Predigt: Wunderbar natürlich (Lukas 1,26-38)

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Reformierte Kirche Unterentfelden
Der Engel bei Maria
20.12.2015
Vikar Andreas Ladner
Predigt: Wunderbar natürlich (Lukas 1,26-38)
„Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem
Mann weiss?“ Der Engel aber sprach zu ihr: „Bei Gott ist kein Ding
unmöglich.“
Liebe Gemeinde
Wie haben Sie es mit den Wundern? Mit den Sachen, die wir nicht erklären können?
Gibt es Übernatürliches oder ist doch alles irgendwie erklärbar?
Die Bibel berichtet immer wieder von Wundern. Manchmal so ganz
selbstverständlich. Als wäre es das Gewöhnlichste auf der Welt.
Aber können wir denn heute noch an übernatürliche Sachen glauben? Gibt es
Wunder wirklich? Oder haben Sie etwa schon selbst eines erlebt?
Ich persönlich würde sagen: Ja, es gibt sie, diese kleinen Wunder. Auch in meinem
Leben. Aber solche wundersamen göttlichen Zeichen wie die Erscheinung eines
Engels oder wundersame Heilungen habe ich selbst noch nicht erlebt.
Aber ich kenne Menschen, die berichten mir, dass sie schon selbst ein Wunder erlebt
haben. Beispielsweise erzählte mir ein ehemaliger Drogensüchtiger, wie Gott ihn vor
einem Autounfall bewahrt hat. Das war für ihn ein solch wunderbares
Schlüsselerlebnis, dass er danach zum Glauben an Gott gefunden hat und später
„Drogenpfarrer“ geworden ist.
Nicht nur er selbst, sondern auch der Mann, der am Steuer des Autos gesessen ist,
erlebte diesen beinahe Unfall als ein Wunder. Der Mann am Steuer konnte sich nicht
erklären, wie vom einen auf den anderen Augenblick sein Auto ausweichen konnte.
Das musste ganz einfach ein Wunder sein. Etwas Übernatürliches.
„Bei Gott ist kein Ding unmöglich“, sagt der Engel Maria. Kein Wunder muss
der Engel ihr das deutlich sagen, wie soll man denn dieses Wunder verstehen, das
der Engel Maria mitteilt? Oder wie soll man überhaupt glauben, was da steht? Ein
Engel kommt zu Maria? Allein das ist doch völlig schräg.
Umso erstaunlicher ist es, wie schlicht und natürlich die Bibel uns berichtet, was
da Maria erlebt. Ja, wie diese Begegnung zwischen dem Engel Gabriel und der
Jungfrau Maria sich abgespielt haben soll. Es hat nichts Aussergewöhnliches an
sich: Gott handelt wunderbar natürlich.
In diesen 13 Bibelversen stecken 3 kleine Wunder: Der Engel, die Botschaft des
Engels und Maria.
1.1. Der Engel
Schauen wir uns zuerst einmal den Engel an. Wir stellen fest: Der Engel erscheint
nicht als ein übernatürliches Wesen. Ganz und gar nicht. Ja, wir könnten sagen,
wenn wir nicht wüssten, dass der Text vom Engel Gabriel spricht, es könnte sich
genauso gut um einen Menschen handeln – um einen Menschen, der im Auftrag
Gottes unterwegs ist.
Als ob es das Gewöhnlichste auf der Welt wäre, berichtet uns der Evangelist
Lukas, wie der Engel Gabriel zu Maria ins Haus kommt und sie begrüsst. Lukas sagt
uns nicht, wie der Engel ausgesehen hat. Nichts weisst darauf hin, dass er in
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Der Engel bei Maria
20.12.2015
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weissem Gewand und mit Flügeln dahergeflogen ist und Maria mit göttlichem Licht
geblendet hat. Nein, der Engel kommt einfach so herein und wendet sich an Maria.
Und der Engel hat, wie wir Menschen auch, einen Namen. Er heisst Gabriel. Und
Gabriel ist Nachrichtenübermittler Gottes. Er ist quasi ein Pöstler. Unterwegs im
Auftrag Gottes.
Das griechische Wort für Engel angelos heisst nämlich nichts anderes als Bote
und wird nicht nur für himmlische Postboten verwendet, sondern auch für irdische.
Ein und dasselbe Wort angelos kann also für einen himmlischen Boten einen Engel
stehen oder für einen irdischen Boten, einen gewöhnlichen Menschen.
Gott gebraucht immer wieder Boten, um Menschen etwas mitzuteilen. Manchmal
schickt er himmlische Boten, manchmal aber auch irdische.
Wissen Sie was? Auch wir sind Boten. Wir sind im Auftrag Gottes unterwegs. Sein
Sohn, Jesus Christus hat uns beauftragt, bevor er in den Himmel hinaufgefahren ist.
Wir sind Boten Jesu Christi, sein Evangelium allen Menschen weiterzugeben.
Aber warum gerade wir? Weil es Gott so gewollt hat. Er will dich und mich
gebrauchen. Und so handelt Gott durch uns wunderbar natürlich.
Wem können Sie ein Engel sein? Wem können Sie Gottes Liebe weitergeben? Sei
es durch Worte oder durch Taten. Sei es durch ein Wort des Trostes oder durch ganz
praktische Sachen: Jemandem im Haushalt helfen oder jemandem zum Essen
einladen. Völlig natürlich und doch wunderbar.
1.2. Die Botschaft des Engels
Wunderbar ist der Engel. Nicht wegen seiner Erscheinung, sondern weil er im
Auftrag Gottes unterwegs ist. Wunderbar ist aber auch die Nachricht des Engels:
„Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst
ihm den Namen Jesus geben.“
„Der wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der
Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein
über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“
Also wenn ich Maria wäre, dann hätte ich drei Fragen an den Engel:
1. Warum soll ich mein Kind Jesus nennen?
2. Warum soll mein Kind der Sohn des Höchsten sein?
3. Wie ist das möglich, dass mein Kind ein König sein soll, der für immer regieren
wird?
Maria hat auch eine Frage. Sie fragt: „Wie soll das zugehen, da ich doch von
keinem Mann weiss?“
Ach ja, Maria ist noch gar nicht verheiratet und Sex vor der Ehe, das war eine
Schande damals. Aber der Engel hat ihr ja auch nicht gesagt, wann sie schwanger
werden wird. Also wird er ihr bestimmt zur Antwort geben: „Jetzt weisst du noch von
keinem Mann. Aber du bist ja schliesslich mit Josef verlobt und bald werdet ihr
heiraten. Dann wirst du von ihm schwanger werden.“
Doch halt. Wir kennen alle die Antwort des Engels. Es ist alles ganz anders. Er
sagt nämlich zu Maria: „Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft
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des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das
geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.“
Maria soll schwanger werden vom Heiligen Geist. Warum denn vom Heiligen
Geist. Will Gott zeigen, dass Kinder zeugen auch ohne Männer geht? Nein, ich
glaube, Gott könnte seinen Sohn Jesus Christus auch ohne Zeugung in diese Welt
schicken. Aber es ist sein Wille, dass sein Sohn durch eine junge Frau in diese Welt
kommt. Wieder können wir festhalten: Gott handelt wunderbar natürlich. Wunderbar,
weil der Heilige Geist über Maria kommt, so dass diese schwanger wird. Natürlich,
weil Gottes Sohn, Jesus Christus, auf dem natürlichsten Weg auf diese Welt kommt.
Er wird von einer Frau geboren. Wie jeder andere Mensch auch.
Gott handelt wunderbar natürlich. Und trotzdem müssen wir nochmals nachfragen:
Warum denn so kompliziert, wenn es auch anders ginge? Warum steigt Gottes Sohn
nicht einfach vom Himmel herunter zu uns auf die Erde?
Weil dies der einzige Weg ist, um die Menschheit zu retten. Gottes Sohn musste
Mensch werden, um uns mit Gott zu versöhnen ohne aber dabei seine Göttlichkeit
aufzugeben. Weihnachten und Ostern gehören deshalb untrennbar zusammen. Jesu
Geburt und sein Tod und seine Auferstehung ist Gottes wunderbarer Weg, um uns
aus all unserer Not und aus all unserem Elend zu retten: Ja, Gott handelt in Jesus
Christus, wunderbar natürlich. Und so ist die Botschaft des Engels wunderbar und
natürlich zugleich.
1.3. Maria
Wunderbar natürlich. Das ist schliesslich auch Maria und ihre Antwort: „Siehe, ich
bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“
Gott ist kein Ding unmöglich. Davon wurde Maria überzeugt. Maria hat Ja gesagt
zu Gottes Plan. Und das ist die Voraussetzung, dass Gott immer wieder wunderbar
natürlich handeln kann. Ja, Gott lässt uns seinen Willen. Er fragt seine Geschöpfe,
ob sie Teil seines Planes sein wollen. Ich bin mir sicher, sowohl der Engel wie Maria
hätten Nein sagen können, zu Gottes Plan.
Nicht alle Menschen können so wie Maria einfach so Ja sagen. Maria ist in dieser
Hinsicht wunderbar. Denken Sie beispielsweise an Mose, den Gott mit Zeichen und
Wundern überzeugen musste, bis dieser Ja sagte.
Genauso zwingt auch Gott niemanden von uns. Aber mit jedem von uns will Gott
wunderbar und zugleich natürlich handeln. Wenn wir Gott vertrauen, dann ist nichts
unmöglich, ja dann sind Wunder möglich.
Amen.
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