!sein%und%Rheit%% Zum%fachsprachlichen%Idiolekt

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!sein%und%Rheit%%
Zum%fachsprachlichen%Idiolekt%Heideggers%am%Beispiel%seiner%
Ableitungen%mit%dem%Abstraktsuffix%Rheit/Rkeit/Rigkeit%und%%
dem%Abstraktsuffixoid%!sein%
Philip1Vergeiner1
a
Eingereicht1im1Sommersemester120141bei1Mag .1Dr.1Maria1Pümpel8Mader1für1das1
Seminar&Linguistische1Textanalyse1
&
Abstract*
Eine! angemessene! Beschreibung! von! Heideggers! Idiolekt! stellt! zur! Zeit! ein!
Desiderat! linguistischer! Forschung! dar! –! nicht! zuletzt,! weil! der! schlechterG
dings! exzentrisch! zu! nennende! Sprachgebrauch! des! Philosophen! einen! PrüfG
stein!linguistischer,!v.a.!morphologischer!Modelle!darstellt.!Dies!wird!sichtbar!
an! Heideggers! Fachwortschatz,! der! im! Zentrum! der! Aufmerksamkeit! dieser!
Arbeit!steht!und!dessen!wesentliche!Merkmale!genannt!werden.!!
Der! Fokus! liegt! dabei! auf! Wortneubildungen! mittels! SuffixGDerivation! mit!!
Gheit/Gkeit/Gigkeit,!ferner!auf!Bildungen!mit!Jsein.!Letztere!werden!in!der!MorG
phologie! gemeinhin! als! Komposita! oder! Derivationen! klassifiziert! –! dabei!
bleiben!jedoch!die!DerivationsGEigenschaften!unbeachtet.!Die!Arbeit!argumenG
tiert! daher! für! die! Verortung! von! Jsein! als! Abstraktionssuffixoid! und! unterG
sucht,!wie!Jsein!in!Heideggers!Fachsprache!als!Wortbildungsmittel!verwendet!
wird,!insbesondere!im!Vergleich!mit!Gheit/Gkeit/Gigkeit.!
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!
%
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
42!
Inhaltsverzeichnis%
1!Einleitung!...............................................................................................................................................................................!43!
2!Heidegger!und!seine!Sprache!........................................................................................................................................!44!
2.1!Heideggers!Sprache!in!der!Forschung!..............................................................................................................!44!
2.2!Heideggers!Sprache!zwischen!Idiolekt!und!Fachsprache!........................................................................!44!
2.3!Heideggers!Fachterminologie!..............................................................................................................................!47!
2.3.1!Alltagsbegriffe!.....................................................................................................................................................!47!
2.3.2!Fremdsprachige!Fachtermini!.......................................................................................................................!49!
2.3.3!Konversion!...........................................................................................................................................................!49!
2.3.4!Komposition!........................................................................................................................................................!50!
2.3.5!Derivation!.............................................................................................................................................................!51!
2.4!Syntaktische!und!stilistische!Besonderheiten!...............................................................................................!53!
3!Die!Derivation!in!Sein*und*Zeit!......................................................................................................................................!53!
3.1!Verteilung!der!Ableitungssuffixe!........................................................................................................................!54!
3.2!Verteilung!der!Ableitungsbasen!..........................................................................................................................!54!
3.3!Neologismen!................................................................................................................................................................!55!
3.3.1!Methode!der!Erhebung!...................................................................................................................................!56!
3.3.2!Produktivität!der!einzelnen!Suffixe!..........................................................................................................!57!
3.3.3!Bildung!der!Neologismen!..............................................................................................................................!59!
3.3.4!Semantik!der!Bildungen!.................................................................................................................................!60!
3.4!Abstraktbildung!mit!dem!Suffixoid!Jsein!.........................................................................................................!61!
3.4.1!Komposition,!Konversion,!Derivation?!....................................................................................................!61!
3.4.2!Merkmale!des!Affixoids!Jsein!.......................................................................................................................!63!
3.4.3!Das!Suffixoid!Jsein!in!Sein*und*Zeit!.............................................................................................................!67!
4!Resümee!und!Ausblick!......................................................................................................................................................!70!
5!Anhänge!..................................................................................................................................................................................!72!
5.1!Anhang!A:!Liste!der!Suffixableitungen!.............................................................................................................!72!
5.2!Anhang!B:!Liste!der!Neubildungen!auf!Jheit/Jkeit/Jigkeit!und!Jzeug!..................................................!76!
5.6!Anhang!C:!Liste!der!Suffixoidableitungen!mit!Jsein!....................................................................................!77!
6!Quellenverzeichnis!.............................................................................................................................................................!78!
1
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
43!
1! Einleitung%
Das!Denken!legt!mit!seinem!Sagen!unscheinbare!Furchen!in!die!Sprache.!Sie!sind!noch!
unscheinbarer!als!die!Furchen,!die!der!Landmann!langsamen!Schrittes!durch!das!Feld!
zieht.1!!
Mit! diesem! Vergleich! endet! Heideggers! berühmter! Brief* über* den* Humanismus;! für! das!
Denken!fordert!er!dort!„die!Strenge!der!Besinnung,!die!Sorgfalt!des!Sagens,!die!SparsamG
keit! des! Wortes“2.! Sparsam! war! Heideggers! Sagen! allerdings! nie! und! unscheinbar! erst!
recht! nicht.! Mit! seinem! Denken! ging! vielmehr! eine! einzigartige,! geradezu! spektakuläre!
Weise!des!Sagens!einher:!Die!von!ihm!neu!entdeckten!Seinsbezirke!verlangten!nach!einer!
neuartigen!Terminologie,!seine!Art!des!Denkens!eine!neue!Art!von!Satz,!seine!Weisen!des!
Verstehens!eine!neue!Hermeneutik!–!dieses!Neuartige!der!Sprache!und!dieses!Ausreizen!
(und!Überreizen?)!des!Sprachsystems!durch!Heidegger!zu!beschreiben!ist!zweifellos!herG
ausfordernd! für! die! Linguistik! –! für! ihre! Methodik! genauso! wie! für! ihr! theoretisches! InG
strumentarium;! doch! gerade! deshalb! tut! eine! solche! Untersuchung! not.! Einen! Beitrag! zu!
einer!solchen!Untersuchung!will!diese!Arbeit!leisten.!
Weil!eine!allumfassende!Untersuchung!von!Heideggers!Sprache!allerdings!viel!zu!weitreiG
chend! wäre! und! den! Rahmen! dieser! Arbeit! sprengen! würde,! wird! hier,! nach! einer! allgeG
meinen! Einführung! in! die! Grundphänomene! von! Heideggers! Sprache,! ein! einzelnes! PhäG
nomen,!nämlich!die!Suffixderivation,!herausgriffen!und!untersuchen!werden.!Der!Fortgang!
dieser!Arbeit!wird!insofern!vom!Allgemeinen!zum!Speziellen!führen:!
Nach!einigen!Anmerkungen!zum!Forschungsstand!(Kap.!2.1.)!erfolgt!eine!genauere!SpeziG
fizierung!des!Untersuchungsgegenstandes;!die!Sprache!Heideggers!wird!sich!dort!als!fachG
sprachlicher!Idiolekt!klassifizieren!lassen!(Kap.!2.2.)!und!als!zentral!für!diesen!wird!eine!
eigene! Fachterminologie! herausgestellt! werden.! Die! wichtigsten! Aspekte! dieser! FachterG
minologie! werden! anhand! der! Forschungsliteratur! kurz! vorgestellt! werden! (Kap.! 2.3.).!
Besonderheiten!in!Syntax!und!Stil!können!im!Anschluss!daran!nur!erwähnt!werden!(Kap.!
2.4.).!!
Nachdem!mit!diesem!Überblick!die!wichtigsten!Eckpunkte!von!Heideggers!Idiolekt!angeG
zeigt!sind,!wird!die!Substantivderivation!als!ein!zentrales!Element!näher!beleuchtet!werG
den:! Es! wird! herausgestellt! werden,! welche! Suffixe! mit! welcher! Häufigkeit! vorkommen!
(Kap.! 3.1.);! es! wird! auf! die! Bildungsweisen! der! einzelnen! Suffixableitungen! eingegangen!
werden!(Kap.!3.2.);!besonderes!Interesse!wird!den!durch!Derivation!entstandenen!WortG
neubildungen! zuteil! (Kap.! 3.3.).! Zuletzt! wird! mit! der! Frage,! welche! Rolle! Jsein! als! AbleiG
tungssuffixoid!bei!Heidegger!spielt,!nicht!nur!ein!für!Heideggers!Sprache!zentrales!WortG
bildungsmittel! vorgestellt! werden,! sondern! es! wird! dessen! bisherige! Einordnung! in! der!
Morphologie!kritisch!reflektiert!werden!(Kap.!3.4.).!Damit!wird!sich!andemonstrieren!lasG
sen,!wie!Heidegger!durch!seinen!innovativen!Sprachgebrauch!vermeintlich!bewährte!linG
guistische!Konzepte!auf!die!Probe!stellt;!es!wird!sich!zeigen,!dass!sich!Jsein!bei!Heidegger!
wie! ein! Ableitungssuffix! verhält! und! daher! in! einer! Untersuchung! des! Suffixgebrauchs!
Heideggers!durchaus!seinen!Platz!hat!und!haben!muss.!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
1!
2!
!
Heidegger!(1976):!S.!364.!
Ebd.!!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
44!
Es!musste!diese!Arbeit!freilich!auch!Abstriche!machen:!es!konnte!nicht!auf!sprachphilosoG
phische!Fragen!eingegangen!werden,!etwa!auf!Heideggers!Konzept!der!formalen!Anzeige,!
das! als! philosophische! Theorie! hinter! seinem! Sprachgebrauch! diesen! maßgeblich! mitbeG
stimmt!–!für!diese!Arbeit!galt!ein!Primat!des!Linguistischen.!Nicht!beachtet!werden!konnG
ten! auch! kritische! Stimmen! zu! Heideggers! Sprachgebrauch,! etwa! diejenigen! von! Rudolf!
Carnap!und!T.W.!Adorno.!Vernachlässigt!wurde!auch!die!Frage!nach!der!Entwicklung!von!
Heideggers! Sprache;! der! Fokus! der! Untersuchung! lag! auf! seinem! ersten! Hauptwerk! Sein*
und*Zeit*–! dieses! bot! überreichlich! Untersuchungsmaterial.! Problematisch! erwies! sich! inG
des!die!Tatsache,!dass!erstaunlich!wenig!sprachwissenschaftliche!Literatur!zum!UntersuG
chungsgegenstand!verfügbar!war!–!darauf!wird!im!ersten!Kapitel!näher!eingegangen!werG
den.
2! Heidegger%und%seine%Sprache%
2.1! Heideggers1Sprache1in1der1Forschung1
Martin!Heidegger!ist!einer!der!bedeutendsten!Philosophen!des!20.!Jahrhunderts!und!vielG
leicht!der!gesamten!Geschichte.!Doch!nicht!nur!seine!philosophischen!Thesen!sind!bemerG
kenswert,!auch!sein!spezieller!Sprachgebrauch.!Laut!Erasmus!Schöfer!ist!gerade!die!„SpraG
che!Martin!Heideggers![…]!in!Deutschland!berühmt“3.!Andreas!Michel!spricht!vom!„ungeG
wöhnliche[n]!und!als!revolutionär!empfundene[n]!Sprachgebrauch!des!Philosophen!MarG
tin!Heidegger“4;!Mario!Wandruszka!wagt!die!Behauptung:!„[G]erade!für!die!SprachwissenG
schaft!ist!Martin!Heidegger!ein!ebenso!faszinierendes!Phänomen!wie!Pablo!Picasso!für!die!
Kunstwissenschaft“.5*Umso! auffälliger! die! Tatsache,! dass! kaum! je! Heideggers! SprachgeG
brauch! linguistisch! analysiert! wurde! (die! sprachphilosophische! Forschung! zu! Heidegger!
ist!dagegen!kaum!zu!überschauen).!!
Sieht! man! von! Erasmus! Schöfers! 1960! veröffentlichter! Dissertationsschrift! Die* Sprache*
Heideggers*ab,*finden!sich!Darstellungen!zu!Heideggers!Sprache!am!ehesten!im!translatoG
rischen!Bereich!–!hierbei!ist!besonders!auf!Andreas!Michels!umfangreiche!Untersuchung!
Die* französische* HeideggerJRezeption* und* ihre* sprachlichen* Konsequenzen! zu! verweisen.!
Beiträge! zu! Einzelphänomen! des! Sprachgebrauchs! Heideggers! sind! ebenso! spärlich! vorG
handen:! Mario! Wandruszkas! Arbeit! Etymologie* und* Philosophie! über! die! etymologische!
Motivation! bei! Heidegger! und! Mark! Michalskis! Beitrag! Terminologische* Neubildungen*
beim*frühen*Heidegger!zählen!zu!den!wenigen!Ausnahmen.!
2.2! Heideggers1Sprache1zwischen1Idiolekt1und1Fachsprache1
Wie!aus!den!obigen!Zitaten!sichtbar!wird,!ist!die!Sprache!Heideggers!auffällig!und!neuartig!
–!eben!diesen!Eindruck!gilt!es!linguistisch!zu!fassen!und!zu!beschreiben;!die!Beschreibung!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
3!
Schöfer!(1962):!S.!7.!
Michel!(2000):!S.!1.!
5! Wandruszka!(1958):!S.!860.!
4!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
45!
zielt! dabei! auf! den! Idiolekt! Heideggers,! was! die! „Sprachgewohnheiten! einer! Person“6!
meint!und!damit!auf!die!außersprachliche!Bezugsgröße!Individuum!referiert.!Im!weiteren!
Sinn!meint!er!den!!
zu!einem!bestimmten!Zeitpunkt!gegebenen!Sprachbesitz!eines!Individuums!sowie!die!
damit! verbundenen! typischen! sprachlichen! Verhaltensweisen! (Äusserungsweisen)!
der!betreffenden!Person.7!!
Neben!Idiolekt!wird!auch!der!Begriff!Personalstil!(Peter!von!Polenz!spricht!als!Beispiel!für!
idiolektale!Veriäteten!explizit!von!„Personalstil!des!Philosophen!Heideggers“8)!oder!IndiG
vidualsprache! verwendet.! Die! sprachliche! Individualität! zeigt! sich! in! besonderem! Maße!
darin,!was!einen!Sprecher!von!anderen!Sprechern!unterscheidet!–!darauf!verweist!Idiolekt!
in! der! engeren! Bedeutung,! indem! er*„spezifisch! auf! die! Summe! derjenigen! sprachlichen!
Besonderheiten! [eingeht],! anhand! derer! sich! Sprecher! und! Sprecherinnen! derselben!
Sprachgemeinschaft!unterscheiden!lassen“9.!
Barry!Smith!spricht!indes!vom!„Wissenschaftsidiolekt“10!Heideggers,!Andreas!Michel!vom!
„fachsprachliche[n]!Idiolekt!Heideggers“11!–*damit!wird!auf!ein!weiteres!Problemfeld!aufG
merksam!gemacht:!Heideggers!Idiolekt,!wie!er!hier!untersucht!werden!soll,!referiert!priG
mär!auf!die!(verschriftlichte)!Sprache!seiner!fachphilosophischen!Betrachtungen.!!
Wie!Idiolekt!ist!auch!der!Begriff!Fachsprache!ein!Terminus!zur!Bezeichnung!einer!sprachG
lichen!Varietät.!Er!bezeichnet!die!von!Fachleuten!zur!Verständigung!in!ihrem!Bereich!verG
wendeten!spezifischen!sprachlichen!Mittel.!Neben!einer!eigenen!Terminologie!erstrecken!
sich! diese! auch! auf! die! syntaktische,! textuelle! und! pragmatische! Ebene.! Das! wichtigste!
Medium! ist! der! Fachtext! mit! eigenen! Fachtextsorten.12!Auf! der! Textebene! spielen! KohäG
renzsignale! und! logische! Verknüpfungen! eine! wichtige! Rolle.! Herausragendes! KennzeiG
chen! ist! aber! die! Fachlexik;! diese! entsteht! einerseits! durch! Entlehnungen! und! WortbilG
dung,!andererseits!durch!semantische!Einengung!ambiger!Alltagsbegriffe.13!Dies!gilt!auch!
für!die!philosophische!Fachsprache:!ihre!„Ausbildung![…]!erstreckt!sich!überwiegend!auf!
die!Schaffung!einer!spezifischen!Terminologie“*wie!Ulrich!Dierse!betont,!wenngleich!sich!
„die!jeweilige!Sprache!der!Philosophen!gelegentlich!auch!in!einer!besonderen!Syntax!und!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
6!
7!
8!
9!
10!
11!
12!
13!
!
Polenz!(2000):!S.!63.!
Linke/Nussbaumer/Portmann!(2004):!S.!349.!
Polenz!(2000):!S.!63.!
Linke/Nussbaumer/Portmann!(2004):!S.!349.!
Smith!(1993):!S.!297.!
Michel!(2000):!S.!38.!
Vgl.!Kalverkämpfer!(1998):!S.!48G49!–!Kalverkämpfer!differenziert!noch!weiter!zwischen!FachG!
und!Wissenschaftssprachen!als!Untergruppe!der!Fachsprachen!(vgl.!ebd.!S.!50).!Wie!bei!Michel!
(vgl.!Michel!(2000):!S.!86)!wird!in!dieser!Arbeit!der!Begriff!Fachsprache!als!Oberbegriff!
verwendet,!auch!wenn!die!folgenden!Charakteristika!besonders!für!die!Wissenschaftssprache!
gelten.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!88G90!–!Heidegger!differenziert!in!einer!Vorlesung,!in!der!er!sich!mit!der!
Terminologie!von!Aristoteles!auseinandersetzt,!ebenfalls!diese!zwei!Möglichkeiten!der!
Terminologiebildung:!„Es!wird!ein!bestimmter!Sachzusammenhang!entdeckt,!zum!ersten!Male!
neu!gesehen!–!es!fehlt!das!Wort,!das!Wort!wird!mit!der!Sache!zusammen!geprägt.![…]!Die!
Bildung!kann!zweitens!so!vor!sich!gehen,!daß!der!Terminus!sich!anschließt!an!ein!vorhandenes!
Wort,!und!zwar!so,!daß!ein!Bedeutungsmoment,!das!in!der!geläufigen!Bedeutung!zwar!
mitgemeint!war,!aber!nicht!ausdrücklich,!jetzt!in!der!terminologischen!Bedeutung!thematisch!
wird.“!(Heidegger!(2002):!S.!23)*Im!der!Folge!werden!diese!beiden!Möglichkeiten!auch!bei!
Heidegger!zu!beobachten!sein!–!vgl.!Kap.!2.3.1.!bzw.!Kap.!2.3.2.!bis!Kap.!2.3.5.!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
46!
[…]!einer!formalisierten!Zeichensprache![äußert]“14.!Zudem!kann!auch!die!„die!Form!des!
Argumentierens!und!de[r]!Aufbau!eines!Werks![…],!also!die!gesamte!literarische!Form!der!
einzelnen! Philosophen“15*betrachtet! werden.*Im! Fokus! dieser! Arbeit! wird! die! FachtermiG
nologie!stehen.!
Die! philosophische! Fachsprachlichkeit! hat! sich! bereits! in! der! Antike! herausgebildet:! die!
Professionalisierung! der! Philosophie! bedingte! eine! zunehmende! Entfremdung! der! philoG
sophischen! Sprache! von! der! Alltagssprache;! es! kam! zu! einer! sprachlichen! StandardisieG
rung,!die!ihren!Höhepunkt!in!der!Scholastik!fand.!In!der!Neuzeit!wurde!diese!scholastische!
Fachsprache! zwar! aufgegeben! und! es! kam! (besonders! im! angelsächsischen! Raum)! zu! eiG
ner!erneuten!Annäherung!an!die!Alltagssprache,!doch!hat!sich!(vorrangig!in!der!kontinenG
talen! Philosophie)! eine! starke! Tendenz! zur! Fachsprachlichkeit! erhalten! –! etwa! bei! Kant,!
Hegel! oder! eben! Heidegger.16!Seit! dem! Ende! der! deutschen! Schulphilosophie! und! der! laG
teinischen! Gelehrtensprache! kann! aber! nicht! mehr! von! einer! einheitlichen! philosophiG
schen!Fachsprache!ausgegangen!werden.17!Paul!Weingartner!nennt!als!Gründe!dafür,!dass!
es! im! Gegensatz! zu! den! heutigen! Naturwissenschaften! in! der! Philosophie! weder! ein! verG
bindliches!HintergrundG!und!Faktenwissen,!noch!allseits!anerkannte!Autoritäten!gibt.!ZuG
sätzlich! sind! die! Widersprüchlichkeiten! grundlegender! philosophischer! Positionen! zueiG
nander!eklatant.18!Weingartner!meint!aber!auch,!dass!es!für!einzelne!philosophische!RichG
tungen,! wie! etwa! die! Existenzphilosophie! (deren! wichtigster! Vertreter! Heidegger! ist),!
durchaus!Fachsprachen!gibt,!bzw.!dass!!
einzelne! philosophische! Richtungen! (z.B.! Existenzphilosophie)! esoterische! Sprachen!
(oder! zum! Teil! auch! nur! Verwendungsweisen! der! Ausdrücke)! innerhalb! der! AlltagsG
sprache! herausgebildet! haben,! die! nur! für! wenige! ‚Eingeweihte‘! (wenn! überhaupt)!
verständlich!sind.19!
*So! weit! muss! man! freilich! nicht! gehen.! Man! kann! mit! Andreas! Michel! im! Bezug! auf! HeiG
deggers! Sprache! von! einer! „eigene[n]! philosophiefachsprachlichen! Varietät“20!sprechen,!
die!sich!auf!Traditionen!philosophischer!Sprachverwendung!(etwa!Platons!oder!der!SchoG
lastik)!stützt,!ohne!mit!diesen!identisch!zu!sein!und!die!in!philosophischen!Kreisen!sowohl!
harsche!Kritik!als!auch!Bewunderung!und!Übernahmen!erfahren!hat.21!
Heidegger!selbst!hat!sich!im!Bezug!auf!seine!Sprache!übrigens!widersprüchlich!geäußert;!
zum!einen!hat!er!gemeint,!dass!er!„nur!aus!dem!Horizont!des!Bestehenden!und!aus!dem!
Gebrauch! seiner! ihm! geläufigen! Titel! gesprochen“22!habe;! zum! anderen! spricht! er! aber!
auch!vom!„Ungefüge[n]!und!„Unschöne[n]«!des!Ausdrucks“23!mit!Verweis!darauf,!dass!es!
„ein! anderes! ist! […],! über! Seiendes! erzählend! zu! berichten,! ein! anderes,! Seiendes! in! seiG
nem!Sein!zu!fassen.“!Für!die!letztgenannte!Aufgabe!fehlen!nicht!nur!meist!die!Worte,!sonG
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
14!
15!
16!
17!
18!
19!
20!
21!
22!
23!
!
Dierse!(1998):!S.!1321.!
Ebd.!S.!1321.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!317G327.!
Vgl.!Dierse!(1998):!S.!1321.!
Vgl.!Weingartner!(1993):!S.!221G224.!
Ebd.!S.!225.!
Michel!(2000):!S.!94.!
Vgl.!ebd.!S.!94G97.!
Heidegger!(1976):!S.!357.!
Heidegger,!Martin!(2006):!S.!38.!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
47!
dern!vor!allem!die!„Grammatik“24.!Heidegger!vergleicht!sich!dabei!mit!Platon!und!AristoteG
les,! deren! ontologische! Untersuchungen! gleichfalls! unerhörte! Formulierungen! bedingG
ten.25!Damit!ist!neuerlich!die!Janusköpfigkeit!benannt:!Das!Neuartige,!Einzigartige!in!HeiG
deggers!Sprache,!das!durch!die!Schwere!seiner!Denkweise!bedingt!wird!–!Helmuth!Vetter!
spricht! von! Heideggers! Kampf! um! das! gemäße! Wort,! wodurch! sich! seine! Terminologie!
oftmals!„an!der!Grenze!des!Sagbaren“26!befindet!–!und!die!gleichzeitige!Inblicknahme!der!
traditionellen!philosophischen!Fachsprachlichkeit,!etwa!der!Griechen,!aber!auch!des!deutG
schen! Idealismus,! in! deren! Horizont! sich! Heideggers! Sprache! bewegt! und! deren! Einfluss!
mitzubedenken!ist.!!
Untersuchungsgegenstand! dieser! Arbeit! ist! somit! Heideggers! philosophischG
fachsprachlicher!Idiolekt,!d.h.!die!Sprache!Heideggers!in!seinen!philosophischen!FachtexG
ten,!die!von!bestehenden!philosophischen!Fachsprachen!beeinflusst!ist!und!wiederum!auf!
philosophische!Fachsprachen!gewirkt!hat!und!–!wie!für!Fachsprachen!typisch!–!durch!die!
eigene!Fachterminologie!gekennzeichnet!ist.!
2.3! Heideggers1Fachterminologie%
2.3.1! Alltagsbegriffe%
Heideggers!Idiolekt!besteht!großteils!aus!Wörtern!der!Alltagssprache!–!diese!„bekommen!
ihr! Gewicht! allein! durch! den! häufigen! Gebrauch! im! philosophischen! Kontext,! ohne! daß!
dabei! gleich! ein! tiefgreifender! Bedeutungswandel! eintreten! muß“27,! wie! Andreas! Michel!
bemerkt.! Demgegenüber! stehen! Wörter! der! Allgemeinsprache,! bei! denen! ein! BedeuG
tungswandel!eingetreten!ist.!Dazu!zählen!einerseits!solche,!bei!denen!die!bestehende!AllG
tagsbedeutung!präzisiert!und!variiert,!also!eingegrenzt!und!auf!gewisse!BedeutungsaspekG
te! verdeutlicht! wurde,! die! aber! noch! immer! im! Rahmen! ihrer! Alltagsbedeutung! verstanG
den! werden! können.28!Beispiele! hierfür! sind! Angst,*Gerede,*Möglichkeit! oder! Zeit29.! DaneG
ben!gibt!es!solche,!bei!denen!eine!inhaltliche!Neuschöpfung!stattgefunden!hat,!ohne!dass!
sich!die!graphematische!Gestalt!verändert!hätte!–!bei!denen!also!einem!bestehenden!SigG
nifikanten!ein!neues!Signifikat!zugeordnet!wurde.30!Dies!trifft!etwa!auf!Vorsicht!zu!–!wobei!
Heidegger!Vorsicht!als!das!bestimmt,!das!„das!in!Vorhabe!Genommene!auf!eine!bestimmte!
Auslegbarkeit! hin! ‚anschneidet‘“31;! das! Wort! verweist! somit! auf! die! bei! Heidegger! häufig!
anzutreffende! Begrifflichkeit! der! Sicht,! z.B.! Umsicht.32!Die! Übergänge! zwischen! der! VerG
wendung! unveränderter,! präzisierter! bzw.! eingeengter! und! inhaltlich! gänzlich! neu! gebilG
deter!Wörter!sind!fließend.33!!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
24!
25!
26!
27!
28!
29!
30!
31!
32!
33!
!
Ebd.!S.!39.!
Vgl.!ebd.!
Vetter!(2014):!S.!26.!
Michel!(2000):!S.!99.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!73G76.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!100.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!73G76.!
Heidegger!(2006):!S.!150.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!85.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!146.!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
48!
Um! einen! Spezialfall! handelt! es! sich! bei! graphematisch! verfremdeten! Wörtern! –! häufig!
dient! dabei! ein! Bindestrich! dem! Sichtbarmachen! einzelner! Morpheme34!–! z.B.! entJfernen!
im! Sinne! von! „umsichtige[r]! Näherung,! in! die! Nähe! bringen,! bereitstellen,! zur! Hand! haG
ben“35.!Mit!entJfernen!liegt!eine!Neubildung!vor,!die!lediglich!der!Formseite!eines!bereits!
bestehenden! Wortes! gleicht,! ohne! mit! der! Bedeutung! des! bestehenden! Wortes! unmittelG
bar!zusammenzuhängen.36!Davon!müssen!Remotivierungen!unterschieden!werden,!die!auf!
eine!verblasste,!historische!Wortbedeutung!rekurrieren!–!gerade!das!Deutsche,!mit!seinen!
vielen!durchsichtigen!Wortbildungen!kommt!dem!entgegen.37!Letzteres!tritt!etwa!bei!ZerJ
streuung*auf,! der! bei! Heidegger! die! (ursprüngliche)! Bedeutung! von! „Auseinanderwerfen,!!
Gtreiben,!Auflösen“38!hat:!„Als!ManGselbst!ist!das!jeweilige!Dasein!in!das!Man!zerstreut!und!
muß! sich! erst! finden“39.*Dessen! ungeachtet! schwingt! auch! die! allgemeinsprachliche! BeG
deutung! von! Zerstreuung* mit! –! eine! Ambiguität,! die! durchaus! gewollt! scheint.! Erasmus!
Schöfer!bezeichnet!solche!Ambiguitäten!als!den!„Versuch![…],!in!der!Sprache!zur!ÜbereinG
stimmung!zu!bringen,!was!in!der!‚Wirklichkeit‘!als!kongruent,!als!eins!angenommen!ist.“40*
Mario!Wandruzka!spricht!von!der!„Sehnsucht!nach!einer!bis!ins!Letzte!motivierten!SpraG
che,! […]! nach! einer! Sprache,! in! deren! Formen! immer! das! eine! auf! das! andere! und! damit!
auf! das! Ganze! hinweist“41.! Er! meint,! dass! für! Heidegger! Etymologie! ein! Mittel! der! WahrG
heitsfindung! sei42!–! Schöfer! widerspricht! dem! mit! dem! Verweis,! dass! Heideggers! NeubilG
dungen! primär! dazu! dienen,! bestimmte,! bislang! nicht! versprachlichte! Sachverhalte! in!
Worte! zu! fassen43.! Zwischen! beiden! Positionen! kann! vermittelt! werden,! wenn! man! die!
Entwicklung! Heideggers! miteinbezieht! –! er! selbst! sieht! den! Unterschied! seines! späteren!
zum! früheren! Denken! u.a.! darin,! dass! sein! späteres! Denken! nicht! mehr! die! „Erfindungen!
neuer!Termini![…],!sondern!einen!Rückgang!auf!den!ursprünglichen!Gehalt!unserer!eigeG
nen,!aber!ständig!im!Absterben!begriffenen!Sprache“44*bedingte.!!
Stilistisch! führt! die! inhaltliche! Neubildung! von! Alltagsbegriffen! bei! Heidegger! oftmals! zu!
einer! Verlagerung! ins! Abstrakte.! Schöfer! bemerkt! dazu:! „Wörter,! die! auf! ganz! begrenzte,!
zum!Teil!konkrete!handgreifliche!Gegenstände!oder!Vorgänge!bezogen!werden,!sind!nun!
auf! abstrakte,! meist! verbal! bestimmte! Sachverhalte! gemünzt.“45!Dies! trifft! etwa! auf! UmJ
grenzung!oder!Vorlaufen*zu:!„Die!existenzial!entwerfende!Umgrenzung!des!Vorlaufens!hat!
die! ontologische! Möglichkeit! eines! existenziellen! eigentlichen! Seins! zum! Tode! sichtbar!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
34!
35!
36!
37!
38!
39!
40!
41!
42!
43!
44!
45!
!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!100.!
Heidegger!(2006):!S.!105.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!78G81!–!Diese!Neubildungen!wurden!in!der!Untersuchung!in!Kap.!3.!
ausgeklammert.!
Vgl.!Wandruszka!(1958):!S.!861G863.!
http://www.dwds.de/?view=1&qu=zerstreuung![Stand:!01.07.2014]!
Heidegger!(2006):!S.!129.!
Schöfer!(1962):!S.!101.!
Wandruszka!(1958):!S.!860.!
Vgl.!ebd.!S.!858.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!114.!
Wisser!(1998):!S.!447.!
Schöfer!(1962):!S.!89.!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
49!
gemacht.“46*Wenngleich!diese!Wörter!abstrakt!verwendet!werden,!verleihen!sie!dem!Text!
doch!eine!gewisse!Anschaulichkeit!und!Drastik.47!!
2.3.2! Fremdsprachige%Fachtermini%
Heidegger! hat! seine! Hochachtung! vor! der! deutschen! Sprache! nie! verhehlt48!–! Michel!
spricht! daher! von! einem! „offenkundigen! sprachlichen! Germanozentrismus“49!–! trotzdem!
spielen! Fremdworte! durchaus! eine! Rolle! in! Heideggers! Texten,! besonders! in! den! früheG
ren.50!Verwendete!Fremdwörter,!zumeist!lateinische!oder!griechische!Fachausdrücke,!sind!
etwa!Existenz,*Faktizität!oder!Transzendenz51;!daneben!gibt!es!Neologismen!wie!DeiiudicaJ
tion,*Praestruktion!oder!Ruinanz52.!!
2.3.3! Konversion%
Konversionen!sind!in!der!deutschen!Sprache!und!im!Deutsch!der!Philosophen!seit!dem!19.!
Jh.! weit! verbreitet;! ihre! Häufigkeit! bei! Heidegger! ist! trotzdem! bemerkenswert.53!UnterG
schieden!werden!zwei!Arten!der!Konversion:!!
wenn! Lexeme! die! Ausgangseinheit! sind,! [handelt! es! sich]! um! einen! Wortartwechsel!
ohne!Affigierung!bzw.,!wenn!Syntagmen!und!Sätze!die!Ausgangseinheiten!sind,!um!eiG
ne!Verschmelzung!der!einzelnen!Glieder!zu!einem!Lexem!mit!Wortartfixierung!(UniG
verbierung).54!!
Beispiele! für! Ersteres! sind:! das*Als,! das*Gewesen! oder! das*Worüber;! für! Letzteres:! das! InJ
derJWeltJsein!oder!das*ZusammenJvorhandenJsein.55!Gerade!letztere,!die!Satznomen56,!sind!
ein! markantes! Kennzeichen! von! Heideggers! Idiolekt,! besonders! in! den! früheren! SchrifG
ten57!–! wie! sie! überhaupt! in! der! philosophischen! Tradition! schon! in! der! Antike! und! verG
einzelt! in! der! Mystik,! v.a.! aber! seit! Nietzsche! eine! wichtige! Rolle! spielen.58!Häufiger! BeG
standteil! ist! das! Verb! sein.59!Es! handelt! sich! bei! den! Satznomen! nicht! immer! um! AdGhocG
Bildungen.60!Sie!erlauben!es,!dass!„ein!substantivisch!gefaßter!Gegenstand,!über!den!eine!
Aussage!gemacht!wird,!ohne!weiteres!in!einem!neuen!Satz!wiederum!Subjekt!oder!Objekt!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
46!
47!
48!
49!
50!
51!
52!
53!
54!
55!
56!
57!
58!
59!
60!
!
Heidegger!(2006):!S.!266.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!90.!
So!behauptet!er!etwa!eine!„innere!Verwandtschaft!der!deutschen!Sprache!mit!der!Sprache!der!
Griechen!und!deren!Denken“!und!meint!über!die!Franzosen:!„[w]enn!sie!zu!denken!anfangen,!
sprechen!sie!deutsch“!(Heidegger!(2000):!S.!679).!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!35.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!272.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!210.!
Vgl.!Vetter!(2014):!S.!22.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!259G260.!
Fleischer/Barz!(2012):!S.!87.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!119G120.!
Dergleichen!Satznomen!könnten!auch!unter!dem!Stichwort!Komposition!abgehandelt!werden,!
wie!dies!etwa!Fleischer!mit!Wörtern!wie!HinJundJherJGezerre!tut!(vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!
174G177).!Beachtenswert!ist!bei!diesen!Satznomen!auch!die!Nähe!zu!den!im!Kap.!3.4.!
abgehandelten!Suffixoidableitungen!mit!Jsein*–!nicht!zuletzt!dadurch,!dass!sie!häufig!das!Verb!
sein!beinhalten!und!auch!die!Bindestrichsetzung!nicht!sonderlich!systematisch!zu!sein!scheint!
(vgl.!Schöfer!(1962):!S.!135).!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!133.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!260G261.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!135.!
Vgl.!ebd.!S.!142.!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
50!
sein!und!dabei!alle!vorher!gegebenen!Bestimmungen!attributiv!bei!sich!behalten“61!kann.!
Wichtig!ist!auch!die!Leistung,!die!sie!als!synkategorematische!Termini!haben:!
die! einzelnen! Bestandteile! […]! können! nicht! selbstständig! und! isoliert! voneinander!
verstanden! und* verwendet! werden.! […]! Die! BindestrichGBildungen! haben! also! eine!
systematische!Funktion!im!Rahmen!der!philosophischen!Metasprache;!sie!weisen!auf!
Ganzheit!hin.62!
Neben!den!Satznomina!sind!auch!Infinitivsubstantivierungen!(z.B.!das*Bezeigen,*das*GutbeJ
finden)! bei! Heidegger! (wie! für! die! Philosophie! überhaupt)! von! großer! Bedeutung.63!Als!
Verbalsubstantive! treten! ferner! PräsensG! und! Perfektpartizipien! auf.64!Die! große! Anzahl!
solcher! Verbalsubstantive! zeige! laut! Schöfer! den! „Schwerpunkt! des! Denkens! Heideggers!
[…]! im! Bereich! des! Verbalen“65.! Daneben! kommen! auch! substantivierte! Pronomen! und!
Partikel!vor!–!sie!sollen!laut!Schöfer!im!Sinne!sprachlicher!Präzisierung!Relationen,!StrukG
turen!und!Beziehungen!entkonkretisiert!und!verallgemeinert!darstellen.66!Andreas!Michel!
sieht! dies! kritisch! mit! Verweis! auf! die! fließende! Grenze! zwischen! „dem! Streben! nach!
sprachlicher!Präzision!und!wortspielerischer!Manie![…],!zumal!Heidegger!seine!idiolektiG
sche!Stilistik!nicht!selten!terminologisch!instrumentalisiert“67.!!
2.3.4!Komposition%
Komposition!ist!eine!sehr!produktive!Wortbildungsart!im!Deutschen!–!auch!bei!Heidegger.!
Seine! Komposita! sind! in! ihrem! terminologischen! Wert! jedoch! höchst! unterschiedlich:!
Schöfer!unterscheidet!zwischen!spontan!gebildeten!Zusammensetzungen,!die!leicht!hätten!
umschrieben!werden!können!und!häufig!sind!(z.B.!Begegnisart,!Raumbewandtnis),!solche,!
deren! Gesamtbedeutung! durch! den! Kontext! zusätzliche! inhaltliche! Bestimmtheit! erfährt!
(z.B.! Bewandtnisganzheit,! Zeichenstiftung)! und! solche,! die! semantisch! nicht! durchsichtig!
sind! (z.B.! Hingeltungscharakter,! Weltdämmer)! –! es! haben! aber! die! wenigsten! Komposita!
wiederkehrenden!terminologischen!Charakter.68!!
Einen! derartigen! Charakter! weist! aber! oft! eine! der! beiden! Wortkomponenten! auf! (z.B.!
Bewandtnis!in!Bewandtnisart!oder!Bewandtnischarakter)69.!Überhaupt!hat!Heidegger!eine!
Vorliebe! für! „terminologischen! Systeme“70,! bei! denen! wichtige! Begriffe! gleich! bleiben;!
Mark!Michalski!spricht!als!Beispiel!vom!„SorgeGSystem“!(Selbstsorge,!Fürsorge)!oder!dem!
„MitGSystem“!(Mitdasein,!Miteinandersein)71.!Laut!Michalski!bildet!Heidegger!!
Begriffe,!die!in!ihrer!äußeren!Gestalt!auf!andere!im!eigenen!Denken!bereits!etablierte!
Neubildungen!verweisen,!um!die!phänomenalen!Bereiche!und!Zusammenhänge!durch!
entsprechende!terminologische!Systeme!und!Subsysteme!zu!markieren.72!!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
61!
62!
63!
64!
65!
66!
67!
68!
69!
70!
71!
72!
!
Ebd.!S.!140.!
Rentsch!(2003):!S.!60.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!258G259.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!145G148.!
Ebd.!S.!157.!
Vgl.!ebd.!S.!158G166.!
Michel!(2000):!S.!260.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!33G38.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!235G238.!
Michalski!(2002):!S.!187.!
Vgl.!ebd.!S.!186G188.!
Ebd.!S.!188.!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
51!
Die! allermeisten! Komposita! Heideggers! sind! Substantive,! mithin! DeterminativkomposiG
ta.73!Es!gibt!jedoch!auch!verbale!Zusammensetzungen!Heideggers,!wie!entgegenstehenlasJ
sen! oder! hereinstehen74!und! seltener! adjektivische! (z.B.! nächstalltäglich,! gleichursprüngJ
lich).75!
2.3.5!Derivation%
Substantivderivation! ist! eine! der! wichtigsten! Wortbildungsmöglichkeiten,! die! Heidegger!
nutzt76,!gerade!die!Abstraktbildung!mittels!Suffixen!ist!exemplarisch!nicht!nur!für!HeidegG
gers!Sprache,!sondern!für!deutsche!Philosophie!überhaupt77.!Barry!Smith!beschreibt,!wie!
man! versucht! sein! könnte,! sie! auf! die! (großteils! auf! Derivation! beruhende)! Bildung! von!
Abstrakta!zu!reduzieren,!d.h.!
als! bloßes! Permutationsspiel! mit! abstrakten! Substantiven! abzutun.! Man! kann! sogar!
versucht!sein,!Texte!der!erwähnten!Gattung!maschinell!erzeugen!zu!wollen.!Als!Input!
{A,B,C,!...}!nehme!man!eine!Menge!der!durch!den!gewählten!Philosophen!favorisierten!
Wortstämme.!Als!Output!gewinne!man!dann!beliebige!Kombinationen!etwa!der!Art:!
Die!AGheit!der!BGigkeit!der!VerGCGigung!ist!das!DJSein.!Die!EntGBGlichkeit!der!CGität!entG
hüllt!sich!als!die!DGisierung!des!AGWerdens.!Das!CGwerdenGKönnen!des!GeGD!offenbart!
sich!AGhaft!als!eine!BGEinzelhaftigkeit!usw.78!
Die!Polemik!verkennt!allemal,!dass!es!sich!bei!einer!Philosophie!wie!Heideggers!nicht!um!
eine! Posse! handelt,! sondern! um! einen! ernsthaften! Versuch! der! Wahrheitsfindung;! sie!
macht!aber!auf!den!Hang!aufmerksam,!Abstrakta!mittels!Derivation,!bzw.!Suffixderivation,!
zu!bilden.!!
Abstrakta,! die! „zur! Bezeichnung! von! NichtGGegenständlichem,! Abstraktem! dienen“79,! eigG
nen!besondere!grammatische!Eigenschaften:!als!Satzwörter!erlauben!sie!die!„WiederaufG
nahme! eines! bereits! Gesagten! oder! Vorausgesetzen! in! anderer! Satzgliedrolle! in! einem!
neuen!Satz“.80!Durch!Abstrakta!können!prädikative!Konstruktionen!in!Nomina!umgeformt!
werden,! umgekehrt! können! sie! zumeist! in! Inhaltssätze! transformiert! werden.! Bei! den!
Transformationen!in!die!Nominalformen!werden!die!für!die!prädikativen!Konstruktionen!
obligatorischen! Ergänzungen! fakultativ.81!Diese! Eigenschaften! machen! Abstrakta! unverG
zichtbar! für! philosophisches! bzw.! wissenschaftliches! Denken! –! sie! entstehen! nicht,! wie!
Peter!von!Polenz!beschreibt!„als!‚Sprachmoden‘!oder!aus!Eigenwilligkeit!eines!einzelnen,!
sondern!spontan!aus!den!Anforderungen!des!höheren!Denkens!an!die!Sprache“.82!!
Die!Einteilung!der!abgeleiteten!Abstrakta!kann!anhand!der!Basen!erfolgen;!demnach!gibt!
es!solche!mit!verbaler!(z.B.!Nichtung)!und!mit!substantivischer!Basis!(z.B.!Sachheit);!weiG
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
73!
74!
75!
76!
77!
78!
79!
80!
81!
82!
!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!229G232.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!53.!
Vgl.!ebd.!S.!60G61.!
Vgl.!ebd.!S.!256!sowie!Schöfer!(1962):!S.!38.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!454.!
Barry!(1993):!S.!297G298.!
Wellmann!(1975):!S.!209.!
Polenz!(2009):!S.!54.!
Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!209G210.!
Polenz!(2009):!S.!54.!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
52!
ters!solche,!deren!Basis!ein!Adjektiv,!ein!Partizip!oder!ein!Partikel!ist!(z.B.!Angänglichkeit,!
Geworfenheit,!Inheit).83!!
Das! Suffix! Jheit/Jkeit/Jigkeit*–! das! spätestens! mit! der! Mystik! Bestandteil! der! philosophiG
schen! Fachsprachlichkeit! geworden! ist! und! das,! wie! Abstraktionssuffixe! allgemein,! ein!
Abstrahieren! von! konkretGsinnlichen! Vorstellungen! hin! zum! IdeellGGeistigem! erlaubt84!–!
ist!besonders!bei!adjektivischen!und!partizipialen!Basen!produktiv.!Andere!AbleitungssufG
fixe,! wie! Gei,! Gnis,! Gtum,! Gschaft! werden! laut! Schöfer! in! den! früheren! Werken! Heideggers!
kaum! verwendet,! erst! in! späteren! Phasen! nutzt! er! solche! vermehrt,! während! Bildungen!
mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit!seltener!werden.!Bei!den!verbalen!Grundwörtern!dominieren!SchöG
fer!gemäß!Bildungen!mit!dem!Suffix!Jung85,!besonders!im!Spätwerk!kommen!auch!BildunG
gen!mit!dem!ansonsten!wenig!produktiven!Suffix!Ge!vor!(z.B.!Zeige,!Richte).86!!
Häufiger! Bestandteil! der! substantivischen! Ableitungen! ist! das! Präfix! UnG.! Es! finden! sich!
hauptsächlich!Bildungen!mit!standardsprachlichen!Substantiven!(z.B.!Unbewandtnis,*UngJ
anzheit),! darunter! aber! auch! Infinitivsubstantive! (z.B.! Unbehalten,* Unverweilen)! –! ungeG
wöhnlich!ist!das!deshalb,!weil!das!Präfix!unG!gemeinhin!nicht!bei!Verben!vorkommt.87!Die!
mit! UnG! konkurrierenden! Präfixe! mißG,! verG! und! entG! kommen! im! späteren! Werk! HeidegG
gers! öfter! vor! (schon! in! Sein* und* Zeit! z.B.! Entgegenwärtigung).88!Als! Grund! für! die! VerG
wendung! dieser! Negationspräfixe! nennt! Schöfer! Heideggers! „Denken! gegen! die! philosoG
phische!Tradition!und!viele!der!geläufigen!Denkinhalte“89.!!
Verbale!Neologismen!sind!bei!Heidegger!seltener!als!nominale,!besonders!in!den!früheren!
Werken.90!Präfixableitungen! (beziehungsweise! Präfixioidableitungen 91)! finden! sich! in!
Wörtern!wie!durchvernehmen,!überenden!oder!ernötigen.!Um!Suffixableitungen!handelt!es!
sich!bei!den!verbalisierten!Substantiven!mit!der!Verbalendung!Gen92,*etwa!bei!nichten!und!
welten!–!letzteres!als!Ableitung!vom!Substantiv!Welt,!ersteres!vom!Adverb!nicht.93!!
Sieht! man! von! den! adjektivisch! gebrauchten! Partizipien! ab! –! deren! „häufige! Anwendung!
[…]! geradezu! ein! stilistisches! und! inhaltliches! Charakteristikum“94!von! Heideggers! fachG
sprachlichem!Idiolekt!ist!–,!spielen!Adjektive!laut!Schöfer!in!der!Fachterminologie!HeidegG
gers! nur! eine! marginale! Rolle95;! Neubildungen! in! diesem! Bereich! seien! zudem! zumeist!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
83!
84!
85!
86!
87!
88!
89!
90!
91!
92!
93!
94!
95!
!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!256G259.!
Vgl.!Quint!(1928):!S.!684.!
Vgl.!dazu!jedoch!Kap.!3.3.2.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!39G48.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!269G270.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!44G46.!
Ebd.!S.!44.!
Vgl.!ebd.!S.!53.!
Zum!Begriff!vgl.!Kap.!3.4.2.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!294G297.!
Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!56G58.!
Ebd.!S.!60.!
Dass!davon!bei!der!(NeuG)Bildung!der!Ableitungen!nicht!die!Rede!sein!kann,!wird!sich!noch!
erweisen!(vgl.!Kap.!3.2,!Kap.!3.3.3.!und!Kap.!3.4.3.).!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
53!
Komposita96.! Beispiele! für! adjektivische! Ableitungen! sind*einfachhin,*meinbar! oder! weltJ
los.97!
2.4! Syntaktische1und1stilistische1Besonderheiten11
Im! Vergleich! zur! Lexik! scheint! Heideggers! Syntax! wenig! spektakulär,! wie! Barry! Smith!
meint:!!
Die!grammatischen!Strukturen![…]!sind!ausgesprochen!einfach!und!stellen!in!fast!alG
len! Fällen! eine! bloße! Zusammensetzung! abstrakter! Termini! dar.! In! vielen! entscheiG
denden!Fallen!sind!Heideggers!Sätze!einfach!von!der!Art:!'A!ist!B'.98!
Statt! dem! Kopulaverb! ist! stehe! zuweilen! auch*„'besagt',! 'bedeutet',! 'schließt! in! sich',! 'beG
kundet!in!sich',!'repräsentiert!phänomenal',!'enthüllt!sich!als'“.99!
Erasmus!Schöfer!zeigt!dagegen,!dass!Heideggers!Sprache!durchaus!komplexe!syntaktische!
Strukturen! kennt! und! sogar! „an! manchen! Stellen! dadurch! gezeichnet! [ist],! daß! sie! die!
Struktur!des!gewohnten!Deutsch!zu!verlassen!oder!zu!modifizieren!sucht“100.!Die!ParadoG
xie,!zirkelförmiges!Denken,!Tautologien!und!die!Figura!etymologica!(oder!pseudoetymoloG
gica)!sind!auffällige!Kennzeichen!der!Sätze!Heideggers,!die!jeweils!auch!mit!seinem!DenG
ken!kongruieren.101!Schöfer!widmet!diesem!Bereich!sehr!viel!Raum!–!hier!kann!darauf!nur!
verwiesen!werden.!
3! Die%Derivation%in%Sein+und+Zeit+102%
Im!vorangegangenen!Abschnitt!wurden!einige!Schlaglichter!auf!wichtigste!Phänomene!des!
fachsprachlichen! Idiolekts! Heideggers! geworfen;! eine! solche! Aufstellung! von! Merkmalen!
musste! vage! bleiben! –! daher! wird! nun! der! Versuch! unternommen,! einen! dieser! Aspekte,!
den!Suffixgebrauch,!näher!zu!beleuchten.!
Die! Daten! zur! nachfolgenden! Untersuchung! beziehen! sich! allesamt! auf! knapp! hundert!
Seiten!von!Heideggers!erstem!Hauptwerk! Sein*und*Zeit103.!Beachtung!finden!nur!die!SubG
stantivableitungen!–!es!wurde!bereits!auf!deren!Bedeutung!für!Heideggers!Idiolekt!hingeG
wiesen!(vgl.!Kap.!2.3.5.)!–!mit!den!Suffixen!Jheit/Jkeit/Jigkeit,!Jung,!Gnis,!Gschaft,!Jzeug!und!G
tum*sowie!in!einem!weiteren!Schritt!mit!dem!Suffixoid!Jsein!(vgl.!Kap.!3.4.).!!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
96!
Vgl.!ebd.!S.!60G61.!
Vgl.!Michel!(2000):!S.!298.!
98! Barry!(1993):!S.!297.!
99! Ebd.!S.!297.!
100! Schöfer!(1962):!S.!182.!
101! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!182G218.!
102! Vgl.!zu!den!Substantivderivationen!allgemein!Anhang!A,!zu!den!Neubildungen!Anhang!B!und!zu!
den!Suffixoidableitungen!mit!Jsein!Anhang!C.!
103! Zur!Erhebung!der!Daten!wurden!Seiten!über!das!ganze!Buch!verteilt!auf!ihren!Suffixgebrauch!
hin!untersucht,!nämlich!die!Seiten!41G88;!134G148;!180G196;!231G241;!301G310;!406G416!
(gezählt!wurde!jeweils!bis!inklusive!dem!ersten!Absatz!einer!Seite,!oder!–!falls!vorhanden!–!bis!
zum!Ende!eines!Kapitels;!Fußnoten!wurden!nicht!mitgezählt).!Die!verwendete!Ausgabe!war:!
Heidegger!(2006).!!
97!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
54!
3.1! Verteilung1der1Ableitungssuffixe1
Schon! der! erste! Überblick! über! die! in! Sein*und*Zeit! vorkommenden! Suffixableitungen! ofG
fenbart! deren! Bedeutung! für! Heideggers! Sprache:! Es! können! fast! vierhundert! komplexe!
Wörter! gefunden! werden,! die! mit! einem! der! untersuchten! Suffixe! gebildet! sind.! DurchG
schnittlich!kommen!die!Ableitungen!mehr!als!fünf!mal!vor,!sodass!auf!den!knapp!hundert!
untersuchten! Seiten! rund! zweitausend! mit! den! untersuchten! Suffixen! gebildete! Wörter!
vorkommen,!d.h.!fast!zwanzig!Ableitungen!pro!Seite.!!
Bemerkenswert! ist! die! Verteilung! auf! die! einzelnen! Suffixe:! so! sind! weitaus! am! meisten!
Wörter!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit*oder!Jung!gebildet!(92%!aller!Bildungen),!wobei!am!meisten!
Bildungen! mit! Jung! vorkommen! (51%),! wie! sie! überhaupt! in! der! deutschen! Sprache! am!
verbreitetsten! sind.104!Die! Ableitungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*oder! Jung! treten! in! Sein*und*
Zeit!auch!am!häufigsten!auf!(91%).!!
Wie! bereits! von! Schöfer! bemerkt! (vgl.! Kap.! 2.3.5.),! sind! Bildungen! auf! Gschaft,*Jnis! oder! G
tum! in! Sein* und* Zeit! äußerst! selten;! dergleichen! Ableitungen! sind! zumeist! dem! AlltagsG
wortschatz! entnommen! (z.B.! Liegenschaft,* Wissenschaft,* Verwandtschaft,* Erfordernis,* ErJ
gebnis,*Erkenntnis,*Irrtum,*Reichtum*–! z.T.! gibt! es! Zusammensetzungen! mit! diesen! AbleiG
tungen,!z.B.!Anrufbereitschaft,!Bewandtnisart).!Die!auf!den!ersten!Blick!erstaunliche!TatsaG
che,! dass! neun! Ableitungen! mit! Jzeug! begegnen,*überrascht! nicht,! wenn! man! die! BedeuG
tung!dieses!Begriffs!für!Heideggers!Philosophie!kennt!–!Zeug*verweist!auf!„unterschiedliG
che! Geräte,! die! einem! bestimmten! Zweck! dienen! […],! die! man! bei! Gebrauch! in! der! Hand!
hält! und! damit! in! enger! Verbindung! mit! Heideggers! philosophischer! Konzeption! der! ZuG
handenheit!stehen“105.!
Folgende!Tabelle!zeigt!die!genaue!Verteilung!der!Suffixe:!
Anzahl der Ableitungen
Häufigkeit der Ableitungen
-heit/-keit/-igkeit
154
41%
1056
54%
-ung
193
51%
713
37%
-nis
14
4%
130
7%
-schaft
7
2%
25
1%
-zeug
9
2%
14
>1%
-tum
2
>1%
3
>1%
379
100%
1941
100%
Gesamt
3.2! Verteilung1der1Ableitungsbasen1
Wie!vor!dem!Hintergrund!der!Distribution!auf!die!einzelnen!Suffixe!nicht!anders!zu!erwarG
ten,!sind!die!allermeisten!Ableitungen!mit!verbaler!oder!adjektivischer!Basis!gebildet:!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
104! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!211.!
105! !Michel!(2000):!S.!367.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
55!
Grundsätzlich! hat! die! überwiegende! Anzahl! der! Bildungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit! ein! AdG
jektiv!oder!Partizip!als!Basis106!(Ausnahmen!etwa:!Begebenheit,!Einheit).!Ableitungen!auf!J
ung*sind,!wie!Wolfgang!Fleischer!bemerkt!„weit!überwiegend!von!verbaler!Basis“107,!woG
bei!die!Derivate!sowohl!Vorgänge!(Nomina!Actionis)!als!auch!Zustände!(Nomina!Acti)!beG
zeichnen! können! –! letzteres! bringt! sie! in! die! Nähe! departizipialer! Bildungen! auf! Jheit/!
Jkeit/Jigkeit108;*diese! Nähe! ist! wohl! ursächlich! dafür,! dass! Hans! Wellmann! von! einzelnen!
departizipialen!Bildungen!auf!Jung!ausgeht109.!Nicht!zuletzt!aufgrund!der!„ausgeprägte[n]!
Verflechtung! von! Nomen! Actionis! und! Nomen! Acti“110!und! der! „starken! Polysemie! der!
ungGDerivate“111!werden!hier!alle!mit!Jung!gebildeten!Ableitungen!–!ungeachtet!dessen,!ob!
sie! Nomina! Acti! oder! Nomina! Actionis! sind! –! zu! den! Ableitungen! mit! verbaler! Basis! geG
zählt!und!nicht!zu!denen!mit!partizipialer!Bildung.112!
Es! sind! also! verbale! und! adjektivische! Basen,! die! hauptsächlich! suffigiert! sind.! NachfolG
gende!Liste!zeigt!die!restlichen!Basen:)
Basis
Anzahl der Ableitungen
Häufigkeit der Ableitungen
Verb
218
58%
868
45%
Adjektiv (inkl. Part. Adj.)
154
41%
1042
54%
Substantiv
2
>1%
3
>1%
Pronomen
2
>1%
3
>1%
Numerale
1
>1%
19
1%
Präposition
1
>1%
1
>1%
Sonstige
1
>1%
5
>1%
Gesamt
379
100%
1941
100%
1
3.3! Neologismen1
Versteht!man!unter!Idiolekt!(vgl.!Kap.!2.2.)!die!typischen!Äußerungsweisen!einer!Person,!
so! sind! dem! Gesagten! zufolge! Suffixableitungen! zweifelsohne! Heideggers! Idiolekt! zuzuG
schlagen;! versteht! man! unter! Idiolekt! jedoch! die! sprachlichen! Besonderheiten! einer! PerG
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
106! Vgl.!
Wellmann! (1975):! S.! 72G73! –! Anders! als! bei! den! Detailuntersuchungen! zu! den!
Neubildungen! (Kap.! 3.3.)! und! den! Ableitungen! mit! Jsein*(Kap.! 3.4.)! werden! die! Partizipien! der!
Einfachheit! halber! vorerst! wie! bei! Fleischer/Barz! (2012)! den! Adjektiven! zugerechnet! –! nicht!
zuletzt! aufgrund! der! „fließenden! Grenzen! zwischen! Partizip! und! Adjektiv“! (Fleischer/Barz!
(2012):!S.!212)!und!der!laut!Erasmus!Schöfer!für!Heidegger!charakteristischen!Verwendung!von!
Partizipien!als!sekundäre!oder!abgeleitete!Adjektive!(vgl.!Kap.!2.3.5.).!
107! Fleischer/Barz!(2012):!S.!225.!
108! Vgl.!ebd.!S.!227G229.!
109! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!94G95.!
110! Fleischer/Barz!(2012):!S.!228.!
111! Ebd.!S.!229!–!Auch!Wellmann!meint,!dass!die!meisten!Bildungen!auf!Jung!als!Nomina!Acti!auch!
als!Nomina!Actionis!gebraucht!werden!(Wellmann!(1975):!S.!254).!
112! Vgl.!dazu!auch!Fleischer/Barz!(2012):!S.!225G230.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
56!
son,! die! sie! von! anderen! abhebt,! so! sind! in! der! Hauptsache! die! Neologismen! Heideggers!
beachtenswert.!!
3.3.1! Methode%der%Erhebung113%
Die!Erhebung,!bei!welchen!Ableitungen!es!sich!um!Neubildungen!Heideggers!handelt,!erG
folgte!größtenteils!auf!Basis!der!Belegstellen!des!Deutschen*Textarchivs!und!des!KernkorJ
pus* 20,! beides! Ressourcen! im! Digitalen* Wörterbuch* der* deutschen* Sprache114*(DWDS);!
gleichfalls! dort! zu! finden! und! der! Recherche! dienlich! waren! das! Deutsche* Wörterbuch!
(DWB)! und! das! Etymologische*Wörterbuch*des*Deutschen! von! Wolfgang! Pfeifer.! HerangeG
zogen!wurden!weiters!das!Etymologische*Wörterbuch*der*deutschen*Sprache!von!Friedrich!
Kluge115!sowie!mehrere,!vor!dem!Erscheinungsdatum!von!Sein*und*Zeit!entstandene!Texte!
Edmund!Husserls116!–!Heideggers!Lehrer!jener!Zeit117.!
Auf! diese! Weise! konnten! neunundzwanzig! Suffigierungen! als! Neologismen! Heideggers!
identifiziert! werden:! Abträglichkeit,*Angänglichkeit,*Ausgelegtheit,*Bedrohbarkeit,*BedrohJ
lichkeit,*Beiträglichkeit,*Datierbarkeit,*Entworfenheit,*Entdecktheit,*Erstrecktheit,*GelichtetJ
heit,* Geworfenheit,* Gleichursprünglichkeit,* Inheit,* Innerzeitigkeit,* Jemeinigkeit,* SichtlosigJ
keit,* Überlassenheit,* Umweltlichkeit,* Unzuhandenheit,* Verwiesenheit,* Vorentdecktheit,*
Weltmäßigkeit,* Wertbehaftetheit,* Zeughaftigkeit,* Zuhandenheit,! außerdem:! Uhrzeug,*
Wohnzeug,*Zeigzeug.*!
Für! diese! Ableitungen! gilt,! was! Erasmus! Schöfer! auch! für! seine! Liste! von! Neubildungen!
betont:!„Nicht!alle!hier!aufgeführten!Wörter!werden!den!Eindruck!frappierender!Neuheit!
machen“118.!Weil!sich!aber!für!die!angeführten!Ableitungen!keine!vor!1927!datierten!BeG
legstellen! gefunden! haben,! kann! davon! ausgegangen! werden,! dass! Heidegger! der! Erste!
war,!der!diese!Ableitungen!gebildet!hat!(oder!–!falls!sie!tatsächlich!irgendwo!bereits!vorG
gebildet! waren! –! dass! sie! extrem! ungebräuchlich! waren! und! Heidegger! ohne! Kenntnis!
ihrer!sie!seinerseits!neu!gebildet!hat).!
Auffällig!ist,!dass!viele!der!Ableitungen,!die!von!Schöfer!und!Michel!als!Neubildungen!HeiG
deggers!deklariert!werden,!hier!nicht!als!solche!gewertet!werden!können;!zwei!Beispiele!
sollen! dies! illustrieren:! Sowohl! Schöfer119,! als! auch! Michel120!führen! Begegnis! unter! den!
Neubildungen! Heideggers! an.! Laut! dem! DWDS! taucht! Begegnis! jedoch! schon! 1903! beim!
Neukantianer!Paul!Natorp!auf121!–!Heidegger!war!mit!ihm!bekannt.122!Das!DWB!listet!soG
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
113! Diese!Methode!liegt!allen!folgenden!Aussagen!über!Neubildungen!(auch!in!Kap.!3.3.3.!oder!Kap.!
3.4.3.)!zugrunde.!!
114! http://www.dwds.de/![Stand:!01.07.2014]!
115! Kluge!(2011).!
116! Das!
betrifft!
die!
Texte!
(allesamt!
aufzurufen!
unter:!
http://www.ub.uniG
freiburg.de/index.php?id=3182![Stand:!01.07.2014]):!Husserl!(1891),!Husserl!(1913a),!Husserl!
(1913b),!Husserl!(1913c),!Husserl!(1921).!
117! Die!Texte!Husserls!ermöglichten!es,!einige!Ableitungen!als!Neologismen!auszusondern,!für!die!
sich!ansonsten!keine!Belege!gefunden!hätten!(etwa!Erfahrbarkeit,!Sachaltigkeit).!Weil!Heidegger!
als! Assistent! und! Schüler! Husserls! (vgl.! Vetter! (2014):! S.! 487)! mit! dessen! Schriften! bestens!
vertraut!war,!hat!Heidegger!diese!Ableitungen!wohl!von!Husserl!übernommen.!
118! Schöfer!(1962):!S.!39.!
119! Vgl.!a.a.O.!S.!39.!
120! Vgl.!Michel!(2000):!S.!257.!
121! Vgl.!http://www.dwds.de/?qu=begegnis![Stand:!01.07.2014]!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
57!
gar! Belegstellen! bei! Goethe! auf.123!Man! kann! daher! davon! ausgehen,! dass! das! Wort! von!
Heidegger! bloß! übernommen! wurde.! Ähnliches! trifft! auf! Innerweltlichkeit! zu:! Schöfer124!
und!Michel125!sehen!in!ihm!einen!Neologismus!Heideggers.!Laut!dem!DWDS!taucht!InnerJ
weltlichkeit! aber! schon! bei! Max! Weber! auf126!–! nicht! zuletzt! durch! seine! Freundschaft! zu!
Karl!Jaspers!setzte!sich!Heidegger!intensiv!mit!Max!Weber!auseinander.127!Letztlich!muss!
die! Liste! der! neugebildeten! Ableitungen! dadurch! kürzer! ausfallen,! als! bei! Michel! oder!
Schöfer! –! Wörter! wie! Selbigkeit,* Erschlossenheit,* Widerständigkeit,* Verhaltung,* GewärtiJ
gung128!sind!nicht!als!Wortneubildungen!Heideggers!anzusehen.!!
Eine!weitere!Schwierigkeit!bei!der!Bestimmung!der!Neubildungen!ist!die!„DoppelmotivaG
tion“129,! die! sich! bei! manchen! Ableitungen! zeigt,! d.h.! die! „[u]nscharfe! Grenze! zwischen!
Derivation! und! Komposition“130:! Ein! Wort! wie! Gleichursprünglichkeit! kann! interpretiert!
werden! einerseits! als! Derivation! (das! Adjektiv! gleichursprünglich! +! das! Suffix! Gkeit)! oder!
als!Komposition!(das!Adjektiv!gleich!+!die!Ableitung!Ursprünglichkeit).!Für!das!Wort!GleiJ
chursprünglichkeit!gibt!es!vor!Sein*und*Zeit!keinen!Beleg!–!sehr!wohl!aber!für!die!Ableitung!
Ursprünglichkeit.!Nähme!man!daher!an,!das!Wort!sei!eine!Komposition!aus!einem!Adjektiv!
und!einer!bereits!bestehenden!Ableitung,!wäre!das!Wort!für!die!Untersuchung!der!neugeG
bildeten! Ableitungen! irrelevant.! Nimmt! man! aber! an,! es! ist! die! Derivation! eines! durch!
Komposition! gebildeten! Adjektivs! (gleich! +! ursprünglich),! dann! muss! es! miteinbezogen!
werden.! Letztlich! werden! in! dieser! Arbeit! derartige! Zweifelsfälle! dann! gezählt,! wenn! die!
abgeleiteten! Basen! auch! als! eigenständige! Wörter! im! Text! vorkommen.! Das! Adjektiv!
gleichursprünglich!kommt!knapp!fünfzig!mal!im!ganzen!Text!vor!und!daher!kann!GleichurJ
sprünglichkeit! als! Ableitung! dieses! Adjektivs! angesehen! werden.! Nichtursprünglich! dageG
gen! kommt! nicht! als! Adjektiv! vor,! daher! ist! Nichtursprünglichkeit! als! Komposition! aus!
nicht! und! Ursprünglichkeit! zu! werten.! Viele! komplexe! Worte! wie! beispielsweise! UnganzJ
heit!oder!Mitbefindlichkeit!können!in!diesem!Sinne!nicht!mitgezählt!werden,!da!die!AdjekG
tive!unganz!oder!mitbefindlich!in!Sein*und*Zeit!nicht!auftreten;!sie!werden!daher!als!KomG
posita!gewertet!(Das!Präfix!unG!+!die!bereits!bestehende!Ableitung!Ganzheit!bzw.!das!PräG
fixoid!mit!+!die!bereits!bestehende!Ableitung!Befindlichkeit)!–!bei!Schöfer!werden!UnganzJ
heit!und!Mitbefindlichkeit!den!neugebildeten!Ableitungen!zugerechnet131.!!
3.3.2! Produktivität%der%einzelnen%Suffixe%
Ganz!unmittelbare!Folgen!haben!die!herausgearbeiteten!Unterschiede!zu!Schöfer!und!MiG
chel,! wenn! die! Verteilung! der! Neubildungen! auf! die! einzelnen! Ableitungssuffixe! in! den!
Blick! genommen! wird:! Es! wurde! darauf! hingewiesen! (vgl.! Kap.! 2.3.5.),! dass! Schöfer! beG
hauptet,!dass!Heidegger!Neologismen!mit!dem!Ableitungssuffix!Jung!bildet.!Er!geht!dabei!
so!weit!zu!behaupten,!dass!bei!den!Neubildungen!in!der!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
122! Vgl.!Vetter!(2014):!S.!491.!
123! Vgl.!http://www.dwds.de/?qu=begegnis![Stand:!01.07.2014]!
124! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!47.!
125! Vgl.!ebd.!S.!258.!
126! Vgl.!http://www.dwds.de/?view=1&qu=innerweltlichkeit![Stand:!01.07.2014]!
127! Vgl.!Mehring!(2003):!S.!338G341.!
128! Vgl.!ebd.!S.!67G70.!
129! Fleischer/Barz!(2012):!S.!86.!
130! Ebd.!
131! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!43,!47.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
58!
Gruppe!der!Verbalnomina!die!Wörter!auf!Gung!vorherrschen.!Nicht!nur!sind!sie!in!phiG
losophischer! Sprache! ein! traditionell! häufig! angewandtes! Mittel! der! SubstantivbilG
dung,!sondern!Heidegger!hat!in!‚Sein!und!Zeit‘!streckenweise!eine!besondere!Vorliebe!
für!den!Gebrauch!solcher!Verbalabstrakta!gezeigt.132!
Diese! Aussage! Schöfers! hat! sich! in! zweierlei! Hinsicht! nicht! bestätigt:! weder! waren! irG
gendwelche!Neologismen!auf!Jung!zu!finden,!noch!neugebildete!Verbalabstrakta!(z.B.!mit!
dem! Suffix! Gnis),! wenngleich! Verbalabstrakta! in! Sein*und*Zeit! tatsächlich! häufig! vorkomG
men!(mehr!als!die!Hälfte!der!Bildungen!sind!deverbale!Ableitungen!–!nur!eben!keine!NeuG
bildungen).! Das! Suffix! Jung! ist! in! Sein*und*Zeit! für! Wortneubildungen! unproduktiv;! gleiG
ches!trifft!auf!die!Suffixe!Gnis,!Gschaft*und!Gtum*zu.!Im!Gegensatz!zu!letztgenannten!Suffixen!
verwundert!die!Unproduktivität!von!Jung*allerdings,!vergegenwärtigt!man!sich!einerseits!
die! eben! erwähnte! Häufigkeit! der! Ableitungen! auf! Jung! in! Sein*und*Zeit! und! andererseits!
die! Tatsache,! dass! das! Suffix! Jung! eigentlich! „zu! den! produktivsten! substantivbildenden!
Suffixen!der!deutschen!Gegenwartssprache“133!zu!zählen!ist.!!
Die!Unproduktivität!von!Jung!wirkt!umso!auffälliger,!kontrastiert!man!sie!mit!der!ProdukG
tivität! von! Jheit/Jkeit/Jigkeit.*In! den! untersuchten! Abschnitten! von! Sein*und*Zeit! können!
sechsundzwanzig! neugebildete! Ableitungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*gefunden! werden,! d.h.!
dass! es! sich! bei! jeder! sechsten! Ableitung! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*um! eine! Neubildung! hanG
delt.!Die!Ableitungen!sind!dabei!keinesfalls!als!Okkasionalismen!anzusehen:!Sie!kommen!
zusammen!115!mal!vor,!d.h.!jedes!Wort!im!Durchschnitt!mehr!als!viermal!(zum!Vergleich:!
die!Ableitungen!auf!Jung*kommen!im!Schnitt!weniger!als!viermal!vor).!Nur!sechs!der!neuG
gebildeten! Ableitungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit* sind! Einmalbildungen,! während! andere!
Neubildungen! wie! Zuhandenheit! (32! Nennungen! im! untersuchten! Teil,! 46! im! gesamten!
Text134)! oder! Geworfenheit! (16! Nennungen! im! untersuchten! Teil,! 70! im! gesamten! Werk)!
weit!häufiger!sind.!!
Neben!Jheit/Jkeit/Jigkeit*ist!von!den!untersuchten!Suffixen!bloß!Jzeug!produktiv.!Drei!der!
insgesamt! fünf! Ableitungen! mit! Jzeug! sind! Neubildungen;! zwei! dieser! Ableitungen! komG
men!zwei!mal!vor,!eine!nur!einmal.!Die!Produktivität!von!Jzeug!erklärt!sich!wohl!aus!dem!
oben!(vgl.!Kap.!3.1.)!angesprochenen!terminologischen!Wert!des!Begriffs!Zeug!für!HeidegG
gers!Konzeption!der!Zuhandenheit.!!
Insgesamt!sind!also!neunundzwanzig!der!379!Ableitungen!Neubildungen!–!der!NeuwortG
anteil!beträgt!somit!8%.!Nachfolgende!Tabelle!zeigt!die!genauen!Zahlenwerte:!
!
!heit,'!keit,'!igkeit)
Gesamt!
!zeug)
Anzahl!der!Neubildungen!Heideggers!
26!
3!
29!
Anteil!an!der!Anzahl!der!Ableitungen!
17%!
33%!
8%!
Häufigkeit!der!Neubildungen!Heideggers!
115!
5!
120!
Anteil!an!der!Häufigkeit!der!Ableitungen!
11%!
36%!
6%!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
132! Ebd.!S.!40.!
133! Fleischer/Barz!(2012):!S.!225.!
134! Hier!und!in!der!Folge!basieren!alle!Angaben!dazu!auf:!http://www.dwds.de/![Stand:!
01.07.2014]!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
59!
%
3.3.3! Bildung%der%Neologismen%
Dass!nahezu!alle!Neologismen!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit*gebildet!sind,!bringt!es!mit!sich,!dass!
hier!eine!wesentlich!andere!Verteilung!auf!die!Ableitungsbasen!vorliegt!als!bei!den!AbleiG
tungen! insgesamt:! Es! dominieren! eindeutig! die! adjektivischen! und! partizipialen! Basen.!
Auffällig!ist!allenfalls!die!Tatsache,!dass!mehr!deadjektivische!als!departizipiale!AbleitunG
gen! vorliegen,! spricht! Schöfer! doch! davon,! dass! Adjektiven! keine! bedeutende! Rolle! bei!
Heideggers! Terminologie! zukommt! (vgl.! Kap.! 2.3.5.).! Zumindest! auf! die! Derivation! trifft!
dies! nicht! zu;! hier! spielen! Adjektive! als! Ableitungsbasen! die! wichtigste! Rolle! (55%! der!
Ableitungen!sind!deadjektivisch),!wenngleich!auch!Partizipien!vorkommen!(28%).!VerbaG
labstrakta!gibt!es,!wie!erwähnt,!keine;!dafür!haben!zwei!der!drei!Neubildungen!auf!Jzeug!
eine!verbale!Basis,!eine!eine!substantivische!–!beides!ist!bei!Ableitungen!mit!Jzeug!regelG
konform.135!!
Die!nachfolgende!Tabelle!zeigt!die!suffigierten!Basen:!
!
Basis)
Häufigkeit)der)Ableitungen!
Anzahl)der)Ableitungen)
16!
55%!
76!
63%!
Partizip!Adj.!
8!
28%!
33!
28%!
Verb!
2!
7%!
3!
3%!
Substantiv!
1!
3%!
2!
2%!
Präposition!
1!
3%!
1!
1%!
Sonstige!
1!
3%!
5!
4%!
Gesamt!
29!
100%!
120!
100%!
Adjektiv!!
Regelkonform! ist! in! den! allermeisten! Fällen! auch! die! Verteilung! der! adjektivischen! und!
partizipialen!Basen!auf!die!Suffixvarianten!Jheit/Jkeit/Jigkeit*136:*Auf!die!Adjektive!mit!der!
Endung! Glich! folgt! das! Suffix! Gkeit*(z.B.! Abträglichkeit),! gleiches! gilt! für! Adjektive! mit! der!
Endung!Gbar!(z.B.!Bedrohbarkeit)!und!mit!der!Endung!Gig!(z.B.!Innerzeitigkeit).!Auf!Glos!und!
Ghaft!folgt!die!Variante!Gigkeit!(z.B.!Sichtlosigkeit,!Zeughaftigkeit).!Die!departizipialen!AbleiG
tungen! enden! regelmäßig! auf! Gheit*(z.B.! Geworfenheit),! gleiches! gilt! für! Adjektive! mit! der!
Endung!Gen!(z.B.!Zuhandenheit)!–!wobei!nach!Wolfgang!Fleischer!„Derivate!von!adjektiviG
schen! Basen! mit! den! Suffixen! Gen! […]! relativ! selten! [sind].! Ganz! ausgeschlossen! von! der!
Derivation!mit!Gheit![…]!sind!sie!nicht“137.!
Viele!Adjektive,!die!bei!Heidegger!als!Basen!für!Ableitungen!dienen,!sind!ihrerseits!selbst!
neugebildet:! innerzeitig,! gleichursprünglich,* umweltlich,* unzuhanden,* wertbehaftet,* zeugJ
haft;*nur!innerhalb!der!Ableitung!kommt!das!Adjektiv!sichtlos*vor;!nicht!als!Verb!vorentdeJ
cken,!sondern!nur!als!Adjektiv!begegnet!vorentdeckt.!!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
135! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!100.!
136! Zur!Verteilung!der!Suffixvarianten!von!Jheit/Jkeit/Jigkeit!vergleiche!Fleischer/Barz!(2012):!S.!
209G214,!besonders!die!Tabelle!S.!214!oder!auch!Wellmann!(1975):!S.!30G31.!
137! Fleischer/Barz!(2012):!S.!211.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
60!
Nicht! als! Ableitung! eines! Adjektivs! anzusehen! ist! Jemeinigkeit.! Heidegger! gebraucht! den!
Begriff!zur!Darlegung,!dass!das!Sein,!um!das!es!dem!Dasein!„in!seinem!Sein!geht,!je!meines!
[ist].![…]!Das!Ansprechen!von!Dasein!muß!gemäß!dem!Charakter!der!Jemeinigkeit!dieses!
Seienden! stets! das! Personalpronomen! mitsagen! […]“138!Bei! der! Ableitung! Jemeinigkeit*
handelt! es! sich! also! um! eine! Bildung! aus! dem! Adverb! je! und! dem* Personalpronomen*
mein(e)! und! der! Ableitung! Gigkeit.*Vorbild! für! die! Bildung! ist! übrigens! der! ebenfalls! von!
Heidegger!gebrauchte!Terminus!Jeweiligkeit139.!Weil!weder!Adverbien!noch!Pronomen!auf!
Jheit/Jkeit/Jigkeit*produktiv!sind140,!ist!die!Bildung!Jemeinigkeit*unregelmäßig.!Eine!weiteG
re!unregelmäßige!Bildung!liegt!bei!der!Derivation!Inheit*vor.!Hier!ist!eine!Präposition!mit!
dem!Suffix!Gheit!verknüpft!–!Präpositionen!als!Basen!sind!für!Ableitungen!mit!Gheit/Gkeit/!
Gigkeit*eigentlich! nicht! usuell141.! Abgesehen! von! diesen! beiden! Derivationen! sind! HeidegG
gers!Bildungen!sehr!regelmäßig.!
3.3.4! Semantik%der%Bildungen%
Auch! semantisch! entsprechen! die! Ableitungen! den! für! das! Deutsche! typischen! Mustern:!
Bei! allen! neugebildeten! Ableitungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*handelt! es! sich! um! Abstrakta,!
näherhin! um! Adjektivabstrakta! bzw.! Nomina! Qualitatis,! wie! dies! laut! Wolfgang! Fleischer!
für! Neubildungen! mit! diesem! Suffix! typisch! ist.142!Sie! bezeichnen! Eigenschaften143:! Eine!
Wortgruppe! wie! „die! Weltmäßigkeit! des! Innerweltlichen144“*besagt! demnach:! das*InnerJ
weltliche*ist*weltmäßig.!Auf!diese!Weise!lassen!sich!Ableitungen!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit*auf!
„das!einfachste!reduziert,![…]!aus!einfachen!Sätzen!mit!prädikativem!(oder!auch!adverbiaG
lem)!Adj.“145!bilden.!Transformieren!lassen!sich!die!Abstrakta!außerdem!in!„einen!mit!daß!
eingeleiteten! Inhaltssatz“146!oder! in! andere! eingeleitete! Nebensatzkonstruktionen,! wobei!
bei!der!Art!des!Nebensatzes!auf!etwaige!Präpositionen!beim!Abstraktum!zu!achten!ist.147!
Es! lässt! sich! demnach! a)! „Die! Geworfenheit! in! den! Tod! enthüllt! sich! ihm! ursprünglicher!
und!eindringlicher!in!der!Befindlichkeit!der!Angst“148!transformieren!in!b)!Dass*das*Dasein*
in* den* Tod* geworfen* ist,* enthüllt* sich* ihm* ursprünglicher* und* eindringlicher* darin,* dass* es*
sich*in*der*Angst*befindet.! Wie! oben! (vgl.! Kap.! 2.3.5.)! bereits! erwähnt,! erlauben! die! AbsG
traktkonstruktionen! das! Weglassen! der! in! den! prädikativen! Syntagmen! obligatorischen!
Ergänzungen! –! so! fehlen! in! a)! die! bei! b)! als! obligatorische! Ergänzungen! erforderlichen!
Subjekte!der!Gliedsätze.!
Während! Fleischer! bei! der! Semantik! der! Bildungen! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit*nicht! zwischen!
Ableitungen! aus! Adjektiven! und! Partizipien! unterscheidet149,! betont! Wellmann,! dass! es!
sich!bei!den!departizipialen!Ableitungen!um!deverbalisierte!Zustandsbezeichnungen!hanG
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
138! Heidegger!(2006):!S.!42.!
139! Vgl.!Michalski!(2002):!S.!188G189.!
140! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!72G73.!
141! Vgl.!ebd.!
142! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!212.!
143! Vgl.!Ebd.!S.!125.!
144! Heidegger!(2006):!S.!76.!
145! Wellmann!(1975):!S.!263.!
146! Ebd.!
147! Vgl.!ebd.!
148! Heidegger!(2006):!S.!251.!
149! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!212.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
61!
delt.!Doch!auch!die!departizipialen!Ableitungen!lassen!sich!in!einfache!Sätze!mit!KopulaG
verb!und!Partizipform!transformieren150:!„Die!Überlassenheit!des!Daseins!an!es!selbst“151*
wird!zu!Das*Dasein*ist*an*es*selbst*überlassen.!!
Die!Ableitungen!mit!dem!Suffixoid!Jzeug!kommen!bei!Heidegger!einerseits!in!ihrer!HauptG
funktion!als!deverbalisierte!Instrumentiva152,!aber!auch!als!primäre!Kollektiva153!vor:!ErsG
teres!ist!der!Fall!bei!Zeigzeug!und!Wohnzeug,!letzteres!der!Fall!bei!Uhrzeug.!TransformieG
ren!lassen!sie!sich!folgendermaßen154:!Uhrzeug!>!mehrere/viele/die*gesamten*Uhren,!ZeigJ
zeug!>!das,*womit*etw.*gezeigt*wird,!Wohnzeug!>!das,*womit*gewohnt*wird.!Letztere!TransG
formation! erscheint! ungewöhnlich,! jedoch! trifft! die! instrumentale! Verwendung! genau!
Heideggers! Intention! von! Zeug,! meint! er! damit! doch! „zu! bestimmten! Zwecken! dienende!
Gegenstände“155,! das! heißt! Zuhandenes,! das! je! „entdeckt! [ist]! in! seiner! Dienlichkeit,! VerG
wendbarkeit,!Abträglichkeit“156.!!
3.4! 1Abstraktbildung1mit1dem1Suffixoid1Bsein1%
3.4.1! Komposition,%Konversion,%Derivation?%
Neubildungen! mit! dem! Abstraktsuffix! Jheit/Jkeit/Jigkeit*sind! ein! zentrales! Merkmal! von!
Heideggers! fachsprachlichem! Idiolekt,! wie! überhaupt! Ableitungen! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit*
sehr! häufig! in! Heideggers! Sprache! vorkommen:! Wörter! wie! Ganzheit,* Möglichkeit,* VorJ
handenheit! oder! Zuhandenheit! sind! zentrale! Termini*–*das! beweist! die! Tatsache,! dass! alG
lein! diese! vier! zusammen! fast! dreihundert! mal! auf! den! knapp! einhundert! untersuchten!
Seiten!in!Sein*und*Zeit*vorkommen.!!
Bei! der! Lektüre! von! Sein*und*Zeit! sind! es! aber! nicht! nur! die! Bildungen! mit! Gheit/Gkeit/!
Gigkeit,!die!auffallen;!man!wird!auch!auf!viele!Bildungen!mit!Jsein!stoßen.!Auffällig!ist,!dass!
dort!Formen!existieren!wie!Ganzsein,*Möglichsein,*Vorhandensein!oder!Zuhandensein*(dieG
se! vier! Formen! kommen! zusammen! immerhin! fünfzig! mal! auf! den! untersuchten! Seiten!
vor).! Offensichtlich! sind! gewisse! Basen! sowohl! für! Bildungen! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit* als!
auch! mit! Jsein! produktiv.! Scheinbar! besteht! in! einer! Untersuchung! zum! Suffixgebrauch!
Heideggers!wenig!Anlass,!näherhin!auf!diesen!Zusammenhang!einzugehen,!handelt!es!sich!
doch!bei!Bildungen!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit*eindeutig!um!Derivationen,!wohingegen!BildunG
gen! mit! Jsein! vermeintlich! Komposita! sind,! genauer! Determinativkomposita.! Als! solche!
bestehen! sie! aus! einem! ErstG! und! einem! Zweitglied,! wobei! das! Zweitglied! „im! Vergleich!
zur! Bedeutung! des! ganzen! Kompositums! die! allgemeinere! Bedeutung“157!trägt,! und! das!
„Zweitglied! […]! durch! das! Erstglied! nach! verschiedenen! Gesichtspunkten! in! seinem! BeG
deutungsumfang! eingeschränkt“158!wird.! Bei! einem! Kompositum! wie! Ganzsein! würde! soG
mit!das!Zweitglied!Sein!die!allgemeinere!Bedeutung!tragen,!während!das!Erstglied!GanzG!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
150! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!257.!
151! Heidegger!(2006):!S.!192.!
152! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!441.!
153! Vgl.!ebd.!S.!166.!
154! Vgl.!ebd.!S.!100G101.!
155! Rentsch!(2003):!S.!60.!
156! Heidegger!(2006):!S.!144.!
157! Duden!(2009):!S.!664.!
158! Ebd.!S.!718.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
62!
diese! modifiziert;! Ganzsein! hieße! demnach:! ein*Sein,*das*ganz*ist.! Es! fällt! allerdings! auf,!
dass!Sein!recht!wenig!zur!Gesamtbedeutung!des!Kompositums!beiträgt!–!nicht!zuletzt!weil!
es!sich!bei!Sein!grundsätzlich!um!einen!äußerst!abstrakten,!gänzlich!unanschaulichen!BeG
griff!handelt.159!Jedenfalls!kann!hier!nicht!davon!ausgegangen!werden,!dass!das!Zweitglied!
„allein!das!ganze!Kompositum!repräsentieren!kann“160,!wie!dies!für!DeterminativkomposiG
ta!typisch!wäre.!!
Man!könnte!eine!Fügung!wie!Ganzsein!allerdings!auch!den!Rektionskomposita,!einer!UnG
tergruppe! der! Determinativkomposita161,! zurechnen,! d.h.! einer! Struktur! bestehend! aus!
einem! deverbalisierten! Substantiv! als! Zweitglied,! wobei! dieses! „vom! Verb! eine! semantiG
sche! Leerstelle! (Valenzstelle)! geerbt! hat! […].! Die! Leerstelle! wird! im! Kompositum! vom!
Erstglied! […]! besetzt.! Damit! ist! die! semantische! Relation! zwischen! ErstG! und! Zweitglied!
gleichsam! syntaktischGsemantisch! vorgegeben.! Sie! entspricht! genau! der! Relation,! die! das!
Verb! in! einem! Satz! für! die! entsprechende! Ergänzung! vorsieht“162.! In! diesem! Sinne! wäre!
das!Zweitglied!Jsein!die!Substantivierung!des!Kopulaverbs!ist,!das!als!Ergänzung!in!einer!
ZustandsG!oder!Eigenschaftszuschreibung!ein!Prädikativ!verlangt.163!Ein!KopulativkompoG
situm! wie! Ganzsein! wäre! in! diesem! Sinne! zu! transformieren! in:! x*ist*ganz.! Ungewöhnlich!
wäre!eine!solche!Zuordnung!allerdings!deshalb,!weil!das!Erstglied!bei!Rektionskomposita!
gemeinhin! die! AgensG! oder! Patiensrolle! einnimmt164;! ferner! werden! Rektionskomposita!
den! Komposita! mit! substantivischem! Erstglied! zugeordnet165,! was! nur! auf! die! wenigsten!
JseinGVerbindungen!bei!Heidegger!zutrifft.!
Es!wäre!auch!möglich,!die!Fügungen!mit!Jsein!der!Wortbildungsart!Konversion!zuzuschlaG
gen.! Immerhin! hat! Heidegger! eine! Vorliebe! für! diese! Bildungsart! (vgl.! Kap.! 2.3.3.).! Wie!
erwähnt!wurde,!kann!es!bei!der!Konversion!zur!Univerbierung!verbaler!Syntagmen!komG
men!–!auch!mit!Adjektiven,!wie!Wolfgang!Fleischer!betont!(als!Beispiel!nennt!er!sogar!eine!
Verbindung! mit! Jsein,! nämlich! das*Menschlichsein).166!Allerdings! erwähnt! Fleischer,! dass!
bei! solchen! Fügungen! „[d]ie! syntaktische! Rolle,! die! Nähe! zum! Verb! und! die! geringe! NeiG
gung!zur!Ausbildung!usueller!Nominalisationseinheiten![…]!noch!ausgeprägter![ist]!als!bei!
der!einfachen!Infinitivkonversion“167,!sodass!wegen!der!„Verbnähe!und!syntaktischen!ReG
levanz! […]! die! Wortbildungsbedeutung! Nomen! Actionis! mit! Merkmalen! der! Transitivität!
und! Zeitlichkeit“168!stark! dominiert.! Die! noch! folgenden! Ausführungen! werden! zeigen,!
dass! Bildungen! mit! Jsein! bei! Heidegger! durchaus! starke! Usualisierungstendenzen! zeigen!
und!semantisch!zweifellos!den!Nomen!Acti!zuzuordnen!sind.!!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
159! Was! nicht! heißen! soll,! dass! Sein! ein! gänzlich! leerer! oder! gar! sinnloser! Begriff! wäre,! aber! als!
„transcendens* schlechthin“! (Heidegger! (2006):! S.! 38)* ragt! es! „über! jedes! Seiende! und! jede!
mögliche!seiende!Bestimmtheit!eines!Seienden“!(ebd.)!hinaus,!wie!Heidegger!schreibt.!
160! Duden!(2009):!S.!664.!
161! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!139.!
162! Duden!(2009):!S.!719.!
163! Vgl.!http://hypermedia.idsGmannheim.de/evalbu/index.html![Stand:!01.07.2014]!
164! Vgl.!Duden!(2009):!S.!719.!
165! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!136G140.!
166! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!275.!
167! Ebd.!
168! Ebd.!S.!272.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
63!
Letzten!Endes!zeigt!diese!kurze!Übersicht,!dass!die!Zuordnung!der!JseinJVerbindungen!zu!
einer! der! Wortbildungsarten! nicht! unproblematisch! ist:! Fleischer! nennt! sie! bei! den! KonG
versionen,!Wellmann!bei!den!Komposita169;!Erasmus!Schöfer!spricht!von!„infinite[n]!SubG
stantivierung[en]“! aus! „einer! finiten! Form! des! ‚Hilfsverbs‘! sein! und! einem! PrädikatsnoG
men“170,! aber! auch! von! „Kompositionen! mit! ‚sein‘“171!und! einmal! sogar! von! „AbleitunG
gen“172.! Unbeachtet! geblieben! ist! letztlich! die! Nähe! der! JseinGVerbindungen! zur! WortbilG
dungsart!Derivation173!–!obwohl!dem!Morphem!Jsein*in!den!komplexen!Fügungen!in!verG
blüffender!Weise!die!Eigenschaften!eines!Suffixes!eignen.!!
Augenfällig!ist!dies!in!den!Texten!Heideggers!nicht!nur!wegen!der!bereits!erwähnten!KonG
kurrenz!mit!den!Ableitungen!mit!Gheit/Gkeit/Gigkeit!sondern!auch!wegen!der!viele!BildunG
gen!mit!Jsein,!sodass!durchaus!die!Rede!von!Reihenbildung!sein!kann,!sowie!semantischen!
Gesichtspunkten,!auf!die!noch!zurückzukommen!sein!wird.!Obwohl!in!der!ForschungsliteG
ratur,!besonders!bei!Schöfer,!auf!die!Bedeutung!der!Verbindungen!mit!Jsein*bei!Heidegger!
hingewiesen!wird,!werden!diese!nur!sehr!oberflächlich!unter!Infinitivsubstantivierungen!
abgehandelt174.!In!dieser!Arbeit!soll!gezeigt!werden,!dass!Jsein!als!Suffixoid!zu!betrachten!
ist! (Kap.! 3.4.2.)! und! dass! es! als! solches! eine! wichtige! Stellung! in! Heideggers! Werk! einG
nimmt:!erstens,!weil!es!sehr!produktiv!für!Neubildungen!ist!und!zweitens,!weil!es!die!AbsG
traktbildung!mit!Wortarten!erlaubt,!die!für!andere!Suffixe!unproduktiv!sind!(Kap.!3.4.3.)!
3.4.2! Merkmale%des%Affixoids%!sein%
Die! Kategorie! Affixoid,! die! den! Übergangsbereich! von! Lexem! und! Affix! beschreibt,! ist! in!
der!Morphologie!nicht!unumstritten.175!Es!gibt!jedoch!gute!Gründe,!eine!solche!Kategorie!
einzuführen,!nicht!zuletzt!die!Tatsache,!dass!Affixe!diachron!zumeist!Lexeme!waren176:!so!
existierte! im! Mittelhochdeutschen! beispielsweise! das! feminine! Substantiv! heit! mit! der!
Bedeutung! „wesen,! beschaffenheit,! art! u.! weise! (bes.! in! zusammenss.! blintG,! degenG,! kintG
heit!etc.)“177,!aus!dem!das!Suffix!Jheit/Jkeit/Jigkeit*hervorgegangen!ist178.!!
Es!gibt!eine!Reihe!von!Merkmalen,!die!Affixoide!kennzeichnen!und!vom!Suffixoid!Jsein!bei!
Heidegger!erfüllt!werden:!!
a)*Reihenbildung!
Einerseits! wird! immer! wieder! genannt,! dass! Affixoide! reihenbildend! sind179!–! das! ist! bei!
Heidegger!mit!dreiunddreißig!komplexen!Wörtern180!auf!Jsein*eindeutig!der!Fall.*Bedenkt!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
169! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!259.!
170! Schöfer!(1962):!S.!135.!
171! Ebd.!S.!135.!
172! Ebd.!S.!166.!
173! Hans! Wellmann! analysiert! sie! zwar! in! ihrer! Konkurrenz! zur! Derivation! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit,!
bezeichnet!sie!aber!als!„Komposita“!(Wellmann!(1975):!S.!259).!
174! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!118G145,!Michel!übernimmt!weitgehend!Schöpfers!Analysen.!Vgl.!Michel!
(2000):!S.!259.!
175! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!58G59.!
176! Vgl.!Elsen!(2009):!S.!316.!
177! http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=heit![Stand:!01.07.2014]!
178! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!209.!
179! Vgl.!Ascoop!(2005):!S.!19!sowie!Elsen!(2009):!S.!318.!
180! Aus!Gründen!der!Einfachheit!wurden!hier!nur!die!zusammengeschriebenen!Fügungen!mit!Jsein!
gezählt!und!nicht!die!oben!der!Konversion!(vgl.!Kap.!2.3.3.)!zugerechneten!und!mit!Bindestrich!
!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
64!
man! die! im! Kap.! 3.1.! dargestellte! Verteilung! auf! die! „herkömmlichen“! Suffixe,! wäre! Jsein!
das!Suffix!mit!den!drittmeisten!Bildungen!–!noch!vor!Gnis!oder!Gschaft.!
Auffällig!ist!des!Weiteren!die!Häufigkeit!der!Bildungen!mit!Jsein:!sieht!man!vom!Wort!DaJ
sein*ab! (das! alleine! über! vierhundertfünzig! mal! auf! den! untersuchten! Seiten! vorkommt),!
so!kommen!die!Ableitungen!mit!dem!Suffixoid!Jsein!mit!vier!mal!durchschnittlich!so!häufig!
vor!wie!die!Ableitungen!mit!Jung.!
Die!Tabelle!zeigt!Anzahl!und!Häufigkeit!der!JseinGVerbindungen!im!Vergleich:!
!
Anzahl)der)Ableitungen)
Häufigkeit)der)Ableitungen181!
Jheit/Jkeit/Jigkeit!
154!
37%!
1056!
51%!(42%)!
Jung!
193!
47%!
713!
35%!(28%)!
Jsein!
33!
8%!
121!(578)!
6%!(23%)!
Jnis*
14!
3%!
130!
6%!(5%)!
Jschaft*
7!
2%!
25!
1%!(1%)!
Jzeug!
9!
2%!
14!
1%!(1%)!
Jtum*
2!
>1%!
3!
>1%!(>1%)!
411!
100%!
2062!(2519)!
100%!(100%)!
Gesamt!
*
b)*Semantik!!
Ein!wichtiges!Kennzeichen!der!Affixoide!ist!ihre!Semantik:!„Affixoide*sind*semantisch*geneJ
reller*und*abstrakter“182!als! Kompositionsglieder,! sie! sind! „stärker*abstrahierend,*weniger*
konkret,*dafür*kategorieller“183.!An!sich!ist!Sein!als!Lexem!ohnehin!sehr!abstrakt!und!wenig!
konkret!–!als!zweiter!Teil!einer!vermeintlichen!Komposition!besteht!der!Beitrag!von!Jsein!
innerhalb! der! Fügung! jedoch! ausschließlich! darin,! das! komplexe! Wort! als! nominalisierte!
Zustandsprädikation! auszuweisen184,! „durch*die*eine*Gegebenheit*als*gegenwärtig*und*anJ
dauernd*dargestellt*wird“185.! Im! Grunde! bildet! das! Suffixoid! Jsein*als! Abstraktsuffixoid186!
Nomina!Qualitatis!aus187:!!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
gebildeten! Satznomina! wie! InJderJWeltJsein,! die! in! ihrer! Komplexität! eigens! zu! betrachten!
wären;!nichtsdestotrotz!gibt!es!hier!sicherlich!Übergänge,!etwa!bei!InJSein!(Heidegger!(2006):!S.!
53),!mit!seiner!Nähe!zu!Inheit*(vgl.!auch!Fußnote!59).!
181! In!den!Klammern!sind!die!Werte!angegeben,!die!sich!ergeben,!wenn!Dasein!mitgezählt!würde!–!
weil!dieses!Wort!ungewöhnlich!oft!vorkommt!und!somit!die!Statistik!verzerren!würde,!wird!es!
hier!ausgeklammert.!
182! Ascoop!(2005):!S.!19.!
183! Elsen!(2009):!S.!318.!
184! Einzige! Ausnahme! hiervon! ist! das! Wort! Aussein,! das! vom! Phrasem! auf*etwas*aus*sein! herrührt!
und!ohne!Kenntnis!des!ganzen!Phrasems!unverständlich!bleibt.!
185! Wellmann!(1975):!S.!261.!
186! Indem!Schöfer,!wie!bereits!erwähnt,!die!Bildungen!mit!Jsein!als!Infinitivsubstantive!abhandelt,!
verkennt! er! deren! rein! abstrakten! Gehalt;! er! spricht! von! der! „doppelte[n]! Leistung! des!
substantivierten! Infinitivs,! durch! seinen! substantivischen! Charakter! den! Verbalgehalt! für! die!
begriffliche! Anschauung! zugänglich! zu! machen,! dank! seines! […]! verbalen! Charakters! […]!
!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
65!
Eine! Wortgruppe! wie! „Das*Ganzsein*des*Daseins“188!lässt! sich! demnach! transformieren! in!
eine!Prädikation!mit!Kopulaverb!und!Adjektiv:!Das*Dasein*ist*ganz.!Eine!Bildung!mit!Jsein!
lässt!sich!in!diesem!Sinne!auch!mit!einem!Inhaltssatz!mit!eingeleitetem!dass!umschreiben:!
a)!„Nur*das*Freisein*für*den*Tod*gibt*dem*Dasein*das*Ziel*schlechthin“189!kann!transformiert!
werden! in! b)! Nur*dass*das*Dasein*frei*ist*für*den*Tod,*gibt*dem*Dasein*das*Ziel*schlechthin.*
Wie!sich!zeigt,!ermöglicht!die!Konstruktion!mit!Jsein!ganz!im!Sinne!der!Abstrakta!(vgl.!Kap.!
2.3.5.!und!Kap.!3.3.4.)!das!Weglassen!der!in!der!Prädikation!obligatorischen!Ergänzungen!
–!in!diesem!Fall!das!Wort!Dasein!in!b).!!
c)*Konkurrenz*mit*Affixen!
Das!Konkurrieren!mit!Affixen!ist!ein!weiteres!Kriterium!zur!Bestimmung!des!AffixoidstaG
tus190,!obgleich!es!umstritten!ist191.!Gerade!bei!Heidegger!ist!die!Konkurrenz!zwischen!den!
JseinGVerbindungen! und! den! herkömmlichen! Affixen! augenfällig.! Aus! dem! oben! bzw.! in!
Kap.!3.3.4.!Gesagten!folgt,!dass!diese!Konkurrenz!primär!die!Ableitungen!auf!GJheit/Jkeit/!
Jigkeit* betrifft,! da! dieses! Suffix! und! Jsein! Zustandsabstrakta! bilden.! Sichtbar! wird! diese!
Konkurrenz! im! Bereich! der! bereits! erwähnten! Parallelformen:! Ganzsein/Ganzheit,* MögJ
lichsein/Möglichkeit,* Vorhandensein/Vorhandenheit,* Zuhandensein/Zuhandenheit! sowie!
ferner! bei:! Freisein/Freiheit,! Gestimmtsein/Gestimmtheit,! Gewißsein/Gewißheit,! InnenJ
sein/Inheit,!Vertrautsein/Vertrautheit.!!
Es!zeigt!sich,!dass!sich!diese!Formen!wechselseitig!substituieren!lassen:!Heideggers!Satz!a)!
„Das!Gestimmtsein!bezieht!sich!nicht!zunächst!auf!Seelisches,!ist!selbst!kein!Zustand!drinG
nen,! der! dann! auf! rätselhafte! Weise! hinausgelangt! und! auf! die! Dinge! und! Personen! abG
färbt“192!ist! synonym! zu! b)! Die*Gestimmtheit*bezieht*sich*nicht*zunächst*auf*Seelisches,*ist*
selbst*kein*Zustand*drinnen,*der*dann*auf*rätselhafte*Weise*hinausgelangt*und*auf*die*Dinge*
und*Personen*abfärbt.*Sowohl!in!a)!wie!in!b)!lässt!sich!das!Abstraktum!transformieren!in!
einen!Inhaltssatz:!c)!Dass*das*Dasein*gestimmt*ist,*bezieht*sich*nicht*zunächst*auf*Seelisches,*
ist* selbst* kein* Zustand* drinnen,* der* dann* auf* rätselhafte* Weise* hinausgelangt* und* auf* die*
Dinge*und*Personen*abfärbt.*!
Interessant! ist! diese! Konkurrenz! besonders! bei! Beispielen! wie:! „Die! Angst! offenbart! im!
Dasein! das! Sein! zum! eigensten! Seinkönnen,! das! heißt! das! Freisein! für! die! Freiheit! des!
SichGselbstGwählens! und! Gergreifens.“193!Freisein! und! Freiheit! können! hier! wechselseitig!
ausgetauscht!werden;!eine!Transformation!würde!dabei!folgenden!Satz!ergeben:!Die*Angst*
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Bewegung! zugleich! auch! sprachinhaltlich! als! Bewegung! zu! erhalten! und! dem! Sprecher! so!
vorzustellen“.! (Schöfer! (1962):! S.! 133)! Sie! würden! verbale! Vorgänge! nicht! „aus* dem*
dynamischen* verbalen* Status* völlig* heraus[zu]lösen* und* in* die* statische* Substantivklasse* […]*
überführen“! (Schöfer! (1962):! S.! 131).! Diese! Arbeit! dürfte! gezeigt! haben! bzw.! sie! wird! es! noch!
genauer!aufweisen,!dass!den!Bildungen!mit!Jsein!weder!ein!besonderer!Verbalgehalt,!noch!gar!
ein! dynamischer! oder! bewegter! Status! eignet! (jedenfalls! nicht! mehr! als! Bildungen! mit! J
heit/keit/Jigkeit).!
187! Ausnahmen! hierfür! sind! Dasein! und! Bewußtsein.! Wie! bei! manchen! Bildungen! auf! Jheit/Jkeit/*
Jigkeit*hat!sich!bei!diesen!Wörtern!eine!„Konkretisierung“!(Wellmann!(1975):!S.!322)!vollzogen.!
188! Heidegger!(2006):!S.!240.!
189! Ebd.!S.!384.!
190! Vgl.!Ascoop!(2005):!S.!19.!
191! Vgl.!Elsen!(2009):!S.!319.!
192! Heidegger!(2006):!S.!137.!
193! Heidegger!(2006):!S.!188.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
66!
offenbart* im* Dasein* das* Sein* zum* eigensten* Seinkönnen,* das* heißt* die* Tatsache,* dass* das*
Dasein*frei*dafür*ist,*dass*es*frei*für*das*SichJselbstJwählen*und*Jergreifen*ist.*Zu! überlegen!
ist! bei! solchen! Sätzen,! weswegen! hier! zwei! synonyme! Formen! vorkommen! –! bei! diesem!
Beispiel!sind!stilistische!Gründe!denkbar!(etwa!um!eine!Tautologie!zu!erzeugen;!vgl.!Kap.!
2.4.).194!Jedenfalls!kann!kein!semantischer!Unterschied!festgestellt!werden!zwischen!FreiJ
sein!und!Freiheit.!
Die!Konkurrenz!von!Jheit/Jkeit/Jigkeit*und!Jsein!zeigt!sich!auch!in!der!Übersetzung!–!HeiG
deggers! Bildungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit* werden! von! Andreas! Michel! besonders! häufig!
durch!die!„abstrahierende!Wortbildungskomponente“195!être*ins!Französische!übertragen!
(etwa!Geworfenheit!–!êtreJjeté;*Gewesenheit*–*êtreJété)196!
In!eingeschränktem!Maße!betrifft!diese!Konkurrenz!auch!das!Ableitungssuffix!Jung,!sofern!
es!Nomina!Acti!ausbildet!(vgl.!Kap.!3.2.):!Der!Satz!a)!„Welche!Befindlichkeit!erschließt!dem!
Man!die!Überantwortung!an!den!Tod!und!in!welcher!Weise?“197!kann!transformiert!werG
den! in! b)! Welche*Befindlichkeit*erschließt*dem*Man*das*Überantwortetsein*an*den*Tod*und*
in*welcher*Weise?*Und! a)! und! b)! können! wiederum! transformiert! werden! in:! Welche*BeJ
findlichkeit*erschließt*dem*Man,*dass*es*an*den*Tod*überantwortet*ist*und*in*welcher*Weise?*
d)*Sonstige*Kriterien!
Als!weiteres!Kriterium!zur!Bestimmung!eines!Affixoids!wird!genannt,!dass!ein!selbststänG
diges!homonymes!Wort!existiert,!mit!dem!das!Affixoid!etymologisch!verwandt!ist,!in!das!
es!sich!aber!nicht!paraphrasieren!lässt198!oder!bei!dem!eine!solche!Paraphrase!zumindest!
„nicht!sprachüblich“199!wäre.!Und!tatsächlich!lässt!sich!ein!Satz!wie!a)!„Auch!ist!das!SichG
vorwegGsein!ein!uneigentliches,!wenn!auch!das!Überfallensein!vom!Drang!aus!dem!DränG
genden!selbst!kommt“200!nicht!paraphrasieren!in!b)!Auch*ist*das*SichJvorwegJsein*ein*uneiJ
gentliches,* wenn* auch* das* überfallene* Sein* vom* Drang* aus* dem* Drängenden* selbst* kommt,!
sondern!vielmehr!in!c)!Auch*ist*das*SichJvorwegJsein*ein*uneigentliches,*wenn*auch*die*TatJ
sache,*dass*das*Dasein*vom*Drang*überfallen*wird,*aus*dem*Drängenden*selbst*kommt.*Der!
Unterschied!zu!den!Komposita!mit!SeinJ*als!Erstglied!ist!dabei!signifikant:!Eine!KomposiG
tum!wie!Seinsganzheit!kann!ohne!weiteres!paraphrasiert!werden!in!die*Ganzheit*des*Seins.!!
Bereits! erwähnt! wurde! die! Tatsache,! dass! im! Unterschied! zu! einem! Zweitglied! in! der!
Komposition!das!Suffixoid!Jsein!nicht!alleine!für!das!ganze!Kompositum!stehen!kann!(auch!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
194! Dass!Jsein!in!der!dergleichen!Fällen!verwendet!wird,!um!Assoziationen!hervorzurufen!(vgl.!Kap.!
2.3.1.!mit!Wandruzkas!Aussage,!Heidegger!strebe!eine* „bis!ins!Letzte!motivierten!Sprache“*an)!
legen!Andreas!Michel!und!Alejandro!Vigo!nahe,!wenn!sie!behaupten,!dass!„der!SeinGBegriff![…]!
in! unterschiedlichen! Verbindungen! verwendet! [wird],! die! […]! stets! auf! eine! philosophische!
Einheit! zurückverweisen,! denn! all! diese! Komposita! (SeinGbei,! SeinGmit! ect.)! stehen! für!
wesenhafte! Strukturen! des! Daseins“! (Michel/Vigo! (2000):! S.! 248).! Allerdings! werden! die!
Ableitungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*mindestens! genauso! oft! genützt,! um! Strukturen! des! Daseins!
bzw.! Existenzialen! zu! bezeichnen,! etwa! Weltlichkeit! (vgl.! Heidegger! (2006):! S.! 64)! und!
umgekehrt! bezeichnen! Ableitungen! mit! Jsein! auch! Strukturen,! die! gerade! nicht! beim! Dasein!
auftreten!(z.B.!Zuhandensein,!das!ein!Charakteristikum!des!Zeugs!ist).!
195! Michel!(2000):!S.!266.!
196! Vgl.!ebd.!S.!264G265.!
197! Heidegger!(2006):!S.!252.!
198! Vgl.!Elsen!(2009):!S.!318.!
199! Ebd.!
200! Heidegger!(2006):!S.!195.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
67!
wenn! dieses! Kriterium! umstritten! ist201):! a)! Im*puren*Drang*ist*die*Sorge*noch*nicht*frei*
geworden,*obzwar*sie*erst*das*Sein*des*Daseins*aus*ihm*selbst*her*ontologisch*möglich*macht*
besagt! nicht! annähernd! ähnliches! wie! b)*Im*puren*Drang*ist*die*Sorge*noch*nicht*frei*geJ
worden,*obzwar*sie*erst*das*Bedrängtsein*des*Daseins*aus*ihm*selbst*her*ontologisch*möglich*
macht.!
Weitere! Kriterien! betreffen! die! Akzentverhältnisse! –! es! „tragen! die! Kombinationen! den!
primären! Wortakzent! im! Normalfall! auf! dem! nichtGaffixoiden! Element“202!(z.B.*das*GanzJ
sein)! –! sowie! die! Unmöglichkeit,! Affixoide! direkt! mit! weiteren! Affixen! zu! verbinden203!
(wobei! mit! Sein! kaum! Derivationen! vorkommen;! z.B.! jedoch:! seinshaltig204,! nicht! jedoch!
ganzseinshaltig;!im!Unterschied!dazu:!säurehaltig,!zitronensäurehaltig).!
3.4.3! Das%Suffixoid%!sein%in%Sein%und%Zeit%
Bildungen!mit!Jsein!sind!in!Sein*und*Zeit!häufig!und!können!den!Ableitungen!zugerechnet!
werden!–!als!solche!zählen!sie!zu!Heideggers!fachsprachlichem!Idiolekt:!Fachsprachlichen!
Wert!haben!sie!aus!zweierlei!Gründen:!einerseits!haben!einige!dieser!Bildungen!terminoG
logischen!Charakter!bei!Heidegger;!Beispiele!hierfür!sind!Schuldigsein!(kommt!im!gesamG
ten! Werk! sechzig! mal! vor,! zusätzlich! noch! in! Komposita! wie!Schuldigseinkönnen;! der! BeG
griff!ist!elementar!für!Heideggers!Fundamentalontologie,!besonders!für!seine!Konzeption!
des! Gewissens:! „Das! GewissenGhabenGwollen! bedeutet! die! Anrufbereitschaft! auf! das! eiG
genste!Schuldigsein“205),!Ganzsein!(kommt!im!gesamten!Werk!23!mal!vor,!17!mal!im!KomG
positum! Ganzseinkönnen;! eine! zentrale! Stellung! kommt! ihm! bei! Heideggers! Analyse! des!
Todes!zu,!so!lautet!etwa!der!Titel!des!ersten!Kapitels!des!zweiten!Abschnitts:!„Das*mögliJ
che*Ganzsein*des*Daseins*und*das*Sein*zum*Tode“206)! und! Mitsein! (kommt! 60! mal! in! Sein*
und*Zeit! vor;! es! ist! Ausdruck! der! „sozialen! Dimension“! des! Daseins:! „Mitsein! ist! eine! BeG
stimmtheit! des! je! eigenen! Daseins;! Mitdasein! charakterisiert! das! Dasein! Anderer,! sofern!
es!für!ein!Mitsein!durch!dessen!Welt!freigegeben!ist.“207)!
Der!fachsprachliche!Charakter!der!JseinGVerbindungen!kommt!aber!auch!dadurch!zustanG
de,!dass!sie!in!philosophischen!Fachsprachen!schon!vor!Heidegger!häufig!auftreten;!StolG
tenberg! nennt! als! Beispiele! etwa:! Wolff! (z.B.! Dasein,* Bewußtsein),! Schleiermacher! (z.B.!
Zusammensein,*Gesamtsein),!Fichte!(z.B.!Fürsichsein,*Insichsein,*Sosein)!und!Hegel!(z.B.!AnJ
sichsein,*Außersichsein,*Beisichsein)208.!Besonders!bei!Hegel!ist!Jsein!ein!häufig!anzutreffenG
des!Wortbildungsmittel;!in!seinen!Schriften!begegnen!Sätze!wie:!„es![das!Geistige]!ist!das!
Wesen! oder! Ansichseiende,! –! das! sich! Verhaltende! und! Bestimmte,! das! Anderssein! und!
Fürsichsein! –! und! in! dieser! Bestimmtheit! oder! seinem! Außersichsein! in! sich! selbst! BleiG
bende;!–!oder!es!ist!an!und!für!sich.!–!Dies!Anundfürsichsein!aber![…]“209.!Erasmus!Schöfer!
bemerkt,! dass! die! Häufigkeit! der! JseinGVerbindungen! bei! Hegel! „erst! bei! Heidegger! und!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
201! Vgl.!Elsen!(2009):!S.!319.!
202! Ascoop!(2005):!S.!19.!
203! Vgl.!Elsen!(2009):!S.!326.!
204! Z.B.!verwendet!von!T.W.!Adorno!(vgl.!Adorno!(1970):!S.!204).!
205! Heidegger!(2006):!S.!307.!
206! Ebd.!S.!235.!
207! Ebd.!S.!121.!
208! Vgl.!Stoltenberg!(1934):!S.!99.!
209! Hegel!(1986):!S.!28.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
68!
Jaspers!wieder!erreicht“210!wurde.!Wie!bei!den!Ableitungen!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit!ist!hier!
also!nicht!die!Tatsache,!dass!Heidegger!diese!Bildungsart!verwendet,!auffällig!(Heidegger!
befindet!sich!mit!dieser!Bildungsweise!„durchaus!im!Rahmen!dessen,!was!die!philosophiG
sche! Diskurstradition! des! Dt.! an! Mitteln! bereitstellt“211,! wie! Andreas! Michel! bemerkt)! –!
auffällig! ist! die! Häufigkeit,! mit! der! er! dies! tut! –! besonders! im! Hinblick! auf! die! deutsche!
Gegenwartssprache;! Hans! Wellmann! spricht! von! der! „geringe[n]! Nutzung“212!der! JseinG
Fügungen,!die!in!„äußerstem!Kontrast“213!zu!den!vielfältigen!Bildungsmöglichkeiten!stehe:!
fünfzehn!von!32!Ableitungen!auf!Jsein!sind!Wortneubildungen.!Bei!diesen!handelt!es!sich!
um:! Ausgegebensein,* Behaftetsein,* Enthobensein,* Enthülltsein,* Ganzsein,* Gewißsein,* MiteiJ
nandersein,* Mitvorhandensein,* Möglichsein,* Personsein,* Überantwortetsein,* Überfallensein,*
Zeichensein,*Zuendegekommensein,*Zuhandensein.!!
Letztlich! sind! damit! beinahe! die! Hälfte! (46%)! aller! Bildungen! mit! Jsein! Neubildungen! –!
beim!Suffix!Jheit/Jkeit/Jigkeit*sind!es!17%,!bei!Jzeug!33%,!bei!den!vier!anderen!untersuchG
ten!Suffixen!gab!es!überhaupt!keine!Wortneubildungen.!Das!Suffixoid!Jsein!ist!bei!HeidegG
ger! also! als! sehr! produktives! Wortbildungsmittel! zu! erachten,! besonders! in! Relation! zur!
absoluten!Anzahl!der!Bildungen!mit!Jsein.!Es!handelt!sich!bei!ihnen!auch!nicht!zwingend!
um!Spontanbildungen:!sie!kommen!im!Schnitt!rund!vier!mal!auf!den!untersuchten!Seiten!
vor!und!damit!kaum!weniger!als!die!Bildungen!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit.!Nachfolgende!TabelG
le!zeigt!die!genauen!Vergleichswerte:!
!
!sein)
)!zeug!
!heit,'!keit,'!igkeit)
Anzahl!der!Neubildungen!Heideggers!
15!
26!
3!
Anteil!an!der!Anzahl!der!Ableitungen!
46%!
17%!
33%!
Häufigkeit!der!Neubildungen!Heideggers!
58!
115!
5!
Anteil!an!der!Häufigkeit!der!Ableitungen!
48%!(10%)214!
11%!
36%!
Durchschnittliche!Häufigkeit/Ableitung!!
3,9!mal!
4,4!mal!
1,7!mal!
Einerseits! ist! die! Produktivität! der! JseinJVerbindungen! auffällig;! nicht! minder! ist! es! die!
Bildungsweise! selbst! (und! nicht! nur! der! Neubildungen)! –! besonders! im! Vergleich! zum!
Suffix!Jheit/Jkeit/Gigkeit.*!
Wellmann,! der! ebenfalls! die! Konkurrenz! der! von! ihm! so! genannten! seinGKomposita! mit!
den! Ableitungen! mit! Jheit/Jkeit/Gigkeit*untersucht,! hat! dabei! nur! die! Bildungen! mit! dem!
Partizip! II! im! Blick215!–! tatsächlich! können! diesen! Verbindungen! aber! wesentlich! mehr!
Wortarten!als!Basis!zugrunde!liegen.!Auch!wenn!departizipiale!Bildungen!häufig!sind!(z.B.!
Ausgegebensein,! Gefasstsein,! Vertrautsein),! gibt! es! auch! solche! mit! adjektivischer! (z.B.!
Schuldigsein,*Gewißsein,*Ganzsein),! adverbialer! (z.B.! Dabeisein,! Miteinandersein)! und! subG
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
210! Schöfer!(1962):!S.!126.!
211! Michel!(2000):!S.!259.!
212! Wellmann!(1975):!S.!259.!
213! Ebd.!
214! In!den!Klammern!sind!die!Werte!angegeben,!die!sich!ergeben,!wenn!Dasein!mitgezählt!würde!–!
weil!dieses!Wort!ungewöhnlich!oft!vorkommt!und!somit!die!Statistik!verzerren!würde,!wird!es!
hier!ausgeklammert.!
215! Vgl.!ebd.!S.!261.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
69!
stantivischer! Basis! (z.B.! Zeichensein);! ferner! sind! als! Basen! auch! Präpositionen! (z.B.! MitJ
sein),!und!Pronomen!(z.B.!Selbstsein)!möglich.!
Ein!Syntagma,!das!im!Sinne!einer!„Phrasenderivation“216!durchaus!Bestandteil!einer!AbleiG
tung!werden!könnte,!liegt!weder!vor!bei!Zuendegekommensein,*noch!bei!Mitvorhandensein,!
da! sowohl! zuendegekommen217!als! auch! mitvorhanden218!als! zusammengesetzte! Adjektive!
in!Sein*und*Zeit!vorkommen!und!somit!(vgl.!Kap.!3.3.1.)!diese!Adjektive!als!Basis!der!AbleiG
tungen!gewertet!werden!können.!!
Nachfolgende!Tabelle219!zeigt!die!genaue!Verteilung:!)
Basis)
Anzahl))
Häufigkeit220!
Adjektiv!
12!
36%!
80!
66%!(14%)!
Partizip!
12!
36%!
14!
12%!(2%)!
Adverb!
5!
15%!
9!(465)!
7%!(80%)!
Präposition!
1!
3%!
11!
9%!(2%)!
Substantiv!
2!
6%!
4!
3%!(1%)!
Pronomen!
1!
3%!
3!
2%!(1%)!
33!
100%!
121!(578)!
100%!
Gesamt!
!
Zu! erinnern! ist! hier! an! die! Konkurrenz! zwischen! Jheit/Jkeit/Jigkeit! und! Jsein.! Oben! (vgl.!
Kap.! 3.2.)! wurde! bereits! erwähnt,! dass! die! allermeisten! Bildungen! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit!
mit!adjektivischer!oder!partizipialer!Basis!erfolgen!–!mehrheitlich!trifft!dies!zwar!auch!auf!
die!JseinGBildungen!zu,!jedoch!in!geringerem!Umfang;!die!Streuung!auf!andere!Wortarten!
als!Basis!ist!größer.!Dies!zeigt!sich!genauer,!wenn!man!sich!die!zuvor!(vgl.!Kap.!3.2.)!aufgeG
zeigte! Verteilung! der! Ableitungssuffixe! auf! die! Ableitungsbasen! vergegenwärtigt! und! sie!
der!Verteilung!beim!Suffixoid!Jsein!gegenüberstellt:!
!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
216! Fleischer/Barz!(2012):!S.!175.!
217! Heidegger!(2006):!S.!238.!
218! Ebd.!S.!423.!
219! Man!
beachte! auch! den! Unterschied! in! der! Häufigkeit! zwischen! den! deadjektivischen! und!
departizialen! Ableitungen! –! ganz! offensichtlich! handelt! es! sich! bei! den! Bildungen! mit!
partizipialer! Basis! viel! eher! um! spontane! Einmalbildungen! als! dies! bei! den! Bildungen! mit!
Adjektiven!der!Fall!ist.!
220! In!den!Klammern!sind!die!Werte!angegeben,!die!sich!ergeben,!wenn!Dasein!mitgezählt!würde!–!
weil!dieses!Wort!ungewöhnlich!oft!vorkommt!und!somit!die!Statistik!verzerren!würde,!wird!es!
hier!ausgeklammert.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
Basis'
70!
Alle)Suffixe)(außer)!sein)!
!sein)
72%!
41%!
G!
58%!
6%!
>1%!
15%!
G!
Präposition!
3%!
>1%!
Pronomen!
3%!
>1%!
Numerale!
G!
>1%!
Sonstige!
G!
>1%!
Adjektiv!(inkl.!Part.!Adj.)!
Verb!
Substantiv!
Adverb!
Beim!Vergleich!beider!Spalten!wird!sichtbar,!dass!Jsein!als!Ableitungssuffixoid!erweiterte!
Bildungsmöglichkeiten! bietet:! es! sind! zwar! keine! Bildungen! mit! verbaler! Basis! möglich,!
dafür!können!neben!den!Inhaltswörtern!auch!Funktionswörter!mit!dem!Suffixoid!Jsein!zu!
Abstrakta! werden! –! es! wird! also! die! Bildung! von! Abstrakta! mit! den! nicht! flektierbaren!
Wortarten!möglich!gemacht!(oben!–!vgl.!Kap.!2.3.3.!–!wurde!bereit!auf!die!Bedeutung!dieG
ser! für! das! Denken! Heideggers! aufmerksam! gemacht).! Bedeutsam! ist! dies! vor! allem! bei!
den!deadverbialen!Ableitungen!–!während!alle!anderen!untersuchten!Suffixe!für!adverbiaG
le!Basen!unproduktiv!sind,!ist!dies!Jsein!nicht;!Das!Suffixoid!Jsein!erlaubt!damit,!eine!Lücke!
im!deutschen!Ableitungssystem!zu!kompensieren.!Daneben!bildet!Jsein!hauptsächlich!deG
partizipiale!und!deadjektivische!Abstrakta!und!tritt!dadurch!in!Konkurrenz!zu!Jheit/Jkeit/J
igkeit.*
4! Resümee%und%Ausblick%
Obwohl!Heideggers!Sprachverwendung!auffällig,!ja!sogar!außergewöhnlich!genannt!werG
den!kann,!hat!sie! in!der! Sprachwissenschaft! kaum! Beachtung! gefunden.! Nichtsdestotrotz!
kann!Heideggers!Sprache!als!fachsprachlicher!Idiolekt!mit!linguistischen!Mitteln!erforscht!
und!beschrieben!werden.!Auch!wenn!eine!solche!Beschreibung!auf!vielerlei!Ebenen!erfolG
gen! kann,! ist! (wie! so! oft! bei! Fachsprachen)! die! lexikalische! bzw.! morphologische! Ebene!
von!besonderem!Interesse.!Heideggers!nutzt!zur!Gewinnung!seines!Fachwortschatzes!alle!
wichtigen! Möglichkeiten! der! Wortschatzerweiterung! (es! finden! sich! neben! inhaltlichen!
Neubildungen!auch!Entlehnungen,!Konversionen,!Kompositionen!sowie!Derivationen)!und!
kreiert!damit!all!jene!illustren!Beispiele!sprachlicher!Innovation,!die!so!oft!an!ihm!hervorG
gehoben,!bemängelt!oder!bewundert!wurden:!Satznomina!(InJderJWeltJsein),!verbalisierte!
Substantive! (nichten),! graphematisch! verfremdete! Alltagsbegriffe! (entJfernen),! häufig! in!
terminologische! Systeme! eingeflochtene! Komposita! (Fürsorge,*Selbstsorge)! oder! seltsam!
anmutende! Ableitungen! (Inheit)! –! eine! solche! Aufzählung! ließe! sich! beliebig! fortsetzen.!
Weil! aber! eine! genaue! Auflistung! aller! Merkmale! weder! sinnvoll! noch! möglich! gewesen!
wäre,! wurde! in! dieser! Arbeit! mit! der! Suffixderivation! ein! zentrales! sprachbildnerisches!
Mittel!näher!beleuchtet:!
Es! hat! sich! gezeigt,! dass! Heidegger! vor! allem! für! zwei! Suffixe! starke! Präferenzen! gezeigt!
hat,!nämlich!für!Jung!und!Jheit/Jkeit/Jigkeit,!wovon!jedoch!nur!Jheit/Jkeit/Jigkeit!für!NeuG
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
71!
bildungen!produktiv!ist!–!überraschend!vor!allem!deshalb,!weil!in!der!Forschungsliteratur!
eine!Vorliebe!Heideggers!für!Bildungen!mit!Jung!behauptet!wird,!aber!auch,!weil!viele!von!
den! in! der! Forschung! als! Neubildungen! klassifizierten! Ableitungen! (nicht! nur! mit! Jung)!
gar! keine! sind.! Mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit! ist! bei! Heidegger! jedoch! ein! wichtiges! WortbilG
dungsmittel! der! philosophischen! Fachsprachlichkeit! produktiv,! das! klassischerweise! zur!
Bildung!von!Abstrakta!–!so!auch!bei!Heidegger!–!dient.!Bis!auf!wenige!Ausnahmen!(Inheit,*
Jemeinigkeit)!sind!auch!die!suffigierten!Basen!(Partizipien!und!Adjektive)!und!die!VerteiG
lung! der! Suffixvarianten*Jheit,*Jkeit! und! Jigkeit! auf! die! jeweiligen! Basen! im! Rahmen! des!
Üblichen.! Neben! den! Neubildungen! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit! fanden! sich! auch! solche! mit! J
zeug,!wohl!weil!das!Substantiv!Zeug!ein!zentraler!Terminus!in!Sein!und!Zeit!ist.!!
In! der! Arbeit! wurde! hiernach! ein! weiteres! Phänomen! untersucht,! wozu! auf! den! ersten!
Blick!wenig!Veranlassung!zu!bestehen!schien!–!die!vermeintlichen!Komposita!mit!Jsein.!Es!
hat! sich! aber! nicht! nur! gezeigt,! dass! sich! die! Forschung! bei! der! Zuordnung! von! Jsein! so!
einig! gar! nicht! ist,! sondern! auch,! dass! Jsein! in! frappierender! Weise! Suffixeigenschaften!
aufweist:!es!ist!reihebildend,!es!hat!die!semantischen!Eigenschaften!eines!Abstraktsuffixes!
und!tritt!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit!und!mit!Jung!in!Konkurrenz;!zudem!kann!an!Jsein!kein!SufG
fix!angehängt!werden,!es!trägt!nicht!den!primären!Wortakzent!und!kann!nicht!die!ganze!
Fügung!ersetzen.!All!dies!ließ!die!These!zu,!dass!es!sich!bei! Jsein!(zumindest!bei!HeidegG
ger)!um!ein!Suffixoid!handelt;!als!solches!ist!es!nicht!nur!sehr!produktiv!für!Neubildungen,!
sondern!kann!auch!mit!Basen!verbunden!werden,!die!für!andere!Suffixe!unproduktiv!sind!
(hauptsächlich!mit!Adverbien!und!anderen!nicht!flektierbaren!Wortarten),!sowie!mit!AdG
jektiven!und!Partizipien,!wodurch!die!Konkurrenz!zu*Jheit/*JkeitJ/Jigkeit!zustande!kommt.!!
An!dieser!Stelle!wäre!zu!untersuchen,!ob!die!Zuordnung!von!Jsein*als!Suffixoid!sich!auch!
mit!Texten!anderer!Autoren!stützen!ließ;!es!bot!Heideggers!Text!allerdings!dank!der!BeG
schaffenheit! seines! Idiolekts! –! wozu! neben! der! bloß! quantitativen! Menge! der! Bildungen!
mit!Jsein!auch!die!vielen!Konkurrenzformen!zwischen!Jheit/Jkeit/Jigkeit*und*Jsein*zu!zähG
len!sind*–!sicherlich!in!hervorragender!Weise!die!Möglichkeit,!Jsein!als!Suffixoid!zu!erkenG
nen!und!zu!erforschen.!Zu!untersuchen!wäre!in!der!Folge!auch,!ob!nicht!bei!anderen,!hier!
nur!kurz!angerissenen!wortbildnerischen!Phänomenbereichen!in!gleicher!oder!zumindest!
ähnlicher! Weise! Auffälligkeiten! augenfällig! werden! könnten,! die! die! Graubereiche! der!
Morphologie!betreffend!zum!Ausloten!ebendieser!Grenzbereiche!führen!könnten.!!
Es!gäbe!auch!sonst!allerlei!zu!untersuchen:!vor!allem!müssten!(dies!wurde!hier,!zumindest!
in! Ansätzen,! immer! wieder! versucht)! Bezüge! zur! Fachsprachlichkeit! in! der! Philosophie!
aufgezeigt! werden.! Es! wäre! überhaupt! zu! wünschen,! dass! sich! die! Sprachwissenschaft!
vermehrt! der! Philosophie! annehmen! würde.! Arbeiten! zu! den! Sprachen! der! Philosophie!
sind!immer!auch!Arbeiten!zu!den!Sprachen!des!Denkens!(des!Seins?);!und!wenn,!wie!einG
gangs! zitiert,! das! Denken! mit! seinem! Sagen! unscheinbare! Furchen! in! die! Sprache! legt,!
dann!kann!umgekehrt!das!Untersuchen!der!Spuren!des!Denkens!in!der!Sprache!vielleicht!
zurückweisen! zu! dem,! der! sie! angelegt,! also! gedacht! hat,! d.h.! zum! Denkenden! und! letztG
endlich!dem!Denken!selbst.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
72!
5! Anhänge%
5.1! Anhang1A:1Liste1der1Suffixableitungen%
Ableitung
!
Anzahl (=A)
Ableitung
A
Abblendung
1
Ausarbeitung
6
Abdrängung
1
Ausbildungsrichtung
1
Abgeschiedenheit
1
Ausdrücklichkeit
Abgrenzung
11
Abhebung
Ableitung
A
Begegnischarakter
Begegnisstruktur
1
2
Begräbnis
1
Auseinanderlegung
1
Begrifflichkeit
3
2
Ausgedehntheit
1
Behauptung
1
Ablesung
2
Ausgelegtheit
5
Behebung
1
Abschilderung
1
14
Beherrschbarkeit
1
Abträglichkeit
6
1
Beiträglichkeit
1
Abwandlung
3
2
Berufung
2
Abwesenheit
– Weltabwesenheit
1
Auslegung
– Auslegungstendenz
– Selbstauslegung
– Seinsauslegung
– Daseinsauslegung
1
Beruhigung
1
3
Berührung
1
Abzweckung
1
Auslöschung
1
Beschädigung
2
Alltäglichkeit
29
Aussichtslosigkeit
1
Beschaffenheit
3
Angemessenheit
1
Ausstattung
1
Beschränkung
1
Angänglichkeit
2
Ausweisung
1
Beschreibung
3
Angeregtheit
1
Auszeichnung
2
Besinnung
2
Angewiesenheit
3
Bangigkeit
1
Besorgnis
1
Anmessung
3
Beantwortung
3
10
Anrufbereitschaft
1
15
Anschauung
1
Bedeutsamkeit
– Unbedeutsamkeit
Bestimmtheit
– Seinsbestimmtheit
23
Ansetzung
1
Bedeutung
23
Anweisung
4
Bedingung
11
Anwendung
1
Bedrohbarkeit
1
– Bestimmung
– Wesensbestimmung
– Zeitbestimmung
– Seinsbestimmung
– Grundbestimmung
Anwesenheit
2
Bedrohlichkeit
3
Aufbaungszusammenhang
1
Bedrohtheit
1
Betrachtung
3
Aufdringlichkeit
– Unaufdringlichkeit
4
Bedrohung
6
Betriebsamkeit
1
1
Bedürfnislosigkeit
1
Betroffenheit
2
Auffälligkeit
6
Beendigung
1
Bewährung
3
Auffassung
2
Befestigung
1
Bewältigung
1
Aufgeschlossenheit
1
53
2
Aufklärung
5
Bewandtnis
– Bewandtnisart
– Bewantniszusammenhang
– Bewandtnisganzheit
32
Aufhellung
Befindlichkeit
– Grundbefindlichkeit
– Mitbefindlichkeit
Aufsässigkeit
– Unaufsässigkeit
5
Befreiung
1
1
3
Bewerkstellung
1
Aufweisung
7
Begebenheit
– Weltbegebenheit
1
Bezeichnung
3
Aufzählung
3
Bezeugung
3
1
3
7
1
1
1
2
1
5
1
1
2
9
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
Ableitung
Beziehung
– Beziehungscharakter
– Seinsbeziehung
Daseinsabgeschlossenheit
Ableitung
A
Ableitung
A
15 Entwirrung
1
Formalisierung
2
1
Entworfenheit
1
Forschung
6
1
Erfahrbarkeit
3
Fragehaltung
1
1
Erfahrung
– Dingerfahrung
– Grunderfahrung
– Zeiterfahrung
2
Fragestellung
2
1
Freiheit
2
1
Freilegung
8
Datierbarkeit
– Datierbarkeitsbezug
9
Datierung
7
1
Führung
5
Dienlichkeit
– Undienlichkeit
15 Erfassung
– Selbsterfassung
1
– Erfassungsmöglichkeit
7
4
Fundierung
– Fundierungszusammenhang
1
3
Funktionalisierung
1
1
Erfordernis
2
Furchtbarkeit
3
Dingveränderung
1
Erfüllung
2
Furchtlosigkeit
1
Dringlichkeit
1
Ergebnis
3
Furchtsamkeit
2
Dunkelheit
3
Ergiebigkeit
1
2
Erinnerung
1
Durchschnittlichkeit
2
Ganzheit
– Bewandtnisganzheit
– Daseinsganzheit
– Seinsganzheit
– Strukturganzheit
– Unganzheit
– Zeugganzheit
– Verweisungsganzheit
30
Durchführung
Dinglichkeit
– Naturdinglichkeit
1
1
3
9
3
Eigentlichkeit
Erkenntnis
– Selbsterkenntnis
3
– Welterkenntnis
1 – Wesenserkenntnis
– Erkenntnisart
11 – Erkenntnisvermögen
15
1
3
Eigentümlichkeit
3
1
5
Eigenwilligkeit
1
Erlebnis
4
Gattung
2
Eignung
2
Erledigung
2
Geeigneitheit
3
Einförmigkeit
2
Ermöglichung
1
Gefährdung
2
Einheit
19 Erörterung
7
Gegebenheit
3
Einleitung
1
1
Gelichtetheit
2
Einrichtung
1
1
Geltung
1
Einteilung
2
1
Genußfähigkeit
1
Einwirkung
1
3
Geschäftigkeit
1
Entdeckbarkeit
3
Entdecktheit
2
Entdeckung
– Naturentdeckung
– Entdeckungsbezirk
Durchsichtigkeit
Echtheit
Eigenschaft
!
A
73!
Erscheinung
– Erschließungscharakter
– Erschließungstragweite
– Erschließungsmöglichkeiten
1
1
1
5
3
3
1
Erschlossenheit
– Erschlossenheitscharakter
36 Geschichtlichkeit
1
1
Gesetzlichkeit
1
2
Erstrecktheit
2
Gespanntheit
1
1
Erwägung
2
4
1
Exemplifizierung
2
Gestimmtheit
– Ungestimmtheit
Entfaltung
2
Fahrzeug
1
Gewaltsamkeit
1
Enthüllung
1
Fassung
2
Gewärtigung
1
Entpersonalisierung
1
Festhaltung
2
Gewinnung
3
Entscheidung
1
1
Gewißheit
7
Entschlossenheit
59
Feststellung
– Zeitfeststellung
1
Geworfenheit
16
Entweltlichung
2
Fixierung
1
Gleichgültigkeit
1
Entwicklung
1
Forderung
1
Gleichursprünglichkeit
1
1
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
Ableitung
Handlichkeit
2
Hantierung
1
Hebung
– Heraushebung
– Mithebung
!
A
Ableitung
74!
A
Messung
– Zeitmessung
1
1
Meßzeug
1
Modalisierung
1
Heiterkeit
1
Hemmnis
1
Herausarbeitung
5
Herausstellung
2
Herrschaft
1
Herstellung
2
Himmelsbeobachtung
1
Hoffnungslosigkeit
1
Identifizierung
1
Inheit
1
Innerweltlichkeit
1
Innerzeitigkeit
Ableitung
Regelung
– Verkehrsregelung
1
2
Reichtum
2
3
Reinigung
1
3
134
1
Möglichkeit
– Daseinsmöglichkeit
– Erfassungsmöglichkeit
– Erschließungsmöglichkeiten
– Existenzmöglichkeit
– Grundmöglichkeit
– Modifikationsmöglichkeit
– Möglichkeitscharakter
– Seinsmöglichkeit
– Sichtmöglichkeit
– Stimmungsmöglichkeit
– Vertretungsmöglichkeit
– Zeitigungsmöglichkeit
– Zugangsmöglichkeit
A
3
3
1
4
Richtung
– Ausbildungsrichtung
– Fragerichtung
– Grundrichtung
– Zeigrichtung
1
1
1
1
1
4
Sachhaltigkeit
1
1
Schreibzeug
1
1
Schüchternheit
1
12 Schuhzeug
1
2
Schwierigkeit
2
1
Selbigkeit
2
1
Selbstheit
1
4
1
Selbstsicherheit
1
Interessiertheit
1
1
Selbstständigkeit
1
Inwendigkeit
2
Nachprüfung
1
Selbstverständlichkeit
1
Irrtum
1
Näherung
2
Seltenheit
2
Jemeinigkeit
5
Nähzeug
1
Sicherheit
3
Kenntlichkeit
1
Nennung
1
Sicherung
4
Kenntnis
– Unkenntnis
6
Nichtigkeit
5
Sichtlosigkeit
1
1
Nivellierung
1
Sichtung
1
Kenntnisnahme
1
Notwendigkeit
7
Sorglosigkeit
2
Klarheit
1
Nutzung
1
24
Klärung
6
Objektivierung
3
Landbestellung
1
Öffentlichkeit
7
Stimmung
– Gegenstimmung
– Grundstimmung
– Stimmungsmöglichkeit
Leerheit
1
Ordnung
3
1
Leiblichkeit
1
14 Störung
1
Liegenschaft
1
Orientierung
– Gegenorientierung
1
Tatsächlichkeit
4
Lösung
1
Pfeilstellung
1
Täuschbarkeit
1
Luftströmung
1
Plötzlichkeit
2
2
Mannigfaltigkeit
– Strukturmannigfaltigkeit
– Verweisungsmannigfaltigkeit
– Zeugmannigfaltigkeit
5
Prägung
3
Täuschung
– Selbsttäuschung
1
Quanitifizierung
2
Thematisierung
2
2
Rätselhaftigkeit
2
Überantwortung
1
1
Räumlichkeit
10 Überlassenheit
4
Mehrfältigkeit
1
4
Überlegung
2
Meinung
2
Rechnung
– Zeitrechnung
9
Überlieferung
2
Übermittelung
1
1
1
1
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
Ableitung
A
Uhrzeug
– Uhrzeuggebrauch
1
Verfügbarkeit
1
1
Verfügung
1
Umgrenzung
5
Verführung
1
Umweltlichkeit
3
Vergegenwärtigung
2
Unabgeschlossenheit
1
2
5
Unauffälligkeit
4
Verhältnis
– Ortsverhältnis
– Seinsverhältnis
1
2
Unauflösbarkeit
1
A
Ableitung
Unbedürftigkeit
2
Unbestimmtheit
Verweisung
– Verweisungsganzes
– Verweisungsganzheit
– Verweisungsphänomen
– Verweisungszusammenhang
– Verweisungsmannigfaltigkeit
A
42
2
5
1
6
Verweltlichung
1
Verhaltung
3
Verwendbarkeit
9
9
Verkehrung
1
Verwendung
4
Undurchsichtigkeit
1
Verkennung
1
Verwiesenheit
1
Uneigentlichkeit
10
Verklammerung
1
Verwirrung
1
Unentschlossenheit
5
Verlautbarung
1
Vieldeutigkeit
2
Ungeeignetheit
1
Verlorenheit
4
Vielfältigkeit
1
Unheimlichkeit
10
Vermehrung
1
Voraussetzung
11
Unmöglichkeit
6
Verminderung
1
Vorbemerkung
1
Untersuchung
29
Vernachlässigung
1
Vorbereitung
1
Unvertrautheit
1
Vernichtung
1
Vorentdecktheit
1
Unverwendbarkeit
3
Veröffentlichung
4
Vorhandenheit
25
Unvollkommenheit
1
Verschlossenheit
2
Vorherrschaft
3
Unzuhandenheit
2
Versicherung
1
Vorkehrung
1
Ursprünglichkeit
– Nichtursprünglichkeit
6
Verständigkeit
1
Vorkommnis
1
1
Verständlichkeit
6
Vorläufigkeit
1
Veranlagung
1
22
Vorstellung
2
Verarbeitung
1
1
Vorzeichnung
6
Verdeckung
– Selbstverdeckung
3
Verständnis
– Mißverständnis
– Seinsverständnis
– Unverständnis
– Weltverständnis
– Zeitverständnis
18
Wahrheit
– Unwahrheit
9
Verdinglichung
1
1
Wahrnemung
1
Vereinzelung
3
2
Wegkreuzung
1
Verfälschung
1
Verstimmung
4
Weisung
1
Verfassung
– Daseinsverfassung
– Existenzverfassung
– Grundverfassung
– Seinsverfassung
– Zeugverfassung
18
Vertrautheit
– Weltvertrautheit
7
Weiterführung
1
1
Weltlichkeit
53
2
Vertretbarkeit
3
Weltmäßigkeit
7
14
Vertretung
– Vertretungsmöglichkeit
4
Weltoffenheit
1
1
Wendung
1
4
Verursachung
1
Werkzeug
3
Verfehlung
1
Vervollkommnung
1
Wertbehaftetheit
1
Verfeinerung
1
Verwandtschaft
1
Wertung
1
Verfertigung
1
Widerständigkeit
1
1
5
16
!
Ableitung
75!
1
1
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
Ableitung
A
Ableitung
76!
A
Ableitung
A
Wiederholung
4
Zeigzeug
2
Zueignung
2
Wiederinstantsetzung
1
Zeitablesung
2
Zufälligkeit
1
Wirklichkeit
4
6
Zugänglichkeit
2
Wissenschaft
– Naturwissenschaft
6
Zeitigung
– Zeitigungsmöglichkeit
1
Zugehörigkeit
2
1
Zeitlichkeit
59 Zuhandenheit
32
Wissenschaftlichkeit
1
Zerstückelung
1
Zumutung
1
Wohnzeug
1
Zeughaftigkeit
2
Zurückweisung
1
Zeichenstiftung
5
Zeugnis
1
Zusammenfügung
1
Zeigung
3
Züchtung
1
5.2! Anhang1B:1Liste1der1Neubildungen1auf1Bheit/Bkeit/Bigkeit1und1Bzeug%
Neubildung
Häufigkeit
221
Bildung
Transformation
222
Abträglichkeit
6 (6)
Adjektiv mit der Endung -lich +
Suffix -keit
(die Tatsache), dass etwas abträglich
ist
Angänglichkeit
2 (2)
Adjektiv mit der Endung -lich +
Suffix -keit
(die Tatsache), dass etwas angänglich
ist/ dass etwas angegangen werden
kann
Ausgelegtheit
5 (31)
Partizip II + Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*ausgelegt*
ist!
Bedrohbarkeit
1 (1)
Adjektiv mit der Endung -bar +
Suffix -keit
(die*Tatsache),*dass*etwas*bedrohbar*
ist/*dass*etwas*bedroht*werden*kann!
Bedrohlichkeit
3 (3)
Adjektiv mit der Endung -lich +
Suffix -keit
(die*Tatsache),*dass*etwas*bedrohlich*
ist!
Beiträglichkeit
1 (1)
Adjektiv mit der Endung -lich +
Suffix -keit
(die*Tatsache),*dass*etwas*beiträglich*
ist!
Datierbarkeit
9 (17)
Adjektiv mit der Endung -bar +
Suffix -keit
(die*Tatsache),*dass*etwas*datierbar*
ist!
Entworfenheit
1 (2)
Partizip II + Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*(auf*etwas*
hin)*entworfen*ist!
Entdecktheit
2 (47)
Partizip II + Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*entdeckt*
ist!
Erstrecktheit
2 (6)
Partizip II + Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*sich*etwas*erJ
streckt!
Gelichtetheit
2 (5)
Partizip II + Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*gelichtet*
ist!
Geworfenheit
16 (70)
Partizip II + Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*(in*etwas)*
geworfen*ist!
Gleichursprünglichk
eit
1 (3)
Adjektiv mit der Endung -lich +
Suffix -keit
(die*Tatsache),*dass*etwas*gleichurJ
sprünglich*ist!
Inheit
1 (1)
Präposition + Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*innen*ist!
Innerzeitigkeit
4 (20)
Adjektiv mit der Endung -ig +
Suffix -keit
(die*Tatsache),*dass*etwas*innerzeitig*
ist.!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
221! In!Anhang!B!und!C:!links!der!Wert!in!den!untersuchten!Stellen,!rechts!der!Wert!in!Sein!und!Zeit!
insgesamt!(basierend!auf!http://www.dwds.de/).!
222! In!Anhang!B!und!C!wird!hier!unterschiedslos!von!etwas!(anstatt!von!jemand)!gesprochen,!weil!
Heidegger!konsequent!von!Dasein*anstatt!von!Person!oder!Mensch!spricht.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
Neubildung
Häufigkeit
221
Bildung
77!
Transformation
222
Jemeinigkeit
5 (5)
Adverb + Pronomen + Suffix -keit
(die*Tatsache),*dass*etwas*je*meines*
ist!
Sichtlosigkeit
1 (1)
Adjektiv mit der Endung -los +
Suffix -igkeit
(die*Tatsache),*dass*etwas*sichtlos*
ist/*dass*etwas*der*Sicht*beraubt*ist!
Uhrzeug
2 (2)
Substantiv + Suffix -zeug
mehrere/viele/die*gesamten*Uhren!
Überlassenheit
4 (10)
Partizip II + Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*(an*etwas)*
überlassen*ist!
Umweltlichkeit
3 (4)
Adjektiv mit der Endung -lich +
Suffix -keit
(die*Tatsache),*dass*etwas*umweltlich*
ist!
Unzuhandenheit
2 (3)
Adjektiv mit der Endung -en +
Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*unzuhanJ
den*ist!
Verwiesenheit
1 (2)
Partizip II + Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*(auf*etJ
was)*verwiesen*ist!
Vorentdecktheit
1 (1)
Mehrsilbiges Adjektiv mit der
Endung -t + Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*vorentJ
deckt*ist!
Weltmäßigkeit
7 (9)
Adjektiv mit der Endung -ig +
Suffix -keit
(die*Tatsache),*dass*etwas*weltmäßig*
ist!
Wertbehaftetheit
1 (1)
Adjektivisches Kompositum +
Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*wertbehafJ
tet*ist!
Wohnzeug
1 (1)
Verb + Suffix -zeug
das,*womit*gewohnt*wird!
Zeigzeug
2 (3)
Verb + Suffix -zeug
das,*womit*etwas*gezeigt*wird!
Zeughaftigkeit
2 (2)
Adjektiv mit der Endung -haft +
Suffix -igkeit
(die*Tatsache),*dass*etwas*zeughaft*
ist!
Zuhandenheit
32 (46)
Adjektiv mit der Endung -en +
Suffix -heit
(die*Tatsache),*dass*etwas*zuhanden*
ist!
5.3! Anhang1C:1Liste1der1Suffixoidableitungen1mit1Bsein1&
Häufigkeit
Basis
Transformation
Ausgegebensein
1 (1)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas (an etwas) ausgegeben ist
Aussein
1 (3)
Adverb
(die Tatsache), dass etwas aus ist (auf etwas)
Bedrängtsein
1 (1)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas bedrängt wird
Behaftetsein
1 (1)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas mit etwas behaftet ist
Bewußtsein
4 (16)
Adjektiv
Kein Abstraktum
Dabeisein
1 (1)
Adverb
(die Tatsache), dass etwas dabei ist.
Adverb
Kein Abstraktum
444 (1906)
Dasein
– Daseinsanalytik
– daseinsmäßig
– Mitdasein
– Nichtmehrdasein
– Nochdasein
1
1
5
5
1
Enthobensein
1 (1)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas (von etwas) enthoben ist
Enthülltsein
1 (1)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas enthüllt ist
Freisein
5 (10)
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas frei ist
Ganzsein
– Ganzseinkönnen
17 (23)
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas ganz ist
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas (auf etwas) gefasst ist
Gefaßtsein
!
10
1 (1)
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
78!
Häufigkeit
Basis
Transformation
Gestimmtsein
3 (5)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas gestimmt ist/ in einer
Stimmung ist
Gewißsein
2 (9)
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas gewiss ist
Hingegebensein
1 (1)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas etwas hingegeben ist
Innensein
1 (1)
Adverb
(die Tatsache), dass etwas innen ist
Miteinandersein
6 (36)
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas miteinander (mit Anderen)
ist
Mitsein
11 (58)
Präposition
(die Tatsache), dass etwas mit Anderen ist
Mitvorhandensein
1 (2)
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas (mit etwas) mitvorhanden
ist
Möglichsein
8 (8)
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas möglich ist
Personsein
3 (3)
Substantiv
(die Tatsache), dass etwas eine Person ist
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas schuldig ist
Pronomen
(die Tatsache), dass etwas es selbst ist
Schuldigsein
– Schuldigseinkönnen
11 (60)
Selbstsein
– Selbstseinkönnen
2 (18)
Sosein
1 (4)
Adverb
(die Tatsache), dass etwas so ist
Überantwortetsein
1 (1)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas (an etwas) überantwortet
ist
Überfallensein
1 (1)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas überfallen ist
Verfallensein
1 (3)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas (an etwas) verfallen ist
Vertrautsein
1 (3)
Partizip II
(die Tatsache), dass etwas (mit etwas) vertraut ist
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas vorhanden ist
Vorhandensein
– Nurvorhandensein
5
1
10 (30)
1
Zeichensein
1 (1)
Substantiv
(die Tatsache), dass etwas ein Zeichen (für etwas) ist
Zuendegekommensein
1 (1)
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas zu Ende gekommen ist
Zugegensein
1 (1)
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas zugegen ist
Zuhandensein
3 (5)
Adjektiv
(die Tatsache), dass etwas zuhanden ist
6! Quellenverzeichnis
Adorno!(1970)!
Adorno,! Theodor! W.:! Minima! Moralia.! Reflexionen! aus! dem! beG
schädigten!Leben.!Frankfurt!am!Main:!Suhrkamp!1970.!
Ascoop!(2005)!
Ascoop,! Kristin:! Affixoidhungrig?! Skitbra!! Status! und! Gebrauch!
von! Affixoiden! im! Deutschen! und! Schwedischen.! In:! GermanistiG
sche!Mitteilungen.!Zeitschrift!für!deutsche!Sprache,!Literatur!und!
Kultur.!H.62!(2005),!S.!17G28.!
DWDS!
Das! Digitale! Wörterbuch! der! deutschen! Sprache! (DWDS).! AufgeG
rufen!unter:!http://www.dwds.de/![Stand:!01.07.2014]!
EGVALBU!
Das! elektronische! Valenzwörterbuch! deutscher! Verben! (EG
VALBU).!
Aufgerufen!
unter:!
http://hypermedia.idsG
mannheim.de/evalbu/index.html![Stand:!01.07.2014]!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
79!
Dierse!(1998)!
Dierse,!Ulrich:!Die!neuere!Fachsprache!der!Philosophie!seit!Hegel.!
In:! Fachsprachen.! Ein! internationales! Handbuch! zur! FachspraG
chenforschung! und! Terminologiewissenschaft.! Herausgegeben!
von! Lothar! Hoffmann,! Hartwig! Kalverkämpfer! und! Herbert! Ernst!
Wiegand.! 1.! Halbband.! Berlin! und! New! York:! Walter! de! Gruyter!
1998,!S.!1321G1334.!
Duden!(2009)!
Duden.! Die! Grammatik.! Unentbehrlich! für! richtiges! Deutsch.! 8.,!
überarbeitete! Auflage.! Herausgegeben! von! der! Dudenredaktion.!
Berlin:!Dudenverlag!2009.!!
Elsen!(2009)!
Elsen,!Hilke:!Affixoide:!Nur!was!benannt!wird,!kann!auch!verstanG
den!werden.!In:!Deutsche!Sprache.!Zeitschrift!für!Theorie,!Praxis,!
Dokumentation.!Jg.!37.!(2009),!S.!316G333.!
Fleischer/Barz!(2012)! Fleischer,!Wolfgang!und!Irmhild!Barz:!Wortbildung!der!deutschen!
Gegenwartssprache.! 4.! Auflage;! völlig! neu! bearbeitetet! von! IrmG
hild!Barz!unter!Mitarbeit!von!Marianne!Schröder.!Berlin!und!BosG
ton:!Walter!de!Gruyter!2012.!
Hegel!(1986)!
Hegel,! Georg! Wilhelm! Friedrich:! Phänomenologie! des! Geistes.!
Werke!3.!Frankfurt!am!Main:!Suhrkamp!1986.!
Heidegger!(1976)!
Heidegger,! Martin:! Wegmarken.! Unveränderter! Text! mit! RandbeG
merkungen! des! Autors.! Herausgegeben! von! FriedrichGWilhelm!
von!Herrmann.!Gesamtausgabe!Band!3.!Frankfurt!am!Main:!VittoG
rio!Klostermann!1976.!
Heidegger!(2000)!
Ders.:! Reden! und! andere! Zeugnisse! eines! Lebensweges.! 1910G
1976.! Herausgegeben! von! Hermann! Heidegger.! Gesamtausgabe!
Band!16.!Frankfurt!am!Main:!Vittorio!Klostermann!2000.!
Heidegger!(2002)!
Ders.:! Grundbegriffe! der! aristotelischen! Philosophie.! Marburger!
Vorlesung! Sommersemester! 1924.! Herausgegeben! von! Mark! MiG
chalski.! Gesamtausgabe! Band! 18.! Frankfurt! am! Main:! Vittorio!
Klostermann,,!2002.!
Heidegger!(2006)!
Ders.:! Sein! und! Zeit.! Neunzehnte! Auflage.! Tübingen:! Niemeyer!
2006.!
Husserl!(1891)!
Husserl,! Edmund:! Philosophie! der! Ariteetik.! Psychologische! und!
logische!
Untersuchungen.!
1891.!
Aufgerufen!
unter:!
http://www.ub.uniGfreiburg.de/index.php?id=3182!
[Stand:!
01.07.2014]!
Husserl!(1913a)!
Ders.:! Ideen! zu! einer! reinen! Phänomenologie! und! phänomenoloG
gischen! Philosophie.! Erstes! Buch:! Allgemeine! Einführung! in! die!
reine!
Phänomenologie.!
1913a.!
Aufgerufen!
unter:!
http://www.ub.uniGfreiburg.de/index.php?id=3182!
[Stand:!
01.07.2014]!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
80!
Husserl!(1913b)!
Ders.:! Logische! Untersuchungen.! Erster! Band.! Prologomena! zur!
reinen! Logik.! Zweite,! umgearbeitete! Auflage.! 1913b.! Aufgerufen!
unter:!http://www.ub.uniGfreiburg.de/index.php?id=3182![Stand:!
01.07.2014]!
Husserl!(1913c)!
Ders.:! Logische! Untersuchungen.! Zweiter! Band.! Untersuchungen!
zur! Phänomenologie! und! Theorie! der! Erkenntnis.! Teil! 1.! Zweite,!
umgearbeitete!
Auflage.!
1913c.!
Aufgerufen!
unter:!
http://www.ub.uniGfreiburg.de/index.php?id=3182!
[Stand:!
01.07.2014]!
Husserl!(1921)!
Ders.:! Logische! Untersuchungen.! Zweiter! Band.! Elemente! einer!
phänomenologischen! Aufklärung! der! Erkenntnis.! Teil! 2.! Zweite,!
teilweise! umgearbeitete! Auflage.! 1921.! Aufgerufen! unter:!
http://www.ub.uniGfreiburg.de/index.php?id=3182!
[Stand:!
01.07.2014]!!
Kalverkämpfer!(1998)! Kalverkämpfer,! Hartwig:! Fachsprache! und! FachsprachenforG
schung.!In:!Fachsprachen.!Ein!internationales!Handbuch!zur!FachG
sprachenforschung! und! Terminologiewissenschaft.! HerausgegeG
ben! von! Lothar! Hoffmann,! Hartwig! Kalverkämpfer! und! Herbert!
Ernst!Wiegand.!1.!Halbband.!Berlin!und!New!York:!Walter!de!GruG
yter!1998,!S.!48G59.!
Kluge!(2011)!
Kluge,!Friedrich:!Etymologisches!Wörterbuch!der!deutschen!SpraG
che.!Bearbeitet!von!Elmar!Seebold.!25.,!durchgesehene!und!erweiG
terte!Auflage.!Berlin!und!Boston:!de!Gruyter!2011.!
Linke/Nussbaumer/Portmann!(2004)!!
Linke,!Angelika,!Marks!Nussbaumer!und!Paul!
R.! Portmann:! Studienbuch! Linguistik.! Ergänzt! um! ein! Kapitel!
„Phonetik/Phonologie“! von! Urs! Willi.! 5.,! erweiterte! Auflage.! TüG
bingen:!Max!Niemeyer!2004.!
Mehring!(2003)!
Mehring,! Reinhard:! Heidegger! und! Karl! Jaspers.! Zerfall! einer!
„Kampfgemeinschaft“.! In:! Heidegger! Handbuch.! Leben! –! Werk! –!
Wirkung.! Herausgegeben! von! Dieter! Thomä! unter! Mitarbeit! von!
Katrin!Meyer!und!Hand!Bernhard!Schmid.!Stuttgart!und!Weimar:!
Metzler!2003,!S.!337G342.!
Michalski!(2002)!
Michalski,!Mark:!Terminologische!Neubildungen!beim!frühen!HeiG
degger.!In:!Heidegger!Studien.!Vol.!18!(2002),!S.!181G191.!
Michel/Vigo!(2000)!
Michel,!Andreas!und!Alejandro!Vigo:!Die!Heideggersche!TerminoG
logie!und!das!Problem!ihrer!Übersetzung!ins!Spanische,!aufgezeigt!
anhand!von!Fallstudien!aus!Lateinamerika.!In:!Heidegger!Studien.!
Vol.!16!(2000),!S.!247G255.!
Michel!(2000)!
Michel,! Andreas:! Die! französische! HeideggerGRezeption! und! ihre!
sprachlichen! Konsequenzen.! Ein! Beitrag! zur! Untersuchung! fachG
sprachlicher! Varietäten! in! der! Philosophie.! Heidelberg:! UniversiG
tätsverlag!C.!Winter!2000.!!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
81!
Polenz!(2000)!
Polenz,!Peter:!Deutsche!Sprachgeschichte!vom!Spätmittelalter!bis!
zur! Gegenwart.! Band! 1.! Einführung,! Grundbegriffe,! 14.! bis! 16.!
Jahrhundert.! 2.,! überarbeitete! und! ergänzte! Auflage.! Berlin! und!
New!York:!Walter!de!Gruyter!2000.!
Polenz!(2009)!
Ders.:!Geschichte!der!deutschen!Sprache.!10.,!völlig!neu!bearbeiteG
te!Auflage!von!Norbert!Richard!Wolf.!Berlin!und!New!York:!Walter!
de!Gruyter!2009.!
Quint!(1928)!
Quint,! Josef:! Die! Sprache! Meister! Eckeharts! als! Ausdruck! seiner!
mystischen! Geisteswelt.! In! Deutsche! Vierteljahresschrift! für! LiteG
raturwissenschaft!und!Geistesgeschichte.!6.!Band.!Herausgegeben!
von! Paul! Kluckhohn! und! Erich! Rothacker.! Halle:! Niemeyer! 1928,!
S.!671G701.!
Rentsch!(2003)!
Rentsch,!Thomas:!„Sein!und!Zeit“.!Fundamentalontologie!als!HerG
meneutik!der!Endlichkeit.!In:!Heidegger!Handbuch.!Leben!–!Werk!
–!Wirkung.!Herausgegeben!von!Dieter!Thomä!unter!Mitarbeit!von!
Katrin!Meyer!und!Hand!Bernhard!Schmid.!Stuttgart!und!Weimar:!
Metzler!2003,!S.!51G80.!
Schöfer!(1962)!
Schöfer,!Erasmus:!Die!Sprache!Heideggers.!Pfullingen:!Verlag!GünG
ther!Neske!1962.!
Smith!(1993)!
Smith,! Barry:! Über! die! Grenzen! der! Übersetzbarkeit:! Eine! philoG
sophische! Fallstudie.! In:! Übersetzen,! verstehen,! Brücken! bauen.!
Geisteswissenschaftliches! und! literarisches! Übersetzen! im! interG
nationalen! Kulturaustausch.! Herausgegeben! von! Armin! Paul!
Frank,!KurtGJürgen!Maaß,!Fritz!Paul!und!Horst!Turk.!Berlin:!Erich!
Schmidt!Verlag!1993,!S.!295!G301.!
Stoltenberg!(1934)!
Stoltenberg,! Hans! L.:! Der! eigendeutsche! Wortschatz! der! WeisG
heitslehre! in! der! Entwicklung! seiner! Stände.! Frankfurt! am! Main:!
Verlag!Moritz!Diesterweg!1934.!
Vetter!(2014)!
Vetter,! Helmuth:! Grundriss! Heidegger.! Ein! Handbuch! zu! Leben!
und!Werk.!Hamburg:!Meiner!2014.!
Wandruszka!(1958)!
Wandruszka,!Mario:!Etymologie!und!Philosophie.!In:!Etymologica.!
Walter!von!Wartburg!zum!siebzigsten!Geburtstag.!Herausgegeben!
von!HansGErich!Keller.!Tübingen:!Max!Niemeyer!1958.!
Weingartner!(1993)!
Weingartner,! Paul:! Das! Problem! der! Sprache! in! der! Philosophie.!
In:! Die! Sprache! in! den! Wissenschaften.! Herausgegeben! von! Paul!
Weingartner.! Freiburg! und! München:! Verlag! Karl! Alber! 1993,! S.!
221G276.!
Wellmann!(1975)!
Wellmann,!Hans:!Deutsche!Wortbildung.!Typen!und!Tendenzen!in!
der!Gegenwartssprache.!Eine!Bestandsaufnahme!des!Instituts!für!
deutsche!Sprache,!Forschungsstelle!Innsbruck.!Zweiter!Hauptteil.!
Das!Substantiv.!Düsseldorf:!Pädagogischer!Verlag!Schwann!1975.!
!
Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen!
Wisser!(1998)!
!
82!
Wisser,! Richard:! Vom! WegGCharakter! Philosophischen! Denkens.!
Geschichtliche! Kontexte! und! menschliche! Kontakte.! Würzburg:!
Königshausen!&!Neumann!1998.!
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