Prof. Dr. med. Gabriele Köhler Zwischenbericht (2008): Ultrastrukturelle Analyse alternativ aktivierter Makrophagen und dendritischer Zellen der Lunge in einem experimentellen, infektiös induzierten Asthmamodell - gefördert von der Rolf Dierichs-Stiftung Hintergrund: In der Immunpathogenese von Allergien sowie dem Asthma bronchiale spielen die Zytokine Interleukin (IL)-4 und IL-13 sowie deren gemeinsamer Rezeptor (R) IL-4Ralpha eine entscheidende Rolle. Einerseits induzieren sie die an der Bildung von Immunglobulin E beteiligten T-Helfer-2-Zellen (Th2), andererseits bewirken sie die Bildung von sog. alternativ aktivierten Makrophagen. Alternativ aktivierte Makrophagen tragen durch ihre verminderte Fähigkeit zur Erregerabwehr wesentlich zur allergischen Entzündung bei. Bisher liegen keine Informationen zur Morphologie der alternativ aktivierten Makrophagen - im Unterschied zu klassisch aktivierten Makrophagen - vor. Das geplante Forschungsprojekt trägt dazu bei, die Funktion alternativ aktivierter Makrophagen bei Allergien und dem Asthma bronchiale durch ihre detaillierte morphologische subzelluläre Charakterisierung besser zu verstehen. Dies stellt für die Entwicklung dringend notwendiger pharmakologischer bzw. immunologischer Behandlungsmöglichkeiten des Asthma bronchiale eine wichtige Voraussetzung dar. Projekt: In einem infektiös induzierten Maus-Asthmamodell werden Wildtypmäuse sowie globale IL-4-/-, IL-13-/- und IL-4R-alpha-/- und IL-13-transgene Mäusen mit dem fungalen Infektionserreger Cryptococcus neoformans intranasal infiziert. Darüber hinaus sollen Makrophagen-spezifische IL-4R-alpha-/--Mäuse zum Einsatz kommen, um ausschliesslich die Wirkung von IL-4/IL-13 auf Makrophagen beurteilen zu können. Proben aus Lungengewebe infizierter Mäuse werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach der Infektion gewonnen. Im Mittelpunkt steht dann die morphologische Charakterisierung dieser Lungenproben mittels elektronenmikroskopischer Darstellungsmethoden (Transmissions-Elektronenmikroskopie). Im Weiteren kommen sehr sensible und aufwendige Untersuchungsverfahren zum Einsatz, mit denen neben der Morphologie auch die funktionellen Eigenschaften der Zellen sichtbar gemacht werden können. Bisherige Umsetzung: Mit den von der Rolf Dierichs-Stiftung zur Verfügung gestellten Mitteln für das Projekt konnten erste Tierexperimente durchgeführt werden sowie die ersten morphologischen Charakterisierungen von Lungen-Makrophagen mittels Elektronenmikroskopie erfolgen (Abbildungen 1 und 2). Lungenmakrophage „Schaumzelle“ Cryptococcus neoformans Abbildung 1: Ultrastruktur von Lungenmakrophagen aus suszeptiblen Wildtypmäusen, die mit Cryptococcus neoformans intranasal infiziert wurden. Die elektronenmikroskopischen Untersuchungen am Glutardialdehyd-fixierten Lungenparenchym zeigen reichlich Kryptokokken im Lungengewebe, welche in dichter Anordnung vorliegen und eine typische Morphologie mit einem strahlenartigen Kranz aufweisen. Dazwischen einzelne wenige Makrophagen mit einem etwas schaumzellig imponierenden Zytoplasma und ansonsten üblicher Organellenstruktur. Des Weiteren im Bild erkennbare Alveolarwände mit kleinen Kapillaren und einliegenden Erythrozyten. Lysosom des Makrophagen Zellkern des Makrophagen Abbildung 2: Ultrastruktur von Lungenmakrophagen aus resistenten IL-4R-alpha-/-Mäusen, die mit Cryptococcus neoformans intranasal infiziert wurden. Bei der Untersuchung der IL-4R-alpha-/- - Maus zeigt das Lungenparenchym in der elektronenmikroskopischen Untersuchung keinen Nachweis von Kryptokokken, was die Resistenz dieses Mausstammes gut widerspiegelt und die Bedeutung des IL-4Ralpha als Schlüsselmolekül für die Krankheitsentstehung zeigt. Die Bronchialepithelien werden von Becherzellen ausgekleidet. Diese lassen im ultrastrukturellen Bild einen prominenten Zellkern sowie Schleimvakuolen im Zytoplasma erkennen. Dazwischen einzelne Flimmerepithelzellen mit typischem Flimmerbesatz an der Zelloberfläche. Die Makrophagen weisen größere, nicht so dicht gelagerte Vakuolen ohne eindeutig erkennbare Binnenstruktur auf. Ansonsten findet sich auch hier eine typische Organellenstruktur im Zytoplasma sowie ein zur einen Seite hin verlagerter Zellkern. Eindeutige Reste oder Anteile von abgebauten Kryptokokken sind nicht nachweisbar. Um evtl. vorhandene antigene Anteile von Cryptococcus neoformans erkennen zu können, sind weitere ultrastrukturelle Immuno-Gold-Markierungen notwendig, um antigene Strukturen als Anteile phagozytierter Kryptokokken-Bestandteile in lysosomalen Strukturen in der resistenten IL-4R-alpha-/- - Maus sichtbar zu machen. Eine internationale Publikation, die diese IL-4R-alpha–abhängigen ultrastrukturellen Untersuchungen zusammen mit den funktionellen Eigenschaften der alternativ aktivierter Makrophagen im murinen pulmonalen Cryptococcus neoformans – Infektionsmodell beschreibt, ist in Vorbereitung. Fortführung: Es ist im Weiteren geplant, Proben von Makrophagen-spezifischen IL-4R-alpha-/-Mäusen zu analysieren. Dies ermöglicht eine gezielte Charakterisierung von therapeutischem Zielmolekül zusammen mit der Zielzelle – eine ideale Basis für künftige hochspezifische Therapien beim allergischen Asthma und bei Atopie.