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LITERATUR UND LITERATURWISSENSCHAFT
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Englisch / Literatur
Personale Informationsmittel
William SHAKESPEARE
Inszenierungen
Deutschland
AUFSATZSAMMLUNG
09-1/2
Shakespeare revisited : theatrale Verfahren der Vergegenwärtigung eines "Klassikers" / Ole Hruschka (Hg.). - Hildesheim
[u.a.] : Olms, 2009. - 184 S. : Ill. ; 23 cm. - (Medien und Theater
; N.F. 12). - ISBN 978-3-487-13927-2 : EUR 24.80
[#0485]
Aus vorwiegend theaterwissenschaftlicher Sicht werden in dem vorliegenden Band Aspekte des Werkes von Shakespeare vorgestellt. Es geht dabei
insbesondere um "theatrale Verfahren der Vergegenwärtigung der Shakespeareschen Stoffe und Dramaturgien" (Klappentext). Der Band dokumentiert im wesentlichen eine Ringvorlesung an der Universität Hildesheim unter
demselben Titel, die sich in mehreren Teilen dem Thema widmet. Sinnvollerweise hebt das Buch mit einem konzisen und nützlichen Überblick über
Grundstrukturen der Elisabethanischen Theaterpraxis an, in dem auf die
wichtigsten Differenzen zu moderneren Formen des Theaters hingewiesen,
wird, um die Eigenheiten des Shakespeare-Theaters besser in den Blick zu
bekommen. Weitere Kapitel in ersten Teil, der dem historischen Zusammenhang gewidmet ist, betrachten "levels of illusion" im Sommernachtstraum (in englischer Sprache) sowie die berühmte Reinhardtsche Inszenierung des Stückes von 1905.
Der zweite Teil des Bandes macht Shakespeare im zeitgenössischen Regietheater zum Thema, und zwar am Beispiel von konkreten Inszenierungen
von Stefan Pucher (Der Sturm, 2007), von Constanza Macra und Thomas
Ostermeier (Sommernachtstraum). Auch ein Probentagebuch zu Hamlet
von John von Düffel ist hier abgedruckt. Der dritte Teil behandelt Shakespeare im universitären Theaterexperiment, wo Theaterarbeit im Sinne von
Projektarbeit als "forschende Theaterpraxis" erscheint, der Herausgeber
selbst von der "Freisetzung theatraler Energie im Projektsemester an der
Universität Hildesheim spricht, sozusagen im kreativ anregenden Schatten
der "Verhandlungen mit Shakespeare", die Stephen Greenblatt unternommen hat, und schließlich, besonders interessant, Shakespeare für Kinder
thematisiert wird. Die Frage nach einer angemessenen Adaptation von
Shakespeare-Werken für jüngere Menschen ist höchst wichtig und steht
doch gleichzeitig auch wieder im Feld der Auseinandersetzung um ein zeitgemäßes oder überholtes Shakespeare-Bild oder um das Ideal der Texttreue (vgl. S. 149). So wird kritisiert, der Begriff der Weltliteratur werde im
Zusammenhang mit Shakespeare-Adaptationen oft naiv und nostalgisch
verwendet; doch ist gleichzeitig festzuhalten, daß die "konzeptionelle
Grundidee, Kindern eine literarische Sprache zuzumuten und zuzutrauen",
auf jeden Fall begrüßenswert (S. 150).
Der Band schließt mit dem Ausblick: Shakespeare in neuen Medien. Ulf Otto schreibt hier über den Mißbrauch des Fetischs Shakespeare im Internet.
Die Beiträge des Bandes bieten unter Bezugnahme auf neuere theoretische
Konzeptionen der Shakespeare-Forschung wie der Kultur- und Medienwissenschaft allgemein ein anregendes Studienbuch, das für alle an der Theaterarbeit in Sachen Shakespeare Interessierten, ob nun aus dem professionellen Bereich oder im Rahmen von Laienschauspieltruppen, Anregungen
zur Auseinandersetzung mit der eigenen Konzeption von Möglichkeiten der
Vergegenwärtigung Shakespeares liefert. Der Band ist daher vor allem geeignet, den theaterpraktischen und also performativen Aspekt von Shakespeares Präsenz in der Gegenwartskultur zu verdeutlichen.
Till Kinzel
QUELLE
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