Auf den Schultern der Frauen – Ludwigshafen im Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 Ausstellung des Stadtmuseums und des Stadtarchivs im Stadtmuseum Ludwigshafen Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer Impressum Herausgeberin: Stadt Ludwigshafen am Rhein Stadtmuseum, Rathausplatz 20, 67059 Ludwigshafen am Rhein E-Mail: stadtmuseum@ ludwigshafen.de Telefon: 0621 504-2574 Lehrerhandreichung zur Sonderausstellung des Stadtmuseums und Stadtarchivs „Auf den Schultern der Frauen – Ludwigshafen im Ersten Weltkrieg 1914-1918“ Laufzeit: 19. Juli bis 9. November 2014 (im August geschlossen) Öffnungszeiten: Do/Fr/Sa/So von 11 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Der Eintritt ist frei. Das Stadtmuseum ist barrierefrei erreichbar. Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg - mit verheerenden Folgen auch in der Stadt. Dem Beginn der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" vor 100 Jahren ist das Gedenkjahr 2014 gewidmet, an dem sich das Stadtmuseum und das Stadtarchiv Ludwigshafen in einer gemeinsamen Ausstellung und begleitenden Veranstaltungen beteiligen. Die Ausstellung fokussiert sich inhaltlich auf den Ersten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf die Stadt und hat ihren Schwerpunkt zudem speziell auf der Rolle der Frauen. Denn diese mussten sich – oftmals im Alleingang und über Jahre hinweg – um ihre Familien kümmern, um die Männer an der Front sorgen, deren berufliche Aufgaben übernehmen und schließlich auch noch Verwundete versorgen. Dies alles war, nicht nur im konkreten Alltag, sondern auch hinsichtlich der eigenen emotionalen Belastbarkeit, eine heute schier unvorstellbare Aufgabe. Mit dieser Ausstellung soll der Kriegsalltag für die Menschen in Ludwigshafen anschaulich dargestellt werden – neben ausgewählten Exponaten liegt der Schwerpunkt dabei auf der Präsentation von Fotografien, Feldpost, Plakaten und vielen weiteren historischen Informationsquellen, auf die heute noch zugegriffen werden kann. Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt: Es werden öffentliche Führungen angeboten, geschlossene Führungen für Schulklassen können vereinbart werden. Zögern Sie bitte nicht, uns anzusprechen! In den Ausstellungstexten verwendete Literatur Beuys Barbara, Die neuen Frauen. Revolution im Kaiserreich 1900-1914. München 2014. http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/ersterweltkrieg Stand: 15. Juli 2014 Fauck, Siegfried, Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein in Daten. Ludwigshafen 1989 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen a. Rh., Bd. 2). Friedrich, Claudia, Emanzipation auf Widerruf. Arbeiterfrauen in Ludwigshafen während des Ersten Weltkrieges und den Anfängen der Weimarer Republik (1914-1921). Ludwigshafen 2001 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen a. Rh., Bd. 28). Mörz, Stefan / Klaus Jürgen Becker, Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (= Bd. 1). Ludwigshafen 2003. http://www.politische-bildung.de/100_jahre_erster_weltkrieg.html 1 Allgemeiner Einführungstext zum Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) Der Erste Weltkrieg dauerte vom 28. Juli 1914 bis zum 11. November 1918, forderte über 9 Millionen Tote und endete mit dem Sieg der Alliierten. Kriegsschauplätze waren Europa (Westfront, Ostfront, Alpenfront), der Nahe Osten, Afrika und Ostasien. Der Krieg wurde zwischen den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn auf der einen Seite und den Entente-Mächten oder Alliierten Frankreich, Großbritannien und Russland auf der anderen Seite ausgetragen. Im Verlauf des Krieges traten das Osmanische Reich und Bulgarien auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein. Die alliierte Seite wurde verstärkt durch Italien, Portugal, Rumänien und die USA. Zum Ende des Krieges befanden sich 25 Staaten und deren Kolonien mit insgesamt 1,35 Milliarden Einwohnern (d.h. rund drei Viertel der damaligen Weltbevölkerung) im Kriegszustand. Der Ausbruch des Krieges war das Resultat der in Europa weit verbreiteten Ansicht, ein militärischer Konflikt sei nicht vermeidbar. Ursache dafür war ein blinder Nationalismus, der den Krieg verherrlichte und das Großmachtstreben der europäischen Monarchen. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares in Sarajevo durch Gavrilo Princip war Anlass für den Kriegsbeginn. Österreich stellte Serbien daraufhin ein Ultimatum, das am 28. Juli 1914 in einer Kriegserklärung mündete. Daraufhin setzte eine Kettenreaktion von Beistandspflichten ein, so dass sich in kürzester Zeit alle größeren Länder Europas im Kriegszustand befanden. Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, der mit einem massiven Maschineneinsatz (Panzer, Flugzeuge) und mit Massenvernichtungswaffen (Giftgas) geführt wurde. Aufgrund des beispiellosen Abnützungskrieg war es notwendig die gesamte Wirtschaft der kriegsbeteiligten Staaten auf die Produktion von Kriegsmaterial auszurichten. Trotzdem bewegten sich die Fronten kaum, da sich die gegnerischen Kräfte in einem endlosen Stellungskrieg aufrieben. Insbesondere auf den Schlachtfeldern von Verdun und Flandern fielen auf beiden Seiten hunderttausende Soldaten, ohne dass entscheidende Geländegewinne erzielt werden konnten. Auch als Russland infolge der Oktoberrevolution 1917 aus dem Krieg austrat, brachte dies für die Mittelmächte keinen entscheidenden Vorteil. Die Lage verschlimmerte sich noch zusehends für die Mittelmächte, als die USA am 6. April 1917 als Folge des uneingeschränkten U-Bootkrieges Deutschlands auf der Seite der Alliierten an der Westfront ins Kriegsgeschehen eingriff. Dieser geballten Wirtschaftsmacht hatten die ausgebluteten Monarchien Deutschlands und Österreich-Ungarn nichts mehr entgegenzusetzen. Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags am 11. November 1918 endete nicht nur der 1. Weltkrieg, auch die politische Landkarte Europas hatte sich vollkommen geändert. Die ehemals beherrschenden Monarchien Österreich-Ungarn, Deutschland und Russland gab es nicht mehr. Zurück blieben Hunger und Elend in weiten Teilen Europas, dessen Folgen schlussendlich im 2. Weltkrieg mündeten. 2 Erinnerungen an Not und Elend Ein intensives Wettrüsten und machtpolitische Rivalitäten belasten die internationalen Beziehungen am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajevo folgt im August die Kriegserklärung des Deutschen Reiches an Frankreich und Russland. Das Ergebnis ist ein verheerender Konflikt, der neue Dimensionen des Grauens erreicht und die Menschheit vier Jahre peinigen wird. Der verlustreiche Graben- und Stellungskrieg sowie Materialschlachten traumatisieren die Soldaten, die zuversichtlich in dem Glauben ausgezogen waren, dass der Krieg nur wenige Monate dauern und sie Weihnachten wieder mit ihren Familien feiern würden. Der erstmals eingesetzte Kampfstoff Gas vergiftet schonungslos und grausam die Opfer. Der Einsatz von modernem Kriegsgerät ermöglicht ein Massentöten, dem zehn Millionen Soldaten zum Opfer fallen. Wie im ganzen Deutschen Reich überwiegt in Ludwigshafen anfangs die Kriegsbegeisterung. Geographisch gesehen ist die Front weit weg, doch von der Mobilmachung ist die Zivilbevölkerung unmittelbar betroffen. So ist die Rheinbrücke für den Personenverkehr gesperrt und wird ausschließlich für Truppen- und Kriegsmaterialbeförderung genutzt. Ebenso wird der Bahnverkehr auf militärische Notwendigkeiten beschränkt, Kinos und Theater schließen. Später wird die nächtliche Straßenbeleuchtung aufgrund der Fliegergefahr fast völlig eingestellt. Die "Heimatfront", vor allem die Frauen, ist in vielerlei Funktionen gefordert. Eine Art Alltag muss aufrechterhalten werden. So lassen die großen Industriefirmen, wenn auch nur zögerlich und widerstrebend, Frauen an die Stellen der im Feld stehenden Männer rücken. Der erste Ludwigshafener fällt am 19. August 1914. Schon zwei Tage später erreicht der erste große Verwundetentransport die Stadt. Um die Verwundeten versorgen zu können, erteilt medizinisches Personal Laien Unterricht in der Krankenpflege. Überwiegend wird diese von Frauen und Töchtern aus dem wohlhabenden Bürgerstand geleistet. 3 Lebensmittelmarken und Notgeld Im Stadtrat ist die Nahrungsmittelversorgung fast von Kriegsbeginn an beherrschendes Thema. Städtische Anlagen werden umgepflügt um Obst und Gemüse anzubauen. Erst wird die Nahrung rationiert, nach der Einführung von Höchstpreisen werden Lebensmittelmarken ausgegeben. Die Situation verschärft sich mit der Dauer des Krieges und wird immer chaotischer. Der "Steckrübenwinter" 1916/17 ist zum Synonym für das Leiden der deutschen Bevölkerung im Ersten Weltkrieg geworden. Sie versucht sich selbst zu helfen, so nehmen Subsistenzwirtschaft und Hamsterfahrten aufs Land zu. Städte wie Ludwigshafen führen eigenes Notgeld ein. Als am 27. Mai 1915 französische Piloten erstmals Angriffe auf Ludwigshafen fliegen, zeigt sich aufgrund dieser schlechten Versorgungslage bereits eine Kriegsmüdigkeit. Die großen Industrieanlagen sind Ziel der feindlichen Angriffe, die allerdings auch die Zivilbevölkerung treffen. Noch im Oktober 1918 fallen Bomben. Die Furcht vor einem weiteren Kriegswinter wächst und die Frontsoldaten sind völlig demoralisiert. Mit dem Kriegsende am 11. November 1918 verschlechtert sich die Versorgungslage weiter und Unsicherheit beherrscht den Alltag bis 1924. Der Ausgang des Ersten Weltkriegs wird auch zum Nährboden für den Nationalsozialismus, der die Bevölkerung in das nächste größere Unglück der Weltgeschichte stürzen wird. Die Ausstellung gliedert sich in thematische Unterabteilungen Nach einer Einführung in das Thema zeigen die Themenkojen den Kriegsalltag, Kampf um Nahrungsmittel, Verhalten bei Luftangriffen, die Situation von Frauen in Pflege und Industrie, Hintergründe zum Spendenwesen, Heimkehr der Soldaten, Bangen & Hoffen, Feldpost, Totengedenken und Kriegsfolgen. Ein Zeitstrahl stellt sowohl weltgeschichtliche als auch lokale Ereignisse aus der damals noch Bayerischen Stadt Ludwigshafen als Teil des neuen Deutschen Kaiserreichs heraus. Jede Unterabteilung ist bebildert sowie mit kurz und sprachlich einfach gehaltenen Thementexten ausgestattet. Neben einer signifikanten Auswahl an vergrößerten Fotografien aus dem Bestand des Standmuseums und zwei Diashows stellt das Stadtmuseum in dieser Ausstellung eine Vielzahl an Originaldokumenten und -Plakaten aus sowie seinen Bestand an unterschiedlichsten Exponaten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs aus. Alles Gezeigte stammt aus der Stadt Ludwigshafen, die im Jahr 1914 noch nicht das Ausmaß und die Anzahl (später eingemeindeter) Stadtteile hatte wie heute. Eine Leseecke am Ende des Ausstellungsbereichs bietet weiterführende und vertiefende Literatur für unterschiedliche Altersklassen zum Ersten Weltkrieg – auch hier liegt der Schwerpunkt auf der Rolle der Frau. 4 Beispiel: Vitrine „Lebensmittel“ Feldpostbrief vom 11. Juni 1916: Ich esse schon einige Tage trockenes Brot. Da liegt man nun hier in dem verlausten Russland frißt trockenes Brod d. h. wenn man etwas hat, na jetzt geht es ja und in Deutschland, da sind solch Hirnvernichtete Weiber, die den Leuten die Fensterscheiben kaput schlagen, nur weil sie nichts aufs Brod zu schmieren haben, ist das recht? Sollte man die nicht in den Schützengraben stecken? Bei uns herrscht solche Wut gegen diese Frauen, daß sie nichts zu lachen hätten, wenn wir jetzt so unverhofft nach hause kommen würden. Der Rohstoffmangel infolge der gleich zu Kriegsbeginn einsetzenden britischen Seeblockade verschärft die Lebensumstände der deutschen Bevölkerung dramatisch. Die Nahrungsmittelversorgung der Ludwigshafener Einwohner und diesbezügliche Maßnahmen sind beherrschende Themen im Stadtrat. Hier wird schon ab November 1914 behördlich mit dem Festsetzen von Höchstpreisen eingegriffen. Auch staatliche Zwangsbewirtschaftungsmaßnahmen werden angeordnet: Städtische Anlagen werden umgepflügt um Obst und Gemüse anzubauen, allerdings kommt es im Herbst 1916 zu katastrophalen Missernten. Ab dem 26. Februar 1915 gibt es erste Rationierungen. Brot- und Lebensmittelmarken werden ausgegeben, die eine Person oder Familie zum Bezug einer bestimmten Menge eines bestimmten Lebensmittels berechtigen. Diese Lebensmittelmarken stellen weniger eine Garantie für das Essen dar als ein Verbot, mehr zu bekommen. In Ludwigshafen tritt der Milchmangel besonders hervor, so-dass Kinder, Schwangere und Stillende besonders bedacht werden. Die hohen Lebensmittelpreise machen der Ludwigshafener Bevölkerung sehr zu schaffen, gegen sie wird auch öffentlich protestiert. Am 13. Februar 1917 kommt es zu Hungerunruhen („Brotunruhen“), als in Ludwigshafen ein Großteil der Bedürftigen bei der Kartoffelausgabe leer aus-geht. Diese Demonstration ist spontan und eine verzweifelte Reaktion der Mütter, die ihre Kinder kaum versorgen können Ein Anzetteln einer solchen Demonstration wird den beiden Frauen in der hier gezeigten Akte vorgeworfen. Ein Soldat äußert von der russischen Front in dem hier gezeigten Brief sein Unverständnis über diese Vorfälle in seiner Heimat. Die Situation verschärft sich mit der Dauer des Krieges und wird immer schwieriger und undurchsichtiger. Subsistenzwirtschaft und Hamsterfahrten aufs Land nehmen zu. Ludwigshafen und andere Städte führen aufgrund des Kleingeldmangels eigenes Notgeld ein. Der Krieg macht die Frauen erfinderisch: Die Zutaten von Koch- und Backrezepten werden so geändert, dass auch oh-ne nicht verfügbare Lebensmittel wie Eier gekocht und gebacken werden kann. Auch Ersatzprodukte wie Streckbutter, Kriegsbrot und Ersatzkaffee werden entwickelt um die knappen Güter zu strecken. Es wurden auch offizielle Kriegs-kochbücher herausgegeben, die die Bevölkerung anleiten sollen, mit den Kriegsprodukten zu kochen. Neben Nahrungsmitteln sind auch andere Dinge des täglichen Lebens betroffen. Ein Beispiel dafür ist die hier gezeigte Kriegsseife („K. A.“ = Kriegsausschuss), die nur durch Bezugsscheine zu erwerben ist und die nur aus Fetten und Ölen bestehen darf, die nicht für den Verzehr geeignet waren. Insgesamt sind die Kriegsersatzstoffe von minderer Qualität, die im Laufe des Krieges noch weiter abnimmt, so dass die Stimmung in der Bevölkerung immer schlechter wird. 5 Auswahl an Fotografien in der Ausstellung (hier ohne Bildunterschriften): 6 Begleitprogramm Ab September wird die Ausstellung durch ein abwechslungsreiches Begleitprogramm ergänzt, dass für Jugendliche ab ca. 14 Jahren geeignet ist: "Kämpfen für das Königreich? Pfalz und Bayern zwischen 1814 und 1914" Dr. Klaus-Jürgen Becker vom Stadtarchiv hält im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung am Donnerstag, 4. September 2014, um 19 Uhr den Vortrag "Kämpfen für das Königreich? Pfalz und Bayern zwischen 1814 und 1914". Gegenstand des Vortrags ist eine Darstellung des schwierigen Verhältnisses zwischen dem Königreich Bayern und seiner ungeliebten linksrheinischen Provinz von deren Erwerb bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei. "Die Männer im Krieg und das Überleben in Ludwigshafen. - Der Alltag in der Zwangswirtschaft ab 1915" Werner Appel vom Bereich Stadtentwicklung der Stadtverwaltung Ludwigshafen referiert am Donnerstag, 18. September 2014, um 19 Uhr über "Die Männer im Krieg und das Überleben in Ludwigshafen. Der Alltag in der Zwangswirtschaft ab 1915". Der Vortrag erläutert und präsentiert viele, heute noch vorhandene Originaldokumente aus der Lebensmittelzwangswirtschaft wie beispielsweise Lebensmittel- und Haushaltungskarten. Zu diesen Karten existieren noch die offiziellen Beschlüsse des Stadtrats, darüber hinaus die offiziellen Verordnungen und Bekanntmachungen von Stadt und Reichsregierung, die das Vorgehen der Behörden in Ludwigshafen nachzeichnen. Schließlich gab es für fast alle alltäglichen Produkte staatliche Rationierungsmaßnahmen. Anhand weiterer Belege wird aufgezeigt, wie sich die alltägliche Ernährung überhaupt aufrechterhalten ließ, wie gekocht werden konnte und welche "Ersatzprodukte" auf dem Markt waren. Begleitende Informationen über die Verhältnisse in den Schulen, in der Kriegsfürsorge, in den Volksküchen und in der Landwirtschaft, aber auch über die Versorgung mit Brennstoffen und über die Kriminalität sowie weiteren Aspekten des Alltags in Ludwigshafen runden den mit umfangreichem zeitgenössischem Bildmaterial versehenen Vortrag ab. Performance "Ludwigshafen, Frauen - und der Erste Weltkrieg" Am Samstag, 27. September 2014, um 19 Uhr lädt das Ausstellungsteam zur Performance "Ludwigshafen, Frauen - und der Erste Weltkrieg" mit Herma Auguste Wittstock ein. Die Künstlerin Herma Auguste Wittstock, Meisterschülerin von Marina Abramović, wird sich zur Vorbereitung der Performance im Vorfeld für mehrere Tage in Ludwigshafen aufhalten und sich mit der Stadt sowie Facetten des Ersten Weltkriegs und speziell Rolle der Frauen im Krieg im Anschluss künstlerisch auseinan7 dersetzen. Ihre Eindrücke münden am Abend des 27. September in der Performance im Stadtmuseum. Der Eintritt kostet 5 Euro an der Abendkasse. Die Veranstaltung wird ermöglicht durch die freundliche Unterstützung des Kultursommers Rheinland-Pfalz. "Die Kriegschronik der Apostelkirche - Die Rolle der Frauen in der Gemeinde" "Die Kriegschronik der Apostelkirche - Die Rolle der Frauen in der Gemeinde" ist der Titel des Vortrages, den Pfarrer Stefan Bauer, Protestantische Kirchengemeinde Ludwigshafen-Hemshof, im Begleitprogramm zur Ausstellung am Donnerstag, 2. Oktober 2014, um 19 Uhr im Stadtmuseum halten wird. Der Vortrag widmet sich unter anderem dem Engagement der Frauen der Gemeinde, welches vor allem beim Einsatz der Diakonissen in den Lazaretten deutlich wurde. Daneben beschäftigt sich der Vortrag auch mit einem Band mit Kriegspredigten von Pfarrer Dr. Friedrich Huber, der zwei Söhne im Krieg verlor. - Im Rahmen der Veranstaltung werden auch Exponate zu sehen sein: neben dem Predigtband Hubers auch das damals gültige Gottesdienstbuch (Agende) oder auch ein König-Ludwig-Kreuz, wie es 1916 für die Verdienste der Pfarrer verliehen wurde. In allen Dokumenten wird deutlich, wie eng die evangelische Kirche an die Monarchie und das Kaiserreich gebunden war. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei. Um eine Spende zur Sanierung der Steinmeyer-Orgel der Apostelkirche wird gebeten. "Die Pfalz im Ersten Weltkrieg" Dr. Heinrich Thalmann, Ausbilder am Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Karlsruhe (Berufliche Schulen) und Fachberater für das Regierungspräsidium Karlsruhe hält am Donnerstag, 9. Oktober 2014, um 19 Uhr im Stadtmuseum den Vortrag: "Die Pfalz im Ersten Weltkrieg". Der Vortrag gibt einen Überblick über die Auswirkungen des Krieges auf die in Frontnähe liegende Pfalz von den Tagen von den Tagen der Mobilmachung bis zur Besetzung. Die Einblicke in Kriegsverwaltung und Rüstungsbetriebe zeigen die zahlreichen Bemühungen des Staates, der immer schwieriger werdenden Lage bei der Lebensmittelversorgung und Arbeitskräftebeschaffung gerecht zu werden. Lazarette wurden angesichts der vielen Opfer auch in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen notwendig. Weitere Themen des mit historischen Bildern gestalteten Vortrags sind etwa die zahlreichen Sammlungen, die sowohl der Kriegsfürsorge wie durch die Glockenabgabe auch der Kriegsführung dienten. Revolution und Kriegsende führen zur Besetzung der Pfalz und erschütterten die Verbundenheit mit Bayern. Der Vortrag ist eine Kooperation mit dem Historischen Verein der Pfalz. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei. 8 "Sie kämpften und starben für ihr Vaterland - Jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg" Herbert Baum M.A., Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal, referiert am Donnerstag, 23. Oktober 2014, um 19 Uhr über das Thema "Sie kämpften und starben für ihr Vaterland - Jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg". Der jüdische Bundeswehroffizier und Wissenschaftler Michael Berger analysiert in seinem Buch "Eisernes Kreuz und Davidstern" die Geschichte jüdischer Soldaten in deutschen Armeen seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Während des Ersten Weltkriegs kämpften rund 100.000 Juden in den deutschen Streitkräften. Von ihnen starben 12.000, rund 30.000 deutsche Soldaten jüdischen Glaubens wurden auf Grund ihrer Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Der Vortrag beschreibt mit zahlreichen Fotos die Entwicklungen bis zur Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung im NSSystem. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei. Matinée und Lesung Clara Immerwahr steht im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung im Mittelpunkt einer Matinée und Lesung am Sonntag, 2. November 2014, um 11 Uhr im Stadtmuseum. Clara Immerwahr (geboren 21. Juni 1870 in Polkendorf bei Breslau; verstorben 2. Mai 1915 in Dahlem bei Berlin) war die erste Frau in Deutschland mit einem Doktortitel im Fach Chemie, und engagierte Menschen- und Frauenrechtlerin. Im Jahr 1901 heiratete sie in Breslau Fritz Haber (1868 bis 1934). 1914 ließ sich Fritz Haber zur Armee einberufen, um an seinem Institut Rüstungsprojekte voranzutreiben, im Herbst begannen die Forschungen zum Einsatz von Giftgas. Nach dem ersten im großen Maßstab letal wirkungsvollen Giftgaseinsatz an der Westfront vom 22. April 1915 in der Zweiten Flandernschlacht bei Ypern mit 150 Tonnen Chlorgas, das nach dem so genannten Haberschen Blasverfahren aus Flaschen entwich, erschoss sie sich am Morgen nach der Siegesfeier mit Habers Dienstwaffe im Garten ihres Hauses. Referentin ist Dr. Regina Heilmann, Leiterin des Stadtmuseums Ludwigshafen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei. Matinée und Abschluss Die Ausstellung endet am Sonntag, 9. November, 11 Uhr, mit einer Matinée und Abschlussveranstaltung zum Thema Erinnerungskultur. Dr. Klaus-Jürgen Becker vom Stadtarchiv und Dr. Regina Heilmann vom Stadtmuseum präsentieren gemeinsam den Bildervortrag „Das Ludwigshafener Totenbuch und der Hauptfriedhof als Gedenkort". Gezeigt und erläutert wird das eindrückliche Ludwigshafener Totenbuch, das die Gefallenen des Ersten Weltkriegs verzeichnete. Es befindet sich noch heute im Besitz der Stadt und legt ein bewegendes Zeugnis vom Leid des Krieges ab. Abgerundet wird die Veranstaltung durch präsentierte Aufnahmen von Ludwigshafener Gedenkstätten zu diesem Krieg. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei. Mit dieser Matinée wird bei Kaffee und Gebäck die Ausstellung beendet. Eine abschließende Führung wird im Anschluss an die Abschlussveranstaltung angeboten. 9