AnInt.de: Blutgasanalyse - Teil 2 / Marco Monnig, Münster

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AnInt.de: Blutgasanalyse - Teil 2 / Marco Monnig, Münster
ISSN 1618-7318
Marco Monnig
Blutgasanalyse (Teil 2)
Einführung für pflegerische Mitarbeiter
erschienen in der 'intensiv' - Fachzeitschrift für Intensivpflege und Anästhesie, Georg
Thieme Verlag (intensiv 2002; 10; 48 - 59)
Inhalt
>>>zu Teil 1 >>>
Normwerte der BGA
Das Blutgasergebnis und die Interpretation
Azidose und Alkalose
Differenzierung zwischen Azidose und Alkalose
Wirkung von Azidose und Alkalose
Respiratorische Störungen
Respiratorische Azidose
Respiratorische Alkalose
Metabolische Störungen
Verlust von Säuren und Wasserstoffionen
Grafische Darstellung der Störungen
Therapie und pflegerische Beteiligung
Therapie der respiratorischen Azidose
Therapie der respiratorischen Alkalose
Therapie der metabolischen Azidose
Therapie der metabolischen Alkalose
Anmerkungen zu Oxygenationsstörungen
Therapie der Elektrolytstörungen
Natrium
Kalium
Kalzium
Chlorid
Therapie der Hyper-/Hypoglykämie
Radiometer ABL - Quelle: Radiometer.com
Schlussfolgerung
http://www.anint.de/content/beatmung/bga/bga2_pdf.htm (1 von 16) [20.07.2003 21:35:53]
AnInt.de: Blutgasanalyse - Teil 2 / Marco Monnig, Münster
Literatur
Über den Autor
Zusammenfassung
Viele wichtige Aspekte der Blutgasanalyse werden in der Literatur nicht in der Komplexität vermittelt, wie es bei
anderen Themen der Fall ist.
In diesem 2. Teil des Artikels geht es nun um die Analyse und Interpretation der Blutgasanalyse. Dabei
werden Parameter, Werte und Krankheitsbilder miteinander verknüpft.Darüber hinaus sollen die wichtigsten
Therapieansätze zu den einzelnen Störungen im Säure-Basen-Haushalt benannt werden. Die Vorstellung der
pflegerischen Kapazitäten im Rahmen der Therapie neben den ärztlich-medikamentösen Möglichkeiten soll den
Pflegenden die nötige Kompetenz vermitteln.
Als diejenigen, die den engsten Patientenkontakt haben, müssen sie auch über medikamentöse Therapien
umfassend informiert sein, um Nebenwirkungen und Reaktionen der eingeleiteten Therapie einschätzen zu
können.
Normwerte der BGA
Tab. 1 Normwerte Säure-Basen-Haushalt
Säure/Basen-Haushalt
Einheit
männl.
pH (37°)
Erwachsener
pO2
weibl.
7,35-7,45
Erwachsener
pCO2
mm Hg
Erwachsener
HCO3- Aktuelles Bikarbonat
mm Hg
Erwachsener
mmol/L
SBC - Standard-Bikarbonat
mmol/L
ABE - Aktueller Basenüberschuss
Erwachsener
mmol/L
SBE - Standard-Basenüberschuss
Erwachsener
mmol/L
tCO2 - Gesamtkohlendioxidkonzentration
Erwachsener
FShunt - Relativer
physiologischer Shunt
männl./weibl.
83-108
35-48
32-45
22-26
22,5-26,9
21,8-26,2
-2 ± 3
-1,5 ± 3,0
-3,0 ± 2,0
mmol/L
22-29
%
2-6
Diese Tabelle gibt einen Überblick über die Parameter, die zur Beurteilung des Sauerstoffstatus notwendig sind.
Tab. 1.1 Normwerte Sauerstoff-Status
Sauerstoff-Status
Einheit
männl.
männl./weibl.
sO2 - Sauerstoffsättigung
Erwachsener
p50 - Sauerstoffpartialdruck bei
50 % Sättigung
Erwachsener (bezogen auf pH 7,4)
%
95-99
mm Hg
24-28
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weibl.
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ctO2 - Konzentration vom
Gesamt-Sauerstoff
Hct - Hämatokrit
18-44 Jahre
mmol/L
8,4-9,9
7,1-8,9
%
39-49
35-45
45-64 Jahre
%
39-50
35-47
65-74 Jahre
ctHb - Hämoglobin
18-44 Jahre
%
37-51
35-47
g/dl
13,2-17,3
11,7-15,5
45-64 Jahre
g/dl
13,1-17,2
11,7-16,0
65-74 Jahre
FO2Hb - Oxyhämoglobin
g/dl
12,6-17,4
11,7-16,1
%
94-99
%
0,5-1,5
%
4-5
> 2 Pack/Tag
%
8-9
toxisch
%
> 20
letal
FMetHb - Methämoglobin
Erwachsener
FHbF - Fetalhämoglobin
Erwachsener
%
> 50
%
0,2-0,6
%
< 2,0
FCOHb - Carboxyhämoglobin
Nichtraucher
Raucher
1-2 Pack/Tag
Tab. 1.2 Normwerte Elektrolyte und Metaboliten
Einheit
männl.
männl./weibl.
Elektrolyte
cNa+ - Natrium
mmol/L
(P/S)
136-146
mmol/L (S)
3,5-5,0
cCa2+ - ionisiertes Kalzium
> 18 Jahre
cCl - Chlorid
mmol/L (B)
1,15-1,29
Erwachsener
mmol/L
(S/P)
98-106
mmol/L
8-16
mmol/L (P)
0,5-1,6
mmol/L (P)
0,5-2,2
mg/dl (P)
70-105
mg/dl (B)
83-110
Erwachsener
cK+ - Kalium
Erwachsener
Anionlücke
Erwachsener
Metabolite
cLaktat
Erwachsener
arteriell
Erwachsener
venös
cGlukose
Erwachsener
Erwachsener
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weibl.
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> 60 Jahre
mg/dl (S)
80-115
> 70 Jahre
mg/dl (S)
83-110
(Liquor) Erwachsener
mg/dl
40-75
Kind
mg/dl
60-80
In Tab.2 wird ein Überblick hinsichtlich der wichtigen Parameter im Vergleich zwischen arterieller und
gemischt-venöser Blutgase gegeben.
Tab. 2 Differenzierung der arteriellen und gemischtvenösen BGA [9]
Parameter
arteriell
gemischtvenös
pH
pCO2
7,4 (7,36-7,44)
35-45 mm HG
7,38 (7,33-7,43)
41-51 mm HG
pO2
70-105 mm HG
35-40 mm HG
O2-Sättigung
95-98 %
70-75 %
Quelle aller Tabellen: Radiometer GmbH
Das Blutgasergebnis und die Interpretation
In diesem Kapitel wird auf die Interpretation der Blutgasanalyse eingegangen. Dabei werden Wirkungen der
pH-Verschiebungen aufgezeigt sowie Ursachen für die Störungen benannt. Die Differenzierung der
respiratorischen und metabolischen Veränderungen wird anhand der Parameter beschrieben.Darüber hinaus
werden die Kompensationsmechanismen des Körpers erklärt und ihr Einfluss auf die Werte wird erläutert.
Azidose und Alkalose
Im Rahmen der BGA werden Störungen im Säure-Basen-Gleichgewicht deutlich. Für den Betrachter äußert sich
diese Veränderung im pH-Wert.
Differenzierung zwischen Azidose und Alkalose
Normwerte
●
●
Azidose: ph-Wert < 7,35
Alkalose: ph-Wert > 7,45
Diese Veränderungen des pH-Wertes können durch zwei unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden:
respiratorische oder metabolische Störungen. Das Ergebnis der weiteren Betrachtung der Werte kann
demzufolge lauten:
1. respiratorische Azidose oder respiratorische Alkalose
2. metabolische Azidose oder metabolische Alkalose
Die Störungen können auch kombiniert auftreten bzw. durch Kompensationsmechanismen ein Mischbild zeigen.
Um die Differenzierung vornehmen zu können, muss eine arterielle oder kapilläre Blutgasanalyse vorliegen.Die
respiratorische Komponente wird durch den pCO2 bestimmt. Den metabolischen Anteil markieren das
Standardbikarbonat und der Base Excess.
Wirkung von Azidose und Alkalose
Die Azidose bewirkt Veränderungen an verschiedenen Regelsystemen.
Die Hauptwirkung besteht in einer Dämpfung des zentralen Nervensystems. Sinkt der pH unter 7,0, sind
Verwirrtheit und Muskelschwäche bis hin zum Koma zu beobachten [1]. Auswirkungen auf das
Herz-Kreislauf-System führen zu einer akuten Gefährdung der Patienten.
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Neben Hypotonie treten vor allem Herzrhythmusstörungen auf. Tachykardien, die nach Absinken des pH unter
7,10 in Bradykardien wechseln, weisen auf eine gestörte Katecholaminwirkung hin [2]. Die Auswirkungen auf die
Atmung sind zu differenzieren. Bewirkt die respiratorische Azidose eine Atemdepression, so kommt es bei der
metabolischen Azidose kompensatorisch zu einer Steigerung von Atemfrequenz und Atemtiefe.
Die Hauptwirkung der Alkalose zeigt sich in einer Übererregbarkeit des peripheren Nervensystems. Hier ist als
typisches Symptom die Tetanie zu nennen. Es kommt zu tonischen Spasmen der Muskulatur. Diese beginnen
am Unterarm (Pfötchenstellung) und können sich über das Gesicht auf den gesamten Körper ausbreiten. Die
Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sind mit denen der Azidose vergleichbar.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Auswirkungen unspezifisch sind. Die Blutgasanalyse ist
ein Mittel zur Diagnosefindung.
Respiratorische Störungen
Die Verschiebungen des pH-Wertes können auf zwei verschiedene Ursachen zurückzuführen sein. Im
Folgenden werden die respiratorisch bedingten Störungen beschrieben. Diese respiratorisch bedingten
Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichtes sind am veränderten pCO2 -Wert festzumachen.
Der Kompensationsversuch dieser Abweichung erfolgt vom Organismus metabolisch über das
Standardbikarbonat. Als Grundsatz für die Therapie bleibt festzuhalten, dass respiratorische Veränderungen der
BGA auch immer respiratorisch behandelt werden müssen.
Normwerte
●
pH: 7,35-7,45
pCO2 : 35-45 mm Hg
●
Standardbikarbonat: 22-26
●
Respiratorische Azidose
Die respiratorische Azidose entsteht durch eine verminderte CO2 -Ausscheidung in der Lunge (CO2 -Retention).
Diese eingeschränkte „Abatmung” von CO2 ist Folge einer reduzierten Atemtätigkeit. Ursächlich ist entweder
eine Verlegung der Atemwege (Sekret, fehlender Muskeltonus (z. B. Schutzreflexe, Muskelrelaxanzien)) oder
eine zentrale Atemstörung (z. B. Überhang an Betäubungsmitteln, SHT) zu nennen.
Darüber hinaus können Erkrankungen und Verletzungen der Thoraxorgane, neurologische und auch
neuromuskuläre Erkrankungen (Guillain-Barree-Syndrom) verantwortlich sein. Daneben kann eine
respiratorische Azidose auch als Zeichen einer Hypoxie bei akuten Lungenerkrankungen wie Lungenembolie,
Lungenödem oder ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) angesehen werden [3].
Die respiratorische Azidose tritt ebenfalls im Rahmen der Kardio-Pulmonalen-Reanimation auf.
Werte der respiratorischen, metabolisch kompensierten Azidose
●
pH: gering erniedrigt
pCO2 : > 45 mm Hg
●
Standardbikarbonat: > 26 mmol/L
●
Beim Vorliegen einer respiratorischen Azidose beginnt der Körper mit einer metabolischen Kompensation. Über
die Niere werden mehr H+-Ionen eliminiert. Gleichzeitig wird die Bikarbonatbildung gefördert. Durch diese
Mechanismen gelingt es dem Körper, den pH fast annähernd zu normalisieren.
Respiratorische Alkalose
Die respiratorische Alkalose ist gekennzeichnet durch einen erniedrigten pCO2 . Dieser Abfall entsteht durch
eine vermehrte Abatmung von Kohlendioxid. Eine falsche Respiratoreinstellung, Angst und Aufregung bis hin zur
Hyperventilationstetanie können dem vorausgehen.
Bei chronischen Lungenerkrankungen (z. B. COPD) wird kompensatorisch durch eine Hyperventilation ein
erhöhter CO2 -Spiegel gesenkt. Eine Hypokapnie (erniedrigtes CO2 ) führt zu einer Gefäßkonstriktion. Die Folge
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ist eine verminderte Hirndurchblutung. Beim Schädel-Hirn-Traumatisierten benutzt man diesen
Regulationsmechanismus, um durch kontrollierte Hyperventilation einer verstärkten Blutungsgefahr und einem
Hirnödem vorzubeugen.
Werte der respiratorischen Alkalose
●
pH: > 7,44
pCO2 : < 35 mm Hg
●
Standardbikarbonat: normal
●
Der Versuch der metabolischen Kompensation erfolgt wiederum über die Nieren. Sie scheiden vermehrt
Bikarbonat aus. Dadurch zeigt sich folgendes Bild:
Werte der respiratorischen, metabolisch kompensierten Alkalose
●
pH: gering erhöht
pCO2 : < 35 mm Hg
●
Standardbikarbonat: < 22 mmol/L
●
Metabolische Störungen
Die Alternative einer respiratorischen Ursache der pH-Verschiebung ist die metabolische Störung.
Beim Vorliegen einer metabolischen Veränderung werden das Standardbikarbonat und der Base Excess
betrachtet. Diese beiden Parameter sind primär nur metabolisch beeinflusst. Sie eignen sich daher in
Kombination mit dem pH-Wert besonders zur Beurteilung metabolischer Störungen. Der Kompensationsversuch
erfolgt in diesem Fall respiratorisch über eine Regulation des CO2 -Gehaltes im Blut.
Hier gilt als Grundsatz für die Therapie, dass metabolische Entgleisungen in der BGA immer metabolisch
ausgeglichen werden müssen.
Metabolische Azidose
Normwerte
●
●
●
pH: 7,35-7,45
Standardbikarbonat: 22-26 mmol/L
Base Excess: -2-+ 3 mmol/L
Die metabolische Azidose ist gekennzeichnet durch einen Mangel an Bikarbonat und eine negative
Basenabweichung (-BE).
Werte der metabolischen Azidose
●
●
●
pH : < 7,36
Standardbikarbonat: < 22 mmol/L
Base Excess > -2 mmol/L
Als Ursache für die metabolische Azidose ist der Anstieg der fixen Säuren im Blut zu nennen [3, 4].
Zunahme der Säuren durch
●
●
●
●
●
●
●
Nierenversagen
diabetische Ketoazidose
Hungerketoazidose
alkoholische Ketoazidose
Laktatazidose
Salicylsäurevergiftung
Methanolvergiftung
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●
Alkoholvergiftung
Die Ketoazidose ist eine durch Ketonkörper verursachte metabolische Azidose. Durch eine gesteigerte Lipolyse
(Spaltung von Triglyceriden), bei Insulinmangel oder Hunger werden durch unvollständige Verbrennung vermehrt
Ketonkörper gebildet.
Die metabolische Azidose kann auch durch eine Abnahme der Bikarbonatkonzentration entstehen.
Verlust von Bikarbonat durch
●
●
●
●
●
Durchfälle
Pankreassaftdrainage
Dünndarmdrainage
renale Tubulusazidose
Ureterosigmoidostomie
Eine metabolische Azidose versucht der Körper primär über die Blutpufferung auszugleichen.
Da dieser Mechanismus jedoch nicht ausreicht, kommt es sofort zu einer pulmonalen Kompensation. Es wird
vermehrt CO2 über die Lunge abgeatmet, um so wieder ein normales Verhältnis zwischen Bikarbonat und
Kohlendioxid herzustellen. Eine vollständige Kompensation gelingt auch nach 12-24 h nicht. Die Verschiebungen
in der Blutgasanalyse bei einer metabolischen, respiratorisch kompensierten Azidose sehen wie folgt aus:
Werte der metabolischen, respiratorisch kompensierten Azidose
●
●
●
●
pH-Wert: gering erniedrigt
Standardbikarbonat: < 22 mmol/L
Base Excess: < -2 mmol/L
pCO2 : < 35 mm Hg
Metabolische Alkalose
Die metabolische Alkalose ist gekennzeichnet durch den Anstieg des Bikarbonats. Dabei kommt es zu einem
positiven Base Excess.
Werte der metabolischen Alkalose
●
●
●
pH: > 7,44
Standardbikarbonat: > 25 mmol/L
Base Excess: > + 2 mmol/L
Die metabolische Alkalose wird durch den Verlust von Säuren und Wasserstoffionen ausgelöst [3].
Verlust von Säuren und Wasserstoffionen durch
● Regurgitation von saurem Magensaft durch Erbrechen oder hohen Reflux über die Magensond
● Diuretikatherapie
● schwere Hypokaliämien
● unkontrollierte Pufferung
● Kortikoidtherapie
Der Körper reagiert ähnlich kompensatorisch wie bei der metabolischen Azidose. Er versucht die Störung
respiratorisch auszugleichen, indem die Ventilation reduziert wird. Die Folge ist eine CO2 -Retention.
Das Verhältnis von Bikarbonat und Kohlensäure soll dabei normalisiert werden. In der Regel funktioniert dies
nicht. Die BGA zeigt folgende Parameterkonstellationen:
Werte der metabolischen, respiratorisch kompensierten Alkalose
●
●
pH-Wert: gering erhöht
Standardbikarbonat: > 25 mmol/L
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●
●
Base Excess: > + 2 mmol/L
pCO2 : > 45 mm Hg
Grafische Darstellung der Störungen
In Abb. [1] werden die Störungen des Säure-Basen-Haushaltes aufgezeigt. Die schwarzen Pfeile zeigen die
primären Veränderungen, die grauen Pfeile das Stadium der Kompensation.
Abb. 1 Störungen des Säure- Basen-Haushaltes.
Quelle: Bone HG. In: intensiv. Fachzeitschrift für Intensivpflege und Anästhesie 2000; 2: 60.
In Abb. [2] wird eine Möglichkeit zum systematischen Umgang mit einem Analysatorausdruck der Fa.
Radiometer GmbH vorgestellt.
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Abb. 2 Systematische Bearbeitung eines Blutgasausdruckes
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Therapie und pflegerische Beteiligung
Dieses Kapitel beschreibt Therapieansätze im Rahmen der BGA. Dabei sollen insbesondere pflegerische
Möglichkeiten dargestellt werden. Die Reaktion auf therapeutische Maßnahmen muss kurzfristig durch
BGA-Kontrollen evaluiert werden.
Therapie der respiratorischen Azidose
Um eine respiratorische Azidose auszugleichen, stehen grundsätzlich die Verbesserung und damit Erhöhung der
alveolären Ventilation im Vordergrund. Die Therapie der Ursachen sollte hier als selbstverständlich angesehen
werden. Beim lungengesunden intubierten Patienten ist die Erhöhung des AMV Mittel der Wahl (ggf. auf falsche
Respiratoreinstellung achten!).
Um diese Störung jedoch beim respiratorisch insuffizienten, spontanatmenden oder gerade extubierten
Patienten zu beseitigen, bieten sich vielfache pflegerische Möglichkeiten an [4, 5].
Lungenpflege:
●
●
●
●
●
●
Anfeuchtung und Erwärmung der Inspirationsluft
Sekretolyse und Broncholyse
Vibration/Perkussion
Expektoration fördern, ggf. Sekret absaugen
Physiotherapie
Lagerungsdrainagen
Lagerung des Patienten: halb sitzende Lagerung oder - wenn entsprechende Betten vorhanden sind Cardiac-Lage.
Abb. 3 Cardiac-Lage
Das Hoch- und Auslagern der oberen Extremitäten z. B. durch Kissen schafft dem Patienten Platz, die
Atemhilfsmuskulatur einzusetzen. Das Zwerchfell kann dadurch in Richtung Bauchraum ausweichen und die
Lunge kann sich ausdehnen. Das führt zu einer Erhöhung der funktionellen Residualkapazität und einer
Aufhebung der Hypoventilation.
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Atemstimulierende Einreibung
Ausschluss weiterer Faktoren, die zu einer Einschränkung der Atemqualität führen. Dazu gehören:
●
●
●
●
Schmerzen
Immobilität
Lagerung
Opiat-/Relaxansüberhang
Therapie der respiratorischen Alkalose
Bei einer respiratorinduzierten Alkalose reicht eine Korrektur der Beatmungsparameter aus.
Behandlungsbedürftige Formen mit einem pH > 7,55 (besonders Hyperventilationssyndrom nach SHT) können
mit Sedativa behandelt werden. Patienten mit einer Hyperventilationstetanie, ausgelöst durch Angst oder
Unruhe, lassen sich häufig durch Rückatmung (z. B. mit einer Hyperventilationsmaske) von CO2 wieder in
Normwertbereiche bringen. Neben der Unterstützung dieser Maßnahme liegt der pflegerische Ansatz in der
psychischen Betreuung dieser Patienten. Eine Sedierung kann unter Umständen jedoch trotzdem notwendig
sein.
Therapie der metabolischen Azidose
Die Therapie der metabolischen Azidose richtet sich nach den Ursachen. Liegt ein Nierenversagen vor, muss
weiter diagnostiziert (prä-, intra- oder postrenale Ursache) und entsprechend behandelt werden. Bei
Ketoazidosen wird der Stoffwechsel durch die Gabe von Insulin, das die Zufuhr von Glukose in die Zelle bewirkt,
wiederhergestellt.
Um jedoch akut den bedrohlichen Zustand (pH < 7,2) zu beherrschen, können intravenös Pufferbasen
verabreicht werden. Die Pufferung muss allerdings vorsichtig erfolgen, damit es nicht zur Alkalose kommt. Der
pH-Wert soll zunächst nur bis über 7,2 angehoben werden.
Gleichzeitig muss bei schweren metabolischen Azidosen das Kalium beobachtet werden. Durch den Einstrom
von H+-Ionen in die Zelle kommt es zu einem Ausstrom von Kalium mit der Gefahr der Hyperkaliämie
(Herz-Kreislaufstörungen) [6, 7]. Die Pufferung der Azidose führt jedoch zu einer Abnahme der
Kaliumkonzentration im Blut. Dies sollte ebenfalls im Rahmen der Pufferung bedacht und beobachtet werden.
Der Einsatz einer kontinuierlichen veno-venösen Hämofiltration (CVVH) sollte ebenfalls überdacht werden.
Natriumbikarbonat (NaHCO3) puffert alle Säuren, die eine metabolische Azidose verursachen. Ein
Bikarbonatverlust kann durch die Gabe von NaHCO3 substituiert werden. Durch die Pufferung entsteht CO2 ,
das über die Lunge abgeatmet wird. Voraussetzung ist, dass eine ausreichende Spontanatmung vorliegt. Die
Lösung ist als 8,4 % (1ml = 1 mmol) oder 4,2 % (1ml = 0,5 mmol) erhältlich. Wegen der hohen Osmolarität der
Lösung sollte sie über einen zentralvenösen Zugang appliziert werden. Die Berechnung des Bikarbonats erfolgt
nach Gleichung 8 [7, 8].
Gleichung 8
Bikarbonatbedarf (mmol) = negativer BE × 0,3 × kg Körpergewicht
Es sollte nach der Gabe der halben errechneten Menge eine Kontrolle der Werte durchgeführt werden, um eine
Pufferung in den alkadotischen Bereich zu verhindern.
Beim Vorliegen von Kontraindikationen der Natriumbikarbonatgabe (z. B. Hypernatriämie) kann auch Tris-Puffer
verwendet werden.
Tris-Puffer bindet die H+-Ionen. Die Lösung ist natriumfrei und damit bei Hypernatriämien indiziert. Die
Anwendung führt durch Abnahme der freien Kohlensäure bei gleichzeitiger Bikarbonatbildung zu einer
Atemdepression.
Damit ist die Verwendung beim spontanatmenden Patienten kontraindiziert. Eine Kumulation (Ansammlung) des
Puffers verbietet die Applikation bei Oligurie oder Anurie. Versehentliche extravasale Infusion führt, wie bei
Natriumbikarbonat, zu schweren Gewebsnekrosen (daher zentralvenöse Infusion!). Die zu infundierende Menge
wird nach Gleichung 9 berechnet [6, 7].
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Gleichung 9
Bedarf (ml) 0,3 m Tris-Lösung = negativer BE × kg Körpergewicht
Therapie der metabolischen Alkalose
Schwere metabolische Alkalosen müssen ausgeglichen werden. Der Säureverlust kann ab einem pH von 7,55
mit vier zur Verfügung stehenden Medikamenten ausgeglichen werden [9, 6].
1. Acetazolamid (z.B Diamox®) führt zu einer vermehrten renalen Ausscheidung von Bikarbonat.
2. Salzsäure (0,1-0,2 molar) (z. B. Salzsäure 7,25 % Braun) wird über einen zentralen Venenkatheter
appliziert. Die Dosierung erfolgt nach Gleichung 9. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass geringere Mengen
ausreichen [6]. Zielwert der Pufferung ist ein pH von 7,5.
3. Arginhydrochlorid und Lysinhydrochlorid stehen ebenfalls noch zur Verfügung. Sie sind allerdings
umstritten, da sie die intrazelluläre Alkalose verstärken sollen.
Gleichung 10
Säurebedarf (mmol) = positiver BE × 0,3 × kg Körpergewicht
Die Hauptmerkmale der Therapie sollten auf einer adäquaten Oxygenierung und einer ausgeglichenen
Flüssigkeitssituation liegen. Eine gute und stabile Hämodynamik sowie ein ausgeglichener Kaliumhaushalt
beeinflussen die Therapie positiv.
Anmerkungen zu Oxygenationsstörungen
Die respiratorische Insuffizienz [2] beruht auf Störungen der Ventilation, des pulmonalen Gasaustauschs oder
der Lungendurchblutung. Es kommt in der Folge zu einer arteriellen Hypoxie mit einem Abfall des paO2 auf unter
75 mm Hg.
Man unterscheidet zwischen respiratorischer Partial- und Globalinsuffizienz.
Unter einer respiratorischen Partialinsuffizienz versteht man die Störung der Oxygenierung mit einem Abfall
des paO2 . Die respiratorische Globalinsuffizienz ist gekennzeichnet durch eine Störung der Ventilation mit
einem Anstieg des paCO2 und einem Abfall des paO2 .
Die Ursachen für eine respiratorische Insuffizienz des Patienten sind z. B.:
Hypoventilation:
●
●
●
Schädel-Hirn-Trauma
Opiate
Erschöpfung nach Weaning
Verteilungsstörungen der Atemluft:
●
●
●
Obstruktion
Restriktion
Erkrankungen der Lungengefäße
Diffusionsstörungen:
●
●
Zunahme der Diffusionsstrecke
Verkürzung der Kontaktzeit des Blutes
venöse Beimischungen:
●
pulmonaler Rechts-Links-Shunt
Die Behandlung der daraus resultierenden respiratorischen Insuffizienz richtet sich nach der zugrunde liegenden
Ursache. Die Unterstützung des spontanatmenden Patienten kann durch folgende Mittel erfolgen:
●
●
●
Lagerung des Patienten
Sauerstoffvorlage
Masken - CPAP
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●
psychische Betreuung
Zur akuten Therapie dieser Störung zählt neben der Intubation des Patienten die sorgsame Einstellung des
Respirators. Folgende Parameter sind hierbei zu benennen:
●
●
●
●
●
Auswahl des Beatmungsmodus
inspiratorische Sauerstoffkonzentration (FiO2 )
PEEP (Positiv Endexpiratorischer Druck)
Atemzeitverhältnis (I:E)
Atemwegsspitzendruck (Peak)
Therapie der Elektrolytstörungen
Die Therapien der Elektrolytstörungen beziehen sich auf erhöhte als auch auf erniedrigte Werte. Dabei werden
vor allem Notfallmaßnahmen beschrieben, die einer akuten lebensbedrohlichen Situation vorbeugen sollen.
Natrium
Hyponatriämien werden in verschiedene Formen unterteilt, deren Therapie unterschiedlich aussieht. Die
Natriumstörungen führen bei beiden nachfolgend beschriebenen Formen zu einer intrazellulären
Flüssigkeitszunahme.
Hypotone Dehydratationen (Natriumverlust) werden durch die Substitution von Natrium ausgeglichen. Der
Natriumverlust muss langsam ersetzt werden. Eine schnelle Kompensation kann neben einer
Volumenüberlastung zu einer zentralen pontinen Myelinolyse führen, besonders bei der chronischen
Verlaufsform. Als Zeitfaktor für die Korrektur sollte der Rahmen gewählt werden, in dem es zu der Entgleisung
gekommen ist. Nur akute Störungen werden schnell (1-2 mmol/L/h) korrigiert. Dieser schnelle Ausgleich sollte
jedoch nur bis zu einem Serumwert von 125-130 mmol/L erfolgen. Zur schnellen Korrektur kann Natrium als 3-5
%-Lösung substituiert werden. Die Hälfte der notwendigen Menge sollte innerhalb von 8 h gegeben werden. Der
verbleibende Rest soll über einen deutlich größeren Zeitraum substituiert werden. Zur Berechnung der
benötigten Natriummenge dient Gleichung 11.
Gleichung 11
Natriumdefizit (mmol) = Ganzkörperwasser × (Nasoll-Naist)
Das Ganzkörperwasser entspricht 50-60 % des Körpergewichtes (in Abhängigkeit von Alter und Gewicht).
Hypotone Hyperhydratationen (Wasserüberschuss bei niedrigem Natrium) werden mit Wasserentzug
therapiert. Die Überwässerung kann durch osmotische Diuretika wie Mannitol schnell korrigiert werden. Mannitol
(125-250 ml) bewirkt eine Verschiebung der extravasalen Flüssigkeit ins Gefäßsystem, um dann renal
ausgeschieden zu werden. Alternativ kann die Flüssigkeit mit hypertoner Natriumlösung in das Gefäßsystem
gezogen und dann unterstützt mit Schleifendiuretika (z. B. Furosemid, 40 mg) ausgeschieden werden [5].
Hypernatriämien werden ebenfalls in verschiedene Formen unterteilt.
Die hypernatriämische Hypohydratation bedeutet ein Defizit an freiem Wasser. Dieses Defizit an freiem
Wasser lässt sich über die Gleichung 12 berechnen.
Gleichung 12
Wasserdefizit in L = Ganzkörperwasser × (Naist/Nasoll - 1)
Die zweite Form der Hypernatriämien ist die hypernatriämische Hyperhydratation (hohes Natrium bei hohem
Wasseranteil). Die Hyperhydratation wird durch die Gabe von Furosemid (40-60 mg alle 2-4h) und Dextran
therapiert. Auch für die Hypernatriämien gilt der Grundsatz, dass die Therapie langsam erfolgen sollte. In der
Akutphase können Konzentrationssenkungen von 2 mmol/L/h für drei Stunden angestrebt werden. Danach sollte
die Reduzierung nicht über 1mmol/L/h liegen. Ein schnellerer Rückgang der Natriumkonzentration kann ein
Hirnödem erzeugen [1].
Kalium
Die Therapie der Hypokaliämie erfolgt durch Substitution von Kalium. Prinzipiell kann die Substitution oral
http://www.anint.de/content/beatmung/bga/bga2_pdf.htm (13 von 16) [20.07.2003 21:35:54]
AnInt.de: Blutgasanalyse - Teil 2 / Marco Monnig, Münster
erfolgen, jedoch sollte bei schwerer Hypokaliämie auf die venöse Applikation zurückgegriffen werden. Um
Venenreizungen zu verhindern, erfolgt die Substitution über zentralvenöse Katheter. Geringe Mengen von 40-60
mmol/Ld, die kontrolliert infundiert werden (Infusomat, Dial Flow), können auch über periphere Zugänge
appliziert werden. Die Substitution von mehr als 10 mmol/h sollte nur unter EKG-Monitoring erfolgen. Im
Akutstadium können bis 40 mmol/h über einen Perfusor zugeführt werden. Die unkontrollierte, schnelle
intravenöse Injektion von Kalium führt zu Kammerflimmern bis zur Asystolie. Eine regelmäßige Kontrolle der
Kaliumkonzentration, vor allem bei laufenden Perfusoren, ist selbstverständlich [1, 10].
Hyperkäliämien mit Konzentrationen über 6,5 mmol/L müssen sofort therapiert werden. Hier steht
Kalziumglukanat (1-3 Gramm über 3-5 min.) als Medikament zur Verfügung, das primär die arrhythmischen
Effekte des Kaliums lindert. Als Notfallmaßnahme können ebenfalls 30-50 mval Natriumbikarbonat gegeben
werden. Alternativ steht die Gabe von Glukose 20 % kombiniert mit 1 IE Insulin pro 1-3 g Glukose (100 ml G20
%-G40 % mit 10-20 IE Insulin über 30 min i. v.) zur Verfügung. Die Stimulation der Diurese sollte ebenfalls
erfolgen.
Im akuten Nierenversagen (ANV) kann der Kationenaustauscher Resonium A® verwendet werden. Auch der
Einsatz einer Hämofiltration ist in Erwägung zu ziehen [1, 11].
Kalzium
Die Hypocalcämie wird heute bei Massivtransfusionen, bei Polytraumen und in der Herzchirurgie substituiert.
Der wirkungsvolle Einsatz im Rahmen der Cardio Pulmonalen Reanimation (CPR) konnte bisher nicht als
längerwirksam nachgewiesen werden [12]. Die Injektion erfolgt langsam i. v. Bei der peripheren Applikation ist
Kalziumglukanat dem Kalziumchlorid vorzuziehen, da es weniger die Venen reizt.
Hypercalcämien, die z. B. durch Knochenmetastasen oder Tumore ausgelöst werden, können durch Präparate
aus der Gruppe der Biphosphonate therapiert werden. Diese Wirkstoffgruppe greift in den Kalziumstoffwechsel
ein und hemmt die Osteoklastentätigkeit. Alternativ dazu steht Calcitonin, ein Hormon aus der Schildrüse, zur
Verfügung. Es kann in synthetisch hergestellter Form appliziert werden [10]. Ein hyperkalzämisches Syndrom
wird durch eine forcierte Diurese und eine Volumensubstitution therapiert [1].
Chlorid
Hypochlorämien können mit Natriumchlorid oder Kaliumchlorid ausgeglichen werden. Bei schweren
metabolischen Alkalosen und erhöhten Natrium- und Kaliumspiegel stehen Salzsäure oder Lysinhydrochlorid
alternativ zur Verfügung [5].
Hyperchlorämien können durch Wechsel der Infusionslösung reduziert werden. Da Hyperchlorämien zumeist in
Kombination mit Hypernatriämien auftreten, entspricht die Behandlung der der Hypernatriämie.
Therapie der Hyper-/Hypoglykämie
Hypoglykämien werden über die Zufuhr von Glukose ausgeglichen. Bei enteralisierten, nicht komatösen
Patienten erfolgt eine orale Zufuhr von Traubenzucker oder süßen Getränken. Im Vordergrund steht die schnelle
Resorptionsmöglichkeit von Glukose. Komatöse Patienten erhalten hochkonzentrierte Glukose (z. B. Glukose 40
% 10 ml) intravenös. Bei Intensivtherapiepatienten steht diese Maßnahme als Soforttherapie bei akuter
Hypoglykämie (durch z. B. fehlende Blutzuckerkontrolle unter laufendem Insulinperfusor) ebenfalls offen. Eine
Erhöhung der Glukosezufuhr in der laufenden parenteralen Ernährung gleicht erniedrigte Blutzuckerwerte auch
aus.
Hyperglykämien beim Intensivtherapiepatienten werden unter Berücksichtigung des Ernährungsplans und der
Anamnese behandelt. Unter Beobachtung des aktuellen Blutzuckers wird die parenterale Ernährung stufenweise
aufgebaut, um Entgleisungen zu vermeiden (Bedenke Postaggressionsstoffwechsel).
Die Senkung eines erhöhten Blutzuckerwertes erfolgt mit Insulin. Es kommt im Intensivbereich nur Normalinsulin
(Humaninsulin) zum Einsatz. Die intravenöse Applikation kann bolusweise oder kontinuierlich mittels Perfusor
erfolgen.
Anhaltend hohe Blutzuckerwerte sollten nicht ausschließlich über Insulin reduziert werden, sondern ebenfalls
über die Reduktion der Glukosezufuhr erfolgen. Dazu bieten sich zwei Möglichkeiten an:
●
Reduzierung der Glukoseinfusionsmenge
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AnInt.de: Blutgasanalyse - Teil 2 / Marco Monnig, Münster
●
Austausch der Glukoseinfusion gegen eine niedriger konzentrierte Infusion.
Die Gabe von Insulin bewirkt nicht nur den Transport von Glukose in die Zelle. Kalium wird ebenfalls in die Zelle
eingeschleust (vgl. Hyperkaliämie). Daher muss bei der Therapie der Hyperglykämie auch immer der
Kaliumspiegel kontrolliert werden.
Das Koma diabeticum wird neben dem Ausgleich des Insulinmangels unter Berücksichtigung folgender
Veränderungen therapiert [13]:
●
●
●
Dehydratation und Hyperosmolarität
Ketoazidose
Elektrolytmangel
Hierbei soll jedoch auch auf weiterführende Literatur verwiesen werden.
Schlussfolgerung
Im Laufe der Literaturrecherche für diese Arbeit wurde eines sehr deutlich: Das Verständnis des gesamten
Analysatorausdruckes steht in direkter Verbindung zu vielen Erkrankungen, Medikamenteneinwirkungen und
Stoffwechselveränderungen.
Die vielseitigen Einzelaspekte des Themas setzen ein umfangreiches Wissen voraus. Das Ergebnis ist die
korrekte Anfertigung und Interpretation einer BGA und das frühzeitige Erkennen von möglichen Komplikationen.
Aufgrund der Komplexität der Thematik „Blutgasanalyse” und der vielen Einzelbereiche
(Proben/Interpretation/Therapie) können in der Arbeit nur einige umfangreichere Aspekte angesprochen werden.
Nicht alle Fragen können durch diese Arbeit beantwortet werden. Die offenen Fragen sollten zum Anlass
genommen werden, die Notwendigkeit der Fort- und Weiterbildung zu erkennen. Das durch diese Arbeit
geweckte Interesse sollte dazu genutzt werden, durch Fachliteratur Wissen aufzubereiten und Lücken zu
schließen.
Abschließend bleibt nur zu bemerken, dass „Blutgasanalysen” eine umfassende Thematik darstellen. Eine für die
Therapie verwertbare Analyse muss unter Beachtung vieler Einzelaspekte gewonnen werden. Pflegerische
Kompetenz in der Gewinnung von Blutgasanalysen sowie das Verständnis der physiologischen Grundlagen
dienen der Qualitätssicherung in der Patientenversorgung.
Man verliert die meiste Zeit damit, dass man Zeit gewinnen will.
John Steinbeck
Literatur
1 Brüssel T, Lawin P, Eds.; Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes. Thieme Stuttgart, New York Praxis
der Intensivbehandlung 1994 , p. 587-604
2 Larsen R, Eds.; Physiologie der Atmung. Respiratorische Insuffizienz. Springer Berlin, Heidelberg, New York
Anästhesie und Intensivmedizin für Schwestern und Pfleger 1999 , p. 873-897
3 Meyfeldt B. Der Säure-Basen-Haushalt. Radiometer GmbH Die Blutgasfibel 1999 , p. 51-82
4 Larsen R, Eds.; Akute respiratorische Insuffizienz. Springer Berlin, Heidelberg, New York Anästhesie und
Intensivmedizin für Schwestern und Pfleger 1999 , p. 1056
5 Latasch K, Ruck K, Seitz W. Grundlagen der Anatomie/Physiologie und wichtige Krankheitsbilder. Urban und
Fischer München, Stuttgart, Jena, Lübeck, Ulm Anästhesie, Intensivmedizin, Intensivpflege 1999 , p. 56-59
6 Klein G. Lawin P, Eds.; Störungen des Säure-Basen-Haushalts. Thieme Stuttgart, New York Praxis der
Intensivbehandlung 1994 , p. 605-630
7 Larsen R, Eds.; Störungen des Säure-Basen-Haushalts. Springer Berlin, Heidelberg, New York Anästhesie
und Intensivmedizin für Schwestern und Pfleger 1999 , p. 857-871
http://www.anint.de/content/beatmung/bga/bga2_pdf.htm (15 von 16) [20.07.2003 21:35:54]
AnInt.de: Blutgasanalyse - Teil 2 / Marco Monnig, Münster
8 Schäfer S, Scheuermann G, Vollert E, Wagner R. Blutgasanalyse und Säure-Basen-Haushalt. G. Fischer
Stuttgart, Jena, Lübeck, Ulm Überwachung und Pflege des beatmeten Patienten 1997 , p. 31-36 (13)
9 Herold G, Eds.; Störungen im Säure-Basen-Haushalt. Keine Angabe im Buch, Bestellung nur über Gerd Herold
Innere Medizin, Eine Vorlesungsorientierte Darstellung 1995 , p. 467-471
10 Latasch K, Ruck K, Seitz W. Allgemeine Anästhesie. Urban und Fischer München, Stuttgart, Jena, Lübeck,
Ulm Anästhesie, Intensivmedizin, Intensivpflege 1999 , p. 335-343
11 Larsen R, Eds.; Intraoperative Flüssigkeitstherapie. Akutes Nierenversagen. Springer Berlin, Heidelberg, New
York Anästhesie und Intensivmedizin für Schwestern und Pfleger 1994 , p. 253
12 Latasch K, Ruck K, Seitz W. Allgemeine Pharmakologie. Urban und Fischer München, Stuttgart, Jena,
Lübeck, Ulm Anästhesie, Intensivmedizin, Intensivpflege 1999 , p. 208
13 Herold G, Eds.; Diabetes Mellitus. Innere Medizin, Eine Vorlesungsorientierte Darstellung 1995 , p. 544-566
erschienen in der 'intensiv' - Fachzeitschrift für Intensivpflege und Anästhesie, Georg
Thieme Verlag (intensiv 2002; 10; 48 - 59)
Über den Autor
Marco Monnig
Marco Monnig, Jahrgang 1969, ist Fachkrankenpfleger für Intensivpflege & Anästhesie und Lehrrettungsassistent.
Nach mehrjähriger Tätigkeit auf den Intensivtherapiestationen der Klinik für Anästhesiologie und operative
Intensivmedizin des Universitätsklinikums Münster (UKM) ist Marco Monnig jetzt beim Arbeiter-Samariter-Bund
Regionalverband Münster e.V. im Bereich Intensivtransport als leitender Fachkrankenpfleger für das Intensivmobil und
den Intensivtransporthubschrauber 'Christoph Westfalen' tätig.
Mit der vorliegenden Arbeit belegte er den 1. Platz des Intensiv-Pflegepreises 2002 der Zeitschrift intensiv.
Anschrift
Arbeiter-Samariter-Bund
Regionalverband Münster e.V.
Abt. Intensivtransport
Hafenweg 6 - 8
D - 48155 Münster
(16.06.2003)
Redaktion AnInt.de 2003. Grevener Straße 70, D-48149 Münster, Fon & Fax 0700 000 ANINT (0700 000 2 64 68), Mail [email protected].
ISSN 1618-7318
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