Universität Würzburg Institut für Mathematik Dr. G. Dirr Wintersemester 2014/2015 Würzburg, den 13.10.2014 1. Übung: Kontrolltheorie I 1.1. Betrachten Sie das lineare diskrete System t ∈ N0 xt+1 = At xt + bt , (1) sowie das entsprechende homogene System xt+1 = At xt , t ∈ N0 (2) mit At ∈ Rn×n und bt ∈ Rn für alle t ∈ N0 und zeigen Sie die folgenden Aussagen: (a) Der Lösungsraum L0 := {(xt )t∈N0 ∈ (Rn )N0 | (xt )t∈N0 erfüllt (2)} des homogenen Systems ist ein Unterraum des Vektorraums (Rn )N0 aller Rn -wertigen Folgen. (b) Der Lösungsraum L := {(xt )t∈N0 ∈ (Rn )N0 | (xt )t∈N0 erfüllt (1)} des inhomogenen Systems ist ein affiner Unterraum des Vektorraums (Rn )N0 aller Rn -wertigen Folgen. (c) Es gilt dim L0 = n. [Hinweis: Sie dürfen benutzen, dass das “Anfangswertproblem” xt+1 = At xt , x0 = ξ für alle ξ ∈ Rn genau eine Lösung besitzt.] (d) Finden Sie eine explizite Form der Lösung von (1) zum Anfangswert x0 ∈ Rn . [Hinweis: Nehmen Sie an, dass At für alle t ∈ N0 invertierbar ist; und multiplizieren die −1 −1 Gleichung xt+1 − At xt = bt mit dem integrierenden“ Faktor A−1 0 A1 · · · At .] ” (2+2+3+3 Punkte) 1.2. Beweisen Sie das diskrete Gronwall-Lemma: Seien xt , at , bt , t ∈ N0 Folgen reeller Zahlen mit at ≥ 0 für alle t ∈ N0 . Ferner sei die implizite Abschätzung xt+1 ≤ at xt + bt für alle t ∈ N0 erfüllt. Dann gilt für alle t ∈ N0 die explizite Abschätzung xt+1 ≤ t Y s=0 erfüllt, wobei Konvention Qt r=t+1 as x 0 + t Y t X s=0 ar b s , r=s+1 ar := 1 vorausgesetzt wird. (2 Punkte) 1.3. Sei X eine beliebige nicht-leere Menge und sei f : N0 × X → X eine beliebige Abbildung. Zeigen Sie die folgenden Aussagen: (a) Die Folge (xt )t≥0 ist genau dann eine Lösung des diskreten Systems xt+1 = f (t, xt ), t ≥ 0, wenn (x̂t := xt−s )t≥s eine Lösung des Systems xt+1 = f (t − s, xt ), ist. t ≥ s, (b) Falls f zeit-unabhängig ist, also f : X → X gilt, so ist (xt )t∈Z genau dann eine Lösung von xt+1 = f (t, xt ), t ∈ Z , wenn (x̂t := xt−s )t∈Z eine Lösung ist. (2+2 Punkte) 1.4. Sei X eine beliebige nicht-leere Menge und sei f : N0 × X → X eine beliebige Abbildung. Zeigen Sie, dass es eine Abbildung F : N0 × X → N0 × X gibt, so dass das zeit-abhängige diskrete System xt+1 = f (t, xt ), t ∈ N0 (3) und das zeit-unabhängige diskrete System x̂t+1 = F (x̂t ), t ∈ N0 (4) im folgenden Sinne äquivalent sind: (a) Falls (xt )t∈N0 eine Lösung von (3) zum Anfangswert x0 ist, so ist (t, xt )t∈N0 eine Lösung von (4) zum Anfangswert (0, x0 ). (b) Falls x̂t = (τt , xt ) t∈N0 eine Lösung von (4) zum Anfangswert (0, x0 ) ist, so ist (xt )t∈N0 eine Lösung von (3) zum Anfangswert x0 . (4 Punkte) 1.5. Sei X eine beliebige nicht-leere Menge und sei f : X × X → X eine beliebige Abbildung. Zeigen Sie, dass es eine Abbildung F : X × X → X × X gibt, so dass das diskrete System zweiter Ordnung xt+2 = f (xt+1 , xt ), t ∈ N0 (5) und das diskrete System erster Ordnung x̂t+1 = F (x̂t ), t ∈ N0 (6) im folgenden Sinne äquivalent sind: (a) Falls (xt )t∈N0 eine Lösung von (5) zum den Anfangswerten x0 , x1 ist, so ist x̂t := (xt , xt+1 ) t∈N0 eine Lösung von (6) zum Anfangswert x̂0 = (x0 , x1 ). (b) Falls x̂t := (xt , yt ) t∈N0 eine Lösung von (6) zum Anfangswert (x0 , y0 ) ist, so ist (xt )t∈N0 eine Lösung von (5) zum den Anfangswerten x0 , x1 = y0 . (4 Punkte) 1.6. Bestimmen Sie die allgemeinen Lösungen der folgenden linearen diskreten Systeme (a) xt+2 = xt+1 + 6xt + 1, t ∈ N0 (b) xt+2 = 2xt+1 − xt + 1, t ∈ N0 (c) xt+2 = −xt + λt , t ∈ N0 , λ ∈ R \ {0} (2+2+2 Punkte) Weitere Übungsblätter und Hinweise zur Vorlesung finden Sie auf http://www2.mathematik.uni-wuerzburg.de/index.php?id=ws1415&type=soverview unter dem Link Regelungstheorie.