Die Bohmsche Mechanik des Kleinschen Paradoxons Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck vorgelegt von Raimund Moser eingereicht bei Gebhard Grübl Innsbruck, im März 2000 ii Inhaltsverzeichnis Einleitung v 1 Die 1.1 1.2 1.3 1 1 2 3 8 Diracgleichung in zwei Dimensionen Definition einer Minkowskiraumzeit . . . . . . . . . . . . Poincarégruppe und Gammamatrizen . . . . . . . . . . . Die Diracgleichung in zwei Dimensionen . . . . . . . . . 1.3.1 Ebene Wellenlösungen der freien Diracgleichung . 1.3.2 Die Lorentzkovarianz der Diracgleichung und des vektorfeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.3 Raumzeitliche Lokalisierung freier Wellenpakete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stromdichte. . . . . . . . . . . . . . . . 11 14 2 Bohmsche Mechanik zur 2D Diracgleichung 2.1 Das Bohmsche Vektorfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Transport von |ψ|2 entlang der Integralkurven zu vψ . . . . . . . . . . . 17 18 19 3 Numerik zur freien Lösung 3.1 Ein freies Wellenpaket . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Ein freies Positivenergiepaket . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Ein freies Negativenergiepaket . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Überlagerung von Positiv– und Negativenergiemodenlösungen 25 25 26 33 34 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Numerik zum Kleinschen Paradoxon 4.1 Das Kleinsche Paradoxon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Numerik zur Potentialstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Beispiel 1: Relativistische Potentialstufe nach Bjorken & Drell . 4.2.2 Beispiel 2: Relativistische Potentialstufe mit “richtiger“ Asymptotik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3 Beispiel 3: “Nicht–Kleinscher“ Fall . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Numerik zum Potentialwall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Beispiel 1: “Nicht–Kleinscher“ Fall . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2 Beispiel 2: Kleinscher Fall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iii 39 39 44 44 51 52 57 57 58 iv INHALTSVERZEICHNIS 5 Anhang 63 Anhang:Programmlistings zur numerischen Berechnung der Bohmschen Trajektorien 5.1 numlp.m: Freies Positiv–Energiepaket . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 numln.m: Freies Negativenergiepaket . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 numl pn.m: Freies Positiv– und Negativenergiepaket . . . . . . . . . . . 5.3.1 Einige wichtige Unterroutinen zu numlpn.m . . . . . . . . . . . 5.4 kleinbf.m: Das Kleinsche Paradoxon nach Bjorken & Drell . . . . . . . 5.4.1 Unterroutinen zu kleinbf.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5 kleinb.m: Das Kleinsche Paradoxon mit “richtiger Asymptotik“ . . . . . 5.6 kleinab.m: Nicht–Kleinscher Fall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7 kleinabw.m: Potentialwall der Breite d, Nicht–Kleinscher Fall . . . . . . 5.7.1 Unterroutinen zu kleinabw.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8 kleinbw.m: Potentialwall der Breite d, Kleinscher Fall . . . . . . . . . . 63 63 64 65 67 68 71 72 73 75 78 80 Literaturverzeichnis 83 Lebenslauf 85 Widmung, Danksagung und Abrechnung 87 Einleitung “Excuse me, is this the Mechanic’ s Institute please?“ asked Alice, mostly for the sake of making conversation. She knew from the notice outside that it must be. “Yes my dear girl“, said the taller and more impressive looking of the two.“ I myself am a Classical Mechanic from ClassicWorld and I am visiting my collegue here, who is a Quantum Mechanic. Whatever your problem is, I am sure that between us we will be able to assist you, if you would just wait a moment while we finih our shots“. Both man turned back to the billiard table. The Classical Mechanic took careful aim, clearly judging all the angles involved to within a tiny fraction of a degree. At last, he very deliberately played his shot. The ball bounced to and fro in a remarkable series of ricochets, ending in a collision with the red ball and knocking it squarely into the centre of a hole.“ There you are“, he exclaimed with satisfaction as he retrieved the ball from the pocket,“ That is the way to do it, you know; careful and exact observation followed by precise action. If you do things that way you can produce any result you choose.“ His companion did not respond, but took his place at the table and made a vague stab with his billiard queue. After her previous recent experiencies Alice was not really surprised to discover that the ball shot off in every direction at once, so that there was no part of the table where she could say definitely that the ball had not gone, though equally she could in no way say where it actually was. After a moment the player went over and peered into one of the pockets, then he also reached in and drew out a red ball. “ If you do not mind my saying so“, said Alice,“ you do seem to play the game very differently.“ “Quite so“, replied the Classical Mechanic.“ I hate the way he plays his shots like that. I like everything to be done very carefully and precisely and to be planned in every detail in advance . . . with cause following effect in a sensible fashion and predictable.“ Diese kurze Allegorie ist entnommen aus “ Alice In Quantum Land – an allegory of Quantum Physics“ von Robert Gilmore (Sigma Press, 1994); sie umreißt auf plakative Weise den grundlegenden Unterschied zwischen Klassischer und Quantenphysik: Determinismus in der Klassischen Welt bzw. Indeterminismus in der Quantenwelt. v vi INHALTSVERZEICHNIS Dabei hat David Bohm, vormals selbst ein überzeugter Anhänger der Wahrscheinlichkeitsinterpretation der Quantenmechanik, schon Anfang der fünfziger Jahre mit seinen zwei Artikeln “A suggested interpretation of the Quantum Theory in terms of “hidden“ variables“ in Phys.Rev. A [Boh] ein mögliches deterministisches Weltbild auch für die Mikrowelt vorgestellt. Grundlegendes Konzept in seiner Arbeit ist die Idee der Führungswelle: Das ψ–Feld wird als physikalisches Feld, ähnlich etwa dem Maxwellfeld, gesehen, von dem materielle Teilchen geführt werden. Ähnliche Gedanken hatten vorher schon L. de Broglie [Bro] und N. Rosen [Ros]. Aus der Lösung der Schrödinger– bzw. Diracgleichung wird ein Geschwindigkeitsvektorfeld konstruiert, dessen Integralkurven als die möglichen Trajektorien des Teilchens interpretiert werden. Damit holt man den Determinismus in die Quantenmechanik zurück, muß aber das Prinzip der Lokalität aufgeben. Auch gelingt es der Bohmschen Quantenmechanik – entgegen manchen Behauptungen, siehe etwa [Rim], [Hil] – nicht, das sogenannte Meßproblem der Quantenmechanik zufriedenstellend zu lösen: Das Postulat der Reduktion der Wellenfunktion ist hier wie in der Wahrscheinlichkeitsinterpretation unumgänglich. Dennoch glauben wir, daß die Bohmsche Quantenmechanik nicht nur wegen ihrer interessanten philosophischen Konsequenzen ihre Berechtigung neben der Standardquantenmechanik hat: Das Konzept der Teilchentrajektorie erlaubt es, das Verhalten quantenmechanischer Systeme anschaulich darzustellen und gewisse Probleme, etwa chaotische Systeme (Quantum chaos, [Pol]), neu zu formulieren. Auch wenn manche Autoren behaupten [Ze], eine Theorie, die auf der Annahme “Verborgener Parameter“ und somit auf einer bis heute uns nicht zugänglichen, also meßbaren Annahme beruht, sei sinnlos und pure Zeitverschwendung, so kann man dasselbe mit den Worten D. Bohms auch für die übliche Wahrscheinlichkeitsinterpretation behaupten [Ja]: “. . . the usual interpretation of quantum theory . . . involves an assumption that cannot be tested experimentally, viz., that the most complete possible description of an individual system is in terms of a wave function that determines only probable results of actual measurement processes.“ Die Auseinandersetzungen zwischen Mach und Boltzmann lehren uns, daß derartige, meist rational nicht begründbare Aussagen der physikalischen Forschung nicht dienlich sind. In der vorliegenden Arbeit werden wir in Kapitel 1 und 2 kurz die Grundlagen der Bohmschen Mechanik zur Diracgleichung in zwei Dimensionen mathematisch formulieren; dabei wird vor allem auf eine geometrische Darstellung des sog. “ äquivarianten Wahrscheinlichkeitstransportes“ geachtet. Kapitel 3 befaßt sich mit der numerischen Berechnung der Bohmschen Trajektorien zu freien Lösungen (freie Wellenpakete) der Diracgleichung mithilfe der Programmier- EINLEITUNG vii sprache Matlab 5.2.0.3084. In Kapitel 4 behandeln wir schließlich das “Kleinsche Paradoxon“ anhand der Potentialstufe und des Potentialwalles für relativistische Wellenpakete: Wir berechnen die Bohmschen Trajektorien und die zeitliche Evolution der Wellenpakete für verschieden gewählte Anfangsenergien des Elektrons. Dabei werden wir zeigen, daß das Paradoxe am “Kleinschen Paradoxon“, wie es etwa in [BD] dargestellt wird, Folge einer falschen Asymptotik der Wellenpakete und bei richtiger Wahl der Anfangsbedingungen leicht erklärbar ist. Im Anhang findet sich das Programmlisting der für die numerische Berechnung der Bohmschen Trajektorien geschriebenen Matlab Programme. viii INHALTSVERZEICHNIS Kapitel 1 Die Diracgleichung in zwei Dimensionen Um sinnvollerweise von der Diracgleichung sprechen zu können, muß man sich vorher Klarheit über die Raum–Zeit–Struktur, auf deren Bühne sie gewissermaßen spielt, verschaffen. Die Diracgleichung ist in dem Sinne die Einstein–relativistische Verallgemeinerung der Schrödingergleichung, als daß sie der relativistischen Energie–Impuls– Beziehung genüge leistet. Im folgenden werden wir deshalb kurz einige mathematische Begriffe zur Minkowski Raumzeit auflisten. 1.1 Definition einer Minkowskiraumzeit Dieses Kapitel formuliert die Begriffe Minkowskiraumzeit, Poincaré Gruppe und Gammamatrizen. Nota: Wir werden im folgenden immer zwecks Einsparung von Schreibarbeit die Einsteinsche Summenkonvention benützen, das heißt, über doppelt vorkommende Indices in mathematischen Ausdrücken wird automatisch summiert. Definition 1.1 (Minkowskiraumzeit) Der Datensatz (M,< , >,Ω) heißt Minkowskiraumzeit, wenn folgendes gilt: (i) M ist der R2 als Vektorrraum mit Standardbasis e = (e0 , e1 ) und dazugehöriger dualer Basis von M∗ E = (E 0 , E 1 ) . 1 2 KAPITEL 1. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN (ii) Die alternierende Bilinearform Ω = E 0 ∧ E 1 : M × M −→ R gibt die Orientierung von Basen f von M an: f = (f1 , f2 ) heißt positiv orientiert, wenn gilt: Ω(f1 , f2 ) > 0. (iii) < , > ist eine symmetrische, nicht ausgeartete Bilinearform, die wie folgt definiert ist: < x, y >= x0 y 0 − x1 y 1 ∀x = xi ei , y = y i ei ∈ M η bezeichne die zur Basis e gehörige metrische Matrix von < , >, es gilt also: 1 0 η= 0 −1 Die Signatur von η ist sign(η) = (1, −1). 1.2 Poincarégruppe und Gammamatrizen In 4 Dimensionen ist für die Lorentzkovarianz der Diracgleichung die Tatsache wesentlich, daß es auf dem betrachteten Hilbertraum H eine Darstellung der Überlagerungsgruppe der Poincarégruppe gibt. Siehe etwa Kapitel 2 und 3 von [Thall]. In unserem 2–dimensionalen Fall ist die Lorentzgruppe jedoch isomorph zu (R, +) und besitzt folglich, wie man leicht nachrechnet, eine Darstellung auf dem von uns betrachteten Lösungsraum der Diracgleichung. Siehe Satz 1.3 auf Seite 12. Definition 1.2 (Eigentliche Lorentzgruppe) SO+ (1, 1) heißt eigentliche1 , zweidimensionale Lorentzgruppe, wenn gilt: SO+ (1, 1) = {λ ∈ Gl(R2 ), < λ(x), λ(y) >=< x, y > ∀x, y ∈ R2 , det λ = 1 und < e0 , λ(e0 ) >≥ 1} (1.1) Es gilt: jedes λ ∈ SO+ (1, 1) hat die Form cosh(χ) sinh(χ) M (λ, e) = sinh(χ) cosh(χ) mit χ ∈ R. Die SO+ (1, 1) mit Matrizenmultiplikation ist also isomorph zu (R, +). Die natürliche Linksoperation der SO+ (1, 1) auf dem R2 ist die Matrizenmultiplikation von links und wird hier mit x 7→ λx bezeichnet. 1 Mit dem Begriff eigentlich ist hier die Zusammenhangskomponente der 1 von O(1, 1) gemeint. 1.3. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN 3 Bemerkung: Die eigentliche Lorentzgruppe ist eine Untergruppe von O(1, 1), der Isometriegruppe von M zum inneren Produkt < , >. Definition 1.3 (Eigentliche zweidimensionale Poincarégruppe) Π = (λ, a) : M −→ M mit Π(x) = λ(x) + a ∀x ∈ M a ∈ R2 , λ ∈ SO+ (1, 1) heißt eigentliche, zweidimensionale Poincaréabbildung. Die Menge aller solchen Abbildungen bildet die Gruppe P+ (1, 1), genannt eigentliche Poincarégruppe. Die Gruppenmultiplikation lautet: π = (λ, a), π 0 = (λ0 , a0 ) ∈ P+ (1, 1) π · π 0 = (λ0 λ, λ0 a + a0 ) ∈ P+ (1, 1) P+ (1, 1) ist das semidirekte Produkt von SO+ (1, 1) mit (R2 , +). Definition 1.4 (Gammamatrizen) Sei {γ µ }1µ=0 ein Erzeugendensystem der Cliffordalgebra über M zur symmetrischen, nicht ausgearteten Bilinearform < , >. Es gilt: γ µ γ ν + γ ν γ µ = 2η µν × 12 Man kann zeigen, daß es bis auf Ähnlichkeit genau eine irreduzible Darstellung dieser Algebra als komplexe 2 × 2 Matrizen gibt [Fel]. In dieser Arbeit werden wir immer folgende Matrizendarstellung benutzen: 0 1 0 −1 1 0 0 1 1 2 2 0 1 3 γ := σ = γ := (−i)σ = γ := γ γ = σ = 1 0 1 0 0 −1 {1, γ 0 , γ 1 , γ 2 } bilden eine Basis von M2 (C). Man rechnet leicht nach: (γ 0 )2 = −(γ 1 )2 = 1, γ 0 γ 1 + γ 1 γ 0 = 0 1.3 Die Diracgleichung in zwei Dimensionen Im hier dargestellten mathematischen Rahmen ist die Diracgleichung ein System zweier gekoppelter partieller Differentialgleichungen für zwei C–wertige Funktionen auf dem R2 . Ihre Lösungen charakterisieren in Analogie zur Schrödingertheorie bis auf einen physikalisch irrelevanten Phasenfaktor den Zustand eines Elektrons2 eindeutig. 2 Mit Elektron sei hier die Sorte von Teilchen bezeichnet, welche mit der Diracgleichung beschrieben werden. 4 KAPITEL 1. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN Bemerkungen • Da wir uns hier in einer Raumdimension bewegen, bleibt natürlich der Spin des Elektrons unberücksichtigt. Dies hat zur Folge, daß in dieser Arbeit Spinphänomene nicht untersucht werden; die Bohmsche Mechanik zur vierdimensionalen Diracgleichung unterscheidet sich jedoch prinzipiell überhaupt nicht von der zur zweidimensionalen, siehe etwa [Holl]. Der einzige Grund uns hier auf zwei Dimensionen zu beschränken liegt in der Vereinfachung der numerischen Berechnung von Wellenpaketen. • Von nun an werden ~ und c meist gleich 1 gesetzt. Bei der graphischen Darstellung der Ergebnisse werden dem entsprechende Längen– bzw. Zeiteinheiten gewählt. Definition 1.5 (Diracgleichung in zwei Dimensionen) Sei ψ ∈ C 1 (R2 : C2 ) Dann ist ψ Lösung der Diracgleichung, genau dann, wenn: (iγ µ ∂µ − κ)ψ(t, x) = 0 mit κ := mc ~ (1.2) und t = x0 . In hamiltonscher Schreibweise: i∂t ψ(t, x) = (hψ)(t, x) mit 0 1 0 h := −iγ γ ∂1 + γ κ = −i∂1 κ κ i∂1 (1.3) Komponentenweise läßt sich Gleichung 1.2 schreiben als: (∂0 + ∂1 )ψ 1 (t, x) = −iκψ 2 (t, x) (∂0 − ∂1 )ψ 2 (t, x) = −iκψ 1 (t, x) (1.4) (1.5) Anmerkungen: Wir wählen als Hilbertraum H = L2 (R) ⊗ C2 ∼ = L2 (R) ⊕ L2 (R). Der freie Dirac– Hamilton–Operator h ist selbstadjungiert auf einem dichten Unterraum von H (siehe [Thall], chapter 1). Das Skalarprodukt von H ist gegeben durch: (ψ, φ) := 2 Z X i=1 i ∗ i dx (ψ ) (x)φ (x) =: R Z R Dies induziert die Norm eines Vektors aus H: kψk2 := (ψ, ψ) dx ψ † (x)φ(x) ∀ψ, φ ∈ H (1.6) 1.3. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN 5 Ein reiner Zustand eines quantenmechanischen Systems zur Zeit t0 ist gegeben durch einen Vektor ψ(t0 , ·) ∈ H mit kψ(t0 )k = 1. Die unitäre Zeitevolution des Systems wird wie bei der Schrödingergleichung durch eine Kurve in H beschrieben: ψ : R −→ H t 7−→ ψ(t) := e(−ih(t−t0 )) ψ(t0 ) ⇒ kψ(t)k = kψ(t0 )k ∀t, t0 ∈ R Die Diracgleichung 1.2 impliziert durch zweimalige Anwendung auf eine Lösungskurve ψ(t) folgende Gleichung: (i∂t )2 ψ = (mc)2 + (−i∂1 )2 ψ (1.7) Dies ist mit der Identifikation von −i∂1 als Impulsoperator die quantenmechanische 2 Übersetzung der relativistischen Energie–Impuls–Beziehung Ec2 = (mc)2 + p2 . Die Menge der von uns betrachteten Lösungen der Diracgleichung 1.2 werden wir im weiteren mit L(D) bezeichnen: L(D) := {ψ ∈ C 1 (R2 : C2 ), ψ(t = 0, ·) ∈ S(R : C2 )} Die zweite Bedingung, daß ψ zur Zeit t = 0 im Schwarzraum S(R : C2 ) liegt, bedeutet, daß lim|x|→∞ |x|n ψ(t = 0, x) = 0, ∀n ∈ N und ψ(t = 0, ·) ∈ C ∞ (R : C2 ). Der Schwarzraum wird durch Fouriertransformation stabilisiert. Die Einschränkung der Lösungen der Diracgleichung auf L(D) erlaubt es uns, das Diracsche Stromvektorfeld und dazugehörige integrale Erhaltungssätze einfacher zu formulieren. Komplexe Konjugation und Transposition der Diracgleichung führen zur adjungierten Diracgleichung; diese werden wir später benützen, um die Divergenzfreiheit des Diracstromes zu zeigen. (iγ µ ∂µ − κ) ψ ∂µ ψ † −i(γ µ )† − κ mit γ 0 γ 0 ∂µ ψ † (−iγ 0 γ 0 (γ µ )† γ 0 − κγ 0 ) † 0 ψ̄ := ψ γ = = = = 0 =⇒ 0 12 folgt 0 1 2 = (ψ̄ , ψ̄ ) × ψ̄ heißt adjungierter Diracspinor. Somit gilt: ∂µ ψ̄ (−iγ 0 (γ µ )† γ 0 − κγ 0 ) = 0 Da 0 µ † 0 γ (γ ) γ folgt schließlich: = γ0 : µ = 0 = γ1 : µ = 1 0 1 1 0 = (ψ̄ 2 , ψ̄ 1 ) 6 KAPITEL 1. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN Definition 1.6 (Adjungierte Diracgleichung) ∂µ ψ̄ (iγ µ + κ) = 0 (1.8) Definition 1.7 (Dirac-Strom) Sei ψ ∈ L(D) Lösung der Diracgleichung, dann heißt j : L(D) −→ X(M) ψ 7−→ jψ = jψµ eµ := ψ̄γ µ ψeµ (1.9) Diracsches Stromdichtevektorfeld auf M zu ψ ∈ L(D). Es gilt: div(jψ ) = (∂t jψ0 + ∂1 jψ1 )(t, x) = 0 (1.10) Beweis: i∂µ (ψ̄γ µ ψ)(t, x) = i(∂µ ψ̄(t, x))γ µ ψ(t, x) + ψ̄(t, x)iγ µ ∂µ ψ(t, x) = = −κ(ψ̄ψ)(t, x) + κ(ψ̄ψ)(t, x) = 0 Man rechnet leicht nach, daß ferner gilt: • jψ0 ≥ 0 und kann daher als Wahrscheinlichkeitsdichte interpretiert werden; es ist dies die Wahrscheinlichkeitsdichte zum Multiplikationsoperator. • Die Abbildung j : ψ 7−→ jψ ist lorentzäquivariant (siehe 1.3.2). • jψ ist ein nicht raumartiges Vektorfeld auf M, d.h. < jψ , jψ >≥ 0. Es ist nämlich: jψ0 (t, x) = (ψ † ψ)(t, x) = |ψ 1 |2 (t, x) + |ψ 2 |2 (t, x) ≥ 0 jψ1 (t, x) = (ψ † σ 3 ψ)(t, x) = |ψ 1 |2 (t, x) − |ψ 2 |2 (t, x) ⇒ < jψ , jψ > (t, x) = 4|ψ 1 ψ 2 |2 (t, x) ≥ 0 jψ ist genau dort lichtartig, wo zumindenst eine der beiden Komponenten von ψ gleich 0 ist, wo also ψ 1 ψ 2 = 0 gilt. Folgerung 1.1 (Integrale Erhaltung des Diracstromes) Sei ψ ∈ L(D) Lösung der Diracgleichung, dann gilt: Z Z † ∂t (ψ(t, ·), ψ(t, ·)) = ∂t dx ψ (t, x)ψ(t, x) = ∂t dx ψ̄(t, x)γ 0 ψ(t, x) R Z R dx ∂t jψ0 (t, x) = = RZ = − dx ∂1 jψ1 (t, x) = R = lim jψ1 (t, −x) − jψ1 (t, x) = 0 (1.11) x→∞ 1.3. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN 7 Bemerkung: Ableitung nach der Zeit t und Integration sind vertauschbar, weil ψ als Lösung der Diracgleichung in der Variablen t stetig partiell differenzierbar ist; Gleichung 1.11 gilt wegen der Bedingung, daß ψ ∈ S(R : C2 ). Es ist also dtd ||ψ(t, ·)|| = 0. Dies impliziert die unitäre zeitliche Evolution von ψ in H und motiviert die anschauliche Bedeutung von jψ als Wahrscheinlichkeitsstrom analog zur Galilei–relativistischen Theorie. Quantenmechanische Interpretation: Da die Diracgleichung einen Wahrscheinlichkeitsstrom mit positiver Nullkomponente liefert, legt es die Analogie zur Schrödingertheorie nahe, die Wahrscheinlichkeit, ein Elektron im Raumgebiet ∆ ⊆ R nachzuweisen, folgendermaßen zu berechnen: Z Z 0 Wψ (∆ ⊆ R) := dxjψ (t, x) = dx(|ψ 1 |2 (t, x) + |ψ 2 |2 (t, x)) ∆ ∆ Man beachte aber, daß die Nullkomponente des Diracstromes die Wahrscheinlichkeitsdichte (Spektralmaß) zum Multiplikationsoperator ist; dieser ist jedoch keine Observable der Theorie, da er den Positiv– bzw. Negativenergieeigenraum von H nicht stabilisiert 3 . Insofern erscheint es physikalisch nicht gerechtfertigt, (ψ̄γ 0 ψ)(t, x) als Ortsaufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte zu interpretieren. Als Alternative könnte man versuchen eine Bohmsche Mechanik zum Spektralmaß des Newton–Wigner–Operators zu konstruieren; dieser verletzt jedoch die Einstein–Kausalität, siehe etwa [Thall], chapter 1. Wir werden im weiteren j 0 als Ortsaufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte aktzeptieren, vor allem auch deshalb, weil die Bohmschen Trajektorien zu Lösungen der Diracgleichung diese Wahrscheinlichkeitsdichte “äquivariant“ 4 transportieren. Ein zeitartiges, divergenzfreies Wahrscheinlichkeitsstromvektorfeld ist auch in der relativistischen Theorie die Basis zur Formulierung der Bohmschen Mechanik. Liefert ein quantenmechanisches Modell – etwa im Falle der Klein-Gordon-Gleichung – kein derartiges Vektorfeld, ist ihm auch keine Bohmsche Struktur immanent. Da wir später einige qualitative Aussagen über das zeitliche Verhalten von Wellenpaketen benützen werden, wollen wir hier noch folgende Definitionen geben: 1. Der Multiplikationsoperator X ist definiert als: 3 Die Observablenmenge wird gebildet durch eine Teilmenge aller selbstadjungierten Endomorphismen auf H, die den Positivenergieeigenraum H+ := Θ(h)(H) bzw. den Negativenergieeigenraum H− := (1 − Θ(h))(H) stabilisieren. Dabei bezeichnet Θ(h) den Projektor auf den zum positiven Spektrum des Hamiltonoperators h gehörigen Eigenraum. A(H) := {A ∈ End(H), A? = A, [A, Θ(h)] = 0}. 4 Dies wird im Kapitel 2 erklärt. 8 KAPITEL 1. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN p (Xψ)(t, x) := xψ(t, x) für jene ψ ∈ H mit ||Xψ|| = + (Xψ, Xψ) < ∞. 2. Der Ortserwartungswert < X >ψ ergibt sich demnach zu Z < X >ψ := (ψ, Xψ) = dxψ † (t, x)xψ(t, x). R 3. Der Impulsoperator K ist definiert als K := −i∂1 für jene ψ ∈ H mit ||Kψ|| < ∞ 4. und der Impulserwartungswert < K >ψ ist: Z < K >ψ := (ψ, Kψ) = dxψ † (t, x)(−i∂1 )ψ(t, x). R 1.3.1 Ebene Wellenlösungen der freien Diracgleichung Zur Lösung der freien Diracgleichung bedient man sich derselben Methode wie zur Konstruktion von Lichtpaketen in der Elektrodynamik: Man findet die Ebene–Wellenlösungen, welche keine eigentlichen Lösungen im betrachteten Hilbertraum bilden, und superponiert diese anschließend zu Wellenpaketen. Im folgenden werden wir mit dieser Methode die allgemeine Lösung zur zweidimensionalen Diracgleichung berechnen: Z Z ikx i∂t dk ψ̃(t, k)e = dk(γ 0 γ 1 k + κγ 0 )ψ̃(t, k)eikx R R ⇒ i∂t ψ̃(t, k) = (σ 3 k + κσ 1 )ψ̃(t, k) (1.12) ∀k ∈ R fest, ist dies ein lineares Differentialgleichungssystem 1.Ordnung in der Zeitvariable t. i∂t ψ̃(t, k) = hk ψ̃(t, k) mit hk = k κ κ −k = h?k Aus der Theorie der gewöhnlichen Differentialgleichungen folgt als allgemeine Lösung von 1.12: ψ̃(t, k) = e−ihk t ψ̃(0, k) Dazu berechnen wir zuerst die Eigenwerte und Eigenvektoren der 2 × 2 Matrix hk . • Eigenwerte: Aus det(hk − λ × 12 ) = 0 folgt p Spec(hk ) = {± |k|2 + κ2 =: ±ω̄k }. 1.3. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN • Die Eigenvektoren zu ω̄k sind: u+ (k) = , a ∈ C \ {0} • Die Eigenvektor zu −ω̄k sind: −κ a k+ω̄k v− (k) = , a a ∈ C \ {0} a a ω̄−k κ 9 Für die Vereinfachung diverser Rechnungen wird es sich als zweckmäßig erweisen, die Eigenvektoren auf folgende Weise zu normieren: p . (u+ (k), u+ (k)) = 2ω̄k ⇒ |a| = ω̄k + k p . (v− (k), v− (k)) = 2ω̄k ⇒ |a| = ω̄k + k Mit dieser Normierung gilt also5 p u+ (k) = ω̄k + k × p v− (k) = ω̄k + k × 1 κ ω̄k +k −κ ω̄k +k 1 =: u(k), k∈R (1.13) =: v(k), k∈R (1.14) Definition 1.8 (Orthogonale Eigenräume) W+ (k) := ker(hk − ω̄k 12 ) = C × u(k) =: P+ (k)C2 W− (k) := ker(hk + ω̄k 12 ) = C × v(k) =: P− (k)C2 mit P± (k) Projektoren auf die entsprechenden Eigenräume, das heißt: hk = ω̄k P+ (k) + (−ω̄k )P− (k) Es gilt dann klarerweise: C2 = W+ (k) ⊥ W− (k) und v(k)† u(k) = 0 Die Abbildung t 7→ ψ̃(t, k) beschreibt für ein fixes k ∈ R eine Kurve in C2 und mit obigen Rechnungen folgt: ψ̃(t, k) = e−ithk ψ̃(0, k) = e−itω̄k P+ (k)ψ̃(0, k) + eitω̄k P− (k)ψ̃(0, k) 5 Modulo Phasenfaktor eiφ , φ ∈ R, der bei der Bildung von Erwartungswerten irrelevant ist. 10 KAPITEL 1. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN Die Fouriertransformierte der Abbildung k 7−→ ψ̃(t, k) ist die gesuchte Lösungskurve, welche die Zeitevolution des Systems im Hilbertraum H beschreibt. Die Lösungsstrategie wird also die folgende sein: Vorgegeben sei ein ψ(0, ·) ∈ S(R : C2 ). Dies repräsentiert unsere Kenntnis vom Anfangszustand. Durch Fouriertransformation berechnet man ψ̃(0, ·) und daraus ψ̃(t, ·) ∀t ∈ R. Durch nochmalige Fouriertransformation erhält man schließlich die gesuchte Lösung ψ(t, ·) der Diracgleichung. Definition 1.9 (Positiv– und Negativenergiemodenlösungen) Positivenergiemodenlösung: 1 Uk (t, x) := √ u(k)e−i<k̆,x> ∈ W+ (k) 2π Negativenergiemodenlösung: 1 Vk (t, x) := √ v(−k)e+i<k̆,x> ∈ W− (−k) 2π mit: k̆ = (k 0 , k), (k 0 )2 − (k)2 = κ2 und x = (x0 , x1 ) ≡ (t, x). Mit diesen Definitionen gilt wie man leicht nachrechnet: (iγ µ ∂µ − κ)Uk (t, x) = 0 (iγ µ ∂µ − κ)Vk (t, x) = 0 Bemerkungen: Im Physikerjargon sagt man, k̆ liegt auf der oberen Massenschale, was soviel bedeutet, als daß der Zweiervektor k̆ = (k 0 , k) auf der Oberfläche des durch die Gleichung x2 − y 2 = κ2 beschriebenen Rotationsparaboloides liegt. k̆ muß natürlich dieser Dispersionsrelation genügen, damit Definitionen 1.9 eine uneigentliche Lösung der Diracgleichung sind. Im Laufe dieser Arbeit wird x manchmal eine reele Zahl bedeuten, manchmal aber ein zweikomponentiger Vektor. Wir werden für Vektoren nie die Pfeilschreibweise verwenden, außer wir wollen damit explizit die “Raumkomponente“ eines Zweiervektors kennzeichnen; im übrigen wird immer aus dem Kontext ersichtlich sein, um welche mathematischen Objekte es sich handelt. Die Phasengeschwindigkeit der obigen Ebenenwellenlösungen ist |vP h | = ω̄|k|k und sowohl Uk (t, x) als auch Vk (t, x) wandern in Richtung von k, aber es gilt: KUk (t, x) = kUk (t, x) KVk (t, x) = −kVk (t, x) (1.15) (1.16) Die Bohmsche Mechanik wird zeigen, daß der hier definierte “quantenmechanische“ Impuls mit dem “mechanischen“ nicht übereinstimmt. Man verifiziert leicht durch Integration über die Variable x folgenden 1.3. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN 11 Satz 1.1 (Relationen zwischen den uneigentlichen Ebene–Wellenlösungen) (Uk (t, x), Uk0 (t, x)) = (Vk (t, x), Vk0 (t, x)) = 2ω̄k δ(k − k 0 ) (Uk (t, x), Vk0 (t, x)) = 0 (1.17) (1.18) Satz 1.2 (Paketlösungen) ∀ψ ∈ L(D) ∃! a, b ∈ L2 (R : C, dk ) 2ω̄k sodaß gilt: ψ(t, x) = Z R dk (a(k)Uk (t, x) + b∗ (k)Vk (t, x)) 2ω̄k Beweis:Dieser Satz ist eine leichte Abwandlung des Satzes über die Eindeutigkeit der Fouriertransformation für Funktionen im Schwarzraum. Weiteres dazu siehe [Thall], chapter 1. Bemerkung dk Als Integrationsmaß wird hier praktischerweise 2ω̄ gewählt; dies ergibt sich bis auf k einen konstanten Faktor als die lorentzinvariante, von der Minkowskimetrik <, > induzierte metrische Volumsform der oberenen Massenschale [Gru]. √ Multipliziert man die Fourierkoeffizienten a(k) und b(k) mit 2ω̄k , so sind die dadurch erhaltenen Fourierkoeffizienten in L2 (R : C, dk). Folgerung 1.2 Man rechnet leicht nach, daß gilt: Z dk (ψ(t, ·), ψ(t, ·)) = |a(k)|2 + |b(k)|2 2ω̄ ZR k dk k |a(k)|2 − |b(k)|2 (ψ(t, ·), Kψ(t, ·)) = R 2ω̄k (1.19) (1.20) Insbesondere folgt aus Gleichung 1.20 für a(k) = 0 ∀k und b(k) 6= 0 nur für k > 0: Z dk (ψ(t, ·), Kψ(t, ·)) = − k|b(k)|2 < 0 2ω̄ k R Analog zu den Ebenenwellenlösungen ist der Impulserwartungswert für ein solches Negativenergiepaket < 0, obwohl sich das Paket in positive x–Richtung bewegt. 1.3.2 Die Lorentzkovarianz der Diracgleichung und des Stromdichtevektorfeldes Im folgenden Absatz wird die Lorentzkovarianz der Diracgleichung gezeigt; diese impliziert auch die Lorentzkovarianz des dazugehörigen Bohmschen Vektorfeldes und somit 12 KAPITEL 1. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN der Bohmschen Mechanik zur Einteilchen–Diracgleichung. Versuche zur Konstruktion einer lorentzkovarianten Bohmschen Mechanik zur Mehrteilchen–Diracgleichung sind bis dato (1999) erfolglos geblieben. Zwar gibt es Autoren, die behaupten, eine Lösung dieses Problems gefunden zu haben, siehe etwa [Dur]; bei genauerer Analyse zeigt sich jedoch, daß ad hoc Strukturelemente in die Theorie aufgenommen werden, bei [Dur] etwa eine dynamisch durch die Lösungskurve ψ der Diracgleichung bestimmte Blätterung der Raumzeit, die für sich wieder nicht im Einklang sind mit dem Speziellen Relativitätsprinzip. Im folgenden sei stets Π ∈ P+ (1, 1), das heißt Π = (λ, a) mit λ ∈ SO+ (1, 1) und a ∈ R2 . Definition 1.10 (Linksoperation von P+ (1, 1) auf Abb(R2 → C2 ) In zwei Dimensionen erschöpfen sich die Operationen der eigentlichen Poincarégruppe auf Lösungen der Diracgleichung in boosts in x–Richtung und Raum–Zeittranslationen. In vier Dimensionen operiert nicht die Poincarégruppe auf L(D), sondern deren Überlagerungsgruppe SL2 (C). Eine ausführliche Darstellung hiervon findet man etwa in [Thall], chapter 2 und 3. Die zweidimensionale Poincarégruppe ist aber isomorph zum semidirekten Produkt von (R, +) mit (R2 , +) und deshalb ihre eigene Überlagerungsgruppe. Dies deshalb, weil (R, +) einfach zusammenhängend und seine eigene Liealgebra ist [Go]. Wir betrachten vorerst die natürliche Linksoperation der Poincarégruppe auf der Menge aller Abbildungen von R2 nach C2 , die wir mit Abb(R2 → C2 ) bezeichnen werden. µ: P+ (1, 1) × Abb(R2 → C2 ) −→ Abb(R2 → C2 ) (Π, f ) 7−→ Π · f mit (Π · f )(x) := S(χ)f (λ−1 (χ)(x − a)) und 1 v 3 cosh(χ) sinh(χ) χσ tanh(χ) := , S(χ) := e 2 , λ(χ) := sinh(χ) cosh(χ) c Dabei bezeichnet v die Relativgeschwindigkeit der beiden Inertialsysteme. Alle zu den Lorentzabbildungen gehörigen Matrizen sind bzgl. der Standardbasis e = (e0 , e1 ) von M dargestellt. Eine einfache Rechnung zeigt, daß gilt: S(χ) := e 1 χσ 3 2 = 1 e2χ 0 − 12 χ 0 e Satz 1.3 L(D) wird durch die Linksoperation µ von P+ (1, 1) stabilisiert. 1.3. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN 13 Ausführlicher bedeutet dies folgendes: Sei ψ ∈ L(D) Lösung der Diracgleichung, dann ist auch Π · ψ wieder Lösung. Beweis: Der Kartenwechsel sei gegeben durch x̄ = λ(χ)x + a. Weiters sei λ := λ(χ) , S := S(χ) und y := λ−1 (x − a). (iγ µ ∂µ − κ)S(χ)ψ λ−1 (χ)(x − a) = ∂ = (iγ µ (λ−1 )σµ σ − κ)Sψ(y) = ∂y ∂ = (iSγ σ σ − Sκ)ψ(y) = S(iγ σ ∂σ − κ)ψ(y) = 0 (1.21) ∂y =⇒ ψ 0 := Π · ψ = Sψ ist wieder Lösung der Diracgleichung. Zu zeigen bleibt noch: . (λ−1 )σµ γ µ = Sγ σ S −1 Man rechnet leicht nach: 1χ −1χ 0 0 e2 0 1 e 2 0 eχ 0 −1 Sγ S = × × = = 1 1 1 0 e−χ 0 0 e− 2 χ 0 e2χ = (λ−1 )0µ γ µ Analog verifiziert man, daß (λ−1 )1µ γ µ = Sγ 1 S −1 . Folgerung 1.3 Das Diracsche Stromdichtevektorfeld jψ := (ψ, γ 0 γ µ ψ)D eµ ist lorentzkovariant6 , das heißt, das Diagramm µ P+ (1, 1) × L(D) −−−→ L(D) id×j j y y σ P+ (1, 1) × X(R2 ) −−−→ X(R2 ) ist kommutativ. Dabei bezeichnen µ und σ die natürlichen Operationen von P+ (1, 1) auf L(D) bzw. X(M).j sei jene Abbildung, die einem ψ ∈ L(D) das Stromvektorfeld zuordnet, also: L(D) −→ X(R2 ) ψ 7−→ jψ j: Es gilt also mit obigem Diagramm: j ◦ µ = σ ◦ id × j bzw. jΠ·ψ = σ(Π, jψ ) =: Π · jψ 6 In der Mathematik sagt man, j ist eine Äquivarianz. 14 KAPITEL 1. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN Beweis: (Π · jψ )(x) = λµρ · (ψ, γ 0 γ ρ ψ) λ−1 (x − a) eµ = = (ψ, γ 0 λµρ γ ρ ψ) λ−1 (x − a) eµ = = (ψ, γ 0 S −1 γ µ Sψ) λ−1 (x − a) eµ = = (ψ, Sγ 0 γ µ Sψ) λ−1 (x − a) eµ = µ λ−1 (x − a) eµ = (Sψ, γ µ Sψ) λ−1 (x − a) eµ = jS·ψ Da die Bohmschen Trajektorien die Bilder der Integralkurven zu j sind, transformieren sie unter Poincaréabbildungen “richtig“. Deshalb ist die Bohmsche Einteilchen– Mechanik Einstein–relativistisch. 1.3.3 Raumzeitliche Lokalisierung freier Wellenpakete Da wir später Bohmsche Trajektorien eines Elektrons berechnen und diese mit den Vorhersagen der üblichen Quantenmechanik vergleichen werden, müssen wir uns kurz mit der Quantenmechanik zum freien Wellenpaket befassen. • Die Gruppengeschwindigkeit eines Positiv–Energie–Wellenpaketes: Wir betrachten ein Positiv–Energie–Paket, das sich in positive x–Richtung bewegt Z dk a(k)Uk (t, x). ψ(t, x) = R 2ω̄k k ω̄k Die Phasengeschwindigkeit ist vP h = |k| ; entwickelt man ω̄k im Faktor e−iω̄k t |k| von Uk um k0 bis zur Ordnung |k − k0 |2 , erhält man als Näherung für ein sogenanntes “schmales “ Wellenpaket: ψ(t, x) ' e−iω̄k0 t eik0 x ψ(t = 0, x − t k0 ). ω̄k0 Damit ergibt sich die Gruppengeschwindigkeit zu vG = k0 ω̄k0 ∈ (−1, 1). • Die “Zitterbewegung“: Wie bekannt, liefert der Erwartungswert des Multiplikationsoperators X eines aus Positiv– und Negativenergielösungen überlagerten Wellenpaketes die sogenannte Zitterbewegung der Frequnz 2ω̄k0 um den “üblichen“ Erwartungswert des Ortsoperators. d d < X >ψ(t) = (ψ, Xψ) = (ψ, i[h, X]ψ) = dt dt 1.3. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN 3 15 Z = (ψ, σ ψ) = dxjψ1 (t, x) = R Z Z dk = dx{ (ā(k)Uk† (t, x) + b(k)Vk† (t, x)) × 2ω̄ R R k Z dq 1 0 × (a(q)Uq (t, x) + b̄(q)Vq (t, x))} = 0 −1 R 2ω̄q = .Z. . = Z dk k dk 2 2 2 −2iω̄k t = (|a(k)| + |b(k)| ) − κ 2< a(−k)b(k)e R 2ω̄k ω̄k R 2ω̄k Für “schmale“ Wellenpakete um k0 und a(k), b(k) ∈ R folgt also: d < X >ψ(t) ' vG − 2κ2 cos(2ω̄k0 t)C, C ∈ R dt κ2 ⇒< X >ψ(t) ' < X >ψ(0) +vG t − C sin(2ω̄k0 t) ω̄k0 (1.22) Gleichung 1.22 beschreibt eine Trajektorie, die mit der Frequenz 2ω̄k0 um eine “klassische“ inertiale Trajektorie oszilliert. • Varianz eines Positiv–Energie–Wellenpaketes: Wir betrachten nun den speziellen Fall eines nur aus Positiv–Modenlösungen überlagerten Wellenpaketes, also: Z dk ψ(t, x) = a(k)Uk (t, x) R 2ω̄k Mit den vorher erhaltenen Gleichungen gilt: Z d dk k < X >ψ(t) = |a(k)|2 = const ∈ R dt ω̄k R 2ω̄k ⇒< X >ψ(t) =< X >ψ(0) +const t Bemerkungen: Man beachte, daß es für reine Positiv– bzw.Negativenergielösungen keinerlei Zitterbewegung gibt. Für schmale d.h. k ∈ [k0 − , k0 + ] mit hinreichend kleinem , R dk Wellenpakete, 2 k gilt: R 2ω̄ |a(k)| ' v . G ω̄k k Nach den üblichen Regeln der Quantenmechanik wird die Varianz des Multiplikationsoperators zu einer Lösung ψ ∈ L(D) folgendermaßen berechnet: (∆X)2ψ(t) :=< X 2 >ψ(t) − < X >2ψ(t) 16 KAPITEL 1. DIE DIRACGLEICHUNG IN ZWEI DIMENSIONEN Satz 1.4 Der Multiplikationsoperator X evolviert unter der Diracgleichung wie folgt: K 1 2iht X(t) := eiht Xe−iht = X + t + (e − 1)F h 2ih Dabei ist F := σ 3 − Kh und es gilt F h + hF = 0. Beweis: Siehe B. Thaller Seite 19, Theorem 1.3 [Thall]. Daraus folgt nach einer einfachen Rechnung: ∀ψ ∈ DX 2 (H) gilt: (∆X)2ψ (t) K 2 K 2 = (ψ, ( ) ψ) − (ψ, ψ) = lim t→∞ t2 h h 2 K ∆( ) >0 h ψ (1.23) Damit ergibt sich für t → ∞: (∆X)ψ (t) → K ∆( ) t → ∞ h ψ Berechnet man die Varianz des Ortsoperators mit Hilfe der Schrödingergleichung, erhält man das bekannte Ergebnis: lim t→∞ (∆X)ψ (t) 1 = (∆P )ψ t m Ähnlich dem Schrödingerfall zerfließt auch das relativistische Wellenpaket für t → ∞. Man wird sich daher erwarten, daß die Bohmschen Trajektorien zum freien Elektron im Laufe der Zeit auseinanderfließen. Es wird sich in der Tat zeigen, daß für “kleine“ Geschwindigkeiten das freie Elektron analog zum Galilei– relativistischen Fall auf hyperbelähnlichen Bahnen läuft. Kapitel 2 Bohmsche Mechanik zur Diracgleichung in zwei Dimensionen In diesem Kapitel werden wir eine Bohmsche Mechanik zur Diracgleichung in zwei Dimensionen vorstellen. Diese erlaubt eine im “klassischen“ Sinne deterministische Beschreibung der Naturphänomene, welche mit der Diracgleichung formuliert werden können. Das grundlegende Konzept der Bohmschen Mechanik läßt sich wie folgt darlegen: Man löse zu einer gegebenen Anfangsbedingung die Diracgleichung und konstruiere mit der erhaltenen Lösung ψ : t 7→ ψ(t, ·) ∈ L2 (R : C2 ) ein Geschwindigkeitsvektorfeld auf M. Die Integralkurven des Vektorfeldes werden als die möglichen Trajektorien des Elektrons bei Vorliegen der Lösung ψ interpretiert. Zur Zeit t = t0 ist die Ortsaufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte des Elektrons gegeben durch |ψ(t0 , x)|2 . Im Bohmschen Sinne heißt das, daß sich das Elektron mit der Wahrscheinlichkeit |ψ(t0 , x)|2 tatsächlich am Ort x befindet. Wäre nun zur Zeit t = t0 der genaue Ort x des Elektrons bekannt, könnte man ihm seine eindeutige Trajektorie zuordnen. In diesem Sinne erlaubt die Bohmsche Mechanik eine deterministische Beschreibung des Elektrons. Wir werden später zeigen, daß diese mathematische Beschreibung es erlaubt, die quantenmechanischen Wahrscheinlichkeiten, das Elektron zu beliebigen Zeiten im Raumgebiet ∆ ⊆ R nachzuweisen, zu berechnen. Man beachte aber, daß wir in dieser Arbeit das Spektralmaß zum Multiplikationsoperator X als Ortsaufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte interpretieren, obwohl X keine Observable der Diracschen Quantenmechanik darstellt. In den von uns betrachteten Beispielen jedoch variiert die Lösung ψ, im wesentlichen ein Gaußpaket mit einer Breite von einigen hundert Comptonwellenlängen des Elektrons, im Bereich einer Comptonwellenlänge kaum; Newton und Wigner [New] haben gezeigt, daß für derartig unscharf lokalisierte Lösungen der Diracgleichung das Spektralmaß zum Newton–Wigner Ortsoperator sich nicht wesentlich von |ψ(t, x)|2 unterscheidet. Siehe dazu auch [Schweb]. 17 18 KAPITEL 2. BOHMSCHE MECHANIK ZUR 2D DIRACGLEICHUNG 2.1 Das Bohmsche Vektorfeld Wie in der Bohmschen Mechanik zur Schrödingergleichung konstruiert man auch in der relativistischen Theorie das Bohmsche Vektorfeld aus dem Stromdichtevektorfeld. Damit erhält man alle Eigenschaften, denen ein Bohmsches Vektorfeld genügen muß, automatisch mitgeliefert. Man beachte aber, daß die unten dargelegte Definition eines Bohmschen Vektorfeldes nicht die einzig mögliche ist, sondern daß es verschiedene Bohmsche Mechaniken zur selben Quantenmechanik gibt [Ghir]. Definition 2.1 (Das Bohmsche Vektorfeld) Seien {xµ }µ=0,1 die Standardkarte von R2 , ψ eine Lösung der freien Diracgleichung und jψ = ψ̄γ µ ψeµ zugehöriger Diracstrom. Definiere U ⊆ R2 := {(t, x) ∈ R2 , für die gilt: (|ψ 1 |2 + |ψ 2 |2 )(t, x) 6= 0}. Dann definiert für alle (t, x) ∈ U ρψ (t, x) := jψ0 (t, x) = |ψ 1 (t, x)|2 + |ψ 2 (t, x)|2 6= 0 1 vψ (t, x) := 2 2 (2.1) 2 jψ (t, x) |ψ (t, x)| − |ψ (t, x)| = e0 + e1 ρψ (t, x) ρψ (t, x) (2.2) das Bohmsches Vektorfeld. Es gilt: • vψ ist bezüglich des Minkowskiskalarproduktes ein nicht raumartiges Vektorfeld, 1 2 (t,x)|2 −|ψ 2 (t,x)|2 das heißt: < vψ , vψ >= 1 − |ψ ≥ 0. |ψ 1 (t,x)|2 +|ψ 2 (t,x)|2 • vψ ist ein reelles Vektorfeld auf M. • Kontinuitätsgleichung: div(ρψ vψ ) = ∂µ ρψ (t, x)vψµ (t, x) = ∂t ρψ (t, x) + ∂1 ρψ (t, x)vψ1 (t, x) = 0 Obige Gleichung interpretiert man in der Quantenmechanik als Erhaltung des Wahrscheinlichkeitsstromes; insbesondere gilt: Z d dxρψ (t, x) = 0 dt R Die Gesamtwahrscheinlichkeit, das Elektron irgendwo nachzuweisen, bleibt also zeitlich konstant. Dies ist eine unmittelbare Folge der Unitarität der Zeitentwicklung. • Da jψ für ψ ∈ L(D) unter einer Lorentzabbildung “kovariant“ transformiert, gilt dies auch für das Bohmsche Vektorfeld und die dazugehörigen Integralkurven. 2.2. TRANSPORT VON |ψ|2 ENTLANG DER INTEGRALKURVEN ZU Vψ 19 Bemerkungen: In dieser Diplomarbeit werden nur Lösungen der Diracgleichung betrachtet, deren Träger ganz R ist und für die gilt |ψ(t, x)|2 6= 0. Deshalb sind auch die dazu gehörigen Bohmschen Vektorfelder auf ganz R2 definiert und dort überall stetig und differenzierbar. Da ρ positiv definit ist, besitzt vψ keine Gleichgewichtspunkte. Prozesse wie Paarvernichtung oder –erzeugung können im Rahmen dieser Theorie nicht beschrieben werden. Die zugehörigen Integralkurven sind maximal und können sich nicht schneiden. Anstelle vψ := ρψ zu definieren, könnte man auch vψ := jψ definieren. Dies bedeutet, da ρ > 0, lediglich eine Umparametrisierung der Integralkurven. Unsere Definition entspricht einer zeitangepaßten Parametrisierung, das heißt: vψ0 (t, x) = 1 ∀t, x ⇒ γv0ψ (t) = t mit γvψ Integralkurve zu vψ und γvψ (0) = (0, x), 2.2 x ∈ R. Transport von |ψ|2 entlang der Integralkurven zu vψ Die zentrale Aussage der Bohmschen Mechanik ist die, daß die entlang der Trajektorien zum Bohmschen Vektorfeld vψ transportierte Ortswahrscheinlichkeitsdichte1 gleich der quantenmechanischen2 ist. Dies ist mit der Aussage gemeint, die Bohmsche Mechanik sei in der Lage, alle quantenmechanischen Aussagen, die auf Ortsmessungen beruhen, zu reproduzieren. Bildlich kann man sich dies folgendermaßen vorstellen: Seien ψ ∈ L(D) und vψ das zugehörige Bohmsches Vektorfeld, und Z Pτ (∆) := dx(ψ̄γ 0 ψ)(τ, x), Pτ (R) = 1, ∆ bezeichne die Wahrscheinlichkeit3 , das Teilchen zur Zeit τ in ∆ nachzuweisen; weiters sei ∆0 := φ(τ, ∆) mit: φ : R × R2 7−→ R2 Fluß zu vψ , das heißt, φ(τ, y) := γy (τ ) mit γy (0) = y ∈ R2 und d γy (s) = (vψ ◦ γy )(s). ds Dann lautet obige Behauptung: P0(∆) = Pτ (∆0) 1 Gemeint ist hier das Spektralmaß zum Multiplikationsoperator X. Das heißt |ψ|2 . 3 Es gilt natürlich: Pτ (∆) ≥ 0 für alle meßbaren Teilmengen von R 2 (2.3) 20 KAPITEL 2. BOHMSCHE MECHANIK ZUR 2D DIRACGLEICHUNG t ’ ( supp( Integralkurven zu v x ) Abbildung 2.1: Graphische Illustration des Wahrscheinlichkeitstransportes entlang der Bohmschen Trajektorien. Zur Interpretation: Sind zur Zeit t = 0 folgende Daten bekannt: 1. x0 . . . Ort des Elektrons, sog. “ verborgener Parameter“ , da bis heute mit unseren Meßapparaturen nicht regulierbar, 2. (ψ̄γ 0 ψ)(t, ·) . . . Ortsaufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte, wobei ψ klarerweise eine Lösung der Diracgleichung sein muß, und ist dsd γ(s) = (vψ ◦ γ)(s) mit γ(0) = (0, x0 ), dann ist γ(s) die eindeutig bestimmte Trajektorie des Elektrons . Diese im klassischen Sinne deterministische Theorie erlaubt dieselben Vorhersagen, das Teilchen an einem Ort ∆ ⊆ R zu finden, wie sie die Quantenmechanik macht. Auch zur Lösung des sog. “Meßproblems“ in der Quantenmechanik liefert die Bohmsche Mechanik neue Ideen, doch vermag sie wohl nicht, es zufriedenstellend zu klären [Ghir]. Wir wollen uns hier auch nicht eingehender damit beschäftigen, sondern versuchen darzulegen, inwiefern die Bohmschen Trajektorien Aufschluß über das quantenmechanische Verhalten eines relativistischen Elektrons im externen statischen elektrischen Feld geben. Geometrische Formulierung von Behauptung 2.3 und Beweis: Sei {t,x} die Standardkarte (Minkowskikarte) von M, Ω := E 0 ∧ E 1 eine Orientierungszweiform und jψ Diracstrom zur Lösung ψ der Diracgleichung; die zugehörige Diracstromeinsform sei definiert als 2.2. TRANSPORT VON |ψ|2 ENTLANG DER INTEGRALKURVEN ZU Vψ 21 Definition 2.2 J := j Ω := ρE 1 − j 1 E 0 ∈ Λ1 (M) (2.4) Es gilt: dJ = (j µ , µ)Ω = 0 Bemerkung: Die Tatsache, daß gilt: dJ = 0, ist wesentlich für den Beweis des folgenden Satzes. Da aber auch J 0 := J + dΛ mit Λ ∈ C 1 (R2 : R) dJ 0 = 0 erfüllt, gibt es unendlich viele verschiedene Bohmsche Vektorfelder4 mit zugehörigen Integralkurven, die dieselbe Physik liefern.Wir haben das Bohmsche Vektorfeld deshalb wie oben definiert, weil dies vom physikalischen Standpunkt aus am naheliegendsten ist und automatisch die Forderung nach Lorentzkovarianz erfüllt. Sei nun γ : R 7−→ R2 Integralkurve zu vψ und φ : R2 7−→ R2 der zugehörige Fluß. Definition 2.3 Eine Familie von P –Maßen auf instantanen Räumen {Στ := {τ } × R, τ ∈ R} sei folgendermaßen definiert: Pτ : {τ } × B(R) −→ [0, 1] Aτ = {τ } × I 7−→ Pτ (Aτ ) := Z J= Aτ Z dxρ(τ, x) Aτ Dabei bedeutet I ein lebesguemeßbares Intervall in R und B(R) eine Menge von Borelmengen von R. Satz 2.1 (Äquivarianter Wahrscheinlichkeitstransport) Sei die Situation wie vorher beschrieben, dann gilt: Z Pτ (Aτ ) = P0 (φ−τ (Aτ )) bzw. Z dxρ(τ, x) = dxρ(0, x) Aτ (2.5) (2.6) φ−τ (Aτ ) mit Aτ ⊆ Στ lebesguemeßbar und τ ∈ R beliebig. Beweis für einfach zusammenhängende Aτ ∈ Στ : Z Z Z Z 0= dJ = J= J− V ∂V Aτ φ−τ (Aτ ) J+ Z J M R mit ∂V = Aτ + (−1)φ−τ (Aτ ) + M 5 . Zu zeigen bleibt also: M J = 0. Da vψ keine Gleichgewichtspunkte besitzt, d.h. vψ (t, x) 6= 0 ∀(t, x) ∈ U ⊆ R2 , existiert z.B. vψ0 = vψ + rot(w) mit beliebigem w ∈ X(R2 ) 5 Wir geben hier keine explizite Orientierung von V bzw. A an, da für den Beweis nur die Tatsache, daß Aτ und φ−τ (Aτ ) entgegengesetzt orientiert sind, wesentlich ist. 4 22 KAPITEL 2. BOHMSCHE MECHANIK ZUR 2D DIRACGLEICHUNG t V...Volumen M...Mantel V M ( supp( ( ) x ) Abbildung 2.2: Zum Beweis von Satz 2.1: Äquivarianter Wahrscheinlichkeitstransport. ∂V = Aτ + (−1)φ−τ (Aτ ) + M ein Diffeomorphismus f : R2 −→ R2 , der vψ rektifiziert. f? : T (R2 ) −→ T (R2 ) mit f? (vψ ) := (vψµ ◦ f −1 )(∂µ f ν )eν = e0 Siehe Abbildung 2.3 und [Haus]. Sei nun M 0 := f (M ). Z Z Z J= J= (f −1 )? (J) = (∗∗) M f −1 (M 0 ) M0 Weiters gilt: mit g : R2 −→ R (f −1 )? (ρvψ Ω) = (ρ ◦ f −1 )(f −1 )? (vψ Ω) = = (ρ ◦ f −1 )f? (vψ ) (f −1 )? (Ω) = = (ρ ◦ f −1 )e0 (f −1 )? (Ω) = = g E1 entsprechend gewählt. Z =⇒ (∗∗) = g(y)dy 1 = 0 M0 Q.e.d. 2.2. TRANSPORT VON |ψ|2 ENTLANG DER INTEGRALKURVEN ZU Vψ t Integralkurven zu rektifiziertem Vektorfeld ’ x Abbildung 2.3: Veranschaulichung des rektifizierten Bohmschen Vektorfeldes. 23 24 KAPITEL 2. BOHMSCHE MECHANIK ZUR 2D DIRACGLEICHUNG Kapitel 3 Numerische Berechnung des Bohmschen Vektorfeldes für freie Lösungen der Diracgleichung 3.1 Ein freies Wellenpaket Wir betrachten im folgenden ein freies Wellenpaket, also eine Superposition aus Positiv– und Negativenergiemodenlösungen Z dk ψ(t, x) = (a(k)Uk (t, x) + b̄(k)Vk (t, x)) R 2ω̄k und werden dies mit dem Softwarepaket Matlab 5.2.0.3084 für spezielle Impulsverteilungen a(k), b̄(k) numerisch berechnen. Dabei bedienen wir uns bei der Integration der Fourierintegrale der Matlab–Routinen quad und quad8. Mit der so erhaltenen Lösung konstruieren wir das zugehörige Bohmsche Vektorfeld und berechnen hierzu mit Hilfe der Matlab–Routine ode45 zur Lösung gewöhnlicher Differentialgleichungen die Integralkurven. Da bei dieser Berechnung mehrfach Lösungsverfahren aus der numerischen Mathematik hintereinander ausgeführt werden, ist eine genaue Fehlerabschätzung, welche über die Matlab interne hinausgeht, ziemlich schwierig. Um zu einigermaßen gesicherten Aussagen zu gelangen, haben wir deshalb auch die zur jeweiligen Lösung gehörige Ortsaufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte (ψ̄γ 0 ψ)(t, x) berechnet, um zu kontrollieren, ob die berechneten Integralkurven auch wirklich Satz 2.6 auf Seite 21 erfüllen. Wahl der Einheiten zur numerischen Berechnung von ψ: Zur Vereinfachung der numerischen Berechnungen haben wir κ := mc gleich 1 ~ ~ gesetzt, x wird also in Einheiten der Comptonwellenlänge λc := mc angegeben; Man beachte, daß für das Elektron etwa gilt: λc ≈ 3.68 × 10−13 m (Der Bohrsche 25 26 KAPITEL 3. NUMERIK ZUR FREIEN LÖSUNG Radius a0 des Wasserstoffatoms ist etwa 137 × λc ). Die hier gewählte natürliche Zeiteinheit entspricht der Zeit, in der das Licht eine Comptonwellenlänge durchmißt; wir werden sie Comptonzeit tc nennnen. 1tc × c = 1λc ⇒ für Elektronen te ≈ 1.28 × 10−21 sec. Von uns gewählte typische Integrationszeiten sind einige hundert tc , das Licht durcheilt in dieser Zeit also einige hundert Comptonwellenlängen bzw. einige Atomradien des Wasserstoffatoms. 3.2 Ein freies Positivenergiepaket Ein relativistisches Elektron wird in der Diractheorie als Überlagerung von Positivenergiemodenlösungen beschrieben. Wahl des Fourierkoeffizienten a(k) (siehe Abbildung 3.1): Als Anfangsimpulsverteilung wählen wir ein um k0 zentriertes, schmales Gaußpaket, dessen Träger die Breite 2∆ hat. a : R −→ R+ p 2 2 A 8π(ω̄k + k)ω̄k e−(k−k0 ) /∆ für k ∈ [k0 − 2∆, k0 + 2∆] k 7−→ 0 sonst Dabei sei A eine positive, reelle Normierungskonstante. Es ist also a(k0 ± 2∆) ∼ const × e−4 . Dies mildert die Unstetigkeit von a(k) und erweist sich bei der numerischen Integration des Fourierintegrals günstiger als etwa ein Rechteckimpuls. 5 4 a(k) 3 2 1 0 0 0.1 k 0.2 0.3 Abbildung 3.1: Fourierkoeffizient a(k). Im folgenden werden wir das Matlab–Programm numlp.m, welches das Hauptprogramm zur Berechnung der Bohmschen Trajektorien zum freien Elektron ist, kurz kommentieren. Alle zugehörigen Unterroutinen sind im Anhang aufgelistet. 3.2. EIN FREIES POSITIVENERGIEPAKET 27 Matlab Programm numlp.m zur Berechnung eines Positiv–Energie– Wellenpaketes: Der erste Teil des Programms befaßt sich mit der Definition der benötigten Konstanten κ, ∆, k0 und der Spezifizierung der Integrationszeiten tmin , tmax . %% Positiv-Energie-Loesungen mit Gausspaket clear all; close all; clc; %% Konstanten global A; global kappa delta ko; global t1 x1 to tmax; kappa=1; ko=input(’Geben sie den Impuls ko ein:\n’); if isempty(ko) ko=0.1; fprintf(’ko= %f\n’,ko); end; delta=input(’Geben sie die Impulsbreite ein:\n’); if isempty(delta) delta=0.05; fprintf(’delta= %f\n’,delta); % Impulsbreite end; tmax=input(’Geben sie tmax ein:\n’); if isempty(tmax) tmax=1.e4; fprintf(’tmax= %f\n’,tmax); end; tmin=input(’Geben sie tmin ein:\n’); if isempty(tmin) tmin=0; fprintf(’tmin= %f\n’,tmin); end; Wir normieren nun das Wellenpaket nach üblicher ρ : x 7→ (ψ̄γ 0 ψ)(t, x) eine Wahrscheinlichkeitsdichte bedeutet. %% Normierung des Wellenpaketes q=quad8(’norm1’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-8); A=1/sqrt(q); clear q; Konvention, damit 28 KAPITEL 3. NUMERIK ZUR FREIEN LÖSUNG Der zur numerischen Integration verwendete Fourierkoeffizient a(k), im wesentlichen also die Anfangsimpulsverteilung des Elektrons, wird nun graphisch dargestellt: %% Impulsverteilung k=ko-2*delta:delta/50:ko+2*delta; q=k.*k; om=sqrt((kappa)^2+q); a=A*sqrt(8*pi*om.*om.*(om+k)).*exp(-(k-ko).^2/delta^2); figure(1); plot(k,a,’r*’); xlabel(’k’); ylabel(’a(k)’); title(’Fourieramplitude a(k) des Positiv-Energie-Paketes’); setfigure(12,8); print -deps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/numlp/impuls.eps clear q; Im nächsten Programmschritt wird mit Hilfe der Integrationsroutine quad8 Z k0 +2∆ ω̄k + k −(k−k0 )2 /∆2 i(kx−ω̄k t0 ) ψ(t0 , x) = dkAe e κ k0 −2∆ numerisch berechnet und damit (|ψ 1 |2 + |ψ 2 |2 )(t0 , x)(siehe Abbildung 3.2 auf Seite 29): %% Berechnung des Wellenpaketes, d.h. von Psiquadrat to=tmin; figure(3); subplot(2,1,1); fplot(’fto’,[-10/delta+to*ko 10/delta+to*ko]); xlabel(’x in Einheiten der Comptonwellenlaenge’); ylabel(’\Psi^2’); s1=sprintf(’\\Psi^2 zur Zeit t_o = %f’,to); title(s1); to=tmax; subplot(2,1,2); fplot(’fto’,[-10/delta+to*ko 10/delta+to*ko]); xlabel(’x in Einheiten der Comptonwellenlaenge’); ylabel(’\Psi^2’); s1=sprintf(’\\Psi^2 zur Zeit t_o = %f’,to); title(s1); fprintf(’\a’); setfigure(12,8); print -deps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/numlp/psi.eps 3.2. EIN FREIES POSITIVENERGIEPAKET 29 | 2|(t min ) 0.01 0.005 0 0 | |2(t max ) 0.01 0.005 0 0 50 100 150 200 Abbildung 3.2: Zeitliche Evolution des Wellenpaketes, das heißt von ||ψ||2 . tmin = −1000 und tmax = 1000. Mit der Routine ode45 zur Lösung gewöhnlicher Differentialgleichungen werden die Bohmschen Trajektorien zu obiger Lösung berechnet; die Startwerte der Integralkurven zur Zeit t = tmin müssen natürlich enthalten sein in supp (ψ(tmin, ·)). In Abbildung 3.3 auf Seite 30 sind einige Integralkurven graphisch dargestellt. %% Berechnung der Trajektorien fprintf(Geben sie das Startintervall fuer die Trajektorien ein und die Anzahl der Trajektorien.\n); lint=input(’linke Grenze ’); rint=input(’rechte Grenze ’); anzahl=input(’Anzahl der Trajektorien ’); options=odeset(’RelTol’,[1e-6],’AbsTol’,[1e-8]); figure(2); for xo=lint:(rint-lint)/anzahl:rint [t,x]=ode45(’f’,[tmin tmax],[xo],options); plot(x,t,’b’); hold on; end; xlabel(’x in Einheiten der Comptonwellenlaenge’); ylabel(’t’); s=sprintf(’Positiv-Energiepaket mit k_o = %f und \\delta = %f’,ko,delta); title(s); setfigure(12,8); 30 KAPITEL 3. NUMERIK ZUR FREIEN LÖSUNG print -deps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/numlp/trajekt.eps 1000 t in tc 500 0 0 100 200 Abbildung 3.3: Bohmsche Trajektorein zum freien Positivenergiepaket mit k0 = 0.1 und ∆ = 0.1. Im nächsten Programmteil wird überprüft, inwieweit die erhaltenen Trajektorien im Rahmen einer Abschätzung des numerischen Fehlers aktzeptabel sind; dazu berechnen wir zwei Trajektorien mit Startwerten − ∆2 und ∆2 und deren Endpunkte1 x1 (tmax), x2 (tmax); nun wird |ψ(t, ·)|2 einmal über das Intervall [− ∆2 , ∆2 ] und einmal über das Intervall [x1 (tmax), x2 (tmax)] integriert. Stimmen die so berechneten quantenmechanischen Wahrscheinlichkeiten, das Elektron im jeweiligen Anfangs– bzw. Endintervall zu finden, in guter Näherung in beiden Fällen überein, “transportieren“ die Bohmschen Trajektorien die Ortsaufenthaltswahrscheinlichkeit “richtig“; dies ist ein plausibles Kriterium dafür, daß die numerisch berechneten Integralkurven den exakten Lösungen ziemlich nahe kommen. %% Kontrolle der Wahrscheinlichkeitserhaltung clear w; clear z; ts=0:tmax/100:tmax; x1o=-2/delta; [t,w]=ode45(’f’,[ts],[x1o],options); if ko-2*delta > 0 x1tmax=max(w); 1 x1 (t) bezeichne die erste Trajektorie und x2 (t) die zweite. 3.2. EIN FREIES POSITIVENERGIEPAKET 31 else x1tmax=min(w); end; x2o=2/delta; [t,z]=ode45(’f’,[ts],[x2o],options); if ko+2*delta < 0 x2tmax=min(z); else x2tmax=max(z); end; fprintf(’Die Anfangsdistanz betraegt:’); x2o-x1o fprintf(’Die Enddistanz betraegt:’); d=x2tmax-x1tmax figure(5); plot(t,z-w); xlabel(’t’); ylabel(’d in Einheiten der Comptonwellenlaenge’); title(’Distanz zweier Trajektorien mit Startwerten -2/\Delta 2/\Delta’); print -deps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/numlp/distanz.eps Abbildung 3.4 auf Seite 32 zeigt, daß Bohmsche Trajektorien mit Fortschreiten der Zeit auseinanderlaufen; dies spiegelt – analog zum Schrödingerfall – die Tatsache wider, daß lokalisierte Wellenpakete für negativ große bzw. positiv große Zeiten zerfließen. 32 KAPITEL 3. NUMERIK ZUR FREIEN LÖSUNG 220 200 180 160 140 120 100 80 60 40 0 100 200 300 400 500 t in tc 600 700 800 900 1000 Abbildung 3.4: Die zeitliche Entwicklung der Distanz d = |x1 (t) − x2 (t)| zweier Bohmscher Trajektorien mit Startwerten − ∆2 und ∆2 . Kontrolle des äquivarianten Wahrscheinlichkeitstransportes: % psi^2 im Intervall [x1(0),x2(0)] psi10=Xdblquad(’funkt10’,ko-2*delta,ko+2*delta,x1o,x2o,1.e-6,’quad8’); psi20=Xdblquad(’funkt20’,ko-2*delta,ko+2*delta,x1o,x2o,1.e-6,’quad8’); fprintf(’Die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen zur Zeit 0 in [x1(0),x2(0)] \nzu finden, ist:\n’); psi10+psi20 % psi^2 im Intervall [x1(tmax),x2(tmax)] psi1tmax=Xdblquad(’funkt1tmax’,ko-2*delta,ko+2*delta,x1tmax,x2tmax,1.e-6, ’quad8’); psi2tmax=Xdblquad(’funkt2tmax’,ko-2*delta,ko+2*delta,x1tmax,x2tmax,1.e-6, ’quad8’); fprintf(’Die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen zur Zeit tmax in [x1(tmax),x2(tmax)]\nzu psi1tmax+psi2tmax fprintf(’Der relative Fehler in Prozent betraegt:’); abs(psi1tmax+psi2tmax-(psi10+psi20))/(psi1tmax+psi2tmax)*100 fprintf(’Druecken sie eine Taste, um das Programm zu beenden.\n’); pause; close all; Die Ausgabe am Bildschirm sieht beim Beispiel zum freien Negativenergiepaket folgendermaßen aus: 3.3. EIN FREIES NEGATIVENERGIEPAKET 33 Geben sie den Impuls ko ein: ko= 0 ..... Die Anfangsdistanz betraegt: ans = 40 Die Enddistanz betraegt: d = 204.0463 Die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen zur Zeit 0 in [x1(0),x2(0)] zu finden, ist: ans = 0.9552 Die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen zur Zeit tmax in [x1(tmax),x2(tmax)] zu finden, ist: ans = 0.9552 Der relative Fehler in Prozent betraegt: ans = 1.97e-09 Druecken sie eine Taste, um das Programm zu beenden. Der “relative Fehler in Prozent“ ist ein Maß für den bei der Berechnung der Integralkurven zu vψ eingeschlichenen numerischen Fehler. 3.3 Ein freies Negativenergiepaket Eine Überlagerung von Negativenergiemodenlösungen zur freien Diracgleichung beschreibt ein freies Positron; dies unterscheidet sich physikalisch, das heißt ohne Anwesenheit eines externen Feldes, nicht von einem freien Elektron, insbesondere erhält man dieselben Bohmschen Trajektorien für Negativ– und Positivenergiepakek0 te. Die Gruppengeschwindigkeit ergibt sich wiederum zu vG = ω̄(k . Man beachte aber: 0) Z dk (ψ, Kψ) = (−k)|b̄(k)|2 ≤ 0 2ω̄ k R Mechanischer Impuls m vG und quantenmechanischer Impulserwartungswert (ψ, Kψ) sind also einander entgegengesetzt. Das im Anhang angeführte Programm numln.m berechnet analog zum Programm 34 KAPITEL 3. NUMERIK ZUR FREIEN LÖSUNG numlp.m die Bohmschen Trajektorien für ein Negativenergiepaket. Dabei haben wir folgende Impulsverteilung gewählt (Abbildung 3.5): b̄ : R −→ R+ p 2 2 B 8π(ω̄k − k)ω̄k e−(k−k0 ) /∆ für k ∈ [k0 − 2∆, k0 + 2∆] k 7−→ 0 sonst 4 3.5 3 b(k) 2.5 2 1.5 1 0.5 0 0 k 0.1 0.2 Abbildung 3.5: Fourierkoeffizient b̄(k). B ∈ R+ ist wiederum eine Normierungskonstante. Folgendes Integral wird also numerisch berechnet: Z k0 +2∆ −κ −(k−k0 )2 /∆2 −i(kx−ω̄k t) ψ(t, x) = dkBe e ω̄k − k k0 −2∆ 3.4 Überlagerung von Positiv– und Negativenergiemodenlösungen Betrachtet man die allgemeine Lösung der freien Diracgleichung, das heißt eine Überlagerung von Positiv– und Negativenergiemodenlösungen, so liefert der Erwartungswert des Multiplikationsoperators X die sog. “Zitterbewegung“ des Elektrons (siehe 1.3.3 in Kapitel 1). Das Matlab Programm numl pn.m (Programmlisting im Anhang) berechnet die Bohmschen Trajektorien eines solchen Wellenpaketes; es wird sich zeigen, daß sich diese “Zitterbewegung“ auch in den Trajektorien des Elektrons widerspiegelt. Zur numerischen Berechnung wählen wir folgende spezielle Lösung ψ: Z dk a(k)Uk (t, x) + b̄(k)Vk (t, x) ψ(t, x) = R 2ω̄k 3.4. ÜBERLAGERUNG VON POSITIV– UND NEGATIVENERGIEMODENLÖSUNGEN35 1000 t in tc 500 0 0 50 100 Abbildung 3.6: Die Bohmschen Trajektorien eines freien Positrons für folgende Parameterwahl: q0 = 0, ∆ = 0.1. mit a : R −→ R+ p 2 2 A 8π(ω̄k + k)ω̄k e−(k−k0 ) /∆ für k ∈ [k0 − 2∆, k0 + 2∆] k 7−→ 0 sonst b̄ : R −→ R+ p 2 2 B 8π(ω̄k − k)ω̄k e−(k−k0 ) /∆ für k ∈ [k0 − 2∆, k0 + 2∆] k 7−→ 0 sonst A und B sind wie vorher positive, reele Normierungskonstanten, wobei wir aus Bequemlichkeit A = B setzen. Das so gewählte Wellenpaket ist einfach die Summe der Positiv– und Negativenergielösung von vorher, wobei wir, um uns lästige Programmierarbeit zu ersparen, k0 = q0 , also die Gruppengeschwindigkeiten der beiden orthogonalen Anteile gleich groß gewählt haben. Abbildung 3.8 veranschaulicht die zeitliche Entwicklung eines solchen Wellenpaketes. Abbildung 3.9 auf Seite 37 demonstriert die “Zitterbewegung“ anschaulich als Schwingungen der Elektronenbahn um seine “klassische“ Trajektorie, die das Elektron realisiert, wenn nur Positivmodenlösungen oder nur Negativmodenlösungen superponiert werden; die zugehörige Frequenz ist für schmale Wellenpakete 2ω̄(k0 ). Abbildung 3.10 zeigt das Auseinanderlaufen zweier Bohmscher Trajektorien zur “Zitterbewegung des Elektrons“. 36 KAPITEL 3. NUMERIK ZUR FREIEN LÖSUNG 2 a(k) und b(q) 1.5 1 0.5 0 0 q und k Werte 0.2 0.4 Abbildung 3.7: Fourierkoeffizienten a(k) =—– und b̄(k) = − · − · −·. | |2(tmin) 0.04 0.02 0 0 50 0 50 | |2(tmax) 0.015 0.01 0.005 0 Abbildung 3.8: Evolution eines Positiv–Negativenergiepaketes. tmin = −100 und tmax = 300. 3.4. ÜBERLAGERUNG VON POSITIV– UND NEGATIVENERGIEMODENLÖSUNGEN37 300 250 200 t in tc 150 100 50 0 0 20 40 60 Abbildung 3.9: Die “Zitterbewegung des Elektrons“. Dabei wurde k0 = q0 = 0 und ∆ = 0.2 gesetzt. 140 120 100 80 60 40 20 0 50 100 150 t in tc 200 250 300 Abbildung 3.10: |x1 − x2 |(t) zweier Bohmscher Trajektorien zur “Zitterbewegung des Elektrons“. Startwerte der beiden Trajektorien: − ∆2 und ∆2 . 38 KAPITEL 3. NUMERIK ZUR FREIEN LÖSUNG Kapitel 4 Berechnung der Bohmschen Trajektorien zum Kleinschen Paradoxon 4.1 Einige quantenmechanische zum Kleinschen Paradoxon Betrachtungen In diesem Abschnitt werden wir in gedrängter Form die wesentlichen Ergebnisse, die man bei der Behandlung der eindimensionalen Potentialstufe mit der Diracgleichung erhält, wiedergeben. v(x) q0 -k 0 transmittiertes Paket reflektiertes Paket k0 V einfallendes Wellenpaket 1 2 x Abbildung 4.1: Skizze zum Kleinschen Paradoxon. Wir lassen vom linken Halbraum ein Positivenergiepaket (Elektron) auf die Potentialstufe einfallen und beobachten dessen Verhalten nach dem Eintreffen im Bereich der Potentialstufe. Dies ist in Abbildung 4.1 schematisch dargestellt. Dabei 39 40 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON werden wir anhand der Bohmschen Trajektorien feststellen, daß das Elektron einen scheinbar “paradoxen Weg“ verfolgt. In der Literatur ist dieses Problem als das “Kleinsche1 Paradoxon“ bekannt, siehe z.B. [BD],[Gr] oder [Klein]. Dies deshalb, weil sich bei der Berechnung des Reflexions– und Transmissionskoeffizienten scheinbar eine paradoxe Situation ergibt: Der reflektierte Wahrscheinlichkeitsstrom übertrifft den einfallenden (siehe wiederum [Gr],[Holl],[BD]). Eine genauere Analyse der Situation zeigt jedoch, daß die Ursache für diese “Paradoxie“ die Vorgabe einer Asymptotik ist, die der Sommerfeldschen Einstrahlungs– anstelle der Austrahlungsbedingung entspricht [Hort]. Die Diracgleichung für ein Teilchen mit elektrischer Ladung e im äußeren Potentialfeld A erhält man mit Hilfe der Regel der minimalen Kopplung, das heißt, man ersetzt alle Ableitungen ∂µ durch ∂µ + i e×2π Aµ =: ∂µ + iq0 Aµ . hc Damit ergibt sich (Diracgleichung im externen Feld): i∂t ψ(t, x) = (hA ψ)(t, x) (4.1) mit dem Dirachamiltonian hA zum Potentialfeld A: hA := h + q0 A0 + q0 γ 0 γ l Al = −iγ 0 γ l ∂l + κγ 0 + q0 A0 + q0 γ 0 γ l Al Speziell in zwei Dimensionen mit γ 0 = σ 1 und γ 1 = (−i)σ 2 gilt: (−i)∂1 + q0 (A0 + A1 )(t, x) κ hA (t, x) = κ i∂1 + q0 (A0 − A1 )(t, x) Bildet man aus den Lösungen der Diracgleichung im äußeren Potentialfeld A den zugehörigen Diracstrom, verifiziert man leicht, daß dieser wiederum divergenzfrei ist; es gilt nämlich: (i(∂µ + iq0 Aµ )γ µ − κ) ψ = 0 =⇒ i∂µ γ µ ψ = (q0 Aµ γ µ + κ)ψ (i∂µ ψ̄)γ µ = ψ̄(−q0 Aµ γ µ − κ) Daraus folgt: i div(jψ ) = i∂µ (ψ̄γ µ ψ) = (i∂µ ψ̄)γ µ ψ + ψ̄(i∂µ γ µ ψ) = = ψ̄(−q0 Aµ γ µ − κ)ψ + ψ̄(q0 Aµ γ µ + κ)ψ = 0 (4.2) Man kann zeigen, daß für die von uns betrachteten Aµ (t, ·) auf einem dichten Unterraum von H gilt: hA = h?A . Eine systematische Untersuchung findet man in [Jorg]. Wir beschränken uns hier auf statische, externe, eindimensionale Ladungsdichten, das heißt: ∂2 1 A0 (t, x) = − ρext (t, x), A1 = 0, ∂t A0 (t, x) = 0 2 ∂x 0 1 Benannt nach dem Physiker O. Klein 4.1. DAS KLEINSCHE PARADOXON mit 0 = 1 µ 0 c2 41 und µ0 = 4π10−7 H/m. Z ∞ dx ρext (x) = 0 −∞ Qualitativ schaut das Potential zu dieser Ladungsverteilung ρ wie in Abbildung 4.2 aus. + - x V v(x) 1 2 x Abbildung 4.2: Ladungsverteilung und Potential zum Kleinschen Paradoxon. Weiters sei in den Gebieten ∆1 und ∆2 die externe Ladungsdichte ρext gleich 0. Der Dirachamiltonian für dieses System läßt sich wie folgt schreiben: hA = h + v(x). Dabei bezeichne h den freien Dirachamiltonian und v(x) sei definiert als v(x) := −q0 A0 (x); den konstanten Wert, den v(x) im Gebiet ∆2 annimmt, werden wir im folgenden mit V bezeichnen. Uneigentliche Eigenvektoren zu hA sind in ∆i , i ∈ {1, 2} oszillatorisch, führen also durch Superposition zu Wellenpaketen, die in ∆i laufen. Bezeichne Φ e−it eine uneigentliche Lösung zu Gleichung 4.1 zur Energie , das heißt hA Φ = Φ . Dann werden in ∆i die uneigentlichen Eigenvektoren zu hA folgende Gestalt haben: Φ (x) = ai eiki x + bi e−iki x , x ∈ ∆i , ki ∈ R, ai , bi ∈ C2 Die zugehörigen Dispersionsrelationen lauten: • in ∆1 : 1 (k1 ) = ±ω̄(k1 ) • in ∆2 : 2 (k2 ) = V ± ω̄(k2 ) Aus hA Φ = Φ folgt: 1 (k1 ) = 2 (k2 ) Wann hat diese Gleichung nun Lösungen? (4.3) 42 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON 1. Fall 1: V < 2κ, = ω̄(k1 ), siehe Abbildung 4.3; sei weiters k1 > 0. Falls ω̄(k1 ) < V + κ hat Gleichung 4.3 keine Lösung, d.h. eine in ∆2 oszillierende Lösung existiert nicht. Wellenpakete mit ω̄(k1 ) < V + κ werden also totalreflektiert. Ist hingegen ω̄(k1 ) ≥ κ + V hat ω̄(k2 ) + V = ω̄(k1 ) genau eine Lösung in R+ und in ∆2 existiert eine oszillierende Welle. Wellenpakete laufen auch in ∆2 und werden beim Eindringen in den Bereich der Potentialstufe gleich einem klassischen Teilchen der Ladung −e gebremst, da k2 < k1 . Sie beschreiben also “Elektronen“. 2. Fall 2: V < 2κ, = −ω̄(k2 ) + V , siehe Abbildung 4.3; sei wiederum k1 > 0. Falls −ω̄(k2 ) + V > −κ existiert in ∆1 keine oszillierende Lösung und Wellenpakete laufen nur in ∆2 . Ist hingegen −ω̄(k2 ) + V ≤ −κ laufen Wellenpakete in beiden Halbräumen. Sie sind in ∆2 schneller als in ∆1 , da k2 > k1 (“Positronen“). (k)+V (k) Fall a) Fall b) k (k)+V - (k) Abbildung 4.3: Graphische Lösung von Gleichung 4.3 für V < 2κ. 3. Fall 3: V ≥ 2κ, = ω̄(k1 ), siehe Abbildung 4.4; In diesem Fall gibt es vier verschiedenen Lösungstypen, abhängig davon, in welchem Intervall der k1 Vektor der einfallenden ebenen Welle liegt: a) Für k1 ∈ [0, a] läuft das Wellenpaket in ∆2 schneller als in ∆1 . b) Für k1 ∈ (a, b] läuft das Wellenpaket in ∆2 langsamer als in ∆1 . Diese zwei Fälle werden als Kleinsches Paradoxon bezeichnet: Ein Positiv– Energiepaket dringt aus ∆1 nach ∆2 und reagiert dort auf ein äußeres elektromagnetisches Feld mit einer Beschleunigung um einen Betrag, der einem Teilchen 4.1. DAS KLEINSCHE PARADOXON 43 der Ladung +e entspricht. Im Physikerjargon sagt man: Elektronen mit entsprechenden Energien, die eine Potentialstufe V überwunden haben, verhalten sich wie Positronen. Eine mögliche Interpretation dieses Phänomens im Rahmen einer Diracschen Quantenfeldtheorie findet sich etwa in [Gr]. c) Für k1 ∈ (b, c] läuft das Wellenpaket nur in∆1 . d) Für k1 ∈ (c, ∞) läuft das Paket in ∆2 langsamer als in ∆1 und verhält sich dort auch wie ein “Elektron“. (k)+V (k) (k)+V a b c - k (k) Abbildung 4.4: Graphische Lösung von Gleichung 4.3 für V ≥ 2κ. 4. Fall 4: V ≥ 2κ, = −ω̄(k2 ) + V ; Dieser Fall wird analog zum vorhergehenden diskutiert; da wir ihn nicht betrachten werden, begnügen wir uns hier mit der Skizze in Abbildung 4.4, aus der man die diversen Lösungen mit freiem Auge ablesen kann. Anmerkungen: Zusammenfassend kann S man sagen, daß für V < 2κ gilt Spec(hA ) = (−∞, −κ + V ] [κ, ∞) und für V ≥ 2κ Spec(hA ) = R. Auf das Problem der Elektronen–Transmission und Reflexion an einer Potentialstufe im relativistischen Fall hat zum ersten Mal O.Klein hingewiesen [Klein]; das von ihm gefundene merkwürdige Verhalten der Elektronen wird deshalb auch als Kleinsches Paradoxon bezeichnet. Für die experimentelle Realisierung des Kleinschen Phänomens bräuchte man für Elektronen elektrische Feldstärken von mindestens 2.6 × 1018 V /m über eine Distanz von κ1 ∼ = 0.4 × 10−12 m [Sauter]. 44 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON 4.2 Konstruktion der uneigentlichen Eigenvektoren und numerische Berechnung der damit superponierten Wellenpakete für ein von links auf die Potentialstufe einfallendes Positiv– Energiepaket Wir wählen nun das Potential v(x) = V Θ(x) mit V ∈ R+ wie in Abbildung 4.5 dargestellt; dies dient nur der mathematischen Vereinfachung, die damit erzielten Ergebnisse gelten auch für allgemeinere statische elektrische Potentiale [Sauter]. v(x) V k 1 2 x Abbildung 4.5: Potentialfunktion zum Kleinschen Paradoxon. 4.2.1 Beispiel 1: Relativistische Potentialstufe nach Bjorken & Drell Im folgenden Abschnitt werden wir den Konstruktionen von Bjorken & Drell [BD], Holland [Holl], Greiner [Gr] et alteri folgend ebene Wellenlösungen zur relativistischen Potentialstufe berechnen und mit diesen Wellenpakete bilden. Dabei wird sich die schon früher erwähnte paradoxe Situation ergeben, daß in den linken Halbraum mehr reflektiert wird als aus dem linken Halbraum einfällt. Betrachtet man jedoch die Limiten t → ±∞ von ψ(t, x), stellt man fest, daß die von Bjorken & Drell konstruierte Lösung gar nicht die von ihnen beschriebene physikalische Situation widerspiegelt; erst eine entsprechend gewählte Asymptotik liefert ein physikalisch sinnvolles Ergebnis. Zur Berechnung des Wellenpaketes wählen wir folgende Situation: Das Potential V ist größer als 2κ. Die k1 Vektoren2 des vom linken Halbraum 2 Im weiteren werden wir die Wellenzahlvektoren k1 mit k bezeichnen. 4.2. NUMERIK ZUR POTENTIALSTUFE 45 √ einfallenden Wellenpaketes liegen im Intervall (0, V 2 − 2κV ). Dies impliziert bei der numerischen Berechnung des Wellenpaketes (siehe Seite 68) natürlich ω̄(k0 + 2∆) < V − κ; die sich aus der Gleichung (k1 ) = (k2 ) ergebenden k2 Vektoren3 im rechten Halbraum wählen wir alle positiv. Der Ansatz für die Ebenenwellenlösungen lautet also: √ 2πUk (t, x) = u(k)e−i(ω̄k t−kx) + r(k)u(−k)e−i(ω̄k t+kx) ∀x ∈ ∆1 √ 2πVq (t, x) = t(k)v(q)e−i((V −ω̄(q))t−qx) ∀x ∈ ∆2 mit der Bedingung ω̄k = V − ω̄(q). Definiere Ω := ω̄(q). Aus der Stetigkeitsbedingung Uk (t, 0) = Vq (t, 0) ∀t ∈ R erhält man zwei Gleichungen für den Reflexionskoeffizienten r(k) und den Transmissionskoeffizienten t(k). Es gilt nach einfachen Umformungen: r ω̄k + k V + q − k r(k) = − ω̄ − k V + q + k r k Ω+q 2k t(k) = − ω̄k − k V + q + k Die drei zu dieser Ebenenwellenlösung gehörigen uneigentlichen Ströme sind: j1 (k) := (u(k), γ 0 γ 1 u(k))D = 2k . . . einfallende Stromdichte jr (k) = −2k|r(k)|2 < 0 . . . reflektierte Stromdichte jt (k) = −2q|t(k)|2 < 0 . . . transmittierte Stromdichte Eine einfache Rechnung zeigt: j1 (k) + jr (k) = jt (k) (4.4) Daraus ergibt sich, daß |jr | > |j1 |. Dies erscheint zunächst paradox, wird aber klar, wenn man sich anschaut, was bei der Bildung von Wellenpaketen geschieht: bildet man nämlich bei der Paketlösung 4.5 den Limes t → −∞, so sieht man, daß sowohl im linken als auch im rechten Halbraum je ein Paket vorhanden ist und diese aufeinander zulaufen. Die von uns berechnete Paketlösung ist Z dk a(k) (Θ(−x)Uk (t, x) + Θ(x)Vq (t, x)) (4.5) ψ(t, x) = R 2ω̄k mit a(k) wie früher√ definiert (siehe Matlab–Programm numlp.m) und k0 − 2∆ > 0, k0 + 2∆ ≤ V 2 − 2κV . Was passiert mit obigem Wellenpaket im limes t → ±∞? Dazu verwenden wir folgenden Satz 3 Wir werden sie im weiteren mit q bezeichnen. 46 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON Satz 4.1 Ist fn : [a, b] −→ C eine Folge stetiger Funktionen, die auf dem reellen Intervall [a, b] gleichmäßig gegen eine Grenzfunktion f : [a, b] −→ C konvergiert, dann gilt: Z Z b lim n→∞ b dxfn (x) = a dxf (x) a Beweis: Z b 2 Z b 2 Z b dxfn (x) − dxf (x) = dx(fn (x) − f (x)) ≤ a a a Z b ≤ dx|fn − f |2 (x) ≤ a ≤ (b − a)sup{|fn − f |2 (x), x ∈ [a, b]} Da {fn }n=1,2,... gleichmäßig konvergiert, gilt: sup{|fn − f |2 (x), x ∈ [a, b]} → 0 für n → ∞. Vergleiche auch [Forst]. Für x < 0 ist nun: Z p p dk 1 a(k) ω̄k + ke−i(ω̄k t−kx) + r(k)a(k) ω̄k − ke−i(ω̄k t+kx) ψ (t, x) = R 2ω̄k Definiere I := [k0 − 2∆ k0 + 2∆] und Es gilt: R R = + = − + − a(k) ω̄k =: ã(k). p p dk a(k) ω̄k + ke−i(ω̄k t−kx) + r(k)a(k) ω̄k − ke−i(ω̄k t+kx) = Z2ω̄k p 1 d −i(ω̄k t−kx) e + dk ã(k) ω̄k + k k −i( ω̄k t − x) dk R Z p 1 d −i(ω̄k t+kx) dk ã(k)r(k) ω̄k − k e = k −i( ω̄k t + x) dk R p 1 −i(ω̄k t−kx) ∞ ã(k) ω̄k + k e −∞ − −i( ω̄kk t − x) ! Z p d 1 dk ã(k) ω̄k + k e−i(ω̄k t−kx) + dk −i( ω̄kk t − x) R p 1 ã(k)r(k) ω̄k − k e−i(ω̄k t+kx) ∞ −∞ − k −i( ω̄k t + x) ! Z p d 1 dk ã(k)r(k) ω̄k − k e−i(ω̄k t+kx) k dk −i( ω̄k t + x) R (4.6) (4.7) (4.8) 4.2. NUMERIK ZUR POTENTIALSTUFE 47 4.6 und 4.7 geben 0, da a(k) kompakten Träger hat. Eine längere, aber einfache Rechnung und eine Diskretisierung der Variablen t durch die negativen natürlichen Zahlen zeigen, daß der zweite verbleibende Integrand 4.8, der das reflektierte Wellenpaket beschreibt, die Voraussetzungen von Satz 4.1 erfüllt: Da k > 0, ∀k ∈ I und x < 0 gilt, ist die durch −n parametrisierte Funktionenfolge überall definiert und konvergiert für n → ∞ gleichmäßig gegen die Nullfunktion. Beweisidee: √ Setze t = −n, n = 1, 2, . . . und g(k) := i ã(k)r(k) ω̄k − k . Man zeigt durch direktes Ausrechnen leicht, daß g : I −→ C stetig differenzierbar und beschränkt ist. Nun definiere folgendermaßen eine Funktionenfolge {fn }n=1,2,... : fn : I −→ C k 7−→ g(k) κ2 n ω̄k3 ( ω̄kk (−n) d 1 −i(ω̄k (−n)+kx) e + (g(k)) e−i(ω̄k (−n)+kx) k dk + x)2 − ω̄k n + x Es gilt: limn→∞ |fn | =: f = 0. Hierfür ist wesentlich, daß x < 0 gilt. Man zeigt nun durch eine einfache Abschätzung, daß für jedes > 0 ein N () existiert, sodaß gilt: |fn (k) − f (k)| < für alle n ≥ N (). Also konvergiert fn gleichmäßig gegen f . Für t → −∞ stirbt also das reflektierte Wellenpaket im linken Halbraum aus, nicht jedoch das einfallende: x kann so groß gewählt werden, daß man ( ω̄kk t − x) ∼ 0 für beliebig negative Zeiten erreicht. Analoges gilt für ψ 2 . Im rechten Halbraum gilt hingegen: Z 1/2 ψ (t, x) ∼ dk h1/2 (k)e−iV t ei(ω̄(q)t+qx) R 1/2 Durch direktes Nachrechnen verifiziert man, daß ht : I −→ C wiederum die Voraussetzungen von Satz 4.1 erfüllt. Bildet man nun den limes t → −∞, so läßt sich dq immer noch ein x > 0 finden, sodaß ( ω̄qq t + x) dk ≈ 0; es sind ω̄q , q, x > 0. Dieser Anteil an der Paketlösung “stirbt“ also für negativ große Zeiten nicht aus, jedoch für t → +∞. Physikalisch bedeutet dies, daß für negative Zeiten auch im rechten Halbraum ein Wellenpaket existiert und sich nach links bewegt. Bildlich ist dieser Sachverhalt in Abbildung 4.6 dargestellt. Bjorken & Drell et alteri gehen also von einer unzutreffenden physikalischen Ausgangsituation aus, wenn sie von einem links einfallenden Wellenpaket sprechen und den Anteil im rechten Halbraum nicht berücksichtigen; daraus ergibt sich dann auch die scheinbar paradoxe Situation der Stromdichten. Bei “richtig“ gewählter Asymptotik4 gilt, wie später gezeigt wird, daß der Betrag der reflektierten Stromdichte 4 Das heißt, für große negative Zeiten läuft nur vom linken Halbraum ein Wellenpaket gegen die Potentialstufe. 48 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON k v(x) q k V 1 x 2 Abbildung 4.6: Wellenpakete bei “falsch“ gewählter Asymptotik. kleiner ist als der der einfallenden. Mit dem Matlab–Programm kleinbf.m, dessen Programmlisting man im Anhang findet, wird die Paketlösung 4.5 numerisch berechnet, und zwar analog zum freien Positivenergiepaket als Fourierintegral eines um k0 zentrierten, in die positive x–Richtung laufenden Wellenpaketes (siehe Abbildung 4.7). Die zum Bohmschen Vektorfeld vψ berechneten Integralkurven bestätigen die vorherigen qualitativen Aussagen über die zeitliche Evolution des Wellenpaketes. 8 7 6 a(k) 5 4 3 2 1 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 k Abbildung 4.7: Fourierkoeffizient a(k) . 4.2. NUMERIK ZUR POTENTIALSTUFE 49 Der Plot von (ψ̄γ 0 ψ)(t, x) (Abbildung 4.8) zeigt, daß für negative Zeiten vom linken und vom rechten Halbraum Wellenpakete einlaufen und für positive Zeiten nur das Paket im linken Halbraum überlebt. 2 | | (tmin) 0.4 0.2 0 0 100 200 300 400 500 600 2 | | (tmax) 0.4 0.2 0 0 50 Abbildung 4.8: Zeitliche Evolution des Wellenpaketes. tmin = −200, tmax = 200. Die Bohmschen Trajektorien zeigen als Integralkurven zu einem Geschwindigkeitsvektorfeld in einem einzigen Bild, wie das Wellenpaket zeitlich evolviert; insbesondere sieht man in der Abbildung 4.9, wie das Paradoxe am “Kleinschen Paradoxon“ anhand der Teilchentrajektorien leicht erklärbar ist. 50 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON 200 150 100 t in t c 50 0 0 100 200 300 Abbildung 4.9: Bohmsche Trajektorien zum Kleinschen Paradoxon nach Bjorken & Drell. Wahl der Parameter: k0 = 0.5, V = 10, ∆ = 0.2. 4.2. NUMERIK ZUR POTENTIALSTUFE 4.2.2 51 Beispiel 2: Relativistische Potentialstufe mit “richtiger“ Asymptotik Wir konstruieren nun die uneigentlichen Ebenewellenlösungen so, daß im Limes t → −∞ nur ein Wellenpaket vom linken Halbraum einfällt; diese Lösung wird der physikalischen Situation, wie sie von Bjorken & Drell et alteri zur Beschreibung des Kleinschen Paradoxons herangezogen wird, entsprechen; insbesondere werden wir sehen, daß |jr | ≤ |j1 | gilt. Die Ausgangssituation zur Berechnung der Ebenewellenlösungen sei dieselbe wie bei Beispiel 1. Nun wählen wir aber die Wellenzahlvektoren q im rechten Halbraum, die der Gleichung (k) = (q) genügen, im Gegensatz zum vorhergehenden Beispiel alle negativ. Dies liefert folgenden Ansatz für die Ebenewellenlösungen: √ 2πUk (t, x) = u(k)e−i(ω̄k t−kx) + r(k)u(−k)e−i(ω̄k t+kx) ∀x ∈ ∆1 √ 2πVq (t, x) = t(k)v(−|q|)e−i((V −ω̄(q))t+|q|x) ∀x ∈ ∆2 Es gilt also: p q = − V 2 − 2V ω̄(k) + k 2 < 0. Aus der Stetigkeitsbedingung Uk (t, 0) = Vq (t, 0) ∀t ∈ R erhält man nach einfachen Umformungen: r ω̄k + k V − |q| − k r(k) = − ω̄k − k V − |q| + k p 1p 2k t(k) = − Ω − |q| ω̄k + k κ V − |q| + k Dabei ist wiederum Ω := ω̄(q). Die drei mit diesen Ebenenwellenlösungen konstruierten Stromdichten sind: j1 (k) := (u(k), γ 0 γ 1 u(k))D = 2k . . . einfallende Stromdichte jr (k) := (u(−k), γ 0 γ 1 u(−k))D = −2k|r(k)|2 < 0 . . . reflektierte Stromdichte jt (k) := (v(−|q|), γ 0 γ 1 v(−|q|))D = +2|q||t(k)|2 > 0 . . . transmittierte Stromdichte Man rechnet wiederum leicht nach (Abbildung 4.10): j1 (k) + jr (k) = jt (k) und somit |jr | ≤ |j1 | Bildet man nun mit diesen uneigentlichen Lösungen analog zu Beispiel 1 ein Wellenpaket, so stellt man fest, daß in ∆1 für t → −∞ der reflektierte Anteil vom Wellenpaket ausstirbt; im rechten Halbraum ∆2 stirbt das Paket nun auch aus, da d limt→−∞ (− ω̄|q|q t + x) dk (|q|) = ∞ ∀x > 0. 52 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON j>0 1 j >0 t jr<0 Abbildung 4.10: Uneigentliche Stromdichten zum Kleinschen Paradoxon schematisch. Bemerkung: Dies überlegt man sich analog zum Beispiel 1 mit Satz 4.1. Die Situation ist also folgende: Für negativ große Zeiten läuft ein Wellenpaket von links gegen die Potentialschwelle; für positiv große Zeiten spaltet sich das einfallende Paket in einen reflektierten und einen transmittierten Anteil auf. Die folgenden Plots wurden mit dem Matlab–Programm kleinb.m (siehe Anhang) erstellt; dabei ist der Fourierkoeffizient a(k) wiederum wie in kleinbf.m k0 gewählt und die Gruppengeschwindigkeit vG = ω̄(k so, daß gilt: 0 < k0 − 2∆ und 0) √ 2 k0 + 2∆ < V − 2κV . Die Abbildung 4.11 zeigt die zeitliche Entwicklung des Wellenpaketes: Insbesondere sieht man, daß für negativ große Zeiten vom linken Halbraum ein Elektronpaket auf die Potentialstufe einfällt; ein Teil des Paketes wird reflektiert und ein Teil – jetzt als Negativenergiepaket – transmittiert. Die Bohmschen Trajektorien zeigen die Reflexion und Transmission des Wellenpaketes (Abbildung 4.12 auf Seite 54); man beachte die “mechanische“ Geschwindigkeitsänderung des Elektrons beim Eindringen in den Bereich der Potentialschwelle. Dies spiegelt die Änderung des quantenmechanischen Impulserwartungswertes (ψ, Kψ) wider. 4.2.3 Beispiel 3: “Nicht–Kleinscher“ Fall Beispiel 3 beschreibt den sog. “Nicht–Kleinschen“ Fall, das heißt ein Elektron trifft auf die Potentialschwelle, wird reflektiert oder dringt abgebremst in den rechten Halbraum ein; dort wird es weiterhin mit einer Uq –Lösung beschrieben, das heißt, es reagiert auf äußere Felder wie ein klassisches Teilchen mit der Ladung −e. Die Situation sei nun folgende: Die Potentialhöhe V sei kleiner als 2κ; die Wellenzahl- 4.2. NUMERIK ZUR POTENTIALSTUFE 53 2 min | | (t ) 0.4 0.2 0 0 2 | | (t max ) 0.2 0.1 0 0 100 200 300 400 Abbildung 4.11: Zeitliche Evolution von ||ψ||2 (·, x). tmin = −100, tmax = 100. √ vektoren k der einfallenden Paketlösung seien größer als V 2 + 2κV . Weiters gilt: p ω̄k = V + ω̄(q) =: V + Ω ⇒ q = + V 2 + k 2 − 2ω̄k V . Die Wellenzahlvektoren q im Gebiet ∆2 werden also positiv gewählt. Dies führt zu folgender Konstruktion der uneigentlichen Eigenvektoren zum Dirachamiltonian hA : √ 2πUk (t, x) = u(k)e−i(ω̄k t−kx) + r(k)u(−k)e−i(ω̄k t+kx) ∀x ∈ ∆1 √ 2πUq (t, x) = t(k)u(q)e−i((V +ω̄(q))t−qx) ∀x ∈ ∆2 Die Stetigkeitsbedingung von ψ bei x = 0 liefert wiederum: r ω̄k − k q − V − k r(k) = ω̄ + k V − q − k r k Ω+q −2k t(k) = ω̄k + k V − q − k Gleichung 4.9 beschreibt die Paketlösung, die numerisch berechnet wird: Z dk a(k)(Θ(−x)Uk (t, x) + Θ(x)Uq (t, x)) ψ(t, x) = R 2ω̄k mit a : R −→ R+ p 2 2 8π(ω̄k + k)ω̄k e−(k−k0 ) /∆ für k ∈ [k0 − 2∆, k0 + 2∆] k 7−→ 0 sonst (4.9) 54 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON 100 t in t c 50 0 0 50 100 150 Abbildung 4.12: Bohmsche Trajektorien zum Kleinschen Paradoxon mit “richtiger“ Asymptotik. Parameter: k0 = 0.5, ∆ = 0.2, V = 15. Die Betrachtungen zum asymptotischen Verhaltenn von der Paketlösung 4.9 folgen wiederum aus Satz 4.1: Das reflektierte Wellenpaket stirbt für limes t → −∞ aus, denn ( ω̄kk t + x) → ∞ für t → −∞, x < 0, k > 0; auch das Paket im rechten Halbraum stirbt aus, da dq ( ω̄qq t − x) dk → −∞. Für t → +∞ hingegen wandert das transmittierte Paket in ∆2 nach rechts. Die folgenden Bilder zeigen die für diese physikalische Situation mit dem Programm kleinab.m (siehe Anhang) berechneten Bohmschen Trajektorien und die zugehörige zeit2 liche Evolution der Ortsaufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte ||ψ|| √ (t, x). Dabei wurde die Gruppengeschwindigkeit vG so gewählt, daß gilt: k0 − 2∆ > V 2 + 2κV . Man beachte, daß das Elektron beim Eindringen in die Potentialstufe abgebremst wird. Abbildung 4.15 zeigt dieselbe Situation wie Abbildung 4.14, allerdings wird nun k0 √ so gewählt, daß k0 +2∆ < V 2 + 2κV . Die Dispersionsrelation ist für ein reelles k nicht mehr erfüllbar, d.h. im rechten Halbraum existiert keine oszillatorische Lösung mehr, sondern nur eine exponentiell abfallende; die Ortsabhängigkeit der Ebenewellenlösung ist ∼ e−qx für x ∈ ∆2 . Die Integralkurven zu vψ dringen deshalb nur ein wenig in den rechten Halbraum ein und werden total reflektiert. 4.2. NUMERIK ZUR POTENTIALSTUFE 55 1 2 min | |(t ) 1.5 0.5 0 0 50 2 | |(t max ) 1.5 1 0.5 0 0 20 40 Abbildung 4.13: Evolution des Wellenpaketes zum “Nicht–Kleinschen Fall“. tmin = −300, tmax = 400. 400 300 t in tc 200 100 0 0 100 200 300 Abbildung 4.14: Bohmsche Trajektorien zum “Nicht–Kleinschen Fall“. Wahl der Parameter: k0 = 1.88, ∆ = 0.04, V = 1. 56 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON t in tc 50 0 0 10 Abbildung 4.15: Bohmsche Trajektorien zum “Nicht–Kleinschen“ Fall: Totalreflexion. Parameter: k0 = 1, ∆ = 0.251, V = 1. 4.3. NUMERIK ZUM POTENTIALWALL 4.3 57 Konstruktion der Lösung und numerische Berechnung für ein von links auf einen Potentialwall endlicher Breite einfallendes Positiv– Energiepaket In diesem Abschnitt werden wir Beispiele 3 und 2 von vorher nochmals durchexerzieren, allerdings mit einer modifizierten Potentialfunktion: v : R −→ R+ V x 7−→ 0 für x ∈ [0, d] d ∈ R+ sonst v(x) V k 1 2 d 3 x Abbildung 4.16: Skizze der Potentialfunktion und Definition der Gebiete ∆1 , ∆2 und ∆3 . Wir betrachten deshalb den Fall eines endlichen Potentialwalles, weil die dazu berechneten Bohmschen Trajektorien eindrucksvoll das quantenmechanische Verhalten des Systems wiedergeben, insbesondere Mehrfachreflexionen des Elektrons innerhalb des Potentialwalles. Die verschiedenen Lösungstypen unterscheiden sich physikalisch jedoch nicht von den im vorhergehenden Abschnitt besprochenen. 4.3.1 Beispiel 1: “Nicht–Kleinscher“ Fall Die physikalische Ausgangssituation sei dieselbe wie in Beispiel 4.2.3: Die k–Werte des vom Gebiet ∆1 einfallenden Wellenpaketes sind größer 0; die die Dispersionsrelation im Gebiet ∆2 erfüllenden Wellenzahlvektoren q wählen wir auch positiv; es gilt also: ω̄k = V + ω̄(q) =: V + Ω und V < 2κ. 58 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON Damit folgt als Ansatz für Ebenewellenlösungen zum Hamiltonoperator hA := −iγ 0 γ l ∂l + κγ 0 + v(x): √ 2πUk (t, x) = u(k)e−i(ω̄k t−kx) + r(k)u(−k)e−i(ω̄k t+kx) ∀x ∈ ∆1 √ 2πUq (t, x) = t(k)u(q)e−i((V +ω̄(q))t−qx) + s(k)u(−q)e−i(V +Ω)t e−iqx ∀x ∈ ∆2 √ 2π Ũk (t, x) = p(k)u(k)e−i(ω̄k t−kx) ∀x ∈ ∆3 Aus den Stetigkeitsbedingungen für ψ bei x = 0 und x = d folgt: Uk (t, 0) = Uq (t, 0) Uq (t, d) = Ũk (t, d) Aus diesen vier Gleichungen erhält man nach längeren, aber trivialen Umformungen die Reflexions– und Transmissionskoeffizienten: 2 κ κb 1 −iqd κ a2 b 2 κ2 1 −iqd a3 κ 2 iqd κ t(k) = e − −b / e ( − 2)+ e ( − )(b − 2 ) c κ a a2 b a c b κ a b κ a2 b b a3 κ s(k) = t(k) − + − c b κ c κ a a κ r(k) = t(k)b + s(k) − a κ b 1 −ikd κ p(k) = e t(k)beiqd + s(k)e−iqd a b a, b, c sind wie folgt definiert: p p a := ω̄k + k, b := Ω + q, c := a2 − b2 Die mit Hilfe des Matlab–Programms kleinabw.m (siehe Seite 75) numerisch berechnete zeitliche Evolution von (ψ̄γ 0 ψ)(t, x) ist in Abbildung 4.17 dargestellt; in Abbildung 4.18 werden die Bohmschen Integralkurven zu vψ graphisch dargestellt: An ihnen kann man die Mehrfachreflexionen des Elektrons innerhalb des Potentialwalles ablesen. Zur numerischen Integration von ψ wird wieder separat in den Gebieten ∆1 , ∆2 und ∆3 das Fourierintegral von Beispiel 4.2.3 berechnet.√ Dabei wird die Energie des einfallenden Wellenpaketes so gewählt, daß gilt: k0 − 2∆ > V 2 + 2κV .5 4.3.2 Beispiel 2: Kleinscher Fall Dieser Absatz behandelt analog zu Beispiel 4.2.2 den Kleinschen Fall mit “richtiger“ Asymptotik: Im Bereich der Potentialbarriere, d.h. im Intervall [0, d], reagiert das Elektron auf äußere elektrische Felder wie ein Positron; mathematisch bedeutet dies, daß 5 Beim Potentialwall endlicher Breite gibt es im Unterschied zu Beispiel 4.2.3 keine Totalreflexion. 4.3. NUMERIK ZUM POTENTIALWALL 59 0.2 | 2|(tmin) 0.15 0.1 0.05 0 0 0.1 | |2(tmax) 0.08 0.06 0.04 0.02 0 0 100 200 300 400 Abbildung 4.17: Evolution von ||ψ||2 (·, x) im “Nicht–Kleinschen Fall“ zur Potentialbarriere mit Breite d. tmin = −40, tmax = 240. bei der Bildung von Wellenpaketen im Gebiet ∆2 Vq –Lösungen superponiert werden. Es sei wie in Beispiel 4.2.2 folgender Datensatz gegeben: V ist größer als 2κ; die k–Werte im √ linken Halbraum sind positiv, ebenso jene im Gebiet ∆3 . In ∆2 wählen wir: q = − V 2 + k 2 − 2V ω̄k . Ω := ω̄(q). Damit ergibt sich folgender Ansatz für Ebenewellenlösungen: √ 2πUk (t, x) = u(k)e−i(ω̄k t−kx) + r(k)u(−k)e−i(ω̄k t+kx) ∀x ∈ ∆1 √ 2πVq (t, x) = t(k)v(−|q|)e−i((V −ω̄(q))t+|q|x) + s(k)v(|q|)e−i(V −Ω)t ei|q|x ∀x ∈ ∆2 √ 2π Ũk (t, x) = p(k)u(k)e−i(ω̄k t−kx) ∀x ∈ ∆3 Aus der Stetigkeit von ψ bei x = 0, x = d folgen: 1 −i|q|d κ a3 κ2 κb 1 i|q|d κ a2 b 2 κ2 2 −i|q|d κ t(k) = e − b + 2 / e ( − 2)− e ( − )(b + 2 ) c a κ ac b a c b κ a 2 3 b κ ab κ a s(k) = (−t(k))( + )+( − ) c b κ a κ a κ r(k) = −t(k)b − s(k) − a κ b 1 −ikd −i|q|d i|q|d κ e −t(k)be − s(k)e p(k) = a b Die Funktionen a, b und c sind wieder wie in Beispiel 1 definiert, wobei q durch |q| zu ersetzen ist. Das Programm kleinbw.m (siehe Seite 80) berechnet mit obigen uneigent- 60 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON 250 200 t in tc 150 100 50 0 0 50 100 150 Abbildung 4.18: Bohmsche Trajektoren zur Potentialbarriere der Breite d.“Nicht– Kleinscher Fall“. Wahl der Parameter: k0 = 2.2, ∆ = 0.05, V = 1.3, d = 60. lichen Lösungen folgende Paketlösung ψ: Z dk a(k) Uk (t, x)χ∆1 (x) + Vq (t, x)χ∆2 (x) + Ũk (t, x)χ∆3 (x) ψ(t, x) = R 2ω̄k Dabei bezeichnet χ∆ die charakteristische Funktion, d.h. χ∆ (x) = 1 für x ∈ ∆ und 0 sonst. Die Energie des vom linken √ Halbraum einfallenden Paketes sei so gewählt, daß gilt: 0 < k0 − 2∆ und k0 + 2∆ < V 2 − 2κV . Die zu diesem ψ berechneten Bohmschen Trajektorien sind in der Abbildung 4.19 dargestellt. 4.3. NUMERIK ZUM POTENTIALWALL 61 300 250 200 t in t c 150 100 50 0 0 50 100 150 200 250 Abbildung 4.19: Bohmsche Trajektoren zur Potentialbarriere der Breite d. Kleinscher Fall. Wahl der Parameter: k0 = 0.5, ∆ = 0.05, V = 14, d = 80. 0.35 0.3 | |2(tmin) 0.25 0.2 0.15 0.1 0.05 0 0 0.07 0.06 | |2(tmax) 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0 0 50 100 150 200 Abbildung 4.20: Evolution von ||ψ||2 (·, x) im Kleinschen Fall zur Potentialbarriere mit Breite d = 100. tmin = −100, tmax = 300. 62 KAPITEL 4. NUMERIK ZUM KLEINSCHEN PARADOXON Kapitel 5 Anhang: Programmlisting zur numerischen Berechnung der Bohmschen Trajektorien Hier findet sich eine Auflistung aller wichtigen Programme und Subroutinen zu den im Kapitel 3 und 4 angeführten Matlab Programmen. 5.1 numlp.m: Freies Positiv–Energiepaket Subroutinen zu numlp.m • Berechnung der Norm von ψ function out = norm1(z) global kappa delta ko; om=sqrt(z.^2+kappa^2); out=exp(-2*(z-ko).^2/delta^2).*4*pi.*om.*(om+z); • Berechnung von (ψ̄γ 0 ψ)(t0 , x) function out = fto(x) global to x1 ko delta; x1=x; psi1=quad8(’integrand1to’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6); psi2=quad8(’integrand2to’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6); out=psi1.*conj(psi1)+psi2.*conj(psi2); 63 64 KAPITEL 5. ANHANG • Integranden zur Berechnung von ψ 1/2 (t0 , x) % Integrand zu psi1 function out1=integrand1to(k) global kappa A delta ko x1 to; om=sqrt(k.^2+kappa^2); out1= exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om*to).*exp(i*k.*x1).*(om+k)*A; % Integrand zu psi2 global x1 kappa A delta to ko; om=sqrt(k.^2+kappa^2); out2=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om*to).*exp(i*k.*x1).*kappa*A; • Berechnung des Bohmschen Vektorfeldes vψ function out = f(t,x) global t1 x1; global ko delta; t1=t;x1=x; psi1=quad8(’integrand1’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6); psi2=quad8(’integrand2’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6); out=(psi1.*conj(psi1)-psi2.*conj(psi2))./(psi1.*conj(psi1) +psi2.*conj(psi2)); • Integranden zur Berechnung von R ∆2 ∆1 dx(ψ̄γ 0 ψ)(t, x) für t = tmax function out1=funkt1tmax(k,x) global kappa A delta ko tmax; om=sqrt(k.^2+kappa^2); out1= exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(i*k*x).*(om+k)*A.*exp(-i*tmax*om); function out2=funkt2tmax(k,x) global kappa A delta ko tmax; om=sqrt(k.^2+kappa^2); out2=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(i*k*x)*kappa*A.*exp(-i*om*tmax); 5.2 numln.m: Freies Negativenergiepaket Das Hauptprogramm zur Berechnung der Bohmschen Trajektorien zum freien Positron ist identisch zum Programm numlp.m geschrieben: Es verwendet dieselben Konzepte und Algorithmen zur numerischen Integration des Vektorfeldes vψ wie jenes. Der einzige Unterschied ergibt sich in der Wahl der Fourierkoeffizienten a(k), b̄(k). Deshalb ANHANG 65 beschränken wir uns hier auf die Auflistung nur jener Routine, welche die Wahl des Fourierkoeffizienten b̄(k) graphisch darstellt. %% Negativ-Energie-Loesung clear all; close all; clc; %% Konstanten global kappa delta1 B; global qo t1 x1 tmax; kappa=1; qo=input(’Geben sie den Impuls qo ein:\n’); ....... %% Normierung des Wellenpaketes q=quad8(’norm2’,qo-2*delta1,qo+2*delta1,1.e-8); B=1/sqrt(q); %% Impulsverteilung k=qo-2*delta1:delta1/50:qo+2*delta1; q=k.*k; om=sqrt((kappa)^2+q); b=B*sqrt(8*pi*om.*om.*(om-k)).*exp(-(k-qo).^2/delta1^2); figure(1); plot(k,b,’r*’); xlabel(’k’); ylabel(’b(k)’); title(’Fourieramplitude b(k)’); setfigure(12,8); print -deps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/numln/impuls.eps ....... pause; close all; 5.3 numl pn.m: Freies Positiv– und Negativenergiepaket Das Programm numl pn.m ist das Hauptprogramm zur Berechnung der Bohmschen Trajektorien zu einer Überlagerung von Positiv– und Negativenergiemodenlösungen 66 KAPITEL 5. ANHANG und zur Demonstration der “Zitterbewegung des Elektrons“. Es macht von der Idee her genau dasselbe wie die zwei vorhergehenden Programme, nur daß jetzt sowohl a(k) als auch b̄(k) ungleich null sind. Um hinfällige Wiederholungen zu vermeiden, geben wir hier nur einige wesentliche Teile des Programmlistings wieder. %% Positiv-Negativ-Energie-Loesungen zu freiem Wellenpaket ....... %% Siehe numlp.m ....... %% Impulsverteilung k=ko-2*delta:delta/50:ko+2*delta; q=qo-2*delta1:delta/50:qo+2*delta1; r=k.*k; s=q.*q; om=sqrt((kappa)^2+r); omq=sqrt((kappa)^2+s); a=A*sqrt(8*pi*om.*om.*(om+k)).*exp(-(k-ko).^2/delta^2); b=B*sqrt(8*pi*omq.*omq.*(omq-q)).*exp(-(q-qo).^2/delta1^2); figure(1); plot(k,a,’r*’,q,b,’b+’); xlabel(’q und k Werte’); ylabel(’a(k) * und b(q) + ’); title(’Fourieramplituden a(k) =*** und b(k) =+++’); setfigure(12,8); print -deps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/numlpn/impuls.eps ....... %% Berechnung der Trajektorien fprintf([’Geben sie das Startintervall fuer die Trajektorien ein und’, ’die Anzahl der Trajektorien.\n’]); lint=input(’linke Grenze ’); rint=input(’rechte Grenze ’); anzahl=input(’Anzahl der Trajektorien ’); figure(3); options=odeset(’RelTol’,[1e-4],’AbsTol’,[1e-6]); for xo=lint:(rint-lint)/anzahl:rint [t,x]=ode45(’fpn’,[tmin tmax],[xo],options); plot(x,t,’b’); hold on; end; xlabel(’x in Einheiten der Comptonwellenlaenge’); ANHANG ylabel(’t’); setfigure(12,8); print -dps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/numlpn/trajekt.ps ....... % Psiquadrat im Intervall [x1(tmax),x2(tmax)] psi1tmax=Xdblquad(’funktpn1tmax’,ko-2*delta,ko+2*delta,x1tmax,x2tmax, 1.e-6,’quad8’); psi2tmax=Xdblquad(’funktpn2tmax’,ko-2*delta,ko+2*delta,x1tmax,x2tmax, 1.e-6,’quad8’); fprintf(’Die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen zur Zeit 0 in [x1(tmax),x2(tmax)]\nzu finden, ist:\n’); psi1tmax+psi2tmax fprintf(’Der relative Fehler in Prozent betraegt:\n’); abs(psi1tmax+psi2tmax - (psi10+psi20))/(psi1tmax+psi2tmax)*100 fprintf(’Druecken sie eine Taste, um das Programm zu beenden.\n ’); pause; close all; 5.3.1 Einige wichtige Unterroutinen zu numlpn.m • Das Bohmsche Vektorfeld function out = fpn(t,x) global t1 x1; global qo delta1 ko delta; t1=t;x1=x; psi1=quad8(’integrand1’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6)+ quad8(’integrand11’,qo-2*delta1,qo+2*delta1,1.e-6); psi2=quad8(’integrand2’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6)+ quad8(’integrand21’,qo-2*delta1,qo+2*delta1,1.e-6); out=(psi1.*conj(psi1)-psi2.*conj(psi2))./(psi1.*conj(psi1)+psi2. *conj(psi2)); • Die Integranden zur Berechnung von (ψ̄γ 0 ψ)(tmax , x) function out1=funktpn1tmax(k,x) global kappa A delta ko B delta1 qo tmax; om=sqrt(k.^2+kappa^2); out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(i*k*x).*exp(-i*tmax*om) .*(om+k)*A+exp(-(k-qo).^2/delta1^2).*exp(-i*k*x) 67 68 KAPITEL 5. ANHANG .*exp(i*tmax*om)*B*(-kappa); function out2=funktpn2tmax(k,x) global kappa A delta ko delta1 qo B tmax; om=sqrt(k.^2+kappa^2); out2=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(i*k*x).*exp(-i*tmax*om) *kappa*A+exp(-(k-qo).^2/delta1^2).*exp(-i*k.*x) .*exp(i*tmax*om).*(om-k)*B; 5.4 kleinbf.m: Das Kleinsche Paradoxon nach Bjorken & Drell Das Programm kleinbf.m berechnet die Bohmschen Trajektorien zur relativistischen Potentialstufe mit Asymptotik nach Bjorken & Drell. Wahl der Konstanten und Integrationszeiten: %% Bohmsche Trajektorien zum Kleinschen Paradoxon mit Potentialstufe %% V>2*kappa und "falscher Asymptotik" clear all; close all; clc; %% Konstanten global kappa delta ko V; global t1 x1 to; kappa=1; V=input(’Geben sie V ein (gr"oer als 2):\n’); if isempty(V) V=10; fprintf(’V= %f\n’,V); end; ko=input(’Geben sie den Impuls ko ein:\n’); if isempty(ko) ko=0.5; fprintf(’ko= %f\n’,ko); end; delta=input(’Geben sie die Impulsbreite ein:\n’); if isempty(delta) delta=0.2; fprintf(’delta= %f\n’,delta); ANHANG 69 end; if ko-2*delta<0 fprintf(’Impuls negativ.’); pause; exit; end; if V <= 2*kappa fprintf(’nicht Kleinscher Fall’); pause; exit; end; if ko+2*delta > sqrt(V^2-2*kappa*V) fprintf(’nicht Kleinscher Fall’); pause; exit; end; tmax=input(’Geben sie tmax ein:\n’); if isempty(tmax) tmax=2.e2; fprintf(’tmax= %f\n’,tmax); end; tmin=input(’Geben sie tmin ein:\n’); if isempty(tmin) tmin=-2.e2; fprintf(’tmin= %f\n’,tmin); end; Graphische Darstellung des Fourierkoeffizienten a(k) zur Berechnung des Wellenpaketes: %% Impulsverteilung k=ko-2*delta:delta/50:ko+2*delta; q=k.*k; om=sqrt((kappa)^2+q); a=sqrt(8*pi*om.*om.*(om+k)).*exp(-(k-ko).^2/delta^2); figure(1); plot(k,a,’r*’); xlabel(’k’); ylabel(’a(k)’); title(’Fourieramplitude a(k)’); setfigure(12,8); 70 KAPITEL 5. ANHANG print -deps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/kleinbf/impuls4.eps R dk a(k) (Θ(−x)Uk (t, x) + Θ(x)Vq (t, x)) Im folgenden Programmabschnitt wird ψ(t, x) = R 2ω̄ k numerisch integriert (Subroutine fkbtof.m) und damit (ψ̄γ 0 ψ)(t, x) berechnet. qo=sqrt(ko^2+V^2-2*V*sqrt(ko^2+kappa^2)); figure(2); subplot(2,1,1); to=tmin; fplot(’fkbtof’, [-10/delta+ko*(to) 10/delta+qo*abs(to)]); xlabel(’x in Einheiten der Comptonwellenl"ange’); ylabel(’|\Psi|^2(t_{min})’); subplot(2,1,2); to=tmax; fplot(’fkbtof’, [-10/delta-ko*abs(to) 50]); s=sprintf(’\\Psi^2 zur Zeit t_o = %ft’,to); xlabel(’x in Einheiten der Comptonwellenl"ange’); ylabel(’|\Psi|^2(t_{max})’); setfigure(12,8); print -deps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/kleinbf/psi.eps fprintf(’\a’); 1 Berechnung des Bohmschen Vektorfeldes vψ = ρ(t,x) (|ψ 1 |2 − |ψ 2 |2 ) und der zugehörigen Integralkurven mit der Matlab–Integrationsroutine ode45. %% Berechnung der Trajektorien fprintf(’Geben sie das Startintervall f"ur die Trajektorien ein\n und die Anzahl der Trajektorien.\n’); lint=input(’linke Grenze ’); rint=input(’rechte Grenze ’); anzahl=input(’Anzahl der Trajektorien ’); options=odeset(’RelTol’,[1e-6],’AbsTol’,[1e-8]); figure(3); for xo=lint:(rint-lint)/anzahl:rint [t,x]=ode45(’fkbf’,[tmin tmax],[xo],options); plot(x,t,’b’); hold on; end; xlabel(’x in Einheiten der Comptonwellenl"ange’); ylabel(’t’); setfigure(12,8); print -dps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/kleinbf/trajekt.ps ANHANG 71 fprintf(’\a’); fprintf(’Dr"ucken sie eine Taste, um das Programm zu beenden.\n’); pause; clear all; close all; 5.4.1 Unterroutinen zu kleinbf.m • Bohmsches Vektorfeld vψ function out = fkbf(t,x) global t1 x1; global ko delta V; t1=t;x1=x; if x1<0 psi1=quad8(’integrandl1kbf’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-5); psi2=quad8(’integrandl2kbf’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-5); out=(psi1.*conj(psi1)-psi2.*conj(psi2))./(psi1.*conj(psi1)+psi2. *conj(psi2)); elseif x1>=0 clear psi1 psi2; psi1=quad8(’integrandr1kbf’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-5); psi2=quad8(’integrandr2kbf’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-5); out=(psi1.*conj(psi1)-psi2.*conj(psi2))./(psi1.*conj(psi1)+psi2. *conj(psi2)); end • Integranden zur numerischen Berechnung von ψ; R und T bezeichnen den Reflexions– bzw. Transmissionskoeffizienten. % Integrand im linken Halbraum zu psi1 function out1=integrandl1kbf(k) global t1 x1 kappa delta ko V; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); R=-sqrt((om+k)./(om-k)).*(V+q-k)./(V+k+q); out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*(exp(i*k.*x1) .*(om+k)+R.*kappa.*exp(-i*k.*x1)); % Integrand im linken Halbraum zu psi2 72 KAPITEL 5. ANHANG function out1=integrandl2kbf(k) global t1 x1 kappa delta ko V; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); R=-sqrt((om+k)./(om-k)).*(V+q-k)./(V+k+q); out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*(exp(i*k.*x1) *kappa+R.*exp(-i*k.*x1).*(om+k)); % Integrand im rechten Halbraum zu psi1 function out1=integrandr1kbf(k) global t1 x1 kappa V delta ko; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); R=-sqrt((om+k)./(om-k)).*(V+q-k)./(V+k+q); T=(-1)*sqrt((omo+q)./(om-k)).*(2*k)./(V+k+q); out1=(-kappa)*T.*exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1). *exp(i*q.*x1).*sqrt((om+k)./(omo+q)); % Integrand im rechten Halbraum zu psi2 function out1=integrandr2kbf(k) global t1 x1 kappa delta ko V; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); R=-sqrt((om+k)./(om-k)).*(V+q-k)./(V+k+q); T=(-1)*sqrt((omo+q)./(om-k)).*(2*k)./(V+k+q); out1=T.*exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1). *exp(i*q.*x1).*sqrt(om+k).*sqrt(omo+q); 5.5 kleinb.m: Das Kleinsche “richtiger Asymptotik“ Paradoxon mit Dieses Programm ist bis auf die Wahl der Negativenergiemodenlösung im Gebiet ∆2 , wir ersetzen q durch −q, um im limes t → −∞ ein von links einfallendes Positivenergiepaket zu erhalten, identisch mit dem vorhergehenden; die Stetigkeitsbedingung bei x = 0 liefert natürlich leicht modifizierte Reflexions– und Transmissionskoeffizienten. Wir führen hier deshalb nur die Integranden im rechten Halbraum zur Berechnung von ψ an; dabei bezeichnet R den Reflexions– und T den Transmissionskoeffizienten. ANHANG 73 %% Integrand zu psi1 im rechten Halbraum function out1=integrandr1kb(k) global t1 x1 kappa V delta ko; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); R=-sqrt((om+k)./(om-k)).*(V-q-k)./(V+k-q); T=(-1)/kappa*sqrt(omo-q).*sqrt(om+k).*(2*k)./(V+k-q); out1=(-kappa)*T.*exp(-(k-ko).^2/delta^2). *exp(-i*om.*t1).*exp(-i*q.*x1).*sqrt((om+k)./(omo-q)); %% Integrand zu psi2 im rechten Halbraum function out1=integrandr2kb(k) global t1 x1 kappa delta ko V; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); R=-sqrt((om+k)./(om-k)).*(V-q-k)./(V+k-q); T=(-1)/kappa*sqrt(omo-q).*sqrt(om+k).*(2*k)./(V+k-q); out1=T.*exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1). *exp(-i*q.*x1).*sqrt(om+k).*sqrt(omo-q); 5.6 kleinab.m: Nicht–Kleinscher Fall %% Bohmsche Trajektorien zur Potentialstufe mit V < 2*kappa clear all; close all; clc; %% Konstanten global V kappa delta ko; global t1 x1 to; kappa=1; V=input(’Geben sie V ein (kleiner als 2):\n’); if isempty(V) V=1; ....... Analog zum Programm kleinb.m, nur mit folgendem Unterschied: Im rechten Halbraum ∆2 werden Positivmodenlösungen superponiert und die Reflexions– bzw. Transmissionskoeffizienten R und T sind demzufolge neu zu berechnen. Integranden zur Berechnung von ψ: 74 KAPITEL 5. ANHANG % Integrand im linken Halbraum zu psi1 function out1=integrandl1kab(k) global t1 x1 kappa delta ko V; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); % q wird positiv gew"ahlt omo=sqrt(q.^2+kappa^2); %Stetigkeit R=sqrt((om-k)./(om+k)).*(q-k-V)./(V-k-q); out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*(kappa*R. *exp(-i*k.*x1)+(om+k).*exp(i*k.*x1)); % Integrand im linken Halbraum zu psi2 function out1=integrandl2kab(k) global t1 x1 kappa delta ko V; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); R=sqrt((om-k)./(om+k)).*(q-k-V)./(V-k-q); out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*(kappa*exp(i*k.*x1)+ sqrt((om+k)./(om-k)).*R.*exp(-i*k.*x1)); % Integrand im rechten Halbraum zu psi1 function out1=integrandr1kab(k) global t1 x1 kappa V delta ko; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); R=sqrt((om-k)./(om+k)).*(q-k-V)./(V-k-q); T=(-2*k)./(V-k-q).*sqrt((omo+q)./(om+k)); out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1). *T.*exp(i*q.*x1).*sqrt(om+k).*sqrt(omo+q); % Integrand im rechten Halbraum zu psi2 function out1=integrandr2kab(k) global t1 x1 kappa delta ko V; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); R=sqrt((om-k)./(om+k)).*(q-k-V)./(V-k-q); T=(-2*k)./(V-k-q).*sqrt((omo+q)./(om+k)); out1=T.*exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1). ANHANG 75 *exp(i*q.*x1).*sqrt(om+k)./sqrt(omo+q)*kappa; Mit Hilfe der nächsten zwei Programme werden die Bohmschen Trajektorien zum endlichen Potentialwall berechnet. Die numerische Integration erfolgt analog zu den vorhergehenden Beispielen, nur muß jetzt ψ für drei Raumgebiete separat berechnet werden. 5.7 kleinabw.m: Potentialwall der Breite d, Nicht– Kleinscher Fall %% Bohmsche Trajektorien zur Potentialbarriere der Breite d mit %% V < 2*kappa clear all; close all; clc; %% Konstanten global V kappa delta ko d; global t1 x1 to; kappa=1; V=input(’Geben sie V ein (kleiner als 2):\n’); if isempty(V) V=1; fprintf(’V= %f\n’,V); end; d=input(’Geben sie d ein:\n’); if isempty(d) d=100; fprintf(’d= %f\n’,d); end; ko=input(’Geben sie den Impuls ko ein:\n’); if isempty(ko) ko=1.77; fprintf(’ko= %f\n’,ko); end; delta=input(’Geben sie die Impulsbreite ein:\n’); if isempty(delta) delta=0.01; fprintf(’delta= %f\n’,delta); end; if ko-2*delta<0 fprintf(’Impuls negativ.’); 76 KAPITEL 5. ANHANG pause; exit; end; if V >= 2*kappa fprintf(’Kleinscher Fall.\n’); pause; exit; end; if imag(sqrt((ko+2*delta)^2+V^2-2*sqrt(kappa^2+(ko+2*delta)^2)*V))~=0 fprintf(’Wellenpaket wird zur "G"anze" reflektiert.\n’); end; tmax=input(’Geben sie tmax ein:\n’); if isempty(tmax) tmax=800; fprintf(’tmax= %f\n’,tmax); end; tmin=input(’Geben sie tmin ein:\n’); if isempty(tmin) tmin=-100; fprintf(’tmin= %f\n’,tmin); end; %% Impulsverteilung k=ko-2*delta:delta/50:ko+2*delta; q=k.*k; om=sqrt((kappa)^2+q); ak=sqrt(8*pi*om.*om.*(om+k)).*exp(-(k-ko).^2/delta^2); figure(1); plot(k,ak,’r*’); title(’Fourieramplitude a(k)’); xlabel(’k’); ylabel(’a(k)’); setfigure(12,8); print -dps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/kleinabw/impuls.ps %% psiquadrat to=tmin; figure(2); fplot(’fkabtow’,[-10/delta+(to)*ko 10/delta+to*ko]); xlabel(’x in Einheiten der Comptonwellenl"ange’); ylabel(’|\Psi|^2(t_{min})’); ANHANG 77 print -dps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/kleinabw/psitmin.ps to=tmax; figure(3); fplot(’fkabtow’,[-10/delta-abs(to)*ko 10/delta+to*ko]); xlabel(’x in Einheiten der Comptonwellenl"ange’); ylabel(’|\Psi|^2(t_{max})’); setfigure(12,8); print -dps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/kleinabw/psitmax.ps; %% Berechnung der Trajektorien fprintf(’Geben sie das Startintervall f"ur die Trajektorien ein \nund die Anzahl der Trajektorien.\n’); fprintf(’Widmung:...& f"ur Nicole Oehri’); input(’linke Grenze ’); if isempty(lint) lint=-200; fprintf(’linke Grenze = %f\n’,lint); end; input(’rechte Grenze ’); if isempty(rint) rint=-10; fprintf(’rechte Grenze = %f\n’,rint); end; input(’Anzahl der Trajektorien ’); if isempty(anzahl) anzahl=20; fprintf(’Anzahl = %f\n’,anzahl); end; options=odeset(’RelTol’,[1e-6],’AbsTol’,[1e-8]); figure(4); for xo=lint:(rint-lint)/anzahl:rint [t,x]=ode45(’fkabw’,[tmin tmax],[xo],options); plot(x,t,’b’); hold on; end; xlabel(’x in Einheiten der Comptonwellenl"ange’); ylabel(’t’); setfigure(12,8); print -dps /net/noise2/moser/diplomarbeit/figuren/kleinabw/trajekt.ps; fprintf(’\a’); 78 KAPITEL 5. ANHANG fprintf(’Dr"ucken sie eine Taste,um das Programm zu beenden.\n’); pause; close all; clear all; 5.7.1 Unterroutinen zu kleinabw.m • Das Bohmsche Vektorfeld vψ function out = fkabw(t,x) global t1 x1; global ko delta V d; t1=t;x1=x; if x1<0 psi1=quad8(’integrandl1kabw’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6); psi2=quad8(’integrandl2kabw’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6); out=(psi1.*conj(psi1)-psi2.*conj(psi2))./(psi1.*conj(psi1) +psi2.*conj(psi2)); elseif x1>=0 & x1<d psi1=quad8(’integrandr1kabw’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6); psi2=quad8(’integrandr2kabw’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6); out=(psi1.*conj(psi1)-psi2.*conj(psi2))./(psi1.*conj(psi1) +psi2.*conj(psi2)); else psi1=quad8(’integrandrr1kabw’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6); psi2=quad8(’integrandrr2kabw’,ko-2*delta,ko+2*delta,1.e-6); out=(psi1.*conj(psi1)-psi2.*conj(psi2))./(psi1.*conj(psi1) +psi2.*conj(psi2)); end • Integranden des Fourierintegrals zur Berechnung von ψ: R, T, S und P bezeichnen die aus der Stetigkeit von ψ an den Stellen x = 0 und x = d berechneten Transmissions– und Reflexionskoeffizienten. im Gebiet ∆1 : % Integrand zu psi1 function out1=integrandl1kabw(k) global t1 x1 kappa delta ko V d; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); ANHANG 79 %Stetigkeit a=sqrt(om+k); b=sqrt(omo+q); c=a.^2-b.^2; T=1./c.*exp(-i*q*d).*(a.^3/kappa-kappa./a).*(kappa^2./a.^2-b.^2) ./(exp(i*q*d).*(kappa./b-kappa*b./a.^2)+exp(-i*q*d)./c.*(kappa ./b-a.^2.*b/kappa).*(b.^2-kappa^2./a.^2)); S=T.*b./c.*(kappa./b-a.^2.*b/kappa)+b./c.*(a.^3/kappa-kappa./a); R=a/kappa.*(T.*b+kappa*S./b-a); P=exp(-i*k*d)./a.*(T.*b.*exp(i*q*d)+exp(-i*q*d)*kappa.*S./b); out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*(kappa*R.*exp(-i*k.*x1) +(om+k).*exp(i*k.*x1)); % Integrand zu psi2 function out1=integrandl2kabw(k) global t1 x1 kappa delta ko V d; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); %Stetigkeit ... out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*(kappa*exp(i*k.*x1) +sqrt((om+k)./(om-k)).*R.*exp(-i*k.*x1)); im Gebiet ∆2 : % Integrand zu psi1 function out1=integrandr1kabw(k) global t1 x1 kappa V delta ko d; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); %Stetigkeit ... out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*(T.*exp(i*q.*x1) .*sqrt(om+k).*sqrt(omo+q)+S.*exp(-i*q.*x1).*sqrt(om+k).*sqrt(omo-q)); % Integrand zu psi2 function out1=integrandr2kabw(k) global t1 x1 kappa delta ko V d; 80 KAPITEL 5. ANHANG om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); %Stetigkeit ... out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*(T.*exp(i*q.*x1) .*sqrt(om+k)./sqrt(omo+q)*kappa+S.*exp(-i*q.*x1).*sqrt(om+k) ./sqrt(omo-q)*kappa); im Gebiet ∆3 : % Integrand zu psi1 function out1=integrandrr1kabw(k) global t1 x1 kappa delta ko V d; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); %Stetigkeit ... out1=P.*exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*(om+k).*exp(i*k.*x1); % Integrand zu psi2 function out1=integrandrr2kabw(k) global t1 x1 kappa delta ko V d; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); %Stetigkeit ... out1=P.*exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*kappa.*exp(i*k.*x1); 5.8 kleinbw.m: Potentialwall der Breite d, Kleinscher Fall Der Programmcode ist wiederum ident zum Programm kleinabw.m mit dem Unterschied, daß man bei der Konstruktion der Ebene–Wellenlösungen im Gebiet ∆2 anstatt einer Positivmodenlösung eine Negativmodenlösung nimmt; daraus ergeben sich natürlich neue Transmissions– und Reflexionskoeffizienten R, T, P und S. Wir führen hier die Integranden zur Berechnung von ψ in ∆2 an. Integranden des Fourierintegrals zur Berechnung von ψ|∆2 : ANHANG % Integrand zu psi1 function out1=integrandr1kbw(k) global t1 x1 kappa V delta ko d; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); %Stetigkeit a=sqrt(om+k); b=sqrt(omo+q); c=a.^2+b.^2; T=(-exp(i*q*d)./c).*(kappa./a-a.^3/kappa).*(b.^2+kappa^2 ./(a.^2.*c))./(exp(-i*q*d).*(kappa./b+kappa*b./a.^2) -exp(i*q*d)./c.*(kappa./b+a.^2.*b/kappa).*(b.^2+kappa^2./a.^2)); S=b./c.*((-T).*(kappa./b+a.^2.*b/kappa)+kappa./a-a.^3/kappa); R=a/kappa.*((-T).*b-S./b*kappa-a); P=exp(-i*k*d)./a.*((-T).*b.*exp(-i*q*d)-S./b.*exp(i*q*d)*kappa); out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*((-kappa)*T .*exp(-i*q.*x1).*sqrt((om+k)./(omo-q))+sqrt(om+k).*S.*(-kappa) ./sqrt(omo+q).*exp(i*q.*x1)); % Integrand zu psi2 function out1=integrandr2kbw(k) global t1 x1 kappa delta ko V d; om=sqrt(k.^2+kappa^2); q=sqrt(k.^2+V^2-2*om*V); omo=sqrt(q.^2+kappa^2); %Stetigkeit ... out1=exp(-(k-ko).^2/delta^2).*exp(-i*om.*t1).*(T.*exp(-i*q.*x1). *sqrt(om+k).*sqrt(omo-q)+sqrt(om+k).*S.*sqrt(omo+q).*exp(i*q.*x1)); 81 82 KAPITEL 5. ANHANG Literaturverzeichnis [BD] Bjorken J., Drell S.: Relativistische Quantenmechanik. BI Hochschultaschenbücher, Mannheim (1966). [Boh] Bohm, D.: A suggested interpretation of the Quantum Theory in terms of “hidden“ variables, I and II. Physical Review, 85, 166-93 (1952). [Bro] Broglie, L. de: Non–Linear Wave Mechanics. Elsevier, Amsterdam (1969). [Dur] Dürr, D., Goldstein, S., Münch–Berndl, K.,Zanghi, N.: Hypersurface Bohm–Dirac models. (1998). [Fel] Fellner, J.: Clifford–Algebren und Spin–Gruppen. Diplomarbeit am Institut für Mathematik der Universität Innsbruck (1982). [Forst] Forster, O.: Analysis 1. Differential– und Integralrechnung einer Veränderlichen. 4. Auflage, vieweg (1992). p 169 [Ghir] Ghirardi, G.C. und Deotto, E.: Bohmian Mechanics Revisited. Department of Theoretical Physics, University of Trieste. [Go] Göckeler M., Schücker, T.: Differential geometry, gauge theories and gravity. 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Hilber und Georg Moser erblicke ich in Bruneck das Licht der Welt. 1980 - 1985 Besuch der Volksschule in Prags, Südtirol 1985 - 1988 1988 - 1993 Besuch der Mittelschule in Toblach Besuch des Humanistischen Gymnasiums “Nikolaus Cusanus“ in Bruneck und Reifeprüfung mit Auszeichnung ebendort Erhalt des Förderpreises für Nachwuchswissenschaftler der Firma Bierfield in Bruneck Oktober 1993 Beginn des Physikstudiums in Innsbruck Februar 1996 Juli 1996 Auslandssemester (Erasmus) in Padova Frühjahr 1998 Beginn der Diplomarbeit Sommer 1999 Zweiwöchiger Aufenthalt am Cern 85 86 KAPITEL 5. ANHANG Widmung, Danksagung und Abrechnung Die einzige Seite, die von mehr als zwei Menschen gelesen wird, verdiente ein Feuerwerk an sinnlosen Sinnsprüchen und prosaischer Klotzerei. Stattdessen nüchterne Aufzählungen, wem man auf welche Weise warum zu danken hat. Bringen wir’s hinter uns; Widmung: Für meine verstorbene Katze1 . Kategorie eins: Dorthin stecke ich alle jene Leute, die direkt, also ohne irgendwelche Mittelsmänner und Verwandte zweiten Grades, an der Abhandlung der vorliegenden Diplomarbeit beteiligt waren: Sei es durch Erleuchtung meines verdunkelten Gehirns, sei es durch Anhäufen eines großen Haufens an bedrucktem Papier, das ich als Alphabet glücklicherweise entziffern und mir zu eigen machen konnte, mich zwar des Plagiates schuldig fühlend, aber vorausahnend, daß meine Lebenszeit nicht ausreichen würde, mir alles neu auszudenken, abgesehen davon, daß das Genie in mir den trunkenen Schlafzustand allzusehr liebt, sei es einfach nur durch verbale, manchmal sanfte, oft aber der Verzweiflung nahe, jener, die komischerweise jeder Mensch sucht, also durch dergestalte Instruktionen zur Bedienung von Rechenmaschinen, die trotzdem das tun, was sie wollen. Danken muß ich also besonders Herrn Univ.Prof.Dr. Gebhard Grübl für die Betreuung der vorliegenden Arbeit, aber vielmehr noch dafür, daß er mir in Vorlesungen und Seminaren eine Art, Physik zu treiben und zu begreifen, vermittelt hat, die immer wieder meine Begeisterung weckte. Danken möchte ich auch Herrn Univ.Prof.Dr. Josef Rothleitner für seinen hervorragenden Vorlesungszyklus in Theoretischer Physik. Ein besonderer, 2m3 großer und 93, 7kg schwerer Dank gilt Klaus Rheinberger, der es 1 & siehe Anhang 87 88 ANHANG als einziger Sterblicher schafft, in allen beiden Kategorien Erwähnung zu finden: Ihm verdanke ich oftmalige Entwirrung meiner mathematischen Verwirrtheit und zahllose Seminararbeiten über Bohmsche Quantenmechanik zur Schrödingergleichung. Ein dickes Danke auch an Herrn Dr. Stefan Steidl vor allem für seine Geduld, mir unendlich viele blöde Fragen bzgl. Matlab,Windows,Linux,C,LaTeX etc. minuziös beantwortet zu haben, oft Stunden damit verbringend, nervenaufreibende Probleme an meinem PC zu lösen. Vor seinem Verschwinden war Herr Dr. Wieland Alge mit dieser Aufgabe betraut: Auch ihm danke ich dafür, trotz Rufe wie “ Moser, ich bringe dich um !“, die ungehört und – wie man sieht – wirkungslos in den Gängen des Institutes für Theoretische Physik verhallten. Kategorie zwei: Ich habe Brockhaus damit betraut, eine Enzyklopedie zu erstellen mit all jenen Menschen und Personengesellschaften, die mir mein Physikstudium möglich, erträglich, ja manchmal sogar angenehm machten; wie gesagt, Brockhaus arbeitet daran, und so mögen mir jene verzeihen, die hier namentlich nicht erwähnt sind: Ihnen danke ich umso mehr, als daß sie ein Gratiswerk “Personae gratae et non gratae“ von mir persönlich zugeschickt bekommen werden. In erster Linie, meistens auch in zweiter Linie danke ich meinen Eltern dafür, daß ich da bin; nur deshalb konnte ich studieren: über ungezählte Lebensmittel– und Geldtransporte (an dieser Stelle sei auch allen italienischen Steuerzahlern bzw. einer Minderheit von italienischen Staatsbürgern für ihre großzügige finanzielle Hilfe gedankt) über den Brennerpaß sowie einer nicht abzählbaren Menge von Taxidiensten und über sonstiges möchte ich hier gar nicht sprechen. Auch meinen Geschwistern – zwei an der Zahl – gebührt hier ein öffentlicher Dank. Nun zu jenen Leuten, deren Beitrag zu meinem Privatleben in Innsbruck zwar dieser Diplomarbeit nicht förderlich war, insofern hier auch gar keinen Dank verdiente, aber umso dankenswerter ist, als daß ich ohne ihre Existenz wohl noch irrer geworden wäre als ich ohnehin schon bin. Auszug aus der schwarzen Liste: Barbara2 , Hilmar, Martin, Markus Renate, Franziska, Irene Klaus, BIggI, Ingrid Es ist eine Eigenart der Danksagung, nur jene Personen anzuführen, denen man danken möchte. Warum nicht auch jene, denen man explizite nicht danken will oder 2 you are the first, dont’t panic WIDMUNG, DANKSAGUNG und ABRECHNUNG 89 kann? Jene, die einem das Leben zur Hölle machen, von denen einem speiübel wird, deren bloße Existenz hemmend auf uns wirkt, obschon sie gar nichts tun. Auch denen sei hier gedankt, und zwar vor allem: • der Mensa samt Personal für ihre Freundlichkeit und das vorzügliche Essen; • dem Kaffeeautomaten für das, was man hierzulande Kaffee nennt; • dem Türsteher vom Elferhaus für seine Ausländerfreundlichkeit; • gewissen Physikern, die sich sogar noch was drauf einbilden, Physiker zu sein, für ihre moralische und persönlichkeitsbildende Unterstützung; • dem Personal der ÖBB; • allen Computern und Verwandten dieser Erde; Diese Liste ist nicht vollständig. Kategorie drei: Den Unsterblichen, die mir immer zur Seite standen im Kampfesgewühl, besonders Pallas Athene und Poseidon, sei gedankt! Mögen sie mich auch in Zukunft beschützen! Im übrigen bin ich der Meinung, daß es viel angenehmer ist, über Dinge zu schreiben als dieselben zu berechnen. Ich hätte vielleicht Kolummnist werden sollen! Vielen Dank an mich für diese Einsicht.