Prof. Dr. Thomas Straubhaar Universität Hamburg Wintersemester 2009/2010 Vorlesung 21-60.371 21 60 371 Außenwirtschaftspolitik Modul 10 Wechselkursdeterminanten 7. Januar 2010 1 Wechselkurse Direkte oder Preisnotierung Preis der Fremdwährung in einheimischer Währung Bsp: am 14. Dez. 2009 kostet 1 Dollar 0,68 €; also: w = 0,68 €/$ Indirekte oder Mengennotierung Preis i d der einheimischen i h i i h Währung äh iin Fremdwährung d äh Bsp: am 14. Dez. 2009 kostet 1 Euro 1,47 $; also wm=1/w= also: 1/ 1 47 $/€ 1,47 2 Mengennotierung: g g Wie viele $ für 1 €? 1,47 14.12.09 3 Wechselkurse – Zweierlei Veränderungen von Wechselkursen: • Abwertung der einheimischen Währung – Der Preis der Fremdwährung in einheimischer Währung steigt. steigt – Einheimische Güter werden für Ausländer billiger, und ausländische Güter werden für Bürger des eigenen Landes teurer. • Aufwertung der einheimischen Währung – Der Preis der Fremdwährung in einheimischer Währung sinkt. sinkt – Einheimische Güter werden für Ausländer teurer, und ausländische Güter werden für Bürger des eigenen g Landes billiger. g 4 Wechselkurse und relative Preise Nachfrage nach Importen und Exporten wird von den relativen Preisen beeinflusst. – Aufwertung der einheimischen Währung: • Die relativen Preise der Exporte steigen. • Die relativen Preise der Importe p sinken. – Abwertung der einheimischen Währung: • Die relativen Preise der Exporte sinken. • Die relativen Preise der Importe steigen. 5 Devisenkassakurs und Devisenterminkurs – Devisenkassakurs Gilt für den Devisenhandel „an Ort und Stelle“ – Devisenterminkurs Der vorab vereinbarte Wechselkurs eines Devisenhandels zu einem zukünftigen g Zeitpunkt – Termin- und Kassakurse sind nicht unbedingt gleich, doch ihre Entwicklung verläuft lä ft iin hohem h h Maße M ß parallel. ll l 6 Devisenmarkt bei festen (bandfixierten) Wechselkursen Wechselkurs (DM/$) oberer Interv.-Punkt IO offizielle P ität w0 Parität Kassakurs wk unterer I t Interv.-Punkt P kt IU Devisenangebot Bandbreite D i Devisennachfrage hf Devisenmenge 7 Devisenswaps – Verknüpfung von Kassaverkauf und Terminkauf einer Währung – Sie machen einen erheblichen Anteil des Devisenhandels aus. – Terminkontrakt • Der Käufer erwirbt die Zusage, dass er zu einem i ffestgelegten l Datum D einen i festgelegten Betrag in Fremdwährung erhalten wird. – Devisenoption • Ihr Besitzer hat das Recht,, innerhalb ihrer Laufzeit einen festgelegten Währungsbetrag zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. verkaufen 8 Devisenmärkte: Interdependenzen p Kassamarkt Kassakurs wk Terminmarkt Terminkurs wt wt − w k Swapsatz: S = wk Report: S>0 Deport: S<0 9 Dreiecksarbitrage DM w1 = 3,0 (DM/$) Dollar w2 = 0,8 (DM/sfr) w3 = 3,70 (sfr/$) Schweizer Franken 10 Wechselkursdeterminanten Was bestimmt den Wechselkurs? Keine K i eindeutige i d ti Theorie Th i Kaufkraftparitätentheorie: Gesetz vom einheitlichen Preis Zinsparitätentheorie: Verzinsung muss identisch sein 11 Wechselkursdeterminanten Treibt die reale Seite den Wechselkurs oder Treibt die monetäre Seite den Wechselkurs? 12 Wechselkursdeterminanten Reale Seite => Wechselkurs => Kapitalflüsse oder Monetäre Seite => Wechselkurs => > Reale Seite 13 Wechselkursdeterminanten Statisch: Spiegelbild der realen Seite (Güterverkehr) Dynamisch: Spiegelbild der monetären Seite (Erwartungen) 14 Wechselkursdeterminanten Wechselkurs und Erwartungen Reale R l W Wachstumsdifferenzen h t diff Renditeerwartungen Zinserwartungen 15 Die Nachfrage nach Fremdwährungsvermögenswerten • Di Die Nachfrage N hf nach h Fremdwährungseinlagen F d äh i l wird i d von denselben Überlegungen beeinflusst wie die Nachfrage ac age nach ac jedem jede anderen a de e Vermögenswert e öge s e t auch. • Vermögenswerte und ihre Renditen – Definition der Rendite aus Vermögenswerten • Die prozentuale Wertsteigerung eines Vermögenswerts über einen bestimmten g Zeitraum hinweg. – Die reale Rendite • Sie wird im breiteren Rahmen eines für die Sparer repräsentativen Warenkorbs berechnet. 16 Die Nachfrage nach Fremdwährungsvermögenswerten • Risiko und Liquidität – Neben der Rendite achten Sparer auf die beiden weiteren wichtigsten Q lität Qualitäten eines i V Vermögenswerts: ö t • Risiko – UnsicherheitsUnsicherheits und Zufallsfaktoren Zufallsfaktoren, die das Vermögen eines Sparers beeinflussen • Liquidität – Die Leichtigkeit, mit der der Vermögenswert verkauft oder gegen Güter eingetauscht werden kann 17 Die Nachfrage nach Fremdwährungsvermögenswerten • Zinssätze – Um die Renditen verschiedener Einlagen zu vergleichen benötigen die Marktteilnehmer vergleichen, zwei Informationen: • Die Entwicklung des Marktwerts der Einlagen • Die Entwicklung der Wechselkurse – Der Zinssatz einer Währung ist der Betrag, den ein Individuum verdienen kann, indem es eine Währungseinheit für ein Jahr verleiht. • Beispiel: Bei einem Dollarzinssatz von 10% jährlich erhält derjenige, der $1 verleiht, zum Jahresende $1,10 zurück. 18 Zins-Spread zugunsten des Euro 4,25% 11 12 11.12 Quelle: Die Welt vom 8. Mai 2009 19 Wechselkurse und Renditen auf Vermögenswerte – Die Rendite auf Vermögenswerte, die auff dem d Devisenmarkt D i kt gehandelt h d lt werden, hängt von den Zinssätzen und den Wechselkurserwartungen ab. ab – Um sich zwischen einer Dollar- und einer Euroeinlage zu entscheiden, entscheiden muss man die Dollarverzinsung einer Euroeinlage berechnen. 20 Wechselkurse und Renditen auf Vermögenswerte – Der erwartete Unterschied zwischen den Renditen auf Dollar- und auf Euroeinlagen ist: R$ - [R€ + (Ee$/ € - E$/€ )/E$/€ ]= ] R$ - R€ - (Ee$/€ -E E$/€ )/E$/€ wobei gilt: R$ = der Zinssatz für Dollareinlagen mit einjähriger Laufzeit R€ = der heutige Zinssatz für Euroeinlagen mit einjähriger Laufzeit E$/€ = der heutige g Dollar/Euro-Wechselkurs / (in Dollar pro Euro) Ee$/€ = der erwartete Dollar/Euro-Wechselkurs (i D (in Dollar ll pro E Euro)) iin Jahresfrist J h f i 21 Tabelle 13.3: Vergleich der Dollarrenditen auf Dollar Dollar- und auf Euroeinlagen Dollarzinssatz Erwartete Abwertungsrate des Dollar gegenüber dem Euro Eurozinssatz Erwartete Differenz der Renditen von Dollarund Euroeinlagen 22 Der Devisenmarkt im Gleichgewicht • Zi Zinsparität: ität di die grundlegende dl d Gleichgewichtsbedingung – Der Devisenmarkt befindet sich im Gleichgewicht, wenn die Einlagen in allen Währungen dieselbe erwartete Rendite bieten. – Zinsparität • Die Gleichheit der erwarteten Renditen auf Einlagen in zwei beliebigen Währungen Währungen, gemessen in derselben Währung. • Sie impliziert die Gleichwertigkeit sämtlicher Fremdwährungseinlagen in den Augen ihrer potenziellen Besitzer. • Die erwarteten Renditen sind dann gleich, wenn gilt: R$ = R€ + (Ee$/€ - E$/€)/E$/€ 23 Der Devisenmarkt im Gleichgewicht • Wechselkursänderungen und erwartete R dit Renditen – Eine heutige Abwertung der I l d äh Inlandswährung senkt kt die di erwartete t t Rendite R dit aus einer Fremdwährungseinlage. – Eine heutige Aufwertung der Inlandswährung steigert die erwartete Rendite aus Fremdwährungseinlagen. 24 Der Devisenmarkt im Gleichgewicht Tabelle 13.4: Heutiger Dollar/Euro-Wechselkurs und erwartete Dollarverzinsung von Euroeinlagen bei Ee$/€ = $ 1,05 pro Euro Heutiger Dollar/EuroWechselkurs Erwartete Abwertungsrate d D des Dollar ll gegenüber üb Erwartete E t t DollarD ll Zinssatz dem Euro verzinsung von für EuroEuroeinlagen anlagen g 25 Abbildung 13.5: Die Beziehung zwischen dem aktuellen Dollar/Euro-Wechselkurs und der erwarteten Dollarverzinsung von Euroeinlagen 26 Abbildung 13.6: Bestimmung des Dollar/EuroGleichgewichtswechselkurses g 27 Zinssätze, Erwartungen und Gleichgewicht • Auswirkungen veränderter Zinssätze auf den aktuellen Wechselkurs – Eine Erhöhung der Verzinsung von Währungseinlagen führt zur Aufwertung der betreffenden Währung gegenüber Fremdwährungen. • Ei Ein A Anstieg i der d V Verzinsung i von Dollareinlagen D ll i l führt zur Aufwertung des Dollars gegenüber dem Euro. • Ein Anstieg der Verzinsung von Euroeinlagen führt zur Abwertung des Dollars gegenüber dem Euro. 28 Abbildung 13.7: Auswirkungen eines Anstiegs des Dollarzinssatzes 29 Abbildung 13.8: Auswirkungen eines Anstiegs des Eurozinssatzes 30 Zinssätze, Erwartungen und Gleichgewicht • Auswirkungen veränderter Erwartungen auff d den aktuellen kt ll Wechselkurs W h lk – Ein Anstieg des erwarteten zukünftigen W h lk Wechselkurses führt füh t zu einem i Anstieg A ti des d aktuellen Wechselkurses. – Ein Sinken des erwarteten zukünftigen Wechselkurses führt zu einem Sinken des aktuellen Wechselkurses. 31 Overshooting: kurz- und langfristige Anpassung des WK kurzfr. Reaktion: M↑ → (M / P)↑ → Z↓ → w↑ (wg ZP) (wg. zusätzlich: WS erwarten langfristig: P↑ → w= (P / P*) ↑ → we↑ ↑ (i selben (im lb Umfang wie M, P) →ZP↑ ZP↑ ( (neuer WK w1) 1) mittel- bis langfr. Reaktion: P↑ → (M / P)↓ (auf Ausg.-niv.) → Z↑ (auf Ausg.-niv) → w↓ (auf wL) 32 Die absolute Kaufkraftparitätentheorie ⇒Gesetz des einheitlichen Preises P=P* W mit P = Preis in inl. Währung [P]=[€] P*= Preis in ausl ausl. Währung [P*]=[$] W= Wechselkurs [W]=[€/$] ⇒ W=P/P* 33 The Big Mac Index http://www.economist.com/markets/bigmac/about.cfm Burgernomics B i iis b based d on the th theory th off purchasing-power h i parity, the notion that a dollar should buy the same amount in all countries. Thus in the long run, the exchange rate between two countries should move towards the rate that equalises the prices of an identical basket of goods and services in each country. y Our "basket" is a McDonald's Big g Mac,, which is produced in about 120 countries. The Big Mac PPP is the exchange rate that would mean hamburgers cost the same in America as abroad. Comparing actual exchange rates with PPPs indicates whether a currency is under- or overvalued. 34 Die absolute Kaufkraftparitätentheorie Probleme/ Kritik der KKP: - International nicht handelbare Güter - Handelsbeschränkungen - Transaktionskosten (Transport, Versicherung Zölle, Versicherung, Zölle etc etc.)) - Unterschiedl. Verbrauchsgewohnheiten - Offensichtlich Off i htli h tteilw. il d dauerhafte h ft Kaufkraftunterschiede - Empirie E i i 35 Die relative Kaufkraftparitätentheorie Annahmen: - Akzeptanz dauerhafter KKUnterschiede - Zeitliche Entwicklung des WK analog zur Entwicklung der Preise - WK und Inflationsraten eng g korreliert 36