Multitzentrische prospektive Beobachtungsstudie Klinischer Prüfplan Titel: Analyse der Chemotherapie-Sensitivität von Kolonkarzinomen in Abhängigkeit von der anatomischen Lokalisation des Primärtumors im adjuvanten und palliativen Ansatz. Kurztitel: „Kolonsegment(Chemo)-Studie“ Studienleiter: PD Dr. med. F. Benedix Frau Steffi Peglow Otto-von-Guericke Universität Magdeburg Klinik für Allgemein, Viszeral- und Gefäßchirurgie Direktor: Prof. Dr. med. C. Bruns Leipziger Straße 44, 39120 Magdeburg Email: [email protected], Tel.: 67-15 527, Fax: 67-15 570 In Zusammenarbeit: mit dem An-Institut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin gGmbH an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg; Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. med. Dr. h.c. H. Lippert Organisation: Frau Sabine Rhode An-Institut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin gGmbH an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Leipziger Straße 44 39120 Magdeburg [email protected] Tel. 03 91 / 61 17 282 Fax 03 91 / 67 17 960 2 Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung 3 2.1 Einfluss der segmentalen Lage des Kolonkarzinoms auf histologische 4 Parameter und Prognose 2.2 Einfluss der segmentalen Lage des Kolonkarzinoms auf molekulare 5 Marker 3. Chemotherapie - Sensitivität von Kolonkarzinomen 5 4. An-Institut 6 5. Fragestellung 7 6. Sinn für Patienten 8 7. Geplante Untersuchungen 8 8. Ziele 9 9. Aufbau und Ablauf 10 9.1. Aufbau 10 9.2. Auswahl der Patienten 10 9.3. Einschlusskriterien 10 9.4. Ausschlusskriterien 11 10. Ethische Aspekte Zeitplan 11 10.1. Ethikvotum 11 10.2. Patienteninformation und Einverständniserklärung 11 10.3. Versicherung 11 10.4. Vertraulichkeit der Daten 12 11. Zeitplan 12 12. Statistischer Auswertplan 12 13. Dokumentation 12 14. Publikation 12 15. Monitoring 12 16. Literaturverzeichnis 13 Anlagen Patientenaufklärungsbogen Einverständniserklärung Erfassungsbogen 3 1. Einleitung Das kolorektale Karzinom (CRC) zählt weltweit zu einer der häufigsten Krebserkrankungen. In Deutschland erkranken derzeit etwa 37.000 Männer und 36.000 Frauen pro Jahr an einem CRC, die Tendenz ist steigend. Damit ist das CRC mit 16 % die zweithäufigste Krebserkrankung und mit 12 - 14 % auch die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland. Bezüglich der Prävalenz des CRC nimmt Deutschland im europäischen Vergleich inzwischen die Spitzenposition ein (1-3). Es ist bekannt, dass die einzelnen Kolonabschnitte einen differenten embryonalen Ursprung besitzen. Die Region des Coecum bis einschließlich des mittleren Drittel des Kolon transversum entwickelt sich aus dem embryonalen Mitteldarm. Alle anderen Dickdarmabschnitte haben ihren Ursprung im embryonalen Enddarm. Diese embryonale Zweiteilung hat zu einem verstärkten wissenschaftlichen Interesse geführt. In einer Übersichtsarbeit von Bufill (1990) wurden die bis zu diesem Zeitpunkt publizierten, epidemiologischen, histologischen, zytogenetischen und molekularen Unterschiede zwischen rechtsseitig und linksseitig gelegenen Kolonkarzinomen analysiert. Aufgrund der zahlreichen berichteten Unterschiede wurde erstmalig die Hypothese entwickelt, dass es sich bei beiden Gruppen um biologisch differente Karzinome mit einer unterschiedlichen Tumorpathogenese handeln könnte (4). Entsprechend der differenten embryonalen Abstammung der einzelnen Kolonabschnitte haben sich zumindest im angloamerikanischen Sprachraum die Begriffe proximale Karzinome (RCC) für Karzinome ausgehend vom Coecum bis einschließlich des Colon transversum bzw. distale Kolonkarzinome (LCC) für Karzinome mit Lokalisation im Bereich der linken Flexur bis Colon sigmoideum etabliert. In der Folgezeit konnten mehrere Studien epidemiologische, klinische, histologische und molekularbiologische Unterschiede bestätigen und somit die Theorie zweier differenter Tumorentitäten in klinisch-wissenschaftlicher Hinsicht unterstützen. Dies findet jedoch derzeit keine Berücksichtigung bei der Patientenbehandlung. Rechtsseitige Kolonkarzinome finden sich signifikant häufiger bei Frauen, im höheren Alter sowie in Regionen mit einer niedrigeren CRC-Inzidenz. Histologisch zeigen sich häufiger lokal fortgeschrittene, nodal positive Tumore mit einem schlechteren Differenzierungsgrad, einem höheren Anteil Metastasierungsverhalten muzinöser (5). Karzinome Weiterführende und genetische einem unterschiedlichen Untersuchungen konnten zahlreiche Unterschiede zwischen RCC und LCC herausarbeiten. Karzinome des linken Kolons gelten als genetisch instabiler und aggressiver (6). Mutationen des p53Tumorsuppressorgens zeigten sich in signifikant höherem Maße bei linksseitigen Karzinomen (7,8,9). Eine lokalisationsabhängige Expressionsrate der Cyclooxygenase-2 (COX-2) mit Bevorzugung linksseitiger Kolonkarzinome konnte in einer Studie von Nasir et al. demonstriert werden (10). 4 Rechtsseitige Karzinome sind häufiger diploid und zeigen überdurchschnittlich häufiger eine Mikrosatelliteninstabilität (MSI) (6,11). Da der überwiegende Teil der sporadischen, MSIpositiven Kolonkarzinome mit dem „CpG island methylator phenotype“ (CIMP) assoziiert ist, finden sich DNA-Hypermethylierungen ebenfalls in höherem Maße bei RCC (8,9,12). Auch für das zytoplasmatische c-erb B2, den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) und das HNRPA 1-Protein (RNA-Bindungs- und Transportprotein) konnten bei rechtsseitigen Karzinomen höhere Expressionsraten nachgewiesen werden (13,14). Keine seitendifferente Mutationsrate zeigte sich für das APC-Gen (9). Kontroverse Ergebnisse fanden sich in Bezug auf die K-ras - Mutationsrate. Während sich in einigen Untersuchungen eine höhere Mutationsrate bei RCC nachweisen ließ, fanden Sugai et al. keinen signifikanten Unterschied in ihrer Studie (6,9,15). Die zahlreichen genetischen Unterschiede zwischen rechts- und linksseitigen Kolonkarzinomen legen die Vermutung nahe, dass differente Formen der Karzinogenese in bestimmten Lokalisationen des Kolons mit unterschiedlicher Inzidenz auftreten und somit möglicherweise zu Karzinomen mit differenten tumorbiologischen Eigenschaften führen. Ungeklärt bleibt jedoch, warum es in verschiedenen Regionen des Kolons zu den beschriebenen genetischen Unterschieden und schließlich zu einer differenten Karzinogenese kommt. 2.1 Einfluss der segmentalen Lage des Kolonkarzinoms auf histologische Parameter und Prognose Ausgehend von der bereits etablierten Hypothese einer Zweiteilung von Kolonkarzinomen in RCC und LCC wurde im Rahmen einer Arbeit der eigenen Arbeitsgruppe die Theorie des Einflusses der Karzinomlokalisation auf tumorbiologische Eigenschaften erweitert und weiterentwickelt. Zum einen erfolgte der Vergleich aller Kolonkarzinome unter Berücksichtigung ihrer Lokalisation im Bereich der anatomisch definierten Segmente. Zum anderen wurden alle rechts- bzw. linksseitigen Tumore separat als Gruppe untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass die Ergebnisse der Analyse des Alters, der Geschlechterverteilung sowie des Differenzierungsgrades auch bei Berücksichtigung der segmentalen Lokalisation die Theorie einer Zweiteilung von Kolonkarzinomen in RCC und LCC weitgehend unterstützen. Im Gegensatz dazu fand sich eine eindrucksvolle Varianz aller übrigen histologischen Parameter wie auch hinsichtlich des Überlebens in Abhängigkeit von der segmentalen Tumorlage - unabhängig von der Lokalisation des Karzinoms im rechten bzw. linken Kolon. Des Weiteren konnten sogenannte Risikogruppen definiert werden: Tumore des Coecum und der linken Flexur waren durch eine Häufung ungünstiger tumorbiologischer Eigenschaften charakterisiert. 5 Dies spiegelte sich in der geringsten Überlebenswahrscheinlichkeit für Patienten mit Karzinomen dieser Lokalisation wider. Demgegenüber waren Tumore des Colon descendens mit ausnahmslos günstigen histologischen Eigenschaften sowie der besten Prognose assoziiert (16). Die Ergebnisse dieser Untersuchung belegen, dass die sich bereits etablierende Zweiteilung von Kolonkarzinomen in RCC und LCC der Vielfalt und Komplexität der Tumorentität Kolonkarzinom nicht gerecht wird. Vielmehr zeigte sich, dass eine Berücksichtigung der segmentalen Lage zur Charakterisierung von Tumoren des Kolons notwendig ist, um der Heterogenität besser zu entsprechen. Als Erklärung für die demonstrierte segmentale Varianz der untersuchten Parameter wurde eine eigene Theorie entwickelt. Sie stützt sich auf eine genetisch determinierte, differente mukosale Empfindlichkeit der einzelnen Kolonabschnitte gegenüber hämatogenen und fäkalen Karzinogenen, deren Ursache möglicherweise in nachweisbaren strukturellen und funktionellen Unterschieden liegt. Des Weiteren könnten gleiche Karzinogene in bestimmten Abschnitten des Kolons - bedingt durch regionale Besonderheiten und Konzentrationsunterschiede - eine differente Wirkung entfalten, oder aber es sind verschiedene Karzinogene in den einzelnen Segmenten präsent. 2.2 Einfluss der segmentalen Lage des Kolonkarzinoms auf molekulare Marker In einer weiteren Untersuchung der eigenen Arbeitsgruppe erfolgte die Analyse von drei molekularen Markern (MSI-Status, K-RAS- und BRAF-Mutationsrate) unter Berücksichtigung der segmentalen Tumorlage. Alle drei untersuchten Marker spielen eine wichtige Rolle im Rahmen der Kolonkarzinogenese. Es konnte gezeigt werden, dass die Häufigkeit der Mutationsraten eine erhebliche Abhängigkeit von der segmentalen Tumorlokalisation innerhalb des Kolons aufweisen. Diese Abhängigkeit beschränkt sich nicht, wie nahezu einheitlich in der Literatur publiziert, auf die embryonal bedingte Zweiteilung des Kolons in einen rechts- bzw. linksseitigen Abschnitt (17). Somit unterstützen auch diese Resultate die entwickelte „segmentale Theorie“. Die segmentale Tumorlage beeinflusst offensichtlich nicht nur in hohem Maße klinische, histologische und prognostische Tumormerkmale, sondern auch das genetische Profil des in diesem Abschnitt entstandenen Kolonkarzinoms. 3. Chemotherapiesensitivität von Kolonkarzinomen Im Rahmen weiterführender Untersuchungen bezüglich der Unterschiede zwischen RCC und LCC erfolgte bereits eine Analyse hinsichtlich der Chemotherapie Sensitivität. Für Patienten mit RCC wurde eine schlechtere Ansprechrate auf eine 5-Fluorouracil (5-FU) - basierte Chemotherapie vermutet. Mehr Erfahrung existiert im Hinblick auf die einzelnen histologischen Subtypen des Kolonkarzinoms. 6 Es gibt Hinweise, dass Patienten mit muzinösen Kolonkarzinomen im Vergleich zu Patienten mit klassischen Adenokarzinomen schlechter auf 5-FU-basierte Mono- sowie Kombinationschemotherapien (5-FU, Oxaliplatin, Irinotecan) ansprechen [18,19]. Negri et al. konnten zeigen, dass der muzinöse Subtyp selbst einen unabhängigen prognostischen Faktor bezüglich des Ansprechens darstellt [20]. Als Ursache wurde die höhere Rate MSIpositiver Tumore bei muzinösen KRK diskutiert. In in-vitro-Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass MSI-positive Kolonkarzinom-Zelllinien im Vergleich zu Mikrosatelliten-stabilen schlechter auf 5-FU-basierte Chemotherapien ansprechen [21]. In einer weiteren Studie fand sich, dass nur Patienten mit chromosomal instabilen Tumoren und nicht solche mit MSI-positiven Karzinomen von einer 5-FU-basierten, adjuvanten Chemotherapie profitierten [22]. Als weitere Ursache für die geringere Ansprechrate muzinöser KRK auf 5-FU-basierte Chemotherapien wird die erhöhte MUC-2-Expression diskutiert. Sie ist charakteristisch für den muzinösen Subtyp [23]. Des Weiteren konnte in Untersuchungen an muzinösen KRK erhöhte Expressionsraten bestimmter Gene nachgewiesen werden, die Enzyme (wie z.B. Thymidilat-Synthase und π Glutathion-STransferase) kodieren, die für den Abbau bzw. die Inaktivierung bestimmter Chemotherapeutika (5-Fluorouracil, Irinotecan, Oxaliplatin) verantwortlich sind [24]. In einer eigenen Untersuchung konnte bestätigt werden, dass sowohl muzinöse Tumore als auch MSI-positive Kolonkarzinome eine hohe Assoziation mit einer rechtsseitigen Tumorlage zeigen. Dies würde die vermutete schlechtere Ansprechrate von RCC auf eine 5-FU basierte Chemotherapie erklären. Keine Erfahrung existiert derzeit bezüglich einer eventuellen segmental verschiedenen Chemotherapie-Sensitivität bei Kolonkarzinomen. Diese Untersuchung erscheint jedoch wichtig und sinnvoll, da von der eigenen Arbeitsgruppe eine deutliche Heterogenität von Kolonkarzinomen vor allem bezüglich histologischer und molekularer Marker sowie der Prognose in Abhängigkeit von der segmentalen Lage nachgewiesen werden konnte. 4. An-Institut Die Gründung des “An-Institutes für Qualitätssicherung in der operativen Medizin“ erfolgte unter der Zielstellung, mit dem Instrument der “prospektiven multizentrischen Beobachtungsstudie“ die Qualität der chirurgischen Behandlung von Patienten mit definierten Diagnosen unter den Bedingungen der klinischen Routine in der flächendeckenden Versorgung zu erfassen und zu analysieren. Dabei lag nicht nur die reine Analyse der Versorgungsqualität im Fokus. Ein weiterer wesentlicher Aspekt sollte in der Erarbeitung von Risikofaktoren und Prognose-Indikatoren, die die früh-postoperativen und die Langzeitergebnisse definieren, liegen. Die Studien basieren auf der freiwilligen Teilnahme der Kliniken. 7 Anonymisiert werden bei vorliegendem schriftlichen Einverständnis der Patienten demographische Daten, Daten zur perioperativen, erkrankungsspezifischen Diagnostik, zur chirurgischen Behandlung selbst sowie zum postoperativen Verlauf bis zur Entlassung aus der Klinik von den jeweiligen Patienten der teilnehmenden Kliniken ausgewertet. Diese Daten werden nach Prüfung der Plausibilität in eine online Datenbank eingegeben und stehen dann zur statistischen Auswertung zur Verfügung. Durch Publikation der so gewonnenen Ergebnisse, die Präsentation der Ergebnisse im Rahmen von jährlich stattfindenden Studientreffen und jährliche Ausgabe aktualisierter Manuals für die teilnehmenden Kliniken, welche die Ergebnisse der jeweiligen Klinik im Vergleich zu den Gesamtstudien-Ergebnissen zeigt, sollen die teilnehmenden Kliniken in die Lage versetzt werden das eigene chirurgische Handeln in Bezug auf Diagnostik und Therapie zu kontrollieren. So wird nicht nur ein wesentlicher Beitrag im Rahmen der Versorgungsforschung geleistet, sondern ebenso Evidenz-basiertes Wissen erarbeitet und nicht zuletzt ein entscheidender Beitrag zur Qualitätssicherung geleistet. Die Qualitätssicherungsstudie "Kolon-/Rektumkarzinome (Primärtumor)" wurde vom 01.01.2000 bis 31.12.2004 durch das An-Institut der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg durchgeführt. In einem 5-Jahreszeitraum wurden ca. 17.000 Patienten mit einem Rektumkarzinom und ca. 30.000 Patienten mit einem Kolonkarzinom bundesweit an mehr als 300 Kliniken prospektiv erfasst und ausgewertet. Inzwischen wurden am An-Institut ca. 85.000 Patienten mit einem kolorektalen Karzinom erfasst und ausgewertet. Diese Studie wird derzeit und auch in Zukunft getrennt nach Rektum- und Kolonkarzinomen weitergeführt. Eine Nachbeobachtungszeit von über 5 Jahren ist integraler Bestandteil. Die teilnehmenden Kliniken kommen somit ihrer Pflicht zur gesetzlich administrierten Qualitätssicherung nach. Die Eingabe resp. Erfassung der Patientendaten erfolgt über eine Online-Datenbank. Diese Form der Dateneigabe hat sich bewährt, da bei der Online-Erfassung eine sofortige Prüfung der Datenplausibilität erfolgt. So können Rückfragen aufgrund von Dokumentationsfehlern weitgehend vermieden werden. Darüber hinaus ermöglicht die Online-Dokumentation zeitnahe Datenabfragen für die teilnehmenden Kliniken. Es werden alle Ersteingriffe wegen eines Kolonkarzinoms, die seit 01.01.2008 erfolgten, analysiert. Die Ergebnisse werden jährlich ausgewertet und auf regelmäßig stattfindenden Studientreffen diskutiert. Alle chirurgischen Kliniken werden zur Datenerfassung aufgerufen. 8 5. Fragestellung Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeiten belegen, dass es sich beim Kolonkarzinom um eine sehr heterogene Tumorentität handelt. Dies spiegelt sich jedoch aktuell nicht in den Empfehlungen bezüglich Diagnostik, Therapie und Nachsorge wieder. Hier wird eine Behandlung unabhängig von der Lage des Kolonkarzinoms empfohlen. Diese Uniformität der Therapie schließt ebenfalls die adjuvante und palliative Chemotherapie mit ein. Die Lage des Kolonkarzinoms findet bei der Entscheidung bezüglich einer Chemotherapie und insbesondere bezüglich der Art der Chemotherapie keine Berücksichtigung. Aufgrund der nachgewiesenen erheblichen segmentalen Unterschiede von Kolonkarzinomen bezüglich histologischer und molekularer Parameter sowie hinsichtlich der Prognose müssen tumorbiologisch differente Karzinome vermutet werden. Diese könnten ebenfalls die Ansprechrate auf etablierte Chemotherapien beeinflussen. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist eine Analyse der Chemotherapie-Sensitivität von Kolonkarzinomen unter Berücksichtigung der segmentalen Lage des Tumors. Die Untersuchung soll sowohl für den adjuvanten als auch palliativen Therapieansatz durchgeführt werden mit Evaluation aller etablierten Mono- und Kombinationstherapien. Zur Bearbeitung der Fragestellung sollen die Daten von Patienten mit einem Kolonkarzinom ausgewertet werden. Die Erfassung der Daten erfolgt über das An-Institut mit Hilfe eines modifizierten Fragebogens, der zusätzlich wichtige Aspekte bezüglich der adjuvanten bzw. palliativen Chemotherapie mit erfasst. 6. Mit Sinn für Patienten Hilfe der Studie wäre es möglich, die Hypothese der Heterogenität der Kolonkarzinomerkrankung weiter zu untermauern, verbunden mit der Empfehlung einer differenzierteren Therapie dieser Tumorentität. Von großem Interesse wären Erkenntnisse darüber, ob Tumore der einzelnen Segmente in gleicher Weise auf eine Chemotherapie ansprechen bzw. welche Zytostatika(Kombinationen) in welchen Segmenten die beste Wirkung erzielen. Auf diese Weise könnte eine differenziertere Therapie unter zusätzlicher Berücksichtigung der Tumorlage empfohlen werden und Patienten einer optimierteren Behandlung zugeführt werden. Des Weiteren könnten wenig effektive bzw. uneffektive Therapien und somit unnötige Kosten bzw. für den Patienten unnötige Nebenwirkungen vermieden werden. Darüber hinaus wäre es denkbar, bei Befall sogenannter „Risikosegmente“ im Kolon eine adjuvante Chemotherapie nach kurativer Operation, auch unabhängig vom Lymphknotenbefall, in Erwägung zu ziehen. Voraussetzung dafür ist jedoch die Evaluation ob bzw. welche Zytostatika(Kombinationen) in diesen Risikosegmenten am besten wirksam sind. 9 7. Geplante Untersuchungen Die Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg. Mit Hilfe eines modifizierten standardisierten Fragebogens erfolgt nach schriftlicher Einwilligung des Patienten mit einer operationspflichtigen Kolonkarzinomerkrankung durch die teilnehmende Klinik prospektiv die Erfassung von demographischen, klinischen und histologischen Parametern. Des Weiteren wird die Indikation zur Chemotherapie bzw. die Art der zytostatischen Behandlung detailliert erfasst. Die Datenerhebung erfolgt online mit einer entsprechenden Plausibilitätsprüfung. In einem weiteren Fragebogen wird dann in regelmäßigem Abstand der Status der Tumorerkrankung, die derzeitige Therapie, eventuelle Therapiewechsel und im Falle eines Rezidivs die Art und das Ausmaß erfasst. Die Datenauswertung erfolgt anonymisiert. Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig und hat keinen Einfluss auf die Art, insbesondere der chemotherapeutischen Behandlung. Letztere wird in Anlehnung an die derzeitigen Empfehlungen der Fachgesellschaften und nach ausführlichem Gespräch mit dem Patienten festgelegt. Ein nachträglicher Widerruf der Studienteilnahme ist jederzeit möglich. In diesem Falle werden die bereits erhobenen Daten nicht analysiert. 8. Ziele 1. Es sollen alle Patienten mit einem primären Kolonkarzinom sowie primären Karzinomen des rekto-sigmoidealen Übergangs / oberen Rektumdrittels erfasst werden, die zum Zeitpunkt der Operation eine nodale und/oder Fernmetastasierung aufweisen. 2. Es soll analysiert werden, welche Zytostatika bzw. –kombinationen im adjuvanten und palliativen Therapieansatz eingesetzt werden. 3. Es soll untersucht werden, ob die Sensitivität des Kolonkarzinoms gegenüber einer etablierten Chemotherapie eine Abhängigkeit von der Lokalisation des Tumors zeigt. 4. Die Untersuchung soll sowohl für den adjuvanten als auch palliativen Therapieansatz für alle derzeit empfohlene Chemotherapie(Kombinationen) durchgeführt werden. 5. Bei Bestätigung des Einflusses der Tumorlokalisation sollen Empfehlungen für die jeweils effektivste Therapie für alle untersuchten Segmente gegeben werden. 6. In gleicher Weise soll versucht werden herauszuarbeiten, welche Chemotherapie(Kombinationen) in welchem Segment ohne größeren Nutzen ist. 10 9. Aufbau und Ablauf 9.1. Aufbau Es handelt sich um eine multizentrische prospektive Beobachtungsstudie, in die Patienten mit einem primären Kolonkarzinom auf freiwilliger Basis durch die teilnehmenden Kliniken eingeschlossen werden können. Für die Studie selber werden keinerlei Untersuchungen gefordert bzw. Untersuchungszeitpunkte festgelegt. Im Rahmen der Entlassung des Patienten wird das elektronisch vorgesehene Studienprotokoll ausgefüllt und an das AnInstitut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg übermittelt. Eine schriftliche Einverständniserklärung des Patienten ist dafür erforderlich. In einem weiteren Fragebogen werden dann durch das An-Institut in regelmäßigem Abstand der Status der Tumorerkrankung, die derzeitige Therapie, eventuelle Therapiewechsel und im Falle eines Rezidivs die Art und das Ausmaß erfasst. 9.2. Auswahl der Patienten Die teilnehmenden Kliniken sind gehalten, möglichst alle ihre Patienten, die wegen eines primären Kolonkarzinoms operiert werden, in die Studie zu integrieren (Voraussetzung Einverständniserklärung des Patienten). Aufgrund des biologisch ähnlichen Verhaltens sowie der partiell intra-abdominellen Lokalisation von Karzinomen des rektosigmoidealen Übergangs bzw. oberen Rektumdrittels werden diese häufig wie Kolonkarzinome therapiert. Daher sollen Patienten mit Tumoren dieser Lokalisation ebenfalls für die Studie berücksichtigt werden. Der Einschluss der Patienten erfolgt auf freiwilliger Basis. Die Auswertung beschränkt sich auf alle Patienten mit einer nodalen bzw. Fernmetastasierung zum Zeitpunkt der Operation, die im Anschluss eine adjuvante oder palliative Chemotherapie erhalten. Für die Analyse erfolgt der Vergleich der Kolonkarzinome in Abhängigkeit von der segmentalen Lage des Tumors unter Berücksichtigung von: - 9.3. Alter Geschlecht UICC-Stadium Differenzierungsgrad Art der Fernmetastasierung Art der zytostatischen Therapie. Einschlusskriterien alle Patienten mit einem primären Kolonkarzinom sowie primären Karzinomen des rekto-sigmoidealen Übergangs / oberen Rektumdrittels 9.4. einer kompletten Resektion des Primärtumors Ausschlusskriterien Patienten mit einem Rektum (mittleres und unteres Drittel)- oder Appendixkarzinom Patienten mit synchronen oder Rezidivkarzinomen Patienten mit palliativen Eingriffen ohne Resektion des Primärtumors Patienten, die nicht in der Lage sind, das Einverständnis zur Studienteilnahme zu geben oder die eine Einverständniserklärung ablehnen. 11 10. Ethische Aspekte 10.1. Ethikvotum Es handelt sich um eine reine Beobachtungsstudie, die aktuell keinerlei Einfluss auf die Behandlung der Patienten hat. Sowohl die Operation als auch die Chemotherapie werden nach den Empfehlungen der aktuellen Leitlinien bzw. der jeweiligen behandelnden Klinik durchgeführt. Insbesondere werden keine neuen Chemotherapeutika erprobt. Für die Durchführung der Studie wurde ein entsprechender Antrag bei der Ethikkommission der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg an der Medizinischen Fakultät eingereicht. Nach eingehender Prüfung wurde ein positives Votum erteilt (157/13). 10.2. Patienteninformation und Einverständniserklärung Für die Durchführung der Studie wurden auf der Basis vorhandener Aufklärungsbögen des An-Institutes für Qualitätssicherung ein Patienteninformationsbogen und eine Einverständniserklärung erstellt. Der Studienplan, der Patienteninformationsbogen und auch die Einverständniserklärung werden vom Vorstand des An-Institutes für Qualitätssicherung genehmigt. 10.3. Versicherung Eine Versicherung für die Teilnehmer der Studie ist nicht notwendig, da es sich um eine reine Beobachtungsstudie handelt. 10.4. Vertraulichkeit der Daten Die Daten in ihrer Umfänglichkeit stehen ausschließlich den an der Studie beteiligten Ärzten zur Verfügung. Über das An-Institut für Qualitätssicherung werden von den dort angestellten Mitarbeitern bzw. beauftragten Mitarbeitern statistische Auswertungen in anonymer Form einmal jährlich durchgeführt. Bei einer Veröffentlichung der Prüfungsergebnisse wird die Identität der Prüfungsteilnehmer vertraulich behandelt. 11. Zeitplan Der Studienbeginn ist der 01.06.2014. Die Studie ist zunächst auf eine Dauer von fünf Jahren befristet. Danach wird entschieden, unter welchen Bedingungen die Studie beendet bzw. weitergeführt wird, um die auszuwertende Fallzahl zu erhöhen. 12. Statistischer Auswertplan Die Studie wird von einem Biomathematiker, der separat vom An-Institut Magdeburg beauftragt ist und Erfahrungen auf dem Gebiet der medizinischen Datenanalyse hat, jährlich ausgewertet. 12 13. Dokumentation Die Dokumentation der Daten erfolgt in einer online Datenbank. Dabei erfolgt eine sofortige Prüfung der Datenplausibilität. So können Rückfragen aufgrund von Dokumentationsfehlern weitgehend vermieden werden. Darüber hinaus ermöglicht die Online-Dokumentation zeitnahe Datenabfragen für die teilnehmenden Kliniken. Dazu muss sich jede Klinik für das „Kolonprojekt“ am AN-Institut anmelden und enthält entsprechende Zugangsdaten. Kliniken, die bereits über das AN-Institut ihre Kolonkarzinome dokumentieren, müssen lediglich Ihre Teilnahme an der geplanten Studie „Analyse der Chemotherapie-Sensitivität von Kolonkarzinomen in Abhängigkeit von der anatomischen Lokalisation des Primärtumors im adjuvanten und palliativen Ansatz“ kundtun .Die bereits bestehenden Zugangsdaten behalten ihre Gültigkeit. Die Dokumentation inklusive Follow-up kostet einmalig 25 € pro Patient. Für Kliniken, die bereits ihre Kolonpatienten am An-Institut im Rahmen der Qualitätssicherungsstudie „Qualitätssicherung Kolonkarzinom (Primärturmor)“ melden, entstehen keine weiteren Kosten. 14. Publikationen Die Daten der Studie werden nach Auswertung in wissenschaftlichen Fachzeitschriften und auf Kongressen publiziert. 15. Monitoring Bereits während der Dateneingabe erfolgten Plausibilitätsprüfungen durch definierte und in der Datenbank hinterlegte Prüfkriterien. Alle Daten wurden vom Leiter der Studie einem Review unterzogen. Nach Abschluss der Dateneingabe erfolgte eine weitere Prüfung der Daten auf Plausibilität unter Einbeziehung multipler Felder. In einem weiteren Fragebogen werden von jedem Studienteilnehmer durch das An-Institut in regelmäßigem Abstand der Status der Tumorerkrankung, die derzeitige Therapie, eventuelle Therapiewechsel und im Falle eines Rezidivs die Art und das Ausmaß erfasst. Auch hieraus ergeben sich für die teilnehmenden Kliniken keine zusätzlichen Kosten. 13 16. Zitierte Literatur 1. Sendler A. Manual Gastrointestinale Tumoren des Tumorzentrums München. 7. Aufl. Wien New York: W. Zuckschwerdt Verlag München; 2006. 2. 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