Teilchenphysik II-III

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Prof. Dr. André Rubbia
Übungschef: Dr. Andreas Badertscher
http://neutrino.ethz.ch/Vorlesung/
(WS 2003/04 – SS2004)
Abteilung IX
ETH/Zürich
Teilchenphysik
II-III
Physik
Kapitel 3
Kapitel 2
Kapitel 1
Störungstheorie 62
Drehimpuls-Operator 60
Spin-Operator 61
Drehimpuls und Spin 60
Die Wellenfunktion 55
Die Operatoren 56
Die Schrödinger-Gleichung 57
Die Kontinuitätsgleichung 58
Die Schrödinger-Gleichung 55
Die nicht-relativistische
Störungstheorie 55
Der Wirkungsquerschnitt 50
Die Entdeckung des Neutrons 51
Das Streuexperiment von Rutherford 43
Die Entdeckung des Elektrons 39
Die Entdeckung der Struktur der Atome 43
Die Kathodenstrahlröhre 35
Röntgenstrahlen (1895) 37
Drei Arten von Strahlen 37
Der Ursprung der Teilchenphysik 35
Das Elektron und das Atom 35
Die Symmetrien 26
Die Theorie von Allem 30
Natürliche Einheiten 33
Klassifikation der Teilchen 15
Die Leptonen 16
Die Quarks 18
Die Hadronen 20
Eichbosonen 22
Was ist die Teilchenphysik? 11
Die Teilchen 15
Einleitung 11
1
2
Physik
Kapitel 7
Kapitel 6
Kapitel 5
Kapitel 4
79
101
Einleitung 109
Bosonfelder: Die Klein-Gordon
Gleichung 109
Invarianzeigenschaft der Lagrange-Funktion 105
Lagrange-Funktion in der relativistischen
Feldtheorie 102
Euler-Lagrange-Gleichung 101
Der Lagrange-Formalismus
“Fixed-target” Kinematik 97
Übergang vom SP- zum Laborsystem 98
Der Energie-Impuls 4-Vektor 93
Relativistische Kinematik 96
Relativistische Kinematik 93
Diskrete (uneigentliche) Lorentz-Transformation 89
Die Poincaré-Gruppe 91
Die L-Matrix und die Notation 84
Vierer-Vektoren 85
Kovarianter und Kontravarianter 4-Vektor 85
Das Skalarprodukt 86
Tensoren 88
Inverse Lorentz-Transformation 89
Warum? 79
Die Notation 80
Eigentliche Lorentz-Transformation 80
Die Lorentz-Transformationen
Rutherford-Streuung 72
Fermis Goldene Regel 62
Elastische Streuung 68
Physik
Kapitel 8
Lorentz-Transformation des Spinors 172
Raumspiegelung (Parität) des Spinors 174
Skalar und Pseudoskalar 174
Bilineare Kovarianten 175
Dirac-Spinoren für Antiteilchen 169
Lorentz-Transformationen und bilineare
Kovarianten 172
Die Helizität eines Dirac-Teilchens 161
Das Dirac-Teilchen und die “Loch”-Theorie 165
Die Entdeckung des Positrons 167
Lösung der Dirac-Gleichung 151
Der adjungierte Spinor 158
Normierung 159
Orthogonalität 160
Lagrange-Funktion der Dirac-Gleichung 150
Lösungen der Dirac-Gleichung 150
Dirac-Spinoren 144
Kovariante Form der Dirac-Gleichung 145
Die adjungierte Gleichung und die Dichte 147
Herleitung der Dirac-Gleichung 139
Fermionfelder: Die Dirac
Gleichung 139
Quantisierung des komplexen Klein-GordonFeldes 134
Einfacher harmonischer Oszillator 125
Das Klein-Gordon-Feld aus einfachen harmonischen
Oszillatoren 127
Energie- und Impulsspektrum des Feldes 128
3
Lagrange-Funktion des skalaren Klein-Gordon
Felds 119
Die “zweite” Quantisierung 120
Quantisierung des reellen Klein-Gordon-Feldes 123
Skalares Feld 114
Interpretation der Klein-Gordon-Gleichung 115
Die Klein-Gordon-Gleichung 110
4
Physik
Kapitel 11
Kapitel 10
Kapitel 9
Ladungsspiegelung 176
Einleitung 229
Quantenelektrodynamik (QED) 229
Berechnung eines Feynman-Diagramms 219
Diagramme der niedrigsten Ordnung 204
Feldkontraktion 207
Diagramme der nächsten Ordnung; das WickTheorem 210
Elektron-Myon-Streuung 210
Elementare Prozesse 212
Boson- und Fermion-Propagator 216
Elementare Prozesse in der QED 202
Von der S-Matrix zu Feynman-Diagrammen 203
Der Zeitentwicklungsoperator 198
Die Streuamplitude 201
Der Propagator eines Dirac-Teilchens 197
Die S-Matrix 198
Ausbreitungsamplitude 193
Zeitgeordnete Ausbreitung 196
Der Feynman-Propagator des reellen Klein-GordonFeldes 193
Propagatortheorie 193
Elektromagnetismus 188
Teilchen im elektromagnetischen Feld 190
Lagrange-Formalismus der Elektrodynamik 188
Quantenelektromagnetismus 186
Klassische Maxwellsche Theorie 181
Das Photon 186
Die Elektrodynamik und das
Photon 181
Quantisierung des Dirac-Feldes 177
Physik
Kapitel 14
Kapitel 13
Kapitel 12
245
Der Isopsin 300
Die Isospin-Symmetrie 301
Dynamische Folgerung 303
Elektrodynamik von skalaren Feldern 297
Isospin-Symmetrie 300
Entdeckung des Myons 295
Entdeckung des geladenen Pions 296
Entdeckung des neutralen Pions 296
Die starke Kraft 291
Entdeckung des Mesons 295
Mesonen 291
Ward-Identitäten 289
Renormierung 286
Selbst-Energie des Photons 273
Anomales magnetisches Moment 281
Einfache Strahlungskorrekturen erster Ordnung 269
Einleitung 267
Strahlungskorrekturen 267
Ultra-relativistischer Grenzfall 245
Erhaltung der Helizität 250
Vorwärts-rückwärts-Asymmetrie 256
Der e–m– Æ e–m– Prozess 259
“Crossing”-Symmetrie 264
QED-Prozesse
Zweikörper-Streuung im SP 241
Der Wirkungsquerschnitt 239
Mandelstam-Variablen 237
Der e+e– Æ m+m– Prozess 234
5
6
Physik
Kapitel 17
Kapitel 16
Kapitel 15
Entdeckung der “Strangeness” 343
Die “Strangeness”-Quantenzahl 347
Strangeness (1943-1959)
343
Typische “General-purpose” Detektoren 341
Elektromagnetische Kaskade (“EM-Shower”) 338
Hadronische Kaskade 341
Unendlich massive Detektoren (Kalorimeter) 338
Blasenkammer (“Bubble-chamber”) 334
Proportional-Kammer und Driftkammer 334
Szintillatoren 337
Halbleiter-Detektoren 337
Einleitung 333
Masselose Detektoren 333
Detektoren 333
Mittlerer Energieverlust 319
Mittlerer Energieverlust der Elektronen 323
Mittlerer Energieverlust der Myonen 326
“Straggling” des Energieverlusts 327
Vielfach-Streuung (“Multiple scattering”) 329
Strahlungsemission 331
Geladene Teilchen 317
“Harte” Photonen (Eg > KeV) 310
Strahlungslänge 313
Abschwächungslänge 314
“Weiche” Photonen (Eg < KeV) 314
Grundlegende Prozesse 307
Photonen 310
Wechselwirkung von Teilchen mit
Materie 307
Physik
Kapitel 20
Kapitel 19
Kapitel 18
Der Myon-Zerfall 407
Der Pion-Zerfall 414
Der schwache geladene Strom 402
Die Universalität 404
Die Chiralitäts-Spinoren 397
Die Fermi-Theorie (b-Zerfall) 389
Die V-A Theorie 395
Einleitung 381
Die schwache Kopplung 385
Die schwache Wechselwirkung 381
Farb-Quantenzahl 376
Quark-Fluss-Diagramme 379
Hadronen als Quarkzustände 368
SU(3)-Klassifikation der Mesonen 370
SU(3)-Klassifikation der Baryonen 374
Das Quark-Modell 366
Das Baryon-Oktett 361
Das Meson-Oktett 364
Das Baryon-Dekuplett 365
Das Vektor-Meson-Oktett 366
Ein Dschungel von Resonanzen 353
Klassifikation der Teilchen 355
“Eightfold-Way” 356
Hadronische Resonanzen und das
Quark Modell (1950-1960) 353
Die Baryon-Quantenzahl 349
Entdeckung des Antiprotons 350
Entdeckung der anderen Antibaryonen 352
Antibaryonen (1955-1959) 349
7
8
Physik
Kapitel 23
Kapitel 22
Kapitel 21
Der U(1)-Fall 481
Der SU(2)-Fall 484
Eichtheorien mit SSB (“Higgs-Mechanismus”) 481
Klassische SSB 475
SSB für eine kontinuierliche Symmetrie 479
Spontane Symmetriebrechung (SSB) 473
Lokale, Nicht-Abelsche Eichinvarianz 467
Nicht-Abelsche Eichtheorien 466
Globale Eichinvarianz 461
Lokale Eichinvarianz 463
Feynman Regeln 457
Eichinvarianz 460
Standardmodell der elektroschwachen
Wechselwirkungen (SM) 457
Die Elektroschwache Theorie 449
Entdeckung der neutralen Ströme (1973) 447
Neutrinos 439
Neutraler schwacher Strom 444
Neutrinos und neutrale schwache
Ströme 439
Das J/y Teilchen 431
Entdeckung des y’ und anderer angeregter
Zustände 433
Die OZI-Regel 436
Die “November”-Revolution 431
Das SLAC-Experiment (Richter et al.) 426
Das Brookhaven-Experiment (Ting et al.) 430
Die Quark-Mischung 419
Der GIM-Mechanismus 423
Die Entdeckung des Charm-Quarks 426
Charm und der GIMMechanismus 419
Physik
Kapitel 24
Ultrarelativistische Grenze 519
Quantenchromodynamik 519
Entdeckung der W,Z-Bosonen (1983) 492
Genaue Tests der Theorie (1989-2001) 494
Das fehlende Element: das Higgs-Boson 511
Experimentelle Überprüfung der elektroschwachen
Theorie 492
Masse der Eichbosonen 486
Masse der Fermionen 490
SSB in der elektroschwachen Theorie 485
9
10
Physik
Kapitel 1
Teilchenphysik
11
Hier heisst “letzte” die fundamentalsten, wesentlichen Teilchen, die
in der Natur existieren. Die Antwort zu dieser Frage ist nicht so trivial. Wir nehmen heute an, dass es nicht-reduzierbare “letzte” Bausteine gibt, die sogenannten Elementarteilchen, die nicht weiter
geteilt werden können. Alle Strukturen, die wir im Universum beobachten, sind aus diesen elementaren Bausteinen aufgebaut. In diesem
Was sind die “letzten” Bausteine der Materie im Universum?
Historisch ist das Verständnis der fundamentalen Struktur der Materie
immer ein wichtiger Aspekt der Naturphilosophie gewesen. Die
Hauptfrage war:
Wenn man das Universum beobachtet, sieht es a priori sehr kompliziert und vielfältig aus. Trotz dieser grossen Komplexität gibt es eine
grundlegende “Simplizität” und eine genaue Regelmässigkeit in seiner inneren Struktur.
1.1 Was ist die Teilchenphysik?
Einleitung
12
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
Das Elektron wird als ein Lepton klassifiziert. Heute denkt man, dass
das Elektron elementar ist.
Heute werden die Protonen und die Neutronen nicht mehr als Elementarteilchen, sondern als ausgedehnte, aus Quarks bestehende
Objekte betrachtet. Allgemein gehören die Protonen und Neutronen
zu einer Familie von Teilchen, die als Hadronen bezeichnet werden.
Alle Hadronen sind gebundene Quark-Systeme: sie können nur aus 3
Quarks (oder Antiquarks) oder aus einem Quark-Antiquark-Paar
bestehen. Hadronen sind daher nicht strukturlose Elementarteilchen,
obwohl sie eine wichtige Rolle in der Teilchenphysik spielen.
Das Konzept der Elementarteilchen ist daher nicht statisch, sondern
hat sich mit der Zeit stark geändert. Durch Experimente mit grösserer
Empfindlichkeit und Auflösung haben die experimentellen Physiker
zuerst die Moleküle, dann die Atome, nachher die Elektronen und
Kerne und schliesslich die Protonen und Neutronen, die die Kerne
aufbauen, entdeckt.
Die Skalen der verschiedenen Schichten der Struktur der Materie sind
in Abb. 1 gezeigt.
Die Geschichte der Physik des infinitesimal Kleinen ist meistens eine Geschichte der Entdeckung der aufeinanderfolgenden Schichten der Struktur der Materie.
Die Entdeckung des Atoms und auch die des Elektrons and Protons
haben eine wichtige Rolle gespielt in der Argumentation für die Existenz von nicht-reduzierbaren, unteilbaren Elementarteilchen. Wir
bemerken:
Fall denkt man, dass man schliesslich die kleinsten Teile der Materie
eventuell finden wird oder schon gefunden hat. Im Gegensatz dazu
wäre es aber auch möglich, dass die Materie unendlich teilbar ist.
Einleitung
Die Skalen der verschiedenen Schichten der Struktur der Materie.
Physik
Die Wechselwirkung der Elementarteilchen wird von einer
kleinen Zahl von fundamentalen Kräften beherrscht.
13
Das Schauspiel ist nicht total zufällig. Es gibt kein Chaos im Universum: die fundamentalen Bausteine vereinigen sich nach einer Ordnung, die die von uns beobachteten makroskopischen Strukturen
bewirkt. Wir bemerken:
Die Elementarteilchen sind wie die “Schauspieler eines Theaterstücks”. Die Raumzeit ist die Bühne des Schauspiels und
jedes Teilchen spielt eine bestimmte Rolle.
Merkwürdig ist, dass die Elementarteilchen in grossen Mengen vorkommen. Diese grosse Zahl von Teilchen und ihre Wechselwirkungen
bauen das Universum auf, wie wir es beobachten:
Figur 1.
Was ist die Teilchenphysik?
14
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
Die modernen Theorien sind sogenannte Quantenfeld-Theorien und
basieren auf dem Prinzip der Eichinvarianz. Dieses Prinzip wird
heute als fundamental betrachtet. Die modernen Theorien der elektromagnetischen, starken und schwachen Wechselwirkungen sind daher
Eich-Quantenfeld-Theorien. Wir bemerken:
Heutzutage ist es gelungen, drei der vier fundamentalen
Wechselwirkungen (d.h. elektromagnetisch, stark, schwach) in
ähnlicher mathematischer Form auszudrücken. Diese Theorie
heisst das Standard-Modell der Teilchenphysik.
Durch Untersuchungen bezüglich der Vereinigung der Kräfte wurden
grosse Fortschritte im Verständnis der grundlegenden Konzepte der
Wechselwirkungen gemacht:
Historisch wurden verschiedene Kräfte durch unterschiedliche Theorien behandelt: Newton und Einstein haben die Gravitationstheorie
entwickelt. Maxwell hat eine sehr wichtige Rolle im modernen Elektromagnetismus gespielt. Yukawa hat die Theorie der starken Kraft
entwickelt und Fermi hat die erste Theorie der schwachen Wechselwirkung festgeschrieben.
Heutzutage denkt man, dass die Zahl der fundamentalen Wechselwirkungen auf eine kleine Zahl gleich 3 reduziert werden kann: die Gravitation, die elektroschwache Wechselwirkung, und die starke
Wechselwirkung. Die elektroschwache Kraft beschreibt die elektromagnetische und die schwache Wechselwirkung. Bei niedriger Energie sehen diese zwei Kräfte verschieden aus, aber wir wissen heute
theoretisch und experimentell, dass die zwei Kräfte bei hohen Energien sehr ähnlich sind.
Was sind die fundamentalen Kräfte? Diese Frage versucht die Teilchenphysik auch zu beantworten. Was für fundamentalen Gesetzen
oder Regeln folgen die fundamentalen Wechselwirkungen?
Einleitung
Spin 1/2: Fermionen wie die Quarks und Leptonen
Spin 1: Bosonen wie die Eichbosonen (“Gauge-Bosons”)
Physik
2.
1.
15
Man denkt, dass die wirklich elementaren Teilchen in drei Spin-Kategorien fallen:
Alle Teilchen (Quarks, Leptonen und Hadronen) werden durch spezifische Eigenschaften charakterisiert und klassifiziert, wie z.B. ihre
Ruhemasse, ihre elektrische Ladung, und ihren Spin (Eigendrehimpuls) oder ihre spezifischen Quantenzahlen (Parität, Isospin, usw...).
Die fundamentalen Bausteine der Materie werden als Teilchen
bezeichnet. Die Leptonen und Quarks sind Elementarteilchen; die
heutige obere Grenze für ihre Durchmesser ist 10–18 m. Sie werden
daher als punktförmig betrachtet. Hadronen sind aus Quarks zusammengesetzte Objekte und besitzen einen Durchmesser von ungefähr
1 fm (oder 10–15 m).
1.2.1 Klassifikation der Teilchen
1.2 Die Teilchen
Wir werden dieses Konzept später in der Vorlesung weiter diskutieren.
Eichinvarianz heisst, dass die Theorie ungeändert bleiben
muss, wenn man bestimmte Arten von Transformationen über
alle Teilchen-Felder in verschiedenen Punkten der Raumzeit
unabhängig voneinander durchführt.
Quantenfeld-Theorien beschreiben Elementarteilchen als
Anregungen von Quantenfeldern.
Die Teilchen
16
Spin 0: Bosonen wie das Higgs-Boson. Das Higgs-Boson-Teilchen wird von der Standardmodell-Theorie vorausgesagt, aber
wurde bis jetzt nie beobachtet.
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
Die Leptonen kommen in drei Familien vor. Das Elektron e und das
Elektron-Neutrino ne gehören zur ersten Familie. Die Leptonen der
drei Familien unterscheiden sich nur durch ihre Ruhemasse und sind
sonst sehr ähnlich. Das Myon und das Tau sind ungefähr 200 mal
resp. 3500 mal schwerer als das Elektron!
Leptonen sind unteilbare Teilchen und im Gegensatz zu Quarks spüren sie die starke Kraft nicht. Es gibt total 6 Leptonen (Siehe Tab. 1).
Leptonen besitzen Spin-1/2 und sind daher Fermionen. Die geladenen Leptonen wie das Elektron, das Myon und Tau spüren die elektrische und schwache Kraft. Die Neutrinos spüren nur die schwache
Kraft.
1.2.2 Die Leptonen
Gruppen von Fermionen folgen der Fermi-Dirac Statistik und
Gruppen von Bosonen folgen der Bose-Einstein Statistik.
Zwei Teilchen mit denselben Eigenschaften (Ruhemasse, Ladung,
Spin, andere Quantenzahlen) sind einander ganz gleich und nicht
unterscheidbar. Teichlensysteme werden daher einer bestimmten
Statistik folgen:
Heute ist es experimentell gesichert, dass Elementarteilchen
Spin-1/2 oder Spin-1 hatben. Elementarteilchen mit Spin-0
werden gesucht.
Obwohl die Theorie die Existenz von elementaren Spin-0-Teilchen
voraussagt, wurden sie nie beobachtet:
3.
Einleitung
£
3 ¥ 10 -6 MeV
ª 6 ¥ 10 -6
0, 511 MeV
Elektron - Zahl
Physik
17
und in ähnlicher Weise werden die Myon-Zahl Lm und die Tau-Zahl
Lt eingeführt. Diese Zahlen wurden eingeführt, weil, wie im Fall der
Ï+1 für e - und n e
Ô
Le = Ì-1 für e + und n e
Ô0 alle anderen
Ó
Zu jedem Lepton gibt es ein Antilepton (sein Antiteilchen). Das Teilchen und das Antiteilchen besitzen gleiche Ruhemassen, gleich Spins
und gleiche Lebensdauer. Die elektrischen Ladungen haben gleiche
Stärke, besitzen aber umgekehrte Vorzeichen. Andere Quantenzahlen
(oder sogenannte allgemeine Ladungen) sind auch entgegengesetzt,
wie z.B. die Lepton-Zahlen. Wir definieren die Elektron-Zahl Le:
Die elektrische Ladung des Elektrons, Myons und Taus ist gleich –1
(in der Einheit der elementaren Ladung e=1,602¥10–19 Coulomb).
Die Neutrinos sind elektrisch neutral.
me
mn e
Die Ruhemassen der Neutrinos sind viel kleiner (verschwindend
klein) als die der geladenen Leptonen. Die genauen Ruhemassen sind
nicht bekannt und es gibt Grenzen dafür (Siehe Tabelle 1). Aber es
gibt heute starke experimentelle Hinweise, dass sie nicht verschwinden. Neutrinos sind daher sehr leicht und viel leichter als die entsprechenden geladenen Leptonen. Wir bemerken z.B.:
Die Teilchen
18
0.511
<0.170
105.7
<17
1777
e–
nm
m–
nt
t–
Elektron
Myon–Neutrino
Myon
Tau-Neutrino
Tau
–1
0
–1
0
–1
0
Elektrische
Ladung
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
Der grosse Unterschied zwischen Leptonen und Quarks ist die Tatsache, dass die Quarks die starke Kraft spüren, während die Leptonen
sie nicht spüren. D.h., dass die Quarks eine “starke Ladung” besitzen.
Diese Art von Ladung wird als “Farbe” bezeichnet und kommt in drei
Die anderen Quarks werden als c (charm), s (strange), t (top) und b
(bottom) bezeichnet. Die Quarks, wie die Leptonen, sind Spin-1/2
Teilchen. Im Gegensatz zu Leptonen besizten Quarks nicht ganzzahlige elektrische Ladung: +2/3 für u,c,t und –1/3 für d,s,b (in der Einheit der elementaren Ladung e). Die Antiquarks besitzen
entgegengesetzte Ladungen.
Die u- und d-Quarks (und das Elektron) bauen die erste Familie auf und stellen die grundlegenden Komponenten der stabilen Materie im Universum dar.
Zurzeit sind 6 Quarks bekannt (Siehe Tab. 2). Die zwei leichten
Quarks werden als u (up) und d (down) bezeichnet und gehören zur
ersten Familie (oder Generation).
1.2.3 Die Quarks
<3¥10–6
Symbol
ne
Flavor
Elektron-Neutrino
Leptonen
Ruhemasse
(MeV/c2)
Tabelle 1. Die
elektrischen Ladung, die einzelnen Lepton-Zahlen in jeder Reaktion
erhalten werden müssen.
Einleitung
d
c
s
t
b
charm
strange
top
bottom
–1/3
+2/3
4000 bis 4500
–1/3
ª175’000
+2/3
–1/3
+2/3
Elektische
Ladung
80 bis 155
1000 bis 1400
5 bis 8,5
1,5 bis 4,5
Ruhemasse
(MeV/c2)
Physik
1. Genauer: bei grosser Impulsübertragung (siehe Kap. 24).
19
Weil Quarks nie frei beobachtet werden können, ist eine genaue Definition ihrer Ruhemasse nicht trivial. Fast freie Quarks können nur bei
hoher Energie1 beobachtet werden, d.h. wenn die Auflösung des
Experiments so gut ist, dass man mit einem einzelnen Quark wechselwirken kann. Die Ruhemasse des Quarks wird dann definiert als
ein Parameter, den man in diesen Wechselwirkungen misst. Wir werden im nächsten Abschnitt sehen, dass für leichte Quarks die Ruhemasse eine kleine Rolle für die Gesamtmasse des Hadrons spielt, das
durch sie aufgebaut wird.
u
down
Symbol
Quarks
up
Flavor
Tabelle 2. Die
Teilchen mit nicht ganzzahliger Ladung wurden nie experimentell
beobachtet. Diese Beobachtung kann mit dem Prinzip des “Quark
confinment” erklärt werden. Die Quarks können nie frei sein. Sie existieren nur als Mitgleid gebundener Systeme, d.h. nur in Hadronen.
Hadronen müssen “farblos” sein (dies ist eine Annahme, die in Übereinstimmung mit experimentellen Beobachtungen ist) und die Farben
in einem Hadron müssen daher so sein, dass sie einander kompensieren: entweder eine Farbe-Antifarbe (wie z.B. Rot-Antirot) oder eine
“farblose” Rot-Blau-Grün Kombination.
Sorten: Rot, Blau und Grün. Jedes Quark kann in drei Farben existieren. Weil Leptonen “farblos” sind, spüren sie keine starke Kraft.
Die Teilchen
20
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
Wir bemerken, dass Gruppen von Teilchen ähnliche Ruhemassen
besitzen. Wir sehen auch, dass alle Teilchen mit gleichem Spin und
gleicher Parität ähnliche Ruhemasse besitzen. Die Lebensdauern sind
zwischen 10–8 und 10–20 Sekunden (ausser dem Proton, das vielleicht
stabil ist, und dem Neutron, das eine Lebensdauer von ungefähr 1000
Sekunden hat). Man unterscheidet die elektromagnetischen Zerfälle
mit Lebensdauern zwischen 10–20 und 10–16 Sekunden und die
schwachen Zerfälle mit Lebensdauern grösser als 10–8 Sekunden.
Ein Quark-Antiquark-Hadron wird als Meson bezeichnet und ein
Hadron mit 3 Quarks wird als Baryon bezeichet. Bis heute wurden
ungefähr 100 Hadronarten in Experimenten erzeugt, nachgewiesen,
identifiziert und klassifiziert und ihre Eigenschafte (Ruhemasse, Spin,
Lebensdauer, ...) bestimmt. Beispiele dafür mit den kleinsten Ruhemassen sind in Tabellen 3 und 4 aufgelistet. Der Name, der Isospin,
der Spin, die Parität, die Ruhemasse, die Lebensdauer und der Hauptzerfallsmodus sind gezeigt.
Wir haben schon erwähnt, dass Hadronen als aus Quarks bestehende
gebundene Systeme mit einer inneren Struktur betrachtet werden.
Weil Quarks die starke Kraft spüren, werden sie durch sie und wegen
ihrer Farbe gebunden. Trotzdem beobachtet man experimentell, dass
die Hadronen immer “farblose” Kombinationen von Quarks sind.
Diese Beobachtung stellt eines der fundamentalen Gesetze der Quantenfeldtheorie der starken Kraft (die Quantenchromodynamik) dar
und wird als Hypothese des “Quark confinment” bezeichnet, nämlich, dass freie farbige Teilchen nicht existieren können. Als Folge
können nur Kombinationen von 3 Quarks (oder Antiquarks) oder
Quark-Antiquark-Paare existieren.
1.2.4 Die Hadronen
Einleitung
0(0–)
1/2(0–)
h
K+-
1/2(1/2+)
0(1/2+)
1(1/2+)
1(1/2+)
1(1/2+)
1/2(1/2+)
1/2(1/2+)
n
L0
S+
S0
SX0
X-
Physik
1/2(1/2+)
Isospin, Spin,
Parität I(JP)
p
Baryon
2,6¥10–10
0.8¥10–10
7¥10–20
1,5¥10–10
2,9¥10–10
1,6¥10–10
1189,4
1192,5
1197,4
1314,9
1321,3
917
939,6
1115,6
> 1031 Jahre
Lebensdauer
(s)
5,2¥10–8
0,9¥10–10
938,3
Masse
(MeV/c2)
leichte Baryonen.
497,7
Tabelle 4. Einige
497,7
KL
1,2¥10–8
135,0
493,7
0,8¥10–16
0,8¥10–18
26¥10–9
139,6
547,3
Lebensdauer
(s)
Ruhemasse
(MeV/c2)
KS
K0, K
1(0–)
p0
1/2(0–)
1(0–)
p+-
0
Isospin, Spin,
Parität I(JP)
leichte Mesonen.
Meson
Tabelle 3. Einige
Die Teilchen
Lp-
Lp0
np-
Lg
pp0, np+
pp-, np0
pen
21
unbekannt (stabil?)
Hauptzerfallsmodus
pen, pmn
p+p-p0,3p0,
p+p-,2p0
50% KS, 50%
KL
mn,p±p0
gg, 3p0, p+p-p0
gg
mn
Hauptzerfallsmodus
22
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
Die Tabelle 5 listet die vier fundamentalen Wechselwirkungen auf
(wir unterscheiden elektromagnetische und schwache Wechselwirkung). Die effektive Kopplung ist ein Mass für die Stärke der Kraft.
Man sieht, dass die Stärke der fundamentalen Kräfte einen grossen
relativen Bereich umfassen: obwohl die Gravitationskraft sehr wichtig für die Bewegung von makroskopischen Körpern ist, ist sie bei
Prozessen der Elementarteilchen so schwach, dass ihre Effekte auf
die Teilchen bis jetzt nicht bemerkbar waren. Tatsächlich gibt es
heute keine erfolgreiche Quantenfeldtheorie der Gravitation (Siehe
Kap. 1.4) und die Gravitation wird daher in der Teilchenphysik vernachlässigt. Trotzdem denkt man, dass die Gravitation eine wichtige
Rolle spielt (vielleicht die wichtigste Rolle) bei der sogenannten
Planck-Skala oder bei den extremen Distanzen kleiner als 10–35 m.
Bei diesen Distanzen erwartet man, dass die Quanteneffekte der Gravitation hochwichtig sind. Heutige Experimente können “nur”
1.2.5 Eichbosonen
Wir werden die Hadronen später in Kap. 19 weiter diskutieren.
Wir haben schon gesagt, dass die Ruhemasse der leichten Quarks
eine kleine Rolle für die Ruhemasse des Hadrons spielt. Wir erwähnen als Beispiel den Fall des Protons: wir werden später sehen, dass
ein Proton aus zwei u-Quarks und einem d-Quark besteht (d.h. ein
uud-Baryon). Die u- und d-Quarks wurden in Tabelle 2 mit Ruhemassen kleiner als 10 MeV aufgelistet. Die Ruhemassen der Quarks tragen daher zur Masse des Protons ungefähr 20 MeV bei. Dieser Wert
muss mit der gemessenen Ruhemasse des Protons von ungefähr
1000 MeV verglichen werden. Wir werden später sehen, dass die Differenz der Massen aus der Bindungsenergie der Quarks kommt. Eine
ähnliche Situation findet man auch beim Neutron. Es folgt daraus,
dass der grösste Teil der Masse der stabilen Materie, die wir im Universum sehen, aus der Bindungsenergie der starken Kraft zwischen
Quarks kommt.
Einleitung
1
1/137
10–5
10–40
Stark
Elektromagnetisch
Schwach
Gravitation
Physik
Effektive
Kopplung
Graviton ?
W±, Z
Photon
Gluon
Eichboson
unendlich
<10–18
80, 90
0
unendlich
<10–15
Reichweite
(m)
0
0
Ruhemasse
(GeV)
fundamentalen Wechselwirkungen
Wechselwirkung
Tabelle 5. Die
10–10
10–20
10–23
23
Typische
Dauer (s)
In der Quantenfeldtheorie werden Teilchen durch ein “Quantenfeld”
dargestellt: in Übereinstimmung mit der Quantenmechanik kann ein
Teilchen Wellennatur aufweisen. Ein Teilchen kann sich daher wie
ein Feld verhalten, d.h. eine Wirkung über eine endliche Distanz ausüben.
Wie erklärt man die Wirkung einer Kraft über eine Distanz im Raum?
In der klassischen Theorie führt man ein Feld (z.B. elektrisches oder
magnetisches Feld) ein. Ein Körper erzeugt ein Feld im ganzen Raum
und die anderen spüren das Feld in einem bestimmten Punkt des
Raums.
Wir bemerken, dass die Kräfte verschiedene Reichweite besitzen. Die
Gravitation und die elektromagnetische Kraft haben unendliche
Reichweite. Ihre Wirkung ist uns daher aus unserer täglichen Erfahrung bekannt. Die starken und schwachen Kräfte wirken nur, wenn
die Distanz zwischen den Teilchen ziemlich klein ist: z.B. ist die
Reichweite der starken Kraft ungefahr 1 fm (tatsächlich gleich dem
Durchmesser eines Hadrons).
Distanzen grösser als 10–18 m testen und die Quantengravitation wird
deshalb nicht so bald experimentell prüfbar! Die typische Dauer der
verschiedenen Wechselwirkungen sind in der Tabelle auch aufgelistet.
Die Teilchen
24
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
Weil es keine erfolgreiche Eich-Quantenfeld-Theorie der Gravitaiton
gibt und weil die Quanteneffekte der Gravitation nur bei extremen
Energien erwartet werden, wissen wir heute nicht, wie man die
Beschreibung der Gravitationskraft mit Hilfe eines Eichbosons (das
Graviton) überprüfen könnte.
Die Eichbosonen sind für die 3 Arten von Wechselwirkungen zwischen Elementarteilchen verantwortlich (stark, elektromagnetisch,
schwach). In Abb. 2 sind die vier Wechselwirkungen zwischen zwei
Teilchen in der Raumzeit-Darstellung gezeigt. Wir werden die
Berechnung solcher Diagramme später in der Vorlesung diskutieren.
In der Quantenfeldtheorie wird die Wechselwirkung zwischen
zwei Teilchen durch den Austausch von einem Feldquant, das
Energie und Impuls überträgt, beschrieben. Das Feldquant ist
ein Teilchen und besitzt alle Eigenschaften der gewöhnlichen
Materie: Ruhemasse, Spin, Lebensdauer, ... Die übertragenen
Teilchen müssen Bosonen sein und werden als Eichbosonen
bezeichnet.
Trotzdem kann dieses Bild eine plötzliche Wechselwirkung in
bestimmten Punkten der Raumzeit zwischen zwei Teilchen nicht
erklären. Betrachte z.B. die Kollision zwischen zwei Teilchen. Die
Energie und Impulse der Teilchen können während der Wechselwirkung geändert werden. D.h., die Teilchen werden Energie und Impuls
austauschen. Obwohl die Teilchen sich “hautnah” nähern, werden sie
sich nicht im selben Punkt des Raums befinden. Weil die Relativitätstheorie voraussagt, dass es nicht möglich ist, Information schneller
als mit Lichtgeschwindigkeit auszubreiten, kann die Energie und der
Impuls eines Teilchen nicht “direkt” zu dem anderen übertragen werden (noch einmal: die zwei Teilchen befinden sich nie im selben
Punkt des Raums). Wir brauchen daher ein zusätzliches Feldquant,
“ein Teilchen”, das von einem Teilchen emittiert und von den anderen
absorbiert wird:
Einleitung
Physik
25
Die starke Kraft wird durch Gluonen übertragen. Die Gluonen sind
farbig und werden zwischen Quarks ausgetauscht. Die starke Wechselwirkung zwischen Hadronen, die “farblos” sind, ist daher ein komplizierter Prozess: sie ist der resultierende Effekt der
Wechselwirkungen zwischen den Quarks in den Hadronen, die nicht
total abgeschirmt sind. Eine ähnliche Situation trifft man in Atomen
an. Obwohl Atome elektrisch neutral sind, existiert eine resultierende
Kraft von elektrischer Natur, die van der Waals Kraft, die das Resultat der Wechselwirkungen der einzelnen atomaren Elektronen und der
Kerne ist. Die starke Kraft zwischen Hadronen entspricht daher keiner neuen fundamentalen Wechselwirkung.
Die vier fundamentalen Kräfte, die zwischen den Teilchen wirken.
Die Elementarteilchen sind als Pfeile dargestellt. Die elektromagnetische
Kraft wird durch den Austausch von Photonen übertragen; die schwachen
Kräfte durch W+, W– und Z0 Teilchen, die starke Kraft durch Gluonen g.
Die Gravitationskraft wird vielleicht durch Gravitonen G übertragen.
Figur 2.
Die Teilchen
26
Symmetrie unter einer kontinuierlichen Transformation
Symmetrie unter einer diskreten Transformation
Symmetrie unter einer unitären (Phasen-)Transformation
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
Eine kontinuerliche Transformation kann durch kontinuerliche (relle)
Parameter beschrieben werden, und kann so nahe zur IdentitätsTransformation, wie gewünscht gebracht werden. Die Identität wird
definiert als die Transformation, die das System unverändert lässt.
Man kann immer auch “infinitesimale” kontinuerliche Transformationen betrachten. Die Eigenschaften und die physikalischen Folgerungen der Transformation können im Fall der infinitesimalen
Transformation studiert werden, und die Resultate werden für eine
Unter diesen Transformationen versteht man globale Transformationen des Systems, d.h. Transformationen, die nicht von den RaumzeitKoordinaten abhängen.
3.
2.
1.
In der Tabelle 6 sind einige relevante Symmetrien, die wir in der Vorlesung diskutieren werden, aufgelistet. Wir unterscheiden:
Z.B. wenn wir die Periodizität der Atome im periodischen Elementsystem analysieren, können wir sie mit der bestimmten räumlichen
Anordnung der Elektronen um den Kern erklären. Diese räumliche
Verteilung der Elektronen folgt aus fundamentalen Rotations-Symmetrien (z.B. von der Kugelsymmetrie). In ähnlicher Weise folgt die
spezielle Relativitätstheorie aus der Invarianz der Lichtgeschwindigkeit unter bestimmten Transformationen. In der Teilchenphysik spielen die Symmetrien eine extrem wichtige Rolle.
Heutzutage scheint es, als ob man die wesentlichen Symmetrien des
Universums und ihre Verletzung studieren muss, um das Verhalten
von Elementarteilchen und den Unterschied in ihrem Verhalten zu
verstehen.
1.3 Die Symmetrien
Einleitung
Drehimpuls
Ruhemasse
Rotation
Lorentz-Boost
Isospin
Allgemeine Ladung
LadungsParität
Zeitumkehr-Invarianz
Unterscheidung zwischen
Proton und Neutron
Absolute Phase
Absolutes Vorzeichen der
elektrischen Ladung
Absolute Richtung der
Zeit
Links-Rechts-Unterscheidung
Absolute Geschwindigkeit
Absolute Richtung
Absolute Energie
Absoluter Ort
Nicht-beobachtbarer
Parameter
Physik
27
Die Phasen-Transformationen können als “interne” Symmetrie dargestellt werden. Sie wirken auf den internen Raum der Teilchen und
Transformation im
Nukleon-Raum
y Æe y
iaQ
Phasen-Transformationen
Ladungskonjugation
Zeitumkehr
Raumspiegelung
Parität
Energie
Zeittranslation
Diskrete Transformationen
Impuls
Raumtranslation
Erhaltungsgesetz
von Symmetrien
Kontinuierliche Transformationen in Raumzeit
Transformation
Tabelle 6. Beispiele
Im Gegensatz dazu sind diskrete Transformationen nicht kontinuierlich. Beispiele dafür sind Raumspiegelung, Zeitumkehr oder
Ladungs-Konjugation. Eine diskrete Transformation kann nie als infinitesimal betrachtet werden.
endliche Transformation auch gelten. Beispiele dafür sind Raumtranslation, Zeittranslation, Rotation oder Lorentz-Boost.
Die Symmetrien
28
x
Translation des
Koordinatensystems
d
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
Der Gradient eines Potentials liefert die Kraft (mit negativem Vorzeichen). Der gesamte Gradient des Zweiteilchen-Systems muss verschwinden, weil das Potential nur vom Abstand abhängt, deshalb
wird die zeitliche Änderung des Gesamtimpulses des Systems auch
verschwinden. Wenn im Allgemeinen absolute Koordinaten in einem
System nicht beobachtet werden können, und eine räumliche Translation auf das Koordinatensystem angewendet wird, folgt daraus das
Gesetz der Impulserhaltung.
y
tand
Abs
Wir können trotzdem ein einfaches Beispiel dazu erwähnen. Wir
betrachten ein System mit zwei Teilchen, bei dem ihr Wechselwirkungs-Potential nur vom relativen Abstand der Teilchen abhängt. Es
folgt daraus, dass eine beliebige Verschiebung des Ursprungs des
Koordinatensystems keinen sichtbaren physikalischen Effekt erzeugt.
Zu jeder Transformation kann ein Erhaltungsgesetz und ein nichtbeobachtbarer Parameter assoziiert werden. Dieses Resultat
kommt aus dem berühmten Noether-Theorem und wird in der Vorlesung später diskutiert.
nicht auf die Raumzeit. Sie sind mit allgemeinen Ladungen (wie z.B.
elektrische Ladung, Baryon-Zahl, Lepton-Zahl) verwandt.
Einleitung
Physik
29
Wir betrachten dieselben Transformationen, die wir früher als global
definiert haben und wir nehmen an, dass ihre Parameter (z.B. die
Phase der unitären Phasentransformation) von den Koordinaten der
Man kann auch lokale Symmetrien definieren, bei denen die
Wirkung von den Koordinaten der Raumzeit abhängen.
Bis jetzt haben wir von globalen Transformationen gesprochen. Wir
bemerken:
In diesem Fall sagt man, dass die Symmetrie verletzt wird, wenn der
nicht-beobachtbare Parameter unter bestimmten Umständen beobachtbar ist. Man kann z.B. den Ispospin erwähnen. Das Proton und
das Neutron sehen sehr ähnlich aus. Vom Standpunkt der starken
Kraft können sie nicht unterschieden werden: sie verhalten sich wie
Nukleonen. D.h., dass Protonen und Neutronen dieselbe Kraft im
Kern spüren. Die interne Symmetrie, die ein Proton in ein Neutron
(und umgekehrt) umwandelt, entspricht einer Rotation im IsospinRaum. Für die starke Kraft ist diese Symmetrie eine gute Symmetrie.
Wäre diese Symmetrie exakt, wären die Protonen und Neutronen
nicht unterscheidbar: ihre Massen müssten z.B. gleich sein, usw. Im
Gegensatz dazu sind ihre Masse verschieden zu 1/1000. D.h., die Isospin-Symmetrie ist nicht exakt. Zusätzlich dazu verletzt die elektromagnetische Kraft die Isospin-Symmetrie. Die elektrische Ladung
unterscheidet ganz stark Neutronen (elektrisch neutral) und Protonen
(elektrisch geladen). Wir werden andere Symmetrien später in der
Vorlesung diskutieren, die nicht genau sind, und trotzdem sehr nützlich.
Nicht alle Symmetrien sind genau erfüllt; trotzdem sind sie
nützlich.
Wir bemerken:
In der Tabelle 6 sind die nicht-beobachtbaren Parameter und das entsprechende Erhaltungsgesetz aufgelistet.
Die Symmetrien
30
Wie schon erwähnt, ist das Standardmodell eine Eich-Quantenfeld-Theorie. D.h., es basiert auf der Eichinvarianz. Das Problem
ist, dass die Eichinvarianz Eichbosonen mit verschwindenden
Ruhemassen erzwingt. Dies gilt für das Photon und das Gluon,
aber nicht für die schwachen Eichbosonen: das W und Z-Boson.
Eine Lösung dieses Problems kann mit Hilfe des sogenannten
Higgs-Mechanismus gewonnen werden. Der Higgs-Mechanismus sagt die Existenz eines elementaren Spin-0 Teilchens voraus:
das Higgs-Boson. Das Higgs-Boson wurde gesucht aber bis jetzt
nie beobachtet. Wir werden den Higgs-Mechanismus in Kap. 23
diskutieren.
Es gibt experimentelle Hinweise für eine kleine, obwohl nicht verschwindende Ruhemasse der Neutrinos. Die absolute Masse der
Neutrinos ist heute nicht bekannt. Theoretisch kann das Standardmodell die Masse der (Dirac-)Neutrinos nicht erzeugen, ohne die
Existenz einer neuen Art von Neutrinos (die sogenannten rechthändigen Neutrinos) zu postulieren. Im Gegensatz dazu könnten
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
2.
1.
Die Standardmodell-Theorie ist eine sehr erfolgreiche Theorie. Sie
wurde durch Experimente mit sehr grosser Genauigkeit überprüft.
Trotzdem gibt es einige ungelöste Probleme mit dem Standardmodell:
1.4 Die Theorie von Allem
Wir werden das in Kap. 23 weiter diskutieren.
Raumzeit abhängen. Wir sagen dann, dass eine Symmetrie lokal
gemacht wird. Die Bedingung der lokalen Symmetrie hat grosse Folgen für die dynamischen Eigenschaften des Systems. Es sieht so aus,
als ob nur die Phasentransformationen lokal gemacht werden können.
Tatsächlich ist diese Bedingung die wesentliche Annahme der EichQuantenfeld-Theorien (Eichinvarianz der Theorie).
Einleitung
Physik
31
Theoretisch ist die Antwort zur Frage 6 die schwierigste. Bis heute
sind die Versuche, eine Quantentheorie der Gravitation zu entwikkeln, nicht erfolgreich gewesen. Eine Theorie, bei der alle diese Fragen 1 bis 6 gelöst sind, wäre die Theorie von Allem (sogenannte
Theory of Everything (TOE)). Im Prinzip könnte diese Theorie alle
Phänomene, die wir im Universum beobachten, im wesentlichen
erklären. Siehe Abb. 3. Leider existiert diese Theorie heute nicht.
Es gibt gute Hoffnungen, dass Fragen 1 bis 5 in den nächsten 20 Jahren experimentell besser verstanden und vielleicht erklärt werden
können.
6.
5.
4.
3.
Neutrinos sogenannten Majorana-Teilchen sein. In diesem Fall
wären Neutrinos und Antineutrinos dieselben Teilchen. Die Entdeckung von Majorana Neutrinos wäre ein grosser Hinweis auf
Physik jenseits des Standardmodells. Wir werden Neutrinos in
Kap. 22 diskutieren.
Aus was besteht die dunkle Materie, für welche es indirekte experimentelle Hinweise aus der Beobachtung des Universums gibt?
Besteht sie aus einer neuen Art von Elementarteilchen, die noch
nicht entdeckt wurde?
Was ist die dunkle Energie? Hat die Lösung dieser Frage etwas mit
der Teilchenphysik zu tun?
Gilt die Standardmodell-Theorie bis zu “unendlich hoher” Energie
oder gibt es “neue Physik” bei sehr hohen Energien? Es gibt mögliche Erweiterungen des Standardmodells, die auf grösseren Symmetrien als die des Standardmodells basieren (sogenannte GrandUnified-Theory (GUT)). Solche Theorien sagen oft die Existenz
des Protonzerfalls voraus. Der Protonzerfall wurde gesucht, aber
bis jetzt nie beobachtet.
Wie kann die Gravitation in die Teilchenphysik eingeführt werden? Gibt es zusätzliche Dimensionen (zusätzlich zur 4-dimensionalen Raumzeit) ?
Die Theorie von Allem
32
GÆ0
Allgemeine
Relativitätstheorie
hÆ0
Die Theorie von Allem.
Mechanische
Ingenieurwiss.
Thermodynamik
Statistische
Mechanik
N Æ•
Klassische
Mechanik
hÆ0
Biologie
Kernphysik
Medizin
PlanetenWissenschaft
Astronomie
Chemie
AtomPhysik
Astrophysik
Kosmologie
Teilchenphysik
Quantenfeldtheorie (QFT)
GÆ0
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
Figur 3.
Informatik
Elektrische
Ingenieurwiss.
Festkörperphysik
Elektromagnetismus
cƕ
TOE ?
Nicht-relativistische
Quantenmechanik
Spezielle
Relativitätstheorie
Einleitung
h
= 1, 055 ¥ 10 -34 J .s und
2p
c = 2, 998 ¥ 10 8 m / s
c = 2, 998 ¥ 10 23 fm / s
hc = 197, 33 MeV . fm ª 200 MeV . fm
h
= 6, 582 ¥ 10 -22 MeV .s und
2p
c ∫1
Physik
33
Es ist dann nicht mehr nötig die Planksche Konstante und die Lichtgeschwindigkeit in den Gleichungen zu schreiben. Natürlich wird
man am Ende der Berechnung oft die Konstanten mit Hilfe einer
Analyse der Dimensionen wieder einfügen.
h ∫ 1 und
Die Formeln in der Teilchenphysik enthalten oft diese Konstanten.
Man führt daher die natürlichen Einheiten ein. Man wählt die fundamentalen Einheiten so, dass die fundamentalen Konstanten die folgenden Werte besitzen
Es gilt:
h=
In der Praxis sind diese Einheiten nicht geeignet, um das infinitesimal
Kleine zu beschreiben. Man verwendet oft praktischere Einheiten,
z.B. das MeV (=106 eV) oder das GeV (=109 eV) für die Energie und
den Femtometer (1 fm=10–15 m) für die Länge. In diesem Fall erhalten wir:
h=
Im gewöhnlichen MKS (Meter-Kilogramm-Sekunde) EinheitenSystem ist der Meter die Einheit der Länge, das Kilogramm die Einheit der Masse und die Sekunde die Einheit der Zeit. In diesem
System nehmen die zwei fundamentalen Konstanten, die PlankscheKonstante und die Lichtgeschwindigkeit, die folgenden Werte an:
1.5 Natürliche Einheiten
Nat rliche Einheiten
34
r
E 2 = p 2 c 2 + m 2c 4
fi
r
E 2 = p2 + m 2
1015 fm
1015 fm
ª
ª 0, 507 ¥ 1016 GeV -1
197 MeV . fm
hc
1
[ L]
5, 07 ¥ 10 -3 5, 07 ¥ 10 -3
21 -1
ª
-1 ª 1, 52 ¥ 10 s
1 fm
(3 ¥ 1023 ) s
Teilchenphysik II&III, WS 03/04-SS04, Prof. André Rubbia (ETHZ)
1 MeV ª
1 Sekunde =
2, 998 ¥ 10 8 m
ª 3 ¥ 10 23 fm
c
1 fm = 10 -15 m ª 5, 07 ¥ 10 -3 MeV -1
Daher ist es möglich nur eine Einheit zu verwenden. Tatsächlich gilt:
[E] =
In den natürlichen Einheiten gibt es eine Äquivalenz zwischen
Energie und inverser Länge:
Wir bemerken:
1 Meter =
Wenn wir zusätzlich dazu h/2p=1 betrachten, ist die Einheit der
Länge gleich:
und die Einheiten der Energie, des Impulses und der Masse sind dieselben: die Einheit der Energie. Die Ruhemasse des Elektrons ist z.B.
gleich me=0,511 MeV eher als MeV/c2.
Weil c=1 gilt:
Einleitung
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