Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner grossen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (1 Petr 1,3) Liebe Gemeinde, Gott ist nicht Vater. Gott ist auch nicht Mutter. Gott ist Gott! – Das ist etwas ganz anderes. Diese einleitende Feststellung ist als Grundposition wichtig, wenn wir uns heute mit dem Thema „Gott – Vater“ beschäftigen. Wenn wir nicht davon ausgehen, geraten wir auf die falsche Fährte. Wir sind dann in der Gefahr, Gott nach menschlichen Gesichtpunkten, als Person, zu definieren. Gott als Person führt uns aber schnell zu einer Vorstellung von so etwas wie wir selbst Personen sind. Damit sind wir dann gänzlich auf der menschlichen Ebene, der Ebene des Existierenden. Dass das so nicht gehen kann, hat Paul Tillich, der grosse deutsche Systematiker, einmal unmissverständlich festgehalten (ich zitiere aus seiner „Systematischen Theologie“): „Das Sein Gottes kann nicht verstanden werden als die Existenz eines Seienden neben oder über anderen Seienden. Wenn Gott ein Seien-des wäre, so wäre er den Kategorien der Endlichkeit unterworfen, besonders Raum und Substanz. Selbst wenn er das höchste Wesen im Sinne von „vollkommendstem und mächtigstem Wesen“ genannt würde, wäre diese Situation nicht anders. Auf Gott ange-wandt, werden Superlative Diminutive. Scheinbar erheben sie ihn über alle Wesen, in Wahrheit aber stellen sie ihn auf die gleiche Stufe mit ihnen.“ Folgerichtig sind die Kate-gorien klar zu unterscheiden: Da ist Mensch und dort ist Gott. Zwei Kategorien, die abso-lut nichts miteinander zu tun haben, auch wenn sie sich natürlich begegnen. Karl Barth, der Schweizer Theologe, hat diesem Umstand Rechnung getragen, indem er von Gott, als dem ganz Anderen, gesprochen hat. Damit ist die Abgrenzung klar und deutlich vollzogen. So kommen wir nicht in die Versuchung, Gott in menschlicher Weise zu denken, erliegen insbesondere nicht dieser Versuchung, Gott nach seinem Vatersein oder (wie es heute seltsamerweise auch geschieht) nach seinem Muttersein zu untersuchen. Gerade dies wäre dann diese gänzlich falsche Kategorie. Da gerät man unweigerlich auf Abwege. Da ist man beinahe unausweichlich dazu gezwungen, Gott gleichsam „aufzufächern“, als Mann und Frau, als Vater und Mutter, weil es nicht dem Wesen Gottes entsprechen kann, sich einseitig zu verhalten. Wenn man aber im Denken sauber vorgeht, und sich von An-fang an der unterschiedlichen Kategorien bewusst ist, wird einem dies erspart. Man kon-zentriert sich dann auf das Wesentliche. Dann geht es allein um die Frage wer/was Gott ist, und was Gott ist in seiner Göttlichkeit im Unterschied zu uns Menschen. Erst so kom-men wir auch zu dem, was Gott für uns ist. Unbelastet können wir dann auch der Frage nachgehen, inwieweit und inwiefern Gott Vater ist. Hilfestellung dazu kann uns der Predigttext in 1. Petrus 1, 3 geben. Da geht es um das, was auch Ausgangspunkt und integrierender Bestandteil der Trinität ist: Gott als Vater Jesu Christi. Dabei richten sich die Blicke sogleich auf das Ergebnis dieses Vaterseins: Gott, der Vater, vermittelt uns eine lebendige Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Damit zeigt sich Gott als der, der grundsätzlich nicht an das Ir-dische, Diesseitige, Zeitliche gebunden ist. Gott als Vater ist der Überzeitliche, Ewige, der die begrenzte Dimension der Zeitlichkeit durchbrochen und das Tor zur Ewigkeit aufge-stossen hat, so, wie das der Psalm 90 schon vorweggenommen hat: „Ehe die Berge ge-boren waren und die Erde und die Welt geschaffen, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Gott, der nicht geschaffen wurde, der nicht an das Geschaffene gebunden ist, son-dern als Schöpfer ausserhalb der Schöpfung, ausserhalb des Geschaffenen steht. Alles, was Seiendes ist – was je geschaffen wurde -, ist begrenzt, ist dem Vergehen anheimge-stellt. Gott aber ist keiner Vergänglichkeit unterworfen; er ist selbst auch nie geschaffen worden. Gott ist, war schon immer und wird in alle Ewigkeit sein! Diese Eigenschaft kommt auch dem Sohn zu, diese Ewigkeit ist innerhalb der Trinität auch auf Jesus Chri-stus erstreckt. So steht im Prolog zum Johannesevangelium geheimnisvoll: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe geworden, und ohne das Wort ist auch nicht eines geworden, das geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht für die Menschen.“ Leben also nicht einfach im Sinne eines begrenzten Daseins mit Werden und Vergehen, sondern Leben in einem überzeitlichen Sinn. Sichtbar gemacht worden ist das in der Auf-erstehung Jesu Christi, in welcher Gottes überzeitliches Wirken in der Geschichte offen-bar geworden ist. Insofern hängen der Vater und der Sohn zusammen. Gott, der Vater, der als Ewiger der Ursprung allen Seins ist, der im Wirken seines Sohnes Jesus Christus zugleich den Tod überwunden hat und damit der Ewigkeit zum auch für die Menschen sichtbaren Durchbruch verholfen hat. Das sind die umfassenden Qualitäten Gottes, den wir in der Kategorie der Trinität, der Dreieinigkeit, zu fassen versuchen. Als solcher ist er zunächst Vater und Ausgangspunkt, aber zugleich auch Vollender. Damit zeigt sich dieses Vatersein endgültig als etwas grundsätzlich anderes als ein men-schlicher Vater. Alle menschlichen Parallelen versagen da. In der Tat kann ja das Bild des Vaters auch missverständlich, auch gar kontraproduktiv sein. Menschliche Väter können versagen, eben weil sie Menschen sind. Je nachdem, wie jemand Väter erlebt hat, kann das durchaus gar abschreckend wirken. Darum ist es genauso unzulänglich, wenn man Gott als Mutter bezeichnen möchte. Menschlichen Müttern hängen die gleichen Unzu-länglichkeiten an, wie den Vätern. Das Verständnis Gottes, als des Vaters, vermittelt sich darum nur in seinem Vatersein in göttlichem Sinne. Dadurch entsteht, durch den Glauben an ihn, grundsätzliches Vertrauen und eine überzeitliche Geborgenheit! In etwa das meint Petrus, wenn er von der durch die Auferstehung Jesu Christi vermit-telten Hoffnung spricht. Damit erschliesst sich dem Menschen, als an Gott, den Vater, Glaubenden, ein umfassendes Lebensverständnis, das seine Blicke wegwendet von der Bestimmung und Bedrohung durch die Vergänglichkeit. Es eröffnet sich ihm die Dimen-sion der Ewigkeit, in die er sich in einer letzten Bestimmung hineingenommen wissen darf. So nimmt der oder die Glaubende Gott wahr als den, der sich in umfassender Weise um ihn/sie kümmert und in der Zeit und für die Ewigkeit Antworten weiss. So bekommt auch das Vaterbild Gottes vertrauliche Züge. So findet der Mensch darin die tiefste Motivation, an diesen Gott zu glauben und ihm sein Leben anzuvertrauen. Er weiss sich fortan nicht mehr allein gelassen in seinem Leben, in seiner Zeitlichkeit, sondern aufgehoben in der ewigkeitlichen Perspektive, die sich ihm eröffnet hat. Damit wird uns allen auch deutlich, welch unvergleichliche Perspektive der christliche Glaube als solcher mit sich bringt. Die-ser Glaube in seiner Tiefe ist einzigartig und unersetzlich, weil er von dem ewigen Gott und Vater ermöglicht ist. Das wiederum unterscheidet sich grundsätzlich von allem Menschlichen. Menschlichkeit, das ist schon aus dem bisher Gesagten hervorgegangen, ist in jeder Weise begrenzt, unzulänglich, unbeständig. Die Kategorie der Menschlichkeit ist darum grundsätzlich eine problematische. Darum erscheint es auch äusserst problematisch, wenn in der heutigen Zeit etwa eindringlich von einem „menschlichen Gott“ gesprochen wird. Wenn damit der menschgewordene Jesus von Nazareth, der zugleich der Christus ist, gemeint sein soll, ist dagegen nicht generell etwas einzuwenden. Wenn aber dadurch der Eindruck entsteht, dass er Mensch geblieben ist, geht das an der eigentlichen Erkenntnis vorbei. Ein Gott, der einfach nur Mensch geblieben ist, kann uns keine umfassende Hoffnung vermitteln, weil er gerade so ebenfalls dem Menschlichen, Unzulänglichen anheimgestellt und unter-worfen wäre. Der hin und wieder etwas salopp formulierte Spruch „Mach’s wie Gott, werde Mensch“, geht an der göttlichen Realität vollends vorbei. Allmählich dämmert uns wohl, liebe Gemeinde, welch umfassende Qualität dieser Gott als Vater tatsächlich hat und ist. Wir können ihr als Menschen nie gerecht werden und sollten ihn als Gott Gott sein lassen und zugleich unsere grundsätzliche Unterordnung anerkennen. Gleichzeitig wird aber Gott uns gerecht in seiner Hinwendung zu uns. Er ist für uns da, er nimmt uns als Menschen ernst, gibt uns einen Stellenwert, der weit über un-sere Art hinausgeht und möchte „unser Gott“ sein. Ein Paradox, das wir wohl nie so recht fassen und begreifen können. So ist der grosse, erhabene, ja „väterliche“ Gott der Gott für uns und mit uns und eröffnet uns eine umfassende, lebendige Hoffnung. Darum kann uns Gott auch zur umfassenden Hilfe werden.. Wenn er uns im Grossen und Umfassenden unbegrenzte Perspektiven eröffnet, dann kann er uns auch im Kleinen unseres Lebens und des Alltäglichen Wege öffnen und Hilfe zukommen lassen. Darum dürfen wir auch mit unseren Fragen und Problemen zu ihm kommen, mit dem, was uns eben im Alltag be-wegt und belastet, mit all dem, was uns gelegentlich auch zur Bedrohung werden kann. Wir dürfen uns ihm öffnen und uns an ihn wenden. Machen wir die Probe aufs Exempel. Hin und wieder werden wir staunen, was da alles möglich ist. So können wir Gott als Vater und integrierender Teil der Trinität, über die wir an den nächsten Sonntagen mehr hören werden, akzeptieren und wahrnehmen. Wir werden dankbar für all seine Offenba-rung und sein Wirken in der Geschichte und in unserem ganz persönlichen Leben. Wir können uns überzeugt Petrus anschliessen, der formuliert: „Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ Amen. Predigt zu „Gott – Sohn“ Gehalten im Rahmen der Sommerreihe „Gruppenbild mit Dame“ in St. Laurenzen am 22. Juli 2007 von Pfr. Stefan Lippuner Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus, den Jakobus und dessen Bruder Johannes mit und führt sie abseits auf einen hohen Berg. Da wurde er vor ihren Augen verwandelt, und sein Angesicht strahlte wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiss wie das Licht. Und siehe da: Es erschienen ihnen Mose und Elija, und sie redeten mit ihm. Da ergriff Petrus das Wort und sagte zu Jesus: «Herr, es ist schön, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.» Während er noch redete, da warf eine lichte Wolke ihren Schatten auf sie, und eine Stimme sprach aus der Wolke: «Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Auf ihn sollt ihr hören!» Als die Jünger das hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Da trat Jesus zu ihnen, rührte sie an und sprach: «Steht auf und fürchtet euch nicht!» Als sie wieder aufblickten, sahen sie niemanden mehr ausser Jesus. Während sie vom Berg hinunterstiegen, gebot ihnen Jesus: «Sagt niemandem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt worden ist.» (Mt 17,1-9) Liebe Gemeinde, "Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." So hörten es Petrus und seine Gefährten auf dem Berg der Verklärung deutlich vom Himmel herab. Und damit wollen auch wir uns heute beschäftigen im Rahmen dieser Sommerpredigtreihe über den dreieinigen Gott. – Jesus Christus ist Gottes Sohn, der geliebte Sohn des himmlischen Vaters. Ich bin überzeugt, dass dies einer der wichtigsten Punkte überhaupt ist im christlichen Glauben. Und es ist auch einer der entscheidendsten Unterschiede gegenüber den anderen sog. abrahamitischen Religionen Judentum und Islam. Gerade der Islam spricht sich ganz dezidiert gegen die Gottessohnschaft Jesu aus. An mehreren Stellen im Koran wird gegenüber dem Christentum deutlich gesagt, dass Gott, Allah keinen Sohn hat und keinen Sohn haben kann. Jesus ist zwar auch für den Islam eine herausragende Persönlichkeit und ein grossartiger Prophet Gottes, aber er ist niemals der Sohn Gottes. Von daher ist ein islamischer Muezzin auf einem christlichen Kirchturm (wie wir es kürzlich ungefragt erleben mussten, auch wenn es nur ein elektronischer Muezzin auf dem St. Laurenzen-Turm war) ein Widerspruch in sich selbst. Denn für den christlichen Glauben ist es ganz zentral, dass Jesus mehr ist als ein guter Mensch, mehr ist als ein vollmächtiger Gesandter Gottes, dass er vielmehr eben der Sohn Gottes ist. Das wird nicht nur in den christlichen Bekenntnissen aus den ersten Jahrhunderten gesagt, das kommt schon in der Bibel, im Neuen Testament vielfach zum Ausdruck: bei der Verklärung Jesu, die wir gehört haben, bei seiner Taufe genau gleich, schon bei seiner Geburt, aber auch bei seiner Verurteilung vor dem Hohen Rat und natürlich in diversen neutestamentlichen Briefen – z.B. am Anfang des Hebräerbriefes: Nachdem Gott vor Zeiten vielfach und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hatte durch die Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben aller Dinge und durch den er die Welten geschaffen hat. Er, der Abglanz seiner Herrlichkeit und Abbild seines Wesens ist, der das All trägt mit dem Wort seiner Macht, der Reinigung von den Sünden geschaffen hat, er hat sich zur Rechten der Majestät in den Höhen gesetzt, weit erhabener geworden als die Engel, wie er auch einen Namen geerbt hat, der den ihrigen weit überragt. Zu welchem Engel hat er denn je gesagt: «Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt», und an anderer Stelle: «Ich werde ihm Vater sein, und er wird mir Sohn sein»? (Hebr 1,1-5) Vom Sohn ist hier die Rede als von einer irgendwie von Gott unterschiedenen Person, die aber gleichzeitig aufs Engste mit Gott verbunden ist. Der Sohn ist der "Erbe aller Dinge", d.h. alles, was Gott gehört, gehört auch dem Sohn; es ist dem Sohn nichts vorenthalten. Darum konnte Jesus sagen: "Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden" [Matthäus 11,27]. – Durch den Sohn hat Gott "die Welten geschaffen", wie es hier heisst; er war also gewissermassen das Werkzeug, mit dem Gott alles erschaffen hat, man könnte ihn gar als Mitschöpfer bezeichnen. – Weiter ist der Sohn der "Abglanz von Gottes Herrlichkeit und Abbild seines Wesens"; wer den Sohn anschaut erkennt das Wesen Gottes, im Sohn spiegelt sich die Herrlichkeit Gottes. So sagte Jesus: "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" [Johannes 14,9]. – Der Sohn ist auch der, "der das All trägt mit dem Wort seiner Macht", eine Aussage, die sonst in der Bibel (z.B. in den Psalmen) so oder ähnlich von Gott selber gemacht wird. Auf dieser Linie konnte darum Jesus vor seiner Himmelfahrt sagen: "Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden" [Matthäus 28,18]. Aus allen diesen Aussagen wird deutlich erkennbar: Der Sohn, Jesus Christus ist nicht einfach nur ein (wenn auch besonders hochstehender) Mensch; er ist selber Gott, wie auch der Vater Gott ist und der Heilige Geist ebenfalls Gott ist. Das ist ja das grosse Geheimnis der Dreieinigkeit, dass wir nur einen Gott kennen und anbeten (nicht mehrere, wie uns vom Islam oder anderen Religionen immer wieder vorgeworfen wird); nur einen Gott, der aber in drei durchaus unterscheidbaren Personen wirkt und trotzdem eine Einheit ist. "Ich und der Vater sind eins", sagte der Sohn Jesus Christus [Johannes 10,30]. Gott ist in seinem grundlegendsten und innersten Wesen Beziehung: Vater – Sohn – Heiliger Geist. Schauen wir nochmals den Anfang des Textes aus dem Hebräerbrief an, um die Bedeutung des Sohnes Jesus Christus zu erkennen: "Nachdem Gott vor Zeiten vielfach und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hatte durch die Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet durch den Sohn." – Das bedeutet doch: Gott hat zwar schon oft zu den Menschen geredet, aber letztendlich und letztgültig hat er sich gezeigt, offenbart in seinem Sohn. Nur durch den Sohn wird Gott in seinem wahren Wesen erkennbar. Der Begriff "Gott" ist ja durchaus vieldeutig. Die allermeisten Religionen reden von einem Gott oder auch von vielen Göttern, doch dabei sind oft sehr unterschiedliche, zum Teil sogar gegensätzliche Vorstellungen mit diesem 'Gott' verbunden. Sogar wenn wir Gott etwas spezifischer betrachten als Erschaffer des Universums und als Höchstes Wesen und Herr der Welt, so ist in vielen Religionen in dieser Art von ihm die Rede. Die meisten Menschen also sprechen von Gott, glauben an Gott – aber das heisst noch lange nicht, dass sie auch das Gleiche meinen. Der Begriff "Gott" ist sehr vieldeutig. Im Sohn Jesus Christus aber wird Gott eindeutig. Es geht nicht mehr um irgendeinen Gott, es ist der Gott gemeint, der sich im Sohn offenbart hat, der in Jesus Christus ein Mensch geworden ist und der durch den Tod und die Auferstehung dieses seines Sohnes die Versöhnung zwischen Mensch und Gott geschaffen hat, der uns Menschen durch Jesus Christus erlöst hat ("der Reinigung von den Sünden geschaffen hat", heisst es vom Sohn in unserem Text aus dem Hebräerbrief). – Diesen Gott bekennen die Christen, bekennt die christliche Kirche, den Gott, der sich im Sohn Jesus Christus gezeigt, offenbart hat; diesen Gott, keinen anderen. Wo darum Gott nicht mit seinem Sohn zusammen gesehen wird, wo Gott nicht verstanden wird als Vater des Gottessohnes Jesus Christus, kann nicht im christlichen und kann nicht im biblischen Sinn von Gott gesprochen werden. Das ist nach meiner Überzeugung ganz entscheidend für uns als christliche Kirche, auch wenn diese Aussage natürlich eine abgrenzende Wirkung hat gegenüber anderen und auch wenn sie den Bestrebungen (innerhalb und ausserhalb der Kirchen) nach einem "Weltreligionen-Einheitsbrei" widerspricht. – Trotzdem wage ich es, zu dieser Aussage zu stehen: Der wahre Gott ist der dreieinige Gott, bei dem Jesus Christus, der Sohn, genauso Gott ist wie der Vater und der Heilige Geist. Liebe Gemeinde. Ich weiss, dass ich jetzt recht theoretisch-dogmatisch gesprochen habe und vielleicht auch etwas herausgefordert habe. Doch das Bekenntnis, dass Jesus der Sohn Gottes ist, ist nicht nur die Frage einer dogmatischen Diskussion, sondern hat sehr wohl auch eine existentielle Seite und grosse Auswirkungen auf unser persönliches Leben als Christen, als Gläubige. Dazu nehmen wir nochmals die Geschichte von der Verklärung Jesu in den Blick und die dortigen Worte Gottes vom Himmel: "Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; auf ihn sollt ihr hören!" Dass Jesus der Sohn Gottes ist, soll also Konsequenzen haben, nämlich dass wir auf ihn hören; denn "Gott hat am Ende dieser Tage zu uns geredet durch den Sohn", wie es ja im Hebräerbrief heisst. Wenn es also unser Wunsch ist, auf Gott zu hören und zu erkennen, was sein Wille ist, was sein Heilsplan ist, dann müssen wir uns an seinen Sohn Jesus Christus halten; dann müssen wir auf Jesus Christus hören, unser Leben nach seinen Worten ausrichten, und ich denke auch, auf Jesus Christus schauen, auf das, was er ist und was er getan hat. So soll er, der Sohn Gottes, letztlich das Zentrum unseres Lebens sein. Vor nicht ganz drei Jahren war ich an einem Vortrag über den Reformator Heinrich Bullinger, der damals seinen 500. Geburtstag hätte feiern können. Heinrich Bullinger war der Nachfolger von Zwingli am Grossmünster in Zürich, und er hat nach dem tragischen Tod Zwinglis auf dem Schlachtfeld die Reformation in der Schweiz weitergeführt und vor allem theologisch und auch diplomatisch gefestigt. – Bei diesem Vortrag habe ich nun erfahren, dass Bullinger bei fast allen seinen Schriften immer den gleichen Bibelvers aufs Titelblatt setzte, je nachdem auf Lateinisch oder Deutsch, nämlich: "Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; auf ihn sollt ihr hören!" Damit brachte auch er schon deutlich zum Ausdruck, wie zentral es ist, das Leben auf den Sohn Jesus Christus auszurichten. Interessant ist nun aber, in welcher Fassung Heinrich Bullinger diesen Bibelvers auf seine Schriften drucken liess, nämlich nicht so, wie wir ihn gewohnt sind und heute gehört haben, sondern etwas anders: "Dies ist mein geliebter Sohn, durch den ich versöhnet wurde; ihm seid gehörig!" – Ich meine (und das war auch die Ansicht des Referenten Peter Opitz an jenem Bullinger-Vortrag), dass dieser Unterschied in den Worten nicht einfach nur mit dem älteren Deutsch von damals zu erklären ist, sondern von Bullinger bewusst gewollt ist. Man muss diese Worte "ihm seid gehörig" wirklich im zweifachen Sinn verstehen: als Form des Verbs 'hören', also eben als "auf ihn sollt ihr hören", wie wir es kennen; aber auch im Sinn von 'gehören', also: "gehört ihm an, gehört zu ihm". – Und beides steht miteinander im Zusammenhang: auf Jesus hören und zu Jesus gehören. Jesus sagte einmal in einer seiner berühmten Reden: "Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen (also: die, die zu mir gehören) und die Meinen kennen mich. Meine Schafe hören meine Stimme und sie folgen mir nach" [Johannes 10,14.27]. Auf Jesus Christus sollen wir also hören, zu ihm sollen wir gehören. Weshalb können wir das? Weil er der Sohn Gottes ist und weil er als dieser Sohn Gottes uns erlöst hat, uns Menschen wieder versöhnt hat mit Gott. Jesus Christus hat in seinem Tod unsere Sünden getragen, mit ihm wurde auch unsere Schuld ans Kreuz genagelt, und so hat er unsere Trennung von Gott aufgehoben. Wäre Jesus nur ein Mensch, auch ein noch so guter Mensch gewesen, so hätte er diese Erlösung nicht vollbringen können. Nur als Mensch, der zugleich und von seinem Wesen her der Sohn Gottes ist, der selber Gott ist, konnte und kann Jesus Christus uns das ewige Heil verschaffen und die Gemeinschaft mit Gott wiederherstellen. So ist es von entscheidender existentieller Bedeutung, dass wir nicht einfach nur allgemein an einen Gott glauben, sondern dass wir an den Gott glauben, der sich in seinem Sohn Jesus Christus offenbart hat, und dass wir auch an Jesus Christus selber glauben und ihm ganz gehören. Denn in der Verbundenheit mit dem Sohn dürfen auch wir Erben sein und Anteil haben an allem, was des himmlischen Vaters ist. – Johannes der Täufer bezeugte: "Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben" [Johannes 3,35f.], also Leben in der Fülle, umfassendes Heil. Und ganz ähnlich steht es im 1. Johhannesbrief: "Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben." [1. Johannes 5,11f.] Amen. Eine gleichnishafte Geschichte dazu: Ein sehr reicher Mann und sein Sohn teilten die Leidenschaft für Kunst. Sie hatten eine eindrückliche Sammlung aufgebaut und beschäftigten sich hingebungsvoll mit der Suche nach immer neuen Gemälden. Als der Krieg in Vietnam ausbrach, musste der Sohn einrücken. Er war ein mutiger Soldat und starb im Kampf beim Versuch, einem anderen Soldaten das Leben zu retten. Als der Vater vom frühen und grausamen Tod seines Sohnes erfuhr, wurde er zutiefst betrübt. Einen Monat später, zur Weihnachtszeit, klopfte jemand an die Haustür Es war ein junger Mann mit einem Päckchen unter dem Arm. Er begann zu sprechen und sagte: «Mein Herr, ich weiss, dass Sie mich nicht kennen. Aber ich bin der Soldat, für den Ihr Sohn das Leben gegeben hat. Sie sollen wissen, dass Ihr Sohn an jenem Tag ausser meinem Leben auch noch andere gerettet hat. Sehen Sie dieses Paket? Es enthält ein Bild von Ihrem Sohn, das ich in Vietnam gemalt habe. Ich bin kein grosser Künstler, aber ich denke, Ihr Sohn hätte gewünscht, dass Sie es erhalten.» Der Vater öffnete das Paket und hielt staunend das Portrait seines Sohnes in der Hand. Es war kein Meisterwerk, aber der junge Soldat hatte die liebevollen Gesichtszüge des Sohnes genau festgehalten. Das Gemälde bekam einen Ehrenplatz im Wohnzimmer und der Vater sass oft davor. Traurig und dennoch stolz erinnerte er sich an seinen lieben Sohn. Wenige Monate später starb der Vater. Bald darauf fand die lang ersehnte Versteigerung der wertvollen Sammlung in seinem Haus statt. Viele einflussreiche Personen aus der Kunstszene nahmen daran teil. Enthusiastisch betrachteten sie die seltenen und wertvollen Gemälde in der Erwartung, bald einige davon erwerben zu können, um die eigene Kunstsammlung zu erweitern. Unter den Ausstellungsstücken für die Versteigerung befand sich auch das Gemälde des Sohnes. Der Versteigerer begann mit seinem Hammer auf den Tisch zu klopfen und eröffnete die Steigerung mit den Worten: «Wir werden mit dem Portrait des Sohnes beginnen. Wer bietet zuerst für dieses Gemälde?» Betretenes Schweigen. Niemand wollte bieten. Plötzlich erhob sich ein ungeduldiger Mann: «Wir sind gekommen, um die berühmten Gemälde zu kaufen. Machen Sie weiter, überspringen Sie dieses Portrait.» Aber der Verkäufer bestand auf die Reihenfolge: «Wer bietet für dieses Gemälde? Bedenken Sie, es ist ein Bild des verstorbenen Sohnes.» Etwas zögerlich war eine Stimme von weit hinten im Saal zu vernehmen. Es war der treue Gärtner des Hauses, der sprach: «Ich biete 10 Dollar für das Gemälde.» Mehr konnte er nicht bieten. Die Köpfe drehten sich. Der Verkäufer fuhr fort: «Also, 10 Dollar sind geboten. Wer bietet mehr?» – «Geben Sie es ihm für 10 Dollar, dann können wir zur Sache kommen!» Der Verkäufer zögerte immer noch. Die Menschen begannen sich aufzuregen. Dann endlich fiel der Hammer und das Bild vom Sohn gehörte dem Gärtner. Der Versteigerer legte den Hammer nieder und sprach: «Es tut mir leid, die Versteigerung ist zu Ende.» – «Und was ist mit all den Kunstwerken?» – «Es tut mir leid. Als mir der Auftrag, die Versteigerung durchzuführen, anvertraut wurde, teilte mir der Anwalt eine geheime Klausel im Testament mit. Es war mir nicht gestattet, diese Klausel vor dem Verkauf des Portraits des Sohnes bekannt zu geben. Die Klausel hat folgenden Wortlaut: "Wer das Bild meines Sohnes ersteigert, erbt auch meinen gesamten Besitz, mitsamt allen Gemälden. Wer meinen Sohn nimmt, erbt alles!"» Genau das Gleiche gilt in Bezug auf Jesus Christus: Wer den Sohn Gottes in sein Leben nimmt, bekommt alles, was Gott an Segen für ihn bereit hat. – "Wer den Sohn hat, der hat das Leben." Predigt zu „Maria“ Gehalten im Rahmen der Sommerreihe „Gruppenbild mit Dame“ in St. Laurenzen am 29. Juli 2007 von Pfr. Peter Willi In der Nähe von Basel liegt oben an einer Felswand das Kloster Mariastein. Der Legende nach hat Maria hier einen Jungen, der über die Felswand hinabstürzte, vor dem Tod bewahrt. Heute ist Mariastein ein weit herum bekannter Pilgerort. In der barocken Hauptkirche können Pilgerinnen und Pilger an den Tagzeitengebeten der Mönche teilnehmen, um anschliessend in der wunderschönen Juralandschaft eine Wanderung unter die Füsse zu nehmen. Neben dem Haupteingang, auch direkt von der Klosterkirche aus zugänglich, führt eine Treppe hinunter zu einem unterirdischen Gang, der vorbei an der Grabgruft der Mönche und einer unterirdischen Kapelle direkt zu einer über dem Felsabsturz befindlichen Grotte führt. Diese Grotte ist der eigentliche Ort der Verehrung von Maria, der Gottesmutter und Vermittlerin für Menschen in Not vor Gott. In einer Felsnische befindet sich eine Statue von Maria mit Jesus, zahlreiche Kerzen brennen und in den Bankreihen dieser Felskapelle sitzen Menschen, die still in ihr Gebet vertieft sind. Am Treppenabgang finden sich zahlreiche Tafeln, die den Dank für erfahrene Hilfe oder Heilung von einer Krankheit ausdrücken: „Maria hat geholfen!“ Unabhängig davon, ob und wie man nun an Marienerscheinungen glaubt oder nicht, ist Mariastein ein besonderer Ort, ein Ort der Anbetung, der gerade dadurch besonders wird, dass dorthin so viele Menschen in ihrer Sehnsucht und ihrem Hoffen, in ihrem ganz persönlichen Glauben und Empfinden, allein und miteinander gehen, Pilgerinnen und Pilger auch diejenigen, die sich selbst nicht so bezeichnen würden. Orte der Marienverehrung sind nach wie vor eine Herausforderung für uns Reformierte. Das wurde mir besonders bewusst auch, als ich dieses Jahr zusammen mit einem katholischen Kollegen eine ökumenische Reise nach Lourdes durchführte. Immer wieder begegnete ich trotz grundsätzlicher Offenheit auch einem gewissen Unverständnis, weshalb denn ausgerechnet dieser Ort, an dem vor 150 Jahren das Hirtenmädchen Bernadette Soubirous mehrere Male eine junge Frau erschienen ist, die später von der katholischen Kirche als Maria identifiziert wurde, Ziel einer Kirchgemeindereise sein sollte. Dieses Unverständnis zeigt, wie wenig uns Reformierten wirklich von unseren katholischen Mitchristinnen und -mitchristen bewusst ist. Wir mögen zwar ständig betonen, Ökumene sei ja kein Thema für uns heutige Menschen, das sei nicht mehr wie noch vor – ja, vor wie vielen Jahren eigentlich? Und doch gehören für sehr viele, wenn nicht alle katholischen Gemeinden in Mitteleuropa immer wieder Reisen nach Lourdes ins Standardprogramm. Eine ökumenische Reise nach Lourdes sollte also ganz einfach dazu dienen, einmal teilzuhaben an einer religiösen Erfahrung, wie sie sehr viele katholische Mitchristinnen und -mitchristen einmal oder mehrmals in ihrem Leben machen. Natürlich in aller Freiheit und absolut ohne jeden Zwang. Dennoch glaube ich, dass alle reformierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die eine oder andere Art innerlich berührt wurden an diesem Ort der Marienverehrung, des gemeinsamen Gesangs und Gebets und der Prozessionen, des gleichberechtigten Miteinanders von Kranken und Gesunden. Gerade angesichts der neuesten Verlautbarung des Papstes und der von verschiedenen Seiten her geführten Diskussion darüber und über das jeweilige Kirchenverständnis würde es sich nahe legen, an dieser Stelle anzufangen darüber zu philosophieren, was denn nun wie zu verstehen ist und wer mit seiner Haltung in Bezug auf Maria recht oder unrecht hat. Das möchte ich jedoch nicht tun, möchte versuchen, weiterhin etwas von dem zu verstehen, was Maria den Menschen, die sie verehren, bedeutet und – darüber hinaus – was vielleicht vor diesem Hintergrund Maria auch für uns kultkritische Reformierte bedeuten könnte. Kritik am Marienkult wird oft deshalb geübt, weil die Verehrung von Maria einer ausschliesslichen Verehrung Gottes entgegenstünde. Nicht zuletzt deshalb ist das Thema der diesjährigen Sommerreihe nicht nur Trinität, sondern Dreieinigkeit und Maria. Was bedeutet die Verehrung des Dreieinigen Gottes und was bedeutet demgegenüber die Verehrung der „Gottesmutter“ Maria? Die Dreieinigkeit ist zunächst und vor allem ein theologisch-philosophisches Konstrukt, der Versuch nämlich, von etwas zu sprechen, von dem eben gerade nicht gesprochen werden kann. Um diese Fachsprache in ihrem Bezug auf das alltägliche Leben verstehen zu können, muss sie so übersetzt werden, dass ihre Bedeutung für das Erleben der Menschen erkennbar wird. Nur so kann Glaube und Gottesverehrung konkret werden. Vielleicht ist es etwas vermessen, in wenigen Sätzen so etwas wie eine Skizze dieser Übersetzung zu zeichnen, ich möchte es aber dennoch versuchen: Gott, diese unbenennbare Grösse, wird im christlichen Bekenntnis geglaubt als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist. Gott als Vater – oder Mutter! – steht dabei für das Geheimnis und das Wunder der Entstehung des Lebens, für Schöpferkraft und Zeugungsakt. Gott als Sohn – als Bruder und Schwester – wird eben dem gerecht, dass Gott direkt in der Welt nicht erfahrbar ist, es ihn – oder sie! – also genauso gut nicht geben könnte. Der Bericht in den Evangelien von der Geburt und vom Leben von Jesus und der Glaube, dass mit der Geburt von Jesus Gott selbst in die Welt hinein geboren ist, nimmt den Menschen im Glauben die Angst, dass es Gott nicht geben könnte. Gleichzeitig zeigt der Glaube aber auch, wie jede Geburt nicht nur eine Menschengeburt, sondern eine unendlich wertvolle Gottesgeburt ist und wie sorgfältig deshalb Menschen miteinander umzugehen haben. Gott als Heiliger Geist schliesslich steht dafür, dass auch dann, wenn Gott nicht direkt erfahren wird, doch ein Sinn im Leben und das Recht auf ein Getröstet-Sein zum Menschsein gehört. Zwischenmenschliche Hilfe und Trost sind dann immer auch von Gott und umgekehrt fordert der Glaube an Gott dazu auf, Hilfe zu leisten und Trost zu spenden. Vielleicht ist diese Übersetzung unvollständig, vielleicht liesse sie sich auch noch besser leisten. Aber auch dann noch würde sie – mindestens beim ersten Zuhören – ein Stück weit abstrakt bleiben. Das ist ja schön, diese Rede von einem göttlichen Trost, aber wirklich erfahren habe ich ihn noch nicht, könnte der eine oder die andere sagen. Und genau hier hat Maria – und das durchaus in einer Ergänzung zur Trinität, zur Dreieinigkeit Gottes – ihre Bedeutung. Die meisten Menschen, wenn nicht sogar alle, wissen, was der Trost und die Geborgenheit einer Mutter bedeutet. Viele wissen es aus eigener Erfahrung und manche, weil sie es eben selbst nicht erfahren haben. Damit wird Maria zu einem Symbol dafür, was denn genau unter diesem Trost zu verstehen ist. Und mehr noch: Maria wird zu einem konkreten Symbol, Maria wird von Menschen tatsächlich erfahren, Marienerscheinungen haben immer wieder wirklich stattgefunden und sie lassen die Menschen, die sich an diese Orte auf den Weg machen, etwas von der Geborgenheit wiedererleben, die ein kleines Kind idealerweise im Schoss der Mutter erfahren kann. Natürlich auch im Schoss eines Vaters. Vielleicht wäre die Mütterlichkeit von Maria in der Volksfrömmigkeit nie so betont worden, wenn nicht gleichzeitig die Väterlichkeit Gottes in den Diskussionen der Kirchenmänner eine solch grosse Rolle gespielt hätte. Oder anders: Wenn von Gott als Vater und Mutter gesprochen werden kann, kann durchaus auch von Maria als Mutter und Vater gesprochen werden. Worauf es ankommt, ist, dass mit Maria die Sehnsucht von hoffnungsvollen und glaubenden Menschen nach Heilung und Gotteserfahrung, nach Erscheinungen und tatsächlichen Wundern einen unendlich kraftvollen Ausdruck gefunden hat. Und das immer zunächst unabhängig davon, was jetzt wohl irgendwelche Theologen – katholische und protestantische – dazu sagen könnten. Zwei Kapitel der Bibel sind zentral für die Gestalt von Maria als Mutter von Jesus und auch für ihre Verehrung in der Volksfrömmigkeit bis heute. Es sind die beiden ersten Kapitel des Lukasevangeliums. In diesen beiden Kapiteln wird die Geburtsgeschichte von Jesus mit der von Johannes dem Täufer verwoben. Zunächst wird Zacharias, dem Vater von Johannes, die Geburt seines Sohnes von einem Engel angekündigt. Dann erscheint der Engel Gabriel Maria und kündigt ihr die Geburt von Jesus an. Er begrüsst Maria: „Sei gegrüsst, du Begnadete! Der Herr ist mit dir.“ (Lk 1,28) Unmittelbar nach dieser Erscheinung macht sich Maria auf den Weg zu ihrer Freundin Elisabeth, der Mutter von Johannes dem Täufer, die im sechsten Monat schwanger ist. Als Maria zu Elisabeth kommt, hüpfte nach der Erzählung das Kind in ihrem Bauch und Elisabeth rief laut aus: „Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Freucht deines Leibes.“ (Lk 1,42) Diese beiden Verse bilden den ersten Teil des Ave Maria, dieses zentralen Meditationsgebetes im Katholizismus. Es hat im 13. Jahrhundert seine zweite Hälfte erhalten: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.“ Noch bei Elisabeth singt Maria ihren berühmten Lobgesang, das Magnificat (Lk 1,46b-55): Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist „frohlockt über Gott, meinen Heiland“, dass er „hingesehen hat auf die Niedrigkeit seiner Magd“; denn siehe, von jetzt an werden mich seligpreisen alle Geschlechter. Denn Grosses hat mir der Mächtige getan, und „seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht über die, welche ihn fürchten“. Er hat Macht geübt mit seinem Arm; „er hat zerstreut, die hochmütig sind“ in ihres Herzens Sinn; Er hat Gewaltige von den Thronen gestossen und Niedrige erhöht. „Hungrige hat er mit Gütern erfüllt“ und Reiche leer hinweggeschickt. Er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen, zu gedenken der Barmherzigkeit, wie er geredet hat zu unsern Vätern, gegenüber Abraham und seiner Nachkommenschaft in Ewigkeit. Nach drei Monaten kehrt Maria nach Hause zurück. Johannes wird geboren und dann in Bethlehem Jesus, überliefert im bekannten Bericht der Weihnachtserzählung im 2. Kapitel des Lukasevangeliums. Noch ein dritter Vers ist bedeutsam für die Geborgenheit, die Menschen empfinden, wenn sie an Maria denken und sie verehren. Es ist nach der Geburt von Jesus, nach dem Gesang der Engel und nach der Anbetung des Kindes durch die Hirten, die davon berichteten, wie ihnen Engel auf dem Feld von der Geburt des Kindes erzählt hätten, der Satz: „Maria aber behielt alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ (Lk 2,19) Als Mutter des Jesuskindes ist Maria mit allen Vätern und Müttern verbunden. Sie wird zur Symbolgestalt für die Geborgenheit und das Getragensein, das allen Menschen, besonders allen Kindern zu wünschen ist. Mit dem Magnificat, ihrem Lobgesang, ist Maria mit ihrer alttestamentlichen Namensvetterin Mirjam, der Schwester von Mose und Aaron, verbunden. Auch sie hat einen Lobgesang gesungen nach der Erfahrung, gerettet zu sein. Wir haben diesen Lobgesang vorhin in der Schriftlesung gehört (Ex 15,21). Dort ist es die Rettung vor der Streitmacht der Ägypter, hier die Rettung vor der Ungerechtigkeit und dem unnützen Leiden aller Menschen in der Welt. Vielleicht auch bereits eine – ungeschriebene – Vorwegnahme der Dankbarkeit für das Überstehen der Geburt, dieser Grenzerfahrung zwischen Leben und Tod. „Grosses hat mir der Mächtige getan“ – damit ist Maria mit ihrem Magnificat schon in der Bibel die Gestalt, die zentral mit der Dankbarkeit verbunden ist, aus einer aussichtslosen Lage gerettet worden zu sein. „Er hat Gewaltige von den Thronen gestossen und Niedrige erhöht“ heisst es weiter: Angesichts des erwarteten Kindes werden alle Herrschaftsverhältnisse umgedreht, kein Kind ist mehr wert als das andere. Maria wird so schon in der Bibel zu der Gestalt, die Gerechtigkeit in und mit sich getragen hat und der Menschheit das Bewusstsein dafür gegeben hat, dass kein Mensch, nicht nur kein Kind, mehr wert ist als ein anderer. Ausdruck davon ist an Marienwallfahrtsorten – eindrücklich gerade in Lourdes – die Gleichberechtigung und erlebbare Gleichwertigkeit von gesunden und kranken, leidenden und glücklichen Menschen. Und schliesslich heisst es im Magnificat, diesem Lobgesang der Maria von Gott: „wie er geredet hat zu unsern Vätern, gegenüber Abraham und seiner Nachkommenschaft in Ewigkeit.“ Der Trost und die Geborgenheit der Menschheit wächst nach diesen Worten auf dem Boden der Tradition, die selbst nicht immer nur gut war – oder umgekehrt: bei aller Machtausübung und allem Leiden in der Welt steckt im Magnificat so etwas wie der Glaube, dass es letztendlich doch gut kommt, mit Gottes Hilfe und vielleicht erst am Ende der Zeiten. Oder nochmals anders: Die Tradition der Menschen hat nicht das letzte Wort, sie wird aufgehoben durch die Verheissung Gottes. Und Maria ist nach der Bibel die Gestalt, die diesem Glauben Ausdruck verleiht. Und was bedeutet das? Heil und Heilung kann zwar nicht eingefordert werden, nicht alle Menschen sind heil. Gerade aber an einem Marienwallfahrtsort wird spürbar, dass vor Gott alle Menschen einen Anspruch auf Heil und Heilung haben. Menschen sind Menschen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das wird deutlich an diesen Orten der Volksfrömmigkeit, des gelebten Glaubens von sehr vielen Menschen. Damit werden Marienwallfahrtsorte und wird auch die Gestalt der Maria zu einer leisen und manchmal auch zum Verstummen gebrachten Kritik an einer allzumenschlichen Kirche. Hier am Ort der Erscheinung von Maria, wird Gott erfahrbar, egal, was die offizielle Kirche, was die offiziellen Kirchen dazu sagen. Vielleicht ist so (und natürlich ist das nur ein Aspekt von vielen!) Marienfrömmigkeit protestantischer als man meinen könnte. Zumindest entspricht sie einer tiefen und bedeutsamen Erfahrung vieler Menschen. Auch wenn nicht alle diese Erfahrungen teilen, bleiben in jedem Fall die Texte der Bibel, die von Maria berichten, allen voran der Lobgesang der Maria, das Magnificat: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist frohlockt über Gott, meinen Heiland“. Amen. Predigt zu „Gott – Heiliger Geist“ Gehalten im Rahmen der Sommerreihe „Gruppenbild mit Dame“ in St. Laurenzen am 5. August 2007 von Pfr. Karl Graf In der Kirche Lavin im Unterengadin kann man interessante Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert besichtigen. Am Gewölbe des Chors befindet sich eine aussergewöhnliche Darstellung der Majestas Domini (Majestät Gottes) in der Form von drei zusammengefügten Köpfen. Es ist ein Symbol für die Dreieinigkeit von Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Der Maler will damit sagen, dass wir es immer mit dem gleichen Gott zu tun haben, ob wir nun von Gott, dem Schöpfer reden, oder Jesus Christus, unserm Erlöser, oder vom Heiligen Geist. Diese drei gehören eng zusammen, sind gleichsam verschiedene Gesichter des einen Gottes. Dies gilt es zu bedenken, wenn in der heutigen Predigt vom Heiligen Geist die Rede ist. Wer aber ist der Heilige Geist? Wer sich in der Bibel umschaut, findet dort eine ganze Menge von Stellen, welche vom Heiligen Geist handeln. Der Heilige Geist ist Gottes Geist. Nun war den biblischen Schriftstellern offensichtlich weniger daran gelegen, den Heiligen Geist zu erklären und zu definieren, als vielmehr zu schildern, was dieser Geist wirkt und zustande bringt. Er ist eigentlich Gott selber, der als Kraft einen Menschen ergreifen und in seinem Innern, in seinem Herzen wirken kann. Schon das alte Testament berichtet von solchen Menschen. Denken wir an Mose oder den König Saul, die durch die Kraft des Geistes Gottes zu charismatischen Führern des Volkes Israel geworden sind. Oder denken wir an Elia und andere Propheten, die von dieser Kraft ergriffen wurden und geistesmächtig ihre Stimme erhoben haben. Wenn wir einen Blick ins neue Testament werfen, vernehmen wir, dass Gottes Geist zugleich der Geist unseres auferstandenen Herrn Jesus Christus ist. Der Apostel Paulus schreibt: „Der Herr aber, das ist der Geist; und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ (2. Kor. 3,17). Ja, Paulus betont, dass der Heilige Geist allen gegeben ist, die sich auf die Botschaft von Jesus Christus einlassen und an ihn glauben. Er schreibt den Korinthern: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass Gottes Geist in euch wohnt? (1. Kor. 3,16). Das Wirken des Heiligen Geistes war in den urchristlichen Gemeinden erfahrene Tatsache, und daher finden sich im neuen Testament über sein Wirken zahlreiche und ganz verschiedene Aussagen. Es ist ein Geist, aber er hat viele Wirkungen. Paulus spricht von Gnadengaben, die den Christen durch den Geist geschenkt werden, Gaben, die dem Aufbau der christlichen Gemeinde dienen, die befähigen zum Dienst an der christlichen Gemeinschaft: „Die uns zugeteilten Gaben sind verschieden, der Geist jedoch ist derselbe. Die Dienste sind verschieden, der Herr aber ist derselbe.“ (1. Kor. 12,4-5). Dieser Überblick über biblische Aussagen zum Thema Heiliger Geist könnte nun noch lange fortgesetzt werden und würde doch nie vollständig. Ich möchte mich daher jetzt einem einzelnen kurzen Text zuwenden und an ihm zu zeigen versuchen, um was es beim Heiligen Geist geht. Es ist ein prägnantes Wort aus dem zweiten Timotheusbrief (1,7): „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Verstehen wir dieses Wort recht: Es spricht uns nicht im Sinn einer Moralpredigt an, welche uns mahnt, wir sollten tapfer sein und einen Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit annehmen. Sondern es ist ein Wort nach der Art der frohmachenden Botschaft des Evangeliums. Es weist uns darauf hin, dass Gott uns etwas geschenkt hat. Uns ist etwas gegeben worden. Eben: „Ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Natürlich ist der Geist der Verzagtheit auch immer wieder da. Stellen wir den Geist der Verzagtheit nicht an verschiedenen Orten fest? Er geht um in manchen Familien, in den Schulen, in der Politik und auch in der Kirche. Da geht ein Geist der Resignation um, es wird geklagt über den schlechten Lauf der Welt, über die ach so schwierige Jugend oder über die Orientierungslosigkeit vieler Erwachsener. Es scheint eine Angst umzugehen, das Christentum könnte ins Hintertreffen geraten und von andern Religionen, dem Islam oder dem Buddhismus überrundet werden. Doch dieser Geist der Verzagtheit und Resignation kommt nicht von Gott. Der Geist, den Gott uns gibt, der in den von Jesus Christus ergriffenen Menschen am Werke ist, ist ein anderer Geist. Er ist zunächst ein Geist der Kraft. Damit ist nicht gesagt, dass die Christen besonders starke Kraftprotzen seien. Viele Menschen, die in ihrem Leben Grosses geleistet haben und von denen eine mächtige Strahlungskraft ausgegangen ist, waren äusserlich gesehen nicht stark, sondern von angeschlagener Gesundheit und ängstlicher Natur. Aber sie hatten erfahren, was der Apostel Paulus bezeugt: „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus“ (Philipper 4,13). Wer die Botschaft des Evangeliums vernommen hat, dass Gott uns annimmt ohne unser Verdienst, trotz unsrer Schwächen und Mängel Ja sagt zu uns und uns brauchen will zur Mitarbeit an seiner Sache, der lässt seine Flügel nicht hangen, sondern wird beflügelt zu neuem Mut und neuen Taten. Der Geist der Kraft hilft uns, zur rechten Zeit das rechte Wort zu sagen oder die notwendige Tat zu tun. Der Geist der Kraft lässt uns nicht nach Gesetzen rufen, welche andern Religionen Einschränkungen oder gar Verbote auferlegen, sondern er gibt uns den Mut, zu unserm Glauben zu stehen und offen zu bekennen, was unsere Überzeugung ist. Zweitens ist der Geist, der uns gegeben ist, ein Geist der Liebe. Mit Liebe (griechisch: agape) ist hier die christliche Nächstenliebe gemeint, also nicht die Sympathie, mit der wir die Menschen lieben, die wir gut mögen, sondern die Liebe, die den Nächsten liebt, nicht weil er uns sympathisch ist, sondern weil er uns braucht. Sympathie fragt: Was kann der andere für mich sein? Was kann er mir bieten? Nächstenliebe aber fragt: Was kann ich für ihn sein? Was kann ich für ihn tun? Das gilt für das Zusammenleben im kleinen Kreis der Ehe und Familie, wo eines das andere unterstützt und berät. Und es gilt für das Zusammenleben in der Gemeinschaft der Kirche und des Staates. Liebe fragt nicht: Was kann, oder was muss der Staat für mich tun oder mir geben, sondern sie fragt: Was kann ich tun für meine Stadt, für meine Kirchgemeinde, damit sie gedeiht und es ihr gut geht? Solche Liebe haben wir nicht aus uns selbst. Solche Liebe muss uns gegeben werden. Und es ist uns gegeben ein Geist der Liebe. Wir können lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat. Drittens ist der Geist, den Gott uns gegeben hat, ein Geist der Besonnenheit. Gott hat uns also nicht nur einen kräftigen Mut und ein liebendes Herz gegeben, sondern auch einen kühlen Kopf mit klarem Verstand. Der Geist der Besonnenheit hilft uns zu unterscheiden zwischen dem, was unbedingt sein muss und das wir ernst nehmen müssen, und dem, was nicht sein muss und um das wir uns nicht weiter zu kümmern brauchen. Dieser Geist der Besonnenheit macht uns frei, dass wir nicht überall mitjubeln, wo andere einen Grund zum Jubel sehen, aber auch nicht überall mitklagen, wo andere meinen, klagen zu müssen. Ich denke dabei an die Aufregung, welche die letzte Verlautbarung aus dem Vatikan ausgelöst hat, in welcher einmal mehr die alte römische These vertreten wird, dass die Kirchen der Reformation nicht Kirchen im eigentlichen Sinne seien. Ich denke, dass der Geist der Besonnenheit uns davor bewahrt, jetzt die Beleidigten zu spielen. Wir wissen schliesslich, dass nicht in Rom entschieden wird, was Kirche ist, und dass es keiner Lizenz aus dem Vatikan bedarf, um Kirche sein zu dürfen. Der Geist der Besonnenheit könnte uns aber zu einem Quäntchen Selbstkritik verhelfen, sodass wir uns fragen: Befinden wir uns mit dem, was in unseren Kirchgemeinden so gedacht, geredet und veranstaltet wird, wirklich auf dem Fundament der Heiligen Schrift? Oder sind auch bei uns Revisionsarbeiten fällig, nach dem vielzitierten und nicht oft befolgten Grundsatz der Reformatoren, wonach die reformierte Kirche „semper reformanda“ (immer wieder auf Grund der biblischen Botschaft zu reformieren) sei? Dieser Geist der Besonnenheit könnte uns auch veranlassen, einmal uns selber ganz nüchtern zu fragen: Wie steht es denn mit meinem Glauben? Bin ich ein glaubwürdiger Vertreter des christlichen Glaubens? Wie einladend und ansteckend wirkt mein Christentum? Habe ich mit den Gaben, die Gott mir geschenkt hat, etwas Sinnvolles und Aufbauendes gemacht? „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Das ist nicht frommer Wunsch, sondern Tatsache, verbürgt durch Jesus Christus. Dieser Geist ist es auch, der uns mit einem bekannten Gebet bitten lässt: „Gott, schenke mir Gelassenheit, das hinzunehmen, was ich nicht ändern kann, Mut, das zu ändern, was ich ändern kann, und Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“ (05.08.07, Pfr. V. Robino / St. Lippuner / P. Willi / K. Graf)