSystem effizienter zu nutzen sei. In dieser Hinsicht agieren Autoren ganz entschieden: Die Einsparung an Plattenplatz wird in der Regel mit gravierenden Nachteilen für die Performance erkauft, sodass das Ganze im News Q3-2007 73 65_82_215790_DOAG_Q3 Security 26.07.2007 12:39 Uhr Seite 74 IT-Sicherheit Endeffekt sogar teurer kommt. Da es die Protagonisten des Bandes überdrüssig sind, diese Diskussion mit jedem Projekt wieder neu zu führen, haben sie unter dem Wahlspruch "Enough is Enough" eine Vereinigung gegründet, die Battle Against Any RAID Five (BAARF). Was auf den ersten Blick scherzhaft erscheint, ist mit einer Vielzahl harter Argumente untermauert, die unter http://www.baarf.com nachzulesen sind. Die Vereinigung steht allen Gleichgesinnten offen. Titel: Oracle Insights: Tales from the Oak Table Autoren: Mogens Nørgaard et al. Verlag: Apress Sprache: Englisch Seiten: 420 ISBN: 1590593871 Preis: 35,10 Euro Fazit Das Buch ist sehr lesenswert und jedem wärmstens zu empfehlen, der sich über die technischen Details hinaus für dieses oder jenes Feature oder eine bestimmte DatenbankVersion interessiert. 74 News Q3-2007 Kontakt: Dr. Frank Haney [email protected] www.doag.org