Von ganz weit weg betrachtet

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Paukenschlag am Donnerstag
No. 5 /2017
vom 16. Februar 2017
Kommentare zum Zeitgeschehen von Egon W. Kreutzer
Druckversion: Sigbert Döring
Von ganz weit weg betrachtet
Von ganz weit weg betrachtet,
handelt es sich bei der Erde um ein Stäubchen, das am Rande einer mittelgroße Galaxie ziemlich hastig um
eine Sonne kreist. Von ganz weit weg ist sie allenfalls indirekt wahrzunehmen, eher zu vermuten, dass da
möglicherweise eine kleine Zahl von Planeten auf einer Bahnebene um einen Stern unterwegs sein könnten.
Kommt man näher
und hat Hochleistungsteleskope sowohl im Bereich des sichtbaren Lichts als auch im Bereich anderer
elektromagnetischer Wellen zur Verfügung, entdeckt man tatsächlich auf einer Umlaufbahn um eine Sonne
einen lustigen Planeten, der über eine Stickstoff-Atmosphäre verfügt und offenbar auch über eine gewisse
Menge freien Oberflächenwassers.
Der Planet scheint noch jung zu sein, da zu gewissen Zeiten erhöhte Konzentrationen schwerer Elemente in
der Atmosphäre ihre Spuren auf den Spektrogrammen hinterlassen, was auf vulkanische Aktivitäten
hinweist. Zudem zeigen die Daten der Radarteleskope eine sehr große Anzahl unnatürlicher Quellen
wechselnd intensiver elektromagnetischer Strahlung an, deren Ursprung noch nicht geklärt werden kann.
Hypothesen, es könne sich um Sendeanlagen einer unbekannten Form von Intelligenz handeln, konnten
jedoch bereits widerlegt werden.
Man möchte den fernen Beobachtern zurufen:
"Bleibt bloß weg! Das hier ist die Erde. Die geschlossene Anstalt für alle Irren der Galaxie. Schon
wenige Minuten im Einflussbereich der kranken Hirnwellen können irreparable Schäden
verursachen!"
Weil aber bisher niemand auf die Idee gekommen ist, rund um den Äquator Schockbilder im Format von 600
mal 400 Kilometern aufzudrucken, die noch aus sicherer Entfernung erkannt werden können, tauchten eines
Tages neugierige Forscher aus den Tiefen des Universums hier bei uns auf. Bei der Erkundung der
Oberfläche aus einem niedrigen Orbit erkannten sie, dass es vollkommen gleichgültig sei, wo sie sich ihren
Landeplatz aussuchen, kaum hätten sie die schützende Hülle ihres Raumschiffes verlassen, würden die
Wellen des Irrsinns über ihnen zusammenschlagen. Im Schutz massiver mentaler Schutzanzüge wagte sich
ein Expeditionstrupp dann doch hinaus.
Dass sie Leben auf diesem Planeten finden würden, war ihnen klar. Doch dass eine derart paradoxe
Lebensform im Universum existieren könnte, hätten sie nie für möglich gehalten.
Destruktive Intelligenz, raffsüchtige Faulheit, verlogene Wahrheit, konkurrierende Zusammenarbeit,
spaltende Einigkeit, erhabene Unfähigkeit, gotteslästerliche Gläubigkeit, hinterhältige Liebenswürdigkeit,
waffenstarrende Friedensliebe, kraftvolle Unentschlossenheit und zu allem entschlossene Unfähigkeit - kurz:
ein Irrenhaus.
Welche Freude, als ein im Orbit ausgesetzter Aufklärungssatellit endlich das erhoffte, erlösende Signal
sandte: "Intelligentes Leben auf diesem Planeten existent!", und die telemetrischen Daten der exakten
Position übermittelte.
Sie fanden dieses intelligente Leben unweit des Mount Kenya, unmittelbar neben einem riesigen uralten
Baobab auf einem großen Stein in der Sonne sitzend.
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Der Cheftelepath der Erkundungsgruppe stellte mühelos Kontakt mit dem Wesen her, weil es offenbar auf
der gleichen Wellenlänge und auf dem gleichen energetischen Level arbeitete, wie er selbst.
Er stellte sich ihr, denn das Wesen war zweifellos weiblich, als Grygg-Naggryg vor, erklärte, er käme von
ganz weit weg, und hoffe, von ihr zu erfahren, was auf diesem sonderbaren Planeten so vor sich ginge.
"Ich bin Heide S. Nyaga", stellte sich das Wesen vor, und erklärte kurz und bündig die ganze Welt.
Hier ein kleiner Auszug seiner Aufzeichnung der auf telepathischem Wege empfangenen Botschaft:
Der Trump´sche Faktor
Der Mensch ist nicht nur geneigt, sondern - aus Gründen der Selbsteinschätzung anscheinend regelrecht gezwungen, die Welt in zwei Hälften zu teilen: Die, die so sind,
wie man selbst ist und die, die so sind, wie sie sind.
Dass Erstere unseren Gefallen finden und Zweitgenannte den Keim all unserer
Ärgernisse bilden, versteht sich, wie ich meine, leicht. Wenn doch nicht auf Anhieb, so
spätestens am Beispiel der Spaltung, der die Welt nach der Wahl des US-Präsidenten
anheimfällt, ja fällt und nicht fiel.
Hier die, welche so gewählt haben wie ich, also MICH gewählt haben, dort die, welche
trumpten, also sich wählten. Oder umgekehrt.
Klar, dass, wie man es auch dreht und wendet, es immer die gibt, die sind, wie sie sein
sollten und die, welche sind, wie sie sind.
So wie Trump, der einfach nicht tut, was er soll, pardon, einfach nicht ist, wie er sein
sollte, sondern so, wie er ist.
Könnte es so sein, dass der Unmut auf den, der so ist, wie er ist, weil er eben so ist,
wie er ist, in Wirklichkeit Neid ist, darauf, dass jemand so ist, wie er ist?
Ist also dieses Missfallen eines anderen nichts anderes als der unterdrückte Wunsch,
auch so sein zu können, wie er ist? In dem aktuellen Fall, zu sein wie Trump, der,
täterätä, macht was ihm beliebt?
Vielleicht, dass "man" sich nur aus der instinktiven Ahnung heraus wünscht, so zu sein
wie er, weil, wie schon Freud sagte, es einem "einfachen Gemüt" leicht fällt, gesund zu
bleiben?
Und jeder sich nach Gesundheit sehnt, die dem "gehobenen" Menschen, laut Freud,
(er meint die unter die Räder der "Zivilisation" geratenen) schwer fällt.....
Ich möchte hier das Wort "einfachen" vervollständigen mit "instinktbegabten" oder
"unbestechlichen", "geradlinigen", womit gemeint ist ein von unnötigem Denkballast
unbehelligter Mensch der Tat, der nicht lang fackelt, der schneller als andere ist, der
mal schnell die Hemdsärmel rauf und die Welt umkrempelt.
Würden wir das nicht alle gern tun? Eine Welt ganz nach unserem eigenen
Geschmack kreieren? Ich meine also, wir sollten aufhören damit, die Welt in zwei
Hälften zu teilen sondern erkennen:
Trump spaltet nicht, er eint uns.
In
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die, die wie er sind und ihn deswegen gewählt haben und
die, die ihn nicht wählten, aber - oder gar "weil" sie - gerne wären wie er. Wo ist da der
Unterschied?
Beide Seiten sind "Freudianer", da sie unausweichlich derselben Psychologie folgen,
äh, praktisch gesehen "Trumpianer".
Die meisten wären nämlich in Wahrheit keine Spur anders als er. Würden nichts lieber
tun als das, was er tut. Haben, was er hat, wozu man sein müsste, wie er ist. Also
jemand, der - ratzfatz - und ohne lang zu fackeln, die Welt umkrempelt. Davon
träumen doch ALLE!
Zwar würden sie alles anders machen, im Prinzip aber genau so: Ratzfatz nach ihrer
Nase, Mauer hin oder weg. Bloß langsamer, versteht sich. Weil das "Know How" zwar
gelernt sein will, aber doch nur dem gleich gearteten Charakter offensteht. Womit sich
der Kreis folgerichtiger, weil psycho - logischer Denkart schließt.
Im Bestfall sind wir jetzt froh, dass wir sind, wie wir sind und wo wir sind, also nicht
Trump, sondern nur so wie die, welche so sind, wie wir sind.
Und auch dort, auf dem Posten derer, die so sind, wie wir sind, sind. Und nicht jetzt
schon Präsident sind. Also noch ein bisschen Zeit, der Präsident unserer Träume zu
werden, also noch Zeit zum Träumen zu haben.
Copyright Heide S. Nyaga
Die kompletten Aufzeichnungen, direkt aus Innersten der Heide S. Nyaga hat GryggNaggryg für die Menschheit in einer Sinn-Kapsel zurückgelassen, als er und seine
Crew die Erde verließen um sich wieder auf den Weg nach ganz weit weg zu machen.
Dem EWK-Verlag in Elsendorf ist es zu
verdanken, dass dieses Gedankengut in einer
der menschlichen Sensorik zugänglichen Form,
nämlich als ansprechend gestaltetes HardcoverBuch im Umfang von 332 eng bedruckten
Seiten, der Allgemeinheit gegen ein geringes
Entgelt zur Verfügung steht.
Wann denn, wenn nicht
jetzt?,
Kurzgeschichten und Essays mit
Scharfblick auf Menschen der Ersten
und Dritten Welt
H. S. Nyaga lebt als Fotografin und Autorin in
Ostafrika.
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