Basics (Teil II).

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Einkommen, Inflation und Arbeitslosigkeit
Thema 4: Internationale Wirtschaft Basics (Teil II).
Mario Lackner
JKU Linz, Abteilung für Wirtschaftspolitik.
10. November 2008
Eine vernetzte Weltwirtschaft
Allgemeines...
• Nominelle Wechselkurse: Austauschverhältnisse zwischen
Währungen.
• Zwei Darstellungsformen: Preis- und Mengennotierung.
• Rechnen mit Wechselkursen ist wichtig: Urlaub,
Geldanlage und Schuldaufnahme, Wechselkursrisiken auch im
Rahmen unternehmerischer Tätigkeit (Export, importierte
Vorleistungen und Rohstoffe, Handel mit Importgütern, etc.).
• Konvertibilität von Währungen: Voll konvertibel ist eine
Währung dann, wenn sie ohne jede Beschränkung in andere
Währungen getauscht werden kann.
• Devisen sind ausländische Währungen in Form von
Bankguthaben, Wechsel oder Schecks.
• Ausländisches Bargeld nennt man Valuten bzw. Sorten.
Notierung
• Preisnotierung: Preis einer Einheit ausländischer Währung in
inländischer Währung.
Beispiel: 0, 9 Euro pro Dollar.
• Ein Steigen des Wechselkurses in Preisnotierung = Abwertung
der inländischen Währung. Es sind mehr Euro nötig als vorher,
um einen Dollar zu kaufen.
• Mengennotierung: Preis einer Einheit inländischer Währung
in ausländischer Währung.
Beispiel: 1, 11 Dollar pro Euro.
• Ein Steigen des Wechselkurses in Mengennotierung =
Aufwertung der inländischen Währung. Für einen Euro
bekommt man mehr Dollar als vorher.
• Seit 1.1.1999 werden die Devisenkurse des Euro in
Mengennotierung zu einem Euro dargestellt (1Euro = ...).
Euro per Dollar bzw. Dollar per Euro nominell.
Reale Wechselkurse
Relevanz: Entscheidend für die Wahl zwischen in- und
ausländischen Gütern und Dienstleistungen.
p =
Ep ∗ P ∗
Em ∗ P
bzw . m =
P
P∗
p...indiziert Preiswechselkurse, m...indiziert Mengenwechselkurse.
Real-effektive Wechselkurse: Realer Wechselkurs gegenüber den
Währungen aller Handelspartner, gewichtet mit den Anteilen der
betroffenen Länder am Außenhandel (Import wie Export).
Darstellung zumeist als Index, dessen Fallen eine Verbesserung der
Wettbewerbsfähigkeit bedeutet (de facto: Mengennotierung).
Reale-effektiver Wechselkurse Euro-US $
Wo ist der Markt für Währungen?
Der Handel mit Währungen findet nicht zentralisiert an nur einem
Ort (wie zB einer Börse) statt.
Submärkte: zB der Markt für Dollar, der Handel von Yen vs. Dollar,
etc.
Hauptakteure am Devisenmarkt: Banken (u.a. im Auftrag von
Unternehmen und Privatpersonen) und Zentralbanken.
Die Wechselkurse für voll konvertible Währungen bilden sich auf
freien Devisenmärkten durch Angebot und Nachfrage.
Wechselkursbestimmung in der kurzen Frist: Angebot und
Nachfrage am Euro-Dollar-Markt.
Ordinate: Wechselkurs des Euro in Preisnotierung, also Euro pro
Dollar.
Verlauf von Nachfrage- und Angebotskurve: Wertet der Euro ab
(Wechselkurs in Preisnotierung steigt), so kosten US-amerikanische
Produkte nun mehr Euro als vorher, werden also relativ zu
europäischen Produkten teurer. Daher vermuten wir, daß in der
Folge eher europäische Produkte denn USamerikanische gekauft
werden (sowohl von Europäern, als auch von US-Amerikanern). Die
Nachfrage nach Euro steigt und das Angebot an Euro sinkt.
Gleichgewicht bei E0 .
Was passiert, wenn der Wechselkurs aktuell bei E1 liegt?
Angebot und Nachfrage am Euro-Dollar-Markt
Beispiel.
Die Nachfrage nach Euro sinkt und - gleichzeitig - nimmt das
Angebot an Dollar ab.
Dies könnte zB hervorgerufen werden durch einen Rückgang der
Einkommen in den USA, was auch dazu führen wird, daß
US-Amerikaner weniger aus der EU importieren als vorher.
Die Nachfrage nach Euro bzw. das Angebot an Dollar sinkt,
gegeben den Wechselkurs. Die entsprechenden Kurven verschieben
sich daher nach links.
Der Wechselkurs steigt, der Euro wertet also (bei Konstanz des
Euro-Angebotes in der ersten bzw. der Dollar-Nachfrage in der
zweiten Graphik) ab.
Zu beachten hier: Einerseits kommen Veränderungen von Exporten
und Importen vor, welche durch Veränderungen des nominellen
Wechselkurses bedingt sind und den Verlauf der Angebots- und
Nachfragekurven in den Devisenmarktdiagrammen erklären.
Beispiel: Abwertung des Euro
Kernaussage
• Ein Überangebot bzw. ein Steigen des Angebotes an einer
Währung sollte zu einer Abwertung dieser führen.
• Eine Übernachfrage bzw. ein Steigen der Nachfrage nach einer
Währung sollte zu einer Aufwertung dieser führen.
Was bestimmt Währungsangebot und -nachfrage?
Man könnte auch fragen: Welche Gründe gibt es, Währungen zu
tauschen?
1. Außenhandel.
Importe von Waren und Dienstleistungen führen zu vermehrter
Devisennachfrage sowie - gleichzeitig - zu einem vermehrten
Angebot an Inlandswährung.
In welcher Währung fakturiert wird, hat keinen Einfluß auf den
Effekt am Devisenmarkt.
Aber: Wechselkursrisiko besteht nur für den, in dessen Währung
nicht fakturiert wird. Exporte führen zu einem vermehrten Angebot
an Devisen sowie - gleichzeitig - zu einer erhöhten Nachfrage nach
der Inlandswährung.
Was bestimmt Währungsangebot und -nachfrage?
2. Unterschiedliche Inflationsraten im In- und Ausland.
Kaufkraftparitätenbedingung (für E in Preisnotierung): P = EP ∗ .
Theoretische Aussage: Langfristig sollte der reale Wechselkurs
gleich 1 sein. Heimische Güter werden für das Ausland immer
teurer, falls die Inflation im Inland dauerhaft höher ist als die
ausländische.
Güternachfrage verschiebt sich dann tendenziell in Richtung
ausländischer Güter. Dazu später mehr!
Was bestimmt Währungsangebot und -nachfrage?
3. Unterschiedliche Zinsniveaus im In- und Ausland.
Zinsparitätenbedingung: it = it∗ −
Et+1 −Et
.
Et
Werden keine Wechselkursveränderungen erwartet, wird vermehrt
die Währung jenes Landes nachgefragt werden, in dem die Zinsen
höher sind.
Beispiel: Die Wahl zwischen in- und ausländischen Finanzanlagen.
Beispiel: Die Wahl zwischen Euro- und Fremdwährungskrediten.
Dazu später mehr (siehe Abschnitt Offenheit auf Finanzmärkten)!
4. Langfristiger Kapitalverkehr, Direktinvestitionen.
Zum Beispiel führt ein Kapitalabfluß aufgrund höherer
Investitionsrenditen im Ausland zu vermehrter Devisennachfrage.
Folge: Eine Abwertung der Inlandswährung.
Was bestimmt Währungsangebot und -nachfrage?
5. Wechselkurserwartungen.
Kursspekulation.
Erwarten die Wirtschaftssubjekte zB, daß der Preis des Dollars (in
Euro gemessen) steigt - der Dollar also aufwertet - so lohnt es sich,
heute Euro in Dollar zu tauschen (d.h. Dollar nachzufragen) und,
nach erfolgter Aufwertung, wieder in Euro zurückzutauschen (man
erhält dann für einen Dollar vergleichsweise mehr Euro).
Analog: Wird erwartet, daß der Dollar abwertet, haben die
Wirtschaftssubjekte einen finanziellen Anreiz, Dollarbestände zu
verkaufen (Dollar anzubieten). Nach der Dollar- Abwertung sind
dann vergleichsweise weniger Euro nötig, um diese Dollarguthaben
wieder aufzubauen.
Self-fulfilling prophecies.
Was bestimmt Währungsangebot und -nachfrage?
6. Interventionen der Notenbanken.
Bewußte An- und Verkäufe der Notenbanken zur
Wechselkursbeeinflussung.
Beispiel für das sog. Stützen von Währungen: Das Stoppen der
Euro-Abwertung im Jahr 2000 durch eine konzertierte Aktion der
großen Notenbanken! Besonders bedeutend sind diese
Interventionen in Systemen fester Wechselkurse (Beispiel:
Europäisches Währungssystem 1979 − 1998).
7. Psychologische und politische Faktoren.
Beispiele: Aktuelle und erwartete politische Krisen,
Regierungswechsel, Kriege, etc.
Kaufkraftparitätentheorie (Wechselkurse in der langen Frist)
Kurzfristig fluktuieren Wechselkurse vor allem aufgrund von
Änderungen von Zinssätzen, politischen Ereignissen und sich
verändernden Erwartungen relativ stark.
Die Theorie der sog. absoluten Kaufkraftparität (KKP) besagt:
Langfristig werden Wechselkurse primär durch die jeweiligen
Warenpreise in den einzelnen Ländern bestimmt.
Kaufkraftparitätentheorie (Wechselkurse in der langen Frist)
Einfachstes Konzept der absoluten Kaufkraftparität ist das
Einheitspreisgesetz (law of one price). Dieses besagt, daß (unter
Außerachtlassung von Transportkosten und Handelsbarrieren)
identische Produkte auf allen Märkten gleich viel kosten sollten egal, wo sie hergestellt werden.
Die Preise werden für diesen Vergleich in gleiche Währung
(üblicherweise in Dollar) umgerechnet. Die sich auf freien Märkten
bildenden Wechselkurse sollten dann dazu beitragen, daß sich die
Preise der identischen Güter international angleichen.
Kaufkraftparitätentheorie (Wechselkurse in der langen Frist)
Beispiel: Ein bestimmtes Güterbündel kostet in den USA 1.000
Dollar und in Mexiko 10.000 Pesos. Bei einemWechselkurs von 100
Pesos pro Dollar kostet dieserWarenkorb in Mexiko 100 Dollar. Was
erwarten wir in dieser Situation bei freiem Handel zwischen den
USA und Mexiko und wie entwickelt sich dabei der
Peso-Dollar-Wechselkurs?
Antwort: Wir würden steigende Importe aus Mexiko (Konsum,
gewinnbringender Weiterverkauf), eine steigende Nachfrage nach
Pesos (gleichzeitig steigendes Angebot an Dollar), und daher eine
Aufwertung des Peso (ein Sinken des Peso-Dollar- Wechselkurses)
erwarten. Der Preis der mexikanischen Güter (in Dollar) sollte daher
steigen aufgrund der Peso-Aufwertung sowie aufgrund der
steigenden Nachfrage nach diesen Produkten. Insgesamt sollten
sich die Preise in Mexiko denen in den USA angleichen.
Kaufkraftparitätentheorie (Wechselkurse in der langen Frist)
Populär: Der Big-Mac-Index der Zeitschrift The Economist. Beliebt
auch unter Anlegern, um einzuschätzen, ob eine Währung überoder unterbewertet ist (relativ zum Niveau, das die Kaufkraftparität
implizieren würde).
Kaufkraftparitätentheorie (Wechselkurse in der langen Frist)
Kaufkraftparitätentheorie (Wechselkurse in der langen Frist)
Die relative Kaufkraftparität (im Gegensatz zur absoluten KKP)
argumentiert nicht in Preisniveaus, sondern deren Veränderungen.
Warum kann die Kaufkraftparitätstheorie Wechselkurse auch
in der langen Frist nicht vollständig erklären?
• Nicht identische Güter (Toyota vs. Chevrolet).
• Nicht handelbare Güter (Dienstleistunge).
• Handelsbeschränkungen, Zölle, Transportkosten.
• Präferenzen (tastes).
• Wechselkurse werden auch auf längere Frist oft eher von
Finanzströmen (Zinsparität!) denn von Handelsflüssen
bestimmt.
Offenheit auf Finanzmärkten
Wir beschäftigen uns hier mit der Wahl zwischen in- und
ausländischen Geldanlagen. Einfachst: Vergleich zweier Anleihen ...
• für die beim Kauf bzw. beim Verkauf Transaktionskosten in
gleicher Höhe anfallen,
• die bezüglich des Rückzahlungsrisikos als identisch angesehen
werden können,
• mit jeweils einem Jahr Laufzeit,
• für die sich die Verzinsung bzw. die Rendite für den Anleger
aus der Differenz zwischen dem Kaufpreis und dem am Ende
der Laufzeit ausbezahlten Nennwert ergibt (diese Anleihen
werden Nullkuponanleihen genannt).
Offenheit auf Finanzmärkten: Beispiel I.
Angenommen,
• der Zinssatz einer US-amerikanischen Anleihe beträgt 3%,
• der Zinssatz einer japanischen Anleihe beträgt 1%,
• der gegenwärtige Wechselkurs beträgt 0, 01 Dollar pro
japanischem Yen, und
• Anlageentscheidungen werden am erwarteten Ertrag
ausgerichtet.
Würden keine Wechselkursveränderungen erwartet, wie legten Sie
Ihr Geld an, wenn Sie US-Amerikaner bzw. Japaner wären?
Erwartete Wechselkursveränderungen beeinflussen die
Anlageentscheidung!
Tatsächliche Wechselkursveränderungen bestimmen absolute und
relative Erträge!
Offenheit auf Finanzmärkten: Beispiel I.
Welchen erwarteten Wert hätten 100 von einem US-Amerikaner in
japanische Anleihen angelegte Dollar am Ende der Laufzeit
(ausgedrückt in Dollar), wenn erwartet wird, daß der Wechselkurs
in einem Jahr bei 0, 011 Dollar pro Yen liegen wird?
100 ∗
1
∗ 1.01 ∗ 0.011 = 111.1
0.01
Sollte in diesem Fall ein US-Amerikaner in US- oder japanischen
Anleihen anlegen?
In japanischen Anleihen, da die erwartete Rendite aus einer Anlage
in japanischen Anleihen höher ist als die (als sicher angenommene)
Rendite der US-Anleihe von 3%.
Offenheit auf Finanzmärkten: Beispiel I.
Welchen erwarteten Wert hätten 10.000 von einem Japaner in
US-Anleihen angelegte Yen am Ende der Laufzeit (ausgedrückt in
Yen), wenn erwartet wird, daß der Wechselkurs in einem Jahr bei
0, 011 Dollar pro Yen liegen wird?
10.000 ∗ 0.01 ∗ 1.03 ∗
1
= 9.363, 64
0.011
Sollte in diesem Fall ein Japaner in US-Anleihen oder in japanischen
Anleihen anlegen?
In japanischen Anleihen. Der erwartete Ertrag aus einer Anlage in
US-Anleihen ist negativ, japanische Anleihen zahlen zumindest
positive Zinsen.
Offenheit auf Finanzmärkten: Beispiel I.
Die in diesem Beispiel erwartete hohe Dollarabwertung (der
Preiswechselkurs aus Sicht der USA erhöht sich um 10%!) läßt eine
Anlage in japanische Anleihen relativ vorteilhafter erscheinen, da die
Erwartung, am Ende der Laufzeit derart mehr Dollar pro Yen zu
bekommen, den relativen Zinsvorteil der US-Anleihen
überkompensiert.
Für einen Japaner verhält es sich umgekehrt: Die Erwartung, am
Ende der Laufzeit derart weniger Yen pro Dollar
zurückzubekommen, wiegt den relativen Zinsnachteil der
japanischen Anleihe mehr als auf.
Fazit für den Fall gleich hoher Zinsniveaus: Angelegt wird in
Anleihen jener Währung, für die eine Aufwertung erwartet wird.
Frage: Sind die Annahmen dieses Beispiels mit der
Zinsparitätenbedingung vereinbar?
Offenheit auf Finanzmärkten: Beispiel II.
Beispiel Fremdwährungskredit.
Angenommen, Sie benötigen einen Kredit über 10.000 Euro,
Laufzeit: 1 Jahr. Ihre Bank offeriert Ihnen zwei endfällige Kredite:
Einen in Euro mit 5% Zinsen und einen Franken-Kredit mit 2%
Zinsen. Der aktuelle Wechselkurs sei 1, 5 Franken pro Euro.
Angenommen, Sie nähmen den Kredit in Franken auf.
Kreditvolumen: 15.000 Franken. In welche Richtung müßte sich der
Wechselkurs verändern, damit sich der Zinsvorteil aus dem
Franken-Kredit verringert?
Antwort: Wenn der Euro gegenüber dem Franken abwertet (der
Franken aufwertet), so müssen Sie am Ende der Laufzeit - also bei
Rückzahlung des geliehenen Franken- Betrages - relativ mehr Euro
aufwenden, um einen Franken zurückzubezahlen ...
Offenheit auf Finanzmärkten: Beispiel II.
Bei einem Wechselkurs von ... zum Zeitpunkt der Fälligkeit des
Franken-Kredites beträgt die Rückzahlung in Euro ...
Offenheit auf Finanzmärkten: Beispiel II.
Beobachtung 1:
Auch beim Franken-Kredit zahlen Sie 10.500 Euro zurück, wenn der
Euro während der Kreditlaufzeit ca. 3% gegenüber dem Franken
abwertet.
Beobachtung 2:
Erwarten wir keine Veränderung des Franken-Euro-Wechselkurses,
entsteht auch im Falle der Kreditwahl Nachfrage nach der Währung
jenes Landes, für das der Zinssatz der höhere ist: Sie nehmen zwar
einen Kredit in Franken auf, tauschen diese aber am Devisenmarkt
in Euro, um Euro verprassen zu können ...
Fortsetzung folgt...
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