LSD – unterstützte Psychotherapie

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1. Wer kann an der Studie teilnehmen?
LSD – unterstützte Psychotherapie
bei Personen mit Angstsymptomatik
in Verbindung mit fortgeschrittenen lebensbedrohenden Erkrankungen.
An der hier beschriebenen LSD-unterstützten Psychotherapie können
Menschen teilnehmen, die infolge einer schweren Krankheit an Ängsten leiden. Es können dies Angstsymptome wie Zittern, Schweissausbrüche, innere Unruhe etc. sein oder mehr Ängste und Sorgen in
Gedanken, die die eigene Krankheit, das Leben und das Sterben
betreffen.
Die teilnehmende Person muss mindestens 18 Jahre alt sein und bisher nicht an anderen schweren psychischen Erkrankungen gelitten
haben. Weitere Ein- und Ausschlusskriterien können Ihnen vom Studienleiter Peter Gasser mitgeteilt werden.
Eine Informationsbroschüre für
interessierte Personen
Da es sich um eine wissenschaftliche Studie handelt, ist die Teilnahme an der Studie unentgeltlich. Die Krankenkassen oder das öffentliche Gesundheitswesens werden nicht belastet.
2. Was ist LSD ?
Mit Datum vom 30.11.2007 hat das Bundesamt für Gesundheit als
letzte bewilligende Instanz eine lange vorbereitete Psychotherapiestudie bewilligt, im Rahmen derer PatientInnen mit LSDunterstützter Psychotherapie behandelt werden dürfen.
LSD ist die Abkürzung für Lysergsäurediäthylamid. Dies ist ein halbsynthetisches Produkt aus Inhaltsstoffen des Mutterkornpilzes. Mutterkorn ist ein auf Getreide vorkommender Pilz, der seit vielen Jahrhunderten in der Geburtshilfe zur Blutstillung gebraucht wurde.
Deshalb entschied sich die Basler Chemie- und Pharmaziefirma Sandoz in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts dafür, Mutterkorn genauer zu erforschen und als Ausgangsstoff für den Blutkreislauf beeinflussende Medikamente zu gebrauchen.
Albert Hofmann, ein Chemiker bei Sandoz, war über Jahre aktiv in
der Mutterkornforschung. Dass er dabei im Jahre 1943 die bewusstseinsverändernde Wirkung von LSD entdeckte war ein Zufall. Trotzdem wurde schnell klar, dass dieses neue Medikament vielversprechende Anwendungen ermöglichen könnte.
Nach einem langen Unterbruch in der psychotherapeutischen Forschung dürfen in dieser Untersuchung nun 12 Behandlungen durchgeführt werden. Wir erwarten, mit dieser Untersuchung bestätigen zu
können, was frühere Untersuchungen vor rund 40 Jahren schon zeigen konnten, nämlich dass die LSD-unterstützte Psychotherapie eine
hilfreiche und wirksame Behandlung ist, die ohne übermässige Risiken durchgeführt werden kann.
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Trotzdem wurde LSD ausserhalb eines medizinischen Rahmens weiter eingenommen, und hat dabei auch Menschen nachhaltig zu
künstlerischen Leistungen inspiriert z.B. Aldous Huxley, den britischen Schriftsteller, der in Werken wie „Moksha“ oder „Die Pforten
der Wahrnehmung“ die Wirkung von bewusstseinsverändernden Substanzen einfliessen liess oder die Beatles, die in ihrem Lied „Lucy in
the Sky with Diamonds“ den LSD-Rausch verewigten oder Steve Jobs,
der Gründer von Apple, der einmal sagte ohne LSD wäre der Apple
Computer nicht erfunden worden.
Die erste klinische Forschung mit Verabreichung von LSD an Patienten fand 1946 an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Zürich
statt.
Abbildung: Mutterkornpilz (schwarz) auf Gerstenähren
Abbildung: von Erfahrungen im veränderten Bewusstseinszustand beeinflusste Malerei, sogenannte psychedelische Kunst.
In den ersten fast dreissig Jahren nach der Entdeckung von LSD setzte eine umfangreiche Forschungs- und Anwendungszeit in der Medizin ein. Die Firma Sandoz brachte das Medikament unter dem Namen
Delysid® auf den Markt und empfahl es für verschiedene psychiatrische und psychotherapeutische Anwendungen unter anderem auch
zur Selbsterforschung bei in Heilberufen tätigen Menschen.
Anfang der sechziger Jahre des 20. Jh. wurde die Substanz zuerst
von Studenten an amerikanischen Universitäten und bald einmal
auch massenhaft in der in dieser Zeit sich ausbreitenden Hippiekultur eingenommen zur Selbsterforschung oder einfach zum Vergnügen. Anfang der siebziger Jahre wurde LSD als Medikament verboten.
Das Verbot beschränkte sich aber nicht nur auf den Freizeitkonsum,
sondern leider auch auf jegliche medizinische Forschung und Anwendung. So ist es gekommen, dass in den vergangenen rund 35 Jahren keine wesentlichen Forschungserkenntnisse mehr veröffentlicht
werden konnten.
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allem den Botenstoff Serotonin, welcher u.a. für die Stimmungsregulierung zuständig ist. Wie allerdings die vielfältigen Wirkungen von
LSD, die optischen Eindrücke, die wachtraumartigen Gefühls- und
Gedankenreisen, die Visionen und die Klarsichtigkeit etc. genau zustande kommen, ist wie so vieles, das wir über unser Hirn gerne
wüssten, im Einzelnen nicht bekannt.
LSD kann aber auch gerade im unbegleiteten, unkontrollierten Rahmen Gefahren beinhalten und einzelne, labile Menschen in ernsthafte psychische Probleme bringen.
3. Was ist LSD-unterstützte Psychotherapie?
Etwa eine halbe Stunde nach der Einnahme beginnt die Substanz zu
wirken, die Hauptwirkung dauert 6 bis 8 Stunden.
3.1 Chancen der Behandlung
Die LSD-Wirkung ist ein intensiver tagtraumartiger Trancezustand.
Das Bewusstsein über sich selber bleibt erhalten, man weiss also
jederzeit, dass man jetzt gerade eine LSD-Erfahrung macht, die in
sechs Stunden wieder vorbei sein wird. Die Wahrnehmung ist verstärkt, so kann es sein, dass Farben intensiver gesehen werden, bis
hin zu farbigen Mustern und Spielereien, die Musik kann sehr plastisch und klar erscheinen, bis hin zum Gefühl, die Musik sehen zu
können oder in die musikalischen Schwingungen eingetaucht zu sein.
Aber auch fühlen und denken sind verändert, sie sind mehr eine Einheit. Das rein rationale Denken ist abgeschwächt, so wäre es schwerer möglich, während der Substanzwirkung Rechenaufgaben zu lösen, dagegen ist das Denken und Fühlen in Zusammenhängen gefördert. Dies drückt sich gewöhnlich so aus, dass Einsicht, Verstehen
und Verbundenheit mit der eigenen Lebensgeschichte, aber auch mit
den Zusammenhängen unserer Weltsituation und darüber hinausgehend in spirituellem Sinne erlebt und hinterher erinnert und berichtet werden.
Schon in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde klar,
dass eine so intensive Erfahrung wie die LSD-Wirkung eine kompetente Begleitung braucht, wenn sie psychotherapeutisch für den
Patienten nützlich werden soll.
Ein in der Wirkung dieser Substanz erfahrener Therapeut ist während
der ganzen Dauer der LSD-Wirkung anwesend und vermittelt dem
Patienten Schutz, ist Ansprechpartner und kann schwierige Passagen
der sogenannten inneren Reise meistern helfen.
Die Substanz LSD wird geschluckt in Form von Tabletten, Kapseln
oder - auf dem Schwarzmarkt vorkommend - in Form von kleinen
Papierchen (sog. „Filzchen“) auf denen eingetrocknetes LSD aufgebracht ist. In der hier beschriebenen Studie wird LSD in Kapselform
eingenommen.
Abbildung: Etikette des in der Studie verwendeten Medikamentes
Der Sinn der intensiven Tagtraumerfahrung in der psychotherapeutischen Arbeit ist, dem Patienten unbewusste, unbekannte oder vergessene Aspekte seiner eigenen Existenz zu offenbaren. Dies kann
sehr real sein z.B. im Sinne eines Wiedererinnerns vergessener,
schmerzhafter Lebenserfahrungen oder es kann mehr spirituell sein
im Sinne einer Erfahrung von Verbundenheit mit sich, den Menschen
um sich und der Welt und Schöpfung in der man sich befindet.
Gerade Menschen, die an einer schweren Erkrankung leiden und die
sich mit der Endlichkeit des eigenen Lebens, mit der Angst vor Leiden und Tod auseinander setzen müssen; oder Menschen, die permanent Schmerzen haben und so in ihrem Empfinden und Erleben
Clinical Study Dr. P. Gasser
EK # 2007/016
d-LSD hydrate Capsules
Patient 112
Phase 1
Session 2
Lab Dr. XXX
Only for research purposes
Batch 020208 Exp. 020209
LSD ist eine in sehr kleinen Mengen von einigen Millionstel Grammbereits wirksame Substanz. Sie wirkt im Hirn und aktiviert dort vor
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sein, die Angst (sofern sie während der LSD-Erfahrung vorkommt) als
einen vorübergehenden Prozess zu erleben, der zu einem natürlichen Ende kommt.
Ein andauernder Realitätsverlust (Psychose) und anhaltende Suizidgedanken wurden in der Literatur als schwere Nebenwirkungen beschrieben. Diese Zustände kommen aber zumeist bei illegalem Konsum an Dance-Parties o.ä. vor. Im therapeutischen Rahmen können
diese Zustände bearbeitet werden, würden im schlimmsten Falle
aber eine psychiatrische Hospitalisation notwendig machen.
Flashbacks (Nachhallerinnerungen) sind Wahrnehmungen, die nach
einer LSD Einnahme (manchmal Monate danach) auftreten und sich
in der Qualität anfühlen, wie eine Situation während der Substanzwirkung selber. Oft werden die Flashbacks ausgelöst durch eine bekannte Musik oder einen anderen Sinnesreiz. Bei entsprechender
Aufklärung und auch Nachbesprechung dieses Phänomens ist es zumeist bewältigbar und vorübergehend.
stark eingeengt sind, haben von einer Behandlung mit LSD oft profitieren können. Immer wieder wurde von Patienten berichtet, es sei
ihnen gelungen, ihre Lebenssituation in einen grösseren Sinnzusammenhang zu stellen, Probleme und Konflikte nach der LSD-Reise aktiv anzupacken und so mit grösserer Gelassenheit oder sogar innerem Frieden im Alltag zu stehen. Dies haben vergangene Behandlungen gezeigt.
Wichtig ist die Einbettung der eigentlichen LSD-Erfahrung in eine
Psychotherapie, die hilft, Ängste durch vorgängige Information und
durch kompetente Begleitung abzubauen, die aber auch hilft, das
Erlebte einzuordnen und im Alltag umzusetzen.
3.2 Risiken der Behandlung
Man geht heute davon aus, dass LSD keine suchterzeugende Substanz
ist, weil sie kein zwanghaftes Verlangen nach Einnahme auslöst wie
Kokain, Nikotin oder Alkohol. Die meisten Menschen reduzieren oder
stoppen die LSD-Einnahme im Laufe der Zeit aus eigener Kraft.
Weitere Infos sind zu finden unter
http://www.sfa-spa.ch/DocUpload/di_Halluzinogene.pdf
oder in Englisch unter
http://www.nida.nih.gov/pdf/infofacts/LSD06.pdf
Die körperlichen Folgen einer LSD-Einnahme sind in der Regel milde.
Als mögliche körperliche Nebenwirkungen, die meist leicht und auf
die unmittelbare Substanzwirkung (6-10 Stunden) beschränkt sind,
können auftreten: Kopfschmerzen, körperliche Müdigkeit, Appetitmangel oder Schwindel.
Psychische Nebenwirkungen erfordern kompetente Begleitung, dadurch können sie weitgehend verhindert und - falls sie auftreten rechtzeitig entsprechend behandelt werden.
Beschrieben wurden rasche Stimmungswechsel, Gefühl, wie in einem
Traum zu sein oder dass die Welt oder man selber unreal sei, Zittrigkeit, Veränderungen des Sehens (farbige Muster, Verzerrungen
o.ä.) oder des Zeiterlebens (schneller oder langsamer).
Die durch die Substanzwirkung bedingte Reizanflutung mit vielfältigen Sinneseindrücken, Gefühlen und Gedanken kann beängstigend
wirken. Dies wird umgangssprachlich oft als „bad Trip“, (schlechte
Reise / Erfahrung) bezeichnet. Im schlimmsten Fall müsste mit einer
Verschlechterung der Angstsymptomatik durch die zwei LSDSitzungen in dieser Studie gerechnet werden. Durch die ruhige Umgebung und die Anwesenheit der Therapeuten über die ganze Sitzungsdauer wird es aber mit grosser Wahrscheinlichkeit möglich
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es Sinn, eine Behandlungsform zu wählen, die mit einer intensiven
Selbst- und Seinserfahrung verbunden ist.
4. Warum LSD bei Menschen mit schweren körperlichen Erkrankungen?
In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden ganz unterschiedliche psychische Probleme und Erkrankungen mit LSDunterstützter Psychotherapie behandelt.
Unter anderem gab es umfangreiche Veröffentlichungen von amerikanischen Psychiatern, die Menschen bei schweren Krebserkrankungen mit dieser Art Psychotherapie behandelten und damit sehr befriedigende Ergebnisse erreichten. Die Patienten und Patientinnen
berichteten, dass ihnen die LSD-unterstützte Psychotherapie unter
anderem half, ihr Schicksal zu akzeptieren, unerledigte und konflikthafte Angelegenheiten mit sich und ihren Angehörigen zu klären
und dank mehr und besserer Entspannung weniger Schmerzen zu
erleiden.
Studienleiter, für den Text verantwortlich und für weitere Information Ihr Ansprechpartner:
Zu dieser Zeit gab es noch wenig Erfahrung in der psychologischen
Begleitung und Behandlung von schwer kranken Menschen. In der
Zwischenzeit hat sich da vieles verbessert. Die bahnbrechenden Arbeiten von Elisabeth Kübler-Ross, die Entwicklung spezieller Behandlungsformen wie imaginative Therapien etc. und die Erarbeitung
einer eigenen psychotherapeutischen Richtung, der sogenannten
Psychoonkologie, um nur einige Meilensteine zu nennen, haben dazu
beigetragen, dass man heute viel mehr Bewusstsein hat für die Bedürfnisse und die psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten
von Menschen mit schweren und lebensbedrohenden Erkrankungen.
Das sind gute und wirksame Alternativen zu einer LSD-unterstützten
Psychotherapie.
Peter Gasser Dr. med.
Hauptbahnhofstrasse 5
4500 Solothurn
Tel.: 032 622 40 20
E-Mail: [email protected]
März 2008
Warum will man trotzdem LSD-unterstützte Psychotherapie einsetzen? Man hat gute Gründe anzunehmen, dass man Menschen in der
beschriebenen Lebenssituation damit helfen kann. LSD ermöglicht
eine intensive existenzielle Erfahrung, wobei häufig spirituelle Themen aktuell werden. Angesichts der oft nur kurzen Zeit, die betroffenen Menschen in dieser Lebensphase zur Verfügung steht, macht
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