Lineare Algebra II (SS 13) Bernhard Hanke Universität Augsburg 19.06.2013 Bernhard Hanke 1/1 Quotientenvektorräume Es sei V ein K -Vektorraum und W ⊂ V ein Untervektorraum. Wir definieren eine Relation ∼ auf V wie folgt: v1 ∼ v2 :⇐⇒ v1 − v2 ∈ W . I Die Relation ∼ ist eine Äquivalenzrelation handelt. Die Menge der Äquivalenzklassen bezeichnen wir mit V /W . I Ist v ∈ V , so ist also die Äquivalenzklasse [v ] von V gleich dem affinen Teilraum v + W = {v + w | w ∈ W } ⊂ W und es gilt genau dann v1 + W = v2 + W , falls v1 − v2 ∈ W . Bernhard Hanke 2/1 Proposition (5.10) Durch die Setzung (v1 + W ) + (v2 + W ) := v1 + v2 + W λ · (v + W ) := λv + W wird V /W zu einem K -Vektorraum. I Der Vektorraum V /W heißt Quotientenvektorraum von V nach W . I Die kanonisch definierte Abbildung p : V → V /W , v 7→ [v ] ist K -linear und es gilt ker p = W . Bernhard Hanke 3/1 Proposition (5.11) Es sei (V , h−, −i) ein euklidischer oder unitärer Vektorraum und W ⊂ V ein endlichdimensionaler Untervektorraum. Dann ist die Abbildung χ : W ⊥ → V /W , v 7→ [v ] ein Vektorraumisomorphismus. Das heißt, der Quotientvektorraum V /W kann in kanonischer Weise mit dem orthogonalen Komplement von W in V identifiziert werden. Bernhard Hanke 4/1 Orthogonale und unitäre Endomorphismen Definition Es seien V und W Euklidische, bzw. unitäre Vektorräume. Eine lineare Abbildung f :V →W heißt orthogonal, bzw. unitär, falls für alle v , w ∈ V : hf (v ), f (w )iW = hv , w iV . Orthogonale und unitäre Abbildungen sind I längenerhaltend (insbesondere injektiv) I winkelerhaltend I bilden orthogonale Familien wieder auf solche ab. Proposition (6.1) Es sei f : V → W linear und längenerhaltend. Dann ist f orthogonal, bzw. unitär. Bernhard Hanke 5/1 Bemerkung Ist f : V → W eine Abbildung, die f (0) = 0 erfüllt und zudem abstandserhaltend ist, so ist f bereits linear und somit eine Isometrie (Übung). Definition Eine Matrix A ∈ Rn×m , bzw. in Cn×m heißt orthogonal, bzw. unitär, falls sie bezüglich der Standardskalarprodukte eine orthogonale, bzw. unitäre Abbildung beschreibt. Dies ist offensichtlich gleichbedeutend damit, dass für alle x, y ∈ Rm (Ax)T (Ay ) = x T AT Ay = x T y ⇐⇒ AT A = Em . D.h die Spalten von A bilden eine orthonormale Familie von Vektoren im Rn . Im unitären Fall erhält man entsprechend die Charakterisierung AT A = Em . Bernhard Hanke 6/1 Proposition (6.2) Es seien V und W endlichdimenisonale Euklidische, bzw. unitäre Vektorräume. Eine Abbildung f : V → W ist genau dann orthogonal (unitär), wenn folgendes gilt: Es seien B und C Orthonormalbasen von V und W . Dann ist die darstellende Matrix MCB (f ) orthogonal (unitär). Proposition (6.3) Es sei V ein endlichdimensionaler euklidischer oder unitärer Vektorraum. Es sei f : V → V ein orthogonaler (unitärer) Endomorphismus. Dann ist f ein Isomorphismus und f −1 ist ebenfalls orthogonal (unitär). Alle Eigenwerte haben den Betrag 1. Eigenvektoren zu verschiedenen Eigenwerten sind orthogonal. Bernhard Hanke 7/1 Ist A ∈ Rn×n orthogonal, so gilt AT A = En =⇒ AAT = En also AT = A−1 . Entsprechend ist für unitäre Matrizen AAT = En . Damit sind äquivalent: I A ist orthogonal (unitär). I Die Spalten von A bilden eine Orthonormalbasis. I Die Zeilen von A bilden eine Orthonormalbasis. I A−1 = AT (im Euklidischen Fall), A−1 = A T (im unitären Fall). Wir betrachten nun die Teilmengen O(n) := {A ∈ Mat(n, R) | A orthogonal} ⊂ Rn×n und U(n) := {A ∈ Mat(n, C) | A unitär} ⊂ Cn×n . Diese Teilmengen sind Untergruppen von GL(n, R), bzw. GL(n, C) und heißen die Gruppen der orthogonalen, bzw. unitären (n × n)-Matrizen. Bernhard Hanke 8/1