Predigt Matthias Küng, 30. Mai 2010: Sorge dich (nicht)! Lk 12,22-31 22 Dann sagte Jesus zu seinen Jüngern, den Männern und Frauen: »Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben, ob ihr etwas zu essen habt, und um euren Leib, ob ihr etwas anzuziehen habt! 23 Das Leben ist mehr als Essen und Trinken, und der Leib ist mehr als die Kleidung! 24 Seht euch die Raben an! Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben weder Scheune noch Vorratskammer. Aber Gott sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel mehr wert als die Vögel! 25 Wer von euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern? 26 Wenn ihr nicht einmal so eine Kleinigkeit zustande bringt, warum quält ihr euch dann mit Sorgen um all die anderen Dinge? 27 Seht euch die Blumen auf den Feldern an, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und machen sich keine Kleider, doch ich sage euch: Nicht einmal Salomo bei all seinem Reichtum war so prächtig gekleidet wie irgendeine von ihnen. 28 Wenn Gott sogar die Feldblumen so ausstattet, die heute blühen und morgen verbrannt werden, dann wird er sich erst recht um euch kümmern. Habt doch mehr Vertrauen! 29 Zerbrecht euch also nicht den Kopf darüber, was ihr essen und trinken werdet. 30 Mit all dem plagen sich Menschen, die Gott nicht kennen. Euer Vater weiß, was ihr braucht. 31 Sorgt euch nur darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstellt, dann wird er euch schon mit dem anderen versorgen. Liebe Gemeinde Jesus sagt in diesem Abschnitt zwei Sachen zum Thema "Sorgen": 1.) Sorge dich nicht! 2.) Sorge dich! - Zum zweiten Punkt: Sorge dich! Jesus (V.31): Sorgt euch nur darum, dass ihr euch (Gottes) Herrschaft unterstellt, dann wird er euch schon mit dem anderen versorgen. Sorgen ist also in Gottes Augen nicht einfach schlecht! Es gibt Leute, die sich dringend ein bisschen Sorgen machen sollten. Aber nur um etwas: Wie kann ich mich Gottes Herrschaft unterstellen? Das soll unsere einzige Sorge sein: Wie kann ich mich noch mehr Gott unterstellen, auf ihn hören, wie man auf einen Herrn / Chef hört? Ihn so ernst nehmen, wie einen Herrn, wie einen Chef? Dann fragen wir: Was bedeutet Gottes Herrschaft / Gottes Reich? Was will denn Gott? Wie sieht es aus? Wenn wir in der Bibel schauen, was Jesus vor und nach diesem Predigttext (über das Sorgen) sagt, dann sehen wir: Er redet über die Armen. Wir sollen unseren Besitz mit den Armen teilen. (Lk 12,33: Verkauft euren Besitz und schenkt das Geld den Armen...) Aber natürlich meint Gott nicht nur den Besitz, sondern dass wir uns selber ein Stück weit an andere verschenken. Es gibt also Leute, denen sagt Gott: "Mach dir endlich mal Sorgen! Es gibt Menschen in deiner Umgebung, um die du dir Sorgen machen solltest! Und nicht nur denken: So ist es halt einmal. Da kann man nichts machen. Das geht mich nichts an. Die sind selber schuld. Jeder muss für sich selber schauen..." Mach dir Sorgen um die Einsamen oder Kranken in deiner Nachbarschaft, oder um die Familien in Not.... Mach dir Sorgen um das Meer (Golf von Mexiko), die Luft, die Tiere.1. Mose 1,28: "Ich setze euch über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und alle Tiere, die auf der Erde leben, und vertraue sie eurer Fürsorge an." Das war einer der ersten Aufträge, die Gott den Menschen gab. - 1. Sorge dich nicht! Macht euch keine Sorgen um euer Leben, ob ihr etwas zu essen habt, und um euren Leib, ob ihr etwas anzuziehen habt! 23 Das Leben ist mehr als Essen und Trinken, und der Leib ist mehr als die Kleidung! Das ist ein unglaubliches Wort von Jesus im ersten Moment! Natürlich: Jesus sagt es nicht zu Menschen, die am Verhungern sind. Er sagt dieses Wort seinen Jüngern. Aber trotzdem: Wie kann Jesus nur so zu Menschen reden, die sich Sorgen machen, ob sie genug zu essen oder anzuziehen haben. Ist das nicht zynisch? Einfach ein frommer Spruch? MK Vorbereitung JuGo: Jugendliche haben offen über ihre Sorgen geredet: Ob sie eine gute Lehrstelle finden. Sorge wegen Streit mit Eltern. Sorgen, ob sie die Schule schaffen. Sorgen um ihre Freunde (verliere ich sie? Gehöre ich weiter dazu?). Sorgen um ihr Aussehen.... Da merkte ich erst: Soll / Kann ich jetzt einfach sagen: "Macht euch keine Sorgen um all das? Das Leben ist mehr als Essen, Trinken, Kleider, Aussehen, Freunde, Lehrstelle, Frieden in Familie... Es gibt mehr, es gibt Wichtigeres?" Aber Jesus wollte nicht sagen: Deine Bedürfnisse sind nicht wichtig. Denn im gleichen Text betont er immer wieder: Gott sorgt für euch. Ihr seid ihm mehr wert als Raben und Lilien. Raben galten als unreine Tiere und gehörten darum zu den unbeliebtesten Tieren. Jesus will also sagen: Wenn Gott schon für die Raben sorgt (die ihr hasst und verabscheut), dann wird er doch erst recht für dich sorgen, der du ihm so viel wert bist. Es geht nicht darum, dass unsere Bedürfnisse nicht wichtig sind, sondern es geht darum, dass uns die Sorgen um unsere Bedürfnisse gefangen nehmen. Dass sie einen viel zu grossen Platz einnehmen können. Hier im Text: "Kopf zerbrechen" "quälen". Gefährlich! Dass wir durch Sorgen ein Stück unseres Lebens verlieren. - Sorgen sind wie ein Strudel im Wasser. In gewissen Flüssen gibt es solche Strudel. Maggia. Auch im Rhein, um die Wiffen herum. Wer in einen Strudel hineinkommt, fängt an zu kreisen und kommt nicht mehr so leicht heraus. Ein Strudel kann einen sogar in die Tiefe ziehen. Wir haben das Gefühl: Ich muss mich an diese Wiffe klammern. Aber Gott: Überlass dich dem Strom. Lass dich von meiner Strömung treiben. Lass deine kleine Wiffe los! Wir: "Frommer Spruch! Du hast gut reden! Wo bringt mich denn die Strömung hin? Wenn ich nicht mehr sorge, wer sorgt dann, dass ich nicht zu kurz komme...." Es braucht Mut und Vertrauen in Gott, sich dem Strom Gottes zu überlassen. Jesus verspricht: Gott wird euch schon mit (all) dem anderen versorgen. Je mehr du dir Sorgen machst um mein Reich, meine Herrschaft in dieser Welt, desto kleiner werden deine Sorgen! Du hörst auf, Tag und Nacht um dich selber zu kreisen. Du gibst zwar dein Bestes, aber merkst: Meine Sorgen sind nicht das Wichtigste. Es gibt noch mehr im Leben als mein Essen, meine Kleider, meine.... MK: Ich bin ein Mensch, der sich überdurchschnittlich viele Sorgen machte und auch macht. Als wir 1995/96 in Frankreich lebten und dort in einer Kirchgemeinde halfen, verdienten wir nichts. Meine Frau war mit dem ersten Kind schwanger. Zeckenbiss: Wird Kind behindert werden? Unsere Ersparnisse gingen zur Neige. Als wir in Schweiz zurückkamen, hatte ich keine Arbeitsstelle..... Gott hat so gut zu uns geschaut. Uns alles gegeben, was wir brauchten. Alle vielen Sorgen sind nicht eingetroffen. Aber: Es gibt immer wieder neue Sorgen.... Ich höre Jesus immer wieder zu uns sagen: Habt doch mehr Vertrauen! Sorgt euch nur darum, dass ihr euch (meiner) Herrschaft unterstellt, dann werde ich euch mit all dem anderen versorgen. Das ist es auch, was Gott heute jedem von uns zusprechen will! Wir haben ganz verschiedene Sorgen: Sogenannte "grosse" und sogenannte "kleine". Jesus Christus: "Wenn ihr nach meinem Willen und meiner Herrschaft fragt, werde ich euch auch mit all dem anderen versorgen." "Habt doch mehr Vertrauen! Gebet: Du siehst, wo wir in Sorgen gefangen sind, Wo die Gedanken kreisen wie in einem Strudel, wo wir getrieben, belastet und bedrückt sind. wo wir dich und deine Wunder nicht mehr sehen, wo uns der Glaube und das Vertrauen in dich abhanden gekommen ist. Du verstehst unsere Sorgen. Du sorgst dich um uns, auch um unsere alltäglichen Bedürfnisse. Wir sind dir so viel wert! Und weil wir dir so viel wert sind, willst du uns herausreissen aus diesen Sorgenstrudeln, weg von diesen "Wiffen". Hilf uns, neu zu fragen nach deiner Herrschaft, nach deinem Reich. Was willst du? Dein Wille geschehe, dein Reich komme in dieser Welt... Wir vertrauen dir, dass es stimmt: Du wirst uns mit versorgen, all unsere Bedürfnisse. Daran halten wir im Vertrauen fest. Amen