JC Relations - Jewish

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Jewish-Christian Relations
Insights and Issues in the ongoing Jewish-Christian Dialogue
Quo Vadis? Die Kirche und der Skandal des jüdischen
Jesus
Amy-Jill Levine | 02.09.2012
Das nachfolgend übersetzte und dokumentierte Schlusskapitel des Buches „Der missverstandene
Jude. Die Kirche und der Skandal des jüdischen Jesus“ (The Misunderstood Jew. The Church and the
Scandal of the Jewish Jesus, New York [Harper-Collins Publishers] 2006) von Amy-Jill Levine erscheint
wie die Summe aus einer langen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Fragen und
Problemen der Beziehung von Judentum und Christentum.
Und doch ist es weniger im Stil wissenschaftlicher Argumentation als vielmehr im Duktus
von Er-fahrungsweisheit gehalten. Die Autorin gibt in der Form eines Alphabets „von A
bis Z“ Weisheitsregeln oder Empfehlungen, wie der in den letzten Jahrzehnten gemachte
Fortschritt in der jüdisch-christlichen Beziehung bewahrt, gepflegt und erweitert werden
kann. Wir danken der Autorin und dem Verlag HarperCollinsPublishers (© 2006) für die
Erlaubnis zur Übersetzung und Wiedergabe.
Zu oft haben Juden und Christen Angst, sich gegenseitig in ein interreligiöses Gespräch zu
verwickeln. Wir fürchten, ignorant zu klingen. Wir fürchten, den Eindruck zu vermitteln, dass wir zu
missionieren versuchen. Vielleicht fürchten wir, dass wir etwas Anziehendes an der anderen
Tradition finden und so die Loyalität zur eigenen Tradition angefragt wird. Schlimmer noch,
manchmal wissen wir nicht einmal, was unsere eigene Tradition lehrt. Heute sind diese Ängste durch
Klischeevorstellungen verstärkt. Wir vermuten, schon zu wissen, was unsere Nachbarn sagen: Der
Jude, die Jüdin wird eine proisraelische Thematik vertreten, der Christ, die Christin wird eine Haltung
gegen die Abtreibung verteidigen. In all diesen Fällen gehen defensive Wände hoch, und das
Ergebnis ist bestenfalls Unwissenheit, wenn nicht Angst und gar Hass.
Das folgende Alphabet von Empfehlungen und Vorschlägen spricht die größeren Fallstricke an,
welche Kirche und Synagoge daran hindern, gemeinsam sicher und problemlos zu reisen, und bietet
einige Vorschläge an, um die Reise in der Spur zu halten.
A. Seien Sie auf der Hut gegenüber jeder Aussage, die beginnt mit „Alle Juden denken …“, oder
gegenüber jedem Klischee, das behauptet „Alle Juden sind ...“ Das Judentum im 1. Jahrhundert und
das Judentum im 21. Jahrhundert sind so facettenreich, wie es die frühe Kirche war. Ebenso ist die
Behauptung historisch nicht haltbar, „alle Christen“ folgen derselben Orthodoxie oder Orthopraxie.
Das Beste, was wir tun können, ist in großzügigeren Parametern bzw. Bezugsgrößen zu sprechen.
Alle Ausleger und Auslegerinnen kommen zum Text zunächst als Individuen: von der Vergangenheit
beeinflusst, aber mit unterschiedlichen Erfahrungen und Interpretationen. So kann keiner von uns
ganz für unsere Gemeinschaft sprechen.
– Ebenso existiert Vielfalt nicht nur in den weiteren Kategorien von Judentum und Christentum,
sondern auch innerhalb einzelner Gemeinschaften; deshalb seien Sie auf der Hut gegenüber der
Aussage „Alle Baptisten der Südstaaten in den USA denken ...“ oder „Alle Reformjuden denken (im
Übrigen ist „Reform“ von „reformiert“ als Bezeichnung für eine bestimmte christliche
Traditionsgestalt zu unterscheiden) ...“. Während das Neue Testament und Jesus von Nazareth die
christlichen Gemeinschaften zusammenhalten, sind die Weisen, wie Christen den Text und den Jesus
verstehen, den der Text verkündet, so vielfältig wie die jüdischen Anschauungen von Gott und Torah.
Christen und Christinnen sollten nach Möglichkeit verschiedene jüdische Gottesdienste besuchen.
Wie sich römisch-katholische Gottesdienste von den Gottesdiensten der Baptisten der Südstaaten
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unterscheiden, so unterscheidet sich der Gottesdienst des orthodoxen Judentums von dem, was in
Reformgemeinden angetroffen wird. Bei einem Besuch ist es ratsam, entweder mit einem Mitglied
der jeweiligen Gemeinde mitzugehen oder die Synagoge anzurufen und zu bitten, eine Begleitperson
zu arrangieren. Dasselbe gilt für Juden und Jüdinnen. Beim Besuch in Kirchen müssen sie nicht knien
oder singen, beten oder sich beteiligen. Alles, was gefordert ist, ist Respekt; zu sitzen, wenn die
Gemeinde sitzt, zu stehen, wenn sie steht.
B. Anerkennen Sie, dass sowohl jüdische wie christliche Quellen hässliches, frauenfeindliches,
intolerantes und hasserfülltes Material enthalten. Dialogpartner müssen in der Lage sein, das
Schlechte wie das Gute zu erkennen, und sie sollten versuchen, ihre Niveaus der Verteidigung unter
Kontrolle zu halten. Zur gleichen Zeit sollten Sie eine Romantisierung des Anderen zu vermeiden
suchen.
C. Vermeiden Sie einen selektiven Gebrauch rabbinischer Quellen, besonders wenn sie als
Negativfolie für etwas im Neuen Testament benutzt werden. Die allgemeine Behauptung, „Die
Rabbinen sagen …“ sollte Alarmglocken auslösen, wie dies heute Kommentare „Christen sagen …“
und „alle Pfarrer sagen …“ tun mögen. Es wäre schön, wenn alle Zitate aus rabbinischen Quellen den
Text, das Kapitel und den Vers angeben. Wenn ein solches Zitat keine zweite Quellenangabe
aufweist, seien Sie gewarnt: Der Autor, die Autorin können möglicherweise die Quelle nicht direkt
nachgeschaut haben (Gelehrte neigen dazu, von anderen Gelehrten abzukupfern, ohne die in
Fußnoten gegebenen Hinweise sicherheitshalber kontrolliert zu haben), und das Zitat mag aus dem
Zusammenhang gerissen oder verkürzt sein, ohne widersprüchliche Informationen, die mit ihm
verbunden waren, wiederzugeben. Das Gleiche gilt für Zitate aus biblischen Quellen und den
Kirchenvätern.
D. Vermeiden Sie Kommentare, welche das Bild eines von seinem eigenen Volk geschiedenen Jesus
schaffen. Jesus spricht nicht gegen die Juden und das Judentum; er spricht mit Juden innerhalb des
Judentums. Allerdings erkennen Sie auch, dass seine Worte, die in den literarischen Zusammenhang
der Evangelien und dann in den Kanon des Neuen Testaments gestellt sind, gut problematische
Bedeutungsinhalte annehmen können. Um Jesus zu verstehen, muss er als provozierend genug
gesehen werden, um einige aufzufordern, ihre Häuser und Familien zu verlassen und ihm zu folgen,
und um anderen Anlass zu geben, ihn für verrückt oder von einem Dämon besessen zu halten. Dies
bedeutet zumindest, dass es nicht einfach ist, seiner Botschaft zu folgen. Jesus verlangte von seinen
Anhängern ein Verlassen von Beruf und Besitz und eine gewaltlose Antwort auf Unrecht. Das erstere
ist bestenfalls unpraktisch; das letztere psychologisch schwierig. Auch ist es jenseits der Fähigkeiten
der meisten Individuen, aber Jesus fordert sogar mehr. Ein domestizierter Jesus, dessen Hauptrolle
darin besteht, einem „ein gutes Gefühl“ oder „das Gefühl der Rettung“ zu verschaffen, ist nicht ein
jüdischer Jesus – und nicht ein historischer Jesus.
– Christen sollte klar sein, dass Jesus und seine unmittelbaren Nachfolger in Praxis und Glauben
jüdisch waren, aber sie sollten auch vorsichtig sein bei der Bestimmung, wie viel von dieser Praxis
sich in einen christlichen Kontext übertragen lässt.
E. Vermeiden Sie die unmittelbare Assoziation des Judentums mit dem Alten Testament. Das
Judentum basiert auf sich ständig ändernden Deutungen des Tanach; deshalb liefern Levitikus und
Ezechiel Lesern nicht notwendigerweise Informationen über das, was Juden im ersten Jahrhundert
oder nachher taten oder dachten. Derselbe Punkt gilt mutatis mutandis für das Studium des
Christentums. Es ist nicht wahrscheinlich, dass das unmittelbare Problem, das die Kirche in Galatien
bedrängte – nämlich, ob die Männer sich der Beschneidung unterziehen sollten –, Methodisten in
Memphis oder Presbyterianer in Pittsburgh beschäftigt. Um Judentum und Christentum heute zu
verstehen, muss man nicht nur das biblische Material, sondern auch die Geschichte seiner Auslegung
kennen.
F. Erkennen Sie an, dass Geschichte eine chaotische Angelegenheit ist, und religiöse Konkurrenz
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macht sie noch unübersichtlicher. Die Evangelien sind Ergebnisse dieses Prozesses. Sie sind nicht
objektive Berichte; vielmehr sind sie Geschichten, welche von den Augenzeugen an die späteren
Anhänger weitergegeben werden. Die Autoren der Evangelien passten die überkommenen
Traditionen an, um den Bedürfnissen ihrer Gemeinden Rechnung zu tragen, eben wie Priester und
Pastoren die Geschichten des Neuen Testaments auf die gemeindlichen Anliegen heute abstimmen.
Ein Teil dieser Anpassung beinhaltet die Trennung zwischen der Mehrheit der jüdischen Gesellschaft
und jenen ihrer Mitglieder, die sich entschieden, Jesus nachzufolgen. Wie die meisten
Sektenbewegungen musste sich die werdende Kirche gegenüber der und gegen die
Synagogenmehrheit definieren. Sie musste auch erklären, warum Jesu eigene Leute ihm nicht
nachfolgten. Animosität hatte sich bereits zu Lebzeiten Jesu zwischen ihm und anderen Juden, die
seine Botschaft ablehnten, entwickelt.
– Wenige waren bereit zu tun, was Jesus forderte: „Haus oder Frau, Brüder, Eltern oder Kinder um
des Reiches Gottes willen“ zu verlassen (Lukas 18,29); „verkauf alles, was du hast, verteil das Geld
an die Armen“ (Lk 18,22); „Eunuch um des Himmelreiches willen“ zu sein (Mt 19,12). Deshalb sagen
wir von jenen, die zu einem solchen religiösen Leben fähig sind, dass sie eine geistliche Gabe oder
Berufung haben.
– Als die Kirche zunehmend heidenchristlich wurde, wurden die jüdischen Anhänger Jesu eine
Minderheit, und ihre Praktiken kennzeichneten sie letztendlich als Häretiker. In der Entscheidung,
wer ein Häretiker war, definierte sich die Kirche gegenüber der und gegen die Synagoge, und die
Synagoge revanchierte sich.
– Die Mehrheit der Juden hatte natürlich sehr gute Gründe für die Ablehnung der Einladung. Diese
Gründe umfassten das Fehlen eines messianischen Zeitalters: dieses himmlische Mahl war noch
nicht bereitet. Jene Juden, die glaubten, dass ein Messias kommen würde – und nicht alle taten dies
–, verstanden den Messias nicht ohne messianische Zeit; es war ein Kopplungsgeschäft. Die
messianische Zeit bedeutet, dass die Toten auferstehen, Gerechtigkeit herrscht und Krieg, Hunger,
Krankheit und Tod enden würden. Offenbar war das nicht geschehen. Auch glaubten die Juden zum
größten Teil nicht, dass sie des Todes Jesu bedürfen, um sie vor Sünde und Tod zu bewahren.
Vielmehr glaubten sie an einen Anteil nehmenden Gott, der dem reumütigen Sünder immer vergab,
und sie glaubten nicht, eines Mittlers zu bedürfen. Sie hatten zu ihrem Gott immer direkt gebetet.
– Aber dies waren nicht die Antworten, welche die Kirche zu verkünden pflegte. Vielmehr trat sie mit
ihren eigenen Ansichten auf. Am wohlwollendsten erklärte Paulus das „Versagen“ Israels durch die
Aussage, dass eine „Verstockung“ auf die Juden gekommen sei, bis die Heidenmission vollendet sei.
Die Passage ist nicht ganz ein Modell guter jüdisch-christlicher Beziehungen (hier sind die Begriffe
anachronistisch), da Paulus jene verstockten Juden als „Feinde Gottes“ und als aus der Wurzel Israels
herausgebrochen bezeichnet (Röm 11). Matthäus behauptet, dass die Juden von ihren Führern
irregeführt wurden. Letztlich jedoch ist das Volk als Ganzes verantwortlich, denn es beschloss, eher
den Pharisäern und Schriftgelehrten als Jesus zu folgen. Johannes erklärt, dass die Juden „Kinder des
Teufels“ wären und nicht ausersehen, der Erwählung zugerechnet zu werden. „Jesus sagte zu ihnen:
Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben; denn von Gott bin ich ausgegangen … Warum
versteht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr nicht imstande seid, mein Wort zu hören. Ihr habt den
Teufel zum Vater und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt“ (8,42-44). Wenn die Juden
auf der Seite des Teufels waren, dann folgte daraus, dass Jesus nicht auf der Seite der Juden sein
konnte, und so begann der lange Hass.
– Die Zeit ist gekommen, um bereit zu sein, nicht übereinzustimmen, um unsere Verbindung zu
erkennen und einander mit Respekt und Großzügigkeit zu behandeln. Die Feindseligkeit, welche den
kirchlichen Prozess der Kirche von Selbstdefinition kennzeichnete, braucht nicht jüdisch-christliche
Beziehungen heute zu definieren.
G. Seien Sie vorsichtig, damit nicht Missverständnisse entstehen, wenn Juden und Christen Worte
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nicht in gleicher Weise benutzen. Die „Bibel“ der Kirche ist nicht die „Bibel“ der Synagoge; der von
der Christenheit geltend gemachte „Messias“ Jesus von Nazareth ist nicht der vom Judentum
proklamierte Messias; die Kirche feiert den Sabbat am Sonntag; die Synagoge feiert den Sabbat von
Freitagabend bis Samstagabend. Sogar unsere Bräuche unterscheiden sich. Zum Beispiel gehen
Juden traditionell am Sabbat nicht mit Geld um, und sie würden an diesem Tag nie Geld in der
Synagoge herausholen, denn der Sabbat ist ein Tag der Ruhe, nicht des Handels. Umgekehrt lassen
Christen am Sonntag, dem Sabbat der Kirche, den Kollektenkorb herumgehen. Was in einer Tradition
undenkbar ist, ist in der anderen normativ.
H. Suchen Sie nicht nach künstlichen Verbindungen und fürchten Sie sich nicht vor
Meinungsverschiedenheiten. Anstatt zum Beispiel vom interreligiösen Dialog zu denken, er sei die
„judäo-christliche Tradition“, denken Sie vielmehr an die Beiträge, welche Judentum und Christentum
getrennt zum Verständnis der Bibel, des Gottes Israels und der Nächstenliebe liefern. „Judäochristlich“ ist ein politisch zweckdienlicher Begriff, der tatsächlich das „Alte Testament“, wie von der
Kirche interpretiert, plus Christentum bedeutet. Nach den ersten Jahrhunderten christlicher
Zeitrechnung gibt es nichts ausgesprochen unterschiedliches „Judäo“ beim Christentum (Konstantin,
Luther, Calvin, Billy Graham und James Dobson folgten oder folgen nicht rabbinischen Regeln zum
Tragen von Schaufäden (zizit), zum koscheren Essen, Beten in Hebräisch, oder sie nennen sich selbst
nicht „Juden“), „christlich“ ist kein geeignetes Adjektiv für Raschi, Rambam, den Baal Schem Tow
oder Barbra Streisand.
I. Passen Sie auf die als Markionismus bekannte Häresie auf, benannt nach Markion, einem Christen
des 2. Jahrhunderts, der zwischen dem Gott des Alten Testaments (und des Judentums) und dem
Gott des Neuen Testaments (und so des Christentums) unterschied. Die allgemeinste Äußerung
eines Markionismus heute ist die falsche Gegenüberstellung vom „alttestamentlichen Gott des
Zorns“ und „neutestamentlichen Gott der Liebe.“
J. Christen und Juden müssen beide mehr von ihrer eigenen Geschichte wissen, bevor wir
irgendeinen großen Erfolg im interreligiösen Gespräch haben können. Im Idealfall wird dann das
Gespräch die Teilnehmern und Teilnehmerinnen wieder zu den Ressourcen von jeder Tradition
zurückführen.
– Die Notwendigkeit sowohl der Selbstkenntnis als auch des Wissens über den Nachbarn ist
besonders wichtig für den Klerus, weil er es ist, der den Gemeinden Informationen vermitteln kann.
Daher sollten alle Gemeinden die ihrer besonderen Tradition verbundenen Seminarien und
theologischen Fakultäten ermutigen, die Studierenden zum Erlernen interreligiöser Sensibilität
anzuhalten.
K. Lesen Sie, wenn möglich, die Schrift in einem interreligiösen Rahmen. Einzelne erkennen nicht
immer die Auswirkung, die ein Text haben kann, bis sie ihn in der Gesellschaft von jenen lesen, die
direkt betroffen sind. Mit anderen Worten: Engagieren Sie sich in „konversationaler Theologie“.[1]
– Lernen Sie ebenso, mit den Ohren anderer zu hören, denn Predigten und Homilien können auch
von Antijudaismus geprägt sein, wo es nicht beabsichtigt ist. So spricht zum Beispiel der „Brief an
die Achte Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen von den Frauen und Männern des
Dekade-Festivals ‚Von der Solidarität zur Rechenschaftspflicht’“ von den verschiedenen
Organisationen (SISTERS, ENYA), „welche die biblische Vision einer Welt hochhalten, in der ‚Es nicht
länger Jude noch Grieche’ gibt“.[2] Die letzte Zeile ist ein Verweis auf Galater 3:28: „Es gibt nicht
mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid ‚einer’ in
Christus Jesus.“ Aber für meine Ohren und vielleicht für die Ohren anderer Leser dieses Ausrufs höre
ich einen Wunsch, dass mein Volk, dass Juden zu existieren aufhören. Gott bewahre, dass wir die
„biblische Vision“ einer Welt hochhalten würden, in der es keine jüdischen Menschen mehr gibt (ich
vermute, Menschen griechischer Herkunft fühlen in gleicher Weise). In ähnlicher Weise könnten
Synagogen deutlich machen, was sie mit „auserwähltem Volk“ meinen. Das heißt: Wir müssen in der
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Lage sein, mit den Ohren der Nachbarn zu hören.
L. Sagen Sie es, wenn Sie negative Kommentare über die Nachbarn hören und, wenn nötig, sagen
Sie es in einem öffentlichen Forum. Als ich das Material der Veröffentlichungen des Ökumenischen
Rats vor dem Internationalen Rat der Christen und Juden vortrug, tadelten mich einige, dies getan zu
haben. Sie sagten, die Weise, antisemitische und antijüdische Materialien zu beseitigen, sei direkt
mit den Autoren zu sprechen. Dies ist eine naive Ansicht. Der persönliche Kontakt wird nicht das
Material aus den Regalen in Manila, Seoul oder Chicago entfernen. Es sei denn, dass Menschen, die
in interreligiösen Beziehungen tätig sind, berücksichtigen, was in den Regalen ist; sonst werden sie
keinen Grund haben, dem entgegenzuwirken. Auch funktioniert die persönliche Kommunikation nicht
immer. Als ich in meinem privaten Kontakt mit einigen der Autoren bei der Präsentation des
Materials anführte, dies könnte antijüdisch verstanden werden, war das Ergebnis nicht eine
Korrektur, sondern die Leugnung, sie seien nicht antijüdisch und intendierten dies auch nicht; ich
würde meine eigenen psychologischen Probleme projizieren und so weiter.
M. Beachten Sie, dass Antijudaismus im Gesangbuch begegnen kann. Das beste Beispiel dafür ist
„Lord of the Dance“ (Herr des Tanzes), der zu einer ziemlich elastischen Rüttel-Melodie gesungen
wird. Im dritten Vers trillert die Stimme Jesu: „Ich tanzte am Sabbat, und ich heilte den Lahmen. Das
heilige Volk sagte, es sei eine Schande. Sie peitschten und entblößten mich, und sie hängten mich
hoch; und sie ließen mich dort, um an einem Kreuz zu sterben.“ Die Tra-la-la-Gemeindemitglieder
und der Chor denken nicht, dass das „heilige Volk“ sich auf die Römer bezieht. Es besteht keine
Notwendigkeit, die Idee, dass Juden Christusmörder sind, in einer Dur-Tonart wieder einzuführen.
– Antijüdische Eindrücke können auch von den geistigen Führern und täglichen Devotionalien
weitergegeben werden, die sich in einer Reihe von Kirchenfoyers finden. In einer Episkopal-Kirche in
Memphis nahm ich die kleine Broschüre „Forward Day by Day“ (Vorwärts Tag für Tag) in die Hand, in
der ich für Samstag, 25. Juni, den Eintrag las: „Der Glaube, dass der Messias eine Armee aufstellt,
das Land wieder einnimmt und das Reich Davids wiederherstellt, war tief im kulturellen Bewusstsein
und in ihren (der Jünger) Köpfen und Herzen verwurzelt. Eine militärische Lösung war das, was die
Welt verstand“.[3] Die Lesung „beabsichtigte“ nicht, antijüdisch zu sein. Als ich einige der
Gemeindemitglieder fragte, was sie von dem Absatz dachten, sagten sie alle etwas in die Richtung,
dass „die Juden“ einen „militärischen Messias“ oder einen „Kriegs-Messias“ wünschten.
N. Denken Sie ebenso daran, dass antijüdische Eindrücke durch Lesungen des Lektionars, d.h. die
Praxis, welche einige Kirchen für die Reihe der Lesungen aus dem Alten Testament, den Psalmen,
den Evangelien und den Briefen haben, befördert werden können. Prediger müssen vor dem
„Verrutschen“ auf der Hut sein, das manchmal zwischen dem, was die Texte sagen, und dem
Eindruck, welcher der Gemeinde vermittelt werden kann, passieren kann.
O. Sprechen Sie an, warum Jesus starb, weil viel zu häufig Erklärungen überwiegen, die sich auf
negative Stereotypen vom Judentum und von Juden verlassen. Jesus starb nicht, weil er lehrte, dass
die Armen einen leichteren Zugang zum Himmel als die Reichen haben; er starb nicht, weil er die
Thora abgelehnt habe; er starb nicht, weil er die Gottesliebe und die Nächstenliebe predigte. Er
starb, weil ein Mann, der im römisch besetzten Jerusalem als „König“ proklamiert wird, eine
politische Belastung war. Er starb unter der kriminellen Anklageschrift der Aufwiegelung: „Jesus von
Nazareth, König der Juden“.
P. Legen Sie Schuld und Anspruch an der Tür ab, bevor Sie sich im interreligiösen Gespräch
engagieren. Manche Christen kommen zum interreligiösen Gespräch mit einem solchen Bewusstsein
ihrer Geschichte von Enterbung, Antisemitismus und Gewalt gegen Juden, dass sie die Aussage
vermeiden, Jesus ist der Messias, denn dies zu tun würde bedeuten, Juden zu erklären, dass das
Judentum falsch ist. Sie nehmen Abstand davon zu sagen, dass Jesus göttlich ist, dass seine
Kreuzigung und Auferstehung die Mächte der Sünde und des Todes besiegten, dass „niemand zum
Vater“ kommt denn durch ihn. Umgekehrt kommen manche Juden im Bewusstsein der tragischen
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Geschichte von Enterbung, Antisemitismus und Gewalt gegen Juden zum Gespräch mit einer
Anspruchshaltung: Sie suchen eher Entschuldigungen als Engagement. Keine der beiden Haltungen
ist zweckdienlich. Christen von heute sind nicht für die Sünden der Vergangenheit verantwortlich;
Juden von heute sind nicht in der Position, Vergebung für jene Sünden zu gewähren. Weder das
Judentum noch das Christentum hat eine unberührte Geschichte, und Schuldzuschreibung ist nicht
etwas, das gefeiert werden soll.
Q. Eine ähnliche Situation herrscht beim öffentlichen Gebet vor. Manche christlichen Pfarrer greifen
auf eine verwässerte, allgemeine Anrufung zurück, die wenig zufriedenstellend ist. Einige beharren
darauf, im „Namen Jesu“ zu beten, was Juden und andere Nicht-Christen davon abhält, „Amen“ zu
sagen. Atheisten werden in jedem Fall ignoriert. Zynischere biblische Leser, welche das öffentliche
Gebet von High-School-Studenten, die um Fahnenstangen versammelt sind und zu den das
amerikanische Volk in Washington vertretenden Senatoren gehen, unbefriedigend finden, können die
Bergpredigt zitieren. Jesus sagt: „Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich
beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken (und um Fahnenstangen und bei
Senatsversammlungen und Fernsehübertragungen) …, damit sie von den Leuten gesehen werden.
Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer,
wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein
Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“ (Matthäus 6,5f.). Aber da die öffentliche
Religiosität nicht dabei ist abzunehmen, muss die Person, welche das Gebet leitet, einen Weg der
Anrufung der Gottheit finden, welcher sowohl unterschiedliche Konfessionen bejaht als auch die
Existenz alternativer Wahrheitsansprüche anerkennt. Ein Gebet „im Namen Jesu“ schränkt das Gebet
kirchengemeindlich ein; die Endung mit „wie ich im Namen Jesu bete“ ist eine kleine Verbesserung.
„Wie ich im Namen Jesu bete, und wir alle zu Gott, der viele Namen und viele Kinder hat, beten“ ist
noch besser. Der fundamentalistische Christ sollte hier kaum einen Einwand haben, da der Gott der
Bibel viele Namen hat: El Schaddai, El Eljon, JHWH, Elohim. Juden wiederum können in Hebräisch
beten, aber sie sollten dann eine Übersetzung zur Verfügung stellen, damit die Leute bei der
Teilnahme wissen, zu was sie „Amen“ sagen. Atheisten sind dabei natürlich immer noch
ausgelassen, aber zumindest sind die Theisten in der Gruppe alle enthalten.
R. Geben Sie kein falsches Zeugnis wider den Nächsten. Zum Beispiel überbewertet das Argument,
dass Jesus seine „neue jüdische charismatische Bewegung, welche in bestimmten
Schlüsselbereichen von biblischer Authentizität“ in Galiläa ausging, – denn „es war viel einfacher, so
etwas dort bei den relativ einfachen Leute zu beginnen als im Süden, in Judäa und seiner Metropole
Jerusalem, mit seinen Rabbinen, seinen Priestern, die es besser wissen würden“[4] –, nicht nur die
historische Evidenz, sondern schafft es auch, das Christentum zu beleidigen. Unabhängig davon, was
die Fischer und Zöllner wussten oder nicht wussten über das, was die Leute im Süden taten, die
Bewegung wurde jedoch nicht in Galiläa, sondern in Jerusalem ansässig. Offensichtlich fanden die
galiläischen Bauern nicht viel Anziehendes an Jesus, und er erkannte ihre Ablehnung von ihm: „Weh
dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! ... Und du, Kafarnaum … du wirst … in die Unterwelt
hinabgeworfen“ (Matthäus 11,21-23). Auch wenn diese harten Worten nicht von Jesus selbst
stammen, sondern von seinen Anhängern, gilt der Punkt: die Entscheidung, Jesus zu folgen, war
nicht eine Frage unwissender Galiläer im Vergleich zu anspruchsvoll und besser informierten
Judäern. Einige Judäer folgten Jesus; einige Galiläer nicht. Heute entscheiden sich einige
intellektuelle, gut informierte Juden, zum Christentum zu konvertieren, und einige intellektuelle, gut
informierte Christen wählen, zum Judentum überzutreten.
S. Christliche Missionare, welche sich bemühen, Juden die „guten Nachrichten über Jesus“ zu
bringen, tun dies nicht, weil sie Juden hassen; sie tun dies, weil sie Juden lieben. Andererseits wird
die Nachricht, dass Juden nicht „vollkommen“ oder „erfüllt“ sind, es sei denn, sie nehmen Jesus als
den Messias an, von den meisten Juden wahrscheinlich nicht mit großer Wärme aufgenommen. Es ist
gleichbedeutend, Christen zu erzählen, ihre Religion sei ohne Annahme des Korans unvollständig
oder fehlerhaft. Wiederum: Juden wie Christen müssen mit den Ohren des anderen hören. Juden
müssen die Aufrichtigkeit in der christlichen Botschaft hören; Christen müssen die Integrität der
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jüdischen Position respektieren.
– Es ist für Juden, die wegen der Missionare besorgt sind, welche ihre Kinder zur Konversion zu
bringen suchen, nicht die beste Weise der Vermeidung der Versuchung, die Kirche scharf zu
kritisieren oder auf Widersprüchlichkeiten im christlichen Verständnis ihres Alten Testaments
hinzuweisen. Die beste Weise, Missionare davon abzuhalten, unter Juden ihren Weg zu gehen, ist es,
jüdische Frauen und Männer über das Judentum, seine Ethik, seine Theologie, seine messianische
Lehre und seine Geschichte zu unterrichten. Das Judentum kann es sich nicht leisten, eine
reaktionäre Religion zu sein.
– Für Christen, die sich genötigt fühlen zu evangelisieren – wie ihnen in Matthäus 28,19 zu tun
befohlen ist: „macht alle Menschen zu meinen Jüngern“ – ist es das beste Mittel der
Evangeliumsverkündigung zu handeln, anstatt zu predigen oder von Tür zu Tür zu gehen. So könnten
Christen erwägen, zu den Frontlinien der Arbeit für Gerechtigkeit zu gehen und – wenn sie gefragt
werden, warum sie die Gesundheitsfürsorge für die Armen anstreben, Pflegekinder annehmen oder
Leute im Gefängnis besuchen – antworten zu können: „Weil die Liebe Christi mich drängt.“
T. Geben Sie besonders acht, wenn Sie sich im Gespräch über den Mittleren Osten engagieren.
Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor, indem Sie die Geschichte des Konflikts erforschen und dabei
auf die Vielfalt der Quellen schauen. Setzen Sie nicht Israels Verhältnis zu den Palästinensern mit der
Behandlung der Juden durch die Nazis gleich (wenn dieses der Fall wäre, würde es dort nach sechzig
Jahren keine „palästinensische Frage“ mehr geben); behaupten Sie nicht, dass alle Palästinenser
1948 ihre Häuser „freiwillig“ verließen; setzen Sie nicht alle Palästinenser mit den wenigen
Gewalttätigen gleich, und tun Sie nicht das Leiden ab, dem sie ausgesetzt sind. Setzen Sie
schließlich „Jude“ nicht mit „Israeli“ und dann „Israeli“ mit „Hardliner“ gleich. Auf der positiven Seite
suchen Sie nach Vorschlägen, wie israelische Staatsbürger vor Terrorismus sicher sein können, und
übernehmen Sie nicht den naiven Glauben, dass, wenn Israel sich einfach auf die 1967er Grenzen
zurückzieht, dann wäre alles gut. Der Abzug aus Gaza hat stattgefunden, und noch immer fliegen
Bomben, um Israelis in die Luft zu sprengen. Nehmen Sie an diesem Gespräch teil, aber holen Sie
sich auch Informationen über palästinensischen Schulunterricht und seine Lehrbücher, in denen
nicht nur anti-israelische, sondern auch antisemitische Kommentare im Überfluss zu finden sind.
Holen Sie ähnlich aber auch Informationen ein, wie Ultraorthodoxe Palästinenser darstellen. Nach
dem Buch Genesis kamen Ismael und Isaak im Frieden zusammen, um Abraham zu begraben. Wenn
schon die jüngere Generation vergiftet ist, dann ist eine nächste Generation des Tötens fast
unvermeidlich.
U. Überprüfen Sie, ob Ihre hebräische Schule, die Sonntagsschule und die Religionslehrer sowohl
über die Geschichte ihrer eigenen Tradition als auch über die Geschichte der anderen informiert
sind. Ungeschulte, aber wohlmeinende Lehrer und Lehrerinnen neigen dazu, viel frommen
Fanatismus einzupflanzen. So wie Eltern heute gut daran tun, die für das reguläre Schulsystem
gegebenen Anweisungen zu überprüfen, so sollten sie auch die Anweisungen für den
Religionsunterricht überprüfen.
V. Lernen Sie, wenn möglich, Hebräisch und Griechisch, und lesen Sie die grundlegenden Texte in
der Originalsprache. Um die Schrift ernst zu nehmen, sollte man ernst nehmen, was sie ursprünglich
vermittelt hat. Wenn möglich, lesen Sie auch die anderen Quellen der Zeit: die Schriftrollen vom
Toten Meer, die Apokryphen und Pseudepigraphen, Josephus und Philo, die frühe rabbinische
Literatur und verschiedene heidnische Autoren, die einen Kontext für die Zeiten bieten. Noch mehr:
lesen Sie die archäologischen Studien zum Leben in Galiläa, in der Diaspora sowie in Judäa. Das
erste Jahrhundert ist nicht unsere Welt, und wir müssen uns davor hüten, unsere eigenen Lebensstile
und Werte den antiken Quellen aufzunötigen.
W. Seien Sie vorsichtig bei Internet-Seiten. Antijüdische und antisemitische Gruppen haben das
Internet mit selektiven Zitaten aus jüdischen Quellen gefüttert, um das Judentum durchgehend
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schlecht zu machen (oft erklären diese Seiten dann, warum der „christliche“ Weg besser ist). Es gibt
viele ähnliche Seiten, die anti-katholische und anti-muslimische Ansichten verbreiten. Die
Unterscheidung des Schädlichen und Hasserfüllten von dem Hilfreichen ist nicht immer eine leichte
Aufgabe. Der beste Ort für den Start in interreligiösen Beziehungen ist das Zentrum für christlichjüdisches Lernen am Boston College
(http://www.bc.edu/research/cjl/).
X. Praktizieren Sie einen heiligen Neid: Schauen Sie auf die andere Tradition mit Großzügigkeit und
versuchen Sie, das Gute zu sehen.
Y. Wenn schließlich alles sonst scheitert, kann sich eine psychologische Manipulation als wirksam
erweisen. An der Vanderbilt-Universität bin ich dafür bekannt, dass ich meinen Sohn in meine Klasse
mitbringe. Ich stelle ihn meinen Studenten vor, und dann sage ich: „Wenn Sie von Juden sprechen,
stellen Sie sich dieses Kind in der vorderen Bank vor. Sagen Sie nichts, was dieses Kind verletzen
wird, und sagen Sie nichts, was ein Mitglied Ihrer Gemeinde veranlassen könnte, dieses Kind zu
verletzen.“ Ich gebe zu, dass der Schachzug theatralisch ist und manipuliert; er ist außerdem
bemerkenswert wirksam.
Z. Und für den Fall, dass dies nicht fruchtet, sage ich ihnen auch, sie sollten sich vorstellen, dass ich
hinten in der Kirche sitze. Zweimal habe ich mich während einer Predigt buchstäblich auf meinen
Füßen wiedergefunden, weil ich einfach davon nicht Abstand nehmen konnte, auf eine Äußerung des
Hasses zu reagieren (die eine Predigt benutzte Juden als Negativfolie; die andere ging dazu über,
Homosexuelle schlecht zu machen).
Die heutigen interreligiösen Gespräche sind an einem kritischen Punkt. Wir haben die Probleme der
Vergangenheit erkannt, wir haben uns die wichtigsten Punkte des Anstoßes für die Gegenwart klar
gemacht; der nächste Schritt ist zu sehen, welche Lösungen wir für die Anliegen der Zukunft bringen
können. Aber indem wir beginnen, die Unterschiede zu beleuchten, die Aspekte unserer Traditionen,
die nicht gemeinsam geteilt werden können, die Notwendigkeit, in einigen Fällen zu Kompromissen
zu kommen, und die Weigerung, dies in anderen Fällen zu tun, können wir feststellen, dass sowohl
die Kirche wie die Synagoge einen entscheidenden Fokus auf den Frieden hat, der durch eine
Kombination von Aktion und Glauben entdeckt wird.
Das Judentum folgt der halachah, dem „Weg“ oder dem „Pfad“; alternativ sprechen Juden vom
derech eretz, wörtlich vom „Weg des Landes“, aber mit den Konnotationen des angemessenen
Verhaltens. Juden tun dies nicht, um einen Platz im Himmel zu verdienen (dies ist Teil des Bundes
zwischen Gott und Israel), sondern weil dies unsere Rolle als Menschen ist, als Bild Gottes und in
Beziehung mit Gott gemacht. Wir sehen Jesus dies im Neuen Testament tun; wie er sagt, er ist nicht
gekommen, die Torah aufzuheben, sondern um sie zu erfüllen. Die Kirche folgt dem, was die
Apostelgeschichte hodos, den „Weg“ nennt, mit von Gottes Gnade eingegebenen guten Werken. Das
Ziel der beiden Traditionen ist also eine Kombination von Glauben und Handeln, in der Hoffnung,
dass die Zukunft eine des Friedens und der Heiligkeit sein wird.
Footnotes
[1] Der Begriff wurde von Clark Williamson, A Guest in the House of Israel: Post-Holocaust Church
Theology, Louisville 1999, 3-5, geprägt.
[2] Brief an die Achte Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen von den Frauen und
Männern des Dekade-Festivals „Von der Solidarität zur Rechenschaftspflicht“, vom 30.11.1998:
http://www.oikoumene.org/de/dokumentation/documents/oerk-vollversammlung/harare-1998/vonder-solidaritaet-zur-rechenschaftspflicht.html.
[3] Forward Day by Day, 71.2 (Mai/Juni/Juli 2005), 57.
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[4] So David Klinghoffer, Why the Jews Rejected Jesus. The Turning Point in Western History, New
York 2006, 43.
Editorial remarks
Aus dem Amerikanischen von Hans Hermann Henrix. Mit freundlicher Genehmigung von "Kirche und
Israel - Neukirchener Theologische Zeitschrift", 2/2011
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