IP/06/820 Brüssel, den 22. Juni 2006 Klimawandel: Mehr Anstrengungen nötig, um Trend der Treibhausgasemissionen in der EU umzukehren Die Treibhausgasemissionen der 15 alten EU-Mitgliedstaaten (EU-15) sind nach Angaben der Europäischen Kommission von 2003 bis 2004 um 0,3 % gestiegen. Trotz dieses Anstiegs lagen die Emissionen dieser Länder um 0,9 % unter denen des Basisjahrs (in den meisten Fällen 1990), obwohl im gleichen Zeitraum in der EU-15 ein Wirtschaftswachstum von 32 % verzeichnet wurde. Dennoch muss mehr unternommen werden, um die Emissionen der EU-15 im ersten Verpflichtungszeitraum des KyotoProtokolls gegenüber dem Basisjahr um 8 % zu verringern. Die bevorstehende Zuteilung von Emissionszertifikaten für 2008 bis 2012 in den Mitgliedstaaten im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems ist ein wesentliches Instrument, damit die Mitgliedstaaten ihre Kyoto-Ziele erreichen. Die Emissionen der 25 EU-Mitgliedstaaten, für die noch kein gemeinsames Kyoto-Ziel aufgestellt wurde, stiegen von 2003-2004 um 0,4 %, lagen jedoch noch immer um 7,3 % unter den Werten des Basisjahres. „Wir können unser Ziel für die Emissionsminderung nur erreichen, wenn die Mitgliedstaaten intensivere Anstrengungen unternehmen, um die vielen EU-Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels durchzuführen, die in den vergangenen Jahren vereinbart worden sind. Die neuen nationalen Zuteilungspläne, die Ende dieses Monats vorliegen müssen, bieten den Mitgliedstaaten nun eine günstige Gelegenheit, nicht nachhaltige Emissionstrends umzukehren und sicherzustellen, dass sie ihre Kyoto-Ziele erreichen. Es ist sehr ermutigend, dass wir Wirtschaftswachstum und Treibhausgasemissionen entkoppelt haben, doch muss diese Entkopplung schneller vorangetrieben werden,“ erklärte EU-Umweltkommissar Stavros Dimas. Dem von der Europäischen Umweltagentur zusammengestellten Inventar für 2004 zufolge sind die Treibhausgasemissionen in der EU-15 (ausgedrückt in Kohlendioxidäquivalent) gegenüber 2003 um insgesamt 11,5 Mio. Tonnen (0,3 %) gestiegen. In zehn der 15 alten EU-Mitgliedstaaten stiegen die Emissionen, in den übrigen fünf gingen sie zurück (Einzelheiten siehe Anlage). Durch den Anstieg um 0,3 % wurde die Verringerung der Emissionen der EU-15 gegenüber dem Basisjahr von 1,2 % im Jahr 20031 auf 0,9 % im Jahr 2004 zurückgeführt. Verursacht wurden die höheren Emissionen der EU-15 im Jahr 2004 hauptsächlich durch den höheren Kohlendioxidausstoß im Straßenverkehr, bei der Eisen- und Stahlerzeugung und bei der Erdölraffination sowie durch höhere Fluorkohlenwasserstoffemissionen (FKW) aus Kühl- und Klimaanlagen. 1 Der vorläufige Wert für das Jahr 2003 von 1,7 % wurde nach der Neuberechnung von nationalen Emissionsinventaren korrigiert. Die FKW gehören zu den Gasen mit der stärksten Treibhauswirkung. Ein positiver Aspekt war der Rückgang der Kohlendioxidemissionen aus Haushalten und Dienstleistungsbetrieben und aus der Strom- und Wärmeerzeugung sowie die geringeren Methanemissionen aus Deponien, dem Kohlenbergbau und der Handhabung von Kohle. Mit dem Ergebnis von 2004 entfernen sich die tatsächlichen Emissionen der EU-15 von dem Wert, den sie hätten erreichen müssen, wenn die auf EU-Ebene vereinbarten politischen Strategien und Maßnahmen vollständig durchgeführt würden. Die wachsende Kluft zwischen den geplanten und den tatsächlichen Emissionen macht deutlich, dass die Mitgliedstaaten ihre Maßnahmen nur schleppend durchgeführt haben und ihr Durchführungstempo steigern müssen. Umso wichtiger ist es daher, dass die Mitgliedstaaten im Rahmen des EUEmissionshandelssystems nationale Zuteilungspläne für 2008-2012 aufstellen, die hinreichend rigoros sind, damit die Kyoto-Ziele erreicht werden. Mit den nationalen Zuteilungsplänen werden die Gesamtemissionen energieintensiver Sektoren gedeckelt, die für fast die Hälfte der Kohlendioxidemissionen der EU verantwortlich sind. In den Plänen wird auch niedergelegt, wie viele Emissionsgutschriften Mitgliedstaaten durch Emissionssparprojekte in Drittländern erhalten wollen. Die nationalen Zuteilungspläne müssen bis 30. Juni vorliegen; danach muss die Kommission sie innerhalb von drei Monaten genehmigen oder Änderungen verlangen. Die Ergebnisse einiger Mitgliedstaaten zeigen, dass auch andere EU- und nationale Maßnahmen erfolgreich zur Emissionsminderung beitragen, sofern sie tatsächlich durchgeführt werden. So hat Deutschland seine Gesamtemissionen im Zeitraum 2003-2004 um 0,9 % gesenkt, indem es den Anteil der erneuerbaren Energieträger bei der Stromerzeugung von 7,9 % auf 9,4 % angehoben hat. Gleichzeitig gingen die Emissionen Dänemarks um 8,1 % zurück, weil der Anteil der erneuerbaren Energien von 13,4 % auf 14,2 % angehoben wurde und eine Kampagne für Energieeffizienz dazu beitrug, den Energieverbrauch der Haushalte um 1,8 % zu drosseln. „Beispiele erfolgreich durchgeführter Maßnahmen müssen in der gesamten EU nachgeahmt werden, damit wir unsere Emissionsziele erreichen können,“ sagte Kommissar Dimas. Weitere Einzelheiten zu den Treibhausgasemission 2004 finden Sie in der Anlage und in der Pressemitteilung der Europäischen Umweltagentur: http://org.eea.europa.eu/documents/newsreleases/GHG2006-en Hintergrund Aufgrund des von der Kommission im Jahr 2000 verabschiedeten Europäischen Programms zur Klimaänderung (ECCP) wurden auf EU-Ebene mehr als 30 Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen durchgeführt. Dazu gehören das neuartige Emissionshandelssystem der EU, die Richtlinie über Energieeffizienznormen für Gebäude und Rechtsvorschriften über fluorierte Industriegase. Einige dieser wichtigen Maßnahmen wurden 2004 noch nicht durchgeführt. ECCP II wurde im Oktober 2005 lanciert. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der Überprüfung des Stands der Umsetzung von ECCP I, der Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffemissionen und den Emissionen des Straßen- und des Luftverkehrs gewidmet. Auch wird die Rolle der EU bei der Verringerung der Verletzlichkeit der Gesellschaft gegenüber der Klimaänderung und der Förderung von Anpassungsmaßnahmen untersucht. Vorgesehen sind außerdem zusätzliche politische Initiativen in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Weitere Auskünfte zum Kampf der EU gegen den Klimawandel finden Sie unter: http://ec.europa.eu/environment/climat/home_en.htm 2 Anhang Treibhausgasemissionen der EU-15 insgesamt (*) gemessen am Kyoto-Ziel Index (Basisjahr=100) 110 105 104.4 100 99.1 98.0 95 92.0 90 Basis- 1991 jahr 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 Treibhausgasemissionen Zielpfad 2010 Treibhausgasemissionsziel 2010 CO2-Emissionen 2009 2011 Fünfjahresdurchschnitt 2000-2004 Anmerkungen: (*) Ohne Emissionen Forstwirtschaft. und Absorptionen durch Flächennutzung, Flächennutzungsänderungen und Der lineare Zielpfad ist nicht als Annäherung vergangener und künftiger Emissionstrends gedacht. Er ist ein Maß dafür, inwieweit die Emissionen der EU-15 von 1990 bis zum Kyoto-Ziel 2008-2012 einem linearen Pfad der Emissionsreduzierung folgen, wobei von der Annahme ausgegangen wird, dass nur inländische Maßnahmen verwendet werden. Daher ist er kein Maß für eine (mögliche) Einhaltung der Treibhausgasziele in der EU im Zeitraum 2008-2012, sondern zielt darauf ab, die Gesamttreibhausgasemissionen der EU-15 im Jahr 2004 zu bewerten. Als Einheit werden Indexpunkte verwendet, die Emissionen des Basisjahres werden mit 100 angesetzt. Das Kyoto-Ziel ist ein auf einen Fünfjahresdurchschnitt (2008-2012) berechnetes Ziel. Dies erklärt, weshalb der neueste vorliegende Fünfjahresdurchschnitt (2000-2004) zusammen mit den Treibhausgasemissionstendenzen 1990-2004 dargestellt wird. Die Angaben wurden nicht hinsichtlich Temperaturschwankungen oder hinsichtlich des Elektrizitätshandels bereinigt. Die Basisjahrschätzungen für Emissionen fluorierter Gase sind die Summe der Emissionen von 13 Mitgliedstaaten im Jahr 1995 und der Emissionen Österreichs und Frankreichs im Jahr 1990. 2 Treibhausgasemissionen der EU-25 (*) im Kohlendioxidäquivalenten und Kyoto-Ziele 2008-2012 - Basisjahr MITGLIEDSTAAT Österreich 1) Veränderung 2003–2004 2004 (Mio. Tonnen) (Mio.Tonnen) (Mio. Tonnen) Veränderung 2003–2004 (%) -1.2 Jahr 2004 Veränd. Basisjahr–2004 (%) 78.9 91.3 -1.3% Belgien Zypern 2) 146.9 147.9 0.3 6.0 8.9 -0.3 Tschech. Republik 196.3 147.1 -0.5 -0.3% in Ziele 2008–12 Nach KyotoProtokoll und "EULastenteilung” (%) 15.7% -13.0% 0.2% 0.7% -7.5% -3.0% 48.2% - -25.1% -8.0% Dänemark 69.3 68.1 -6.0 -8.1% -1.8% -21.0% Estland 42.6 21.3 0.1 0.7% -50.0% -8.0% Finnland 71.1 81.4 -4.2 -4.9% 14.5% 0.0% 567.1 562.6 1.5 0.3% -0.8% 0.0% Deutschland 1230.0 1015.3 -9.1 -0.9% -17.5% -21.0% Griechenland 111.1 137.6 0.3 0.3% 23.9% 25.0% Ungarn 122.2 83.1 -0.2 -0.2% -32.0% -6.0% Irland 55.8 68.5 0.1 0.1% 22.7% 13.0% Italien Frankreich 518.9 582.5 5.1 0.9% 12.3% -6.5% Lettland 25.9 10.7 0.0 0.4% -58.5% -8.0% Litauen 50.9 20.3 3.1 17.9% -60.1% -8.0% Luxemburg Malta 2) 12.7 12.7 1.3 11.3% 0.3% -28.0% 2.2 3.2 0.1 4.2% 45.9% - Niederlande 214.3 217.8 2.5 1.1% 1.6% -6.0% Polen 565.3 386.4 3.7 1.0% -31.6% -6.0% Portugal 60.0 84.5 0.9 1.0% 41.0% 27.0% Slowakei 73.2 51.0 -0.1 -0.1% -30.3% -8.0% Slowenien 20.2 20.1 0.4 2.0% -0.8% -8.0% 289.4 427.9 19.7 4.8% 47.9% 15.0% Spanien Schweden Vereinigtes Königreich EU-15 (*) Ohne Emissionen Forstwirtschaft. 72.5 69.9 -1.1 -1.5% -3.6% 4.0% 767.9 659.3 1.3 0.2% -14.1% -12.5% 4265.7 4227.4 11.5 0.3% -0.9% -8.0% und Absorptionen durch Flächennutzung, Flächennutzungsänderungen und (1) Basisjahr für die EU-15 für Kohlendioxid, Methan und Stickstoffoxid ist 1990; für die fluorierten Gase haben 13 Mitgliedstaaten 1995 als Basisjahr gewählt, während Österreich und Frankreich 1990 verwenden. Da das Inventar die Summe der Inventare der Mitgliedstaaten ist, setzen sich die Schätzungen der EU-Emissionen fluorierter Gase im Basisjahr aus den Emissionen von 13 Mitgliedstaaten im Jahr 1995 und den Emissionen Österreichs und Frankreichs im Jahr 1990 zusammen. Malta und Zypern haben keine Treibhausgasemissions-Schätzungen für 2004 vorgelegt, weshalb die in dieser Tabelle angegebenen Daten auf der Schließung von Datenlücken beruhen (Emissionsschätzungen aufgrund von Statistiken und anderen Informationsquellen). Hinweis: Malta und Zypern haben keine Kyoto-Ziele. 3