hypo alpe adria: das sanierungsverfahren in - GELD

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Hypo Alpe Adria: das sanierungsverfahren in insolvenz wird abgeblockt
Ausgabe 3 | 2014
€ 3,60
P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien
Nr. 03Z035262 M
Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte
EU: Das
Ende der
Demokratie
ab Seite 12
° Lateinamerika
° Computer trading
° Technologie-FOnds
Die seit drei Jahren dauernde Korrektur
an den Börsen bescherte Anlegern herbe
Verluste. Kann die WM in Brasilien nun für
neuen Schwung der Wirtschaft sorgen?
Hochfrequenz-Händler tätigen extrem
hohe Börsenumsätze. Die EU verbietet
jetzt wenigstens die Spekulation auf
Preisänderungen von Nahrungsmitteln.
Aufsehen erregende Innovationen treiben
die Aktienkurse. Ein Ende der Fahnenstange ist noch nicht abzusehen. Wie Sie
am Boom noch mitverdienen können.
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BB Biotech AG und sind subjektiver Natur.
Die vergangene Performance ist keine
Garantie für zukünftige Entwicklungen.
°
editorial 03 / 2014
Krimige Zeiten
D
ie Machtergreifung in der Ukraine Mitte Februar durch oppo­
sitionelle Kräfte ist umstritten. Während die westlichen Na­
tionen die nunmehrige „Regierung der nationalen Einheit“ formal
anerkennen, wird das neue Parlament von Russland als Ergebnis
eines verfassungswidrigen Putsches abgelehnt. Hintergrund für den
gewaltsamen Umbruch war letztendlich die Ablehnung des jahre­
lang vorbereiteten Stabilitäts- und Assoziierungsabkommens (SAA)
der EU mit der Ukraine durch Viktor Janukowitsch.
Die Ukraine ist aber nicht irgendein Land: Mit 600.000 Qua­
dratkilometer ist sie flächenmäßig beinahe doppelt so groß wie
Deutschland und weist eine Bevölkerungsanzahl von gut 45 Millio­
nen Menschen auf. Mit einem westlichen Staat ist die Ukraine nicht
vergleichbar. Sie ist von Korruption und rauen Sitten durchsetzt.
Die vielfachen Prügeleien bei Parlamentssitzungen sind legendär
und es ranken sich bereits zahlreiche Gerüchte um Geheimdienst­
beteiligungen bei der Vorbereitung des durchgeführten Putsches.
Mario Franzin
Chefredakteur
GELD-Magazin
Während in Kiew nun Kredite aus dem Westen verhandelt wer­
den, spitzt sich die Lage auf der Krim zu. Die südlich gelegene Halb­
insel am Schwarzen Meer gehörte seit 1783 zu Russland und wurde
1954 vom damaligen Parteichef der sowjetischen Kommunistischen
Partei, Nikita Chruschtschow, der Ukraine zugeordnet. Durch die
Abspaltung der Ukraine ging die Krim Russland als territoriales
Gebiet verloren. 1992 erhielt sie den Status einer Autonomen Repu­
blik innerhalb der Ukraine.
Nun dient die Krim als Zankapfel zwischen Kiew und Russland.
Aus derzeitiger Sicht scheint es, als würde es auf einen Vergleich
hinauslaufen, in dem die Krim gegen eine Anerkennung einer Re­
gierung in Kiew (die eigentlich erst neu gewählt werden müsste)
durch Russland „eingetauscht“ würde. Viel dramatischer hingegen
ist der innerukrainische Konflikt, der sich zu einem Bürgerkrieg
entwickeln könnte. Denn die Meinungen in der Bevölkerung sind
auch gegenüber der neuen Regierung tief gespalten.
° Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH °  Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12,
T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, [email protected] °  Herausgeber Dr. Wolfgang Freisleben °  GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic 
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GELDANLAGE
Brennpunkt
06 ° PANORAMA. Historisch: Portugal erwirtschaftet
Leistungsbilanzüberschuss + Ukraine: Zankapfel Krim
+ Frankreich: Gehaltsobergrenze für Manager.
08 ° Hypo Alpe Adria International. Heu­
schrecken fallen über die insolvente Bank her.
10 ° kommentar des herausgebers. Öster­
reichs Bankenlandschaft – von der Krise in der Ukraine
und Problemen verstaatlichter Finanzinstitute geprägt.
12 ° Europa vor der wahl. Die wirklich
­ ichtigen Entscheidungen fallen außerhalb des
w
EU-Parlaments – eine Gefahr für die Demokratie!
40 ° PANORAMA. Norwegen: Land der Millionäre +
700 Millionen Euro: Credit Suisse-Fonds könnte wegen
hohen Volumens geschlossen werden.
41 ° interview christel rendu de lint. Die
UBAM-Fondsmanagerin erklärt, wo am Anleihen­
markt noch hohe Renditen zu holen sind.
42 ° technologie-sektor. In der Hightech-
­ ranche wechseln sich Licht und Schatten ab. Mit den
B
besten Fonds finden Sie nur die lukrativsten Aktien.
46 ° Institutional investors congress.
Risikokontrolle als entscheidender Faktor effizienter
Vermögensanlage.
49 ° interview Olivier walter. Der Finanz­
experte erläutert, warum bei der Geldanlage eine radi­
kal veränderte Risikostruktur beachtet werden muss.
50 ° japan. Investments im Lande Nippons werden
20 ° interview michael lipper. Der Wall Street-
heiß empfohlen – aber ohne Strukturreformen sind alle
Hoffnungen zum Scheitern verurteilt.
24 ° hochfrequenzhandel. Nanosekunden
aktien
Veteran über Fonds, Finanzmärkte und Pferderennen.
entscheiden über Glück oder Unglück der Anleger.
28 ° lateinamerika. Der Börsen-Samba ist einem
Trauermarsch gewichen. Kann die Fußball-WM in
Brasilien eine Trendwende einläuten?
32 ° finance watch. UBS, Deutsche Bank und
JPMorgan in Italien freigesprochen + Barclays: Weniger
Jobs und höhere Boni + HSBC: Sparstift angesetzt.
BANKING
34 ° PANORAMA. Türkei: Engeres Korsett für ­Kredit-
54 ° PANORAMA. OMV: Auf Ölsuche in Pakistan +
Tesla: Elektroautos auf der Überholspur + Abgesagte
Apokalypse: „Chart of Doom“ eine plumpe Fälschung.
56 ° Weltbörsen. USA: Zweifel an Erholung nimmt
zu + Europa: Aufgehelltes Konjunkturklima + China:
Droht doch die harte Landung? + Japan: Wachstum
bleibt hinter den Erwartungen.
58 ° anlagetipps. Schweizer Electronic: Technik
in Vollendung + Hamburger Hafen: Gewinne ahoi! +
Nike: Schnellen Schrittes zum Erfolg.
karten + Deutschland: Wirtschaftsweiser mahnt zu
mehr Pensionsvorsorge.
60 ° börse wien. Ukraine-Unruhen strahlen aus –
36 ° wissen. Über die ominöse Mindestreserve der
62 ° börse deutschland. Politische Unsicher­
Banken und die Geldschöpfung aus dem Nichts.
4 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
Gewinnmitnahmen belasten den ATX.
heiten drücken die Stimmung.
creditS: Shutterstock
12
°
Inhalt 03 / 2014
Alternative Investments
64 ° PANORAMA. Verwirrspiel: Turbulenzen rund
um Rekord-Diamanten + Rohstoffe: Extremes Wetter
als Preistreiber + Die besten Tipps der Zertifikateprofis.
66 ° rohstoff-radar. Erdöl: Krim-Konflikt als
Damoklesschwert + Silber: Bull Run mit Fragezeichen +
Kaffee: Schlechte Ernte – hohe Preise.
68 ° gold-Rally. Suspektes Spiel: Banken sugge­
rieren fallende Preise, gleichzeitig setzen sie aber auf
steigende Kurse des Edelmetalls.
70 ° interview Jürgen Zirn. Der Geschäfts­
führer von LBBW Asset Management sieht wieder gute
­Chancen für Rohstoffinvestments.
66
versicherung
72 ° PANORAMA. Uniqa: Rumänien als Sorgenkind
+ Versicherungsverband: Prämien steigen wieder.
73 ° FLV-Listing. Der monatliche Überblick über die
Portfolios fondsgebundener Lebensversicherungen.
74 ° pensionskassen. Die betriebliche Vorsorge
wirft unspektakuläre, aber solide Renditen ab.
75 ° PK-Listing. Pensionskassen von A bis Z.
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76 ° PANORAMA. Spanien: Heiß begehrte Unterneh­
men + PwC-Studie: Private Equity im Aufwind.
78 ° Risikokapital. Wie die Förderbank aws zahl­
reiche Projekte unterstützt und die Wirtschaft belebt.
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Wichtige rechtliche Hinweise: Die Angaben in diesem Dokument dienen lediglich zum Zwecke der Information und stellen keine
Anlageberatung dar. Julius Bär Multistock - Europe Focus Fund ist ein Subfonds der Julius Bär Multistock (SICAV nach Luxemburger Recht) und ist in Österreich zum öffentlichen Anbieten undMärz
Vertreiben2014
zugelassen.
Rechtsprospekte, Wesentliche Anlegerinfor– GELD-MAGAZIN
mationen, Statuten und aktuelle Jahres- und Halbjahresberichte sind in deutscher Sprache, kostenlos und in Papierform bei der
nachfolgenden Stelle erhältlich. Zahl- und Informationsstelle in Österreich: Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG, Graben 21, A-1010 Wien. Swiss & Global Asset Management ist nicht Teil der Julius Bär Gruppe.
° 5
brennpunktPanorama
portugal
Starke Worte ´´
Land des Monats
„Die haben sich
das Land
untereinander aufgeteilt
und sich aufgeführt,
als würde ihnen
das Land gehören.“
NEOS-Chef Matthias
Strolz kritisiert in einem
Interview mit dem Wirt-
Historisch? In Portugal hat sich im ver­
gangenen Jahr Historisches ereignet – und
das nahezu unbemerkt von der breiten Welt­
öffentlichkeit. Erstmals seit dem Jahr 1993
konnten die Iberer einen Leistungsbilanzüber­
schuss erwirtschaften. Besagtes Plus in der
Höhe von 881 Millionen Euro ist auch insofern
beeindruckend, als es einem Defizit von rund
3,3 Mil­liarden Euro im Jahr 2012 gegenüber­
steht. In puncto Wachstum hingegen geben
die portugiesischen Zahlen aus dem Vorjahr
noch keinen Grund zum Jubeln. Mit einem Mi­
nus von 1,4 Prozent schrumpfte die Wirtschaft
des ­südeuropäischen Landes erneut nicht zu
gering. Für heuer peilt man in Lissabon jedoch
ein Wachstum von etwa 0,8 Prozent an.
schaftsBlatt das vorherr-
ECKDATEN (Portugiesische Republik)
Staatsform
Parlamentarische Republik
Hauptstadt
Lissabon
Amtssprache
Portugiesisch
Staatsoberhaupt
Anibal Cavaco Silva
Regierungschef
Pedro Passos Coelho
Fläche
92.212 km2
Einwohner
etwa 10,6 Millionen
Bevölkerungsdichte
etwa 115 pro km2
Währung
Euro
Kfz-Kennzeichen
P
Internet-TLD
.pt
Internat. Telefonvorwahl
+351
Unabhängig seit
1143
Größte Städte
Lissabon, Porto, Amadora, Braga
Höchste Erhebung (am Festland)
Torre (1.993 m)
Portugiesische Inselgruppen
Azoren, Madeira
schende „Machtkartell“
von Rot und Schwarz
sowie die Klientelpolitik
der beiden Volksparteien.
„Wir sind auf Ground Zero
angelangt.“
Christoph Neu­mayer,
Generalsekretär der
Industriellenvereinigung, lässt im Gespräch
mit dem Kurier kein
Gutes Haar am Standort ­Österreich. Was
lexikon
Kri(m)senherd. Die gesamte Weltöffent­
6 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
„jetzt ­verloren“, die Stimmung in der Industrie
­„extrem schlecht“.
krim
„Wir sind für
zirks aus der Russischen Sowjetrepublik und die
damit einhergehende Eingliederung der Krim in
die damalige Ukrainische Sowjetrepublik. Nach
dem Auseinanderbrechen der Supermacht Sow­
jetunion verblieb die Halbinsel bei der Ukraine,
die dieser jedoch auf Druck Moskaus den Status
einer autonomen Republik zugestehen musste.
Nach wie vor auf der Krim stationiert ist die rus­
sische Schwarzmeerflotte. Der Vertrag über den
Flottenstützpunkt, der ursprünglich 2017 abge­
laufen wäre, wurde 2010 bis zum Jahr 2042
verlängert. Über 60 Prozent der Bevölkerung der
Krim sind heute noch russischstämmig.
viele,viele Monate
abgesichert!“
OMV-Boss Gerhard
Roiss beteuert, dass
in Österreich auch bei
einer Verschärfung der
Krise in der Ukraine
nicht mit Gas-Engpässen zu rechnen sei. Seit
der letzten „Gaskrise“ vor fünf Jahren wurden
die heimischen Speicherkapazitäten konti­
nuierlich ausgebaut.
CreditS: Shutterstock, beigestellt, Christian Jansky/CC-BY-SA-2.5
lichkeit blickt aktuell gespannt bis ängstlich
auf eine Halbinsel im Schwarzen Meer. Die
Krim, nur etwas größer als die Steiermark und
Kärnten zusammen, wusste aufgrund ihrer ex­
ponierten geografischen Lage immer schon,
die Weltpolitik zu bewegen. Die größte Halbin­
sel des Schwarzen Meeres zählt aktuell rund
2,4 Millionen Einwohner und stand im Lauf ih­
rer Geschichte bereits unter der Herrschaft von
über 15 verschiedenen Imperien. Dass die Krim
– heute zumindest noch – zur Ukraine gehört,
ist das ursprüngliche Verdienst des einstigen
sowjetischen Parteichefs Nikita Chruschtschow.
Der ukrainischstämmige Politiker veranlasste im
Jahr 1954 das Ausscheiden des Verwaltungsbe­
seit dem Jahr 2000 aufgebaut wurde, sei
CHRISTOPH LEITL
Kopf des Monats
Selbst gelegt. Christoph Leitl und „sein“ Wirtschafts­
Zahlenspiel
30
kürzung. Die „fetten Jahre“ für
Unternehmensbosse sind vorbei, zu­
mindest in Frankreich. Nachdem die Pariser Re­
gierung für Manager von Unternehmen, die sich
mehrheitlich im Staatsbesitz befinden, kürzlich
bereits eine Gehaltsobergrenze von 450.000
Euro jährlich eingeführt hatte, scheinen nun die
Führungskräfte aus allen anderen Konzernen mit
staatlicher Beteiligung an der Reihe. Da der fran­
zösische Gesetzgeber ohne Mehrheit an einem
Unternehmen jedoch nichts anordnen kann, setzt
Paris aktuell auf Verhandlungen. Manager von
teilstaatlichen Konzernen wie etwa Renault oder
Air France sollen künftig Gehaltskürzungen von
30 Prozent hinnehmen, hat die Regierung
­„angeregt“.
bund präsentieren sich aktuell wortreich als Retter des
Gewinnfreibetrages. Man hätte sich dafür eingesetzt, die­
se „inakzeptable Verschlechterung für Unternehmer abzu­
wenden“. Zur Erinnerung: Im ursprünglichen Entwurf des
Abgabenänderungsgesetzes war vorgesehen, den investi­
tionsbedingten Gewinnfreibetrag massiv einzuschränken
und nur mehr bestimmte Realinvestitionen steuerlich zu
begünstigen, was für viele Selbstständige Einkommens­
einbußen in der Höhe von mehreren hundert oder tau­
send Euro pro Jahr zur Folge gehabt hätte. Dass sich der
WKO- und Wirtschaftsbund-Chef nun, da als Kompromiss zumindest Investitionen in Wohnbauanlei­
hen möglich bleiben, als „Schutzpatron“ der Unternehmer feiern lässt, ist dabei reichlich grotesk, hatte
er doch selbst im ÖVP-Bundesparteivorstand dem Koalitionsabkommen und somit der geplanten Ein­
schränkung des Gewinnfreibetrages zugestimmt. Die Belastungen für die Wirtschaft seien „in Summe
akzeptabel“, hieß es damals noch aus den Reihen der Wirtschaftskammer. Das nunmehrige Theater
des Herrn Leitl erinnert etwas an jene Geschichten von Feuerwehrmännern, die einen Brand selbst
legen, dann beim Löschen mit Hand anlegen und sich am Ende als Held feiern lassen. Der Wirtschafts­
kammer-Präsident und auch sein „roter“ Vize, Christoph Matznetter, der die Einschränkung des Freibe­
trages bis zum Schluss befürwortet und diese mit der Streichung der Bausparprämie verglichen hatte,
müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie als Interessenvertreter der Unternehmer nach der Farce
um den Gewinnfreibetrag überhaupt noch tragbar sind.
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Brennpunkt ° Hypo Alpe Adria Bank
Willkommen bei den Heuschrecken
Ein Sanierungsverfahren in Insolvenz wäre bei der Hypo Alpe Adria die günstigste Lösung. Internationale
­Investoren und Hedgefonds spielen aber eine wichtige Rolle. Ein beratender Finanzjongleur wird dem
­Finanzminister zeigen, wie man einen Käufer findet und eine Insolvenz verhindert. Oder auch nicht.
Wolfgang Freisleben
chon 300 Millionen Euro wurden von
der Hypo Alpe Adria (HAA) für Berater vergeudet. Ohne Erfolg. Jetzt soll ein
neuer ran: Dirk Notheis. Kein Sanierer. Sondern ein smarter Finanzjongleur. Der allerdings als Deutschland-Chef der US-Investmentbank Morgan Stanley vor eineinhalb
Jahren wegen der Affäre um die möglicherweise zu teure Verstaatlichung des deutschen Energieversorgers EnBW zurücktreten musste. Gegen den 46-Jährigen ermittelt
jetzt die deutsche Justiz wegen Beihilfe zur
Untreue. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Auf jeden Fall war dies offenbar eine bestechende Empfehlung für VP-Finanzminis­
ter Michael Spindelegger. Notheis hat die
Republik Österreich schon beim Verkauf
der einst notleidenden Bawag beraten. Die
ging bekanntlich an einen „Heuschrecken“,
den amerikanischen Hedgefonds Cerberus.
Dann schlug sich Notheis auf die andere
Seite und war gemeinsam mit Morgan Stanley dafür verantwortlich, dass die Bayerische Landesbank (BayernLB) als zwischenzeitlicher Mehrheitsaktionär ab Mai
2007 unter Androhung der sonstigen Insolvenz die HAA der Republik Österreich zu
so vorteilhaften Konditionen zur Notver-
staatlichung umhängen konnte, dass die
­Bayern zum Schaden Österreichs auch heute noch jeder Umstrukturierung der Hypo
zustimmen müssen.
Jetzt wechselt der arbeitsuchende
Notheis wieder auf die österreichische Seite
und kann an der Verstaatlichung ein zweites
Mal verdienen. Seine Gage ist so hoch, dass
es sein Mentor Spindelegger nicht wagt, sie
öffentlich zu machen. Unglaublich, wie man
an der verstaatlichten Hypo auf Kosten der
Steuerzahler noch immer abcashen kann.
Und nur plausibel, wenn der Investmentbanker beauftragt ist, blitzschnell einen
Käufer für die Staatsbank zu finden. Und sei
es ein Hedgefonds wie bei der Bawag.
Anstaltslösung teuer und wenig
vertrauen erweckend
Nachdem die Steuerzahler bereits mit
4,8 Milliarden Euro durch Hypo-Verluste
geschädigt wurden, steht alternativ die „Anstaltslösung“ im Raum. Doch die ist wenig
Vertrauen erweckend. Denn sie garantiert
völlige Intransparenz mit dem Ausschluss
jeglicher Kontrolle und gilt daher nicht zu
Unrecht als die teuerste Lösung. Völlig versteckt von der Öffentlichkeit kann Vermö-
° Vermögenswerte Der Hypo Alpe Adria International
Bezeichnung
laut Bilanz 2012
möglicher Ausfall
Kredite an Kreditkunden
24,4 Mrd. €
11 Mrd. €
Zur Verwertung vorgesehene Vermögenswerte
3,6 Mrd. €
1,8 Mrd. €
Sachanlagen
0,4 Mrd. €
0,3 Mrd. €
Sonstige Vermögenswerte
2,2 Mrd. €
1,1 Mrd. €
Absicherungs-Derivate
1,4 Mrd. €
–
Kredite an Banken
2,0 Mrd. €
–
Mindestreserve bei der OeNB
2,9 Mrd. €
(1,4 Mrd. € verbleibend)
Summe
36,9 Mrd. €
8 ° GELD-MAGAZIN – märz 2014
zu verflüssigen
13,4 Mrd. €
1,8 Mrd. €
0,1 Mrd. €
1,1 Mrd. €
1,4 Mrd. €
2,0 Mrd. €
1,5 Mrd. €
21,3 Mrd. €
gen verschleudert und Günstlingen zugeschanzt werden. Dafür garantiert Finanzminister Spindelegger, der ja weiterhin die
Hand auf der Bank hat. Und da drohen die
schon seit Maria Fekter als ÖVP-Finanzministerin genannten Kosten für die HypoAbwicklung von 13 bis 19 Milliarden Euro,
mit denen Österreichs Steuerzahler zur
Ader gelassen werden sollen. Der neue Hypo-Chef Alexander Picker hingegen erklärte jüngst, dass auf den Steuerzahler zu den
schon bisher berappten 4,8 Milliarden Euro
im Zuge der derzeitigen Sanierungs-Bemühungen „nur“ noch Kosten von maximal
vier Milliarden Euro zukommen können. In
Summe somit 8,8 Milliarden Euro.
Dabei besteht allerdings die Gefahr,
dass der österreichische Finanzminister in
seiner vielfach demonstrierten Ahnungslosigkeit die HAA mit Hilfe von Dirk Notheis
internationalen Finanzhaien allzu billig verscherbelt, sodass diese durch die Verwertung der Vermögensmasse Milliarden-Gewinne lukrieren können, die indirekt von
den österreichischen Steuerzahlern finanziert werden.
ÖVP lehnt Sanierungsverfahren
in Eigenverwaltung ab
Während die SPÖ einer Insolvenz nicht
abgeneigt erscheint, denken ÖVP und die
Nationalbank aber nicht daran, die Steuerzahler zu schonen. Deren vehemente Ablehnung der Insolvenz-Variante ist nur eine
der vielen Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der Kärntner Bank. Fest steht jedenfalls, dass es eine völlig transparente
Möglichkeit der Sanierung gebe. Denn das
Insolvenzrecht eröffnet seit dem 1. Juli 2010
die Möglichkeit eines Sanierungsverfahrens
credit: Hypo Alpe Adria
S
°
Hypo Alpe Adria Bank Brennpunkt
hypo Alpe Adria: Wo Steuergeld-Milliarden
versickern, wurde bisher nicht geklärt
mit Eigenverwaltung. Dieses gibt dem Unternehmer – im konkreten Fall also dem
Staat – die Möglichkeit, weiterhin Rechtshandlungen vorzunehmen und die Sanierung und anschließende Fortführung eines
insolventen Unternehmens zu ermöglichen.
Dann könnten die sanierten Konzernreste
auch lukrativ verwertet werden. Bedingung
ist lediglich, dass innerhalb von zwei Jahren
mindestens 30 Prozent der Schulden bezahlt werden können und die Mehrheit der
Gläubiger dem Sanierungsplan zustimmt.
Beides sollte möglich sein.
iM MittelPunkt steht die
verMögensMAsse
Der Sanierungsexperte Manfred
Moscher hat anhand des Geschäftsberichtes
für 2012 eine interessante und realitätsnahe
Berechnung angestellt, wie viel von den vorhandenen Vermögenswerten in Höhe von
36,9 Milliarden Euro im „worst case“ übrig
bleibt. Demnach sollten von den ausstehenden Kreditforderungen an Kunden in Höhe
von 24,4 Milliarden Euro lt. Bilanz 2012
(per 30.6.2013 nur mehr 22 Milliarden) erfahrungsgemäß zumindest 13,4 Milliarden
in die Bank zurückfließen. Inklusive sonstiger Vermögenswerte und Aktiva dürften
unter dem Strich rechnerisch mindestens
21,3 Milliarden Euro zur Abdeckung der
Schulden zur Verfügung stehen (siehe Tabelle unten rechts).
Die Verbindlichkeiten lagen Ende 2012
ohne Berücksichtigung des Nachrangkapitals und des 2,3 Milliarden-Kredits der
Bayern LB, den man auch als Eigenkapital
werten könnte, bei 29,8 Milliarden Euro.
Ein gerichtliches Sanierungsverfahren wäre
somit theoretisch mit einer Quote von rund
70 Prozent abzuwickeln. 1,5 Milliarden
Euro könnten dennoch vom Staat notwendig sein. Der Knackpunkt liegt bei den Anleihen im Volumen von rund 12,7 Milliarden Euro, die bis 2007 noch mit Kärntner
Landeshaftung begeben wurden. In der
Spitze hatte die Hypo über 20 Milliarden
Euro dieser „sicheren“ Anleihen im Markt.
Welchen Investoren die Differenz von 7,3
Milliarden Euro durch vorzeitige Tilgung
zugeflossen ist, wäre interessant zu wissen.
Denn das waren möglicherweise bevorzugte
Finanziers, die seit der Verstaatlichung aus
Steuergeldern schadlos gehalten wurden.
Die ausstehenden Anleihen befinden
sich z. T. bei österreichischen Kapitalanlagegesellschaften wie Bawag PSK Invest,
Raiffeisen KAG und jene der Oberösterreichischen Sparkasse sowie einigen Privatbanken. Unter den institutionellen Investoren aus dem Ausland findet sich der weltgrößte US-Vermögensverwalter BlackRock,
die internationalen Großbanken UBS,
Deutsche Bank und UniCredit sowie der
Allianz Konzern. Auch „Heuschrecken“,
also Hedgefonds, haben sich angeblich bei
der Hypo als Gläubiger eingenistet und Hypo-Anleihen auf dem Sekundärmarkt weit
unter jenem Nennwert gekauft, zu dem sie
getilgt werden müssen. Bei einer Nominalverzinsung von 4,375 Prozent, zu der eine
Fünf-Milliarden-Euro-Anleihe begeben
wurde und die wegen der heißen Hypo-Diskussion jetzt nur knapp über 90 Prozent des
Nennwerts notiert, können sogar Investoren, die jetzt noch zuschlagen, mit 6,2
Prozent Rendite rechnen. Wer billiger gekauft hat, verdient noch mehr.
insOlvenZ wÄre fÜr die steuerZAhler die gÜnstigste lösung
Findet sich nicht rasch ein Käufer zu
fairem Preis, dann wäre eine Insolvenz der
HAA jedenfalls für die Steuerzahler die
günstigste Lösung. Laut Gutachten der Beratungsfirma Oliver Wyman könnte sich
der Bund bei einer Hypo-Insolvenz 5,3 Milliarden Euro ersparen. Darin schildert
Oliver Wyman anhand der Fallstudie der
drittgrößten litauischen Bank Snoras, wie in
einem EU-Mitgliedsland eine Insolvenz
ohne größere Reputationsschäden abgewickelt werden kann. 2011 schlitterte das
Institut nach der Verstaatlichung in die Insolvenz. Das Rating für Litauen und Banken
hat sich dadurch nicht verschlechtert.
Auch Andreas Treichl, Generaldirektor
der Erste Bank, kann einer HAA-Insolvenz
etwas abgewinnen, sofern sie geordnet ablaufe und gut vorbereitet werde, sodass man
die negativen Auswirkungen unter Umständen eingrenzen könne. Es müsse auch in
Österreich endlich möglich sein, Banken zu
schließen, meinte er. Die Erste Bank zahlte
im Vorjahr 166,4 Millionen Euro Bankensteuer, obwohl sie in der gesamten Gruppe
nur einen Gewinn von 61 Millionen Euro
verbucht hatte. Treichl kann daher nicht
verstehen, warum die Erste Bank mit der
Bankensteuer andere Institute subventionieren müsse – wie etwa die ÖVP-nahe
ÖVAG, die bisher die ÖVP-Finanzminister
Pröll, Fekter und Spindelegger mit SteuerMilliarden über Wasser gehalten haben.
MärZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
9
Brennpunkt ° Kommentar
Probleme bei großen Banken
Obwohl hohe Risiken schlagend geworden sind, beurteilte die Ratingagentur Moody’s das Geschäftsmodell
in Osteuropa positiv. Die Krise in der Ukraine bringt aber neue Risiken. Mit den Pleitekandidaten ÖVAG
und Hypo Alpe Adria werden indes zwei größere Finanzinstitute weitere Marktanteile frei machen.
urch Österreichs Bankenlandschaft
ziehen sich tiefe Furchen. Das anhaltende Niedrigzinsniveau blockiert Erträge.
Gleichzeitig erfordert Basel III eine Stärkung der Eigenkapitaldecke. Und beim
­Engagement in Osteuropa wurden hohe
­Risiken schlagend. Dennoch dürften sich
die Ostmärkte für Erste Bank, Raiffeisen
Bank International (RBI) und Bank Austria
auf Dauer bezahlt machen. Immerhin hat
sogar die US-Ratingagentur Moody’s das
Geschäftsmodell in Osteuropa vor wenigen
Monaten für haltbar und profitabel eingestuft.
risiko in der ukraine durch bestände an staatsanleihen
Bei dieser Einschätzung schien natürlich die Ukraine noch als stabile Region auf.
Jetzt aber müssen RBI und Bank Austria ihre
Krisenstrategie erweitern. Beide Institute betreiben bedeutende Tochterbanken in der
Ukraine und besitzen Staatsanleihen des
von der Pleite bedrohten Landes im Umfang von insgesamt 754 Millionen Euro.
­Außerdem drängen Kunden an die Bankschalter, um sich mit Barem einzudecken.
Um einem Bankenansturm gegenzusteuern,
wurden die Tagesauszahlungen am Bankschalter auf ein Minimum reduziert. Die ­Erste
Bank hat 2013 in weiser Voraussicht mit
einem Verlust von 300 Millionen Euro das
Land verlassen.
Dass die Großbanken keine Lust verspüren, dem Finanzminister bei seinem Desaster
mit der Hypo Alpe Adria Bank aus der ­Patsche
zu helfen, ist nur allzu verständlich. Außerdem hat Neo-Finanzminister Michael Spindelegger abgelehnt, die Bankenabgabe ab
2017 zumindest zu senken. Das wäre aber die
Bedingung gewesen, dass die Banken für eine
10 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
Hypo-Bad-Bank die Abgabe der nächsten
drei Jahre vorschießen, was immerhin an die
zwei Milliarden Euro in die Staatskassa gespült hätte. Somit bleibt der Finanzminister
im Hypo-Sumpf ziemlich einsam. Kein anderer Politiker will mit hineingezogen werden.
Und neben den rasch wechselnden Generaldirektoren sind auch die Hypo-Aufsichtsratspräsidenten Johannes Ditz und Klaus Liebscher frustriert zurückgetreten – Letzterer
auch als Vorsitzender der Hypo-Taskforce.
Diese Turbulenzen spielten sich innerhalb der ÖVP-Sphäre ab. Ausschlaggebend
war die Unfähigkeit des Finanzminister-Trios
der Partei, von Josef Pröll über Maria Fekter
bis zu Michael Spindelegger, binnen fast fünf
Jahren eine konstruktive Lösung zustande zu
bringen. Stattdessen wurde Steuergeld verprasst. Minister und Beamte nahmen auf Mitarbeiter der verstaatlichten Bank gesetzwidrig Einfluss. Nähere Details werden, wohl aus
gutem Grund, verschwiegen. Vielsagend ist
aber, dass der Hypo-Taskforce seit einem Jahr
mit Georg Krakow ein (Ex-)Staatsanwalt angehört, der für die juristische Vergangenheitsbewältigung zuständig ist.
mageres ergebnis der taskforce
bei der lösung des hypo-skandals
Wenn jetzt die Taskforce nach langer Zeit
nicht mehr als einen Vorschlag zur Ausgliederung der faulen Kredite in eine eigene Einheit liefert, die nun „Bad Bank“ genannt wird,
dann ist das reichlich wenig. Denn das ist
schon längst geschehen. Das Bankmanagement hat nämlich ein Kredit-Portfolio von
rund 13 Milliarden Euro in die 100-ProzentTochter namens Heta Asset Resolution
GmbH ausgelagert. Dort wird an einer raschen Reduktion durch geeignete Inkassomaßnahmen bzw. die Restrukturierung not-
„Endlich zusperren und keine weiteren Steuer
Milliarden in
der Volksbank
versenken.”
Wolfgang Freisleben,
Herausgeber
leidender Finanzierungen gearbeitet. Notfalls
greift die Bank auf die Kreditsicherheiten
bzw. die zugrunde liegenden Leasingobjekte,
Garantien und verpfändete Firmenanteile zu,
um diese gewinnorientiert zu verwerten.
­Luxuskarossen und Yachten sind derzeit
ebenso wie Marktanteile billigst zu haben.
weitere eskalation des övag-
desasters zu erwarten
Zu allem Überfluss droht dem Finanzminister mit der eher unglücklichen Hand die
nächste Malaise. Denn der zu 43 Prozent verstaatlichten ÖVAG werden bei dem bevorstehenden Bilanzcheck der Europäischen Zentralbank beste Chancen eingeräumt, durchzu­
fallen. Es ist die dritte existenzielle Krise des
von ÖVP-Gefolgsleuten gegängelten Volks­
banken-Spitzeninstituts nach den 1980er und
frühen 1990er Jahren. Und es ist höchste Zeit,
dass hier eine Marktbereinigung vollzogen
wird. Denn Österreich ist ohnedies seit Jahrzehnten mit zu vielen Bankstellen gesegnet.
Und die Bundesländer-Volksbanken als 50Prozent-Eigner werden kaum die finanzielle
Kraft aufbringen, um die nächste Hilfs-Mil­
liarde zu stemmen. Auch die Raiff­eisen Zentralbank als Minderheitsaktionär hat kein Interesse an der Bank-Leiche. Beste Lösung: Zusperren und keine weiteren Steuer-Milliarden
in der Volksbank versenken!
credit: beigestellt
D
Brennpunkt ° Europäische Union
Das Ende der Demokratie
Bei den Wahlen zum Europa-Parlament wählen die EU-Bürger im Mai -Abgeordnete, die ihre Ineressen vertreten sollen. Doch die Entscheidungen über die Zukunft Europas fallen vorwiegend außerhalb der demokratischen Strukturen und Abläufe. Die Konzern-Organisation ERT gilt als einflussreiche „Nebenregierung“.
Wolfgang Freisleben
ch möchte der erste Kommissionspräsident werden, der nicht durch Abmachungen in einem Brüsseler Hinterzimmer
ins Amt kommt, sondern demokratisch gewählt wird“, feixte der Deutsche Martin
Schulz anlässlich seiner Nominierung zum
Spitzenkandidaten von Europas vereinten
Sozialdemokraten für die Europawahl Ende
Mai. Schon früher hatte der Noch-Präsident
des Europaparlaments geätzt, dass Europa
wegen seiner Demokratiedefizite selbst niemals Mitglied der EU werden könnte.
EU-KOMMISSION UNTER KORRUPTIONSVERDACHT ZURÜCKGETRETEN
Konzipiert ist die Position des jetzt erstmals vom Volk gewählten Präsidenten für
die Dauer von fünf Jahren mit einer zusätzlichen Wiederkandidatur. Derart lange
Amtszeiten machen Politiker natürlich anfällig für elitäre Kumpanei, Einflüsterungen
und Korruption. Was ihnen allerdings die
Unterstützung der Mächtigen im Hintergrund sichert. Schon einmal, 1999 unter
dem französischen Präsidenten Jacques
Santer, musste die gesamte EU-Kommission
wegen massiver Korruptionsbeweise zurücktreten. Dass die Korruption schon im
System liegt, zeigt sich daran, dass trotz
dieses Megaskandals auch danach immer
wieder Bestechungsskandale aufgeflogen
sind – auch wenn die Geber und Nehmer
immer gefinkelter vorgehen. So berichtete
die britische Zeitung Daily Mail, dass der
britische EU-Handelskommissar von 2004
bis 2008, Peter Mandelson, mit äußerst weitreichenden Machtkompetenzen in der Außenhandelspolitik mit dem Londoner Investmentbanker Nathaniel Rothschild 2005
nach Sibirien reiste, um mit dem russischen
12
° GELD-mAGAzIN – märz 2014
Martin Schulz will erster demokratisch
gewählter Kommissionspräsident werden
Oligarchen Oleg Deripaska die Aufhebung
von EU-Einfuhrzöllen für Aluminium aus
dessen Alu-Konzern Rusal zu besprechen.
Gereist wurde von London nach Moskau
mit dem Privatjet von Rothschild und von
dort nach Abakan in Sibirien mit jenem von
Deripaska. Rothschild bezeichnete die Reise später als Freizeittrip. Zufälligerweise
senkte Mandelsons Generaldirektion, die
einem Ministerium gleich kommt, danach
die Zölle auf russisches Aluminium in der
EU, bis man sie später ganz abschaffte. In
dem Gerichtsverfahren, das Rothschild gegen die Daily Mail erfolglos anstrengte,
meinte Richter Tugendhat, dass diese Handlungsweise Lord Mandelsons öffentliches
Amt und Integrität in Misskredit gebracht
habe, ihn der Kritik an einem Interessenskonflikt mit seinem Amt preis gab und den
begründeten Verdacht aufwarf, dass Lord
Mandelson an unzulässigen Gesprächen
über Aluminiumzölle teilgenommen habe.
ENTSORGUNG DER DEMOKRATIE UND
ZERSTÖRUNG DER NATIONALITÄTEN
Derartige Beispiele machen verständlich, dass eine proeuropäische Grundhaltung noch lange nicht die reale EU, wie sie
sich derzeit in Brüssel präsentiert, gut heißen muss, zumal sich Europa mit Unterstützung der Parlamentsabgeordneten im
Schnellzugstempo auf dem gezielt vorbereiteten Weg zu einem Exekutiv-Föderalismus
und zur Zerstörung der Nationalitäten befindet. Wie selbstverständlich wird dabei
still und leise die Demokratie entsorgt, indem der Souveränität der Parlamente in Europa sukzessive ein Ende gesetzt wird. Es
findet ein massiver Bruch der alten demokratischen Ordnung statt, der Schritt für
Schritt in Bürokraten-Diktatur und Planwirtschaft mündet. Interessengruppen abseits der Brüsseler Hierarchie geben die
Richtung vor.
GELDFLÜSSE FINDEN IMMER IHR
LUKRATIVES ZIEL
Als heimliche, aber umso einflussreichere „Nebenregierung“ der EU spielt
der European Round Table of Industrialists
(ERT) in Brüssel eine zentrale Rolle. Dieser
hat bereits im Frühjahr 1991 einen richtungsweisenden Fahrplan für eine Währungsunion veröffentlicht – lange, bevor der
Beschluss gefasst war.
Einmal im Jahr feiert die Crème de la
Crème der europäischen Konzernlenker
mit ihren Lobbyisten und ausgesuchten
Spitzenpolitikern in der belgischen Hauptstadt in einem pompösen und elitären Fest
mit zahlreichen Glückwunsch- und Dankesreden die legistischen und ökonomischfinanziellen Erfolge.
creditS: BKA, Claude truong-ngoc
I
xxxxxxxx
° Brennpunkt
Das Plenum des EU-Parlaments in Brüssel: Von Beobachtern als regelrechter Marktplatz für den Handel mit Politiker-Stimmen bezeichnet
Um ihre Ziele zu erreichen, lenken die
Finanz- und Industrie-Konzerne aus Europa und den USA gezielt die Geldflüsse dorthin, wo es ihnen am zielführendsten erscheint. Spenden, andere finanzielle und
sonstige Zuwendungen fließen letztlich an
Personen in der Kommission, im EU-Parlament und in der Bürokratie. Ihnen zur
Hand gehen Beratungsfirmen und Expertengruppen, die sich in Brüssel eingenistet
haben und für gutes Geld Expertisen mit jedem gewünschten Ergebnis wie am Laufband produzieren. Auch vorgefertigte Gesetzesentwürfe kommen aus diesen „Thinktanks“.
Unbedarfte EU-Abgeordnete dürfen
durch Zustimmung zu einem neuen Gesetz
dann ihre Wichtigkeit unter Beweis stellen.
Es gibt sogar besonders kluge Abgeordnete,
die noch nie mit „Nein“ gestimmt haben.
Auch so kann man in Brüssel reich werden.
Ja, Brüssel gilt inzwischen bei Beobachtern
sogar als regelrechter Marktplatz, auf dem
Politiker-Stimmen gehandelt werden. Aber
die wenigsten wie der österreichische ehemalige Innenminister und spätere EU-Abgeordnete der konservativen Volkspartei
(ÖVP), Ernst Strasser, werden vor den Kadi
gezerrt. Eine erste Verurteilung wurde inzwischen aufgehoben. Die in einem Test
von britischen Journalisten gleichzeitig aufgeflogenen Osteuropäer sitzen unbehelligt
noch immer im EU-Parlament und gehen
dem hochprofitablen Geschäft mit der Demokratie nach.
LOBBYISTEN HEBELN DIE
DEMOKRATIE AUS
Als Ausdruck des Einflusses der USA,
die über 20 Jahre lang die Vorbereitung und
Entstehung der EWG und damit der heutigen EU durch den Auslandsgeheimdienst
CIA vorbereitet, finanziert und gelenkt hat
(siehe GELD-Magazin 12/2013), durfte sich
in Brüssel die von der EU-Kommission stillschweigend geduldete Kaste der Lobbyisten
als fester Bestandteil des politischen Systems einnisten. Obwohl diese durch ihre
dubiose, aber umso bedeutsamere Einflussnahme die Demokratie aushebeln, indem
die Meinungsbildung außerhalb der demokratischen Strukturen auf zweifelhafte Weise stattfindet. Damit ist die gekaufte Demokratie nach amerikanischem Vorbild auch
in Europa Wirklichkeit geworden. Mit dem
Unterschied, dass sich die Geldgeber der
Lobbyisten gegenüber dem System der Political Action Committees (PACs) in Washington viele Milliarden an Wahlkampffinanzierungen ersparen und sich lediglich anlassbezogen Stimmen sichern müssen.
DIE GEKAUFTE DEMOKRATIE IN EUROPA
Die geschätzten 15.000 bis 20.000 Lobbyisten, von denen sich nicht einmal 5.000
offiziell registrieren ließen, haben sich an
ihrer hochbezahlten politischen Klientel in
Brüssel wie Blutegel festgesaugt und werden
von ihren Auftraggebern mit mindestens
100.000 Euro je Fall fürstlich entlohnt, um
deren Interessen in die Gehirne der Politiker einzupflanzen. Auf jeden EU-Abgeordneten kommen rechnerisch zwischen 20
und 25 Lobbyisten. Täglich erlebt ein Abgeordneter drei bis fünf Kontakte mit den
professionellen Meinungsfälschern. Der
Freistilkampf um das Stimmvieh inkludiert
Bestechung und Korruption. Der österreichische unabhängige EU-Abgeordnete H.P.
Martin berichtet von fast täglichen Angeboten zu Gratis-Luxusreisen, Galadiners, Autotests und sogar Gruselwandern. Gleichzeitig wird gezielt Druck gemacht, bestimmte Änderungsanträge zu EU-Richtlinien einzubringen oder zu unterstützen.
Mit diesem System wurde der Umbau
Europas im Sinne der USA und der Konzerne vorangetrieben und eine neue, irreversible politische Struktur geschaffen. Der
deutsche Publizist Henryk Broder beschreibt die „Entmündigung Europas“, die
der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger in seinem Buch „Sanftes Monster Brüssel“ anspricht, als „ein Betriebssystem, das
sich selbst ermächtigt hat, Europa von oben
nach unten umzubauen“. Die EU-Verweser
seien mehr als nur Technokraten, die eine
abstrakte Idee in die politische Wirklichkeit
umsetzen wollen. Sie würden den neuen
Absolute Return mit Qualität!
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märz 2014 – GELD-mAGAzIN °
13
Brennpunkt ° Europäische Union
Adel Europas bilden, der sich grenzüberschreitend organisiert hat, einen großen
Hof darstellt und in selbst gebildeten kleinen Hofstaaten Luxus und Privilegien genießt.
EIN PARLAMENT WIE DER OBERSTE
SOWJET OHNE GESETZVORSCHLÄGE
Auch das EU-Parlament entspricht
nicht den demokratischen Regeln. Henryk
Broder vermeint sogar, dass es mehr mit
dem Obersten Sowjet der ehemaligen
Sowjetunion als mit der Bezirksverordnetenversammlung des Stadtteils KreuzbergFriedrichshain in Berlin gemein habe. Tatsächlich ist das Parlament die einzige Volksvertretung innerhalb der sogenannten „freien Welt“, die kein Recht hat, Gesetze vorzuschlagen. Es existiert vor allem, um Entscheidungen der EU-Kommission abzusegnen, die ihrerseits mit gleichzeitig exekutiven wie legislativen Vollmachten gegen das
Prinzip der Gewaltenteilung verstoßt – eine
der Säulen jeder demokratischen Verfassung.
Broder kritisiert: „Dieselben Menschen,
die bei jeder passenden und unpassenden
Gelegenheit eine europäische Identität, einen gemeinsamen Wertekanon et cetera beschwören und sich dabei auf europäische
Errungenschaften wie Demokratie und Gewaltenteilung berufen, haben ein politisches
System geschaffen, das eben diesen beschworenen Werten Hohn spricht. Nicht
die 751 Europaabgeordneten, also die Volksvertreter, haben das Sagen, sondern die 28
EU-Kommissare aus ebenso vielen Ländern.“
EU-MINISTERRAT MIT SCHWEREN
DEMOKRATIEDEFIZITEN
Der Rat der Europäischen Union oder
EU-Ministerrat – nicht zu verwechseln mit
dem „Europäischen Rat“ der Staats- und
Regierungschefs – gilt als typisches Beispiel
für das Demokratiedefizit der EU. Er steht
im krassen Widerspruch zum Prinzip der
Gewaltenteilung, denn er erfüllt Aufgaben
der Legislative, während seine Mitglieder in
den entsendenden Mitgliedstaaten Teil der
nationalen Regierungen und damit der Exe-
14
° GELD-mAGAzIN – märz 2014
kutive sind. Das eröffnet Regierungen die
Möglichkeit, Gesetzesvorschläge, die auf
nationaler Ebene keine Parlamentsmehrheit finden, auf dem Umweg über die europäische Gesetzgebung durchzusetzen. Im
ordentlichen Gesetzgebungsverfahren, das
für die meisten EU-Politikbereiche gilt,
muss allerdings neben dem Rat auch das direkt gewählte Europäische Parlament einem
Gesetzgebungsakt zustimmen, damit dieser
in Kraft treten kann. Die Tagungen des Rats
sind zwar öffentlich, wenn der Rat als Gesetzgeber tätig wird. Vorbereitende Sitzungen oder auch die Treffen des Rates für
auswärtige Angelegenheiten finden allerdings hinter verschlossenen Türen statt.
In dieser Scheindemokratie bleibt sogar
der massive Bruch bestehender Vertragsund Regelwerke ungesühnt. In Brüssel
ebenso wie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt, die auf Antrag des
deutschen Bundesgerichtshofes derzeit Gegenstand eines Verfahrens beim Europäischen Gerichtshof ist. Stattdessen spielen
die nie vom Volk gewählten, sondern von
den einzelnen Länder-Regierungen ernannten Strippenzieher in der EU-Kommission
das Wunschkonzert der Konzerne aus
Europa und den USA.
DER GLANZ DER EUROPÄISCHEN
UNION VERBLASST BEREITS
Drei Monate vor der EU-Wahl mehrten
sich indes die Anzeichen, dass dieses Orchester an Glanz veliert. Das kleine Island
hat im Februar brüsk die Beitrittsverhandlungen mit der großen EU abgebrochen.
Und in Großbritannien nehmen die Widerstände gegen die Diktate vom Festland zu.
Auch das Heer der 26,6 Millionen Arbeitslosen in der EU, das einer ansehnlichen Arbeitslosenquote von 10,9 Prozent entspricht,
ist nicht gerade ein Erfolgsausweis. Bei Besuchen von Mitarbeitern der GeldgeberTroika von EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) kam es Ende Februar in Athen und Lissabon zu Beschimpfungen wie „Zum Teufel mit Euch Blutsaugern“ und Krawallen, die erst durch den gewalttätigen Einsatz von Polizei mit mehre-
ren Verletzten beendet werden konnten. In
Athen lässt die Troika regelmäßig die Fortschritte des Landes bei der Umsetzung der
Reformen überprüfen, wozu Entlassungen
im staatlichen Bereich gehören, mögliche
Fehlbeträge im aktuellen Haushalt sowie die
Rekapitalisierung von drei Banken. In Portugal kämpfte der Gewerkschaftsverband
CGTP mit Demonstrationen gegen Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst, Rentenkürzungen und gegen Einschnitte im Gesundheits- und Bildungssektor.
Die höchste Arbeitslosenquote der EU
verzeichnete zum Jahresende 2013 Griechenland mit 27,8 Prozent, gefolgt von Spanien mit 25,8 Prozent, Kroatien mit 18,6,
Zypern mit 17,5 und Portugal mit 15,4 Prozent. Weitaus dramatischer war die Arbeitslosigkeit von 5,6 Millionen jungen Menschen ohne jede Aussicht auf Verbesserung
der tristen Lage. In Griechenland waren lt.
Eurostat Ende 2013 59,2 Prozent der 15- bis
24-Jährigen ohne Arbeit, in Spanien 54,3
Prozent, in Kroatien 49,2, in Italien 41,6, in
Zypern 40,8 und in Portugal 36,3 Prozent.
Die EU-Kommission kümmert sich
derweilen vorrangig um die für sie wahrhaft
wichtigen Dinge wie den Umsturz in der
Ukraine, den Freihandelsvertrag TTIP mit
den USA und die Zulassung der Produkte
und Saatgüter der US-Konzerne Monsanto
und DuPont Pioneer. Diese wollen Europas
Landwirtschaft und Verbraucher u. a. mit
ihrem eigens gegen Wiederverwendung
präparierten Saatgut und dem selbstständig
Insektengift erzeugenden Genmais „Pioneer 1507“ zwangsbeglücken, obwohl eigentlich niemand darum gebeten und die
Kommission eine Bedarfserhebung gar
nicht erst ins Auge gefasst hatte.
ZWEIFELHAFTER BRUCH VON DEMOKRATISCHEN REGELN UND GESETZEN
Die Bürger müssen sich inzwischen die
Frage stellen: Rechtfertigen die wahrnehmbaren Fortschritte des Integrationsprozesses, dass das Entscheidungssystem der
EU zur Erreichung der Ziele demokratische
Regeln ebenso bricht wie Gesetze? Hat sie
wirklich Demokratie und Wohlstand befördert? War sie wirklich ein Friedensprojekt?
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T
12
5 JA HREN
Brennpunkt ° Europäische Union
D
er für seine deftigen Wortspenden bekannte deutsche SPIEGEL-Autor
Henryk M. Broder zeigte in seinem jüngsten
Buch „Die letzten Tage Europas – wie wir
eine gute Idee versenken“, mit drastischen
Beispielen zur Lage Europas die Schattenseiten des Bürokratie-Molochs in Brüssel
auf. Einer, der nach eigener Aussage die
Freiheit und Vielfalt in Europa schätzt, sagt
der totalen Gleichmacherei durch die europäischen Bürokraten den Kampf an. Und
stellt Fragen:
„Wie konnte es so weit kommen, dass
ein europäischer Spitzenpolitiker (gemeint
ist der deutsche EU-Parlamentspräsident
Schulz) freimütig erklärt, Europa selbst
könne wegen seiner Demokratiedefizite
niemals Mitglied der EU werden? Wie, dass
es für jede Bagatelle detaillierte Regeln gibt
– vom Gemüse bis zum Kondom, aber nicht
für den Umgang mit Diktaturen? Kann es
angehen, dass die spanische Polizei „europaskeptische“ Demonstranten niederprügelt wie weiland unter Franco? Dass wir total entmündigt werden im Namen eines vermeintlichen Umwelt- und Konsumentenschutzes, der meist nichts anderes ist als das
Ergebnis eines geschickten Lobbyismus?
Anhand zahlreicher Beispiele beschreibt
er das Europa der Bürokraten und der
Gleichschaltung als einen neuen Totalitarismus, erfunden und propagiert von einer
Politikerkaste, welche die europäischen Völker für ein neues „Menschheitsbeglückungsprogramm“ in Geiselhaft genommen
habe. Dabei jongliert Broder gern mit Vergleichen. So wie mit jenem zwischen der EU
und Volkswagen. Letzteres sei ein Unternehmen, das nach den Regeln der Marktwirtschaft funktioniert. In der EU hingegen
habe sich eine Idee selbstständig gemacht
und sei bei dem „Vertrag von Lissabon“ über
die Arbeitsweise der Europäischen Union
angekommen, der aus einer Präambel und
358 Artikeln besteht, in denen alles festgelegt und geregelt wird, was ein Jurist vor-
16
° GELD-mAGAzIN – märz 2014
DIE LETZTEN TAGE EUROPAS
Henryk M. Broder.Verlag Knaus. 224 Seiten.
wegzunehmen in der Lage sei. Daraus sei
ein bürokratisches Monster entstanden, das
sich am Unmöglichen abarbeite.
Broder ist aber auch gut für Authentizität. So zitiert er etwa den eher stammelnden
deutschen Finanzminister Schäuble wörtlich aus einem TV-Interview über die wirren Vorgänge bei der Zypern-Rettung und
resümiert dann süffisant: „Mal ehrlich, würden Sie sich von einem Bankangestellten,
der keine drei Sätze zusammenhängend sagen kann, einen Bausparvertrag aufschwatzen lassen? Würden Sie nicht. Aber Sie nehmen es hin, dass der Bundesfinanzminister
vor Ihren Augen seine totale Inkompetenz
entfaltet und Ihnen einen alten kranken
Esel als einen fitten jungen Mustang zu verkaufen versucht.“ Dem Ausspruch von
Schäuble über die angebliche Bewältigung
der Krise nach dem Nietzsche-Zitat „Was
mich nicht umbringt, macht mich nur härter“ wirft Broder hinterher, dass gleichzeitig
in Spanien und Italien jeder vierte Jugendliche nicht nur arbeitslos, sondern auch ohne
jede Aussicht auf eine Änderung seiner Situation sei und Patienten in griechischen
Spitälern von ihren Verwandten versorgt
werden müssten, weil den Hospitälern das
Geld für Lebensmittel und Medikamente
ausgegangen war.
Die Anstrengungen, nach Griechenland
auch Zypern unbedingt in der EU zu halten,
kommentiert Broder mit einem Hinweis
auf „eine sehr präzise Formel“ von Hanns
Dieter Hüsch, dem verstorbenen deutschen
Kabarettisten: „Mach ich auf der Bühne
einen Fehler, mach ich gleich einen
zweiten hinterher, dann sieht es nach
Methode aus.“
Und je mehr Menschen begreifen, dass
ihnen ein Kartenhaus als ein „Mehr-Generationen-Projekt“ verkauft wird, das „die
Gemeinschaft stärken“ und die „Quartiere
beleben“ soll, umso hysterischer werden die
Bemühungen, das fragile Gebilde vor einem
Einsturz zu bewahren. „So war es auch in
der Endphase der Sowjetunion, als allen
klar wurde, dass dem Riesen die Puste ausgegangen war“, vergleicht Broder. „Heute ist
es Bundesfinanzminister Schäuble, der
ohne einen Anflug von Scham sagt, die
wichtigste Aufgabe sei, dafür zu sorgen, dass
wir stark genug sind, alle im Boot zu halten.“ Die Metapher sei allerdings vollkommen daneben. Schäuble meine nämlich, die
EU sei ein Konvoi, aus dem kein Boot ausscheren soll. Wobei er übersehe, dass in
einem Konvoi das langsamste Boot das
Tempo bestimme. Für den letzten Rest an
Klarheit zieht Broder eine alte jüdische
Anekdote heran:
Ein alter Jude sitzt im Zug unterwegs
von Berdytschew nach Zytomyr. Es ist ein
Personenzug, der an jeder Station hält. Und
wann immer der Zug an einem Bahnhof
hält, bricht der alte Jude in lautes Jammern
aus. „Ojwej, Ojgewalt! Was tu ich nur, was
tu ich nur!“ Mit jedem Stopp wird das Jammern lauter und lauter. Schließlich erbarmt
sich einer der Mitreisenden und fragt den
alten Juden: „Was haben Sie denn, geht es
Ihnen nicht gut, kann ich etwas für Sie tun?“
— „Nein“, klagt der alte Jude, „Sie können
nichts für mich tun. Ich sitze im falschen
Zug und mit jeder Station wird die Rückreise länger.“
credit: beigestellt
Es fällt nicht leicht, Europäer zu sein
°
xxxxxxxx   Brennpunkt
credit: Archiv
Aber was hatten dann britische und polnische Soldaten bei dem Angriffskrieg gegen den Irak, französische Bomber in Libyen und deutsche Bewaffnete am Hindukusch verloren? Wozu rüsten EU-Länder weiterhin die Kampfverbände der NATO auf?
Hat die EU mit einer Hilfs-Armee etwa gar
auch einen imperialen Auftrag im Konzept
eines neu-römischen Weltreichs der USA?
Fraglich ist auch, ob die rasche Erweiterung um die Länder Ost- und Südosteuropas tatsächlich den vorgegebenen Grundsätzen entsprach. Von Italien, Griechenland
und Zypern wissen wir das inzwischen. Und
von Rumänien und Bulgarien redet noch
niemand niemand, solange die pünktlich
ihre Zinsen für die Staatsschuld zahlen.
MISSRATEN ZUM ZWANGSSYSTEM
FINANZIELLER UMVERTEILUNG
Entgegen Geist und Inhalt ihres ursprünglichen Regelwerkes, ist die EU zu
einem Zwangssystem finanzieller Umverteilung missraten, in dem leistungsbereite
Volkswirtschaften die Schulden rückständiger, leistungsschwacher und reformunwilliger Staaten schultern müssen. In der
nunmehrigen Transfergemeinschaft werden einige wenige Geberländer dauerhaft
zum Transfer von Steuermilliarden an undiszipliniert oder womöglich sogar betrügerisch agierende nationale Finanzverwaltungen gezwungen. Der Grundsatz, dass
kein Staat für die Schulden anderer Staaten
Verantwortung übernimmt, wurde
staatsstreich­artig eliminiert.
Über den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) haben sich sogar die offiziell immer bestrittenen Eurobonds heimlich in die Euro-Staaten eingeschlichen: Seit
Jänner 2013 emittiert ESM-Generaldirektor
Klaus Regling laufend Schuldpapiere auf
Kosten aller Steuerzahler, um notfalls marode Staaten und deren Banken finanziell
über Wasser zu halten. Dafür erhält der
oberste Deutsche ein jährliches Grundgehalt von brutto 324.000 Euro im Jahr und
verdient somit weit mehr als seine Bundeskanzlerin mit 190.000 Euro; mit Aufwandsentschädigung und Abgeordnetendiät
kommt sie auf weniger als 290.000 Euro.
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die beste Wahl!
Jose Manuel Barroso: Kassiert 304.000 Euro
plus üppige Zulagen pro Jahr
Auch die normalen Mitarbeiter des
ESM dürfen sich über eine ordentliche Bezahlung freuen. Für leitende Angestellte
sind 64.000 bis 167.000 Euro p.a. vorgesehen; für Assistenten und Hilfskräfte ein
Mindestbetrag von 22.000 Euro und eine
Höchstgrenze von 72.000 Euro. Zum Vergleich: Kommissionspräsident José Manuel
Barroso kommt zwar nur auf rund 304.000
Euro Grundgehalt, erhält in Brüssel allerdings noch hohe Zulagen. Mehr Geld streift
EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt
ein, der gut 370.000 brutto plus Zulagen im
Jahr kassiert.
Neben den Räten und der Kommission,
den Keimzellen der Brüsseler Bürokratie,
geben auch die Parlamentarier den Eindruck einer bürgerfernen Abgehobenheit.
Damit tragen sie dazu bei, dass sie von Kritikern als „verkommene Elite“ bloßgestellt
werden, die sich an üppig fließenden Tagegeldern und Aufwandsentschädigungen
hemmungslos bereichert, statt ihrer verantwortungsvollen Arbeit im Interesse der Bürger nachzugehen. 2012 sind bis zu 10.833
Euro pro Person an Kosten für Fahrten in
das Heimatland bezahlt worden – pauschal
und unabhängig davon, ob die Reise tatsächlich stattgefunden hat. So bessern sich
die Abgeordneten zusätzlich zu den Monats-Gagen von 7.956,87 Euro ihr Ein­
kommen bei extrem niedrigen Steuersätzen
für EU-Bedienstete auf. Hinzu kommt
eine Vergütung zur Deckung aller Kosten
Wie schön, dass Menschen so unterschiedlich sind – in der Berufswahl, der
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märz 2014 – GELD-MAGAZIN ° 17
für biometrische Risiken
Brennpunkt ° Europäische Union
EU-BEAMTE MIT TRAUMGEHÄLTERN
UND PRIVILEGIEN
Trotz Traumgehältern, Reiseprivilegien
und Rekordurlauben griffen auch 3.500
Ratsbeamte zu und verrechneten insgesamt
fünf Millionen Euro für den Heimaturlaub.
Dabei sind ihre Gagen alles andere als mickrig. Wie die „Welt am Sonntag“ errechnete,
verdienen tausende EU-Beamte mehr als
ein typischer europäischer Regierungschef.
Geringe Sozialabgaben von 13,3 Prozent
des Grundgehalts samt moderaten EUSteuersätzen und bescheidener Progression
garantieren dies. Kritiker sprechen vom
„Schlaraffenland“.
Als einer von 79 Generaldirektoren in
der höchsten Besoldungsstufe verdient ein
kinderloser Single in Brüssel 21.310,17 Euro
im Monat, Zulagen inklusive. Rechnet man
nicht brutto, sondern netto, dann bekommen in Brüssel und Luxemburg noch erheblich mehr Menschen mehr Geld als ein
europäischer Regierungschef, von Minis­
tern und Staatssekretären gar nicht zu
reden (siehe Tabelle).
IN BRÜSSEL WUCHERT EIN
BÜROKRATIEMONSTER
Die Brüsseler Schaltzentrale wuchert
mit bereits mehr als 55.000 hochbezahlten
Bürokraten und bestätigt die Erkenntnis
des britischen Soziologen C. Northcote Parkinson über die ineffiziente Bürokratie­
explosion (Parkinson’sches Gesetz): Arbeit
dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit
hypertrophen Behörde rechtfertigen wollen. Daraus ist ein regelrechter Drang zu Regulierung, Planwirtschaft und maximaler
Kontrolle aller Lebensbereiche entstanden.
Brüsseler Manneken Pis: Ideen-Spender für
EU-Untersuchung über das Urinierverhalten?
für ihre Erledigung zur Verfügung steht. Ist
weniger Zeit vorhanden, dauert die Erledigung entsprechend kürzer. In der wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft und da
vor allem in der Industrie trachtet daher
jede erfolgreiche Unternehmensleitung
nach einer alljährlichen Produktivitätssteigerung: Mit der gleichen Anzahl an Mitarbeitern immer mehr zu leisten.
Im Brüsseler Bürokratie-Monster geschieht das Gegenteil: Die hochbezahlten
Beamten arbeiten notfalls immer langsamer, um auffallende Leerläufe zu vermeiden. Denn niemand kontrolliert sie. Außerdem nehmen sie sich die Freiheit, bis in nebensächliche Details des täglichen Lebens
durch immer neu erfundene Verordnungen
einzugreifen. So, als würden die Bürokraten
krampfhaft die Existenzberechtigung der
° VERDIENST IN DER EU-VERWALTUNG
Funktion (Gehaltsstufe)
Direktor (14)
Leitender Rechtsrat (13)
Referatsleiter (12)
Persönl. Assistent, Hauptübersetzer (11)
Übersetzer (7)
Monatl. Bruttolohn
(in EUR)
18.173,--
16.359,--
13.450,--
12.444,--
7.875,--
Anzahl d. beziehenden Beamten
1.760
4.365
8.752
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Quelle: Welt am Sonntag
18 ° GELD-MAGAZIN – märz 2014
18 MILLIONEN EURO FÜR STUDIEN
ÜBER ÖKODESIGN
Das reicht von der Gurkenkrümmung
über Glühbirnen bis zur Duschkopfreglementierung. Auch Kaffeemaschinen werden inzwischen mittels Verordnung ausgefiltert. Mit vorgeblich modernen ÖkoDesign-Verordnungen will Brüssel offiziell nur
umweltpolitische Ideen umsetzen. Doch in
Wirklichkeit geht es darum, dass Lob­byisten
ihre Firmen ins Geschäft bringen können.
Dabei kosteten allein die sogenannten „Vorbereitungs-Studien“ mehr als 18 Millionen
Euro.
Inzwischen ähnelt manches, was Brüsseler Bürokraten beschließen, einem ausgesprochenen Schildbürgerstreich. Die neue
Verbraucherrechte-Richtlinie der EU wird
in Österreich mit dem „Fern- und Auswärtsgeschäfte-Gesetz“ umgesetzt. Dieses
verlangt von Handwerkern mündlich oder
schriftlich ausführliche Informationen, juristische Belehrungen und die Übergabe
eines Widerrufsformulars. Das veranlasste
Christiane Wendehorst, Professorin am
­Institut für Zivilrecht der Universität Wien,
zu dem Kommentar: „Der Installateur soll
also eine juristische Vorlesung halten.“
Nicht minder zweifelhaft ist die maximal zugelassene Leistung eines Staubsaugers von 1600 Watt. Das sei energiesparend
und umweltschonend, behauptet die Kommission. Dass die somit gedrosselte Saugkraft jedoch dazu führt, dass dann eben länger gesaugt werden muss, hat wohl niemand
bedacht. Aber für dieses Intelligenz-Manko
geniert sich in Brüssel niemand. Notfalls
werden Verordnungen eben wieder geändert oder ganz abgeschafft. Parkinson hat es
vorhergesehen.
UNTERSUCHUNGEN ÜBER DAS
URINIER-VERHALTEN DER EU-BÜRGER
Ein treffliches Beispiel für die fantasiereiche Arbeitsbeschaffung vermittelt die
von der EU-Kommission in Auftrag gege-
credit: Shutterstock
im Heimatland von monatlich 4.299 Euro
und eine jährliche Reisekosten-Vergütung für Reisen in Ausübung ihres Mandats
außerhalb ihres Heimatlandes von
4.243 Euro.
°
Europäische Union   Brennpunkt
bene Erforschung der Toiletten-Gewohnheiten der 505 Millionen EU-Bürger. Eine umfassende und zwei Jahre
dauernde Feldstudie befasste sich u. a.
mit dem Urinier-Verhalten der Europäer. Eine Arbeitsgruppe hat die Studien
im schönen spanischen Sevilla betrieben. Die Schlussfolgerung der EUKommission aus dem 60-seitigen Bericht: Die Klo-Spülungen müssen neu
reguliert werden. Künftig dürfen die
Bürger nicht mehr als sechs Liter pro
Spülung verwenden. Die Briten bekommen für eine Übergangszeit die obligate
Ausnahme-Regelung: Für einen begrenzten Zeitraum dürfen sie sieben bis
neun Liter verwenden. Die EU-Kommission wird die korrekte Umsetzung
der neuen Regulierung vorerst nicht
durch eine eigene Behörde kontrollieren lassen. Die anonymen „Experten“
haben sich auch umfassend mit ergonomischen Fragestellungen auf dem
Klo beschäftigt und sind zu der überraschenden Erkenntnis gelangt, dass die
Bürger oft unterschiedlich auf dem Klo
sitzen. Kritisiert wird u. a., dass „manche Klo-Deckel in keinem Bezug zu ihrer Produkt-Funktion stehen“. Abbildungen sind zu diesem Vorwurf leider
nicht vorhanden, weshalb jeder EUBürger selber prüfen sollte, ob sein KloDeckel den Vorstellungen von Kommissionspräsident José Manuel Barroso
entspricht.
40 AUSGELAGERTE EU-AGENTUREN MIT 6.000 BEAMTEN
Die explosive Verwaltungswut der
EU-Behörden schlägt sich auch in unzähligen Außenstellen nieder. Mehr als
6.000 Beamte werken in 40 dezentral
ausgelagerten EU-Agenturen – eine wenig bekannte Parallel-Bürokratie, die
stetig anschwillt und für horrende Verwaltungskosten und irrwitzige Ausgaben für Anschaffungen mehr und mehr
Steuergeld verschlingt. So werden etwa
im spanischen Bilbao Daten über die
Gesundheit am Arbeitsplatz gesammelt, in Vilnius wird die Gleichbehand-
lung von Mann und Frau untersucht. Durch die
Auslagerungen entstehen immer neue Doppelstrukturen, sei es mit Brüssel, sei es mit den Nationalstaaten. In Lissabon sind gleich zwei
Agenturen angesiedelt: Die Drogenbeobachtungsstelle sowie die Agentur für Sicherheit des
Seeverkehrs. Kritische Abgeordnete berichten,
dass 60 bis 70 Prozent der Kosten bei diesen
EU-Agenturen allein für die Verwaltung
derselben aufgehen. Die Arbeitsbedingungen in den Agenturen übertreffen dank
monströser Zulagen und Privilegien sogar
das EU-Beamten-Paradies in Brüssel, heißt
es.
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märz 2014 – GELD-MAGAZIN ° 19
Ein Leben an den Finanzmärkten
Im folgenden Interview blickt der Wall Street-Veteran und Präsident der Lipper Advisory Services Inc. zurück
auf seine über 50-jährige Karriere und präsentiert seine wichtigsten Investmenttipps – vor allem, wenn es um
die Geldanlage in Investmentfonds geht.
Wolfgang Regner
der Finanzmärkte…
Michael Lipper: Ja, denn ich habe nir­
gendwo mehr über analytisches Denken und
sorgfältiges Geldmanagement gelernt als auf
der Pferderennbahn – weit mehr auch als in
meinem Studium an der Columbia University.
Die erste wichtige Erfahrung war die Feststel­
lung, dass es so etwas wie Rennglück gibt. Oder
auf die Finanzwelt umgelegt: Trotz allem Stu­
diums vergangenheitsbezogener Daten über
Performance und Risiko passieren immer wie­
der unerwartete Dinge. Zweitens erkannte ich,
dass auch die Gruppe der Profiwetter falsch
liegen kann. Die populärsten Wetten haben
eine Trefferquote von unter 50 Prozent. Daher
habe ich eine Abneigung gegen Investments in
populäre Aktien oder Investmentfonds mit ent­
sprechend hohem Volumen.
Welche Erkenntnisse haben Sie dabei
­gewonnen?
Auch in der Analyse von Wertpapieren geht es
ähnlich zu wie auf der Pferderennbahn. Um
als Sieger bei den Pferdewetten hervorzuge­
hen, muss man erstens die Verlierer vermeiden,
indem man nicht in jedem Rennen Wetten
platziert und zweitens sehr selektiv vorgehen,
wenn man auf die Gewinnchancen setzt, die
vom Gewicht der anderen, meist viel größeren
Wettteilnehmer vorgegeben werden. In der Fi­
nanzwelt führen die vielen rein quantitatven
Investmentprozesse mit der Zeit dazu, auf die
Marktfavoriten zu wetten. Auf der Pferderenn­
bahn machte ich jedoch die Erfahrung, dass die
Favoriten (auf der Basis früherer Wettergeb­
nisse) nur relativ selten gewinnen und wenn,
dann sind die Wettgewinne relativ gering und
können die Verluste nicht ausgleichen, wenn sie
nicht gewinnen. Für mich ist die Fonds- oder
Aktienauswahl viel mehr eine Kunst als eine
20 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
Wissenschaft. Eine Kunst ist es, die Art und
Weise zu verstehen, wie Menschen den Wett­
kampf gegen andere erfolgreich bestreiten bzw.
wie sie in Kombination mit anderen hoch quali­
fizierten Playern arbeiten.
Was können Privatanleger daraus lernen?
Analog zur Pferderennbahn ist es nicht güns­
tig, wenn man sich geradezu gezwungen fühlt,
an jedem Rennen teilzunehmen bzw. jede
scheinbar interessante Spekulation unbedingt
mitzumachen. Vielmehr gilt es, seine Chancen
und Opportunitäten sorgfältig auszuwählen.
Daher bevorzuge ich Investmentfonds, die eher
konzentriert und mit weniger Einzeltiteln ge­
managt werden als Fonds, die offenbar überall
dabei sein müssen. Aber auch als gewöhnlicher
Anleger sollte man unbedingt konzentriert vor­
gehen und sich nicht in Dutzenden von eher
kleinen Positionen verzetteln. Lieber Zeit in­
vestieren, indem man sich nach günstigen
Anlagechancen umsieht. Schnäppchen sind
schwer zu finden, dennoch zahlt es sich län­
gerfristig aus, nach ihnen zu suchen. Und man
sollte nicht unbedingt in Fonds investieren, die
die Ranglisten gerade toppen.
vom Markt höher eingeschätzt werden als bloß
ein statistischer Vergleich. Manchmal ist eine
Prämie auf den Preis ganz einfach gerechtfer­
tigt. Daher: Zahlen sind wichtig, aber KGVs und
andere rein statistische Größen sagen nicht al­
les. Bei der Unternehmensanalyse ist es ebenso
wichtig zu verstehen, welche Ziele das jeweilige
Management verfolgt. Die Geschichte hat leider
oft gezeigt, dass professionelle Analysten lau­
sige Unternehmer sind.
Auch Unternehmer können Mist bauen…
Ja sicher. Meistens ist das echte Problem in den
handelnden Personen zu suchen und zu finden,
und zwar in der Art und Weise, wie sie auf sich
verändernde oder plötzlich eintretende Um­
stände reagieren. Viele CEOs sind sich dessen
bewusst, dass sie Teil oder gar der Hauptteil des
Problems sind – und doch reagieren sie nicht
adäquat und bringen damit ihr Unternehmen
in umso größere Schwierigkeiten. Und die Leh­
re daraus ist: Als Investoren sind wir oft selbst
das größte Hindernis, das einer besseren Per­
formance im Wege steht.
Es gibt die vorherrschende Meinung, fast alles
an der Börse sei Psychologie. Wie passt das
Wie ging es dann in der Finanzwelt mit Ihnen
nun mit Ihrem Hang zu Statistiken zusammen?
weiter?
Wenn sie die Psychologie ansprechen, so muss
man zwischen der Psychologie des einzelnen
Investors und einer vorherrschenden Markt­
psychologie unterscheiden. So habe ich z.B. eine
Abneigung dagegen, eine Position zu verkaufen,
wenn daraus eine kurzfristige Enttäuschung re­
sultiert. Diese Enttäuschung jedoch kann zu
einer langfristigen werden und zu Underperfor­
mance führen. Verkaufen sollte man nur, wenn
die langfristige Story nicht mehr stimmt.
Als Aktienanalyst wurde mir schnell klar, dass
nackte Zahlen in einem Finanzbericht relativ
nutzlos sind. Zuerst lernten wir, Unternehmen
miteinander zu vergleichen, und zwar meist
auf der Basis von bestimmten Kennzahlen.
Dann kamen die Preisvergleiche an die Reihe
– statistisch gesehen ist eben ein Unternehmen
billiger als ein anderes. Doch das ist genau der
Punkt, an dem leider viele Analysten und auch
Investoren Halt machen. Dabei bedeutet billiger
nicht unbedingt besser. Oft gibt es andere Fak­
toren, vor allem aus dem Qualitätsbereich, die
Welche Tipps können Sie unseren Lesern
­aktuell geben?
creditS:
GELD ° Sie waren offenbar ein Quereinsteiger
°
Im Gespräch mit Michael Lipper   Brennpunkt
Michael Lipper, renommierter Vermögensverwalter, Fondsspezialist und Präsident der Lipper Advisory Services Inc.
Oft muss man – das zeigt die Geschichte – seine
eigenen vorgefassten Meinungen überdenken
und mitten auf dem Weg kehrt machen. Die
wichtigste Determinante für die Investmentstrategie ist der Zeithorizont. Entscheidend
sollte immer der längerfristige Erfolg sein. Das
sollte auch bei der Auswahl von Investment­
fonds gelten: Entscheidend ist zumindest eine
überzeugende Fünfjahres-, besser noch eine
Zehnjahresperformance. Auch die Anzahl der
Fondsmanagerwechsel in dieser Periode spielt
eine Rolle. Und auch der Portfolioumschlag,
denn der geht wegen der Transaktionskosten
zulasten der Investoren. Trader kaufen bzw.
verkaufen ihr gesamtes Portfolio in nur einem
Monat. Erfolgreiche Langfristinvestoren dage­
gen schlagen ihr Portfolio nur in vier bis fünf
Jahren einmal um.
nicht erreicht. Nur zehn Tage pro Jahr nicht im
Markt investiert zu sein führt zu schlechten län­
gerfristigen Resultaten.
Zum Thema Risiko: Viele Investoren fürchten
sich vor kurzfristigen Gefahren, sind risikoavers
und wollen möglichst keine zwischenzeitlichen
Verluste sehen. Dagegen definiere ich „Ri­
siko“ mit der Höhe eines Verlusts, der die
langfristigen Performanceziele gefährdet. Ri­
siko bedeutet nicht eine hohe Volatilität, die
sich natürlich ungemütlich anfühlt, aber nicht
die Erreichung der Investmentziele in Frage
stellt. Wenn ein Investor vorzeitig aus dem Boot
springt, weil der Markt sich gerade ungemüt­
lich anfühlt, steigt die Gefahr, dass er seine Ziele
Sie haben zuletzt gesagt, dass Sie derzeit
Die eigene Meinung zu ändern ist allerdings
sehr schwer…
Oscar Wilde sagte einmal, dass ein Zyniker den
Preis von allem wüsste, jedoch den Wert von
nichts wirklich kenne. Aufs Investieren um­
gelegt könnte man damit jene Leute meinen,
die bei jedem potenziellen Investment nur die
möglichen Fehler und Schwächen sehen. Ge­
nauso gefährlich wird es aber, wenn man glaubt,
man wüsste alles über ein Investment Bescheid.
Die Geschichte der Menschheit zeigt immer­
hin, dass die an den Erfolg Glaubenden häufiger
Recht bekamen als diejenigen, die nur die mög­
liche Pleite vor Augen hatten.
hen Kosten für aktive Geldmanager zu sparen
und in marktnahe Finanzprodukte zu investie­
ren, um den Markt auf diese kostengünstige
Weise nachzubilden. Über die letzten Jahre wa­
ren die Zuflüsse in ETFs jedoch deutlich höher
als in aktiv gemanagte Fonds, obwohl Letzte­
re insgesamt ein viel höheres Volumen haben.
Aus der Erfahrung der Finanzkrise, als nahezu
alle Korrelationen zwischen den Assetklassen
zusammenbrachen, begannen immer mehr
Curriculum Vitae
Michael Lipper, CFA, ist Präsident der Lipper Ad­
visory Services, Inc., ein Unternehmen, das Ver­
mögensmanagement für High Net Worth Indivi­
duals und Family Offices, Pensionskassen sowie
wohltätige Einrichtungen anbietet. Als früherer
Präsident der New Yorker Vereinigung der Wert­
papieranalysten entwickelte er den Lipper
Growth Fund Index, der erste einer ganzen Reihe
weiterer Lipper Indizes für den Bereich der Wert­
papierfonds. Nach dem Verkauf seiner Fonds­
analysefirma an Reuters im Jahr 1998 konzen­
trierte sich Lipper auf das Portfoliomanagement
für seine Klienten und Familie. Er schrieb eine
Reihe von Büchern, das bekannteste ist „Money
Wise: How to ­Create, Grow and Preserve your
Wealth“.
eher auf der Verkäuferseite stehen. Haben Sie
­irgendwo neue Finanzblasen identifiziert?
In den letzten Jahren sind ETFs bei profes­
sionellen Investmentmanagern sehr beliebt
geworden. Sie behaupten, mit ihren ausgefeilten
Timing- und Sektorauswahl-Modellen durch
Einsatz dieser ETFs überlegene Renditen erzie­
len zu können. Doch wie auch andere Vehikel,
so können auch ETFs zu schnell gefahren wer­
den. Die ursprüngliche Idee hinter diesen ETFs
war die Erkenntnis, die oft überflüssigen ho­
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 21
Marktteilnehmer die Märkte in einer „Risk on-,
Risk off “-Methode zu spielen – also Marktti­
ming zu betreiben, und ihr Lieblings­instrument
wurden die diversen ETFs. Ich glaube dennoch,
dass wir wieder auf dem Rückweg sind – weg
von Indextrends und zurück zur Selektion ein­
zelner Wertpapiere.
Wo sehen Sie Probleme für ETFs?
Probleme sehe ich dann, wenn einzelne Ak­
tien- oder ganze Sub-Sektoren zu stark in den
zugrunde liegenden Indizes gewichtet sind.
Man siehe nur die Technologiebranche im Jahr
2000 oder Apple 2013. Sollten wichtige Markt­
teilnehmer wie z.B. Hedgefonds, die stark auf
ETFs setzen, plötzlich zur Erkenntnis gelangen,
dass der eine oder andere ETF kein verlässliches
Abbild eines Index mehr darstellt und ihre ETFPositionen auf den Markt werfen, dann könnte
es massive Liquiditätsprobleme geben.
Letzten Endes kann man also nur mittels
aktiv ausgewählten Wertpapieren den Markt
schlagen…
Das stimmt. Hätte man z.B. 2012 auf die ge­
samte Technologiebranche mittels eines ETFs
gesetzt, hätte man ein Portfolio aus nur drei
Aktien deutlich underperformt: Nämlich aus
Apple, IBM und Microsoft. Ich bleibe daher bei
meinem Ansatz, der aktives Fondsmanagement
über längere Zeiträume nützt, um überlegene
Renditen zu erzielen.
viele weitere Klassifikationen. Doch der Kom­
fort solcher Einteilungen ist trügerisch. Auch
Bewertungsgrößen wie etwa der Buchwert kön­
nen in die Irre führen. Schließlich handelt es
sich dabei um Kalkulationen auf der Basis von
Bilanzwerten, die jedoch mit der Realität oft
nichts gemein haben. Ein weiteres Problem
ergibt sich aus der verengten Sichtweise von
­Aktieninvestoren.
Was konkret meinen Sie damit?
Anleger missachten zumeist Signale, die von
den Anleihemärkten ausgehen. Und das, ob­
wohl Anleihen weitaus anfälliger für potenziell
schlechte Nachrichten sind als Aktien. Denn
ein Bondinvestor erhält maximal 100 Prozent
seines Einsatzes zurück – für positive Über­
raschungen ist da kein Platz. Daher können
Anleihen auch für Aktieninvestoren wichtige
Warnsignale aussenden – wie z.B. Änderungen
in den Credit Ratings. Zuletzt gab es im US-High
Yield-Bereich eine hohe Anzahl an Downgrades
im Vergleich zu Upgrades. Das steht nicht im
Einklang mit einer US-Wirtschaft, die sich
eigentlich erholen soll. 2013 war eines der we­
nigen Jahre, in denen Anleihefonds an Wert
verloren haben. Damit könnte die Zeit für su­
perbillige Refinanzierungen von Unternehmen
vorüber sein. Auch von den eher schwachen
Rohstoffpreisen gehen Warnsignale für Aktien­
investoren aus.
Wie erkennt man einen Hoch- oder auch
Wie schützt man sich vor Finanzblasen?
­Tiefpunkt im Aktienmarkt?
Anleger müssen sich unbedingt von dem
Orwell’schen „Group Think“ freimachen, der
aktuell durch die ETF-Szene und indexnahe
Anlagestile rauscht. Daher sollte man sich nicht
davor scheuen, Wertpapiere oder Fondsmana­
ger auszuwählen, die eben anders sind als der
Mainstream. Man sollte stark genug sein, um
das bequeme Indexing bestenfalls als kleinen
Anteil eines diversifizierten Portfolios zu be­
trachten.
Typisch vor einem Extrempunkt ist eine sehr
marktenge, auf wenige schwergewichtige Titel
konzentrierte scharfe Rally bzw. ein ebensolcher
Absturz, der zahlenmäßig die Marktteilnahme
der einzelnen Anleger dramatisch verändert.
Extrempunkte saugen auch noch den letzten
Bullen oder Bären in den bzw. aus dem Markt.
Trotz der bereits starken Anstiege bzw. Verluste
scheinen weitere Gewinne/Verluste nahezu ga­
rantiert zu sein. So weit sind wir im aktuellen
Bullenmarkt eindeutig noch nicht. Immerhin
haben wir nach 205 Tagen ohne eine fünfpro­
zentige Korrektur Anfang Februar doch noch
eine solche bekommen. Doch darauf folgte eine
volumensschwache Rally, die offenbar neue
Anleger in den Markt mit sich zog. Dadurch
dürfte nun die Phase der Dispersion, also der
Welche Investment-Fallen sehen Sie?
Zuerst gibt es die Datenfallen und die Infor­
mationsfallen. Wir betrachten die Daten nicht
in ihrer Vielseitigkeit, sondern bündeln sie zu
abstrakten Größen wie „Growth“ oder „Value“,
DM oder EM (Emerging Markets), BRIC und
22 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
Verteilung von Aktien auf immer mehr Markt­
teilnehmer eingeläutet worden sein. Die hohe
Korrelation der einzelnen Aktien beginnt zu
sinken, spekulative Small Caps werden immer
beliebter, große Qualitätstitel underperformen. Um dann den Einbruch auszulösen, dafür
fehlt noch ein einziges oder auch eine Serie von
unerwarteten Schockereignissen. Ein solches
könnte in China seinen Ursprung haben. Die
dortige politische Führung denkt um vieles län­
gerfristiger als die meisten westlichen Politiker.
Egal, wie lange es dauert, aber China will zur
weltweiten Nummer eins aufsteigen. Doch auf
dem Weg zur Weltspitze kann einiges schiefge­
hen. Eine Finanzkrise made in China könnte die
Weltbörsen kräftig durchschütteln.
Eignen sich Performancemaßstäbe zur Auswahl
von Fondsmanagern?
Nicht sehr. Zumindest müsste man die Perfor­
mance in vielen verschiedenen Zeitfenstern
beobachten, insgesamt in 40 Quartalen, also
zehn Jahren. Ein Großteil der Quartale sollte
innerhalb der mittleren drei Performance-Quin­
tilen sein. Zu diesem Zweck wird die Anzahl
der Manager in fünf Fünftel aufgeteilt. Fonds,
die zumindest im dritten Quintil auftauchen,
befinden sich auch in der sogenannten „Glo­
ckenkurve“. Wenn sie diese verlassen, so ist dies
ein Warnsignal. Auch das Verhältnis zwischen
den Top-Quintilen zu den Bottom-Quintilen ist
interessant, vor allem bei aggressiven Fonds­
managern. Dieses Verhältnis sollte bei drei zu
eins liegen. Wichtig sind auch die Trendumkehr
vom Top zum Bottom und was der Manager ge­
tan hat, um nicht weiter in Ungnade zu fallen.
Wie also lautet Ihr Resümee?
Egal, welche Rollen man abseits der Geldan­
lage spielt, man sollte die dabei gemachten
Erfahrungen unbedingt berücksichtigen, um
herauszufinden, wie man als Investor tickt.
Eine gewisse Neigung zur Psychologie und im
Speziellen zur Analyse der Marktpsychologie
kann auch nicht schaden, denn in der Tat lassen
sich Crashs, aber auch Blasen so besser iden­
tifizieren. Sein eigenes Nervenkostüm genau
zu kennen ist an der Börse mindestens ebenso
wichtig wie all die unzähligen Statistiken, die
es für praktisch alle Anwendungsbereiche und
Marktsituationen gibt.
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BRENNPUNKT ° Hochfrequenzhandel
Wenn Nanosekunden entscheiden
An den Börsen kommt es immer wieder zu heftigen Kursausschlägen. Nicht immer sind sie Zufall. Besessene
Spekulanten mit hochgerüsteten Computer-Programmen und Orderübertragung binnen Nanosekunden heben
immer wieder die Märkte aus den Angeln. Die EU lässt jetzt erste Schranken herunter.
A
m 6. Februar 2014 krachte es am
Frankfurter Aktienmarkt. Innerhalb
von Sekunden fiel der DAX-Future um fast
zweihundert Punkte bis auf 9.010. Zeitgleich mit der Verkündung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Zinsen unverändert zu belassen. Dann unterbrach die
Deutsche Börse den Handel. Eine reguläre
Volatilitätsunterbrechung, hieß es. Sie dauerte rund drei Minuten. Anschließend notierte der Kontrakt wieder im Plus und lag
zuletzt bei 9.170 Zählern. Der Leitindex
DAX selbst fiel während des Flash-Crashs
im Futures-Kontrakt nur um etwa 40
Punkte zurück.
Am 31.01.2014 verursachte ein falsch
ausgefüllter Kaufauftrag einem Aktienhändler an der Londoner Börse einen Verlust von rund 500.000 Euro – innerhalb weniger Sekunden. Der Fehler, in der Branche
als „Fat Finger“ (dicker Finger) bezeichnet,
passierte dem Händler beim Kauf von Aktien der größten europäischen Bank HSBC.
Deren Börsenkurs schoss durch den Fauxpas kurzzeitig um zehn Prozent in die
Höhe.
EU GEGEN TURBOHANDEL
AN DEN BÖRSEN
Nicht immer ist klar, ob derartige Eruptionen Absicht oder Versehen sind. Denn
es existiert ein weltweites System für blitzartige Ordermengen an den Börsen: der berüchtigte Hochfrequenzhandel. Algorithmische Strategien sind immerhin für fast
die Hälfte der Trades an der New Yorker
Börse verantwortlich und für rund 40 Prozent des Handelsumsatzes an den deutschen Börsen. Am 15.01.2014 haben Unterhändler des EU-Parlaments, der Regie-
24
° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014
rungen und der EU-Kommission begonnen, dieser kleinen Schar von Spekulanten,
den schillernden Exoten im Börsen-Geschäft, die Flügel zu stutzen. Sie haben ein
Abkommen für strikte Regeln im Hochfrequenzhandel mit Rohstoffen beschlossen,
um wenigstens der Spekulation mit Nahrungsmitteln ein Ende zu setzen. Die Finanzmärkte in der Europäischen Union
unterliegen künftig strengeren Regeln und
strikteren Auflagen für den Hochfrequenzhandel und die Rohstoffmärkte. Die Überarbeitung der EU-Finanzmarktrichtlinie
MiFID soll noch vom EU-Parlament abgesegnet werden, bevor dieses Ende Mai neu
gewählt wird.
Die MiFID-Regeln tragen auch dem
technologischen Fortschritt Rechnung, da
immer mehr Geschäfte in Sekundenbruchteilen getätigt werden. So müssen Händler
im Hochfrequenzbereich ihre Handelsalgorithmen vorab zur Prüfung vorlegen. Damit sollen systemische Risiken verhindert
werden.
die Funktion der Finanzmärkte zum Vorteil der Realwirtschaft verbessern würde,
fürchtete der britische Bankenverband das
Gegenteil.
Schon im November hatte man sich bei
den Verhandlungen darauf geeinigt, dass
Geschäfte auf undurchsichtigen Handelsplattformen - sogenannten „Dark Pools“ nur noch in geringem Umfang möglich sein
sollten. Daneben werden neue Plattformen
(OTF - Organised Trading Facility) eingeführt, die den rund 640 Billionen Dollar
(rund 470 Billionen Euro) schweren außerbörslichen Handel (OTC) transparenter
machen sollen.
Im vorigen Sommer hatte auch die USZentralbank Federal Reserve (Fed) angekündigt, den direkten Rohstoffhandel der
Finanzinstitute stärker unter die Lupe zu
nehmen - ins Visier gerieten dabei Wall
Street-Schwergewichte wie Goldman Sachs
und JPMorgan Chase. Einige Großbanken
wie JPMorgan haben sich daraufhin von
Teilen ihres Rohstoffgeschäfts getrennt.
FINANZMÄRKTE SOLLEN LEBENSMITTEL NICHT MEHR VERTEUERN
Beim Handel mit Rohstoffen gelten
künftig Positionslimits, die vor allem starke
Schwankungen bei Lebensmittel- und
Energiepreisen verhindern sollen. Den Spekulanten werden in diesem Bereich künftig
harte Grenzen gesetzt. „Exzessive Liquidität auf Europas Finanzmärkten kann künftig nicht mehr die Preise von Nahrungsmitteln treiben“, lobte Sven Giegold, der finanzpolitische Sprecher der Grünen im
EU-Parlament.
Während EU-Binnenmarktkommissar
Michel Barnier meinte, dass die Richtlinie
HOCHGERÜSTETER COMPUTERHANDEL
MIT WENIGEN TEILNEHMERN
Hochfrequenzhandel ist ein extrem
hochgerüsteter, extrem aufwendiger und
extrem kostspieliger Handel, in dem sich
ohnehin nur wenige Marktteilnehmer behaupten. Weil Rechenmaschinen schneller
reagieren können als das menschliche Gehirn, jagen diese Computer in Sekundenbruchteilen ihre Orders in die Handelssysteme der Börsen. Es ähnelt der Automaten-Zockerei in Las Vegas, wo sinnigerweise die Firma Bright Trading ihren Sitz
hat, einer der großen Marktteilnehmer in
diesem Geschäft.
CREDITS: Shutterstock
Wolfgang Freisleben
Seit 2007 veranstaltet das GELD-Magazin in regelmäßigen Abständen Kongresse
für institutionelle Investoren. In Halbtages-Seminaren stellen dabei jeweils vier bis
fünf Gesellschaften ihre Expertise in ihrem speziellen Investmentbereich vor.
Abgerundet wird die Veranstaltung durch Impulsreferate unabhängiger Experten,
die in inhaltlichem Zusammenhang zur Thematik stehen.
26. Februar 2014 – Vermögensverwaltende Fonds & TR-Produkte
DIE STRATEGEN. Auch in extrem schwierigen Marktphasen eine positive Performance zu erzielen – diesen hohen Anspruch setzen sich Vermögensverwaltungsund Total-Return-Fonds. Erfahren Sie, welche Strategien zu einem nachhaltigen
Erfolg führen und welche wahrscheinlich floppen werden.
25. März 2014 – Die aussichtsreichsten Asset-Klassen
RICHTIGE POSITIONIERUNG. Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe.
Welche Asset-Klassen heuer die Nase vorne haben werden. Wo Sie das größte
Chancen/Risiko-Verhältnis in den kommenden Monaten erwarten können.
Experten stellen die interessantesten aktuellen Trends vor.
24. April 2014 – Stabile Erträge mit den besten Anleihenfonds
REALE RENDITEN. Bond ist nicht Bond. Das Universum umfasst Unternehmensund Staatsanleihen sowie dynamische High Yields. Gebündelt in professionell
verwalteten Fonds, die auch regionale Chancen nützen, kann das konservative
Anlegerportfolio renditesteigernd diversifiziert werden.
21. Mai 2014 – Wachstumsmärkte
NO RSIK – NO FUN. China & Co weisen zwar kein zweistelliges BIP-Wachstum
mehr auf. Absolut gesehen sind die Zuwächse dennoch enorm. Ein jahrzehntelanger
Aufholbedarf wird bestimmte Länder und Regionen auch weiterhin zu einem Eldorado machen. Wie Sie am meisten davon profitieren können, erfahren Sie hier.
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Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr
Vorträge: 9:00 bis ca. 12:00 Uhr
anschließend Mittagsbuffet
Ort der Veranstaltung
Haus der Industrie
Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien
„Ludwig Urban – Saal“
Zielgruppen/Gäste
Fondsmanager, Dachfondsmanager,
Vermögensverwalter, Versicherungen,
WPDL-Unternehmen, Pensionskassen,
CFOs, Private Banker,
Kundenbetreuer von Banken, etc.
26. Juni 2014 – Nachhaltige Investments & Neue Energien
VERANTWORTUNG. Vom Nischenprodukt zum Mainstream – immer mehr Investoren setzen auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Wirtschaftsleben. Mit
Neuen Energien, Ressourceneffizienz und vielen anderen „SRI/ESG“ Themen lässt
sich mit gutem Gewissen auch gutes Geld verdienen.
24. September 2014 – Die besten Anleihen-Strategien
ZINSEN & WÄHRUNGEN. Bei geschickter Diversifizierung lässt sich aus der
Kombination von Staats-, Unternehmens- und dynamischen High-Yield-Anleihen
ein renditestarkes und dennoch risikoarmes Portfolio zaubern. Hier erfahren Sie die
besten Strategien für Ihre festverzinsliche Geldanlage.
22. Oktober 2014 – Wachstumsbranchen
AUFSTEIGER. Wachstumsbranchen wie IT, Healthcare, Infrastruktur oder Automotive-Systems sind aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken.
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Veranstalter
GELD-MAGAZIN
Kontakt
4profit Verlag GmbH
Rotenturmstraße 12/Stg. 1
1010 Wien
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T: +43 1 997 17 97 21
25. November 2014 – Investmentausblick 2015
MEGATRENDS. Welche ökonomischen Entwicklungen, Branchen und Regionen
werden das kommende Jahr prägen? Von welchen Trends werden Investoren 2015
am meisten profitieren? Ein umfangreicher Expertenausblick gibt Ihnen hier Antworten auf diese Fragen.
Snezana Jovic
s.jovic @ geld-magazin.at
T: +43 1 997 17 97 12
F: +43 1 997 17 97 97
BRENNPUNKT ° Hochfrequenzhandel
xxxxxxxxx
Mit enormem Aufwand haben Hochfrequenzhändler und Börsen die Zeit einer
Transaktion von 2006 bis heute von 21 Millisekunden auf 0,3 Millisekunden verringert. „Wettlauf zur Null“ nennen die tempobesessenen Händler ihr Bestreben, sich
bei der Übermittlung ihrer Order möglichst nahe an die Lichtgeschwindigkeit heranzuarbeiten. Die Null, also der Punkt, an
dem sich der zeitliche Unterschied zur
Lichtgeschwindigkeit in nichts auflöst. Ein
Rennen, das niemals aufhört. Bei ihren von
Algorithmen befeuerten Handelsaufträgen
können Vorsprünge von Nanosekunden –
der milliardste Teil einer Sekunde – über
Gewinn oder Verlust entscheiden.
ZEIT IST GELD – NIRGENDS GILT DAS
MEHR ALS HIER
Schon seit einigen Jahren rüsten die auf
Hochgeschwindigkeit spezialisierten Handelsfirmen immer stärker auf. Zunächst ließen sie eigens angefertigte Glasfaserkabel
verlegen, dann stürzten sie sich auf Mikrowellen – und später auf Millimeterwellenübertragungen.
Jetzt soll sogar Laser zum Einsatz kommen. Es ist ein absurder Kampf um die letzten Zeitreserven in den Systemen. Verantwortlich dafür ist Michael Persico, der
Gründer und Chef von Anova Technologies. Er will einen Laserraster zwischen den
Rechenzentren der New York Stock Exchange (NYSE) in der Wall Street von Manhattan und der elektronischen Börse Nasdaq in New Jersey ausbreiten. Computerhandelsfirmen werden sich diese neue
Technologie zunutze machen können, indem sie ihre Server, also die Maschinen, die
ihre auf Algorithmen basierenden Kauf-
26
° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014
Börse New York: Fast die Hälfte der Trades durch Hochfrequenzhandel
und Verkaufsorders ausspucken, in den Rechenzentren der Börsen aufstellen - so nah
wie möglich am Börsencomputer, denn jeder Zentimeter mehr Kabel kostet Zeit.
IM TEMPORAUSCH AUF DER JAGD
AN DEN BÖRSEN
In ihrem Temporausch lassen die Hochfrequenzhändler nichts aus. Sie verticken
Aktien, Rohöl-Terminkontrakte, Staatsanleihen und Wertpapiere, deren Kurse sofort
reagieren, wenn die zuständigen staatlichen
Stellen Konjunkturdaten wie etwa Arbeitsmarktberichte veröffentlichen. Solche Meldungen sind im Nu übermittelt.
Eine dunkle Macht, die das Weltfinanzsystem bedroht? Auf diese Frage hatte Bernhard Langer, Deutschland-Chef der amerikanischen Fondsgesellschaft Invesco, eine
klare Antwort: „Der Hochfrequenzhandel
hat keinen gesamtwirtschaftlichen Nutzen,
dafür schadet er sehr, wenn in die Modelle
ein Fehler einprogrammiert worden ist und
in der Folge der Markt quasi irrtümlich einbricht“, sagte Langer, der schon früh Stellung gegen den Blitzhandel bezogen hat.
Häufig wird als Argument gegen den
ultra-schnellen Handel angeführt, dass er
die Kurse verzerre und die Märkte schwankungsanfälliger mache. Das stört Langer
nicht so sehr wie der Umstand, dass der allergrößte Teil der angeblichen Liquidität
gar nicht existiert. „Es ist nicht selten so,
dass innerhalb von Sekunden zwischen 70
und 90 Prozent der Kauf- und Verkaufsaufträge in einem Wertpapier verschwinden
und sogar niemals hätten ausgeführt werden können“, meint Langer. „Das Argument der großen Liquiditätsbereitstellung
stimmt daher gar nicht.“
FONDSMANAGER FÜRCHTEN
DIE SCHNELLEN TRADES
Viele Fondsmanager, die im althergebrachten Stil Aktien oder Anleihen für ihre
Fonds in der Hoffnung kaufen, dass deren
Kurse irgendwann steigen, betrachten den
Hochfrequenzhandel mit Sorge. Die sogenannten „Flash Crashs“ in den Vereinigten
Staaten haben gezeigt, was passieren kann,
wenn beim Hochfrequenzhandel Systeme
außer Kontrolle geraten. „Denn der Hochfrequenzhandel wirkt als Trendverstärker“,
beklagte einst Eicke Reneerkens, Leiter des
Derivatehandels bei der Union Investment.
„Wenn Investoren zum Beispiel ernstliches
Kaufinteresse an einer Aktie haben, springen Hochfrequenzhändler auf und treiben
die Preise hoch.“
DER COMPUTER ERKENNT SOFORT
ANOMALIEN IM MARKT
Gute Gewinne verspricht auch die Arbitrage, die Ausnutzung von Preisunterschieden für eine Aktie an unterschiedlichen Handelsplätzen. Der Computer erkennt das, kauft an der einen Börse und
verkauft an der anderen zu einem höheren
Preis. Er nutzt auch andere Anomalien im
Markt. Steigt etwa der Kurs einer DAX-Aktie, aber nicht sofort auch der Preis der Option auf diese Aktie, können die Händler
die zeitliche Verzögerung ausnutzen. Ähnlich ist das bei neuen Nachrichten, wie etwa
einer Zinsentscheidung der Europäischen
Zentralbank. Der Computer scannt fortlaufend die Nachrichtenticker und kauft bei
einer Zinssenkung sofort – und damit
schneller, als menschliche Händler es schaffen würden und bevor die Aktienkurse auf
breiter Front steigen.
CREDITS: Shutterstock
Börse Frankfurt: Kurssturz des DAX-Future in Sekunden
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F
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gemütlich und in aller Ruhe die Bahnen zieht,
regt sich dann auch ein kleines Hungergefühl.
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schon eine wohltuende Partnermassage reserviert. „Das klingt ja direkt kitschig, lachte meine Freundin, als ich ihr von den romantischen
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MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
27
brennpunkt ° Lateinamerika-Investments
Die fetten Jahre sind vorbei
Lateinamerika hat schon einmal bessere Zeiten gesehen: Das Wirtschaftswachstum bleibt hinter den Erwartungen zurück und einige Staaten kämpfen mit erheblichen Strukturproblemen. Auch Brasilien als größte
Ökonomie des Kontinents schwächelt. Kann die Fußball-WM vielleicht für entscheidende Impulse sorgen?
Harald Kolerus
merging Markets haben derzeit generell keinen leichten Stand: Die (behutsame) wirtschaftliche Entspannung in den
Vereinigten Staaten und Europa hat wieder
vermehrt das Geld internationaler Investoren angelockt. Vice versa hatten Schwellenländer-Fonds mit massiven Kapitalabflüssen zu kämpfen. In Lateinamerika
erweist sich die Situation als zusätzlich problematisch, weil einzelne Länder von politischen Unruhen bzw. schwachen Regierungen belastet werden. Siehe zum Beispiel
Venezuela, wo gewaltsame Massendemonstrationen fast schon zum Alltag gehören. In Argentinien wiederum ist die Staatsschuldenproblematik völlig aus dem Ruder
gelaufen.
angeSCHlageneR RieSe
Am stärksten wird die Entwicklungs Lateinamerikas aber nach wie vor von Brasilien beeinflusst, der mit Abstand größten
Volkswirtschaft der Region. Luis Carrillo,
Fondsmanager des JPM Latin America
Equity Fund, erklärt: „In Brasilien ist eine
Verlangsamung des Wirtschaftswachstums
festzustellen. Regelmäßig mussten die BIPWachstumsraten nach unten revidiert werden. Der Markt war für das Langzeitpotenzial des Landes überwiegend optimistisch,
nachdem die Erwartungen aber über zwei
Jahre hinweg enttäuscht worden sind, hat
sich die Stimmung zum Negativen gedreht.“
In einem katastrophalen Zustand sieht der
Experte das Land aber nicht, weshalb er
auch nicht von einer großen Krise, sondern
lediglich von einem Wachstum auf moderatem Niveau ausgeht.
aMPel aUF Rot
Alles andere als optimistisch zeigt sich
hingegen Marcus Russ, Senior-Portfoliomanager bei Veritas und Fondsmanager des
Veri ETF-Allocation Emerging Markets:
„Bei Brasilien sieht unser Trendphasenmodell rot. Es hat sowohl auf Tages- als auch
auf Wochenbasis eindeutige Verkaufssignale angezeigt, sodass wir entsprechend
reagiert und den Anteil von Brasilien auf
null Prozent reduziert haben.“ Beim Veri
ETF-Allocation Emerging Markets handelt
es sich um einen komplett systematisch gemanagten ETF Allokationsfonds mit dem
Fokus auf Schwellenländer. Dabei wird auf
Prognosedaten verzichtet, da diese nach der
Auffassung von Veritas Investment oftmals
keine verlässlichen Voraussagen für die Zukunft liefern. Der Fonds investiert in ausgewählte börsengehandelte Emerging Market
Indexfonds, vor allem Aktien-ETFs, aber
auch Staatsanleihen- und Unternehmensanleihen-ETFs sowie in Geldmarkt-ETFs.
° DIE BESTEN LATEINAMErIKA-FONDS
iSiN
LU0298454090
LU0053687314
LU0254986077
IE00B04R3C99
LU0050427557
FONdSNAMe
BSF Latin American Opportunities
JPM Latin America equity
HSBc GiF Latin American equity
charlemagne Magna Latin American
Fidelity Funds - Latin America
VOLUMeN
41 Mio. €
104 Mio. €
103 Mio. €
51 Mio. €
845 Mio. €
PerF. 1 J.
-25,5 %
-25,0 %
-21,6 %
-25,5 %
-27,4 %
3 J.p.a.
-8,0 %
-7,0 %
-9,0 %
-9,2 %
-8,9 %
5 J.p.a.
24,8 %
14,4 %
13,9 %
13,4 %
13,0 %
ter
2,49 %
1,90 %
1,39 %
2,28 %
1,94 %
Quelle: Lipper Hindsight, Performance auf EUR-Basis, Stichzeitpunkt: 05. März 2014
28
° GELD-MAGAZIN – MärZ 2014
Die Aktienquote wird dabei flexibel zwischen null und 60 Prozent gesteuert. Ein Investment in Brasilien war laut dem Fondsmanager auch mit Blick auf die Währung
ein Verlustgeschäft: „Seitdem Ben Bernanke im Mai vergangenen Jahres angekündigt
hatte, die ultralockere Währungspolitik der
Fed auslaufen zu lassen und das Tapering in
aller Munde ist, hat der brasilianische Real
gegenüber dem Euro um rund 20 Prozent
nachgegeben. Ein ETF, der den MSCI Brazil
und damit die wichtigsten Unternehmen
des Landes abbildet, hat seit Mai sogar um
rund 29 Prozent nachgegeben“, so Russ. Gar
so pessimistisch sieht Gerhard Winzer,
Chefvolkswirt der Erste Sparinvest (ESPA),
das Bild in Brasilien nicht, er macht aber
keinen Hehl daraus, dass sich die Situation
schon einmal glänzender präsentiert hat.
Auch er weist auf die Überbewerung des
Real hin: „In Brasilien wurden bereits die
Leitzinsen erhöht, um der Inflation entgegenzuwirken und den Real zu entlasten. Es
ist wahrscheinlich, dass noch weitere Zinserhöhungsschritte folgen werden. Das ist
einerseits volkswirtschaftlich gesehen verständlich, andererseits zieht das natürlich
konjunkturell dämpfende Effekte mit sich.“
Wobei wir beim brasilianischen Wirtschaftswachstum ankommen, das Winzer
vor allem für Emerging Markets für etwas
gering hält. Tatsächlich ist das BIP des riesigen Staates im Vorjahr um lediglich zwei
Prozent gewachsen, heuer sollen es Prognosen zufolge gar nur 1,5 Prozent werden.
WM & olYMPia
Nun stehen bekanntlich in Brasilien
sportliche Großereignisse vor der Tür:
Nämlich die Fußball-Weltmeisterschaft im
credit: Shutterstock
E
Lateinamerika-Investments
heurigen Jahr und die Olympischen Sommerspiele 2016. Könnten vielleicht diese
Mega-Events für die notwendigen Impulse
sorgen und die brasilianische Wirtschaft auf
einen ergiebigeren Wachstumspfad zurückführen? Die meisten Experten zeigen sich
hier zurückhaltend. ESPA-Experte Winzer
kommentiert dazu: „Die Weltmeisterschaft
wird wohl einen leicht positiven Einfluss
auf die Wirtschaft ausüben, das große Bild
wird sie aber wohl nicht verändern.“ Wobei
Winzer einen indirekten Effekt psychologischer Natur nicht ausschließen will, sollte
das brasilianische Team groß aufspielen:
„Bei sportlichen Erfolgen steigt die Stimmung der gesamten Bevölkerung, es könnte
mehr konsumiert, investiert etc. werden“, so
der Experte. Auch für JPM-Fondsmanager
Luis Carrillo ändern WM und Olympia
nichts Grundsätzliches an der Einschätzung
zu Brasilien, das sich demnach noch einige
Jahre schwer tun wird: „Es zeigt sich derzeit
nichts am Horizont, was hier unsere Meinung ändern könnte“, so der Lateinamerika-Spezialist.
on tHe RoaD
Carrillo will allerdings nicht ausschließen, dass vor allem einzelne Aktien von den
Sport-Events profitieren könnten, allerdings nur, wenn die Unternehmensstory
grundsätzlich in Ordnung ist. Als interessantes Beispiel nennt der Fondsmanager die
brasilianische Marco Polo, immerhin der
größte Bus-Hersteller der Welt: „Das Unternehmen verfügt über eine einzigartige Präsenz in einem interessanten Sektor und
auch international gesehen sehr gute Wachstumsperspektiven, zuletzt wurde etwa ein
Großauftrag in Australien lukriert. In Bra-
° brennpunkt
silien selbst müssen nun die Bus-Flotten erneuert werden, die Regierung steht hinter
einem Ausbau des Sektors. Nicht zuletzt
machen die WM und Olympia Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur notwendig.“ Auch für den Comgest Growth Global
Emerging Markets Fund spielen bei den Investmententscheidungen langfristige Infrastrukturerfordernisse wie gebührenpflichtige Straßen und Energieerzeugung prinzipiell eine wichtige Rolle. „Brasiliens Mautstraßenbetreiber CCR zum Beispiel kann dank
seines hohen Anteils an wiederkehrenden
Umsätzen eine ausgezeichnete Gewinnvisibilität vorweisen“, heißt es in einem aktuellen Kommentar des Fondsmanagements.
Auch Templeton-Experte Mark Mobius, gemeinhin als „König der Emerging Markets“
bekannt, gefällt das Thema Infrastruktur:
„Aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft
MärZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
29
brennpunkt ° Lateinamerika-Investments
wichtige Wahlen stattfinden – zum Beispiel
eben im zweiten Halbjahr in Brasilien. Mobius: „Erreicht der Wahlzyklus erst seinen
Höhepunkt, könnten Regierungen unserer
Ansicht nach besser in der Lage sein, auf die
Widerstände gegen ein langfristiges Wachstum einzugehen und von populis­tischen
Maßnahmen abzusehen.“
Regionale Favoriten
Dennoch spielt Brasilien im „lateinamerikanischen Orchester“ derzeit nicht die
erste Geige. Andere Länder erscheinen attraktiver, wobei ESPA-Experten Winzer aktuell vor allem Mexiko gut gefällt: „Das
Land hat riesige Infrastrukturprojekte angestoßen und treibt Strukturreformen und
eine Öffnung der Wirtschaft, etwa im Ener-
giebereich, ­voran. Die Wirtschaftspolitik
Mexikos kann innerhalb Lateinamerikas als
herausragend bezeichnet werden.“ Der mexikanische Markt profitierte unlängst von
einem großen Anlegerinteresse, insbesondere auch aufgrund der verbesserten Aussichten in den USA – Mexikos wichtigstem
Handelspartner. Emerging Markets-Guru
Mobius meint dazu: „Mexikos Wettbewerbsfähigkeit bei US-Exporten hat sich in
den letzten Jahren erheblich verbessert.
Viele Unternehmen erweitern ihre operative Tätigkeit in Mexiko zur Herstellung von
Produkten mit hohem Mehrwert, wie Kraftfahrzeuge, Flugzeuge und medizinische Geräte. Mittel- und langfristig gehen wir davon aus, dass sich dieser Trend weiterentwickeln wird.“ Eine längere Phase höherer
„WM und Olym­
pia in Brasilien
sollten das Wirt­
schaftswachs­
tum weiter
vorantreiben.“
„In Lateiname­
rika sollten das
BIP pro Kopf
und der Kon­
sum langfristig
weiter steigen.“
„Es wurden
­bereits gewal­
tige Struktur­
reformen in
­Lateinamerika
durchgeführt.“
Mark Mobius,
Franklin Templeton
Luis Carrillo,
JPMorgan
Gerhard Winzer,
Erste Sparinvest
Templeton Latin America Fund
JPM Latin America Equity Fund
ESPA STOCK GLOBAL EM. Markets
Der Templeton Latin America Fund investiert
vornehmlich in Aktien von Unternehmen, die
in Lateinamerika ihren Firmensitz haben oder
dort in erheblichem Maße geschäftlich tätig
sind. Derzeit ist Brasilien mit einem Portfolio­
anteil von über 50 Prozent bei weitem am
stärksten gewichtet. Es folgen Chile, Mexiko
und Argentinien mit jeweils rund zehn Prozent. Die größten Sektoren im Fonds werden
derzeit von der Finanzbranche und Rohstoffen
mit je über 27 Prozent gestellt.
Dem Fondsmanagement des JPM Latin
America Equity Fund gefällt aus Ländersicht
derzeit vor allem Peru sehr gut. „Das Land
hat von seinen benachbarten Staaten nur
die besten wirtschaftlichen Praktiken gelernt,
außerdem befindet man sich in einer lebhaften Phase der Industrialisierung“, so der
Kommentar von Fondsmanager Luis Carrillo.
Brasilien habe hingegen einige der gesetzten
Erwartungen enttäuscht und leide jetzt unter
dem gedämpften Wirtschaftswachstum.
Wer nicht alleine auf Lateinamerika setzen
will, kann natürlich auch einen weltweit
agierenden Schwellenländerfonds ins Auge
fassen. Wie zum Beispiel den ESPA Stock
Global-Emerging Markets. Derzeit ist Brasilien
mit einer Gewichtung von rund zehn Prozent
das größte lateinamerikanische Land im
Portfolio, es folgt Mexiko mit fünf Prozent.
Auch Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der ESPA,
lobt Mexiko für seine Reformbemühungen
und vorbildliche Wirtschaftspolitik.
30 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
creditS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
2014 und der Olympischen Sommerspiele
2016 konnten wir erhebliche Infrastrukturinvestitionen im Land beobachten und erwarten noch weitere. Das sollte das Wirtschaftswachstum der kommenden Jahre antreiben, was unserer Meinung nach langfristig die Basis für ein höheres, nachhaltiges
Wachstum stärken wird.“ Mit dem sich entwickelnden Verbraucherverhalten in Brasilien und dem steigenden Pro-Kopf-Einkommen erwartet sich Mobius prinzipiell
für das Land nicht nur einen hohen Konsum von in Brasilien selbst hergestellten
Produkten (Verbrauchs- und lang­lebige Güter), sondern auch von Importprodukten
aus regionalen und globalen Märkten. Der
Experte verweist auch darauf, dass heuer in
mehreren größeren Schwellenmärk­t en
°
Lateinamerika-Investments   Brennpunkt
mittel auswirken und das BIP-Wachstum
langfristig steigern“, so der Experte weiter.
LATEINAMERIKA – BRUTTOINLANDSPRODUKT
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Brasilien
Mexiko
Argentinien
Venezuela
Kolumbien
Chile
Geduld,
Ausdauer
Peru
Quelle: World Bank 2013
Quelle: Statista 2014
Vorsicht,
6,3%
5,8%
5,8%
5,1%
3,4%
3,5%
3,8%
5,2%
1
0
2003 2004 2005
2,0%
2
3,3%
3
4,0%
4
1,8%
1.622
1.366
6
0,9%
0
2012
2013 - Projektion
%
7
5
663
500
552
882
1.000
1.089
1.500
1.650
2.143
2.000
2.504
2.493
in Milliarden US-Dollar
2.425
Stagnation: Brasiliens Bruttoinlandsprodukt (bip) 2003 bis 2013
2.500
Strukturreformen durchgeführt werden.
Das Wachstumspotenzial bleibt enorm, es
steht aber die Langfristperspektive im Vordergrund. Investoren sollten sich nicht auf
Länderwetten einlassen, sondern auf gut
­diversifizierte Lateinamerika-Fonds setzen.
Eine Auswahl davon finden Sie auf Seite 28.
Fazit
Die „fetten Jahre“ in Lateinamerika sind
zwar nicht endgültig gezählt, derzeit müssen aber „kleinere Brötchen“ gebacken und
3,4%
wirtschaftlicher und politischer Stabilität
ermöglichte es laut Mobius der Regierung
außerdem, sich auf Reformmaßnahmen zu
konzentrieren: „Gemäß den Erwartungen
wird sich die Umsetzung wichtiger Refor­
men in naher Zukunft fortsetzen. Dies dürfte sich schnell auf die staatlichen Haushalts-
DNCA Invest Eurose
DNCA Invest Evolutif
DNCA Invest Convertibles
DNCA Invest Miura
DNCA Invest Value Europe
DNCA Invest Infrastructures
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 31
UXH3KLOLSSH,,//X[HPERXUJZZZGQFDÀQDQFHDW7HO
brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz
Freispruch für UBS und Deutsche Bank in Italien
Ein juristischer Erfolg für die UBS und
die Deutsche Bank: Ein Berufungsgericht in Mailand hat die beiden Großbanken sowie die irische Depfa Bank
und das US-Institut JP Morgan vom
Vorwurf freigesprochen, die Stadt Mailand mit Zinswetten über den Tisch
gezogen zu haben.
Mailand wollte sich mit einem Swap-Kontrakt gegen Zinsschwankungen auf eine
rund 1,7 Milliarden Euro schwere 30-jährige Anleihe absichern, die die Stadt 2005
begeben hatte. Ähnliche Zinswetten waren
an hunderte Kommunen und Regionalverwaltungen in Italien verkauft worden.
Die Banken versprachen dabei den Stadtfinanzchefs niedrigere Zinsen. Doch in
der Finanzkrise verloren sie Millionen,
weil sich die Märkte nicht in die Richtung
Freude in der UBS-Zentrale über das positive
Urteil des Berufungsgerichtes in Mailand
bewegten, auf die sie gesetzt hatten. 2013
saßen nach Angaben des Finanzministeriums noch 275 Verwaltungen auf 536
Derivatekontrakten im Volumen von 27,5
Milliarden Euro. In erster Instanz waren
die vier Banken im Fall Mailand zu Millionenstrafen verurteilt worden, gegen
neun Mitarbeiter waren Bewährungsstrafen von bis zu acht Monaten verhängt. Das
Berufungsgericht erklärte aber nun, dass
der Vorwurf des schweren Betrugs jeder
Grundlage entbehre und sprach die Banken sowie deren Mitarbeiter frei.
Ein Deutsche-Bank-Sprecher sagte: „Das
Urteil bestätigt, dass die Deutsche Bank
und ihre Mitarbeiter korrekt und im Einklang mit Gesetzen und Regulierungen
gehandelt haben.“ Die Staatsanwaltschaft
hat ihrerseits nun die Möglichkeit, innerhalb von 90 Tagen Revision beim obersten
Gericht einzulegen. Staatsanwalt Piero de
Petris will sich mit einer Entscheidung
aber noch Zeit lassen und „das Urteil
nochmals genau lesen“. (mf)
Barclays streicht 12.000 Jobs und erhöht Boni
Während der seit 2012 amtierende Firmenchef Antony Jenkins die Boni für die
Angestellten im Investmentbanking kräftig erhöht, forciert die Bank gleichzeitig
einen Sparkurs, indem sie bis zu 12.000
Stellen streicht. Allein auf dem Heimatmarkt sind 7.000 Mitarbeiter betroffen.
Insgesamt beschäftigte die Bank Ende
2013 knapp 140.000 Mitarbeiter. Weltweit
32 ° GELD-MAGAZIN – märz 2014
haben Großbanken in den vergangenen
Jahren insgesamt mehr als 150.000 Jobs
gestrichen. Barclays war dabei zwar noch
nicht mit radikalen Sparmaßnahmen aufgefallen, hatte zuletzt aber ein Sparziel von
1,826 Milliarden Euro genannt.
Im vergangenen Jahr brach der Vorsteuergewinn wegen der Schwächen im
Investmentbanking um knapp ein Drittel
auf 6,33 Milliarden Euro ein. Der Gewinn
im Investmentbanking war um 37 Prozent
auf 3,04 Milliarden Euro gesunken. Vor
allem Schwächen im Anleihe-Geschäft
hatten die Einnahmen um neun Prozent
auf 13,027 Milliarden Euro gedrückt. Damit befinden sich die Briten allerdings
in guter Gesellschaft. Zahlreiche Großbanken, darunter auch die Deutsche Bank,
hatten zuletzt spürbare Einbußen im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren
hinnehmen müssen. Trotz der schlechten
Ergebnisse schüttete die Bank im ver-
gangenen Jahr Gehaltszuschläge in Höhe
von 2,9 Milliarden Euro aus. Die Zulagen
im Geschäftsbereich Investmentbanking
stiegen um 13 Prozent auf 1,911 Milliarden Euro. Damit hofft CEO Jenkins, dass
Barclays im scharfen Wettbewerb der
internationalen Investmentbanken für talentierte Mitarbeiter attraktiv bleibt. (wf)
Londoner Großbank Barclays: Gewinneinbruch im Investmentbanking 2013
creditS: wikimedia, Archiv, beigestellt
Die britische Großbank Barclays steuert mit massiven Stellenstreichungen
gegen den Gewinnschwund im Investmentbanking. Zuvor hatte sie eher
behutsam auf die hausinternen und
branchenspezifischen Probleme reagiert. Das Institut aus der Londoner
City soll unabhängiger von riskanten
Geschäften werden – eine Lehre aus
der weltweiten Finanzkrise sowie zahlreichen Skandalen wie der Manipula­
tion wichtiger Zinssätze.
°
Meldungen aus der Hochfinanz   brennpunkt
HSBC spart und verdiente 2013 mehr
Die britische Großbank HSBC hat
2013 so viel verdient wie kaum ein
anderes Geldhaus auf der Welt.
Kosten­einsparungen trieben den
Vorsteuergewinn um neun Prozent
auf umgerechnet 16,452 Milliarden
Euro nach oben. Unter dem Strich verdiente HSBC 12,956 Milliarden Dollar.
Damit lag die Bank knapp hinter der
größten US-Bank JPMorgan Chase mit
13,031 Milliarden Euro.
Der Bonuspool für 2013 wurde um sechs
Prozent auf 2,839 Milliarden Euro erhöht.
Allein 239 Mitarbeiter haben eine Sonderzahlung von einer Million Pfund (1,237
Millionen Euro) oder mehr bekommen.
Bankchef Stuart Gulliver erhielt inklusive Sondervergütung acht Millionen Dollar.
Da die EU die Boni künftig beschränkt, will
HSBC die Grundgehälter einiger Top-Banker erhöhen.
Trotz des fantastischen Ergebnisses räumte
Stuart Gulliver ein, dass nicht alle Ziele er-
reicht worden seien. Dies,
obwohl das Geldhaus seit
2011 40.000 Arbeitsplätze
gestrichen und auf Jahresbasis knapp fünf Milliarden
Dollar eingespart hat. 60
Geschäftsbereiche wurden
verkauft oder geschlossen.
Weitere massive Einsparungen sollen die Bank
gegen mögliche Einbußen
im operativen Geschäft
wappnen.
Für 2014 rechnet HSBC
damit, dass es wegen der Bankriese HSBC: 40.000 Arbeitsplätze gestrichen, 60 Gejüngsten Probleme der schäftsbereiche verkauft oder geschlossen
Schwellenländer zu stärpolitik ihr Geld dort abziehen und wieder
keren Schwankungen an den Märkten
kommen kann. Die langfristigen Perspek- in die Vereinigten Staaten umschichtiven dieser Staaten seien aber weiterhin ten. Mehrere Schwellenländer hatten sich
gut. Zuletzt waren in Indien, ­Brasilien, mit teils kräftigen Zinserhöhungen gegen
­Südafrika oder der Türkei die Kurse der den Währungsverfall gestemmt, was aber
wiederum langfristig gesehen das Wachsheimischen Währungen abgestürzt, weil
Anleger wegen der strafferen US-Geld­ tum abwürgt. (wf)
Pfandbriefe – alt und bewährt
P
fandbriefe zählen auch in Zeiten von
Euro- und Bankenkrise zu bevorzugten
Investments von Privatkunden bis zu gro­
ßen institutionellen Kunden. Basierend auf
einem der strengsten Gesetze in Europa, gehören Pfandbriefe österreichischer Emittenten
weiterhin zur ersten Wahl bei der Veranlagung. Alleine durch die regulatorischen Erfordernisse unter Basel III ergibt sich eine „natürliche“ Nachfrage in diesem Produkt mit
seiner mehr als 100-jährigen Tradition ohne
Ausfall.
Beurteilen wir das Produkt hinsichtlich der
Wertentwicklung, dann zeigt sich über den
Zeitraum der letzten
Jahre ganz klar, dass
der Pfandbrief zu den
Top-Performern gehörte. Gleichzeitig
bietet er ein hohes
Maß an Sicherheit.
Der große Vorteil für
Thomas Fendrich,
den Investor besteht
Head of Group Treasury,
darin, dass im FalHYPO NOE Gruppe Bank AG le einer Insolvenz ein
separierter Pool an
Sicherheiten zur Verwertung herangezogen werden kann.
Seit 2009 tritt die HYPO NOE als regelmäßiger Pfandbriefemittent am internationalen Kapitalmarkt auf und kann seit Oktober
2013 auch auf einen hypothekarisch besicherten Deckungsstock zurückgreifen, der ebenso wie der bisher bereits etablierte öffentliche
­Deckungsstock mit der höchstmöglichen Bonität von Aaa durch die Ratingagentur Moody’s
bewertet wird. Für das Jahr 2014 plant die
HYPO NOE die Begebung einer Debüt-Emission eines Hypothekenpfandbriefs im Benchmarkformat.
www.hyponoe.at
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 33
kolumne
HYPO NOE Gruppe
bankingPanorama
TÜRKEI
Land des Monats
ECKDATEN (Republik Türkei)
Eingeschränkt. Angesichts der stark steigenden Privatverschuldung
in der Türkei hat die türkische Bankenaufsicht kürzlich die Zügel für Kreditkartenzahlungen stark angezogen. Neben einer neu vorgeschriebenen
Einschränkung für Ratenzahlungen mit Kreditkarten, die in der Vergangenheit von etwa 50 Millionen Türken in Anspruch genommen wurden, wurden
vielfach auch die Einkaufsrahmen der Klienten stärker an deren Einkommen angepasst. Die seit Anfang Februar durchgesetzte rigidere Strategie
der Regierung in Ankara zeigt schon erste Auswirkungen: Bereits innerhalb der ersten drei Februar-Wochen sind die Kreditkartenzahlungen in der
Türkei um mehr als 880 Millionen Euro zurückgegangen.
Parlamentarische Republik
Ankara
Türkisch
Abdullah Gül
Recep Tayyip Erdogan
814.578 km2
etwa 77 Millionen
etwa 95 pro km2
Türkische Lira
TR
.tr
+90
1932
29. Oktober
Armenien, Aserbaidschan, Bulgarien, Georgien,
Griechenland, Irak, Iran, Syrien
Istanbul, Ankara, Izmir, Bursa, Adana
Hkakabo Razi (5.881 m)
81 Provinzen
Staatsform
Hauptstadt
Amtssprache
Staatsoberhaupt
Regierungschef
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
Währung
Kfz-Kennzeichen
Internet-TLD
Internat. Telefonvorwahl
Staatsgründung
Nationalfeiertag
Nachbarstaaten
Größte Städte
Höchste Erhebung
Verwaltungsgliederung
Starke Worte ´´
„Es ist gefährlich, wenn das Geld nur
in den Konsum fließt und quasi
gleich verjubelt wird!“
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Der deutsche „Wirtschaftsweise“ Christoph Schmidt
mahnt die Bundesbürger angesichts der derzeit sehr
ars.at
Steuerfragen bei Investmentfonds
für Spezialisten
niedrigen Sparquote von zehn Prozent dazu, mehr
Geld für das Alter zurückzulegen.
„Wir liefen der Krise
nur hinterher.“
Geldwäscherei erkennen & abwehren
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mit Mag. ANDEXLINGER, MR Mag. MAHR u. a.
am 14.05.14, Wien | 17.09.14, Wien
Fremdwährungskredite
mit Mag. Dr. SCHOPPER, WP/StB Dr. THUNSHIRN u. a.
am 20.05.14, Wien | 11.11.14, Wien
EZB-Chefvolkswirt Peter Praet gibt sich anlässlich
­einer Veranstaltung der Oesterreichischen Nationalbank sehr kritisch, sieht sich selbst und die Europäi­
sche Zentralbank jedoch ebenfalls in der Schuld.
„Österreich braucht jetzt einen sehr,
sehr guten Finanzminister.“
Erste-Boss Andreas Treichl bezeichnet in einem Ö1-
EU-Förderperiode 2014–2020
Jahrestagung
Radiointerview die kommenden Monate hinsichtlich
einer Lösung für die Hypo Alpe Adria als besonders
Finanzierungs- & Förderquellen
entscheidend.
mit Mag. KOBER, Prok. EDER u. a.
am 14.–15.05.14, Linz
26.–27.08.14,
Wien – März 2014
° GELD-MAGAZIN
34
Von den Besten lernen.
CrediTS: Shutterstock, beigestellt
mit MR Mag. ADAMETZ, WP/StB Dr. FRITSCH
am 09.04.14, Wien | 01.12.14, Wien
KOMMENTAR
STARCAPITAL AG
An ETFs führt kein Weg mehr vorbei
E
xchange
Traded
Funds (ETFs) erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit und weisen seit Jahren ein beeindruckendes Wachstum
aus. Inzwischen ist der
ETF-Markt in Europa auf
weit mehr als 1000 handelbare ETFs angewachsen. Das ETF-Volumen auf
Xetra beträgt mittlerweile
230 Milliarden EUR, weltweit sind sogar 2,4 Billionen USD in ETFs investiert.
darum, mit gleich- oder risikogewichteten Indexkonzepten Alternativen zu den
klassischen Indizes, die nach
Marktkapitalisierung
gewichten, anzubieten. Darüber
hinaus kommen auch vermehrt regelbasierte Strategien in der ETF-Verpackung
auf den Markt, die Wertpapiere eines Universums, z.B.
nach fundamentalen Kriterien, selektieren. Eine spannende Entwicklung, die allerdings auch aufzeigt, dass der
MARKUS KAISER, Fondsmanager der ETF-Strategien STARS und Vorstand der StarCapital AG
ETF-Markt längst nicht mehr
Der bekannteste ETF, der auf
in den Kinderschuhen steckt.
Xetra
gehandelt
wird,
Mit zunehmender Anzahl der
ist der ishares DAX, der die Wertentwick- steigen und fallen, das haben die Entwick- Produkte, Komplexität der Indexkonzepte solung des Deutschen Aktienindex abbil- lungen an den Aktienmärkten im neuen Jahr- wie den unterschiedlichen Replikationsmethodet. Bereits im Jahr 2001 aufgelegt, ver- tausend gleich mehrfach unter Beweis gestellt. den gilt es heute mehr denn je, professionell zu
waltet der Fonds heute 17 Milliarden So ist die größte Stärke der ETFs, der Wertent- analysieren, vergleichen und zu selektieren.
EUR. Der Turnover beträgt monatlich im wicklung eines Index 1:1 zu folgen, gleichzeiPASSIVE STÄRKEN IN AKTIVEN
Durchschnitt eine Milliarde EUR auf Xetra, und tig auch ihre größte Schwäche, denn ETFs bleiSTRATEGIEN NUTZEN
auch im außerbörslichen Handel werden rund ben passiv investiert, egal ob die Kurse steigen
So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Aneine Milliarde EUR in dem ETF umgeschlagen. oder fallen.
zahl der Produktlösungen, die ETFs in der Asset
Das große Volumen im ishares DAX zeigt, dass
DIE WELT DER ETFS WIRD „SMARTER“
Allocation einsetzen, stetig steigt. Als Pionier
ETFs sich längst auch strategisch in Portfolios
wiederfinden, gleichzeitig aber auch gezielt im Längst ist der „Baukasten“ an ETF-Produkten beim Einsatz von ETFs in Dachfonds habe ich
aktiven Handel für taktische Positionierungen groß genug, um damit eine breite Risiko- mir bereits frühzeitig zum Ziel gesetzt, die Stärvon professionellen Marktteilnehmern genutzt streuung in ETF-basierten Portfoliolösungen ken des aktiven und passiven Managements
abzubilden und die Asset Allocation über meh- miteinander zu kombinieren. Dabei setze ich
werden.
rere Assetklassen wie Aktien, Anleihen, Roh- hohe Maßstäbe an die ausgewählten ETFs,
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN VON ETFS
stoffe, Geldmarkt und Währungen auf die un- die sich für die ETF-Strategien von StarCapiGalten die börsennotierten Indexfonds zu- terschiedlichsten Marktszenarien auszurichten. tal qualifizieren. Kosten, Transparenz und Hannächst lediglich als „dumme“ Instrumente, da In den Anfangsjahren der europäischen ETF-In- delbarkeit der ETFs sind für den Investmentersie nur passiv der Entwicklung eines Index fol- dustrie standen vor allem die bekannten Index- folg genauso bedeutend wie die Diversifikation
gen, haben sich ETFs aufgrund ihrer Effizienz barometer wie DAX, EuroStoxx und S&P 500 über eine globale Ausrichtung. Die Risikosteueund Transparenz im Markt mehr als etabliert. im Fokus. Mittlerweile hat sich der ETF-Markt rung sorgt schließlich für eine kontinuierliche
Als wesentliches Argument für ETFs wird vor jedoch auf ein Spektrum von Regionen-, Län- Anpassung der Portfoliostruktur an die jeweiallem die Kostenersparnis im Vergleich zu ak- der-, Segment- und Branchen-ETFs sowie Sty- lige Marktentwicklung, um langfristig eine
tiven Fonds herangezogen, insbesondere, da es le-ETFs wie u.a. Value und Growth weiterent- überzeugende Rendite zu erzielen, ohne die Rilangfristig den wenigsten aktiven Fondsmana- wickelt. Jüngst hat sich mit den sogenannten siken dabei aus den Augen zu verlieren. Aktiv
gern gelingt, ihren Vergleichsindex kontinuier- „Smart-Beta ETFs“ ein ganz neues Segment gemanagte ETF-Strategien bieten sich daher
lich zu übertreffen. Klingt es doch so einfach – an alternativen Strategien mit vermeintlich in- als Basisinvestment für Anleger an, die sich die
mit nur einem ETF in einen ganzen Markt in- telligenteren Indexkonzepten erste Marktan- Vorteile von ETFs zu Nutze machen wollen.
www.starcapital.de
vestieren. Doch Märkte und Indizes können teile erobern können. Hier geht es einerseits
MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
35
WISSEN
mindestreserve
Geheimnisvolle Geldschöpfung
Die Banken verborgen die eingelegten Spareinlagen an Kreditkunden. Darüber hinaus dürfen sie Kredite
­vergeben, indem sie Geld im Wege der Geldschöpfung aus dem Nichts schaffen. Nur ein Bruchteil davon ist
­tatsächlich als Sicherheit bei der Zentralbank hinterlegt. S
ie ist eines der offenen Geheimnisse im
Wissen um die Funktionen einer Zen­
tralbank. Aber bei den Mitarbeitern in Ban­
ken, die damit nicht direkt befasst sind, ist
sie wenig bekannt, obwohl sie von funda­
mentaler Bedeutung im Bankgeschäft ist.
Die Rede ist von der ominösen „Mindest­
reserve“ oder dem „Reserve-Soll“. Dabei
handelt es sich um Pflichteinlagen von Kre­
ditinstituten bei den nationalen Zentral­
banken (NZBen), deren Höhe im EuroRaum von der Europäischen Zentralbank
(EZB) vorgeschrieben wird.
Die absolute Höhe der von jedem Insti­
tut zu unterhaltenden Mindestreserve (MR)
richtet sich nach seiner Reservebasis. In die­
se werden einbezogen: Täglich fällige Einla­
gen; Einlagen mit einer vereinbarten Lauf­
zeit von bis zu zwei Jahren, Einlagen mit ei­
ner vereinbarten Kündigungsfrist von bis
zu zwei Jahren, ausgegebene Schuldver­
schreibungen mit einer vereinbarten Lauf­
zeit von bis zu zwei Jahren sowie Geld­
marktpapiere.
Berechnung als Prozentsatz der
Einlagen
Von dieser Berechnungsbasis wird die
Mindestreserve mit einem Prozentsatz be­
rechnet. Dieser Satz wurde zu Beginn der
dritten Stufe der Wirtschafts- und Wäh­
rungsunion auf zwei Prozent festgesetzt und
ab dem 18.01.2012 auf ein Prozent abge­
senkt. Offenbar in der irrigen Annahme,
damit die Banken zur Intensivierung der
Kreditvergabe an Wirtschaft und Private
anzuspornen. Die höheren Eigenkapital­
erfordernisse gemäß Basel III haben dies
aber erfolgreich torpediert.
Das Mindestreserve-Soll jedes einzel­
nen Instituts wird also durch Anwendung
36 ° GELD-MAGAZIN – märz 2014
des Mindestreservesatzes auf die Mindest­
reservebasis berechnet. Die Institute haben
einen einheitlichen Freibetrag von 100.000
Euro von ihrem Mindestreserve-Soll abzu­
ziehen. Mit diesem Freibetrag sollen die
Verwaltungskosten bei einem sehr gering­
fügigen Mindestreserve-Soll verringert
­werden.
Guthaben auf Konten bei der
Zentralbank
Zur Erfüllung ihrer Mindestreserve­
pflicht müssen Kreditinstitute also Gutha­
ben auf ihren Girokonten bei den NZBen
unterhalten. Dabei erlaubt das Mindest­
reservesystem des Eurosystems den Ge­
schäftspartnern eine Durchschnittserfül­
lung der Mindestreserve. Dies bedeutet,
dass sich die Erfüllung der Mindestreserve­
pflicht nach den durchschnittlichen Gutha­
ben am Ende der Kalendertage auf den Min­
destreservekonten innerhalb einer Mindest­
reserve-Erfüllungsperiode bemisst.
Das Eurosystem will gewährleisten, dass
das Mindestreservesystem weder das Ban­
kensystem im Eurogebiet belastet, noch den
effizienten Ressourceneinsatz behindert.
Aus diesem Grund werden die Mindestre­
serveguthaben der Kreditinstitute verzinst,
und zwar zum durchschnittlichen margina­
len Zinssatz der Hauptrefinanzierungsge­
schäfte während der Mindestreserve-Erfül­
° Wichtige Mindestreservesätze
zentralbank
Peoples Bank of China
Europäische Zentralbank
US-Federal Reserve System
Russische Zentralbank
Schweizerische Nationalbank
satz
20,0 % 1)
1 % 2)
10 %
3,5 %
2,5 %
1) Seit 18.5.2012, 2) Seit 18.1.2012
lungsperiode (gewichtet nach der Anzahl
der Kalendertage). Dieser Satz liegt daher
sehr nahe bei den kurzfristigen Geldmarkt­
zinssätzen.
Da eine Bank nur über ein Prozent der
von ihr gebuchten Gelder wirklich verfügen
muss, kann sie darüber hinaus Geld erzeu­
gen oder auch „schöpfen“. Um beispielswei­
se einen Kredit von 10.000 Euro zu verge­
ben, benötigt die Bank also lediglich 100
Euro ungebundenes und frei verfügbares
Guthaben auf ihrem Zentralbankkonto als
dürre Sicherheitsleistung.
Zinsprivileg für Geld, das aus
Luft erzeugt wird
Verfügt die Bank über diese Rücklage
bei der Zentralbank, kann dem Kunden der
Kredit in Höhe von 10.000 Euro in der Com­
puterdatei des Girokontos gut geschrieben
werden. Dabei handelt es sich um Geld, das
vorher niemand anderer besessen hat. Das
Geld entsteht gleichsam „aus Luft“. Den­
noch ist die Bank nun berechtigt, Zinsen für
das neu geschöpfte und zugleich verliehene
Geld zu kassieren.
Offiziell liegen die wichtigsten Funk­
tionen des Mindestreservesystems in der
Stabilisierung der Geldmarktsätze und der
Steuerung der strukturellen Liquiditäts­
knappheit im Bankensystem. De facto stellt
die Mindestreserve aber ein Steuerungs­
instrument für die Geldschöpfung im Ge­
schäftsbanken-System dar.
Zu beachten ist auch: Analog zur Erzeu­
gung des Buchgeldes durch Kreditvergabe
wird das Buchgeld durch Kreditrückzah­
lung wieder vernichtet; d.h. würden (in
einem theoretischen Moment) tatsächlich
alle Kredite zurückgezahlt, gäbe es kein
Buchgeld mehr.
Investment Integrity Audit
° GELDANLAGE
Zu viel Vertrauen ist gefährlich
Viele Institutionen und besonders wohlhabende Privatpersonen stehen in puncto Vermögensveranlagung vor
einem oftmals unbemerkten Dilemma. Unabhängig davon, ob sie bei der Verwaltung ihres Vermögens auf
einen oder mehrere Banken und Finanzdienstleister vertrauen, haben sie selbst oft nicht die Ressourcen, die
Arbeit des oder der Asset Manager zu überwachen und zu beurteilen.
D
CREDIT: beigestellt
ie Vermögensverwaltungsgesellschaft
swisspartners hat ein Audit-Modell
entwickelt, das es Großanlegern ermöglicht,
die Transparenz ihrer Veranlagungen zu erhöhen und somit Risiken und Kosten zu
senken. Stiftungen, Family Offices, Pensionskassen, Länder und Kommunen, wohlhabende Unternehmer und Unternehmen
sowie sehr vermögende Privatpersonen, sogenannte Ultra High Networth Individuals,
haben eines gemeinsam: sie alle veranlagen
große bis sehr große Vermögen. „Insbesondere aus Risiko- und Haftungsgesichtspunkten sind die Verantwortlichen gut beraten, ihre einzelnen Mandate unabhängig
analysieren und überprüfen zu lassen“, ist
Daniel Natterer, Partner bei der swisspartners (Liechtenstein) AG, überzeugt. Er
spricht aus eigener Erfahrung, immerhin
kontrolliert sein Unternehmen im Rahmen
von sogenannten Audit-Mandaten Vermögen in der Höhe von insgesamt etwa 2,5
Milliarden Euro. Darüber hinaus verwaltet
swisspartners weitere drei Milliarden Euro
an Kundengeldern selbst. Bei diesen zwei
Dienstleistungen – Vermögensverwaltung
und Audit – handelt es sich um Dienstleistungen, die nie gleichzeitig für ein und
denselben Klienten erbracht werden. „Das
würde einen besonders eklatanten Interessenkonflikt darstellen und ist für uns somit
unvereinbar“, präzisiert Natterer.
FINANZIELLE VORSORGEUNTERSUCHUNG
Neben der Einhaltung von Verträgen
und Restriktionen sind es vor allem die
Kosteneffizienz, die Risiken und nicht zuletzt die Performance der einzelnen Mandate, die von swisspartners im Rahmen des
sogenannten „Investment Integrity Audit“
unter die Lupe genommen werden. „Sämtliche Assets aller Teilvermögen werden in
unserem System erfasst und bewertet. Dem
Kunden steht somit eine tagesaktuell verfügbare, integrale Vermögensübersicht mit
objektiver Performance-Messung zur Verfügung“, schildert der Finanzmanager und
ergänzt: „Um maximale Transparenz und
größtmöglichen Output zu generieren, haben wir unser Audit-System in vier Teilbereiche strukturiert.“ Während der erste
Schritt, das formale Audit, ans Tageslicht
bringen soll, ob die Asset Manager die ihnen auferlegten Veranlagungs-Restriktionen und -Bandbreiten auf „Punkt und Beistrich“ einhalten, zielt der zweite Audit-Teil
auf die materielle Integrität ab. Das bedeutet, dass im Zuge einer materiellen Beurteilung alle Transaktionen überprüft – und
alle mit der Vermögensverwaltung anfallenden Kosten hinsichtlich Marktkonformität, Effizienz und Einsparungspotenzial untersucht – werden. Die Überprüfung der
Performance jedes einzelnen Managers, einerseits absolut und andererseits im Peerund Benchmark-Vergleich, ist Gegenstand
des dritten Audit-Bereiches. Danach werden im Rahmen der erweiterten Analyse
kundenspezifisch diverse Aspekte wie etwa
die Auswahl des geeigneten Risikoprofils,
die strategische Asset Allocation des Gesamtvermögens, der Value at Risk, die einzelnen Mandate an die Asset Manager oder
der Ansatz von Strategie und Marktbeurteilung untersucht. „Ähnlich wie beim Arztbesuch ist eine zweite unabhängige und umfassende Meinung oft Gold wert. Auch und
besonders wenn man dem Eigentümer des
Finanzvermögens Rechenschaft schuldig
Daniel Natterer, Partner bei der swisspartners
(Liechtenstein) AG
ist, wie beispielsweise als Finanzchef eines
Unternehmens oder als Stiftungsvorstand.
Diesbezüglich ist es essenziell, auf einen
umfangreichen Audit-Bericht über die
Risiken, die Kosten und die Performance
des anvertrauten Anlagevermögens zurückgreifen zu können“, argumentiert Daniel
Natterer.
ERFOLGSABHÄNGIG
Um das Investment Integrity Audit von
swisspartners in Anspruch nehmen zu können, „müssen die Anleger auch nicht in
Vorleistung gehen“, so Natterer. Der Vermögensverwalter berechnet beim ersten Audit
lediglich ein erfolgsabhängiges Honorar,
das heißt, einen Teil der Einsparungen. Und
diese können zum Teil beachtlich sein.
„Durch die externe konsolidierte Betrachtung des gesamten Vermögens, die Überwachung aller Transaktionen, die Risikokontrolle, die Minimierung von Restriktionsverletzungen und die Erhöhung der Kosteneffizienz haben wir für einzelne Kunden
bereits Einsparungen beziehungsweise
Rückzahlungen in Millionenhöhe erwirkt“,
schildert Natterer.
MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
37
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GELDANLAGEPanorama
NORWEGEN
CL
ECKDATEN (KÖNIGREICH NORWEGEN)
GEWINNER. Statistisch gesehen ist jeder ein-
zelne Norweger – und natürlich auch jede Norwegerin – Kronen-Millionär beziehungsweise
-Millionärin. Zu verdanken haben die Skandinavier das einerseits den sprudelnden OffshoreÖlquellen und andererseits der geschickten
Anlagepolitik des norwegischen Staatsfonds.
Der in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gegründete Fonds konnte im vergangenen Jahr mit rund 16 Prozent plus sogar
den zweitgrößten Gewinn in seiner Geschichte verbuchen. Mit seinen knapp 608 Milliarden
Euro Assets under Management ist der Fonds
weltweit an über 8.000 Firmen beteiligt.
OS
Land des Monats
Staatsform
Konstitutionelle Monarchie
Hauptstadt
Oslo
Amtssprache
Norwegisch plus Regionalsprachen
Staatsoberhaupt
König Harald V.
Regierungschef
Erna Solberg
Fläche
385.199 km2
Einwohner
etwa 5,1 Millionen
Bevölkerungsdichte
etwa 13,2 pro km2
Währung
Norwegische Krone
Kfz-Kennzeichen
N
Internet-TLD
.no
Internat. Telefonvorwahl
+47
Unabhängig seit
1905
Nationalfeiertag
17. Mai
Nachbarstaaten
Finnland, Russland, Schweden
Größte Städte
Oslo, Bergen, Trondheim, Stavanger
Verwaltungsgliederung
19 Provinzen plus
Spitzbergen und Jan Mayen
Höchste Erhebung (am Festland) Galdhopiggen (2.469 m)
ED
ZAHLENSPIEL
700
WEGEN ERFOLGS GESCHLOSSEN. Wie die Credit
Suisse Ende Februar verlauten ließ, ist geplant,
den besonders erfolgreichen „CS Equity Fund
Small and Mid Cap Germany“ ab einem Fondsvolumen von 700 Millionen Euro temporär schließen zu wollen. Aufgrund der starken Mittelzuflüsse der letzten Monate läuft der Fonds „Gefahr“,
diese Schwelle bald zu erreichen. Die Schließung
des Investmentvehikels wäre dann notwendig,
weil nachhaltige Anlagemöglichkeiten in deutsche Small und Mid Caps begrenzt seien, hieß es
dazu aus den Reihen der Credit Suisse. Durch die
Präventivmaßnahme soll sichergestellt werden,
dass der Fonds nach wie vor gemäß seiner
Anlagephilosophie und seines Anlageprozesses
investieren kann.
TRIVIUM GMBH
D
ie Frage, ob es ein guter Zeitpunkt
ist, Immobilien zu kaufen und ob
der Markt nicht „überhitzt“ sei, ist eine der
häufigsten, die ich in meinem Arbeitsalltag gestellt bekomme.
Grundsätzlich ist diese Frage pauschal natürlich nicht zu beantworten, denn Sie kaufen ja
immer eine Immobilie und nicht „den Markt“,
und der Wert dieser Immobilie wird von vielen Faktoren bestimmt. Nichtsdestotrotz kann
man natürlich auch allgemeingültige Aussagen machen, die als zusätzlicher Indikator in
Ihre Entscheidung einfließen sollten.
Die OeNB untersucht die Immobilienpreisentwicklung laufend und hat dazu eine aktuelle Studie veröffentlicht. Für den österreichischen Gesamtmarkt gilt demnach aktuell,
dass dieser ca. acht Prozent unterbewertet ist.
Für Wien im Speziellen gilt eine Überbewer-
40
° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014
tung von 21 Prozent. Daraus muss man aber
auch lesen, dass Österreich außerhalb Wiens
stark unterbewertet ist und es innerhalb von
Wien sehr starke Unterschiede je nach Lagen
gibt. Das Stadtzentrum und die Innenbezirke
sind sicherlich von den jüngsten Preisanstiegen aufgrund von stark gestiegener Nachfrage preislich deutlich aus dem Ruder gelaufen.
Überbewertungen von 30 Prozent und mehr
sind durchaus realistisch. Die Außenbezirke
und vor allem Entwicklungslagen wie der 10.
Und 11. Bezirk hingegen liegen nur knapp
über dem „Normalwert“.
Sehr interessant in diesem Zusammenhang
ist auch die Verschuldungsquote und die Entwicklung der Wohnkredite in Österreich. Diese
sind in den letzten sechs Jahren deutlich zurückgegangen. Wir liegen aktuell ca. 4,5 Prozent unter dem Wert von 2007. Dies lässt für
den Gesamtmarkt den
Schluss zu, dass einerseits mehr Eigenkapital für Immobilien bereitgestellt wird
und andererseits, dass
die Mietnachfrage ansteigt. In Summe also
MARIO KMENTA,
keine schlechte AusGeschäftsführer,
gangsposition für ImTrivium GmbH
mobilieninvestoren mit
mittel- und langfristigem Ziel. Sie können
in regional guten Lagen Immobilien zu vernünftigen Preisen erwerben und bewegen
sich in einem Mietwohnungsmarkt, der
wächst.
[email protected]
CREDITS: Shutterstock, beigestellt
KOLUMNE
Sind Immobilien aktuell zu teuer?
°
Im Gespräch mit Christel Rendu de Lint, UBP   geldanlage
Global High Yield hat die Nase vorne
Die Fondsmanagerin des UBAM-Global High Yield Solution Fonds zieht Credit Default Swaps traditionellen
­Bondinvestments vor und setzt darüber hinaus in diesem Jahr auf die Ertragskraft von Renditespreads in
­Industrieländern, Erholungsstorys europäischer Industrieländer sowie ausgewählte Finanztitel.
GELD ° Ihr Fonds UBAM-Global High Yield
Sie empfehlen Anleihen von Finanzunterneh-
­Solution schneidet ganz klar besser ab als eine
men und hochverzinste Papiere. Weshalb?
auf hochverzinste Anleihen setzende globale
Das stimmt. Die Finanzsparte hat ihre Eigenmittelabstützung (ihr Tier-1 Kapital) signifikant
gestärkt; gegenüber Nicht-Finanzunternehmen
beinhalten diese Anleihen immer noch eine
Prämie von 23 Prozent. Hochverzinsliche Anleihen werden – besonders über CDS – mit einer
viermal höheren Prämie als Investment-GradeAnleihen gehandelt. Sie kompensieren damit
eine höhere Ausfallrate, die aber weder durch
die Fundamentaldaten, noch durch historische
Durchschnittswerte gerechtfertigt wird.
Strategie. Verraten Sie uns Ihr Geheimnis?
Christel RENDU de LINT: Der Einsatz
von Credit Default Swaps (CDS) bietet, verglichen mit traditionellen Bondinvestments,
zusätzlichen Ertrag. Das liegt an folgenden
drei Faktoren: Erstens ist das festverzinsliche
Anlageuniversum begrenzt (eine steigende
Nachfrage führt zu höheren Preisen und niedrigeren Erträgen), während der CDS-Markt
weniger stark dem Risiko einer Angebotsverknappung ausgesetzt ist. Zweitens ist das
Ertragspotenzial der CDS intakt, weil sie im Gegensatz zu Unternehmensanleihen nicht von
den Emittenten vor Fälligkeit zurückgenommen werden können. Drittens ermöglicht die
halbjährliche Aktualisierung der CDS-Indizes (Bildung eines neuen 5-jährigen Index) alle
sechs Monate eine reibungslose und lückenlose
Weiterführung der Portfolioausrichtung und
des Ertrags.
Christel RENDU de LINT, Fondsmanagerin
des UBAM-Global High Yield Solution Fonds
der US-Wirtschaft?
verleiht der aktive Einsatz von CDS unserem Investmentfonds eine einzigartige Positionierung,
da wir der einzige Fondsmanager sind, der diese Instrumente in dem Zusammenhang nutzt.
Wie würden Sie das gegenwärtige Wirtschaftsszenario beschreiben? Welche Investments
credit: beigestellt
Wie beurteilen Sie den Entschuldungsprozess
Was zeichnet Ihr Team aus?
empfehlen Sie an den Kreditmärkten?
Die Mehrzahl der Bondmanager wendet im
hochverzinslichen Marktsegment einen Bottom-Up-Ansatz an, der sich auf die Auswahl der
Rentenpapiere stützt. Wir dagegen wenden einen Top-Down-Ansatz an und konzentrieren
uns auf die Analyse des makroökonomischen
Umfelds und auf die Identifizierung der Themen, die als Antrieb für die Finanzmärkte
fungieren. So können wir die Ausrichtung
unseres Investmentfonds jederzeit unseren
Einschätzungen anpassen. Dabei setzen wir
auf folgende drei Aspekte: die Ausrichtung auf
den hochverzinslichen Anleihenmarkt, die geo­
grafische Ausrichtung in den USA und Europa
und die Zinspositionierung, die wir seit der
Fondsauflegung sehr niedrig halten und die
heute praktisch bei null liegt. Und schließlich
Das Wirtschaftswachstum und die Zentralbanken werden in diesem Jahr als wichtigste
Performancefaktoren dienen. Während Ersteres
eindeutig auf den Haussepfad zurückgekehrt
ist, dürften Letztere an ihrer expansionistischen Politik festhalten. Ein solches Umfeld
wird ganz klar risikoreichen Assets Aufwind
verleihen. Auch am festverzinslichen Markt
suchen wir nach mehr Risiko, insbesondere
in Segmenten, die bessere Fundamentaldaten
bieten, die von der Konjunkturerholung profitieren können und die den Anleger für das
höhere Risiko entlohnen. Daher konzentrieren wir uns auf Renditespreads insbesondere
in Industrieländern, Erholungsstorys (europäi­
sche Peripherieländer), die Finanzbranche und
Hochzinsanleihen.
Überall auf der Welt haben die Volkswirtschaften
stark unter dem globalen Entschuldungsprozess
gelitten, der sich vom Staat über den Bankensektor bis hin zum Konsumenten erstreckte. Dieser
nähert sich nun seinem Ende mit positiven Folgen für das gesamte Wirtschaftsgefüge. Dies zeigt
sich u. a. daran, dass die Verschuldung der amerikanischen Privathaushalte wieder auf ihrem
Trendwert liegt. Auch die Steuerpolitik wird das
Wirtschaftswachstum weniger stark belasten.
Welche Vorteile bringen Assets etwa aus europäischen Peripherieländern für Ihr Portfolio?
Industrieländer und insbesondere Erholungsstorys gehören zu unseren Favoriten. Die
europäischen Peripherieländer ernten heute die
Früchte ihrer strukturellen Reformen. Die Gesundung ihrer Wirtschaft ist spürbar und wird
durch eine merklich bessere Stimmung in der
Industrie und einer kräftigen Aufbesserung der
Leistungsbilanzen veranschaulicht, besonders
in Spanien und Italien. Anleihen aus den Peripheriestaaten bringen immer noch doppelt so
hohe Prämien ein wie deutsche Staats- und Unternehmenspapiere.
www.ubp.com
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 41
geldanlage ° Branche Technologie
Innovationen treiben die Kurse
Der Technologiesektor ist ein sehr heterogener Bereich – einige Segmente präsentieren sich als echte Überflieger,
andere dagegen leiden unter schwachen Investitionen besonders von Seiten der Unternehmen. GELD-Magazin
stellt im Folgenden einige der besten Technologiefonds vor und beleuchtet die aktuelle Anlagestrategie.
Wolfgang Regner
D
er Technologiesektor war seit 2007, als
das iPhone lanciert wurde, in einer
Boomphase. Allerdings kam es dann zu einer überraschenden Kehrtwende und einem
leichten Einbruch der IT-Ausgaben der Unternehmen. Seither sind US-Tech-Aktien
einer der am schwächsten performenden
Industriesektoren, auch ohne Dot.comBubble. „Rückgänge bei Unternehmensinvestitionen, vor allem auch in Übersee, sowie der Übergang von IT, erworben als geis­
tiges Eigentum, hin zu Geschäftsmodellen,
bei denen IT-Services gemietet werden, sind
dafür verantwortlich. Auch der US-RetailSektor leidet unter dem Rückgang der PCVerkäufe, trotz der massiven Absatzsteigerungen bei den Tablets, die allerdings um
einiges billiger sind“, sagt Steven Docherty,
Head of Global Equities bei Aberdeen. Daher gilt es für die Fondsmanager, in fundamentaler Hinsicht die starken von den
schwachen Sektoren zu trennen und sich
auf die wirklichen Wachstumsinseln zu
konzentrieren. „Im Jahr 2013 war die Entwicklung im Technologiesektor geteilt.
Wachstumssektoren (Cloud Software, Internet) und frühzyklische Sektoren (Halbleiter, Halbleiterausrüstung) entwickelten
sich überdurchschnittlich, während ValueSektoren (IT Hardware, Altsystem-Software) eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung aufwiesen. Im Jahr 2014 könnte
sich ein ausgewogeneres Bild ergeben, wenn
bei einem steigenden globalen Wirtschaftswachstum Unternehmen wieder mehr
inves­tieren“, erklärt Walter Holick, Fondsmanager des DWS Technology Typ 0. „Davon könnten beispielsweise die großen traditionellen Softwareanbieter (AltsystemSoftware) profitieren, während auch die
Wachstumssektoren wie Cloud Software
und Internet weiter wachsen sollten. Zusätzlich könnte eine Zunahme von Unternehmenszusammenschlüssen bzw. Über-
nahmen (M&A) die Performance des Sektors verbessern, wenn Unternehmensführungen auf diese Weise Wachstum oder
Kundenstämme zukaufen“, meint Holick.
Aufgestaute Nachfrage
„Kapitalinvestitionen sind normalerweise mit einem positiven Geschäftsausblick der investierenden Unternehmen korreliert. Steigt das Business Sentiment, so legen auch die Aktienkurse der Unternehmen
zu, und das führt meist zu einer Erhöhung
des Technologiebudgets“, sagt Stuart
O’Gorman, Manager des Henderson Global
Technology. Und weiter: „Da die etablierten
Weltbörsen im letzten Jahr kräftig performt
haben, und zwar vor allem in den USA,
sollte der Zuwachs an Unternehmensinves­
titionen sogar das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) überflügeln.“ Das
heißt also, es gibt eine erheblich aufgestaute
Nachfrage, die – wenn sie realisiert wird –
traditionelle tech-Aktien sind günstig
Durchschnittl. Wachstum des Gewinns pro Aktie bis 2015
credit: Shutterstock
KGV ‘ 13 bereinigt um Netto-Cash- bzw. -Schulden-Position
Die Bewertung weist ein günstiges Verhältnis zum Gewinnwachstum auf (gilt für beide Grafiken in Kombination)
Quelle: Greenpeace
42 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
°
xxxxxxxx   geldanlage
Eine Halbleiter-Platine wird mit Chips und anderen Technologie-Komponenten bestückt
viele Technologieunternehmen beflügeln
könnte. So meint auch HyunHo Sohn, Manager des Fidelity Global Technology Fund:
„Der Technologiesektor scheint nun aus einer Dekade schwacher IT-Investitionen gestärkt hervorzugehen. Rekordhohe Profitabilität vor allem bei US-Unternehmen und
starke Cashflows sollten einen neuen Zyklus der Upgrades und Ersatzinvestitionen
einleiten. Ich erwarte auch in den Emerging
Markets weiter steigende Markt-Penetra­
tionsraten. Vor allem profitieren werden die
Segmente Software und Datenmanagement.
Im Retailbereich, also etwa bei Smartphones, die bereits eine hohe Marktdurchdringung aufweisen, sehe ich nur moderates
Wachstum. Allerdings braucht es neue, innovative Produkte, um den Aufwärtstrend
zu unterstützen.“ Mit Blick darauf meint
Steven Docherty für den Aberdeen Global
Technology Fund: „Für uns ist es aktuell
schwer, einen definitiv positiven Ausblick
für die IT-Branche zu geben. Überflieger
wie Twitter und LinkedIn haben gedämpfte
Prognosen abgegeben. Wie lange das schwächelnde Sentiment noch weitergeht, können
wir nicht sagen. Aber der Großteil der
Downgrades der Analysten dürfte hinter
uns liegen. Dennoch werden die IT-Umsätze durch eine Abschwächung in China, das
Fed-Tapering, hohe Volatilitäten in den
Emerging Markets und geopolitische Spannungen behindert werden. Sollte die USKonjunktur stark bleiben, könnte aber ein
neuer IT-Investmentszyklus starten.“
Samsung & Google – Günstige
Wachstumsperlen
Und es gibt sie doch – die fair bewerteten Technologieriesen mit Potenzial.
„Bes­tes Beispiel ist Samsung, die im DNB
Technology Fund derzeit die größte Posi­
tion ausmacht. „Das KGV liegt bei tiefen
sieben. Falls man die Cash-Positionen subtrahiert, sogar deutlich darunter. Nicht von
der Hand zu weisen ist, dass die Margen im
profitablen Smartphone-Geschäft unter
Druck geraten sind. Bei aller Vorsicht
scheint uns aber die Skepsis der Investoren
maßlos übertrieben. Aus einer Risiko/Ertrags-Perspektive bietet Samsung deshalb
viel Potenzial zum vernünftigen Preis“,
meint Anders Tandberg-Johansen, Manager des DNB Technology. Ebenfalls in diese
Klasse gehört Google, die mit Suchmaschinen-Geschäft und profitablen Online-Advertising, YouTube, dem Android-Betriebssystem und neuen Projekten die wohl am
besten positionierte Internet-Gesellschaft
weltweit. Fidelity-Manager HyunHo Sohn
betont die große Bedeutung von Forschung
und Innovation: „Es wird zunehmend klar,
dass das Wachstum des Sektors nicht einfach eine Funktion der Nachfrage der Endkonsumenten und der Unternehmen ist.
Vielmehr wird es angetrieben durch anhaltende Innovation und Entwicklungen der
Technologiefirmen, die neue Nachfrage erzeugen. So wird die rasche Verbreitung von
Geräten mit dauernd eingeschalteter Internetanbindung das ‚Internet der Dinge‘ hervorbringen, ein Schlüsselthema des Fidelity
Global Technology. Durch wachsende Effizienz und Produktsicherheit wird die Konsumentenzufriedenheit gesteigert. So wird
ein vollautomatisch selbst fahrendes Auto
spätestens bis zum Jahr 2020 auf den Markt
kommen. Allein dies hat enorme soziale
und ökonomische Auswirkungen.“
Neue Hightech-Blasen?
Allerdings gibt es einige Segmente des
Technologiesektors, in denen wahre Überflieger für Schlagzeilen sorgen – und zwar
derzeit noch für positive. Dies aber könnte
sich ändern, meint Tandberg-Johansen.
„Die Kurssprünge einzelner Internet-Unternehmen lassen aufhorchen. Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) im hohen zweistelligen Bereich zeugen davon, dass Anleger wieder bereit sind, beträchtliche Risiken
auf sich zu nehmen, um am Internet-Boom
zu partizipieren. Die Geschäftsmodelle ein-
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 43
geldanlage ° Branche Technologie
zelner Wachstumstitel haben durchaus das
Potenzial, herkömmliche Grenzen zu sprengen und damit neue Maßstäbe in Sachen
Wachstum zu setzen. Hierzu braucht es aber
viel Vorstellungskraft, was bekanntermaßen
mit Unsicherheiten verbunden ist. Deshalb
mutet der Preis einzelner Unternehmen unter Berücksichtigung klassischer Bewertungskriterien wie solide Bilanzen, hohe
Cashflows und Eigenkapitalquoten recht
abenteuerlich an. Dabei gibt es genügend
Alternativen zu den Highflyern aus dem Social Media- oder 3-D-Printing-Sektor. Dies
zu deutlich attraktiveren Kursniveaus, ohne
dass Abstriche in Bezug auf das Wachstumstempo gemacht werden müssen“, erläutert
der DNB-Fondsmanager. Wie eben die
großen Tech-Werte. Auch Henderson-Manager O’Gorman ist auf der Hut. „Massive
Zuströme an Kapital können in einem Technologiebereich die Wettbewerbsfähigkeit
unterminieren und die Marktbarrieren vollkommen zerstören. Daher beobachten wir
die unterschiedlichen Money Flows sehr genau“, sagt O’Gorman. Dazu ein Beispiel: So
gibt die taiwanesische Mediatek, die das Silikon für weiße Etuis bzw. Gehäuse chinesischer Handys produziert, freimütig zu,
dass die meisten Firmenkunden keinen Gewinn machen, aber von chinesischen Lokalregierungen finanziert werden. Angesichts
dieser Auswüchse bleiben die Fondsmanager ihren Top-Favoriten treu. So etwa DNBTechnology-Manager Tandberg-Johansen:
„Wir sind weiterhin der Meinung, dass Large Caps im Technologiesektor größeres Potenzial eröffnen als viele ihrer kleineren
Konkurrenten und noch dazu weitaus günstiger bewertet sind.“ Und es bleibt die Hoffnung auf steigende Business-Investments.
iNVestmeNtstrAtegieN
„Softwareunternehmen sollten vom
Turnaround der Investitionen profitieren,
da sie den größten Teil ihrer Umsätze mit
Firmenkunden machen. Dies betrifft sowohl die Anbieter von Cloud Software, wie
z.B. die im Fonds vertretene Salesforce.com,
als auch Legacy Software-Firmen, wie z.B.
die im Fonds vertretenen SAP oder Oracle“,
erklärt DWS-Fondsmanager Holick seine
INtErVIEW °
GELD ° Wo finden Sie die Wachstumsinseln
im Technologiesektor?
ANDERS TANDBERG-JOHANSEN: Zum
Beispiel im Bereich Mobile Payments. Der Einzelhandel hat in den USA sowie in Skandinavien
bereits auf das Bezahlen via Mobiltelefon umgestellt. Dem Kunden werden beim Betreten
des Geschäftes auf ihn maßgeschneiderte Angebote auf dem mobilen Endgerät angezeigt,
das er auch für den Bezahlvorgang nutzen
kann. Das Verkaufspersonal kann sich mehr
und mehr auf seine eigentliche Funktion, nämlich das Verkaufen, konzentrieren. Die Zeiten
des Schlangestehens könnten bald der Vergangenheit angehören. Effizienzgewinne sind also
sowohl auf der Unternehmens- als auch der
Konsumentenseite zu verbuchen.
Andererseits gibt es auch wachstumsschwache
Bereiche…
Wir sehen, dass sich innerhalb des TechnologieUniversums zwei Cluster gebildet haben: Auf
der einen Seite der ‚New Technology Club‘ mit
den führenden Social Media-Plattformen und
den hoch innovativen, aber auch hoch bewerteten 3-D-Druck-Firmen. Auf der anderen Seite
die etablierten Top-Unternehmen wie Google,
Oracle oder Microsoft. So ist Google die global
44
° GELD-MAGAZIN – MärZ 2014
MANAGER DES DNB TECHNOLOGY FUND
erfolgreichste Internetfirma. Das Kerngeschäft
mit Onlinewerbung wächst mit über 20 Prozent
jährlich. Die Aktie ist lediglich mit dem 20-Fachen des 2014er-Gewinns bewertet, ohne dass
der Unternehmenswert um die große CashPosition bereinigt wurde. Zusätzlich investiert
Google riesige Summen in die Forschung und
Entwicklung. Würde sie sich auf eine Gewinnmaximierung beschränken, dann wäre die
Aktie heute zu einem unfassbar tiefen Preis zu
kaufen.
Welche strukturellen Technologietrends haben
Sie identifiziert?
In einigen Bereichen sind die Anleger aber
Wir sehen einige Subsegmente, die das Potenzial haben, unser Leben nachhaltig zu verändern. Dazu zählen die folgenden sechs
Technologie-Megatrends: Die Bedeutung der
Smartphones wird weiter wachsen und unser Leben zunehmend bestimmen. Auch
das Fernsehen löst sich von klassischen Sendern, bekommt eine andere Dimension, neue
Spieleplattformen verzeichnen Rekordumsätze, IT-Services wandern in die Cloud. Dazu
kommen das Mobile Payment und eine Verschmelzung von On- und Offline-Medien. Die
User profitieren von vielen neuen Funkionalitäten und Anwendungen.
bereits euphorisch gestimmt…
Ja, dies lässt sich anhand des 3-D-Printing-Sektors aufzeigen. Der Sektor war traditionell stark
auf die Erstellung von Prototypen fokussiert,
entwickelt sich jetzt aber mehr in Richtung eines
breiteren Einsatzes der Technologie – zum Beispiel im Medtech-Bereich bei Zahnimplantaten
und im Flugzeugbau bei Ersatzteilen. Allerdings sind die Bewertungen bereits sehr stolz:
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beträgt
im Schnitt 50, bei einem organischen Umsatzwachstum von 20 bis 25 Prozent. Wir finden
andernorts bessere Risiko/Ertrags-Verhältnisse
und sind derzeit nicht investiert.
creditS: beigestellt, Shutterstock
ANDErs tANDBErG-JohANsEN,
Branche Technologie
Übergewichtung dieses Segments. Er ist
auch für den Halbleitersektor positiv gestimmt. „Im Jahr 2013 stiegen die Kurse
der Halbleiterwerte nach einer zyklischen Bodenbildung deutlich an und ließen den breiten Aktienmarkt und den
Technologiesektor hinter sich. Die Erholung war allerdings aufgrund von Schwächen in einzelnen Regionen (China,
Emerging Markets) und Endmärkten
(Mobiltelefone, PCs) weniger robust als
in ähnlichen Phasen in der Vergangenheit. In 2014 sollten positive Impulse von
M&A, von strukturellen Verbesserungen
der Angebots- und Nachfragesituation
im Speicherchipbereich und für die
Halbleiterproduktionsausrüster von einer zunehmenden Kapitalintensität der
Halbleiterproduktion kommen“, erklärt
Holick. Den Internetsektor hat er trotz
Bewertungsfragen leicht übergewichtet.
Aberdeen favorisiert unter anderem ein
Subsegment des Softwarebereichs. „Wir
sehen Wachstumszentren etwa in den
App-Märkten für Smartphones, wo Apps
wie ‚Flappy Bird‘ sehr populär geworden
sind. Auch im 3-D-Printing-Bereich ist
das Wachstumspotenzial riesig.“
Die „clouD“ & e-commerce
So hat sich der japanische Druckerund Fotokamerahersteller Canon durch
seine Übernahme der holländischen Océ
ein Standbein in dieser neuen Industrie
geschaffen. „Neue, viel versprechende
Tech-Segmente sind das Cloud Computing und der E-Commerce. Die Cloud
zeigt zwar starkes Wachstum, doch die
zentralisierte Struktur der neuen Plattformen droht die einst hoch eingeschätzten Bereiche Hardware und Software-Komponenten zu standardisierten
Massenprodukten zu machen. Es ist nun
die Aufgabe der Industrieriesen wie Oracle oder Cisco, ihre Umsatzströme zu diversifizieren und technologische Umbrüche rechtzeitig zu erkennen, um davon zu profitieren“, erklärt AberdeenExperte Steven Docherty. Alle besprochenen Tech-Fonds bieten sich aktuell
für ein Investment an.
° geldanlage
Vernünftiges muss
nicht langweilig sein
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in 2014
Großbritannien
der Zulassung° und
MärZ
– GELD-MAGAZIN
45
Aufsicht der Financial Conduct Authority (FCA) unterliegenden Gesellschaft. aberdeen-asset.at
D
er Investors-Kongress fand am 26. Februar wie
gewohnt in den Räumlichkeiten des Hauses der
Industrie statt. Der etwa 120 Personen fassende Vortragssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das zeigt,
wie wichtig der gewählte Themenkreis „Risiko­
kontrolle und -begrenzung bei Investments“ ist. Denn
darum dreht es sich bei vermögensverwaltenden und
Total Return-Fonds – neben der Erzielung einer über
dem Geldmarktzins liegenden Veranlagung. Fondsanbieter stellen in diesem Sinne bereits seit etwa zwei
Jahren bei der Nachfrage einen zunehmenden Trend
zu Vermögensverwaltungs-Konzepten fest.
Den Vortragenden muss allesamt ein Kompliment
hinsichtlich ihrer Fachkompetenz und Begeisterungsfähigkeit gemacht werden, die die Zuhörer immerhin
vier Stunden lange mit ihren Referaten fesselten. Die
Besucher ihrerseits standen ihnen aber kaum nach und
lösten immer wieder fachliche Diskussionen aus. Die
vorgestellten Strategien waren alle spannend und plausibel: Aus den Bereichen Multi-Asset-Veranlagungen
stellten Invesco und Jupiter zwei einander ähnliche
Konzepte vor, die aufgrund der hohen Professionalität
in der Marktanalyse überzeugten – besonders der Mechanismus einer „automatischen“ Diversifikation, die
sich aus der fundamentalen Analyse ergibt, war beeindruckend. PEH und Patriarch setzten hingegen auf gemischte flexible Fonds mit Risikobegrenzungs-Mechanismen. Bei Patriarch führt ein an die 200-Tages-Linie
angelehnter Automatismus zu einer kompletten De-­
Investition des Aktienanteils bei fallenden Märkten.
ARC hingegen stellte einen relativ jungen Dach-Hedgefonds vor, der unterschiedliche directional und marktneutral agierende Fonds sehr geschickt zu einem quasi
„Geldmarktersatz mit Überrendite“ kombiniert.
Invesco ° Die besten Investment-Ideen in einem Portfolio
sich ständig. Steigen die Korrelationen an, verliert sich der positive Effekt von Diversifikationen in einem starren Multi-Asset-Portfolio. Daher muss man flexibel auf die sich
ändernden Marktverhältnisse reagieren, um langfristig positive Returns zu erwirtschaften. Im Invesco Global Targeted Returns Fund ergibt sich die Diversifikation automatisch
durch die Investitionen in die aussichtstreichsten Makro-Ideen – völlig unabhängig von
jeder Benchmark. Ein Beispiel: Das Investment-Team ist gegenüber der kanadischen Wirtschaft negativ eingestellt, woraus sich Investment-Chancen im Bereich Aktien (short), im
Bereich Anleihen (long) und im Bereich Währung (short) ergeben. Oder ein anderes Beispiel, US-Wirtschaft versus -Politik: Die Zinsen sind extrem tief und dennoch bleibt die
Georgina Taylor, Product Director
Inflationsrate niedrig. Daraus ergibt sich ein zu erwartender Return aus dem Kauf von USMulti Asset, Invesco Perpetual, Invesco
Bonds mit 30-jähriger Laufzeit und dem Verkauf von 10-jährigen. Ein drittes Beispiel: Man
Asset Management
kann auch Bewertungsunterschiede an den Aktienmärkten nützen. So weisen britische
Aktien derzeit gegenüber Schweizer Aktien einen Discount von etwa 30 Prozent auf –
hierbei stechen besonders die Differenzen in den Branchen Healthcare und Konsumwerte hervor.
Invesco Global Targeted Return Fund. Der Fonds bündelt nun die besten Investment-Ideen,
die sich aus Bewertungsunterschieden bzw. erwarteten Entwicklungen ergeben. Derzeit sind 23 unterschiedliche
Strategien umgesetzt (Volatilitäts- und Zinsänderungen, Währungsentwicklungen, Aktienbewertungen usw.).
Bis sich eine Investment-Idee im Portfolio aber wiederfindet, muss sie einen dreistufigen Prozess durchlaufen. In
der ersten Phase wird die Idee von Professionals thematisch und ökonomisch analysiert. In der zweiten Phase wird
sie hinsichtlich ihrer Risiko-Szenarien, möglicher Investment-Strukturen und der Liquidität der dazu benötigten
­Assets untersucht. Zuletzt erfolgt die Implementierung in das Portfolio und die laufende Überprüfung.
Im Portfoliomanagement ist zusätzlich ein Risiko-Management integriert, das eine mögliche Kumulierung von
Risiken durch die unterschiedliche Wertentwicklung der Assets verhindert. In Summe liegt die Zielrendite des
Invesco Global Targeted Return Fund in der Höhe des Drei-Monates-Euribor plus fünf Prozent, die Ziel-Volatilität bei
rund der Hälfte jener der Aktienmärkte über eine rollierende Drei-Jahres-Periode.
www.Invesco.at
46
geld-magazin
März 2014
creditS: Shutterstock, Archiv
Makro-Spezialisten. Die Korrelationen von Assetklassen zueinander ändern
Institutional investors congress ° Vermögensverwaltungs-
und Total Return-Fonds
PEH ° Die neue Anziehungskraft Europas lässt Investoren zurückkehren
Aktien sind noch günstig. Auf Basis der geschätzten Gewinne der kommenden 12 Monate liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis der im MSCI Europe vertretenen
Aktien bei 13,2. Das ist zwar nicht mehr ganz billig, aber auch nicht teuer. Das gleiche
Bild zeigt sich bei den Kurs-Buchwert-Verhältnissen von 1,62 oder der Dividendenrendite von durchschnittlich 3,7 Prozent. Diese liegt übrigens um den Faktor 1,25 höher als
die Renditen im festverzinslichen Bereich, was Aktien gegenüber Anleihen besonders attraktiv macht. Trotz dieser positiven Argumente sind institutionelle Anleger (europäische
Versicherungen und Pensionskassen) derzeit mit etwas über fünf Prozent noch immer in
Aktien stark untergewichtet – was nur zum Teil den strengeren Regulatorien geschuldet
ist. Vergleicht man Europa mit den USA, werden europäische Aktien mit einem Discount
Martin Stürner, Vorstandsvorsitzenvon rund 30 Prozent gehandelt. Eine Erholung nach der relativen Underperformance in
der der PEH Wertpapier AG
den vergangenen Jahren ist nun wahrscheinlich – besonders, da sich die Peripherie der
Eurozone langsam erholt. Hohen Reformbedarf sehe ich noch in Italien und Frankreich.
Die Exporte praktisch aller Euroländer haben aber bereits 2012 wieder das Niveau von vor der Krise erreicht und
sind seither weiter gestiegen. Während ich somit positiv für Aktien in Europa gestimmt bin, sehen ich Anleihen und
auch Rohstoffe im langfristigen Zyklus vor einem Bärenmarkt.
PEH Trust W&P Europe Balanced. Die W&P Strategie Europe Balanced gilt in Deutschland seit vielen Jahren als eines der besten ausgewogenen Europa-Portfolios, mit dem man konservativ auf die Erholung in
Europa setzen kann. Seit 30. November 2012 gibt es die Strategie unter der Ägide von PEH als Fonds (SICAV). Er
zeichnet sich durch eine strenge Risikokontrolle (VaR, Stress-Tests und einem definierten Risiko-Budget) aus.
www.PEH.at
Jupiter ° Multi Asset-Strategie nach Lockerung der Anleihekäufe
Auf dem Weg zur neuen Normalität. Während sich die Bilanzen der
Notenbanken und die Staatsschulden in den letzten Jahren aufgebläht haben, ist der
Free Cashflow der amerikanischen Konsumenten auf ein Rekordhoch gestiegen. Das
ist für die USA insofern wichtig, da der Anteil des Konsums an der Wirtschaftsleistung
traditionell rund 70 Prozent ausmacht. Für einen echten Aufschwung sind jedoch die
Investitionen von Unternehmen wichtig, die sich noch etwas schwach entwickeln. Zur
Vorsicht mahnen noch einige andere Faktoren, wie die hohe Arbeitslosigkeit in vielen
Ländern, die Unsicherheit bei der Inflationsentwicklung und die aktuelle Entwicklung in
den Schwellenländern. In dieser Situation macht sich aktive Asset Allocation mit einem
Total Return-Ansatz bezahlt. Das Team von Jupiter Asset Management setzt dabei auf
Katharine Dryer, Director Fixed
eine Multi Asset-Strategie mit fundamental ausgewählten Anleihen, Aktien, Währungen
Income und Multi Asset, Jupiter Asset
und diversen Absicherungsinstrumenten und erzielt damit relativ marktunabhängige
Management
Renditen bei niedriger Volatilität.
Jupiter Strategic Total Return. Das Fondsmanagement-Team wird von
Miles Geldard angeführt, der auf 31 Jahre Investment-Erfahrung zurückblickt. Die Assets werden nach fundamentalen Gesichtspunkten unabhängig von jeder Benchmark ausgewählt. Überbewertete Branchen kommen im
Fonds dementsprechend nicht vor. Bei der Auswahl der Anlagen wird ausschließlich auf Einzeltitel oder liquide
Index-Futures zurückgegriffen, Fonds und strukturierte Produkte werden gemieden. Derzeit ist der Fonds zu 5,4 Prozent in Aktien (v. a. japanischen), zu 44,5 Prozent in Anleihen (v.a. Corporate Bonds) veranlagt. Über Bund-Futures
werden Zinsänderungen abgesichert. So gab es in der Fonds-Historie noch kein einziges Verlust-Jahr.
www.Jupiter.de
47
geld-magazin
März 2014
Vermögensverwaltungs- und Total Return-Fonds
Patriarch ° Erfahrene Vermögensverwaltung trifft Kapitalabsicherung
Hervorragende Advisor. Die Patriarch Multi-Manager AG versteht sich als
Produkt-Schmiede, die ihre Fonds je nach Investitions-Fokus von den jeweils am ­besten
geeigneten Managern verwalten lassen. Die Aufgabe von Patriarch ist es dabei, deren
Auswahl und das effektive Controlling der bereits laufenden Mandate. Als vermögensverwaltende Dachfonds sind die Patriarch Select Chance, Ertrag und Wachstum in den
vergangenen Jahren für ihre herausragenden Erfolge mehrfach ausgezeichnet worden.
Doch es ginge noch besser, wenn stärkere Abwärtsphasen der Börsen durch komplette
De-Investition des Aktienanteils aufgefangen würden. Diese Überlegung führte nach zahlreichen empirischen Analysen systemischer Absicherungsstrategien zu der Erkenntnis,
dass sich die 200-Tages-Durchschnittslinie plus/minus drei Prozent als Stopp Loss oder
Michael Kopf, Senior SchulungsStopp Buy-Signal am besten eigne. Wird die Signallinie nach unten durchbrochen, erfolgt
und Vertriebsleiter, Patriarch Multiein komplettes De-Investment aus den Aktienmärkten.
Manager AG
trend-200-Absicherung. Dieser Trend-200-Management-Ansatz wurde bereits in den im April 2012 aufgelegten Patriarch Strategieportfolios „Wachstum“,
„Dynamisch“ und „VIP“, die über direktanlage.at gezeichnet werden können, umgesetzt. Das Konzept der
Trend-200-Absicherung wurde aber 2014 auch in dem in Österreich zugelassenen Patriarch Select Chance (Aktien-Dachfonds) implementiert. Dabei wird das Risikobegrenzungsmodell bis zur Zulassung der eingereichten
Prospektänderung über eine Absicherung des Aktienanteils via Futures realisiert (Übergangsphase). Nach Prospektgenehmigung erfolgt das allfällige Desinvestment durch den Verkauf sämtlicher Aktieninvestments und die
Veranlagung des Fondsvermögens in ausgewählte Geldmarktfonds.
www.patriarch-fonds.de
ARC ° Mit dem mahi546 dem Geldmarkt ein Schnippchen schlagen
institutionelle Kunden in Bezug auf Absolute Return-Fonds und vertritt in diesem Bereich
renommierte ausländische Fondsgesellschaften beim Produktverkauf in Österreich. Mit
Eintritt von Florian Gröschl, der sich bereits seit 1995 bei anderen Fondsgesellschaften
intensiv mit dem Thema Absolute Return beschäftigte, wurde die Idee eines eigenen
Dachfonds geboren, die am 1. Oktober 2012 in die Auflegung des mahi546 mündete.
Der Fonds zeichnet sich durch das Fehlen jeglicher Korrelation mit den Anleihen-, Aktienoder Rohstoffmärkten aus und weist eine extrem niedrige Volatilität auf – praktisch ein
Ersatz für Anlagen in den Geldmarkt oder kurzlaufende Euro-Anleihen bester Bonität – mit
dem Ziel, einen Ertrag von drei Prozent über dem Drei-Monats-Euribor zu erzielen.
Florian Gröschl, Geschäftsführer
mahi546. Der Name des Fonds leitet sich von der ehemaligen Büroadresse der ARC,
Absolute Return Consulting GmbH.
Mariahilfer Straße 54, Stiege 6, ab und weist bereits ein Volumen von zehn Millionen
Euro auf. Das Ziel des Fonds ist es, einen Ertrag von Euribor plus drei Prozent bei extrem
niedriger Volatilität zu erwirtschaften. Und die Erfahrung seit Start des Fonds zeigt, dass das Absolute Return-Dachfonds-Konzept hervorragend funktioniert. Im Jahr 2013 erzielte der Fonds ein Plus von 3,71 Prozent bei einer
Volatilität von lediglich 1,69 Prozent. Daraus errechnet sich eine Sharpe Ratio von satten 1,62. Erzielt wird der
Ertrag mit Subfonds unterschiedlicher Absolute Return-Strategien, wobei das maximale Exposure eines Fonds sieben Prozent des Portfolios betragen darf. Bislang wurde der mahi546 im institutionellen Bereich (Publikumsfonds
gemäß InvG) angeboten, ab März 2014 wird das Mindestinvestment dieser Tranche auf 250.000 Euro (im Einzelfall auch nach unten verhandelbar) angehoben und zusätzlich eine Retail-Tranche gestartet.
www.arc.at
48
geld-magazin
März 2014
creditS: Shutterstock, Archiv
Lange Erfahrung. Absolute Return Consulting (ARC) berät bereits seit 2002
Im Gespräch mit Olivier Walter
° GELDANLAGE
Vermögensverwaltende
Investmentfonds
Die in Montreux ansässige Bruno Walter Finance SA ist in den drei Geschäftsbereichen Asset Management,
Vermögensberatung und Fondsmanagement tätig. Zunächst nur auf die Betreuung von High-NetworthIndividuals fokussiert, berät das Unternehmen seit einigen Jahren zunehmend Dachfonds, Pensionskassen,
Privatbanken und andere institutionelle Investoren.
GELD ° Herr Walter, wie hat sich Ihr Invest-
mentansatz in den Jahren nach der Krise
verändert?
OLIVIER WALTER: Seit der Krise hat sich die
Risikostruktur der einzelnen Anlageinstrumente dramatisch verändert. Vor der Krise
galten Bankkonten generell als völlig risikolos.
Ein aktiver Interbanken-Markt war und ist noch
immer der Gradmesser für das Risiko unserer
kurzfristigen Investments. Eine weitere wesentliche Veränderung unserer Auffassung von
Risiko wurde durch den rasanten Anstieg des
Verschuldungsgrades einzelner Länder sowie
durch die dramatischen Veränderungen in der
Bilanz maßgeblicher Nationalbanken bewirkt.
Auch jetzt noch sind wir zu einem gewissen
Grad der Meinung, dass trotz ihres größeren
Volatilitätsrisikos Aktien hoher Bonität das
generelle Debitorenrisiko signifikant minimieren. Darüber hinaus gehen wir generell – im
Hinblick auf das niedrige Zinsniveau – längerfristigen Anleihen-Investments aus dem Weg.
Wie haben sich die Ansprüche Ihrer Klienten in
den letzten Jahren verändert?
Wo liegen die Hauptinteressen Ihrer Investoren?
Unabhängig von der Krise sind die Interessen
unserer Klienten nach wie vor durch ihre individuellen Bedürfnisse bestimmt. Bestimmend für
das Vertrauen unserer langjährigen Kunden ist
unsere Expertise im Managen von Investments
mit längerem Anlagehorizont, bei denen wir einen Top-down-Ansatz verfolgen, die einzelnen
wirtschaftlichen Szenarien laufend screenen
und ein aktives Risk-Management einsetzen.
Worin liegt die Besonderheit Ihrer beiden
Fonds und wer ist Ihr Zielinvestor?
Die beiden Fonds wurden zunächst für unsere
Eigenveranlagung entwickelt. Erst in jüngerer
Zeit haben wir diese Anlagemöglichkeit für unsere Klienten, zu denen in erster Linie Asset
Manager, Dachfonds, private und institutionelle
Investoren zählen, zugänglich gemacht. Unsere
Fonds werden immer Benchmark-unabhängig
gemanagt, da wir uns qualitativ über unseren
individuellen Managementstil definieren.
Diese Flexibilität bei der Asset Allocation stellt
für unsere Investoren ein relevantes Asset dar.
Olivier Walter, Bruno Walter Finance SA
Beschreiben Sie bitte das InvestmentUniversum Ihrer Fonds.
Der Balanced EUR flexible long only UCITS
VI Fonds ist speziell für Investoren konzipiert, die an einem international aufgestellten,
diversifizierten Investment mit flexibler Asset
Allocation interessiert sind. – Unser Growth
USD flexible long only UCITS VI Fonds zielt auf
Investoren ab, denen ein Engagement in Wachstumstitel wichtig ist, die in den USA und zum
Teil auch in Asien domiziliert sind. Im Vergleich
zu unserem EUR Fonds sind wir etwas weniger flexibel, da wir zumindest zu 51 Prozent in
Aktien investiert sein müssen.
Wie beurteilen Sie das aktuelle wirtschaftliche Szenario? Welche Aktieninvestments
empfehlen Sie aktuell?
Sowohl die USA als auch Europa scheinen sich
aktuell auf einem wirtschaftlichen Erholungskurs zu befinden, nachdem beide Länder die
schlimmste Rezession seit den dreißiger Jahren erleben mussten. In Asien zeichnet sich
eine Konsolidierung der Wachstumsphase
ab und Japan kämpft mit allen Mitteln gegen
sein Deflations-Problem an. Generell sehen
wir für 2014 ein Erstarken der Wirtschaft. Wir
vertrauen auf Wachstumstitel wie den Healthcare- oder den Technologiebereich, weiters auf
Qualitäts- und High Yield-Aktien. Bei Emerging
Markets sind wir aktuell abwartend, Finanztitel
meiden wir.
Wie sehen Sie die EntschuldungsBestrebungen der USA?
Die Geldmengenausweitung der letzten Monate
hat zunächst das Bankensystem gerettet und die
wirtschaftliche Erholung ermöglicht. Es bleibt
jedoch abzuwarten, wie behutsam die Zentralbanken nun das Tapering betreiben werden,
um zur „Normalität zurückzukehren, ohne die
aktuell positive Entwicklung zu torpedieren.
Die Ankündigung der Fed, die Geldpolitik zu
ändern, löste bereits am Markt Ängste aus, auch
wenn die Liquidität sich auf Rekordniveau befindet. Eine rigorose Umkehr der bisherigen
Politik würde sich negativ auf den Markt auswirken.
[email protected]
MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
49
Geldanlage ° Japan-Investments
Der dritte Pfeil steckt noch im Köcher
Premier Shinzoe Abe will Japan wieder auf Vordermann bringen: Konjunkturprogramme und eine ­extrem
­lockere Geldpolitik sollen die lähmende Deflation beseitigen. Am wichtigsten – und schwierigsten umzusetzen
– ist allerdings die langfristige Strukturreform der in vielen Bereichen erstarrten Wirtschaft. Die Aktienmärkte
haben dem neuen japanischen Weg jedenfalls einen kräftigenVertrauensvorschuss erteilt. Harald Kolerus
s ist kein Geheimnis, dass Japan bereits
seit den 90er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts unter schwerwiegenden struk­
turellen Defiziten leidet. An erster Stelle ist
die drückende Deflation zu nennen, die die
Konsumfreude der japanischen Bürger und
somit auch das Wirtschaftswachstum
hemmt. Außerdem hat Nippon einen ge­
waltigen Schuldenberg angehäuft, zu dem
sich die Situation in Europa oder den USA
vergleichsweise harmlos ausnimmt: Die ja­
panische Staatsverschludung hat bereits die
schwindelerregende Höhe von nahezu 250
Prozent des BIP erreicht.
Ringen um Lösungen
Bisher sind alle japanischen Regie­
rungen durch die Bank daran gescheitert,
aus dem Teufelskreis der Inflation auszu­
brechen. Dem aktuellen Premier Shinzoe
Abe wird da von Experten deutlich mehr
zugetraut, für seine ambitionierte Wirt­
schaftspolitik wurde sogar mit „Abeno­
mics“ (in Erinnerung an Ronald Reagans
Reaganomics aus den 1980er Jahren) ein ei­
genes Kunstwort erfunden. „Abenomics“
beruht nun auf drei Säulen oder besser ge­
sagt drei Pfeilen, wie es der Premier selbst
dynamischer ausdrückt. Zwei Pfeile wurden
bereits abgefeuert, Nummer eins zielt auf
eine extrem lockere Geldpolitik, um Kon­
sum und Investitionen anzuregen. So soll
die Geldmenge der Banc of Japan (Noten­
bank) bis Ende 2014 verdoppelt werden,
wozu innerhalb von zwei Jahren 1,4 Billio­
nen Dollar in die Wirtschaft gepumpt wer­
den (über den massiven Kauf von Staatsan­
leihen, Index- und Immobilienfonds). Pfeil
Nummer zwei umfasst konjunkturunter­
stützende Maßnahmen, vor allem Invest­
ments in die Infrastruktur.
Zielsicher
Bisher kann man durchaus sagen, dass
die Pfeile ihr Ziel nicht verfehlt haben. Taku
Arai, Produktmanager des Schroder ISF Ja­
panese Equity Fund, erklärt dazu: „Die ag­
gressive Geldpolitik und steuerliche Stimu­
lusmaßnahmen haben zu positiven Effek­
ten geführt. Sowohl was die wirtschaftlichen
Aktivitäten betrifft, als auch die Stimmung
bei Konsumenten und Unternehmern. Der
Wirtschaftskreislauf wurde infolge von
Abenomics belebt, Japan befindet sich nun
auf dem Weg, der Deflation zu entkom­
men.“ Zuvor hatte Japan laut dem Experten
stark unter der weltweiten Wirtschaftskrise,
dem scharfen Einbruch des Wachstums und
dem starken Yen – als Folge der Flucht der
Investoren in „sichere Häfen“ – gelitten. Da­
runter haben die Unternehmensgewinne
gelitten und der Wirtschaftsabschwung un­
FONDSname
Capital International Japan Equity
Schroder ISF Japanese Opportunities iShares Nikkei 225® (DE)
Pictet-Japanese Equity Opportunities
Comgest Growth Japan
Volumen Perf. 1 J.
45 Mio. € 15,1 %
138 Mio. € 11,6 %
180 Mio. € 11,2 %
768 Mio. €
6,9 %
9 Mio. € 15,9 %
3 J.p.a.
5,6 %
6,4 %
5,8 %
5,0 %
6,9 %
5 J.p.a.
14,0 %
13,8 %
13,2 %
12,4 %
11,3 %
ter
1,24 %
1,95 %
0,45 %
1,62 %
1,78 %
Quelle: Lipper Hindsight, Performance auf EUR-Basis, Stichzeitpunkt: 05. März 2014
50 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
Hausaufgaben gemeistert
Auch Dean Cashman, Manager des
M&G Japan Fund, kann mit der neuen
Wirtschaftspolitik einiges anfangen: „Das
aktuelle Umfeld unterscheidet sich grundle­
gend von den vergangenen zehn Jahren. Die
Unternehmen haben daran gearbeitet, ihre
Bilanzen zu reparieren, außerdem hat die
Deflation Schulden abgebaut, somit befin­
det sich ,Corporate Japan‘ heute in einer Po­
sition der Stärke. Weiters haben die poli­
tischen Veränderungen die Unternehmen
gestärkt.“ Dem Experten zufolge hat der
geldpolitische Stimulus bereits dazu ge­
führt, die Inflationserwarungen zu erhöhen
Nikkei 225
16000
14000
12000
° die besten japan-fonds
ISIN
LU0235154407
LU0270818197
DE000A0H08D2
LU0095053426
IE0004767087
terstützte die Deflation. „Die japanischen
Unternehmen sind durch eine Phase der
Restrukturierung, Kostenreduktion und
Globalisierung gegangen, um mit der Stärke
des Yen besser leben zu können. Diese An­
strengungen haben die Basis für eine Erho­
lung der Unternehmensgewinne gelegt, un­
terstützt von den positiven Impulsen der
Abenomics“, so Arai.
10000
8000
2011
2012
2013
Der japanische Leitindex konnte vor allem
im Vorjahr gut performen.
creditS: Shutterstock
E
°
Japan-Investments   Geldanlage
und den überbewerteten Yen wieder etwas
zurückzuholen. William Davies, er leitet bei
Threadneedle das Team für internationale
Aktien, fügt hinzu: „Die lockere Geldpolitik
der japanischen Notenbank ist eine Revolu­
tion. Und notwendig. Denn die Japaner be­
nötigen dringend eine höhere Inflations­
rate, sonst werden sie ihre hohen Schulden
nicht weginflationieren können. Die Mehr­
heit der japanischen Firmen will mittler­
weile die Löhne erhöhen. Das sind gute
­Voraussetzungen für eine höhere Inflations­
rate.“ Das hat laut dem Experten durchaus
positive Auswirkungen: „In Japan bewegt
sich einiges. Die Gewinne pro Aktie könnten
sich verdoppeln. Denn viele japanische Un­
ternehmen denken inzwischen stärker im
Sinne der Aktionäre. Das war bislang ihre
Schwäche. Zudem sind japanische Aktien,
gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis,
nach wie vor preiswert. Auf das makroöko­
nomische Gesamtbild bzw. den internatio­
nalen Zusammenhang angesprochen, meint
Davies: „Wir sehen für 2014 die Rückkehr in
Richtung Normalität mit einer höheren In­
flation in Japan, mehr Wachstum in Europa
und einem sich selbst tragenden Auf­
schwung in den USA.
Schwer umzusetzen
Kommen wir nun zum dritten Pfeil, der
noch immer im Köcher von Premier Abe
seiner Verwendung harrt: Die Umsetzung
von Strukturreformen. Wobei es kein Ge­
heimnis ist, dass es sich hierbei um die wich­
tigste und gleichzeitig schwierigste Aufgabe
handelt. „Wenn die Reformen durchgesetzt
werden können, haben sie das Potenzial, für
ein stärkeres Wachstums-Umfeld zu sorgen,
was auch die langfristige Aufwertung der ja­
panischen Unternehmen untermauern
sollte“, so Cashman. „Der Erfolg politischer
Programme lässt sich allerdings sehr schwer
prognostizieren. Jedenfalls sind sehr wich­
tige Punkte noch nicht in Angriff genom­
men worden, etwa eine umfassende Ar­
beitsmarktreform, eine Liberalisierung der
Einwanderungsbestimmungen und eine
Überarbeitung des Steuersystems.“ Auch
Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste
Sparinvest (ESPA), gibt zu bedenken, dass
die Reformpläne auf Widerstand bei Inte­
Verhaltene entwicklung: japans Bruttoinlandsprodukt (bip) von 2003 bis 2013
in Milliarden US-Dollar
5.964
Immense last: japans staatsverschuldung
in relation zum BIP
50 %
2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
0%
2003 2004 2005
Quelle: Statista 2014
245 %
238 %
230 %
216 %
192 %
1.000
183 %
100 %
186 %
2.000
186 %
150 %
181 %
3.000
170 %
200 %
210 %
250 %
5.150
5.897
5.495
5.035
4.849
4.356
4.357
4.572
4.656
4.301
5.000
0
Investmentchancen
Es ist also noch nicht ganz klar, ob sich
die neue Wirtschaftspolitik Japans langfris­
tig gesehen vollkommen durchsetzen wird
können. Dank „Abenomics“ und anderen
Entwicklungen verspricht der japanische
Aktienmarkt laut den meisten Experten
aber bereits heute ein starkes Wachstum:
Nach Einschätzung von Ernst Glanzmann,
Manager des JB Japan Stock Fund von Swiss
& Global Asset Management, ist in diesem
und im kommenden Jahr mit einem jähr­
lichen zweistelligen Gewinnwachstum zu
rechnen. Der Manager ist davon überzeugt,
dass die anhaltende Währungsschwäche
den Unternehmen mehrheitlich zugute
kommen wird: „Mit einem schwächeren
300 %
6.000
4.000
ressengruppen stoßen werden: „Allerdings
ist das Commitment der Regierung groß,
die Reformen auch tatsächlich durchzuset­
zen. Wir müssen hier noch etwas zuwarten,
der Vertrauensvorschuss der Märkte in die
japanische Politik und auch Wirtschaft ist
groß, wovon auch die japanische Börse be­
reits profitiert hat.“
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Quelle: Statista 2014
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 51
Geldanlage ° Japan-Investments
geldpolitischen Maßnahmen die kurzfris­
tigen negativen Folgen der Steuererhöhung
abfedern wird.
Internet & Co.
Die Aussichten auf ein künftiges solides
Wirtschaftswachstum kurbeln laut Glanz­
mann unter anderem auch die Internet­
branche an. Firmen versuchen, den E-Com­
merce auszubauen oder neue Geschäfts­
felder damit zu erschließen. Ein weiterer Fa­
vorit Glanzmanns ist Unicharm, das Hygie­
neartikel wie Inkontinenzprodukte her­
stellt. Unicharm profitiert davon, dass in In­
dustrieländern wie Japan mit alternder Be­
völkerung der Markt für Inkontinenzpro­
dukte stark wächst. Der LO Funds – Alpha
Japan beispielsweise bleibt wiederum in den
Branchen Lebensmitteln, Elektrische Ener­
gie & Gas untergewichtet, dafür ist man bei
Construction, Serviceleistungen und Retai­
lern eine Übergewichtung eingegangen. Re­
duziert wurden einige Positionen bei Auto­
mobilherstellern und Elektronik-Konzer­
nen wie etwa Toyota Motors, Fuji Heavy
oder Sony. Als Begründung dafür gelten
Unsicherheiten bei der weiteren Entwick­
lung der Weltwirtschaft, die für die interna­
tionalen Konzerne von stärkerer Bedeutung
sind als für Unternehmen, die hauptsäch­
lich auf den japanischen Binnenmarkt ab­
zielen. Fazit: Noch ist nicht klar, ob der drit­
te Pfeil ins Schwarze treffen wird. Zur Risi­
kostreuung sollten Japan-Interessierte auf
jeden Fall zu gut diversifizierten Fonds (sie­
he Seite 50) greifen.
„Japan befin­
det sich auf
einem guten
Weg, um aus
der Deflation
auszubrechen.“
„Für Japan-In­
vestoren ist es
entscheidend,
sich auf die Un­
ternehmen zu
konzentrieren.“
„Die ultra­
lockere Geld­
politik Ja­
pans ist eine
notwendige
Revolution.“
Taku Arai,
Schroder
Dean Cashman,
M&G
William Davies,
Threadneedle
Schroder ISF Japanese Equity
M&G Japan Fund
Threadneedle Japan Sm. Cos.
Der Schroder ISF Japanese Equity basiert
auf einem Bottom up-Ansatz und fundamentaler Unternehmensanalyse. Eine der
Top-Aktien im Portfolio ist Honda Motors: „Wir
glauben, dass das Unternehmen dank eines
neuen Produkt-Mixes und einem soliden
Absatz-Markt, vor allem in den USA, starke
Gewinne schreiben wird. Die Bewertung
erscheint zu anderen Autobauern sowie dem
Marktdurchschnitt ebenfalls attraktiv“, so
Produktmanager Taku Arai.
Bei M&G lobt man grundsätzlich die Wirtschaftspolitik von Premier Abe, wobei sich
auch Japan-Fondsmanager Dean Cashman
nicht sicher ist, ob alle Strukturreformen
umgesetzt werden können. Als Manager des
M&G Japan Funds ist er in allen Sektoren auf
der Suche nach unterbewerteten Unternehmen. Zuletzt hat er beispielsweise begonnen,
Positionen bei Sony aufzubauen. Das Unternehmen sollte aus Restrukturierungsmaßnahmen gestärkt hervorgehen.
William Davies ist Experte für internationale
Aktien bei Threadneedle und für Japans Börse
prinzipiell optimistisch eingestellt, obwohl
Unicherheiten bleiben: „Auf die häufig gestellte Frage, ob die Japan-Hausse anhalten
wird, kann man nur entgegnen: Wird Premier
Shinzoe Abe in fünf Jahren erfolgreich sein?
Ich weiß es nicht. Aber in der Zwischenzeit
ist seine Politik gut für Aktien. Deshalb kann
erwartet werden, dass der Markt weiter steigt“,
so der Experte.
52 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
creditS: Shutterstock, beigestellt
Yen erzielen japanische Firmen eine noch
höhere Rentabilität und werden dies nut­
zen, um die Investitionsausgaben und Löh­
ne zu erhöhen“, erwartet Glanzmann. Grund
für die zunehmende Währungsschwäche
sind geldpolitische Maßnahmen, die von
der japanischen Regierung beschlossen
wurden. Folglich dürfte der Yen mittelfris­
tig auf ein Vor-Lehman-Niveau von 120 Yen
gegenüber dem US-Dollar fallen, was das
bereits durch globale Trends stimulierte
Wirtschaftswachstum weiterhin fördern
dürfte. Die Anhebung der Verbrauchssteuer
im April werde den Aufwärtstrend der
Wirtschaft nicht dauerhaft stoppen, son­
dern die Statistiken nur etwa ein Jahr lang
verzerren. Der Experte rechnet zudem da­
mit, dass die Bank of Japan im Frühling mit
KOLUMNE
LIPPER RESEARCH
Investmentchance Japan?
I
m Frühjahr 2013 überraschte die japanische Notenbank die Märkte mit
der Bekanntgabe einer deutlich gelockerten Geldpolitik. Mit diesen Maßnahmen wollte sich die Notenbank gegen die
in Japan vorherrschende Deflation stemmen. Hierzu sollte die Geldbasis, also das
Bargeld und die Einlagen der Banken bei
der Notenbank, mit Hilfe von sogenannten geldpolitischen Operationen, wie zum
Beispiel dem Ankauf von Anleihen und
anderen Wertpapieren, bis Ende 2014 verdoppelt werden.
Kursgewinne durch Währungsverluste wieder abgaben. Die Schwächung der Währung
ist hierbei ein erwünschter Nebeneffekt, denn
ein schwacher Yen führt dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Exportunternehmen steigt. Diese Schwächung der Währung wird von anderen Zentralbanken äußerst
kritisch gesehen, da eine Stärkung der eigenen
Wirtschaft auf Kosten der Währung nicht immer
die gewünschten Erfolge bringt und zu hohen
Risiken für Marktakteure aus anderen Währungsräumen führen kann.
Dies bedeutet, dass die japanische Notenbank
innerhalb von 21 Monaten durch den Kauf von
Staatsanleihen und börsengehandelten Indexfonds, den sogenannten ETFs, sowie Immobilienfonds rund 1,4 Billionen Dollar in die Wirtschaft pumpen will. Auch wenn dieses Programm deutlich geringer ausfällt als das sogenannte „Quantitative Easening – QE“ der
amerikanischen Notenbank Fed, hat es seine
Wirkung auf die Wertpapiermärkte nicht verfehlt.
Nachdem Japan in den vergangenen Jahren
von vielen Analysten und Investoren als einer
der interessantesten Märkte gesehen wurde
und die Anleger dann enttäuscht hatte, stellt
sich die Frage, warum es diesmal anders sein
sollte.
DIE REAKTION DER MÄRKTE
Als Reaktion auf die Ankündigung dieses Programms stiegen die japanischen Aktienmärkte im Jahr 2013 stark an. Gleichzeitig fiel die
Rendite japanischer Staatsanleihen auf ein Rekordtief, zugleich stiegen die Kurse für festverzinsliche Papiere deutlich. Da die Notenbank
unter anderem beschlossen hatte, Staatsanleihen mit einer Laufzeit von bis zu 40 Jahren
zu kaufen, profitierte insbesondere das Segment der langlaufenden Anleihen. Das gesunkene Renditeniveau könnte dazu führen, dass
japanische Investoren auf ihrer Suche nach
Erträgen zukünftig massiv in andere Märkte
investieren.
Im Gegenzug büßte der japanische Yen im Verhältnis zu anderen Währungen deutlich an
Wert ein, sodass ausländische Investoren, die
sich nicht gegen ein Abrutschen der Währung
abgesichert hatten, einen erheblichen Teil ihrer
AUSWIRKUNGEN FÜR INVESTOREN
Im Unterschied zu den vergangenen Szenarien,
wo Experten auf eine Erholung der japanischen
Wirtschaft hofften oder auf Strukturreformen
setzten, sind es diesmal reale Maßnahmen, die
als Treiber für die Kurse dienen. Die massive
Ausweitung der Geldbasis könnte, neben einer
weiteren Schwächung des Yen und der damit
verbundenen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Exportunternehmen, auch zu Inflation führen. Die Inflation könnte als Treiber für
die Binnennachfrage wirken und so den wirtschaftlichen Aufschwung Japans weiter stabilisieren. Dieser erhoffte Anstieg der Inflation ist
aber bisher ausgeblieben.
Auch wenn das Gesamtbild für Investitionen in
japanische Aktien im Moment interessant erscheint, gibt es dennoch Risiken, die nicht ausgeblendet werden dürfen. Schließlich haben
die Marktteilnehmer ihre Erwartungen schon
teilweise in die Bewertungen der Aktien eingepreist. Somit dürften Unternehmen, die die
an sie geknüpften Erwartungen nicht erfüllen,
dann an den Börsen entsprechend abgestraft
werden. Ein weiteres Risiko liegt in der Entwicklung des Yen, denn eine schwache Wäh-
DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA
rung kann die Kursgewinne an der Börse sehr
schnell zunichte machen. Auch ist die Frage,
was nach dem Auslaufen der angekündigten
Maßnahmen passieren wird, noch ungeklärt.
Auch wenn Japan insgesamt betrachtet unter den neuen geldpolitischen Vorzeichen ein
interessanter Markt für Investitionen zu sein
scheint, sollten Investoren, die in japanische
Dividendentitel investieren wollen, über einen
mittel- bis langfristigen Investmenthorizont und
eine dem Risikoprofil dieser Anlageklasse entsprechende Risikobereitschaft verfügen.
www.lipperleaders.com
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt
ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
53
aktienPanorama
PAKISTAN
Land des Monats
lexikon
TESLA
Viel Fantasie. Die junge Elektroauto-
ECKDATEN (Islamische Republik Pakistan)
Exploration. Wie Ende Februar bekannt
wurde, intensiviert der heimische Mineralölkonzern OMV die Suche nach Ölvorkommen in
Pakistan. Gemeinsam mit dem örtlichen Joint
Venture-Partner Pakistan Petroleum Limited,
kurz PPL, sollen zwei neue Explorationsgebiete
in der Provinz Baluchistan erforscht werden.
Noch heuer werden die beiden Partner mit den
notwendigen seismischen Untersuchungen
und ersten Explorationsbohrungen beginnen.
Staatsform (Islamische) Parlamentarische Bundesrepublik
Hauptstadt
Islamabad
Amtssprache
Urdu, Englisch sowie 5 Regionalsprachen
Staatsoberhaupt
Mamnoon Hussain
Regierungschef
Nawaz Scharif
Fläche (exkl. Kaschmir)
796.095 km2
Einwohner
etwa 200 Millionen
Bevölkerungsdichte
keine zuverlässigen Daten
Währung
Pakistanische Rupie
Kfz-Kennzeichen
PK
Internet-TLD
.pk
Internat. Telefonvorwahl
+92
Unabhängig seit
1947
Nachbarstaaten
Afghanistan, China, Indien, Iran
Höchste Erhebung
K2 (8.611 m)
Verwaltungsgliederung 4 Provinzen, Hauptstadtterritorium
und 3 Gebiete unter Bundesverwaltung
Schmiede Tesla sorgt an der amerikanischen
Technologiebörse NASDAQ für ordentlich Furore. Innerhalb nur eines Jahres konnte sich das
Tesla-Papier auf nunmehr über 250 Dollar versiebenfachen; und ein Ende der Fahnenstange
schein noch nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil.
Alleine die Ankündigung des charismatischen
Firmengründers Elon Musk, eine „Gigafactory“ für Lithium-Ionen-Batterien zu errichten,
motivierte die Kurse der Tesla- und der Panasonic-Aktie zu wahren Freudensprüngen. Einzig
das Gerücht, der bisherige Batterien-Zulieferer
aus Fernost würde die gigantische Fabrik mitfinanzieren, bescherte dem Panasonic-Papier ein
Plus von fünf Prozent an einem Tag. Ob die Anleger dem 2003 gegründeten und noch relativ
kleinen, kalifornischen E-Mobilitäts-Pionier zu
viel Vertrauen entgegenbringen, wird sich noch
zeigen. Viele Analysten sehen jedenfalls noch
einiges an „Fantasie“ und somit auch Poten­zial
in der Tesla-Aktie. Morgan Stanley etwa setzte
das Tesla-Kursziel kürzlich auf 320 Dollar.
Aufgeflogen. Katastrophenmeldungen
verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Das war immer schon so und hat sich im Internet-Zeitalter
natürlich noch gehörig verstärkt. „Bad News are
Good News“ besagt ein altes Sprichwort. Anders ist es kaum zu erklären, dass zahlreiche
US-Medien kürzlich ein - alsbald als „Chart
of Doom“ bekanntes - Kursdiagramm des Unternehmens McClellan Financial Publications
ohne genauere Prüfung verbreiteten und damit beinahe Panik bei vielen Privatanlegern
auslösten. Besagter Chart veranschaulicht einen nahezu identischen Anstieg des Dow Jones
54 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
in den Jahren 1928 und 1929 sowie 2012 bis
2014. Ein Boom, der in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bekanntlich in einem
dramatischen Börsencrash mündete. Einziger
Schönheitsfehler: „Der Chart of Doom“ ist eine
recht plumpe Fälschung. Wie Fondsmanager
des Investmenthauses Grüner Fischer im Februar publizierten, sind die Y-Achsen der beiden
Diagramme nämlich gänzlich falsch skaliert.
Ein „grober Unfug“, so die Investment-Experten.
Die Apokalypse an den internationalen Märkten
dürfte also Gott sei Dank abgesagt - oder zumindest aufgeschoben - sein.
CreditS: Shutterstock, beigestellt, Archiv
DOOM DUMM
Starke Worte ´´
„Amerikas beste Tage liegen vor uns.“
FÜR ALLE, DIE SCHON
IMMER DAS RISIKO
LIEBTEN. UND DAMIT
GROSS WURDEN.
Warren Buffett plant mit seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway auch in diesem
Jahr wieder Großübernahmen, vor allem in den
USA. Er investiere zwar auch anderswo, die besten
Chancen sehe er aktuell aber in den Vereinigten
Staaten, so der Star-Investor.
„Es ist sehr schwer, bei US-Aktien
pessimistisch zu sein.“
Michael Purves, Chef-Stratege des Brokers Weeden & Co., äußert sich ähnlich euphorisch und
bezeichnet US-Titel als „das logische InvestmentZiel“.
„Selbstverständlich nicht.“
Die Betreiber der Schweizer Messenger-App
­Threema kommentieren die Gerüchte, wonach das
Unternehmen um fünf Milliarden Dollar an Google
verkauft worden wäre, nur sehr kurz und knapp.
Der Satire-Blog „Postillon“ hatte zuvor - angelehnt
an die WhatsApp Übernahme durch facebook eine gezielte Falschmeldung publiziert, die sich
rasend schnell verbreitete.
Zahlenspiel
30
Prächtig abgelöst. Wie das Nachrichtenmagazin „Der
Spiegel“ im Februar zu berichten wusste, darf sich der ehema-
lige Siemens-Boss Peter Löscher über eine Abfindung in der Höhe von bis
zu 30 Millionen Euro freuen. Zusätzlich zu den 17 Millionen Euro, die der
Österreicher anlässlich seines Abgangs aus der Chefetage des Technolo-
Seit 40 Jahren sind wir gemeinsam mit Ihnen an
den Risiken gewachsen und haben sie zu kalkulierbaren Chancen gemacht. IG.com.
CFDs sind Finanzprodukte mit Hebelwirkung. Der
Handel mit CFDs kann nicht nur zum Totalverlust
Ihres eingesetzten Kapitals führen, sondern auch
darüber hinausgehende Verluste nach sich ziehen.
giekonzerns direkt als Abfindung erhalten hatte, stehen dem Manager
noch etwa 13 Millionen Euro in „Aktienzusagen“ zu. Diese waren Löscher
– entgegen geltender Konzernpolitik – aus Kulanzgründen nicht gestrichen worden, da er sich dazu verpflichtet hatte, bis Ende 2015 nicht für
einen direkten Konkurrenten zu arbeiten. Wie kolportiert wurde, hat Löscher ein Drittel der Zusagen bereits vergangenen November eingelöst.
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 55
aktien ° Börsen International
USA ° Winter bremst die Konjunktur
Unsicherheiten. In den letzten Wochen haben die Zweifel an der Stärke des US-Wirtschaftsaufschwungs deutlich zugenommen. Insbesondere weiß man derzeit noch nicht, wie
stark der kalte Winter die US-Konjunktur abgebremst hat oder ob die absehbare Delle auch
mit anderen negativen Entwicklungen zusammenhängt. Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten fielen uneinheitlich aus. Das Wachstumstempo des Produzierenden Gewerbes hat
sich im Februar im Vergleich zum Januar unerwartet stark beschleunigt. Der vom Markit-Ins­
titut berechnete Einkaufsmanagerindex erreichte mit 56,7 Punkten das höchste Niveau seit
Mai 2010. Der Index für den Dienstleistungssektor sank jedoch von 56,7 auf 52,7 Punkte. Die
Stimmung der US-Verbraucher trübte sich im Februar etwas ein. Der Index des Forschungsinstituts Conference Board verschlechterte sich von 79,4 auf 78,1 Punkte. Die Industrie
verringerte ihre Produktion im Januar um 0,3
S&P 500
Prozent im Monatsvergleich. Der Umsatz der
3500
Einzelhändler ist im Januar im Vergleich zum
Vormonat um 0,4 Prozent zurückgegangen.
Für die nächsten Impulse werden die wichtigen
3000
Arbeitsmarktdaten, Einkaufsmanagerindizes
sowie die Auftragseingänge der Industrie sor2500
gen. Angesichts der von der neuen Fed-Chefin
Janet Yellen fortgesetzten US-Notenbankpolitik
2000
könnten schwache Daten sogar positive Wirkungen auslösen, sofern sie zum Großteil auf
2011
2012
2013
den harten Winter zurückzuführen sind.  (wr)
Neuer Rekord °
Der S&P 500-Index konnte
die Marke von 1.800 Punkten zurückerobern und in der
Folge sogar ein neues Rekordhoch bei knapp 1.860 Punkten erklimmen. Für den Fall eines Rücksetzers sollte die
Unterstützung bei 1.750 Punkten nach wie vor halten.
China ° Zweifel an Soft Landing
Schwächere Konjunktur. Die
56 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
Begrenzte Erholung °
Der Hongkonger
Aktienindex konnte seinen kurzfristigen Abwärtstrend
durchbrechen und fast bis auf 23.000 Punkte ansteigen.
Spätestens dort ist mit neuerlicher Schwäche zu rechnen.
Als Unterstützung gilt die 21.000 Punkte-Marke.
creditS: Lipper
Hang Seng
Zweifel an Chinas Wachstumsdynamik nehmen zu. Die Stimmung in den Chefetagen
24000
chinesischer Unternehmen hat sich weiter verschlechtert. Der Einkaufsmanagerindex (PMI)
22000
fiel im Februar überraschend auf 48,3 Punkte
– so tief wie seit sieben Monaten nicht mehr. 20000
Neue Aufträge und Produktion gingen zurück,
18000
was einen fortgesetzten Lagerabbau widerspiegelt. Auch die geringeren Preissteigerungen
16000
deuten darauf hin, dass sich der Schwung für
2011
2012
2013
das Produktionswachstum abschwächt. Wenn
die Regierung weiter 7,5 Prozent Wachstum
für 2014 anstrebt, muss sie bis Juni die Konjunktur durch einen neuen Stimulus ankurbeln.
Dadurch geraten aber die geplanten Strukturreformen ins Hintertreffen.Allerdings hat das chinesische Neujahrsfest, zu dem die Fabriken ein bis zwei Wochen zum Stillstand kommen, die
Daten für Februar beeinflusst. Auf den Immobilienmärkten stiegen zwar die Preise wieder an,
allerdings deutlich schwächer. Die großen Geschäftsbanken könnten die Finanzierung von
Immobilienprojekten einschränken. Dies gilt auch für den Schattenbankensektor, über den
die strengeren Regierungsvorgaben für die staatlichen Banken umschifft werden. Die faulen
Kredite der chinesischen Banken waren im vierten Quartal auf den höchsten Stand seit dem
Höhepunkt der globalen Finanzkrise im September 2008 gestiegen.   (wr)
°
Börsen International   AKTIEN
europa ° Wirtschaftsklima hellt sich weiter auf
Stimmungsindizes auf dem Vormarsch. Der Economic Sentiment Indika-
Aufwärtstrend behauptet °
Der
Euro Stoxx 50 konnte die allerdings nur psychologisch
wichtige Marke von 3.100 Punkten weiterhin halten. Für
den Fall von Rückschlägen gelten nach wie vor die Unterstützungen bei 2.930 und 2.750 Punkten.
tor der EU-Kommission für den Februar stieg von 100,9 auf 101,2 und damit auf das höchste
Niveau seit Juli 2011. Demnach bleibt Deutschland auf einem robusten Expansionspfad und
die deutschen Einzelhändler wurden für ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft entschädigt. Im Januar stiegen ihre Umsätze so kräftig wie seit fast sieben Jahren nicht mehr. Der
ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 110,6 auf 111,3 Punkte und erreichte damit ebenfalls das
höchste Niveau seit Juli 2011. Hierbei bewerteten die rund 7.000 befragten deutschen Unternehmensvertreter ihre Geschäftslage besser, aber ihre Aussichten schlechter als im Vormonat.
Die wirtschaftliche Erholung in den Peripherie-Ländern der Eurozone kommt weiter voran. Insbesondere ist eine Stimmungsaufhellung in Italien zu verzeichnen. Sorgenkind bleibt aber
Frankreich, die zweitgrößte Wirtschaft in der
Euro Stoxx 50
Europäischen Union. Ein sich verbesserndes
Umfeld in den Peripheriestaaten kann letztlich
ein schwaches Frankreich nicht ausgleichen.
3000
Dennoch hat die EU-Kommission ihre Prognose
für das Wirtschaftswachstum der Eurozone im
laufenden Jahr von bisher 1,1 auf 1,2 Prozent
2500
angehoben. Vor allem für das angeschlagene
Spanien wurde die Wachstumsprognose stark
erhöht. Allerdings ist dabei festzuhalten, dass
2000
all diese statistischen Daten vor der Eskalation
2011
2012
2013
der Lage in der Ukraine erhoben wurden.  (wr)
japan ° Wirtschaft wächst langsamer als erhofft
Nikkei 225
16000
14000
Volatil seitwärts °
Nach dem Halt an der
12000
Unterstützung bei 14.000 Punkten konnte sich der NikkeiIndex bis auf knapp 15.000 Punkte erholen. Dort setzten
Gewinnmitnahmen ein. Das Hoch vom Jahreswechsel bei
16.300 Punkten wird vorerst außer Reichweite bleiben.
10000
8000
Schwächeanfall. Die japanische
Wirtschaft ist im Schlussquartal 2013 angesichts schleppender Exporte mit einem Plus
von nur einem Prozent (real) deutlich geringer
gewachsen als erwartet – Ökonomen hatten
mit mehr als zwei Prozent gerechnet. Diese
Daten schüren Zweifel, ob die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt stark genug ist, eine im April
geplante Erhöhung der Verbrauchssteuer von
fünf auf acht Prozent zu verkraften. Manche
Ökonomen befürchten einen Konjunkturab2011
2012
2013
schwung. Denn die näher rückende Erhöhung
schlägt den japanischen Verbrauchern aufs
Gemüt. Im Januar trübte sich die Konsumstimmung den zweiten Monat in Folge ein. Mit entscheidend wird sein, ob die Unternehmen die Löhne und Gehälter anheben werden. Der
schwache Export trotz des stark gesunkenen Yen lässt aber Zweifel darüber aufkommen. Auch
die Industrieproduktion im Dezember wurde nach unten revidiert. Als Reaktion darauf erhöhte
die Notenbank in Tokio den Spielraum für Banken. Experten werten den Schritt als Vorbereitung
für eine weitere Lockerung der Geldpolitik Japans. Denn nach dem Ende der Vorziehkäufe bis
Ende März dürfte der Einzelhandel einen schweren Einbruch zu verkraften haben. So warnen
etwa die Volkswirte von Goldman Sachs davor, dass die Steuererhöhung der Regierungsstrategie entgegenstehe, über steigende Löhne den privaten Verbrauch zu stärken.  (wr)
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 57
aktien ° Anlagetipps
Wachstumserwartungen nach
unten korrigiert
Konjunkturoptimisten hatten in den letzten Wochen nicht viel zu lachen. Allerdings ist nicht ganz klar, ob die
Erwartungen übertrieben gewesen oder die jüngsten Wachstumsdaten einfach enttäuschend niedrig ausgefallen sind. Derzeit deutet viel nur auf eine Delle hin.
Wolfgang Regner
D
ie nun bereits zahlreichen Quartalsbzw. Jahresberichte der Unternehmen
weisen deutliche Bremsspuren auf, die aus
der Schwäche der Emerging Markets resultieren. Vor allem global aufgestellte Firmen
konnten in dieser Beziehung ihre Stärke
nicht ausspielen. Im Gegenteil, der Absturz
einiger Schwellenländerwährungen war in
den Prognosen noch nicht eingearbeitet.
Das war der Grund, warum viele große und
erfolgsverwöhnte Unternehmen mit ihren
Ergebnissen enttäuschten – angefangen von
Nestlé und Danone über Henkel oder
Beiers­dorf bis hin zu Volkswagen und Axa
sowie den spanischen Textilriesen Inditex.
Dabei fällt auf, dass US-Unternehmen
in dieser Liste fehlen. In der Tat sind die USUnternehmensgewinne deutlich besser ausgefallen als jene ihrer europäischen Konkurrenten. Natürlich gab es auch die eine
oder andere Enttäuschung – etwa bei IBM,
Coca-Cola, McDonald’s oder bei Caterpillar. Dennoch scheint sich die Erwartung zu
bestätigen, dass die Industrieländer 2014
mit den USA an der Spitze die Weltökonomie anführen werden – zum ersten Mal seit
vielen Jahren.
In Europa profitiert vor allem Deutschland von der Erholung der Peripherie-Länder und kann so die Schwäche in Übersee,
von Asien bis nach Lateinamerika, kompensieren. Dennoch war an den Finanzmärkten
bereits eine gewisse Frühjahrsmüdigkeit zu
spüren. Frühindikatoren, wie beispielsweise
Geschäftsklima- und Einkaufsmanagerindizes, sind zwar zumeist weiterhin positiv
ausgefallen, aber die realen harten Zahlen
wie Industrieproduktion oder Auftragseingänge konnten diese Prognosen noch nicht
voll bestätigen.
Somit ist die Lage an den Börsen zunehmend von Unsicherheit geprägt. Die Einbahnstraße nach oben dürfte an ihrem Ende
angekommen sein und damit stehen die
Börsenampeln auf Gelb. Politische Börsen
haben zwar kurze Beine, wie man so sagt,
doch die Krise in der Ukraine macht den
Märkten zunehmend Sorgen. Beunruhigend auch, dass der chinesische Renminbi
in einen gewissen Abwärtssog geraten ist.
Die Spekulationen über eine bevorstehende
Krise des chinesischen Finanzsystems machen derzeit jedenfalls keinen Appetit auf
asiatische Aktien. Die Ära Chinas als
kosten­günstige globale Werkbank ist wohl
bereits vorüber. Und der Übergang zu einer
binnenmarktorientierten Wirtschaft ist von
vielen Risiken begleitet. Anleger sollten daher damit beginnen, selektiv Gewinne mitzunehmen.
Die Schweizer Electronic (SE) ist ein globales
Technologieunternehmen, das hochwertige,
kundenspezifische Leiterplatten für Automobil-, Solar-, Industrie- und Luftfahrtelektronik
herstellt. Und das Geschäft brummt, wie ein
Blick auf die Jahreszahlen 2013 zeigt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei
9,8 Millionen Euro (Vj. 5,2 Millionen), das entspricht einer Ebit-Marge von rund 9,6 Prozent
(Vj. 5,2 Prozent) und einer Steigerung von
rund 88 Prozent gegenüber 2012. Der Umsatz
konnte leicht auf 101,2 Millionen Euro verbessert werden. Zudem zeigte sich eine sehr po-
58 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
sitive Entwicklung beim Auftragseingang, der
sich 2013 mit rund 126 Millionen Euro (Vj.
71,3 Millionen) um 78 Prozent erhöhte. SE
profitiert von der stetig steigenden Bedeutung
der Elektronikteile in Fahrzeugen. Vor allem
das Tempo, mit denen neue Technologien etabliert sind, wird immer schneller. SE punktet
zudem mit der Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich Leiterplatten. Eine
Ko­operation mit Meiko Electronics zum Bau
einer Fertigungsstätte in Vietnam wird zunehmend Großserien vom Band laufen lassen und
erhebliche Kostensenkungen ermöglichen.
Die Bilanz ist sehr solide. Die Eigenkapitalquote liegt bei 56 Prozent, und das bei einer geringen Nettoverschuldung von 5,1 Millionen Euro €. Mit einem 2015er-KGV von 11,8 ist die SE-Aktie
auch günstig bewertet. Kauf bei Rücksetzer bis rund 21,5 Euro.
ISIN DE0005156236  Börse Frankfurt
charts: onvista.de
Schweizer Electronic ° Wachstum zu attraktivem Preis
°
Anlagetipps   aktien
Hamburger Hafen ° Dynamik dank Ostsee-Transporten
Deutschlands größter Hafen in Hamburg
konnte nach einigen schwachen Jahren beim
Warenumschlag wieder zulegen und im Export sogar Rekorde verzeichnen. Mit 61,2
Millionen Tonnen (plus 7,2 Prozent) wurden
2013 so viele Güter wie nie zuvor ausgeführt.
Zusammen mit den Importen betrug der Gesamtumschlag knapp 140 Millionen Tonnen,
ein Plus von 6,2 Prozent. Angesichts eines
Wachstums von 4,4 Prozent auf 9,3 Millionen
Standardcontainer (TEU) im Containerverkehr
gewann der Hamburger Hafen im Vergleich
mit anderen nordeuropäischen Häfen Markt-
anteile hinzu, und zwar auf 26,2 Prozent (plus
1,3 Prozent). Der Export beladener Container
legte um 5,6 Prozent auf 4,0 Millionen TEU
2013 zu – ein Rekord und Beleg für die sich
erholende Konjunktur im Schifffahrtssektor.
Wichtig wird jedoch sein, ob bei den beiden
Schlüsselthemen Elbe-Vertiefung und NordOstsee-Kanal Fortschritte gemacht werden.
Die tiefere Fahrrinne wird benötigt, um das
Anlaufen vollbeladener Großcontainerschiffe
zu ermöglichen. Ein gut funktionierender
Nord-Ostsee-Kanal ist für den Hafen auch ein
wichtiger Wettbewerbsfaktor.
Angesichts von Unsicherheitsfaktoren sollten konservative Anleger auf ein Discount-Zertifikat setzen. Ein Papier der Commerzbank bietet eine max. Rendite (p.a.) von 14 Prozent bei einem
Preisabschlag von gut acht Prozent und einem Cap von 20 Euro.
ISIN DE000CB2V3Z2  Börse Stuttgart
Erdöl-Wert mit Sonderdividende ° Statoil
Auch bei der Ökoenergieförderung ist Statoil gut unterwegs. So
soll vor der Ostküste Schottlands Europas größter schwimmender
Windpark entstehen – dort, wo die Installation von herkömmlichen Offshore-Anlagen nicht möglich ist. Kauf bei 18,70 Euro.
ISIN NO0010096985  Börse Frankfurt
Hohe Förderkosten, sinkende Renditen – auch
der norwegische Ölkonzern muss sparen.
Doch er verfügt über enorme Reserven. Mit ein
Grund, warum es nach der jüngsten Quartalsbilanz, bei der Statoil mit 1,8 Milliar­den Dollar
Gewinn die Erwartungen verfehlte, zu keiner
Verkaufswelle kam. Zudem war der Rückgang
um 26 Prozent bei weitem nicht so stark wie
bei einigen Konkurrenten aus Europa. Richtig
attraktiv wirken die Skandinavier, wenn die im
Branchenvergleich hohen Förderreserven ins
Spiel kommen. Nach jüngsten Schätzungen
übersteigen die neu erschlossenen Ressour-
cen die voraussichtlich geförderten Mengen
der nächsten drei Jahre um rund ein Fünftel.
Geplante Veräußerungen sind hier bereits
­herausgerechnet. Das Verhältnis von Reserven zu Förderung ist die wichtigste Kennzahl
für die Nachhaltigkeit der Öl- und Gasproduktion. Lediglich Amerikas zweitgrößter Ölkonzern Chevron übertrifft Statoil hierbei. Zudem
verspricht Statoil eine stärkere Kostenkontrolle und zusätzliche Aktienrückkäufe. Dazu
kommt eine attraktive Dividende, die bei Verkauf unrentabler Reserven auch einen schönen Zusatz-Bonus ermöglichen könnte.
dukte zu höheren Preisen verkauft werden
konnten. Das heißt, dass neben dem Umsatz
auch die Gewinnmargen in die Höhe kletterten. Die Brutto-Gewinnmarge stieg um 1,4
Prozentpunkte auf 44 Prozent. Allerdings erhöhten sich im Vorfeld von Olympia und der
Fußball-WM in Brasilien auch die Werbeausgaben um 13 Prozent. Sogar auf dem chinesischen Markt konnte Nike wieder den Umsatz
um 5,1 Prozent erhöhen. Dort hatte dem Konzern der Preisdruck zu schaffen gemacht. Nun
ist der Turnaround bereits im Gang. Auch der
Ausblick auf 2014 ist dank WM positiv.
Die Vorbestellungen stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
um zwölf Prozent. Nike ist damit auch in der Lage, höhere Preise
für seine Produkte durchzusetzen. Die WM-Vorleistungen werden
sich ebenfalls positiv niederschlagen. Kauf bei rund 53 Euro.
ISIN US6541061031  Börse Frankfurt
Nike ° Auf der Überholspur
Bei Nike brummt das Geschäft mit den
teureren Schuhen, und so erwirt­schafteten
die Amerikaner im zweiten Quartal (per Ende
2013) nach einer vorübergehenden Ertragsschwäche schon wieder einen deutlich höheren Gewinn. Der Umsatz stieg um acht
Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar, der Gewinn
verbesserte sich um 40 Prozent auf 537 Millionen Dollar. Allerdings war das Ergebnis im
Vorjahr belastet. Denn 2012 hatte sich Nike
von seiner italienischen Tochter Umbro getrennt, was das Ergebnis belastet hatte. Nike
kam 2013 aber auch zugute, dass mehr Pro-
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 59
AKTIEN ° Österreich
Europa als Insel der Seligen?
Der Konflikt in der Ukraine verunsicherte besonders Anleger in Wien, obwohl das weitere Umfeld mit der
Konjunkturaufhellung in Europa gut ist. Die nun eingesetzten Gewinnmitnahmen drücken den ATX nach
unten. So manche Aktie kommt damit wieder auf ein attraktives Kaufniveau.
Mario Franzin
ie meisten Unternehmen haben bereits die Zahlen für das vierte Quartal
sowie für das Gesamtjahr 2013 geliefert.
Dabei fiel auf, dass die ursprünglichen Erwartungen hinsichtlich ihrer Gewinnentwicklung in der Mehrzahl nicht erfüllt werden konnten. Nun liegt die Hoffnung auf
dem heurigen Geschäftsjahr. Und die Börsen starteten durchwegs gut hinein. Erst die
Eskalation der Ukraine-Krise führte zu Gewinnmitnahmen, was die Börsen belastete
und zu einer Korrektur führte. Unserer Einschätzung nach wird der Konflikt überbewertet, denn Russland, das von der internationalen Staatengemeinschaft als Aggressor
isoliert wird, hat durchaus wirtschaftliche
Interessen in Europa und wird daher keinen
Krieg vom Zaun brechen.
UKRAINE-KONFLIKT BELASTET DERZEIT
ALLE OSTLASTIGEN WERTE
Dennoch jagte die Besetzung der Krim
durch russisches Militär und die Androhung Putins, bei einer Eskalierung des Konflikte in der Ostukraine einzumarschieren,
den Anlegern einen Schrecken ein. Die
Aktienkurse aller Unternehmen, die in der
Ukraine oder in Russland tätig sind, wur-
den massiv abgestraft. In erster Linie traf es
die Raiffeisen Bank International, die mit
der Bank Aval ein Sorgenkind im Portfolio
hat. Es gab zwar Ende 2013 Absichten, die
ukrainische Tochter zu verkaufen, jedoch
wurden diese Pläne mangels ernsthafter
Interessenten wieder auf Eis gelegt. Die
Bank Aval hat in der Ukraine aushaftende
Kredite in der Höhe von 3,5 Milliarden
Euro. Insgesamt sollen nach einer Schätzung der Rating-Agentur Fitch in der Ukraine rund 60 Prozent der Kredite als Fremdwährungsdarlehen vergeben worden sein.
Das ist für Kreditnehmer und Banken gleichermaßen ein Desaster, da der ukrainische
Hrywnia seit Jahresanfang rund 30 Prozent
an Wert verloren hat – und damit Fremdwährungskredite in die Höhe getrieben
wurden. Die Erste Bank kam in diesem Fall
mit einem blauen Auge davon, indem sie
ihre Beteiligung in der Ukraine Mitte 2013
verkaufte. Das bescherte ihr aber einen Verlust in der Höhe von rund 300 Millionen
Euro. Zuzüglich einer neuerlichen Firmenwertabschreibung für die BCR in Rumänien
verschreckte die Erste Group Bank daher
die Anleger mit einem herben Gewinnrückgang von 484 Millionen auf 66 Millionen
AUSTRIAN TRADED INDEX (ATX)
Krisenstimmung. Noch ist vielen Anlegern
nicht ganz klar, inwieweit sich die Krise in der
Ukraine auf die österreichischen börsennotierten Unternehmen auswirken wird. Daher
dominieren derzeit Gewinnmitnahmen, die
den ATX nach unten drücken. Die wichtige
Marke von 2.550 Punkten ist diesem Druck
bereits erlegen, jetzt wird um die psychologisch wichtige Marke von 2.500 Punkten
gekämpft. Als letzte Bastion sollte zumindest
bei 2.450 Punkten der Aufwärtstrend halten.
60
° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014
Euro – die Dividende wird auf 20 Cent und
damit auf die Hälfte des Vorjahrs reduziert.
Neuestes Beispiel für ein „Ukraine-Opfer“ ist die Strabag. Sie muss das Hafenbauprojekt in Yuzhnyj in der Nähe von Odessa
(Auftragsvolumen 140 Millionen Euro) aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten des
Auftraggebers auf Eis legen. Ob das Projekt
gänzlich abgebrochen wird, ist noch offen.
Das ist insofern schade, als das Jahr 2013 für
die Strabag wieder ganz gut lief. Trotz eines
Rückganges der Bauleistung um rund drei
Prozent auf 13,6 Milliarden Euro, konnte
der Baukonzern den operativen Gewinn
von 207 Millionen auf 260 Millionen Euro
steigern. Positiv ist auch das gut gefüllte
Auftragsbuch im Volumen von 13,5 Milliarden Euro (plus zwei Prozent im Vergleich
zum Vorjahr). Die Analysten der Erste Bank
haben Strabag nun von Kaufen auf Halten
mit Kursziel 22 Euro zurückgestuft.
VERBUND SCHÜTTET DIVIDENDE VON
6,60 PROZENT AUS
Die Gaskraftwerke des Verbund sind
aufgrund der weiter gesunkenen StromGroßhandelspreise derzeit unrentabel. Die
beiden Großkraftwerke in Frankreich belasteten das Ergebnis 2013 mit hunderten Millionen Euro. Die italienische Beteiligung
(46 Prozent) Sorgenia ist hoch verschuldet
und braucht dringend frisches Geld. Den
Umsatz konnte der Verbund 2013 dank der
Übernahme der deutschen Inn-Wasserkraftwerke um drei Prozent auf 3,27 Milliarden Euro steigern. Die große Rettung für
das Ergebnis 2013 war der Asset-Swap mit
der E.ON, der dem Verbund zu einem Gewinnsprung um 49 Prozent auf 580 Millionen Euro verhalf. Ohne diesen Einmaleffekt
wäre das Ergebnis um 38,5 Prozent auf 384,5
FOTO: Börse Wien, CHARTS: Tai Pan/software-sysstems CREDIT: Shutterstock
D
Österreich
° AKTIEN
ANDRITZ ° Das Ergebnis verfehlte die Analysten-Schätzungen
ISIN
Millionen Euro eingebrochen. Als Sonderdividende werden 45 Cent an die Aktionäre
bezahlt, was die gesamte Ausschüttung auf
347 Millionen Euro erhöht (einen Euro pro
Aktie). Das macht eine Dividendenrendite
von 6,60 Prozent, die am 29. April ausbezahlt wird.
GEWINNEINBRUCH BEI RHI
Die RHI hat sich wiederum bei der Magnesit-Schmelzanlage Porsgrun in Norwegen etwas verkalkuliert und muss nun hohe
Aufwendungen zur Modernisierung berappen. Gleichzeitig ging der Umsatz 2013 um
4,4 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro zurück, das operative Ergebnis reduzierte sich
deutlich von 164,4 Millionen Euro auf 126,8
Millionen Euro. Mehrere Abschreibungen
und Wertberichtigungen führten letztendlich zu einem Ergebnisrückgang von 113,5
Millionen auf 63,4 Millionen Euro. Als Dividende werden unverändert 0,75 Euro je
Aktie vorgeschlagen (Rendite 3,2 Prozent).
ÄNDERUNGEN IN DER INDEXZUSAMMENSETZUNG
Das ATX-Komitee entschied Anfang
März, dass die Aktien des Flughafen Wien
und der Uniqa neu in den ATX aufgenommen werden. Ausscheiden werden hingegen
EVN und Strabag. Wirksam wird die Änderung mit 23. März. Als Entscheidungsgrundlage für die Umreihung dienen der
tägliche Durchschnittsumsatz sowie die
Streubesitzkapitalisierung des jeweiligen
Unternehmens. Auch wurde die Frage diskutiert, ob die Immofinanz aus dem ATX
Five ausscheiden wird, sobald sie die Buwog
abgespaltet hat. Diese Entscheidung wird
jedoch erst getroffen, bis die genauen Parameter der Transaktion bekannt sind.
KURS (04.03.2014)
AT0000730007
44,70 € KGV 2013
MARKTKAP.
4.648 Mio. € KGV 2014 e
UMSATZ 2014 e
6.017 Mio. € KGV 2015 e
BUCHWERT 2014 e
1.089 Mio. € DIVID. 2014 e
69,8
18,5
15,3
2,80 %
ANNUS HORRIBILE. Aufgrund der SchulerKonsolidierung stieg der Umsatz des AndritzKonzerns 2013 um 10,3 Prozent auf 5.711
Millionen Euro (ohne Schuler minus 8,4
Prozent). Das Ergebnis brach aufgrund von
Aufwendungen für Strukturverbesserungen
bei Schuler und ungeplanten Kostenerhöhungen beim Zellstoffwerk Montes del Plata
in Uruguay von 243,6 Millionen auf 66,6
Millionen Euro ein. Der Auftragsstand stieg
(wieder dank Schuler) um 11,7 Prozent auf
7,4 Milliarden Euro – ohne Schuler minus 266
Millionen Euro. Da heuer wieder mit einem
Gewinn von rund 250 Millionen Euro gerechnet wird, ist Andritz derzeit eine Halteposition.
FLUGHAFEN WIEN ° Aufwärtstrend intakt – Momentum fällt
ISIN
KURS (04.03.2014)
MARKTKAP.
AT0000911805
65,50 € KGV 2013
18,8
1.376 Mio. € KGV 2014 e
16,4
UMSATZ 2014 e
648 Mio. € KGV 2015 e
14,6
BUCHWERT 2014 e
927 Mio. € DIVIDENDE 2014 e 2,60 %
GUTES ERGEBNIS. Der Flughafen Wien
konnte 2013 den Umsatz um 2,4 Prozent
auf 622 Millionen Euro steigern, das Konzernergebnis kletterte um zwei Prozent auf
73 Millionen Euro. Die Dividende wird von
1,05 auf 1,30 Euro je Aktie angehoben, was
einer Ausschüttungssumme von 27 Millionen Euro und einer Dividendenrendite von
zwei Prozent entspricht. Für 2014 erwartet
der Vorstand einen Umsatz in der Höhe von
mindestens 630 Millionen Euro und einen Gewinn von 75 Millionen Euro, was das KGV auf
etwa 16 reduzieren würde. Der Aufwärtstrend
wird sich angesichts der schwachen Steigerung der Zahlen so nicht fortsetzen können.
WIENERBERGER ° Gutes viertes Quartal rettet Jahresergebnis
ISIN
KURS (04.03.2014)
AT0000831706
13,15 € KGV 2013
MARKTKAP.
1.546 Mio. € KGV 2014 e
UMSATZ 2014 e
2.770 Mio. € KGV 2015 e
BUCHWERT 2014 e
1.833 Mio. € DIVID. 2014 e
neg.
82,2
24,8
1,14 %
VORSICHTIGER AUSBLICK. Die Achillesferse der Wienerberger sind die Ostmärkte, die
nicht in Schwung kommen wollen. Hingegen
läuft das Geschäft in den USA und in UK wieder ganz passabel. Der Umsatz 2013 lag bei
2,66 Milliarden Euro und überraschenderweise konnte der Verlust von 42 Millionen Euro
auf acht Millionen Euro verringert werden. Für
heuer wird ein Gewinn von etwa 20 Millionen
Euro erwartet. Das entspricht einer Rendite auf
das Aktienkapital von mageren 1,2 Prozent. Als
Dividende werden 15 Cent je Aktie erwartet,
was einer Dividendenrendite von 1,14 Prozent
entspricht. Als Investment ist Wienerberger
nur für langfristige Investoren interessant.
MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
61
AKTIEN ° Deutschland
Die Krim-Krise bremst den DAX
Die deutschen Börsen reagierten auf die geopolitischen Spannung in der Ukraine äußerst sensibel. Die
Dynamik verpuffte zu Monatsbeginn. Die Unternehmensnachrichten fielen durchwachsen aus. Allianz,
ProSiebenSat.1 und Fielmann beeindruckten positiv. Lanxess und Fresenius Medical Care enttäuschten.
Wolfgang Freisleben
nsere Analysen deutscher Aktien in
der Februar-Ausgabe haben sich bestätigt. Der „Silberstreif für Lanxess“ brachte bis zur Veröffentlichung der neuen Zahlen 19 Prozent Kursgewinn, der „Höhenflug
der Lufthansa“ bestätigte sich bis Monatsende mit einem Kursplus von neun Prozent.
Die Einschätzung „spannendes Risiko“ hieß
in der Realität der Commerzbank dann eine
Seitwärtsbewegung ohne Kursgewinn.
Anfang März verursachte die explosive
Entwicklung in der Ukraine eine Berg-undTal-Fahrt an allen Börsen. Die Unternehmensnachrichten fielen in Deutschland
durchwachsen aus. Die Aktien der Deutschen Bank wurden durch die Abstufung
von Merrill Lynch auf „neutral“ geschwächt.
Der Chemie-Konzern Lanxess schickte mit
enttäuschenden Zahlen für 2013 die Anteilsscheine auf Talfahrt.
Die Anteilsscheine der Allianz zählten
nach Zahlen am 27. Februar zu den Favoriten der Investoren. Europas größter Versicherer legte im vergangenen Jahr trotz der
immensen Flut- und Hagelschäden in
Deutschland einen kräftigen Gewinnsprung
hin. Unter dem Strich stieg der Gewinn um
knapp 15 Prozent auf fast exakt sechs Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte
um acht Prozent auf 10,1 Milliarden Euro
zu und damit etwas stärker als von Analysten erwartet. Den Aktionären winkt eine
18 Prozent höhere Dividende von 5,30 Euro
je Anteilsschein. Für 2014 peilt Vorstandschef Michael Diekmann einen operativen
Gewinn zwischen 9,5 und 10,5 Milliarden
Euro an.
ProSiebenSat.1 konnte 2013 dank der
Geschäfte abseits der klassischen TV-Werbung kräftig zugelegen und erneut einen
Umsatzrekord verbuchen. Größter Treiber
für das Wachstum waren die Digitalgeschäfte der Sendergruppe, etwa mit dem Videoportal Maxdome, Online-Spielen oder
Reiseportalen. Konzernweit kletterte der
Umsatz um gut zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro und lag damit im Rahmen der
Analystenerwartungen. Unter dem Strich
stieg der Gewinn um fast sieben Prozent auf
knapp 380 Millionen Euro. Die Digitalsparte trägt mit einem Umsatz von beinahe 484
Millionen Euro inzwischen fast 30 Prozent
zu den Gesamterlösen bei. Die Aktionäre
erhalten eine Dividende von 1,47 Euro je
DAX
Ausbruch vertagt. Weder starke US-Jobzahlen noch eine freundlich gestartete Wall
Street haben die DAX-Talfahrt zum Ende der
letzten Woche stoppen können. Die Angst
vor einer weiteren Zuspitzung der Krim-Krise
sorgte für massenhafte Verkäufe an den
Börsen. Das Allzeithoch des DAX bei 9.795
Punkten rückte immer weiter weg. Erst die
Volksabstimmung auf der Krim dürfte Klarheit
über die künftige Richtung an den deutschen
Börsen schaffen.
62
° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014
Aktie. Auch die Aussichten sind positiv. Für
den Ausbau des eigenen Digitalgeschäfts
übernimmt der TV-Konzern die OnlineSpielefirma Aeria Games Europe von der
US-Mutter Aeria Games. Mit dem Kauf der
Firma mit rund 190 Mitarbeitern in Berlin
wachse die Zahl der Spieler in den Angeboten des Konzerns von 27 auf 77 Millionen
Nutzer.
BAYER DRÄNGT AUF DEN
CHINESISCHEN MARKT
Der Pharma- und Chemiekonzern
Bayer will sein Geschäft mit rezeptfreien
Mitteln in China durch die Übernahme aller Aktien der in Privatbesitz befindlichen
Dihon Pharmaceutical Group in Kunming
Yunnan stärken. Dihon erwirtschaftete
2013 mit rund 2.400 Mitarbeitern und
einem Sortiment bewährter Naturprodukte
einen Umsatz von 123 Millionen Euro. In
China gehört die Gesellschaft laut Bayer zu
den führenden Unternehmen der Branche.
FIELMANN STEIGERT GEWINN STÄRKER
ALS ERWARTET
Die Optikerkette Fielmann verdiente
2013 vor Steuern mit 199 Millionen Euro
rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Der
Umsatz stieg von 1,11 auf 1,16 Milliarden
Euro. Fielmann verkauft in Deutschland
fast jede zweite Brille. Die Dividende wird
von 2,70 auf 2,90 Euro je Aktie erhöht.
Der Aktienkurs von Fresenius Medical
Care sackte ab, nachdem der Dialyse-Konzern für das vergangene Jahr erstmals seit
2001 einen Gewinnrückgang um sechs Prozent auf 812,8 Millionen Euro meldete und
für 2014 ein noch geringeres Ergebnis
voraussagte. Der FMC-Umsatz kletterte
CREDIT: Shutterstock
U
Deutschland
INFINEON ° Ausbruch geglückt
ISIN
DE0006231004
KURS (07.03.2014)
2013 um sechs Prozent auf 10,7 Milliarden
Euro. Der Sparkurs im amerikanischen Gesundheitswesen macht FMC zu schaffen.
Daher plant das Unternehmen in den USA
Einsparungen bis zu 60 Millionen Dollar.
Im Sog von FMC rutschten die Titel der
Muttergesellschaft Fresenius gleichfalls ab,
obwohl der Bad Homburger Medizinkonzern 2013 so viel verdient hat wie niemals
zuvor. Angetrieben von der Nachfrage nach
Generika und einem guten Geschäft der
Krankenhaus-Sparte Helios, kletterte der
Überschuss vor Sonderposten um zwölf
Prozent auf 1,05 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern betrug knapp 3,05 Milliarden Euro und lag geringfügig unter der durchschnittlichen
Analystenschätzung. Die Dividende wird
um 14 Prozent auf 1,25 Euro je Aktie erhöht. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis
von 17,6 sind Fresenius-Aktien teurer als
der DAX und auch höher bewertet als
andere Gesundheitswerte. Das gleiche gilt
auch für FMC.
NUR STARKER EURO BREMSTE
HOCHTIEF
Aus der zweiten Reihe profitierte die
MDAX-Aktie von Hochtief nach überzeugenden Geschäftszahlen, die mehrheitlich
über den Erwartungen lagen. Der Umbau
des Baukonzerns trägt bereits Früchte. Im
abgelaufenen Geschäftsjahr verdiente der
deutsche Bauriese deutlich mehr als ein Jahr
zuvor. Der Umsatz lag 2013 mit 25,7 Milliarden Euro nur leicht über dem Vorjahr.
Der Auftragseingang schrumpfte um 16
Prozent auf 26,5 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern (EBT) kletterte um fast 50
Prozent auf knapp 800 Millionen Euro.
8,40 € KGV 2013
29,6
MARKTKAP.
9,92 Mrd. € KGV 2014 e
20,8
UMSATZ 2014 e
4,24 Mrd. € KGV 2015 e
16,6
BUCHWERT/AKTIE 2014 e
3,76 € DIVID.-REND. 2014 e 1,56 %
CONTINENTAL ° Richtung 200
ISIN
DE0005439004
KURS (07.03.2014)
177,20 € KGV 2013
16,6
MARKTKAP.
36,60 Mrd. € KGV 2014 e
14,1
UMSATZ 2014e
35,70 Mrd. € KGV 2015 e
12,6
BUCHWERT/AKTIE 2014 e
59,46 € DIVID.-REND. 2014 e 1,81 %
° AKTIEN
Der Aktie des Chipherstellers Infineon ist der
Ausbruch über die entscheidende Widerstandsmarke bei 7,80 Euro geglückt. Kurstreiber waren
zuletzt die Aussagen des Managements auf
der Hauptversammlung Mitte Februar. Unternehmenschef Reinhard Ploss versprach den
Aktionären für das laufende Geschäftsjahr
ein deutliches Plus bei Umsatz und Ergebnis. Zum weiteren Wachstum sollen auch
Investitionen in Höhe von rund 650 Millionen
Euro beitragen. Mit den positiven Zukunftsaussichten knüpfte Infineon nahtlos an das
gute Quartalsergebnis an. Die Rendite lag im
ersten Quartal des Geschäftsjahres 2014 mit
11,8 Prozent deutlich höher als erwartet..
Der Aufwärtstrend der Continental-Aktie gewinnt weiter an Dynamik. Das Papier des
Herstellers von Reifen und Bremssystemen
ist im Plus. Dabei erreichte die Aktie am 24.
Februar mit 172,95 den höchsten Stand seit
dem Börsengang im Jahr 1996. Nun rückt die
Marke von 200 Euro ins Visier. Der Appetit der
Anleger auf die Continental-Aktie ist jedenfalls
nach wie vor groß. Charttechnisch könnte es
kaum besser aussehen, zumal der Titel nach
wie vor deutlich oberhalb der 200-Tage-Linie
notiert. Continental will als Gegengewicht
zum Auf und Ab in der stark konjunkturanfälligen Autobranche auch künftig sein übriges
Industriegeschäft noch weiter ausbauen.
PROSIEBENSAT.1 ° Überzeugender Ausblick
ISIN
KURS (07.03.2014)
DE000PSM7770
33,98 € KGV 2013
20,1
MARKTKAP.
7,58 Mrd. € KGV 2014 e
17,1
UMSATZ 2014 e
2,78 Mrd. € KGV 2015 e
15,4
BUCHWERT/AKTIE 2014 e
3,69 € DIVID.-REND. 2014 e 4,76 %
Die Aussicht auf weiter stark steigende Umsätze
hat die Aktien von ProSiebenSat.1 nach oben
getrieben. Sie gehörten damit zu den Favoriten
im MDAX. Konzernchef Thomas Ebeling hatte
für 2014 eine Fortsetzung der guten Entwicklung mit einem Umsatzplus im mittleren bis
hohen einstelligen Prozentbereich und einem
weiteren Gewinnzuwachs in Aussicht gestellt.
Mit Zukäufen in den USA will ProSiebenSat.1 zur
Nummer drei im europäischen Online-GamesGeschäft werden. Zudem kauft die Sendergruppe die auf Reality-Formate und Dokumentationen spezialisierte US-Produktionsfirma Half
Yard. Morgan Stanley taxiert ProSiebenSat.1
auf „Equal-weight“ mit Kursziel 36 Euro.
MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
63
alternative investmentsPanorama
Zahlenspiel
206
Krisenwährung. Wie das
Starke Worte ´´
„Der extrem kalte Winter
in den USA (...)
und der heißeste Jänner
seit Wetteraufzeichnungen
in Brasilien (...).“
britische Emissionshaus ETF
Securities kürzlich vermeldete, zeigte die letzte
Februar-Woche die stärksten Zuflüsse in Rohstoff-ETPs seit über einem Jahr. Getrieben von
den geopolitischen Turbulenzen auf der Krim,
profitierten vor allem die Edelmetalle Gold und
Silber mit Zuflüssen von insgesamt 206 Millionen Dollar, die seit jeher als Krisenwährungen
geschätzt werden.
83,2
Zahlungsunfähig. Im
Zuge eines nur fünfminütigen
Bieterwettstreits hatte ein New Yorker Diamantenschneider letzten November den teuersten Dia-
Ole Hansen, Com-
manten der Welt bei einer Sotheby’s Auktion er-
modity-Experte der
worben. Der knapp 60-karätige Diamant wechsel-
Saxo Bank, nennt zwei
te um den Rekordpreis von 83,2 Millionen Dollar
äußerst unterschied-
seinen Besitzer. Oder doch nicht? Wie kürzlich
liche Gründe für den
bekannt wurde, war der Käufer, ein gewisser Isaac
Preisanstieg vieler Roh-
Wolf, nämlich nicht in der Lage, den Auktionspreis
stoffe. Ersterer hätte vor
zu bezahlen. Somit sah sich Sotheby’s, das die
allem Öl und Gas beflügelt, die Trockenheit in
Auktion garantiert hatte, dazu gezwungen, den
Südamerika sei für die Rally bei Arabica Kaffee
Diamanten selbst zu kaufen.
verantwortlich.
CLOUD, BIG DATA, ROBOTIK
Das Open End Index Zertifikat auf Solactive Robotics and Drones Total Return Index
(ISIN: DE000UBS0RD9) der Schweizer Bank
UBS bildet die Wertentwicklung innovativer,
auf die Entwicklung und Produktion von Robotern und Drohnen spezialisierter Unternehmen ab. In die engere Auswahl für die
Aufnahme in den Index kommen demnach
nur Unternehmen, die mehrere Qualitätsmerkmale erfüllen. So sollte jedes Indexmitglied einen signifikanten Geschäftsanteil in
den Bereichen Robotik oder unbemannte
Luftfahrzeuge (Hardware oder Software)
aufweisen. Zudem müssen die Aktien jedes
Unternehmens an einer Börse gelistet sein,
die auch ausländischen Investoren einen
Handelszugang ohne Restriktionen gewährt.
Darüber hinaus muss aus Liquiditätsgründen die Marktkapitalisierung bei Indexaufnahme mindestens 100 Millionen USD und
das durchschnittliche Tageshandelsvolumen
über die vergangenen drei Monate mindes­
tens 600.000 USD betragen.
64 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
ERDÖL MIT HEBEL
Der strenge Winter in den USA befeuerte zuletzt die Erdgas- sowie Heizölpreise. Anleger können nun mit festem Hebel („Faktor“)
dem WTI-Future oder dem Brent-Future folgen mit den Xmarkets Faktor-Zertifikaten des
Emittenten Deutsche Bank. Und zwar ohne
eine Knock-out-Schwelle, einen Strike-Preis
oder eine Laufzeit beachten zu müssen. Außerdem sind Faktor-Zertifikate wenig anfällig
für Kursüberraschungen bei nachlassender
Volatilität. Auch ein plötzlicher Totalverlust
durch ungünstige Kursbewegungen droht im
Gegensatz zu Optionsscheinen und Knockout-Produkten nicht. Denn dies verhindert
eine Anpassung bei extremen Marktbewegungen. Die Faktor-Zertifikate auf den WTIFuture und den Brent-Future gibt es für steigende Kurse (Faktor-Long) mit den Faktoren
+2 und +4 sowie für fallende Kurse (FaktorShort) mit den Faktoren -2 und -4. Die Laufzeit der Zertifikate ist unbegrenzt (Open End).
Weitere Infos unter www.xmarkets.db.com/
DE in der Rubrik „Faktorzertifikate“.
MIT SPIN-OFFS WERTE SCHAFFEN
Mit dem Open End Partizipationszertifikat auf
den Solactive Global Spin-Off PerformanceIndex (ISIN: DE000VZ2SP07) der Schweizer
Privatbank Vontobel können Anleger von Unternehmen profitieren, die in der jüngeren Vergangenheit im Rahmen einer Abspaltung von
einem existierenden Unternehmen neu an einer Börse aufgenommen wurden. Die Kursentwicklung der abgespaltenen Töchter, der SpinOffs, übertraf in der Vergangenheit oftmals die
ihrer Mütter. Dabei kommt dem Timing und
der Stärke der Kursschwankungen eine besondere Bedeutung zu. Die Gründe für einen
Spin-Off können sehr unterschiedlich sein. Am
Anfang steht oftmals die Auffassung des Managements, eine Unternehmenseinheit passe
­strategisch oder operational nicht mehr zu den
anderen Geschäftsbereichen, das Unternehmen sei im Hinblick auf seine einzelnen Geschäftseinheiten nicht korrekt bewertet und
der Wert von Mutter und Tochter (in Summe)
nach der Trennung größer sein könnte als im
Konglomerat.
CreditS: Shutterstock, beigestellt
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• SEPA Enddatum 1.2.2014 – Was bewirkt eine 6-monatige Nachfrist?
• e-mandate, e-payments, e-invoicing – Willkommen in der eSEPA
• Nischenprodukte & ELV: Was ist zu tun bis 2016?
Regulatorische Vorgaben am Vormarsch
• MiFID II beschlossen: Was Sie für die Umsetzung jetzt schon wissen müssen
• Die 4. Geldwäscherichtlinie ist am Start
• FMA informiert: Fit&Proper Anforderungen an Compliance Beauftragte
Fachkonferenz IT in Banken
Fachkonferenz Marktfolge, Marktservice & Backoffice
Umbruch in der Banken IT – Neue Regularien und
digitale Revolution
• EU-Datenschutz & US-Überwachung
• Mobile Phishing und Malware – Aktuelle Bedrohungsbilder
• BASEL III, MiFID II, FATCA & CO – Konsequenzen für die Banken IT
Wege und Alternativen für eine optimale Positionierung
• Regulatorien im Überblick: Welche Auswirkungen haben Basel III, MiFID,
BIRG & Co. für die Marktfolge?
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rohstoffe ° Aktuelle Trends
Rohöl ° Kriegsängste
Muskelspiel. Wenn die Rote Armee aufmarschiert, kommt naturgemäß große Nervosität
ins Spiel. Nichts anderes passiert jetzt gerade in der zerrütteten Ukraine bzw. auf dem Pulverfass Krim, wo Russland versucht, „seine Interessen zu wahren“, wie das in der Moskauer
Diktion gerne gesagt wird. Auch an den Rohstoffmärkten ist die angespannte Situation nicht
spurlos vorübergegangen. Die Ängste vor einer gewalttätigen Eskalation haben die Preise für
sensitive Rohstoffe wie Erdöl bereits kurzfristig ansteigen lassen. Abgesehen von dieser politischen Börse, die bekanntlich kurze Beine haben könnte, haben auch andere Entwicklungen
zu einem leichten Auftrieb geführt. So erwiesen sich die widrigen Wetterverhältnisse auf dem
amerikanischen Kontinent als der wichtigsten Treiber. „Der extrem kalte Winter in den USA hat
die Nachfrage nach Erdgas, Heizöl und in der
Konsequenz auch WTI-Öl nach oben schnellen
lassen“, so Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Ölpreis Marke Brent
Saxo Bank. Weiters spielt die ökonomische Situation dem Ölpreis in die Hände: Noch immer
ist mit einem leichten globalen Konjunkturaufschwung zu rechnen, was die Nachfrage nach
Erdöl und anderen industriell entscheidenen
Rohstoffen bzw. Energieträgern steigern sollte.
Für die US-amerikanische Ölsorte WTI war von
nicht unerheblicher Bedeutung, dass die Marke von 100 Dollar pro Barrel wieder nach oben
durchstoßen werden konnte.   (hk)
Silber ° Zeit der Bären?
Silberpreis
konnten Edelmetalle, darunter auch das Silber, zuletzt reüssieren, es zählt somit zu den
Gewinnern des noch kurzen Jahres 2014. Fundamentale Ursachen – mit Ausnahme des
Krim-Konflikts – sind dabei in Wirklichkeit aber
kaum auszumachen. Im Gegenteil: So hatten
Silber-ETFs im Februar sogar mit erheblichen
Abflüssen in Höhe von rund 390.000 Unzen
zu kämpfen. Getrieben wurde der Preis laut
Marktbeobachtern womöglich von einigen enttäuschenden US-Konjunkturindikatoren und der
damit einhergehenden Spekulation, dass Fed-Chefin Janet Yellen das US-Anleihe-Aufkaufprogramm zunächst nicht weiter drosseln könnte. Auch der zuletzt schwächere Dollar könnte den
Kurs des Edelmetalls gepuscht haben. Hintergrund: Silber wird fast ausschließlich in Dollar
gehandelt – verliert also der Greenback an Wert, gewinnt Silber somit an Attraktivität für Anleger aus dem Nicht-Dollar-Raum. Alles in allem ist der relativ hohe Silber-Kurs derzeit also von
sehr spekulativen Faktoren abhängig, womit die Erholung auf wackeligen Beinen steht. Experten halten somit einen Rücksetzer beim Silber im Bereich zwischen 20 und 22 Dollar für nicht
unwahrscheinlich. Erst nach dieser „Verschnaufpause“ werde man sehen, wohin die Reise weitergeht. Ein ungebremster Sturmlauf erscheint den meisten Analysten jedenfalls als kein sehr
realistisches Szenario. Vorsicht ist also anzuraten.   (hk)
66 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
Die russische Armee marschiert auf der Krim
auf. Die Welt ist beunruhigt, was sich auch
auf die Rohstoffmärkte auswirkt.
skepsis. ° Im Silberchart war eine zumindest
kurzfristige Erholung festzustellen. Experten zeigen sich aber nicht sehr optimistisch, dass der
Trend anhält, weil die fundamentalen Treiber für
eine Preissteigerung ausgeblieben sind.
Mexiko Peru China Australien Chile 4500 Tonnen
4000 Tonnen
4000 Tonnen
1900 Tonnen
1400 Tonnen
CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock
wackelige beine. Wie bereits erwähnt,
°
Aktuelle Trends   rohstoffe
Gold ° Gestärkt
profiteur. Gold gilt ja als Krisenwährung – reicht die Situation auf der Krim aus, um hier
für steigende Preise zu sorgen? So ist schon seit Dezember ein Anstieg des Goldcharts zu
beobachten gewesen, damals war noch nicht von einer Eskalation der Situation in der Ukraine auszugehen gewesen (auch wenn es damals natürlich schon heftig kriselte). Der Anstieg
muss also auf andere Ursachen zurückzuführen sein: Gold und Silber festigten ihre starken
Gewinne der letzten Wochen, weil das Momentum und die technischen Händler wieder auf
die Käuferseite gewechselt sind und nun auf einen Treiber warten, der die Edelmetalle weiter
nach oben schieben könnte. „Beim Ausbleiben dieses Treibers jedoch werden sowohl bei Gold
als auch bei Silber einige Longpositionen aufgelöst, sollten beide den 200-Tage-Durchschnitt
von 1.302 bzw. 21,02 US-Dollar pro Feinunze
unterschreiten“, so ein Marktbeobachter. Der erGoldpreis
wähnte Treiber könnte nun natürlich auf der Krim
zu suchen sein, falls sich die Situation noch weiter zuspitzen sollte. Folgerichtig heißt es auch in
einem aktuellen Kommentar der RBS: „Nicht von
ungefähr steuerten zahlreiche Anleger zuletzt
wieder den sicheren Gold-Hafen an. Sollte dieser
Trend sowie die zuletzt hohe Nachfrage aus Asien
anhalten, könnte das Edelmetall, zumindest kurzfristig, durchaus noch Luft nach oben haben,
zumal auch aus charttechnischer Sicht weitere
Preissteigerungen zu erwarten sind.“   (hk)
Agrarrohstoffe ° Kaffee
Kaffeepreis
Kraftstoff. ° Das „Lebenselixier“ Kaffee
erfreut sich deutlicher Kursgewinne. Verantwortlich dafür sind extreme Wetterbedingungen bzw.
schlechte Ernten in wichtigen Anbauländern wie
Brasilien und Indonesien.
Südafrika
Russland
USA
Kanada
Zimbabwe
80,0 %
15,0 %
1,4 %
0,5 %
0,5 %
Guter Start 2014. Recht erfreulich ha-
ben sich zuletzt auch Agrarrohstoffe entwickelt.
Eine der Ursachen: Die anhaltende Hitzewelle
und Trockenheit in Brasilien – dort werden unter
anderem Kaffee, Mais und Zucker angebaut – unterstützt derzeit viele Agrargüter. Angeführt wird
die Liste der Kursgewinner vom Kaffee, wobei Experten das Ende der Fahnenstange noch nicht
erreicht sehen. Sorgen, dass extremes Wetter in
wichtigen Anbaugebieten wie eben Brasilien bis
Indonesien die Kaffeesträucher und somit die
Ernte beschädigen könnte, machen den Markt
nervös. Weiters spricht das relativ niedrige Ausgangsniveau für weiteres Kurspotenzial: So ist
der Preis für Arabica-Kaffee im vergangenen Jahr um 23 Prozent gefallen und sank damit das
dritte Jahr in Folge. Damit erlebte der Kaffeemarkt den längsten Bärenmarkt seit 1993, da große
Produzenten wie Brasilien Rekordernten an den Weltmarkt liefern konnten. Diese Voraussetzungen könnten sich wie gesagt jetzt geändert haben und die Kaffeepreise weiter anheizen.
Langfristig gesehen liegt Kaffee jedenfalls voll im Trend: Der globale Konsum ist seit den 1980er
Jahren jährlich um ca. 1,2, in den letzten Jahren sogar um durchschnittlich zwei Prozent gestiegen. 2012/13 wurde Schätzungen zufolge ein Rekord-Produktionsvolumen von über 150
Millionen Säcken (zu je 60 kg) erreicht. Kaum vorstellbar: Weltweit werden statistisch gesehen
jede Sekunde 28.935 Tassen Kaffee getrunken!   (hk)
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 67
ALTERNATIVE INVESTMENTS ° Edelmetalle
Gold bestätigt die neue Rally
Während die internationalen Großbanken einen weiter fallenden Goldpreis suggerierten, waren sie selber bereits auf der Käuferseite positioniert. Die offenen Positionen am Terminmarkt vermitteln weiteres Kaufinteresse
des professionellen Handels. Intensive Untersuchungen der Behörden beenden die Preismanipulationen.
Wolfgang Freisleben
m vergangenen Jahr war Gold der große
Verlierer. Doch plötzlich greifen Investoren wieder zu. Mehr als elf Prozent konnte
der Goldpreis seit Jahresbeginn bereits zulegen. Mit dem dynamischen Anstieg über
den doppelten Widerstand bei 1.265,07 und
1.279,10 US-Dollar hatte sich Anfang Februar charttechnisch ein Kaufsignal ausgebildet, das die Notierung in der Folge auch
über die Hürde bei 1.326,33 trieb. Anfang
März pirschte sich das Edelmetall mit großen Schritten an die Barriere bei 1.355 USDollar heran. An dieser Stelle wäre mit einer ersten spürbaren Gegenbewegung zu
rechnen. Bricht der Wert dagegen auch über
diesen Widerstand aus, würde sich die Rally
bis 1.380 Dollar ausweiten.
Seit der Trendwende ist eines klar: Während die großen internationalen Banken einen weiter fallenden Goldpreis prognostiziert hatten, spekulierten sie insgeheim seit
Monaten dagegen und setzten am US-Terminmarkt auf einen steigenden Preis des
gelben Edelmetalls. Empirisch betrachtet,
standen dem Goldpreis immer dann grö-
GOLD-PREIS
Vom Tief bei 1.200 Dollar startete eine
rasche Erholung bis auf 1.340 Dollar
68
° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014
ßere Abschläge ins Haus, wenn die besonders einflussreichen US-Banken besonders
grosse Netto-Short-Positionen auswiesen.
Seit acht Monaten ist aber genau das Gegenteil der Fall.
Das zeigte sich schon Mitte Jänner 2014
anhand des Bank-Participation-Reports der
amerikanischen Börsenaufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC).
Per 7. Januar 2014 waren die 24 im Kontrollbericht ausgewiesenen Banken (4 USBanken, 20 Nicht-US-Banken) bei Gold
netto mit 32.895 Futures-Kontrakten long.
Das entspricht Kaufverträgen über 102 Tonnen Gold. Gegenüber dem Vormonat hatte
sich diese Netto-Long-Position um 24 Prozent verringert. Dennoch waren die Banken
an der COMEX, der Metallterminbörse der
New York Mercantile Exchange (NYMEX),
mittlerweile den achten Monat in Folge netto auf der Käuferseite positioniert.
SPEKULATIVES KAPITAL ERWARTET
FORTSETZUNG DER RALLY
Das letzte Commitment of Traders
(COT-Report) der CFTC über die Handelspositionen der anzeigepflichtigen Marktteilnehmer in Form einer Auflistung der offenen Aufträge (Open Interest) zeigte Ende
Februar 2014 erneut ein verstärktes Vertrauen institutioneller Spekulanten in steigende Preisentwicklungen im Gold und
neuerdings auch im Silber. Seit Anfang
Dezember ist die Nettoposition dieser Investoren allein im Gold um fast 300 Prozent
gestiegen. Auch das ein Stärkebeweis des
Edelmetalls.
Gleichzeitig waren an der COMEX aber
noch immer 70.000 Short-Kontrakte für
künftige Verkäufe von sieben Millionen Un-
zen offen. Das bestätigte, dass der Markt
immer noch überverkauft war. Denn im
Verhältnis der offenen Kontrakte zur Menge Gold „bereit für Lieferungen“ standen
den 38,7 Millionen auf Termin verkauften
Unzen zum Monatswechsel nur 649.000
Unzen im Lager gegenüber. Somit war jede
vorhandene Unze 60-mal auf Termin verkauft worden. Kürzlich lag die Zahl noch
über 100. Werden diese Positionen abgebaut, gibt das dem Markt neuen Auftrieb.
Der Hintergrund des knappen Lagers ist
klar: China kauft Gold in großen Mengen.
NEUE INDIZIEN FÜR GOLDPREISMANIPULATION IN LONDON
Das Ende des doch eher unerwarteten
Preisverfalls am Goldmarkt könnte auch
damit zusammenhängen, dass die Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien intensiver mögliche Unregelmäßigkeiten beim Prozess der Goldpreis-Bildung
untersuchen. Insbesondere das Londoner
Goldpreis-Fixing steht in der Kritik. Die Financial Times veröffentlichte Ende Februar
einen Online-Artikel mit dem Titel „Gold
price rigging fears put investors on alert“
(„Manipulations-Ängste in Sachen Goldpreis alarmieren Investoren“). In dem Beitrag wurde ein Mitarbeiter des Forschungsinstituts Fideres zitiert. Das Unternehmen
habe herausgefunden, dass Gold regelmäßig direkt vor und direkt nach den Telefonkonferenzen im Rahmen des Fixings starken
Kursbewegungen ausgesetzt sei.
„Das Verhalten des Goldpreises ist in 50
Prozent der Fälle sehr verdächtig. Das ist
nichts, was man erwarten würde, wenn man
normale Marktfaktoren zugrunde legt“, so
Fideres-Experte Alberto Thomas. Es gäbe
CREDITS: Shutterstock
I
Edelmetalle
° ALTERNATIVE INVESTMENTS
Anzeichen dafür, dass die Mitglieder des Fixing-Panels ein „abgekartetes Spiel“ betreiben und den Goldpreis in eine Richtung beeinflussen, der vor dem Start des FixingProzesses vorbestimmt ist und von dem die
beteiligten Händler mit ihren bestehenden
Aufträge profitieren können.
Die deutsche Finanzmarktaufsicht BaFin hatte zuletzt Dokumente von der Deutschen Bank im Zusammenhang mit mutmaßlicher Gold- und Silberpreis-Manipulation angefordert. Die Bankleitung hatte
kurz danach einen Rückzug aus dem FixingPanel angekündigt. Das ist jener exklusive
Kreis von fünf internationalen Banken, die
seit 90 Jahren täglich zweimal in Telefonkonferenzen über die Zentrale in der Londoner Rothschild-Bank Barclays angeblich
auf Basis der tatsächlich vorhandenen weltweiten Orderlage den internationalen Richtpreis für Gold festlegen.
substanziellen Anstieg sehen könnte.“ Zumindest bis Anfang März lag der Experte
damit richtig.
Warum der Goldpreis im vergangenen
Jahr gefallen ist, belegte das World Gold
Council (WGC), eine Organisation der
Goldindustrie, in einer Studie: Die Nachfrage ging zurück. Trotz der starken Käufe Chinas und Indiens schrumpfte die gesamte
Nachfrage nach Gold 2013 auf Jahresfrist
um 15%, da es zu starken Verkäufen durch
physisch besicherte Gold-Fonds kam. Diese
Gold-Fonds oder Gold-ETFs ermöglichen
Anlegern, an Bewegungen des Goldpreises
zu profitieren, ohne teure Lagerungskosten
aufbringen zu müssen. Es sind wie die Goldzertifikate Finanztitel, die sich am aktuellen
Goldpreis orientieren. Physische Lieferungen entfallen beim Investor, weil die
Fondsgesellschaften diese Aufgabe übernehmen.
WERTLOSE PROGNOSEN
Wie wertlos die Prognosen der Banken
über einen weiter fallenden Goldpreis waren, zeigt sich darin, dass für das Jahr 2013
die tiefste (nicht die höchste!) GoldpreisPrognose einer Auswahl von Schweizer Finanzanalysten bei 1.650 Dollar pro Unze
lag. Effektiv beendete Gold das Jahr 2013
bei 1.200 Dollar. „Wenn wir nun von den
gleichen Analysten hören, dass Gold im
Jahr 2014 eigentlich nur fallen kann, so werde ich hellhörig und stelle mir die Frage, ob
der Pessimismus nun nicht zu groß sein
könnte“, kommentierte Daniel Gschwend
vom Zürcher Vermögensverwalter Premium Strategy Partners im Jänner 2014.
„Ich wäre nicht erstaunt, wenn Gold entgegen den Prognosen im laufenden Jahr einen
INTERVENTIONEN MIT ZENTRALBANKGOLD DRÜCKTE DEN PREIS
Die Goldpreis-Korrektur seit dem September 2011 war die größte seit 2001. Sie
war stark bedingt durch die Intervention in
2013. Analyst Alistair Macleod von goldmoney.com machte die Beobachtung, dass
im Juni 2013 die für Dritte aufbewahrten
Goldbestände bei der Bank of England seit
März 2013 um 1.308 Tonnen gefallen waren. Die Bestandsänderung konnte keiner
Notenbank zugeschrieben werden, sondern
dem allgemeinen Bestand. Mit aller Wahrscheinlichkeit war das die Menge Gold, mit
der Interventionen durchgeführt wurden.
Der Abverkauf dieser Menge zog natürlich auch Verkäufe von Investoren nach
sich. Messbar ist aber nur der Rückgang der
Bestände in den ETFs, die von 100 Millionen Unzen auf 68 Millionen gefallen waren.
Die verkauften 32 Millionen Unzen entsprechen etwa 1.000 Tonnen. Zusammen mit
den Futures-Verkäufen im April 2013 kam
durch die Intervention etwa eine Jahresproduktion (ca. 2.600 Tonnen) auf den Markt.
Der Grund für die Intervention liegt
wahrscheinlich darin, dass Gold der Feind
der Papierwährungen ist und besonders des
US-Dollars. Die Interventionen sollten
wohl Investoren verunsichern. Denn Gold
ist und bleibt ein wichtiger Teil der monetären Geopolitik. Warum bekommt
Deutschland seine 1.500 Tonnen Gold, die
in New York angeblich gelagert sind, nur
häppchenweise nach Frankfurt geliefert?
Nicht nur, weil es wahrscheinlich nicht
mehr vorhanden ist, sondern auch um Kontrolle auszuüben.
Die weltweite Goldnachfrage betrug im
Vorjahr 3.756,1 Tonnen (2012: 4.415,8 Tonnen). Der stärkste Rückgang der Goldpreise
seit dem Jahr 1981 beflügelte aber das Geschäft mit Goldbarren und Goldmünzen.
Die Nachfrage stieg um 28 Prozent auf
1.654,1 Tonnen, die Goldschmucknachfrage um 17 Prozent auf 2.209,5 Tonnen. Die
chinesische Nachfrage stieg um 32 Prozent
auf einen neuen Rekord. Laut WGC kauften
Chinesen 1.066 Tonnen an Goldprodukten
und überholten erstmals die Inder (975
Tonnen).
Gleichzeitig kauften Zentralbanken 32
Prozent weniger Gold als im Jahr zuvor. Die
Gesamtmenge ihrer Käufe betrug laut WGC
368,6 Tonnen. Die Goldminenproduktion
wuchs 2013 um 5,4 Prozent auf 3.018,6 Tonnen, während das Altgoldangebot um 14
Prozent auf 1.371,4 Tonnen schrumpfte.
MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
69
alternative investments ° Im Gespräch mit Jürgen Zirn, LBBW Asset Management
Der LBBW Rohstoffe 1 auf Erfolgskurs
Die LBBW Asset Management wurde in diesem Jahr in Deutschland, Österreich und der Schweiz als bester
Rohstoff-Asset Manager ausgezeichnet. Flaggschiff-Produkt ist der LBBW Rohstoffe 1, der bereits seit mehr als
fünf Jahren zu den erfolgreichsten Fonds seiner Klasse gehört. Auch der LBBW Top-10-Rohstoff-Index ER, über
den der Fonds investiert, lässt Referenz-Indizes wie den DJ UBS Commodity um Längen hinter sich.
Rohstoffe 1 wird aktuell mit Preisen, wie z.B.
dem Lipper Fund Award Austria, überhäuft,
­obgleich der Rohstoffsektor per se von vielen
Investoren als wenig attraktiv gesehen wird.
Was spricht aus Ihrer Sicht aktuell für eine
­stabile Entwicklung der Rohstoffe?
JÜRGEN ZIRN: Wir freuen uns sehr über diese
Auszeichnungen, die wir in den letzten Monaten entgegennehmen durften. Es ist für uns eine
schöne Bestätigung unserer langfristig ausgerichteten Produktpolitik, dass sich diese Preise
oft auch auf drei- und fünfjährige Zeiträume beziehen. Damit können wir unseren Kunden
zeigen, dass unsere Anlagekonzepte auch über
mittel- und langfristige Anlagehorizonte funk­
tionieren.
Die Entwicklungen an den Rohstoffmärkten in
der jüngsten Vergangenheit passen unseres
Erachtens zur längerfristigen Historie: Roh­
stoffmärkte wie auch Aktienmärkte unterliegen
starken Schwankungen innerhalb eines langfris­
tig steigenden Trends. Trotz hoher Korrelation
läuft oftmals einer der beiden Märkte voraus.
Sowohl Aufschwung- wie auch Abschwungphasen finden meist verzögert statt. Nach einem
starken Aktienjahr 2013 und einer gleichzeitig
verhaltenen Stimmung an den Rohstoffmärkten sehen wir, auch bedingt durch die weltweite
Konjunkturentwicklung, wieder gute Chancen
für Rohstoffinvestoren.
Wachstumsraten sind vor allem in Afrika hoch.
Aber aufgrund des dort niedrigen Wohlstandsniveaus spielt Afrika für die globale Roh­stoffnachfrage praktisch keine Rolle. In Asien, vor
allem in China und Indien, ist die Situation umgekehrt: Das Bevölkerungswachstum ist niedrig,aberderWohlstandwächstüberproportional.
Und das Wohlstandswachstum ist die eigentliche Triebfeder für steigende Rohstoffpreise.
Worin sehen Sie die Unterschiede von
­Rohstoffen zu anderen Anlageklassen?
Im Gegensatz zu anderen Assetklassen wie Aktien, Renten oder Immobilien ist der physische
Erwerb bei Rohstoffen für Investoren zumeist
ungeeignet, da er hohe Lager- und Versicherungskosten verursacht. Vor allem marktbreite
Rohstoffinvestments werden daher üblicherweise über Terminkontrakte abgebildet. Somit
gilt für Rohstoffe die Besonderheit, dass nicht
nur die Kassa-Preise (Spot), sondern auch die
Terminkurse von Bedeutung sind. Und je nach
Ausprägung der Terminkurven kann das einen
erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse von
Rohstoffinvestments haben.
Sie erwähnten es gerade, Contango und Backwardation sind entscheidende Einflussfaktoren
für das Management von Rohstoff-Fonds.
Wie erkennt man Backwardation-Szenarien
rechtzeitig und wie nutzt man sie strategisch
effektiv beim Fondsmanagement?
Sehen Sie den Zuwachs der Weltbevölkerung als Triebfeder für den Rohstoffverbrauch?
­Welche Rolle kommt dabei Märkten wie ­China
zu, deren Wirtschaftswachstum zwiespältig
­gesehen wird?
Bei dem Argument, dass steigende Bevölkerungsraten zu einem höheren Rohstoffverbrauch
führen, gilt es genau hinzuschauen und regional zu differenzieren. Denn die Geburten- und
70 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
Die Contango- und Backwardation-Kostellatio­
nen lassen sich direkt an den Terminkurven
ablesen. Hierbei ist der Einstieg in Rohstoffe,
bei denen die Terminkurse unter den aktuellen
Spotpreisen liegen (Backwardation), lukrativer
als der Einstieg in Rohstoffe, die auf Termin nur
mit Aufpreisen erwerbbar sind (Contango).
Dieses „Investieren in Backwardation“ hat auch
einen fundamentalen Hintergrund: Backwarda-
Jürgen Zirn, Geschäftsführer,
LBBW Asset Management
tion ist an den Märkten ein Signal für knappe
Lagerbestände, wobei Knappheit i.d.R. eine
gute Indikation für steigende Preise ist.
Einige Investoren kombinieren Ihren bewährten
LBBW Rohstoffe 1 mit der marktneutralen
­Strategie des LBBW Rohstoffe 2 LS. Worin
­besteht der Nutzen dieser Strategie?
In einem auf die individuelle Risikoneigung des
Anlegers zugeschnittenen Chance-Risiko-Profil: Der LBBW Rohstoffe 1 ist als 100 Prozent
Long-only-Investment während schwacher
Marktphasen nicht vor stärkeren Rückschlagen
geschützt. Er trägt immer das volle Marktrisiko.
Der LBBW Rohstoffe 2 LS mit seinem marktneutralen Ansatz zeigt insgesamt ein wesentlich
defensiveres Profil. Mit einer Mischung aus beiden Strategien können unsere Investoren selbst
be­stimmen, wie viel Markt- und damit Rückschlagrisiko sie zu tragen bereit sind. Durch die
tägliche Handelbarkeit und die vorhandenen
Volumina der beiden Fonds können die Anleger
jederzeit ihre Risikoneigung anpassen und auf
neue Marktgegebenheiten reagieren.
www.lbbw-am.de
credit: beigestellt
GELD ° Herr Zirn, der Rohstoff-Fonds LBBW
Hunger kommt nicht über Nacht.
Genauso wenig wie Veränderung.
Deshalb setzt Menschen für
Menschen langfristige Entwicklungsprojekte um. Gemeinsam mit den
Menschen in Äthiopien arbeiten wir
an Erfolgen, die bleiben. Helfen Sie
mit – als Mensch für Menschen.
Hilfe zur Selbstentwicklung
Spendenkonto:
Raiffeisen 222 000 | BLZ 32 000
IBAN: AT28 3200 0000 0022 2000
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Drehen Sie ihr Schicksal!
Online spenden:
www.mfm.at
Menschen für Menschen dankt für die Schaltung dieses Gratisinserates.
versicherungPanorama
rumänien
Land des Monats
Versicherungsunternehmen mit unlauteren
Mitteln den Markt. Laut dem Uniqa-Boss würden rumänische Anbieter günstige Versicherungen mit umfangreichen Leistungsversprechen offerieren, die sie im Schadensfall jedoch
nicht einhalten könnten. In diesem Zusammenhang wurden, wie kolportiert wird, bereits zwei
Mitarbeiter der örtlichen Finanzmarktaufsicht
verhaftet und angeklagt.
Zahlenspiel
16,6
im plus. Der heimische Versicherungsverband VVO präsen-
ECKDATEN
Sorgenkind. Die Rumänien-Tochter berei-
tet der Uniqa Versicherung momentan nur wenig Freude. Wie Konzern-Boss Andreas Brandstetter am Rande einer Pressekonferenz Ende
Februar verlauten ließ, hat man das Auslandsengagement am Schwarzen Meer aber noch
nicht abgeschrieben. Der Produkt-Fokus soll
sich zukünftig jedoch weg vom Kfz-Geschäft
hin zu anderen Segmenten verschieben. Speziell im Kfz-Bereich manipulieren die lokalen
Staatsform
Hauptstadt
Amtssprache
Staatsoberhaupt
Regierungschef
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
Währung
Kfz-Kennzeichen
Internet-TLD
Internat. Telefonvorwahl
Unabhängig seit
Nationalfeiertag
Nachbarstaaten
Größte Städte
Höchste Erhebung
Verwaltungsgliederung
Republik
Bukarest
Rumänisch
Traian Basescu
Victor Ponta
238.391 km2
etwa 54 Millionen
etwa 80 pro km2
Leu
RO
.ro
+40
1877
1. Dezember
Bulgarien, Moldawien, Serbien,
Ukraine, Ungarn
Bukarest, Temeswar, Jassy, Cluj
Moldoveanu (2.544 m)
41 Kreise plus Bukarest
tierte Ende Februar die durchaus erfreulichen
vorläufigen Zahlen für das Jahr 2013. Nach zwei
Jahren, die durch sinkende Prämieneinnahmen
geprägt waren, stiegen die „versicherungstechnischen Erträge“ im vergangenen Jahr erstmals
wieder an, und das gleich um zwei Prozent auf
rund 16,6 Milliarden Euro. Als Ausreißer stehen
jedoch die Lebensversicherungen da. In besagter
Sparte hatten die österreichischen Versicherer im
abgelaufenen Jahr ein Prämien-Minus von 0,3
Prozent zu verzeichnen. Auch für das laufende
Jahr zeigt man sich beim VVO recht optimistisch
und rechnet mit einem Plus in allen Sparten.
studie des monats
SICHER IST SICHER
geht man gerne „auf Nummer sicher“. Kein
Wunder also, dass die europäische Versicherungsindustrie, knapp gefolgt von jener in den
USA und jener in Asien, nach wie vor die größte der Welt ist. Doch wie unterscheiden sich
die einzelnen europäischen Länder und deren Bürger in punkto Konsumentenverhalten?
Eine aktuelle Erhebung des Versicherungsverbandes Insurance Europe, die Daten aus 32
Ländern aus dem Jahr 2012 untersuchte, belegt nun deutliche nationale Unterschiede. Im
gesamteuropäischen Durchschnitt gaben die
72 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
Konsumenten im Jahr 2012 pro Kopf 1.843
Euro für Versicherungen aus. Davon entfielen 1.083 Euro auf Lebensversicherungen und
760 Euro auf die anderen Versicherungssparten. Österreicher (1.929 Euro) und Deutsche
(2.219 Euro) lagen mit ihren Gesamtaus­
gaben etwas, beziehungsweise deutlich, über
dem Durchschnitt. Insgesamt nahm die europäische Versicherungsindustrie 2012 Beiträge
in Höhe von 1,093 Billionen Euro ein. Die Höhe
der ausgezahlten Versicherungsleistungen und
übernommenen Schäden betrug demgegen­
über 948 Milliarden Euro.
„Wir konnten in den
letzten fünf Jahren
das gesamte gemanagte
Vermögen (...) verdoppeln.“
Valida-Boss Andreas
Zakostelsky zeigt sich
stolz über die Entwicklung seines Unternehmens. Die gesamte Valida-Gruppe hält aktuell
bei 6,6 Milliarden Euro
Assets under Management.
CreditS: Shutterstock, Zakostelsky/Helmreich, Archiv
Ländervergleich. In der Alten Welt
Starke Worte ´´
FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING
SERVICE
PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND
PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN
ANBIETER
PORTFOLIO
Allianz Elementar Lebensversicherung AG
Dachfonds:
Allianz Invest Defensiv
Allianz Invest Konservativ
Allianz Invest Klassisch
Allianz Invest Dynamisch
Allianz Invest Progressiv
Allianz Invest Portfolio Blue
Einzelfonds:
Allianz Invest Vorsorgefonds
Allianz Invest Rentenfonds
Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds
Allianz Invest Osteuropafonds
Allianz Invest Aktienfonds
Allianz PIMCO Corporate
Allianz PIMCO Mortgage
Allianz Invest Austria Plus
1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105
Tel.: +43 1/878 07-0
Fax: +43 1/878 07-2830
www.allianz.at
FinanceLife Lebensversicherung AG
1029 Wien, Untere Donaustraße 21
Service-Telefon: 0810/200 541
Fax: +43 1/214 54 01/3780
E-Mail: [email protected]
www.financelife.com
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2011
2012
2013
100 % Renten
75 % Renten / 25 % Aktien
50 % Renten / 50 % Aktien
25 % Renten / 75 % Aktien
100 % Aktien
vermögensverwaltend
0,1 %
-3,9 %
-7,4 %
-11,1 %
-14,9 %
–
11,6 %
11,6 %
10,8 %
9,8 %
9,0 %
–
2,0 %
5,6 %
10,1 %
12,3 %
16,1 %
5,2 %
2,4 % 4,9 %
2,3 % 4,6 %
2,1 % 3,8 %
1,8 % 2,4 %
1,5 % -1,9 %
0,5 % 0,7 %
100 % Renten
100 % Renten
100 % Renten
100 % Aktien
100 % Aktien
100 % Renten
100 % Renten
100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)
2,3 %
-0,4 %
-2,8 %
-26,2 %
-20,9 %
2,4 %
8,9 %
-33,2 %
9,9 %
13,5 %
15,9 %
15,4 %
16,9 %
12,6 %
2,7 %
20,9 %
0,1 %
4,0 %
0,4 %
-9,0 %
19,8 %
-4,7 %
-3,2 %
8,9 %
1,3 %
3,8 %
-0,4 %
-7,0 %
3,4 %
3,8 %
2,5 %
5,2 %
5,1 %
5,4 %
6,6 %
2,6 %
3,2 %
2,5 %
4,9 %
7,6 %
0,3 %
3,8 %
2,8 %
8,5 %
1,2 %
2,1 %
1,9 %
1,4 %
4,8 %
5,5 %
5,8 %
6,1 %
(02.01.96)
(02.01.96)
(02.01.96)
(02.01.96)
-0,7 %
-1,4 %
3,5 %
7,0 %
1,0 %
0,9 %
0,6 %
0,2 %
3,3 %
3,1 %
2,2 %
0,6 %
(01.04.99)
(31.10.97)
(31.10.97)
(01.04.99)
1,5 %
4,8 %
9,5 %
15,2 %
1,5 % 4,5 %
1,7 % 3,3 %
1,3 % 1,2 %
1,2 % -1,0 %
(01.01.00)
(01.01.00)
(01.01.00)
(01.01.00)
1,2 %
2,1 %
1,7 %
1,2 %
(01.09.95)
(01.09.95)
(01.09.95)
(01.09.95)
FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen
I Hohe Sicherheit
100 % Renten
4,6 %
8,6 %
II Risikoarm
80 % Renten / 20 % Aktien
-1,4 %
8,7 %
III Ausgewogen
55 % Renten / 45 % Aktien
-4,9 %
7,6 %
IV Dynamisch
25 % Renten / 75 % Aktien
-8,6 %
9,6 %
FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen
I Sicherheit
100 % Renten
3,5 %
4,0 %
II Ertrag
80 % Renten / 20 % Aktien
-3,3 %
7,2 %
III Wachstum
50 % Renten / 50 % Aktien
-9,4 %
8,8 %
IV Dynamik
25 % Renten / 75 % Aktien
-15,3 % 10,0 %
FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen
I Sicherheit Plus
100 % Renten
4,8 % 11,4 %
II Sicherheit
80 % Renten / 20 % Aktien
3,3 % 13,7 %
III Ertrag
55 % Renten / 45 % Aktien
-1,6 % 13,5 %
IV Wachstum
25 % Renten / 75 % Aktien
-6,1 % 13,4 %
FinanceLife-Fondspolizzen
I Hohe Sicherheit
100 % Renten
4,1 %
8,2 %
II Sicherheit mit Wachstumschance
80 % Renten / 20 % Aktien
1,0 %
7,3 %
III Wachstum mit begrenztem Risiko
55 % Renten / 45 % Aktien
-3,4 %
7,2 %
IV Aktives Risikomanagement
25 % Renten / 75 % Aktien
-7,9 %
9,1 %
0,0 %
1,6 %
3,4 %
8,1 %
1.1.-28.2.
Ø SEIT START (P.A.)
4,1 %
4,5 %
4,1 %
3,9 %
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler,
vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften
Generali Versicherung AG
1011 Wien, Landskrongasse 1–3
Tel.: +43 1/534 01-12084
Fax: +43 1/534 01-4113
www.generali.at
WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG
Vienna Insurance Group
1010 Wien, Schottenring 30
Hotline: 050 350 351
www.ufos.at
Aktienanteil
Kurs 31.12.11 Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 28.02.14
Sicherheitsklasse
Balanceklasse
Dynamikklasse
Aktivklasse
ca. 25 %
ca. 50 %
ca. 75 %
ca. 100 %
14,04 €
12,16 €
10,28 €
6,65 €
15,13 €
13,50 €
11,77 €
7,81 €
15,75 €
14,62 €
13,25 €
9,05 €
15,96 €
14,86 €
13,49 €
9,24 €
A 25
A 50
A 75
A 100
ca. 25 %
ca. 50 %
ca. 75 %
ca. 100 %
9,58 €
7,70 €
6,41 €
5,00 €
10,32 €
8,56 €
7,33 €
5,87 €
10,74 €
9,27 €
8,25 €
6,80 €
10,89 €
9,41 €
8,40 €
6,94 €
PORTFOLIO
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2011
2012
2013
1.1.-28.2.
-0,2 %
-2,2 %
-7,3 %
-4,1 %
-9,2 %
-11,8 %
-13,4 %
10,6 %
8,7 %
10,4 %
7,7 %
8,1 %
10,7 %
4,8 %
6,5 %
9,5 %
17,2 %
5,7 %
10,4 %
11,1 %
14,1 %
UNITED FUNDS OF SUCCESS
Master Fonds Traditionell
Master Fonds Dynamisch
Master Fonds Progressiv
WSTV ESPA Traditionell
WSTV ESPA Dynamisch
WSTV ESPA Progressiv
RT Active Global Trend
2/3 Renten / 1/3 Aktien
1/3 Renten / 2/3 Aktien
100 % Aktienfonds
2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds
1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds
100 % Aktienfonds
Ø SEIT START (P.A.)
2,1 % 3,6 % (01.07.98)
1,5 % 2,3 % (01.07.98)
1,0 % -0,1 % (01.07.98)
1,4 % 3,9 % (15.07.03)
0,6 % 3,4 % (15.07.03)
1,1 % 3,8 % (15.07.03)
3,0 % 1,1 % (17.01.00)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400
MÄRZ 2014 – GELD-MAGAZIN °
73
VERSICHERUNG ° Pensionskassen
Stabile dritte Säule
Betriebliche Vorsorgekassen wurden in der Vergangenheit mancherorts wegen ihrer angeblich bescheidenen
Performance immer wieder belächelt. Diese Kritik ist allerdings ungerecht, wenn man sich die Entwicklung der
Rendite in den letzten Jahren vor Augen führt. Die auf Sicherheit konzentrierte Anlagepolitik erlaubt eben
Harald Kolerus
keine zweistelligen Zuwächse – solider Vermögensaufbau steht im Vordergrund.
ine Rendite von 3,9 Prozent per annum
erscheint auf den ersten Blick vielleicht
wirklich nicht gerade bestechend. So hoch
lag nämlich im Durchschnitt der letzten
zehn Jahre (seit 2003) das Veranlagungsergebnis der österreichischen Pensionskassen.
Allerdings ist das langfristige Ergebnis von
knapp vier Prozent auch nicht schlecht,
wenn man bedenkt, welch mickrige Renditen Sparbücher, aber auch Staatsanleihen
höchster Bonität abwerfen. Blicken wir etwas länger zurück, fällt die Performance der
Pensionskassen noch besser aus: Seit 1991
liegt das Veranlagungsergebnis pro Jahr bei
plus 5,6 Prozent; im Durchschnitt der letzten fünf Jahre konnten wiederum 5,2 Prozent per annum erzielt werden, 2013 waren
es 5,1 Prozent. Dementsprechend zufrieden
zeigt sich Andreas Zakostelsky, Obmann
des Fachverbandes der Pensionskassen, wobei er auch einen recht optimistischen Blick
in die Zukunft wagt: „Für 2014 wird weltweit wieder mit einem stärkeren Wachstum
der Wirtschaft gerechnet. In Österreich
PENSIONSKASSEN PERFORMANCE
in % p.a.
2013 5,1 %
5 Jahre 5,2 %
10 Jahre 3,9 %
seit 1991 5,6 %
0
1
2
3
4
5
6
Quelle: Anbieter
74
° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014
wird nach einem Wirtschaftswachstum von
0,3 Prozent im Jahr 2013 für 2014 ein deutlich steigendes Wachstum von 1,7 Prozent
erwartet. Daher sind auch die Pensionskassen mit vorsichtigem Optimismus in das
neue Jahr gestartet.“ Der Experte fügt weiters hinzu: „Betriebliche Vorsorge ist ein
wesentlicher Teil eines gut funktionierenden Pensionssystems. Das staatliche
Pensionssystem steht nicht nur in Österreich, sondern in allen europäischen Ländern vor schwierigen Finanzierungsfragen.
Höhere Lebenserwartung, sinkende Geburtenraten, weniger junge Arbeitnehmer,
niedriges Pensionsantrittsalter sowie steigende Belastungen des Staatshaushalts sind
Faktoren, die das staatliche Umlagesystem
vor große Herausforderungen stellen.“
AUFHOLBEDARF
In Österreich gibt es laut dem Experten
noch ausreichend Potenzial für betriebliche
Vorsorgemodelle – derzeit sind erst rund 20
Prozent der Arbeitnehmer im Firmenpensionssystem integriert. Viele Arbeitnehmer,
vor allem im Segment der kleinen und mittleren Unternehmen, die in Österreich
marktbestimmend sind, haben noch keine
Firmenpensionsregelung. Aber immerhin:
Aktuell haben fast 840.000 Österreicher Anspruch auf eine Firmenpension. Insgesamt
veranlagen die 16 Pensionskassen ein Vermögen von über 17,4 Milliardens Euro. Man
sollte auch nicht vergessen: Ein Pensionskassenvertrag bringt zahlreiche steuerliche
Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Der Arbeitgeber kann Beiträge als Betriebsausgaben steuerlich absetzen; Arbeitgeberbeiträge zur Pensionskasse sind nämlich
Betriebsausgaben, die den steuerlichen Ge-
„Die betriebliche Vorsorge
hat noch Aufholpotenzial.“
Andreas Zakostelsky,
Fachverband der
Pensionskassen
winn und damit die zu zahlende Einkommensteuer des Arbeitgebers reduzieren. Für
Beiträge an die Pensionskasse entstehen
dem Arbeitgeber keine Lohnnebenkosten.
Dadurch kosten Betriebspensionen weniger
als zum Beispiel eine vergleichbare Gehaltserhöhung. Eigenbeiträge des Arbeitgebers
werden steuerlich wie Arbeitnehmerbeiträge behandelt. Weiters zahlt der Arbeitnehmer die Steuern erst in der Pension: Für die
Beiträge des Arbeitgebers muss der Mitarbeiter keine Lohnsteuer oder Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Von den in eine
Zusatzpension eingezahlten Beiträgen
bleibt dem Arbeitnehmer also mehr übrig
als beispielsweise bei einer Gehaltserhöhung. Dazu meint Zakostelsky: „Die Besteuerung der Pension erfolgt allerdings
viele Jahre später, nachdem die Steuervorteile bei den Beiträgen genutzt wurden.
Meist kommt dann wegen dem niedrigeren
Einkommen ein niedrigerer Steuersatz als
zur Zeit der Einzahlung zur Anwendung.
Der Arbeitnehmer hat daher aus der späteren Versteuerung einen Zinsgewinn. Die
ersparten Sozialversicherungsbeiträge müssen nicht nachträglich in der Pension eingezahlt werden.“ Fazit: Betriebskassen leisten
solide Arbeit, die in Zukunft noch wichtiger
werden wird.
CREDIT: beigestellt/Archiv, Shutterstock
E
SERVICE
SERVICE
ALLE ÜBERBETRIEBLICHEN PENSIONSKASSEN
Hier finden Sie eine Kontaktübersicht der österreichischen überbetrieblichen Pensionskassen sowie deren Veranlagungserfolg in Kurzform.
NAME | ANSCHRIFT | TELEFON | FAX
PERF. in %
EMAIL | INTERNET
ANSPRECHPARTNER
AKTIONÄRE
verwaltung.pk @ allianz.at
www.allianzpk.at
Pia Langer-Weinlich
Allianz Elementar Vers.-AG
apk @ apk.at
www.apk.at
VD Mag. Christian Böhm
VD Mag. Alfred Ungerböck
46 Aktionäre
office @ bav-pk.at
Mag. Stefan Eberhartinger
Mag. Dr. Hartwig Sorger
Valida Pension AG
ALLIANZ PENSIONSKASSE AG
1130 Wien, Hietzinger Kai 101 - 105
T. +43 / 5 / 9009-80691, F.DW: - 70691
APK PENSIONSKASSE AG
1030 Wien, Thomas-Klestil-Platz 1
T. +43 (0) 50 275 - 10, F.DW: - 1109
4020 Linz, Stahlstraße 2 - 4
T. +43 (0) 50 275 - 20, F.DW: - 2129
BAV PENSIONSKASSEN AG
1020 Wien, Ernst-Melchior-Gasse 22
T. +43 / 1 / 316 48 - 0, F.DW: - 6020
BONUS PENSIONSKASSEN AG
1030 Wien, Traungasse 14-16
T. +43 / 1 / 516 02 - 0, F.DW: - 1955
kundenservice @ bonusvorsorge.at Akad. Vkfm. Peter Deutsch
www.bonusvorsorge.at
[email protected]
www.valida.at
VD Mag. Georg V. Dax, CEFA Valida Holding AG
VD Mag. Dr. Hartwig Sorger
sales @ vbv.at
www.vbv.at
VD Karl Timmel
Mag. Rudolf Simader
VBV-Betriebliche Altersvorsorge AG
Dipl.Math. Axel Hartleib
Mag. Claudio Gligo
Mag. Marita Hofer
ERGO Austria International AG
ERGO Versicherung AG
Österreichische Volksbanken-AG
HYPO NOE Gruppe Bank AG
Schoellerbank AG
VBV-PENSIONSKASSE AG
1020 Wien, Obere Donaustraße 49 - 53
T. +43 / 1 / 240 10, F.DW: - 7260
VICTORIA-VOLKSBANKEN PENSIONSKASSEN AG
1110 Wien, ERGO Center,
Businesspark Marximum/ Objekt 3
Modecenterstraße 17
T. +43 / 1 / 313 41 - 0, F.DW: - 6970
F. +43 / 1 / 313 41 - 96970
bav @ victoria.at
www.betrieblich-vorsorgen.at
2012
2013
-2,9 bis 0,5
6,0 bis 11,2
3,8 bis 7,7
- 3,6 bis 1,9
8,8 bis 13,2
4,3 bis 7,7
Ø - 2,5
Ø 10,0
Ø 5,1
-2,3 bis -1,7
5,4 bis 5,8
3,0 bis 4,7
-2,6 bis 0,7
6,8 bis 7,9
4,2 bis 7,3
-5,9 bis 1,0
4,1 bis 15,7
3,1 bis 10,4
-5,7 bis 0,9
5,0 bis 10,5
3,1 bis 7
-5,8 bis 1,1
5,7 bis 7,2
3,4 bis 5,1
Zürich Versicherungs-AG
Generali Vienna Group
VALIDA PENSION AG
1020 Wien, Ernst-Melchior-Gasse 22
T. +43 / 1 / 316 48 - 0, F.DW: - 6020
2011
Lesen Sie das GELD-Magazin
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Für weitere Informationen:
T: +43 1 997 17 97-0 oder
M: office @ geld-magazin.at
MÄRZ 2013 – GELD-MAGAZIN °
75
UNTERNEHMENPanorama
SPANIEN
STARKE WORTE ´´
Land des Monats
„Die wichtigsten Indikatoren
im Beteiligungsmarkt
sind auf ‚Grün‘ geschaltet!“
Der Chefvolkswirt der
deutschen KfW Bankengruppe, Jörg Zeuner,
zeigt sich anlässlich
der Präsentation des
jährlichen „German Private Equity Barometers“
ECKDATEN (Königreich Spanien)
WELCOME TO PARADISE. „Die Flugzeuge
sind voll mit Leuten, die dort nach Schätzen
suchen“, beschreibt Steve Koltes, Mitgründer
des Private Equity-Riesen CVC, und ergänzt:
„Spanien ist das nächste Paradies für Private
Equity!“ Er selbst beziehungsweise CVC hätten kürzlich bereits drei spanische Firmen gekauft. Die Zeiten, in denen Finanzinvestoren
einen weiten Bogen um Südeuropa gemacht
haben, scheinen also der Vergangenheit anzugehören. Davon dürften in naher Zukunft auch
vermehrt italienische Firmen profitieren, wie
am Rande des jährlichen Branchenkongresses
„Super Return“ zu hören war.
Parlamentarische Erbmonarchie
Madrid
Spanisch und Regionalsprachen
König Juan Carlos I.
Mariano Rajoy
504.645 km2
etwa 47 Millionen
etwa 93 pro km2
Euro
E
.es
+34
Andorra, Frankreich, Portugal
Madrid, Barcelona, Valencia,
Sevilla, Saragossa
Höchste Erhebung
Pico del Teide, Teneriffa (3.718 m)
Höchste Erhebung (Festland)
Mulhacen (3.482 m)
Verwaltungsgliederung
17 autonome Gemeinschaften
und zwei autonome Städte
Staatsform
Hauptstadt
Amtssprache
Staatsoberhaupt
Regierungschef
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
Währung
Kfz-Kennzeichen
Internet-TLD
Internat. Telefonvorwahl
Nachbarstaaten
Größte Städte
deutlich optimistisch.
„Kapital ist mobil
und geht dahin, wo es die besten
Rahmenbedingungen findet.“
Jürgen Marchart,
Geschäftsführer der
Austrian Private Equity
and Venture Capital
Organisation, kurz AVCO,
fordert im Interview mit
dem Boerse-Express
ein nationales VC/PE-Gesetz und die Ausnützung der europäischen Reglementarien, um
Österreich als einen attraktiven Finanzplatz zu
positionieren.
STUDIE DES MONATS
BRANCHE IM AUFWIND. Laut einer
inter nationalen Erhebung des Beratungsunternehmens PwC war das vergangene
Jahr für die Private Equity-Branche beileibe kein schlechtes. Mehr als drei Viertel
der 232 befragten PE-Gesellschaften in
Europa blicken zufrieden auf die Entwicklung ihrer Portfolios zurück. Immerhin mehr
als ein Drittel der im Rahmen des TrendReports befragten Fonds konnten im abgelaufenen Jahr wieder mehr Geld investieren.
Für 2014 rechnet ein Großteil der Finanz-
76
° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014
investoren mit einer weiteren Bele bung
des Marktes sowie mit höheren Neuinvestitionen und verbesserten oder zumindest gleich
bleibend guten Finanzierungsbedingungen.
Ein Sorgenkind dürften jedoch die geeigneten
Zielinvestments bleiben. „Das Geld für Beteiligungen ist vorhanden. Sorgen bereitet der
Branche vielmehr die Frage, ob es genügend
Kaufmöglichkeiten geben wird, um das verfügbare Kapital sinnvoll zu nutzen“, kommentiert
Steve Roberts, Leiter der PE-Sparte bei PwC
Deutschland.
„Diese Partnerschaft
ist ein Quantensprung für die
wirtschaftliche Seite.“
Michael Preez, Geschäftsführer des
Berliner Fußballclubs
Hertha BSC, freut sich
über den Einstieg des
US-Finanzinvestors KKR
(9,7 Prozent).
CREDITS: Shutterstock, beigestellt, wikimedia
TREND REPORT
Europa ist überall.
Österreich
Welt
Bestellung unter:
www.wienerzeitung.at
T. 0810 0810 99, F. 0810 0810 90
E. [email protected]
www.wienerzeitung.at/abo
unternehmen ° Risikokapital für Unternehmen
aws – Eine wenig
beachtete Erfolgsstory
Die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) ist mit 220 Mitarbeitern die Förderbank des Bundes und setzt
­gezielte, unternehmensbezogene, wirtschaftsfördernde Maßnahmen. Jedes Jahr werden – fast unter Ausschluss
der öffentlichen Wahrnehmung – 6.000 Projekte bearbeitet. Wolfgang Regner
Marshall-Plan bis heute
­weitergeführt
Rund 600 Millionen Euro befinden sich
in einem Sondertopf, nämlich dem ERPProgramm, das auf die Marshall-Plan-Hilfe
nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgeht
und eine Erfolgsgeschichte par excellence
markiert. Obwohl seit Anfang der 1960erJahre aktiv, befinden sich noch immer erhebliche Mittel im Fördertopf, und das völlig budgetunabhängig. Das ERP-Programm
unterstützt Unternehmen mit günstigen
und sehr langfristigen Krediten. Als Garantien stehen rund 260 Millionen Euro zur
Verfügung. Diese werden in Kooperation
mit der Europäischen Investitionsbank
(EIB) bzw. deren Tochter, dem Europäi­
schen Investmentfonds (EIF), vergeben. So
wird das Risiko zwischen Österreich und
78 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
„Obwohl sich die Banken bei
Risikokapital zurückhalten,
konnten wir die Erste Bank
als Kooperationspartner
gewinnen.“
Matthias Bischof, Chief Information
Officer und Sprecher der aws
der Europäischen Union geteilt. Deshalb
kann die aws auch günstigere Garantiekonditionen bieten. In der Praxis funktioniert
das folgendermaßen: Ein Unternehmen
möchte einen Bankkredit aufnehmen, hat
jedoch kaum Sicherheiten anzubieten. Dafür erhält die Bank eine aws-Garantie für
einen Teil des Kredits. „Wir streben für ein
Erfolg versprechendes Projekt eine Risikodrittelung an“, erklärt Matthias Bischof,
Sprecher der aws. Das heißt: „Ein Drittel
des Risikos trägt der geförderte Unternehmer, ein Drittel die Bank und ein Drittel
wir“, erklärt Bischof. Bei noch sehr kleinen,
technologieorientierten Unternehmen
kann dabei die Risikoquote bis maximal 80
Prozent ansteigen. „Nur wenn ein Projekt
vollkommen scheitert, wird die Garantie
schlagend und damit auch budgetwirksam.
Allerdings haben wir nur rund zwei Prozent Schadensfälle pro Jahr“, so Bischof.
Weitere aws-Initiativen sind Zuschussmittel und ­Eigenkapitalmaßnahmen.
aws: bei Venture Capital führend
Im Bereich Risikokapital stellt die aws
drei verschiedene Fonds zur Auswahl: Der
Gründerfonds verfolgt das Ziel, Start-ups
zu unterstützen. Das ist gerade aktuell bedeutsam, denn die größten Finanziers der
Vergangenheit, die Banken, haben sich aus
dem Geschäft mit Venture Capital weitgehend zurückgezogen und so muss eben der
Staat, also die aws, einspringen, um den
Markt wieder zu beleben. „Dabei sollen private Kapitalgeber mobilisiert werden. Immerhin konnten wir auch die Erste Bank
mit ins Boot holen“, freut sich Bischof. Der
Gründerfonds bietet offene bzw. stille Beteiligungen zu Konditionen, die sich an der
Marktrate orientieren. Auch bietet der Mittelstandsfonds für größere Projekte kommerzielle Finanzinstrumente ohne Förder­
element an. Derzeit sind bereits 50 Prozent
der Mittel des Mittelstandsfonds in 17 Beteiligungen investiert. Über den Gründerfonds, den Mittelstandsfonds und den Business Angel Fonds bzw. weitere Initiativen
ist die aws der größte Investor in Private
Equity bzw. Venture Capital in Österreich.
„Wir machen aber keine Gründerberatung,
sondern wir finanzieren Gründer. Der
Gründer muss etwa für Garantien zuerst
zur Bank, dann kann er zu uns kommen.
Denn der Gründer und seine Bank müssen
den Förderantrag an die aws gemeinsam
credit: beigestellt
D
ie aws bietet grundsätzlich Finanzierungen und Förderungen von Startups und jungen Unternehmen bis hin zu bereits am Markt etablierten kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Pro Jahr werden
rund 6.000 Förderprojekte gestartet bzw.
abgewickelt und ein Volumen von rund einer Milliarde Euro an Förder- und Finanzierungsleistung ausgereicht. Als Maßnahmen stehen dabei Zuschüsse, Garantien,
günstige Kredite (ERP) sowie auch Eigenkapital zur Auswahl. Zusätzlich bietet die aws
Beratungsdienstleistungen an. Da es sich
bei den Fördermitteln zum Großteil um
nicht budgetwirksame Mittel handelt, sollte
auch 2014 und für die Folgejahre ein Förder- und Finanzierungsvolumen von rund
einer Milliarde Euro zur Verfügung stehen.
°
Risikokapital für Unternehmen   unternehmen
° Die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws)
ist die Förderbank des Bundes
stellen. Wir verlangen ein finanzielles Commitment des Unternehmers und einen
Business Plan.“ Bei der Börse für Business
Angels i2 handelt es sich um eine Plattform,
auf der sich private Eigenkapitalgeber registrieren können. „Derzeit sind bereits
über 200 auf dieser Plattform gelistet. Sie
bekommen dann von uns die Businesspläne der Kapital suchenden Unternehmen
zugeschickt und sie können die für sie interessantesten auswählen. Der Teil des Investments, der von einem Business Angel
getragen wird, kann im Rahmen des Business Angels Fonds durch Kooperation mit
einzelnen Business Angels verdoppelt werden. Die aws ist also über eine Co-Finanzierung mit dabei.“
Was die Art der geförderten Projekte
anbelangt, so sollen diese vorwiegend in
Österreich situiert sein, besonders wenn es
um die Neugründung von Unternehmen
geht. Bei einer Expansionsfinanzierung
kann aber zum Teil ein Auslandsbezug
möglich sein. Hier muss der Mindestumsatz zwei Millionen Euro betragen. Die Förderungen liegen bei rund 500.000 Euro bis
maximal rund zwei, drei Millionen Euro.
Auch die EU fördert aws-Projekte
„Über die RSI, eine sogenannte Rückhaftungsgarantie, können wir den EIF mit
ins Boot holen und somit höhere Garantievolumina anbieten. Durch die Risikoverteilung, also die Mithaftung des EIF, wird es
für uns günstiger, solche Garantien anzubieten. Wir geben das an die Unternehmer
weiter, indem diese nur das halbe Garantieentgelt zahlen müssen.“ Die größte Stärke der aws ist die relativ hohe finanzielle
Unabhängigkeit. „So können wir auch in
Zeiten der Budget-Sparprogramme unser
Fördervolumen annähernd stabil aufrechterhalten“, sagt Bischof abschließend.
Durch die Vergabe von zinsengünstigen Krediten, Zuschüssen und Garantien werden Unternehmen bei der Umsetzung ihrer innovativen Projekte unterstützt, insbesondere dann, wenn
die erforderlichen Mittel durch sonstige Finanzierungen nicht ausreichend aufgebracht werden können. Ergänzend werden spezifische Informations-, Beratungs-, Service- und Dienstleistungen für angehende, bestehende und expandierende Unternehmen angeboten
aws Gründerfonds
Der aws Gründerfonds stellt jungen Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial, die für ihr
Geschäftsmodell nicht die erforderlichen Mittel, z. B. über Bankkredite, aufbringen können, Risikokapital zur Verfügung und investiert in die Gründungs- und erste Wachstumsphase von gewerblichen Unternehmen mit Sitz in Österreich. Der aws Gründerfonds bietet damit langfristiges
Wachstumskapital in Form von offenen/stillen Beteiligungen an und ist branchentypisch strukturiert,
arbeitet mit marktkonformen Konditionen und ist offen für Co-Investments. Das Beteiligungsvolumen liegt zwischen 100.000 und einer Million Euro. Rückflüsse in den Fonds stehen für weitere
Beteiligungen zur Verfügung. Der Fonds ist mit 65 Millionen Euro dotiert und läuft bis 2025.
Pluspunkte für Jungunternehmen:
Höherer Finanzierungsspielraum durch verbessertes Kreditrating
Langfristige Partnerschaft (mit Laufzeiten bis zu zehn Jahren)
Stille Beteiligungen können ohne Abgabe von Gesellschaftsanteilen zugeführt werden
aws Mittelstandsfonds
Der aws Mittelstandsfonds ist der größte österreichische Fonds für stille Unternehmensbeteiligungen, aber auch Anbieter von Eigenkapital. Er investiert Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Mittel in Wachstumsprojekte mittelständischer Unternehmen zu marktkonformen Konditionen. Er hat eine Laufzeit bis zum 31.12.2025. Der Fonds ist derzeit
mit 80 Millionen Euro dotiert. Finanzierungsanlässe sind: Projekte, Entwicklung neuer Produkte oder Verfahren, Vertriebsaufbau, Markterschließung, Unternehmensakquisitionen.
aws Business Angel Fonds
Der aws Business Angel Fonds ist eine gemeinsame Initiative des European Investment
Fund (EIF) und der aws. Die Initiative ist mit einem Volumen von 22,5 Millionen Euro dotiert und unterstützt im Rahmen von Co-Investitionen die Finanzkraft von Business Angels
und damit die Finanzierung innovativer Unternehmen. Gemeinsam mit den Investitionen
der Business Angels wird auf diese Weise ein Finanzierungsvolumen von bis zu 45 Millionen Euro darstellbar. Statt Co-Investitionen in einzelne Unternehmen zu tätigen, stellt der
Business Angels Fund ausgewählten Business Angels einen Finanzierungsbetrag zur Verfügung, mit dem diese ihren Eigenanteil bei zukünftigen Investments verdoppeln können.
Vorteile für Business Angels:
maximales Maß an Autonomie
Gewinnbeteiligung am Erlös des European Angels Fund.
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 79
unternehmen ° Berater
Mehrwert durch externe Spezialisten
Die Wirtschaft allgemein läuft noch nicht auf Hochtouren. Dafür brummt eine Branche kräftig vor sich hin:
Unternehmensberatungen. Sie unterstützen vom KMU bis zum Großkonzern alle Hilfesuchenden mit Knowhow und tatkräftiger Umsetzung. Lesen Sie, welche Vorteile die professionelle Serviceleistung bietet und wie
man sie am besten in Anspruch nimmt.
Harald Kolerus
ine jährliche Wachstumsrate rund um
die sieben Prozent kann sich wahrlich
sehen lassen. Um nicht weniger stieg der
Umsatz der Unternehmensberatungsbranche in Österreich seit 2011. Wie ist eine derartige Performance in wirtschaftlich nach
wie vor eher mageren Zeiten zu erklären?
Dazu meint Alfred Hörl, Obmann des
WKO-Fachverbandes Unternehmensberatung und IT: „Dem Sektor geht es gut. In der
Unternehmensberatung steckt eine große
Eigendynamik, die Berater müssen sich
ständig aus sich selbst heraus weiterentwicklen und sozusagen requalifizieren. Das
ist notwendig, auf die oft schnell ändernden
Marktbedingungen und die unterschiedlichsten Kundenwünsche reagieren zu können.“ Das wird nicht zuletzt anhand der
Tatsache deutlich, dass jeder Unternehmensberater durchschnittlich mindestens
1000 Euro jährlich in Weiterbildung inves­
tiert. Bemerkenswert ist auch, dass in der
Unternehmensberatungsbranche an die
19.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Fasst
man diese Berufsgruppe mit den IT-Beratern zusammen, ist der Sektor so groß
wie die bedeutende heimische Tourismusindustrie. Was macht jetzt aber wirklich
gute Unternehmensberatung aus?
Tücken und Fallstricke
Der Teufel steckt ja bekanntlich meis­
tens im Detail, jedoch ist es für effiziente
Unternehmensberatung entscheidend, zunächst die grundlegenden Rahmenbedingungen abzustecken. Roland Falb, Managing Partner von Roland Berger, erzählt aus
der Praxis: „Voraussetzung für ein erfolgreiches Projekt ist ein sauberes, klares Briefing an den Berater seitens der Unternehmen. Der Auftrag muss klar definiert sein,
denn es geht natürlich viel Energie verloren,
wenn während des Projekts klar wird, dass
die Aufgabenstellung eine andere ist, als das
ursprünglich angenommen worden war.“ In
dieser Anfangsphase unterstützen die Berater ihre Klienten natürlich mit langjähriger
Erfahrung, damit ein möglichst guter Start
° Branche im fokus
Die heimischen Unternehmensberatungsbetriebe, Informationstechnologie-
Dienstleister und Buchhaltungsbetriebe steigerten 2013 den Branchengesamtumsatz um 8,3
Prozent auf 20,34 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr (diese Sektoren gelten als artverwandt). Obwohl das reale Wirtschaftswachstum in Österreich im letzten Jahr nur 0,8 Prozent
betrug, konnten IT-Dienstleistungsbetriebe das höchste Umsatzwachstum von 8,6 Prozent auf
15,42 Milliar­den Euro erzielen, gefolgt von den Buchhaltungsberufen mit einem Plus von 8,3
Prozent auf 1,57 Milliarden Euro und den Unternehmensberatungsbetrieben mit einem Wachstum von sieben Prozent auf 3,35 Milliarden Euro. Dazu Alfred Harl, Obmann des WKO-Fachverbandes Unternehmensberatung und IT (UBIT): „Unsere Mitglieder haben im letzten Jahr rund sieben Prozent am österreichischen Bruttoinlandsprodukt erwirtschaftet und sind mit erstmals mehr
als 70.000 Beschäftigten entscheidender Konjunkturmotor für die österreichische Wirtschaft.“
80 ° GELD-MAGAZIN – März 2014
„Die Qualität
der Unternehmensberatung in
­Österreich liegt
im weltweiten
Spitzenfeld.“
Alfred Harl, WKO
gelingen möge. „Der Unternehmensberater
soll eine Vertrauensperson sein. Man kann
das mit der Rolle eines Arztes oder Anwalts
vergleichen. Der Kunde muss sozusagen
alle ,Symptome‘ und möglicherweise auch
unangenehme Sachverhalte darstellen, damit Transparenz für Probleme, Zielsetzungen und Aufgabenstellungen geschaffen
wird und geholfen werden kann.“ Jörg
Busch, Partner bei PricewaterhouseCoopers (PwC), fügt hinzu: „Um erfolgreich zu
sein, muss man das Ohr am Markt anlegen.
Der Berater muss hören, was der Markt abverlangt und Trends erkennen. Von entscheidender Bedeutung ist dabei natürlich
auch, dass das Personal gut ausgebildet ist
und mit neuen Themen und Entwicklungen
umgehen kann.“ Als Beispiel nennt Busch
etwa den Telekombereich, wo es ja durch
Internet, Mobiltelephonie, Smartphones,
Tablets etc. zu wahren Umwälzungen gekommen ist. „Unternehmensberater wie
PwC helfen dabei, in Branchen, die starken
Veränderungen unterworfen sind, neue Geschäftsmodelle und Kundenansätze zu
schaffen.“ Für welche Unternehmen sind
nun die Beraterleistungen von Interesse? Es
finden sich auch kleinere Gewerbebetriebe
unter den Kunden, wobei der vielzitierte
„Greißler ums Eck“ natürlich nicht das vor-
creditS: beigestellt, Shutterstock
E
°
Berater   unternehmen
„Der Unternehmensberater
muss auch ein guter Zuhörer
sein. Eine Vertrauensperson,
vergleichbar mit einem Arzt
oder Anwalt. Transparenz
ist vor allem in der Anfangsphase entscheidend.“
„Erfolgreiche Unternehmensberater müssen das Ohr
­immer am Markt halten. Sie
müssen erkennen, was der
Markt abverlangt und welche Trends vorherrschen
bzw. entstehen.“
Roland Falb, Roland Berger
Jörg Busch, PwC
rangige Zielpublikum ausmacht. Ansonsten
ist das Spektrum weit gestreckt: „Zu unseren Kunden zählen Großunternehmen,
etwa aus dem Infrastrukturbereich, sowie
Privatunternehmen oder Stiftungen. Selten
sind mittelständische Unternehmen zu finden“, so Falb. Schwierig ist die Frage zu beantworten, wieviel Unternehmensberatung
konkret kostet, weil das natürlich von Fall
zu Fall stark differieren kann. Falb dazu:
„Die Beraterleistung kann wenige Wochen
in Anspruch nehmen oder sich über mehrere Monaten hinweg erstrecken. Die Bandbreite der Kosten ist dementsprechend
groß.“ Auch kann es vorkommen, dass ein
Unternehmen über Jahre hinweg begleitet
wird. Die Kosten können also im Bereich
von ­einigen zehntausend Euro liegen, aber
auch schon einmal die Millionengrenze
überschreiten.
Trend nachhaltigkeit
Wie wir bereits von den Experten gehört haben, müssen sich Unternehmensberater sehr schnell und immer wieder auf
neue ökonomische, soziale und technische
Entwicklungen einstellen, eine davon ist sicher der Trend zur Nachhaltigkeit. „Das
Thema Compliance wird immer wichtiger,
wobei hier an erster Linie die kapitalmarktorientierten Unternehmen zu nennen sind.
Es werden auch seitens des Marktes sehr
große Anforderungen an die Transparenz
gestellt“, bestätigt Busch von PwC. Auch bei
KPMG heißt es: „Nachhaltigkeitsthemen
rücken auf den Agenden der Unternehmen
immer weiter nach oben. Globaler Wandel
und wachsende Anforderungen von Seiten
der Stakeholder lassen sich von Unternehmen kaum noch ignorieren.“ KPMG unterstützt beispielsweise die Umsetzung der
Emissionshandelsanforderungen bei Unternehmen und hilft bei der Entwicklung und
Prüfung interner Kontroll- und Qualitätssicherungssysteme für die Emissionsüberwachung und -berichterstattung. Man sieht
also: Der ideale Unternehmensberater ist
ein hoch spezialiserter Alleskönner.
° fallBeispiel: Österreichische bundesbahnen
Ein konkretes Beispiel für Unternehmensberatung hat
man bei Horváth & Partners parat: Ende 2011 fuhr erstmals
eine Privatbahn in Konkurrenz zu den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Die ÖBB-Personenverkehr AG nahm die Öffnung des
Eisenbahnsektors zum Anlass, sich noch stärker an den Kundenbedürfnissen zu orientieren und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu
verbessern. „Doch mit dem bisherigen Steuerungssystem konnte man
der entstandenen Marktdynamik nicht wirkungsvoll begegnen. Mit Unterstützung der Managementberatung Horváth & Partners sollte daher
ein neues, effektives Steuerungssystem geschaffen werden“, erklärt
Björn Bohlmann, Leiter Competence Center Transportation bei Horváth
& Partners.Im Mittelpunkt stand auch eine klare Rollendefinition: Welche Einheiten sollen Cost-, welche Service- und welche Profit Center
sein? Diese Rollen festzulegen, war eine der zentralen Aufgaben.
Gemeinsam wurde folgendes Konzept erarbeitet: „Die Einheiten Fern-,
Nah- und Regionalverkehr sowie Busverkehr verfügen über direkten
Marktzugang und werden daher als Profit Center marktorientiert
geführt. Produk­tionseinheiten und Vertrieb sind auf interne Kunden
ausgerichtet, verantworten aber einen Großteil der Kosten und werden
daher als Service Center auf Basis mengenbasierter Leistungs- und
Verrechnungsbeziehungen mit definierten Transferpreisen geführt.
Alle übrigen Bereiche werden als Cost Center geführt“, so Bohlmann.
Die Bildung der Transferpreise war dabei ein entscheidender Punkt
im neuen System. Diese müssen die Marktbereiche laut dem Experten zur effizienten internen Leistungsnachfrage motivieren und den
Service Centern Leistungs- und Effizienzanreize setzen. Damit sich Effizienzanreize entfalten können, wird nun zwischen dem – vom Profit
Center beeinflussbaren – steuerungsrelevanten Ergebnis und dem IstErgebnis unterschieden, das auch die Ergebnisbeiträge der Serviceund Cost Center einschließt, die von den Profit Centern nicht zu verantworten sind. Bohlmann weiter: „Und operative Kennzahlensysteme
beinhalten nun nicht nur wirtschaftlichkeits- und produktivitätsbezogene, sondern auch qualitative Kennzahlen. In den Planungs- und
Steuerungsprozessen spiegelt sich die neue Steuerungslogik ebenfalls wider.“ Für Transparenz sorgen die monatlichen PerformanceReports und -Meetings. „Damit wurden gemeinsam alle Voraussetzungen geschaffen, um das Unternehmen angesichts der neuen
Marktdynamik zielgerichtet zu steuern“, so Bohlmann abschließend.
März 2014 – GELD-MAGAZIN ° 81
NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE
DIE ROTHSCHILDS:
EINE FAMILIE BEHERRSCHT DIE WELT
Tilman Knechtel. J.K.Fischer-Versandbuchhandlung + Verlag,
330 Seiten.
UNVOLLKOMMEN. Über die mit Abstand
reichste Familie der Welt kritisch zu schreiben,
ist eine heikle Angelegenheit. Der provokante
Buchcover macht die Sache nicht leichter. Eine
antisemitische Grundtendenz lässt sich im
Buch aber nicht identifizieren. Der junge Autor,
Jahrgang 1987, hat akribisch recherchiert
und zahllose Quellen ausgewertet. Daraus
entstand eine interessante Darstellung der Geschichte rund um die Rothschilds während der
vergangenen zwei Jahrhunderte. Es ist die Geschichte des Aufstiegs einer Familie, die Infor-
DIE JAHRHUNDERTLÜGE, DIE NUR INSIDER KENNEN
Heiko Schrang. Macht-steuert-Wissen Verlag. 249 Seiten.
HINTERGRÜNDE. Wer sich fragt, wer die
Welt regiert, erhält in diesem Buch viele Antworten. Der Autor deckt Zusammenhänge auf,
beschreibt Ungereimtheiten und Auffälligkeiten
um angebliche Zufälle, Todesfälle, Morde und
Unfälle der jüngsten Weltgeschichte – und
82
° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2014
mationsvorsprünge und Finanzmacht zu ihrem
Vorteil nützte, um ihr Vermögen maximal zu
vermehren. Und die ihre finanzielle Potenz in
Kriegsfällen nutzte, um womöglich alle Kriegsparteien zu finanzieren und so am Ende immer
im Lager eines Siegers zu stehen. Die Familie
verfügt über ein weltweites Netz von Konzernbeteiligungen, Privatbanken und Investmentgesellschaften, agiert aber dennoch abseits
der Publizitätspflichten im Hintergrund. Deren
Bindungen und Beziehungen zu den internationalen Bankriesen darzustellen ist der Autor
zwar redlich bemüht, bleibt aber zwangsläufig
unvollkommen, weil die Finanzwelt mit der Benützung von Steueroasen und der Anonymität
von Vermögensverwaltungsgesellschaften, Aktiengesellschaften, Stiftungen und Trusts detaillierteren Erkenntnissen einen Riegel vorschiebt.
Dass Geld und die Verfügungsgewalt darüber
die Welt regiert, steht außer Diskussion. Und
dass die Familie Rothschild als der weltweit
größte Faktor des Machtspektrums gelten
mag, ergibt sich daraus als logischer Schluss.
Immerhin kann der Autor auf 617 meist unverdächtige Quellen verweisen, zitiert Gerichtsurteile und autorisierte Rothschild-Biografien
wie jene von Frederic Morton, Niall Ferguson
oder Derek Wilson, die in ihren neutral bis
freundlich beschriebenen Werken über die
Familie gleichfalls durchaus kritische Aussagen
enthalten. Natürlich setzt sich der Autor auch
dem Verschwörungstheorie-Vorwurf aus, wenn
er Zusammenhänge mit Freimaurern und
Illuminaten, Bilderbergern und dem amerikanischen Council on Foreign Relations (CFR)
sowie anderen Geheimgesellschaften und
exklusiven Zirkeln herstellt. Doch wahrscheinlich lässt sich dies einfach nicht vermeiden,
weil die Rothschilds eben seit mehr als 200
Jahren ein Geld- und Machtimperium auf Basis eines strengen Familien-Kodex und in den
ersten Generationen inzestiösen Heiratsregeln
aufgebaut haben, um ihre Geheimnisse zu verbergen. Die Annahme, dass die Familie Rothschild aus dem Hintergrund die Knotenpunkte
zwischen Politik, Wirtschaft und Hochfinanz
kontrolliert, kommt der Realität wahrscheinlich
nahe, muss aber eine unvollständige Vermutung bleiben, weil ein lückenloser Beweis ob
der vielfältig gewobenen Finanz- und Wirtschaftsverflechtungen gar nicht zu führen ist.
Vermutlich wissen nicht einmal alle Familienmitglieder, woran sie mit wie viel beteiligt sind.
In diesem Sinn ist das Buch mit seinen
unzähligen Fakten zweifellos lesenswert, auch wenn es Fragen offen lässt.
zwar abseits der Mainstream-Medien. Er identifiziert Interessensgruppen, die im Hintergrund
die Fäden ziehen. Der Leser findet Antworten auf die Fragen: Wer finanzierte die Nazis
und den Zweiten Weltkrieg? Wer waren die
Hauptprofiteure? Und er liest Erstaunliches
über die Ermordung des US-Präsidenten John
F. Kennedy, seines Bruders Bobby und des
Flugzeugabsturzes seines ältesten Sohnes
John F. jun. kurz vor dessen Einstieg in die
amerikanische Politik. Heiko Schrang unterlegt
seine Zweifel an der offiziellen Darstellung der
Morde am früheren deutschen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel,
am Generaldirektor der Deutschen Bank, Alfred
Herrhausen, am Präsidenten der deutschen
Treuhandanstalt zur Privatisierung des Vermögens der DDR- Betriebe, Detlef Rohwedder, wie
auch am angeblichen Unfalltod des deutschen
FDP-Abgeordneten Jürgen Möllemann. In
Brüssel gab es mysteriöse Todesfälle rund um
den Kindermörder Dutroux und Mitbeteiligte in
höchsten Kreisen. Der den Prozess vorbereitende leitende Staatsanwalt kam ebenso auf
mysteriöse Weise ums Leben wie 27 potenzielle Zeugen, die im Prozess aussagen sollten.
In einem Abschnitt beschreibt der Autor die
Geheimgesellschaft der Illuminaten, die
Insider-Gruppierungen Bilderberger und
Council in Foreign Relations (CFR) sowie die
gleichsam exterritoriale „City of London“.
Pearl Harbor, der Tonkin-Zwischenfall (Vietnamkrieg), die Kriege gegen Irak, Afghanistan,
Libyen finden sich gleichfalls mit weithin unbekannten Analysen und Vermutungen über
die wahren Ursachen. Das Buch ist zweifellos lesenswert, der Buchcover eher „esoterisch“ gestaltet, entspricht aber der Lebenshaltung des bekennenden Buddhisten Heiko
Schrang und dem zweiten Teil des Buches..
CREDITS: beigestellt
BUCHTIPPS
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