Hypo Alpe Adria: das sanierungsverfahren in insolvenz wird abgeblockt Ausgabe 3 | 2014 € 3,60 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien Nr. 03Z035262 M Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte EU: Das Ende der Demokratie ab Seite 12 ° Lateinamerika ° Computer trading ° Technologie-FOnds Die seit drei Jahren dauernde Korrektur an den Börsen bescherte Anlegern herbe Verluste. Kann die WM in Brasilien nun für neuen Schwung der Wirtschaft sorgen? Hochfrequenz-Händler tätigen extrem hohe Börsenumsätze. Die EU verbietet jetzt wenigstens die Spekulation auf Preisänderungen von Nahrungsmitteln. Aufsehen erregende Innovationen treiben die Aktienkurse. Ein Ende der Fahnenstange ist noch nicht abzusehen. Wie Sie am Boom noch mitverdienen können. Wer denkt bei Blockbuster schon an Biotech So heissen im Kino und bei Medikamenten die ganz grossen Kassenschlager. Die Pharmaindustrie hat damit Milliarden verdient. Heute gehört die Zukunft den innovativen Medikamenten der Biotechnologie, die direkt am Krankheitsprozess ansetzen. Fortschritte im Kampf gegen weitverbreitete Krankheiten wie Krebs, Osteoporose und Diabetes zeigen, was für Potenzial in der Biotechnologie steckt. Die Spezialisten von BB Biotech verfügen über das Wissen und die Erfahrung, um mögliche Marktführer der Zukunft früh zu erkennen. Spielen Sie in der nächsten Folge der medizinischen Erfolgsgeschichte eine Rolle. Investieren Sie jetzt in den Markt der Zukunft – und in den medizinischen Fortschritt. ISIN: CH0038389992 www.bbbiotech.com Anzeige. Die BB Biotech AG ist im TecDAX notiert. Obige Angaben sind Meinungen der BB Biotech AG und sind subjektiver Natur. Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Entwicklungen. ° editorial 03 / 2014 Krimige Zeiten D ie Machtergreifung in der Ukraine Mitte Februar durch oppo­ sitionelle Kräfte ist umstritten. Während die westlichen Na­ tionen die nunmehrige „Regierung der nationalen Einheit“ formal anerkennen, wird das neue Parlament von Russland als Ergebnis eines verfassungswidrigen Putsches abgelehnt. Hintergrund für den gewaltsamen Umbruch war letztendlich die Ablehnung des jahre­ lang vorbereiteten Stabilitäts- und Assoziierungsabkommens (SAA) der EU mit der Ukraine durch Viktor Janukowitsch. Die Ukraine ist aber nicht irgendein Land: Mit 600.000 Qua­ dratkilometer ist sie flächenmäßig beinahe doppelt so groß wie Deutschland und weist eine Bevölkerungsanzahl von gut 45 Millio­ nen Menschen auf. Mit einem westlichen Staat ist die Ukraine nicht vergleichbar. Sie ist von Korruption und rauen Sitten durchsetzt. Die vielfachen Prügeleien bei Parlamentssitzungen sind legendär und es ranken sich bereits zahlreiche Gerüchte um Geheimdienst­ beteiligungen bei der Vorbereitung des durchgeführten Putsches. Mario Franzin Chefredakteur GELD-Magazin Während in Kiew nun Kredite aus dem Westen verhandelt wer­ den, spitzt sich die Lage auf der Krim zu. Die südlich gelegene Halb­ insel am Schwarzen Meer gehörte seit 1783 zu Russland und wurde 1954 vom damaligen Parteichef der sowjetischen Kommunistischen Partei, Nikita Chruschtschow, der Ukraine zugeordnet. Durch die Abspaltung der Ukraine ging die Krim Russland als territoriales Gebiet verloren. 1992 erhielt sie den Status einer Autonomen Repu­ blik innerhalb der Ukraine. Nun dient die Krim als Zankapfel zwischen Kiew und Russland. Aus derzeitiger Sicht scheint es, als würde es auf einen Vergleich hinauslaufen, in dem die Krim gegen eine Anerkennung einer Re­ gierung in Kiew (die eigentlich erst neu gewählt werden müsste) durch Russland „eingetauscht“ würde. Viel dramatischer hingegen ist der innerukrainische Konflikt, der sich zu einem Bürgerkrieg entwickeln könnte. Denn die Meinungen in der Bevölkerung sind auch gegenüber der neuen Regierung tief gespalten. ° Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH ° Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, [email protected] ° Herausgeber Dr. Wolfgang Freisleben ° GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic ° Chefredakteur Mario Franzin ° Redaktion Mario Franzin (mf), Dr. Wolfgang Freisleben (wf), Mag. Harald Kolerus (hk), Wolfgang Regner (wr) ° GrafiK Noura El-Kordy ° Bildmaterial shutterstock.com ° Coverfoto Claude Truong-Ngoc ° Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct ° Verlagsleitung Snezana Jovic ° Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller ° Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 ° Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien Abo-Hotline +43/1/997 17 97-33 • [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. GELDANLAGE Brennpunkt 06 ° PANORAMA. Historisch: Portugal erwirtschaftet Leistungsbilanzüberschuss + Ukraine: Zankapfel Krim + Frankreich: Gehaltsobergrenze für Manager. 08 ° Hypo Alpe Adria International. Heu­ schrecken fallen über die insolvente Bank her. 10 ° kommentar des herausgebers. Öster­ reichs Bankenlandschaft – von der Krise in der Ukraine und Problemen verstaatlichter Finanzinstitute geprägt. 12 ° Europa vor der wahl. Die wirklich ­ ichtigen Entscheidungen fallen außerhalb des w EU-Parlaments – eine Gefahr für die Demokratie! 40 ° PANORAMA. Norwegen: Land der Millionäre + 700 Millionen Euro: Credit Suisse-Fonds könnte wegen hohen Volumens geschlossen werden. 41 ° interview christel rendu de lint. Die UBAM-Fondsmanagerin erklärt, wo am Anleihen­ markt noch hohe Renditen zu holen sind. 42 ° technologie-sektor. In der Hightech- ­ ranche wechseln sich Licht und Schatten ab. Mit den B besten Fonds finden Sie nur die lukrativsten Aktien. 46 ° Institutional investors congress. Risikokontrolle als entscheidender Faktor effizienter Vermögensanlage. 49 ° interview Olivier walter. Der Finanz­ experte erläutert, warum bei der Geldanlage eine radi­ kal veränderte Risikostruktur beachtet werden muss. 50 ° japan. Investments im Lande Nippons werden 20 ° interview michael lipper. Der Wall Street- heiß empfohlen – aber ohne Strukturreformen sind alle Hoffnungen zum Scheitern verurteilt. 24 ° hochfrequenzhandel. Nanosekunden aktien Veteran über Fonds, Finanzmärkte und Pferderennen. entscheiden über Glück oder Unglück der Anleger. 28 ° lateinamerika. Der Börsen-Samba ist einem Trauermarsch gewichen. Kann die Fußball-WM in Brasilien eine Trendwende einläuten? 32 ° finance watch. UBS, Deutsche Bank und JPMorgan in Italien freigesprochen + Barclays: Weniger Jobs und höhere Boni + HSBC: Sparstift angesetzt. BANKING 34 ° PANORAMA. Türkei: Engeres Korsett für ­Kredit- 54 ° PANORAMA. OMV: Auf Ölsuche in Pakistan + Tesla: Elektroautos auf der Überholspur + Abgesagte Apokalypse: „Chart of Doom“ eine plumpe Fälschung. 56 ° Weltbörsen. USA: Zweifel an Erholung nimmt zu + Europa: Aufgehelltes Konjunkturklima + China: Droht doch die harte Landung? + Japan: Wachstum bleibt hinter den Erwartungen. 58 ° anlagetipps. Schweizer Electronic: Technik in Vollendung + Hamburger Hafen: Gewinne ahoi! + Nike: Schnellen Schrittes zum Erfolg. karten + Deutschland: Wirtschaftsweiser mahnt zu mehr Pensionsvorsorge. 60 ° börse wien. Ukraine-Unruhen strahlen aus – 36 ° wissen. Über die ominöse Mindestreserve der 62 ° börse deutschland. Politische Unsicher­ Banken und die Geldschöpfung aus dem Nichts. 4 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 Gewinnmitnahmen belasten den ATX. heiten drücken die Stimmung. creditS: Shutterstock 12 ° Inhalt 03 / 2014 Alternative Investments 64 ° PANORAMA. Verwirrspiel: Turbulenzen rund um Rekord-Diamanten + Rohstoffe: Extremes Wetter als Preistreiber + Die besten Tipps der Zertifikateprofis. 66 ° rohstoff-radar. Erdöl: Krim-Konflikt als Damoklesschwert + Silber: Bull Run mit Fragezeichen + Kaffee: Schlechte Ernte – hohe Preise. 68 ° gold-Rally. Suspektes Spiel: Banken sugge­ rieren fallende Preise, gleichzeitig setzen sie aber auf steigende Kurse des Edelmetalls. 70 ° interview Jürgen Zirn. Der Geschäfts­ führer von LBBW Asset Management sieht wieder gute ­Chancen für Rohstoffinvestments. 66 versicherung 72 ° PANORAMA. Uniqa: Rumänien als Sorgenkind + Versicherungsverband: Prämien steigen wieder. 73 ° FLV-Listing. Der monatliche Überblick über die Portfolios fondsgebundener Lebensversicherungen. 74 ° pensionskassen. Die betriebliche Vorsorge wirft unspektakuläre, aber solide Renditen ab. 75 ° PK-Listing. Pensionskassen von A bis Z. unternehmen Alte Welt? Neuer Ansatz. Julius Bär Europe Focus Fund. Die überzeugendsten Titel im Visier. Bes uc ww Sie un hen w.j sa ode bfundn uf Ihre r frag et.com n Ba en S nac nkbe ie h Anla unser rater gefo en nds . 76 ° PANORAMA. Spanien: Heiß begehrte Unterneh­ men + PwC-Studie: Private Equity im Aufwind. 78 ° Risikokapital. Wie die Förderbank aws zahl­ reiche Projekte unterstützt und die Wirtschaft belebt. 80 ° Unternehmensberater. Welchen Mehrwert Swiss & Global Asset Management: Der exklusive Manager der Julius Bär Funds. externe Spezialisten einer Firma bieten können. 82 ° buchtipps. Die Rothschilds. Eine Familie b­ eherrscht die Welt + Die Jahrhundertlüge, die nur ­Insider kennen. www.swissglobal-am.com The exclusive manager of Julius Baer Funds. A member of the GAM group. Wichtige rechtliche Hinweise: Die Angaben in diesem Dokument dienen lediglich zum Zwecke der Information und stellen keine Anlageberatung dar. Julius Bär Multistock - Europe Focus Fund ist ein Subfonds der Julius Bär Multistock (SICAV nach Luxemburger Recht) und ist in Österreich zum öffentlichen Anbieten undMärz Vertreiben2014 zugelassen. Rechtsprospekte, Wesentliche Anlegerinfor– GELD-MAGAZIN mationen, Statuten und aktuelle Jahres- und Halbjahresberichte sind in deutscher Sprache, kostenlos und in Papierform bei der nachfolgenden Stelle erhältlich. Zahl- und Informationsstelle in Österreich: Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG, Graben 21, A-1010 Wien. Swiss & Global Asset Management ist nicht Teil der Julius Bär Gruppe. ° 5 brennpunktPanorama portugal Starke Worte ´´ Land des Monats „Die haben sich das Land untereinander aufgeteilt und sich aufgeführt, als würde ihnen das Land gehören.“ NEOS-Chef Matthias Strolz kritisiert in einem Interview mit dem Wirt- Historisch? In Portugal hat sich im ver­ gangenen Jahr Historisches ereignet – und das nahezu unbemerkt von der breiten Welt­ öffentlichkeit. Erstmals seit dem Jahr 1993 konnten die Iberer einen Leistungsbilanzüber­ schuss erwirtschaften. Besagtes Plus in der Höhe von 881 Millionen Euro ist auch insofern beeindruckend, als es einem Defizit von rund 3,3 Mil­liarden Euro im Jahr 2012 gegenüber­ steht. In puncto Wachstum hingegen geben die portugiesischen Zahlen aus dem Vorjahr noch keinen Grund zum Jubeln. Mit einem Mi­ nus von 1,4 Prozent schrumpfte die Wirtschaft des ­südeuropäischen Landes erneut nicht zu gering. Für heuer peilt man in Lissabon jedoch ein Wachstum von etwa 0,8 Prozent an. schaftsBlatt das vorherr- ECKDATEN (Portugiesische Republik) Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Lissabon Amtssprache Portugiesisch Staatsoberhaupt Anibal Cavaco Silva Regierungschef Pedro Passos Coelho Fläche 92.212 km2 Einwohner etwa 10,6 Millionen Bevölkerungsdichte etwa 115 pro km2 Währung Euro Kfz-Kennzeichen P Internet-TLD .pt Internat. Telefonvorwahl +351 Unabhängig seit 1143 Größte Städte Lissabon, Porto, Amadora, Braga Höchste Erhebung (am Festland) Torre (1.993 m) Portugiesische Inselgruppen Azoren, Madeira schende „Machtkartell“ von Rot und Schwarz sowie die Klientelpolitik der beiden Volksparteien. „Wir sind auf Ground Zero angelangt.“ Christoph Neu­mayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, lässt im Gespräch mit dem Kurier kein Gutes Haar am Standort ­Österreich. Was lexikon Kri(m)senherd. Die gesamte Weltöffent­ 6 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 „jetzt ­verloren“, die Stimmung in der Industrie ­„extrem schlecht“. krim „Wir sind für zirks aus der Russischen Sowjetrepublik und die damit einhergehende Eingliederung der Krim in die damalige Ukrainische Sowjetrepublik. Nach dem Auseinanderbrechen der Supermacht Sow­ jetunion verblieb die Halbinsel bei der Ukraine, die dieser jedoch auf Druck Moskaus den Status einer autonomen Republik zugestehen musste. Nach wie vor auf der Krim stationiert ist die rus­ sische Schwarzmeerflotte. Der Vertrag über den Flottenstützpunkt, der ursprünglich 2017 abge­ laufen wäre, wurde 2010 bis zum Jahr 2042 verlängert. Über 60 Prozent der Bevölkerung der Krim sind heute noch russischstämmig. viele,viele Monate abgesichert!“ OMV-Boss Gerhard Roiss beteuert, dass in Österreich auch bei einer Verschärfung der Krise in der Ukraine nicht mit Gas-Engpässen zu rechnen sei. Seit der letzten „Gaskrise“ vor fünf Jahren wurden die heimischen Speicherkapazitäten konti­ nuierlich ausgebaut. CreditS: Shutterstock, beigestellt, Christian Jansky/CC-BY-SA-2.5 lichkeit blickt aktuell gespannt bis ängstlich auf eine Halbinsel im Schwarzen Meer. Die Krim, nur etwas größer als die Steiermark und Kärnten zusammen, wusste aufgrund ihrer ex­ ponierten geografischen Lage immer schon, die Weltpolitik zu bewegen. Die größte Halbin­ sel des Schwarzen Meeres zählt aktuell rund 2,4 Millionen Einwohner und stand im Lauf ih­ rer Geschichte bereits unter der Herrschaft von über 15 verschiedenen Imperien. Dass die Krim – heute zumindest noch – zur Ukraine gehört, ist das ursprüngliche Verdienst des einstigen sowjetischen Parteichefs Nikita Chruschtschow. Der ukrainischstämmige Politiker veranlasste im Jahr 1954 das Ausscheiden des Verwaltungsbe­ seit dem Jahr 2000 aufgebaut wurde, sei CHRISTOPH LEITL Kopf des Monats Selbst gelegt. Christoph Leitl und „sein“ Wirtschafts­ Zahlenspiel 30 kürzung. Die „fetten Jahre“ für Unternehmensbosse sind vorbei, zu­ mindest in Frankreich. Nachdem die Pariser Re­ gierung für Manager von Unternehmen, die sich mehrheitlich im Staatsbesitz befinden, kürzlich bereits eine Gehaltsobergrenze von 450.000 Euro jährlich eingeführt hatte, scheinen nun die Führungskräfte aus allen anderen Konzernen mit staatlicher Beteiligung an der Reihe. Da der fran­ zösische Gesetzgeber ohne Mehrheit an einem Unternehmen jedoch nichts anordnen kann, setzt Paris aktuell auf Verhandlungen. Manager von teilstaatlichen Konzernen wie etwa Renault oder Air France sollen künftig Gehaltskürzungen von 30 Prozent hinnehmen, hat die Regierung ­„angeregt“. bund präsentieren sich aktuell wortreich als Retter des Gewinnfreibetrages. Man hätte sich dafür eingesetzt, die­ se „inakzeptable Verschlechterung für Unternehmer abzu­ wenden“. Zur Erinnerung: Im ursprünglichen Entwurf des Abgabenänderungsgesetzes war vorgesehen, den investi­ tionsbedingten Gewinnfreibetrag massiv einzuschränken und nur mehr bestimmte Realinvestitionen steuerlich zu begünstigen, was für viele Selbstständige Einkommens­ einbußen in der Höhe von mehreren hundert oder tau­ send Euro pro Jahr zur Folge gehabt hätte. Dass sich der WKO- und Wirtschaftsbund-Chef nun, da als Kompromiss zumindest Investitionen in Wohnbauanlei­ hen möglich bleiben, als „Schutzpatron“ der Unternehmer feiern lässt, ist dabei reichlich grotesk, hatte er doch selbst im ÖVP-Bundesparteivorstand dem Koalitionsabkommen und somit der geplanten Ein­ schränkung des Gewinnfreibetrages zugestimmt. Die Belastungen für die Wirtschaft seien „in Summe akzeptabel“, hieß es damals noch aus den Reihen der Wirtschaftskammer. Das nunmehrige Theater des Herrn Leitl erinnert etwas an jene Geschichten von Feuerwehrmännern, die einen Brand selbst legen, dann beim Löschen mit Hand anlegen und sich am Ende als Held feiern lassen. Der Wirtschafts­ kammer-Präsident und auch sein „roter“ Vize, Christoph Matznetter, der die Einschränkung des Freibe­ trages bis zum Schluss befürwortet und diese mit der Streichung der Bausparprämie verglichen hatte, müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie als Interessenvertreter der Unternehmer nach der Farce um den Gewinnfreibetrag überhaupt noch tragbar sind. trivium gmbh & Co Substanzwerte 11 KG Vorsorgen mit Immobilien ͣ/ŵŵŽďŝůŝĞŶƉŽƌƞŽůŝŽ>ĞďĞŶŝŶPƐƚĞƌƌĞŝĐŚ͟ ŝŶ/ŵŵŽďŝůŝĞŶŝŶǀĞƐƚŵĞŶƚŵŝƚĸ njŝĞŶnj und soliden Ertragschancen ĞŶƚ ŵ ǀĞƐƚ ĞƐƟŶ DŝŶĚ EUR Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme: Tel. +43 (0) 1 522 40 03-0 Žĸ ĐĞΛƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ www.trivium.at 00 50.0 zeit Lauf hre 12 Ja ielrendite Z p.a. % 7 , 8 Brennpunkt ° Hypo Alpe Adria Bank Willkommen bei den Heuschrecken Ein Sanierungsverfahren in Insolvenz wäre bei der Hypo Alpe Adria die günstigste Lösung. Internationale ­Investoren und Hedgefonds spielen aber eine wichtige Rolle. Ein beratender Finanzjongleur wird dem ­Finanzminister zeigen, wie man einen Käufer findet und eine Insolvenz verhindert. Oder auch nicht. Wolfgang Freisleben chon 300 Millionen Euro wurden von der Hypo Alpe Adria (HAA) für Berater vergeudet. Ohne Erfolg. Jetzt soll ein neuer ran: Dirk Notheis. Kein Sanierer. Sondern ein smarter Finanzjongleur. Der allerdings als Deutschland-Chef der US-Investmentbank Morgan Stanley vor eineinhalb Jahren wegen der Affäre um die möglicherweise zu teure Verstaatlichung des deutschen Energieversorgers EnBW zurücktreten musste. Gegen den 46-Jährigen ermittelt jetzt die deutsche Justiz wegen Beihilfe zur Untreue. Es gilt die Unschuldsvermutung. Auf jeden Fall war dies offenbar eine bestechende Empfehlung für VP-Finanzminis­ ter Michael Spindelegger. Notheis hat die Republik Österreich schon beim Verkauf der einst notleidenden Bawag beraten. Die ging bekanntlich an einen „Heuschrecken“, den amerikanischen Hedgefonds Cerberus. Dann schlug sich Notheis auf die andere Seite und war gemeinsam mit Morgan Stanley dafür verantwortlich, dass die Bayerische Landesbank (BayernLB) als zwischenzeitlicher Mehrheitsaktionär ab Mai 2007 unter Androhung der sonstigen Insolvenz die HAA der Republik Österreich zu so vorteilhaften Konditionen zur Notver- staatlichung umhängen konnte, dass die ­Bayern zum Schaden Österreichs auch heute noch jeder Umstrukturierung der Hypo zustimmen müssen. Jetzt wechselt der arbeitsuchende Notheis wieder auf die österreichische Seite und kann an der Verstaatlichung ein zweites Mal verdienen. Seine Gage ist so hoch, dass es sein Mentor Spindelegger nicht wagt, sie öffentlich zu machen. Unglaublich, wie man an der verstaatlichten Hypo auf Kosten der Steuerzahler noch immer abcashen kann. Und nur plausibel, wenn der Investmentbanker beauftragt ist, blitzschnell einen Käufer für die Staatsbank zu finden. Und sei es ein Hedgefonds wie bei der Bawag. Anstaltslösung teuer und wenig vertrauen erweckend Nachdem die Steuerzahler bereits mit 4,8 Milliarden Euro durch Hypo-Verluste geschädigt wurden, steht alternativ die „Anstaltslösung“ im Raum. Doch die ist wenig Vertrauen erweckend. Denn sie garantiert völlige Intransparenz mit dem Ausschluss jeglicher Kontrolle und gilt daher nicht zu Unrecht als die teuerste Lösung. Völlig versteckt von der Öffentlichkeit kann Vermö- ° Vermögenswerte Der Hypo Alpe Adria International Bezeichnung laut Bilanz 2012 möglicher Ausfall Kredite an Kreditkunden 24,4 Mrd. € 11 Mrd. € Zur Verwertung vorgesehene Vermögenswerte 3,6 Mrd. € 1,8 Mrd. € Sachanlagen 0,4 Mrd. € 0,3 Mrd. € Sonstige Vermögenswerte 2,2 Mrd. € 1,1 Mrd. € Absicherungs-Derivate 1,4 Mrd. € – Kredite an Banken 2,0 Mrd. € – Mindestreserve bei der OeNB 2,9 Mrd. € (1,4 Mrd. € verbleibend) Summe 36,9 Mrd. € 8 ° GELD-MAGAZIN – märz 2014 zu verflüssigen 13,4 Mrd. € 1,8 Mrd. € 0,1 Mrd. € 1,1 Mrd. € 1,4 Mrd. € 2,0 Mrd. € 1,5 Mrd. € 21,3 Mrd. € gen verschleudert und Günstlingen zugeschanzt werden. Dafür garantiert Finanzminister Spindelegger, der ja weiterhin die Hand auf der Bank hat. Und da drohen die schon seit Maria Fekter als ÖVP-Finanzministerin genannten Kosten für die HypoAbwicklung von 13 bis 19 Milliarden Euro, mit denen Österreichs Steuerzahler zur Ader gelassen werden sollen. Der neue Hypo-Chef Alexander Picker hingegen erklärte jüngst, dass auf den Steuerzahler zu den schon bisher berappten 4,8 Milliarden Euro im Zuge der derzeitigen Sanierungs-Bemühungen „nur“ noch Kosten von maximal vier Milliarden Euro zukommen können. In Summe somit 8,8 Milliarden Euro. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass der österreichische Finanzminister in seiner vielfach demonstrierten Ahnungslosigkeit die HAA mit Hilfe von Dirk Notheis internationalen Finanzhaien allzu billig verscherbelt, sodass diese durch die Verwertung der Vermögensmasse Milliarden-Gewinne lukrieren können, die indirekt von den österreichischen Steuerzahlern finanziert werden. ÖVP lehnt Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung ab Während die SPÖ einer Insolvenz nicht abgeneigt erscheint, denken ÖVP und die Nationalbank aber nicht daran, die Steuerzahler zu schonen. Deren vehemente Ablehnung der Insolvenz-Variante ist nur eine der vielen Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der Kärntner Bank. Fest steht jedenfalls, dass es eine völlig transparente Möglichkeit der Sanierung gebe. Denn das Insolvenzrecht eröffnet seit dem 1. Juli 2010 die Möglichkeit eines Sanierungsverfahrens credit: Hypo Alpe Adria S ° Hypo Alpe Adria Bank Brennpunkt hypo Alpe Adria: Wo Steuergeld-Milliarden versickern, wurde bisher nicht geklärt mit Eigenverwaltung. Dieses gibt dem Unternehmer – im konkreten Fall also dem Staat – die Möglichkeit, weiterhin Rechtshandlungen vorzunehmen und die Sanierung und anschließende Fortführung eines insolventen Unternehmens zu ermöglichen. Dann könnten die sanierten Konzernreste auch lukrativ verwertet werden. Bedingung ist lediglich, dass innerhalb von zwei Jahren mindestens 30 Prozent der Schulden bezahlt werden können und die Mehrheit der Gläubiger dem Sanierungsplan zustimmt. Beides sollte möglich sein. iM MittelPunkt steht die verMögensMAsse Der Sanierungsexperte Manfred Moscher hat anhand des Geschäftsberichtes für 2012 eine interessante und realitätsnahe Berechnung angestellt, wie viel von den vorhandenen Vermögenswerten in Höhe von 36,9 Milliarden Euro im „worst case“ übrig bleibt. Demnach sollten von den ausstehenden Kreditforderungen an Kunden in Höhe von 24,4 Milliarden Euro lt. Bilanz 2012 (per 30.6.2013 nur mehr 22 Milliarden) erfahrungsgemäß zumindest 13,4 Milliarden in die Bank zurückfließen. Inklusive sonstiger Vermögenswerte und Aktiva dürften unter dem Strich rechnerisch mindestens 21,3 Milliarden Euro zur Abdeckung der Schulden zur Verfügung stehen (siehe Tabelle unten rechts). Die Verbindlichkeiten lagen Ende 2012 ohne Berücksichtigung des Nachrangkapitals und des 2,3 Milliarden-Kredits der Bayern LB, den man auch als Eigenkapital werten könnte, bei 29,8 Milliarden Euro. Ein gerichtliches Sanierungsverfahren wäre somit theoretisch mit einer Quote von rund 70 Prozent abzuwickeln. 1,5 Milliarden Euro könnten dennoch vom Staat notwendig sein. Der Knackpunkt liegt bei den Anleihen im Volumen von rund 12,7 Milliarden Euro, die bis 2007 noch mit Kärntner Landeshaftung begeben wurden. In der Spitze hatte die Hypo über 20 Milliarden Euro dieser „sicheren“ Anleihen im Markt. Welchen Investoren die Differenz von 7,3 Milliarden Euro durch vorzeitige Tilgung zugeflossen ist, wäre interessant zu wissen. Denn das waren möglicherweise bevorzugte Finanziers, die seit der Verstaatlichung aus Steuergeldern schadlos gehalten wurden. Die ausstehenden Anleihen befinden sich z. T. bei österreichischen Kapitalanlagegesellschaften wie Bawag PSK Invest, Raiffeisen KAG und jene der Oberösterreichischen Sparkasse sowie einigen Privatbanken. Unter den institutionellen Investoren aus dem Ausland findet sich der weltgrößte US-Vermögensverwalter BlackRock, die internationalen Großbanken UBS, Deutsche Bank und UniCredit sowie der Allianz Konzern. Auch „Heuschrecken“, also Hedgefonds, haben sich angeblich bei der Hypo als Gläubiger eingenistet und Hypo-Anleihen auf dem Sekundärmarkt weit unter jenem Nennwert gekauft, zu dem sie getilgt werden müssen. Bei einer Nominalverzinsung von 4,375 Prozent, zu der eine Fünf-Milliarden-Euro-Anleihe begeben wurde und die wegen der heißen Hypo-Diskussion jetzt nur knapp über 90 Prozent des Nennwerts notiert, können sogar Investoren, die jetzt noch zuschlagen, mit 6,2 Prozent Rendite rechnen. Wer billiger gekauft hat, verdient noch mehr. insOlvenZ wÄre fÜr die steuerZAhler die gÜnstigste lösung Findet sich nicht rasch ein Käufer zu fairem Preis, dann wäre eine Insolvenz der HAA jedenfalls für die Steuerzahler die günstigste Lösung. Laut Gutachten der Beratungsfirma Oliver Wyman könnte sich der Bund bei einer Hypo-Insolvenz 5,3 Milliarden Euro ersparen. Darin schildert Oliver Wyman anhand der Fallstudie der drittgrößten litauischen Bank Snoras, wie in einem EU-Mitgliedsland eine Insolvenz ohne größere Reputationsschäden abgewickelt werden kann. 2011 schlitterte das Institut nach der Verstaatlichung in die Insolvenz. Das Rating für Litauen und Banken hat sich dadurch nicht verschlechtert. Auch Andreas Treichl, Generaldirektor der Erste Bank, kann einer HAA-Insolvenz etwas abgewinnen, sofern sie geordnet ablaufe und gut vorbereitet werde, sodass man die negativen Auswirkungen unter Umständen eingrenzen könne. Es müsse auch in Österreich endlich möglich sein, Banken zu schließen, meinte er. Die Erste Bank zahlte im Vorjahr 166,4 Millionen Euro Bankensteuer, obwohl sie in der gesamten Gruppe nur einen Gewinn von 61 Millionen Euro verbucht hatte. Treichl kann daher nicht verstehen, warum die Erste Bank mit der Bankensteuer andere Institute subventionieren müsse – wie etwa die ÖVP-nahe ÖVAG, die bisher die ÖVP-Finanzminister Pröll, Fekter und Spindelegger mit SteuerMilliarden über Wasser gehalten haben. MärZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 9 Brennpunkt ° Kommentar Probleme bei großen Banken Obwohl hohe Risiken schlagend geworden sind, beurteilte die Ratingagentur Moody’s das Geschäftsmodell in Osteuropa positiv. Die Krise in der Ukraine bringt aber neue Risiken. Mit den Pleitekandidaten ÖVAG und Hypo Alpe Adria werden indes zwei größere Finanzinstitute weitere Marktanteile frei machen. urch Österreichs Bankenlandschaft ziehen sich tiefe Furchen. Das anhaltende Niedrigzinsniveau blockiert Erträge. Gleichzeitig erfordert Basel III eine Stärkung der Eigenkapitaldecke. Und beim ­Engagement in Osteuropa wurden hohe ­Risiken schlagend. Dennoch dürften sich die Ostmärkte für Erste Bank, Raiffeisen Bank International (RBI) und Bank Austria auf Dauer bezahlt machen. Immerhin hat sogar die US-Ratingagentur Moody’s das Geschäftsmodell in Osteuropa vor wenigen Monaten für haltbar und profitabel eingestuft. risiko in der ukraine durch bestände an staatsanleihen Bei dieser Einschätzung schien natürlich die Ukraine noch als stabile Region auf. Jetzt aber müssen RBI und Bank Austria ihre Krisenstrategie erweitern. Beide Institute betreiben bedeutende Tochterbanken in der Ukraine und besitzen Staatsanleihen des von der Pleite bedrohten Landes im Umfang von insgesamt 754 Millionen Euro. ­Außerdem drängen Kunden an die Bankschalter, um sich mit Barem einzudecken. Um einem Bankenansturm gegenzusteuern, wurden die Tagesauszahlungen am Bankschalter auf ein Minimum reduziert. Die ­Erste Bank hat 2013 in weiser Voraussicht mit einem Verlust von 300 Millionen Euro das Land verlassen. Dass die Großbanken keine Lust verspüren, dem Finanzminister bei seinem Desaster mit der Hypo Alpe Adria Bank aus der ­Patsche zu helfen, ist nur allzu verständlich. Außerdem hat Neo-Finanzminister Michael Spindelegger abgelehnt, die Bankenabgabe ab 2017 zumindest zu senken. Das wäre aber die Bedingung gewesen, dass die Banken für eine 10 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 Hypo-Bad-Bank die Abgabe der nächsten drei Jahre vorschießen, was immerhin an die zwei Milliarden Euro in die Staatskassa gespült hätte. Somit bleibt der Finanzminister im Hypo-Sumpf ziemlich einsam. Kein anderer Politiker will mit hineingezogen werden. Und neben den rasch wechselnden Generaldirektoren sind auch die Hypo-Aufsichtsratspräsidenten Johannes Ditz und Klaus Liebscher frustriert zurückgetreten – Letzterer auch als Vorsitzender der Hypo-Taskforce. Diese Turbulenzen spielten sich innerhalb der ÖVP-Sphäre ab. Ausschlaggebend war die Unfähigkeit des Finanzminister-Trios der Partei, von Josef Pröll über Maria Fekter bis zu Michael Spindelegger, binnen fast fünf Jahren eine konstruktive Lösung zustande zu bringen. Stattdessen wurde Steuergeld verprasst. Minister und Beamte nahmen auf Mitarbeiter der verstaatlichten Bank gesetzwidrig Einfluss. Nähere Details werden, wohl aus gutem Grund, verschwiegen. Vielsagend ist aber, dass der Hypo-Taskforce seit einem Jahr mit Georg Krakow ein (Ex-)Staatsanwalt angehört, der für die juristische Vergangenheitsbewältigung zuständig ist. mageres ergebnis der taskforce bei der lösung des hypo-skandals Wenn jetzt die Taskforce nach langer Zeit nicht mehr als einen Vorschlag zur Ausgliederung der faulen Kredite in eine eigene Einheit liefert, die nun „Bad Bank“ genannt wird, dann ist das reichlich wenig. Denn das ist schon längst geschehen. Das Bankmanagement hat nämlich ein Kredit-Portfolio von rund 13 Milliarden Euro in die 100-ProzentTochter namens Heta Asset Resolution GmbH ausgelagert. Dort wird an einer raschen Reduktion durch geeignete Inkassomaßnahmen bzw. die Restrukturierung not- „Endlich zusperren und keine weiteren Steuer Milliarden in der Volksbank versenken.” Wolfgang Freisleben, Herausgeber leidender Finanzierungen gearbeitet. Notfalls greift die Bank auf die Kreditsicherheiten bzw. die zugrunde liegenden Leasingobjekte, Garantien und verpfändete Firmenanteile zu, um diese gewinnorientiert zu verwerten. ­Luxuskarossen und Yachten sind derzeit ebenso wie Marktanteile billigst zu haben. weitere eskalation des övag- desasters zu erwarten Zu allem Überfluss droht dem Finanzminister mit der eher unglücklichen Hand die nächste Malaise. Denn der zu 43 Prozent verstaatlichten ÖVAG werden bei dem bevorstehenden Bilanzcheck der Europäischen Zentralbank beste Chancen eingeräumt, durchzu­ fallen. Es ist die dritte existenzielle Krise des von ÖVP-Gefolgsleuten gegängelten Volks­ banken-Spitzeninstituts nach den 1980er und frühen 1990er Jahren. Und es ist höchste Zeit, dass hier eine Marktbereinigung vollzogen wird. Denn Österreich ist ohnedies seit Jahrzehnten mit zu vielen Bankstellen gesegnet. Und die Bundesländer-Volksbanken als 50Prozent-Eigner werden kaum die finanzielle Kraft aufbringen, um die nächste Hilfs-Mil­ liarde zu stemmen. Auch die Raiff­eisen Zentralbank als Minderheitsaktionär hat kein Interesse an der Bank-Leiche. Beste Lösung: Zusperren und keine weiteren Steuer-Milliarden in der Volksbank versenken! credit: beigestellt D Brennpunkt ° Europäische Union Das Ende der Demokratie Bei den Wahlen zum Europa-Parlament wählen die EU-Bürger im Mai -Abgeordnete, die ihre Ineressen vertreten sollen. Doch die Entscheidungen über die Zukunft Europas fallen vorwiegend außerhalb der demokratischen Strukturen und Abläufe. Die Konzern-Organisation ERT gilt als einflussreiche „Nebenregierung“. Wolfgang Freisleben ch möchte der erste Kommissionspräsident werden, der nicht durch Abmachungen in einem Brüsseler Hinterzimmer ins Amt kommt, sondern demokratisch gewählt wird“, feixte der Deutsche Martin Schulz anlässlich seiner Nominierung zum Spitzenkandidaten von Europas vereinten Sozialdemokraten für die Europawahl Ende Mai. Schon früher hatte der Noch-Präsident des Europaparlaments geätzt, dass Europa wegen seiner Demokratiedefizite selbst niemals Mitglied der EU werden könnte. EU-KOMMISSION UNTER KORRUPTIONSVERDACHT ZURÜCKGETRETEN Konzipiert ist die Position des jetzt erstmals vom Volk gewählten Präsidenten für die Dauer von fünf Jahren mit einer zusätzlichen Wiederkandidatur. Derart lange Amtszeiten machen Politiker natürlich anfällig für elitäre Kumpanei, Einflüsterungen und Korruption. Was ihnen allerdings die Unterstützung der Mächtigen im Hintergrund sichert. Schon einmal, 1999 unter dem französischen Präsidenten Jacques Santer, musste die gesamte EU-Kommission wegen massiver Korruptionsbeweise zurücktreten. Dass die Korruption schon im System liegt, zeigt sich daran, dass trotz dieses Megaskandals auch danach immer wieder Bestechungsskandale aufgeflogen sind – auch wenn die Geber und Nehmer immer gefinkelter vorgehen. So berichtete die britische Zeitung Daily Mail, dass der britische EU-Handelskommissar von 2004 bis 2008, Peter Mandelson, mit äußerst weitreichenden Machtkompetenzen in der Außenhandelspolitik mit dem Londoner Investmentbanker Nathaniel Rothschild 2005 nach Sibirien reiste, um mit dem russischen 12 ° GELD-mAGAzIN – märz 2014 Martin Schulz will erster demokratisch gewählter Kommissionspräsident werden Oligarchen Oleg Deripaska die Aufhebung von EU-Einfuhrzöllen für Aluminium aus dessen Alu-Konzern Rusal zu besprechen. Gereist wurde von London nach Moskau mit dem Privatjet von Rothschild und von dort nach Abakan in Sibirien mit jenem von Deripaska. Rothschild bezeichnete die Reise später als Freizeittrip. Zufälligerweise senkte Mandelsons Generaldirektion, die einem Ministerium gleich kommt, danach die Zölle auf russisches Aluminium in der EU, bis man sie später ganz abschaffte. In dem Gerichtsverfahren, das Rothschild gegen die Daily Mail erfolglos anstrengte, meinte Richter Tugendhat, dass diese Handlungsweise Lord Mandelsons öffentliches Amt und Integrität in Misskredit gebracht habe, ihn der Kritik an einem Interessenskonflikt mit seinem Amt preis gab und den begründeten Verdacht aufwarf, dass Lord Mandelson an unzulässigen Gesprächen über Aluminiumzölle teilgenommen habe. ENTSORGUNG DER DEMOKRATIE UND ZERSTÖRUNG DER NATIONALITÄTEN Derartige Beispiele machen verständlich, dass eine proeuropäische Grundhaltung noch lange nicht die reale EU, wie sie sich derzeit in Brüssel präsentiert, gut heißen muss, zumal sich Europa mit Unterstützung der Parlamentsabgeordneten im Schnellzugstempo auf dem gezielt vorbereiteten Weg zu einem Exekutiv-Föderalismus und zur Zerstörung der Nationalitäten befindet. Wie selbstverständlich wird dabei still und leise die Demokratie entsorgt, indem der Souveränität der Parlamente in Europa sukzessive ein Ende gesetzt wird. Es findet ein massiver Bruch der alten demokratischen Ordnung statt, der Schritt für Schritt in Bürokraten-Diktatur und Planwirtschaft mündet. Interessengruppen abseits der Brüsseler Hierarchie geben die Richtung vor. GELDFLÜSSE FINDEN IMMER IHR LUKRATIVES ZIEL Als heimliche, aber umso einflussreichere „Nebenregierung“ der EU spielt der European Round Table of Industrialists (ERT) in Brüssel eine zentrale Rolle. Dieser hat bereits im Frühjahr 1991 einen richtungsweisenden Fahrplan für eine Währungsunion veröffentlicht – lange, bevor der Beschluss gefasst war. Einmal im Jahr feiert die Crème de la Crème der europäischen Konzernlenker mit ihren Lobbyisten und ausgesuchten Spitzenpolitikern in der belgischen Hauptstadt in einem pompösen und elitären Fest mit zahlreichen Glückwunsch- und Dankesreden die legistischen und ökonomischfinanziellen Erfolge. creditS: BKA, Claude truong-ngoc I xxxxxxxx ° Brennpunkt Das Plenum des EU-Parlaments in Brüssel: Von Beobachtern als regelrechter Marktplatz für den Handel mit Politiker-Stimmen bezeichnet Um ihre Ziele zu erreichen, lenken die Finanz- und Industrie-Konzerne aus Europa und den USA gezielt die Geldflüsse dorthin, wo es ihnen am zielführendsten erscheint. Spenden, andere finanzielle und sonstige Zuwendungen fließen letztlich an Personen in der Kommission, im EU-Parlament und in der Bürokratie. Ihnen zur Hand gehen Beratungsfirmen und Expertengruppen, die sich in Brüssel eingenistet haben und für gutes Geld Expertisen mit jedem gewünschten Ergebnis wie am Laufband produzieren. Auch vorgefertigte Gesetzesentwürfe kommen aus diesen „Thinktanks“. Unbedarfte EU-Abgeordnete dürfen durch Zustimmung zu einem neuen Gesetz dann ihre Wichtigkeit unter Beweis stellen. Es gibt sogar besonders kluge Abgeordnete, die noch nie mit „Nein“ gestimmt haben. Auch so kann man in Brüssel reich werden. Ja, Brüssel gilt inzwischen bei Beobachtern sogar als regelrechter Marktplatz, auf dem Politiker-Stimmen gehandelt werden. Aber die wenigsten wie der österreichische ehemalige Innenminister und spätere EU-Abgeordnete der konservativen Volkspartei (ÖVP), Ernst Strasser, werden vor den Kadi gezerrt. Eine erste Verurteilung wurde inzwischen aufgehoben. Die in einem Test von britischen Journalisten gleichzeitig aufgeflogenen Osteuropäer sitzen unbehelligt noch immer im EU-Parlament und gehen dem hochprofitablen Geschäft mit der Demokratie nach. LOBBYISTEN HEBELN DIE DEMOKRATIE AUS Als Ausdruck des Einflusses der USA, die über 20 Jahre lang die Vorbereitung und Entstehung der EWG und damit der heutigen EU durch den Auslandsgeheimdienst CIA vorbereitet, finanziert und gelenkt hat (siehe GELD-Magazin 12/2013), durfte sich in Brüssel die von der EU-Kommission stillschweigend geduldete Kaste der Lobbyisten als fester Bestandteil des politischen Systems einnisten. Obwohl diese durch ihre dubiose, aber umso bedeutsamere Einflussnahme die Demokratie aushebeln, indem die Meinungsbildung außerhalb der demokratischen Strukturen auf zweifelhafte Weise stattfindet. Damit ist die gekaufte Demokratie nach amerikanischem Vorbild auch in Europa Wirklichkeit geworden. Mit dem Unterschied, dass sich die Geldgeber der Lobbyisten gegenüber dem System der Political Action Committees (PACs) in Washington viele Milliarden an Wahlkampffinanzierungen ersparen und sich lediglich anlassbezogen Stimmen sichern müssen. DIE GEKAUFTE DEMOKRATIE IN EUROPA Die geschätzten 15.000 bis 20.000 Lobbyisten, von denen sich nicht einmal 5.000 offiziell registrieren ließen, haben sich an ihrer hochbezahlten politischen Klientel in Brüssel wie Blutegel festgesaugt und werden von ihren Auftraggebern mit mindestens 100.000 Euro je Fall fürstlich entlohnt, um deren Interessen in die Gehirne der Politiker einzupflanzen. Auf jeden EU-Abgeordneten kommen rechnerisch zwischen 20 und 25 Lobbyisten. Täglich erlebt ein Abgeordneter drei bis fünf Kontakte mit den professionellen Meinungsfälschern. Der Freistilkampf um das Stimmvieh inkludiert Bestechung und Korruption. Der österreichische unabhängige EU-Abgeordnete H.P. Martin berichtet von fast täglichen Angeboten zu Gratis-Luxusreisen, Galadiners, Autotests und sogar Gruselwandern. Gleichzeitig wird gezielt Druck gemacht, bestimmte Änderungsanträge zu EU-Richtlinien einzubringen oder zu unterstützen. Mit diesem System wurde der Umbau Europas im Sinne der USA und der Konzerne vorangetrieben und eine neue, irreversible politische Struktur geschaffen. Der deutsche Publizist Henryk Broder beschreibt die „Entmündigung Europas“, die der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger in seinem Buch „Sanftes Monster Brüssel“ anspricht, als „ein Betriebssystem, das sich selbst ermächtigt hat, Europa von oben nach unten umzubauen“. Die EU-Verweser seien mehr als nur Technokraten, die eine abstrakte Idee in die politische Wirklichkeit umsetzen wollen. Sie würden den neuen Absolute Return mit Qualität! Macquarie Investment Management Austria KAG verwaltet seit 15 Jahren institutionelles Kundenvermögen nach den modernsten Methoden der Finanzwissenschaften | www.macquarie.at/mim (Aktuelle Verkaufsprospekte der KAG in deutscher Sprache verfügbar) märz 2014 – GELD-mAGAzIN ° 13 Brennpunkt ° Europäische Union Adel Europas bilden, der sich grenzüberschreitend organisiert hat, einen großen Hof darstellt und in selbst gebildeten kleinen Hofstaaten Luxus und Privilegien genießt. EIN PARLAMENT WIE DER OBERSTE SOWJET OHNE GESETZVORSCHLÄGE Auch das EU-Parlament entspricht nicht den demokratischen Regeln. Henryk Broder vermeint sogar, dass es mehr mit dem Obersten Sowjet der ehemaligen Sowjetunion als mit der Bezirksverordnetenversammlung des Stadtteils KreuzbergFriedrichshain in Berlin gemein habe. Tatsächlich ist das Parlament die einzige Volksvertretung innerhalb der sogenannten „freien Welt“, die kein Recht hat, Gesetze vorzuschlagen. Es existiert vor allem, um Entscheidungen der EU-Kommission abzusegnen, die ihrerseits mit gleichzeitig exekutiven wie legislativen Vollmachten gegen das Prinzip der Gewaltenteilung verstoßt – eine der Säulen jeder demokratischen Verfassung. Broder kritisiert: „Dieselben Menschen, die bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit eine europäische Identität, einen gemeinsamen Wertekanon et cetera beschwören und sich dabei auf europäische Errungenschaften wie Demokratie und Gewaltenteilung berufen, haben ein politisches System geschaffen, das eben diesen beschworenen Werten Hohn spricht. Nicht die 751 Europaabgeordneten, also die Volksvertreter, haben das Sagen, sondern die 28 EU-Kommissare aus ebenso vielen Ländern.“ EU-MINISTERRAT MIT SCHWEREN DEMOKRATIEDEFIZITEN Der Rat der Europäischen Union oder EU-Ministerrat – nicht zu verwechseln mit dem „Europäischen Rat“ der Staats- und Regierungschefs – gilt als typisches Beispiel für das Demokratiedefizit der EU. Er steht im krassen Widerspruch zum Prinzip der Gewaltenteilung, denn er erfüllt Aufgaben der Legislative, während seine Mitglieder in den entsendenden Mitgliedstaaten Teil der nationalen Regierungen und damit der Exe- 14 ° GELD-mAGAzIN – märz 2014 kutive sind. Das eröffnet Regierungen die Möglichkeit, Gesetzesvorschläge, die auf nationaler Ebene keine Parlamentsmehrheit finden, auf dem Umweg über die europäische Gesetzgebung durchzusetzen. Im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren, das für die meisten EU-Politikbereiche gilt, muss allerdings neben dem Rat auch das direkt gewählte Europäische Parlament einem Gesetzgebungsakt zustimmen, damit dieser in Kraft treten kann. Die Tagungen des Rats sind zwar öffentlich, wenn der Rat als Gesetzgeber tätig wird. Vorbereitende Sitzungen oder auch die Treffen des Rates für auswärtige Angelegenheiten finden allerdings hinter verschlossenen Türen statt. In dieser Scheindemokratie bleibt sogar der massive Bruch bestehender Vertragsund Regelwerke ungesühnt. In Brüssel ebenso wie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt, die auf Antrag des deutschen Bundesgerichtshofes derzeit Gegenstand eines Verfahrens beim Europäischen Gerichtshof ist. Stattdessen spielen die nie vom Volk gewählten, sondern von den einzelnen Länder-Regierungen ernannten Strippenzieher in der EU-Kommission das Wunschkonzert der Konzerne aus Europa und den USA. DER GLANZ DER EUROPÄISCHEN UNION VERBLASST BEREITS Drei Monate vor der EU-Wahl mehrten sich indes die Anzeichen, dass dieses Orchester an Glanz veliert. Das kleine Island hat im Februar brüsk die Beitrittsverhandlungen mit der großen EU abgebrochen. Und in Großbritannien nehmen die Widerstände gegen die Diktate vom Festland zu. Auch das Heer der 26,6 Millionen Arbeitslosen in der EU, das einer ansehnlichen Arbeitslosenquote von 10,9 Prozent entspricht, ist nicht gerade ein Erfolgsausweis. Bei Besuchen von Mitarbeitern der GeldgeberTroika von EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) kam es Ende Februar in Athen und Lissabon zu Beschimpfungen wie „Zum Teufel mit Euch Blutsaugern“ und Krawallen, die erst durch den gewalttätigen Einsatz von Polizei mit mehre- ren Verletzten beendet werden konnten. In Athen lässt die Troika regelmäßig die Fortschritte des Landes bei der Umsetzung der Reformen überprüfen, wozu Entlassungen im staatlichen Bereich gehören, mögliche Fehlbeträge im aktuellen Haushalt sowie die Rekapitalisierung von drei Banken. In Portugal kämpfte der Gewerkschaftsverband CGTP mit Demonstrationen gegen Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst, Rentenkürzungen und gegen Einschnitte im Gesundheits- und Bildungssektor. Die höchste Arbeitslosenquote der EU verzeichnete zum Jahresende 2013 Griechenland mit 27,8 Prozent, gefolgt von Spanien mit 25,8 Prozent, Kroatien mit 18,6, Zypern mit 17,5 und Portugal mit 15,4 Prozent. Weitaus dramatischer war die Arbeitslosigkeit von 5,6 Millionen jungen Menschen ohne jede Aussicht auf Verbesserung der tristen Lage. In Griechenland waren lt. Eurostat Ende 2013 59,2 Prozent der 15- bis 24-Jährigen ohne Arbeit, in Spanien 54,3 Prozent, in Kroatien 49,2, in Italien 41,6, in Zypern 40,8 und in Portugal 36,3 Prozent. Die EU-Kommission kümmert sich derweilen vorrangig um die für sie wahrhaft wichtigen Dinge wie den Umsturz in der Ukraine, den Freihandelsvertrag TTIP mit den USA und die Zulassung der Produkte und Saatgüter der US-Konzerne Monsanto und DuPont Pioneer. Diese wollen Europas Landwirtschaft und Verbraucher u. a. mit ihrem eigens gegen Wiederverwendung präparierten Saatgut und dem selbstständig Insektengift erzeugenden Genmais „Pioneer 1507“ zwangsbeglücken, obwohl eigentlich niemand darum gebeten und die Kommission eine Bedarfserhebung gar nicht erst ins Auge gefasst hatte. ZWEIFELHAFTER BRUCH VON DEMOKRATISCHEN REGELN UND GESETZEN Die Bürger müssen sich inzwischen die Frage stellen: Rechtfertigen die wahrnehmbaren Fortschritte des Integrationsprozesses, dass das Entscheidungssystem der EU zur Erreichung der Ziele demokratische Regeln ebenso bricht wie Gesetze? Hat sie wirklich Demokratie und Wohlstand befördert? War sie wirklich ein Friedensprojekt? WIR GEHÖREN ZUR FAMILIE: WEIL WIR WISSEN, WAS SIE BEWEGT. GRUPPE und zählen auf die langjährige Erfahrung der Leasingund Finanzierungsexperten. Unternehmen und öffentliche Hand planen mit der HYPO NOE GRUPPE, wenn es um maßgeschneiderte Bau- und Finanzierungslösungen geht. Vom Plan bis zum Facility Management liegt ihr Bauvorhaben hier in den richtigen Händen. Sicherheit, Kompetenz und Zukunft in Blau-Gelb. SE I Die HYPO NOE GRUPPE ist als Unternehmensfamilie das finanzielle Kompetenzzentrum des Landes Niederösterreich. In den 29 Geschäftsstellen der HYPO NOE Landesbank in Niederösterreich und Wien betreuen wir Familien in allen Geldangelegenheiten. Kompetent und individuell. Kunden und Institutionen auf Landeswie Gemeindeebene rechnen mit den Spezialisten der HYPO NOE www.hyponoe.at T 12 5 JA HREN Brennpunkt ° Europäische Union D er für seine deftigen Wortspenden bekannte deutsche SPIEGEL-Autor Henryk M. Broder zeigte in seinem jüngsten Buch „Die letzten Tage Europas – wie wir eine gute Idee versenken“, mit drastischen Beispielen zur Lage Europas die Schattenseiten des Bürokratie-Molochs in Brüssel auf. Einer, der nach eigener Aussage die Freiheit und Vielfalt in Europa schätzt, sagt der totalen Gleichmacherei durch die europäischen Bürokraten den Kampf an. Und stellt Fragen: „Wie konnte es so weit kommen, dass ein europäischer Spitzenpolitiker (gemeint ist der deutsche EU-Parlamentspräsident Schulz) freimütig erklärt, Europa selbst könne wegen seiner Demokratiedefizite niemals Mitglied der EU werden? Wie, dass es für jede Bagatelle detaillierte Regeln gibt – vom Gemüse bis zum Kondom, aber nicht für den Umgang mit Diktaturen? Kann es angehen, dass die spanische Polizei „europaskeptische“ Demonstranten niederprügelt wie weiland unter Franco? Dass wir total entmündigt werden im Namen eines vermeintlichen Umwelt- und Konsumentenschutzes, der meist nichts anderes ist als das Ergebnis eines geschickten Lobbyismus? Anhand zahlreicher Beispiele beschreibt er das Europa der Bürokraten und der Gleichschaltung als einen neuen Totalitarismus, erfunden und propagiert von einer Politikerkaste, welche die europäischen Völker für ein neues „Menschheitsbeglückungsprogramm“ in Geiselhaft genommen habe. Dabei jongliert Broder gern mit Vergleichen. So wie mit jenem zwischen der EU und Volkswagen. Letzteres sei ein Unternehmen, das nach den Regeln der Marktwirtschaft funktioniert. In der EU hingegen habe sich eine Idee selbstständig gemacht und sei bei dem „Vertrag von Lissabon“ über die Arbeitsweise der Europäischen Union angekommen, der aus einer Präambel und 358 Artikeln besteht, in denen alles festgelegt und geregelt wird, was ein Jurist vor- 16 ° GELD-mAGAzIN – märz 2014 DIE LETZTEN TAGE EUROPAS Henryk M. Broder.Verlag Knaus. 224 Seiten. wegzunehmen in der Lage sei. Daraus sei ein bürokratisches Monster entstanden, das sich am Unmöglichen abarbeite. Broder ist aber auch gut für Authentizität. So zitiert er etwa den eher stammelnden deutschen Finanzminister Schäuble wörtlich aus einem TV-Interview über die wirren Vorgänge bei der Zypern-Rettung und resümiert dann süffisant: „Mal ehrlich, würden Sie sich von einem Bankangestellten, der keine drei Sätze zusammenhängend sagen kann, einen Bausparvertrag aufschwatzen lassen? Würden Sie nicht. Aber Sie nehmen es hin, dass der Bundesfinanzminister vor Ihren Augen seine totale Inkompetenz entfaltet und Ihnen einen alten kranken Esel als einen fitten jungen Mustang zu verkaufen versucht.“ Dem Ausspruch von Schäuble über die angebliche Bewältigung der Krise nach dem Nietzsche-Zitat „Was mich nicht umbringt, macht mich nur härter“ wirft Broder hinterher, dass gleichzeitig in Spanien und Italien jeder vierte Jugendliche nicht nur arbeitslos, sondern auch ohne jede Aussicht auf eine Änderung seiner Situation sei und Patienten in griechischen Spitälern von ihren Verwandten versorgt werden müssten, weil den Hospitälern das Geld für Lebensmittel und Medikamente ausgegangen war. Die Anstrengungen, nach Griechenland auch Zypern unbedingt in der EU zu halten, kommentiert Broder mit einem Hinweis auf „eine sehr präzise Formel“ von Hanns Dieter Hüsch, dem verstorbenen deutschen Kabarettisten: „Mach ich auf der Bühne einen Fehler, mach ich gleich einen zweiten hinterher, dann sieht es nach Methode aus.“ Und je mehr Menschen begreifen, dass ihnen ein Kartenhaus als ein „Mehr-Generationen-Projekt“ verkauft wird, das „die Gemeinschaft stärken“ und die „Quartiere beleben“ soll, umso hysterischer werden die Bemühungen, das fragile Gebilde vor einem Einsturz zu bewahren. „So war es auch in der Endphase der Sowjetunion, als allen klar wurde, dass dem Riesen die Puste ausgegangen war“, vergleicht Broder. „Heute ist es Bundesfinanzminister Schäuble, der ohne einen Anflug von Scham sagt, die wichtigste Aufgabe sei, dafür zu sorgen, dass wir stark genug sind, alle im Boot zu halten.“ Die Metapher sei allerdings vollkommen daneben. Schäuble meine nämlich, die EU sei ein Konvoi, aus dem kein Boot ausscheren soll. Wobei er übersehe, dass in einem Konvoi das langsamste Boot das Tempo bestimme. Für den letzten Rest an Klarheit zieht Broder eine alte jüdische Anekdote heran: Ein alter Jude sitzt im Zug unterwegs von Berdytschew nach Zytomyr. Es ist ein Personenzug, der an jeder Station hält. Und wann immer der Zug an einem Bahnhof hält, bricht der alte Jude in lautes Jammern aus. „Ojwej, Ojgewalt! Was tu ich nur, was tu ich nur!“ Mit jedem Stopp wird das Jammern lauter und lauter. Schließlich erbarmt sich einer der Mitreisenden und fragt den alten Juden: „Was haben Sie denn, geht es Ihnen nicht gut, kann ich etwas für Sie tun?“ — „Nein“, klagt der alte Jude, „Sie können nichts für mich tun. Ich sitze im falschen Zug und mit jeder Station wird die Rückreise länger.“ credit: beigestellt Es fällt nicht leicht, Europäer zu sein ° xxxxxxxx Brennpunkt credit: Archiv Aber was hatten dann britische und polnische Soldaten bei dem Angriffskrieg gegen den Irak, französische Bomber in Libyen und deutsche Bewaffnete am Hindukusch verloren? Wozu rüsten EU-Länder weiterhin die Kampfverbände der NATO auf? Hat die EU mit einer Hilfs-Armee etwa gar auch einen imperialen Auftrag im Konzept eines neu-römischen Weltreichs der USA? Fraglich ist auch, ob die rasche Erweiterung um die Länder Ost- und Südosteuropas tatsächlich den vorgegebenen Grundsätzen entsprach. Von Italien, Griechenland und Zypern wissen wir das inzwischen. Und von Rumänien und Bulgarien redet noch niemand niemand, solange die pünktlich ihre Zinsen für die Staatsschuld zahlen. MISSRATEN ZUM ZWANGSSYSTEM FINANZIELLER UMVERTEILUNG Entgegen Geist und Inhalt ihres ursprünglichen Regelwerkes, ist die EU zu einem Zwangssystem finanzieller Umverteilung missraten, in dem leistungsbereite Volkswirtschaften die Schulden rückständiger, leistungsschwacher und reformunwilliger Staaten schultern müssen. In der nunmehrigen Transfergemeinschaft werden einige wenige Geberländer dauerhaft zum Transfer von Steuermilliarden an undiszipliniert oder womöglich sogar betrügerisch agierende nationale Finanzverwaltungen gezwungen. Der Grundsatz, dass kein Staat für die Schulden anderer Staaten Verantwortung übernimmt, wurde staatsstreich­artig eliminiert. Über den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) haben sich sogar die offiziell immer bestrittenen Eurobonds heimlich in die Euro-Staaten eingeschlichen: Seit Jänner 2013 emittiert ESM-Generaldirektor Klaus Regling laufend Schuldpapiere auf Kosten aller Steuerzahler, um notfalls marode Staaten und deren Banken finanziell über Wasser zu halten. Dafür erhält der oberste Deutsche ein jährliches Grundgehalt von brutto 324.000 Euro im Jahr und verdient somit weit mehr als seine Bundeskanzlerin mit 190.000 Euro; mit Aufwandsentschädigung und Abgeordnetendiät kommt sie auf weniger als 290.000 Euro. Ihr Caddy für die beste Wahl! Jose Manuel Barroso: Kassiert 304.000 Euro plus üppige Zulagen pro Jahr Auch die normalen Mitarbeiter des ESM dürfen sich über eine ordentliche Bezahlung freuen. Für leitende Angestellte sind 64.000 bis 167.000 Euro p.a. vorgesehen; für Assistenten und Hilfskräfte ein Mindestbetrag von 22.000 Euro und eine Höchstgrenze von 72.000 Euro. Zum Vergleich: Kommissionspräsident José Manuel Barroso kommt zwar nur auf rund 304.000 Euro Grundgehalt, erhält in Brüssel allerdings noch hohe Zulagen. Mehr Geld streift EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt ein, der gut 370.000 brutto plus Zulagen im Jahr kassiert. Neben den Räten und der Kommission, den Keimzellen der Brüsseler Bürokratie, geben auch die Parlamentarier den Eindruck einer bürgerfernen Abgehobenheit. Damit tragen sie dazu bei, dass sie von Kritikern als „verkommene Elite“ bloßgestellt werden, die sich an üppig fließenden Tagegeldern und Aufwandsentschädigungen hemmungslos bereichert, statt ihrer verantwortungsvollen Arbeit im Interesse der Bürger nachzugehen. 2012 sind bis zu 10.833 Euro pro Person an Kosten für Fahrten in das Heimatland bezahlt worden – pauschal und unabhängig davon, ob die Reise tatsächlich stattgefunden hat. So bessern sich die Abgeordneten zusätzlich zu den Monats-Gagen von 7.956,87 Euro ihr Ein­ kommen bei extrem niedrigen Steuersätzen für EU-Bedienstete auf. Hinzu kommt eine Vergütung zur Deckung aller Kosten Wie schön, dass Menschen so unterschiedlich sind – in der Berufswahl, der Lebensplanung, den Hobbys. Damit Sie den richtigen Schutz für Ihren Kunden bieten können, sorgen wir für das richtige Equipment auf Ihrer „Beratungsrunde“: mit unseren variantenreichen Tarifen in der Risiko- und Berufsunfähigkeitsversicherung. Mehr Infos unter www.dialog-leben.at! Dialog spielt auch digital! Dialog 2Go: Die Dialog Berater-App für die Beratung unterwegs DER Spezialversicherer märz 2014 – GELD-MAGAZIN ° 17 für biometrische Risiken Brennpunkt ° Europäische Union EU-BEAMTE MIT TRAUMGEHÄLTERN UND PRIVILEGIEN Trotz Traumgehältern, Reiseprivilegien und Rekordurlauben griffen auch 3.500 Ratsbeamte zu und verrechneten insgesamt fünf Millionen Euro für den Heimaturlaub. Dabei sind ihre Gagen alles andere als mickrig. Wie die „Welt am Sonntag“ errechnete, verdienen tausende EU-Beamte mehr als ein typischer europäischer Regierungschef. Geringe Sozialabgaben von 13,3 Prozent des Grundgehalts samt moderaten EUSteuersätzen und bescheidener Progression garantieren dies. Kritiker sprechen vom „Schlaraffenland“. Als einer von 79 Generaldirektoren in der höchsten Besoldungsstufe verdient ein kinderloser Single in Brüssel 21.310,17 Euro im Monat, Zulagen inklusive. Rechnet man nicht brutto, sondern netto, dann bekommen in Brüssel und Luxemburg noch erheblich mehr Menschen mehr Geld als ein europäischer Regierungschef, von Minis­ tern und Staatssekretären gar nicht zu reden (siehe Tabelle). IN BRÜSSEL WUCHERT EIN BÜROKRATIEMONSTER Die Brüsseler Schaltzentrale wuchert mit bereits mehr als 55.000 hochbezahlten Bürokraten und bestätigt die Erkenntnis des britischen Soziologen C. Northcote Parkinson über die ineffiziente Bürokratie­ explosion (Parkinson’sches Gesetz): Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit hypertrophen Behörde rechtfertigen wollen. Daraus ist ein regelrechter Drang zu Regulierung, Planwirtschaft und maximaler Kontrolle aller Lebensbereiche entstanden. Brüsseler Manneken Pis: Ideen-Spender für EU-Untersuchung über das Urinierverhalten? für ihre Erledigung zur Verfügung steht. Ist weniger Zeit vorhanden, dauert die Erledigung entsprechend kürzer. In der wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft und da vor allem in der Industrie trachtet daher jede erfolgreiche Unternehmensleitung nach einer alljährlichen Produktivitätssteigerung: Mit der gleichen Anzahl an Mitarbeitern immer mehr zu leisten. Im Brüsseler Bürokratie-Monster geschieht das Gegenteil: Die hochbezahlten Beamten arbeiten notfalls immer langsamer, um auffallende Leerläufe zu vermeiden. Denn niemand kontrolliert sie. Außerdem nehmen sie sich die Freiheit, bis in nebensächliche Details des täglichen Lebens durch immer neu erfundene Verordnungen einzugreifen. So, als würden die Bürokraten krampfhaft die Existenzberechtigung der ° VERDIENST IN DER EU-VERWALTUNG Funktion (Gehaltsstufe) Direktor (14) Leitender Rechtsrat (13) Referatsleiter (12) Persönl. Assistent, Hauptübersetzer (11) Übersetzer (7) Monatl. Bruttolohn (in EUR) 18.173,-- 16.359,-- 13.450,-- 12.444,-- 7.875,-- Anzahl d. beziehenden Beamten 1.760 4.365 8.752 11.117 26.292 Quelle: Welt am Sonntag 18 ° GELD-MAGAZIN – märz 2014 18 MILLIONEN EURO FÜR STUDIEN ÜBER ÖKODESIGN Das reicht von der Gurkenkrümmung über Glühbirnen bis zur Duschkopfreglementierung. Auch Kaffeemaschinen werden inzwischen mittels Verordnung ausgefiltert. Mit vorgeblich modernen ÖkoDesign-Verordnungen will Brüssel offiziell nur umweltpolitische Ideen umsetzen. Doch in Wirklichkeit geht es darum, dass Lob­byisten ihre Firmen ins Geschäft bringen können. Dabei kosteten allein die sogenannten „Vorbereitungs-Studien“ mehr als 18 Millionen Euro. Inzwischen ähnelt manches, was Brüsseler Bürokraten beschließen, einem ausgesprochenen Schildbürgerstreich. Die neue Verbraucherrechte-Richtlinie der EU wird in Österreich mit dem „Fern- und Auswärtsgeschäfte-Gesetz“ umgesetzt. Dieses verlangt von Handwerkern mündlich oder schriftlich ausführliche Informationen, juristische Belehrungen und die Übergabe eines Widerrufsformulars. Das veranlasste Christiane Wendehorst, Professorin am ­Institut für Zivilrecht der Universität Wien, zu dem Kommentar: „Der Installateur soll also eine juristische Vorlesung halten.“ Nicht minder zweifelhaft ist die maximal zugelassene Leistung eines Staubsaugers von 1600 Watt. Das sei energiesparend und umweltschonend, behauptet die Kommission. Dass die somit gedrosselte Saugkraft jedoch dazu führt, dass dann eben länger gesaugt werden muss, hat wohl niemand bedacht. Aber für dieses Intelligenz-Manko geniert sich in Brüssel niemand. Notfalls werden Verordnungen eben wieder geändert oder ganz abgeschafft. Parkinson hat es vorhergesehen. UNTERSUCHUNGEN ÜBER DAS URINIER-VERHALTEN DER EU-BÜRGER Ein treffliches Beispiel für die fantasiereiche Arbeitsbeschaffung vermittelt die von der EU-Kommission in Auftrag gege- credit: Shutterstock im Heimatland von monatlich 4.299 Euro und eine jährliche Reisekosten-Vergütung für Reisen in Ausübung ihres Mandats außerhalb ihres Heimatlandes von 4.243 Euro. ° Europäische Union Brennpunkt bene Erforschung der Toiletten-Gewohnheiten der 505 Millionen EU-Bürger. Eine umfassende und zwei Jahre dauernde Feldstudie befasste sich u. a. mit dem Urinier-Verhalten der Europäer. Eine Arbeitsgruppe hat die Studien im schönen spanischen Sevilla betrieben. Die Schlussfolgerung der EUKommission aus dem 60-seitigen Bericht: Die Klo-Spülungen müssen neu reguliert werden. Künftig dürfen die Bürger nicht mehr als sechs Liter pro Spülung verwenden. Die Briten bekommen für eine Übergangszeit die obligate Ausnahme-Regelung: Für einen begrenzten Zeitraum dürfen sie sieben bis neun Liter verwenden. Die EU-Kommission wird die korrekte Umsetzung der neuen Regulierung vorerst nicht durch eine eigene Behörde kontrollieren lassen. Die anonymen „Experten“ haben sich auch umfassend mit ergonomischen Fragestellungen auf dem Klo beschäftigt und sind zu der überraschenden Erkenntnis gelangt, dass die Bürger oft unterschiedlich auf dem Klo sitzen. Kritisiert wird u. a., dass „manche Klo-Deckel in keinem Bezug zu ihrer Produkt-Funktion stehen“. Abbildungen sind zu diesem Vorwurf leider nicht vorhanden, weshalb jeder EUBürger selber prüfen sollte, ob sein KloDeckel den Vorstellungen von Kommissionspräsident José Manuel Barroso entspricht. 40 AUSGELAGERTE EU-AGENTUREN MIT 6.000 BEAMTEN Die explosive Verwaltungswut der EU-Behörden schlägt sich auch in unzähligen Außenstellen nieder. Mehr als 6.000 Beamte werken in 40 dezentral ausgelagerten EU-Agenturen – eine wenig bekannte Parallel-Bürokratie, die stetig anschwillt und für horrende Verwaltungskosten und irrwitzige Ausgaben für Anschaffungen mehr und mehr Steuergeld verschlingt. So werden etwa im spanischen Bilbao Daten über die Gesundheit am Arbeitsplatz gesammelt, in Vilnius wird die Gleichbehand- lung von Mann und Frau untersucht. Durch die Auslagerungen entstehen immer neue Doppelstrukturen, sei es mit Brüssel, sei es mit den Nationalstaaten. In Lissabon sind gleich zwei Agenturen angesiedelt: Die Drogenbeobachtungsstelle sowie die Agentur für Sicherheit des Seeverkehrs. Kritische Abgeordnete berichten, dass 60 bis 70 Prozent der Kosten bei diesen EU-Agenturen allein für die Verwaltung derselben aufgehen. Die Arbeitsbedingungen in den Agenturen übertreffen dank monströser Zulagen und Privilegien sogar das EU-Beamten-Paradies in Brüssel, heißt es. Wir machen es möglich: Performance mit System Entscheiden Sie sich für die quantitative Aktienexpertise von AXA Rosenberg. Für weitere Informationen kontaktieren Sie uns unter: +49 69 90025 2049 [email protected] www.axa-im.at Die hier von AXA Investment Managers Deutschland GmbH bereitgestellten Informationen stellen kein Angebot zum Kauf, Verkauf oder zur Zeichnung von Fondsanteilen bzw. Finanzinstrumenten oder ein Angebot für Finanzdienstleistungen dar. Ein Kauf von Fondsanteilen erfolgt ausschließlich auf Basis der jeweils gültigen Verkaufsprospekte und den darin enthaltenen Informationen. Die Verkaufsprospekte, wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) und Jahres- und Halbjahresberichte erhalten Sie kostenlos bei AXA Investment Managers Deutschland GmbH, Bleichstraße 2 – 4, 60313 Frankfurt/Main oder der jeweiligen Informations- und Zahlstelle in Österreich oder unseren Vertriebspartnern sowie unter www.axa-im.at. märz 2014 – GELD-MAGAZIN ° 19 Ein Leben an den Finanzmärkten Im folgenden Interview blickt der Wall Street-Veteran und Präsident der Lipper Advisory Services Inc. zurück auf seine über 50-jährige Karriere und präsentiert seine wichtigsten Investmenttipps – vor allem, wenn es um die Geldanlage in Investmentfonds geht. Wolfgang Regner der Finanzmärkte… Michael Lipper: Ja, denn ich habe nir­ gendwo mehr über analytisches Denken und sorgfältiges Geldmanagement gelernt als auf der Pferderennbahn – weit mehr auch als in meinem Studium an der Columbia University. Die erste wichtige Erfahrung war die Feststel­ lung, dass es so etwas wie Rennglück gibt. Oder auf die Finanzwelt umgelegt: Trotz allem Stu­ diums vergangenheitsbezogener Daten über Performance und Risiko passieren immer wie­ der unerwartete Dinge. Zweitens erkannte ich, dass auch die Gruppe der Profiwetter falsch liegen kann. Die populärsten Wetten haben eine Trefferquote von unter 50 Prozent. Daher habe ich eine Abneigung gegen Investments in populäre Aktien oder Investmentfonds mit ent­ sprechend hohem Volumen. Welche Erkenntnisse haben Sie dabei ­gewonnen? Auch in der Analyse von Wertpapieren geht es ähnlich zu wie auf der Pferderennbahn. Um als Sieger bei den Pferdewetten hervorzuge­ hen, muss man erstens die Verlierer vermeiden, indem man nicht in jedem Rennen Wetten platziert und zweitens sehr selektiv vorgehen, wenn man auf die Gewinnchancen setzt, die vom Gewicht der anderen, meist viel größeren Wettteilnehmer vorgegeben werden. In der Fi­ nanzwelt führen die vielen rein quantitatven Investmentprozesse mit der Zeit dazu, auf die Marktfavoriten zu wetten. Auf der Pferderenn­ bahn machte ich jedoch die Erfahrung, dass die Favoriten (auf der Basis früherer Wettergeb­ nisse) nur relativ selten gewinnen und wenn, dann sind die Wettgewinne relativ gering und können die Verluste nicht ausgleichen, wenn sie nicht gewinnen. Für mich ist die Fonds- oder Aktienauswahl viel mehr eine Kunst als eine 20 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 Wissenschaft. Eine Kunst ist es, die Art und Weise zu verstehen, wie Menschen den Wett­ kampf gegen andere erfolgreich bestreiten bzw. wie sie in Kombination mit anderen hoch quali­ fizierten Playern arbeiten. Was können Privatanleger daraus lernen? Analog zur Pferderennbahn ist es nicht güns­ tig, wenn man sich geradezu gezwungen fühlt, an jedem Rennen teilzunehmen bzw. jede scheinbar interessante Spekulation unbedingt mitzumachen. Vielmehr gilt es, seine Chancen und Opportunitäten sorgfältig auszuwählen. Daher bevorzuge ich Investmentfonds, die eher konzentriert und mit weniger Einzeltiteln ge­ managt werden als Fonds, die offenbar überall dabei sein müssen. Aber auch als gewöhnlicher Anleger sollte man unbedingt konzentriert vor­ gehen und sich nicht in Dutzenden von eher kleinen Positionen verzetteln. Lieber Zeit in­ vestieren, indem man sich nach günstigen Anlagechancen umsieht. Schnäppchen sind schwer zu finden, dennoch zahlt es sich län­ gerfristig aus, nach ihnen zu suchen. Und man sollte nicht unbedingt in Fonds investieren, die die Ranglisten gerade toppen. vom Markt höher eingeschätzt werden als bloß ein statistischer Vergleich. Manchmal ist eine Prämie auf den Preis ganz einfach gerechtfer­ tigt. Daher: Zahlen sind wichtig, aber KGVs und andere rein statistische Größen sagen nicht al­ les. Bei der Unternehmensanalyse ist es ebenso wichtig zu verstehen, welche Ziele das jeweilige Management verfolgt. Die Geschichte hat leider oft gezeigt, dass professionelle Analysten lau­ sige Unternehmer sind. Auch Unternehmer können Mist bauen… Ja sicher. Meistens ist das echte Problem in den handelnden Personen zu suchen und zu finden, und zwar in der Art und Weise, wie sie auf sich verändernde oder plötzlich eintretende Um­ stände reagieren. Viele CEOs sind sich dessen bewusst, dass sie Teil oder gar der Hauptteil des Problems sind – und doch reagieren sie nicht adäquat und bringen damit ihr Unternehmen in umso größere Schwierigkeiten. Und die Leh­ re daraus ist: Als Investoren sind wir oft selbst das größte Hindernis, das einer besseren Per­ formance im Wege steht. Es gibt die vorherrschende Meinung, fast alles an der Börse sei Psychologie. Wie passt das Wie ging es dann in der Finanzwelt mit Ihnen nun mit Ihrem Hang zu Statistiken zusammen? weiter? Wenn sie die Psychologie ansprechen, so muss man zwischen der Psychologie des einzelnen Investors und einer vorherrschenden Markt­ psychologie unterscheiden. So habe ich z.B. eine Abneigung dagegen, eine Position zu verkaufen, wenn daraus eine kurzfristige Enttäuschung re­ sultiert. Diese Enttäuschung jedoch kann zu einer langfristigen werden und zu Underperfor­ mance führen. Verkaufen sollte man nur, wenn die langfristige Story nicht mehr stimmt. Als Aktienanalyst wurde mir schnell klar, dass nackte Zahlen in einem Finanzbericht relativ nutzlos sind. Zuerst lernten wir, Unternehmen miteinander zu vergleichen, und zwar meist auf der Basis von bestimmten Kennzahlen. Dann kamen die Preisvergleiche an die Reihe – statistisch gesehen ist eben ein Unternehmen billiger als ein anderes. Doch das ist genau der Punkt, an dem leider viele Analysten und auch Investoren Halt machen. Dabei bedeutet billiger nicht unbedingt besser. Oft gibt es andere Fak­ toren, vor allem aus dem Qualitätsbereich, die Welche Tipps können Sie unseren Lesern ­aktuell geben? creditS: GELD ° Sie waren offenbar ein Quereinsteiger ° Im Gespräch mit Michael Lipper Brennpunkt Michael Lipper, renommierter Vermögensverwalter, Fondsspezialist und Präsident der Lipper Advisory Services Inc. Oft muss man – das zeigt die Geschichte – seine eigenen vorgefassten Meinungen überdenken und mitten auf dem Weg kehrt machen. Die wichtigste Determinante für die Investmentstrategie ist der Zeithorizont. Entscheidend sollte immer der längerfristige Erfolg sein. Das sollte auch bei der Auswahl von Investment­ fonds gelten: Entscheidend ist zumindest eine überzeugende Fünfjahres-, besser noch eine Zehnjahresperformance. Auch die Anzahl der Fondsmanagerwechsel in dieser Periode spielt eine Rolle. Und auch der Portfolioumschlag, denn der geht wegen der Transaktionskosten zulasten der Investoren. Trader kaufen bzw. verkaufen ihr gesamtes Portfolio in nur einem Monat. Erfolgreiche Langfristinvestoren dage­ gen schlagen ihr Portfolio nur in vier bis fünf Jahren einmal um. nicht erreicht. Nur zehn Tage pro Jahr nicht im Markt investiert zu sein führt zu schlechten län­ gerfristigen Resultaten. Zum Thema Risiko: Viele Investoren fürchten sich vor kurzfristigen Gefahren, sind risikoavers und wollen möglichst keine zwischenzeitlichen Verluste sehen. Dagegen definiere ich „Ri­ siko“ mit der Höhe eines Verlusts, der die langfristigen Performanceziele gefährdet. Ri­ siko bedeutet nicht eine hohe Volatilität, die sich natürlich ungemütlich anfühlt, aber nicht die Erreichung der Investmentziele in Frage stellt. Wenn ein Investor vorzeitig aus dem Boot springt, weil der Markt sich gerade ungemüt­ lich anfühlt, steigt die Gefahr, dass er seine Ziele Sie haben zuletzt gesagt, dass Sie derzeit Die eigene Meinung zu ändern ist allerdings sehr schwer… Oscar Wilde sagte einmal, dass ein Zyniker den Preis von allem wüsste, jedoch den Wert von nichts wirklich kenne. Aufs Investieren um­ gelegt könnte man damit jene Leute meinen, die bei jedem potenziellen Investment nur die möglichen Fehler und Schwächen sehen. Ge­ nauso gefährlich wird es aber, wenn man glaubt, man wüsste alles über ein Investment Bescheid. Die Geschichte der Menschheit zeigt immer­ hin, dass die an den Erfolg Glaubenden häufiger Recht bekamen als diejenigen, die nur die mög­ liche Pleite vor Augen hatten. hen Kosten für aktive Geldmanager zu sparen und in marktnahe Finanzprodukte zu investie­ ren, um den Markt auf diese kostengünstige Weise nachzubilden. Über die letzten Jahre wa­ ren die Zuflüsse in ETFs jedoch deutlich höher als in aktiv gemanagte Fonds, obwohl Letzte­ re insgesamt ein viel höheres Volumen haben. Aus der Erfahrung der Finanzkrise, als nahezu alle Korrelationen zwischen den Assetklassen zusammenbrachen, begannen immer mehr Curriculum Vitae Michael Lipper, CFA, ist Präsident der Lipper Ad­ visory Services, Inc., ein Unternehmen, das Ver­ mögensmanagement für High Net Worth Indivi­ duals und Family Offices, Pensionskassen sowie wohltätige Einrichtungen anbietet. Als früherer Präsident der New Yorker Vereinigung der Wert­ papieranalysten entwickelte er den Lipper Growth Fund Index, der erste einer ganzen Reihe weiterer Lipper Indizes für den Bereich der Wert­ papierfonds. Nach dem Verkauf seiner Fonds­ analysefirma an Reuters im Jahr 1998 konzen­ trierte sich Lipper auf das Portfoliomanagement für seine Klienten und Familie. Er schrieb eine Reihe von Büchern, das bekannteste ist „Money Wise: How to ­Create, Grow and Preserve your Wealth“. eher auf der Verkäuferseite stehen. Haben Sie ­irgendwo neue Finanzblasen identifiziert? In den letzten Jahren sind ETFs bei profes­ sionellen Investmentmanagern sehr beliebt geworden. Sie behaupten, mit ihren ausgefeilten Timing- und Sektorauswahl-Modellen durch Einsatz dieser ETFs überlegene Renditen erzie­ len zu können. Doch wie auch andere Vehikel, so können auch ETFs zu schnell gefahren wer­ den. Die ursprüngliche Idee hinter diesen ETFs war die Erkenntnis, die oft überflüssigen ho­ März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 21 Marktteilnehmer die Märkte in einer „Risk on-, Risk off “-Methode zu spielen – also Marktti­ ming zu betreiben, und ihr Lieblings­instrument wurden die diversen ETFs. Ich glaube dennoch, dass wir wieder auf dem Rückweg sind – weg von Indextrends und zurück zur Selektion ein­ zelner Wertpapiere. Wo sehen Sie Probleme für ETFs? Probleme sehe ich dann, wenn einzelne Ak­ tien- oder ganze Sub-Sektoren zu stark in den zugrunde liegenden Indizes gewichtet sind. Man siehe nur die Technologiebranche im Jahr 2000 oder Apple 2013. Sollten wichtige Markt­ teilnehmer wie z.B. Hedgefonds, die stark auf ETFs setzen, plötzlich zur Erkenntnis gelangen, dass der eine oder andere ETF kein verlässliches Abbild eines Index mehr darstellt und ihre ETFPositionen auf den Markt werfen, dann könnte es massive Liquiditätsprobleme geben. Letzten Endes kann man also nur mittels aktiv ausgewählten Wertpapieren den Markt schlagen… Das stimmt. Hätte man z.B. 2012 auf die ge­ samte Technologiebranche mittels eines ETFs gesetzt, hätte man ein Portfolio aus nur drei Aktien deutlich underperformt: Nämlich aus Apple, IBM und Microsoft. Ich bleibe daher bei meinem Ansatz, der aktives Fondsmanagement über längere Zeiträume nützt, um überlegene Renditen zu erzielen. viele weitere Klassifikationen. Doch der Kom­ fort solcher Einteilungen ist trügerisch. Auch Bewertungsgrößen wie etwa der Buchwert kön­ nen in die Irre führen. Schließlich handelt es sich dabei um Kalkulationen auf der Basis von Bilanzwerten, die jedoch mit der Realität oft nichts gemein haben. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der verengten Sichtweise von ­Aktieninvestoren. Was konkret meinen Sie damit? Anleger missachten zumeist Signale, die von den Anleihemärkten ausgehen. Und das, ob­ wohl Anleihen weitaus anfälliger für potenziell schlechte Nachrichten sind als Aktien. Denn ein Bondinvestor erhält maximal 100 Prozent seines Einsatzes zurück – für positive Über­ raschungen ist da kein Platz. Daher können Anleihen auch für Aktieninvestoren wichtige Warnsignale aussenden – wie z.B. Änderungen in den Credit Ratings. Zuletzt gab es im US-High Yield-Bereich eine hohe Anzahl an Downgrades im Vergleich zu Upgrades. Das steht nicht im Einklang mit einer US-Wirtschaft, die sich eigentlich erholen soll. 2013 war eines der we­ nigen Jahre, in denen Anleihefonds an Wert verloren haben. Damit könnte die Zeit für su­ perbillige Refinanzierungen von Unternehmen vorüber sein. Auch von den eher schwachen Rohstoffpreisen gehen Warnsignale für Aktien­ investoren aus. Wie erkennt man einen Hoch- oder auch Wie schützt man sich vor Finanzblasen? ­Tiefpunkt im Aktienmarkt? Anleger müssen sich unbedingt von dem Orwell’schen „Group Think“ freimachen, der aktuell durch die ETF-Szene und indexnahe Anlagestile rauscht. Daher sollte man sich nicht davor scheuen, Wertpapiere oder Fondsmana­ ger auszuwählen, die eben anders sind als der Mainstream. Man sollte stark genug sein, um das bequeme Indexing bestenfalls als kleinen Anteil eines diversifizierten Portfolios zu be­ trachten. Typisch vor einem Extrempunkt ist eine sehr marktenge, auf wenige schwergewichtige Titel konzentrierte scharfe Rally bzw. ein ebensolcher Absturz, der zahlenmäßig die Marktteilnahme der einzelnen Anleger dramatisch verändert. Extrempunkte saugen auch noch den letzten Bullen oder Bären in den bzw. aus dem Markt. Trotz der bereits starken Anstiege bzw. Verluste scheinen weitere Gewinne/Verluste nahezu ga­ rantiert zu sein. So weit sind wir im aktuellen Bullenmarkt eindeutig noch nicht. Immerhin haben wir nach 205 Tagen ohne eine fünfpro­ zentige Korrektur Anfang Februar doch noch eine solche bekommen. Doch darauf folgte eine volumensschwache Rally, die offenbar neue Anleger in den Markt mit sich zog. Dadurch dürfte nun die Phase der Dispersion, also der Welche Investment-Fallen sehen Sie? Zuerst gibt es die Datenfallen und die Infor­ mationsfallen. Wir betrachten die Daten nicht in ihrer Vielseitigkeit, sondern bündeln sie zu abstrakten Größen wie „Growth“ oder „Value“, DM oder EM (Emerging Markets), BRIC und 22 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 Verteilung von Aktien auf immer mehr Markt­ teilnehmer eingeläutet worden sein. Die hohe Korrelation der einzelnen Aktien beginnt zu sinken, spekulative Small Caps werden immer beliebter, große Qualitätstitel underperformen. Um dann den Einbruch auszulösen, dafür fehlt noch ein einziges oder auch eine Serie von unerwarteten Schockereignissen. Ein solches könnte in China seinen Ursprung haben. Die dortige politische Führung denkt um vieles län­ gerfristiger als die meisten westlichen Politiker. Egal, wie lange es dauert, aber China will zur weltweiten Nummer eins aufsteigen. Doch auf dem Weg zur Weltspitze kann einiges schiefge­ hen. Eine Finanzkrise made in China könnte die Weltbörsen kräftig durchschütteln. Eignen sich Performancemaßstäbe zur Auswahl von Fondsmanagern? Nicht sehr. Zumindest müsste man die Perfor­ mance in vielen verschiedenen Zeitfenstern beobachten, insgesamt in 40 Quartalen, also zehn Jahren. Ein Großteil der Quartale sollte innerhalb der mittleren drei Performance-Quin­ tilen sein. Zu diesem Zweck wird die Anzahl der Manager in fünf Fünftel aufgeteilt. Fonds, die zumindest im dritten Quintil auftauchen, befinden sich auch in der sogenannten „Glo­ ckenkurve“. Wenn sie diese verlassen, so ist dies ein Warnsignal. Auch das Verhältnis zwischen den Top-Quintilen zu den Bottom-Quintilen ist interessant, vor allem bei aggressiven Fonds­ managern. Dieses Verhältnis sollte bei drei zu eins liegen. Wichtig sind auch die Trendumkehr vom Top zum Bottom und was der Manager ge­ tan hat, um nicht weiter in Ungnade zu fallen. Wie also lautet Ihr Resümee? Egal, welche Rollen man abseits der Geldan­ lage spielt, man sollte die dabei gemachten Erfahrungen unbedingt berücksichtigen, um herauszufinden, wie man als Investor tickt. Eine gewisse Neigung zur Psychologie und im Speziellen zur Analyse der Marktpsychologie kann auch nicht schaden, denn in der Tat lassen sich Crashs, aber auch Blasen so besser iden­ tifizieren. Sein eigenes Nervenkostüm genau zu kennen ist an der Börse mindestens ebenso wichtig wie all die unzähligen Statistiken, die es für praktisch alle Anwendungsbereiche und Marktsituationen gibt. Ein GELD-Abo macht sich bezahlt! Jetzt abonnieren und profitieren! ich bestelle das VORTEILS-ABO von GELD-Magazin JA für 1 Jahr um 34 Euro statt 36 Euro (10 Ausgaben) JA Frau Porto zahlt Empfänger ich bestelle das VORTEILS-ABO von GELD-Magazin für 2 Jahre um 68 Euro statt 72 Euro (20 Ausgaben) Herr Vorname | Zuname Straße | Nummer PLZ Ort 4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/1 1010 Wien AUSTRIA Telefonnummer oder E-Mail-Adresse Datum Unterschrift ABO-GARANTIE: Sie können Ihr Abonnement jederzeit bis 4 Wochen vor Ablauf schriftlich kündigen und haben keine weitere Verpflichtung. Ansonsten verlängert es sich automatisch um ein weiteres Jahr zum jeweils gültigen Abopreis. Die Zahlung erfolgt per Erlagschein. Die angeführten Preise beziehen sich nur auf Abonnements im Inland. T.: +43 / 1 / 997 17 97 - 0 F.: +43 / 1 / 997 17 97 - 97 abo @ geld-magazin.at www.geld-magazin.at BRENNPUNKT ° Hochfrequenzhandel Wenn Nanosekunden entscheiden An den Börsen kommt es immer wieder zu heftigen Kursausschlägen. Nicht immer sind sie Zufall. Besessene Spekulanten mit hochgerüsteten Computer-Programmen und Orderübertragung binnen Nanosekunden heben immer wieder die Märkte aus den Angeln. Die EU lässt jetzt erste Schranken herunter. A m 6. Februar 2014 krachte es am Frankfurter Aktienmarkt. Innerhalb von Sekunden fiel der DAX-Future um fast zweihundert Punkte bis auf 9.010. Zeitgleich mit der Verkündung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Zinsen unverändert zu belassen. Dann unterbrach die Deutsche Börse den Handel. Eine reguläre Volatilitätsunterbrechung, hieß es. Sie dauerte rund drei Minuten. Anschließend notierte der Kontrakt wieder im Plus und lag zuletzt bei 9.170 Zählern. Der Leitindex DAX selbst fiel während des Flash-Crashs im Futures-Kontrakt nur um etwa 40 Punkte zurück. Am 31.01.2014 verursachte ein falsch ausgefüllter Kaufauftrag einem Aktienhändler an der Londoner Börse einen Verlust von rund 500.000 Euro – innerhalb weniger Sekunden. Der Fehler, in der Branche als „Fat Finger“ (dicker Finger) bezeichnet, passierte dem Händler beim Kauf von Aktien der größten europäischen Bank HSBC. Deren Börsenkurs schoss durch den Fauxpas kurzzeitig um zehn Prozent in die Höhe. EU GEGEN TURBOHANDEL AN DEN BÖRSEN Nicht immer ist klar, ob derartige Eruptionen Absicht oder Versehen sind. Denn es existiert ein weltweites System für blitzartige Ordermengen an den Börsen: der berüchtigte Hochfrequenzhandel. Algorithmische Strategien sind immerhin für fast die Hälfte der Trades an der New Yorker Börse verantwortlich und für rund 40 Prozent des Handelsumsatzes an den deutschen Börsen. Am 15.01.2014 haben Unterhändler des EU-Parlaments, der Regie- 24 ° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014 rungen und der EU-Kommission begonnen, dieser kleinen Schar von Spekulanten, den schillernden Exoten im Börsen-Geschäft, die Flügel zu stutzen. Sie haben ein Abkommen für strikte Regeln im Hochfrequenzhandel mit Rohstoffen beschlossen, um wenigstens der Spekulation mit Nahrungsmitteln ein Ende zu setzen. Die Finanzmärkte in der Europäischen Union unterliegen künftig strengeren Regeln und strikteren Auflagen für den Hochfrequenzhandel und die Rohstoffmärkte. Die Überarbeitung der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID soll noch vom EU-Parlament abgesegnet werden, bevor dieses Ende Mai neu gewählt wird. Die MiFID-Regeln tragen auch dem technologischen Fortschritt Rechnung, da immer mehr Geschäfte in Sekundenbruchteilen getätigt werden. So müssen Händler im Hochfrequenzbereich ihre Handelsalgorithmen vorab zur Prüfung vorlegen. Damit sollen systemische Risiken verhindert werden. die Funktion der Finanzmärkte zum Vorteil der Realwirtschaft verbessern würde, fürchtete der britische Bankenverband das Gegenteil. Schon im November hatte man sich bei den Verhandlungen darauf geeinigt, dass Geschäfte auf undurchsichtigen Handelsplattformen - sogenannten „Dark Pools“ nur noch in geringem Umfang möglich sein sollten. Daneben werden neue Plattformen (OTF - Organised Trading Facility) eingeführt, die den rund 640 Billionen Dollar (rund 470 Billionen Euro) schweren außerbörslichen Handel (OTC) transparenter machen sollen. Im vorigen Sommer hatte auch die USZentralbank Federal Reserve (Fed) angekündigt, den direkten Rohstoffhandel der Finanzinstitute stärker unter die Lupe zu nehmen - ins Visier gerieten dabei Wall Street-Schwergewichte wie Goldman Sachs und JPMorgan Chase. Einige Großbanken wie JPMorgan haben sich daraufhin von Teilen ihres Rohstoffgeschäfts getrennt. FINANZMÄRKTE SOLLEN LEBENSMITTEL NICHT MEHR VERTEUERN Beim Handel mit Rohstoffen gelten künftig Positionslimits, die vor allem starke Schwankungen bei Lebensmittel- und Energiepreisen verhindern sollen. Den Spekulanten werden in diesem Bereich künftig harte Grenzen gesetzt. „Exzessive Liquidität auf Europas Finanzmärkten kann künftig nicht mehr die Preise von Nahrungsmitteln treiben“, lobte Sven Giegold, der finanzpolitische Sprecher der Grünen im EU-Parlament. Während EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier meinte, dass die Richtlinie HOCHGERÜSTETER COMPUTERHANDEL MIT WENIGEN TEILNEHMERN Hochfrequenzhandel ist ein extrem hochgerüsteter, extrem aufwendiger und extrem kostspieliger Handel, in dem sich ohnehin nur wenige Marktteilnehmer behaupten. Weil Rechenmaschinen schneller reagieren können als das menschliche Gehirn, jagen diese Computer in Sekundenbruchteilen ihre Orders in die Handelssysteme der Börsen. Es ähnelt der Automaten-Zockerei in Las Vegas, wo sinnigerweise die Firma Bright Trading ihren Sitz hat, einer der großen Marktteilnehmer in diesem Geschäft. CREDITS: Shutterstock Wolfgang Freisleben Seit 2007 veranstaltet das GELD-Magazin in regelmäßigen Abständen Kongresse für institutionelle Investoren. In Halbtages-Seminaren stellen dabei jeweils vier bis fünf Gesellschaften ihre Expertise in ihrem speziellen Investmentbereich vor. Abgerundet wird die Veranstaltung durch Impulsreferate unabhängiger Experten, die in inhaltlichem Zusammenhang zur Thematik stehen. 26. Februar 2014 – Vermögensverwaltende Fonds & TR-Produkte DIE STRATEGEN. Auch in extrem schwierigen Marktphasen eine positive Performance zu erzielen – diesen hohen Anspruch setzen sich Vermögensverwaltungsund Total-Return-Fonds. Erfahren Sie, welche Strategien zu einem nachhaltigen Erfolg führen und welche wahrscheinlich floppen werden. 25. März 2014 – Die aussichtsreichsten Asset-Klassen RICHTIGE POSITIONIERUNG. Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe. Welche Asset-Klassen heuer die Nase vorne haben werden. Wo Sie das größte Chancen/Risiko-Verhältnis in den kommenden Monaten erwarten können. Experten stellen die interessantesten aktuellen Trends vor. 24. April 2014 – Stabile Erträge mit den besten Anleihenfonds REALE RENDITEN. Bond ist nicht Bond. Das Universum umfasst Unternehmensund Staatsanleihen sowie dynamische High Yields. Gebündelt in professionell verwalteten Fonds, die auch regionale Chancen nützen, kann das konservative Anlegerportfolio renditesteigernd diversifiziert werden. 21. Mai 2014 – Wachstumsmärkte NO RSIK – NO FUN. China & Co weisen zwar kein zweistelliges BIP-Wachstum mehr auf. Absolut gesehen sind die Zuwächse dennoch enorm. Ein jahrzehntelanger Aufholbedarf wird bestimmte Länder und Regionen auch weiterhin zu einem Eldorado machen. Wie Sie am meisten davon profitieren können, erfahren Sie hier. 20 14 Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:00 Uhr anschließend Mittagsbuffet Ort der Veranstaltung Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien „Ludwig Urban – Saal“ Zielgruppen/Gäste Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken, etc. 26. Juni 2014 – Nachhaltige Investments & Neue Energien VERANTWORTUNG. Vom Nischenprodukt zum Mainstream – immer mehr Investoren setzen auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Wirtschaftsleben. Mit Neuen Energien, Ressourceneffizienz und vielen anderen „SRI/ESG“ Themen lässt sich mit gutem Gewissen auch gutes Geld verdienen. 24. September 2014 – Die besten Anleihen-Strategien ZINSEN & WÄHRUNGEN. Bei geschickter Diversifizierung lässt sich aus der Kombination von Staats-, Unternehmens- und dynamischen High-Yield-Anleihen ein renditestarkes und dennoch risikoarmes Portfolio zaubern. Hier erfahren Sie die besten Strategien für Ihre festverzinsliche Geldanlage. 22. Oktober 2014 – Wachstumsbranchen AUFSTEIGER. Wachstumsbranchen wie IT, Healthcare, Infrastruktur oder Automotive-Systems sind aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Welche Sektoren die größten Renditepotenziale versprechen, erfahren Sie hier. Veranstalter GELD-MAGAZIN Kontakt 4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/Stg. 1 1010 Wien ANFRAGEN & RESERVIERUNG: Anatol Eschelmüller a.eschelmueller @ geld-magazin.at T: +43 1 997 17 97 21 25. November 2014 – Investmentausblick 2015 MEGATRENDS. Welche ökonomischen Entwicklungen, Branchen und Regionen werden das kommende Jahr prägen? Von welchen Trends werden Investoren 2015 am meisten profitieren? Ein umfangreicher Expertenausblick gibt Ihnen hier Antworten auf diese Fragen. Snezana Jovic s.jovic @ geld-magazin.at T: +43 1 997 17 97 12 F: +43 1 997 17 97 97 BRENNPUNKT ° Hochfrequenzhandel xxxxxxxxx Mit enormem Aufwand haben Hochfrequenzhändler und Börsen die Zeit einer Transaktion von 2006 bis heute von 21 Millisekunden auf 0,3 Millisekunden verringert. „Wettlauf zur Null“ nennen die tempobesessenen Händler ihr Bestreben, sich bei der Übermittlung ihrer Order möglichst nahe an die Lichtgeschwindigkeit heranzuarbeiten. Die Null, also der Punkt, an dem sich der zeitliche Unterschied zur Lichtgeschwindigkeit in nichts auflöst. Ein Rennen, das niemals aufhört. Bei ihren von Algorithmen befeuerten Handelsaufträgen können Vorsprünge von Nanosekunden – der milliardste Teil einer Sekunde – über Gewinn oder Verlust entscheiden. ZEIT IST GELD – NIRGENDS GILT DAS MEHR ALS HIER Schon seit einigen Jahren rüsten die auf Hochgeschwindigkeit spezialisierten Handelsfirmen immer stärker auf. Zunächst ließen sie eigens angefertigte Glasfaserkabel verlegen, dann stürzten sie sich auf Mikrowellen – und später auf Millimeterwellenübertragungen. Jetzt soll sogar Laser zum Einsatz kommen. Es ist ein absurder Kampf um die letzten Zeitreserven in den Systemen. Verantwortlich dafür ist Michael Persico, der Gründer und Chef von Anova Technologies. Er will einen Laserraster zwischen den Rechenzentren der New York Stock Exchange (NYSE) in der Wall Street von Manhattan und der elektronischen Börse Nasdaq in New Jersey ausbreiten. Computerhandelsfirmen werden sich diese neue Technologie zunutze machen können, indem sie ihre Server, also die Maschinen, die ihre auf Algorithmen basierenden Kauf- 26 ° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014 Börse New York: Fast die Hälfte der Trades durch Hochfrequenzhandel und Verkaufsorders ausspucken, in den Rechenzentren der Börsen aufstellen - so nah wie möglich am Börsencomputer, denn jeder Zentimeter mehr Kabel kostet Zeit. IM TEMPORAUSCH AUF DER JAGD AN DEN BÖRSEN In ihrem Temporausch lassen die Hochfrequenzhändler nichts aus. Sie verticken Aktien, Rohöl-Terminkontrakte, Staatsanleihen und Wertpapiere, deren Kurse sofort reagieren, wenn die zuständigen staatlichen Stellen Konjunkturdaten wie etwa Arbeitsmarktberichte veröffentlichen. Solche Meldungen sind im Nu übermittelt. Eine dunkle Macht, die das Weltfinanzsystem bedroht? Auf diese Frage hatte Bernhard Langer, Deutschland-Chef der amerikanischen Fondsgesellschaft Invesco, eine klare Antwort: „Der Hochfrequenzhandel hat keinen gesamtwirtschaftlichen Nutzen, dafür schadet er sehr, wenn in die Modelle ein Fehler einprogrammiert worden ist und in der Folge der Markt quasi irrtümlich einbricht“, sagte Langer, der schon früh Stellung gegen den Blitzhandel bezogen hat. Häufig wird als Argument gegen den ultra-schnellen Handel angeführt, dass er die Kurse verzerre und die Märkte schwankungsanfälliger mache. Das stört Langer nicht so sehr wie der Umstand, dass der allergrößte Teil der angeblichen Liquidität gar nicht existiert. „Es ist nicht selten so, dass innerhalb von Sekunden zwischen 70 und 90 Prozent der Kauf- und Verkaufsaufträge in einem Wertpapier verschwinden und sogar niemals hätten ausgeführt werden können“, meint Langer. „Das Argument der großen Liquiditätsbereitstellung stimmt daher gar nicht.“ FONDSMANAGER FÜRCHTEN DIE SCHNELLEN TRADES Viele Fondsmanager, die im althergebrachten Stil Aktien oder Anleihen für ihre Fonds in der Hoffnung kaufen, dass deren Kurse irgendwann steigen, betrachten den Hochfrequenzhandel mit Sorge. Die sogenannten „Flash Crashs“ in den Vereinigten Staaten haben gezeigt, was passieren kann, wenn beim Hochfrequenzhandel Systeme außer Kontrolle geraten. „Denn der Hochfrequenzhandel wirkt als Trendverstärker“, beklagte einst Eicke Reneerkens, Leiter des Derivatehandels bei der Union Investment. „Wenn Investoren zum Beispiel ernstliches Kaufinteresse an einer Aktie haben, springen Hochfrequenzhändler auf und treiben die Preise hoch.“ DER COMPUTER ERKENNT SOFORT ANOMALIEN IM MARKT Gute Gewinne verspricht auch die Arbitrage, die Ausnutzung von Preisunterschieden für eine Aktie an unterschiedlichen Handelsplätzen. Der Computer erkennt das, kauft an der einen Börse und verkauft an der anderen zu einem höheren Preis. Er nutzt auch andere Anomalien im Markt. Steigt etwa der Kurs einer DAX-Aktie, aber nicht sofort auch der Preis der Option auf diese Aktie, können die Händler die zeitliche Verzögerung ausnutzen. Ähnlich ist das bei neuen Nachrichten, wie etwa einer Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank. Der Computer scannt fortlaufend die Nachrichtenticker und kauft bei einer Zinssenkung sofort – und damit schneller, als menschliche Händler es schaffen würden und bevor die Aktienkurse auf breiter Front steigen. CREDITS: Shutterstock Börse Frankfurt: Kurssturz des DAX-Future in Sekunden SUPERIOR THERMENHOTEL STOISER F rühstücken im Bett, Wellness und Spa, idyllische Wanderungen und viel Zeit zu zweit. Romantische Pärchentage im Thermenhotel Stoiser in Loipersdorf genießen. Nur schnell Katzenwäsche, in den Bikini geschlüpft, Bademantel an und ein paar Schritte in die Therme. Das Morgenschwimmen hat seinen ganz besonderen Reiz. Während man gemütlich und in aller Ruhe die Bahnen zieht, regt sich dann auch ein kleines Hungergefühl. Retour ins Zimmer und ein romantisches Frühstück in den Federn genießen. Anschließend ist schon eine wohltuende Partnermassage reserviert. „Das klingt ja direkt kitschig, lachte meine Freundin, als ich ihr von den romantischen Pärchentagen im Thermenhotel Stoiser in Loipersdorf erzählte“, schwärmt ein Stoiser-Gast von der Auszeit vom Alltag. EMPFEHLUNG Romantische Auszeit ENERGIE TANKEN – DRAUSSEN UND DRINNEN Das vielfach ausgezeichnete 4-SterneSuperior-Hotel Stoiser bietet als einziges Haus an der Therme Loipersdorf einen hauseigenen Bade- und Saunabereich sowie das neu gestaltete WellnessReich und exklusive Gesundheits-Reich. Auf über 2000 m2 trifft in diesem Refugium Fernost auf Steiermark. Zwischen hawaiianischer Lomi Lomi Nui Massage und Heublumenpackung gönnt sich der Gast eine Auszeit im einzigartigen HimalayaSalzTepidarium. Wer sich von Kopf bis Fuß verwöhnen lassen möchte, findet eine sensationelle Auswahl an verschiedensten Anwendungen. 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Europäische Initiativen im Zahlungsverkehr › Führen ohne Druck › › › Workforce Management im Filialnetz Compliance im Private Banking E-Services, EPS und E-Identity › Neue Spielregeln für Private Banking Führungskräfte › SEPA fängt erst richtig an! Programm anfordern unter www.businesscircle.at, [email protected], Tel: +43 / 1 / 522 58 20-12 MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 27 brennpunkt ° Lateinamerika-Investments Die fetten Jahre sind vorbei Lateinamerika hat schon einmal bessere Zeiten gesehen: Das Wirtschaftswachstum bleibt hinter den Erwartungen zurück und einige Staaten kämpfen mit erheblichen Strukturproblemen. Auch Brasilien als größte Ökonomie des Kontinents schwächelt. Kann die Fußball-WM vielleicht für entscheidende Impulse sorgen? Harald Kolerus merging Markets haben derzeit generell keinen leichten Stand: Die (behutsame) wirtschaftliche Entspannung in den Vereinigten Staaten und Europa hat wieder vermehrt das Geld internationaler Investoren angelockt. Vice versa hatten Schwellenländer-Fonds mit massiven Kapitalabflüssen zu kämpfen. In Lateinamerika erweist sich die Situation als zusätzlich problematisch, weil einzelne Länder von politischen Unruhen bzw. schwachen Regierungen belastet werden. Siehe zum Beispiel Venezuela, wo gewaltsame Massendemonstrationen fast schon zum Alltag gehören. In Argentinien wiederum ist die Staatsschuldenproblematik völlig aus dem Ruder gelaufen. angeSCHlageneR RieSe Am stärksten wird die Entwicklungs Lateinamerikas aber nach wie vor von Brasilien beeinflusst, der mit Abstand größten Volkswirtschaft der Region. Luis Carrillo, Fondsmanager des JPM Latin America Equity Fund, erklärt: „In Brasilien ist eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums festzustellen. Regelmäßig mussten die BIPWachstumsraten nach unten revidiert werden. Der Markt war für das Langzeitpotenzial des Landes überwiegend optimistisch, nachdem die Erwartungen aber über zwei Jahre hinweg enttäuscht worden sind, hat sich die Stimmung zum Negativen gedreht.“ In einem katastrophalen Zustand sieht der Experte das Land aber nicht, weshalb er auch nicht von einer großen Krise, sondern lediglich von einem Wachstum auf moderatem Niveau ausgeht. aMPel aUF Rot Alles andere als optimistisch zeigt sich hingegen Marcus Russ, Senior-Portfoliomanager bei Veritas und Fondsmanager des Veri ETF-Allocation Emerging Markets: „Bei Brasilien sieht unser Trendphasenmodell rot. Es hat sowohl auf Tages- als auch auf Wochenbasis eindeutige Verkaufssignale angezeigt, sodass wir entsprechend reagiert und den Anteil von Brasilien auf null Prozent reduziert haben.“ Beim Veri ETF-Allocation Emerging Markets handelt es sich um einen komplett systematisch gemanagten ETF Allokationsfonds mit dem Fokus auf Schwellenländer. Dabei wird auf Prognosedaten verzichtet, da diese nach der Auffassung von Veritas Investment oftmals keine verlässlichen Voraussagen für die Zukunft liefern. Der Fonds investiert in ausgewählte börsengehandelte Emerging Market Indexfonds, vor allem Aktien-ETFs, aber auch Staatsanleihen- und Unternehmensanleihen-ETFs sowie in Geldmarkt-ETFs. ° DIE BESTEN LATEINAMErIKA-FONDS iSiN LU0298454090 LU0053687314 LU0254986077 IE00B04R3C99 LU0050427557 FONdSNAMe BSF Latin American Opportunities JPM Latin America equity HSBc GiF Latin American equity charlemagne Magna Latin American Fidelity Funds - Latin America VOLUMeN 41 Mio. € 104 Mio. € 103 Mio. € 51 Mio. € 845 Mio. € PerF. 1 J. -25,5 % -25,0 % -21,6 % -25,5 % -27,4 % 3 J.p.a. -8,0 % -7,0 % -9,0 % -9,2 % -8,9 % 5 J.p.a. 24,8 % 14,4 % 13,9 % 13,4 % 13,0 % ter 2,49 % 1,90 % 1,39 % 2,28 % 1,94 % Quelle: Lipper Hindsight, Performance auf EUR-Basis, Stichzeitpunkt: 05. März 2014 28 ° GELD-MAGAZIN – MärZ 2014 Die Aktienquote wird dabei flexibel zwischen null und 60 Prozent gesteuert. Ein Investment in Brasilien war laut dem Fondsmanager auch mit Blick auf die Währung ein Verlustgeschäft: „Seitdem Ben Bernanke im Mai vergangenen Jahres angekündigt hatte, die ultralockere Währungspolitik der Fed auslaufen zu lassen und das Tapering in aller Munde ist, hat der brasilianische Real gegenüber dem Euro um rund 20 Prozent nachgegeben. Ein ETF, der den MSCI Brazil und damit die wichtigsten Unternehmen des Landes abbildet, hat seit Mai sogar um rund 29 Prozent nachgegeben“, so Russ. Gar so pessimistisch sieht Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste Sparinvest (ESPA), das Bild in Brasilien nicht, er macht aber keinen Hehl daraus, dass sich die Situation schon einmal glänzender präsentiert hat. Auch er weist auf die Überbewerung des Real hin: „In Brasilien wurden bereits die Leitzinsen erhöht, um der Inflation entgegenzuwirken und den Real zu entlasten. Es ist wahrscheinlich, dass noch weitere Zinserhöhungsschritte folgen werden. Das ist einerseits volkswirtschaftlich gesehen verständlich, andererseits zieht das natürlich konjunkturell dämpfende Effekte mit sich.“ Wobei wir beim brasilianischen Wirtschaftswachstum ankommen, das Winzer vor allem für Emerging Markets für etwas gering hält. Tatsächlich ist das BIP des riesigen Staates im Vorjahr um lediglich zwei Prozent gewachsen, heuer sollen es Prognosen zufolge gar nur 1,5 Prozent werden. WM & olYMPia Nun stehen bekanntlich in Brasilien sportliche Großereignisse vor der Tür: Nämlich die Fußball-Weltmeisterschaft im credit: Shutterstock E Lateinamerika-Investments heurigen Jahr und die Olympischen Sommerspiele 2016. Könnten vielleicht diese Mega-Events für die notwendigen Impulse sorgen und die brasilianische Wirtschaft auf einen ergiebigeren Wachstumspfad zurückführen? Die meisten Experten zeigen sich hier zurückhaltend. ESPA-Experte Winzer kommentiert dazu: „Die Weltmeisterschaft wird wohl einen leicht positiven Einfluss auf die Wirtschaft ausüben, das große Bild wird sie aber wohl nicht verändern.“ Wobei Winzer einen indirekten Effekt psychologischer Natur nicht ausschließen will, sollte das brasilianische Team groß aufspielen: „Bei sportlichen Erfolgen steigt die Stimmung der gesamten Bevölkerung, es könnte mehr konsumiert, investiert etc. werden“, so der Experte. Auch für JPM-Fondsmanager Luis Carrillo ändern WM und Olympia nichts Grundsätzliches an der Einschätzung zu Brasilien, das sich demnach noch einige Jahre schwer tun wird: „Es zeigt sich derzeit nichts am Horizont, was hier unsere Meinung ändern könnte“, so der Lateinamerika-Spezialist. on tHe RoaD Carrillo will allerdings nicht ausschließen, dass vor allem einzelne Aktien von den Sport-Events profitieren könnten, allerdings nur, wenn die Unternehmensstory grundsätzlich in Ordnung ist. Als interessantes Beispiel nennt der Fondsmanager die brasilianische Marco Polo, immerhin der größte Bus-Hersteller der Welt: „Das Unternehmen verfügt über eine einzigartige Präsenz in einem interessanten Sektor und auch international gesehen sehr gute Wachstumsperspektiven, zuletzt wurde etwa ein Großauftrag in Australien lukriert. In Bra- ° brennpunkt silien selbst müssen nun die Bus-Flotten erneuert werden, die Regierung steht hinter einem Ausbau des Sektors. Nicht zuletzt machen die WM und Olympia Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur notwendig.“ Auch für den Comgest Growth Global Emerging Markets Fund spielen bei den Investmententscheidungen langfristige Infrastrukturerfordernisse wie gebührenpflichtige Straßen und Energieerzeugung prinzipiell eine wichtige Rolle. „Brasiliens Mautstraßenbetreiber CCR zum Beispiel kann dank seines hohen Anteils an wiederkehrenden Umsätzen eine ausgezeichnete Gewinnvisibilität vorweisen“, heißt es in einem aktuellen Kommentar des Fondsmanagements. Auch Templeton-Experte Mark Mobius, gemeinhin als „König der Emerging Markets“ bekannt, gefällt das Thema Infrastruktur: „Aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft MärZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 29 brennpunkt ° Lateinamerika-Investments wichtige Wahlen stattfinden – zum Beispiel eben im zweiten Halbjahr in Brasilien. Mobius: „Erreicht der Wahlzyklus erst seinen Höhepunkt, könnten Regierungen unserer Ansicht nach besser in der Lage sein, auf die Widerstände gegen ein langfristiges Wachstum einzugehen und von populis­tischen Maßnahmen abzusehen.“ Regionale Favoriten Dennoch spielt Brasilien im „lateinamerikanischen Orchester“ derzeit nicht die erste Geige. Andere Länder erscheinen attraktiver, wobei ESPA-Experten Winzer aktuell vor allem Mexiko gut gefällt: „Das Land hat riesige Infrastrukturprojekte angestoßen und treibt Strukturreformen und eine Öffnung der Wirtschaft, etwa im Ener- giebereich, ­voran. Die Wirtschaftspolitik Mexikos kann innerhalb Lateinamerikas als herausragend bezeichnet werden.“ Der mexikanische Markt profitierte unlängst von einem großen Anlegerinteresse, insbesondere auch aufgrund der verbesserten Aussichten in den USA – Mexikos wichtigstem Handelspartner. Emerging Markets-Guru Mobius meint dazu: „Mexikos Wettbewerbsfähigkeit bei US-Exporten hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Viele Unternehmen erweitern ihre operative Tätigkeit in Mexiko zur Herstellung von Produkten mit hohem Mehrwert, wie Kraftfahrzeuge, Flugzeuge und medizinische Geräte. Mittel- und langfristig gehen wir davon aus, dass sich dieser Trend weiterentwickeln wird.“ Eine längere Phase höherer „WM und Olym­ pia in Brasilien sollten das Wirt­ schaftswachs­ tum weiter vorantreiben.“ „In Lateiname­ rika sollten das BIP pro Kopf und der Kon­ sum langfristig weiter steigen.“ „Es wurden ­bereits gewal­ tige Struktur­ reformen in ­Lateinamerika durchgeführt.“ Mark Mobius, Franklin Templeton Luis Carrillo, JPMorgan Gerhard Winzer, Erste Sparinvest Templeton Latin America Fund JPM Latin America Equity Fund ESPA STOCK GLOBAL EM. Markets Der Templeton Latin America Fund investiert vornehmlich in Aktien von Unternehmen, die in Lateinamerika ihren Firmensitz haben oder dort in erheblichem Maße geschäftlich tätig sind. Derzeit ist Brasilien mit einem Portfolio­ anteil von über 50 Prozent bei weitem am stärksten gewichtet. Es folgen Chile, Mexiko und Argentinien mit jeweils rund zehn Prozent. Die größten Sektoren im Fonds werden derzeit von der Finanzbranche und Rohstoffen mit je über 27 Prozent gestellt. Dem Fondsmanagement des JPM Latin America Equity Fund gefällt aus Ländersicht derzeit vor allem Peru sehr gut. „Das Land hat von seinen benachbarten Staaten nur die besten wirtschaftlichen Praktiken gelernt, außerdem befindet man sich in einer lebhaften Phase der Industrialisierung“, so der Kommentar von Fondsmanager Luis Carrillo. Brasilien habe hingegen einige der gesetzten Erwartungen enttäuscht und leide jetzt unter dem gedämpften Wirtschaftswachstum. Wer nicht alleine auf Lateinamerika setzen will, kann natürlich auch einen weltweit agierenden Schwellenländerfonds ins Auge fassen. Wie zum Beispiel den ESPA Stock Global-Emerging Markets. Derzeit ist Brasilien mit einer Gewichtung von rund zehn Prozent das größte lateinamerikanische Land im Portfolio, es folgt Mexiko mit fünf Prozent. Auch Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der ESPA, lobt Mexiko für seine Reformbemühungen und vorbildliche Wirtschaftspolitik. 30 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 creditS: beigestellt, Archiv, Shutterstock 2014 und der Olympischen Sommerspiele 2016 konnten wir erhebliche Infrastrukturinvestitionen im Land beobachten und erwarten noch weitere. Das sollte das Wirtschaftswachstum der kommenden Jahre antreiben, was unserer Meinung nach langfristig die Basis für ein höheres, nachhaltiges Wachstum stärken wird.“ Mit dem sich entwickelnden Verbraucherverhalten in Brasilien und dem steigenden Pro-Kopf-Einkommen erwartet sich Mobius prinzipiell für das Land nicht nur einen hohen Konsum von in Brasilien selbst hergestellten Produkten (Verbrauchs- und lang­lebige Güter), sondern auch von Importprodukten aus regionalen und globalen Märkten. Der Experte verweist auch darauf, dass heuer in mehreren größeren Schwellenmärk­t en ° Lateinamerika-Investments Brennpunkt mittel auswirken und das BIP-Wachstum langfristig steigern“, so der Experte weiter. LATEINAMERIKA – BRUTTOINLANDSPRODUKT 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Brasilien Mexiko Argentinien Venezuela Kolumbien Chile Geduld, Ausdauer Peru Quelle: World Bank 2013 Quelle: Statista 2014 Vorsicht, 6,3% 5,8% 5,8% 5,1% 3,4% 3,5% 3,8% 5,2% 1 0 2003 2004 2005 2,0% 2 3,3% 3 4,0% 4 1,8% 1.622 1.366 6 0,9% 0 2012 2013 - Projektion % 7 5 663 500 552 882 1.000 1.089 1.500 1.650 2.143 2.000 2.504 2.493 in Milliarden US-Dollar 2.425 Stagnation: Brasiliens Bruttoinlandsprodukt (bip) 2003 bis 2013 2.500 Strukturreformen durchgeführt werden. Das Wachstumspotenzial bleibt enorm, es steht aber die Langfristperspektive im Vordergrund. Investoren sollten sich nicht auf Länderwetten einlassen, sondern auf gut ­diversifizierte Lateinamerika-Fonds setzen. Eine Auswahl davon finden Sie auf Seite 28. Fazit Die „fetten Jahre“ in Lateinamerika sind zwar nicht endgültig gezählt, derzeit müssen aber „kleinere Brötchen“ gebacken und 3,4% wirtschaftlicher und politischer Stabilität ermöglichte es laut Mobius der Regierung außerdem, sich auf Reformmaßnahmen zu konzentrieren: „Gemäß den Erwartungen wird sich die Umsetzung wichtiger Refor­ men in naher Zukunft fortsetzen. Dies dürfte sich schnell auf die staatlichen Haushalts- DNCA Invest Eurose DNCA Invest Evolutif DNCA Invest Convertibles DNCA Invest Miura DNCA Invest Value Europe DNCA Invest Infrastructures März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 31 UXH3KLOLSSH,,//X[HPERXUJZZZGQFDÀQDQFHDW7HO brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz Freispruch für UBS und Deutsche Bank in Italien Ein juristischer Erfolg für die UBS und die Deutsche Bank: Ein Berufungsgericht in Mailand hat die beiden Großbanken sowie die irische Depfa Bank und das US-Institut JP Morgan vom Vorwurf freigesprochen, die Stadt Mailand mit Zinswetten über den Tisch gezogen zu haben. Mailand wollte sich mit einem Swap-Kontrakt gegen Zinsschwankungen auf eine rund 1,7 Milliarden Euro schwere 30-jährige Anleihe absichern, die die Stadt 2005 begeben hatte. Ähnliche Zinswetten waren an hunderte Kommunen und Regionalverwaltungen in Italien verkauft worden. Die Banken versprachen dabei den Stadtfinanzchefs niedrigere Zinsen. Doch in der Finanzkrise verloren sie Millionen, weil sich die Märkte nicht in die Richtung Freude in der UBS-Zentrale über das positive Urteil des Berufungsgerichtes in Mailand bewegten, auf die sie gesetzt hatten. 2013 saßen nach Angaben des Finanzministeriums noch 275 Verwaltungen auf 536 Derivatekontrakten im Volumen von 27,5 Milliarden Euro. In erster Instanz waren die vier Banken im Fall Mailand zu Millionenstrafen verurteilt worden, gegen neun Mitarbeiter waren Bewährungsstrafen von bis zu acht Monaten verhängt. Das Berufungsgericht erklärte aber nun, dass der Vorwurf des schweren Betrugs jeder Grundlage entbehre und sprach die Banken sowie deren Mitarbeiter frei. Ein Deutsche-Bank-Sprecher sagte: „Das Urteil bestätigt, dass die Deutsche Bank und ihre Mitarbeiter korrekt und im Einklang mit Gesetzen und Regulierungen gehandelt haben.“ Die Staatsanwaltschaft hat ihrerseits nun die Möglichkeit, innerhalb von 90 Tagen Revision beim obersten Gericht einzulegen. Staatsanwalt Piero de Petris will sich mit einer Entscheidung aber noch Zeit lassen und „das Urteil nochmals genau lesen“. (mf) Barclays streicht 12.000 Jobs und erhöht Boni Während der seit 2012 amtierende Firmenchef Antony Jenkins die Boni für die Angestellten im Investmentbanking kräftig erhöht, forciert die Bank gleichzeitig einen Sparkurs, indem sie bis zu 12.000 Stellen streicht. Allein auf dem Heimatmarkt sind 7.000 Mitarbeiter betroffen. Insgesamt beschäftigte die Bank Ende 2013 knapp 140.000 Mitarbeiter. Weltweit 32 ° GELD-MAGAZIN – märz 2014 haben Großbanken in den vergangenen Jahren insgesamt mehr als 150.000 Jobs gestrichen. Barclays war dabei zwar noch nicht mit radikalen Sparmaßnahmen aufgefallen, hatte zuletzt aber ein Sparziel von 1,826 Milliarden Euro genannt. Im vergangenen Jahr brach der Vorsteuergewinn wegen der Schwächen im Investmentbanking um knapp ein Drittel auf 6,33 Milliarden Euro ein. Der Gewinn im Investmentbanking war um 37 Prozent auf 3,04 Milliarden Euro gesunken. Vor allem Schwächen im Anleihe-Geschäft hatten die Einnahmen um neun Prozent auf 13,027 Milliarden Euro gedrückt. Damit befinden sich die Briten allerdings in guter Gesellschaft. Zahlreiche Großbanken, darunter auch die Deutsche Bank, hatten zuletzt spürbare Einbußen im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren hinnehmen müssen. Trotz der schlechten Ergebnisse schüttete die Bank im ver- gangenen Jahr Gehaltszuschläge in Höhe von 2,9 Milliarden Euro aus. Die Zulagen im Geschäftsbereich Investmentbanking stiegen um 13 Prozent auf 1,911 Milliarden Euro. Damit hofft CEO Jenkins, dass Barclays im scharfen Wettbewerb der internationalen Investmentbanken für talentierte Mitarbeiter attraktiv bleibt. (wf) Londoner Großbank Barclays: Gewinneinbruch im Investmentbanking 2013 creditS: wikimedia, Archiv, beigestellt Die britische Großbank Barclays steuert mit massiven Stellenstreichungen gegen den Gewinnschwund im Investmentbanking. Zuvor hatte sie eher behutsam auf die hausinternen und branchenspezifischen Probleme reagiert. Das Institut aus der Londoner City soll unabhängiger von riskanten Geschäften werden – eine Lehre aus der weltweiten Finanzkrise sowie zahlreichen Skandalen wie der Manipula­ tion wichtiger Zinssätze. ° Meldungen aus der Hochfinanz brennpunkt HSBC spart und verdiente 2013 mehr Die britische Großbank HSBC hat 2013 so viel verdient wie kaum ein anderes Geldhaus auf der Welt. Kosten­einsparungen trieben den Vorsteuergewinn um neun Prozent auf umgerechnet 16,452 Milliarden Euro nach oben. Unter dem Strich verdiente HSBC 12,956 Milliarden Dollar. Damit lag die Bank knapp hinter der größten US-Bank JPMorgan Chase mit 13,031 Milliarden Euro. Der Bonuspool für 2013 wurde um sechs Prozent auf 2,839 Milliarden Euro erhöht. Allein 239 Mitarbeiter haben eine Sonderzahlung von einer Million Pfund (1,237 Millionen Euro) oder mehr bekommen. Bankchef Stuart Gulliver erhielt inklusive Sondervergütung acht Millionen Dollar. Da die EU die Boni künftig beschränkt, will HSBC die Grundgehälter einiger Top-Banker erhöhen. Trotz des fantastischen Ergebnisses räumte Stuart Gulliver ein, dass nicht alle Ziele er- reicht worden seien. Dies, obwohl das Geldhaus seit 2011 40.000 Arbeitsplätze gestrichen und auf Jahresbasis knapp fünf Milliarden Dollar eingespart hat. 60 Geschäftsbereiche wurden verkauft oder geschlossen. Weitere massive Einsparungen sollen die Bank gegen mögliche Einbußen im operativen Geschäft wappnen. Für 2014 rechnet HSBC damit, dass es wegen der Bankriese HSBC: 40.000 Arbeitsplätze gestrichen, 60 Gejüngsten Probleme der schäftsbereiche verkauft oder geschlossen Schwellenländer zu stärpolitik ihr Geld dort abziehen und wieder keren Schwankungen an den Märkten kommen kann. Die langfristigen Perspek- in die Vereinigten Staaten umschichtiven dieser Staaten seien aber weiterhin ten. Mehrere Schwellenländer hatten sich gut. Zuletzt waren in Indien, ­Brasilien, mit teils kräftigen Zinserhöhungen gegen ­Südafrika oder der Türkei die Kurse der den Währungsverfall gestemmt, was aber wiederum langfristig gesehen das Wachsheimischen Währungen abgestürzt, weil Anleger wegen der strafferen US-Geld­ tum abwürgt. (wf) Pfandbriefe – alt und bewährt P fandbriefe zählen auch in Zeiten von Euro- und Bankenkrise zu bevorzugten Investments von Privatkunden bis zu gro­ ßen institutionellen Kunden. Basierend auf einem der strengsten Gesetze in Europa, gehören Pfandbriefe österreichischer Emittenten weiterhin zur ersten Wahl bei der Veranlagung. Alleine durch die regulatorischen Erfordernisse unter Basel III ergibt sich eine „natürliche“ Nachfrage in diesem Produkt mit seiner mehr als 100-jährigen Tradition ohne Ausfall. Beurteilen wir das Produkt hinsichtlich der Wertentwicklung, dann zeigt sich über den Zeitraum der letzten Jahre ganz klar, dass der Pfandbrief zu den Top-Performern gehörte. Gleichzeitig bietet er ein hohes Maß an Sicherheit. Der große Vorteil für Thomas Fendrich, den Investor besteht Head of Group Treasury, darin, dass im FalHYPO NOE Gruppe Bank AG le einer Insolvenz ein separierter Pool an Sicherheiten zur Verwertung herangezogen werden kann. Seit 2009 tritt die HYPO NOE als regelmäßiger Pfandbriefemittent am internationalen Kapitalmarkt auf und kann seit Oktober 2013 auch auf einen hypothekarisch besicherten Deckungsstock zurückgreifen, der ebenso wie der bisher bereits etablierte öffentliche ­Deckungsstock mit der höchstmöglichen Bonität von Aaa durch die Ratingagentur Moody’s bewertet wird. Für das Jahr 2014 plant die HYPO NOE die Begebung einer Debüt-Emission eines Hypothekenpfandbriefs im Benchmarkformat. www.hyponoe.at März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 33 kolumne HYPO NOE Gruppe bankingPanorama TÜRKEI Land des Monats ECKDATEN (Republik Türkei) Eingeschränkt. Angesichts der stark steigenden Privatverschuldung in der Türkei hat die türkische Bankenaufsicht kürzlich die Zügel für Kreditkartenzahlungen stark angezogen. Neben einer neu vorgeschriebenen Einschränkung für Ratenzahlungen mit Kreditkarten, die in der Vergangenheit von etwa 50 Millionen Türken in Anspruch genommen wurden, wurden vielfach auch die Einkaufsrahmen der Klienten stärker an deren Einkommen angepasst. Die seit Anfang Februar durchgesetzte rigidere Strategie der Regierung in Ankara zeigt schon erste Auswirkungen: Bereits innerhalb der ersten drei Februar-Wochen sind die Kreditkartenzahlungen in der Türkei um mehr als 880 Millionen Euro zurückgegangen. Parlamentarische Republik Ankara Türkisch Abdullah Gül Recep Tayyip Erdogan 814.578 km2 etwa 77 Millionen etwa 95 pro km2 Türkische Lira TR .tr +90 1932 29. Oktober Armenien, Aserbaidschan, Bulgarien, Georgien, Griechenland, Irak, Iran, Syrien Istanbul, Ankara, Izmir, Bursa, Adana Hkakabo Razi (5.881 m) 81 Provinzen Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Staatsgründung Nationalfeiertag Nachbarstaaten Größte Städte Höchste Erhebung Verwaltungsgliederung Starke Worte ´´ „Es ist gefährlich, wenn das Geld nur in den Konsum fließt und quasi gleich verjubelt wird!“ Jetzt anmelden! Der deutsche „Wirtschaftsweise“ Christoph Schmidt mahnt die Bundesbürger angesichts der derzeit sehr ars.at Steuerfragen bei Investmentfonds für Spezialisten niedrigen Sparquote von zehn Prozent dazu, mehr Geld für das Alter zurückzulegen. „Wir liefen der Krise nur hinterher.“ Geldwäscherei erkennen & abwehren TOPAKTUELL: Prüfpraxis der FMA mit Mag. ANDEXLINGER, MR Mag. MAHR u. a. am 14.05.14, Wien | 17.09.14, Wien Fremdwährungskredite mit Mag. Dr. SCHOPPER, WP/StB Dr. THUNSHIRN u. a. am 20.05.14, Wien | 11.11.14, Wien EZB-Chefvolkswirt Peter Praet gibt sich anlässlich ­einer Veranstaltung der Oesterreichischen Nationalbank sehr kritisch, sieht sich selbst und die Europäi­ sche Zentralbank jedoch ebenfalls in der Schuld. „Österreich braucht jetzt einen sehr, sehr guten Finanzminister.“ Erste-Boss Andreas Treichl bezeichnet in einem Ö1- EU-Förderperiode 2014–2020 Jahrestagung Radiointerview die kommenden Monate hinsichtlich einer Lösung für die Hypo Alpe Adria als besonders Finanzierungs- & Förderquellen entscheidend. mit Mag. KOBER, Prok. EDER u. a. am 14.–15.05.14, Linz 26.–27.08.14, Wien – März 2014 ° GELD-MAGAZIN 34 Von den Besten lernen. CrediTS: Shutterstock, beigestellt mit MR Mag. ADAMETZ, WP/StB Dr. FRITSCH am 09.04.14, Wien | 01.12.14, Wien KOMMENTAR STARCAPITAL AG An ETFs führt kein Weg mehr vorbei E xchange Traded Funds (ETFs) erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit und weisen seit Jahren ein beeindruckendes Wachstum aus. Inzwischen ist der ETF-Markt in Europa auf weit mehr als 1000 handelbare ETFs angewachsen. Das ETF-Volumen auf Xetra beträgt mittlerweile 230 Milliarden EUR, weltweit sind sogar 2,4 Billionen USD in ETFs investiert. darum, mit gleich- oder risikogewichteten Indexkonzepten Alternativen zu den klassischen Indizes, die nach Marktkapitalisierung gewichten, anzubieten. Darüber hinaus kommen auch vermehrt regelbasierte Strategien in der ETF-Verpackung auf den Markt, die Wertpapiere eines Universums, z.B. nach fundamentalen Kriterien, selektieren. Eine spannende Entwicklung, die allerdings auch aufzeigt, dass der MARKUS KAISER, Fondsmanager der ETF-Strategien STARS und Vorstand der StarCapital AG ETF-Markt längst nicht mehr Der bekannteste ETF, der auf in den Kinderschuhen steckt. Xetra gehandelt wird, Mit zunehmender Anzahl der ist der ishares DAX, der die Wertentwick- steigen und fallen, das haben die Entwick- Produkte, Komplexität der Indexkonzepte solung des Deutschen Aktienindex abbil- lungen an den Aktienmärkten im neuen Jahr- wie den unterschiedlichen Replikationsmethodet. Bereits im Jahr 2001 aufgelegt, ver- tausend gleich mehrfach unter Beweis gestellt. den gilt es heute mehr denn je, professionell zu waltet der Fonds heute 17 Milliarden So ist die größte Stärke der ETFs, der Wertent- analysieren, vergleichen und zu selektieren. EUR. Der Turnover beträgt monatlich im wicklung eines Index 1:1 zu folgen, gleichzeiPASSIVE STÄRKEN IN AKTIVEN Durchschnitt eine Milliarde EUR auf Xetra, und tig auch ihre größte Schwäche, denn ETFs bleiSTRATEGIEN NUTZEN auch im außerbörslichen Handel werden rund ben passiv investiert, egal ob die Kurse steigen So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Aneine Milliarde EUR in dem ETF umgeschlagen. oder fallen. zahl der Produktlösungen, die ETFs in der Asset Das große Volumen im ishares DAX zeigt, dass DIE WELT DER ETFS WIRD „SMARTER“ Allocation einsetzen, stetig steigt. Als Pionier ETFs sich längst auch strategisch in Portfolios wiederfinden, gleichzeitig aber auch gezielt im Längst ist der „Baukasten“ an ETF-Produkten beim Einsatz von ETFs in Dachfonds habe ich aktiven Handel für taktische Positionierungen groß genug, um damit eine breite Risiko- mir bereits frühzeitig zum Ziel gesetzt, die Stärvon professionellen Marktteilnehmern genutzt streuung in ETF-basierten Portfoliolösungen ken des aktiven und passiven Managements abzubilden und die Asset Allocation über meh- miteinander zu kombinieren. Dabei setze ich werden. rere Assetklassen wie Aktien, Anleihen, Roh- hohe Maßstäbe an die ausgewählten ETFs, STÄRKEN UND SCHWÄCHEN VON ETFS stoffe, Geldmarkt und Währungen auf die un- die sich für die ETF-Strategien von StarCapiGalten die börsennotierten Indexfonds zu- terschiedlichsten Marktszenarien auszurichten. tal qualifizieren. Kosten, Transparenz und Hannächst lediglich als „dumme“ Instrumente, da In den Anfangsjahren der europäischen ETF-In- delbarkeit der ETFs sind für den Investmentersie nur passiv der Entwicklung eines Index fol- dustrie standen vor allem die bekannten Index- folg genauso bedeutend wie die Diversifikation gen, haben sich ETFs aufgrund ihrer Effizienz barometer wie DAX, EuroStoxx und S&P 500 über eine globale Ausrichtung. Die Risikosteueund Transparenz im Markt mehr als etabliert. im Fokus. Mittlerweile hat sich der ETF-Markt rung sorgt schließlich für eine kontinuierliche Als wesentliches Argument für ETFs wird vor jedoch auf ein Spektrum von Regionen-, Län- Anpassung der Portfoliostruktur an die jeweiallem die Kostenersparnis im Vergleich zu ak- der-, Segment- und Branchen-ETFs sowie Sty- lige Marktentwicklung, um langfristig eine tiven Fonds herangezogen, insbesondere, da es le-ETFs wie u.a. Value und Growth weiterent- überzeugende Rendite zu erzielen, ohne die Rilangfristig den wenigsten aktiven Fondsmana- wickelt. Jüngst hat sich mit den sogenannten siken dabei aus den Augen zu verlieren. Aktiv gern gelingt, ihren Vergleichsindex kontinuier- „Smart-Beta ETFs“ ein ganz neues Segment gemanagte ETF-Strategien bieten sich daher lich zu übertreffen. Klingt es doch so einfach – an alternativen Strategien mit vermeintlich in- als Basisinvestment für Anleger an, die sich die mit nur einem ETF in einen ganzen Markt in- telligenteren Indexkonzepten erste Marktan- Vorteile von ETFs zu Nutze machen wollen. www.starcapital.de vestieren. Doch Märkte und Indizes können teile erobern können. Hier geht es einerseits MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 35 WISSEN mindestreserve Geheimnisvolle Geldschöpfung Die Banken verborgen die eingelegten Spareinlagen an Kreditkunden. Darüber hinaus dürfen sie Kredite ­vergeben, indem sie Geld im Wege der Geldschöpfung aus dem Nichts schaffen. Nur ein Bruchteil davon ist ­tatsächlich als Sicherheit bei der Zentralbank hinterlegt. S ie ist eines der offenen Geheimnisse im Wissen um die Funktionen einer Zen­ tralbank. Aber bei den Mitarbeitern in Ban­ ken, die damit nicht direkt befasst sind, ist sie wenig bekannt, obwohl sie von funda­ mentaler Bedeutung im Bankgeschäft ist. Die Rede ist von der ominösen „Mindest­ reserve“ oder dem „Reserve-Soll“. Dabei handelt es sich um Pflichteinlagen von Kre­ ditinstituten bei den nationalen Zentral­ banken (NZBen), deren Höhe im EuroRaum von der Europäischen Zentralbank (EZB) vorgeschrieben wird. Die absolute Höhe der von jedem Insti­ tut zu unterhaltenden Mindestreserve (MR) richtet sich nach seiner Reservebasis. In die­ se werden einbezogen: Täglich fällige Einla­ gen; Einlagen mit einer vereinbarten Lauf­ zeit von bis zu zwei Jahren, Einlagen mit ei­ ner vereinbarten Kündigungsfrist von bis zu zwei Jahren, ausgegebene Schuldver­ schreibungen mit einer vereinbarten Lauf­ zeit von bis zu zwei Jahren sowie Geld­ marktpapiere. Berechnung als Prozentsatz der Einlagen Von dieser Berechnungsbasis wird die Mindestreserve mit einem Prozentsatz be­ rechnet. Dieser Satz wurde zu Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Wäh­ rungsunion auf zwei Prozent festgesetzt und ab dem 18.01.2012 auf ein Prozent abge­ senkt. Offenbar in der irrigen Annahme, damit die Banken zur Intensivierung der Kreditvergabe an Wirtschaft und Private anzuspornen. Die höheren Eigenkapital­ erfordernisse gemäß Basel III haben dies aber erfolgreich torpediert. Das Mindestreserve-Soll jedes einzel­ nen Instituts wird also durch Anwendung 36 ° GELD-MAGAZIN – märz 2014 des Mindestreservesatzes auf die Mindest­ reservebasis berechnet. Die Institute haben einen einheitlichen Freibetrag von 100.000 Euro von ihrem Mindestreserve-Soll abzu­ ziehen. Mit diesem Freibetrag sollen die Verwaltungskosten bei einem sehr gering­ fügigen Mindestreserve-Soll verringert ­werden. Guthaben auf Konten bei der Zentralbank Zur Erfüllung ihrer Mindestreserve­ pflicht müssen Kreditinstitute also Gutha­ ben auf ihren Girokonten bei den NZBen unterhalten. Dabei erlaubt das Mindest­ reservesystem des Eurosystems den Ge­ schäftspartnern eine Durchschnittserfül­ lung der Mindestreserve. Dies bedeutet, dass sich die Erfüllung der Mindestreserve­ pflicht nach den durchschnittlichen Gutha­ ben am Ende der Kalendertage auf den Min­ destreservekonten innerhalb einer Mindest­ reserve-Erfüllungsperiode bemisst. Das Eurosystem will gewährleisten, dass das Mindestreservesystem weder das Ban­ kensystem im Eurogebiet belastet, noch den effizienten Ressourceneinsatz behindert. Aus diesem Grund werden die Mindestre­ serveguthaben der Kreditinstitute verzinst, und zwar zum durchschnittlichen margina­ len Zinssatz der Hauptrefinanzierungsge­ schäfte während der Mindestreserve-Erfül­ ° Wichtige Mindestreservesätze zentralbank Peoples Bank of China Europäische Zentralbank US-Federal Reserve System Russische Zentralbank Schweizerische Nationalbank satz 20,0 % 1) 1 % 2) 10 % 3,5 % 2,5 % 1) Seit 18.5.2012, 2) Seit 18.1.2012 lungsperiode (gewichtet nach der Anzahl der Kalendertage). Dieser Satz liegt daher sehr nahe bei den kurzfristigen Geldmarkt­ zinssätzen. Da eine Bank nur über ein Prozent der von ihr gebuchten Gelder wirklich verfügen muss, kann sie darüber hinaus Geld erzeu­ gen oder auch „schöpfen“. Um beispielswei­ se einen Kredit von 10.000 Euro zu verge­ ben, benötigt die Bank also lediglich 100 Euro ungebundenes und frei verfügbares Guthaben auf ihrem Zentralbankkonto als dürre Sicherheitsleistung. Zinsprivileg für Geld, das aus Luft erzeugt wird Verfügt die Bank über diese Rücklage bei der Zentralbank, kann dem Kunden der Kredit in Höhe von 10.000 Euro in der Com­ puterdatei des Girokontos gut geschrieben werden. Dabei handelt es sich um Geld, das vorher niemand anderer besessen hat. Das Geld entsteht gleichsam „aus Luft“. Den­ noch ist die Bank nun berechtigt, Zinsen für das neu geschöpfte und zugleich verliehene Geld zu kassieren. Offiziell liegen die wichtigsten Funk­ tionen des Mindestreservesystems in der Stabilisierung der Geldmarktsätze und der Steuerung der strukturellen Liquiditäts­ knappheit im Bankensystem. De facto stellt die Mindestreserve aber ein Steuerungs­ instrument für die Geldschöpfung im Ge­ schäftsbanken-System dar. Zu beachten ist auch: Analog zur Erzeu­ gung des Buchgeldes durch Kreditvergabe wird das Buchgeld durch Kreditrückzah­ lung wieder vernichtet; d.h. würden (in einem theoretischen Moment) tatsächlich alle Kredite zurückgezahlt, gäbe es kein Buchgeld mehr. Investment Integrity Audit ° GELDANLAGE Zu viel Vertrauen ist gefährlich Viele Institutionen und besonders wohlhabende Privatpersonen stehen in puncto Vermögensveranlagung vor einem oftmals unbemerkten Dilemma. Unabhängig davon, ob sie bei der Verwaltung ihres Vermögens auf einen oder mehrere Banken und Finanzdienstleister vertrauen, haben sie selbst oft nicht die Ressourcen, die Arbeit des oder der Asset Manager zu überwachen und zu beurteilen. D CREDIT: beigestellt ie Vermögensverwaltungsgesellschaft swisspartners hat ein Audit-Modell entwickelt, das es Großanlegern ermöglicht, die Transparenz ihrer Veranlagungen zu erhöhen und somit Risiken und Kosten zu senken. Stiftungen, Family Offices, Pensionskassen, Länder und Kommunen, wohlhabende Unternehmer und Unternehmen sowie sehr vermögende Privatpersonen, sogenannte Ultra High Networth Individuals, haben eines gemeinsam: sie alle veranlagen große bis sehr große Vermögen. „Insbesondere aus Risiko- und Haftungsgesichtspunkten sind die Verantwortlichen gut beraten, ihre einzelnen Mandate unabhängig analysieren und überprüfen zu lassen“, ist Daniel Natterer, Partner bei der swisspartners (Liechtenstein) AG, überzeugt. Er spricht aus eigener Erfahrung, immerhin kontrolliert sein Unternehmen im Rahmen von sogenannten Audit-Mandaten Vermögen in der Höhe von insgesamt etwa 2,5 Milliarden Euro. Darüber hinaus verwaltet swisspartners weitere drei Milliarden Euro an Kundengeldern selbst. Bei diesen zwei Dienstleistungen – Vermögensverwaltung und Audit – handelt es sich um Dienstleistungen, die nie gleichzeitig für ein und denselben Klienten erbracht werden. „Das würde einen besonders eklatanten Interessenkonflikt darstellen und ist für uns somit unvereinbar“, präzisiert Natterer. FINANZIELLE VORSORGEUNTERSUCHUNG Neben der Einhaltung von Verträgen und Restriktionen sind es vor allem die Kosteneffizienz, die Risiken und nicht zuletzt die Performance der einzelnen Mandate, die von swisspartners im Rahmen des sogenannten „Investment Integrity Audit“ unter die Lupe genommen werden. „Sämtliche Assets aller Teilvermögen werden in unserem System erfasst und bewertet. Dem Kunden steht somit eine tagesaktuell verfügbare, integrale Vermögensübersicht mit objektiver Performance-Messung zur Verfügung“, schildert der Finanzmanager und ergänzt: „Um maximale Transparenz und größtmöglichen Output zu generieren, haben wir unser Audit-System in vier Teilbereiche strukturiert.“ Während der erste Schritt, das formale Audit, ans Tageslicht bringen soll, ob die Asset Manager die ihnen auferlegten Veranlagungs-Restriktionen und -Bandbreiten auf „Punkt und Beistrich“ einhalten, zielt der zweite Audit-Teil auf die materielle Integrität ab. Das bedeutet, dass im Zuge einer materiellen Beurteilung alle Transaktionen überprüft – und alle mit der Vermögensverwaltung anfallenden Kosten hinsichtlich Marktkonformität, Effizienz und Einsparungspotenzial untersucht – werden. Die Überprüfung der Performance jedes einzelnen Managers, einerseits absolut und andererseits im Peerund Benchmark-Vergleich, ist Gegenstand des dritten Audit-Bereiches. Danach werden im Rahmen der erweiterten Analyse kundenspezifisch diverse Aspekte wie etwa die Auswahl des geeigneten Risikoprofils, die strategische Asset Allocation des Gesamtvermögens, der Value at Risk, die einzelnen Mandate an die Asset Manager oder der Ansatz von Strategie und Marktbeurteilung untersucht. „Ähnlich wie beim Arztbesuch ist eine zweite unabhängige und umfassende Meinung oft Gold wert. Auch und besonders wenn man dem Eigentümer des Finanzvermögens Rechenschaft schuldig Daniel Natterer, Partner bei der swisspartners (Liechtenstein) AG ist, wie beispielsweise als Finanzchef eines Unternehmens oder als Stiftungsvorstand. Diesbezüglich ist es essenziell, auf einen umfangreichen Audit-Bericht über die Risiken, die Kosten und die Performance des anvertrauten Anlagevermögens zurückgreifen zu können“, argumentiert Daniel Natterer. ERFOLGSABHÄNGIG Um das Investment Integrity Audit von swisspartners in Anspruch nehmen zu können, „müssen die Anleger auch nicht in Vorleistung gehen“, so Natterer. Der Vermögensverwalter berechnet beim ersten Audit lediglich ein erfolgsabhängiges Honorar, das heißt, einen Teil der Einsparungen. Und diese können zum Teil beachtlich sein. „Durch die externe konsolidierte Betrachtung des gesamten Vermögens, die Überwachung aller Transaktionen, die Risikokontrolle, die Minimierung von Restriktionsverletzungen und die Erhöhung der Kosteneffizienz haben wir für einzelne Kunden bereits Einsparungen beziehungsweise Rückzahlungen in Millionenhöhe erwirkt“, schildert Natterer. MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 37 Unsere Stadt. Unsere Domain. www.unsere-domain.wien Holen Sie sich rechtzeitig Ihr Stück vom Kuchen: JETZT .WIEN DOMAIN FÜR IHRE FIRMA SICHERN! SIE HABEN EIN RECHT AUF EINE MARKE, EINEN FIRMEN- ODER FAMILIENNAMEN? Ab sofort bis 30. April 2014 einreichen! Mehr Infos unter: www.nic.wien GELDANLAGEPanorama NORWEGEN CL ECKDATEN (KÖNIGREICH NORWEGEN) GEWINNER. Statistisch gesehen ist jeder ein- zelne Norweger – und natürlich auch jede Norwegerin – Kronen-Millionär beziehungsweise -Millionärin. Zu verdanken haben die Skandinavier das einerseits den sprudelnden OffshoreÖlquellen und andererseits der geschickten Anlagepolitik des norwegischen Staatsfonds. Der in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gegründete Fonds konnte im vergangenen Jahr mit rund 16 Prozent plus sogar den zweitgrößten Gewinn in seiner Geschichte verbuchen. Mit seinen knapp 608 Milliarden Euro Assets under Management ist der Fonds weltweit an über 8.000 Firmen beteiligt. OS Land des Monats Staatsform Konstitutionelle Monarchie Hauptstadt Oslo Amtssprache Norwegisch plus Regionalsprachen Staatsoberhaupt König Harald V. Regierungschef Erna Solberg Fläche 385.199 km2 Einwohner etwa 5,1 Millionen Bevölkerungsdichte etwa 13,2 pro km2 Währung Norwegische Krone Kfz-Kennzeichen N Internet-TLD .no Internat. Telefonvorwahl +47 Unabhängig seit 1905 Nationalfeiertag 17. Mai Nachbarstaaten Finnland, Russland, Schweden Größte Städte Oslo, Bergen, Trondheim, Stavanger Verwaltungsgliederung 19 Provinzen plus Spitzbergen und Jan Mayen Höchste Erhebung (am Festland) Galdhopiggen (2.469 m) ED ZAHLENSPIEL 700 WEGEN ERFOLGS GESCHLOSSEN. Wie die Credit Suisse Ende Februar verlauten ließ, ist geplant, den besonders erfolgreichen „CS Equity Fund Small and Mid Cap Germany“ ab einem Fondsvolumen von 700 Millionen Euro temporär schließen zu wollen. Aufgrund der starken Mittelzuflüsse der letzten Monate läuft der Fonds „Gefahr“, diese Schwelle bald zu erreichen. Die Schließung des Investmentvehikels wäre dann notwendig, weil nachhaltige Anlagemöglichkeiten in deutsche Small und Mid Caps begrenzt seien, hieß es dazu aus den Reihen der Credit Suisse. Durch die Präventivmaßnahme soll sichergestellt werden, dass der Fonds nach wie vor gemäß seiner Anlagephilosophie und seines Anlageprozesses investieren kann. TRIVIUM GMBH D ie Frage, ob es ein guter Zeitpunkt ist, Immobilien zu kaufen und ob der Markt nicht „überhitzt“ sei, ist eine der häufigsten, die ich in meinem Arbeitsalltag gestellt bekomme. Grundsätzlich ist diese Frage pauschal natürlich nicht zu beantworten, denn Sie kaufen ja immer eine Immobilie und nicht „den Markt“, und der Wert dieser Immobilie wird von vielen Faktoren bestimmt. Nichtsdestotrotz kann man natürlich auch allgemeingültige Aussagen machen, die als zusätzlicher Indikator in Ihre Entscheidung einfließen sollten. Die OeNB untersucht die Immobilienpreisentwicklung laufend und hat dazu eine aktuelle Studie veröffentlicht. Für den österreichischen Gesamtmarkt gilt demnach aktuell, dass dieser ca. acht Prozent unterbewertet ist. Für Wien im Speziellen gilt eine Überbewer- 40 ° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014 tung von 21 Prozent. Daraus muss man aber auch lesen, dass Österreich außerhalb Wiens stark unterbewertet ist und es innerhalb von Wien sehr starke Unterschiede je nach Lagen gibt. Das Stadtzentrum und die Innenbezirke sind sicherlich von den jüngsten Preisanstiegen aufgrund von stark gestiegener Nachfrage preislich deutlich aus dem Ruder gelaufen. Überbewertungen von 30 Prozent und mehr sind durchaus realistisch. Die Außenbezirke und vor allem Entwicklungslagen wie der 10. Und 11. Bezirk hingegen liegen nur knapp über dem „Normalwert“. Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Verschuldungsquote und die Entwicklung der Wohnkredite in Österreich. Diese sind in den letzten sechs Jahren deutlich zurückgegangen. Wir liegen aktuell ca. 4,5 Prozent unter dem Wert von 2007. Dies lässt für den Gesamtmarkt den Schluss zu, dass einerseits mehr Eigenkapital für Immobilien bereitgestellt wird und andererseits, dass die Mietnachfrage ansteigt. In Summe also MARIO KMENTA, keine schlechte AusGeschäftsführer, gangsposition für ImTrivium GmbH mobilieninvestoren mit mittel- und langfristigem Ziel. Sie können in regional guten Lagen Immobilien zu vernünftigen Preisen erwerben und bewegen sich in einem Mietwohnungsmarkt, der wächst. [email protected] CREDITS: Shutterstock, beigestellt KOLUMNE Sind Immobilien aktuell zu teuer? ° Im Gespräch mit Christel Rendu de Lint, UBP geldanlage Global High Yield hat die Nase vorne Die Fondsmanagerin des UBAM-Global High Yield Solution Fonds zieht Credit Default Swaps traditionellen ­Bondinvestments vor und setzt darüber hinaus in diesem Jahr auf die Ertragskraft von Renditespreads in ­Industrieländern, Erholungsstorys europäischer Industrieländer sowie ausgewählte Finanztitel. GELD ° Ihr Fonds UBAM-Global High Yield Sie empfehlen Anleihen von Finanzunterneh- ­Solution schneidet ganz klar besser ab als eine men und hochverzinste Papiere. Weshalb? auf hochverzinste Anleihen setzende globale Das stimmt. Die Finanzsparte hat ihre Eigenmittelabstützung (ihr Tier-1 Kapital) signifikant gestärkt; gegenüber Nicht-Finanzunternehmen beinhalten diese Anleihen immer noch eine Prämie von 23 Prozent. Hochverzinsliche Anleihen werden – besonders über CDS – mit einer viermal höheren Prämie als Investment-GradeAnleihen gehandelt. Sie kompensieren damit eine höhere Ausfallrate, die aber weder durch die Fundamentaldaten, noch durch historische Durchschnittswerte gerechtfertigt wird. Strategie. Verraten Sie uns Ihr Geheimnis? Christel RENDU de LINT: Der Einsatz von Credit Default Swaps (CDS) bietet, verglichen mit traditionellen Bondinvestments, zusätzlichen Ertrag. Das liegt an folgenden drei Faktoren: Erstens ist das festverzinsliche Anlageuniversum begrenzt (eine steigende Nachfrage führt zu höheren Preisen und niedrigeren Erträgen), während der CDS-Markt weniger stark dem Risiko einer Angebotsverknappung ausgesetzt ist. Zweitens ist das Ertragspotenzial der CDS intakt, weil sie im Gegensatz zu Unternehmensanleihen nicht von den Emittenten vor Fälligkeit zurückgenommen werden können. Drittens ermöglicht die halbjährliche Aktualisierung der CDS-Indizes (Bildung eines neuen 5-jährigen Index) alle sechs Monate eine reibungslose und lückenlose Weiterführung der Portfolioausrichtung und des Ertrags. Christel RENDU de LINT, Fondsmanagerin des UBAM-Global High Yield Solution Fonds der US-Wirtschaft? verleiht der aktive Einsatz von CDS unserem Investmentfonds eine einzigartige Positionierung, da wir der einzige Fondsmanager sind, der diese Instrumente in dem Zusammenhang nutzt. Wie würden Sie das gegenwärtige Wirtschaftsszenario beschreiben? Welche Investments credit: beigestellt Wie beurteilen Sie den Entschuldungsprozess Was zeichnet Ihr Team aus? empfehlen Sie an den Kreditmärkten? Die Mehrzahl der Bondmanager wendet im hochverzinslichen Marktsegment einen Bottom-Up-Ansatz an, der sich auf die Auswahl der Rentenpapiere stützt. Wir dagegen wenden einen Top-Down-Ansatz an und konzentrieren uns auf die Analyse des makroökonomischen Umfelds und auf die Identifizierung der Themen, die als Antrieb für die Finanzmärkte fungieren. So können wir die Ausrichtung unseres Investmentfonds jederzeit unseren Einschätzungen anpassen. Dabei setzen wir auf folgende drei Aspekte: die Ausrichtung auf den hochverzinslichen Anleihenmarkt, die geo­ grafische Ausrichtung in den USA und Europa und die Zinspositionierung, die wir seit der Fondsauflegung sehr niedrig halten und die heute praktisch bei null liegt. Und schließlich Das Wirtschaftswachstum und die Zentralbanken werden in diesem Jahr als wichtigste Performancefaktoren dienen. Während Ersteres eindeutig auf den Haussepfad zurückgekehrt ist, dürften Letztere an ihrer expansionistischen Politik festhalten. Ein solches Umfeld wird ganz klar risikoreichen Assets Aufwind verleihen. Auch am festverzinslichen Markt suchen wir nach mehr Risiko, insbesondere in Segmenten, die bessere Fundamentaldaten bieten, die von der Konjunkturerholung profitieren können und die den Anleger für das höhere Risiko entlohnen. Daher konzentrieren wir uns auf Renditespreads insbesondere in Industrieländern, Erholungsstorys (europäi­ sche Peripherieländer), die Finanzbranche und Hochzinsanleihen. Überall auf der Welt haben die Volkswirtschaften stark unter dem globalen Entschuldungsprozess gelitten, der sich vom Staat über den Bankensektor bis hin zum Konsumenten erstreckte. Dieser nähert sich nun seinem Ende mit positiven Folgen für das gesamte Wirtschaftsgefüge. Dies zeigt sich u. a. daran, dass die Verschuldung der amerikanischen Privathaushalte wieder auf ihrem Trendwert liegt. Auch die Steuerpolitik wird das Wirtschaftswachstum weniger stark belasten. Welche Vorteile bringen Assets etwa aus europäischen Peripherieländern für Ihr Portfolio? Industrieländer und insbesondere Erholungsstorys gehören zu unseren Favoriten. Die europäischen Peripherieländer ernten heute die Früchte ihrer strukturellen Reformen. Die Gesundung ihrer Wirtschaft ist spürbar und wird durch eine merklich bessere Stimmung in der Industrie und einer kräftigen Aufbesserung der Leistungsbilanzen veranschaulicht, besonders in Spanien und Italien. Anleihen aus den Peripheriestaaten bringen immer noch doppelt so hohe Prämien ein wie deutsche Staats- und Unternehmenspapiere. www.ubp.com März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 41 geldanlage ° Branche Technologie Innovationen treiben die Kurse Der Technologiesektor ist ein sehr heterogener Bereich – einige Segmente präsentieren sich als echte Überflieger, andere dagegen leiden unter schwachen Investitionen besonders von Seiten der Unternehmen. GELD-Magazin stellt im Folgenden einige der besten Technologiefonds vor und beleuchtet die aktuelle Anlagestrategie. Wolfgang Regner D er Technologiesektor war seit 2007, als das iPhone lanciert wurde, in einer Boomphase. Allerdings kam es dann zu einer überraschenden Kehrtwende und einem leichten Einbruch der IT-Ausgaben der Unternehmen. Seither sind US-Tech-Aktien einer der am schwächsten performenden Industriesektoren, auch ohne Dot.comBubble. „Rückgänge bei Unternehmensinvestitionen, vor allem auch in Übersee, sowie der Übergang von IT, erworben als geis­ tiges Eigentum, hin zu Geschäftsmodellen, bei denen IT-Services gemietet werden, sind dafür verantwortlich. Auch der US-RetailSektor leidet unter dem Rückgang der PCVerkäufe, trotz der massiven Absatzsteigerungen bei den Tablets, die allerdings um einiges billiger sind“, sagt Steven Docherty, Head of Global Equities bei Aberdeen. Daher gilt es für die Fondsmanager, in fundamentaler Hinsicht die starken von den schwachen Sektoren zu trennen und sich auf die wirklichen Wachstumsinseln zu konzentrieren. „Im Jahr 2013 war die Entwicklung im Technologiesektor geteilt. Wachstumssektoren (Cloud Software, Internet) und frühzyklische Sektoren (Halbleiter, Halbleiterausrüstung) entwickelten sich überdurchschnittlich, während ValueSektoren (IT Hardware, Altsystem-Software) eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung aufwiesen. Im Jahr 2014 könnte sich ein ausgewogeneres Bild ergeben, wenn bei einem steigenden globalen Wirtschaftswachstum Unternehmen wieder mehr inves­tieren“, erklärt Walter Holick, Fondsmanager des DWS Technology Typ 0. „Davon könnten beispielsweise die großen traditionellen Softwareanbieter (AltsystemSoftware) profitieren, während auch die Wachstumssektoren wie Cloud Software und Internet weiter wachsen sollten. Zusätzlich könnte eine Zunahme von Unternehmenszusammenschlüssen bzw. Über- nahmen (M&A) die Performance des Sektors verbessern, wenn Unternehmensführungen auf diese Weise Wachstum oder Kundenstämme zukaufen“, meint Holick. Aufgestaute Nachfrage „Kapitalinvestitionen sind normalerweise mit einem positiven Geschäftsausblick der investierenden Unternehmen korreliert. Steigt das Business Sentiment, so legen auch die Aktienkurse der Unternehmen zu, und das führt meist zu einer Erhöhung des Technologiebudgets“, sagt Stuart O’Gorman, Manager des Henderson Global Technology. Und weiter: „Da die etablierten Weltbörsen im letzten Jahr kräftig performt haben, und zwar vor allem in den USA, sollte der Zuwachs an Unternehmensinves­ titionen sogar das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) überflügeln.“ Das heißt also, es gibt eine erheblich aufgestaute Nachfrage, die – wenn sie realisiert wird – traditionelle tech-Aktien sind günstig Durchschnittl. Wachstum des Gewinns pro Aktie bis 2015 credit: Shutterstock KGV ‘ 13 bereinigt um Netto-Cash- bzw. -Schulden-Position Die Bewertung weist ein günstiges Verhältnis zum Gewinnwachstum auf (gilt für beide Grafiken in Kombination) Quelle: Greenpeace 42 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 ° xxxxxxxx geldanlage Eine Halbleiter-Platine wird mit Chips und anderen Technologie-Komponenten bestückt viele Technologieunternehmen beflügeln könnte. So meint auch HyunHo Sohn, Manager des Fidelity Global Technology Fund: „Der Technologiesektor scheint nun aus einer Dekade schwacher IT-Investitionen gestärkt hervorzugehen. Rekordhohe Profitabilität vor allem bei US-Unternehmen und starke Cashflows sollten einen neuen Zyklus der Upgrades und Ersatzinvestitionen einleiten. Ich erwarte auch in den Emerging Markets weiter steigende Markt-Penetra­ tionsraten. Vor allem profitieren werden die Segmente Software und Datenmanagement. Im Retailbereich, also etwa bei Smartphones, die bereits eine hohe Marktdurchdringung aufweisen, sehe ich nur moderates Wachstum. Allerdings braucht es neue, innovative Produkte, um den Aufwärtstrend zu unterstützen.“ Mit Blick darauf meint Steven Docherty für den Aberdeen Global Technology Fund: „Für uns ist es aktuell schwer, einen definitiv positiven Ausblick für die IT-Branche zu geben. Überflieger wie Twitter und LinkedIn haben gedämpfte Prognosen abgegeben. Wie lange das schwächelnde Sentiment noch weitergeht, können wir nicht sagen. Aber der Großteil der Downgrades der Analysten dürfte hinter uns liegen. Dennoch werden die IT-Umsätze durch eine Abschwächung in China, das Fed-Tapering, hohe Volatilitäten in den Emerging Markets und geopolitische Spannungen behindert werden. Sollte die USKonjunktur stark bleiben, könnte aber ein neuer IT-Investmentszyklus starten.“ Samsung & Google – Günstige Wachstumsperlen Und es gibt sie doch – die fair bewerteten Technologieriesen mit Potenzial. „Bes­tes Beispiel ist Samsung, die im DNB Technology Fund derzeit die größte Posi­ tion ausmacht. „Das KGV liegt bei tiefen sieben. Falls man die Cash-Positionen subtrahiert, sogar deutlich darunter. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass die Margen im profitablen Smartphone-Geschäft unter Druck geraten sind. Bei aller Vorsicht scheint uns aber die Skepsis der Investoren maßlos übertrieben. Aus einer Risiko/Ertrags-Perspektive bietet Samsung deshalb viel Potenzial zum vernünftigen Preis“, meint Anders Tandberg-Johansen, Manager des DNB Technology. Ebenfalls in diese Klasse gehört Google, die mit Suchmaschinen-Geschäft und profitablen Online-Advertising, YouTube, dem Android-Betriebssystem und neuen Projekten die wohl am besten positionierte Internet-Gesellschaft weltweit. Fidelity-Manager HyunHo Sohn betont die große Bedeutung von Forschung und Innovation: „Es wird zunehmend klar, dass das Wachstum des Sektors nicht einfach eine Funktion der Nachfrage der Endkonsumenten und der Unternehmen ist. Vielmehr wird es angetrieben durch anhaltende Innovation und Entwicklungen der Technologiefirmen, die neue Nachfrage erzeugen. So wird die rasche Verbreitung von Geräten mit dauernd eingeschalteter Internetanbindung das ‚Internet der Dinge‘ hervorbringen, ein Schlüsselthema des Fidelity Global Technology. Durch wachsende Effizienz und Produktsicherheit wird die Konsumentenzufriedenheit gesteigert. So wird ein vollautomatisch selbst fahrendes Auto spätestens bis zum Jahr 2020 auf den Markt kommen. Allein dies hat enorme soziale und ökonomische Auswirkungen.“ Neue Hightech-Blasen? Allerdings gibt es einige Segmente des Technologiesektors, in denen wahre Überflieger für Schlagzeilen sorgen – und zwar derzeit noch für positive. Dies aber könnte sich ändern, meint Tandberg-Johansen. „Die Kurssprünge einzelner Internet-Unternehmen lassen aufhorchen. Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) im hohen zweistelligen Bereich zeugen davon, dass Anleger wieder bereit sind, beträchtliche Risiken auf sich zu nehmen, um am Internet-Boom zu partizipieren. Die Geschäftsmodelle ein- März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 43 geldanlage ° Branche Technologie zelner Wachstumstitel haben durchaus das Potenzial, herkömmliche Grenzen zu sprengen und damit neue Maßstäbe in Sachen Wachstum zu setzen. Hierzu braucht es aber viel Vorstellungskraft, was bekanntermaßen mit Unsicherheiten verbunden ist. Deshalb mutet der Preis einzelner Unternehmen unter Berücksichtigung klassischer Bewertungskriterien wie solide Bilanzen, hohe Cashflows und Eigenkapitalquoten recht abenteuerlich an. Dabei gibt es genügend Alternativen zu den Highflyern aus dem Social Media- oder 3-D-Printing-Sektor. Dies zu deutlich attraktiveren Kursniveaus, ohne dass Abstriche in Bezug auf das Wachstumstempo gemacht werden müssen“, erläutert der DNB-Fondsmanager. Wie eben die großen Tech-Werte. Auch Henderson-Manager O’Gorman ist auf der Hut. „Massive Zuströme an Kapital können in einem Technologiebereich die Wettbewerbsfähigkeit unterminieren und die Marktbarrieren vollkommen zerstören. Daher beobachten wir die unterschiedlichen Money Flows sehr genau“, sagt O’Gorman. Dazu ein Beispiel: So gibt die taiwanesische Mediatek, die das Silikon für weiße Etuis bzw. Gehäuse chinesischer Handys produziert, freimütig zu, dass die meisten Firmenkunden keinen Gewinn machen, aber von chinesischen Lokalregierungen finanziert werden. Angesichts dieser Auswüchse bleiben die Fondsmanager ihren Top-Favoriten treu. So etwa DNBTechnology-Manager Tandberg-Johansen: „Wir sind weiterhin der Meinung, dass Large Caps im Technologiesektor größeres Potenzial eröffnen als viele ihrer kleineren Konkurrenten und noch dazu weitaus günstiger bewertet sind.“ Und es bleibt die Hoffnung auf steigende Business-Investments. iNVestmeNtstrAtegieN „Softwareunternehmen sollten vom Turnaround der Investitionen profitieren, da sie den größten Teil ihrer Umsätze mit Firmenkunden machen. Dies betrifft sowohl die Anbieter von Cloud Software, wie z.B. die im Fonds vertretene Salesforce.com, als auch Legacy Software-Firmen, wie z.B. die im Fonds vertretenen SAP oder Oracle“, erklärt DWS-Fondsmanager Holick seine INtErVIEW ° GELD ° Wo finden Sie die Wachstumsinseln im Technologiesektor? ANDERS TANDBERG-JOHANSEN: Zum Beispiel im Bereich Mobile Payments. Der Einzelhandel hat in den USA sowie in Skandinavien bereits auf das Bezahlen via Mobiltelefon umgestellt. Dem Kunden werden beim Betreten des Geschäftes auf ihn maßgeschneiderte Angebote auf dem mobilen Endgerät angezeigt, das er auch für den Bezahlvorgang nutzen kann. Das Verkaufspersonal kann sich mehr und mehr auf seine eigentliche Funktion, nämlich das Verkaufen, konzentrieren. Die Zeiten des Schlangestehens könnten bald der Vergangenheit angehören. Effizienzgewinne sind also sowohl auf der Unternehmens- als auch der Konsumentenseite zu verbuchen. Andererseits gibt es auch wachstumsschwache Bereiche… Wir sehen, dass sich innerhalb des TechnologieUniversums zwei Cluster gebildet haben: Auf der einen Seite der ‚New Technology Club‘ mit den führenden Social Media-Plattformen und den hoch innovativen, aber auch hoch bewerteten 3-D-Druck-Firmen. Auf der anderen Seite die etablierten Top-Unternehmen wie Google, Oracle oder Microsoft. So ist Google die global 44 ° GELD-MAGAZIN – MärZ 2014 MANAGER DES DNB TECHNOLOGY FUND erfolgreichste Internetfirma. Das Kerngeschäft mit Onlinewerbung wächst mit über 20 Prozent jährlich. Die Aktie ist lediglich mit dem 20-Fachen des 2014er-Gewinns bewertet, ohne dass der Unternehmenswert um die große CashPosition bereinigt wurde. Zusätzlich investiert Google riesige Summen in die Forschung und Entwicklung. Würde sie sich auf eine Gewinnmaximierung beschränken, dann wäre die Aktie heute zu einem unfassbar tiefen Preis zu kaufen. Welche strukturellen Technologietrends haben Sie identifiziert? In einigen Bereichen sind die Anleger aber Wir sehen einige Subsegmente, die das Potenzial haben, unser Leben nachhaltig zu verändern. Dazu zählen die folgenden sechs Technologie-Megatrends: Die Bedeutung der Smartphones wird weiter wachsen und unser Leben zunehmend bestimmen. Auch das Fernsehen löst sich von klassischen Sendern, bekommt eine andere Dimension, neue Spieleplattformen verzeichnen Rekordumsätze, IT-Services wandern in die Cloud. Dazu kommen das Mobile Payment und eine Verschmelzung von On- und Offline-Medien. Die User profitieren von vielen neuen Funkionalitäten und Anwendungen. bereits euphorisch gestimmt… Ja, dies lässt sich anhand des 3-D-Printing-Sektors aufzeigen. Der Sektor war traditionell stark auf die Erstellung von Prototypen fokussiert, entwickelt sich jetzt aber mehr in Richtung eines breiteren Einsatzes der Technologie – zum Beispiel im Medtech-Bereich bei Zahnimplantaten und im Flugzeugbau bei Ersatzteilen. Allerdings sind die Bewertungen bereits sehr stolz: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beträgt im Schnitt 50, bei einem organischen Umsatzwachstum von 20 bis 25 Prozent. Wir finden andernorts bessere Risiko/Ertrags-Verhältnisse und sind derzeit nicht investiert. creditS: beigestellt, Shutterstock ANDErs tANDBErG-JohANsEN, Branche Technologie Übergewichtung dieses Segments. Er ist auch für den Halbleitersektor positiv gestimmt. „Im Jahr 2013 stiegen die Kurse der Halbleiterwerte nach einer zyklischen Bodenbildung deutlich an und ließen den breiten Aktienmarkt und den Technologiesektor hinter sich. Die Erholung war allerdings aufgrund von Schwächen in einzelnen Regionen (China, Emerging Markets) und Endmärkten (Mobiltelefone, PCs) weniger robust als in ähnlichen Phasen in der Vergangenheit. In 2014 sollten positive Impulse von M&A, von strukturellen Verbesserungen der Angebots- und Nachfragesituation im Speicherchipbereich und für die Halbleiterproduktionsausrüster von einer zunehmenden Kapitalintensität der Halbleiterproduktion kommen“, erklärt Holick. Den Internetsektor hat er trotz Bewertungsfragen leicht übergewichtet. Aberdeen favorisiert unter anderem ein Subsegment des Softwarebereichs. „Wir sehen Wachstumszentren etwa in den App-Märkten für Smartphones, wo Apps wie ‚Flappy Bird‘ sehr populär geworden sind. Auch im 3-D-Printing-Bereich ist das Wachstumspotenzial riesig.“ Die „clouD“ & e-commerce So hat sich der japanische Druckerund Fotokamerahersteller Canon durch seine Übernahme der holländischen Océ ein Standbein in dieser neuen Industrie geschaffen. „Neue, viel versprechende Tech-Segmente sind das Cloud Computing und der E-Commerce. Die Cloud zeigt zwar starkes Wachstum, doch die zentralisierte Struktur der neuen Plattformen droht die einst hoch eingeschätzten Bereiche Hardware und Software-Komponenten zu standardisierten Massenprodukten zu machen. Es ist nun die Aufgabe der Industrieriesen wie Oracle oder Cisco, ihre Umsatzströme zu diversifizieren und technologische Umbrüche rechtzeitig zu erkennen, um davon zu profitieren“, erklärt AberdeenExperte Steven Docherty. Alle besprochenen Tech-Fonds bieten sich aktuell für ein Investment an. ° geldanlage Vernünftiges muss nicht langweilig sein Aberdeen Schwellenländeranleihen Um eine sinnvolle Anlage-Streuung zu erreichen, lohnt es sich, manchmal die abenteuerliche Variante zu wählen. Die Expertise von Aberdeen bei Schwellenländeranleihen ermöglicht Ihnen den Zugang zu einigen der jüngsten und dynamischsten Rentenmärkten der Welt. Unser Team aus 70 Emerging-Markets-Spezialisten hat eine Erfolgsbilanz von beinahe zwei Jahrzehnten und ist für Sie weltweit auf der Suche nach attraktiven neuen Anlagemöglichkeiten. So bauen wir auf ein solides Fundament und setzen auf bunte Vielfalt. Ein bisschen ungewöhnlich? Schon. Vernünftig? Wir denken, ja. Weitere Informationen finden Sie unter mehr-drive-fuer-anleihen.at/emd Mehr Drive für Ihre Anleihen. Der Wert von Anlagen und ihr Ertrag kann sowohl steigen als auch sinken. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Herausgegeben von Aberdeen Asset Managers Limited, einer in 2014 Großbritannien der Zulassung° und MärZ – GELD-MAGAZIN 45 Aufsicht der Financial Conduct Authority (FCA) unterliegenden Gesellschaft. aberdeen-asset.at D er Investors-Kongress fand am 26. Februar wie gewohnt in den Räumlichkeiten des Hauses der Industrie statt. Der etwa 120 Personen fassende Vortragssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das zeigt, wie wichtig der gewählte Themenkreis „Risiko­ kontrolle und -begrenzung bei Investments“ ist. Denn darum dreht es sich bei vermögensverwaltenden und Total Return-Fonds – neben der Erzielung einer über dem Geldmarktzins liegenden Veranlagung. Fondsanbieter stellen in diesem Sinne bereits seit etwa zwei Jahren bei der Nachfrage einen zunehmenden Trend zu Vermögensverwaltungs-Konzepten fest. Den Vortragenden muss allesamt ein Kompliment hinsichtlich ihrer Fachkompetenz und Begeisterungsfähigkeit gemacht werden, die die Zuhörer immerhin vier Stunden lange mit ihren Referaten fesselten. Die Besucher ihrerseits standen ihnen aber kaum nach und lösten immer wieder fachliche Diskussionen aus. Die vorgestellten Strategien waren alle spannend und plausibel: Aus den Bereichen Multi-Asset-Veranlagungen stellten Invesco und Jupiter zwei einander ähnliche Konzepte vor, die aufgrund der hohen Professionalität in der Marktanalyse überzeugten – besonders der Mechanismus einer „automatischen“ Diversifikation, die sich aus der fundamentalen Analyse ergibt, war beeindruckend. PEH und Patriarch setzten hingegen auf gemischte flexible Fonds mit Risikobegrenzungs-Mechanismen. Bei Patriarch führt ein an die 200-Tages-Linie angelehnter Automatismus zu einer kompletten De-­ Investition des Aktienanteils bei fallenden Märkten. ARC hingegen stellte einen relativ jungen Dach-Hedgefonds vor, der unterschiedliche directional und marktneutral agierende Fonds sehr geschickt zu einem quasi „Geldmarktersatz mit Überrendite“ kombiniert. Invesco ° Die besten Investment-Ideen in einem Portfolio sich ständig. Steigen die Korrelationen an, verliert sich der positive Effekt von Diversifikationen in einem starren Multi-Asset-Portfolio. Daher muss man flexibel auf die sich ändernden Marktverhältnisse reagieren, um langfristig positive Returns zu erwirtschaften. Im Invesco Global Targeted Returns Fund ergibt sich die Diversifikation automatisch durch die Investitionen in die aussichtstreichsten Makro-Ideen – völlig unabhängig von jeder Benchmark. Ein Beispiel: Das Investment-Team ist gegenüber der kanadischen Wirtschaft negativ eingestellt, woraus sich Investment-Chancen im Bereich Aktien (short), im Bereich Anleihen (long) und im Bereich Währung (short) ergeben. Oder ein anderes Beispiel, US-Wirtschaft versus -Politik: Die Zinsen sind extrem tief und dennoch bleibt die Georgina Taylor, Product Director Inflationsrate niedrig. Daraus ergibt sich ein zu erwartender Return aus dem Kauf von USMulti Asset, Invesco Perpetual, Invesco Bonds mit 30-jähriger Laufzeit und dem Verkauf von 10-jährigen. Ein drittes Beispiel: Man Asset Management kann auch Bewertungsunterschiede an den Aktienmärkten nützen. So weisen britische Aktien derzeit gegenüber Schweizer Aktien einen Discount von etwa 30 Prozent auf – hierbei stechen besonders die Differenzen in den Branchen Healthcare und Konsumwerte hervor. Invesco Global Targeted Return Fund. Der Fonds bündelt nun die besten Investment-Ideen, die sich aus Bewertungsunterschieden bzw. erwarteten Entwicklungen ergeben. Derzeit sind 23 unterschiedliche Strategien umgesetzt (Volatilitäts- und Zinsänderungen, Währungsentwicklungen, Aktienbewertungen usw.). Bis sich eine Investment-Idee im Portfolio aber wiederfindet, muss sie einen dreistufigen Prozess durchlaufen. In der ersten Phase wird die Idee von Professionals thematisch und ökonomisch analysiert. In der zweiten Phase wird sie hinsichtlich ihrer Risiko-Szenarien, möglicher Investment-Strukturen und der Liquidität der dazu benötigten ­Assets untersucht. Zuletzt erfolgt die Implementierung in das Portfolio und die laufende Überprüfung. Im Portfoliomanagement ist zusätzlich ein Risiko-Management integriert, das eine mögliche Kumulierung von Risiken durch die unterschiedliche Wertentwicklung der Assets verhindert. In Summe liegt die Zielrendite des Invesco Global Targeted Return Fund in der Höhe des Drei-Monates-Euribor plus fünf Prozent, die Ziel-Volatilität bei rund der Hälfte jener der Aktienmärkte über eine rollierende Drei-Jahres-Periode. www.Invesco.at 46 geld-magazin März 2014 creditS: Shutterstock, Archiv Makro-Spezialisten. Die Korrelationen von Assetklassen zueinander ändern Institutional investors congress ° Vermögensverwaltungs- und Total Return-Fonds PEH ° Die neue Anziehungskraft Europas lässt Investoren zurückkehren Aktien sind noch günstig. Auf Basis der geschätzten Gewinne der kommenden 12 Monate liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis der im MSCI Europe vertretenen Aktien bei 13,2. Das ist zwar nicht mehr ganz billig, aber auch nicht teuer. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Kurs-Buchwert-Verhältnissen von 1,62 oder der Dividendenrendite von durchschnittlich 3,7 Prozent. Diese liegt übrigens um den Faktor 1,25 höher als die Renditen im festverzinslichen Bereich, was Aktien gegenüber Anleihen besonders attraktiv macht. Trotz dieser positiven Argumente sind institutionelle Anleger (europäische Versicherungen und Pensionskassen) derzeit mit etwas über fünf Prozent noch immer in Aktien stark untergewichtet – was nur zum Teil den strengeren Regulatorien geschuldet ist. Vergleicht man Europa mit den USA, werden europäische Aktien mit einem Discount Martin Stürner, Vorstandsvorsitzenvon rund 30 Prozent gehandelt. Eine Erholung nach der relativen Underperformance in der der PEH Wertpapier AG den vergangenen Jahren ist nun wahrscheinlich – besonders, da sich die Peripherie der Eurozone langsam erholt. Hohen Reformbedarf sehe ich noch in Italien und Frankreich. Die Exporte praktisch aller Euroländer haben aber bereits 2012 wieder das Niveau von vor der Krise erreicht und sind seither weiter gestiegen. Während ich somit positiv für Aktien in Europa gestimmt bin, sehen ich Anleihen und auch Rohstoffe im langfristigen Zyklus vor einem Bärenmarkt. PEH Trust W&P Europe Balanced. Die W&P Strategie Europe Balanced gilt in Deutschland seit vielen Jahren als eines der besten ausgewogenen Europa-Portfolios, mit dem man konservativ auf die Erholung in Europa setzen kann. Seit 30. November 2012 gibt es die Strategie unter der Ägide von PEH als Fonds (SICAV). Er zeichnet sich durch eine strenge Risikokontrolle (VaR, Stress-Tests und einem definierten Risiko-Budget) aus. www.PEH.at Jupiter ° Multi Asset-Strategie nach Lockerung der Anleihekäufe Auf dem Weg zur neuen Normalität. Während sich die Bilanzen der Notenbanken und die Staatsschulden in den letzten Jahren aufgebläht haben, ist der Free Cashflow der amerikanischen Konsumenten auf ein Rekordhoch gestiegen. Das ist für die USA insofern wichtig, da der Anteil des Konsums an der Wirtschaftsleistung traditionell rund 70 Prozent ausmacht. Für einen echten Aufschwung sind jedoch die Investitionen von Unternehmen wichtig, die sich noch etwas schwach entwickeln. Zur Vorsicht mahnen noch einige andere Faktoren, wie die hohe Arbeitslosigkeit in vielen Ländern, die Unsicherheit bei der Inflationsentwicklung und die aktuelle Entwicklung in den Schwellenländern. In dieser Situation macht sich aktive Asset Allocation mit einem Total Return-Ansatz bezahlt. Das Team von Jupiter Asset Management setzt dabei auf Katharine Dryer, Director Fixed eine Multi Asset-Strategie mit fundamental ausgewählten Anleihen, Aktien, Währungen Income und Multi Asset, Jupiter Asset und diversen Absicherungsinstrumenten und erzielt damit relativ marktunabhängige Management Renditen bei niedriger Volatilität. Jupiter Strategic Total Return. Das Fondsmanagement-Team wird von Miles Geldard angeführt, der auf 31 Jahre Investment-Erfahrung zurückblickt. Die Assets werden nach fundamentalen Gesichtspunkten unabhängig von jeder Benchmark ausgewählt. Überbewertete Branchen kommen im Fonds dementsprechend nicht vor. Bei der Auswahl der Anlagen wird ausschließlich auf Einzeltitel oder liquide Index-Futures zurückgegriffen, Fonds und strukturierte Produkte werden gemieden. Derzeit ist der Fonds zu 5,4 Prozent in Aktien (v. a. japanischen), zu 44,5 Prozent in Anleihen (v.a. Corporate Bonds) veranlagt. Über Bund-Futures werden Zinsänderungen abgesichert. So gab es in der Fonds-Historie noch kein einziges Verlust-Jahr. www.Jupiter.de 47 geld-magazin März 2014 Vermögensverwaltungs- und Total Return-Fonds Patriarch ° Erfahrene Vermögensverwaltung trifft Kapitalabsicherung Hervorragende Advisor. Die Patriarch Multi-Manager AG versteht sich als Produkt-Schmiede, die ihre Fonds je nach Investitions-Fokus von den jeweils am ­besten geeigneten Managern verwalten lassen. Die Aufgabe von Patriarch ist es dabei, deren Auswahl und das effektive Controlling der bereits laufenden Mandate. Als vermögensverwaltende Dachfonds sind die Patriarch Select Chance, Ertrag und Wachstum in den vergangenen Jahren für ihre herausragenden Erfolge mehrfach ausgezeichnet worden. Doch es ginge noch besser, wenn stärkere Abwärtsphasen der Börsen durch komplette De-Investition des Aktienanteils aufgefangen würden. Diese Überlegung führte nach zahlreichen empirischen Analysen systemischer Absicherungsstrategien zu der Erkenntnis, dass sich die 200-Tages-Durchschnittslinie plus/minus drei Prozent als Stopp Loss oder Michael Kopf, Senior SchulungsStopp Buy-Signal am besten eigne. Wird die Signallinie nach unten durchbrochen, erfolgt und Vertriebsleiter, Patriarch Multiein komplettes De-Investment aus den Aktienmärkten. Manager AG trend-200-Absicherung. Dieser Trend-200-Management-Ansatz wurde bereits in den im April 2012 aufgelegten Patriarch Strategieportfolios „Wachstum“, „Dynamisch“ und „VIP“, die über direktanlage.at gezeichnet werden können, umgesetzt. Das Konzept der Trend-200-Absicherung wurde aber 2014 auch in dem in Österreich zugelassenen Patriarch Select Chance (Aktien-Dachfonds) implementiert. Dabei wird das Risikobegrenzungsmodell bis zur Zulassung der eingereichten Prospektänderung über eine Absicherung des Aktienanteils via Futures realisiert (Übergangsphase). Nach Prospektgenehmigung erfolgt das allfällige Desinvestment durch den Verkauf sämtlicher Aktieninvestments und die Veranlagung des Fondsvermögens in ausgewählte Geldmarktfonds. www.patriarch-fonds.de ARC ° Mit dem mahi546 dem Geldmarkt ein Schnippchen schlagen institutionelle Kunden in Bezug auf Absolute Return-Fonds und vertritt in diesem Bereich renommierte ausländische Fondsgesellschaften beim Produktverkauf in Österreich. Mit Eintritt von Florian Gröschl, der sich bereits seit 1995 bei anderen Fondsgesellschaften intensiv mit dem Thema Absolute Return beschäftigte, wurde die Idee eines eigenen Dachfonds geboren, die am 1. Oktober 2012 in die Auflegung des mahi546 mündete. Der Fonds zeichnet sich durch das Fehlen jeglicher Korrelation mit den Anleihen-, Aktienoder Rohstoffmärkten aus und weist eine extrem niedrige Volatilität auf – praktisch ein Ersatz für Anlagen in den Geldmarkt oder kurzlaufende Euro-Anleihen bester Bonität – mit dem Ziel, einen Ertrag von drei Prozent über dem Drei-Monats-Euribor zu erzielen. Florian Gröschl, Geschäftsführer mahi546. Der Name des Fonds leitet sich von der ehemaligen Büroadresse der ARC, Absolute Return Consulting GmbH. Mariahilfer Straße 54, Stiege 6, ab und weist bereits ein Volumen von zehn Millionen Euro auf. Das Ziel des Fonds ist es, einen Ertrag von Euribor plus drei Prozent bei extrem niedriger Volatilität zu erwirtschaften. Und die Erfahrung seit Start des Fonds zeigt, dass das Absolute Return-Dachfonds-Konzept hervorragend funktioniert. Im Jahr 2013 erzielte der Fonds ein Plus von 3,71 Prozent bei einer Volatilität von lediglich 1,69 Prozent. Daraus errechnet sich eine Sharpe Ratio von satten 1,62. Erzielt wird der Ertrag mit Subfonds unterschiedlicher Absolute Return-Strategien, wobei das maximale Exposure eines Fonds sieben Prozent des Portfolios betragen darf. Bislang wurde der mahi546 im institutionellen Bereich (Publikumsfonds gemäß InvG) angeboten, ab März 2014 wird das Mindestinvestment dieser Tranche auf 250.000 Euro (im Einzelfall auch nach unten verhandelbar) angehoben und zusätzlich eine Retail-Tranche gestartet. www.arc.at 48 geld-magazin März 2014 creditS: Shutterstock, Archiv Lange Erfahrung. Absolute Return Consulting (ARC) berät bereits seit 2002 Im Gespräch mit Olivier Walter ° GELDANLAGE Vermögensverwaltende Investmentfonds Die in Montreux ansässige Bruno Walter Finance SA ist in den drei Geschäftsbereichen Asset Management, Vermögensberatung und Fondsmanagement tätig. Zunächst nur auf die Betreuung von High-NetworthIndividuals fokussiert, berät das Unternehmen seit einigen Jahren zunehmend Dachfonds, Pensionskassen, Privatbanken und andere institutionelle Investoren. GELD ° Herr Walter, wie hat sich Ihr Invest- mentansatz in den Jahren nach der Krise verändert? OLIVIER WALTER: Seit der Krise hat sich die Risikostruktur der einzelnen Anlageinstrumente dramatisch verändert. Vor der Krise galten Bankkonten generell als völlig risikolos. Ein aktiver Interbanken-Markt war und ist noch immer der Gradmesser für das Risiko unserer kurzfristigen Investments. Eine weitere wesentliche Veränderung unserer Auffassung von Risiko wurde durch den rasanten Anstieg des Verschuldungsgrades einzelner Länder sowie durch die dramatischen Veränderungen in der Bilanz maßgeblicher Nationalbanken bewirkt. Auch jetzt noch sind wir zu einem gewissen Grad der Meinung, dass trotz ihres größeren Volatilitätsrisikos Aktien hoher Bonität das generelle Debitorenrisiko signifikant minimieren. Darüber hinaus gehen wir generell – im Hinblick auf das niedrige Zinsniveau – längerfristigen Anleihen-Investments aus dem Weg. Wie haben sich die Ansprüche Ihrer Klienten in den letzten Jahren verändert? Wo liegen die Hauptinteressen Ihrer Investoren? Unabhängig von der Krise sind die Interessen unserer Klienten nach wie vor durch ihre individuellen Bedürfnisse bestimmt. Bestimmend für das Vertrauen unserer langjährigen Kunden ist unsere Expertise im Managen von Investments mit längerem Anlagehorizont, bei denen wir einen Top-down-Ansatz verfolgen, die einzelnen wirtschaftlichen Szenarien laufend screenen und ein aktives Risk-Management einsetzen. Worin liegt die Besonderheit Ihrer beiden Fonds und wer ist Ihr Zielinvestor? Die beiden Fonds wurden zunächst für unsere Eigenveranlagung entwickelt. Erst in jüngerer Zeit haben wir diese Anlagemöglichkeit für unsere Klienten, zu denen in erster Linie Asset Manager, Dachfonds, private und institutionelle Investoren zählen, zugänglich gemacht. Unsere Fonds werden immer Benchmark-unabhängig gemanagt, da wir uns qualitativ über unseren individuellen Managementstil definieren. Diese Flexibilität bei der Asset Allocation stellt für unsere Investoren ein relevantes Asset dar. Olivier Walter, Bruno Walter Finance SA Beschreiben Sie bitte das InvestmentUniversum Ihrer Fonds. Der Balanced EUR flexible long only UCITS VI Fonds ist speziell für Investoren konzipiert, die an einem international aufgestellten, diversifizierten Investment mit flexibler Asset Allocation interessiert sind. – Unser Growth USD flexible long only UCITS VI Fonds zielt auf Investoren ab, denen ein Engagement in Wachstumstitel wichtig ist, die in den USA und zum Teil auch in Asien domiziliert sind. Im Vergleich zu unserem EUR Fonds sind wir etwas weniger flexibel, da wir zumindest zu 51 Prozent in Aktien investiert sein müssen. Wie beurteilen Sie das aktuelle wirtschaftliche Szenario? Welche Aktieninvestments empfehlen Sie aktuell? Sowohl die USA als auch Europa scheinen sich aktuell auf einem wirtschaftlichen Erholungskurs zu befinden, nachdem beide Länder die schlimmste Rezession seit den dreißiger Jahren erleben mussten. In Asien zeichnet sich eine Konsolidierung der Wachstumsphase ab und Japan kämpft mit allen Mitteln gegen sein Deflations-Problem an. Generell sehen wir für 2014 ein Erstarken der Wirtschaft. Wir vertrauen auf Wachstumstitel wie den Healthcare- oder den Technologiebereich, weiters auf Qualitäts- und High Yield-Aktien. Bei Emerging Markets sind wir aktuell abwartend, Finanztitel meiden wir. Wie sehen Sie die EntschuldungsBestrebungen der USA? Die Geldmengenausweitung der letzten Monate hat zunächst das Bankensystem gerettet und die wirtschaftliche Erholung ermöglicht. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie behutsam die Zentralbanken nun das Tapering betreiben werden, um zur „Normalität zurückzukehren, ohne die aktuell positive Entwicklung zu torpedieren. Die Ankündigung der Fed, die Geldpolitik zu ändern, löste bereits am Markt Ängste aus, auch wenn die Liquidität sich auf Rekordniveau befindet. Eine rigorose Umkehr der bisherigen Politik würde sich negativ auf den Markt auswirken. [email protected] MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 49 Geldanlage ° Japan-Investments Der dritte Pfeil steckt noch im Köcher Premier Shinzoe Abe will Japan wieder auf Vordermann bringen: Konjunkturprogramme und eine ­extrem ­lockere Geldpolitik sollen die lähmende Deflation beseitigen. Am wichtigsten – und schwierigsten umzusetzen – ist allerdings die langfristige Strukturreform der in vielen Bereichen erstarrten Wirtschaft. Die Aktienmärkte haben dem neuen japanischen Weg jedenfalls einen kräftigenVertrauensvorschuss erteilt. Harald Kolerus s ist kein Geheimnis, dass Japan bereits seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter schwerwiegenden struk­ turellen Defiziten leidet. An erster Stelle ist die drückende Deflation zu nennen, die die Konsumfreude der japanischen Bürger und somit auch das Wirtschaftswachstum hemmt. Außerdem hat Nippon einen ge­ waltigen Schuldenberg angehäuft, zu dem sich die Situation in Europa oder den USA vergleichsweise harmlos ausnimmt: Die ja­ panische Staatsverschludung hat bereits die schwindelerregende Höhe von nahezu 250 Prozent des BIP erreicht. Ringen um Lösungen Bisher sind alle japanischen Regie­ rungen durch die Bank daran gescheitert, aus dem Teufelskreis der Inflation auszu­ brechen. Dem aktuellen Premier Shinzoe Abe wird da von Experten deutlich mehr zugetraut, für seine ambitionierte Wirt­ schaftspolitik wurde sogar mit „Abeno­ mics“ (in Erinnerung an Ronald Reagans Reaganomics aus den 1980er Jahren) ein ei­ genes Kunstwort erfunden. „Abenomics“ beruht nun auf drei Säulen oder besser ge­ sagt drei Pfeilen, wie es der Premier selbst dynamischer ausdrückt. Zwei Pfeile wurden bereits abgefeuert, Nummer eins zielt auf eine extrem lockere Geldpolitik, um Kon­ sum und Investitionen anzuregen. So soll die Geldmenge der Banc of Japan (Noten­ bank) bis Ende 2014 verdoppelt werden, wozu innerhalb von zwei Jahren 1,4 Billio­ nen Dollar in die Wirtschaft gepumpt wer­ den (über den massiven Kauf von Staatsan­ leihen, Index- und Immobilienfonds). Pfeil Nummer zwei umfasst konjunkturunter­ stützende Maßnahmen, vor allem Invest­ ments in die Infrastruktur. Zielsicher Bisher kann man durchaus sagen, dass die Pfeile ihr Ziel nicht verfehlt haben. Taku Arai, Produktmanager des Schroder ISF Ja­ panese Equity Fund, erklärt dazu: „Die ag­ gressive Geldpolitik und steuerliche Stimu­ lusmaßnahmen haben zu positiven Effek­ ten geführt. Sowohl was die wirtschaftlichen Aktivitäten betrifft, als auch die Stimmung bei Konsumenten und Unternehmern. Der Wirtschaftskreislauf wurde infolge von Abenomics belebt, Japan befindet sich nun auf dem Weg, der Deflation zu entkom­ men.“ Zuvor hatte Japan laut dem Experten stark unter der weltweiten Wirtschaftskrise, dem scharfen Einbruch des Wachstums und dem starken Yen – als Folge der Flucht der Investoren in „sichere Häfen“ – gelitten. Da­ runter haben die Unternehmensgewinne gelitten und der Wirtschaftsabschwung un­ FONDSname Capital International Japan Equity Schroder ISF Japanese Opportunities iShares Nikkei 225® (DE) Pictet-Japanese Equity Opportunities Comgest Growth Japan Volumen Perf. 1 J. 45 Mio. € 15,1 % 138 Mio. € 11,6 % 180 Mio. € 11,2 % 768 Mio. € 6,9 % 9 Mio. € 15,9 % 3 J.p.a. 5,6 % 6,4 % 5,8 % 5,0 % 6,9 % 5 J.p.a. 14,0 % 13,8 % 13,2 % 12,4 % 11,3 % ter 1,24 % 1,95 % 0,45 % 1,62 % 1,78 % Quelle: Lipper Hindsight, Performance auf EUR-Basis, Stichzeitpunkt: 05. März 2014 50 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 Hausaufgaben gemeistert Auch Dean Cashman, Manager des M&G Japan Fund, kann mit der neuen Wirtschaftspolitik einiges anfangen: „Das aktuelle Umfeld unterscheidet sich grundle­ gend von den vergangenen zehn Jahren. Die Unternehmen haben daran gearbeitet, ihre Bilanzen zu reparieren, außerdem hat die Deflation Schulden abgebaut, somit befin­ det sich ,Corporate Japan‘ heute in einer Po­ sition der Stärke. Weiters haben die poli­ tischen Veränderungen die Unternehmen gestärkt.“ Dem Experten zufolge hat der geldpolitische Stimulus bereits dazu ge­ führt, die Inflationserwarungen zu erhöhen Nikkei 225 16000 14000 12000 ° die besten japan-fonds ISIN LU0235154407 LU0270818197 DE000A0H08D2 LU0095053426 IE0004767087 terstützte die Deflation. „Die japanischen Unternehmen sind durch eine Phase der Restrukturierung, Kostenreduktion und Globalisierung gegangen, um mit der Stärke des Yen besser leben zu können. Diese An­ strengungen haben die Basis für eine Erho­ lung der Unternehmensgewinne gelegt, un­ terstützt von den positiven Impulsen der Abenomics“, so Arai. 10000 8000 2011 2012 2013 Der japanische Leitindex konnte vor allem im Vorjahr gut performen. creditS: Shutterstock E ° Japan-Investments Geldanlage und den überbewerteten Yen wieder etwas zurückzuholen. William Davies, er leitet bei Threadneedle das Team für internationale Aktien, fügt hinzu: „Die lockere Geldpolitik der japanischen Notenbank ist eine Revolu­ tion. Und notwendig. Denn die Japaner be­ nötigen dringend eine höhere Inflations­ rate, sonst werden sie ihre hohen Schulden nicht weginflationieren können. Die Mehr­ heit der japanischen Firmen will mittler­ weile die Löhne erhöhen. Das sind gute ­Voraussetzungen für eine höhere Inflations­ rate.“ Das hat laut dem Experten durchaus positive Auswirkungen: „In Japan bewegt sich einiges. Die Gewinne pro Aktie könnten sich verdoppeln. Denn viele japanische Un­ ternehmen denken inzwischen stärker im Sinne der Aktionäre. Das war bislang ihre Schwäche. Zudem sind japanische Aktien, gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis, nach wie vor preiswert. Auf das makroöko­ nomische Gesamtbild bzw. den internatio­ nalen Zusammenhang angesprochen, meint Davies: „Wir sehen für 2014 die Rückkehr in Richtung Normalität mit einer höheren In­ flation in Japan, mehr Wachstum in Europa und einem sich selbst tragenden Auf­ schwung in den USA. Schwer umzusetzen Kommen wir nun zum dritten Pfeil, der noch immer im Köcher von Premier Abe seiner Verwendung harrt: Die Umsetzung von Strukturreformen. Wobei es kein Ge­ heimnis ist, dass es sich hierbei um die wich­ tigste und gleichzeitig schwierigste Aufgabe handelt. „Wenn die Reformen durchgesetzt werden können, haben sie das Potenzial, für ein stärkeres Wachstums-Umfeld zu sorgen, was auch die langfristige Aufwertung der ja­ panischen Unternehmen untermauern sollte“, so Cashman. „Der Erfolg politischer Programme lässt sich allerdings sehr schwer prognostizieren. Jedenfalls sind sehr wich­ tige Punkte noch nicht in Angriff genom­ men worden, etwa eine umfassende Ar­ beitsmarktreform, eine Liberalisierung der Einwanderungsbestimmungen und eine Überarbeitung des Steuersystems.“ Auch Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste Sparinvest (ESPA), gibt zu bedenken, dass die Reformpläne auf Widerstand bei Inte­ Verhaltene entwicklung: japans Bruttoinlandsprodukt (bip) von 2003 bis 2013 in Milliarden US-Dollar 5.964 Immense last: japans staatsverschuldung in relation zum BIP 50 % 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 0% 2003 2004 2005 Quelle: Statista 2014 245 % 238 % 230 % 216 % 192 % 1.000 183 % 100 % 186 % 2.000 186 % 150 % 181 % 3.000 170 % 200 % 210 % 250 % 5.150 5.897 5.495 5.035 4.849 4.356 4.357 4.572 4.656 4.301 5.000 0 Investmentchancen Es ist also noch nicht ganz klar, ob sich die neue Wirtschaftspolitik Japans langfris­ tig gesehen vollkommen durchsetzen wird können. Dank „Abenomics“ und anderen Entwicklungen verspricht der japanische Aktienmarkt laut den meisten Experten aber bereits heute ein starkes Wachstum: Nach Einschätzung von Ernst Glanzmann, Manager des JB Japan Stock Fund von Swiss & Global Asset Management, ist in diesem und im kommenden Jahr mit einem jähr­ lichen zweistelligen Gewinnwachstum zu rechnen. Der Manager ist davon überzeugt, dass die anhaltende Währungsschwäche den Unternehmen mehrheitlich zugute kommen wird: „Mit einem schwächeren 300 % 6.000 4.000 ressengruppen stoßen werden: „Allerdings ist das Commitment der Regierung groß, die Reformen auch tatsächlich durchzuset­ zen. Wir müssen hier noch etwas zuwarten, der Vertrauensvorschuss der Märkte in die japanische Politik und auch Wirtschaft ist groß, wovon auch die japanische Börse be­ reits profitiert hat.“ 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Statista 2014 März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 51 Geldanlage ° Japan-Investments geldpolitischen Maßnahmen die kurzfris­ tigen negativen Folgen der Steuererhöhung abfedern wird. Internet & Co. Die Aussichten auf ein künftiges solides Wirtschaftswachstum kurbeln laut Glanz­ mann unter anderem auch die Internet­ branche an. Firmen versuchen, den E-Com­ merce auszubauen oder neue Geschäfts­ felder damit zu erschließen. Ein weiterer Fa­ vorit Glanzmanns ist Unicharm, das Hygie­ neartikel wie Inkontinenzprodukte her­ stellt. Unicharm profitiert davon, dass in In­ dustrieländern wie Japan mit alternder Be­ völkerung der Markt für Inkontinenzpro­ dukte stark wächst. Der LO Funds – Alpha Japan beispielsweise bleibt wiederum in den Branchen Lebensmitteln, Elektrische Ener­ gie & Gas untergewichtet, dafür ist man bei Construction, Serviceleistungen und Retai­ lern eine Übergewichtung eingegangen. Re­ duziert wurden einige Positionen bei Auto­ mobilherstellern und Elektronik-Konzer­ nen wie etwa Toyota Motors, Fuji Heavy oder Sony. Als Begründung dafür gelten Unsicherheiten bei der weiteren Entwick­ lung der Weltwirtschaft, die für die interna­ tionalen Konzerne von stärkerer Bedeutung sind als für Unternehmen, die hauptsäch­ lich auf den japanischen Binnenmarkt ab­ zielen. Fazit: Noch ist nicht klar, ob der drit­ te Pfeil ins Schwarze treffen wird. Zur Risi­ kostreuung sollten Japan-Interessierte auf jeden Fall zu gut diversifizierten Fonds (sie­ he Seite 50) greifen. „Japan befin­ det sich auf einem guten Weg, um aus der Deflation auszubrechen.“ „Für Japan-In­ vestoren ist es entscheidend, sich auf die Un­ ternehmen zu konzentrieren.“ „Die ultra­ lockere Geld­ politik Ja­ pans ist eine notwendige Revolution.“ Taku Arai, Schroder Dean Cashman, M&G William Davies, Threadneedle Schroder ISF Japanese Equity M&G Japan Fund Threadneedle Japan Sm. Cos. Der Schroder ISF Japanese Equity basiert auf einem Bottom up-Ansatz und fundamentaler Unternehmensanalyse. Eine der Top-Aktien im Portfolio ist Honda Motors: „Wir glauben, dass das Unternehmen dank eines neuen Produkt-Mixes und einem soliden Absatz-Markt, vor allem in den USA, starke Gewinne schreiben wird. Die Bewertung erscheint zu anderen Autobauern sowie dem Marktdurchschnitt ebenfalls attraktiv“, so Produktmanager Taku Arai. Bei M&G lobt man grundsätzlich die Wirtschaftspolitik von Premier Abe, wobei sich auch Japan-Fondsmanager Dean Cashman nicht sicher ist, ob alle Strukturreformen umgesetzt werden können. Als Manager des M&G Japan Funds ist er in allen Sektoren auf der Suche nach unterbewerteten Unternehmen. Zuletzt hat er beispielsweise begonnen, Positionen bei Sony aufzubauen. Das Unternehmen sollte aus Restrukturierungsmaßnahmen gestärkt hervorgehen. William Davies ist Experte für internationale Aktien bei Threadneedle und für Japans Börse prinzipiell optimistisch eingestellt, obwohl Unicherheiten bleiben: „Auf die häufig gestellte Frage, ob die Japan-Hausse anhalten wird, kann man nur entgegnen: Wird Premier Shinzoe Abe in fünf Jahren erfolgreich sein? Ich weiß es nicht. Aber in der Zwischenzeit ist seine Politik gut für Aktien. Deshalb kann erwartet werden, dass der Markt weiter steigt“, so der Experte. 52 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 creditS: Shutterstock, beigestellt Yen erzielen japanische Firmen eine noch höhere Rentabilität und werden dies nut­ zen, um die Investitionsausgaben und Löh­ ne zu erhöhen“, erwartet Glanzmann. Grund für die zunehmende Währungsschwäche sind geldpolitische Maßnahmen, die von der japanischen Regierung beschlossen wurden. Folglich dürfte der Yen mittelfris­ tig auf ein Vor-Lehman-Niveau von 120 Yen gegenüber dem US-Dollar fallen, was das bereits durch globale Trends stimulierte Wirtschaftswachstum weiterhin fördern dürfte. Die Anhebung der Verbrauchssteuer im April werde den Aufwärtstrend der Wirtschaft nicht dauerhaft stoppen, son­ dern die Statistiken nur etwa ein Jahr lang verzerren. Der Experte rechnet zudem da­ mit, dass die Bank of Japan im Frühling mit KOLUMNE LIPPER RESEARCH Investmentchance Japan? I m Frühjahr 2013 überraschte die japanische Notenbank die Märkte mit der Bekanntgabe einer deutlich gelockerten Geldpolitik. Mit diesen Maßnahmen wollte sich die Notenbank gegen die in Japan vorherrschende Deflation stemmen. Hierzu sollte die Geldbasis, also das Bargeld und die Einlagen der Banken bei der Notenbank, mit Hilfe von sogenannten geldpolitischen Operationen, wie zum Beispiel dem Ankauf von Anleihen und anderen Wertpapieren, bis Ende 2014 verdoppelt werden. Kursgewinne durch Währungsverluste wieder abgaben. Die Schwächung der Währung ist hierbei ein erwünschter Nebeneffekt, denn ein schwacher Yen führt dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Exportunternehmen steigt. Diese Schwächung der Währung wird von anderen Zentralbanken äußerst kritisch gesehen, da eine Stärkung der eigenen Wirtschaft auf Kosten der Währung nicht immer die gewünschten Erfolge bringt und zu hohen Risiken für Marktakteure aus anderen Währungsräumen führen kann. Dies bedeutet, dass die japanische Notenbank innerhalb von 21 Monaten durch den Kauf von Staatsanleihen und börsengehandelten Indexfonds, den sogenannten ETFs, sowie Immobilienfonds rund 1,4 Billionen Dollar in die Wirtschaft pumpen will. Auch wenn dieses Programm deutlich geringer ausfällt als das sogenannte „Quantitative Easening – QE“ der amerikanischen Notenbank Fed, hat es seine Wirkung auf die Wertpapiermärkte nicht verfehlt. Nachdem Japan in den vergangenen Jahren von vielen Analysten und Investoren als einer der interessantesten Märkte gesehen wurde und die Anleger dann enttäuscht hatte, stellt sich die Frage, warum es diesmal anders sein sollte. DIE REAKTION DER MÄRKTE Als Reaktion auf die Ankündigung dieses Programms stiegen die japanischen Aktienmärkte im Jahr 2013 stark an. Gleichzeitig fiel die Rendite japanischer Staatsanleihen auf ein Rekordtief, zugleich stiegen die Kurse für festverzinsliche Papiere deutlich. Da die Notenbank unter anderem beschlossen hatte, Staatsanleihen mit einer Laufzeit von bis zu 40 Jahren zu kaufen, profitierte insbesondere das Segment der langlaufenden Anleihen. Das gesunkene Renditeniveau könnte dazu führen, dass japanische Investoren auf ihrer Suche nach Erträgen zukünftig massiv in andere Märkte investieren. Im Gegenzug büßte der japanische Yen im Verhältnis zu anderen Währungen deutlich an Wert ein, sodass ausländische Investoren, die sich nicht gegen ein Abrutschen der Währung abgesichert hatten, einen erheblichen Teil ihrer AUSWIRKUNGEN FÜR INVESTOREN Im Unterschied zu den vergangenen Szenarien, wo Experten auf eine Erholung der japanischen Wirtschaft hofften oder auf Strukturreformen setzten, sind es diesmal reale Maßnahmen, die als Treiber für die Kurse dienen. Die massive Ausweitung der Geldbasis könnte, neben einer weiteren Schwächung des Yen und der damit verbundenen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Exportunternehmen, auch zu Inflation führen. Die Inflation könnte als Treiber für die Binnennachfrage wirken und so den wirtschaftlichen Aufschwung Japans weiter stabilisieren. Dieser erhoffte Anstieg der Inflation ist aber bisher ausgeblieben. Auch wenn das Gesamtbild für Investitionen in japanische Aktien im Moment interessant erscheint, gibt es dennoch Risiken, die nicht ausgeblendet werden dürfen. Schließlich haben die Marktteilnehmer ihre Erwartungen schon teilweise in die Bewertungen der Aktien eingepreist. Somit dürften Unternehmen, die die an sie geknüpften Erwartungen nicht erfüllen, dann an den Börsen entsprechend abgestraft werden. Ein weiteres Risiko liegt in der Entwicklung des Yen, denn eine schwache Wäh- DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA rung kann die Kursgewinne an der Börse sehr schnell zunichte machen. Auch ist die Frage, was nach dem Auslaufen der angekündigten Maßnahmen passieren wird, noch ungeklärt. Auch wenn Japan insgesamt betrachtet unter den neuen geldpolitischen Vorzeichen ein interessanter Markt für Investitionen zu sein scheint, sollten Investoren, die in japanische Dividendentitel investieren wollen, über einen mittel- bis langfristigen Investmenthorizont und eine dem Risikoprofil dieser Anlageklasse entsprechende Risikobereitschaft verfügen. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters. MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 53 aktienPanorama PAKISTAN Land des Monats lexikon TESLA Viel Fantasie. Die junge Elektroauto- ECKDATEN (Islamische Republik Pakistan) Exploration. Wie Ende Februar bekannt wurde, intensiviert der heimische Mineralölkonzern OMV die Suche nach Ölvorkommen in Pakistan. Gemeinsam mit dem örtlichen Joint Venture-Partner Pakistan Petroleum Limited, kurz PPL, sollen zwei neue Explorationsgebiete in der Provinz Baluchistan erforscht werden. Noch heuer werden die beiden Partner mit den notwendigen seismischen Untersuchungen und ersten Explorationsbohrungen beginnen. Staatsform (Islamische) Parlamentarische Bundesrepublik Hauptstadt Islamabad Amtssprache Urdu, Englisch sowie 5 Regionalsprachen Staatsoberhaupt Mamnoon Hussain Regierungschef Nawaz Scharif Fläche (exkl. Kaschmir) 796.095 km2 Einwohner etwa 200 Millionen Bevölkerungsdichte keine zuverlässigen Daten Währung Pakistanische Rupie Kfz-Kennzeichen PK Internet-TLD .pk Internat. Telefonvorwahl +92 Unabhängig seit 1947 Nachbarstaaten Afghanistan, China, Indien, Iran Höchste Erhebung K2 (8.611 m) Verwaltungsgliederung 4 Provinzen, Hauptstadtterritorium und 3 Gebiete unter Bundesverwaltung Schmiede Tesla sorgt an der amerikanischen Technologiebörse NASDAQ für ordentlich Furore. Innerhalb nur eines Jahres konnte sich das Tesla-Papier auf nunmehr über 250 Dollar versiebenfachen; und ein Ende der Fahnenstange schein noch nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil. Alleine die Ankündigung des charismatischen Firmengründers Elon Musk, eine „Gigafactory“ für Lithium-Ionen-Batterien zu errichten, motivierte die Kurse der Tesla- und der Panasonic-Aktie zu wahren Freudensprüngen. Einzig das Gerücht, der bisherige Batterien-Zulieferer aus Fernost würde die gigantische Fabrik mitfinanzieren, bescherte dem Panasonic-Papier ein Plus von fünf Prozent an einem Tag. Ob die Anleger dem 2003 gegründeten und noch relativ kleinen, kalifornischen E-Mobilitäts-Pionier zu viel Vertrauen entgegenbringen, wird sich noch zeigen. Viele Analysten sehen jedenfalls noch einiges an „Fantasie“ und somit auch Poten­zial in der Tesla-Aktie. Morgan Stanley etwa setzte das Tesla-Kursziel kürzlich auf 320 Dollar. Aufgeflogen. Katastrophenmeldungen verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Das war immer schon so und hat sich im Internet-Zeitalter natürlich noch gehörig verstärkt. „Bad News are Good News“ besagt ein altes Sprichwort. Anders ist es kaum zu erklären, dass zahlreiche US-Medien kürzlich ein - alsbald als „Chart of Doom“ bekanntes - Kursdiagramm des Unternehmens McClellan Financial Publications ohne genauere Prüfung verbreiteten und damit beinahe Panik bei vielen Privatanlegern auslösten. Besagter Chart veranschaulicht einen nahezu identischen Anstieg des Dow Jones 54 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 in den Jahren 1928 und 1929 sowie 2012 bis 2014. Ein Boom, der in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bekanntlich in einem dramatischen Börsencrash mündete. Einziger Schönheitsfehler: „Der Chart of Doom“ ist eine recht plumpe Fälschung. Wie Fondsmanager des Investmenthauses Grüner Fischer im Februar publizierten, sind die Y-Achsen der beiden Diagramme nämlich gänzlich falsch skaliert. Ein „grober Unfug“, so die Investment-Experten. Die Apokalypse an den internationalen Märkten dürfte also Gott sei Dank abgesagt - oder zumindest aufgeschoben - sein. CreditS: Shutterstock, beigestellt, Archiv DOOM DUMM Starke Worte ´´ „Amerikas beste Tage liegen vor uns.“ FÜR ALLE, DIE SCHON IMMER DAS RISIKO LIEBTEN. UND DAMIT GROSS WURDEN. Warren Buffett plant mit seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway auch in diesem Jahr wieder Großübernahmen, vor allem in den USA. Er investiere zwar auch anderswo, die besten Chancen sehe er aktuell aber in den Vereinigten Staaten, so der Star-Investor. „Es ist sehr schwer, bei US-Aktien pessimistisch zu sein.“ Michael Purves, Chef-Stratege des Brokers Weeden & Co., äußert sich ähnlich euphorisch und bezeichnet US-Titel als „das logische InvestmentZiel“. „Selbstverständlich nicht.“ Die Betreiber der Schweizer Messenger-App ­Threema kommentieren die Gerüchte, wonach das Unternehmen um fünf Milliarden Dollar an Google verkauft worden wäre, nur sehr kurz und knapp. Der Satire-Blog „Postillon“ hatte zuvor - angelehnt an die WhatsApp Übernahme durch facebook eine gezielte Falschmeldung publiziert, die sich rasend schnell verbreitete. Zahlenspiel 30 Prächtig abgelöst. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ im Februar zu berichten wusste, darf sich der ehema- lige Siemens-Boss Peter Löscher über eine Abfindung in der Höhe von bis zu 30 Millionen Euro freuen. Zusätzlich zu den 17 Millionen Euro, die der Österreicher anlässlich seines Abgangs aus der Chefetage des Technolo- Seit 40 Jahren sind wir gemeinsam mit Ihnen an den Risiken gewachsen und haben sie zu kalkulierbaren Chancen gemacht. IG.com. CFDs sind Finanzprodukte mit Hebelwirkung. Der Handel mit CFDs kann nicht nur zum Totalverlust Ihres eingesetzten Kapitals führen, sondern auch darüber hinausgehende Verluste nach sich ziehen. giekonzerns direkt als Abfindung erhalten hatte, stehen dem Manager noch etwa 13 Millionen Euro in „Aktienzusagen“ zu. Diese waren Löscher – entgegen geltender Konzernpolitik – aus Kulanzgründen nicht gestrichen worden, da er sich dazu verpflichtet hatte, bis Ende 2015 nicht für einen direkten Konkurrenten zu arbeiten. Wie kolportiert wurde, hat Löscher ein Drittel der Zusagen bereits vergangenen November eingelöst. März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 55 aktien ° Börsen International USA ° Winter bremst die Konjunktur Unsicherheiten. In den letzten Wochen haben die Zweifel an der Stärke des US-Wirtschaftsaufschwungs deutlich zugenommen. Insbesondere weiß man derzeit noch nicht, wie stark der kalte Winter die US-Konjunktur abgebremst hat oder ob die absehbare Delle auch mit anderen negativen Entwicklungen zusammenhängt. Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten fielen uneinheitlich aus. Das Wachstumstempo des Produzierenden Gewerbes hat sich im Februar im Vergleich zum Januar unerwartet stark beschleunigt. Der vom Markit-Ins­ titut berechnete Einkaufsmanagerindex erreichte mit 56,7 Punkten das höchste Niveau seit Mai 2010. Der Index für den Dienstleistungssektor sank jedoch von 56,7 auf 52,7 Punkte. Die Stimmung der US-Verbraucher trübte sich im Februar etwas ein. Der Index des Forschungsinstituts Conference Board verschlechterte sich von 79,4 auf 78,1 Punkte. Die Industrie verringerte ihre Produktion im Januar um 0,3 S&P 500 Prozent im Monatsvergleich. Der Umsatz der 3500 Einzelhändler ist im Januar im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozent zurückgegangen. Für die nächsten Impulse werden die wichtigen 3000 Arbeitsmarktdaten, Einkaufsmanagerindizes sowie die Auftragseingänge der Industrie sor2500 gen. Angesichts der von der neuen Fed-Chefin Janet Yellen fortgesetzten US-Notenbankpolitik 2000 könnten schwache Daten sogar positive Wirkungen auslösen, sofern sie zum Großteil auf 2011 2012 2013 den harten Winter zurückzuführen sind. (wr) Neuer Rekord ° Der S&P 500-Index konnte die Marke von 1.800 Punkten zurückerobern und in der Folge sogar ein neues Rekordhoch bei knapp 1.860 Punkten erklimmen. Für den Fall eines Rücksetzers sollte die Unterstützung bei 1.750 Punkten nach wie vor halten. China ° Zweifel an Soft Landing Schwächere Konjunktur. Die 56 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 Begrenzte Erholung ° Der Hongkonger Aktienindex konnte seinen kurzfristigen Abwärtstrend durchbrechen und fast bis auf 23.000 Punkte ansteigen. Spätestens dort ist mit neuerlicher Schwäche zu rechnen. Als Unterstützung gilt die 21.000 Punkte-Marke. creditS: Lipper Hang Seng Zweifel an Chinas Wachstumsdynamik nehmen zu. Die Stimmung in den Chefetagen 24000 chinesischer Unternehmen hat sich weiter verschlechtert. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) 22000 fiel im Februar überraschend auf 48,3 Punkte – so tief wie seit sieben Monaten nicht mehr. 20000 Neue Aufträge und Produktion gingen zurück, 18000 was einen fortgesetzten Lagerabbau widerspiegelt. Auch die geringeren Preissteigerungen 16000 deuten darauf hin, dass sich der Schwung für 2011 2012 2013 das Produktionswachstum abschwächt. Wenn die Regierung weiter 7,5 Prozent Wachstum für 2014 anstrebt, muss sie bis Juni die Konjunktur durch einen neuen Stimulus ankurbeln. Dadurch geraten aber die geplanten Strukturreformen ins Hintertreffen.Allerdings hat das chinesische Neujahrsfest, zu dem die Fabriken ein bis zwei Wochen zum Stillstand kommen, die Daten für Februar beeinflusst. Auf den Immobilienmärkten stiegen zwar die Preise wieder an, allerdings deutlich schwächer. Die großen Geschäftsbanken könnten die Finanzierung von Immobilienprojekten einschränken. Dies gilt auch für den Schattenbankensektor, über den die strengeren Regierungsvorgaben für die staatlichen Banken umschifft werden. Die faulen Kredite der chinesischen Banken waren im vierten Quartal auf den höchsten Stand seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise im September 2008 gestiegen. (wr) ° Börsen International AKTIEN europa ° Wirtschaftsklima hellt sich weiter auf Stimmungsindizes auf dem Vormarsch. Der Economic Sentiment Indika- Aufwärtstrend behauptet ° Der Euro Stoxx 50 konnte die allerdings nur psychologisch wichtige Marke von 3.100 Punkten weiterhin halten. Für den Fall von Rückschlägen gelten nach wie vor die Unterstützungen bei 2.930 und 2.750 Punkten. tor der EU-Kommission für den Februar stieg von 100,9 auf 101,2 und damit auf das höchste Niveau seit Juli 2011. Demnach bleibt Deutschland auf einem robusten Expansionspfad und die deutschen Einzelhändler wurden für ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft entschädigt. Im Januar stiegen ihre Umsätze so kräftig wie seit fast sieben Jahren nicht mehr. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 110,6 auf 111,3 Punkte und erreichte damit ebenfalls das höchste Niveau seit Juli 2011. Hierbei bewerteten die rund 7.000 befragten deutschen Unternehmensvertreter ihre Geschäftslage besser, aber ihre Aussichten schlechter als im Vormonat. Die wirtschaftliche Erholung in den Peripherie-Ländern der Eurozone kommt weiter voran. Insbesondere ist eine Stimmungsaufhellung in Italien zu verzeichnen. Sorgenkind bleibt aber Frankreich, die zweitgrößte Wirtschaft in der Euro Stoxx 50 Europäischen Union. Ein sich verbesserndes Umfeld in den Peripheriestaaten kann letztlich ein schwaches Frankreich nicht ausgleichen. 3000 Dennoch hat die EU-Kommission ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum der Eurozone im laufenden Jahr von bisher 1,1 auf 1,2 Prozent 2500 angehoben. Vor allem für das angeschlagene Spanien wurde die Wachstumsprognose stark erhöht. Allerdings ist dabei festzuhalten, dass 2000 all diese statistischen Daten vor der Eskalation 2011 2012 2013 der Lage in der Ukraine erhoben wurden. (wr) japan ° Wirtschaft wächst langsamer als erhofft Nikkei 225 16000 14000 Volatil seitwärts ° Nach dem Halt an der 12000 Unterstützung bei 14.000 Punkten konnte sich der NikkeiIndex bis auf knapp 15.000 Punkte erholen. Dort setzten Gewinnmitnahmen ein. Das Hoch vom Jahreswechsel bei 16.300 Punkten wird vorerst außer Reichweite bleiben. 10000 8000 Schwächeanfall. Die japanische Wirtschaft ist im Schlussquartal 2013 angesichts schleppender Exporte mit einem Plus von nur einem Prozent (real) deutlich geringer gewachsen als erwartet – Ökonomen hatten mit mehr als zwei Prozent gerechnet. Diese Daten schüren Zweifel, ob die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt stark genug ist, eine im April geplante Erhöhung der Verbrauchssteuer von fünf auf acht Prozent zu verkraften. Manche Ökonomen befürchten einen Konjunkturab2011 2012 2013 schwung. Denn die näher rückende Erhöhung schlägt den japanischen Verbrauchern aufs Gemüt. Im Januar trübte sich die Konsumstimmung den zweiten Monat in Folge ein. Mit entscheidend wird sein, ob die Unternehmen die Löhne und Gehälter anheben werden. Der schwache Export trotz des stark gesunkenen Yen lässt aber Zweifel darüber aufkommen. Auch die Industrieproduktion im Dezember wurde nach unten revidiert. Als Reaktion darauf erhöhte die Notenbank in Tokio den Spielraum für Banken. Experten werten den Schritt als Vorbereitung für eine weitere Lockerung der Geldpolitik Japans. Denn nach dem Ende der Vorziehkäufe bis Ende März dürfte der Einzelhandel einen schweren Einbruch zu verkraften haben. So warnen etwa die Volkswirte von Goldman Sachs davor, dass die Steuererhöhung der Regierungsstrategie entgegenstehe, über steigende Löhne den privaten Verbrauch zu stärken. (wr) März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 57 aktien ° Anlagetipps Wachstumserwartungen nach unten korrigiert Konjunkturoptimisten hatten in den letzten Wochen nicht viel zu lachen. Allerdings ist nicht ganz klar, ob die Erwartungen übertrieben gewesen oder die jüngsten Wachstumsdaten einfach enttäuschend niedrig ausgefallen sind. Derzeit deutet viel nur auf eine Delle hin. Wolfgang Regner D ie nun bereits zahlreichen Quartalsbzw. Jahresberichte der Unternehmen weisen deutliche Bremsspuren auf, die aus der Schwäche der Emerging Markets resultieren. Vor allem global aufgestellte Firmen konnten in dieser Beziehung ihre Stärke nicht ausspielen. Im Gegenteil, der Absturz einiger Schwellenländerwährungen war in den Prognosen noch nicht eingearbeitet. Das war der Grund, warum viele große und erfolgsverwöhnte Unternehmen mit ihren Ergebnissen enttäuschten – angefangen von Nestlé und Danone über Henkel oder Beiers­dorf bis hin zu Volkswagen und Axa sowie den spanischen Textilriesen Inditex. Dabei fällt auf, dass US-Unternehmen in dieser Liste fehlen. In der Tat sind die USUnternehmensgewinne deutlich besser ausgefallen als jene ihrer europäischen Konkurrenten. Natürlich gab es auch die eine oder andere Enttäuschung – etwa bei IBM, Coca-Cola, McDonald’s oder bei Caterpillar. Dennoch scheint sich die Erwartung zu bestätigen, dass die Industrieländer 2014 mit den USA an der Spitze die Weltökonomie anführen werden – zum ersten Mal seit vielen Jahren. In Europa profitiert vor allem Deutschland von der Erholung der Peripherie-Länder und kann so die Schwäche in Übersee, von Asien bis nach Lateinamerika, kompensieren. Dennoch war an den Finanzmärkten bereits eine gewisse Frühjahrsmüdigkeit zu spüren. Frühindikatoren, wie beispielsweise Geschäftsklima- und Einkaufsmanagerindizes, sind zwar zumeist weiterhin positiv ausgefallen, aber die realen harten Zahlen wie Industrieproduktion oder Auftragseingänge konnten diese Prognosen noch nicht voll bestätigen. Somit ist die Lage an den Börsen zunehmend von Unsicherheit geprägt. Die Einbahnstraße nach oben dürfte an ihrem Ende angekommen sein und damit stehen die Börsenampeln auf Gelb. Politische Börsen haben zwar kurze Beine, wie man so sagt, doch die Krise in der Ukraine macht den Märkten zunehmend Sorgen. Beunruhigend auch, dass der chinesische Renminbi in einen gewissen Abwärtssog geraten ist. Die Spekulationen über eine bevorstehende Krise des chinesischen Finanzsystems machen derzeit jedenfalls keinen Appetit auf asiatische Aktien. Die Ära Chinas als kosten­günstige globale Werkbank ist wohl bereits vorüber. Und der Übergang zu einer binnenmarktorientierten Wirtschaft ist von vielen Risiken begleitet. Anleger sollten daher damit beginnen, selektiv Gewinne mitzunehmen. Die Schweizer Electronic (SE) ist ein globales Technologieunternehmen, das hochwertige, kundenspezifische Leiterplatten für Automobil-, Solar-, Industrie- und Luftfahrtelektronik herstellt. Und das Geschäft brummt, wie ein Blick auf die Jahreszahlen 2013 zeigt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei 9,8 Millionen Euro (Vj. 5,2 Millionen), das entspricht einer Ebit-Marge von rund 9,6 Prozent (Vj. 5,2 Prozent) und einer Steigerung von rund 88 Prozent gegenüber 2012. Der Umsatz konnte leicht auf 101,2 Millionen Euro verbessert werden. Zudem zeigte sich eine sehr po- 58 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 sitive Entwicklung beim Auftragseingang, der sich 2013 mit rund 126 Millionen Euro (Vj. 71,3 Millionen) um 78 Prozent erhöhte. SE profitiert von der stetig steigenden Bedeutung der Elektronikteile in Fahrzeugen. Vor allem das Tempo, mit denen neue Technologien etabliert sind, wird immer schneller. SE punktet zudem mit der Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich Leiterplatten. Eine Ko­operation mit Meiko Electronics zum Bau einer Fertigungsstätte in Vietnam wird zunehmend Großserien vom Band laufen lassen und erhebliche Kostensenkungen ermöglichen. Die Bilanz ist sehr solide. Die Eigenkapitalquote liegt bei 56 Prozent, und das bei einer geringen Nettoverschuldung von 5,1 Millionen Euro €. Mit einem 2015er-KGV von 11,8 ist die SE-Aktie auch günstig bewertet. Kauf bei Rücksetzer bis rund 21,5 Euro. ISIN DE0005156236 Börse Frankfurt charts: onvista.de Schweizer Electronic ° Wachstum zu attraktivem Preis ° Anlagetipps aktien Hamburger Hafen ° Dynamik dank Ostsee-Transporten Deutschlands größter Hafen in Hamburg konnte nach einigen schwachen Jahren beim Warenumschlag wieder zulegen und im Export sogar Rekorde verzeichnen. Mit 61,2 Millionen Tonnen (plus 7,2 Prozent) wurden 2013 so viele Güter wie nie zuvor ausgeführt. Zusammen mit den Importen betrug der Gesamtumschlag knapp 140 Millionen Tonnen, ein Plus von 6,2 Prozent. Angesichts eines Wachstums von 4,4 Prozent auf 9,3 Millionen Standardcontainer (TEU) im Containerverkehr gewann der Hamburger Hafen im Vergleich mit anderen nordeuropäischen Häfen Markt- anteile hinzu, und zwar auf 26,2 Prozent (plus 1,3 Prozent). Der Export beladener Container legte um 5,6 Prozent auf 4,0 Millionen TEU 2013 zu – ein Rekord und Beleg für die sich erholende Konjunktur im Schifffahrtssektor. Wichtig wird jedoch sein, ob bei den beiden Schlüsselthemen Elbe-Vertiefung und NordOstsee-Kanal Fortschritte gemacht werden. Die tiefere Fahrrinne wird benötigt, um das Anlaufen vollbeladener Großcontainerschiffe zu ermöglichen. Ein gut funktionierender Nord-Ostsee-Kanal ist für den Hafen auch ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Angesichts von Unsicherheitsfaktoren sollten konservative Anleger auf ein Discount-Zertifikat setzen. Ein Papier der Commerzbank bietet eine max. Rendite (p.a.) von 14 Prozent bei einem Preisabschlag von gut acht Prozent und einem Cap von 20 Euro. ISIN DE000CB2V3Z2 Börse Stuttgart Erdöl-Wert mit Sonderdividende ° Statoil Auch bei der Ökoenergieförderung ist Statoil gut unterwegs. So soll vor der Ostküste Schottlands Europas größter schwimmender Windpark entstehen – dort, wo die Installation von herkömmlichen Offshore-Anlagen nicht möglich ist. Kauf bei 18,70 Euro. ISIN NO0010096985 Börse Frankfurt Hohe Förderkosten, sinkende Renditen – auch der norwegische Ölkonzern muss sparen. Doch er verfügt über enorme Reserven. Mit ein Grund, warum es nach der jüngsten Quartalsbilanz, bei der Statoil mit 1,8 Milliar­den Dollar Gewinn die Erwartungen verfehlte, zu keiner Verkaufswelle kam. Zudem war der Rückgang um 26 Prozent bei weitem nicht so stark wie bei einigen Konkurrenten aus Europa. Richtig attraktiv wirken die Skandinavier, wenn die im Branchenvergleich hohen Förderreserven ins Spiel kommen. Nach jüngsten Schätzungen übersteigen die neu erschlossenen Ressour- cen die voraussichtlich geförderten Mengen der nächsten drei Jahre um rund ein Fünftel. Geplante Veräußerungen sind hier bereits ­herausgerechnet. Das Verhältnis von Reserven zu Förderung ist die wichtigste Kennzahl für die Nachhaltigkeit der Öl- und Gasproduktion. Lediglich Amerikas zweitgrößter Ölkonzern Chevron übertrifft Statoil hierbei. Zudem verspricht Statoil eine stärkere Kostenkontrolle und zusätzliche Aktienrückkäufe. Dazu kommt eine attraktive Dividende, die bei Verkauf unrentabler Reserven auch einen schönen Zusatz-Bonus ermöglichen könnte. dukte zu höheren Preisen verkauft werden konnten. Das heißt, dass neben dem Umsatz auch die Gewinnmargen in die Höhe kletterten. Die Brutto-Gewinnmarge stieg um 1,4 Prozentpunkte auf 44 Prozent. Allerdings erhöhten sich im Vorfeld von Olympia und der Fußball-WM in Brasilien auch die Werbeausgaben um 13 Prozent. Sogar auf dem chinesischen Markt konnte Nike wieder den Umsatz um 5,1 Prozent erhöhen. Dort hatte dem Konzern der Preisdruck zu schaffen gemacht. Nun ist der Turnaround bereits im Gang. Auch der Ausblick auf 2014 ist dank WM positiv. Die Vorbestellungen stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent. Nike ist damit auch in der Lage, höhere Preise für seine Produkte durchzusetzen. Die WM-Vorleistungen werden sich ebenfalls positiv niederschlagen. Kauf bei rund 53 Euro. ISIN US6541061031 Börse Frankfurt Nike ° Auf der Überholspur Bei Nike brummt das Geschäft mit den teureren Schuhen, und so erwirt­schafteten die Amerikaner im zweiten Quartal (per Ende 2013) nach einer vorübergehenden Ertragsschwäche schon wieder einen deutlich höheren Gewinn. Der Umsatz stieg um acht Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar, der Gewinn verbesserte sich um 40 Prozent auf 537 Millionen Dollar. Allerdings war das Ergebnis im Vorjahr belastet. Denn 2012 hatte sich Nike von seiner italienischen Tochter Umbro getrennt, was das Ergebnis belastet hatte. Nike kam 2013 aber auch zugute, dass mehr Pro- März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 59 AKTIEN ° Österreich Europa als Insel der Seligen? Der Konflikt in der Ukraine verunsicherte besonders Anleger in Wien, obwohl das weitere Umfeld mit der Konjunkturaufhellung in Europa gut ist. Die nun eingesetzten Gewinnmitnahmen drücken den ATX nach unten. So manche Aktie kommt damit wieder auf ein attraktives Kaufniveau. Mario Franzin ie meisten Unternehmen haben bereits die Zahlen für das vierte Quartal sowie für das Gesamtjahr 2013 geliefert. Dabei fiel auf, dass die ursprünglichen Erwartungen hinsichtlich ihrer Gewinnentwicklung in der Mehrzahl nicht erfüllt werden konnten. Nun liegt die Hoffnung auf dem heurigen Geschäftsjahr. Und die Börsen starteten durchwegs gut hinein. Erst die Eskalation der Ukraine-Krise führte zu Gewinnmitnahmen, was die Börsen belastete und zu einer Korrektur führte. Unserer Einschätzung nach wird der Konflikt überbewertet, denn Russland, das von der internationalen Staatengemeinschaft als Aggressor isoliert wird, hat durchaus wirtschaftliche Interessen in Europa und wird daher keinen Krieg vom Zaun brechen. UKRAINE-KONFLIKT BELASTET DERZEIT ALLE OSTLASTIGEN WERTE Dennoch jagte die Besetzung der Krim durch russisches Militär und die Androhung Putins, bei einer Eskalierung des Konflikte in der Ostukraine einzumarschieren, den Anlegern einen Schrecken ein. Die Aktienkurse aller Unternehmen, die in der Ukraine oder in Russland tätig sind, wur- den massiv abgestraft. In erster Linie traf es die Raiffeisen Bank International, die mit der Bank Aval ein Sorgenkind im Portfolio hat. Es gab zwar Ende 2013 Absichten, die ukrainische Tochter zu verkaufen, jedoch wurden diese Pläne mangels ernsthafter Interessenten wieder auf Eis gelegt. Die Bank Aval hat in der Ukraine aushaftende Kredite in der Höhe von 3,5 Milliarden Euro. Insgesamt sollen nach einer Schätzung der Rating-Agentur Fitch in der Ukraine rund 60 Prozent der Kredite als Fremdwährungsdarlehen vergeben worden sein. Das ist für Kreditnehmer und Banken gleichermaßen ein Desaster, da der ukrainische Hrywnia seit Jahresanfang rund 30 Prozent an Wert verloren hat – und damit Fremdwährungskredite in die Höhe getrieben wurden. Die Erste Bank kam in diesem Fall mit einem blauen Auge davon, indem sie ihre Beteiligung in der Ukraine Mitte 2013 verkaufte. Das bescherte ihr aber einen Verlust in der Höhe von rund 300 Millionen Euro. Zuzüglich einer neuerlichen Firmenwertabschreibung für die BCR in Rumänien verschreckte die Erste Group Bank daher die Anleger mit einem herben Gewinnrückgang von 484 Millionen auf 66 Millionen AUSTRIAN TRADED INDEX (ATX) Krisenstimmung. Noch ist vielen Anlegern nicht ganz klar, inwieweit sich die Krise in der Ukraine auf die österreichischen börsennotierten Unternehmen auswirken wird. Daher dominieren derzeit Gewinnmitnahmen, die den ATX nach unten drücken. Die wichtige Marke von 2.550 Punkten ist diesem Druck bereits erlegen, jetzt wird um die psychologisch wichtige Marke von 2.500 Punkten gekämpft. Als letzte Bastion sollte zumindest bei 2.450 Punkten der Aufwärtstrend halten. 60 ° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014 Euro – die Dividende wird auf 20 Cent und damit auf die Hälfte des Vorjahrs reduziert. Neuestes Beispiel für ein „Ukraine-Opfer“ ist die Strabag. Sie muss das Hafenbauprojekt in Yuzhnyj in der Nähe von Odessa (Auftragsvolumen 140 Millionen Euro) aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten des Auftraggebers auf Eis legen. Ob das Projekt gänzlich abgebrochen wird, ist noch offen. Das ist insofern schade, als das Jahr 2013 für die Strabag wieder ganz gut lief. Trotz eines Rückganges der Bauleistung um rund drei Prozent auf 13,6 Milliarden Euro, konnte der Baukonzern den operativen Gewinn von 207 Millionen auf 260 Millionen Euro steigern. Positiv ist auch das gut gefüllte Auftragsbuch im Volumen von 13,5 Milliarden Euro (plus zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Die Analysten der Erste Bank haben Strabag nun von Kaufen auf Halten mit Kursziel 22 Euro zurückgestuft. VERBUND SCHÜTTET DIVIDENDE VON 6,60 PROZENT AUS Die Gaskraftwerke des Verbund sind aufgrund der weiter gesunkenen StromGroßhandelspreise derzeit unrentabel. Die beiden Großkraftwerke in Frankreich belasteten das Ergebnis 2013 mit hunderten Millionen Euro. Die italienische Beteiligung (46 Prozent) Sorgenia ist hoch verschuldet und braucht dringend frisches Geld. Den Umsatz konnte der Verbund 2013 dank der Übernahme der deutschen Inn-Wasserkraftwerke um drei Prozent auf 3,27 Milliarden Euro steigern. Die große Rettung für das Ergebnis 2013 war der Asset-Swap mit der E.ON, der dem Verbund zu einem Gewinnsprung um 49 Prozent auf 580 Millionen Euro verhalf. Ohne diesen Einmaleffekt wäre das Ergebnis um 38,5 Prozent auf 384,5 FOTO: Börse Wien, CHARTS: Tai Pan/software-sysstems CREDIT: Shutterstock D Österreich ° AKTIEN ANDRITZ ° Das Ergebnis verfehlte die Analysten-Schätzungen ISIN Millionen Euro eingebrochen. Als Sonderdividende werden 45 Cent an die Aktionäre bezahlt, was die gesamte Ausschüttung auf 347 Millionen Euro erhöht (einen Euro pro Aktie). Das macht eine Dividendenrendite von 6,60 Prozent, die am 29. April ausbezahlt wird. GEWINNEINBRUCH BEI RHI Die RHI hat sich wiederum bei der Magnesit-Schmelzanlage Porsgrun in Norwegen etwas verkalkuliert und muss nun hohe Aufwendungen zur Modernisierung berappen. Gleichzeitig ging der Umsatz 2013 um 4,4 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro zurück, das operative Ergebnis reduzierte sich deutlich von 164,4 Millionen Euro auf 126,8 Millionen Euro. Mehrere Abschreibungen und Wertberichtigungen führten letztendlich zu einem Ergebnisrückgang von 113,5 Millionen auf 63,4 Millionen Euro. Als Dividende werden unverändert 0,75 Euro je Aktie vorgeschlagen (Rendite 3,2 Prozent). ÄNDERUNGEN IN DER INDEXZUSAMMENSETZUNG Das ATX-Komitee entschied Anfang März, dass die Aktien des Flughafen Wien und der Uniqa neu in den ATX aufgenommen werden. Ausscheiden werden hingegen EVN und Strabag. Wirksam wird die Änderung mit 23. März. Als Entscheidungsgrundlage für die Umreihung dienen der tägliche Durchschnittsumsatz sowie die Streubesitzkapitalisierung des jeweiligen Unternehmens. Auch wurde die Frage diskutiert, ob die Immofinanz aus dem ATX Five ausscheiden wird, sobald sie die Buwog abgespaltet hat. Diese Entscheidung wird jedoch erst getroffen, bis die genauen Parameter der Transaktion bekannt sind. KURS (04.03.2014) AT0000730007 44,70 € KGV 2013 MARKTKAP. 4.648 Mio. € KGV 2014 e UMSATZ 2014 e 6.017 Mio. € KGV 2015 e BUCHWERT 2014 e 1.089 Mio. € DIVID. 2014 e 69,8 18,5 15,3 2,80 % ANNUS HORRIBILE. Aufgrund der SchulerKonsolidierung stieg der Umsatz des AndritzKonzerns 2013 um 10,3 Prozent auf 5.711 Millionen Euro (ohne Schuler minus 8,4 Prozent). Das Ergebnis brach aufgrund von Aufwendungen für Strukturverbesserungen bei Schuler und ungeplanten Kostenerhöhungen beim Zellstoffwerk Montes del Plata in Uruguay von 243,6 Millionen auf 66,6 Millionen Euro ein. Der Auftragsstand stieg (wieder dank Schuler) um 11,7 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro – ohne Schuler minus 266 Millionen Euro. Da heuer wieder mit einem Gewinn von rund 250 Millionen Euro gerechnet wird, ist Andritz derzeit eine Halteposition. FLUGHAFEN WIEN ° Aufwärtstrend intakt – Momentum fällt ISIN KURS (04.03.2014) MARKTKAP. AT0000911805 65,50 € KGV 2013 18,8 1.376 Mio. € KGV 2014 e 16,4 UMSATZ 2014 e 648 Mio. € KGV 2015 e 14,6 BUCHWERT 2014 e 927 Mio. € DIVIDENDE 2014 e 2,60 % GUTES ERGEBNIS. Der Flughafen Wien konnte 2013 den Umsatz um 2,4 Prozent auf 622 Millionen Euro steigern, das Konzernergebnis kletterte um zwei Prozent auf 73 Millionen Euro. Die Dividende wird von 1,05 auf 1,30 Euro je Aktie angehoben, was einer Ausschüttungssumme von 27 Millionen Euro und einer Dividendenrendite von zwei Prozent entspricht. Für 2014 erwartet der Vorstand einen Umsatz in der Höhe von mindestens 630 Millionen Euro und einen Gewinn von 75 Millionen Euro, was das KGV auf etwa 16 reduzieren würde. Der Aufwärtstrend wird sich angesichts der schwachen Steigerung der Zahlen so nicht fortsetzen können. WIENERBERGER ° Gutes viertes Quartal rettet Jahresergebnis ISIN KURS (04.03.2014) AT0000831706 13,15 € KGV 2013 MARKTKAP. 1.546 Mio. € KGV 2014 e UMSATZ 2014 e 2.770 Mio. € KGV 2015 e BUCHWERT 2014 e 1.833 Mio. € DIVID. 2014 e neg. 82,2 24,8 1,14 % VORSICHTIGER AUSBLICK. Die Achillesferse der Wienerberger sind die Ostmärkte, die nicht in Schwung kommen wollen. Hingegen läuft das Geschäft in den USA und in UK wieder ganz passabel. Der Umsatz 2013 lag bei 2,66 Milliarden Euro und überraschenderweise konnte der Verlust von 42 Millionen Euro auf acht Millionen Euro verringert werden. Für heuer wird ein Gewinn von etwa 20 Millionen Euro erwartet. Das entspricht einer Rendite auf das Aktienkapital von mageren 1,2 Prozent. Als Dividende werden 15 Cent je Aktie erwartet, was einer Dividendenrendite von 1,14 Prozent entspricht. Als Investment ist Wienerberger nur für langfristige Investoren interessant. MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 61 AKTIEN ° Deutschland Die Krim-Krise bremst den DAX Die deutschen Börsen reagierten auf die geopolitischen Spannung in der Ukraine äußerst sensibel. Die Dynamik verpuffte zu Monatsbeginn. Die Unternehmensnachrichten fielen durchwachsen aus. Allianz, ProSiebenSat.1 und Fielmann beeindruckten positiv. Lanxess und Fresenius Medical Care enttäuschten. Wolfgang Freisleben nsere Analysen deutscher Aktien in der Februar-Ausgabe haben sich bestätigt. Der „Silberstreif für Lanxess“ brachte bis zur Veröffentlichung der neuen Zahlen 19 Prozent Kursgewinn, der „Höhenflug der Lufthansa“ bestätigte sich bis Monatsende mit einem Kursplus von neun Prozent. Die Einschätzung „spannendes Risiko“ hieß in der Realität der Commerzbank dann eine Seitwärtsbewegung ohne Kursgewinn. Anfang März verursachte die explosive Entwicklung in der Ukraine eine Berg-undTal-Fahrt an allen Börsen. Die Unternehmensnachrichten fielen in Deutschland durchwachsen aus. Die Aktien der Deutschen Bank wurden durch die Abstufung von Merrill Lynch auf „neutral“ geschwächt. Der Chemie-Konzern Lanxess schickte mit enttäuschenden Zahlen für 2013 die Anteilsscheine auf Talfahrt. Die Anteilsscheine der Allianz zählten nach Zahlen am 27. Februar zu den Favoriten der Investoren. Europas größter Versicherer legte im vergangenen Jahr trotz der immensen Flut- und Hagelschäden in Deutschland einen kräftigen Gewinnsprung hin. Unter dem Strich stieg der Gewinn um knapp 15 Prozent auf fast exakt sechs Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte um acht Prozent auf 10,1 Milliarden Euro zu und damit etwas stärker als von Analysten erwartet. Den Aktionären winkt eine 18 Prozent höhere Dividende von 5,30 Euro je Anteilsschein. Für 2014 peilt Vorstandschef Michael Diekmann einen operativen Gewinn zwischen 9,5 und 10,5 Milliarden Euro an. ProSiebenSat.1 konnte 2013 dank der Geschäfte abseits der klassischen TV-Werbung kräftig zugelegen und erneut einen Umsatzrekord verbuchen. Größter Treiber für das Wachstum waren die Digitalgeschäfte der Sendergruppe, etwa mit dem Videoportal Maxdome, Online-Spielen oder Reiseportalen. Konzernweit kletterte der Umsatz um gut zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro und lag damit im Rahmen der Analystenerwartungen. Unter dem Strich stieg der Gewinn um fast sieben Prozent auf knapp 380 Millionen Euro. Die Digitalsparte trägt mit einem Umsatz von beinahe 484 Millionen Euro inzwischen fast 30 Prozent zu den Gesamterlösen bei. Die Aktionäre erhalten eine Dividende von 1,47 Euro je DAX Ausbruch vertagt. Weder starke US-Jobzahlen noch eine freundlich gestartete Wall Street haben die DAX-Talfahrt zum Ende der letzten Woche stoppen können. Die Angst vor einer weiteren Zuspitzung der Krim-Krise sorgte für massenhafte Verkäufe an den Börsen. Das Allzeithoch des DAX bei 9.795 Punkten rückte immer weiter weg. Erst die Volksabstimmung auf der Krim dürfte Klarheit über die künftige Richtung an den deutschen Börsen schaffen. 62 ° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014 Aktie. Auch die Aussichten sind positiv. Für den Ausbau des eigenen Digitalgeschäfts übernimmt der TV-Konzern die OnlineSpielefirma Aeria Games Europe von der US-Mutter Aeria Games. Mit dem Kauf der Firma mit rund 190 Mitarbeitern in Berlin wachse die Zahl der Spieler in den Angeboten des Konzerns von 27 auf 77 Millionen Nutzer. BAYER DRÄNGT AUF DEN CHINESISCHEN MARKT Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer will sein Geschäft mit rezeptfreien Mitteln in China durch die Übernahme aller Aktien der in Privatbesitz befindlichen Dihon Pharmaceutical Group in Kunming Yunnan stärken. Dihon erwirtschaftete 2013 mit rund 2.400 Mitarbeitern und einem Sortiment bewährter Naturprodukte einen Umsatz von 123 Millionen Euro. In China gehört die Gesellschaft laut Bayer zu den führenden Unternehmen der Branche. FIELMANN STEIGERT GEWINN STÄRKER ALS ERWARTET Die Optikerkette Fielmann verdiente 2013 vor Steuern mit 199 Millionen Euro rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz stieg von 1,11 auf 1,16 Milliarden Euro. Fielmann verkauft in Deutschland fast jede zweite Brille. Die Dividende wird von 2,70 auf 2,90 Euro je Aktie erhöht. Der Aktienkurs von Fresenius Medical Care sackte ab, nachdem der Dialyse-Konzern für das vergangene Jahr erstmals seit 2001 einen Gewinnrückgang um sechs Prozent auf 812,8 Millionen Euro meldete und für 2014 ein noch geringeres Ergebnis voraussagte. Der FMC-Umsatz kletterte CREDIT: Shutterstock U Deutschland INFINEON ° Ausbruch geglückt ISIN DE0006231004 KURS (07.03.2014) 2013 um sechs Prozent auf 10,7 Milliarden Euro. Der Sparkurs im amerikanischen Gesundheitswesen macht FMC zu schaffen. Daher plant das Unternehmen in den USA Einsparungen bis zu 60 Millionen Dollar. Im Sog von FMC rutschten die Titel der Muttergesellschaft Fresenius gleichfalls ab, obwohl der Bad Homburger Medizinkonzern 2013 so viel verdient hat wie niemals zuvor. Angetrieben von der Nachfrage nach Generika und einem guten Geschäft der Krankenhaus-Sparte Helios, kletterte der Überschuss vor Sonderposten um zwölf Prozent auf 1,05 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern betrug knapp 3,05 Milliarden Euro und lag geringfügig unter der durchschnittlichen Analystenschätzung. Die Dividende wird um 14 Prozent auf 1,25 Euro je Aktie erhöht. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17,6 sind Fresenius-Aktien teurer als der DAX und auch höher bewertet als andere Gesundheitswerte. Das gleiche gilt auch für FMC. NUR STARKER EURO BREMSTE HOCHTIEF Aus der zweiten Reihe profitierte die MDAX-Aktie von Hochtief nach überzeugenden Geschäftszahlen, die mehrheitlich über den Erwartungen lagen. Der Umbau des Baukonzerns trägt bereits Früchte. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verdiente der deutsche Bauriese deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz lag 2013 mit 25,7 Milliarden Euro nur leicht über dem Vorjahr. Der Auftragseingang schrumpfte um 16 Prozent auf 26,5 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern (EBT) kletterte um fast 50 Prozent auf knapp 800 Millionen Euro. 8,40 € KGV 2013 29,6 MARKTKAP. 9,92 Mrd. € KGV 2014 e 20,8 UMSATZ 2014 e 4,24 Mrd. € KGV 2015 e 16,6 BUCHWERT/AKTIE 2014 e 3,76 € DIVID.-REND. 2014 e 1,56 % CONTINENTAL ° Richtung 200 ISIN DE0005439004 KURS (07.03.2014) 177,20 € KGV 2013 16,6 MARKTKAP. 36,60 Mrd. € KGV 2014 e 14,1 UMSATZ 2014e 35,70 Mrd. € KGV 2015 e 12,6 BUCHWERT/AKTIE 2014 e 59,46 € DIVID.-REND. 2014 e 1,81 % ° AKTIEN Der Aktie des Chipherstellers Infineon ist der Ausbruch über die entscheidende Widerstandsmarke bei 7,80 Euro geglückt. Kurstreiber waren zuletzt die Aussagen des Managements auf der Hauptversammlung Mitte Februar. Unternehmenschef Reinhard Ploss versprach den Aktionären für das laufende Geschäftsjahr ein deutliches Plus bei Umsatz und Ergebnis. Zum weiteren Wachstum sollen auch Investitionen in Höhe von rund 650 Millionen Euro beitragen. Mit den positiven Zukunftsaussichten knüpfte Infineon nahtlos an das gute Quartalsergebnis an. Die Rendite lag im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2014 mit 11,8 Prozent deutlich höher als erwartet.. Der Aufwärtstrend der Continental-Aktie gewinnt weiter an Dynamik. Das Papier des Herstellers von Reifen und Bremssystemen ist im Plus. Dabei erreichte die Aktie am 24. Februar mit 172,95 den höchsten Stand seit dem Börsengang im Jahr 1996. Nun rückt die Marke von 200 Euro ins Visier. Der Appetit der Anleger auf die Continental-Aktie ist jedenfalls nach wie vor groß. Charttechnisch könnte es kaum besser aussehen, zumal der Titel nach wie vor deutlich oberhalb der 200-Tage-Linie notiert. Continental will als Gegengewicht zum Auf und Ab in der stark konjunkturanfälligen Autobranche auch künftig sein übriges Industriegeschäft noch weiter ausbauen. PROSIEBENSAT.1 ° Überzeugender Ausblick ISIN KURS (07.03.2014) DE000PSM7770 33,98 € KGV 2013 20,1 MARKTKAP. 7,58 Mrd. € KGV 2014 e 17,1 UMSATZ 2014 e 2,78 Mrd. € KGV 2015 e 15,4 BUCHWERT/AKTIE 2014 e 3,69 € DIVID.-REND. 2014 e 4,76 % Die Aussicht auf weiter stark steigende Umsätze hat die Aktien von ProSiebenSat.1 nach oben getrieben. Sie gehörten damit zu den Favoriten im MDAX. Konzernchef Thomas Ebeling hatte für 2014 eine Fortsetzung der guten Entwicklung mit einem Umsatzplus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich und einem weiteren Gewinnzuwachs in Aussicht gestellt. Mit Zukäufen in den USA will ProSiebenSat.1 zur Nummer drei im europäischen Online-GamesGeschäft werden. Zudem kauft die Sendergruppe die auf Reality-Formate und Dokumentationen spezialisierte US-Produktionsfirma Half Yard. Morgan Stanley taxiert ProSiebenSat.1 auf „Equal-weight“ mit Kursziel 36 Euro. MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 63 alternative investmentsPanorama Zahlenspiel 206 Krisenwährung. Wie das Starke Worte ´´ „Der extrem kalte Winter in den USA (...) und der heißeste Jänner seit Wetteraufzeichnungen in Brasilien (...).“ britische Emissionshaus ETF Securities kürzlich vermeldete, zeigte die letzte Februar-Woche die stärksten Zuflüsse in Rohstoff-ETPs seit über einem Jahr. Getrieben von den geopolitischen Turbulenzen auf der Krim, profitierten vor allem die Edelmetalle Gold und Silber mit Zuflüssen von insgesamt 206 Millionen Dollar, die seit jeher als Krisenwährungen geschätzt werden. 83,2 Zahlungsunfähig. Im Zuge eines nur fünfminütigen Bieterwettstreits hatte ein New Yorker Diamantenschneider letzten November den teuersten Dia- Ole Hansen, Com- manten der Welt bei einer Sotheby’s Auktion er- modity-Experte der worben. Der knapp 60-karätige Diamant wechsel- Saxo Bank, nennt zwei te um den Rekordpreis von 83,2 Millionen Dollar äußerst unterschied- seinen Besitzer. Oder doch nicht? Wie kürzlich liche Gründe für den bekannt wurde, war der Käufer, ein gewisser Isaac Preisanstieg vieler Roh- Wolf, nämlich nicht in der Lage, den Auktionspreis stoffe. Ersterer hätte vor zu bezahlen. Somit sah sich Sotheby’s, das die allem Öl und Gas beflügelt, die Trockenheit in Auktion garantiert hatte, dazu gezwungen, den Südamerika sei für die Rally bei Arabica Kaffee Diamanten selbst zu kaufen. verantwortlich. CLOUD, BIG DATA, ROBOTIK Das Open End Index Zertifikat auf Solactive Robotics and Drones Total Return Index (ISIN: DE000UBS0RD9) der Schweizer Bank UBS bildet die Wertentwicklung innovativer, auf die Entwicklung und Produktion von Robotern und Drohnen spezialisierter Unternehmen ab. In die engere Auswahl für die Aufnahme in den Index kommen demnach nur Unternehmen, die mehrere Qualitätsmerkmale erfüllen. So sollte jedes Indexmitglied einen signifikanten Geschäftsanteil in den Bereichen Robotik oder unbemannte Luftfahrzeuge (Hardware oder Software) aufweisen. Zudem müssen die Aktien jedes Unternehmens an einer Börse gelistet sein, die auch ausländischen Investoren einen Handelszugang ohne Restriktionen gewährt. Darüber hinaus muss aus Liquiditätsgründen die Marktkapitalisierung bei Indexaufnahme mindestens 100 Millionen USD und das durchschnittliche Tageshandelsvolumen über die vergangenen drei Monate mindes­ tens 600.000 USD betragen. 64 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 ERDÖL MIT HEBEL Der strenge Winter in den USA befeuerte zuletzt die Erdgas- sowie Heizölpreise. Anleger können nun mit festem Hebel („Faktor“) dem WTI-Future oder dem Brent-Future folgen mit den Xmarkets Faktor-Zertifikaten des Emittenten Deutsche Bank. Und zwar ohne eine Knock-out-Schwelle, einen Strike-Preis oder eine Laufzeit beachten zu müssen. Außerdem sind Faktor-Zertifikate wenig anfällig für Kursüberraschungen bei nachlassender Volatilität. Auch ein plötzlicher Totalverlust durch ungünstige Kursbewegungen droht im Gegensatz zu Optionsscheinen und Knockout-Produkten nicht. Denn dies verhindert eine Anpassung bei extremen Marktbewegungen. Die Faktor-Zertifikate auf den WTIFuture und den Brent-Future gibt es für steigende Kurse (Faktor-Long) mit den Faktoren +2 und +4 sowie für fallende Kurse (FaktorShort) mit den Faktoren -2 und -4. Die Laufzeit der Zertifikate ist unbegrenzt (Open End). Weitere Infos unter www.xmarkets.db.com/ DE in der Rubrik „Faktorzertifikate“. MIT SPIN-OFFS WERTE SCHAFFEN Mit dem Open End Partizipationszertifikat auf den Solactive Global Spin-Off PerformanceIndex (ISIN: DE000VZ2SP07) der Schweizer Privatbank Vontobel können Anleger von Unternehmen profitieren, die in der jüngeren Vergangenheit im Rahmen einer Abspaltung von einem existierenden Unternehmen neu an einer Börse aufgenommen wurden. Die Kursentwicklung der abgespaltenen Töchter, der SpinOffs, übertraf in der Vergangenheit oftmals die ihrer Mütter. Dabei kommt dem Timing und der Stärke der Kursschwankungen eine besondere Bedeutung zu. Die Gründe für einen Spin-Off können sehr unterschiedlich sein. Am Anfang steht oftmals die Auffassung des Managements, eine Unternehmenseinheit passe ­strategisch oder operational nicht mehr zu den anderen Geschäftsbereichen, das Unternehmen sei im Hinblick auf seine einzelnen Geschäftseinheiten nicht korrekt bewertet und der Wert von Mutter und Tochter (in Summe) nach der Trennung größer sein könnte als im Konglomerat. CreditS: Shutterstock, beigestellt Die besten tipps der zertifikateprofis Der Weg zu Ihrem Anlageziel Unabhängigkeit. Service. Vertrauen. Morningstar ist eine weltweit führende Quelle für transparente und aussagekräftige Informationen über Aktien, Investmentfonds, ETFs, Hedgefonds und viele weitere Anlageprodukte. Wir wollen einzigartige Produkte schaffen, die Investoren ihren finanziellen Zielen näher bringen. Weltweit nutzen rund 7 Millionen Investoren, 250.000 Finanzberater und 4.500 Institutionen unsere breite Palette an Dienstleistungen. Morningstar ist mit über 25 Jahren Erfahrung an globalen Märkten ein vertrauenswürdiger Partner für Ihr Business. Lernen Sie uns kennen Basierend auf unserer langjährigen Expertise in Research, Informationstechnologie und Design bietet Ihnen Morningstar eine umfassende Palette an Internet- und Softwarelösungen sowie auch professionelle Beratungsdienstleistungen an. Lernen Sie uns auf www.morningstar.de näher kennen. Die Webseite bietet den Zugang zu objektiven Informationen über diverse Anlageprodukte und liefert zusätzlich unabhängige redaktionelle Inhalte. IIR_Ins_Geldmag_210x140:IIR_Ins_Geldmag_210x140 30.01.2014 15:58 Uhr www.kurs2014.at KURS Kontaktieren Sie uns Morningstar Deutschland GmbH Neue Mainzer Straße 1 60311 Frankfurt am Main +49 69 27 13 77 100 [email protected] Seite 1 9. IIR Bankenkongress: 26. – 27. März 2014 Imperial Riding School Renaissance Vienna Hotel, Wien 2014 IIR Der jährliche Branchentreff für Zahlungsverkehr, Banken-IT, Compliance & Geldwäsche und Marktfolge Fachkonferenz Zahlungsverkehr Fachkonferenz Compliance & Geldwäsche im Fokus der Banken SEPA Live – Jetzt fängt’s erst richtig an! • SEPA Enddatum 1.2.2014 – Was bewirkt eine 6-monatige Nachfrist? • e-mandate, e-payments, e-invoicing – Willkommen in der eSEPA • Nischenprodukte & ELV: Was ist zu tun bis 2016? Regulatorische Vorgaben am Vormarsch • MiFID II beschlossen: Was Sie für die Umsetzung jetzt schon wissen müssen • Die 4. Geldwäscherichtlinie ist am Start • FMA informiert: Fit&Proper Anforderungen an Compliance Beauftragte Fachkonferenz IT in Banken Fachkonferenz Marktfolge, Marktservice & Backoffice Umbruch in der Banken IT – Neue Regularien und digitale Revolution • EU-Datenschutz & US-Überwachung • Mobile Phishing und Malware – Aktuelle Bedrohungsbilder • BASEL III, MiFID II, FATCA & CO – Konsequenzen für die Banken IT Wege und Alternativen für eine optimale Positionierung • Regulatorien im Überblick: Welche Auswirkungen haben Basel III, MiFID, BIRG & Co. für die Marktfolge? • Outsourcing – Ressourcen reduzieren, Kosten sparen? Welche Herausforderung bringt eine Auslagerung für Banken? Unsere Partner: Kontakt: Magdalena Ludl Customer Service, IIR Österreich GmbH Tel.: +43 (0)1 891 59 - 212 E-Mail: [email protected] rohstoffe ° Aktuelle Trends Rohöl ° Kriegsängste Muskelspiel. Wenn die Rote Armee aufmarschiert, kommt naturgemäß große Nervosität ins Spiel. Nichts anderes passiert jetzt gerade in der zerrütteten Ukraine bzw. auf dem Pulverfass Krim, wo Russland versucht, „seine Interessen zu wahren“, wie das in der Moskauer Diktion gerne gesagt wird. Auch an den Rohstoffmärkten ist die angespannte Situation nicht spurlos vorübergegangen. Die Ängste vor einer gewalttätigen Eskalation haben die Preise für sensitive Rohstoffe wie Erdöl bereits kurzfristig ansteigen lassen. Abgesehen von dieser politischen Börse, die bekanntlich kurze Beine haben könnte, haben auch andere Entwicklungen zu einem leichten Auftrieb geführt. So erwiesen sich die widrigen Wetterverhältnisse auf dem amerikanischen Kontinent als der wichtigsten Treiber. „Der extrem kalte Winter in den USA hat die Nachfrage nach Erdgas, Heizöl und in der Konsequenz auch WTI-Öl nach oben schnellen lassen“, so Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Ölpreis Marke Brent Saxo Bank. Weiters spielt die ökonomische Situation dem Ölpreis in die Hände: Noch immer ist mit einem leichten globalen Konjunkturaufschwung zu rechnen, was die Nachfrage nach Erdöl und anderen industriell entscheidenen Rohstoffen bzw. Energieträgern steigern sollte. Für die US-amerikanische Ölsorte WTI war von nicht unerheblicher Bedeutung, dass die Marke von 100 Dollar pro Barrel wieder nach oben durchstoßen werden konnte. (hk) Silber ° Zeit der Bären? Silberpreis konnten Edelmetalle, darunter auch das Silber, zuletzt reüssieren, es zählt somit zu den Gewinnern des noch kurzen Jahres 2014. Fundamentale Ursachen – mit Ausnahme des Krim-Konflikts – sind dabei in Wirklichkeit aber kaum auszumachen. Im Gegenteil: So hatten Silber-ETFs im Februar sogar mit erheblichen Abflüssen in Höhe von rund 390.000 Unzen zu kämpfen. Getrieben wurde der Preis laut Marktbeobachtern womöglich von einigen enttäuschenden US-Konjunkturindikatoren und der damit einhergehenden Spekulation, dass Fed-Chefin Janet Yellen das US-Anleihe-Aufkaufprogramm zunächst nicht weiter drosseln könnte. Auch der zuletzt schwächere Dollar könnte den Kurs des Edelmetalls gepuscht haben. Hintergrund: Silber wird fast ausschließlich in Dollar gehandelt – verliert also der Greenback an Wert, gewinnt Silber somit an Attraktivität für Anleger aus dem Nicht-Dollar-Raum. Alles in allem ist der relativ hohe Silber-Kurs derzeit also von sehr spekulativen Faktoren abhängig, womit die Erholung auf wackeligen Beinen steht. Experten halten somit einen Rücksetzer beim Silber im Bereich zwischen 20 und 22 Dollar für nicht unwahrscheinlich. Erst nach dieser „Verschnaufpause“ werde man sehen, wohin die Reise weitergeht. Ein ungebremster Sturmlauf erscheint den meisten Analysten jedenfalls als kein sehr realistisches Szenario. Vorsicht ist also anzuraten. (hk) 66 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 Die russische Armee marschiert auf der Krim auf. Die Welt ist beunruhigt, was sich auch auf die Rohstoffmärkte auswirkt. skepsis. ° Im Silberchart war eine zumindest kurzfristige Erholung festzustellen. Experten zeigen sich aber nicht sehr optimistisch, dass der Trend anhält, weil die fundamentalen Treiber für eine Preissteigerung ausgeblieben sind. Mexiko Peru China Australien Chile 4500 Tonnen 4000 Tonnen 4000 Tonnen 1900 Tonnen 1400 Tonnen CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock wackelige beine. Wie bereits erwähnt, ° Aktuelle Trends rohstoffe Gold ° Gestärkt profiteur. Gold gilt ja als Krisenwährung – reicht die Situation auf der Krim aus, um hier für steigende Preise zu sorgen? So ist schon seit Dezember ein Anstieg des Goldcharts zu beobachten gewesen, damals war noch nicht von einer Eskalation der Situation in der Ukraine auszugehen gewesen (auch wenn es damals natürlich schon heftig kriselte). Der Anstieg muss also auf andere Ursachen zurückzuführen sein: Gold und Silber festigten ihre starken Gewinne der letzten Wochen, weil das Momentum und die technischen Händler wieder auf die Käuferseite gewechselt sind und nun auf einen Treiber warten, der die Edelmetalle weiter nach oben schieben könnte. „Beim Ausbleiben dieses Treibers jedoch werden sowohl bei Gold als auch bei Silber einige Longpositionen aufgelöst, sollten beide den 200-Tage-Durchschnitt von 1.302 bzw. 21,02 US-Dollar pro Feinunze unterschreiten“, so ein Marktbeobachter. Der erGoldpreis wähnte Treiber könnte nun natürlich auf der Krim zu suchen sein, falls sich die Situation noch weiter zuspitzen sollte. Folgerichtig heißt es auch in einem aktuellen Kommentar der RBS: „Nicht von ungefähr steuerten zahlreiche Anleger zuletzt wieder den sicheren Gold-Hafen an. Sollte dieser Trend sowie die zuletzt hohe Nachfrage aus Asien anhalten, könnte das Edelmetall, zumindest kurzfristig, durchaus noch Luft nach oben haben, zumal auch aus charttechnischer Sicht weitere Preissteigerungen zu erwarten sind.“ (hk) Agrarrohstoffe ° Kaffee Kaffeepreis Kraftstoff. ° Das „Lebenselixier“ Kaffee erfreut sich deutlicher Kursgewinne. Verantwortlich dafür sind extreme Wetterbedingungen bzw. schlechte Ernten in wichtigen Anbauländern wie Brasilien und Indonesien. Südafrika Russland USA Kanada Zimbabwe 80,0 % 15,0 % 1,4 % 0,5 % 0,5 % Guter Start 2014. Recht erfreulich ha- ben sich zuletzt auch Agrarrohstoffe entwickelt. Eine der Ursachen: Die anhaltende Hitzewelle und Trockenheit in Brasilien – dort werden unter anderem Kaffee, Mais und Zucker angebaut – unterstützt derzeit viele Agrargüter. Angeführt wird die Liste der Kursgewinner vom Kaffee, wobei Experten das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sehen. Sorgen, dass extremes Wetter in wichtigen Anbaugebieten wie eben Brasilien bis Indonesien die Kaffeesträucher und somit die Ernte beschädigen könnte, machen den Markt nervös. Weiters spricht das relativ niedrige Ausgangsniveau für weiteres Kurspotenzial: So ist der Preis für Arabica-Kaffee im vergangenen Jahr um 23 Prozent gefallen und sank damit das dritte Jahr in Folge. Damit erlebte der Kaffeemarkt den längsten Bärenmarkt seit 1993, da große Produzenten wie Brasilien Rekordernten an den Weltmarkt liefern konnten. Diese Voraussetzungen könnten sich wie gesagt jetzt geändert haben und die Kaffeepreise weiter anheizen. Langfristig gesehen liegt Kaffee jedenfalls voll im Trend: Der globale Konsum ist seit den 1980er Jahren jährlich um ca. 1,2, in den letzten Jahren sogar um durchschnittlich zwei Prozent gestiegen. 2012/13 wurde Schätzungen zufolge ein Rekord-Produktionsvolumen von über 150 Millionen Säcken (zu je 60 kg) erreicht. Kaum vorstellbar: Weltweit werden statistisch gesehen jede Sekunde 28.935 Tassen Kaffee getrunken! (hk) März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 67 ALTERNATIVE INVESTMENTS ° Edelmetalle Gold bestätigt die neue Rally Während die internationalen Großbanken einen weiter fallenden Goldpreis suggerierten, waren sie selber bereits auf der Käuferseite positioniert. Die offenen Positionen am Terminmarkt vermitteln weiteres Kaufinteresse des professionellen Handels. Intensive Untersuchungen der Behörden beenden die Preismanipulationen. Wolfgang Freisleben m vergangenen Jahr war Gold der große Verlierer. Doch plötzlich greifen Investoren wieder zu. Mehr als elf Prozent konnte der Goldpreis seit Jahresbeginn bereits zulegen. Mit dem dynamischen Anstieg über den doppelten Widerstand bei 1.265,07 und 1.279,10 US-Dollar hatte sich Anfang Februar charttechnisch ein Kaufsignal ausgebildet, das die Notierung in der Folge auch über die Hürde bei 1.326,33 trieb. Anfang März pirschte sich das Edelmetall mit großen Schritten an die Barriere bei 1.355 USDollar heran. An dieser Stelle wäre mit einer ersten spürbaren Gegenbewegung zu rechnen. Bricht der Wert dagegen auch über diesen Widerstand aus, würde sich die Rally bis 1.380 Dollar ausweiten. Seit der Trendwende ist eines klar: Während die großen internationalen Banken einen weiter fallenden Goldpreis prognostiziert hatten, spekulierten sie insgeheim seit Monaten dagegen und setzten am US-Terminmarkt auf einen steigenden Preis des gelben Edelmetalls. Empirisch betrachtet, standen dem Goldpreis immer dann grö- GOLD-PREIS Vom Tief bei 1.200 Dollar startete eine rasche Erholung bis auf 1.340 Dollar 68 ° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014 ßere Abschläge ins Haus, wenn die besonders einflussreichen US-Banken besonders grosse Netto-Short-Positionen auswiesen. Seit acht Monaten ist aber genau das Gegenteil der Fall. Das zeigte sich schon Mitte Jänner 2014 anhand des Bank-Participation-Reports der amerikanischen Börsenaufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC). Per 7. Januar 2014 waren die 24 im Kontrollbericht ausgewiesenen Banken (4 USBanken, 20 Nicht-US-Banken) bei Gold netto mit 32.895 Futures-Kontrakten long. Das entspricht Kaufverträgen über 102 Tonnen Gold. Gegenüber dem Vormonat hatte sich diese Netto-Long-Position um 24 Prozent verringert. Dennoch waren die Banken an der COMEX, der Metallterminbörse der New York Mercantile Exchange (NYMEX), mittlerweile den achten Monat in Folge netto auf der Käuferseite positioniert. SPEKULATIVES KAPITAL ERWARTET FORTSETZUNG DER RALLY Das letzte Commitment of Traders (COT-Report) der CFTC über die Handelspositionen der anzeigepflichtigen Marktteilnehmer in Form einer Auflistung der offenen Aufträge (Open Interest) zeigte Ende Februar 2014 erneut ein verstärktes Vertrauen institutioneller Spekulanten in steigende Preisentwicklungen im Gold und neuerdings auch im Silber. Seit Anfang Dezember ist die Nettoposition dieser Investoren allein im Gold um fast 300 Prozent gestiegen. Auch das ein Stärkebeweis des Edelmetalls. Gleichzeitig waren an der COMEX aber noch immer 70.000 Short-Kontrakte für künftige Verkäufe von sieben Millionen Un- zen offen. Das bestätigte, dass der Markt immer noch überverkauft war. Denn im Verhältnis der offenen Kontrakte zur Menge Gold „bereit für Lieferungen“ standen den 38,7 Millionen auf Termin verkauften Unzen zum Monatswechsel nur 649.000 Unzen im Lager gegenüber. Somit war jede vorhandene Unze 60-mal auf Termin verkauft worden. Kürzlich lag die Zahl noch über 100. Werden diese Positionen abgebaut, gibt das dem Markt neuen Auftrieb. Der Hintergrund des knappen Lagers ist klar: China kauft Gold in großen Mengen. NEUE INDIZIEN FÜR GOLDPREISMANIPULATION IN LONDON Das Ende des doch eher unerwarteten Preisverfalls am Goldmarkt könnte auch damit zusammenhängen, dass die Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien intensiver mögliche Unregelmäßigkeiten beim Prozess der Goldpreis-Bildung untersuchen. Insbesondere das Londoner Goldpreis-Fixing steht in der Kritik. Die Financial Times veröffentlichte Ende Februar einen Online-Artikel mit dem Titel „Gold price rigging fears put investors on alert“ („Manipulations-Ängste in Sachen Goldpreis alarmieren Investoren“). In dem Beitrag wurde ein Mitarbeiter des Forschungsinstituts Fideres zitiert. Das Unternehmen habe herausgefunden, dass Gold regelmäßig direkt vor und direkt nach den Telefonkonferenzen im Rahmen des Fixings starken Kursbewegungen ausgesetzt sei. „Das Verhalten des Goldpreises ist in 50 Prozent der Fälle sehr verdächtig. Das ist nichts, was man erwarten würde, wenn man normale Marktfaktoren zugrunde legt“, so Fideres-Experte Alberto Thomas. Es gäbe CREDITS: Shutterstock I Edelmetalle ° ALTERNATIVE INVESTMENTS Anzeichen dafür, dass die Mitglieder des Fixing-Panels ein „abgekartetes Spiel“ betreiben und den Goldpreis in eine Richtung beeinflussen, der vor dem Start des FixingProzesses vorbestimmt ist und von dem die beteiligten Händler mit ihren bestehenden Aufträge profitieren können. Die deutsche Finanzmarktaufsicht BaFin hatte zuletzt Dokumente von der Deutschen Bank im Zusammenhang mit mutmaßlicher Gold- und Silberpreis-Manipulation angefordert. Die Bankleitung hatte kurz danach einen Rückzug aus dem FixingPanel angekündigt. Das ist jener exklusive Kreis von fünf internationalen Banken, die seit 90 Jahren täglich zweimal in Telefonkonferenzen über die Zentrale in der Londoner Rothschild-Bank Barclays angeblich auf Basis der tatsächlich vorhandenen weltweiten Orderlage den internationalen Richtpreis für Gold festlegen. substanziellen Anstieg sehen könnte.“ Zumindest bis Anfang März lag der Experte damit richtig. Warum der Goldpreis im vergangenen Jahr gefallen ist, belegte das World Gold Council (WGC), eine Organisation der Goldindustrie, in einer Studie: Die Nachfrage ging zurück. Trotz der starken Käufe Chinas und Indiens schrumpfte die gesamte Nachfrage nach Gold 2013 auf Jahresfrist um 15%, da es zu starken Verkäufen durch physisch besicherte Gold-Fonds kam. Diese Gold-Fonds oder Gold-ETFs ermöglichen Anlegern, an Bewegungen des Goldpreises zu profitieren, ohne teure Lagerungskosten aufbringen zu müssen. Es sind wie die Goldzertifikate Finanztitel, die sich am aktuellen Goldpreis orientieren. Physische Lieferungen entfallen beim Investor, weil die Fondsgesellschaften diese Aufgabe übernehmen. WERTLOSE PROGNOSEN Wie wertlos die Prognosen der Banken über einen weiter fallenden Goldpreis waren, zeigt sich darin, dass für das Jahr 2013 die tiefste (nicht die höchste!) GoldpreisPrognose einer Auswahl von Schweizer Finanzanalysten bei 1.650 Dollar pro Unze lag. Effektiv beendete Gold das Jahr 2013 bei 1.200 Dollar. „Wenn wir nun von den gleichen Analysten hören, dass Gold im Jahr 2014 eigentlich nur fallen kann, so werde ich hellhörig und stelle mir die Frage, ob der Pessimismus nun nicht zu groß sein könnte“, kommentierte Daniel Gschwend vom Zürcher Vermögensverwalter Premium Strategy Partners im Jänner 2014. „Ich wäre nicht erstaunt, wenn Gold entgegen den Prognosen im laufenden Jahr einen INTERVENTIONEN MIT ZENTRALBANKGOLD DRÜCKTE DEN PREIS Die Goldpreis-Korrektur seit dem September 2011 war die größte seit 2001. Sie war stark bedingt durch die Intervention in 2013. Analyst Alistair Macleod von goldmoney.com machte die Beobachtung, dass im Juni 2013 die für Dritte aufbewahrten Goldbestände bei der Bank of England seit März 2013 um 1.308 Tonnen gefallen waren. Die Bestandsänderung konnte keiner Notenbank zugeschrieben werden, sondern dem allgemeinen Bestand. Mit aller Wahrscheinlichkeit war das die Menge Gold, mit der Interventionen durchgeführt wurden. Der Abverkauf dieser Menge zog natürlich auch Verkäufe von Investoren nach sich. Messbar ist aber nur der Rückgang der Bestände in den ETFs, die von 100 Millionen Unzen auf 68 Millionen gefallen waren. Die verkauften 32 Millionen Unzen entsprechen etwa 1.000 Tonnen. Zusammen mit den Futures-Verkäufen im April 2013 kam durch die Intervention etwa eine Jahresproduktion (ca. 2.600 Tonnen) auf den Markt. Der Grund für die Intervention liegt wahrscheinlich darin, dass Gold der Feind der Papierwährungen ist und besonders des US-Dollars. Die Interventionen sollten wohl Investoren verunsichern. Denn Gold ist und bleibt ein wichtiger Teil der monetären Geopolitik. Warum bekommt Deutschland seine 1.500 Tonnen Gold, die in New York angeblich gelagert sind, nur häppchenweise nach Frankfurt geliefert? Nicht nur, weil es wahrscheinlich nicht mehr vorhanden ist, sondern auch um Kontrolle auszuüben. Die weltweite Goldnachfrage betrug im Vorjahr 3.756,1 Tonnen (2012: 4.415,8 Tonnen). Der stärkste Rückgang der Goldpreise seit dem Jahr 1981 beflügelte aber das Geschäft mit Goldbarren und Goldmünzen. Die Nachfrage stieg um 28 Prozent auf 1.654,1 Tonnen, die Goldschmucknachfrage um 17 Prozent auf 2.209,5 Tonnen. Die chinesische Nachfrage stieg um 32 Prozent auf einen neuen Rekord. Laut WGC kauften Chinesen 1.066 Tonnen an Goldprodukten und überholten erstmals die Inder (975 Tonnen). Gleichzeitig kauften Zentralbanken 32 Prozent weniger Gold als im Jahr zuvor. Die Gesamtmenge ihrer Käufe betrug laut WGC 368,6 Tonnen. Die Goldminenproduktion wuchs 2013 um 5,4 Prozent auf 3.018,6 Tonnen, während das Altgoldangebot um 14 Prozent auf 1.371,4 Tonnen schrumpfte. MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 69 alternative investments ° Im Gespräch mit Jürgen Zirn, LBBW Asset Management Der LBBW Rohstoffe 1 auf Erfolgskurs Die LBBW Asset Management wurde in diesem Jahr in Deutschland, Österreich und der Schweiz als bester Rohstoff-Asset Manager ausgezeichnet. Flaggschiff-Produkt ist der LBBW Rohstoffe 1, der bereits seit mehr als fünf Jahren zu den erfolgreichsten Fonds seiner Klasse gehört. Auch der LBBW Top-10-Rohstoff-Index ER, über den der Fonds investiert, lässt Referenz-Indizes wie den DJ UBS Commodity um Längen hinter sich. Rohstoffe 1 wird aktuell mit Preisen, wie z.B. dem Lipper Fund Award Austria, überhäuft, ­obgleich der Rohstoffsektor per se von vielen Investoren als wenig attraktiv gesehen wird. Was spricht aus Ihrer Sicht aktuell für eine ­stabile Entwicklung der Rohstoffe? JÜRGEN ZIRN: Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnungen, die wir in den letzten Monaten entgegennehmen durften. Es ist für uns eine schöne Bestätigung unserer langfristig ausgerichteten Produktpolitik, dass sich diese Preise oft auch auf drei- und fünfjährige Zeiträume beziehen. Damit können wir unseren Kunden zeigen, dass unsere Anlagekonzepte auch über mittel- und langfristige Anlagehorizonte funk­ tionieren. Die Entwicklungen an den Rohstoffmärkten in der jüngsten Vergangenheit passen unseres Erachtens zur längerfristigen Historie: Roh­ stoffmärkte wie auch Aktienmärkte unterliegen starken Schwankungen innerhalb eines langfris­ tig steigenden Trends. Trotz hoher Korrelation läuft oftmals einer der beiden Märkte voraus. Sowohl Aufschwung- wie auch Abschwungphasen finden meist verzögert statt. Nach einem starken Aktienjahr 2013 und einer gleichzeitig verhaltenen Stimmung an den Rohstoffmärkten sehen wir, auch bedingt durch die weltweite Konjunkturentwicklung, wieder gute Chancen für Rohstoffinvestoren. Wachstumsraten sind vor allem in Afrika hoch. Aber aufgrund des dort niedrigen Wohlstandsniveaus spielt Afrika für die globale Roh­stoffnachfrage praktisch keine Rolle. In Asien, vor allem in China und Indien, ist die Situation umgekehrt: Das Bevölkerungswachstum ist niedrig,aberderWohlstandwächstüberproportional. Und das Wohlstandswachstum ist die eigentliche Triebfeder für steigende Rohstoffpreise. Worin sehen Sie die Unterschiede von ­Rohstoffen zu anderen Anlageklassen? Im Gegensatz zu anderen Assetklassen wie Aktien, Renten oder Immobilien ist der physische Erwerb bei Rohstoffen für Investoren zumeist ungeeignet, da er hohe Lager- und Versicherungskosten verursacht. Vor allem marktbreite Rohstoffinvestments werden daher üblicherweise über Terminkontrakte abgebildet. Somit gilt für Rohstoffe die Besonderheit, dass nicht nur die Kassa-Preise (Spot), sondern auch die Terminkurse von Bedeutung sind. Und je nach Ausprägung der Terminkurven kann das einen erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse von Rohstoffinvestments haben. Sie erwähnten es gerade, Contango und Backwardation sind entscheidende Einflussfaktoren für das Management von Rohstoff-Fonds. Wie erkennt man Backwardation-Szenarien rechtzeitig und wie nutzt man sie strategisch effektiv beim Fondsmanagement? Sehen Sie den Zuwachs der Weltbevölkerung als Triebfeder für den Rohstoffverbrauch? ­Welche Rolle kommt dabei Märkten wie ­China zu, deren Wirtschaftswachstum zwiespältig ­gesehen wird? Bei dem Argument, dass steigende Bevölkerungsraten zu einem höheren Rohstoffverbrauch führen, gilt es genau hinzuschauen und regional zu differenzieren. Denn die Geburten- und 70 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 Die Contango- und Backwardation-Kostellatio­ nen lassen sich direkt an den Terminkurven ablesen. Hierbei ist der Einstieg in Rohstoffe, bei denen die Terminkurse unter den aktuellen Spotpreisen liegen (Backwardation), lukrativer als der Einstieg in Rohstoffe, die auf Termin nur mit Aufpreisen erwerbbar sind (Contango). Dieses „Investieren in Backwardation“ hat auch einen fundamentalen Hintergrund: Backwarda- Jürgen Zirn, Geschäftsführer, LBBW Asset Management tion ist an den Märkten ein Signal für knappe Lagerbestände, wobei Knappheit i.d.R. eine gute Indikation für steigende Preise ist. Einige Investoren kombinieren Ihren bewährten LBBW Rohstoffe 1 mit der marktneutralen ­Strategie des LBBW Rohstoffe 2 LS. Worin ­besteht der Nutzen dieser Strategie? In einem auf die individuelle Risikoneigung des Anlegers zugeschnittenen Chance-Risiko-Profil: Der LBBW Rohstoffe 1 ist als 100 Prozent Long-only-Investment während schwacher Marktphasen nicht vor stärkeren Rückschlagen geschützt. Er trägt immer das volle Marktrisiko. Der LBBW Rohstoffe 2 LS mit seinem marktneutralen Ansatz zeigt insgesamt ein wesentlich defensiveres Profil. Mit einer Mischung aus beiden Strategien können unsere Investoren selbst be­stimmen, wie viel Markt- und damit Rückschlagrisiko sie zu tragen bereit sind. Durch die tägliche Handelbarkeit und die vorhandenen Volumina der beiden Fonds können die Anleger jederzeit ihre Risikoneigung anpassen und auf neue Marktgegebenheiten reagieren. www.lbbw-am.de credit: beigestellt GELD ° Herr Zirn, der Rohstoff-Fonds LBBW Hunger kommt nicht über Nacht. Genauso wenig wie Veränderung. Deshalb setzt Menschen für Menschen langfristige Entwicklungsprojekte um. Gemeinsam mit den Menschen in Äthiopien arbeiten wir an Erfolgen, die bleiben. Helfen Sie mit – als Mensch für Menschen. Hilfe zur Selbstentwicklung Spendenkonto: Raiffeisen 222 000 | BLZ 32 000 IBAN: AT28 3200 0000 0022 2000 BIC: RLNWATWW Drehen Sie ihr Schicksal! Online spenden: www.mfm.at Menschen für Menschen dankt für die Schaltung dieses Gratisinserates. versicherungPanorama rumänien Land des Monats Versicherungsunternehmen mit unlauteren Mitteln den Markt. Laut dem Uniqa-Boss würden rumänische Anbieter günstige Versicherungen mit umfangreichen Leistungsversprechen offerieren, die sie im Schadensfall jedoch nicht einhalten könnten. In diesem Zusammenhang wurden, wie kolportiert wird, bereits zwei Mitarbeiter der örtlichen Finanzmarktaufsicht verhaftet und angeklagt. Zahlenspiel 16,6 im plus. Der heimische Versicherungsverband VVO präsen- ECKDATEN Sorgenkind. Die Rumänien-Tochter berei- tet der Uniqa Versicherung momentan nur wenig Freude. Wie Konzern-Boss Andreas Brandstetter am Rande einer Pressekonferenz Ende Februar verlauten ließ, hat man das Auslandsengagement am Schwarzen Meer aber noch nicht abgeschrieben. Der Produkt-Fokus soll sich zukünftig jedoch weg vom Kfz-Geschäft hin zu anderen Segmenten verschieben. Speziell im Kfz-Bereich manipulieren die lokalen Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Unabhängig seit Nationalfeiertag Nachbarstaaten Größte Städte Höchste Erhebung Verwaltungsgliederung Republik Bukarest Rumänisch Traian Basescu Victor Ponta 238.391 km2 etwa 54 Millionen etwa 80 pro km2 Leu RO .ro +40 1877 1. Dezember Bulgarien, Moldawien, Serbien, Ukraine, Ungarn Bukarest, Temeswar, Jassy, Cluj Moldoveanu (2.544 m) 41 Kreise plus Bukarest tierte Ende Februar die durchaus erfreulichen vorläufigen Zahlen für das Jahr 2013. Nach zwei Jahren, die durch sinkende Prämieneinnahmen geprägt waren, stiegen die „versicherungstechnischen Erträge“ im vergangenen Jahr erstmals wieder an, und das gleich um zwei Prozent auf rund 16,6 Milliarden Euro. Als Ausreißer stehen jedoch die Lebensversicherungen da. In besagter Sparte hatten die österreichischen Versicherer im abgelaufenen Jahr ein Prämien-Minus von 0,3 Prozent zu verzeichnen. Auch für das laufende Jahr zeigt man sich beim VVO recht optimistisch und rechnet mit einem Plus in allen Sparten. studie des monats SICHER IST SICHER geht man gerne „auf Nummer sicher“. Kein Wunder also, dass die europäische Versicherungsindustrie, knapp gefolgt von jener in den USA und jener in Asien, nach wie vor die größte der Welt ist. Doch wie unterscheiden sich die einzelnen europäischen Länder und deren Bürger in punkto Konsumentenverhalten? Eine aktuelle Erhebung des Versicherungsverbandes Insurance Europe, die Daten aus 32 Ländern aus dem Jahr 2012 untersuchte, belegt nun deutliche nationale Unterschiede. Im gesamteuropäischen Durchschnitt gaben die 72 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 Konsumenten im Jahr 2012 pro Kopf 1.843 Euro für Versicherungen aus. Davon entfielen 1.083 Euro auf Lebensversicherungen und 760 Euro auf die anderen Versicherungssparten. Österreicher (1.929 Euro) und Deutsche (2.219 Euro) lagen mit ihren Gesamtaus­ gaben etwas, beziehungsweise deutlich, über dem Durchschnitt. Insgesamt nahm die europäische Versicherungsindustrie 2012 Beiträge in Höhe von 1,093 Billionen Euro ein. Die Höhe der ausgezahlten Versicherungsleistungen und übernommenen Schäden betrug demgegen­ über 948 Milliarden Euro. „Wir konnten in den letzten fünf Jahren das gesamte gemanagte Vermögen (...) verdoppeln.“ Valida-Boss Andreas Zakostelsky zeigt sich stolz über die Entwicklung seines Unternehmens. Die gesamte Valida-Gruppe hält aktuell bei 6,6 Milliarden Euro Assets under Management. CreditS: Shutterstock, Zakostelsky/Helmreich, Archiv Ländervergleich. In der Alten Welt Starke Worte ´´ FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER PORTFOLIO Allianz Elementar Lebensversicherung AG Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropafonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus 1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at FinanceLife Lebensversicherung AG 1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: [email protected] www.financelife.com VERMÖGENSAUFTEILUNG 2011 2012 2013 100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend 0,1 % -3,9 % -7,4 % -11,1 % -14,9 % – 11,6 % 11,6 % 10,8 % 9,8 % 9,0 % – 2,0 % 5,6 % 10,1 % 12,3 % 16,1 % 5,2 % 2,4 % 4,9 % 2,3 % 4,6 % 2,1 % 3,8 % 1,8 % 2,4 % 1,5 % -1,9 % 0,5 % 0,7 % 100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04) 2,3 % -0,4 % -2,8 % -26,2 % -20,9 % 2,4 % 8,9 % -33,2 % 9,9 % 13,5 % 15,9 % 15,4 % 16,9 % 12,6 % 2,7 % 20,9 % 0,1 % 4,0 % 0,4 % -9,0 % 19,8 % -4,7 % -3,2 % 8,9 % 1,3 % 3,8 % -0,4 % -7,0 % 3,4 % 3,8 % 2,5 % 5,2 % 5,1 % 5,4 % 6,6 % 2,6 % 3,2 % 2,5 % 4,9 % 7,6 % 0,3 % 3,8 % 2,8 % 8,5 % 1,2 % 2,1 % 1,9 % 1,4 % 4,8 % 5,5 % 5,8 % 6,1 % (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) -0,7 % -1,4 % 3,5 % 7,0 % 1,0 % 0,9 % 0,6 % 0,2 % 3,3 % 3,1 % 2,2 % 0,6 % (01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99) 1,5 % 4,8 % 9,5 % 15,2 % 1,5 % 4,5 % 1,7 % 3,3 % 1,3 % 1,2 % 1,2 % -1,0 % (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) 1,2 % 2,1 % 1,7 % 1,2 % (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 4,6 % 8,6 % II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien -1,4 % 8,7 % III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien -4,9 % 7,6 % IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien -8,6 % 9,6 % FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten 3,5 % 4,0 % II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien -3,3 % 7,2 % III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien -9,4 % 8,8 % IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien -15,3 % 10,0 % FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten 4,8 % 11,4 % II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien 3,3 % 13,7 % III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien -1,6 % 13,5 % IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien -6,1 % 13,4 % FinanceLife-Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 4,1 % 8,2 % II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien 1,0 % 7,3 % III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien -3,4 % 7,2 % IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien -7,9 % 9,1 % 0,0 % 1,6 % 3,4 % 8,1 % 1.1.-28.2. Ø SEIT START (P.A.) 4,1 % 4,5 % 4,1 % 3,9 % Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften Generali Versicherung AG 1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-12084 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group 1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at Aktienanteil Kurs 31.12.11 Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 28.02.14 Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 % 14,04 € 12,16 € 10,28 € 6,65 € 15,13 € 13,50 € 11,77 € 7,81 € 15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 € 15,96 € 14,86 € 13,49 € 9,24 € A 25 A 50 A 75 A 100 ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 % 9,58 € 7,70 € 6,41 € 5,00 € 10,32 € 8,56 € 7,33 € 5,87 € 10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 € 10,89 € 9,41 € 8,40 € 6,94 € PORTFOLIO VERMÖGENSAUFTEILUNG 2011 2012 2013 1.1.-28.2. -0,2 % -2,2 % -7,3 % -4,1 % -9,2 % -11,8 % -13,4 % 10,6 % 8,7 % 10,4 % 7,7 % 8,1 % 10,7 % 4,8 % 6,5 % 9,5 % 17,2 % 5,7 % 10,4 % 11,1 % 14,1 % UNITED FUNDS OF SUCCESS Master Fonds Traditionell Master Fonds Dynamisch Master Fonds Progressiv WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend 2/3 Renten / 1/3 Aktien 1/3 Renten / 2/3 Aktien 100 % Aktienfonds 2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds Ø SEIT START (P.A.) 2,1 % 3,6 % (01.07.98) 1,5 % 2,3 % (01.07.98) 1,0 % -0,1 % (01.07.98) 1,4 % 3,9 % (15.07.03) 0,6 % 3,4 % (15.07.03) 1,1 % 3,8 % (15.07.03) 3,0 % 1,1 % (17.01.00) Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400 MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN ° 73 VERSICHERUNG ° Pensionskassen Stabile dritte Säule Betriebliche Vorsorgekassen wurden in der Vergangenheit mancherorts wegen ihrer angeblich bescheidenen Performance immer wieder belächelt. Diese Kritik ist allerdings ungerecht, wenn man sich die Entwicklung der Rendite in den letzten Jahren vor Augen führt. Die auf Sicherheit konzentrierte Anlagepolitik erlaubt eben Harald Kolerus keine zweistelligen Zuwächse – solider Vermögensaufbau steht im Vordergrund. ine Rendite von 3,9 Prozent per annum erscheint auf den ersten Blick vielleicht wirklich nicht gerade bestechend. So hoch lag nämlich im Durchschnitt der letzten zehn Jahre (seit 2003) das Veranlagungsergebnis der österreichischen Pensionskassen. Allerdings ist das langfristige Ergebnis von knapp vier Prozent auch nicht schlecht, wenn man bedenkt, welch mickrige Renditen Sparbücher, aber auch Staatsanleihen höchster Bonität abwerfen. Blicken wir etwas länger zurück, fällt die Performance der Pensionskassen noch besser aus: Seit 1991 liegt das Veranlagungsergebnis pro Jahr bei plus 5,6 Prozent; im Durchschnitt der letzten fünf Jahre konnten wiederum 5,2 Prozent per annum erzielt werden, 2013 waren es 5,1 Prozent. Dementsprechend zufrieden zeigt sich Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen, wobei er auch einen recht optimistischen Blick in die Zukunft wagt: „Für 2014 wird weltweit wieder mit einem stärkeren Wachstum der Wirtschaft gerechnet. In Österreich PENSIONSKASSEN PERFORMANCE in % p.a. 2013 5,1 % 5 Jahre 5,2 % 10 Jahre 3,9 % seit 1991 5,6 % 0 1 2 3 4 5 6 Quelle: Anbieter 74 ° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014 wird nach einem Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent im Jahr 2013 für 2014 ein deutlich steigendes Wachstum von 1,7 Prozent erwartet. Daher sind auch die Pensionskassen mit vorsichtigem Optimismus in das neue Jahr gestartet.“ Der Experte fügt weiters hinzu: „Betriebliche Vorsorge ist ein wesentlicher Teil eines gut funktionierenden Pensionssystems. Das staatliche Pensionssystem steht nicht nur in Österreich, sondern in allen europäischen Ländern vor schwierigen Finanzierungsfragen. Höhere Lebenserwartung, sinkende Geburtenraten, weniger junge Arbeitnehmer, niedriges Pensionsantrittsalter sowie steigende Belastungen des Staatshaushalts sind Faktoren, die das staatliche Umlagesystem vor große Herausforderungen stellen.“ AUFHOLBEDARF In Österreich gibt es laut dem Experten noch ausreichend Potenzial für betriebliche Vorsorgemodelle – derzeit sind erst rund 20 Prozent der Arbeitnehmer im Firmenpensionssystem integriert. Viele Arbeitnehmer, vor allem im Segment der kleinen und mittleren Unternehmen, die in Österreich marktbestimmend sind, haben noch keine Firmenpensionsregelung. Aber immerhin: Aktuell haben fast 840.000 Österreicher Anspruch auf eine Firmenpension. Insgesamt veranlagen die 16 Pensionskassen ein Vermögen von über 17,4 Milliardens Euro. Man sollte auch nicht vergessen: Ein Pensionskassenvertrag bringt zahlreiche steuerliche Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber kann Beiträge als Betriebsausgaben steuerlich absetzen; Arbeitgeberbeiträge zur Pensionskasse sind nämlich Betriebsausgaben, die den steuerlichen Ge- „Die betriebliche Vorsorge hat noch Aufholpotenzial.“ Andreas Zakostelsky, Fachverband der Pensionskassen winn und damit die zu zahlende Einkommensteuer des Arbeitgebers reduzieren. Für Beiträge an die Pensionskasse entstehen dem Arbeitgeber keine Lohnnebenkosten. Dadurch kosten Betriebspensionen weniger als zum Beispiel eine vergleichbare Gehaltserhöhung. Eigenbeiträge des Arbeitgebers werden steuerlich wie Arbeitnehmerbeiträge behandelt. Weiters zahlt der Arbeitnehmer die Steuern erst in der Pension: Für die Beiträge des Arbeitgebers muss der Mitarbeiter keine Lohnsteuer oder Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Von den in eine Zusatzpension eingezahlten Beiträgen bleibt dem Arbeitnehmer also mehr übrig als beispielsweise bei einer Gehaltserhöhung. Dazu meint Zakostelsky: „Die Besteuerung der Pension erfolgt allerdings viele Jahre später, nachdem die Steuervorteile bei den Beiträgen genutzt wurden. Meist kommt dann wegen dem niedrigeren Einkommen ein niedrigerer Steuersatz als zur Zeit der Einzahlung zur Anwendung. Der Arbeitnehmer hat daher aus der späteren Versteuerung einen Zinsgewinn. Die ersparten Sozialversicherungsbeiträge müssen nicht nachträglich in der Pension eingezahlt werden.“ Fazit: Betriebskassen leisten solide Arbeit, die in Zukunft noch wichtiger werden wird. CREDIT: beigestellt/Archiv, Shutterstock E SERVICE SERVICE ALLE ÜBERBETRIEBLICHEN PENSIONSKASSEN Hier finden Sie eine Kontaktübersicht der österreichischen überbetrieblichen Pensionskassen sowie deren Veranlagungserfolg in Kurzform. NAME | ANSCHRIFT | TELEFON | FAX PERF. in % EMAIL | INTERNET ANSPRECHPARTNER AKTIONÄRE verwaltung.pk @ allianz.at www.allianzpk.at Pia Langer-Weinlich Allianz Elementar Vers.-AG apk @ apk.at www.apk.at VD Mag. Christian Böhm VD Mag. Alfred Ungerböck 46 Aktionäre office @ bav-pk.at Mag. Stefan Eberhartinger Mag. Dr. Hartwig Sorger Valida Pension AG ALLIANZ PENSIONSKASSE AG 1130 Wien, Hietzinger Kai 101 - 105 T. +43 / 5 / 9009-80691, F.DW: - 70691 APK PENSIONSKASSE AG 1030 Wien, Thomas-Klestil-Platz 1 T. +43 (0) 50 275 - 10, F.DW: - 1109 4020 Linz, Stahlstraße 2 - 4 T. +43 (0) 50 275 - 20, F.DW: - 2129 BAV PENSIONSKASSEN AG 1020 Wien, Ernst-Melchior-Gasse 22 T. +43 / 1 / 316 48 - 0, F.DW: - 6020 BONUS PENSIONSKASSEN AG 1030 Wien, Traungasse 14-16 T. +43 / 1 / 516 02 - 0, F.DW: - 1955 kundenservice @ bonusvorsorge.at Akad. Vkfm. Peter Deutsch www.bonusvorsorge.at [email protected] www.valida.at VD Mag. Georg V. Dax, CEFA Valida Holding AG VD Mag. Dr. Hartwig Sorger sales @ vbv.at www.vbv.at VD Karl Timmel Mag. Rudolf Simader VBV-Betriebliche Altersvorsorge AG Dipl.Math. Axel Hartleib Mag. Claudio Gligo Mag. Marita Hofer ERGO Austria International AG ERGO Versicherung AG Österreichische Volksbanken-AG HYPO NOE Gruppe Bank AG Schoellerbank AG VBV-PENSIONSKASSE AG 1020 Wien, Obere Donaustraße 49 - 53 T. +43 / 1 / 240 10, F.DW: - 7260 VICTORIA-VOLKSBANKEN PENSIONSKASSEN AG 1110 Wien, ERGO Center, Businesspark Marximum/ Objekt 3 Modecenterstraße 17 T. +43 / 1 / 313 41 - 0, F.DW: - 6970 F. +43 / 1 / 313 41 - 96970 bav @ victoria.at www.betrieblich-vorsorgen.at 2012 2013 -2,9 bis 0,5 6,0 bis 11,2 3,8 bis 7,7 - 3,6 bis 1,9 8,8 bis 13,2 4,3 bis 7,7 Ø - 2,5 Ø 10,0 Ø 5,1 -2,3 bis -1,7 5,4 bis 5,8 3,0 bis 4,7 -2,6 bis 0,7 6,8 bis 7,9 4,2 bis 7,3 -5,9 bis 1,0 4,1 bis 15,7 3,1 bis 10,4 -5,7 bis 0,9 5,0 bis 10,5 3,1 bis 7 -5,8 bis 1,1 5,7 bis 7,2 3,4 bis 5,1 Zürich Versicherungs-AG Generali Vienna Group VALIDA PENSION AG 1020 Wien, Ernst-Melchior-Gasse 22 T. +43 / 1 / 316 48 - 0, F.DW: - 6020 2011 Lesen Sie das GELD-Magazin …jetzt auch am iPad. Download unter geld-magazin.at Für weitere Informationen: T: +43 1 997 17 97-0 oder M: office @ geld-magazin.at MÄRZ 2013 – GELD-MAGAZIN ° 75 UNTERNEHMENPanorama SPANIEN STARKE WORTE ´´ Land des Monats „Die wichtigsten Indikatoren im Beteiligungsmarkt sind auf ‚Grün‘ geschaltet!“ Der Chefvolkswirt der deutschen KfW Bankengruppe, Jörg Zeuner, zeigt sich anlässlich der Präsentation des jährlichen „German Private Equity Barometers“ ECKDATEN (Königreich Spanien) WELCOME TO PARADISE. „Die Flugzeuge sind voll mit Leuten, die dort nach Schätzen suchen“, beschreibt Steve Koltes, Mitgründer des Private Equity-Riesen CVC, und ergänzt: „Spanien ist das nächste Paradies für Private Equity!“ Er selbst beziehungsweise CVC hätten kürzlich bereits drei spanische Firmen gekauft. Die Zeiten, in denen Finanzinvestoren einen weiten Bogen um Südeuropa gemacht haben, scheinen also der Vergangenheit anzugehören. Davon dürften in naher Zukunft auch vermehrt italienische Firmen profitieren, wie am Rande des jährlichen Branchenkongresses „Super Return“ zu hören war. Parlamentarische Erbmonarchie Madrid Spanisch und Regionalsprachen König Juan Carlos I. Mariano Rajoy 504.645 km2 etwa 47 Millionen etwa 93 pro km2 Euro E .es +34 Andorra, Frankreich, Portugal Madrid, Barcelona, Valencia, Sevilla, Saragossa Höchste Erhebung Pico del Teide, Teneriffa (3.718 m) Höchste Erhebung (Festland) Mulhacen (3.482 m) Verwaltungsgliederung 17 autonome Gemeinschaften und zwei autonome Städte Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Nachbarstaaten Größte Städte deutlich optimistisch. „Kapital ist mobil und geht dahin, wo es die besten Rahmenbedingungen findet.“ Jürgen Marchart, Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation, kurz AVCO, fordert im Interview mit dem Boerse-Express ein nationales VC/PE-Gesetz und die Ausnützung der europäischen Reglementarien, um Österreich als einen attraktiven Finanzplatz zu positionieren. STUDIE DES MONATS BRANCHE IM AUFWIND. Laut einer inter nationalen Erhebung des Beratungsunternehmens PwC war das vergangene Jahr für die Private Equity-Branche beileibe kein schlechtes. Mehr als drei Viertel der 232 befragten PE-Gesellschaften in Europa blicken zufrieden auf die Entwicklung ihrer Portfolios zurück. Immerhin mehr als ein Drittel der im Rahmen des TrendReports befragten Fonds konnten im abgelaufenen Jahr wieder mehr Geld investieren. Für 2014 rechnet ein Großteil der Finanz- 76 ° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014 investoren mit einer weiteren Bele bung des Marktes sowie mit höheren Neuinvestitionen und verbesserten oder zumindest gleich bleibend guten Finanzierungsbedingungen. Ein Sorgenkind dürften jedoch die geeigneten Zielinvestments bleiben. „Das Geld für Beteiligungen ist vorhanden. Sorgen bereitet der Branche vielmehr die Frage, ob es genügend Kaufmöglichkeiten geben wird, um das verfügbare Kapital sinnvoll zu nutzen“, kommentiert Steve Roberts, Leiter der PE-Sparte bei PwC Deutschland. „Diese Partnerschaft ist ein Quantensprung für die wirtschaftliche Seite.“ Michael Preez, Geschäftsführer des Berliner Fußballclubs Hertha BSC, freut sich über den Einstieg des US-Finanzinvestors KKR (9,7 Prozent). CREDITS: Shutterstock, beigestellt, wikimedia TREND REPORT Europa ist überall. Österreich Welt Bestellung unter: www.wienerzeitung.at T. 0810 0810 99, F. 0810 0810 90 E. [email protected] www.wienerzeitung.at/abo unternehmen ° Risikokapital für Unternehmen aws – Eine wenig beachtete Erfolgsstory Die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) ist mit 220 Mitarbeitern die Förderbank des Bundes und setzt ­gezielte, unternehmensbezogene, wirtschaftsfördernde Maßnahmen. Jedes Jahr werden – fast unter Ausschluss der öffentlichen Wahrnehmung – 6.000 Projekte bearbeitet. Wolfgang Regner Marshall-Plan bis heute ­weitergeführt Rund 600 Millionen Euro befinden sich in einem Sondertopf, nämlich dem ERPProgramm, das auf die Marshall-Plan-Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgeht und eine Erfolgsgeschichte par excellence markiert. Obwohl seit Anfang der 1960erJahre aktiv, befinden sich noch immer erhebliche Mittel im Fördertopf, und das völlig budgetunabhängig. Das ERP-Programm unterstützt Unternehmen mit günstigen und sehr langfristigen Krediten. Als Garantien stehen rund 260 Millionen Euro zur Verfügung. Diese werden in Kooperation mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) bzw. deren Tochter, dem Europäi­ schen Investmentfonds (EIF), vergeben. So wird das Risiko zwischen Österreich und 78 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 „Obwohl sich die Banken bei Risikokapital zurückhalten, konnten wir die Erste Bank als Kooperationspartner gewinnen.“ Matthias Bischof, Chief Information Officer und Sprecher der aws der Europäischen Union geteilt. Deshalb kann die aws auch günstigere Garantiekonditionen bieten. In der Praxis funktioniert das folgendermaßen: Ein Unternehmen möchte einen Bankkredit aufnehmen, hat jedoch kaum Sicherheiten anzubieten. Dafür erhält die Bank eine aws-Garantie für einen Teil des Kredits. „Wir streben für ein Erfolg versprechendes Projekt eine Risikodrittelung an“, erklärt Matthias Bischof, Sprecher der aws. Das heißt: „Ein Drittel des Risikos trägt der geförderte Unternehmer, ein Drittel die Bank und ein Drittel wir“, erklärt Bischof. Bei noch sehr kleinen, technologieorientierten Unternehmen kann dabei die Risikoquote bis maximal 80 Prozent ansteigen. „Nur wenn ein Projekt vollkommen scheitert, wird die Garantie schlagend und damit auch budgetwirksam. Allerdings haben wir nur rund zwei Prozent Schadensfälle pro Jahr“, so Bischof. Weitere aws-Initiativen sind Zuschussmittel und ­Eigenkapitalmaßnahmen. aws: bei Venture Capital führend Im Bereich Risikokapital stellt die aws drei verschiedene Fonds zur Auswahl: Der Gründerfonds verfolgt das Ziel, Start-ups zu unterstützen. Das ist gerade aktuell bedeutsam, denn die größten Finanziers der Vergangenheit, die Banken, haben sich aus dem Geschäft mit Venture Capital weitgehend zurückgezogen und so muss eben der Staat, also die aws, einspringen, um den Markt wieder zu beleben. „Dabei sollen private Kapitalgeber mobilisiert werden. Immerhin konnten wir auch die Erste Bank mit ins Boot holen“, freut sich Bischof. Der Gründerfonds bietet offene bzw. stille Beteiligungen zu Konditionen, die sich an der Marktrate orientieren. Auch bietet der Mittelstandsfonds für größere Projekte kommerzielle Finanzinstrumente ohne Förder­ element an. Derzeit sind bereits 50 Prozent der Mittel des Mittelstandsfonds in 17 Beteiligungen investiert. Über den Gründerfonds, den Mittelstandsfonds und den Business Angel Fonds bzw. weitere Initiativen ist die aws der größte Investor in Private Equity bzw. Venture Capital in Österreich. „Wir machen aber keine Gründerberatung, sondern wir finanzieren Gründer. Der Gründer muss etwa für Garantien zuerst zur Bank, dann kann er zu uns kommen. Denn der Gründer und seine Bank müssen den Förderantrag an die aws gemeinsam credit: beigestellt D ie aws bietet grundsätzlich Finanzierungen und Förderungen von Startups und jungen Unternehmen bis hin zu bereits am Markt etablierten kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Pro Jahr werden rund 6.000 Förderprojekte gestartet bzw. abgewickelt und ein Volumen von rund einer Milliarde Euro an Förder- und Finanzierungsleistung ausgereicht. Als Maßnahmen stehen dabei Zuschüsse, Garantien, günstige Kredite (ERP) sowie auch Eigenkapital zur Auswahl. Zusätzlich bietet die aws Beratungsdienstleistungen an. Da es sich bei den Fördermitteln zum Großteil um nicht budgetwirksame Mittel handelt, sollte auch 2014 und für die Folgejahre ein Förder- und Finanzierungsvolumen von rund einer Milliarde Euro zur Verfügung stehen. ° Risikokapital für Unternehmen unternehmen ° Die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) ist die Förderbank des Bundes stellen. Wir verlangen ein finanzielles Commitment des Unternehmers und einen Business Plan.“ Bei der Börse für Business Angels i2 handelt es sich um eine Plattform, auf der sich private Eigenkapitalgeber registrieren können. „Derzeit sind bereits über 200 auf dieser Plattform gelistet. Sie bekommen dann von uns die Businesspläne der Kapital suchenden Unternehmen zugeschickt und sie können die für sie interessantesten auswählen. Der Teil des Investments, der von einem Business Angel getragen wird, kann im Rahmen des Business Angels Fonds durch Kooperation mit einzelnen Business Angels verdoppelt werden. Die aws ist also über eine Co-Finanzierung mit dabei.“ Was die Art der geförderten Projekte anbelangt, so sollen diese vorwiegend in Österreich situiert sein, besonders wenn es um die Neugründung von Unternehmen geht. Bei einer Expansionsfinanzierung kann aber zum Teil ein Auslandsbezug möglich sein. Hier muss der Mindestumsatz zwei Millionen Euro betragen. Die Förderungen liegen bei rund 500.000 Euro bis maximal rund zwei, drei Millionen Euro. Auch die EU fördert aws-Projekte „Über die RSI, eine sogenannte Rückhaftungsgarantie, können wir den EIF mit ins Boot holen und somit höhere Garantievolumina anbieten. Durch die Risikoverteilung, also die Mithaftung des EIF, wird es für uns günstiger, solche Garantien anzubieten. Wir geben das an die Unternehmer weiter, indem diese nur das halbe Garantieentgelt zahlen müssen.“ Die größte Stärke der aws ist die relativ hohe finanzielle Unabhängigkeit. „So können wir auch in Zeiten der Budget-Sparprogramme unser Fördervolumen annähernd stabil aufrechterhalten“, sagt Bischof abschließend. Durch die Vergabe von zinsengünstigen Krediten, Zuschüssen und Garantien werden Unternehmen bei der Umsetzung ihrer innovativen Projekte unterstützt, insbesondere dann, wenn die erforderlichen Mittel durch sonstige Finanzierungen nicht ausreichend aufgebracht werden können. Ergänzend werden spezifische Informations-, Beratungs-, Service- und Dienstleistungen für angehende, bestehende und expandierende Unternehmen angeboten aws Gründerfonds Der aws Gründerfonds stellt jungen Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial, die für ihr Geschäftsmodell nicht die erforderlichen Mittel, z. B. über Bankkredite, aufbringen können, Risikokapital zur Verfügung und investiert in die Gründungs- und erste Wachstumsphase von gewerblichen Unternehmen mit Sitz in Österreich. Der aws Gründerfonds bietet damit langfristiges Wachstumskapital in Form von offenen/stillen Beteiligungen an und ist branchentypisch strukturiert, arbeitet mit marktkonformen Konditionen und ist offen für Co-Investments. Das Beteiligungsvolumen liegt zwischen 100.000 und einer Million Euro. Rückflüsse in den Fonds stehen für weitere Beteiligungen zur Verfügung. Der Fonds ist mit 65 Millionen Euro dotiert und läuft bis 2025. Pluspunkte für Jungunternehmen: Höherer Finanzierungsspielraum durch verbessertes Kreditrating Langfristige Partnerschaft (mit Laufzeiten bis zu zehn Jahren) Stille Beteiligungen können ohne Abgabe von Gesellschaftsanteilen zugeführt werden aws Mittelstandsfonds Der aws Mittelstandsfonds ist der größte österreichische Fonds für stille Unternehmensbeteiligungen, aber auch Anbieter von Eigenkapital. Er investiert Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Mittel in Wachstumsprojekte mittelständischer Unternehmen zu marktkonformen Konditionen. Er hat eine Laufzeit bis zum 31.12.2025. Der Fonds ist derzeit mit 80 Millionen Euro dotiert. Finanzierungsanlässe sind: Projekte, Entwicklung neuer Produkte oder Verfahren, Vertriebsaufbau, Markterschließung, Unternehmensakquisitionen. aws Business Angel Fonds Der aws Business Angel Fonds ist eine gemeinsame Initiative des European Investment Fund (EIF) und der aws. Die Initiative ist mit einem Volumen von 22,5 Millionen Euro dotiert und unterstützt im Rahmen von Co-Investitionen die Finanzkraft von Business Angels und damit die Finanzierung innovativer Unternehmen. Gemeinsam mit den Investitionen der Business Angels wird auf diese Weise ein Finanzierungsvolumen von bis zu 45 Millionen Euro darstellbar. Statt Co-Investitionen in einzelne Unternehmen zu tätigen, stellt der Business Angels Fund ausgewählten Business Angels einen Finanzierungsbetrag zur Verfügung, mit dem diese ihren Eigenanteil bei zukünftigen Investments verdoppeln können. Vorteile für Business Angels: maximales Maß an Autonomie Gewinnbeteiligung am Erlös des European Angels Fund. März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 79 unternehmen ° Berater Mehrwert durch externe Spezialisten Die Wirtschaft allgemein läuft noch nicht auf Hochtouren. Dafür brummt eine Branche kräftig vor sich hin: Unternehmensberatungen. Sie unterstützen vom KMU bis zum Großkonzern alle Hilfesuchenden mit Knowhow und tatkräftiger Umsetzung. Lesen Sie, welche Vorteile die professionelle Serviceleistung bietet und wie man sie am besten in Anspruch nimmt. Harald Kolerus ine jährliche Wachstumsrate rund um die sieben Prozent kann sich wahrlich sehen lassen. Um nicht weniger stieg der Umsatz der Unternehmensberatungsbranche in Österreich seit 2011. Wie ist eine derartige Performance in wirtschaftlich nach wie vor eher mageren Zeiten zu erklären? Dazu meint Alfred Hörl, Obmann des WKO-Fachverbandes Unternehmensberatung und IT: „Dem Sektor geht es gut. In der Unternehmensberatung steckt eine große Eigendynamik, die Berater müssen sich ständig aus sich selbst heraus weiterentwicklen und sozusagen requalifizieren. Das ist notwendig, auf die oft schnell ändernden Marktbedingungen und die unterschiedlichsten Kundenwünsche reagieren zu können.“ Das wird nicht zuletzt anhand der Tatsache deutlich, dass jeder Unternehmensberater durchschnittlich mindestens 1000 Euro jährlich in Weiterbildung inves­ tiert. Bemerkenswert ist auch, dass in der Unternehmensberatungsbranche an die 19.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Fasst man diese Berufsgruppe mit den IT-Beratern zusammen, ist der Sektor so groß wie die bedeutende heimische Tourismusindustrie. Was macht jetzt aber wirklich gute Unternehmensberatung aus? Tücken und Fallstricke Der Teufel steckt ja bekanntlich meis­ tens im Detail, jedoch ist es für effiziente Unternehmensberatung entscheidend, zunächst die grundlegenden Rahmenbedingungen abzustecken. Roland Falb, Managing Partner von Roland Berger, erzählt aus der Praxis: „Voraussetzung für ein erfolgreiches Projekt ist ein sauberes, klares Briefing an den Berater seitens der Unternehmen. Der Auftrag muss klar definiert sein, denn es geht natürlich viel Energie verloren, wenn während des Projekts klar wird, dass die Aufgabenstellung eine andere ist, als das ursprünglich angenommen worden war.“ In dieser Anfangsphase unterstützen die Berater ihre Klienten natürlich mit langjähriger Erfahrung, damit ein möglichst guter Start ° Branche im fokus Die heimischen Unternehmensberatungsbetriebe, Informationstechnologie- Dienstleister und Buchhaltungsbetriebe steigerten 2013 den Branchengesamtumsatz um 8,3 Prozent auf 20,34 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr (diese Sektoren gelten als artverwandt). Obwohl das reale Wirtschaftswachstum in Österreich im letzten Jahr nur 0,8 Prozent betrug, konnten IT-Dienstleistungsbetriebe das höchste Umsatzwachstum von 8,6 Prozent auf 15,42 Milliar­den Euro erzielen, gefolgt von den Buchhaltungsberufen mit einem Plus von 8,3 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro und den Unternehmensberatungsbetrieben mit einem Wachstum von sieben Prozent auf 3,35 Milliarden Euro. Dazu Alfred Harl, Obmann des WKO-Fachverbandes Unternehmensberatung und IT (UBIT): „Unsere Mitglieder haben im letzten Jahr rund sieben Prozent am österreichischen Bruttoinlandsprodukt erwirtschaftet und sind mit erstmals mehr als 70.000 Beschäftigten entscheidender Konjunkturmotor für die österreichische Wirtschaft.“ 80 ° GELD-MAGAZIN – März 2014 „Die Qualität der Unternehmensberatung in ­Österreich liegt im weltweiten Spitzenfeld.“ Alfred Harl, WKO gelingen möge. „Der Unternehmensberater soll eine Vertrauensperson sein. Man kann das mit der Rolle eines Arztes oder Anwalts vergleichen. Der Kunde muss sozusagen alle ,Symptome‘ und möglicherweise auch unangenehme Sachverhalte darstellen, damit Transparenz für Probleme, Zielsetzungen und Aufgabenstellungen geschaffen wird und geholfen werden kann.“ Jörg Busch, Partner bei PricewaterhouseCoopers (PwC), fügt hinzu: „Um erfolgreich zu sein, muss man das Ohr am Markt anlegen. Der Berater muss hören, was der Markt abverlangt und Trends erkennen. Von entscheidender Bedeutung ist dabei natürlich auch, dass das Personal gut ausgebildet ist und mit neuen Themen und Entwicklungen umgehen kann.“ Als Beispiel nennt Busch etwa den Telekombereich, wo es ja durch Internet, Mobiltelephonie, Smartphones, Tablets etc. zu wahren Umwälzungen gekommen ist. „Unternehmensberater wie PwC helfen dabei, in Branchen, die starken Veränderungen unterworfen sind, neue Geschäftsmodelle und Kundenansätze zu schaffen.“ Für welche Unternehmen sind nun die Beraterleistungen von Interesse? Es finden sich auch kleinere Gewerbebetriebe unter den Kunden, wobei der vielzitierte „Greißler ums Eck“ natürlich nicht das vor- creditS: beigestellt, Shutterstock E ° Berater unternehmen „Der Unternehmensberater muss auch ein guter Zuhörer sein. Eine Vertrauensperson, vergleichbar mit einem Arzt oder Anwalt. Transparenz ist vor allem in der Anfangsphase entscheidend.“ „Erfolgreiche Unternehmensberater müssen das Ohr ­immer am Markt halten. Sie müssen erkennen, was der Markt abverlangt und welche Trends vorherrschen bzw. entstehen.“ Roland Falb, Roland Berger Jörg Busch, PwC rangige Zielpublikum ausmacht. Ansonsten ist das Spektrum weit gestreckt: „Zu unseren Kunden zählen Großunternehmen, etwa aus dem Infrastrukturbereich, sowie Privatunternehmen oder Stiftungen. Selten sind mittelständische Unternehmen zu finden“, so Falb. Schwierig ist die Frage zu beantworten, wieviel Unternehmensberatung konkret kostet, weil das natürlich von Fall zu Fall stark differieren kann. Falb dazu: „Die Beraterleistung kann wenige Wochen in Anspruch nehmen oder sich über mehrere Monaten hinweg erstrecken. Die Bandbreite der Kosten ist dementsprechend groß.“ Auch kann es vorkommen, dass ein Unternehmen über Jahre hinweg begleitet wird. Die Kosten können also im Bereich von ­einigen zehntausend Euro liegen, aber auch schon einmal die Millionengrenze überschreiten. Trend nachhaltigkeit Wie wir bereits von den Experten gehört haben, müssen sich Unternehmensberater sehr schnell und immer wieder auf neue ökonomische, soziale und technische Entwicklungen einstellen, eine davon ist sicher der Trend zur Nachhaltigkeit. „Das Thema Compliance wird immer wichtiger, wobei hier an erster Linie die kapitalmarktorientierten Unternehmen zu nennen sind. Es werden auch seitens des Marktes sehr große Anforderungen an die Transparenz gestellt“, bestätigt Busch von PwC. Auch bei KPMG heißt es: „Nachhaltigkeitsthemen rücken auf den Agenden der Unternehmen immer weiter nach oben. Globaler Wandel und wachsende Anforderungen von Seiten der Stakeholder lassen sich von Unternehmen kaum noch ignorieren.“ KPMG unterstützt beispielsweise die Umsetzung der Emissionshandelsanforderungen bei Unternehmen und hilft bei der Entwicklung und Prüfung interner Kontroll- und Qualitätssicherungssysteme für die Emissionsüberwachung und -berichterstattung. Man sieht also: Der ideale Unternehmensberater ist ein hoch spezialiserter Alleskönner. ° fallBeispiel: Österreichische bundesbahnen Ein konkretes Beispiel für Unternehmensberatung hat man bei Horváth & Partners parat: Ende 2011 fuhr erstmals eine Privatbahn in Konkurrenz zu den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Die ÖBB-Personenverkehr AG nahm die Öffnung des Eisenbahnsektors zum Anlass, sich noch stärker an den Kundenbedürfnissen zu orientieren und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. „Doch mit dem bisherigen Steuerungssystem konnte man der entstandenen Marktdynamik nicht wirkungsvoll begegnen. Mit Unterstützung der Managementberatung Horváth & Partners sollte daher ein neues, effektives Steuerungssystem geschaffen werden“, erklärt Björn Bohlmann, Leiter Competence Center Transportation bei Horváth & Partners.Im Mittelpunkt stand auch eine klare Rollendefinition: Welche Einheiten sollen Cost-, welche Service- und welche Profit Center sein? Diese Rollen festzulegen, war eine der zentralen Aufgaben. Gemeinsam wurde folgendes Konzept erarbeitet: „Die Einheiten Fern-, Nah- und Regionalverkehr sowie Busverkehr verfügen über direkten Marktzugang und werden daher als Profit Center marktorientiert geführt. Produk­tionseinheiten und Vertrieb sind auf interne Kunden ausgerichtet, verantworten aber einen Großteil der Kosten und werden daher als Service Center auf Basis mengenbasierter Leistungs- und Verrechnungsbeziehungen mit definierten Transferpreisen geführt. Alle übrigen Bereiche werden als Cost Center geführt“, so Bohlmann. Die Bildung der Transferpreise war dabei ein entscheidender Punkt im neuen System. Diese müssen die Marktbereiche laut dem Experten zur effizienten internen Leistungsnachfrage motivieren und den Service Centern Leistungs- und Effizienzanreize setzen. Damit sich Effizienzanreize entfalten können, wird nun zwischen dem – vom Profit Center beeinflussbaren – steuerungsrelevanten Ergebnis und dem IstErgebnis unterschieden, das auch die Ergebnisbeiträge der Serviceund Cost Center einschließt, die von den Profit Centern nicht zu verantworten sind. Bohlmann weiter: „Und operative Kennzahlensysteme beinhalten nun nicht nur wirtschaftlichkeits- und produktivitätsbezogene, sondern auch qualitative Kennzahlen. In den Planungs- und Steuerungsprozessen spiegelt sich die neue Steuerungslogik ebenfalls wider.“ Für Transparenz sorgen die monatlichen PerformanceReports und -Meetings. „Damit wurden gemeinsam alle Voraussetzungen geschaffen, um das Unternehmen angesichts der neuen Marktdynamik zielgerichtet zu steuern“, so Bohlmann abschließend. März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 81 NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE DIE ROTHSCHILDS: EINE FAMILIE BEHERRSCHT DIE WELT Tilman Knechtel. J.K.Fischer-Versandbuchhandlung + Verlag, 330 Seiten. UNVOLLKOMMEN. Über die mit Abstand reichste Familie der Welt kritisch zu schreiben, ist eine heikle Angelegenheit. Der provokante Buchcover macht die Sache nicht leichter. Eine antisemitische Grundtendenz lässt sich im Buch aber nicht identifizieren. Der junge Autor, Jahrgang 1987, hat akribisch recherchiert und zahllose Quellen ausgewertet. Daraus entstand eine interessante Darstellung der Geschichte rund um die Rothschilds während der vergangenen zwei Jahrhunderte. Es ist die Geschichte des Aufstiegs einer Familie, die Infor- DIE JAHRHUNDERTLÜGE, DIE NUR INSIDER KENNEN Heiko Schrang. Macht-steuert-Wissen Verlag. 249 Seiten. HINTERGRÜNDE. Wer sich fragt, wer die Welt regiert, erhält in diesem Buch viele Antworten. Der Autor deckt Zusammenhänge auf, beschreibt Ungereimtheiten und Auffälligkeiten um angebliche Zufälle, Todesfälle, Morde und Unfälle der jüngsten Weltgeschichte – und 82 ° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014 mationsvorsprünge und Finanzmacht zu ihrem Vorteil nützte, um ihr Vermögen maximal zu vermehren. Und die ihre finanzielle Potenz in Kriegsfällen nutzte, um womöglich alle Kriegsparteien zu finanzieren und so am Ende immer im Lager eines Siegers zu stehen. Die Familie verfügt über ein weltweites Netz von Konzernbeteiligungen, Privatbanken und Investmentgesellschaften, agiert aber dennoch abseits der Publizitätspflichten im Hintergrund. Deren Bindungen und Beziehungen zu den internationalen Bankriesen darzustellen ist der Autor zwar redlich bemüht, bleibt aber zwangsläufig unvollkommen, weil die Finanzwelt mit der Benützung von Steueroasen und der Anonymität von Vermögensverwaltungsgesellschaften, Aktiengesellschaften, Stiftungen und Trusts detaillierteren Erkenntnissen einen Riegel vorschiebt. Dass Geld und die Verfügungsgewalt darüber die Welt regiert, steht außer Diskussion. Und dass die Familie Rothschild als der weltweit größte Faktor des Machtspektrums gelten mag, ergibt sich daraus als logischer Schluss. Immerhin kann der Autor auf 617 meist unverdächtige Quellen verweisen, zitiert Gerichtsurteile und autorisierte Rothschild-Biografien wie jene von Frederic Morton, Niall Ferguson oder Derek Wilson, die in ihren neutral bis freundlich beschriebenen Werken über die Familie gleichfalls durchaus kritische Aussagen enthalten. Natürlich setzt sich der Autor auch dem Verschwörungstheorie-Vorwurf aus, wenn er Zusammenhänge mit Freimaurern und Illuminaten, Bilderbergern und dem amerikanischen Council on Foreign Relations (CFR) sowie anderen Geheimgesellschaften und exklusiven Zirkeln herstellt. Doch wahrscheinlich lässt sich dies einfach nicht vermeiden, weil die Rothschilds eben seit mehr als 200 Jahren ein Geld- und Machtimperium auf Basis eines strengen Familien-Kodex und in den ersten Generationen inzestiösen Heiratsregeln aufgebaut haben, um ihre Geheimnisse zu verbergen. Die Annahme, dass die Familie Rothschild aus dem Hintergrund die Knotenpunkte zwischen Politik, Wirtschaft und Hochfinanz kontrolliert, kommt der Realität wahrscheinlich nahe, muss aber eine unvollständige Vermutung bleiben, weil ein lückenloser Beweis ob der vielfältig gewobenen Finanz- und Wirtschaftsverflechtungen gar nicht zu führen ist. Vermutlich wissen nicht einmal alle Familienmitglieder, woran sie mit wie viel beteiligt sind. In diesem Sinn ist das Buch mit seinen unzähligen Fakten zweifellos lesenswert, auch wenn es Fragen offen lässt. zwar abseits der Mainstream-Medien. Er identifiziert Interessensgruppen, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Der Leser findet Antworten auf die Fragen: Wer finanzierte die Nazis und den Zweiten Weltkrieg? Wer waren die Hauptprofiteure? Und er liest Erstaunliches über die Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy, seines Bruders Bobby und des Flugzeugabsturzes seines ältesten Sohnes John F. jun. kurz vor dessen Einstieg in die amerikanische Politik. Heiko Schrang unterlegt seine Zweifel an der offiziellen Darstellung der Morde am früheren deutschen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, am Generaldirektor der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, am Präsidenten der deutschen Treuhandanstalt zur Privatisierung des Vermögens der DDR- Betriebe, Detlef Rohwedder, wie auch am angeblichen Unfalltod des deutschen FDP-Abgeordneten Jürgen Möllemann. In Brüssel gab es mysteriöse Todesfälle rund um den Kindermörder Dutroux und Mitbeteiligte in höchsten Kreisen. Der den Prozess vorbereitende leitende Staatsanwalt kam ebenso auf mysteriöse Weise ums Leben wie 27 potenzielle Zeugen, die im Prozess aussagen sollten. In einem Abschnitt beschreibt der Autor die Geheimgesellschaft der Illuminaten, die Insider-Gruppierungen Bilderberger und Council in Foreign Relations (CFR) sowie die gleichsam exterritoriale „City of London“. Pearl Harbor, der Tonkin-Zwischenfall (Vietnamkrieg), die Kriege gegen Irak, Afghanistan, Libyen finden sich gleichfalls mit weithin unbekannten Analysen und Vermutungen über die wahren Ursachen. Das Buch ist zweifellos lesenswert, der Buchcover eher „esoterisch“ gestaltet, entspricht aber der Lebenshaltung des bekennenden Buddhisten Heiko Schrang und dem zweiten Teil des Buches.. CREDITS: beigestellt BUCHTIPPS Jetzt auch mobil zur Traumimmobilie Für Unternehmer und Stiftungen Für Unternehmer und Stiftungen Der Ansprechpartner für Unternehmer und Stiftungen – bei Beratung und Veranlagung. • Kathrein Privatbank bietet Sicherheit durch eine wissenschaftlich fundierte Vermögensverwaltung für unternehmerische Klienten aus dem In- und Ausland. • Unsere Grundsätze heißen: sicher, seriös, fair, transparent. • Wir stellen die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Kunden in den Mittelpunkt. Mag. PhDr. Susanne Höllinger Vorstandsvorsitzende A-1013 Wien | Wipplingerstraße 25 Tel.: +43 1 534 51-0 | Fax: +43 1 534 51-233 [email protected] www.kathrein.at Für eine umfassende, persönliche Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.