Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science Suche nach Spuren dunkler Materie in dem Zerfall π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− ) Normierungskonstante Julian Boelhauve 2017 Lehrstuhl für Experimentelle Physik V Fakultät Physik Technische Universität Dortmund Erstgutachter: Zweitgutachter: Abgabedatum: Dr. Johannes Albrecht Prof. Dr. Bernhard Spaan 25. Juli 2017 Kurzfassung Diese Bachelorarbeit stellt die Suche nach einem hypothetischen Teilchen π in dem Zerfall π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− ) vor. Aus mittels des LHCb-Detektors in den Jahren 2011 und 2012 bei Schwerpunktsenergien von 7 TeV beziehungsweise 8 TeV aufgenommenen Daten wird die Anzahl der Signalkandidaten für den Normierungskanal π΅0 → π½ /π(→ π+ π− ) πΎ ∗ (892)0 bestimmt, welche gemeinsam mit den berechneten Effizienzen die Einführung einer Normierungskonstanten ermöglicht. Unter Berücksichtigung des Ergebnisses einer parallel verfassten Bachelorarbeit [1] lassen sich bei einem Konfidenzniveau von 95 % erwartete obere Grenzen für das Verzweigungsverhältnis des Signalkanals mit β¬π(π)=10 ps (π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− )) < (1,3 ± 0,1) ⋅ 10−9 und β¬π(π)=100 ps (π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− )) < (4,9 ± 0,2) ⋅ 10−9 angeben. Diese Grenzen beziehen sich auf die simulierten Lebensdauern π (π) = 10 ps beziehungsweise π (π) = 100 ps und eine Masse von π(π) = 2500 MeV/π2 . Abstract In this bachelor thesis, a search is presented for a hypothetical particle π produced in the decay π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− ). Using data collected by the LHCb detector in 2011 and 2012 at centre-of-mass energies of 7 TeV and 8 TeV, respectively, the number of signal events is determined for the normalization channel π΅0 → π½ /π(→ π+ π− ) πΎ ∗ (892)0 which, considering the calculated efficiencies, allows the introduction of a normalization factor. Taking into account the result of a simultaneously written bachelor thesis [1], expected upper limits on the branching fraction of the signal channel at 95 % confidence level can be set to β¬π(π)=10 ps (π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− )) < (1.3 ± 0.1) × 10−9 and β¬π(π)=100 ps (π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− )) < (4.9 ± 0.2) × 10−9 . These limits refer to simulated lifetimes of π (π) = 10 ps and π (π) = 100 ps, respectively, and to a mass of π(π) = 2500 MeV/π2 . iii Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Das Standardmodell der Elementarteilchenphysik . . . . . . . . . . . 2.2 Der Zerfall π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π+ π− . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Berechnung eines Verzweigungsverhältnisses . . . . . . . . . . . . . . 2 2 3 5 3 Der LHCb-Detektor 7 4 Selektion der Daten 4.1 Datensätze und Simulationen . . . . 4.2 Triggerselektion . . . . . . . . . . . . 4.3 Vorselektion . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Anzahl der Signalkandidaten . . . . 4.5 Umgewichtung der Signalsimulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 9 12 13 14 17 5 Normierung 20 5.1 Effizienzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 5.2 Normierungskonstante . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5.3 Verzweigungsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 6 Zusammenfassung und Ausblick 25 A Variablenschnitte in der Vorselektion 26 B Umgewichtete Signalsimulation 28 Literatur 29 iv 1 Einleitung Die gewöhnliche Materie stellt lediglich einen geringen Anteil der Energiebilanz innerhalb des Universums dar. Der weitaus größere Beitrag wird durch dunkle Materie und dunkle Energie verursacht, über deren Gestalt die anerkannte theoretische Beschreibung der Elementarteilchenphysik, das Standardmodell, keine Aussage trifft [2, 3]. In dieser Analyse wird basierend auf Daten, die der LHCb-Detektor aufgezeichnet hat, in dem Zerfall π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− ) nach einem hypothetischen Teilchen π gesucht. Es handelt sich dabei um einen Kandidaten, welcher sich möglicherweise in den Bereich der dunklen Materie einordnen lässt. Der betrachtete Zerfall ist aufgrund der effizienten Myon-Detektion, die das LHCb-Experiment erlaubt [4], im Besonderen für die Suche geeignet, da eine präzise Vermessung des Myon-Antimyon-Paares in dem Endzustand erforderlich ist. Das Ziel liegt in der Bestimmung einer oberen Grenze für das Verzweigungsverhältnis β¬(π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π). Die sich in den verschiedenen Abschnitten der Selektion ergebenden Größen können zur Errechnung von Normierungskonstanten für zwei unterschiedliche Zerfallskanäle genutzt werden. Dadurch lässt sich ein Vergleich zwischen den Werten für den hypothetischen Zerfallskanal und einen unterdrückten Standardmodellzerfallskanal ziehen. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der parallel durchgeführten Analyse [1] kann die erwähnte Grenze festgelegt werden. Bevor ein Überblick über die analysierten Zerfallskanäle gegeben und der zentrale Zusammenhang für die Ermittlung eines Verzweigungsverhältnisses aufgeführt wird, erfolgt in Kapitel 2 zunächst die Darstellung des Standardmodells der Elementarteilchenphysik in seinen wesentlichen Zügen. Anschließend werden in Kapitel 3 der Large Hadron Collider (LHC) sowie die einzelnen Komponenten des LHCbDetektors beschrieben. Nachdem die verwendeten Datensätze und Simulationen erläutert worden sind, beginnt die Analyse in Kapitel 4 mit der Triggerselektion, auf welche die Vorselektion folgt. Daraufhin wird der rekonstruierten Masse des π΅0 -Mesons eine Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion angepasst, die es im Weiteren ermöglicht, zwischen Signal und Untergrund zu differenzieren. In Kapitel 5 werden die Effizienzen der verschiedenen Analyseschritte berechnet, damit letztlich die Normierungskonstanten bestimmt werden können. Eine Zusammenfassung der Resultate findet sich in Kapitel 6. 1 2 Theoretische Grundlagen In diesem Kapitel werden zunächst die Elementarteilchen und Wechselwirkungen im Rahmen des Standardmodells erläutert. Zudem werden die drei möglichen Zerfallskanäle π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π+ π− beschrieben. Anschließend folgen diejenigen Relationen, aus denen ein Verzweigungsverhältnis errechnet werden kann. 2.1 Das Standardmodell der Elementarteilchenphysik Das Standardmodell [5] beschreibt neben den Elementarteilchen drei der vier fundamentalen Wechselwirkungen: die starke, die schwache sowie die elektromagnetische. Bei den Elementarteilchen wird zwischen Quarks, Leptonen, Eichbosonen und dem Higgs-Boson unterschieden. Sowohl Quarks als auch Leptonen besitzen Spin 1/2 und zählen daher zu den Fermionen. Die sechs Quarks – up, down, charm, strange, top und bottom – lassen sich in drei Generationen einteilen: π’ π π‘ ( ),( ),( ). π π π Dabei tragen die Quarks up, charm und top die Ladung +2/3, während die Ladung der Quarks down, strange und bottom −1/3 beträgt. Die sechs Leptonen können ebenfalls gruppiert werden. Jedem der geladenen Leptonen – Elektron, Myon und Tauon – wird dabei im linkshändigen Fall mit dem entsprechenden Neutrino ein ungeladenes Lepton zugeordnet: π− π− π− ( ),( ),( ). ππ ππ ππ Die Differenzierung in jeweils drei Generationen beruht im Wesentlichen auf der Masse der Teilchen, die zu den weiter rechts stehenden, höheren Generationen hin ansteigt. Die Fermionen der ersten Generationen sind stabil und bilden die gewöhnliche Materie. Dahingegen können die übrigen, kurzlebigen Teilchen lediglich bei hinreichend großer Energie erzeugt werden. Auf die Neutrinos, für deren Massen bisher nur obere Grenzen bestimmt worden sind, trifft die Kurzlebigkeit nicht zu, da diese nicht zerfallen. Jedes der zwölf Fermionen besitzt ein Antiteilchen, dessen 2 2.2 Der Zerfall π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π+ π− ladungsartige Quantenzahlen das jeweils entgegengesetzte Vorzeichen aufweisen. Die verbleibenden Eigenschaften, beispielsweise Masse und Spin, stimmen jedoch überein. Die Eichbosonen, deren Spin sich auf den Wert 1 beläuft, vermitteln die oben genannten Wechselwirkungen. Die Träger der starken Wechselwirkung sind die Gluonen, welche an die Farbladung koppeln. Die elektromagnetische Wechselwirkung wird durch das Photon vermittelt, welches an die elektrische Ladung koppelt. Die Träger der schwachen Wechselwirkung sind neben dem elektrisch neutralen π-Boson die geladenen π ± -Bosonen. Der schwachen Wechselwirkung unterliegen alle Quarks und Leptonen. Das Higgs-Boson mit einem Spin von 0 stellt das im Rahmen des Standardmodells zuletzt entdeckte elementare Teilchen dar [6, 7]. Das zugehörige Higgs-Feld ist für die Entstehung der Masse aller übrigen Elementarteilchen verantwortlich [5]. Den Elementarteilchen gegenüber stehen gebundene, hadronische Zustände, die aus Quarks aufgebaut und insgesamt farbneutral sind, denn lediglich solche Teilchen existieren frei. Letzteres wird als confinement bezeichnet. In Baryonen schließen sich drei Quarks beziehungsweise Antiquarks zusammen, während Mesonen aus einem Quark und einem Antiquark bestehen. Es gibt Phänomene, die das Standardmodell nicht zu erklären vermag [3]. In diesen Bereich fällt mit der Gravitation die vierte fundamentale Wechselwirkung, welche im Gegensatz zu den bereits erwähnten nicht quantenfeldtheoretisch, sondern über die allgemeine Relativitätstheorie beschrieben ist. Die Stärke der Gravitation liegt viele Größenordnungen unter denjenigen der übrigen Wechselwirkungen. Dunkle Materie, deren Anteil im Universum etwa 26 % beträgt [2], wird durch das Standardmodell ebenfalls nicht erfasst. Ihre Existenz kann bisher nur infolge des Gravitationseffektes auf gewöhnliche, baryonische Materie, die 5 % des Universums ausfüllt, angenommen werden. 2.2 Der Zerfall π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π+ π− Es existieren verschiedene Zerfallskanäle des π΅0 -Mesons in einen Zustand mit dem Kaon πΎ ∗ (892)0 sowie einem Myon-Antimyon-Paar. Als resonant wird im Folgenden der Zerfall π΅0 → π½ /π(→ π+ π− ) πΎ ∗ (892)0 bezeichnet, bei dem zunächst das π½ /π-Meson entsteht, welches daraufhin in ein Myon-Antimyon-Paar zerfällt. In Abbildung 2.1 ist ein entsprechendes tree-level-Feynman-Diagramm gezeigt. 3 2 Theoretische Grundlagen π π π+ π΅0 π π π½ /π π π πΎ ∗0 Abbildung 2.1: Mögliches Feynman-Diagramm für den resonanten Zerfall π΅0 → π½/π(→ π+ π− ) πΎ ∗ (892)0 . Dieser im Standardmodell erlaubte Zerfall stellt mit einem Verzweigungsverhältnis von [8] β¬(π΅0 → π½ /π πΎ ∗ (892)0 ) β¬(π½ /π → π+ π− ) = (1,28 ± 0,05) ⋅ 10−3 ⋅ (5,961 ± 0,033) % = (7,63 ± 0,30) ⋅ 10−5 (2.1) einen Prozess mit einer hohen Ereignisrate dar. Des Weiteren besteht die Möglichkeit der nicht-resonanten, direkten Erzeugung des Myon-Antimyon-Paares. Der Zerfall in diesem Kanal, welcher im Gegensatz zu dem resonanten Zerfall schleifeninduziert und somit stärker unterdrückt ist, erfolgt über einen flavour-changing neutral current (FCNC). Ein zugehöriges Feynman-Diagramm zeigt Abbildung 2.2. π+ πΎ, π π− π+ π π‘, π, π’ π π΅0 πΎ ∗0 π π Abbildung 2.2: Mögliches Feynman-Diagramm für den nicht-resonanten Zerfall π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π+ π− . Das Verzweigungsverhältnis dieses unterdrückten Standardmodellzerfalls beträgt [8] β¬(π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π+ π− ) = (1,02 ± 0,09) ⋅ 10−6 . (2.2) Bei der Erzeugung des Myon-Antimyon-Paares durch den Zerfall eines hypothetischen Teilchens π, das sich in den Bereich der dunklen Materie einordnen ließe, könnte 4 2.3 Berechnung eines Verzweigungsverhältnisses dieses an ein top-Quark koppeln. Es handelt sich dann ebenfalls um einen FCNCProzess, den das Feynman-Diagramm in Abbildung 2.3 zeigt. Abhängig von dem Portal, durch welches die Wechselwirkung des π mit den Feldern des Standardmodells stattfindet, interagiert es direkt mit den Myonen oder mischt mit einem Higgs-Boson, π-Boson oder Photon [9]. π+ π π− π‘ π π π+ π΅0 π πΎ ∗0 π Abbildung 2.3: Mögliches Feynman-Diagramm für den hypothetischen Zerfall π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− ). Mithilfe der transversalen Flugdistanz des Leptonpaares, welche in Abschnitt 4.3 beschrieben wird, kann zwischen diesem hypothetischen Zerfallskanal, der den Signalkanal der durchgeführten Analyse bildet, und dem unterdrückten Standardmodellzerfallskanal differenziert werden, wenn Simulationen für bestimmte Lebensdauern des Teilchens π betrachtet werden. Die im Folgenden definierte Normierungskonstante erlaubt es, aus der Anzahl der Signalkandidaten ein Verzweigungsverhältnis zu errechnen. 2.3 Berechnung eines Verzweigungsverhältnisses Die Anzahl π der Signalkandidaten eines bestimmten Zerfallskanals des π΅0 -Mesons lässt sich aus der Effizienz π und dem Verzweigungsverhältnis β¬ des jeweiligen Kanals sowie der Anzahl ππ΅0 der π΅0 -Mesonen ermitteln: π = π β¬ ππ΅0 . (2.3) ππ΅0 = 2 ππ πππ β (2.4) Letztere ergibt sich gemäß aus der Hadronisationswahrscheinlichkeit ππ , dem Wirkungsquerschnitt πππ und der integrierten Luminosität β. Der Faktor 2 berücksichtigt die implizite Ladungskonju- 5 2 Theoretische Grundlagen gation. Der gesuchte Zusammenhang β¬= 1 π 2 ππ πππ β π (2.5) kann durch Einsetzen von (2.4) in (2.3) erhalten werden und ermöglicht einerseits die Bestimmung einer oberen Grenze für das Verzweigungsverhältnis des Signalkanals. Hierzu wird der Quotient aus diesem Verzweigungsverhältnis und demjenigen des Normierungskanals, welcher in Abschnitt 4.4 erläutert wird, betrachtet: β¬Sig πNorm, ges πSig πNorm, ges β¬Norm = βΊ β¬Sig = π . β¬Norm πSig, ges πNorm πSig, ges πNorm Sig Der Zahlenfaktor πΌSig β πNorm, ges β¬Norm πSig, ges πNorm (2.6) (2.7) wird als Normierungskonstante bezeichnet. Diese hängt von der in Abschnitt 4.4 ermittelten Anzahl der Signalkandidaten des Normierungskanals sowie den in Abschnitt 5.1 berechneten Gesamteffizienzen der beiden Zerfallskanäle ab. Da die fehlerbehafteten Literaturwerte ππ , πππ und β herausfallen, können systematische Unsicherheiten verringert werden. Andererseits lässt sich anhand von (2.5) ein Vergleich zwischen dem für den resonanten Zerfallskanal bestimmten Wert des Verzweigungsverhältnisses und dem durch [8] gegebenen Literaturwert ziehen. 6 3 Der LHCb-Detektor Das LHCb-Experiment stellt neben ATLAS, CMS und ALICE eines der vier Großexperimente am derzeit weltweit größten Teilchenbeschleuniger, dem Large Hadron Collider (LHC) [10] dar. Dieses 26,7 km lange Synchrotron befindet sich in etwa 100 m Tiefe am Europäischen Kernforschungszentrum (CERN) nahe Genf. Nach einer mehrstufigen Vorbeschleunigung durch einen Linearbeschleuniger und drei Synchrotrone werden zu Paketen gebündelte Protonen in den LHC injiziert. Zwei Protonenstrahlen bewegen sich dann mit annähernd Lichtgeschwindigkeit in entgegengesetzter Richtung durch zwei parallel geführte Strahlrohre und werden mithilfe einer Vielzahl supraleitender Magnete auf ihrer Bahn gehalten und fokussiert. Die Kollision von Protonen im Bereich der Detektoren wird durch vier Kreuzungspunkte der Strahlrohre entlang des Ringes sowie durch spezielle Magnete ermöglicht. Die innere Struktur des Protons führt bei der Kollision zur Erzeugung verschiedenster Teilchen in einem weiten Energiebereich. Die Herausforderung der Detektoren besteht unter anderem in einer möglichst exakten Messung der Eigenschaften und Bahnen der entstehenden Teilchen. Ein Ziel des LHCb-Experimentes [4] liegt in der Untersuchung des bottom-Quarks, das mit einem up-, down-, charm- oder strange-Quark ein als π΅-Meson bezeichnetes Hadron bilden kann. Bei solch hohen Energien, die in Proton-Proton-Kollisionen freigesetzt werden, findet die Erzeugung der π΅-Mesonen hauptsächlich in einem Vorwärts- und einem Rückwärtskegel statt, welche unter einem kleinen Winkel relativ zu der Strahlachse verlaufen, denn die für die Entstehung von ππ-Paaren verantwortliche Gluon-Gluon-Fusion bewirkt einen hohen Impulsübertrag in Richtung der Strahlachse, wenn die Gluon-Impulse stark unterschiedlich sind. Dieses ist der Grund für die Konstruktionsweise des Detektors, welcher im Gegensatz zu den übrigen drei großen Detektoren am LHC nicht den kompletten Raumwinkelbereich um einen zentral gelegenen Kollisionspunkt abdeckt, sondern ein Vorwärtsspektrometer darstellt. Ausgehend von dem Kollisionspunkt, der sich am Anfang des Detektorsystems befindet, erstrecken sich die einzelnen Komponenten auf einer Distanz von etwa 20 m entlang des Strahlrohres, wobei horizontal ein Winkel von ungefähr 10 mrad bis 300 mrad erfasst wird. Vertikal beläuft sich der maximale Akzeptanzwinkel auf 250 mrad [4]. Der Kollisionspunkt wird von dem Vertex Locator (VELO) umgeben, der über eine präzise Vermessung der Teilchenspuren die Rekonstruktion des primären Proton- 7 3 Der LHCb-Detektor Proton-Kollisionsvertex sowie der sekundären Zerfallsvertizes erlaubt, deren Abstand von dem Primärvertex mit einigen Millimetern für π΅-Mesonen charakteristisch ist. Der Abstand der Silizium-Module von dem Strahlrohr kann während der Injektionsund Stabilisierungsphase des Protonenstrahls mechanisch vergrößert werden, damit sich etwaige Strahlenschäden an dem Detektor verhindern lassen [4]. Die beiden Ring Imaging Cherenkov-Detektoren (RICH), die gemeinsam einen weiten Impulsbereich abdecken, dienen der Teilchenidentifikation und sind vor beziehungsweise hinter dem Magneten installiert, der die Ermittlung des Impulses aus der Bahnkrümmung geladener Teilchen ermöglicht. Die RICH-Detektoren nutzen den Öffnungswinkel des Cherenkov-Lichtkegels zur Bestimmung der Teilchengeschwindigkeit, welcher entsteht, wenn letztere die Lichtgeschwindigkeit in dem durchlaufenen Medium übertrifft [4]. Das Spurrekonstruktionssystem gliedert sich in den Tracker Turicensis (TT) vor dem Magneten sowie den Inner Tracker (IT) und den Outer Tracker (OT) hinter dem Magneten. Während der TT und der IT Silizium-Streifendetektoren darstellen, handelt es sich bei dem OT um einen straw-tube-Detektor, der den IT umgibt. Durch die räumliche Anordnung der Elemente können Spuren geladener Teilchen beiderseits des Magneten zusammengeführt und deren Impulse gemessen werden [4]. Mithilfe des Kalorimetersystems werden Hardwaretriggerentscheidungen für Elektronen, Photonen und Hadronen getroffen. Zudem wird die Energie der meisten Teilchen bestimmt, indem diese vollständig abgebremst werden. Sowohl der Scintillating Pad-Detektor (SPD) als auch der Pre-Shower-Detektor (PS) dienen der Reduzierung von Untergrund, der durch neutrale sowie geladene Pionen entsteht und den Elektrontrigger beeinträchtigt. Das elektromagnetische Kalorimeter (ECAL) ist aus sich abwechselnden Szintillator- und Blei-Platten aufgebaut. Deren Funktionsweise beruht auf Teilchenschauern, die durch Elektronen und Photonen in den Metallplatten entstehen und das Szintillatormaterial zur Emission von ultraviolettem Licht anregen, welches detektiert werden kann. Das hadronische Kalorimeter (HCAL) befindet sich hinter dem ECAL und ist in ähnlicher Weise aufgebaut. Die Teilchenschauer werden hier unter anderem durch Kaonen und Pionen ausgelöst. Im Gegensatz zu den übrigen Detektorkomponenten bietet das Kalorimetersystem die Möglichkeit, ungeladene Teilchen zu identifizieren [4]. Aufgrund der geringen Wechselwirkung von Myonen mit Materie bildet das MyonSystem den letzten Teil des LHCb-Detektors. Es umfasst hauptsächlich gasgefüllte Vieldrahtproportionalkammern, die fünf verschiedene Stationen des Detektors einnehmen. In den Drahtkammern lassen sich der Impuls und die Spur der Myonen messen, nachdem diese die vorderen Detektorelemente beinahe ungestört durchlaufen haben. Mithilfe des Myon-Systems können Hardwaretriggerentscheidungen für Myonen getroffen werden [4]. 8 4 Selektion der Daten Der zu analysierende Teil der von dem LHCb-Detektor aufgezeichneten Daten sowie die genutzten Signalsimulationen werden zu Beginn des folgenden Kapitels beschrieben. Nach dem Durchlaufen von Trigger- und Vorselektion kann aus den Daten mithilfe einer Funktionsanpassung die Anzahl der Signalkandidaten bestimmt werden. Anschließend werden sWeights berechnet, mit denen die untergrundsubtrahierten Daten und die Signalsimulation verglichen sowie Abweichungen korrigiert werden können. 4.1 Datensätze und Simulationen Die in dieser Analyse untersuchten Daten sind in den Jahren 2011 und 2012 bei Schwerpunktsenergien von 7 TeV beziehungsweise 8 TeV von dem LHCb-Detektor aufgenommen worden. Die gesamte integrierte Luminosität beträgt in diesen Jahren 3 fb−1 . Die Rohdaten haben bereits eine LHCb-spezifische Vorselektion, die als Stripping bezeichnet wird, durchlaufen. Dabei sind die Linien B2JKstDarkBosonLine und B2KpiX2MuMuDarkBosonLine aus Stripping20r1p3 (2011) beziehungsweise Stripping20r0p3 (2012) verwendet worden. In Tabelle 4.1 sind die entsprechenden Schnitte aus dieser LHCb-spezifischen Vorselektion aufgeführt. Die Variable π2vtx /ndf bezieht sich auf die Rekonstruktion des Endvertex des jeweiligen Teilchens und berücksichtigt die Anzahl der Freiheitsgrade, die dem Vertex zugeordnet werden, während in die Variable π2trk /ndf die gesamte Spurrekonstruktion sowie deren Anzahl an Freiheitsgraden eingehen. Diese Variablen stellen ein Maß für die Qualität des zugehörigen Fits dar. Die Größe π2 des impact parameter, welche der Änderung des π2 des Primärvertex mit und ohne Einbeziehung des betrachteten Teilchens entspricht, wird als π2IP bezeichnet. Die Einführung eines Minimalwertes dieser Variablen stellt sicher, dass das Teilchen nicht aus dem Primärvertex stammt. Des Weiteren wird auf die Lebensdauer π, die Masse π, den Impuls π, den Transversalimpuls πT sowie den direction angle πdir geschnitten. Letzterer stellt den Winkel zwischen dem Teilchenimpuls und der Flugrichtung von demjenigen Erzeugungsvertex, welcher den geringsten Wert für π2IP aufweist, zu dem Zerfallsvertex dar. Bei der Forderung eines positiven Wertes für cos πdir handelt es sich um einen sanften Schnitt. Die Variable π2FD gibt die 9 4 Selektion der Daten Änderung von π2vtx an, wenn die entsprechenden Teilchenspuren in dem Fit des Vertex dem Primärvertex zugeordnet werden. Der Schnitt auf einen Maximalwert dieser Variablen gewährleistet, dass das Teilchen in einer nicht zu großen Distanz von dem Primärvertex zerfällt. Wird ein Teilchen durch zwei Spuren rekonstruiert, so drückt die distance of closest approach (DOCA) deren geringsten Abstand aus. Die zugehörige Signifikanz bezeichnet DOCA π2 . Die beiden Spuren lassen sich zu einem gemeinsamen Vertex zusammenführen, wenn diese Größen niedrige Werte annehmen. Die ghost probability π«gh steht für diejenige Wahrscheinlichkeit, mit der eine Spur nicht durch ein reales Teilchen hervorgerufen worden ist. Die Variablen ProbNNK, ProbNNpi sowie PIDmu dienen der Teilchenidentifikation (particle identification, PID), wobei die ersten beiden auf einem neuronalen Netz beruhen und auf das Intervall [0, 1] normiert sind. Sie erlauben eine Reduzierung des durch falsch identifizierte Teilchen verursachten Untergrundes. Der Schnitt auf die Gesamtzahl πtracks der Spuren eines jeden Ereignisses wird als global event cut (GEC) bezeichnet. Dieser bewirkt, dass Rauschphänomene weitgehend unterdrückt werden. In den Abbildungen A.3 und A.4 in Anhang A lassen sich die Schnitte auf die Variablen ProbNNK(πΎ) beziehungsweise ProbNNpi(π), die im Rahmen der Vorselektion untersucht werden, in den Verteilungen erkennen. Neben den Daten stellen Monte-Carlo-Simulationen einen wesentlichen Bestandteil von Analysen dar. Sie ermöglichen einen Vergleich experimentell ermittelter und unter Kenntnis der Datennahmebedingungen generierter Verteilungen. Damit lässt sich der Einfluss des Untergrundes, der durch den Messvorgang im Detektor verursacht wird, sowie etwaiger Prozesse, die auf Physik jenseits des Standardmodells hindeuten, beurteilen. Zudem erfordern einzelne Analyseschritte, wie zum Beispiel die Bestimmung der Effizienzen, reine Signalverteilungen, das heißt simulierte Ereignisse anstelle von Daten. Die Simulation der Proton-Proton-Kollisionen erfolgt mithilfe des Programmes Pythia [11, 12] unter Einbeziehung einer spezifischen LHCbKonfiguration [13]. Nachfolgende hadronische Zerfälle werden durch EvtGen [14] modelliert. Basierend auf der Software Geant4 [15, 16] werden die Wechselwirkung der Zerfallsprodukte mit dem Detektor sowie dessen Antwort LHCb-spezifisch [17] simuliert. In dieser Analyse werden Simulationen für den resonanten und den nicht-resonanten Zerfallskanal sowie Simulationen, die den Zerfall eines hypothetischen Teilchens π mit einer Masse von π(π) = 2500 MeV/π2 und verschiedenen Lebensdauern beinhalten, betrachtet. Da die Richtung des Magnetfeldes während der Messung periodisch geändert wird, werden Ereignisse für beide Polaritäten simuliert. Im Zuge der Analyse werden diese zusammengeführt. Bevor auf die Simulationen die gleiche Trigger- und Vorselektion wie auf die realen Ereignisse angewendet werden kann, ist ein truth matching erforderlich, welches sicherstellt, dass lediglich 10 4.1 Datensätze und Simulationen Tabelle 4.1: Schnitte, die bei der LHCb-spezifischen Vorselektion in den Linien B2JKstDarkBosonLine und B2KpiX2MuMuDarkBosonLine angewendet werden. Kandidat π΅ π½ /π, π πΎ∗ Variable B2JKst π2vtx /ndf π2IP π |π − 5300| πT cos πdir < < > ≤ > > 25 50 0,2 500 1000 0 π2vtx /ndf π2FD |π − 3096,9| πT DOCA DOCA π2 π2IP < 12 — 100 — 0,2 25 25 ≤ < < > Schnitt ps MeV/π2 MeV/π < < > ≤ > > 25 50 0,2 500 1000 0 < < 10 25 — 250 0,2 25 — MeV/π2 mm B2KpiX2MuMu > < < Spuren π2trk /ndf min(π2IP ) π«gh — — — < > < 3 9 0,3 πΎ, π π2IP π πT ProbNNK ProbNNpi π2trk /ndf π2IP πT π«gh PIDmu > > > > > < > > < > — — — — — 4 25 125 0,3 −4 > 9 2000 250 0,1 0,2 — — 100 — −5 πtracks ≤ 250 ≤ 250 πΎ π π GEC MeV/π > ps MeV/π2 MeV/π MeV/π mm MeV/π MeV/π MeV/π diejenigen generierten Ereignisse berücksichtigt werden, die korrekt rekonstruiert worden sind. 11 4 Selektion der Daten 4.2 Triggerselektion Damit die Größe der aufgenommenen Daten auf ein speicherbares und für Analysezwecke geeignetes Niveau gebracht werden kann, existiert am LHCb-Detektor ein zweistufiges Triggersystem, das die Datenrate schrittweise reduziert. Der Level-0Trigger (L0) ist hardwarebasiert und verringert die Rate von 40 MHz auf 1 MHz. Er umfasst Linien für Myonen, Myonpaare, Hadronen, Elektronen und Photonen. Die jeweiligen Entscheidungen werden ausgehend von den im VELO, im Kalorimetersystem und im Myon-System registrierten Daten getroffen. Dahingegen ist der High-Level-Trigger (HLT) softwarebasiert und bewirkt eine weitere Reduzierung der Datenrate auf 5 kHz. Der HLT ist unterteilt in den HLT1, der einzelne Spuren rekonstruiert und eine Verkleinerung der Rate auf zunächst 80 kHz erreicht, sowie den HLT2, der anschließend eine vollständige Ereignisrekonstruktion durchführt [4, 18]. Diejenigen Ereignisse, die in einer Triggerlinie eine positive Entscheidung hervorgerufen haben, werden differenziert in solche, bei denen allein das Signal für die Entscheidung genügt, und solche, bei denen der ohne das Signal verbleibende Teil des Ereignisses die Entscheidung auszulösen vermag. Dieses wird mit den Begriffen triggered on signal (TOS) beziehungsweise triggered independently of signal (TIS) beschrieben [18]. In diese Analyse werden lediglich π΅0 -TOS-Kandidaten einbezogen, da die Verwendung von TIS-Ereignissen einen verglichen mit dem Signal hohen Anstieg des Untergrundes bedeutet. Die eingesetzten Triggerlinien sind in Tabelle 4.2 entsprechend der drei Level L0, HLT1 und HLT2 aufgelistet. Für die Signalkandidaten wird einerseits zwischen diesen Leveln ein logisches Und gefordert, andererseits zwischen den einzelnen Triggerlinien ein logisches Oder. Tabelle 4.2: Triggerlinien, die von π΅0 -TOS-Kandidaten in den drei Leveln durchlaufen werden. L0Hadron L0Muon L0DiMuon Hlt1TrackAllL0 Hlt1TrackMuon Hlt1DimuonLowMass Hlt2TopoMu2BodyBBDT Hlt2Topo2BodyBBDT Hlt2SingleMuon Hlt2TopoMu3BodyBBDT Hlt2Topo3BodyBBDT Hlt2DiMuonDetached Hlt2TopoMu4BodyBBDT Hlt2Topo4BodyBBDT Somit müssen Ereignisse in jedem der drei Level zumindest eine positive Entscheidung hervorrufen, um in dem weiteren Verlauf der Analyse berücksichtigt zu werden. 12 4.3 Vorselektion 4.3 Vorselektion Nachdem die Schnitte der LHCb-spezifischen Vorselektion sowie die Triggerselektion auf die Daten und Simulationen angewendet worden sind, findet eine weitere Eingrenzung auf die für den analysierten Zerfall relevanten Ereignisse statt. Es muss zunächst zwischen dem resonanten und dem nicht-resonanten Zerfallskanal unterschieden werden. Damit sich deren Separation erreichen lässt, werden Schnitte auf die quadrierte invariante Masse π 2 des Myonpaares, welche dem Impulsübertrag entspricht, angewendet. Bei den Daten und der resonanten Simulation wird nur das Intervall um die π½ /π-Masse, 8,0 GeV2 /π4 < π 2 < 11,0 GeV2 /π4 , berücksichtigt. Im Gegensatz dazu werden bei der nicht-resonanten Simulation die resonanten Beiträge von π → π+ π− , π½ /π → π+ π− und π(2π) → π+ π− ausgeschlossen, indem die Intervalle 0,98 GeV2 /π4 < π 2 < 1,10 GeV2 /π4 , 8,0 GeV2 /π4 < π 2 < 11,0 GeV2 /π4 und 12,5 GeV2 /π4 < π 2 < 15,0 GeV2 /π4 nicht einbezogen werden. Anschließend können die weiteren Variablenschnitte, die in Tabelle 4.3 dargestellt sind, angewendet werden. Im Rahmen der parallel durchgeführten Analyse [1] ist eine Schnittoptimierung dieser in [9] aufgelisteten Variablen mithilfe der nicht-resonanten Signalsimulation sowie des oberen Massenseitenbandes der Daten, π(π΅0 ) > 5747 MeV/π2 , erfolgt. Für die Teilchenidentifikation werden in dieser Analyse MC12TuneV2_ProbNN-Variablen genutzt. So gibt beispielsweise die Variable ProbNNmu(β1 ) die Wahrscheinlichkeit an, dass der Myon-Kandidat β1 als Myon rekonstruiert worden ist. Die Schnitte auf diese PID-Variablen sind aus zweidimensionalen Histogrammen bestimmt worden, während der Schnitt auf die Variable π(πΎπ), welcher ein symmetrisches Intervall um die bekannte πΎ ∗ (892)0 -Masse legt, aus [9] übernommen worden ist. Tabelle 4.3: Schnitte, die auf die Variablen in der Vorselektion angewendet werden. Variable πdir (π΅0 ) π2vtx (π΅0 ) π2IP (π΅0 ) ProbNNK(πΎ) ProbNNpi(π) min(ProbNNmu(β1 ), ProbNNmu(β2 )) |π(πΎπ) − 895,6| FDT (β1 β2 ) Schnitt < < < > > > < > 0,008 16,4 11 0,6 0,58 0,55 100 0,2 rad MeV/π2 mm Die aufgrund der unbekannten Lebensdauer des hypothetischen Teilchens π betrachtete Variable FDT (β1 β2 ) bezeichnet die transversale Flugdistanz des Leptonpaares. 13 4 Selektion der Daten Der eingeführte Schnitt gewährleistet, dass dessen Erzeugungsvertex von dem Primärvertex separiert ist und ermöglicht eine Reduzierung des Untergrundes, welcher durch als Myon identifizierte Teilchen, die aus einem anderen Primärvertex stammen, verursacht wird. Die Bedeutung der übrigen Variablen wird in Abschnitt 4.1 erläutert. Diese stellen eine vollständige Ereignisrekonstruktion sowie eine hohe Qualität des Fits des Zerfallsvertex des aus dem Primärvertex stammenden π΅0 -Mesons sicher und schließen Ereignisse aus, die nicht mit dem Endzustand πΎ ∗ (892)0 (→ πΎ ± πβ ) π+ π− in Übereinstimmung gebracht werden können. willk. Einh. In Abbildung 4.1 sind die Verteilungen für die Variable πdir (π΅0 ) wiedergegeben. Die Histogramme für den Untergrund, der dem oberen Massenseitenband entspricht, und das Signal, welches durch die nicht-resonante Simulation beschrieben wird, sind normiert dargestellt. Die Verteilungen der übrigen Variablen aus der Vorselektion finden sich in Anhang A. 0.09 Untergrund Signal Schnitt 0.08 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0 0 0.01 0.02 0.03 θ dir(B0) [rad] Abbildung 4.1: Signal- und Untergrundverteilung sowie der in der Vorselektion gewählte Schnitt für den direction angle des π΅0 -Mesons. An dieser Stelle sind die ursprünglichen Daten und Simulationen so weit selektiert worden, dass diejenigen Größen, welche in die Berechnung des Verzweigungsverhältnisses eingehen, im Folgenden bestimmt werden können. 4.4 Anzahl der Signalkandidaten Die verbleibenden Ereignisse des Datensatzes erlauben die Ermittlung der Anzahl der Signalkandidaten des Normierungskanals, bei dem das Signal gegenüber dem 14 4.4 Anzahl der Signalkandidaten Untergrund deutlich dominiert, wie es sich am Ende dieses Abschnittes zeigen wird. Zu diesem Zweck wird der rekonstruierten π΅0 -Masse π(πΎπππ) mittels eines maximum likelihood-Fits und des Datenmodellierungstools RooFit [19] eine Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion angepasst. Die untere Grenze des nach der LHCbspezifischen Vorselektion in den Daten vorhandenen Intervalls der π΅0 -Masse wird vor der Durchführung des Fits auf einen Wert von 5175 MeV/π2 gesetzt. Dieses ermöglicht vornehmlich den Ausschluss partiell rekonstruierten Untergrundes, welcher aus denjenigen Ereignissen besteht, bei denen der Detektor mindestens ein Tochterteilchen des Zerfalls nicht rekonstruiert hat. Demnach kann sich der gleiche Endzustand wie bei dem untersuchten Zerfall des π΅0 -Mesons ergeben. In dem oberen Massenbereich hingegen dominiert der kombinatorische Untergrund, der durch die zufällige Zusammenführung von Spuren zu einem Signalereignis entsteht. Eine weitere Art des Untergrundes wird durch falsche Teilchenidentifikationen verursacht. In die anzupassende Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion gehen ein Signal- und ein Untergrundmodell ein. Ersteres wird durch zwei Crystal Ball-Funktionen [20] beschrieben. Allgemein eignet sich eine Crystal Ball-Funktion dafür, asymmetrische Verteilungen anzunähern. Sie besteht aus einem Gauß-förmigen Teil, der den Bereich um den Mittelwert bildet und der einseitig in eine Potenzfunktion übergeht. Die zugehörige Funktionsgleichung ist durch β§exp[− 1 ( π − π₯ )2 ] { 2 π { { πCB (π₯; π, π, πΌ, π) = π΄ ⋅ β¨ { ( π )π e− 12 πΌ2 πΌ { π { π−π₯ π β© ( π + πΌ − πΌ) falls π₯ > π − πΌ π (4.1) falls π₯ < π − πΌ π mit π΄−1 = π [ π 1 π πΌ 1 2 e− 2 πΌ + √ (1 + erf( √ ))] πΌ π−1 2 2 (4.2) gegeben [20]. Um eine möglichst genaue Erfassung der Bremsstrahlung in dem unteren Massenbereich sowie der Vielfachstreuung in dem oberen Massenbereich gewährleisten zu können, werden in dieser Analyse zwei solcher Funktionen kombiniert. Dabei findet der Übergang in die Potenzfunktion einmal unterhalb und einmal oberhalb der nominellen π΅0 -Masse π(π΅0 ) = (5279,62 ± 0,15) MeV/π2 [8] statt. Die Untergrundverteilung wird durch eine Exponentialfunktion πExp (π₯; π) = eππ₯ (4.3) beschrieben. Folglich beläuft sich das Modell für die resultierende Wahrscheinlich- 15 4 Selektion der Daten keitsdichtefunktion auf πΉ (π(πΎπππ); π1 , π2 ) = πS [π1 πCB, 1 (π(πΎπππ); π, π1 , πΌ1 , π1 ) + π2 πCB, 2 (π(πΎπππ); π, π2 , πΌ2 , π2 )] (4.4) + πU πExp (π(πΎπππ); π) . Die Anzahlen der Signal- und Untergrundkandidaten werden mit πS und πU bezeichnet. Deren Summe entspricht der Anzahl der nach der Selektion in dem betrachteten Massenbereich vorhandenen Ereignisse. Die Koeffizienten π1 und π2 stellen die Gewichtungsfaktoren der beiden Crystal Ball-Funktionen dar. Der Parameter π, den sich diese Funktionen teilen, steht für die Maximalstelle der Gauß-Anteile beziehungsweise die Masse des π΅0 -Mesons, während π die Standardabweichung beziehungsweise die Breite des π΅0 -Mesons ausdrückt. Die Stelle des Überganges der Gauß-Funktion in die Potenzfunktion mit dem Exponenten π beschreibt der Parameter πΌ relativ zu dem Mittelwert π. Die Ergebnisse der Funktionsanpassung sind in Tabelle 4.4 aufgeführt. Bei der Wahl der Startwerte sowie der Intervalle der Parameter π1 und π2 zeigt sich eine numerische Instabilität der Funktionsanpassung, da bereits eine geringe Änderung dieser Vorgaben keine Konvergenz mehr erlaubt. Tabelle 4.4: Ergebnis der Funktionsanpassung für die einzelnen Parameter der Gesamtwahrscheinlichkeitsdichtefunktion. Parameter Ergebnis des Fits πS πU π1 π2 π π1 π2 πΌ1 πΌ2 π1 π2 π (1306 ± 6) ⋅ 102 (70 ± 5) ⋅ 102 (97 ± 12) ⋅ 103 (49 ± 13) ⋅ 103 5284,48 ± 0,07 18,0 ± 0,4 14,91 ± 0,29 1,12 ± 0,04 −1,81 ± 0,14 19,5 ± 2,2 1,49 ± 0,16 (−4,67 ± 0,18) ⋅ 10−3 In dem oberen Bereich der Abbildung 4.2 sind neben den Daten die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion (probability density function, PDF) für die rekonstruierte π΅0 -Masse π(πΎπππ) und die entsprechenden Modelle für Signal und Untergrund dargestellt. In dem unteren Bereich ist die pull-Verteilung aufgetragen. Diese ergibt sich, wenn an jeder Stelle die Differenz zwischen den Daten und dem Wert der FitFunktion berechnet und durch die Unsicherheit der Daten an dieser Stelle dividiert 16 4.5 Umgewichtung der Signalsimulation Ereignisse / ( 6.25 MeV/c2 ) wird. Somit kann anhand der pulls beurteilt werden, ob das berechnete Modell die Daten korrekt approximiert. 104 Gesamt-PDF Signal Untergrund 103 102 Pull 10 5 0 −5 5200 5400 5600 5800 m(K π µ µ ) [MeV/c2] Abbildung 4.2: Verteilung der rekonstruierten π΅0 -Masse und resultierende Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion. Bei einer rekonstruierten Masse von etwa 5370 MeV/π2 ist in den Daten und in der pull-Verteilung ein Ausschlag zu erkennen. Da einerseits das π΅π 0 -Meson eine Masse von π(π΅π 0 ) = (5366,82 ± 0,22) MeV/π2 [8] besitzt und andererseits der Zerfallska∗ nal π΅π 0 → π½ /π πΎ (892)0 existiert, lässt sich darauf schließen, dass hierdurch der zusätzliche Untergrund in π(πΎπππ) entsteht. Dessen Berücksichtigung stellt eine Optimierungsmöglichkeit dieser Analyse dar. 4.5 Umgewichtung der Signalsimulation Die in Abschnitt 4.4 bestimmte Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion kann nachfolgend genutzt werden, um mithilfe der π π«πππ‘-Methode [21] eine Trennung des Signals von dem Untergrund zu erreichen. Dafür wird angenommen, dass sich die Variablen, 17 4 Selektion der Daten welche die Ereignisse charakterisieren, in zwei Klassen einteilen lassen: die Trennvariablen, bei denen die Verteilungen für alle Ereignisquellen bekannt sind, und die Kontrollvariablen, bei denen diese unbekannt sind. Das Ziel besteht darin, die Kenntnisse über die Trennvariablen zu nutzen und so auf die einzelnen Ereignisverteilungen der Kontrollvariablen zu schließen, die mit den Trennvariablen nicht korrelieren dürfen. In dieser Analyse dient die rekonstruierte π΅0 -Masse π(πΎπππ) als Trennvariable. Die Verteilungen von Signal und Untergrund stellen die Ereignisquellen dar. Aus der Gesamtanzahl der für die Funktionsanpassung berücksichtigten Ereignisse, den Anzahlen der Signal- und Untergrundkandidaten sowie den Signal- und Untergrundmodellen der Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion für π(πΎπππ) können für jedes Ereignis zwei sWeights berechnet werden: eines für die Signalkategorie und eines für die Untergrundkategorie. Werden diese Gewichte dann auf die Verteilung einer Kontrollvariablen angewendet, ergibt sich eine Aufspaltung in die beiden Kategorien. Anhand der Verteilungen der Kontrollvariablen, die mit dem Signal-sWeight gewichtet worden sind, lässt sich überprüfen, in welchem Umfang die resonante Signalsimulation und die Daten übereinstimmen. Es stellt sich heraus, dass bei den Variablen πSPD Hits , πT (π΅0 ) und π2IP (π΅0 ) deutliche Abweichungen vorliegen. Die Variable πSPD Hits repräsentiert die Anzahl der Treffer, welche der Scintillating Pad-Detektor erfasst. Demnach ist eine Korrektur der simulierten Verteilungen notwendig, die sich durch eine Anpassung der Gewichte der Simulation ergibt. Zu diesem Zweck wird der Algorithmus Gradient Boosted Reweighter [22] verwendet, der iterativ arbeitet. Anfangs werden die Histogrammklassen für die gewichteten Daten und die Simulation so gewählt, dass die Größe 2 π2 (ππ, S − ππ, D ) =∑ ππ, S + ππ, D π (4.5) maximal wird. In die Summe, welche über alle Klassen läuft, gehen die entsprechenden Gewichte ππ, S und ππ, D für die Simulation beziehungsweise die Daten ein. Anschließend werden aus den jeweiligen Gewichten neue Vorhersagen für jede Klasse errechnet, mit denen die ursprüngliche Simulation umgewichtet wird. Daraufhin wird das Vorgehen wiederholt. Nachdem die drei genannten Variablen gleichzeitig umgewichtet worden sind, weisen die Signalsimulationen nur noch geringe Unterschiede bezüglich der mit dem Signal-sWeight gewichteten Daten auf. In Abbildung 4.3 sind neben diesen die ursprüngliche Simulation sowie deren umgewichtete Verteilung der Variablen πSPD Hits dargestellt. Die entsprechenden Histogramme für die Variablen πT (π΅0 ) und π2IP (π΅0 ) sind in Anhang B wiedergegeben. 18 willk. Einh. 4.5 Umgewichtung der Signalsimulation 0.035 Daten (Signal-sWeight ) Simulation Simulation (umgewichtet) 0.03 0.025 0.02 0.015 0.01 0.005 0 0 200 400 600 800 N SPD Hits Abbildung 4.3: Ursprüngliche und umgewichtete Signalsimulation sowie mit dem Signal-sWeight gewichtete Daten für die Anzahl der Treffer im Scintillating Pad-Detektor. Die für den resonanten Kanal bestimmten Gewichte, mit denen die Simulation korrigiert wird, werden in der parallel durchgeführten Analyse [1] auf die Simulation des nicht-resonanten Zerfallskanals angewendet. Dieses ist eine Voraussetzung für die Erstellung eines Boosted Decision Tree, dessen Ziel in einer weiteren Reduzierung des Untergrundes liegt. 19 5 Normierung Den einzelnen vollzogenen Analyseschritten wird in diesem Kapitel zunächst die jeweilige Signaleffizienz zugeordnet, bevor die Normierungskonstanten für den nichtresonanten Zerfallskanal sowie den Signalkanal berechnet werden. Anschließend kann neben der Festlegung einer oberen Grenze für das Verzweigungsverhältnis des Signalkanals ein Vergleich des sich ergebenden Verzweigungsverhältnisses des Normierungskanals mit dem Literaturwert erfolgen. 5.1 Effizienzen Für jeden der drei betrachteten Zerfallskanäle lässt sich die Gesamteffizienz πges = πFD|BDT πBDT|PID πPID|Vors πVors|Imp πImp|Trig πTrig|Rek πRek|Akz πAkz (5.1) aus dem Produkt der Teileffizienzen ermitteln. Letztere können in jedem Schritt der Selektion erhalten werden, indem die entsprechenden Variablenschnitte auf die Simulation angewendet und die Ereignisanzahlen vor und nach diesem Schritt bestimmt werden: π π = nach . (5.2) πvor Die zugehörige Unsicherheit ππ = √ π (1 − π) πvor (5.3) stellt den Binomialfehler [23] dar. In dieser Weise ergeben sich die Effizienzen πRek|Akz für die Rekonstruktion, die LHCb-spezifische Vorselektion und das Monte-Carlotruth matching, πTrig|Rek für die Triggerselektion, πImp|Trig für den Schnitt auf den Impulsübertrag π 2 sowie πVors|Imp für die Vorselektion, wobei die ProbNN-Variablen nicht einbezogen werden. Da Letztere nicht angemessen simuliert werden, wird die Effizienz πPID|Vors für die Schnitte auf die Teilchenidentifikationsvariablen aus dreidimensionalen Histogrammen berechnet. Diese geben in Abhängigkeit von dem Teilchenimpuls π, der Pseudorapidität π und der Gesamtzahl πtracks der Spuren in einem Ereignis die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass das Ereignis nach einem 20 5.1 Effizienzen bestimmten Schnitt noch vorhanden ist. Werden die Wahrscheinlichkeiten aller verbleibenden Ereignisse aufsummiert und wird dann durch deren Anzahl dividiert, so folgt die Effizienz πPID|Vors . Die parallel durchgeführte Analyse [1] erlaubt die Berechnung der Effizienz πBDT|PID für den erstellten Boosted Decision Tree. Aufgrund der in Abschnitt 4.5 beschriebenen Umgewichtung der Signalsimulation ergibt sich diese aus dem Quotienten der nach und vor dem angewendeten Schnitt aufsummierten korrigierenden Gewichte. Analog wird die Effizienz πFD|BDT für die Trennung des Signalkanals von dem unterdrückten FCNC-Kanal ermittelt. Die bei einer Masse von π(π) = 2500 MeV/π2 sowohl mit π (π) = 10 ps als auch mit π (π) = 100 ps simulierte Lebensdauer des hypothetischen Teilchens bewirkt in dem Signalkanal eine größere transversale Flugdistanz des Leptonpaares als in dem FCNC-Kanal. Für die Variable FDT (β1 β2 ) werden zur Differenzierung zwischen den Zerfallskanälen und Lebensdauern zwei Schnitte gewählt, welche in [1] dargestellt sind. Die Effizienz πAkz berücksichtigt die geometrische Akzeptanz des Detektors und wird direkt aus der Simulation erhalten. In den Tabellen 5.1 und 5.2 sind die einzelnen Effizienzen für den resonanten Normierungskanal, den nicht-resonanten FCNC-Kanal sowie den Signalkanal aufgeführt. Tabelle 5.1: Teil- und Gesamteffizienzen für den Normierungskanal und den FCNC-Kanal. Effizienz Normierungskanal FCNC-Kanal πAkz πRek|Akz πTrig|Rek πImp|Trig πVors|Imp πPID|Vors πBDT|PID πFD|BDT (16,10 ± 0,03) % (10,16 ± 0,01) % (82,34 ± 0,04) % 100 % (64,19 ± 0,06) % (48,109 ± 0,003) % (99,917 ± 0,006) % — (16,03 ± 0,03) % (11,52 ± 0,03) % (74,6 ± 0,1) % (64,5 ± 0,2) % (59,4 ± 0,2) % (47,507 ± 0,002) % (99,97 ± 0,01) % (93,1 ± 0,2) % (0,416 ± 0,001) % (0,234 ± 0,001) % πges 21 5 Normierung Tabelle 5.2: Teil- und Gesamteffizienzen für den Signalkanal. Effizienz πAkz πRek|Akz πTrig|Rek πImp|Trig πVors|Imp πPID|Vors πBDT|PID πFD|BDT πges Signalkanal π (π) = 10 ps π (π) = 100 ps (16,03 ± 0,04) % (13,65 ± 0,03) % (74,4 ± 0,1) % (99,983 ± 0,003) % (55,6 ± 0,1) % (46,12 ± 0,01) % (98,92 ± 0,05) % (60,8 ± 0,2) % (16,03 ± 0,04) % (4,40 ± 0,02) % (66,3 ± 0,2) % (99,95 ± 0,01) % (52,8 ± 0,2) % (45,73 ± 0,01) % (98,8 ± 0,1) % (59,7 ± 0,4) % (0,251 ± 0,001) % (0,0666 ± 0,0007) % Der für eine Lebensdauer von π (π) = 100 ps kleinere Wert der Effizienz πRek|Akz kann dadurch erklärt werden, dass eines der entstehenden Myonen aufgrund der größeren Flugdistanz des Teilchens π von dem Detektor möglicherweise nicht mehr registriert wird. 5.2 Normierungskonstante Der Zusammenhang (2.6) erlaubt die Ermittlung dreier Normierungskonstanten, wenn der Quotient aus dem Verzweigungsverhältnis des FCNC-Kanals oder des Signalkanals und demjenigen des Normierungskanals betrachtet wird. Für das Verzweigungsverhältnis β¬Norm wird der Literaturwert β¬Norm, Lit eingesetzt, welcher sich ergibt, indem der Ausdruck (2.1) um den Faktor β¬(πΎ ∗ (892)0 → πΎ ± πβ ) = 2 3 (5.4) ergänzt wird. Letzterer errechnet sich über die Clebsch–Gordan-Koeffizienten. Demnach gilt β¬Norm, Lit = β¬(π΅0 → π½ /π πΎ ∗ (892)0 ) β¬(π½ /π → π+ π− ) ⋅ β¬(πΎ ∗ (892)0 → πΎ ± πβ ) = (5,09 ± 0,20) ⋅ 10−5 . (5.5) Unter Einbeziehung der zugehörigen Gesamteffizienz in (2.7) kann die Normierungskonstante πΌFCNC = (6,93 ± 0,28) ⋅ 10−10 (5.6) 22 5.3 Verzweigungsverhältnis für den nicht-resonanten Zerfallskanal bestimmt werden. Die Normierungskonstanten und πΌSig, 10 ps = (6,44 ± 0,26) ⋅ 10−10 πΌSig, 100 ps = (2,43 ± 0,10) ⋅ 10−9 (5.7) (5.8) für den Signalkanal mit den simulierten Lebensdauern π (π) = 10 ps beziehungsweise π (π) = 100 ps lassen sich analog berechnen. 5.3 Verzweigungsverhältnis Die Angabe eines Verzweigungsverhältnisses gemäß (2.6) erfordert neben der jeweiligen Normierungskonstanten aus Abschnitt 5.2 die Anzahl der Signalkandidaten des entsprechenden Zerfallskanals. Mithilfe der Anzahl πFCNC = 1290 ± 270 (5.9) der Signalkandidaten des FCNC-Kanals, welche in der parallel durchgeführten Analyse [1] ermittelt worden ist, ergibt sich für das Verzweigungsverhältnis dieses Kanals ein Wert von β¬FCNC = πΌFCNC πFCNC = (8,9 ± 1,9) ⋅ 10−7 . (5.10) Ein Vergleich mit dem Literaturwert, den das Produkt aus (2.2) und (5.4) darstellt, wird in [1] vollzogen. Des Weiteren sind in [1] erwartete obere Ausschlussgrenzen πSig, 10 ps = πSig, 100 ps < 2 (5.11) für die Anzahlen der Signalkandidaten des hypothetischen Zerfallskanals bei einem Konfidenzniveau von 95 % festgelegt worden. Demnach lassen sich die oberen Grenzen und β¬Sig, 10 ps = πΌSig, 10 ps πSig, 10 ps < (1,3 ± 0,1) ⋅ 10−9 (5.12) β¬Sig, 100 ps = πΌSig, 100 ps πSig, 100 ps < (4,9 ± 0,2) ⋅ 10−9 (5.13) für das Verzweigungsverhältnis des Signalkanals bestimmen, wenn die Lebensdauer des hypothetischen Teilchens bei einer Masse von π(π) = 2500 MeV/π2 mit π (π) = 10 ps beziehungsweise π (π) = 100 ps simuliert wird. 23 5 Normierung Eine Überprüfung der Resultate dieser Analyse kann mittels (2.5) erfolgen. Unter Berücksichtigung der Hadronisationswahrscheinlichkeit ππ = (40,4 ± 0,6) % [8], der Wirkungsquerschnitte πππ = (288 ± 48) µb [24] und πππ = (298 ± 36) µb [25], die für Schwerpunktsenergien von 7 TeV beziehungsweise 8 TeV gemessen worden sind, sowie der integrierten Luminosität, die sich für die Datennahme in den Jahren 2011 und 2012 auf 1 fb−1 beziehungsweise 2 fb−1 beläuft, lässt sich für das Verzweigungsverhältnis des Normierungskanals ein Wert von β¬Norm = (4,4 ± 0,4) ⋅ 10−5 (5.14) angeben. Die relative Abweichung von dem Literaturwert (5.5) beträgt 13,6 %. Aufgrund der Unsicherheit des Produktes πππ β = (8,8 ± 0,9) ⋅ 1011 , welche sich auf 10,2 % beläuft, sind die Verzweigungsverhältnisse (5.5) und (5.14) konsistent. 24 6 Zusammenfassung und Ausblick In dieser Analyse ist der Zerfall π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− ) untersucht worden. Unter Berücksichtigung der ermittelten Anzahl der Signalkandidaten des Normierungskanals sowie der entsprechenden Gesamteffizienzen können die Normierungskonstante πΌFCNC = (6,93 ± 0,28) ⋅ 10−10 für den unterdrückten Standardmodellzerfallskanal sowie die Normierungskonstanten πΌSig, 10 ps = (6,44 ± 0,26) ⋅ 10−10 und πΌSig, 100 ps = (2,43 ± 0,10) ⋅ 10−9 für den Signalkanal bestimmt werden. Letztere beziehen sich auf die simulierten Lebensdauern π (π) = 10 ps beziehungsweise π (π) = 100 ps des hypothetischen Teilchens bei einer Masse von π(π) = 2500 MeV/π2 . Die Zusammenführung dieses Ergebnisses mit demjenigen der parallel durchgeführten Analyse [1] ergibt die oberen Ausschlussgrenzen β¬Sig, 10 ps (π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− )) < (1,3 ± 0,1) ⋅ 10−9 und β¬Sig, 100 ps (π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− )) < (4,9 ± 0,2) ⋅ 10−9 für das Verzweigungsverhältnis des Signalkanals. Der Vergleich des berechneten Wertes β¬Norm = (4,4 ± 0,4) ⋅ 10−5 für das Verzweigungsverhältnis des Normierungskanals mit dem Literaturwert β¬Norm, Lit = (5,09 ± 0,20) ⋅ 10−5 führt auf eine relative Abweichung von 13,6 %. Daher kann angenommen werden, dass die gewählte Selektion für die betrachteten Zerfallskanäle geeignet ist und in ihrem Rahmen verlässliche Resultate hervorbringt. Diese Analyse bietet an mehreren Stellen Möglichkeiten für eine weitere Optimierung. In dem Bereich der Vorselektion könnte das Verfahren, welches die Variablenschnitte ermittelt, angepasst werden. Das gewählte Modell für die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion ließe sich beispielsweise um eine Gauß-Funktion zur Beschreibung des durch das π΅π 0 -Meson verursachten Ausschlages erweitern. Letzteres erschwert jedoch möglicherweise die Konvergenz der Funktionsanpassung, welche ohnehin maßgeblich von den Parametern π1 und π2 der Crystal Ball-Funktionen abhängt. Diese könnten durch eine Funktionsanpassung an die Signalsimulation optimiert und für den Fit an die Daten im Weiteren konstant gehalten werden. Mithilfe einer kleinschrittigen Auswertung der Massenverteilung des Myonpaares in dem nicht-resonanten Zerfallskanal ließe sich nach Ereignissen suchen, welche nicht dem erwarteten Untergrund entsprechen. Unter Ausschluss der in Abschnitt 4.3 beschriebenen resonanten Beiträge könnten demnach obere Grenzen für das Verzweigungsverhältnis β¬(π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− )) in Abhängigkeit von π(π) und π (π) festgelegt werden. 25 A Variablenschnitte in der Vorselektion willk. Einh. willk. Einh. In den Abbildungen A.1–A.8 sind die Signal- und Untergrundverteilungen für die in der Vorselektion neben πdir (π΅0 ) berücksichtigten Variablen dargestellt. Der Untergrund ist dabei durch das obere Massenseitenband gegeben, während das Signal der nicht-resonanten Simulation entspricht. Es wird der jeweilige Schnitt aus Tabelle 4.3 aufgeführt. Die Histogramme für das Signal und den Untergrund sind normiert. Untergrund Signal Schnitt 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0 0 10 20 30 40 χ 2vtx(B0) 0.2 0.18 0.16 0.14 0.12 0.1 0.08 0.06 0.04 0.02 0 0 Untergrund Signal Schnitt Untergrund Signal Schnitt 10 20 30 χ 2IP(B0) Abbildung A.2: Bei dem Schnitt wird π2IP (π΅0 ) < 11 gefordert. willk. Einh. willk. Einh. Abbildung A.1: Bei dem Schnitt wird π2vtx (π΅0 ) < 16,4 gefordert. 0.09 0.08 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0 0 0.35 0.3 Untergrund Signal Schnitt 0.25 0.2 0.15 0.1 0.05 0.2 0.4 0.6 0.8 1 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 ProbNNK(K ) ProbNNpi(π ) Abbildung A.3: Bei dem Schnitt wird MC12TuneV2_ProbNNK(πΎ) > 0,6 gefordert. Abbildung A.4: Bei dem Schnitt wird MC12TuneV2_ProbNNpi(π) > 0,58 gefordert. 26 willk. Einh. willk. Einh. 0.08 0.07 0.06 Untergrund Signal Schnitt 0.05 0.07 0.06 0.05 0.04 0.04 0.03 0.03 0.02 0.02 0.01 0.01 0 0 Untergrund Signal Schnitt 0.2 0.4 0.6 0.8 0 0 1 0.2 0.4 0.6 0.8 1 Abbildung A.5: Bei dem Schnitt wird MC12TuneV2_ProbNNmu(β1 ) > 0,55 gefordert. Abbildung A.6: Bei dem Schnitt wird MC12TuneV2_ProbNNmu(β2 ) > 0,55 gefordert. willk. Einh. ProbNNmu(l 2) willk. Einh. ProbNNmu(l 1) Untergrund Signal Schnitt 0.06 0.05 0.04 0.06 0.04 0.03 0.03 0.02 0.02 0.01 0.01 0 700 Untergrund Signal Schnitt 0.05 800 900 1000 1100 m(K π ) 1200 0 0 1 2 3 [MeV/ c2] FDT(l 1l 2) [mm] Abbildung A.7: Bei dem Schnitt wird |π(πΎπ) − 895,6| < 100 MeV/π2 gefordert. Abbildung A.8: Bei dem Schnitt wird FDT (β1 β2 ) > 0,2 mm gefordert. 27 B Umgewichtete Signalsimulation willk. Einh. willk. Einh. In den Abbildungen B.1 und B.2 sind für die Variablen πT (π΅0 ) beziehungsweise π2IP (π΅0 ) die ursprüngliche sowie die umgewichtete Signalsimulation normiert dargestellt. Letztere ergibt sich durch die gleichzeitige Umgewichtung der beiden genannten Variablen und der Variablen πSPD Hits . Es wird eine Anpassung der Simulation an die mit dem Signal-sWeight gewichteten Daten, welche ebenfalls dargestellt sind, ermöglicht. Daten (Signal-sWeight ) Simulation Simulation (umgewichtet) 0.03 0.025 0.02 0.04 Daten (Signal-sWeight ) Simulation Simulation (umgewichtet) 0.035 0.03 0.025 0.02 0.015 0.015 0.01 0.01 0.005 0 0 0.005 10000 20000 30000 0 0 2 4 6 8 10 p T(B ) [MeV/ c] χ 2IP(B0) Abbildung B.1: Die Variable πT (π΅0 ) wird mit πSPD Hits und π2IP (π΅0 ) gleichzeitig umgewichtet. Abbildung B.2: Die Variable π2IP (π΅0 ) wird mit πSPD Hits und πT (π΅0 ) gleichzeitig umgewichtet. 28 0 Literatur [1] A. Ratke. „Suche nach Spuren dunkler Materie in dem Zerfall π΅0 → πΎ ∗ (892)0 π(→ π+ π− )“. Bachelorarbeit. Technische Universität Dortmund, 2017. [2] K. Freese. „Status of dark matter in the universe“. 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Ich habe keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt, sowie wörtliche und sinngemäße Zitate kenntlich gemacht. Die Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen. Ort, Datum Unterschrift Belehrung Wer vorsätzlich gegen eine die Täuschung über Prüfungsleistungen betreffende Regelung einer Hochschulprüfungsordnung verstößt, handelt ordnungswidrig. Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße von bis zu 50 000 € geahndet werden. Zuständige Verwaltungsbehörde für die Verfolgung und Ahndung von Ordnungswidrigkeiten ist der Kanzler/die Kanzlerin der Technischen Universität Dortmund. Im Falle eines mehrfachen oder sonstigen schwerwiegenden Täuschungsversuches kann der Prüfling zudem exmatrikuliert werden (§ 63 Abs. 5 Hochschulgesetz –HG–). Die Abgabe einer falschen Versicherung an Eides statt wird mit Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Die Technische Universität Dortmund wird ggf. elektronische Vergleichswerkzeuge (wie z. B. die Software „turnitin“) zur Überprüfung von Ordnungswidrigkeiten in Prüfungsverfahren nutzen. Die oben stehende Belehrung habe ich zur Kenntnis genommen. Ort, Datum Unterschrift