Im Einklang mit sich selbst

Werbung
sonntag
TIROLER
Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck
Erlöstes Leben hat ganz viel
damit zu tun, dass ich wirklich
glauben kann: Ich bin geliebt.
MELANIE WOLFERS
9. Februar 2017 I Nr. 6 I Zum 6. Sonntag im Jahreskreis I € 1,50 I Tel. 0512/2230-2212
Im
Einklang
mit sich
selbst
FOTOLIA.COM/ AYTUNCOYLUM
2 Meinung
9. Februar 2017
Tiroler Sonntag
Ja, es ist schön
Das wäre einmal ein schönes Zeichen:
wenn ein Mensch ausdrücklich wegen seines Humors selig- oder gar heiliggesprochen
würde. Heilige sind Vorbilder im Glauben,
die irgendwie auch anderen Wegweiser sein
könnten. So kleinlich wird Gott nicht sein,
dass er nur jene drei Schwellen zur Heiligkeit zulässt, die für die entsprechende Kongregation Geltung haben: das Martyrium,
den „heroischer Tugendgrad“ oder ein vollbrachtes Wunder.
Wäre das nicht Wunder genug, dass ein
Mensch seinen Humor nicht verloren hat
bei allem, was er erlebt hat auf dieser Welt?
Der Humor wird manchmal verdächtigt,
ein recht oberflächlicher Geselle zu sein. Einer, der sich über den Ernst des Lebens hinwegschwindelt. Doch wirklich humorvolle Menschen sind tief verwurzelt im Humus
ihre Lebens: Humor und Humus. Das sind
enge Verwandte. Gerade ihre Bodenstän-
TITELBILD
Selbstverliebt zu sein ist ein
Vorwurf, den man sich manchmal anhören muss, aber niemals gerne hört. Zu sehr steckt
in uns drin, dass wir für andere da sein und die anderen lieben sollen. Dabei ist klar, dass
das eine ohne das andere nicht
geht. Wer sich selbst nicht ausstehen kann, dem sind auch
die anderen zu viel.
Zum Thema „Freundschaft mit sich
selbst“ lesen sie ein Interview mit
Melanie Wolfers auf Seite 3.
RANDNOTIZ
Wer einige der Wortmeldungen rund um die Bischofsbestellung verfolgt, könnte meinen, es gehe um ein Formel
1-Rennen. Alle, die solche
Rennen verfolgen, wissen: Wer
in der Startreihe ganz vorne
steht, sieht mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als erster die Zielflagge. Doch der Ernennung eines Bischofs sollte
ein geistlicher Prozess der Unterscheidung vorausgehen.
Und nicht die Frage, welcher
„Rennstall“ die bessere Strategie für seinen Piloten hat.
GILBERT ROSENKRANZ
Chefredakteur
[email protected]
Matthäus Fellinger
Redakteur
matthaeus.fellinger
@kirchenzeitung.at
KOPF DER WOCHE: ELISABETH GÖSSMANN, THEOLOGIN
Eine große Wegbereiterin
Die feministische Theologin Elisabeth
Gössmann ist für ihr wissenschaftliches
Lebenswerk mit der Ehrendoktorwürde der
Universität Osnabrück gewürdigt worden.
Sie war eine der ersten Frauen, die in Deutschland einen theologischen Doktortitel erworben haben. Im Jahr 1954 promovierte
Elisabeth Gössmann gleichzeitig mit Joseph
Ratzinger an der Katholisch-Theologischen Fakultät in München.
KNA
WALTER HÖLBLING
digkeit lässt humorbegabte Menschen feststehen im Leben. Besser als andere sehen
sie, dass so manches von dem, was so ungemein wichtig genommen wurde, ja doch
recht unbedeutend war. Wer Humor hat,
ist kein Luftikus, der sich vom ersten Windhauch umblasen lässt. Eigentlich ist es eine
schöne Glaubens-Definition: Den Humor
nicht verlieren ist fast wie den Glauben nicht
verlieren. Auf dem Boden bleiben! Ein so
richtig von Herzen kommendes Ja steckt im
Humor. Ja, es ist schön, auf der Welt zu sein.
„Ich sehe mich der
historischen Frauenforschung innerhalb
der Theologie
verpflichtet.“
ELISABETH
GÖSSMANN
Dazu studierte sie Philosophie und Germanistik und legte ihr Staatsexamen mit Auszeichnung ab. Als Theologin war es zunächst nicht
leicht, eine Anstellung zu bekommen. Die
heute 88-Jährige hatte sich 37 Mal vergeblich
an deutschen Hochschulen um einen Lehrstuhl beworben. Also ist Gössmann mit ihrer
Familie nach Tokyo gezogen. Als Dozentin
lehrte sie dort deutsche Literatur des Mittelalters und christliche Philosophie. Später
hielt sie auch theologische Vorlesungen zur
Frauenforschung in japanischer Sprache. Erst
1978 ist es ihr gelungen, im Fach Philosophie
an der Universität München zu habilitieren.
Prägende Denkerin. Ab 1986 folgten Lehraufträge in Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Elisabeth Gössmann forschte unter
anderem über das Christentum in Japan,
das Mittelalter und zu fundamentaltheologischen Fragestellungen. Im Mittelpunkt ihrer
Arbeit stand dabei die Stellung der Frau in Geschichte und Gegenwart des Christentums.
So ist sie zu einer „prägenden Denkerin der
theologischen Frauenforschung und der feministischen Theologie“ geworden, heißt es
seitens der Universität Osnabrück. KATHPRESS
Tiroler Sonntag
Im Gespräch 3
9. Februar 2017
„Manchmal
nerve ich
mich selbst“
Sich für eigene Schwächen niederzumachen ist das Volksleiden
Nummer 1, meint Sr. Melanie Wolfers. Darüber hat sie ein Buch
geschrieben: „Freunde fürs Leben“. Freundschaft mit sich selbst
sieht sie als eine der wichtigsten Freundschaften im Leben.
Sr. Melanie Wolfers wird Tiroler Sonntag-Leserinnen und Leser
durch die kommende Fastenzeit begleiten.
INTERVIEW: MATTHÄUS FELLINGER
Mögen Sie sich – und wenn ja: Warum?
Melanie Wolfers: Auf diese Frage zu antwor-
ten fällt mir viel schwerer, als wenn Sie mich
fragen würden, ob ich etwas an mir nicht
leiden kann. Und damit sind wir mitten im
Thema! Zur Kunst, mit sich selbst befreundet zu sein, gehört, das eigene Licht nicht
unter den Scheffel zu stellen. Dass man sich
freuen kann an dem, was mir gelingt und
was mir an Schönem und Gutem gegeben
ist. Zu Ihrer Frage: Ja, ich kann mich an mir
und meinem Leben dankbar freuen. Natürlich nicht ständig und auch nicht in jeder
Hinsicht. Aber doch.
Gehen Sie sich selbst manchmal aus dem Weg?
Wolfers: Natürlich! Manchmal kann es ziem-
lich anstrengend sein, man selbst zu sein.
Dann gibt es so beliebte Ausweichmanöver
wie: sich in Arbeit ertränken, in die Weiten
des Internets flüchten, einen über den Durst
trinken oder shoppen gehen. Als ob uns die
Sr. Melanie Wolfers gehört dem Orden der Salvatorianerinnen an. Sie
lebt in Wien, ist engagiert in der Beratungs- und Bildungsarbeit, Autorin
erfolgreicher Bücher sowie gefragte Referentin. CATHRINE STUCKHARD / LAIF
Wahrheit unseres Lebens nicht einholen
könnte, solange wir keine Zeit haben.
Was würden wir gewinnen durch eine gute
Selbst-Beziehung?
Wolfers: Sie selbst sind der Mensch, mit dem
Gottes- und Nächstenliebe stehen hoch im Kurs.
Eigenliebe wird oft schief angesehen. Zu Recht?
Wolfers: „Liebe Gott aus ganzem Herzen.
Sie vom ersten bis zum letzten Atemzug zusammenleben! Daher gehört es zum Wichtigsten im Leben, eine gute Selbst-Beziehung
zu pflegen. Dann können wir uns Schwächen eingestehen, ohne uns dabei schlecht
oder zu klein geraten zu fühlen. Dann besinnen wir uns auf unsere Stärken und auf
das, was uns wirklich wichtig ist. Wir werden heimisch im eigenen Leben.
Und liebe deinen Nächsten wie dich selbst“,
beantwortet Jesus die Frage nach dem wichtigsten Gebot. Doch die Selbstliebe wurde
oft als Egoismus verdächtigt und abgelehnt.
In der Tat: Es gibt eine hartnäckige Tendenz
in unserer Seele, am eigenen Ich kleben zu
bleiben und sich als Nabel der Welt zu begreifen. Aber meine Erfahrung ist: Mindestens ebenso verbreitet ist, dass Menschen
sich ablehnen. Dass sie sich nicht bejahen
können und äußerst ausbeuterisch mit ihrem eigenen Körper umgehen. Erlöstes Leben hat ganz viel damit zu tun, dass ich
wirklich glauben kann: Ich bin geliebt. Ich
darf die sein, die ich bin.
Wie pflegen Sie Ihre Freundschaft zu sich?
Wolfers: Mein Ordensleben bietet mir einen
hilfreichen Rahmen, um bei mir und bei
Gott einzuchecken. Zu meinem Lebensrhythmus gehören das gemeinsame tägliche
Melanie Wolfers.
Gebet, eine halbe Stunde persönliche BeFreunde fürs Leben.
Von der Kunst, mit sich trachtung und ein abendlicher Rückblick auf
den Tag. Einmal im Monat ein Wochenende
selbst befreundet zu
sein. Verlag Adeo 2016, im Schweigen, fern aller Medien, Arbeit und
Gespräche, und jährliche Exerzitien.
224 Seiten, € 16,99.
„Bis der Tod euch scheidet“, geloben Eheleute.
Bricht der Tod Beziehung und Freundschaft?
Wolfers: Einen geliebten Menschen zu ver-
lieren, hinterlässt ein Loch in der Welt. Das
tut unsagbar weh! Zugleich gehört zur Mitte
unseres Glaubens die Hoffnung: Unsere Geschichte mit den Verstorbenen ist nicht zu
Ende. Nicht der Tod, sondern Leben und Liebe haben das letzte Wort.
Was bedeuten Ihnen verstorbene Freund/innen?
Wolfers: Gott sei Dank habe ich noch keinen
Freund oder eine Freundin durch den Tod
verloren. Doch mein Vater ist vor über 13
Jahren gestorben. Ich bin gewiss: Er lebt in
Gott. Und uns allen gilt: „In Ihm leben wir,
bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28).
Manchmal spüre ich eine große innige Nähe
und Verbundenheit mit meinem Vater.
«
4 Christ und Welt
9. Februar 2017
Tiroler Sonntag
Gemeinsame Stellungnahme der diözesanen SchulamtsleiterInnen-Konferenz
Religiöse Symbole
im öffentlichen Raum
D
as Arbeitsprogramm der Bundesregierung 2017/18 hält zum
,Öffentlichen Dienst‘ fest:
,Der Staat ist verpflichtet, weltanschaulich und religiös neutral aufzutreten. In den jeweiligen Ressorts
wird bei uniformierten ExekutivbeamtInnen sowie RichterInnen und StaatsanwältInnen darauf geachtet, dass bei Ausübung des
Dienstes dieses Neutralitätsgebot gewahrt
wird.‘“
Dieser Passus wird in manchen Medien undifferenziert als „Kopftuchverbot“ dargestellt. Aus dem Arbeitsprogramm der Regierung ist abzulesen, dass jener Bereich
betroffen ist, in dem der Staat hoheitlich tätig wird, also in Ausübung von Zwangsgewalt. Zu unterscheiden ist also, ob der Staat
wie im Gerichtssaal oder durch Exekutivbeamte seine Hoheitsgewalt ausübt oder ob er
wie in der Schule seinen leistungs- und sozialstaatlichen Verpflichtungen nachkommt.
In einem hoheitlichen Kontext ist eine
strenge Neutralität nachvollziehbar; für die
Schule gilt, dass ein Ausklammern religiöser
Symbole nicht nur die bewährte hereinnehmende Neutralität konterkarieren würde,
sondern zudem den SchülerInnen ein anderes Bild der Gesellschaft vermitteln würde,
als sie es außerhalb der Schule antreffen.
Es bedeutet in fast allen europäischen Staaten auch schon seit langem nicht mehr, dass
Religion aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt und zur Privatsache erklärt wird. Österreich lebt in höchst bewährter Weise das
Modell einer hereinnehmenden Neutralität
oder freundschaftlichen Trennung, die sich
durch Kooperation zum Wohl der Menschen
auf vielen Gebieten auszeichnet. Bildung,
Krankenpflege und Caritas sind wohl die herausragendsten Beispiele. Dieses gelungene
Modell eines kooperativen Verhältnisses zwischen Staat und Kirche bei gleichzeitig selbstverständlicher institutioneller Trennung auf
allen Ebenen schafft zugleich eine solide Basis für ein ökumenisches und interreligiöses respektvolles Miteinander in Österreich,
das für Europa zweifelsohne Maßstäbe setzt.
Die religiös-weltanschauliche Neutralität des Staates in Österreich stützt sich in
ihrer konkreten Ausgestaltung auf folgende
Grundlagen:
Da Religion wesentlich Werte und Sinn einbringt, trägt sie zu jenen Voraussetzungen
bei, von denen der demokratisch verfasste Staat lebt, ohne sie selbst erzeugen oder
garantieren zu können. Der moderne Staat
soll daher, um tatsächlich neutral und unparteiisch zu sein, Religion nicht gesellschaftlich marginalisieren, sondern ihr im
Sinn einer hereinnehmenden Neutralität einen entsprechenden Raum auch in der Öffentlichkeit sichern und damit letztlich effektiv auch das Recht auf Religionsfreiheit
garantieren. Dass ein Staat religiös-weltanschaulich neutral ist, bedeutet nicht, dass er
einem radikalen Laizismus verpflichtet ist.
Religionsfreiheit schützt Religionsausübung im öffentlichen Raum. Im Sinne
der Bekenntnisfreiheit ist das Tragen von
religiösen Symbolen im öffentlichen Raum
selbstverständlich zulässig, solang die Trägerin oder der Träger nicht erkenntlich für den
Staat hoheitliche Befugnisse ausübt. RichterInnen oder ExekutivbeamtInnen sind in
einer solchen Funktion tätig, LehrerInnen
hingegen nicht, weil der Staat in der Schule eben nicht im Sinne der Hoheitsgewalt tätig wird.
Eine Einschränkung der Religionsfreiheit
kann auf Grundlage einer gesetzlichen Regelung im Rahmen der grundrechtlich vorgegebenen Schranken wie öffentliche Ordnung und Sicherheit etc. erfolgen. Dies gilt
etwa aufgrund der öffentlichen Sicherheit
in Hinblick auf die Vollverschleierung. Eine
„Da Religion wesentlich
Werte und Sinn einbringt,
trägt sie zu jenen
Voraussetzungen bei, von
denen der demokratisch
verfasste Staat lebt“
solche Regelung wird im Arbeitsprogramm
der Regierung geplant …
Zur schulischen Situation. Die Auseinandersetzung mit Religion – unter anderem
auch aufgrund religiöser Symbole wie dem
Kreuz – ist gerade in der heutigen multikulturellen und multireligiösen gesellschaftlichen Situation ein Auftrag an die Schule.
Art 14 Abs 5a des Bundes-Verfassungsgesetzes hält als Ziele der österreichischen Schule
unter anderem fest:
Es ist „Kindern und Jugendlichen die bestmögliche geistige, seelische und körperliche Entwicklung zu ermöglichen, damit sie
[…] befähigt sind, an den sozialen, religiösen und moralischen Werten orientiert Verantwortung für sich selbst, Mitmenschen,
Umwelt und nachfolgende Generationen zu
übernehmen. Jeder Jugendliche soll seiner
Entwicklung und seinem Bildungsweg entsprechend zu selbständigem Urteil und sozialem Verständnis geführt werden, dem politischen, religiösen und weltanschaulichen
Denken anderer aufgeschlossen sein sowie
befähigt werden, […] in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben
der Menschheit mitzuwirken.“
Jedes Symbol trägt einen verdichteten, ja geradezu überschießenden Sinn in sich, der
sich zwischen dem Symbol und dem Betrachter immer wieder neu entfaltet und
eine große Vielfalt generiert. Dies gilt auch
für alle religiösen Symbole. Das Kreuz ist beispielsweise für die einen ein religiöses, für
die anderen ein kulturelles Symbol, das für
die europäische Identität steht.
In Österreich gilt aktuell die Regelung, dass
in jenen Schulen, in denen die Mehrheit der
SchülerInnen einem christlichen Bekenntnis
angehört, in allen Klassenräumen ein Kreuz
anzubringen ist. Der „Europäische Gerichtshof für Menschenrechte“ hat festgehalten,
dass vom Kreuz kein Zwang ausgehe und es
als ‚passives Symbol‘ nicht indoktriniere.“
AUSZUG AUS DER GEMEINSAMEN STELLUNGNAHME
DER SCHULAMTSLEITERINNEN-KONFERENZ/INTERDIÖZESANES AMT
FÜR UNTERRICHT UND ERZIEHUNG
Tiroler Sonntag
Christ und Welt 5
9. Februar 2017
Hinschauen und helfen statt die
Augen verschließen. Es braucht
Zivilcourage, Mobbing zu verhindern. Denn es gibt zu viele, die
einfach nur zusehen und nichts tun.
KNA
Horst Lehner über das Phänomen „Mobbing an der Schule“ und was Eltern tun können
Was tun gegen Mobbing?
In vielen Schulen sind Beschimpfungen, Hänseleien und Übergriffe an der
Tagesordnung. Doch was heißt Mobbing,
und wo fängt es an? Bei einem Vortrag im
Bischöflichen Gymnasium Paulinum gab
Horst Lehner vom Landeskriminalamt Tirol
wertvolle Einblicke.
dest-Zeitraum von einem Monat. Das Opfer
kann sich dabei nicht selbst aus seiner Situation zu befreien. Eine spezielle Form des
Mobbings ist das Cyber-Mobbing. Lehner:
„Es wird niemand cybergemobbt, der nicht
vorher schon konventionell gemobbt worden wäre“, so Lehner.
LARISSA HAGSPIEL
Assistenten und Zuschauer. Bei Mobbing
spielen neben dem Mobber und dem Opfer auch noch sog. „Assistenten“ eine Rolle.
Sie sind Verstärker und helfen dem Mobber.
Manchmal haben sie auch selbst MobbingErfahrungen als Opfer und zeigen eine ausgeprägte Gruppenkonformität. Die scheinbar Rollenlosen sind sozial angepasst, positionieren sich aber weder für den Mobber
noch für das Opfer.
Positiv ist, dass es doch immer wieder sog.
„Helfer“ gibt, die dem Mobbing-Opfer zur
Seite stehen. Überwiegend sind dies Mädchen. Übrigens werden meist jene zu Mobbing-Opfern, die sich schwer tun, Anschluss
zu finden. Interessantes Detail am Rande:
„Eine amerikanische Studie besagt, dass ehemalige Mobber später besonders häufig im
Managementbereich tätig sind“, so Lehner.
Horst Lehner ist Experte in Sachen Mobbing.
In Kooperation mit dem Landesschulrat für
Tirol hat er einen „Notfallplan“ entwickelt.
Horst Lehner war mehr als 13 Jahre als verdeckter Ermittler beim Innenministerium
im Einsatz und musste dabei mit schwer
einzuschätzenden Menschen umgehen lernen. Ab 2005 entwickelte er schulische Gewaltpräventionsprojekte und war seither in
mehr als 800 Schulklassen zu Gast.
Was ist Mobbing? Das Ziel von Mobbing
ist, das soziale Ansehen des betroffenen Kindes zu schwächen und es auszugrenzen. Voraussetzung ist immer ein Machtungleichgewicht. Um von Mobbing sprechen zu
können, ist ein gewisses Ausmaß und eine
gewisse Kontinuität von „Angriffen“ notwendig. Horst Lehner beziffert dies mit mindestens einmal wöchentlich in einem Min-
Was können Eltern tun? Im Falle von
Mobbing rät Lehner Eltern, in Ruhe das Ge-
spräch mit dem eigenen Kind zu suchen.
Für dieses Gespräch gelte es, einige Regeln
zu beachten: Zuhören und Vertrauen schaffen. Denn die meisten Mobbing-Opfer schämen sich, den Eltern vom Mobbing zu erzählen. Auf jeden Fall sollten die Eltern beim
Gespräch Warum-Fragen wie „Warum hast
du dich nicht gewehrt?“ vermeiden. Solche
Fragen beinhalten eine Schuld auf Seiten des
Kindes. Ebenso sollten die Eltern dem Kind
keine voreiligen Ratschläge erteilen, da diese
für die Kinder nicht umsetzbar sind. Wichtig
ist laut Lehner, dass Lehrer und Eltern am
gleichen Strang ziehen. So könne jeder Mobbing-Prozess beendet werden.
Unbedingt zu vermeiden sei eine ElternEltern-Intervention, also die Intervention
der Eltern des Opfers, die auf die Eltern des
Mobbers treffen. Solche Gespräche würden
immer schiefgehen.
Den einzigen Weg, die Entstehung von Mobbing zu verhindern, sind für Lehner Moral,
Ethik und Anstand – und: „Hinschauen,
handeln und nicht wegsehen!“
Wertvolle Unterstützung im Falle von
Mobbing leistet „Krisenintervention an Schulen“:
www.krisenintervention.tsn.at
Horst Lehner, [email protected]
Tel. 059133-70-3753
Herunterladen