Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Tel. 04551 / 802-4891 Fax 04551 / 802-4895 Stand: 30.04.2014 Bearbeitung: Dipl.-Psych. O. Bohlen Differenzielle Indikation Um den Erfolg der bei uns durchgeführten multimodalen Behandlung zu optimieren, bemühen wir uns, eine möglichst gute Passung zwischen unseren Patienten und den behandelnden Psychotherapeuten im Einzel- und Gruppensetting herzustellen. Hierzu wird eine differenzielle Indikationsstellung für die psychotherapeutische Behandlung durchgeführt. Sie beginnt im medizinischen Dienst des Fachbereiches mit der ärztlichen Aufnahmeuntersuchung, in der neben Anamnese, internistischem und neurologischem Befund auch die Behandlungserwartungen bzw. Therapieziele des Patienten anhand eines hierfür entwickelten Fragebogens erhoben und gemeinsam besprochen werden. In der jeweils am Tag nach Aufnahme durchgeführten Verteilungskonferenz in den psychotherapeutischen Teams werden die Befunde des aufnehmenden Arztes und der Therapieziele-Fragebogen berücksichtigt. Unter Einbezug weiterer Informationen zur Person des Patienten und seinen individuellen Problembreichen wir dann ein psychologischer oder ärztlicher Bezugstherapeut mit entsprechender psychotherapeutischer Fachkompetenz und persönlicher Eignung für die Betreuung des Patienten ausgewählt. In Anlehnung an das „Allgemeine Modell der Psychotherapie“ nach Orlinsky und Howard aus dem Jahre 1987 kann diese Passungsentscheidung auf 4 Ebenen erfolgen: • Probleme des Patienten - Behandlungsmodell des Therapeuten • Probleme des Patienten - Personale Merkmale des Therapeuten • Personale Merkmale des Patienten - Behandlungsmodell des Therapeuten • Personale Merkmale des Patienten - Personale Merkmale des Therapeuten Voraussetzung für ein solches Vorgehen in der Verteilungskonferenz ist, dass die Mitglieder der psychotherapeutischen Teams nicht nur Kenntnis von dem jeweiligen Behandlungsmodell (Schulenzugehörigkeit) der einzelnen Therapeuten haben, sondern auch bereit sind, sich in gewissem Umfang mit deren Persönlichkeit, Arbeitsweise, Spezialkompetenzen etc. zu befassen. Im Anschluss an die Patientenzuordnung wird i.d.R. noch am 1. Tag nach Anreise das psychotherapeutische Erstgespräch durchgeführt, in dessen Rahmen die Teilnahme an der Gruppenpsychotherapie erörtert und vom Bezugstherapeuten wiederum nach den oben genannten Überlegungen zur differenziellen Indikation eine geeignete Gruppe vorgeschlagen wird. Die Gruppentherapie findet dreimal wöchentlich in der Klinik satt, nur in fachlich begründeten Ausnahmefällen wird auf die Psychotherapie im Gruppensetting verzichtet. Abb.1: Angepasstes klinisch-pragmatisches Modell der differenziellen Indikation. Literatur: Boll-Klatt A, Bohlen O, Schmeling-Kludas C (2005) Passt oder passt nicht? Methoden und Personen orientierte differenzielle Indikationsstellung im Rahmen stationärer Psychotherapie. Psychotherapeut 50: 179-185