Der Sternenhimmel im Juli

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Der Sternenhimmel im Juli
Der Verfasser
Ralf Kannenberg
Diplomierter Mathematiker, in der Computerbranche tätig.
Schon als kleiner Junge hat Ralf Kannenberg mit Begeisterung den Apollo-Astronauten auf ihren Ausflügen im Mond-Auto zugeschaut, wann immer sie im Fernsehen übertragen wurden. Er interessierte
sich stets für populärwissenschaftliche Astronomie und begann 1978 aktiv mit dem Beobachten, indem er sich autodidaktisch die Sternbilder angeeignet hat.
Ralf bevorzugt Beobachtungen ohne optische Hilfsmittel und ist sehr gut mit den Problematiken und
Tücken der Beobachtungen des Sternhimmels vertraut; er weiß aus eigener Erfahrung recht genau,
wo man als Laie etwas sieht und wo man nichts sieht; insbesondere hat er gelernt, dass man sich von
Fehlschlägen nicht entmutigen lassen sollte.
Es ist Ralf ein Anliegen, jungen Menschen die faszinierende Welt des Sternenhimmels nahe zu bringen und dabei auch von seinen eigenen langjährigen Erfahrungen zu berichten. Aus diesem Grunde
steht er auch bei individuellen Fragen gerne per E-Mail zur Verfügung. Dazu bitte die Kontaktadresse
auf dieser Website nutzen.
1. Allgemeines im aktuellen Monat
Diese Rubrik ist ein allgemeiner Überblick über den abendlichen Sternenhimmel im aktuellen
Monat sowie den Stand der hellen Planeten. Eine erste einfache Einführung, wie man die
wichtigsten Sterne finden kann, findet sich in der dritten Rubrik.
Nun hat sich der Kreis des Himmelsjahres, den wir letztes Jahr im Juli begonnen haben, geschlossen, und auch der Sternenhimmel ist nach den turbulenten Frühlingstagen zur Ruhe
gekommen. Der helle Riesenplanet Jupiter im Südosten lenkt alle Blicke auf sich, so dass
die beiden hellsten Sommersterne, Arktur und die Wega, fast etwas in den Hintergrund gedrängt werden, ebenso die Spica in der Verlängerung der Deichsel des Großen Wagen via
Arktur sowie die beiden Nachbarsterne der Wega im Sommerdreieck, Deneb im Schwan
und Atair im Adler. Dieser Tage ist auch der sehr schöne Skorpion mit den rötlich funkelnden Hauptstern Antares hoch über dem Südhorizont zu sehen.
Tief im Westen kann man noch Denebola, den Schwanzstern des Löwen, erkennen, den
letzten Boten vergangener Frühlingstage.
Der Große Wagen hat den Höchststand über dem Polarstern hinter sich und senkt sich nun
wieder westwärts herab, während die Cassiopeia tief im Nordwesten wieder höher steigt und
wie ein schiefes "W" über dem Nordost-Horizont steht.
Die Venus sieht man weiterhin morgens vor Sonnenaufgang.
2. Monatsbeitrag: Der Jupiter
Jupiter von der Raumsonde
Cassini aufgenommen
Der Planet Jupiter ist der weitaus größte Planet unseres
Sonnensystems; sein Durchmesser ist 12-mal größer als derjenige der Erde. Dank der Schwerkraft dieses riesigen Planeten wurden in der Frühzeit unserer Erde zahlreiche Kometen, die
sonst die Erde getroffen
hätten, abgelenkt und
ins All zurückgeschleudert; ohne diesen Riesenplaneten hätte sich
auf unserer Erde wegen
dieses KometenBombardements bis
heute noch kein höheDetailaufnahme vom Großen Rores Leben entwickeln
ten Fleck, einem Wirbelsturm
können.
Der Jupiter hat vier große Monde, die man bereits in einem Feldstecher erkennen kann;
allerdings muss man sich wenigstens mit den Armen abstützen oder noch besser den Feldstecher auf einem Stativ befestigen, da man freihändig zu sehr mit den Armen zittert, um die
Jupitermonde erkennen zu können. Diese 4 großen Jupitermonde wurden im Jahre 1610 vom berühmten Astronomen
Galileo Galilei entdeckt und die Entdeckung dieser Monde hat
das damals vorherrschende Weltbild mit der Erde im Mittelpunkt des Universums umgewälzt, da diese vier Monde nach
dem Verständnis der antiken Gelehrten die Sphären des Jupiters hätten durchschlagen müssen. Zahlreiche Gelehrte weigerten sich damals, durch das Fernrohr zu schauen, weil sie der
Ansicht waren, dass nicht sein kann was nicht sein darf und
versuchten, die Jupitermonde als Lichtreflexe im Fernrohr abzutun; manch' mutiger Forscher wurde wegen seiner modernen
Auffassung damals kurzerhand hingerichtet, damit wenigstens
Galileo Galilei
seine Seele gerettet würde.
Heutzutage weiß man, dass es sich bei den vier großen Jupitermonden um Himmelskörper
handelt, deren Größe zwischen knapp Erdmondgröße und gut Merkurgröße liegt. Der innerste, Io, zeigt auf den Aufnahmen der Raumsonden knallrote Strukturen und man konnte sogar
aktive Vulkane fotographieren; dieser Mond wird von den Gezeiten des Jupiter durchgewalkt
und gewinnt dadurch viel Wärme. Unter der Oberfläche des zweiten Jupitermondes Europa
vermutet man einen großen Ozean aus Wassereis, der sogar Leben beherbergen könnte.
Der dritte Jupitermond Ganymed ist der größte Mond unseres Sonnensystemes und sieht
ebenso wie der vierte Jupitermond Kallisto wie ein größerer Bruder unseres Erdmondes
aus.
Bereits in einem
Feldstecher sind
die Jupiter-Monde
erkennbar, hier ein
Bild durch ein Teleskop von der
Erde aus
Io
Europa
Ganymed
Kallisto
Größenmäßig ist Ganymed etwas größer als der Saturnmond Titan, welcher sogar eine dichte Atmosphäre aufweist; der viel kleinere Saturnmond Enceladus wird ähnlich wie der erste
Jupitermond Io von den Gezeitenkräften durchgewalkt, so dass auf ihm Wasservulkane und
auch eine ganz dünne Wasseratmosphäre vorhanden sind; insgesamt erinnert dieser Saturnmond an den zweiten Jupitermond Europa und könnte wie dieser einfachste Lebensformen beherbergen.
3. Kleine Einführung in die wichtigsten Sterne
Blick gegen Süden Mitte Juli ab etwa 22 Uhr. Der Ausschnitt geht über den
Zenit (helles Kreuz) hinaus und umfasst über die Hälfte des an diesem
Zeitpunkt sichtbaren Sternenhimmels.
Ausgangspunkt unserer Sternenwanderung im Juli ist der Große Wagen, der seinen höchsten Stand hinter sich hat und nun seitlich auf dem Kopf steht; verlängert man die Deichsel,
so kommt man zum hellen Stern Arktur im Bärenhüter und bei weiterer Verlängerung gelangt man zur hellen Spica in der Jungfrau. Arktur bedeutet "Jäger, der die (Große) Bärin im
Auge behält“ und ist mit 35 Lichtjahren der nächst gelegene Rote Riese; die Spica ("Kornähre") ist ein blauweißlicher Stern im Abstand von 260 Lichtjahren.
Auch Arktur ist Ausgangspunkt einer allerdings größeren Deichsel, deren äußerer Stern
Gemma heißt; das ist der Hauptstern der Nördlichen Krone. Gemma bedeutet "Edelstein"
und ist ein weißlicher Stern 2. Größe im Abstand von 80 Lichtjahren; wie die meisten Sterne
des Großen Wagen (mit Ausnahme des vorderen Deichselsternes und des oberen hinten
Kastensternes) gehört sie auch zum Bären-Strom, einer Gruppe von Sternen, die gemeinsam an unserer Sonne vorbei durch unsere Milchstraße ziehen, auch der Sirius gehört diesem Bärenstrom an. - Diese größere Deichsel von Arktur über die Gemma weist auf einen
Stern 2. Größe namens Ras Alhague im Schlangenträger, der nun halbhoch im Osten
steht. Spiegelt man im Sommerdreieck den Stern Deneb an der Achse Wega - Atair, so gelangt man ebenfalls zu Ras Alhague. Ras Alhague bedeutet "Kopf des Schlangenträgers"
und ist ein gelblich-weißer Stern im Abstand von etwa 60 Lichtjahren.
Betrachtet man die große Deichsel von Arktur
und Gemma als Kopf einer geometrischen
Drachen-Figur, so findet man auf der anderen
Seite, also im Südosten, einen Stern 3. Größe
namens Unuk, das ist der Hauptstern der
Schlange. Unuk stammt von "Unuk al Hay"
und bedeutet "Hals der Schlange"; sie ist ein
70 Lichtjahre entfernter Roter Riese. Von Unuk
aus kann man in Richtung Süden wie auf einer
Linie eine Reihe von Sternen erkennen, die
man als "Himmelslineal" bezeichnen könnte;
am Ende dieses Himmelslineals steht nach
oben abgeknickter ein Stern 2. Größe; das ist
Sabik im Schlangenträger. Sabik heißt "der
Vorangehende" und ist wie die Gemma ein
weißlicher Stern im Abstand von 80 Lichtjahren. Von Sabik gelangt man südwärts blickend
direkt zum sehr schönen Skorpion; bei guter
Südsicht kann man den vorderen Teil des
Skorpion, welcher aus zwei senkrecht zueinander stehenden engen Dreiergruppen beOrientierung Bärenträger – Skorpion: Oransteht, sehen. Es sieht also so aus, als ob sich
ge eingezeichnet ist die geometrische Drader Skorpion gerade aus dem Sand ausgräbt
chenfigur und das „Himmelslineal“ am
und erst die Scheren (vordere drei Sterne) und
Schwanz des Drachens
der vordere Teil seines Körpers (untere drei
Sterne) zum Vorschein gekommen sind. Diese beiden Dreiergruppen sind leicht gebogen
und stehen senkrecht zueinander. Der Hauptstern des Skorpion, der helle rötliche Antares,
befindet sich in der Mitte der unteren Dreiergruppe. Antares ist ein über 500 Lichtjahre entfernter Roter Riese; wegen seiner Farbe heißt er "Gegenmars".
Seien noch die drei Sterne des Sommerdreiecks genannt: Die Wega in der Leier bedeutet
"herabstoßender Adler" und ist ein weißlicher Stern im Abstand von nur 25 Lichtjahren; "Deneb" im Schwan ist 3000 Lichtjahre von uns entfernt und trotzdem ein Stern erster Größe;
dieser blauweißliche Stern ist also einer der hellsten Sterne unserer Milchstraße überhaupt.
Atair im Adler ist ein sonnennaher Stern, der nur 17 Lichtjahre entfernt ist; er bedeutet "fliegender Adler" und ist wie die Wega ein weißlicher Stern. Im Altertum haben die Menschen
also in der Wega und in Atair zwei fliegende Adler gesehen.
4. Aktuelles: Der Planet Merkur - ein vergessener Planet?
Aufmerksamen Leserinnen und Lesern dieser monatlichen Astronomie-Beiträge ist sicherlich nicht entgangen,
dass ich noch keinmal den Planeten Merkur beschrieben habe, wo man ihn sehen kann. Woran liegt das? Ist
er zu wenig hell? Nun, schon im Altertum war der Merkur bekannt - in den romanischen Sprachen ist ja der
Mittwoch ("Mercredi" bzw. "Mercoledi") nach diesem
Planeten benannt und tatsächlich wird der Merkur fast
so hell wie der Sirius, also weit heller als beispielsweise
Arktur, die Wega oder die Capella. Aber der Merkur ist
der innerste Planet in unserem Sonnensystem und
steht aus Sicht der Erde also stets in Sonnennähe, so
dass er nur in der Abenddämmerung tief im Westen
nahe der bereits untergegangenen Sonne oder in der
Morgendämmerung tief im Osten in der Nähe der in
Kürze aufgehenden Sonne stehen kann. Somit steht er
also stets tief am Horizont und sein Licht muss sich
durch den Horizontdunst bahnen und zudem ist es dann nicht mehr dunkel, sondern bereits
dämmrig. Merkurspezialisten pflegen auch totale Sonnenfinsternisse für Merkurbeobachtungen zu nutzen, hier bieten sich während weniger Minuten oftmals bessere Beobachtungsmöglichkeiten, zumal der Merkur dann wie die Sonne hoch am Himmel stehen kann.
Der Merkur ist wie die Venus, die Erde (und auch der Mond) und der Mars ein Planet, der
aus Gestein aufgebaut ist, im Gegensatz zu den Gasriesen Jupiter, Saturn, Uranus und
Neptun, die aus Gas bestehen oder den Kuipergürtel-Planeten Pluto und dem letztes Jahr
entdeckten noch namenlosen 10. Planeten, die vorwiegend aus Eis bestehen. Der Merkur ist
weniger als halb so groß wie die Erde, gut doppelt so groß wie der Pluto; sogar zwei Monde
unseres Sonnensystems, der dritte Jupitermond Ganymed sowie der große Saturnmond Titan, sind einige hundert Kilometer größer als der Merkur, der seinerseits geringfügig größer
als der vierte Jupitermond Kallisto ist.
Die in diesem Beitrag verwendeten Bilder stammen von der NASA, der ESA, ESO, DLR und anderen
Raumfahrts- und Astronomie- Organisationen. Das Nutzungsrecht dieser Organisationen besagt, dass
ihre Bilder für Zwecke der Bildung frei verwendet werden dürfen.
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