Aus der Chirurgischen Klinik mit Poliklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. W. Hohenberger durchgeführt in der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseologischen Abteilung Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Leiter: Prof. Dr. R. Eckstein Von-Willebrand-Faktor-Aktivität und von-Willebrand-FaktorMultimerenverteilung bei Patienten mit kolorektalem Karzinom Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Christian Eiche aus Bad Hersfeld Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h.c. J. Schüttler Referent: Prof. Dr. med. R. Zimmermann Koreferent: Prof. Dr. med. Dr. h.c. W. Hohenberger Tag der mündlichen Prüfung: 01.08.2012 Gewidmet meinen Eltern Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung und Summary..................................................... 1 1.1 Zusammenfassung ............................................................................ 1 1.2 Summary ........................................................................................... 3 2 Einleitung .......................................................................................... 4 2.1 Kolorektales Karzinom ...................................................................... 4 2.2 Von-Willebrand-Faktor und ADAMTS13............................................ 8 2.2.1 Historisches ................................................................................ 8 2.2.2 Biosynthese des von-Willebrand-Faktors.................................... 9 2.2.3 Funktionen des von-Willebrand-Faktors ................................... 11 2.2.4 ADAMTS13 ............................................................................... 11 2.2.5 Veränderung der vWF-Multimeren-Verteilung bei verschiedenen Krankheiten ...................................................... 13 2.3 Faktor VIII........................................................................................ 15 2.4 Ristocetin-Cofaktor .......................................................................... 16 2.5 Von-Willebrand-Faktor und kolorektales Karzinom ......................... 16 2.6 Zielsetzung der vorliegenden Studie ............................................... 19 3 Material und Methoden.................................................................... 20 3.1 Patienten ......................................................................................... 20 3.2 Gelelektrophorese ........................................................................... 20 3.3 ADAMTS13-ELISA .......................................................................... 24 3.4 Bestimmung des Von-Willebrand-Faktor-Antigens, des Faktor VIII und des Ristocetin-Cofaktors .................................. 26 3.5 Statistik............................................................................................ 27 4 Ergebnisse ...................................................................................... 28 4.1. Vergleich zwischen den UICC-Stadien............................................ 28 4.1.1 Faktor VIII ................................................................................. 28 4.1.2 Von-Willebrand-Faktor .............................................................. 30 4.1.3 Ristocetin-Cofaktor ................................................................... 31 4.1.3 ADAMTS13 ............................................................................... 32 4.2 Korrelation der vWF- und der Faktor-VIII-Aktivität zu Werten des Blutbilds ...................................................................... 33 4.3 Korrelation der vWF- und der Faktor-VIII-Aktivität zum ADAMTS13-Spiegel ........................................................................ 34 4.4 Multimerenanalyse .......................................................................... 34 4.4.1 Gerinnungsanalysen bei den Patienten der Multimerenanalyse .................................................................... 35 4.4.2 Elektrophorese-Abbildungen ..................................................... 37 5 Diskussion ....................................................................................... 46 6 Literaturverzeichnis ......................................................................... 52 7 Abkürzungsverzeichnis ................................................................... 63 8 Verzeichnis der Vorveröffentlichungen ............................................ 64 9 Danksagung .................................................................................... 65 1 1 Zusammenfassung und Summary 1.1 Zusammenfassung Hintergrund Bei Patienten mit kolorektalen Karzinomen wurde in mehreren Studien ein erhöhter Wert der von-Willebrand-Faktor-Aktivität beschrieben. Sogar ein Nutzen der von-Willebrand-Faktor-Aktivität als Prognosefaktor für diese Tumorentität wurde diskutiert. Wie es zu diesem Anstieg kommt und ob eine Veränderung in der Multimerenverteilung auftritt, ist bisher allerdings völlig ungeklärt. In der vorliegenden Studie wurden deshalb die Aktivität des Gerinnungsfaktors VIII, die Konzentration und die Aktivität des von-Willebrand-Faktors, die Multimerenverteilung des von-Willebrand-Faktors und die Konzentration der ADAMTS13, einer Protease, die die großen Multimere spaltet, in den unterschiedlichen Tumorstadien des kolorektalen Karzinoms untersucht. Studiendesign und Methoden Bei insgesamt 126 Patienten wurde die Aktivität des von-Willebrand-Faktors, seine Aktivität, bestimmt als Ristocetin-Cofaktor, und die Aktivität des Gerinnungsfaktors VIII bestimmt. Bei 9 Patienten pro UICC Stadium, also insgesamt bei 36 Patienten, erfolgte zusätzlich die Untersuchung der Multimerenverteilung mittels einer speziellen Gelelektrophorese. Hierzu wurden die den einzelnen Tumorstadien zugehörenden Plasmen gepoolt und in mehreren Elektrophoreseläufen untersucht. Zusätzlich erfolgte die Bestimmung der Konzentration der ADAMTS13 in den Einzelplasmen mittels ELISA. 2 Ergebnisse Wie in einigen anderen Studien zeigen die Aktivitäten des von-WillebrandFaktors, des Ristocetin-Cofaktors und des Faktors VIII die Tendenz, mit höheren Tumorstadien anzusteigen. Signifikant war dieser Zusammenhang bei einer sehr großen Streubreite der Werte jedoch nicht. Die Verteilung der Multimeren sowie die Konzentration der ADAMTS13 zeigten keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Stadien des kolorektalen Karzinoms. Auch ein Zusammenhang zwischen ADAMTS13 und der Konzentration des von-Willebrand-Faktors konnte nicht gezeigt werden. Das Verfahren der Multimerenanalyse an Probenpools erwies sich als der Multimerenanalyse an jedem Einzelplasma überlegen, da der Vergleich von einzelnen Plasmen in der Gelelektrophorese zu sehr durch technische Variabilität gestört wird. Schlussfolgerung Aufgrund der starken interindividuellen Streubreite der von-WillebrandFaktor-Aktivität ist dieser nicht als Prognosemarker bei Patienten mit kolorektalem Karzinom geeignet. Bei dauerhaft erhöhten Werten sollte allerdings differentialdiagnostisch an das Vorliegen einer Tumorerkrankung gedacht werden. Die Multimerenanalyse des von-Willebrand-Faktors sowie die Bestimmung der ADAMTS13 bringen keinen zusätzlichen Nutzen bei Patienten mit kolorektalem Karzinom. 3 1.2 Summary Background Many studies observed elevated levels of von Willebrand factor in patients with colorectal cancer (CRC). Some authors even suggested that elevated levels of von Willebrand factor can be used as an indicator for estimating survival probability. Why von Willebrand factor is elevated in patients with CRC is absolutely unclear. In this study we measured the vWF multimer distribution, and the concentration of the vWF-cleaving protease ADAMTS13 as well as factor VIII and ristocetin-cofactor levels. Study design an methods In 126 Patients vWF activity, ristocetin-cofactor and factor VIII were measured. In nine patients of each UICC stage we visualised the distribiution of vWF multimers using electrophoretic multimer analysis. This is the first study to use pooled patient samples for multimer analysis, so we could compare all 36 patients in a single run of electrophoresis. ADAMTS13 levels were measured by using an ELISA. Results We found higher levels of vWF in higher UICC stages. Ristocetin-cofactor and factor VIII were also elevated. However, because of the remarkable interindividual variability of these coagulation factors, the diffeneces between the stages were not significant. In electrophoresis we found no differences between the UICC stages. The concentration of ADAMTS13 also did not show any differences and there was no association to vWF levels. Conclusions Because of the large interindividual variability vWF levels are not appropriate for staging colorectal cancer. Also it is not helpful as an prognostic indicator. The distribution of vWF multimers was not different in all UICC stages of CRC. There was therefore no evidence of acquired von Willebrand disease type 2 in these patients. 4 2 Einleitung 2.1 Kolorektales Karzinom Dickdarmkrebs stellt in Deutschland die häufigste Krebserkrankung dar. 2006 wurden 68.740 neue Fälle diagnostiziert. Im selben Zeitraum entfielen 27.225 Todesfälle auf diese Erkrankung [59]. Die meisten kolorektalen Karzinome entwickeln sich aus Adenomen. Eine Erklärung hierfür liefert die so genannte Adenom-Karzinom-Sequenz [49]. Diese besagt, dass ein Karzinom dadurch entsteht, dass mehrere Genveränderungen in einer Zelle zusammentreffen. Durch den Verlust oder eine Mutation des Adenomatous-polyposis-coli-Gens (APC-Gens), eines Tumorsuppressorgens auf dem langen Arm von Chromosom 5, wird das normale Epithel zu hyperproliferativem Epithel. Hypomethylierungen der DNS induzieren nun ein frühes Adenom, ras-Mutationen das intermediäre Adenom und der Verlust des 18q Allels das späte Adenom. Durch den Verlust von p53 auf dem langen Arm von Chromosom 17 entsteht schließlich ein Karzinom. Weitere Mutationen führen zur Metastasierung [20,63]. Das Risiko, an einem kolorektalen Tumor zu erkranken, ist bei Vorhandensein von Adenomen enorm gesteigert. Hierbei kann nicht nur aus den Adenomen direkt ein Karzinom entstehen, sondern auch nach Abtragung auffindbarer Adenome bleibt das individuelle Risiko, ein Karzinom zu entwickeln, circa um den Faktor 4 erhöht [2]. Einen anderen Risikofaktor stellt das Alter dar. So sind Erkrankungsfälle bei Personen unter 50 Jahren noch relativ selten, nehmen aber tendenziell zu. Danach nimmt die Inzidenz stark zu und erreicht bei Männern zwischen 80 und 84 Jahren ein Maximum von über 500 Neuerkrankungen pro 100.000 Personen pro Jahr [59]. Auch die Ernährung spielt bei der Entwicklung von kolorektalen Karzinomen eine wichtige Rolle. Eine hohe Zufuhr an Ballaststoffen sowie der Verzehr von Obst und Gemüse reduzieren das Risiko, an einem Kolonkarzinom zu erkranken [4,74]. 5 Neben den erworbenen Risiken bestehen erbliche Risiken mit nicht genau nachgewiesenen genetischen Grundlagen. So haben Verwandte ersten Grades von Patienten mit kolorektalen Tumoren ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, ebenfalls an einem Kolonkarzinom zu erkranken [35]. Aber auch genetisch genau definierte, monogene Defekte spielen eine Rolle. Bei der familiären adenomatösen Polyposis (FAP) entstehen durch einen Defekt am APC-Gen über 100 Adenome im Dickdarm, was zu einer nahezu hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit führt, einen malignen Tumor zu entwickeln. Da diese Mutation mit ein bis zwei Patienten pro 10.000 Personen aber relativ selten ist, entstehen insgesamt gesehen nur etwa 5 Prozent der kolorektalen Tumore bei Patienten mit FAP. Neben dieser phänotypisch leicht zu identifizierenden Krankheit stellt das hereditäre nicht-polypöse kolorektale Karzinom (HNPCC) eine diagnostische Herausforderung dar. 80 Prozent der Patienten mit HNPCC entwickeln ein kolorektales Karzinom [35]. Definiert wird die Erkrankung durch anamnestische Kriterien. Eine dritte große Patientengruppe mit hohem Risiko für die Entwicklung eines kolorektalen Karzinoms stellen Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen dar. Besonders zu erwähnen ist die Colitis ulcerosa, wo bei einer Pancolitis das Karzinomrisiko bei 18 Prozent nach 30 Jahren liegt [17]. Bei Morbus Crohn ist die Datenlage uneinheitlich, es liegt aber wohl ebenfalls ein erhöhtes Risiko für kolorektale Karzinome vor [67,68]. Um kolorektale Tumore möglichst frühzeitig zu entdecken, sollte ab einem Alter von 50 Jahren auch bei asymptomatischen Personen ohne besondere Risikofaktoren ein Screening angeboten werden. Hierzu eignet sich der fäkale okkulte Bluttest (FOBT, Guaiak Test), welcher in einem systematischen Review eine durchschnittliche Reduktion der Sterblichkeit um 23 Prozent zeigen konnte [68,75]. Den Goldstandard zur frühen Erkennung von kolorektalen Tumoren stellen allerdings endoskopische Verfahren dar. Diese sind dem Test auf Blut im Stuhl in Sensitivität und Spezifität deutlich überlegen und bieten die Möglichkeit, entdeckte Adenome sogleich abzutragen und so die Entstehung von Karzinomen zu verhindern. Da durch 6 die Koloskopie alle Darmabschnitte eingesehen werden können, ist diese der Sigmoidoskopie vorzuziehen und sollte als Standardverfahren empfohlen werden. Die Vorsorgekoloskopie wird in Deutschland derzeit ab dem 56. Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. So kann die Inzidenz von malignen Tumoren durch Polypektomie um 66 bis 90% gesenkt werden. Eine einmalige Wiederholung der Untersuchung wird nach 10 Jahren empfohlen [8,68,87]. Bei familiären Formen des kolorektalen Karzinoms ist die erste Vorsorgekoloskopie bereits vor dem 20. Lebensjahr sinnvoll. In diesen Fällen sind auch häufigere Wiederholungen angebracht. In jüngster Zeit wird wegen steigender Erkrankungszahlen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren diskutiert, ob die Altersgrenze für die erstmalige Screeningrekto-, -sigmoido- oder -koloskopie auf 40 Jahre gesenkt werden sollte [16,64]. Die Stadieneinteilung des kolorektalen Karzinoms erfolgt nach Dukes oder nach der TNM-Klassifikation der UICC (Union International Contre le Cancer). Hierbei stehen die Buchstaben T für die Tiefe der Tumorinfiltration in die Darmwand, N für den Lymphknotenstatus und M für das Vorhandensein von Fernmetastasen (Tab. 1) [80,89]. Aus dem TNM System lässt sich eine Stadiengruppierung ableiten, welche die Prognose der Erkrankung maßgeblich beeinflusst (Tab. 2) [77]. Vor der Therapie des Tumors erfolgt das so genannte Staging. Hierbei wird die Ausdehnung des Tumors möglichst genau bestimmt. Zunächst wird zwischen Kolon- und Rektumkarzinomen unterschieden. Die Grenze zwischen beiden verläuft nach UICC 16cm oral der Anokutanlinie, gemessen mit einem starren Rektoskop [89]. Zur präoperativen Ausbreitungsdiagnostik des Tumors werden folgende Untersuchungen als essentiell angesehen: digital-rektale Untersuchung, komplette Koloskopie mit Biopsie, im Falle einer nicht passierbaren Stenose eine Koloskopie 3-6 Monate postoperativ, Abdomensonographie, Röntgen Thorax in 2 Ebenen und CEA Bestimmung. Im Einzelfall werden die Untersuchungen durch ein Spiral-CT oder MRT des Abdomens und ein Spiral-CT der Lunge ergänzt [67]. 7 Tabelle 1: TNM-Klassifikation der kolorektalen Karzinome T TX Primärtumor Primärtumor kann nicht beurteilt werden T0 Tis Kein Anhalt für einen Primärtumor Carcinoma in situ T1 T2 Tumor infiltriert die Submukosa Tumor infiltriert die Muscularis propria T3 Tumor infiltriert die Subserosa bzw. das nicht peritonealisierte parakolische bzw. pararektale Gewebe T4 Tumor perforiert das viszerale Peritoneum und / oder infiltriert direkt andere Organe N NX Regionale Lymphknoten Regionale Lymphknoten können nicht beurteilt werden N0 N1 Keine regionalen Lymphknotenmetastasen Metastasen in 1-3 parakolischen bzw. pararektalen Lymphknoten N2 Metastasen in 4 oder mehr parakolischen bzw. pararektalen Lymphknoten M Fernmetastasen MX M0 Vorliegen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden Keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen Tabelle 2: TNM-Stadieneinteilung der kolorektalen Karzinome Stadium T-Stadium N-Stadium M-Stadium 0 Tis N0 M0 I T1, T2 N0 M0 IIA T3 N0 M0 IIB T4 N0 M0 IIIA T1, T2 N1 M0 IIIB T3,T4 N1 M0 IIIC Jedes T N2 M0 IV Jedes T Jedes N M1 5-JÜR* 92% 85% 64% 12% *5-JÜR = relative 5-Jahresüberlebensrate im Vergleich zur Normalbevölkerung 8 Bei Patienten mit Rektumkarzinom kommen noch die starre Rektoskopie sowie die Endosonografie hinzu. Durch diese Maßnahmen lassen sich die Tumorausdehnung und eventuell vorhandene Metastasen bereits vor der Operation erkennen. Der Eingriff kann dann dementsprechend geplant und durchgeführt werden [68]. Die Therapie des kolorektalen Karzinoms hängt wesentlich vom Tumorstadium zum Zeitpunkt der Erstdiagnose ab. Das Ziel besteht immer in einer kompletten Resektion des Tumors. Bei sehr kleinen Tumoren (T1) mit niedrigem Risiko für Lymphknotenmetastasen ist eine lokale endoskopische Resektion ausreichend. Bei größeren Tumoren ist ein standardisiertes operatives Vorgehen indiziert [29,30]. Hierbei sollte nicht nur der lokale Tumor reseziert werden, sondern ebenfalls das Lymphabflussgebiet. Hieraus ergibt sich ein notwendiger Sicherheitsabstand vom Tumor von 10 cm oral und aboral. Eine adjuvante Chemotherapie ist bei allen Patienten mit Kolonkarzinom im Stadium III indiziert. Hierbei sollte ein Oxiplatin-haltiges Therapieschema eingesetzt werden. Im Stadium II kann eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt werden, wobei hier nur ein geringer Überlebensvorteil besteht und der Nutzen genau abgewogen werden muss. Die Therapie von Patienten mit Rektumkarzinom unterscheidet sich dahingehend, dass hier eine neoadjuvante Radio/-Chemotherapie durchgeführt werden sollte. Hierdurch kann eine signifikante Reduzierung von Lokalrezidiven erreicht werden [67,68]. 2.2 Von-Willebrand-Faktor und ADAMTS13 2.2.1 Historisches 1924 beschrieb der finnische Arzt Erik von Willebrand eine Blutungsneigung bei einem 5-jährigen Mädchen [82]. Nach der Untersuchung der gesamten 9 Familie erkannte er, dass einige Unterschiede zu der bis dahin bekannten Hämophilie bestanden: - Die Patienten hatten insbesondere Schleimhautblutungen. - Gelenkblutungen und Blutungen in die Muskulatur waren selten - Der Erbgang war autosomal-dominant und nicht X-chromosomal rezessiv wie bei der Hämophilie - Die Blutungszeit war im Gegensatz zur Hämophilie verlängert Deshalb schloss von Willebrand auf eine bis dahin unbekannte Krankheit. Er fand heraus, dass die Thrombozytenkonzentration der Patienten normal war, und folgerte daraus, dass ein qualitativer Defekt in der Thrombusbildung vorliegen müsse. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte gezeigt werden, dass bei einigen Patienten mit dem heute „von-Willebrand-Syndrom“ (vWS) genannten Krankheitsbild ein Mangel an Faktor VIII besteht [41]. Interessanterweise konnten die Symptome des vWS allerdings durch die Gabe von Plasma von Hämophilie-A-Patienten gebessert werden. Dies lieferte erste Hinweise auf das Vorhandensein eines eigenständigen „vonWillebrand-Faktors“ (vWF) [52,53]. Isoliert werden konnte der vonWillebrand-Faktor erst in den 1970er Jahren. 1986 wurde schließlich über DNS-Sequenzierung erkannt, dass vWF und Faktor VIII zwei völlig verschiedene Proteine sind [62]. 2.2.2 Biosynthese des von-Willebrand-Faktors Der von-Willebrand-Faktor ist ein großes Glykoprotein, das in Endothelzellen, die im gesamten Körper verteilt sind, und in Megakaryozyten synthetisiert wird [31,50]. Das primäre Translationsprodukt ist der Prä-pro-von-WillebrandFaktor, ein Monomer aus 2813 Aminosäuren. Nach verschiedenen Umbauvorgängen, insbesondere der Glykosylierung, erfolgt der Transport in das endoplasmatische Retikulum, wo eine Dimerisierung durch Disulfidbrücken stattfindet [44,83]. Im Anschluss werden die Dimere (ProvWF-Dimer) im Golgi-Apparat zu Multimeren zusammengesetzt und das 10 vWF-Propeptid entfernt. Ein Multimer besteht aus bis zu 20 Dimeren, so dass lange Ketten von bis zu 2mm Länge und einem Gewicht von bis zu 20.000.000 Da entstehen (siehe Abb. 1). Damit ist der vWF das größte lösliche Protein im menschlichen Körper [61]. Die fertig zusammengesetzten Multimere werden nun entweder direkt sezerniert (etwa 95%) oder in den so genannten Weibel-Palade-Körperchen des Endothels [71,84] oder in den Alpha-Granula der Thrombozyten gespeichert [14]. Die normale Konzentration im Blut beträgt ca. 10 µg/ml [7]. Abbildung 1: Biosynthese des von-Willebrand-Faktor. Modifiziert nach [69] 11 2.2.3 Funktionen des von-Willebrand-Faktors Der von-Willebrand-Faktor spielt eine äußerst wichtige Rolle bei der Blutstillung. Hierbei bestehen die zentralen Funktionen in der Ermöglichung der Plättchenadhäsion an verletztem Endothel über das ThrombozytenOberflächenglykoprotein Ib (Gp Ib) und in deren Aggregation unter hohen Scherkräften über GPIIb/IIIa [60]. Des Weiteren handelt es sich um ein Trägerprotein für den Gerinnungsfaktor VIII, welcher so vor einem zu schnellen Abbau geschützt wird [22]. Für die Vernetzung der Thrombozyten sind die großen Multimere essentiell. Durch die Verbindung vieler Dimere entsteht ein multiplikativer Effekt, da jede Einheit Bindungsstellen für subendotheliales Kollagen einerseits und Thrombozyten andererseits besitzt. Als Träger von Faktor VIII können auch einzelne Dimere dienen [23]. 2.2.4 ADAMTS13 Abgebaut wird der von-Willebrand-Faktor durch die vWF-spaltende Protease ADAMTS13 (A disintegrin-like and-metalloprotease with thrombospondin type 1 motif 13) [70]. ADAMTS13 spaltet die Verbindung zwischen den Aminosäuren Tyr1605 und Met1606 in der A2-Domäne des vWF. Hierdurch werden aus sehr großen Multimeren Einheiten aus kleineren Multimeren. Das erworbene Fehlen dieser Protease löst die thrombotisch-thrombozytopenische Purpura, auch Moschcowitz-Syndrom genannt, aus [24]. Bei dieser seltenen und lebensbedrohlichen Erkrankung entstehen thrombozytenreiche Blutgerinnsel, die Kapillaren besonders von Gehirn und Niere verlegen und zu schwerwiegenden Organschäden führen. Der Hauptsyntheseort von ADAMTS13 sind die Sternzellen in der Leber [78]. Die Verteilung der unterschiedlich großen Multimere des von-WillebrandFaktors im Blut lässt sich besonders gut mittels Gelelektrophorse darstellen (siehe Abb. 2). Die Multimere werden hierbei in einem Gel mittels elektrischer Spannung ihrer Größe nach aufgeteilt und lassen sich anschließend anfärben. So lässt sich darstellen, ob eine gleichmäßige Verteilung der verschieden großen Multimere vorliegt [86]. 12 Schwere Multimere Mittelschwere Multimere Leichte Multimere Abbildung 2: vWF-Gelelektrophorese mit nach Größe aufgetrenntem vWF In Abhängigkeit von der Anzahl an Dimeren lassen sich die Multimere in folgende Gruppen einteilen: (Abb. 2) - niedermolekularer / leichter vWF aus bis zu 5 Dimeren - mittelschwerer vWF aus 6-10 Dimeren - hochmolekularer / schwerer VWF aus 11-16 Dimeren. - Multimere aus mehr als 16 Dimeren (Ultra Large Von-WillebrandFaktor ULVWF) Das Vorhandensein von ULVWF-Multimere weist auf eine Störung des Abbaus durch ADAMTS13 hin. Die Multimere sollten im Blut relativ gleichmäßig verteilt sein. Eine ungleichmäßige Verteilung findet sich bei verschiedenen Erkrankungen. 13 2.2.5 Veränderung der vWF-Multimeren-Verteilung bei verschiedenen Krankheiten Das von-Willebrand-Syndrom (vWS) zeichnet sich durch eine verminderte Aktivität des vWF aus. Es lässt sich in 3 Hauptgruppen einteilen [69]. Beim von-Willebrand-Syndrom Typ 1 besteht eine erniedrigte Konzentration des qualitativ normalen vWF. Bei Typ 3 fehlt der vWF praktisch komplett. Die Subtypen 1 und 3 des vWS sind also vorrangig quantitative Störungen. Beim Subtyp 2 des vWS, von dem es mehrere Unterformen, die Typen 2A, 2B, 2M und 2N, gibt, ist vorwiegend durch qualitative Veränderungen des vWF gekennzeichnet. Bei Typ 2A ist vor allem die primäre Hämostase beeinträchtigt, da die großen von-Willebrand-Faktor-Multimere fehlen (siehe Abb. 3). Varianten mit einer erhöhten Affinität für Glykoprotein-Ib (Gp1b) gehören zum Typ 2B des vWS und umfassen Phänotypen mit einem Verlust großer Multimere, aber auch solche mit einem normalen Multimerenmuster. Durch die erhöhte Affinität zu Gp1b kommt es zu erhöhtem Thrombozytenumsatz und oft zur Thrombozytopenie. Der Typ 2M des vWS beruht auf plättchenabhängigen funktionellen Defekten des vWF. Eine defekte Faktor-VIII-Bindung des vWF kennzeichnet den Subtyp 2N des vWS [69]. Abbildung 3: Multimerenverteilung des von vWF bei den 3 Subtypen des vWS (Nach [1]) 14 Bei der so genannten thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura (TTP) kommt es durch einen Mangel von ADAMTS13 zu einer starken Zunahme der ULVWF und in Folge dessen zu einer pathologischen Steigerung der Thrombozytenadhäsion und -aggregation (siehe Abb. 4) [46,47]. Zahlreiche thrombozytenreiche Blutgerinnsel verlegen insbesondere die Kapillaren von Gehirn und Niere und verursachen dort schwerwiegende Organschäden. Ein eng verwandtes Krankheitsbild ist das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), bei dem thrombozytenreiche Blutgerinnsel vorwiegend in der Niere auftreten, so dass die Niereninsuffizienz ausgeprägter, neurologische Schäden dagegen oft geringer sind als bei TTP. Während die ADAMTS13Spiegel bei HUS meist nicht erniedrigt sind, spielt hier die gesteigerte Freisetzung von ULVWF und die Verzögerung ihres Abbaus durch Toxine bestimmter enterohämorrhagischer Bakterien die Schlüsselrolle [47]. Abbildung 4: Zunahme der sehr großen vWF Multimere bei TTP. Modifiziert aus [10] 15 2.3 Faktor VIII Bei Faktor VIII (Antihämophiler Faktor A) handelt es sich um einen essentiellen Blutgerinnungsfaktor. Faktor VIII bildet nach Aktivierung durch Thrombin zusammen mit Faktor IX einen als Tenase bezeichneten Komplex, welcher Faktor X zu Faktor Xa aktiviert [19]. Die Primärstruktur des Faktor VIII wurde 1984 aufgeklärt [27,28,81]. Das Hauptprotein besteht aus einer Kette von 2332 Aminosäuren [42]. Der Hauptsyntheseort für Faktor VIII ist die Leber, wobei über den genauen Produktionsort noch immer Uneinigkeit herrscht [72,88]. Im Blut besteht eine enge Verbindung zwischen Faktor VIII und dem vonWillebrand-Faktor, weshalb der Faktor VIII in der vorliegenden Studie mit untersucht wurde. Zwischen vWF und Faktor VIII bildet sich ein nicht kovalenter Komplex. So wird Faktor VIII vor zu schnellem Abbau geschützt. Besonders eindrücklich zeigt sich dies bei Patienten mit von-WillebrandSyndrom Typ 3 mit fast vollständigem Fehlen des von-Willebrand-Faktors. Betroffene Patienten haben auch ganz niedrige Faktor-VIII-Spiegel. Auch die Halbwertszeit von infundiertem Faktor VIII ist stark erniedrigt, sie beträgt bei vWS Typ 3 nur ca. 2,5 Stunden. Bei Patienten mit Hämophilie A, also Patienten mit vorhandenem von-Willebrand-Faktor, beträgt die Halbwertszeit des infundierten Faktor VIII ca. 12 Stunden [76]. Inaktiviert wird Faktor VIII insbesondere durch aktiviertes Protein C [39,73]. Bekannt ist der Faktor VIII durch seine Rolle bei der Hämophilie A, wo infolge eines Gendefekts die Faktor-VIII-Synthese gestört ist. Kodiert wird Faktor VIII auf dem X-Chromosom (Xq28), das Gen macht 0,1% der Erbinformation auf diesem Chromosom aus [28]. Das Gen besteht aus 186.000 Basenpaaren, wobei 95% zu Introns gehören. Die Exons kodieren für ein Protein, welches aus 2351 Aminosäuren besteht und eine Molekularmasse von ca. 400 kDa hat [81]. Die Mutationen, welche zur Hämophilie A führen, sind sehr heterogen. So gibt es viele unterschiedliche Schweregrade der Hämophilie A [13]. Ausprägungen und 16 2.4 Ristocetin-Cofaktor Bei Ristocetin handelt es sich um ein mit Vancomycin verwandtes Antibiotikum. Klinische Verwendung findet es allerdings nur noch bei der Differentialdiagnostik des von-Willebrand-Faktors, da die Wirkung gegen Staphylokokken von vielen Nebenwirkungen begleitet war. Ristocetin führt über den GP-1b-Komplex zu einer Bindung des vonWillebrand-Faktors an aktivierte Thrombozyten. Hierdurch kommt es zur Agglutination. Fehlt nun von-Willebrand-Faktor wie beim von-Willebrand- Syndrom, bleibt diese Agglutination aus. Somit lassen sich durch Messung der Ristocetin-Cofaktor-Aktivität (vWF:RCo) Rückschlüsse auf die Affinität des vWF zum Thrombozytenglykoprotein Ib ziehen [69,79]. 2.5 Von-Willebrand-Faktor und kolorektales Karzinom Thrombozyten spielen eine entscheidende Rolle bei der Angiogenese. So werden im Falle einer Verletzung bereits bei der Aggregation der Thrombozyten unterschiedlichste Wachstumsfaktoren ausgeschüttet. Insbesondere sind dies: Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF), Platelet-Derived Growth Factor (PDGF), Insulin Like Growth Faktor (IGF) und Transforming Growth Factor (TGF-β) [9,12]. Diesen bei der Wundheilung unerlässlichen Prozess machen sich allerdings auch maligne Tumoren zunutze, welche für ein Wachstum über 2 mm unbedingt eine eigene mitwachsende Gefäßversorgung benötigen [21]. Wie wichtig hierbei die Thrombozyten sind, demonstrierten mehrere Tierversuchsstudien. Diese zeigten, dass bei schwerer Thrombozytopenie der Primärtumor und Metastasen nicht weiter proliferieren konnten [51]. Ein direkter Zusammenhang mit den Thrombozyten konnte bestätigt werden, da die Tumore durch eine Thrombozyteninfusion wieder weiter wachsen konnten [56]. Die aus den Thrombozyten freigesetzten Wachstumsfaktoren spielen hierbei eine ganz entscheidende Rolle, da sie durch gezielte Interaktion der Tumorzellen mit den Thrombozyten eine Vaskularisierung induzieren [32,36,37]. Aber auch 17 der von-Willebrand-Faktor spielt eine wichtige Rolle. So konnte gezeigt werden, dass sich durch Antikörper gegen vWF und den Rezeptor GP IIb/IIIa die metastasierungsbegünstigende Wirkung der Thrombozyteninfusion stark vermindern lässt [37]. Im Jahre 2002 publizierten Damin et al., dass die Plasmakonzentration des von-Willebrand-Faktors bei Patienten mit kolorektalem Karzinom höher sei als bei einer Kontrollgruppe [15]. Des Weiteren konnten sie zeigen, dass das Tumorstadium nach Dukes einen signifikanten Einfluss auf die vWFKonzentration hat. Patienten im Stadium Dukes D mit Fernmetastasen hatten die höchsten vWF-Konzentrationen im Blut. Ein solcher Effekt ist auch bei anderen Krankheiten, wie zum Beispiel der hypertrophen Kardiomyopathie zu beobachten [11]. 2005 publizierten Wang et al., dass die Konzentration des vWF bei Patienten mit metastasiertem Kolonkarzinom als Prognosemarker anzusehen sei und Patienten mit hoher Konzentration (Cutoff Wert: 160%) signifikant kürzer leben [85]. Allerdings war diese Studie umstritten. So bemängelten Gil-Bazo et al. in einem Leserbrief, dass Thrombozytenzahlen, aber auch Einflussgrößen wie Begleitkrankheiten, Geschlecht und Alter nur unzureichend betrachtet wurden [26]. Die Ursache der Erhöhung des von-Willebrand-Faktors ist weitestgehend ungeklärt. Auch über eventuelle Änderungen in der Multimerverteilung oder ADAMTS13 Konzentration gibt es nur wenige Daten. In einigen Studien wurden einzelne Patienten untersucht, was aufgrund der heterogenen Multimerverteilung und schlechter Vergleichbarkeit der Gelelektrophorese als zweifelhaft erscheint. Es könnte sich bei der Erhöhung der von-Willebrand-Faktor Aktivität also um paraneoplastische Erhöhungen handeln, welche in erster Linie dadurch zustande kommen, dass es sich bei dem von-Willebrand-Faktor um ein AkutPhase-Protein handelt, welches ähnlich wie das CRP unspezifisch auch bei verschiedenen Infektionen erhöht ist [26,57]. Ein möglicher Faktor mit Einfluss auf die Multimerenverteilung stellt die Stimulation der Endothelzellen dar, wodurch insbesondere sehr große Multimere ausgeschüttet werden [71]. Auch ein Einfluss der Aktivierung von 18 Thrombozyten, welche von-Willebrand-Faktor speichern, ist denkbar. Wie bereits erwähnt, interagieren Tumorzellen stark mit Thrombozyten und sorgen so für eine Angioneogenese durch Ausschüttung von Wachstumsfaktoren aus thrombozytären Granula. Andere Erklärungen wären, dass die erhöhte Konzentration des von-Willebrand-Faktors durch eine vermehrte Synthese in Endothelzellen während der Angiogenese zustande kommt [90]. Außerdem wurde gezeigt, dass Zellen von kolorektalen Tumoren die Freisetzung von vWF aus kultivierten Endothelzellen in vitro stimulieren können [48]. Von einer südkoreanischen Arbeitsgruppe wurden die vWF-Multimere und die Aktivität der vWF-spaltenden Protease ADAMTS13 bei Patienten mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen untersucht [40]. Hierbei zeigten sich erniedrigte Spiegel der ADAMTS13 und erhöhte Spiegel großer vWFMultimere insbesondere in fortgeschrittenen Tumorstadien. Eine weitere Arbeitsgruppe beschrieb ebenfalls eine diskrete Verminderung der ADAMTS13-Aktivität bei einem kleinen Teil untersuchter Tumorpatienten. Hierbei wurde allerdings nicht die tatsächliche Konzentration der ADAMTS13 gemessen, sondern aus erhöhter Ristocetin-Cofaktor-Aktivität in verdünnten Plasmaproben auf verminderte ADAMTS13-Aktivität zurückgeschlossen [6]. Inwieweit dieser Ansatz durch starke Erhöhungen des vWF gestört wird, ist unklar. Bei einem Patienten mit Nebennierenkarzinom wurde eine entgegengesetzte Veränderung der Multimerenverteilung des vWF beschrieben [18]. In diesem Fall kam es durch Anreicherung der sehr großen von-WillebrandMultimere im Tumor zu erniedrigten zirkulierenden Spiegeln dieser Multimere mit der klinischen Symptomatik eines erworbenen von-Willebrand-Syndroms. 19 2.6 Zielsetzung der vorliegenden Studie Der Stand des Wissens zum Zusammenhang zwischen kolorektalen Karzinomen und Veränderungen der zirkulierenden Spiegel des vWF und des Faktor VIII sowie der Multimerenverteilung des vWF und der Aktivität der vWF-spaltenden Protease ADAMTS13 ist nach wie vor äußerst lückenhaft. Publizierte Studienergebnisse sind zum Teil widersprüchlich. Ob sich Messungen dieser Proteine für Aussagen zum Tumorstadium und zur Prognose im Einzelfall eignen, ist völlig offen. Im Zuge der aktuellen Studie sollten deshalb die Multimerenverteilung des vWF bei einer Serie von Patienten mit kolorektalen Karzinomen in verschiedenen Tumorstadien nach UICC untersucht sowie der Zusammenhang zwischen Thrombozytenzahl, der Ristocetin-Cofaktor-Aktivität und den vonWillebrand-Faktor-, Faktor-VIII- und ADAMTS13-Spiegeln beleuchtet werden. 20 3 Material und Methoden 3.1 Patienten Die Blutentnahme erfolgte bei Patienten der Chirurgischen Universitätsklinik Erlangen, welche durch Frau Dr. Vera Schellerer ausgewählt und über die Studie aufgeklärt wurden. Es handelte sich um Patienten mit der Erstdiagnose eines kolorektalen Karzinoms vor Beginn der Therapie. Die Studie erfolgte mit Zustimmung der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Es wurden folgende Proben mit S-Monovetten® der Firma Sarstedt AG & Co., Nürmbrecht, Deutschland entnommen (Tab. 3) Tabelle 3: Citratblut Für die Studie entnommene Blutproben Zentrifugieren und sofortige Testung im Gerinnungslabor auf Faktor VIII, vWF und Ristocetin-Cofaktor im Citratplasma Citratblut Zentrifugieren und Überstand einfrieren für Multimerenanalyse im Citratplasma Citratblut Zentrifugieren und Überstand einfrieren für ADAMTS13-ELISA im Citratplasma Das Tumorstadium nach UICC sowie der TNM-Status wurden aus der Datenbank des Tumorzentrums Erlangen-Nürnberg entnommen. Die Werte des Blutbildes wurden routinemäßig mit einer präoperativen Blutentnahme angefertigt. Insgesamt wurden 124 Patienten getestet. Einige Daten wurden allerdings nur bei Subgruppen erhoben. 3.2 Gelelektrophorese Die Multimerenanalyse erfolgte mittels Gelelektrophorese als Western Blot, grundlegend beschrieben von Raines [58], modifiziert nach Weiss [86]. 21 Zunächst wurden die Proben der einzelnen Patienten getrennt voneinander untersucht. Dabei zeigte sich allerdings, dass ein Vergleich der Patienten nur schwer möglich war. Es waren keine offensichtlichen Unterschiede zwischen den einzelnen UICC-Stadien sichtbar. Ein genauer Vergleich zwischen allen Patienten war verfahrensbedingt nicht durchführbar. Dies lag zum Beispiel an der immer etwas unterschiedlichen Anfärbbarkeit der Banden, Laufunregelmäßigkeiten resultierend aus der Gelbeschaffenheit und anderen physikalischen Faktoren. Deshalb wurde das Citratplasma der Patienten für weitere Multimerenanalysen gemischt. Jeweils 9 Patientenproben aus dem gleichen UICC-Stadium I, II, III oder IV wurden zusammengegeben und mit einer Standardprobe auf die 20 Fächer des Gelelektrophoresegerätes verteilt. Somit erfolgten für jede Mischung 4 Einzelläufe, welche zusätzlich miteinander verglichen wurden. Die benötigten Stoffe und Materialien sind in Tabelle 4 angegeben. Zunächst wurden 200 ml Trenngel (siehe Tab. 4) zubereitet und aufgekocht, bis keine Schlieren mehr sichtbar waren, und in den Apparat für die horizontale Gelelektrophorese gegeben (Horizon 20-25, Life technologies inc., Gaithersburg, MD, USA). Nachdem das Gel ausgehärtet war, wurden 50ml gekochtes Auftragungsgel hinzugefügt, in welchem durch Einsatz eines Kammes 20 Taschen für die Proben frei gelassen wurden. Über die gesamte Masse wurden nun 200 ml Isolationsgel gegeben. Anschließend wurden die gemischten Plasmaproben der Patienten im Verhältnis 1:2 mit Probenpuffer verdünnt und jeweils 3µl in die vorgefertigten Taschen gegeben. (siehe Abb. 5) Nun wurde bis knapp unter den Gelrand Elektrodenpuffer eingefüllt und die Elektrophorese mit einer Elektrodenspannung von 110V gestartet. Nach ca. 10 Minuten waren die Proben weit genug in das Trenngel gewandert. Nun wurde das gesamte Gel mit kaltem Elektrodenpuffer überschüttet und über einen Kühlkreislauf durch eiskaltes Wasser geführt. Nachdem die Proben, erkennbar an der blauen Front, nach ungefähr 60 Minuten circa einen Zentimeter in das Trenngel gewandert waren, konnte die Spannung auf 200V erhöht werden. Die gesamte Elektrophorese dauerte circa 3 Stunden. 22 Tabelle 4: Benötigte Gels und Lösungen [86] Trenngelpuffer 200mM Tris, 100mM Gylcin, 0,4%SDS w/v, pH 9,0 (ergibt sich spontan) Trenngel 1,2% Agarose w/v mit niedriger Elektroendosmose in Trenngelpuffer Auftragsgelpuffer 70mM Tris, 0,4% SDS w/v, 4mM EDTA.Na2.2H2O, pH 6,7 mit HCl einstellen Auftragsgel 0,8% Agarose w/v mit niedriger Elektroendosmose in Auftragsgelpuffer Isoliergel 1% Agarose w/v mit niedriger Elektroendosmose in destilliertes Wasser Elektrodenpuffer 200mM Tris, 200mM Glycine, 0,4% SDS w/v, pH 9,2 (ergibt sich spontan) Probenpuffer 4,5ml Auftragsgelpuffer, 5,5 ml 87% Glycerol, 50 mg Bromphenolblau Blottingpuffer (nach Towbin) 25 mM Tris, 192 mM Glycin, 0,1% SDS w/v, 20% Methanol v/v pH 9,2 (ergibt sich spontan) Phosphate buffe- 140 mM NaCl, 5 mM NaH2PO4, 1mM MgCl2, pH 7,4 red saline (PBS) mit NaOH einstellen PBS-BSA PBS mit 1% w/v bovinem Serumalbumin, 0,1% w/v NaN3 Färbelösung 100 mM Tris, 100 mM NaCl, 5mM MgCl2, 3 mM Levamisol, pH 9,5 einstellen. Direkt vor Gebrauch: 200µl 4-Nitroblau-Tetrazolium Lösung (100 mg/ml in 70% Dimethylfomamid) und 200µl 5-bromo-4chloro-3indolyl-phosphat (50 mg/ml in 100% Dimethylfomamid) in 80ml der Grundlösung geben 23 Abbildung 5: Aufbau der Gelelektorphorese (nach [86]) Im Anschluss an die Elektrophorese folgte das Blotting. Hierbei wurden die Proteine auf eine Nitrozellulose-Membran übertragen (0,45µm, Protran BA 85, Whatman GmbH, Dassel, Germany). Die Nitrozellulose wurde auf das Gel geklebt, indem ein noch flüssiges „Klebegel“ (0,8% Agarose w/v in 100ml Trenngelpuffer) auf die Unterseite der gedrehten Gelplatten geschüttet und sofort Nitrocellulose unter strenger Vermeidung von Luftblasen aufgedrückt wurde (siehe Abb. 6). Abbildung 6: Vorbereitung zum Blotting (nach [86]) Nachdem das Gel ausgehärtet war, wurde die gesamte Platte für 25 Minuten in Towbinpuffer + 70µl Mercaptoethanol eingelegt. Durch diesen Schritt depolimerisiert der vWF, die großen Multimere lassen sich leichter auf die 24 Nitrozellulose übertragen [34]. Im Anschluss wurde die Gelplatte noch 5 Minuten in reinem Towbinpuffer inkubiert. Sodann wurde die Gelplatte bei einer Spannung von 6V für 6 Stunden in das Blottinggerät (Perfect Blue Web M, peqLab Biotechnologie GmbH, Erlangen, Germany) eingelegt. Hierbei wurden die Proteine in die Nitrozellulose übertragen. Nach Ablauf der Zeit wurde die Nitrozellulose von der Agarosegelplatte abgezogen und für eine Stunde in eine Wanne mit PBS-BSA gelegt. Nun war es wichtig, die verbliebenen Gelreste möglichst vollständig zu entfernen. Die Nitrozellulose wurde hierzu eine kurze Zeit in kochende 0,9%ige NaCl-Lösung gegeben und anschließend mit heißer 0,9%iger NaCl-Lösung abgewaschen. Nun folgte die Färbung. Zunächst wurde für circa ein bis zwei Stunden mit Hase-Anti-Human-vWF-Antikörpern (Sigma, St. Louis, MO, USA) inkubiert. Nach einer Waschung wurden mit alkalischer Phosphatase konjugierte Anti-Hasen-IgG-Antikörper zugegeben, um die Anti-vWF-Antikörper zu markieren. Nach einer weiteren Waschung wurde die Färbelösung zugegeben und so lange inkubiert, bis die vWF-Banden deutlich sichtbar waren. Die so entstandenen Abbildungen wurden eingescannt und am Computer mittels Software ausgewertet. (Phoretix 1D software, Version 10.4, biostep, Jahnsdorf, Deutschland) 3.3 ADAMTS13-ELISA Die Konzentrationsbestimmung der ADAMTS13 wurde mit dem „Imubind® ADAMTS13-ELISA“ (Product No.813, American diagnosica GmbH, Pfungstadt, Deutschland) nach Anleitung des Herstellers durchgeführt. Für den Test wurde Blut in S-Monovetten® (Sarstedt AG & Co., Nürmbrecht, Deutschland) abgenommen. Diese enthielten 0,5 ml Tri-Natriumcitratlösung (0,106 M) und wurden mit 4,5 ml Blut aufgefüllt. Im Anschluss wurden die Proben mit 10.000 x g für 15 Minuten scharf zentrifugiert. Sodann wurde das Citratplasma abpipettiert und bis zur Testung tiefgefroren gelagert. Durch die Anwendung eines ELISA (Enzyme Linked Immunoabsorbent Assay) lassen sich sehr geringe Konzentrationen eines Stoffes nachweisen. 25 Dies geschieht auf Basis einer immunologischen Reaktion. Hierzu wird die zu untersuchende Probe auf eine mit monoklonalen Fängerantikörpern gegen ADAMTS13 beschichtete Mikrotiterplatte gegeben. Parallel hierzu wird eine Standardlösung mit vorgegebener Konzentration von ADAMTS13 angesetzt. Durch mehrfache Verdünnung erhält man Proben mit 100 ng/ml, 50 ng/ml, 25 ng/ml, 12,5 ng/ml, 6,25 ng/ml und 3,12 ng/ml. Diese werden ebenfalls in die Vertiefungen der Mikrotitterplatte gegeben, sowie reiner Testpuffer ohne ADAMTS13 als Nullwert. Die zu untersuchenden Plasmaproben werden mit einem Testpuffer im Verhältnis 1 auf 20 verdünnt und in die Vertiefungen pipettiert. Dieser Ansatz wird eine Stunde inkubiert. In dieser Zeit heftet sich vorhandene Protease ADAMTS13 an die fest mit der Platte verbundenen Antikörper. Im Anschluss wird das Plasma entfernt und die Platte gründlich gewaschen. ADAMTS13 haftet weiterhin an den Antikörpern auf der Platte. Nun wird ein biotinylierter polyklonaler Kaninchen-Detektionsantikörper, welcher ebenfalls gegen ADAMTS13 gerichtet ist, zugegeben. Während einer 30 minütigen Inkubationszeit bindet der Antikörper an das an die Platte gebundene ADAMTS13. Der Überstand wird wieder gründlich von der Platte gewaschen. Übrig bleiben die an ADAMTS13 gebunden Detektionsantikörper. Anschließend wird der biotinylierte Zweitantikörper durch ein Streptavidin – Meerrettichperoxidase- (SA-HRP-)Konjugat nachgewiesen. Dieses bindet sich während einer weiteren 30-minütigen Inkubationsphase an den Detektionsantikörper. Nach einem weiteren Waschschritt wird das Substrat 3,3',5,5'-Tetramethylbenzidin Perborat (TMB) zugegeben. Dieses wird durch die Meerrettichperoxidase umgesetzt, was zu einer Blaufärbung führt. Dies geschieht sowohl bei den zu untersuchenden Plasmaproben als auch bei den parallel untersuchten Standardproben mit den definierten ADAMTS13-Konzentrationen. Durch Zugabe von Schwefelsäure wird die Reaktion gestoppt und die Färbung schlägt von blau nach gelb um. Aus dem Grad der Färbung lässt sich in einem Photometer durch Messung der optischen Dichte bei 450 nm eine Standardkurve ermitteln, und so die Konzentration von ADAMTS13 in den Proben bestimmen. Im Anschluss wird die ermittelte Konzentration noch mit 20 multipliziert, um die vorher 26 durchgeführte Verdünnung herauszurechnen, und so die tatsächliche Konzentration im Plasma zu erhalten. 3.4 Bestimmung des Von-Willebrand-Faktor-Antigens, des Faktor VIII und des Ristocetin-Cofaktors Die Messung des von-Willebrand-Faktor-Antigens, des Faktor VIII und des Ristocetin-Cofaktors erfolgte im Labor der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen. Die immunologische erfolgte mit Bestimmung Latexpartikeln in des einem von-Willebrand-Faktor-Antigens so genannten Liatest am Gerinnungsautomaten STA (Fa. Roche Diagnostics GmbH, Mannheim). Diese immunturbidimetrische Methode basiert auf der Agglutination von Latexpartikeln, die mit einem polyklonalen Antikörper gegen humanen vWF beschichtet sind. Die Agglutination der Latexpartikel in Abhängigkeit von der Menge vorhandenen vWFs führt zu einer stärkeren Lichtstreuung, die als Zunahme der optischen Dichte gemessen wird. Innerhalb des Messbereichs ist die Änderung der optischen Dichte direkt dem Gehalt der Probe an vWFAntigen proportional. Die Bestimmung des funktionell aktiven vWF als Ristocetin-Cofaktor erfolgte am Gerinnungsautomaten BCS (Fa. Siemens, Erlangen). Der vWF in der Untersuchungsprobe verursacht in Gegenwart des Antibiotikums Ristocetin eine Agglutination der im Reagenz enthaltenen Thrombozyten. Die ablaufende Agglutinatbildung vermindert die durch nicht agglutinierte Thrombozyten bedingte Trübung des Reagenzes. Das Analysegerät misst die Veränderung der optischen Dichte (OD) und bestimmt unter Bezug auf eine mit verschiedenen Verdünnungen von Normalplasma erstellte Bezugskurve automatisch die Ristocetin-Kofaktor-Aktivität der Probe in % der Norm. Die Bestimmung der Faktor-VIII-Aktivität erfolgt wie die Bestimmung der Aktivitäten aller endogenen Gerinnungsfaktoren, also der Faktoren VIII, IX, XI und XII anhand von Clotting-Tests am Gerinnungsautomaten STA-R (Fa. 27 Roche Diagnotics GmbH, Mannheim). Der Mangel jedes dieser Gerinnungsfaktoren des intrinsischen Systems führt zu einer verlängerten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT). Zur Einzelfaktorbestimmung wird die aPTT einer Mischung des entsprechenden Mangelplasmas mit dem Patientenplasma gemessen. Ein Patientenplasma, dem der entsprechende Faktor fehlt, ist nicht in der Lage, die Abwesenheit dieses Faktors im Mangelplasma auszugleichen. Es resultiert eine verlängerte aPTT. Die Aktivität des Gerinnungsfaktors in % der Norm wird über eine Bezugskurve ermittelt, die mit Verdünnungen von Standard-Humanplasma in Mischung mit diesem Mangelplasma erstellt wird. Der Verfahrensablauf für die Untersuchung der endogenen Gerinnungsfaktoren VIII, IX, XI und XII ist im Ablauf nahezu identisch. Die Untersuchungen entsprechen dem Prinzip der aPTT- Bestimmung und werden mit den entsprechenden Mangelplasmen durchgeführt. Die Kalibrierung erfolgt mit Standard-Human-Plasma (Fa. Siemens, Erlangen). 3.5 Statistik Die erhobenen Messwerte wurden in das Tabellenkalkulationsprogramm Microsoft Office Excel 2010 für Windows eingegeben. Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mittels einer Analyse-Software für Windows (PASW Statistics, Version 19, IBM® SPSS®; Chicago, IL, USA). Zuerst wurden die Ergebnisse mit Hilfe des Shapiro-Wilk-Tests auf Normalverteilung untersucht. Waren die Werte nicht normalverteilt, wurden für Gruppenvergleiche nichtparametrische Methoden angewendet und der Vergleich der Mittelwerte erfolgte mit dem Mann-Whitney-U-Test. Ergab sich aus den oben genannten Tests eine Normalverteilung der Werte in beiden zu vergleichenden Gruppen, so wurde für den Vergleich der verschiedenen Gruppen je nach Eignung der t-Test für verbundene bzw. unverbundene Stichproben herangezogen. Die Korrelation zwischen zwei Variablen wurde mit dem Pearson-Test überprüft. Als P-Wert zur Erkennung signifikanter Gruppenunterschiede festgelegt. bzw. signifikanter Korrelationen wurde p<0,05 28 4 Ergebnisse 4.1. Vergleich zwischen den UICC-Stadien Zur Untersuchung der Frage, ob sich die Aktivität von vWF, Faktor VIII und Ristocetin-Cofaktor in Abhängigkeit vom UICC-Stadium verändert, wurden in der vorliegenden Arbeit Daten von 126 Patienten ausgewertet. 30 von ihnen befanden sich im Tumorstadium I nach UICC, 36 im Tumorstadium II, 33 im Stadium III und 25 hatten einen metastasierten Tumor und somit Stadium IV. Bei allen Patienten wurde die Aktivität des von-Willebrand-Faktors, des Faktor VIII und des Ristocetin-Cofaktors untersucht. Die Konzentration der Metalloprotease ADAMTS13 wurde bei 47 Patienten aus diesem Gesamtkollektiv untersucht. Des Weiteren wurde bei jeweils 9 Patienten der einzelnen UICC-Stadien, also insgesamt bei 36 Patienten die aufwendige Multimerenanalyse des vWF durchgeführt. 4.1.1 Faktor VIII Die Konzentration des Faktor VIII war in den Tumorstadien 2, 3 und 4 nach UICC signifikant höher als im frühen, wenig fortgeschrittenen Tumorstadium 1. Am höchsten lagen Mittelwert und Medianwert der gemessenen FaktorVIII-Spiegel im UICC-Stadium 4. Allerdings waren die Unterschiede zwischen den UICC-Stadien 2, 3 und 4 nicht signifikant (siehe Tab. 5). 29 Tabelle 5: Faktor-VIII-Aktivität in [%] in den jeweiligen UICC Stadien UICC 1 UICC 2 § || ¶ ‡ ‡ ‡ 126 30 36 33 25 166,14 138,63 175,47 166,03 186,0 Median 158,5 129,00 160,50 161,00 202,0 Standardabweichung 60,64 44,98 68,1 44,38 74,18 Minimum 56 56 67 91 78 Maximum 420 250 410 258 420 Faktor VIII Gesamt N Mittelwert UICC 3 UICC 4 ‡ = Signifikant zu Stadium 1 § = Signifikant zu Stadium 2 || = Signifikant zu Stadium 3 ¶ = Signifikant zu Stadium 4 Abbildung 7: Mittelwerte der Faktor-VIII-Aktivität in den unterschiedlichen Tumorstadien nach UICC 30 4.1.2 Von-Willebrand-Faktor Die Aktivität des von-Willebrand-Faktors steigt tendenziell mit fortschreitendem Tumorstadium. Die höchsten Mittel- und Medianwerte fanden sich im Stadium IV, die niedrigsten im Stadium I. Die Unterschiede waren aber nicht signifikant (siehe Tab. 6). Tabelle 6: von-Willebrand-Faktor-Aktivität in [%] in den vier UICC-Stadien Von-WillebrandFaktor Gesamt UICC 1 UICC 2 UICC 3 UICC 4 126 30 36 33 25 Mittelwert 166,32 152,77 170,31 163,12 182,20 Median 159,50 143,00 164,00 161,00 173,00 62,22 57,57 68,29 47,51 74,89 Minimum 57 66 57 81 68 Maximum 405 293 405 289 367 N Standardabweichung Abbildung 8: Mittelwert der von-Willebrand-Faktor Aktivität in den unterschiedlichen Tumorstadien nach UICC 31 4.1.3 Ristocetin-Cofaktor Auch der Ristocetin-Cofaktor lag in fortgeschrittenen UICC-Stadien höher, am höchsten im Stadium IV. Allerdings war hier die Standardabweichung der Messwerte relativ groß. Deshalb waren die Unterschiede der RistocetinCofaktor-Aktivität nur zwischen den UICC- Stadien I und II sowie I und III signifikant (siehe Tab. 7). Tabelle 7: Ristocetin-Cofaktor-Aktivität in [%] in den vier UICC-Stadien Ristocetin-CofaktorAktivität Gesamt UICC 1 § || UICC 2 ‡ UICC 3 ‡ UICC 4 126 30 36 33 25 145,4 126,60 148,00 152,18 154,80 119,50 106,50 124,00 141,00 123,00 64,95 58,71 63,10 55,13 84,97 Minimum 48 48 61 82 70 Maximum 427 299 320 299 427 N Mittelwert Median Standardabweichung ‡ = Signifikant zu Stadium 1 § = Signifikant zu Stadium 2 || = Signifikant zu Stadium 3 ¶ = Signifikant zu Stadium 4 Ristocetin-Cofaktor in [%] 200 190 180 170 160 150 140 130 120 110 100 Gesamt Abbildung 9: UICC 1 UICC 2 UICC 3 UICC 4 Mittelwert der Ristocetin-Cofaktor-Aktivität in den unterschiedlichen Tumorstadien nach UICC 32 4.1.3 ADAMTS13 Die gemessenen Konzentrationen der Protease ADAMTS13 zeigten in allen vier UICC-Stadien zeigte eine relativ große Spannbreite sowie eine hohe Standardabweichung. Signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Stadien fanden sich nicht (siehe Tab. 8). Tabelle 8: ADAMTS13-Konzentrationen [ng/ml] in den vier UICC-Stadien ADAMTS13 Gesamt UICC 1 UICC 2 UICC 3 UICC 4 47 15 11 9 11 Mittelwert 841,11 964,76 765,29 895,52 745,71 Median 814,14 921,46 711,40 995,48 809,86 Standardabweichung 313,52 342,15 347,90 280,17 203,08 Minimum 239,22 466,12 239,22 346,54 395,60 Maximum 1628,0 1628,0 1460,9 1191,98 1036,44 N Abbildung 10: Mittelwert der ADAMTS13-Konzentrationen in den unterschiedlichen Tumorstadien nach UICC 33 4.2 Korrelation der vWF- und der Faktor-VIII-Aktivität zu Werten des Blutbilds Da bei Patienten mit kolorektalem Karzinom verschiedene Veränderungen im Blutbild wie Thrombozytose, Leukozytose oder Tumoranämie vorkommen, wurde der Zusammenhang zwischen Faktor VIII, vWF, Ristocetin-Cofaktor und den Werten des Blutbildes untersucht. Die Faktor-VIII-Spiegel und der immunologisch bestimmte vWF sind positiv mit Leukozytenzahl und Thrombozytenzahl korreliert und negativ mit Erythrozytenzahl, Hämoglobin und Hämatokrit, also positiv mit Anämiezeichen. Allerdings ist der Zusammenhang schwach. Tabelle 9: Korrelation zwischen Faktor VIII, vWF und Ristocetin-Cofaktor (RiCoF) und Werten des Blutbildes Leukozyten Faktor VIII vWF RiCoF Korrelation nach Pearson 0,276 0,193 0,064 p-Wert 0,002 0,030 0,480 126 126 126 -0,244 -0,209 -0,139 0,006 0,019 0,120 126 126 126 Korrelation nach Pearson 0,305 0,019 -0,083 p-Wert 0,001 0,829 0,357 126 126 126 -0,329 -0,247 -0,023 0,000 0,005 0,794 126 126 126 -0,302 -0,239 -0,038 0,001 0,007 0,674 126 126 126 N Erythrozyten Korrelation nach Pearson p-Wert N Thrombozyten N Hämoglobin Korrelation nach Pearson p-Wert N Hämatokrit Korrelation nach Pearson p-Wert N 34 4.3 Korrelation der vWF- und der Faktor-VIII-Aktivität zum ADAMTS13-Spiegel Die Konzentration von ADAMTS13 zeigt keinerlei signifikanten Zusammenhang zur Aktivität des vWF oder des Gerinnungsfaktors VIII. (Tab. 10) Tabelle 10: Korrelation zwischen Faktor VIII, vWF und RistocetinCofaktor (RiCoF) und der ADAMTS13 ADAMTS13 Faktor VIII vWF RiCoF -0,086 -0,012 -0,240 0,565 0,937 0,105 47 47 47 Korrelation nach Pearson p-Wert N 4.4 Multimerenanalyse Bei jedem Lauf der Gelelektrophorese des von-Willebrand-Faktors treten verfahrensbedingt Schwankungen im Aussehen der Banden auf. Dies liegt unter anderem an immer etwas unterschiedlicher Gelbeschaffenheit, Unterschieden in der Laufdauer und unterschiedlicher Anfärbbarkeit der Banden. Dies macht den Nachweis kleiner Unterschiede der Multimerenverteilung schwierig. Daher wurden verschiedene Möglichkeiten getestet, um möglichst gute Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Als die beste Möglichkeit stellte es sich heraus, die Proben mehrerer Patienten vor dem Lauf zu mischen und so die Patienten im gleichen Tumorstadium nach UICC auf physikalischem Wege zu mitteln. Deshalb wurden jeweils gleiche Plasmamengen von 9 verschieden Patienten gleichen Tumorstadiums gemischt. Die so gepoolten Proben wurden zusammen mit einer Standardprobe eines gesunden Probanden auf die 20 Taschen des Gelelektrophoresegerätes verteilt. Hieraus ergibt sich, dass jede Probe 4-mal untersucht wurde und so weitere Schwankungen eliminiert werden konnten. Die einzelnen Banden wurden mit dem Programm „Phoretix 1D Software Version 10.4“ (biostep, Jahnsdorf, Deutschland) analysiert. Bande eins bis vier wurden aufgrund der starken Artefakte nicht berücksichtigt (Abb. 11). 35 In den einzelnen Läufen wurden die unterschiedlich großen Multimere markiert und die Stärke ihrer Färbung gemessen. Pro Stadium eigneten sich 3 Einzelläufe zur Auswertung. 4.4.1 Gerinnungsanalysen bei den Patienten der Multimerenanalyse Da die Untersuchung der von-Willebrand-Faktor-Multimere nicht bei allen Patienten vorgenommen wurde, sondern nur an einer Gruppe von jeweils 9 zufällig ausgewählten Patienten pro UICC-Stadium, wurden die Konzentrationen der unterschiedlichen Faktoren erneut aus den bekannten Werten berechnet. Faktor VIII Die Konzentration von Faktor VIII in der Gruppe der für die Gelelektrophorese genutzten Patienten war ähnlich wie im Gesamtkollektiv. Es ließ sich wiederum eine Tendenz zu höheren Werten mit steigendem Tumorstadium feststellen, die Unterschiede zwischen den vier UICC-Stadien waren allerdings nicht signifikant. Tabelle 11: Faktor-VIII-Aktivität in % in den unterschiedlichen UICC-Stadien bei den für die Gelelektrophorese verwendeten Patienten. Faktor VIII Gesamt UICC I UICC II UICC III UICC IV 36 9 9 9 9 Mittelwert 147,75 124,78 152,89 151,22 162,11 Median 138,00 125,00 137,00 154,00 140,00 Standardabweichung 45,698 44,319 44,815 38,774 52,833 Minimum 56 56 100 91 96 Maximum 261 208 242 234 261 N 36 Von-Willebrand-Faktor Die Konzentration des vWF war im Stadium IV deutlich höher als bei Patienten im Stadium I. Stadium II und III hatten ähnlich hohe Werte, welche zwischen Stadium I und IV lagen. Signifikant war aber keiner der Unterschiede. Tabelle 12: von-Willebrand-Faktor Aktivität in % in den unterschiedlichen UICC Stadien bei den für die Gelelektrophorese verwendeten Patienten. Von-WillebrandFaktor Gesamt UICC I UICC II UICC III UICC IV 36 9 9 9 9 Mittelwert 165,06 151,11 166,33 165,00 177,78 Median 154,00 137,00 149,00 174,00 206,00 Standardabweichung 54,835 57,460 59,605 40,209 65,433 Minimum 66 66 101 94 80 Maximum 267 257 267 229 248 N Ristocetin-Cofaktor Wie bei den anderen Faktoren war die Aktivität des Ristocetin-Cofaktors im Stadium IV höher als in den anderen Stadien. Auch hier war der Unterschied allerdings nicht signifikant. Tabelle 13: Ristocetin-Cofaktor Aktivität in % in den unterschiedlichen UICC Stadien bei den für die Gelelektrophorese verwendeten Patienten. Ristocetin-Cofaktor Gesamt UICC I UICC II UICC III UICC IV 36 9 9 9 9 112,81 100,89 102,89 121,11 126,33 98,00 96,00 96,00 112,00 98,00 42,143 34,556 16,647 42,859 62,516 Minimum 48 48 82 82 72 Maximum 279 180 140 217 279 N Mittelwert Median Standardabweichung 37 ADAMTS13 Bei der ADAMTS13 war die Konzentration im UICC Stadium I am höchsten. Allerdings war die Standardabweichung recht groß, die Unterschiede zwischen den UICC-Stadien waren nicht signifikant. Tabelle 14: ADAMTS13 Konzentration in ng/ml in den unterschiedlichen UICC Stadien bei den für die Gelelektrophorese verwendeten Patienten. ADAMTS13 Gesamt UICC I UICC II UICC III UICC IV 36 9 9 9 9 841,5708 928,137 782,65 895,52 759,98 818,74 921,46 711,40 995,48 809,86 297,2148 322,80 382,48 280,17 185,46 Minimum 239,22 466,12 239,22 346,54 395,60 Maximum 1535,7 1535,7 1460,9 N Mittelwert Median Standardabweichung 1191,98 1036,44 4.4.2 Elektrophorese-Abbildungen Die Multimerenanalyse wurde eingescannt und die einzelnen Banden wurden markiert und nach Intensität der Färbung ausgewertet. Hieraus ließen sich Rückschlüsse auf die Verteilung der einzelnen Multimerengrößen ziehen. Von jedem Stadium eigneten sich 3 Einzelläufe zur Auswertung. (Abb. 11) Die einzelnen Banden der Multimerenanalyse wurden nun getrennt voneinander mit Hilfe der Software ausgewertet, indem die Intensität der Färbung gemessen wurde. Aufgrund starker Artefakte konnten die Banden 1 bis 5 nicht zur Auswertung herangezogen werden. Somit blieben 3 Einzelläufe pro UICC-Stadium, welche untereinander verglichen werden konnten. Hierbei zeigten sich keine gravierenden Unterschiede zwischen den einzelnen Läufen und keine Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Stadien. Somit liegt bei den untersuchten Patienten keine Veränderung der Multimerverteilung des von-Willebrand-Faktors vor. (Abb. 12 – Abb. 23). 38 Bande 1* Stadium 1 Bande 2* Stadium 2 Bande 3* Stadium 3 Bande 4* Stadium 4 Bande 5* Standard Bande 6 Stadium 1 Bande 7 Stadium 2 Bande 8 Stadium 3 Bande 9 Stadium 4 Bande 10 Standard Bande 11 Stadium 1 Bande 12 Stadium 2 Bande 13 Stadium 3 Bande 14 Stadium 4 Bande 15 Standard Bande 16 Stadium 1 Bande 17 Stadium 2 Bande 18 Stadium 3 Bande 19 Stadium 4 Bande 20 Standard Abbildung 11: Eingescannte Multimerenanalyse mit Beschriftung der Banden *=aufgrund starker Artefakte nicht zur Auswertung geeignet. 39 UICC Stadium I: Abbildung 12: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium I, Bande 6 Abbildung 13: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium I, Bande 11 40 Abbildung 14: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium I, Bande 16 UICC Stadium II: Abbildung 15: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium II, Bande 7 41 Abbildung 16: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium II, Bande 12 Abbildung 17: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium II, Bande 17 42 UICC Stadium III: Abbildung 18: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium III, Bande 8 Abbildung 19: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium III, Bande 13 43 Abbildung 20: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium III, Bande 18 UICC Stadium IV: Abbildung 21: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium IV, Bande 9 44 Abbildung 22: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium IV, Bande 14 Abbildung 23: Analyse der von-Willebrand-Faktor Multimere im UICC Stadium IV, Bande 19 45 Zur besseren Übersicht und Vergleichbarkeit wurden jeweils ein Lauf der unterschiedlichen Stadien, sowie ein Kontrolllauf, in demselben Bild aufgetragen (Abb. 24). Hierbei zeigt sich besonders deutlich, dass hinsichtlich der Multimerenverteilung keine Unterschiede zwischen den Probenpools mit Plasma von je 9 Patienten eines jeden der vier UICCStadien des kolorektalen Karzinoms bestehen. Abbildung 24: Zusammenfassung der Multimerenanalysen der verschiedenen Tumorstadien 46 5 Diskussion Die Konzentration, Aktivität und Multimerenverteilung des von-WillebrandFaktors bei Patienten mit kolorektalem Karzinom ist seit längerer Zeit Gegenstand der Forschung. Die Ergebnisse sind jedoch zum Teil widersprüchlich. Damin et al. beschrieben im Jahr 2002, dass die Plasmakonzentration des vWF bei Patienten mit kolorektalem Karzinom höher ist als bei gesunden Patienten [15]. Auch das Tumorstadium nach Dukes habe einen Einfluss auf die Konzentration des vWF. Patienten mit Fernmetastasen hatten in dieser Arbeit die höchsten vWF-Werte. Wang et al. schlugen auf der Basis gleicher Befunde 2005 vor, die Plasmakonzentration des vWF als Prognoseparameter zu verwenden [85]. In einer ersten kleineren Fallserie aus dem Universitätsklinikum Erlangen wurde wie von Danin et al. und Wang et al. auch gesehen, dass Patienten mit kolorektalen Karzinomen höhere Plasmakonzentrationen des vWF und des Faktor VIII aufweisen [65,66]. Allerdings beeinflussen Begleitkrankheiten, Alter und die AB0-Blutgruppe diese Laborwerte, so dass zwar Aussagen über Patientenkollektive getroffen werden können, der Einzelwert beim individuellen Patienten dagegen schwer zu interpretieren ist [26,54]. Vor diesem Hintergrund ist eine Wiederholung der Untersuchung mit größeren Fallzahlen sinnvoll. Auch bei anderen fortgeschrittenen Tumoren, zum Beispiel Prostata-, Zervixund Ovarialkarzinomen sowie Tumoren des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs wurden erhöhte Aktivitäten des vWF beschrieben [5]. Lediglich bei etlichen Fällen mit fortgeschritten Bronchialkarzinom fanden sich nicht erhöhte, sondern im Gegenteil deutlich erniedrigte Plasmakonzentrationen des vWF [45]. Bei den in die vorliegende Arbeit eingeschlossenen 126 Patienten mit kolorektalen Karzinomen konnte erneut gezeigt werden, dass der vWF mit fortschreitendem Tumorstadium tendenziell ansteigt. Bei Patienten im Stadium I nach UICC betrug der vWF durchschnittlich im Mittel 153 %, im Stadium II 170 %, in Stadium III 163 % und im Stadium IV 182 %. Statistisch signifikant waren diese Unterschiede allerdings nicht. Besonders zu beachten ist, dass die gemessene Variabilität des vWF sehr hoch war. So 47 fanden wir den höchsten in dieser Fallserie gemessenen vWF-Wert von 405 % bei einem Patienten im UICC-Stadium 2. Der niedrigste gemessene Wert bei Patinten im UICC-Stadium IV lag bei 68 %, den niedrigsten in der ganzen Fallserie gemessenen vWF-Wert gab es mit 57% ebenfalls in einem Fall im UICC-Stadium 2. Da der vWF ein Akut-Phase-Protein ist und eine so ausgeprägte interindividuelle Bandbreite der Konzentration besteht, scheint der vWF als Prognosemarker oder als Screeningparameter für Patienten mit kolorektalem Karzinom nicht geeignet. Die Untersuchung des Faktor VIII zeigte ebenfalls in den fortgeschritteneren Tumorstadien tendenziell höhere Werte. Die Aktivität des Faktor VIII betrug im Mittel 139 % im Stadium I nach UICC, 175 % im Stadium II, 166 % im Stadium III und 186 % im Stadium IV. Des Weiteren fand sich der niedrigste insgesamt gemessene Wert mit 56% im Stadium I, der höchste insgesamt gemessene Wert mit 420% im Stadium IV. Allerdings fanden sich auch im Stadium II mit 410 % sehr hohe Werte sowie im Stadium IV mit 78% recht niedrige Werte. Faktor VIII zeigt somit einen etwas engeren Zusammenhang zum Tumorstadium als der von-Willebrand-Faktor. Von einer anderen Arbeitsgruppe konnte ebenfalls gezeigt werden, dass die Konzentration von Faktor VIII bei Patienten mit kolorektalem Karzinom erhöht ist [3]. Eine Aufschlüsselung nach Tumorstadium fand dort aber nicht statt. Die Messung des Ristocetin-Cofaktors, also die indirekte Aktivitätsmessung des von-Willebrand-Faktors, zeigte ebenfalls eine Tendenz zu höheren Werten in höheren Tumorstadien, allerdings war auch diese nicht signifikant. Im Stadium I betrug der mittlere Ristocetin-Cofaktor 127 %, im Stadium II 148 %, im Stadium III 152 % und im Stadium IV 155 %. Die höchste Konzentration wurde mit 427 % bei einem Patienten im Stadium IV gemessen, die niedrigste Konzentration mit 48% bei einem Patienten im Stadium I. Aufgrund der großen Streubreite der Werte und dem Vorkommen von niedrigen Werten in fortgeschrittenen Stadien des kolorektalen Karzinoms und hohen Werten in niedrigen Stadien ist die Verwendung als Screeningoder Prognoseparameter für den einzelnen Patienten sehr kritisch zu sehen. 48 Allerdings sollte bei hohen Werten an das Vorhandensein von Tumoren gedacht werden. In der vorliegenden Untersuchung wurden die Plasmakonzentrationen der genannten Faktoren vor Beginn einer Therapie gemessen. Bekannt ist, dass die Operation eines kolorektalen Karzinoms zu einem signifikanten Anstieg des vWF führt, was typisch ist für ein Akut-Phase-Protein [25]. Ob Polychemotherapie die Plasmakonzentrationen des vWF erhöht oder im Gegenteil erniedrigt, ist völlig unklar. Beides ist beschrieben worden [25,33]. Erschwert werden Aussagen über die mögliche klinische Bedeutung erhöhter Plasmakonzentrationen des vWF oder des Gerinnungsfaktors VIII auch noch von unterschiedlichen Normbereichsangaben der Labors, auf die sich der Kliniker natürlich zu beziehen hat. So finden sich zum Beispiel bei Damin et al. in allen Stadien des kolorektalen Karzinoms wesentlich höhere Mittelwerte der vWF-Plasmakonzentration [15]. Diese sind allerdings sehr kritisch zu sehen, da in der gleichen Arbeit die mittlere vWF-Plasmakonzentration bei 87 Kontrollpersonen, als welche gesunde Blutspender fungierten, mit 150,2 ± 58,1 U/dl angegeben wird. Das ist aber Unsinn, da die Untersuchung von Normalpersonen den Normalwert der vWF-Plasmakonzentration des Labors ergeben müsste, also in etwa 1 U/ml oder 100 U/dl. Vor dem Hintergrund solcher Bezugsfehler ist es doppelt kritisch, wie Wang et al. vorzuschlagen, vWF-Plasmaspiegel über 160 % als prognostisch ungünstig bei kolorektalem Karzinom zu werten [85]. Eine Analyse des Multimerenmusters bei maligenen Erkrankungen fand bisher nur bei wenigen Patienten beziehungsweise an kleinen Fallserien statt [6,40,43,55]. Bei vielen Erkrankungen wie dem erworbenen vWS oder der thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura (TTP) kommt es zu Veränderungen der Verteilung der Multimere des von-Willebrand-Faktors [69]. Erworbene Formen des vWS können auf Autoantikörper zurückgehen, die maligne immunkompetente Zellen bilden. Andere erworbene Formen zeichnen sich durch eine Verminderung schwerer vWF-Multimere aus. Adsorption dieser großen Multimere an Tumorzellen ist hierbei der angenommene pathophysiologische Mechanismus [38]. Sollte bei einem 49 erworbenen vWS mit Verlust großer Multimere allerdings auch eine Veränderung der ADAMTS13 eine Rolle spielen, so müsste diese Metalloprotease tendenziell erhöht sein. Bei der thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura (TTP) sind dagegen ultragroße Multimere des vWF vermehrt vorhanden, weil die Aktivität der diese spaltenden Protease ADAMTS13 stark vermindert ist. Die wenigen Berichte über Multimerenanalysen und ADAMTS13-Messungen ergeben hier kein klares Bild. Zum Teil werden verminderte große vWFMultimere und erniedrigte ADAMTS13-Spiegel bei denselben Patienten gefunden [40]. In einer anderen kleinen Serie wurde, was konsistenter ist, eine Erhöhung der großen vWF-Multimere bei erniedrigter ADAMTS13 gefunden [43]. In einer weiteren Studie bei Patienten mit Hirn- und ProstataTumoren wurde eine reduzierte Aktivität der ADAMTS13 beschrieben, die aber nicht mit erhöhten großen vWF-Multimeren assoziiert war [6]. Typische Fallberichte eines erworbenen VWS mit Blutungsneigung und Assoziation zu einem kolorektalen Karzinom sind dagegen gar nicht beschrieben. Viele dieser vorangegangenen Studien weisen methodische Schwächen auf, da nie eine tatsächliche Konzentration der ADAMTS13 gemessen wurde, sondern nur aufgrund von Gelelektrophoresen oder anderer Methoden indirekte Rückschlüsse auf die ADAMTS13-Aktivität gezogen wurden [6,40,43]. In der aktuellen Studie wurde die Konzentration von ADAMTS13 mittels ELISA direkt bestimmt. Die ADAMTS13-Konzentration in Citratplasma von 49 Normalspendern betrug bei Verwendung des in der vorliegenden Studie eingesetzten Elisa-Verfahrens nach nicht publizierten Angaben des Herstellers American Diagnostika 740 ± 110 ng/mL. Im Vergleich dazu fanden wir eine nicht bis gering erhöhte Gesamtkonzentration der ADAMTS13 in verschiedenen Tumorstadien. Am höchsten war sie im Stadium I nach UICC mit durchschnittlich 965 ng/ml. Im Stadium II betrug die mittlere Konzentration 765 ng/ml, im Stadium III 896 ng/ml und im Stadium IV 746 ng/ml. Signifikant waren diese Unterschiede nicht, und es ist auch nicht anzunehmen, dass die geringe Erhöhung gegenüber Gesunden klinisch von Bedeutung ist. 50 Wie bei den anderen untersuchten Parametern sind die interindividuellen Unterschiede der ADAMTS13-Werte innerhalb der vier UICC-Stadien wesentlich größer als die Unterschiede der Mittelwerte zwischen den UICCGruppen. Wir fanden ADAMTS13-Konzentrationen mit einer Spannweite im von 466 ng/ml bis 1628 ng/ml im Stadium I und zwischen 396 ng/ml und 1036 ng/ml im Stadium IV. Bei Patienten mit malignen Erkrankungen sind nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Veränderungen des vWF beschrieben, wie bereits ausgeführt. In der Studie von Koo et al. findet sich aber nur ein einziger Patient mit einem kolorektalen Karzinom [40]. Bei ihm zeigte sich eine geringe Verminderung der großen vWF-Multimere. Eine systematische Untersuchung der vWF-Multimere bei einer größeren Serie von Patienten mit kolorektalen Tumoren fehlt bisher. Die Beschreibungen einzelner Fälle sind nur wenig hilfreich. Des Weiteren sind einzelne Läufe der Gelelektrophorese des von-Willebrand-Faktors sehr heterogen und machen den Vergleich zwischen verschiedenen Läufen nur schwer möglich. Dieses methodische Problem wurde in der vorliegenden Arbeit innovativ durch das Mischen von jeweils gleichvolumigen Plasmaaliquots von 9 Patienten im selben UICC-Stadium behoben. Dies ermöglichte einen optimalen Vergleich zwischen Proben der verschiedenen UICCStadien, da alle Proben in demselben Lauf untersucht werden konnten. Hierbei konnten keine stadienabhängigen Veränderungen der Multimerenverteilung beobachtet werden. Der direkte Vergleich in einem einzigen Diagramm zeigte, dass die Darstellung der Färbeintensität in allen Stadien parallel verlief. Dies zeigt, dass die Verteilung der Multimere sowohl zwischen den einzelnen UICC Stadien sowie im Vergleich zu einer gesunden Referenzperson keinerlei ungewöhnliche Merkmale aufweist. Insbesondere das Auftreten von sehr schweren Multimeren hätte mit dieser Methode gut nachgewiesen werden können, da diese sich so gut von den restlichen Banden abgehoben hätten. Schwächen zeigt die Mischung der Patientenproben eventuell im Nachweis von geringen Veränderungen bei einzelnen Patienten, da diese durch Mittelung der Ergebnisse ausgeglichen 51 werden. Allerdings gab es hierfür in den parallel durchgeführten Untersuchungen der Einzelplasmen keine Hinweise. Zusammenfassend ließ sich bestätigen, dass die Plasmakonzentrationen des von-Willebrand-Faktors und auch des Gerinnungsfaktors VIII bei Patienten mit kolorektalen Karzinomen erhöht sind. Das Ausmaß der Erhöhung korreliert jedoch nicht mit dem Stadium der Erkrankung und ist beim individuellen Patienten nicht für prognostische Aussagen verwendbar. Darüber hinaus ist die erhöhte vWF-Konzentration nicht mit einer Änderung der vWF-Multimeren-Verteilung bei kolorektalem Karzinom assoziiert. Schließlich ist das kolorektale Karzinom auch keine Tumorentität, bei der sich Zeichen eines erworbenen von-Willenbrand-Syndroms finden. Bei dauerhaft erhöhter Plasmakonzentration des von-Willebrand-Faktors und auch des Gerinnungsfaktors VIII sollte differentialdiagnostisch auch an ein malignen Geschehens gedacht werden. Speziellen Vorhersagewert im Screening auf kolorektale Karzinome oder im Staging bei diagnostiziertem kolorektalem Karzinom haben aber weder der vWF, der Faktor VIII oder der Ristocetin-Cofaktor noch die Metalloprotease ADAMTS13. Und eine Multimerenanalyse bringt bei kolorektalen Karzinomen keine relevante Zusatzinformation. 52 6 Literaturverzeichnis 1. Antony C, Rossaint R, Schaelte G. Das von Willebrand-Syndrom, Diagnose und Management. Internist 2010; 51: 1118-1126. 2. Atkin WS, Morson BC, Cuzick J. Long-term risk of colorectal cancer after excision of rectosigmoid adenomas. N Engl J Med 1992; 326: 658–662. 3. 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The structure of the vonWillebrand factor is not altered in patients with colorectal carcinoma. Colorectal Dis. 2012 Apr 16. doi: 10.1111/j.1463-1318.2012.03049.x. [Epub ahead of print] 2. Weiss DR, Eiche C, Hupke C, Schellerer V, Zimmermann R, Eckstein R. Von-Willebrand-factor elevation and multimeric pattern in colorectal carcinoma do not significantly correlate with UICC stage. 54. Jahreskongress der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) Wiesbaden, 2011. Abstract in: Hämostaseologie 2011; 31(1): A67 65 9 Danksagung Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Zimmermann für die Bereitstellung des Themas sowie die wertvolle Unterstützung während der gesamten Zeit der Arbeit. Herrn Prof. Eckstein danke ich dafür, dass ich diese Arbeit in seiner Abteilung durchführen durfte. Frau Dr. Schellerer danke ich für die Organisation der Blutentnahmen sowie die Aufklärung der Patienten, Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Hohenberger für die Erlaubnis, Patienten seiner Klinik zu untersuchen. Herrn Dr. Weiss danke ich für die Einarbeitung in die Gelelektrophorese zur Auftrennung und Analyse der Multimere des von-Willebrand-Faktors sowie die Zusammenarbeit bei der Erstellung der Publikation. Insbesondere bedanken möchte ich mich bei den Patienten, welche sich bereiterklärt haben, trotz ihrer schweren Erkrankung an dieser Studie mitzuwirken. Ebenfalls danke ich allen Mitarbeitern der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseologischen Abteilung, insbesondere den medizinisch-technischen Laborangestellten, die immer ein offenes Ohr für Fragen zur Gelelektrophorese oder zu den ELISAs hatten und mit kompetentem Rat zur Seite standen.