! !sein%und%Rheit%% Zum%fachsprachlichen%Idiolekt%Heideggers%am%Beispiel%seiner% Ableitungen%mit%dem%Abstraktsuffix%Rheit/Rkeit/Rigkeit%und%% dem%Abstraktsuffixoid%!sein% Philip1Vergeiner1 a Eingereicht1im1Sommersemester120141bei1Mag .1Dr.1Maria1Pümpel8Mader1für1das1 Seminar&Linguistische1Textanalyse1 & Abstract* Eine! angemessene! Beschreibung! von! Heideggers! Idiolekt! stellt! zur! Zeit! ein! Desiderat! linguistischer! Forschung! dar! –! nicht! zuletzt,! weil! der! schlechterG dings! exzentrisch! zu! nennende! Sprachgebrauch! des! Philosophen! einen! PrüfG stein!linguistischer,!v.a.!morphologischer!Modelle!darstellt.!Dies!wird!sichtbar! an! Heideggers! Fachwortschatz,! der! im! Zentrum! der! Aufmerksamkeit! dieser! Arbeit!steht!und!dessen!wesentliche!Merkmale!genannt!werden.!! Der! Fokus! liegt! dabei! auf! Wortneubildungen! mittels! SuffixGDerivation! mit!! Gheit/Gkeit/Gigkeit,!ferner!auf!Bildungen!mit!Jsein.!Letztere!werden!in!der!MorG phologie! gemeinhin! als! Komposita! oder! Derivationen! klassifiziert! –! dabei! bleiben!jedoch!die!DerivationsGEigenschaften!unbeachtet.!Die!Arbeit!argumenG tiert! daher! für! die! Verortung! von! Jsein! als! Abstraktionssuffixoid! und! unterG sucht,!wie!Jsein!in!Heideggers!Fachsprache!als!Wortbildungsmittel!verwendet! wird,!insbesondere!im!Vergleich!mit!Gheit/Gkeit/Gigkeit.! ! ! % Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 42! Inhaltsverzeichnis% 1!Einleitung!...............................................................................................................................................................................!43! 2!Heidegger!und!seine!Sprache!........................................................................................................................................!44! 2.1!Heideggers!Sprache!in!der!Forschung!..............................................................................................................!44! 2.2!Heideggers!Sprache!zwischen!Idiolekt!und!Fachsprache!........................................................................!44! 2.3!Heideggers!Fachterminologie!..............................................................................................................................!47! 2.3.1!Alltagsbegriffe!.....................................................................................................................................................!47! 2.3.2!Fremdsprachige!Fachtermini!.......................................................................................................................!49! 2.3.3!Konversion!...........................................................................................................................................................!49! 2.3.4!Komposition!........................................................................................................................................................!50! 2.3.5!Derivation!.............................................................................................................................................................!51! 2.4!Syntaktische!und!stilistische!Besonderheiten!...............................................................................................!53! 3!Die!Derivation!in!Sein*und*Zeit!......................................................................................................................................!53! 3.1!Verteilung!der!Ableitungssuffixe!........................................................................................................................!54! 3.2!Verteilung!der!Ableitungsbasen!..........................................................................................................................!54! 3.3!Neologismen!................................................................................................................................................................!55! 3.3.1!Methode!der!Erhebung!...................................................................................................................................!56! 3.3.2!Produktivität!der!einzelnen!Suffixe!..........................................................................................................!57! 3.3.3!Bildung!der!Neologismen!..............................................................................................................................!59! 3.3.4!Semantik!der!Bildungen!.................................................................................................................................!60! 3.4!Abstraktbildung!mit!dem!Suffixoid!Jsein!.........................................................................................................!61! 3.4.1!Komposition,!Konversion,!Derivation?!....................................................................................................!61! 3.4.2!Merkmale!des!Affixoids!Jsein!.......................................................................................................................!63! 3.4.3!Das!Suffixoid!Jsein!in!Sein*und*Zeit!.............................................................................................................!67! 4!Resümee!und!Ausblick!......................................................................................................................................................!70! 5!Anhänge!..................................................................................................................................................................................!72! 5.1!Anhang!A:!Liste!der!Suffixableitungen!.............................................................................................................!72! 5.2!Anhang!B:!Liste!der!Neubildungen!auf!Jheit/Jkeit/Jigkeit!und!Jzeug!..................................................!76! 5.6!Anhang!C:!Liste!der!Suffixoidableitungen!mit!Jsein!....................................................................................!77! 6!Quellenverzeichnis!.............................................................................................................................................................!78! 1 ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 43! 1! Einleitung% Das!Denken!legt!mit!seinem!Sagen!unscheinbare!Furchen!in!die!Sprache.!Sie!sind!noch! unscheinbarer!als!die!Furchen,!die!der!Landmann!langsamen!Schrittes!durch!das!Feld! zieht.1!! Mit! diesem! Vergleich! endet! Heideggers! berühmter! Brief* über* den* Humanismus;! für! das! Denken!fordert!er!dort!„die!Strenge!der!Besinnung,!die!Sorgfalt!des!Sagens,!die!SparsamG keit! des! Wortes“2.! Sparsam! war! Heideggers! Sagen! allerdings! nie! und! unscheinbar! erst! recht! nicht.! Mit! seinem! Denken! ging! vielmehr! eine! einzigartige,! geradezu! spektakuläre! Weise!des!Sagens!einher:!Die!von!ihm!neu!entdeckten!Seinsbezirke!verlangten!nach!einer! neuartigen!Terminologie,!seine!Art!des!Denkens!eine!neue!Art!von!Satz,!seine!Weisen!des! Verstehens!eine!neue!Hermeneutik!–!dieses!Neuartige!der!Sprache!und!dieses!Ausreizen! (und!Überreizen?)!des!Sprachsystems!durch!Heidegger!zu!beschreiben!ist!zweifellos!herG ausfordernd! für! die! Linguistik! –! für! ihre! Methodik! genauso! wie! für! ihr! theoretisches! InG strumentarium;! doch! gerade! deshalb! tut! eine! solche! Untersuchung! not.! Einen! Beitrag! zu! einer!solchen!Untersuchung!will!diese!Arbeit!leisten.! Weil!eine!allumfassende!Untersuchung!von!Heideggers!Sprache!allerdings!viel!zu!weitreiG chend! wäre! und! den! Rahmen! dieser! Arbeit! sprengen! würde,! wird! hier,! nach! einer! allgeG meinen! Einführung! in! die! Grundphänomene! von! Heideggers! Sprache,! ein! einzelnes! PhäG nomen,!nämlich!die!Suffixderivation,!herausgriffen!und!untersuchen!werden.!Der!Fortgang! dieser!Arbeit!wird!insofern!vom!Allgemeinen!zum!Speziellen!führen:! Nach!einigen!Anmerkungen!zum!Forschungsstand!(Kap.!2.1.)!erfolgt!eine!genauere!SpeziG fizierung!des!Untersuchungsgegenstandes;!die!Sprache!Heideggers!wird!sich!dort!als!fachG sprachlicher!Idiolekt!klassifizieren!lassen!(Kap.!2.2.)!und!als!zentral!für!diesen!wird!eine! eigene! Fachterminologie! herausgestellt! werden.! Die! wichtigsten! Aspekte! dieser! FachterG minologie! werden! anhand! der! Forschungsliteratur! kurz! vorgestellt! werden! (Kap.! 2.3.).! Besonderheiten!in!Syntax!und!Stil!können!im!Anschluss!daran!nur!erwähnt!werden!(Kap.! 2.4.).!! Nachdem!mit!diesem!Überblick!die!wichtigsten!Eckpunkte!von!Heideggers!Idiolekt!angeG zeigt!sind,!wird!die!Substantivderivation!als!ein!zentrales!Element!näher!beleuchtet!werG den:! Es! wird! herausgestellt! werden,! welche! Suffixe! mit! welcher! Häufigkeit! vorkommen! (Kap.! 3.1.);! es! wird! auf! die! Bildungsweisen! der! einzelnen! Suffixableitungen! eingegangen! werden!(Kap.!3.2.);!besonderes!Interesse!wird!den!durch!Derivation!entstandenen!WortG neubildungen! zuteil! (Kap.! 3.3.).! Zuletzt! wird! mit! der! Frage,! welche! Rolle! Jsein! als! AbleiG tungssuffixoid!bei!Heidegger!spielt,!nicht!nur!ein!für!Heideggers!Sprache!zentrales!WortG bildungsmittel! vorgestellt! werden,! sondern! es! wird! dessen! bisherige! Einordnung! in! der! Morphologie!kritisch!reflektiert!werden!(Kap.!3.4.).!Damit!wird!sich!andemonstrieren!lasG sen,!wie!Heidegger!durch!seinen!innovativen!Sprachgebrauch!vermeintlich!bewährte!linG guistische!Konzepte!auf!die!Probe!stellt;!es!wird!sich!zeigen,!dass!sich!Jsein!bei!Heidegger! wie! ein! Ableitungssuffix! verhält! und! daher! in! einer! Untersuchung! des! Suffixgebrauchs! Heideggers!durchaus!seinen!Platz!hat!und!haben!muss.! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 1! 2! ! Heidegger!(1976):!S.!364.! Ebd.!! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 44! Es!musste!diese!Arbeit!freilich!auch!Abstriche!machen:!es!konnte!nicht!auf!sprachphilosoG phische!Fragen!eingegangen!werden,!etwa!auf!Heideggers!Konzept!der!formalen!Anzeige,! das! als! philosophische! Theorie! hinter! seinem! Sprachgebrauch! diesen! maßgeblich! mitbeG stimmt!–!für!diese!Arbeit!galt!ein!Primat!des!Linguistischen.!Nicht!beachtet!werden!konnG ten! auch! kritische! Stimmen! zu! Heideggers! Sprachgebrauch,! etwa! diejenigen! von! Rudolf! Carnap!und!T.W.!Adorno.!Vernachlässigt!wurde!auch!die!Frage!nach!der!Entwicklung!von! Heideggers! Sprache;! der! Fokus! der! Untersuchung! lag! auf! seinem! ersten! Hauptwerk! Sein* und*Zeit*–! dieses! bot! überreichlich! Untersuchungsmaterial.! Problematisch! erwies! sich! inG des!die!Tatsache,!dass!erstaunlich!wenig!sprachwissenschaftliche!Literatur!zum!UntersuG chungsgegenstand!verfügbar!war!–!darauf!wird!im!ersten!Kapitel!näher!eingegangen!werG den. 2! Heidegger%und%seine%Sprache% 2.1! Heideggers1Sprache1in1der1Forschung1 Martin!Heidegger!ist!einer!der!bedeutendsten!Philosophen!des!20.!Jahrhunderts!und!vielG leicht!der!gesamten!Geschichte.!Doch!nicht!nur!seine!philosophischen!Thesen!sind!bemerG kenswert,!auch!sein!spezieller!Sprachgebrauch.!Laut!Erasmus!Schöfer!ist!gerade!die!„SpraG che!Martin!Heideggers![…]!in!Deutschland!berühmt“3.!Andreas!Michel!spricht!vom!„ungeG wöhnliche[n]!und!als!revolutionär!empfundene[n]!Sprachgebrauch!des!Philosophen!MarG tin!Heidegger“4;!Mario!Wandruszka!wagt!die!Behauptung:!„[G]erade!für!die!SprachwissenG schaft!ist!Martin!Heidegger!ein!ebenso!faszinierendes!Phänomen!wie!Pablo!Picasso!für!die! Kunstwissenschaft“.5*Umso! auffälliger! die! Tatsache,! dass! kaum! je! Heideggers! SprachgeG brauch! linguistisch! analysiert! wurde! (die! sprachphilosophische! Forschung! zu! Heidegger! ist!dagegen!kaum!zu!überschauen).!! Sieht! man! von! Erasmus! Schöfers! 1960! veröffentlichter! Dissertationsschrift! Die* Sprache* Heideggers*ab,*finden!sich!Darstellungen!zu!Heideggers!Sprache!am!ehesten!im!translatoG rischen!Bereich!–!hierbei!ist!besonders!auf!Andreas!Michels!umfangreiche!Untersuchung! Die* französische* HeideggerJRezeption* und* ihre* sprachlichen* Konsequenzen! zu! verweisen.! Beiträge! zu! Einzelphänomen! des! Sprachgebrauchs! Heideggers! sind! ebenso! spärlich! vorG handen:! Mario! Wandruszkas! Arbeit! Etymologie* und* Philosophie! über! die! etymologische! Motivation! bei! Heidegger! und! Mark! Michalskis! Beitrag! Terminologische* Neubildungen* beim*frühen*Heidegger!zählen!zu!den!wenigen!Ausnahmen.! 2.2! Heideggers1Sprache1zwischen1Idiolekt1und1Fachsprache1 Wie!aus!den!obigen!Zitaten!sichtbar!wird,!ist!die!Sprache!Heideggers!auffällig!und!neuartig! –!eben!diesen!Eindruck!gilt!es!linguistisch!zu!fassen!und!zu!beschreiben;!die!Beschreibung! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 3! Schöfer!(1962):!S.!7.! Michel!(2000):!S.!1.! 5! Wandruszka!(1958):!S.!860.! 4! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 45! zielt! dabei! auf! den! Idiolekt! Heideggers,! was! die! „Sprachgewohnheiten! einer! Person“6! meint!und!damit!auf!die!außersprachliche!Bezugsgröße!Individuum!referiert.!Im!weiteren! Sinn!meint!er!den!! zu!einem!bestimmten!Zeitpunkt!gegebenen!Sprachbesitz!eines!Individuums!sowie!die! damit! verbundenen! typischen! sprachlichen! Verhaltensweisen! (Äusserungsweisen)! der!betreffenden!Person.7!! Neben!Idiolekt!wird!auch!der!Begriff!Personalstil!(Peter!von!Polenz!spricht!als!Beispiel!für! idiolektale!Veriäteten!explizit!von!„Personalstil!des!Philosophen!Heideggers“8)!oder!IndiG vidualsprache! verwendet.! Die! sprachliche! Individualität! zeigt! sich! in! besonderem! Maße! darin,!was!einen!Sprecher!von!anderen!Sprechern!unterscheidet!–!darauf!verweist!Idiolekt! in! der! engeren! Bedeutung,! indem! er*„spezifisch! auf! die! Summe! derjenigen! sprachlichen! Besonderheiten! [eingeht],! anhand! derer! sich! Sprecher! und! Sprecherinnen! derselben! Sprachgemeinschaft!unterscheiden!lassen“9.! Barry!Smith!spricht!indes!vom!„Wissenschaftsidiolekt“10!Heideggers,!Andreas!Michel!vom! „fachsprachliche[n]!Idiolekt!Heideggers“11!–*damit!wird!auf!ein!weiteres!Problemfeld!aufG merksam!gemacht:!Heideggers!Idiolekt,!wie!er!hier!untersucht!werden!soll,!referiert!priG mär!auf!die!(verschriftlichte)!Sprache!seiner!fachphilosophischen!Betrachtungen.!! Wie!Idiolekt!ist!auch!der!Begriff!Fachsprache!ein!Terminus!zur!Bezeichnung!einer!sprachG lichen!Varietät.!Er!bezeichnet!die!von!Fachleuten!zur!Verständigung!in!ihrem!Bereich!verG wendeten!spezifischen!sprachlichen!Mittel.!Neben!einer!eigenen!Terminologie!erstrecken! sich! diese! auch! auf! die! syntaktische,! textuelle! und! pragmatische! Ebene.! Das! wichtigste! Medium! ist! der! Fachtext! mit! eigenen! Fachtextsorten.12!Auf! der! Textebene! spielen! KohäG renzsignale! und! logische! Verknüpfungen! eine! wichtige! Rolle.! Herausragendes! KennzeiG chen! ist! aber! die! Fachlexik;! diese! entsteht! einerseits! durch! Entlehnungen! und! WortbilG dung,!andererseits!durch!semantische!Einengung!ambiger!Alltagsbegriffe.13!Dies!gilt!auch! für!die!philosophische!Fachsprache:!ihre!„Ausbildung![…]!erstreckt!sich!überwiegend!auf! die!Schaffung!einer!spezifischen!Terminologie“*wie!Ulrich!Dierse!betont,!wenngleich!sich! „die!jeweilige!Sprache!der!Philosophen!gelegentlich!auch!in!einer!besonderen!Syntax!und! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 6! 7! 8! 9! 10! 11! 12! 13! ! Polenz!(2000):!S.!63.! Linke/Nussbaumer/Portmann!(2004):!S.!349.! Polenz!(2000):!S.!63.! Linke/Nussbaumer/Portmann!(2004):!S.!349.! Smith!(1993):!S.!297.! Michel!(2000):!S.!38.! Vgl.!Kalverkämpfer!(1998):!S.!48G49!–!Kalverkämpfer!differenziert!noch!weiter!zwischen!FachG! und!Wissenschaftssprachen!als!Untergruppe!der!Fachsprachen!(vgl.!ebd.!S.!50).!Wie!bei!Michel! (vgl.!Michel!(2000):!S.!86)!wird!in!dieser!Arbeit!der!Begriff!Fachsprache!als!Oberbegriff! verwendet,!auch!wenn!die!folgenden!Charakteristika!besonders!für!die!Wissenschaftssprache! gelten.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!88G90!–!Heidegger!differenziert!in!einer!Vorlesung,!in!der!er!sich!mit!der! Terminologie!von!Aristoteles!auseinandersetzt,!ebenfalls!diese!zwei!Möglichkeiten!der! Terminologiebildung:!„Es!wird!ein!bestimmter!Sachzusammenhang!entdeckt,!zum!ersten!Male! neu!gesehen!–!es!fehlt!das!Wort,!das!Wort!wird!mit!der!Sache!zusammen!geprägt.![…]!Die! Bildung!kann!zweitens!so!vor!sich!gehen,!daß!der!Terminus!sich!anschließt!an!ein!vorhandenes! Wort,!und!zwar!so,!daß!ein!Bedeutungsmoment,!das!in!der!geläufigen!Bedeutung!zwar! mitgemeint!war,!aber!nicht!ausdrücklich,!jetzt!in!der!terminologischen!Bedeutung!thematisch! wird.“!(Heidegger!(2002):!S.!23)*Im!der!Folge!werden!diese!beiden!Möglichkeiten!auch!bei! Heidegger!zu!beobachten!sein!–!vgl.!Kap.!2.3.1.!bzw.!Kap.!2.3.2.!bis!Kap.!2.3.5.! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 46! […]!einer!formalisierten!Zeichensprache![äußert]“14.!Zudem!kann!auch!die!„die!Form!des! Argumentierens!und!de[r]!Aufbau!eines!Werks![…],!also!die!gesamte!literarische!Form!der! einzelnen! Philosophen“15*betrachtet! werden.*Im! Fokus! dieser! Arbeit! wird! die! FachtermiG nologie!stehen.! Die! philosophische! Fachsprachlichkeit! hat! sich! bereits! in! der! Antike! herausgebildet:! die! Professionalisierung! der! Philosophie! bedingte! eine! zunehmende! Entfremdung! der! philoG sophischen! Sprache! von! der! Alltagssprache;! es! kam! zu! einer! sprachlichen! StandardisieG rung,!die!ihren!Höhepunkt!in!der!Scholastik!fand.!In!der!Neuzeit!wurde!diese!scholastische! Fachsprache! zwar! aufgegeben! und! es! kam! (besonders! im! angelsächsischen! Raum)! zu! eiG ner!erneuten!Annäherung!an!die!Alltagssprache,!doch!hat!sich!(vorrangig!in!der!kontinenG talen! Philosophie)! eine! starke! Tendenz! zur! Fachsprachlichkeit! erhalten! –! etwa! bei! Kant,! Hegel! oder! eben! Heidegger.16!Seit! dem! Ende! der! deutschen! Schulphilosophie! und! der! laG teinischen! Gelehrtensprache! kann! aber! nicht! mehr! von! einer! einheitlichen! philosophiG schen!Fachsprache!ausgegangen!werden.17!Paul!Weingartner!nennt!als!Gründe!dafür,!dass! es! im! Gegensatz! zu! den! heutigen! Naturwissenschaften! in! der! Philosophie! weder! ein! verG bindliches!HintergrundG!und!Faktenwissen,!noch!allseits!anerkannte!Autoritäten!gibt.!ZuG sätzlich! sind! die! Widersprüchlichkeiten! grundlegender! philosophischer! Positionen! zueiG nander!eklatant.18!Weingartner!meint!aber!auch,!dass!es!für!einzelne!philosophische!RichG tungen,! wie! etwa! die! Existenzphilosophie! (deren! wichtigster! Vertreter! Heidegger! ist),! durchaus!Fachsprachen!gibt,!bzw.!dass!! einzelne! philosophische! Richtungen! (z.B.! Existenzphilosophie)! esoterische! Sprachen! (oder! zum! Teil! auch! nur! Verwendungsweisen! der! Ausdrücke)! innerhalb! der! AlltagsG sprache! herausgebildet! haben,! die! nur! für! wenige! ‚Eingeweihte‘! (wenn! überhaupt)! verständlich!sind.19! *So! weit! muss! man! freilich! nicht! gehen.! Man! kann! mit! Andreas! Michel! im! Bezug! auf! HeiG deggers! Sprache! von! einer! „eigene[n]! philosophiefachsprachlichen! Varietät“20!sprechen,! die!sich!auf!Traditionen!philosophischer!Sprachverwendung!(etwa!Platons!oder!der!SchoG lastik)!stützt,!ohne!mit!diesen!identisch!zu!sein!und!die!in!philosophischen!Kreisen!sowohl! harsche!Kritik!als!auch!Bewunderung!und!Übernahmen!erfahren!hat.21! Heidegger!selbst!hat!sich!im!Bezug!auf!seine!Sprache!übrigens!widersprüchlich!geäußert;! zum!einen!hat!er!gemeint,!dass!er!„nur!aus!dem!Horizont!des!Bestehenden!und!aus!dem! Gebrauch! seiner! ihm! geläufigen! Titel! gesprochen“22!habe;! zum! anderen! spricht! er! aber! auch!vom!„Ungefüge[n]!und!„Unschöne[n]«!des!Ausdrucks“23!mit!Verweis!darauf,!dass!es! „ein! anderes! ist! […],! über! Seiendes! erzählend! zu! berichten,! ein! anderes,! Seiendes! in! seiG nem!Sein!zu!fassen.“!Für!die!letztgenannte!Aufgabe!fehlen!nicht!nur!meist!die!Worte,!sonG !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 14! 15! 16! 17! 18! 19! 20! 21! 22! 23! ! Dierse!(1998):!S.!1321.! Ebd.!S.!1321.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!317G327.! Vgl.!Dierse!(1998):!S.!1321.! Vgl.!Weingartner!(1993):!S.!221G224.! Ebd.!S.!225.! Michel!(2000):!S.!94.! Vgl.!ebd.!S.!94G97.! Heidegger!(1976):!S.!357.! Heidegger,!Martin!(2006):!S.!38.! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 47! dern!vor!allem!die!„Grammatik“24.!Heidegger!vergleicht!sich!dabei!mit!Platon!und!AristoteG les,! deren! ontologische! Untersuchungen! gleichfalls! unerhörte! Formulierungen! bedingG ten.25!Damit!ist!neuerlich!die!Janusköpfigkeit!benannt:!Das!Neuartige,!Einzigartige!in!HeiG deggers!Sprache,!das!durch!die!Schwere!seiner!Denkweise!bedingt!wird!–!Helmuth!Vetter! spricht! von! Heideggers! Kampf! um! das! gemäße! Wort,! wodurch! sich! seine! Terminologie! oftmals!„an!der!Grenze!des!Sagbaren“26!befindet!–!und!die!gleichzeitige!Inblicknahme!der! traditionellen!philosophischen!Fachsprachlichkeit,!etwa!der!Griechen,!aber!auch!des!deutG schen! Idealismus,! in! deren! Horizont! sich! Heideggers! Sprache! bewegt! und! deren! Einfluss! mitzubedenken!ist.!! Untersuchungsgegenstand! dieser! Arbeit! ist! somit! Heideggers! philosophischG fachsprachlicher!Idiolekt,!d.h.!die!Sprache!Heideggers!in!seinen!philosophischen!FachtexG ten,!die!von!bestehenden!philosophischen!Fachsprachen!beeinflusst!ist!und!wiederum!auf! philosophische!Fachsprachen!gewirkt!hat!und!–!wie!für!Fachsprachen!typisch!–!durch!die! eigene!Fachterminologie!gekennzeichnet!ist.! 2.3! Heideggers1Fachterminologie% 2.3.1! Alltagsbegriffe% Heideggers!Idiolekt!besteht!großteils!aus!Wörtern!der!Alltagssprache!–!diese!„bekommen! ihr! Gewicht! allein! durch! den! häufigen! Gebrauch! im! philosophischen! Kontext,! ohne! daß! dabei! gleich! ein! tiefgreifender! Bedeutungswandel! eintreten! muß“27,! wie! Andreas! Michel! bemerkt.! Demgegenüber! stehen! Wörter! der! Allgemeinsprache,! bei! denen! ein! BedeuG tungswandel!eingetreten!ist.!Dazu!zählen!einerseits!solche,!bei!denen!die!bestehende!AllG tagsbedeutung!präzisiert!und!variiert,!also!eingegrenzt!und!auf!gewisse!BedeutungsaspekG te! verdeutlicht! wurde,! die! aber! noch! immer! im! Rahmen! ihrer! Alltagsbedeutung! verstanG den! werden! können.28!Beispiele! hierfür! sind! Angst,*Gerede,*Möglichkeit! oder! Zeit29.! DaneG ben!gibt!es!solche,!bei!denen!eine!inhaltliche!Neuschöpfung!stattgefunden!hat,!ohne!dass! sich!die!graphematische!Gestalt!verändert!hätte!–!bei!denen!also!einem!bestehenden!SigG nifikanten!ein!neues!Signifikat!zugeordnet!wurde.30!Dies!trifft!etwa!auf!Vorsicht!zu!–!wobei! Heidegger!Vorsicht!als!das!bestimmt,!das!„das!in!Vorhabe!Genommene!auf!eine!bestimmte! Auslegbarkeit! hin! ‚anschneidet‘“31;! das! Wort! verweist! somit! auf! die! bei! Heidegger! häufig! anzutreffende! Begrifflichkeit! der! Sicht,! z.B.! Umsicht.32!Die! Übergänge! zwischen! der! VerG wendung! unveränderter,! präzisierter! bzw.! eingeengter! und! inhaltlich! gänzlich! neu! gebilG deter!Wörter!sind!fließend.33!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 24! 25! 26! 27! 28! 29! 30! 31! 32! 33! ! Ebd.!S.!39.! Vgl.!ebd.! Vetter!(2014):!S.!26.! Michel!(2000):!S.!99.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!73G76.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!100.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!73G76.! Heidegger!(2006):!S.!150.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!85.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!146.! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 48! Um! einen! Spezialfall! handelt! es! sich! bei! graphematisch! verfremdeten! Wörtern! –! häufig! dient! dabei! ein! Bindestrich! dem! Sichtbarmachen! einzelner! Morpheme34!–! z.B.! entJfernen! im! Sinne! von! „umsichtige[r]! Näherung,! in! die! Nähe! bringen,! bereitstellen,! zur! Hand! haG ben“35.!Mit!entJfernen!liegt!eine!Neubildung!vor,!die!lediglich!der!Formseite!eines!bereits! bestehenden! Wortes! gleicht,! ohne! mit! der! Bedeutung! des! bestehenden! Wortes! unmittelG bar!zusammenzuhängen.36!Davon!müssen!Remotivierungen!unterschieden!werden,!die!auf! eine!verblasste,!historische!Wortbedeutung!rekurrieren!–!gerade!das!Deutsche,!mit!seinen! vielen!durchsichtigen!Wortbildungen!kommt!dem!entgegen.37!Letzteres!tritt!etwa!bei!ZerJ streuung*auf,! der! bei! Heidegger! die! (ursprüngliche)! Bedeutung! von! „Auseinanderwerfen,!! Gtreiben,!Auflösen“38!hat:!„Als!ManGselbst!ist!das!jeweilige!Dasein!in!das!Man!zerstreut!und! muß! sich! erst! finden“39.*Dessen! ungeachtet! schwingt! auch! die! allgemeinsprachliche! BeG deutung! von! Zerstreuung* mit! –! eine! Ambiguität,! die! durchaus! gewollt! scheint.! Erasmus! Schöfer!bezeichnet!solche!Ambiguitäten!als!den!„Versuch![…],!in!der!Sprache!zur!ÜbereinG stimmung!zu!bringen,!was!in!der!‚Wirklichkeit‘!als!kongruent,!als!eins!angenommen!ist.“40* Mario!Wandruzka!spricht!von!der!„Sehnsucht!nach!einer!bis!ins!Letzte!motivierten!SpraG che,! […]! nach! einer! Sprache,! in! deren! Formen! immer! das! eine! auf! das! andere! und! damit! auf! das! Ganze! hinweist“41.! Er! meint,! dass! für! Heidegger! Etymologie! ein! Mittel! der! WahrG heitsfindung! sei42!–! Schöfer! widerspricht! dem! mit! dem! Verweis,! dass! Heideggers! NeubilG dungen! primär! dazu! dienen,! bestimmte,! bislang! nicht! versprachlichte! Sachverhalte! in! Worte! zu! fassen43.! Zwischen! beiden! Positionen! kann! vermittelt! werden,! wenn! man! die! Entwicklung! Heideggers! miteinbezieht! –! er! selbst! sieht! den! Unterschied! seines! späteren! zum! früheren! Denken! u.a.! darin,! dass! sein! späteres! Denken! nicht! mehr! die! „Erfindungen! neuer!Termini![…],!sondern!einen!Rückgang!auf!den!ursprünglichen!Gehalt!unserer!eigeG nen,!aber!ständig!im!Absterben!begriffenen!Sprache“44*bedingte.!! Stilistisch! führt! die! inhaltliche! Neubildung! von! Alltagsbegriffen! bei! Heidegger! oftmals! zu! einer! Verlagerung! ins! Abstrakte.! Schöfer! bemerkt! dazu:! „Wörter,! die! auf! ganz! begrenzte,! zum!Teil!konkrete!handgreifliche!Gegenstände!oder!Vorgänge!bezogen!werden,!sind!nun! auf! abstrakte,! meist! verbal! bestimmte! Sachverhalte! gemünzt.“45!Dies! trifft! etwa! auf! UmJ grenzung!oder!Vorlaufen*zu:!„Die!existenzial!entwerfende!Umgrenzung!des!Vorlaufens!hat! die! ontologische! Möglichkeit! eines! existenziellen! eigentlichen! Seins! zum! Tode! sichtbar! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 34! 35! 36! 37! 38! 39! 40! 41! 42! 43! 44! 45! ! Vgl.!Michel!(2000):!S.!100.! Heidegger!(2006):!S.!105.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!78G81!–!Diese!Neubildungen!wurden!in!der!Untersuchung!in!Kap.!3.! ausgeklammert.! Vgl.!Wandruszka!(1958):!S.!861G863.! http://www.dwds.de/?view=1&qu=zerstreuung![Stand:!01.07.2014]! Heidegger!(2006):!S.!129.! Schöfer!(1962):!S.!101.! Wandruszka!(1958):!S.!860.! Vgl.!ebd.!S.!858.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!114.! Wisser!(1998):!S.!447.! Schöfer!(1962):!S.!89.! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 49! gemacht.“46*Wenngleich!diese!Wörter!abstrakt!verwendet!werden,!verleihen!sie!dem!Text! doch!eine!gewisse!Anschaulichkeit!und!Drastik.47!! 2.3.2! Fremdsprachige%Fachtermini% Heidegger! hat! seine! Hochachtung! vor! der! deutschen! Sprache! nie! verhehlt48!–! Michel! spricht! daher! von! einem! „offenkundigen! sprachlichen! Germanozentrismus“49!–! trotzdem! spielen! Fremdworte! durchaus! eine! Rolle! in! Heideggers! Texten,! besonders! in! den! früheG ren.50!Verwendete!Fremdwörter,!zumeist!lateinische!oder!griechische!Fachausdrücke,!sind! etwa!Existenz,*Faktizität!oder!Transzendenz51;!daneben!gibt!es!Neologismen!wie!DeiiudicaJ tion,*Praestruktion!oder!Ruinanz52.!! 2.3.3! Konversion% Konversionen!sind!in!der!deutschen!Sprache!und!im!Deutsch!der!Philosophen!seit!dem!19.! Jh.! weit! verbreitet;! ihre! Häufigkeit! bei! Heidegger! ist! trotzdem! bemerkenswert.53!UnterG schieden!werden!zwei!Arten!der!Konversion:!! wenn! Lexeme! die! Ausgangseinheit! sind,! [handelt! es! sich]! um! einen! Wortartwechsel! ohne!Affigierung!bzw.,!wenn!Syntagmen!und!Sätze!die!Ausgangseinheiten!sind,!um!eiG ne!Verschmelzung!der!einzelnen!Glieder!zu!einem!Lexem!mit!Wortartfixierung!(UniG verbierung).54!! Beispiele! für! Ersteres! sind:! das*Als,! das*Gewesen! oder! das*Worüber;! für! Letzteres:! das! InJ derJWeltJsein!oder!das*ZusammenJvorhandenJsein.55!Gerade!letztere,!die!Satznomen56,!sind! ein! markantes! Kennzeichen! von! Heideggers! Idiolekt,! besonders! in! den! früheren! SchrifG ten57!–! wie! sie! überhaupt! in! der! philosophischen! Tradition! schon! in! der! Antike! und! verG einzelt! in! der! Mystik,! v.a.! aber! seit! Nietzsche! eine! wichtige! Rolle! spielen.58!Häufiger! BeG standteil! ist! das! Verb! sein.59!Es! handelt! sich! bei! den! Satznomen! nicht! immer! um! AdGhocG Bildungen.60!Sie!erlauben!es,!dass!„ein!substantivisch!gefaßter!Gegenstand,!über!den!eine! Aussage!gemacht!wird,!ohne!weiteres!in!einem!neuen!Satz!wiederum!Subjekt!oder!Objekt! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 46! 47! 48! 49! 50! 51! 52! 53! 54! 55! 56! 57! 58! 59! 60! ! Heidegger!(2006):!S.!266.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!90.! So!behauptet!er!etwa!eine!„innere!Verwandtschaft!der!deutschen!Sprache!mit!der!Sprache!der! Griechen!und!deren!Denken“!und!meint!über!die!Franzosen:!„[w]enn!sie!zu!denken!anfangen,! sprechen!sie!deutsch“!(Heidegger!(2000):!S.!679).! Vgl.!Michel!(2000):!S.!35.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!272.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!210.! Vgl.!Vetter!(2014):!S.!22.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!259G260.! Fleischer/Barz!(2012):!S.!87.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!119G120.! Dergleichen!Satznomen!könnten!auch!unter!dem!Stichwort!Komposition!abgehandelt!werden,! wie!dies!etwa!Fleischer!mit!Wörtern!wie!HinJundJherJGezerre!tut!(vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.! 174G177).!Beachtenswert!ist!bei!diesen!Satznomen!auch!die!Nähe!zu!den!im!Kap.!3.4.! abgehandelten!Suffixoidableitungen!mit!Jsein*–!nicht!zuletzt!dadurch,!dass!sie!häufig!das!Verb! sein!beinhalten!und!auch!die!Bindestrichsetzung!nicht!sonderlich!systematisch!zu!sein!scheint! (vgl.!Schöfer!(1962):!S.!135).! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!133.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!260G261.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!135.! Vgl.!ebd.!S.!142.! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 50! sein!und!dabei!alle!vorher!gegebenen!Bestimmungen!attributiv!bei!sich!behalten“61!kann.! Wichtig!ist!auch!die!Leistung,!die!sie!als!synkategorematische!Termini!haben:! die! einzelnen! Bestandteile! […]! können! nicht! selbstständig! und! isoliert! voneinander! verstanden! und* verwendet! werden.! […]! Die! BindestrichGBildungen! haben! also! eine! systematische!Funktion!im!Rahmen!der!philosophischen!Metasprache;!sie!weisen!auf! Ganzheit!hin.62! Neben!den!Satznomina!sind!auch!Infinitivsubstantivierungen!(z.B.!das*Bezeigen,*das*GutbeJ finden)! bei! Heidegger! (wie! für! die! Philosophie! überhaupt)! von! großer! Bedeutung.63!Als! Verbalsubstantive! treten! ferner! PräsensG! und! Perfektpartizipien! auf.64!Die! große! Anzahl! solcher! Verbalsubstantive! zeige! laut! Schöfer! den! „Schwerpunkt! des! Denkens! Heideggers! […]! im! Bereich! des! Verbalen“65.! Daneben! kommen! auch! substantivierte! Pronomen! und! Partikel!vor!–!sie!sollen!laut!Schöfer!im!Sinne!sprachlicher!Präzisierung!Relationen,!StrukG turen!und!Beziehungen!entkonkretisiert!und!verallgemeinert!darstellen.66!Andreas!Michel! sieht! dies! kritisch! mit! Verweis! auf! die! fließende! Grenze! zwischen! „dem! Streben! nach! sprachlicher!Präzision!und!wortspielerischer!Manie![…],!zumal!Heidegger!seine!idiolektiG sche!Stilistik!nicht!selten!terminologisch!instrumentalisiert“67.!! 2.3.4!Komposition% Komposition!ist!eine!sehr!produktive!Wortbildungsart!im!Deutschen!–!auch!bei!Heidegger.! Seine! Komposita! sind! in! ihrem! terminologischen! Wert! jedoch! höchst! unterschiedlich:! Schöfer!unterscheidet!zwischen!spontan!gebildeten!Zusammensetzungen,!die!leicht!hätten! umschrieben!werden!können!und!häufig!sind!(z.B.!Begegnisart,!Raumbewandtnis),!solche,! deren! Gesamtbedeutung! durch! den! Kontext! zusätzliche! inhaltliche! Bestimmtheit! erfährt! (z.B.! Bewandtnisganzheit,! Zeichenstiftung)! und! solche,! die! semantisch! nicht! durchsichtig! sind! (z.B.! Hingeltungscharakter,! Weltdämmer)! –! es! haben! aber! die! wenigsten! Komposita! wiederkehrenden!terminologischen!Charakter.68!! Einen! derartigen! Charakter! weist! aber! oft! eine! der! beiden! Wortkomponenten! auf! (z.B.! Bewandtnis!in!Bewandtnisart!oder!Bewandtnischarakter)69.!Überhaupt!hat!Heidegger!eine! Vorliebe! für! „terminologischen! Systeme“70,! bei! denen! wichtige! Begriffe! gleich! bleiben;! Mark!Michalski!spricht!als!Beispiel!vom!„SorgeGSystem“!(Selbstsorge,!Fürsorge)!oder!dem! „MitGSystem“!(Mitdasein,!Miteinandersein)71.!Laut!Michalski!bildet!Heidegger!! Begriffe,!die!in!ihrer!äußeren!Gestalt!auf!andere!im!eigenen!Denken!bereits!etablierte! Neubildungen!verweisen,!um!die!phänomenalen!Bereiche!und!Zusammenhänge!durch! entsprechende!terminologische!Systeme!und!Subsysteme!zu!markieren.72!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 61! 62! 63! 64! 65! 66! 67! 68! 69! 70! 71! 72! ! Ebd.!S.!140.! Rentsch!(2003):!S.!60.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!258G259.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!145G148.! Ebd.!S.!157.! Vgl.!ebd.!S.!158G166.! Michel!(2000):!S.!260.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!33G38.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!235G238.! Michalski!(2002):!S.!187.! Vgl.!ebd.!S.!186G188.! Ebd.!S.!188.! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 51! Die! allermeisten! Komposita! Heideggers! sind! Substantive,! mithin! DeterminativkomposiG ta.73!Es!gibt!jedoch!auch!verbale!Zusammensetzungen!Heideggers,!wie!entgegenstehenlasJ sen! oder! hereinstehen74!und! seltener! adjektivische! (z.B.! nächstalltäglich,! gleichursprüngJ lich).75! 2.3.5!Derivation% Substantivderivation! ist! eine! der! wichtigsten! Wortbildungsmöglichkeiten,! die! Heidegger! nutzt76,!gerade!die!Abstraktbildung!mittels!Suffixen!ist!exemplarisch!nicht!nur!für!HeidegG gers!Sprache,!sondern!für!deutsche!Philosophie!überhaupt77.!Barry!Smith!beschreibt,!wie! man! versucht! sein! könnte,! sie! auf! die! (großteils! auf! Derivation! beruhende)! Bildung! von! Abstrakta!zu!reduzieren,!d.h.! als! bloßes! Permutationsspiel! mit! abstrakten! Substantiven! abzutun.! Man! kann! sogar! versucht!sein,!Texte!der!erwähnten!Gattung!maschinell!erzeugen!zu!wollen.!Als!Input! {A,B,C,!...}!nehme!man!eine!Menge!der!durch!den!gewählten!Philosophen!favorisierten! Wortstämme.!Als!Output!gewinne!man!dann!beliebige!Kombinationen!etwa!der!Art:! Die!AGheit!der!BGigkeit!der!VerGCGigung!ist!das!DJSein.!Die!EntGBGlichkeit!der!CGität!entG hüllt!sich!als!die!DGisierung!des!AGWerdens.!Das!CGwerdenGKönnen!des!GeGD!offenbart! sich!AGhaft!als!eine!BGEinzelhaftigkeit!usw.78! Die!Polemik!verkennt!allemal,!dass!es!sich!bei!einer!Philosophie!wie!Heideggers!nicht!um! eine! Posse! handelt,! sondern! um! einen! ernsthaften! Versuch! der! Wahrheitsfindung;! sie! macht!aber!auf!den!Hang!aufmerksam,!Abstrakta!mittels!Derivation,!bzw.!Suffixderivation,! zu!bilden.!! Abstrakta,! die! „zur! Bezeichnung! von! NichtGGegenständlichem,! Abstraktem! dienen“79,! eigG nen!besondere!grammatische!Eigenschaften:!als!Satzwörter!erlauben!sie!die!„WiederaufG nahme! eines! bereits! Gesagten! oder! Vorausgesetzen! in! anderer! Satzgliedrolle! in! einem! neuen!Satz“.80!Durch!Abstrakta!können!prädikative!Konstruktionen!in!Nomina!umgeformt! werden,! umgekehrt! können! sie! zumeist! in! Inhaltssätze! transformiert! werden.! Bei! den! Transformationen!in!die!Nominalformen!werden!die!für!die!prädikativen!Konstruktionen! obligatorischen! Ergänzungen! fakultativ.81!Diese! Eigenschaften! machen! Abstrakta! unverG zichtbar! für! philosophisches! bzw.! wissenschaftliches! Denken! –! sie! entstehen! nicht,! wie! Peter!von!Polenz!beschreibt!„als!‚Sprachmoden‘!oder!aus!Eigenwilligkeit!eines!einzelnen,! sondern!spontan!aus!den!Anforderungen!des!höheren!Denkens!an!die!Sprache“.82!! Die!Einteilung!der!abgeleiteten!Abstrakta!kann!anhand!der!Basen!erfolgen;!demnach!gibt! es!solche!mit!verbaler!(z.B.!Nichtung)!und!mit!substantivischer!Basis!(z.B.!Sachheit);!weiG !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 73! 74! 75! 76! 77! 78! 79! 80! 81! 82! ! Vgl.!Michel!(2000):!S.!229G232.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!53.! Vgl.!ebd.!S.!60G61.! Vgl.!ebd.!S.!256!sowie!Schöfer!(1962):!S.!38.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!454.! Barry!(1993):!S.!297G298.! Wellmann!(1975):!S.!209.! Polenz!(2009):!S.!54.! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!209G210.! Polenz!(2009):!S.!54.! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 52! ters!solche,!deren!Basis!ein!Adjektiv,!ein!Partizip!oder!ein!Partikel!ist!(z.B.!Angänglichkeit,! Geworfenheit,!Inheit).83!! Das! Suffix! Jheit/Jkeit/Jigkeit*–! das! spätestens! mit! der! Mystik! Bestandteil! der! philosophiG schen! Fachsprachlichkeit! geworden! ist! und! das,! wie! Abstraktionssuffixe! allgemein,! ein! Abstrahieren! von! konkretGsinnlichen! Vorstellungen! hin! zum! IdeellGGeistigem! erlaubt84!–! ist!besonders!bei!adjektivischen!und!partizipialen!Basen!produktiv.!Andere!AbleitungssufG fixe,! wie! Gei,! Gnis,! Gtum,! Gschaft! werden! laut! Schöfer! in! den! früheren! Werken! Heideggers! kaum! verwendet,! erst! in! späteren! Phasen! nutzt! er! solche! vermehrt,! während! Bildungen! mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit!seltener!werden.!Bei!den!verbalen!Grundwörtern!dominieren!SchöG fer!gemäß!Bildungen!mit!dem!Suffix!Jung85,!besonders!im!Spätwerk!kommen!auch!BildunG gen!mit!dem!ansonsten!wenig!produktiven!Suffix!Ge!vor!(z.B.!Zeige,!Richte).86!! Häufiger! Bestandteil! der! substantivischen! Ableitungen! ist! das! Präfix! UnG.! Es! finden! sich! hauptsächlich!Bildungen!mit!standardsprachlichen!Substantiven!(z.B.!Unbewandtnis,*UngJ anzheit),! darunter! aber! auch! Infinitivsubstantive! (z.B.! Unbehalten,* Unverweilen)! –! ungeG wöhnlich!ist!das!deshalb,!weil!das!Präfix!unG!gemeinhin!nicht!bei!Verben!vorkommt.87!Die! mit! UnG! konkurrierenden! Präfixe! mißG,! verG! und! entG! kommen! im! späteren! Werk! HeidegG gers! öfter! vor! (schon! in! Sein* und* Zeit! z.B.! Entgegenwärtigung).88!Als! Grund! für! die! VerG wendung! dieser! Negationspräfixe! nennt! Schöfer! Heideggers! „Denken! gegen! die! philosoG phische!Tradition!und!viele!der!geläufigen!Denkinhalte“89.!! Verbale!Neologismen!sind!bei!Heidegger!seltener!als!nominale,!besonders!in!den!früheren! Werken.90!Präfixableitungen! (beziehungsweise! Präfixioidableitungen 91)! finden! sich! in! Wörtern!wie!durchvernehmen,!überenden!oder!ernötigen.!Um!Suffixableitungen!handelt!es! sich!bei!den!verbalisierten!Substantiven!mit!der!Verbalendung!Gen92,*etwa!bei!nichten!und! welten!–!letzteres!als!Ableitung!vom!Substantiv!Welt,!ersteres!vom!Adverb!nicht.93!! Sieht! man! von! den! adjektivisch! gebrauchten! Partizipien! ab! –! deren! „häufige! Anwendung! […]! geradezu! ein! stilistisches! und! inhaltliches! Charakteristikum“94!von! Heideggers! fachG sprachlichem!Idiolekt!ist!–,!spielen!Adjektive!laut!Schöfer!in!der!Fachterminologie!HeidegG gers! nur! eine! marginale! Rolle95;! Neubildungen! in! diesem! Bereich! seien! zudem! zumeist! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 83! 84! 85! 86! 87! 88! 89! 90! 91! 92! 93! 94! 95! ! Vgl.!Michel!(2000):!S.!256G259.! Vgl.!Quint!(1928):!S.!684.! Vgl.!dazu!jedoch!Kap.!3.3.2.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!39G48.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!269G270.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!44G46.! Ebd.!S.!44.! Vgl.!ebd.!S.!53.! Zum!Begriff!vgl.!Kap.!3.4.2.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!294G297.! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!56G58.! Ebd.!S.!60.! Dass!davon!bei!der!(NeuG)Bildung!der!Ableitungen!nicht!die!Rede!sein!kann,!wird!sich!noch! erweisen!(vgl.!Kap.!3.2,!Kap.!3.3.3.!und!Kap.!3.4.3.).! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 53! Komposita96.! Beispiele! für! adjektivische! Ableitungen! sind*einfachhin,*meinbar! oder! weltJ los.97! 2.4! Syntaktische1und1stilistische1Besonderheiten11 Im! Vergleich! zur! Lexik! scheint! Heideggers! Syntax! wenig! spektakulär,! wie! Barry! Smith! meint:!! Die!grammatischen!Strukturen![…]!sind!ausgesprochen!einfach!und!stellen!in!fast!alG len! Fällen! eine! bloße! Zusammensetzung! abstrakter! Termini! dar.! In! vielen! entscheiG denden!Fallen!sind!Heideggers!Sätze!einfach!von!der!Art:!'A!ist!B'.98! Statt! dem! Kopulaverb! ist! stehe! zuweilen! auch*„'besagt',! 'bedeutet',! 'schließt! in! sich',! 'beG kundet!in!sich',!'repräsentiert!phänomenal',!'enthüllt!sich!als'“.99! Erasmus!Schöfer!zeigt!dagegen,!dass!Heideggers!Sprache!durchaus!komplexe!syntaktische! Strukturen! kennt! und! sogar! „an! manchen! Stellen! dadurch! gezeichnet! [ist],! daß! sie! die! Struktur!des!gewohnten!Deutsch!zu!verlassen!oder!zu!modifizieren!sucht“100.!Die!ParadoG xie,!zirkelförmiges!Denken,!Tautologien!und!die!Figura!etymologica!(oder!pseudoetymoloG gica)!sind!auffällige!Kennzeichen!der!Sätze!Heideggers,!die!jeweils!auch!mit!seinem!DenG ken!kongruieren.101!Schöfer!widmet!diesem!Bereich!sehr!viel!Raum!–!hier!kann!darauf!nur! verwiesen!werden.! 3! Die%Derivation%in%Sein+und+Zeit+102% Im!vorangegangenen!Abschnitt!wurden!einige!Schlaglichter!auf!wichtigste!Phänomene!des! fachsprachlichen! Idiolekts! Heideggers! geworfen;! eine! solche! Aufstellung! von! Merkmalen! musste! vage! bleiben! –! daher! wird! nun! der! Versuch! unternommen,! einen! dieser! Aspekte,! den!Suffixgebrauch,!näher!zu!beleuchten.! Die! Daten! zur! nachfolgenden! Untersuchung! beziehen! sich! allesamt! auf! knapp! hundert! Seiten!von!Heideggers!erstem!Hauptwerk! Sein*und*Zeit103.!Beachtung!finden!nur!die!SubG stantivableitungen!–!es!wurde!bereits!auf!deren!Bedeutung!für!Heideggers!Idiolekt!hingeG wiesen!(vgl.!Kap.!2.3.5.)!–!mit!den!Suffixen!Jheit/Jkeit/Jigkeit,!Jung,!Gnis,!Gschaft,!Jzeug!und!G tum*sowie!in!einem!weiteren!Schritt!mit!dem!Suffixoid!Jsein!(vgl.!Kap.!3.4.).!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 96! Vgl.!ebd.!S.!60G61.! Vgl.!Michel!(2000):!S.!298.! 98! Barry!(1993):!S.!297.! 99! Ebd.!S.!297.! 100! Schöfer!(1962):!S.!182.! 101! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!182G218.! 102! Vgl.!zu!den!Substantivderivationen!allgemein!Anhang!A,!zu!den!Neubildungen!Anhang!B!und!zu! den!Suffixoidableitungen!mit!Jsein!Anhang!C.! 103! Zur!Erhebung!der!Daten!wurden!Seiten!über!das!ganze!Buch!verteilt!auf!ihren!Suffixgebrauch! hin!untersucht,!nämlich!die!Seiten!41G88;!134G148;!180G196;!231G241;!301G310;!406G416! (gezählt!wurde!jeweils!bis!inklusive!dem!ersten!Absatz!einer!Seite,!oder!–!falls!vorhanden!–!bis! zum!Ende!eines!Kapitels;!Fußnoten!wurden!nicht!mitgezählt).!Die!verwendete!Ausgabe!war:! Heidegger!(2006).!! 97! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 54! 3.1! Verteilung1der1Ableitungssuffixe1 Schon! der! erste! Überblick! über! die! in! Sein*und*Zeit! vorkommenden! Suffixableitungen! ofG fenbart! deren! Bedeutung! für! Heideggers! Sprache:! Es! können! fast! vierhundert! komplexe! Wörter! gefunden! werden,! die! mit! einem! der! untersuchten! Suffixe! gebildet! sind.! DurchG schnittlich!kommen!die!Ableitungen!mehr!als!fünf!mal!vor,!sodass!auf!den!knapp!hundert! untersuchten! Seiten! rund! zweitausend! mit! den! untersuchten! Suffixen! gebildete! Wörter! vorkommen,!d.h.!fast!zwanzig!Ableitungen!pro!Seite.!! Bemerkenswert! ist! die! Verteilung! auf! die! einzelnen! Suffixe:! so! sind! weitaus! am! meisten! Wörter!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit*oder!Jung!gebildet!(92%!aller!Bildungen),!wobei!am!meisten! Bildungen! mit! Jung! vorkommen! (51%),! wie! sie! überhaupt! in! der! deutschen! Sprache! am! verbreitetsten! sind.104!Die! Ableitungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*oder! Jung! treten! in! Sein*und* Zeit!auch!am!häufigsten!auf!(91%).!! Wie! bereits! von! Schöfer! bemerkt! (vgl.! Kap.! 2.3.5.),! sind! Bildungen! auf! Gschaft,*Jnis! oder! G tum! in! Sein* und* Zeit! äußerst! selten;! dergleichen! Ableitungen! sind! zumeist! dem! AlltagsG wortschatz! entnommen! (z.B.! Liegenschaft,* Wissenschaft,* Verwandtschaft,* Erfordernis,* ErJ gebnis,*Erkenntnis,*Irrtum,*Reichtum*–! z.T.! gibt! es! Zusammensetzungen! mit! diesen! AbleiG tungen,!z.B.!Anrufbereitschaft,!Bewandtnisart).!Die!auf!den!ersten!Blick!erstaunliche!TatsaG che,! dass! neun! Ableitungen! mit! Jzeug! begegnen,*überrascht! nicht,! wenn! man! die! BedeuG tung!dieses!Begriffs!für!Heideggers!Philosophie!kennt!–!Zeug*verweist!auf!„unterschiedliG che! Geräte,! die! einem! bestimmten! Zweck! dienen! […],! die! man! bei! Gebrauch! in! der! Hand! hält! und! damit! in! enger! Verbindung! mit! Heideggers! philosophischer! Konzeption! der! ZuG handenheit!stehen“105.! Folgende!Tabelle!zeigt!die!genaue!Verteilung!der!Suffixe:! Anzahl der Ableitungen Häufigkeit der Ableitungen -heit/-keit/-igkeit 154 41% 1056 54% -ung 193 51% 713 37% -nis 14 4% 130 7% -schaft 7 2% 25 1% -zeug 9 2% 14 >1% -tum 2 >1% 3 >1% 379 100% 1941 100% Gesamt 3.2! Verteilung1der1Ableitungsbasen1 Wie!vor!dem!Hintergrund!der!Distribution!auf!die!einzelnen!Suffixe!nicht!anders!zu!erwarG ten,!sind!die!allermeisten!Ableitungen!mit!verbaler!oder!adjektivischer!Basis!gebildet:! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 104! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!211.! 105! !Michel!(2000):!S.!367.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 55! Grundsätzlich! hat! die! überwiegende! Anzahl! der! Bildungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit! ein! AdG jektiv!oder!Partizip!als!Basis106!(Ausnahmen!etwa:!Begebenheit,!Einheit).!Ableitungen!auf!J ung*sind,!wie!Wolfgang!Fleischer!bemerkt!„weit!überwiegend!von!verbaler!Basis“107,!woG bei!die!Derivate!sowohl!Vorgänge!(Nomina!Actionis)!als!auch!Zustände!(Nomina!Acti)!beG zeichnen! können! –! letzteres! bringt! sie! in! die! Nähe! departizipialer! Bildungen! auf! Jheit/! Jkeit/Jigkeit108;*diese! Nähe! ist! wohl! ursächlich! dafür,! dass! Hans! Wellmann! von! einzelnen! departizipialen!Bildungen!auf!Jung!ausgeht109.!Nicht!zuletzt!aufgrund!der!„ausgeprägte[n]! Verflechtung! von! Nomen! Actionis! und! Nomen! Acti“110!und! der! „starken! Polysemie! der! ungGDerivate“111!werden!hier!alle!mit!Jung!gebildeten!Ableitungen!–!ungeachtet!dessen,!ob! sie! Nomina! Acti! oder! Nomina! Actionis! sind! –! zu! den! Ableitungen! mit! verbaler! Basis! geG zählt!und!nicht!zu!denen!mit!partizipialer!Bildung.112! Es! sind! also! verbale! und! adjektivische! Basen,! die! hauptsächlich! suffigiert! sind.! NachfolG gende!Liste!zeigt!die!restlichen!Basen:) Basis Anzahl der Ableitungen Häufigkeit der Ableitungen Verb 218 58% 868 45% Adjektiv (inkl. Part. Adj.) 154 41% 1042 54% Substantiv 2 >1% 3 >1% Pronomen 2 >1% 3 >1% Numerale 1 >1% 19 1% Präposition 1 >1% 1 >1% Sonstige 1 >1% 5 >1% Gesamt 379 100% 1941 100% 1 3.3! Neologismen1 Versteht!man!unter!Idiolekt!(vgl.!Kap.!2.2.)!die!typischen!Äußerungsweisen!einer!Person,! so! sind! dem! Gesagten! zufolge! Suffixableitungen! zweifelsohne! Heideggers! Idiolekt! zuzuG schlagen;! versteht! man! unter! Idiolekt! jedoch! die! sprachlichen! Besonderheiten! einer! PerG !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 106! Vgl.! Wellmann! (1975):! S.! 72G73! –! Anders! als! bei! den! Detailuntersuchungen! zu! den! Neubildungen! (Kap.! 3.3.)! und! den! Ableitungen! mit! Jsein*(Kap.! 3.4.)! werden! die! Partizipien! der! Einfachheit! halber! vorerst! wie! bei! Fleischer/Barz! (2012)! den! Adjektiven! zugerechnet! –! nicht! zuletzt! aufgrund! der! „fließenden! Grenzen! zwischen! Partizip! und! Adjektiv“! (Fleischer/Barz! (2012):!S.!212)!und!der!laut!Erasmus!Schöfer!für!Heidegger!charakteristischen!Verwendung!von! Partizipien!als!sekundäre!oder!abgeleitete!Adjektive!(vgl.!Kap.!2.3.5.).! 107! Fleischer/Barz!(2012):!S.!225.! 108! Vgl.!ebd.!S.!227G229.! 109! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!94G95.! 110! Fleischer/Barz!(2012):!S.!228.! 111! Ebd.!S.!229!–!Auch!Wellmann!meint,!dass!die!meisten!Bildungen!auf!Jung!als!Nomina!Acti!auch! als!Nomina!Actionis!gebraucht!werden!(Wellmann!(1975):!S.!254).! 112! Vgl.!dazu!auch!Fleischer/Barz!(2012):!S.!225G230.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 56! son,! die! sie! von! anderen! abhebt,! so! sind! in! der! Hauptsache! die! Neologismen! Heideggers! beachtenswert.!! 3.3.1! Methode%der%Erhebung113% Die!Erhebung,!bei!welchen!Ableitungen!es!sich!um!Neubildungen!Heideggers!handelt,!erG folgte!größtenteils!auf!Basis!der!Belegstellen!des!Deutschen*Textarchivs!und!des!KernkorJ pus* 20,! beides! Ressourcen! im! Digitalen* Wörterbuch* der* deutschen* Sprache114*(DWDS);! gleichfalls! dort! zu! finden! und! der! Recherche! dienlich! waren! das! Deutsche* Wörterbuch! (DWB)! und! das! Etymologische*Wörterbuch*des*Deutschen! von! Wolfgang! Pfeifer.! HerangeG zogen!wurden!weiters!das!Etymologische*Wörterbuch*der*deutschen*Sprache!von!Friedrich! Kluge115!sowie!mehrere,!vor!dem!Erscheinungsdatum!von!Sein*und*Zeit!entstandene!Texte! Edmund!Husserls116!–!Heideggers!Lehrer!jener!Zeit117.! Auf! diese! Weise! konnten! neunundzwanzig! Suffigierungen! als! Neologismen! Heideggers! identifiziert! werden:! Abträglichkeit,*Angänglichkeit,*Ausgelegtheit,*Bedrohbarkeit,*BedrohJ lichkeit,*Beiträglichkeit,*Datierbarkeit,*Entworfenheit,*Entdecktheit,*Erstrecktheit,*GelichtetJ heit,* Geworfenheit,* Gleichursprünglichkeit,* Inheit,* Innerzeitigkeit,* Jemeinigkeit,* SichtlosigJ keit,* Überlassenheit,* Umweltlichkeit,* Unzuhandenheit,* Verwiesenheit,* Vorentdecktheit,* Weltmäßigkeit,* Wertbehaftetheit,* Zeughaftigkeit,* Zuhandenheit,! außerdem:! Uhrzeug,* Wohnzeug,*Zeigzeug.*! Für! diese! Ableitungen! gilt,! was! Erasmus! Schöfer! auch! für! seine! Liste! von! Neubildungen! betont:!„Nicht!alle!hier!aufgeführten!Wörter!werden!den!Eindruck!frappierender!Neuheit! machen“118.!Weil!sich!aber!für!die!angeführten!Ableitungen!keine!vor!1927!datierten!BeG legstellen! gefunden! haben,! kann! davon! ausgegangen! werden,! dass! Heidegger! der! Erste! war,!der!diese!Ableitungen!gebildet!hat!(oder!–!falls!sie!tatsächlich!irgendwo!bereits!vorG gebildet! waren! –! dass! sie! extrem! ungebräuchlich! waren! und! Heidegger! ohne! Kenntnis! ihrer!sie!seinerseits!neu!gebildet!hat).! Auffällig!ist,!dass!viele!der!Ableitungen,!die!von!Schöfer!und!Michel!als!Neubildungen!HeiG deggers!deklariert!werden,!hier!nicht!als!solche!gewertet!werden!können;!zwei!Beispiele! sollen! dies! illustrieren:! Sowohl! Schöfer119,! als! auch! Michel120!führen! Begegnis! unter! den! Neubildungen! Heideggers! an.! Laut! dem! DWDS! taucht! Begegnis! jedoch! schon! 1903! beim! Neukantianer!Paul!Natorp!auf121!–!Heidegger!war!mit!ihm!bekannt.122!Das!DWB!listet!soG !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 113! Diese!Methode!liegt!allen!folgenden!Aussagen!über!Neubildungen!(auch!in!Kap.!3.3.3.!oder!Kap.! 3.4.3.)!zugrunde.!! 114! http://www.dwds.de/![Stand:!01.07.2014]! 115! Kluge!(2011).! 116! Das! betrifft! die! Texte! (allesamt! aufzurufen! unter:! http://www.ub.uniG freiburg.de/index.php?id=3182![Stand:!01.07.2014]):!Husserl!(1891),!Husserl!(1913a),!Husserl! (1913b),!Husserl!(1913c),!Husserl!(1921).! 117! Die!Texte!Husserls!ermöglichten!es,!einige!Ableitungen!als!Neologismen!auszusondern,!für!die! sich!ansonsten!keine!Belege!gefunden!hätten!(etwa!Erfahrbarkeit,!Sachaltigkeit).!Weil!Heidegger! als! Assistent! und! Schüler! Husserls! (vgl.! Vetter! (2014):! S.! 487)! mit! dessen! Schriften! bestens! vertraut!war,!hat!Heidegger!diese!Ableitungen!wohl!von!Husserl!übernommen.! 118! Schöfer!(1962):!S.!39.! 119! Vgl.!a.a.O.!S.!39.! 120! Vgl.!Michel!(2000):!S.!257.! 121! Vgl.!http://www.dwds.de/?qu=begegnis![Stand:!01.07.2014]! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 57! gar! Belegstellen! bei! Goethe! auf.123!Man! kann! daher! davon! ausgehen,! dass! das! Wort! von! Heidegger! bloß! übernommen! wurde.! Ähnliches! trifft! auf! Innerweltlichkeit! zu:! Schöfer124! und!Michel125!sehen!in!ihm!einen!Neologismus!Heideggers.!Laut!dem!DWDS!taucht!InnerJ weltlichkeit! aber! schon! bei! Max! Weber! auf126!–! nicht! zuletzt! durch! seine! Freundschaft! zu! Karl!Jaspers!setzte!sich!Heidegger!intensiv!mit!Max!Weber!auseinander.127!Letztlich!muss! die! Liste! der! neugebildeten! Ableitungen! dadurch! kürzer! ausfallen,! als! bei! Michel! oder! Schöfer! –! Wörter! wie! Selbigkeit,* Erschlossenheit,* Widerständigkeit,* Verhaltung,* GewärtiJ gung128!sind!nicht!als!Wortneubildungen!Heideggers!anzusehen.!! Eine!weitere!Schwierigkeit!bei!der!Bestimmung!der!Neubildungen!ist!die!„DoppelmotivaG tion“129,! die! sich! bei! manchen! Ableitungen! zeigt,! d.h.! die! „[u]nscharfe! Grenze! zwischen! Derivation! und! Komposition“130:! Ein! Wort! wie! Gleichursprünglichkeit! kann! interpretiert! werden! einerseits! als! Derivation! (das! Adjektiv! gleichursprünglich! +! das! Suffix! Gkeit)! oder! als!Komposition!(das!Adjektiv!gleich!+!die!Ableitung!Ursprünglichkeit).!Für!das!Wort!GleiJ chursprünglichkeit!gibt!es!vor!Sein*und*Zeit!keinen!Beleg!–!sehr!wohl!aber!für!die!Ableitung! Ursprünglichkeit.!Nähme!man!daher!an,!das!Wort!sei!eine!Komposition!aus!einem!Adjektiv! und!einer!bereits!bestehenden!Ableitung,!wäre!das!Wort!für!die!Untersuchung!der!neugeG bildeten! Ableitungen! irrelevant.! Nimmt! man! aber! an,! es! ist! die! Derivation! eines! durch! Komposition! gebildeten! Adjektivs! (gleich! +! ursprünglich),! dann! muss! es! miteinbezogen! werden.! Letztlich! werden! in! dieser! Arbeit! derartige! Zweifelsfälle! dann! gezählt,! wenn! die! abgeleiteten! Basen! auch! als! eigenständige! Wörter! im! Text! vorkommen.! Das! Adjektiv! gleichursprünglich!kommt!knapp!fünfzig!mal!im!ganzen!Text!vor!und!daher!kann!GleichurJ sprünglichkeit! als! Ableitung! dieses! Adjektivs! angesehen! werden.! Nichtursprünglich! dageG gen! kommt! nicht! als! Adjektiv! vor,! daher! ist! Nichtursprünglichkeit! als! Komposition! aus! nicht! und! Ursprünglichkeit! zu! werten.! Viele! komplexe! Worte! wie! beispielsweise! UnganzJ heit!oder!Mitbefindlichkeit!können!in!diesem!Sinne!nicht!mitgezählt!werden,!da!die!AdjekG tive!unganz!oder!mitbefindlich!in!Sein*und*Zeit!nicht!auftreten;!sie!werden!daher!als!KomG posita!gewertet!(Das!Präfix!unG!+!die!bereits!bestehende!Ableitung!Ganzheit!bzw.!das!PräG fixoid!mit!+!die!bereits!bestehende!Ableitung!Befindlichkeit)!–!bei!Schöfer!werden!UnganzJ heit!und!Mitbefindlichkeit!den!neugebildeten!Ableitungen!zugerechnet131.!! 3.3.2! Produktivität%der%einzelnen%Suffixe% Ganz!unmittelbare!Folgen!haben!die!herausgearbeiteten!Unterschiede!zu!Schöfer!und!MiG chel,! wenn! die! Verteilung! der! Neubildungen! auf! die! einzelnen! Ableitungssuffixe! in! den! Blick! genommen! wird:! Es! wurde! darauf! hingewiesen! (vgl.! Kap.! 2.3.5.),! dass! Schöfer! beG hauptet,!dass!Heidegger!Neologismen!mit!dem!Ableitungssuffix!Jung!bildet.!Er!geht!dabei! so!weit!zu!behaupten,!dass!bei!den!Neubildungen!in!der! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 122! Vgl.!Vetter!(2014):!S.!491.! 123! Vgl.!http://www.dwds.de/?qu=begegnis![Stand:!01.07.2014]! 124! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!47.! 125! Vgl.!ebd.!S.!258.! 126! Vgl.!http://www.dwds.de/?view=1&qu=innerweltlichkeit![Stand:!01.07.2014]! 127! Vgl.!Mehring!(2003):!S.!338G341.! 128! Vgl.!ebd.!S.!67G70.! 129! Fleischer/Barz!(2012):!S.!86.! 130! Ebd.! 131! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!43,!47.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 58! Gruppe!der!Verbalnomina!die!Wörter!auf!Gung!vorherrschen.!Nicht!nur!sind!sie!in!phiG losophischer! Sprache! ein! traditionell! häufig! angewandtes! Mittel! der! SubstantivbilG dung,!sondern!Heidegger!hat!in!‚Sein!und!Zeit‘!streckenweise!eine!besondere!Vorliebe! für!den!Gebrauch!solcher!Verbalabstrakta!gezeigt.132! Diese! Aussage! Schöfers! hat! sich! in! zweierlei! Hinsicht! nicht! bestätigt:! weder! waren! irG gendwelche!Neologismen!auf!Jung!zu!finden,!noch!neugebildete!Verbalabstrakta!(z.B.!mit! dem! Suffix! Gnis),! wenngleich! Verbalabstrakta! in! Sein*und*Zeit! tatsächlich! häufig! vorkomG men!(mehr!als!die!Hälfte!der!Bildungen!sind!deverbale!Ableitungen!–!nur!eben!keine!NeuG bildungen).! Das! Suffix! Jung! ist! in! Sein*und*Zeit! für! Wortneubildungen! unproduktiv;! gleiG ches!trifft!auf!die!Suffixe!Gnis,!Gschaft*und!Gtum*zu.!Im!Gegensatz!zu!letztgenannten!Suffixen! verwundert!die!Unproduktivität!von!Jung*allerdings,!vergegenwärtigt!man!sich!einerseits! die! eben! erwähnte! Häufigkeit! der! Ableitungen! auf! Jung! in! Sein*und*Zeit! und! andererseits! die! Tatsache,! dass! das! Suffix! Jung! eigentlich! „zu! den! produktivsten! substantivbildenden! Suffixen!der!deutschen!Gegenwartssprache“133!zu!zählen!ist.!! Die!Unproduktivität!von!Jung!wirkt!umso!auffälliger,!kontrastiert!man!sie!mit!der!ProdukG tivität! von! Jheit/Jkeit/Jigkeit.*In! den! untersuchten! Abschnitten! von! Sein*und*Zeit! können! sechsundzwanzig! neugebildete! Ableitungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*gefunden! werden,! d.h.! dass! es! sich! bei! jeder! sechsten! Ableitung! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*um! eine! Neubildung! hanG delt.!Die!Ableitungen!sind!dabei!keinesfalls!als!Okkasionalismen!anzusehen:!Sie!kommen! zusammen!115!mal!vor,!d.h.!jedes!Wort!im!Durchschnitt!mehr!als!viermal!(zum!Vergleich:! die!Ableitungen!auf!Jung*kommen!im!Schnitt!weniger!als!viermal!vor).!Nur!sechs!der!neuG gebildeten! Ableitungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit* sind! Einmalbildungen,! während! andere! Neubildungen! wie! Zuhandenheit! (32! Nennungen! im! untersuchten! Teil,! 46! im! gesamten! Text134)! oder! Geworfenheit! (16! Nennungen! im! untersuchten! Teil,! 70! im! gesamten! Werk)! weit!häufiger!sind.!! Neben!Jheit/Jkeit/Jigkeit*ist!von!den!untersuchten!Suffixen!bloß!Jzeug!produktiv.!Drei!der! insgesamt! fünf! Ableitungen! mit! Jzeug! sind! Neubildungen;! zwei! dieser! Ableitungen! komG men!zwei!mal!vor,!eine!nur!einmal.!Die!Produktivität!von!Jzeug!erklärt!sich!wohl!aus!dem! oben!(vgl.!Kap.!3.1.)!angesprochenen!terminologischen!Wert!des!Begriffs!Zeug!für!HeidegG gers!Konzeption!der!Zuhandenheit.!! Insgesamt!sind!also!neunundzwanzig!der!379!Ableitungen!Neubildungen!–!der!NeuwortG anteil!beträgt!somit!8%.!Nachfolgende!Tabelle!zeigt!die!genauen!Zahlenwerte:! ! !heit,'!keit,'!igkeit) Gesamt! !zeug) Anzahl!der!Neubildungen!Heideggers! 26! 3! 29! Anteil!an!der!Anzahl!der!Ableitungen! 17%! 33%! 8%! Häufigkeit!der!Neubildungen!Heideggers! 115! 5! 120! Anteil!an!der!Häufigkeit!der!Ableitungen! 11%! 36%! 6%! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 132! Ebd.!S.!40.! 133! Fleischer/Barz!(2012):!S.!225.! 134! Hier!und!in!der!Folge!basieren!alle!Angaben!dazu!auf:!http://www.dwds.de/![Stand:! 01.07.2014]! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 59! % 3.3.3! Bildung%der%Neologismen% Dass!nahezu!alle!Neologismen!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit*gebildet!sind,!bringt!es!mit!sich,!dass! hier!eine!wesentlich!andere!Verteilung!auf!die!Ableitungsbasen!vorliegt!als!bei!den!AbleiG tungen! insgesamt:! Es! dominieren! eindeutig! die! adjektivischen! und! partizipialen! Basen.! Auffällig!ist!allenfalls!die!Tatsache,!dass!mehr!deadjektivische!als!departizipiale!AbleitunG gen! vorliegen,! spricht! Schöfer! doch! davon,! dass! Adjektiven! keine! bedeutende! Rolle! bei! Heideggers! Terminologie! zukommt! (vgl.! Kap.! 2.3.5.).! Zumindest! auf! die! Derivation! trifft! dies! nicht! zu;! hier! spielen! Adjektive! als! Ableitungsbasen! die! wichtigste! Rolle! (55%! der! Ableitungen!sind!deadjektivisch),!wenngleich!auch!Partizipien!vorkommen!(28%).!VerbaG labstrakta!gibt!es,!wie!erwähnt,!keine;!dafür!haben!zwei!der!drei!Neubildungen!auf!Jzeug! eine!verbale!Basis,!eine!eine!substantivische!–!beides!ist!bei!Ableitungen!mit!Jzeug!regelG konform.135!! Die!nachfolgende!Tabelle!zeigt!die!suffigierten!Basen:! ! Basis) Häufigkeit)der)Ableitungen! Anzahl)der)Ableitungen) 16! 55%! 76! 63%! Partizip!Adj.! 8! 28%! 33! 28%! Verb! 2! 7%! 3! 3%! Substantiv! 1! 3%! 2! 2%! Präposition! 1! 3%! 1! 1%! Sonstige! 1! 3%! 5! 4%! Gesamt! 29! 100%! 120! 100%! Adjektiv!! Regelkonform! ist! in! den! allermeisten! Fällen! auch! die! Verteilung! der! adjektivischen! und! partizipialen!Basen!auf!die!Suffixvarianten!Jheit/Jkeit/Jigkeit*136:*Auf!die!Adjektive!mit!der! Endung! Glich! folgt! das! Suffix! Gkeit*(z.B.! Abträglichkeit),! gleiches! gilt! für! Adjektive! mit! der! Endung!Gbar!(z.B.!Bedrohbarkeit)!und!mit!der!Endung!Gig!(z.B.!Innerzeitigkeit).!Auf!Glos!und! Ghaft!folgt!die!Variante!Gigkeit!(z.B.!Sichtlosigkeit,!Zeughaftigkeit).!Die!departizipialen!AbleiG tungen! enden! regelmäßig! auf! Gheit*(z.B.! Geworfenheit),! gleiches! gilt! für! Adjektive! mit! der! Endung!Gen!(z.B.!Zuhandenheit)!–!wobei!nach!Wolfgang!Fleischer!„Derivate!von!adjektiviG schen! Basen! mit! den! Suffixen! Gen! […]! relativ! selten! [sind].! Ganz! ausgeschlossen! von! der! Derivation!mit!Gheit![…]!sind!sie!nicht“137.! Viele!Adjektive,!die!bei!Heidegger!als!Basen!für!Ableitungen!dienen,!sind!ihrerseits!selbst! neugebildet:! innerzeitig,! gleichursprünglich,* umweltlich,* unzuhanden,* wertbehaftet,* zeugJ haft;*nur!innerhalb!der!Ableitung!kommt!das!Adjektiv!sichtlos*vor;!nicht!als!Verb!vorentdeJ cken,!sondern!nur!als!Adjektiv!begegnet!vorentdeckt.!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 135! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!100.! 136! Zur!Verteilung!der!Suffixvarianten!von!Jheit/Jkeit/Jigkeit!vergleiche!Fleischer/Barz!(2012):!S.! 209G214,!besonders!die!Tabelle!S.!214!oder!auch!Wellmann!(1975):!S.!30G31.! 137! Fleischer/Barz!(2012):!S.!211.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 60! Nicht! als! Ableitung! eines! Adjektivs! anzusehen! ist! Jemeinigkeit.! Heidegger! gebraucht! den! Begriff!zur!Darlegung,!dass!das!Sein,!um!das!es!dem!Dasein!„in!seinem!Sein!geht,!je!meines! [ist].![…]!Das!Ansprechen!von!Dasein!muß!gemäß!dem!Charakter!der!Jemeinigkeit!dieses! Seienden! stets! das! Personalpronomen! mitsagen! […]“138!Bei! der! Ableitung! Jemeinigkeit* handelt! es! sich! also! um! eine! Bildung! aus! dem! Adverb! je! und! dem* Personalpronomen* mein(e)! und! der! Ableitung! Gigkeit.*Vorbild! für! die! Bildung! ist! übrigens! der! ebenfalls! von! Heidegger!gebrauchte!Terminus!Jeweiligkeit139.!Weil!weder!Adverbien!noch!Pronomen!auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*produktiv!sind140,!ist!die!Bildung!Jemeinigkeit*unregelmäßig.!Eine!weiteG re!unregelmäßige!Bildung!liegt!bei!der!Derivation!Inheit*vor.!Hier!ist!eine!Präposition!mit! dem!Suffix!Gheit!verknüpft!–!Präpositionen!als!Basen!sind!für!Ableitungen!mit!Gheit/Gkeit/! Gigkeit*eigentlich! nicht! usuell141.! Abgesehen! von! diesen! beiden! Derivationen! sind! HeidegG gers!Bildungen!sehr!regelmäßig.! 3.3.4! Semantik%der%Bildungen% Auch! semantisch! entsprechen! die! Ableitungen! den! für! das! Deutsche! typischen! Mustern:! Bei! allen! neugebildeten! Ableitungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*handelt! es! sich! um! Abstrakta,! näherhin! um! Adjektivabstrakta! bzw.! Nomina! Qualitatis,! wie! dies! laut! Wolfgang! Fleischer! für! Neubildungen! mit! diesem! Suffix! typisch! ist.142!Sie! bezeichnen! Eigenschaften143:! Eine! Wortgruppe! wie! „die! Weltmäßigkeit! des! Innerweltlichen144“*besagt! demnach:! das*InnerJ weltliche*ist*weltmäßig.!Auf!diese!Weise!lassen!sich!Ableitungen!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit*auf! „das!einfachste!reduziert,![…]!aus!einfachen!Sätzen!mit!prädikativem!(oder!auch!adverbiaG lem)!Adj.“145!bilden.!Transformieren!lassen!sich!die!Abstrakta!außerdem!in!„einen!mit!daß! eingeleiteten! Inhaltssatz“146!oder! in! andere! eingeleitete! Nebensatzkonstruktionen,! wobei! bei!der!Art!des!Nebensatzes!auf!etwaige!Präpositionen!beim!Abstraktum!zu!achten!ist.147! Es! lässt! sich! demnach! a)! „Die! Geworfenheit! in! den! Tod! enthüllt! sich! ihm! ursprünglicher! und!eindringlicher!in!der!Befindlichkeit!der!Angst“148!transformieren!in!b)!Dass*das*Dasein* in* den* Tod* geworfen* ist,* enthüllt* sich* ihm* ursprünglicher* und* eindringlicher* darin,* dass* es* sich*in*der*Angst*befindet.! Wie! oben! (vgl.! Kap.! 2.3.5.)! bereits! erwähnt,! erlauben! die! AbsG traktkonstruktionen! das! Weglassen! der! in! den! prädikativen! Syntagmen! obligatorischen! Ergänzungen! –! so! fehlen! in! a)! die! bei! b)! als! obligatorische! Ergänzungen! erforderlichen! Subjekte!der!Gliedsätze.! Während! Fleischer! bei! der! Semantik! der! Bildungen! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit*nicht! zwischen! Ableitungen! aus! Adjektiven! und! Partizipien! unterscheidet149,! betont! Wellmann,! dass! es! sich!bei!den!departizipialen!Ableitungen!um!deverbalisierte!Zustandsbezeichnungen!hanG !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 138! Heidegger!(2006):!S.!42.! 139! Vgl.!Michalski!(2002):!S.!188G189.! 140! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!72G73.! 141! Vgl.!ebd.! 142! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!212.! 143! Vgl.!Ebd.!S.!125.! 144! Heidegger!(2006):!S.!76.! 145! Wellmann!(1975):!S.!263.! 146! Ebd.! 147! Vgl.!ebd.! 148! Heidegger!(2006):!S.!251.! 149! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!212.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 61! delt.!Doch!auch!die!departizipialen!Ableitungen!lassen!sich!in!einfache!Sätze!mit!KopulaG verb!und!Partizipform!transformieren150:!„Die!Überlassenheit!des!Daseins!an!es!selbst“151* wird!zu!Das*Dasein*ist*an*es*selbst*überlassen.!! Die!Ableitungen!mit!dem!Suffixoid!Jzeug!kommen!bei!Heidegger!einerseits!in!ihrer!HauptG funktion!als!deverbalisierte!Instrumentiva152,!aber!auch!als!primäre!Kollektiva153!vor:!ErsG teres!ist!der!Fall!bei!Zeigzeug!und!Wohnzeug,!letzteres!der!Fall!bei!Uhrzeug.!TransformieG ren!lassen!sie!sich!folgendermaßen154:!Uhrzeug!>!mehrere/viele/die*gesamten*Uhren,!ZeigJ zeug!>!das,*womit*etw.*gezeigt*wird,!Wohnzeug!>!das,*womit*gewohnt*wird.!Letztere!TransG formation! erscheint! ungewöhnlich,! jedoch! trifft! die! instrumentale! Verwendung! genau! Heideggers! Intention! von! Zeug,! meint! er! damit! doch! „zu! bestimmten! Zwecken! dienende! Gegenstände“155,! das! heißt! Zuhandenes,! das! je! „entdeckt! [ist]! in! seiner! Dienlichkeit,! VerG wendbarkeit,!Abträglichkeit“156.!! 3.4! 1Abstraktbildung1mit1dem1Suffixoid1Bsein1% 3.4.1! Komposition,%Konversion,%Derivation?% Neubildungen! mit! dem! Abstraktsuffix! Jheit/Jkeit/Jigkeit*sind! ein! zentrales! Merkmal! von! Heideggers! fachsprachlichem! Idiolekt,! wie! überhaupt! Ableitungen! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit* sehr! häufig! in! Heideggers! Sprache! vorkommen:! Wörter! wie! Ganzheit,* Möglichkeit,* VorJ handenheit! oder! Zuhandenheit! sind! zentrale! Termini*–*das! beweist! die! Tatsache,! dass! alG lein! diese! vier! zusammen! fast! dreihundert! mal! auf! den! knapp! einhundert! untersuchten! Seiten!in!Sein*und*Zeit*vorkommen.!! Bei! der! Lektüre! von! Sein*und*Zeit! sind! es! aber! nicht! nur! die! Bildungen! mit! Gheit/Gkeit/! Gigkeit,!die!auffallen;!man!wird!auch!auf!viele!Bildungen!mit!Jsein!stoßen.!Auffällig!ist,!dass! dort!Formen!existieren!wie!Ganzsein,*Möglichsein,*Vorhandensein!oder!Zuhandensein*(dieG se! vier! Formen! kommen! zusammen! immerhin! fünfzig! mal! auf! den! untersuchten! Seiten! vor).! Offensichtlich! sind! gewisse! Basen! sowohl! für! Bildungen! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit* als! auch! mit! Jsein! produktiv.! Scheinbar! besteht! in! einer! Untersuchung! zum! Suffixgebrauch! Heideggers!wenig!Anlass,!näherhin!auf!diesen!Zusammenhang!einzugehen,!handelt!es!sich! doch!bei!Bildungen!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit*eindeutig!um!Derivationen,!wohingegen!BildunG gen! mit! Jsein! vermeintlich! Komposita! sind,! genauer! Determinativkomposita.! Als! solche! bestehen! sie! aus! einem! ErstG! und! einem! Zweitglied,! wobei! das! Zweitglied! „im! Vergleich! zur! Bedeutung! des! ganzen! Kompositums! die! allgemeinere! Bedeutung“157!trägt,! und! das! „Zweitglied! […]! durch! das! Erstglied! nach! verschiedenen! Gesichtspunkten! in! seinem! BeG deutungsumfang! eingeschränkt“158!wird.! Bei! einem! Kompositum! wie! Ganzsein! würde! soG mit!das!Zweitglied!Sein!die!allgemeinere!Bedeutung!tragen,!während!das!Erstglied!GanzG! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 150! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!257.! 151! Heidegger!(2006):!S.!192.! 152! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!441.! 153! Vgl.!ebd.!S.!166.! 154! Vgl.!ebd.!S.!100G101.! 155! Rentsch!(2003):!S.!60.! 156! Heidegger!(2006):!S.!144.! 157! Duden!(2009):!S.!664.! 158! Ebd.!S.!718.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 62! diese! modifiziert;! Ganzsein! hieße! demnach:! ein*Sein,*das*ganz*ist.! Es! fällt! allerdings! auf,! dass!Sein!recht!wenig!zur!Gesamtbedeutung!des!Kompositums!beiträgt!–!nicht!zuletzt!weil! es!sich!bei!Sein!grundsätzlich!um!einen!äußerst!abstrakten,!gänzlich!unanschaulichen!BeG griff!handelt.159!Jedenfalls!kann!hier!nicht!davon!ausgegangen!werden,!dass!das!Zweitglied! „allein!das!ganze!Kompositum!repräsentieren!kann“160,!wie!dies!für!DeterminativkomposiG ta!typisch!wäre.!! Man!könnte!eine!Fügung!wie!Ganzsein!allerdings!auch!den!Rektionskomposita,!einer!UnG tergruppe! der! Determinativkomposita161,! zurechnen,! d.h.! einer! Struktur! bestehend! aus! einem! deverbalisierten! Substantiv! als! Zweitglied,! wobei! dieses! „vom! Verb! eine! semantiG sche! Leerstelle! (Valenzstelle)! geerbt! hat! […].! Die! Leerstelle! wird! im! Kompositum! vom! Erstglied! […]! besetzt.! Damit! ist! die! semantische! Relation! zwischen! ErstG! und! Zweitglied! gleichsam! syntaktischGsemantisch! vorgegeben.! Sie! entspricht! genau! der! Relation,! die! das! Verb! in! einem! Satz! für! die! entsprechende! Ergänzung! vorsieht“162.! In! diesem! Sinne! wäre! das!Zweitglied!Jsein!die!Substantivierung!des!Kopulaverbs!ist,!das!als!Ergänzung!in!einer! ZustandsG!oder!Eigenschaftszuschreibung!ein!Prädikativ!verlangt.163!Ein!KopulativkompoG situm! wie! Ganzsein! wäre! in! diesem! Sinne! zu! transformieren! in:! x*ist*ganz.! Ungewöhnlich! wäre!eine!solche!Zuordnung!allerdings!deshalb,!weil!das!Erstglied!bei!Rektionskomposita! gemeinhin! die! AgensG! oder! Patiensrolle! einnimmt164;! ferner! werden! Rektionskomposita! den! Komposita! mit! substantivischem! Erstglied! zugeordnet165,! was! nur! auf! die! wenigsten! JseinGVerbindungen!bei!Heidegger!zutrifft.! Es!wäre!auch!möglich,!die!Fügungen!mit!Jsein!der!Wortbildungsart!Konversion!zuzuschlaG gen.! Immerhin! hat! Heidegger! eine! Vorliebe! für! diese! Bildungsart! (vgl.! Kap.! 2.3.3.).! Wie! erwähnt!wurde,!kann!es!bei!der!Konversion!zur!Univerbierung!verbaler!Syntagmen!komG men!–!auch!mit!Adjektiven,!wie!Wolfgang!Fleischer!betont!(als!Beispiel!nennt!er!sogar!eine! Verbindung! mit! Jsein,! nämlich! das*Menschlichsein).166!Allerdings! erwähnt! Fleischer,! dass! bei! solchen! Fügungen! „[d]ie! syntaktische! Rolle,! die! Nähe! zum! Verb! und! die! geringe! NeiG gung!zur!Ausbildung!usueller!Nominalisationseinheiten![…]!noch!ausgeprägter![ist]!als!bei! der!einfachen!Infinitivkonversion“167,!sodass!wegen!der!„Verbnähe!und!syntaktischen!ReG levanz! […]! die! Wortbildungsbedeutung! Nomen! Actionis! mit! Merkmalen! der! Transitivität! und! Zeitlichkeit“168!stark! dominiert.! Die! noch! folgenden! Ausführungen! werden! zeigen,! dass! Bildungen! mit! Jsein! bei! Heidegger! durchaus! starke! Usualisierungstendenzen! zeigen! und!semantisch!zweifellos!den!Nomen!Acti!zuzuordnen!sind.!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 159! Was! nicht! heißen! soll,! dass! Sein! ein! gänzlich! leerer! oder! gar! sinnloser! Begriff! wäre,! aber! als! „transcendens* schlechthin“! (Heidegger! (2006):! S.! 38)* ragt! es! „über! jedes! Seiende! und! jede! mögliche!seiende!Bestimmtheit!eines!Seienden“!(ebd.)!hinaus,!wie!Heidegger!schreibt.! 160! Duden!(2009):!S.!664.! 161! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!139.! 162! Duden!(2009):!S.!719.! 163! Vgl.!http://hypermedia.idsGmannheim.de/evalbu/index.html![Stand:!01.07.2014]! 164! Vgl.!Duden!(2009):!S.!719.! 165! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!136G140.! 166! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!275.! 167! Ebd.! 168! Ebd.!S.!272.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 63! Letzten!Endes!zeigt!diese!kurze!Übersicht,!dass!die!Zuordnung!der!JseinJVerbindungen!zu! einer! der! Wortbildungsarten! nicht! unproblematisch! ist:! Fleischer! nennt! sie! bei! den! KonG versionen,!Wellmann!bei!den!Komposita169;!Erasmus!Schöfer!spricht!von!„infinite[n]!SubG stantivierung[en]“! aus! „einer! finiten! Form! des! ‚Hilfsverbs‘! sein! und! einem! PrädikatsnoG men“170,! aber! auch! von! „Kompositionen! mit! ‚sein‘“171!und! einmal! sogar! von! „AbleitunG gen“172.! Unbeachtet! geblieben! ist! letztlich! die! Nähe! der! JseinGVerbindungen! zur! WortbilG dungsart!Derivation173!–!obwohl!dem!Morphem!Jsein*in!den!komplexen!Fügungen!in!verG blüffender!Weise!die!Eigenschaften!eines!Suffixes!eignen.!! Augenfällig!ist!dies!in!den!Texten!Heideggers!nicht!nur!wegen!der!bereits!erwähnten!KonG kurrenz!mit!den!Ableitungen!mit!Gheit/Gkeit/Gigkeit!sondern!auch!wegen!der!viele!BildunG gen!mit!Jsein,!sodass!durchaus!die!Rede!von!Reihenbildung!sein!kann,!sowie!semantischen! Gesichtspunkten,!auf!die!noch!zurückzukommen!sein!wird.!Obwohl!in!der!ForschungsliteG ratur,!besonders!bei!Schöfer,!auf!die!Bedeutung!der!Verbindungen!mit!Jsein*bei!Heidegger! hingewiesen!wird,!werden!diese!nur!sehr!oberflächlich!unter!Infinitivsubstantivierungen! abgehandelt174.!In!dieser!Arbeit!soll!gezeigt!werden,!dass!Jsein!als!Suffixoid!zu!betrachten! ist! (Kap.! 3.4.2.)! und! dass! es! als! solches! eine! wichtige! Stellung! in! Heideggers! Werk! einG nimmt:!erstens,!weil!es!sehr!produktiv!für!Neubildungen!ist!und!zweitens,!weil!es!die!AbsG traktbildung!mit!Wortarten!erlaubt,!die!für!andere!Suffixe!unproduktiv!sind!(Kap.!3.4.3.)! 3.4.2! Merkmale%des%Affixoids%!sein% Die! Kategorie! Affixoid,! die! den! Übergangsbereich! von! Lexem! und! Affix! beschreibt,! ist! in! der!Morphologie!nicht!unumstritten.175!Es!gibt!jedoch!gute!Gründe,!eine!solche!Kategorie! einzuführen,!nicht!zuletzt!die!Tatsache,!dass!Affixe!diachron!zumeist!Lexeme!waren176:!so! existierte! im! Mittelhochdeutschen! beispielsweise! das! feminine! Substantiv! heit! mit! der! Bedeutung! „wesen,! beschaffenheit,! art! u.! weise! (bes.! in! zusammenss.! blintG,! degenG,! kintG heit!etc.)“177,!aus!dem!das!Suffix!Jheit/Jkeit/Jigkeit*hervorgegangen!ist178.!! Es!gibt!eine!Reihe!von!Merkmalen,!die!Affixoide!kennzeichnen!und!vom!Suffixoid!Jsein!bei! Heidegger!erfüllt!werden:!! a)*Reihenbildung! Einerseits! wird! immer! wieder! genannt,! dass! Affixoide! reihenbildend! sind179!–! das! ist! bei! Heidegger!mit!dreiunddreißig!komplexen!Wörtern180!auf!Jsein*eindeutig!der!Fall.*Bedenkt! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 169! Vgl.!Wellmann!(1975):!S.!259.! 170! Schöfer!(1962):!S.!135.! 171! Ebd.!S.!135.! 172! Ebd.!S.!166.! 173! Hans! Wellmann! analysiert! sie! zwar! in! ihrer! Konkurrenz! zur! Derivation! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit,! bezeichnet!sie!aber!als!„Komposita“!(Wellmann!(1975):!S.!259).! 174! Vgl.!Schöfer!(1962):!S.!118G145,!Michel!übernimmt!weitgehend!Schöpfers!Analysen.!Vgl.!Michel! (2000):!S.!259.! 175! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!58G59.! 176! Vgl.!Elsen!(2009):!S.!316.! 177! http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=heit![Stand:!01.07.2014]! 178! Vgl.!Fleischer/Barz!(2012):!S.!209.! 179! Vgl.!Ascoop!(2005):!S.!19!sowie!Elsen!(2009):!S.!318.! 180! Aus!Gründen!der!Einfachheit!wurden!hier!nur!die!zusammengeschriebenen!Fügungen!mit!Jsein! gezählt!und!nicht!die!oben!der!Konversion!(vgl.!Kap.!2.3.3.)!zugerechneten!und!mit!Bindestrich! ! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 64! man! die! im! Kap.! 3.1.! dargestellte! Verteilung! auf! die! „herkömmlichen“! Suffixe,! wäre! Jsein! das!Suffix!mit!den!drittmeisten!Bildungen!–!noch!vor!Gnis!oder!Gschaft.! Auffällig!ist!des!Weiteren!die!Häufigkeit!der!Bildungen!mit!Jsein:!sieht!man!vom!Wort!DaJ sein*ab! (das! alleine! über! vierhundertfünzig! mal! auf! den! untersuchten! Seiten! vorkommt),! so!kommen!die!Ableitungen!mit!dem!Suffixoid!Jsein!mit!vier!mal!durchschnittlich!so!häufig! vor!wie!die!Ableitungen!mit!Jung.! Die!Tabelle!zeigt!Anzahl!und!Häufigkeit!der!JseinGVerbindungen!im!Vergleich:! ! Anzahl)der)Ableitungen) Häufigkeit)der)Ableitungen181! Jheit/Jkeit/Jigkeit! 154! 37%! 1056! 51%!(42%)! Jung! 193! 47%! 713! 35%!(28%)! Jsein! 33! 8%! 121!(578)! 6%!(23%)! Jnis* 14! 3%! 130! 6%!(5%)! Jschaft* 7! 2%! 25! 1%!(1%)! Jzeug! 9! 2%! 14! 1%!(1%)! Jtum* 2! >1%! 3! >1%!(>1%)! 411! 100%! 2062!(2519)! 100%!(100%)! Gesamt! * b)*Semantik!! Ein!wichtiges!Kennzeichen!der!Affixoide!ist!ihre!Semantik:!„Affixoide*sind*semantisch*geneJ reller*und*abstrakter“182!als! Kompositionsglieder,! sie! sind! „stärker*abstrahierend,*weniger* konkret,*dafür*kategorieller“183.!An!sich!ist!Sein!als!Lexem!ohnehin!sehr!abstrakt!und!wenig! konkret!–!als!zweiter!Teil!einer!vermeintlichen!Komposition!besteht!der!Beitrag!von!Jsein! innerhalb! der! Fügung! jedoch! ausschließlich! darin,! das! komplexe! Wort! als! nominalisierte! Zustandsprädikation! auszuweisen184,! „durch*die*eine*Gegebenheit*als*gegenwärtig*und*anJ dauernd*dargestellt*wird“185.! Im! Grunde! bildet! das! Suffixoid! Jsein*als! Abstraktsuffixoid186! Nomina!Qualitatis!aus187:!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! gebildeten! Satznomina! wie! InJderJWeltJsein,! die! in! ihrer! Komplexität! eigens! zu! betrachten! wären;!nichtsdestotrotz!gibt!es!hier!sicherlich!Übergänge,!etwa!bei!InJSein!(Heidegger!(2006):!S.! 53),!mit!seiner!Nähe!zu!Inheit*(vgl.!auch!Fußnote!59).! 181! In!den!Klammern!sind!die!Werte!angegeben,!die!sich!ergeben,!wenn!Dasein!mitgezählt!würde!–! weil!dieses!Wort!ungewöhnlich!oft!vorkommt!und!somit!die!Statistik!verzerren!würde,!wird!es! hier!ausgeklammert.! 182! Ascoop!(2005):!S.!19.! 183! Elsen!(2009):!S.!318.! 184! Einzige! Ausnahme! hiervon! ist! das! Wort! Aussein,! das! vom! Phrasem! auf*etwas*aus*sein! herrührt! und!ohne!Kenntnis!des!ganzen!Phrasems!unverständlich!bleibt.! 185! Wellmann!(1975):!S.!261.! 186! Indem!Schöfer,!wie!bereits!erwähnt,!die!Bildungen!mit!Jsein!als!Infinitivsubstantive!abhandelt,! verkennt! er! deren! rein! abstrakten! Gehalt;! er! spricht! von! der! „doppelte[n]! Leistung! des! substantivierten! Infinitivs,! durch! seinen! substantivischen! Charakter! den! Verbalgehalt! für! die! begriffliche! Anschauung! zugänglich! zu! machen,! dank! seines! […]! verbalen! Charakters! […]! ! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 65! Eine! Wortgruppe! wie! „Das*Ganzsein*des*Daseins“188!lässt! sich! demnach! transformieren! in! eine!Prädikation!mit!Kopulaverb!und!Adjektiv:!Das*Dasein*ist*ganz.!Eine!Bildung!mit!Jsein! lässt!sich!in!diesem!Sinne!auch!mit!einem!Inhaltssatz!mit!eingeleitetem!dass!umschreiben:! a)!„Nur*das*Freisein*für*den*Tod*gibt*dem*Dasein*das*Ziel*schlechthin“189!kann!transformiert! werden! in! b)! Nur*dass*das*Dasein*frei*ist*für*den*Tod,*gibt*dem*Dasein*das*Ziel*schlechthin.* Wie!sich!zeigt,!ermöglicht!die!Konstruktion!mit!Jsein!ganz!im!Sinne!der!Abstrakta!(vgl.!Kap.! 2.3.5.!und!Kap.!3.3.4.)!das!Weglassen!der!in!der!Prädikation!obligatorischen!Ergänzungen! –!in!diesem!Fall!das!Wort!Dasein!in!b).!! c)*Konkurrenz*mit*Affixen! Das!Konkurrieren!mit!Affixen!ist!ein!weiteres!Kriterium!zur!Bestimmung!des!AffixoidstaG tus190,!obgleich!es!umstritten!ist191.!Gerade!bei!Heidegger!ist!die!Konkurrenz!zwischen!den! JseinGVerbindungen! und! den! herkömmlichen! Affixen! augenfällig.! Aus! dem! oben! bzw.! in! Kap.!3.3.4.!Gesagten!folgt,!dass!diese!Konkurrenz!primär!die!Ableitungen!auf!GJheit/Jkeit/! Jigkeit* betrifft,! da! dieses! Suffix! und! Jsein! Zustandsabstrakta! bilden.! Sichtbar! wird! diese! Konkurrenz! im! Bereich! der! bereits! erwähnten! Parallelformen:! Ganzsein/Ganzheit,* MögJ lichsein/Möglichkeit,* Vorhandensein/Vorhandenheit,* Zuhandensein/Zuhandenheit! sowie! ferner! bei:! Freisein/Freiheit,! Gestimmtsein/Gestimmtheit,! Gewißsein/Gewißheit,! InnenJ sein/Inheit,!Vertrautsein/Vertrautheit.!! Es!zeigt!sich,!dass!sich!diese!Formen!wechselseitig!substituieren!lassen:!Heideggers!Satz!a)! „Das!Gestimmtsein!bezieht!sich!nicht!zunächst!auf!Seelisches,!ist!selbst!kein!Zustand!drinG nen,! der! dann! auf! rätselhafte! Weise! hinausgelangt! und! auf! die! Dinge! und! Personen! abG färbt“192!ist! synonym! zu! b)! Die*Gestimmtheit*bezieht*sich*nicht*zunächst*auf*Seelisches,*ist* selbst*kein*Zustand*drinnen,*der*dann*auf*rätselhafte*Weise*hinausgelangt*und*auf*die*Dinge* und*Personen*abfärbt.*Sowohl!in!a)!wie!in!b)!lässt!sich!das!Abstraktum!transformieren!in! einen!Inhaltssatz:!c)!Dass*das*Dasein*gestimmt*ist,*bezieht*sich*nicht*zunächst*auf*Seelisches,* ist* selbst* kein* Zustand* drinnen,* der* dann* auf* rätselhafte* Weise* hinausgelangt* und* auf* die* Dinge*und*Personen*abfärbt.*! Interessant! ist! diese! Konkurrenz! besonders! bei! Beispielen! wie:! „Die! Angst! offenbart! im! Dasein! das! Sein! zum! eigensten! Seinkönnen,! das! heißt! das! Freisein! für! die! Freiheit! des! SichGselbstGwählens! und! Gergreifens.“193!Freisein! und! Freiheit! können! hier! wechselseitig! ausgetauscht!werden;!eine!Transformation!würde!dabei!folgenden!Satz!ergeben:!Die*Angst* !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Bewegung! zugleich! auch! sprachinhaltlich! als! Bewegung! zu! erhalten! und! dem! Sprecher! so! vorzustellen“.! (Schöfer! (1962):! S.! 133)! Sie! würden! verbale! Vorgänge! nicht! „aus* dem* dynamischen* verbalen* Status* völlig* heraus[zu]lösen* und* in* die* statische* Substantivklasse* […]* überführen“! (Schöfer! (1962):! S.! 131).! Diese! Arbeit! dürfte! gezeigt! haben! bzw.! sie! wird! es! noch! genauer!aufweisen,!dass!den!Bildungen!mit!Jsein!weder!ein!besonderer!Verbalgehalt,!noch!gar! ein! dynamischer! oder! bewegter! Status! eignet! (jedenfalls! nicht! mehr! als! Bildungen! mit! J heit/keit/Jigkeit).! 187! Ausnahmen! hierfür! sind! Dasein! und! Bewußtsein.! Wie! bei! manchen! Bildungen! auf! Jheit/Jkeit/* Jigkeit*hat!sich!bei!diesen!Wörtern!eine!„Konkretisierung“!(Wellmann!(1975):!S.!322)!vollzogen.! 188! Heidegger!(2006):!S.!240.! 189! Ebd.!S.!384.! 190! Vgl.!Ascoop!(2005):!S.!19.! 191! Vgl.!Elsen!(2009):!S.!319.! 192! Heidegger!(2006):!S.!137.! 193! Heidegger!(2006):!S.!188.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 66! offenbart* im* Dasein* das* Sein* zum* eigensten* Seinkönnen,* das* heißt* die* Tatsache,* dass* das* Dasein*frei*dafür*ist,*dass*es*frei*für*das*SichJselbstJwählen*und*Jergreifen*ist.*Zu! überlegen! ist! bei! solchen! Sätzen,! weswegen! hier! zwei! synonyme! Formen! vorkommen! –! bei! diesem! Beispiel!sind!stilistische!Gründe!denkbar!(etwa!um!eine!Tautologie!zu!erzeugen;!vgl.!Kap.! 2.4.).194!Jedenfalls!kann!kein!semantischer!Unterschied!festgestellt!werden!zwischen!FreiJ sein!und!Freiheit.! Die!Konkurrenz!von!Jheit/Jkeit/Jigkeit*und!Jsein!zeigt!sich!auch!in!der!Übersetzung!–!HeiG deggers! Bildungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit* werden! von! Andreas! Michel! besonders! häufig! durch!die!„abstrahierende!Wortbildungskomponente“195!être*ins!Französische!übertragen! (etwa!Geworfenheit!–!êtreJjeté;*Gewesenheit*–*êtreJété)196! In!eingeschränktem!Maße!betrifft!diese!Konkurrenz!auch!das!Ableitungssuffix!Jung,!sofern! es!Nomina!Acti!ausbildet!(vgl.!Kap.!3.2.):!Der!Satz!a)!„Welche!Befindlichkeit!erschließt!dem! Man!die!Überantwortung!an!den!Tod!und!in!welcher!Weise?“197!kann!transformiert!werG den! in! b)! Welche*Befindlichkeit*erschließt*dem*Man*das*Überantwortetsein*an*den*Tod*und* in*welcher*Weise?*Und! a)! und! b)! können! wiederum! transformiert! werden! in:! Welche*BeJ findlichkeit*erschließt*dem*Man,*dass*es*an*den*Tod*überantwortet*ist*und*in*welcher*Weise?* d)*Sonstige*Kriterien! Als!weiteres!Kriterium!zur!Bestimmung!eines!Affixoids!wird!genannt,!dass!ein!selbststänG diges!homonymes!Wort!existiert,!mit!dem!das!Affixoid!etymologisch!verwandt!ist,!in!das! es!sich!aber!nicht!paraphrasieren!lässt198!oder!bei!dem!eine!solche!Paraphrase!zumindest! „nicht!sprachüblich“199!wäre.!Und!tatsächlich!lässt!sich!ein!Satz!wie!a)!„Auch!ist!das!SichG vorwegGsein!ein!uneigentliches,!wenn!auch!das!Überfallensein!vom!Drang!aus!dem!DränG genden!selbst!kommt“200!nicht!paraphrasieren!in!b)!Auch*ist*das*SichJvorwegJsein*ein*uneiJ gentliches,* wenn* auch* das* überfallene* Sein* vom* Drang* aus* dem* Drängenden* selbst* kommt,! sondern!vielmehr!in!c)!Auch*ist*das*SichJvorwegJsein*ein*uneigentliches,*wenn*auch*die*TatJ sache,*dass*das*Dasein*vom*Drang*überfallen*wird,*aus*dem*Drängenden*selbst*kommt.*Der! Unterschied!zu!den!Komposita!mit!SeinJ*als!Erstglied!ist!dabei!signifikant:!Eine!KomposiG tum!wie!Seinsganzheit!kann!ohne!weiteres!paraphrasiert!werden!in!die*Ganzheit*des*Seins.!! Bereits! erwähnt! wurde! die! Tatsache,! dass! im! Unterschied! zu! einem! Zweitglied! in! der! Komposition!das!Suffixoid!Jsein!nicht!alleine!für!das!ganze!Kompositum!stehen!kann!(auch! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 194! Dass!Jsein!in!der!dergleichen!Fällen!verwendet!wird,!um!Assoziationen!hervorzurufen!(vgl.!Kap.! 2.3.1.!mit!Wandruzkas!Aussage,!Heidegger!strebe!eine* „bis!ins!Letzte!motivierten!Sprache“*an)! legen!Andreas!Michel!und!Alejandro!Vigo!nahe,!wenn!sie!behaupten,!dass!„der!SeinGBegriff![…]! in! unterschiedlichen! Verbindungen! verwendet! [wird],! die! […]! stets! auf! eine! philosophische! Einheit! zurückverweisen,! denn! all! diese! Komposita! (SeinGbei,! SeinGmit! ect.)! stehen! für! wesenhafte! Strukturen! des! Daseins“! (Michel/Vigo! (2000):! S.! 248).! Allerdings! werden! die! Ableitungen! auf! Jheit/Jkeit/Jigkeit*mindestens! genauso! oft! genützt,! um! Strukturen! des! Daseins! bzw.! Existenzialen! zu! bezeichnen,! etwa! Weltlichkeit! (vgl.! Heidegger! (2006):! S.! 64)! und! umgekehrt! bezeichnen! Ableitungen! mit! Jsein! auch! Strukturen,! die! gerade! nicht! beim! Dasein! auftreten!(z.B.!Zuhandensein,!das!ein!Charakteristikum!des!Zeugs!ist).! 195! Michel!(2000):!S.!266.! 196! Vgl.!ebd.!S.!264G265.! 197! Heidegger!(2006):!S.!252.! 198! Vgl.!Elsen!(2009):!S.!318.! 199! Ebd.! 200! Heidegger!(2006):!S.!195.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 67! wenn! dieses! Kriterium! umstritten! ist201):! a)! Im*puren*Drang*ist*die*Sorge*noch*nicht*frei* geworden,*obzwar*sie*erst*das*Sein*des*Daseins*aus*ihm*selbst*her*ontologisch*möglich*macht* besagt! nicht! annähernd! ähnliches! wie! b)*Im*puren*Drang*ist*die*Sorge*noch*nicht*frei*geJ worden,*obzwar*sie*erst*das*Bedrängtsein*des*Daseins*aus*ihm*selbst*her*ontologisch*möglich* macht.! Weitere! Kriterien! betreffen! die! Akzentverhältnisse! –! es! „tragen! die! Kombinationen! den! primären! Wortakzent! im! Normalfall! auf! dem! nichtGaffixoiden! Element“202!(z.B.*das*GanzJ sein)! –! sowie! die! Unmöglichkeit,! Affixoide! direkt! mit! weiteren! Affixen! zu! verbinden203! (wobei! mit! Sein! kaum! Derivationen! vorkommen;! z.B.! jedoch:! seinshaltig204,! nicht! jedoch! ganzseinshaltig;!im!Unterschied!dazu:!säurehaltig,!zitronensäurehaltig).! 3.4.3! Das%Suffixoid%!sein%in%Sein%und%Zeit% Bildungen!mit!Jsein!sind!in!Sein*und*Zeit!häufig!und!können!den!Ableitungen!zugerechnet! werden!–!als!solche!zählen!sie!zu!Heideggers!fachsprachlichem!Idiolekt:!Fachsprachlichen! Wert!haben!sie!aus!zweierlei!Gründen:!einerseits!haben!einige!dieser!Bildungen!terminoG logischen!Charakter!bei!Heidegger;!Beispiele!hierfür!sind!Schuldigsein!(kommt!im!gesamG ten! Werk! sechzig! mal! vor,! zusätzlich! noch! in! Komposita! wie!Schuldigseinkönnen;! der! BeG griff!ist!elementar!für!Heideggers!Fundamentalontologie,!besonders!für!seine!Konzeption! des! Gewissens:! „Das! GewissenGhabenGwollen! bedeutet! die! Anrufbereitschaft! auf! das! eiG genste!Schuldigsein“205),!Ganzsein!(kommt!im!gesamten!Werk!23!mal!vor,!17!mal!im!KomG positum! Ganzseinkönnen;! eine! zentrale! Stellung! kommt! ihm! bei! Heideggers! Analyse! des! Todes!zu,!so!lautet!etwa!der!Titel!des!ersten!Kapitels!des!zweiten!Abschnitts:!„Das*mögliJ che*Ganzsein*des*Daseins*und*das*Sein*zum*Tode“206)! und! Mitsein! (kommt! 60! mal! in! Sein* und*Zeit! vor;! es! ist! Ausdruck! der! „sozialen! Dimension“! des! Daseins:! „Mitsein! ist! eine! BeG stimmtheit! des! je! eigenen! Daseins;! Mitdasein! charakterisiert! das! Dasein! Anderer,! sofern! es!für!ein!Mitsein!durch!dessen!Welt!freigegeben!ist.“207)! Der!fachsprachliche!Charakter!der!JseinGVerbindungen!kommt!aber!auch!dadurch!zustanG de,!dass!sie!in!philosophischen!Fachsprachen!schon!vor!Heidegger!häufig!auftreten;!StolG tenberg! nennt! als! Beispiele! etwa:! Wolff! (z.B.! Dasein,* Bewußtsein),! Schleiermacher! (z.B.! Zusammensein,*Gesamtsein),!Fichte!(z.B.!Fürsichsein,*Insichsein,*Sosein)!und!Hegel!(z.B.!AnJ sichsein,*Außersichsein,*Beisichsein)208.!Besonders!bei!Hegel!ist!Jsein!ein!häufig!anzutreffenG des!Wortbildungsmittel;!in!seinen!Schriften!begegnen!Sätze!wie:!„es![das!Geistige]!ist!das! Wesen! oder! Ansichseiende,! –! das! sich! Verhaltende! und! Bestimmte,! das! Anderssein! und! Fürsichsein! –! und! in! dieser! Bestimmtheit! oder! seinem! Außersichsein! in! sich! selbst! BleiG bende;!–!oder!es!ist!an!und!für!sich.!–!Dies!Anundfürsichsein!aber![…]“209.!Erasmus!Schöfer! bemerkt,! dass! die! Häufigkeit! der! JseinGVerbindungen! bei! Hegel! „erst! bei! Heidegger! und! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 201! Vgl.!Elsen!(2009):!S.!319.! 202! Ascoop!(2005):!S.!19.! 203! Vgl.!Elsen!(2009):!S.!326.! 204! Z.B.!verwendet!von!T.W.!Adorno!(vgl.!Adorno!(1970):!S.!204).! 205! Heidegger!(2006):!S.!307.! 206! Ebd.!S.!235.! 207! Ebd.!S.!121.! 208! Vgl.!Stoltenberg!(1934):!S.!99.! 209! Hegel!(1986):!S.!28.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 68! Jaspers!wieder!erreicht“210!wurde.!Wie!bei!den!Ableitungen!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit!ist!hier! also!nicht!die!Tatsache,!dass!Heidegger!diese!Bildungsart!verwendet,!auffällig!(Heidegger! befindet!sich!mit!dieser!Bildungsweise!„durchaus!im!Rahmen!dessen,!was!die!philosophiG sche! Diskurstradition! des! Dt.! an! Mitteln! bereitstellt“211,! wie! Andreas! Michel! bemerkt)! –! auffällig! ist! die! Häufigkeit,! mit! der! er! dies! tut! –! besonders! im! Hinblick! auf! die! deutsche! Gegenwartssprache;! Hans! Wellmann! spricht! von! der! „geringe[n]! Nutzung“212!der! JseinG Fügungen,!die!in!„äußerstem!Kontrast“213!zu!den!vielfältigen!Bildungsmöglichkeiten!stehe:! fünfzehn!von!32!Ableitungen!auf!Jsein!sind!Wortneubildungen.!Bei!diesen!handelt!es!sich! um:! Ausgegebensein,* Behaftetsein,* Enthobensein,* Enthülltsein,* Ganzsein,* Gewißsein,* MiteiJ nandersein,* Mitvorhandensein,* Möglichsein,* Personsein,* Überantwortetsein,* Überfallensein,* Zeichensein,*Zuendegekommensein,*Zuhandensein.!! Letztlich! sind! damit! beinahe! die! Hälfte! (46%)! aller! Bildungen! mit! Jsein! Neubildungen! –! beim!Suffix!Jheit/Jkeit/Jigkeit*sind!es!17%,!bei!Jzeug!33%,!bei!den!vier!anderen!untersuchG ten!Suffixen!gab!es!überhaupt!keine!Wortneubildungen.!Das!Suffixoid!Jsein!ist!bei!HeidegG ger! also! als! sehr! produktives! Wortbildungsmittel! zu! erachten,! besonders! in! Relation! zur! absoluten!Anzahl!der!Bildungen!mit!Jsein.!Es!handelt!sich!bei!ihnen!auch!nicht!zwingend! um!Spontanbildungen:!sie!kommen!im!Schnitt!rund!vier!mal!auf!den!untersuchten!Seiten! vor!und!damit!kaum!weniger!als!die!Bildungen!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit.!Nachfolgende!TabelG le!zeigt!die!genauen!Vergleichswerte:! ! !sein) )!zeug! !heit,'!keit,'!igkeit) Anzahl!der!Neubildungen!Heideggers! 15! 26! 3! Anteil!an!der!Anzahl!der!Ableitungen! 46%! 17%! 33%! Häufigkeit!der!Neubildungen!Heideggers! 58! 115! 5! Anteil!an!der!Häufigkeit!der!Ableitungen! 48%!(10%)214! 11%! 36%! Durchschnittliche!Häufigkeit/Ableitung!! 3,9!mal! 4,4!mal! 1,7!mal! Einerseits! ist! die! Produktivität! der! JseinJVerbindungen! auffällig;! nicht! minder! ist! es! die! Bildungsweise! selbst! (und! nicht! nur! der! Neubildungen)! –! besonders! im! Vergleich! zum! Suffix!Jheit/Jkeit/Gigkeit.*! Wellmann,! der! ebenfalls! die! Konkurrenz! der! von! ihm! so! genannten! seinGKomposita! mit! den! Ableitungen! mit! Jheit/Jkeit/Gigkeit*untersucht,! hat! dabei! nur! die! Bildungen! mit! dem! Partizip! II! im! Blick215!–! tatsächlich! können! diesen! Verbindungen! aber! wesentlich! mehr! Wortarten!als!Basis!zugrunde!liegen.!Auch!wenn!departizipiale!Bildungen!häufig!sind!(z.B.! Ausgegebensein,! Gefasstsein,! Vertrautsein),! gibt! es! auch! solche! mit! adjektivischer! (z.B.! Schuldigsein,*Gewißsein,*Ganzsein),! adverbialer! (z.B.! Dabeisein,! Miteinandersein)! und! subG !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 210! Schöfer!(1962):!S.!126.! 211! Michel!(2000):!S.!259.! 212! Wellmann!(1975):!S.!259.! 213! Ebd.! 214! In!den!Klammern!sind!die!Werte!angegeben,!die!sich!ergeben,!wenn!Dasein!mitgezählt!würde!–! weil!dieses!Wort!ungewöhnlich!oft!vorkommt!und!somit!die!Statistik!verzerren!würde,!wird!es! hier!ausgeklammert.! 215! Vgl.!ebd.!S.!261.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 69! stantivischer! Basis! (z.B.! Zeichensein);! ferner! sind! als! Basen! auch! Präpositionen! (z.B.! MitJ sein),!und!Pronomen!(z.B.!Selbstsein)!möglich.! Ein!Syntagma,!das!im!Sinne!einer!„Phrasenderivation“216!durchaus!Bestandteil!einer!AbleiG tung!werden!könnte,!liegt!weder!vor!bei!Zuendegekommensein,*noch!bei!Mitvorhandensein,! da! sowohl! zuendegekommen217!als! auch! mitvorhanden218!als! zusammengesetzte! Adjektive! in!Sein*und*Zeit!vorkommen!und!somit!(vgl.!Kap.!3.3.1.)!diese!Adjektive!als!Basis!der!AbleiG tungen!gewertet!werden!können.!! Nachfolgende!Tabelle219!zeigt!die!genaue!Verteilung:!) Basis) Anzahl)) Häufigkeit220! Adjektiv! 12! 36%! 80! 66%!(14%)! Partizip! 12! 36%! 14! 12%!(2%)! Adverb! 5! 15%! 9!(465)! 7%!(80%)! Präposition! 1! 3%! 11! 9%!(2%)! Substantiv! 2! 6%! 4! 3%!(1%)! Pronomen! 1! 3%! 3! 2%!(1%)! 33! 100%! 121!(578)! 100%! Gesamt! ! Zu! erinnern! ist! hier! an! die! Konkurrenz! zwischen! Jheit/Jkeit/Jigkeit! und! Jsein.! Oben! (vgl.! Kap.! 3.2.)! wurde! bereits! erwähnt,! dass! die! allermeisten! Bildungen! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit! mit!adjektivischer!oder!partizipialer!Basis!erfolgen!–!mehrheitlich!trifft!dies!zwar!auch!auf! die!JseinGBildungen!zu,!jedoch!in!geringerem!Umfang;!die!Streuung!auf!andere!Wortarten! als!Basis!ist!größer.!Dies!zeigt!sich!genauer,!wenn!man!sich!die!zuvor!(vgl.!Kap.!3.2.)!aufgeG zeigte! Verteilung! der! Ableitungssuffixe! auf! die! Ableitungsbasen! vergegenwärtigt! und! sie! der!Verteilung!beim!Suffixoid!Jsein!gegenüberstellt:! ! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 216! Fleischer/Barz!(2012):!S.!175.! 217! Heidegger!(2006):!S.!238.! 218! Ebd.!S.!423.! 219! Man! beachte! auch! den! Unterschied! in! der! Häufigkeit! zwischen! den! deadjektivischen! und! departizialen! Ableitungen! –! ganz! offensichtlich! handelt! es! sich! bei! den! Bildungen! mit! partizipialer! Basis! viel! eher! um! spontane! Einmalbildungen! als! dies! bei! den! Bildungen! mit! Adjektiven!der!Fall!ist.! 220! In!den!Klammern!sind!die!Werte!angegeben,!die!sich!ergeben,!wenn!Dasein!mitgezählt!würde!–! weil!dieses!Wort!ungewöhnlich!oft!vorkommt!und!somit!die!Statistik!verzerren!würde,!wird!es! hier!ausgeklammert.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! Basis' 70! Alle)Suffixe)(außer)!sein)! !sein) 72%! 41%! G! 58%! 6%! >1%! 15%! G! Präposition! 3%! >1%! Pronomen! 3%! >1%! Numerale! G! >1%! Sonstige! G! >1%! Adjektiv!(inkl.!Part.!Adj.)! Verb! Substantiv! Adverb! Beim!Vergleich!beider!Spalten!wird!sichtbar,!dass!Jsein!als!Ableitungssuffixoid!erweiterte! Bildungsmöglichkeiten! bietet:! es! sind! zwar! keine! Bildungen! mit! verbaler! Basis! möglich,! dafür!können!neben!den!Inhaltswörtern!auch!Funktionswörter!mit!dem!Suffixoid!Jsein!zu! Abstrakta! werden! –! es! wird! also! die! Bildung! von! Abstrakta! mit! den! nicht! flektierbaren! Wortarten!möglich!gemacht!(oben!–!vgl.!Kap.!2.3.3.!–!wurde!bereit!auf!die!Bedeutung!dieG ser! für! das! Denken! Heideggers! aufmerksam! gemacht).! Bedeutsam! ist! dies! vor! allem! bei! den!deadverbialen!Ableitungen!–!während!alle!anderen!untersuchten!Suffixe!für!adverbiaG le!Basen!unproduktiv!sind,!ist!dies!Jsein!nicht;!Das!Suffixoid!Jsein!erlaubt!damit,!eine!Lücke! im!deutschen!Ableitungssystem!zu!kompensieren.!Daneben!bildet!Jsein!hauptsächlich!deG partizipiale!und!deadjektivische!Abstrakta!und!tritt!dadurch!in!Konkurrenz!zu!Jheit/Jkeit/J igkeit.* 4! Resümee%und%Ausblick% Obwohl!Heideggers!Sprachverwendung!auffällig,!ja!sogar!außergewöhnlich!genannt!werG den!kann,!hat!sie! in!der! Sprachwissenschaft! kaum! Beachtung! gefunden.! Nichtsdestotrotz! kann!Heideggers!Sprache!als!fachsprachlicher!Idiolekt!mit!linguistischen!Mitteln!erforscht! und!beschrieben!werden.!Auch!wenn!eine!solche!Beschreibung!auf!vielerlei!Ebenen!erfolG gen! kann,! ist! (wie! so! oft! bei! Fachsprachen)! die! lexikalische! bzw.! morphologische! Ebene! von!besonderem!Interesse.!Heideggers!nutzt!zur!Gewinnung!seines!Fachwortschatzes!alle! wichtigen! Möglichkeiten! der! Wortschatzerweiterung! (es! finden! sich! neben! inhaltlichen! Neubildungen!auch!Entlehnungen,!Konversionen,!Kompositionen!sowie!Derivationen)!und! kreiert!damit!all!jene!illustren!Beispiele!sprachlicher!Innovation,!die!so!oft!an!ihm!hervorG gehoben,!bemängelt!oder!bewundert!wurden:!Satznomina!(InJderJWeltJsein),!verbalisierte! Substantive! (nichten),! graphematisch! verfremdete! Alltagsbegriffe! (entJfernen),! häufig! in! terminologische! Systeme! eingeflochtene! Komposita! (Fürsorge,*Selbstsorge)! oder! seltsam! anmutende! Ableitungen! (Inheit)! –! eine! solche! Aufzählung! ließe! sich! beliebig! fortsetzen.! Weil! aber! eine! genaue! Auflistung! aller! Merkmale! weder! sinnvoll! noch! möglich! gewesen! wäre,! wurde! in! dieser! Arbeit! mit! der! Suffixderivation! ein! zentrales! sprachbildnerisches! Mittel!näher!beleuchtet:! Es! hat! sich! gezeigt,! dass! Heidegger! vor! allem! für! zwei! Suffixe! starke! Präferenzen! gezeigt! hat,!nämlich!für!Jung!und!Jheit/Jkeit/Jigkeit,!wovon!jedoch!nur!Jheit/Jkeit/Jigkeit!für!NeuG ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 71! bildungen!produktiv!ist!–!überraschend!vor!allem!deshalb,!weil!in!der!Forschungsliteratur! eine!Vorliebe!Heideggers!für!Bildungen!mit!Jung!behauptet!wird,!aber!auch,!weil!viele!von! den! in! der! Forschung! als! Neubildungen! klassifizierten! Ableitungen! (nicht! nur! mit! Jung)! gar! keine! sind.! Mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit! ist! bei! Heidegger! jedoch! ein! wichtiges! WortbilG dungsmittel! der! philosophischen! Fachsprachlichkeit! produktiv,! das! klassischerweise! zur! Bildung!von!Abstrakta!–!so!auch!bei!Heidegger!–!dient.!Bis!auf!wenige!Ausnahmen!(Inheit,* Jemeinigkeit)!sind!auch!die!suffigierten!Basen!(Partizipien!und!Adjektive)!und!die!VerteiG lung! der! Suffixvarianten*Jheit,*Jkeit! und! Jigkeit! auf! die! jeweiligen! Basen! im! Rahmen! des! Üblichen.! Neben! den! Neubildungen! mit! Jheit/Jkeit/Jigkeit! fanden! sich! auch! solche! mit! J zeug,!wohl!weil!das!Substantiv!Zeug!ein!zentraler!Terminus!in!Sein!und!Zeit!ist.!! In! der! Arbeit! wurde! hiernach! ein! weiteres! Phänomen! untersucht,! wozu! auf! den! ersten! Blick!wenig!Veranlassung!zu!bestehen!schien!–!die!vermeintlichen!Komposita!mit!Jsein.!Es! hat! sich! aber! nicht! nur! gezeigt,! dass! sich! die! Forschung! bei! der! Zuordnung! von! Jsein! so! einig! gar! nicht! ist,! sondern! auch,! dass! Jsein! in! frappierender! Weise! Suffixeigenschaften! aufweist:!es!ist!reihebildend,!es!hat!die!semantischen!Eigenschaften!eines!Abstraktsuffixes! und!tritt!mit!Jheit/Jkeit/Jigkeit!und!mit!Jung!in!Konkurrenz;!zudem!kann!an!Jsein!kein!SufG fix!angehängt!werden,!es!trägt!nicht!den!primären!Wortakzent!und!kann!nicht!die!ganze! Fügung!ersetzen.!All!dies!ließ!die!These!zu,!dass!es!sich!bei! Jsein!(zumindest!bei!HeidegG ger)!um!ein!Suffixoid!handelt;!als!solches!ist!es!nicht!nur!sehr!produktiv!für!Neubildungen,! sondern!kann!auch!mit!Basen!verbunden!werden,!die!für!andere!Suffixe!unproduktiv!sind! (hauptsächlich!mit!Adverbien!und!anderen!nicht!flektierbaren!Wortarten),!sowie!mit!AdG jektiven!und!Partizipien,!wodurch!die!Konkurrenz!zu*Jheit/*JkeitJ/Jigkeit!zustande!kommt.!! An!dieser!Stelle!wäre!zu!untersuchen,!ob!die!Zuordnung!von!Jsein*als!Suffixoid!sich!auch! mit!Texten!anderer!Autoren!stützen!ließ;!es!bot!Heideggers!Text!allerdings!dank!der!BeG schaffenheit! seines! Idiolekts! –! wozu! neben! der! bloß! quantitativen! Menge! der! Bildungen! mit!Jsein!auch!die!vielen!Konkurrenzformen!zwischen!Jheit/Jkeit/Jigkeit*und*Jsein*zu!zähG len!sind*–!sicherlich!in!hervorragender!Weise!die!Möglichkeit,!Jsein!als!Suffixoid!zu!erkenG nen!und!zu!erforschen.!Zu!untersuchen!wäre!in!der!Folge!auch,!ob!nicht!bei!anderen,!hier! nur!kurz!angerissenen!wortbildnerischen!Phänomenbereichen!in!gleicher!oder!zumindest! ähnlicher! Weise! Auffälligkeiten! augenfällig! werden! könnten,! die! die! Graubereiche! der! Morphologie!betreffend!zum!Ausloten!ebendieser!Grenzbereiche!führen!könnten.!! Es!gäbe!auch!sonst!allerlei!zu!untersuchen:!vor!allem!müssten!(dies!wurde!hier,!zumindest! in! Ansätzen,! immer! wieder! versucht)! Bezüge! zur! Fachsprachlichkeit! in! der! Philosophie! aufgezeigt! werden.! Es! wäre! überhaupt! zu! wünschen,! dass! sich! die! Sprachwissenschaft! vermehrt! der! Philosophie! annehmen! würde.! Arbeiten! zu! den! Sprachen! der! Philosophie! sind!immer!auch!Arbeiten!zu!den!Sprachen!des!Denkens!(des!Seins?);!und!wenn,!wie!einG gangs! zitiert,! das! Denken! mit! seinem! Sagen! unscheinbare! Furchen! in! die! Sprache! legt,! dann!kann!umgekehrt!das!Untersuchen!der!Spuren!des!Denkens!in!der!Sprache!vielleicht! zurückweisen! zu! dem,! der! sie! angelegt,! also! gedacht! hat,! d.h.! zum! Denkenden! und! letztG endlich!dem!Denken!selbst.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 72! 5! Anhänge% 5.1! Anhang1A:1Liste1der1Suffixableitungen% Ableitung ! Anzahl (=A) Ableitung A Abblendung 1 Ausarbeitung 6 Abdrängung 1 Ausbildungsrichtung 1 Abgeschiedenheit 1 Ausdrücklichkeit Abgrenzung 11 Abhebung Ableitung A Begegnischarakter Begegnisstruktur 1 2 Begräbnis 1 Auseinanderlegung 1 Begrifflichkeit 3 2 Ausgedehntheit 1 Behauptung 1 Ablesung 2 Ausgelegtheit 5 Behebung 1 Abschilderung 1 14 Beherrschbarkeit 1 Abträglichkeit 6 1 Beiträglichkeit 1 Abwandlung 3 2 Berufung 2 Abwesenheit – Weltabwesenheit 1 Auslegung – Auslegungstendenz – Selbstauslegung – Seinsauslegung – Daseinsauslegung 1 Beruhigung 1 3 Berührung 1 Abzweckung 1 Auslöschung 1 Beschädigung 2 Alltäglichkeit 29 Aussichtslosigkeit 1 Beschaffenheit 3 Angemessenheit 1 Ausstattung 1 Beschränkung 1 Angänglichkeit 2 Ausweisung 1 Beschreibung 3 Angeregtheit 1 Auszeichnung 2 Besinnung 2 Angewiesenheit 3 Bangigkeit 1 Besorgnis 1 Anmessung 3 Beantwortung 3 10 Anrufbereitschaft 1 15 Anschauung 1 Bedeutsamkeit – Unbedeutsamkeit Bestimmtheit – Seinsbestimmtheit 23 Ansetzung 1 Bedeutung 23 Anweisung 4 Bedingung 11 Anwendung 1 Bedrohbarkeit 1 – Bestimmung – Wesensbestimmung – Zeitbestimmung – Seinsbestimmung – Grundbestimmung Anwesenheit 2 Bedrohlichkeit 3 Aufbaungszusammenhang 1 Bedrohtheit 1 Betrachtung 3 Aufdringlichkeit – Unaufdringlichkeit 4 Bedrohung 6 Betriebsamkeit 1 1 Bedürfnislosigkeit 1 Betroffenheit 2 Auffälligkeit 6 Beendigung 1 Bewährung 3 Auffassung 2 Befestigung 1 Bewältigung 1 Aufgeschlossenheit 1 53 2 Aufklärung 5 Bewandtnis – Bewandtnisart – Bewantniszusammenhang – Bewandtnisganzheit 32 Aufhellung Befindlichkeit – Grundbefindlichkeit – Mitbefindlichkeit Aufsässigkeit – Unaufsässigkeit 5 Befreiung 1 1 3 Bewerkstellung 1 Aufweisung 7 Begebenheit – Weltbegebenheit 1 Bezeichnung 3 Aufzählung 3 Bezeugung 3 1 3 7 1 1 1 2 1 5 1 1 2 9 Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! Ableitung Beziehung – Beziehungscharakter – Seinsbeziehung Daseinsabgeschlossenheit Ableitung A Ableitung A 15 Entwirrung 1 Formalisierung 2 1 Entworfenheit 1 Forschung 6 1 Erfahrbarkeit 3 Fragehaltung 1 1 Erfahrung – Dingerfahrung – Grunderfahrung – Zeiterfahrung 2 Fragestellung 2 1 Freiheit 2 1 Freilegung 8 Datierbarkeit – Datierbarkeitsbezug 9 Datierung 7 1 Führung 5 Dienlichkeit – Undienlichkeit 15 Erfassung – Selbsterfassung 1 – Erfassungsmöglichkeit 7 4 Fundierung – Fundierungszusammenhang 1 3 Funktionalisierung 1 1 Erfordernis 2 Furchtbarkeit 3 Dingveränderung 1 Erfüllung 2 Furchtlosigkeit 1 Dringlichkeit 1 Ergebnis 3 Furchtsamkeit 2 Dunkelheit 3 Ergiebigkeit 1 2 Erinnerung 1 Durchschnittlichkeit 2 Ganzheit – Bewandtnisganzheit – Daseinsganzheit – Seinsganzheit – Strukturganzheit – Unganzheit – Zeugganzheit – Verweisungsganzheit 30 Durchführung Dinglichkeit – Naturdinglichkeit 1 1 3 9 3 Eigentlichkeit Erkenntnis – Selbsterkenntnis 3 – Welterkenntnis 1 – Wesenserkenntnis – Erkenntnisart 11 – Erkenntnisvermögen 15 1 3 Eigentümlichkeit 3 1 5 Eigenwilligkeit 1 Erlebnis 4 Gattung 2 Eignung 2 Erledigung 2 Geeigneitheit 3 Einförmigkeit 2 Ermöglichung 1 Gefährdung 2 Einheit 19 Erörterung 7 Gegebenheit 3 Einleitung 1 1 Gelichtetheit 2 Einrichtung 1 1 Geltung 1 Einteilung 2 1 Genußfähigkeit 1 Einwirkung 1 3 Geschäftigkeit 1 Entdeckbarkeit 3 Entdecktheit 2 Entdeckung – Naturentdeckung – Entdeckungsbezirk Durchsichtigkeit Echtheit Eigenschaft ! A 73! Erscheinung – Erschließungscharakter – Erschließungstragweite – Erschließungsmöglichkeiten 1 1 1 5 3 3 1 Erschlossenheit – Erschlossenheitscharakter 36 Geschichtlichkeit 1 1 Gesetzlichkeit 1 2 Erstrecktheit 2 Gespanntheit 1 1 Erwägung 2 4 1 Exemplifizierung 2 Gestimmtheit – Ungestimmtheit Entfaltung 2 Fahrzeug 1 Gewaltsamkeit 1 Enthüllung 1 Fassung 2 Gewärtigung 1 Entpersonalisierung 1 Festhaltung 2 Gewinnung 3 Entscheidung 1 1 Gewißheit 7 Entschlossenheit 59 Feststellung – Zeitfeststellung 1 Geworfenheit 16 Entweltlichung 2 Fixierung 1 Gleichgültigkeit 1 Entwicklung 1 Forderung 1 Gleichursprünglichkeit 1 1 Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! Ableitung Handlichkeit 2 Hantierung 1 Hebung – Heraushebung – Mithebung ! A Ableitung 74! A Messung – Zeitmessung 1 1 Meßzeug 1 Modalisierung 1 Heiterkeit 1 Hemmnis 1 Herausarbeitung 5 Herausstellung 2 Herrschaft 1 Herstellung 2 Himmelsbeobachtung 1 Hoffnungslosigkeit 1 Identifizierung 1 Inheit 1 Innerweltlichkeit 1 Innerzeitigkeit Ableitung Regelung – Verkehrsregelung 1 2 Reichtum 2 3 Reinigung 1 3 134 1 Möglichkeit – Daseinsmöglichkeit – Erfassungsmöglichkeit – Erschließungsmöglichkeiten – Existenzmöglichkeit – Grundmöglichkeit – Modifikationsmöglichkeit – Möglichkeitscharakter – Seinsmöglichkeit – Sichtmöglichkeit – Stimmungsmöglichkeit – Vertretungsmöglichkeit – Zeitigungsmöglichkeit – Zugangsmöglichkeit A 3 3 1 4 Richtung – Ausbildungsrichtung – Fragerichtung – Grundrichtung – Zeigrichtung 1 1 1 1 1 4 Sachhaltigkeit 1 1 Schreibzeug 1 1 Schüchternheit 1 12 Schuhzeug 1 2 Schwierigkeit 2 1 Selbigkeit 2 1 Selbstheit 1 4 1 Selbstsicherheit 1 Interessiertheit 1 1 Selbstständigkeit 1 Inwendigkeit 2 Nachprüfung 1 Selbstverständlichkeit 1 Irrtum 1 Näherung 2 Seltenheit 2 Jemeinigkeit 5 Nähzeug 1 Sicherheit 3 Kenntlichkeit 1 Nennung 1 Sicherung 4 Kenntnis – Unkenntnis 6 Nichtigkeit 5 Sichtlosigkeit 1 1 Nivellierung 1 Sichtung 1 Kenntnisnahme 1 Notwendigkeit 7 Sorglosigkeit 2 Klarheit 1 Nutzung 1 24 Klärung 6 Objektivierung 3 Landbestellung 1 Öffentlichkeit 7 Stimmung – Gegenstimmung – Grundstimmung – Stimmungsmöglichkeit Leerheit 1 Ordnung 3 1 Leiblichkeit 1 14 Störung 1 Liegenschaft 1 Orientierung – Gegenorientierung 1 Tatsächlichkeit 4 Lösung 1 Pfeilstellung 1 Täuschbarkeit 1 Luftströmung 1 Plötzlichkeit 2 2 Mannigfaltigkeit – Strukturmannigfaltigkeit – Verweisungsmannigfaltigkeit – Zeugmannigfaltigkeit 5 Prägung 3 Täuschung – Selbsttäuschung 1 Quanitifizierung 2 Thematisierung 2 2 Rätselhaftigkeit 2 Überantwortung 1 1 Räumlichkeit 10 Überlassenheit 4 Mehrfältigkeit 1 4 Überlegung 2 Meinung 2 Rechnung – Zeitrechnung 9 Überlieferung 2 Übermittelung 1 1 1 1 Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! Ableitung A Uhrzeug – Uhrzeuggebrauch 1 Verfügbarkeit 1 1 Verfügung 1 Umgrenzung 5 Verführung 1 Umweltlichkeit 3 Vergegenwärtigung 2 Unabgeschlossenheit 1 2 5 Unauffälligkeit 4 Verhältnis – Ortsverhältnis – Seinsverhältnis 1 2 Unauflösbarkeit 1 A Ableitung Unbedürftigkeit 2 Unbestimmtheit Verweisung – Verweisungsganzes – Verweisungsganzheit – Verweisungsphänomen – Verweisungszusammenhang – Verweisungsmannigfaltigkeit A 42 2 5 1 6 Verweltlichung 1 Verhaltung 3 Verwendbarkeit 9 9 Verkehrung 1 Verwendung 4 Undurchsichtigkeit 1 Verkennung 1 Verwiesenheit 1 Uneigentlichkeit 10 Verklammerung 1 Verwirrung 1 Unentschlossenheit 5 Verlautbarung 1 Vieldeutigkeit 2 Ungeeignetheit 1 Verlorenheit 4 Vielfältigkeit 1 Unheimlichkeit 10 Vermehrung 1 Voraussetzung 11 Unmöglichkeit 6 Verminderung 1 Vorbemerkung 1 Untersuchung 29 Vernachlässigung 1 Vorbereitung 1 Unvertrautheit 1 Vernichtung 1 Vorentdecktheit 1 Unverwendbarkeit 3 Veröffentlichung 4 Vorhandenheit 25 Unvollkommenheit 1 Verschlossenheit 2 Vorherrschaft 3 Unzuhandenheit 2 Versicherung 1 Vorkehrung 1 Ursprünglichkeit – Nichtursprünglichkeit 6 Verständigkeit 1 Vorkommnis 1 1 Verständlichkeit 6 Vorläufigkeit 1 Veranlagung 1 22 Vorstellung 2 Verarbeitung 1 1 Vorzeichnung 6 Verdeckung – Selbstverdeckung 3 Verständnis – Mißverständnis – Seinsverständnis – Unverständnis – Weltverständnis – Zeitverständnis 18 Wahrheit – Unwahrheit 9 Verdinglichung 1 1 Wahrnemung 1 Vereinzelung 3 2 Wegkreuzung 1 Verfälschung 1 Verstimmung 4 Weisung 1 Verfassung – Daseinsverfassung – Existenzverfassung – Grundverfassung – Seinsverfassung – Zeugverfassung 18 Vertrautheit – Weltvertrautheit 7 Weiterführung 1 1 Weltlichkeit 53 2 Vertretbarkeit 3 Weltmäßigkeit 7 14 Vertretung – Vertretungsmöglichkeit 4 Weltoffenheit 1 1 Wendung 1 4 Verursachung 1 Werkzeug 3 Verfehlung 1 Vervollkommnung 1 Wertbehaftetheit 1 Verfeinerung 1 Verwandtschaft 1 Wertung 1 Verfertigung 1 Widerständigkeit 1 1 5 16 ! Ableitung 75! 1 1 Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! Ableitung A Ableitung 76! A Ableitung A Wiederholung 4 Zeigzeug 2 Zueignung 2 Wiederinstantsetzung 1 Zeitablesung 2 Zufälligkeit 1 Wirklichkeit 4 6 Zugänglichkeit 2 Wissenschaft – Naturwissenschaft 6 Zeitigung – Zeitigungsmöglichkeit 1 Zugehörigkeit 2 1 Zeitlichkeit 59 Zuhandenheit 32 Wissenschaftlichkeit 1 Zerstückelung 1 Zumutung 1 Wohnzeug 1 Zeughaftigkeit 2 Zurückweisung 1 Zeichenstiftung 5 Zeugnis 1 Zusammenfügung 1 Zeigung 3 Züchtung 1 5.2! Anhang1B:1Liste1der1Neubildungen1auf1Bheit/Bkeit/Bigkeit1und1Bzeug% Neubildung Häufigkeit 221 Bildung Transformation 222 Abträglichkeit 6 (6) Adjektiv mit der Endung -lich + Suffix -keit (die Tatsache), dass etwas abträglich ist Angänglichkeit 2 (2) Adjektiv mit der Endung -lich + Suffix -keit (die Tatsache), dass etwas angänglich ist/ dass etwas angegangen werden kann Ausgelegtheit 5 (31) Partizip II + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*ausgelegt* ist! Bedrohbarkeit 1 (1) Adjektiv mit der Endung -bar + Suffix -keit (die*Tatsache),*dass*etwas*bedrohbar* ist/*dass*etwas*bedroht*werden*kann! Bedrohlichkeit 3 (3) Adjektiv mit der Endung -lich + Suffix -keit (die*Tatsache),*dass*etwas*bedrohlich* ist! Beiträglichkeit 1 (1) Adjektiv mit der Endung -lich + Suffix -keit (die*Tatsache),*dass*etwas*beiträglich* ist! Datierbarkeit 9 (17) Adjektiv mit der Endung -bar + Suffix -keit (die*Tatsache),*dass*etwas*datierbar* ist! Entworfenheit 1 (2) Partizip II + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*(auf*etwas* hin)*entworfen*ist! Entdecktheit 2 (47) Partizip II + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*entdeckt* ist! Erstrecktheit 2 (6) Partizip II + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*sich*etwas*erJ streckt! Gelichtetheit 2 (5) Partizip II + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*gelichtet* ist! Geworfenheit 16 (70) Partizip II + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*(in*etwas)* geworfen*ist! Gleichursprünglichk eit 1 (3) Adjektiv mit der Endung -lich + Suffix -keit (die*Tatsache),*dass*etwas*gleichurJ sprünglich*ist! Inheit 1 (1) Präposition + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*innen*ist! Innerzeitigkeit 4 (20) Adjektiv mit der Endung -ig + Suffix -keit (die*Tatsache),*dass*etwas*innerzeitig* ist.! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 221! In!Anhang!B!und!C:!links!der!Wert!in!den!untersuchten!Stellen,!rechts!der!Wert!in!Sein!und!Zeit! insgesamt!(basierend!auf!http://www.dwds.de/).! 222! In!Anhang!B!und!C!wird!hier!unterschiedslos!von!etwas!(anstatt!von!jemand)!gesprochen,!weil! Heidegger!konsequent!von!Dasein*anstatt!von!Person!oder!Mensch!spricht.! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! Neubildung Häufigkeit 221 Bildung 77! Transformation 222 Jemeinigkeit 5 (5) Adverb + Pronomen + Suffix -keit (die*Tatsache),*dass*etwas*je*meines* ist! Sichtlosigkeit 1 (1) Adjektiv mit der Endung -los + Suffix -igkeit (die*Tatsache),*dass*etwas*sichtlos* ist/*dass*etwas*der*Sicht*beraubt*ist! Uhrzeug 2 (2) Substantiv + Suffix -zeug mehrere/viele/die*gesamten*Uhren! Überlassenheit 4 (10) Partizip II + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*(an*etwas)* überlassen*ist! Umweltlichkeit 3 (4) Adjektiv mit der Endung -lich + Suffix -keit (die*Tatsache),*dass*etwas*umweltlich* ist! Unzuhandenheit 2 (3) Adjektiv mit der Endung -en + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*unzuhanJ den*ist! Verwiesenheit 1 (2) Partizip II + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*(auf*etJ was)*verwiesen*ist! Vorentdecktheit 1 (1) Mehrsilbiges Adjektiv mit der Endung -t + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*vorentJ deckt*ist! Weltmäßigkeit 7 (9) Adjektiv mit der Endung -ig + Suffix -keit (die*Tatsache),*dass*etwas*weltmäßig* ist! Wertbehaftetheit 1 (1) Adjektivisches Kompositum + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*wertbehafJ tet*ist! Wohnzeug 1 (1) Verb + Suffix -zeug das,*womit*gewohnt*wird! Zeigzeug 2 (3) Verb + Suffix -zeug das,*womit*etwas*gezeigt*wird! Zeughaftigkeit 2 (2) Adjektiv mit der Endung -haft + Suffix -igkeit (die*Tatsache),*dass*etwas*zeughaft* ist! Zuhandenheit 32 (46) Adjektiv mit der Endung -en + Suffix -heit (die*Tatsache),*dass*etwas*zuhanden* ist! 5.3! Anhang1C:1Liste1der1Suffixoidableitungen1mit1Bsein1& Häufigkeit Basis Transformation Ausgegebensein 1 (1) Partizip II (die Tatsache), dass etwas (an etwas) ausgegeben ist Aussein 1 (3) Adverb (die Tatsache), dass etwas aus ist (auf etwas) Bedrängtsein 1 (1) Partizip II (die Tatsache), dass etwas bedrängt wird Behaftetsein 1 (1) Partizip II (die Tatsache), dass etwas mit etwas behaftet ist Bewußtsein 4 (16) Adjektiv Kein Abstraktum Dabeisein 1 (1) Adverb (die Tatsache), dass etwas dabei ist. Adverb Kein Abstraktum 444 (1906) Dasein – Daseinsanalytik – daseinsmäßig – Mitdasein – Nichtmehrdasein – Nochdasein 1 1 5 5 1 Enthobensein 1 (1) Partizip II (die Tatsache), dass etwas (von etwas) enthoben ist Enthülltsein 1 (1) Partizip II (die Tatsache), dass etwas enthüllt ist Freisein 5 (10) Adjektiv (die Tatsache), dass etwas frei ist Ganzsein – Ganzseinkönnen 17 (23) Adjektiv (die Tatsache), dass etwas ganz ist Partizip II (die Tatsache), dass etwas (auf etwas) gefasst ist Gefaßtsein ! 10 1 (1) Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 78! Häufigkeit Basis Transformation Gestimmtsein 3 (5) Partizip II (die Tatsache), dass etwas gestimmt ist/ in einer Stimmung ist Gewißsein 2 (9) Adjektiv (die Tatsache), dass etwas gewiss ist Hingegebensein 1 (1) Partizip II (die Tatsache), dass etwas etwas hingegeben ist Innensein 1 (1) Adverb (die Tatsache), dass etwas innen ist Miteinandersein 6 (36) Adjektiv (die Tatsache), dass etwas miteinander (mit Anderen) ist Mitsein 11 (58) Präposition (die Tatsache), dass etwas mit Anderen ist Mitvorhandensein 1 (2) Adjektiv (die Tatsache), dass etwas (mit etwas) mitvorhanden ist Möglichsein 8 (8) Adjektiv (die Tatsache), dass etwas möglich ist Personsein 3 (3) Substantiv (die Tatsache), dass etwas eine Person ist Adjektiv (die Tatsache), dass etwas schuldig ist Pronomen (die Tatsache), dass etwas es selbst ist Schuldigsein – Schuldigseinkönnen 11 (60) Selbstsein – Selbstseinkönnen 2 (18) Sosein 1 (4) Adverb (die Tatsache), dass etwas so ist Überantwortetsein 1 (1) Partizip II (die Tatsache), dass etwas (an etwas) überantwortet ist Überfallensein 1 (1) Partizip II (die Tatsache), dass etwas überfallen ist Verfallensein 1 (3) Partizip II (die Tatsache), dass etwas (an etwas) verfallen ist Vertrautsein 1 (3) Partizip II (die Tatsache), dass etwas (mit etwas) vertraut ist Adjektiv (die Tatsache), dass etwas vorhanden ist Vorhandensein – Nurvorhandensein 5 1 10 (30) 1 Zeichensein 1 (1) Substantiv (die Tatsache), dass etwas ein Zeichen (für etwas) ist Zuendegekommensein 1 (1) Adjektiv (die Tatsache), dass etwas zu Ende gekommen ist Zugegensein 1 (1) Adjektiv (die Tatsache), dass etwas zugegen ist Zuhandensein 3 (5) Adjektiv (die Tatsache), dass etwas zuhanden ist 6! Quellenverzeichnis Adorno!(1970)! Adorno,! Theodor! W.:! Minima! Moralia.! Reflexionen! aus! dem! beG schädigten!Leben.!Frankfurt!am!Main:!Suhrkamp!1970.! Ascoop!(2005)! Ascoop,! Kristin:! Affixoidhungrig?! Skitbra!! Status! und! Gebrauch! von! Affixoiden! im! Deutschen! und! Schwedischen.! In:! GermanistiG sche!Mitteilungen.!Zeitschrift!für!deutsche!Sprache,!Literatur!und! Kultur.!H.62!(2005),!S.!17G28.! DWDS! Das! Digitale! Wörterbuch! der! deutschen! Sprache! (DWDS).! AufgeG rufen!unter:!http://www.dwds.de/![Stand:!01.07.2014]! EGVALBU! Das! elektronische! Valenzwörterbuch! deutscher! Verben! (EG VALBU).! Aufgerufen! unter:! http://hypermedia.idsG mannheim.de/evalbu/index.html![Stand:!01.07.2014]! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 79! Dierse!(1998)! Dierse,!Ulrich:!Die!neuere!Fachsprache!der!Philosophie!seit!Hegel.! In:! Fachsprachen.! Ein! internationales! Handbuch! zur! FachspraG chenforschung! und! Terminologiewissenschaft.! Herausgegeben! von! Lothar! Hoffmann,! Hartwig! Kalverkämpfer! und! Herbert! Ernst! Wiegand.! 1.! Halbband.! Berlin! und! New! York:! Walter! de! Gruyter! 1998,!S.!1321G1334.! Duden!(2009)! Duden.! Die! Grammatik.! Unentbehrlich! für! richtiges! Deutsch.! 8.,! überarbeitete! Auflage.! Herausgegeben! von! der! Dudenredaktion.! Berlin:!Dudenverlag!2009.!! Elsen!(2009)! Elsen,!Hilke:!Affixoide:!Nur!was!benannt!wird,!kann!auch!verstanG den!werden.!In:!Deutsche!Sprache.!Zeitschrift!für!Theorie,!Praxis,! Dokumentation.!Jg.!37.!(2009),!S.!316G333.! Fleischer/Barz!(2012)! Fleischer,!Wolfgang!und!Irmhild!Barz:!Wortbildung!der!deutschen! Gegenwartssprache.! 4.! Auflage;! völlig! neu! bearbeitetet! von! IrmG hild!Barz!unter!Mitarbeit!von!Marianne!Schröder.!Berlin!und!BosG ton:!Walter!de!Gruyter!2012.! Hegel!(1986)! Hegel,! Georg! Wilhelm! Friedrich:! Phänomenologie! des! Geistes.! Werke!3.!Frankfurt!am!Main:!Suhrkamp!1986.! Heidegger!(1976)! Heidegger,! Martin:! Wegmarken.! Unveränderter! Text! mit! RandbeG merkungen! des! Autors.! Herausgegeben! von! FriedrichGWilhelm! von!Herrmann.!Gesamtausgabe!Band!3.!Frankfurt!am!Main:!VittoG rio!Klostermann!1976.! Heidegger!(2000)! Ders.:! Reden! und! andere! Zeugnisse! eines! Lebensweges.! 1910G 1976.! Herausgegeben! von! Hermann! Heidegger.! Gesamtausgabe! Band!16.!Frankfurt!am!Main:!Vittorio!Klostermann!2000.! Heidegger!(2002)! Ders.:! Grundbegriffe! der! aristotelischen! Philosophie.! Marburger! Vorlesung! Sommersemester! 1924.! Herausgegeben! von! Mark! MiG chalski.! Gesamtausgabe! Band! 18.! Frankfurt! am! Main:! Vittorio! Klostermann,,!2002.! Heidegger!(2006)! Ders.:! Sein! und! Zeit.! Neunzehnte! Auflage.! Tübingen:! Niemeyer! 2006.! Husserl!(1891)! Husserl,! Edmund:! Philosophie! der! Ariteetik.! Psychologische! und! logische! Untersuchungen.! 1891.! Aufgerufen! unter:! http://www.ub.uniGfreiburg.de/index.php?id=3182! [Stand:! 01.07.2014]! Husserl!(1913a)! Ders.:! Ideen! zu! einer! reinen! Phänomenologie! und! phänomenoloG gischen! Philosophie.! Erstes! Buch:! Allgemeine! Einführung! in! die! reine! Phänomenologie.! 1913a.! Aufgerufen! unter:! http://www.ub.uniGfreiburg.de/index.php?id=3182! [Stand:! 01.07.2014]! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 80! Husserl!(1913b)! Ders.:! Logische! Untersuchungen.! Erster! Band.! Prologomena! zur! reinen! Logik.! Zweite,! umgearbeitete! Auflage.! 1913b.! Aufgerufen! unter:!http://www.ub.uniGfreiburg.de/index.php?id=3182![Stand:! 01.07.2014]! Husserl!(1913c)! Ders.:! Logische! Untersuchungen.! Zweiter! Band.! Untersuchungen! zur! Phänomenologie! und! Theorie! der! Erkenntnis.! Teil! 1.! Zweite,! umgearbeitete! Auflage.! 1913c.! Aufgerufen! unter:! http://www.ub.uniGfreiburg.de/index.php?id=3182! [Stand:! 01.07.2014]! Husserl!(1921)! Ders.:! Logische! Untersuchungen.! Zweiter! Band.! Elemente! einer! phänomenologischen! Aufklärung! der! Erkenntnis.! Teil! 2.! Zweite,! teilweise! umgearbeitete! Auflage.! 1921.! Aufgerufen! unter:! http://www.ub.uniGfreiburg.de/index.php?id=3182! [Stand:! 01.07.2014]!! Kalverkämpfer!(1998)! Kalverkämpfer,! Hartwig:! Fachsprache! und! FachsprachenforG schung.!In:!Fachsprachen.!Ein!internationales!Handbuch!zur!FachG sprachenforschung! und! Terminologiewissenschaft.! HerausgegeG ben! von! Lothar! Hoffmann,! Hartwig! Kalverkämpfer! und! Herbert! Ernst!Wiegand.!1.!Halbband.!Berlin!und!New!York:!Walter!de!GruG yter!1998,!S.!48G59.! Kluge!(2011)! Kluge,!Friedrich:!Etymologisches!Wörterbuch!der!deutschen!SpraG che.!Bearbeitet!von!Elmar!Seebold.!25.,!durchgesehene!und!erweiG terte!Auflage.!Berlin!und!Boston:!de!Gruyter!2011.! Linke/Nussbaumer/Portmann!(2004)!! Linke,!Angelika,!Marks!Nussbaumer!und!Paul! R.! Portmann:! Studienbuch! Linguistik.! Ergänzt! um! ein! Kapitel! „Phonetik/Phonologie“! von! Urs! Willi.! 5.,! erweiterte! Auflage.! TüG bingen:!Max!Niemeyer!2004.! Mehring!(2003)! Mehring,! Reinhard:! Heidegger! und! Karl! Jaspers.! Zerfall! einer! „Kampfgemeinschaft“.! In:! Heidegger! Handbuch.! Leben! –! Werk! –! Wirkung.! Herausgegeben! von! Dieter! Thomä! unter! Mitarbeit! von! Katrin!Meyer!und!Hand!Bernhard!Schmid.!Stuttgart!und!Weimar:! Metzler!2003,!S.!337G342.! Michalski!(2002)! Michalski,!Mark:!Terminologische!Neubildungen!beim!frühen!HeiG degger.!In:!Heidegger!Studien.!Vol.!18!(2002),!S.!181G191.! Michel/Vigo!(2000)! Michel,!Andreas!und!Alejandro!Vigo:!Die!Heideggersche!TerminoG logie!und!das!Problem!ihrer!Übersetzung!ins!Spanische,!aufgezeigt! anhand!von!Fallstudien!aus!Lateinamerika.!In:!Heidegger!Studien.! Vol.!16!(2000),!S.!247G255.! Michel!(2000)! Michel,! Andreas:! Die! französische! HeideggerGRezeption! und! ihre! sprachlichen! Konsequenzen.! Ein! Beitrag! zur! Untersuchung! fachG sprachlicher! Varietäten! in! der! Philosophie.! Heidelberg:! UniversiG tätsverlag!C.!Winter!2000.!! ! Philip&Vergeiner:&Heideggers&Idiolekt&am&Beispiel&seiner&Ableitungen! 81! Polenz!(2000)! Polenz,!Peter:!Deutsche!Sprachgeschichte!vom!Spätmittelalter!bis! zur! Gegenwart.! Band! 1.! Einführung,! Grundbegriffe,! 14.! bis! 16.! Jahrhundert.! 2.,! überarbeitete! und! ergänzte! Auflage.! Berlin! und! New!York:!Walter!de!Gruyter!2000.! Polenz!(2009)! Ders.:!Geschichte!der!deutschen!Sprache.!10.,!völlig!neu!bearbeiteG te!Auflage!von!Norbert!Richard!Wolf.!Berlin!und!New!York:!Walter! de!Gruyter!2009.! Quint!(1928)! Quint,! Josef:! Die! Sprache! Meister! Eckeharts! als! Ausdruck! seiner! mystischen! Geisteswelt.! In! Deutsche! Vierteljahresschrift! für! LiteG raturwissenschaft!und!Geistesgeschichte.!6.!Band.!Herausgegeben! von! Paul! Kluckhohn! und! Erich! Rothacker.! Halle:! Niemeyer! 1928,! S.!671G701.! Rentsch!(2003)! Rentsch,!Thomas:!„Sein!und!Zeit“.!Fundamentalontologie!als!HerG meneutik!der!Endlichkeit.!In:!Heidegger!Handbuch.!Leben!–!Werk! –!Wirkung.!Herausgegeben!von!Dieter!Thomä!unter!Mitarbeit!von! Katrin!Meyer!und!Hand!Bernhard!Schmid.!Stuttgart!und!Weimar:! Metzler!2003,!S.!51G80.! Schöfer!(1962)! Schöfer,!Erasmus:!Die!Sprache!Heideggers.!Pfullingen:!Verlag!GünG ther!Neske!1962.! Smith!(1993)! Smith,! Barry:! Über! die! Grenzen! der! Übersetzbarkeit:! Eine! philoG sophische! Fallstudie.! In:! Übersetzen,! verstehen,! Brücken! bauen.! Geisteswissenschaftliches! und! literarisches! Übersetzen! im! interG nationalen! Kulturaustausch.! Herausgegeben! von! Armin! Paul! Frank,!KurtGJürgen!Maaß,!Fritz!Paul!und!Horst!Turk.!Berlin:!Erich! Schmidt!Verlag!1993,!S.!295!G301.! Stoltenberg!(1934)! Stoltenberg,! Hans! L.:! Der! eigendeutsche! Wortschatz! der! WeisG heitslehre! in! der! Entwicklung! seiner! Stände.! Frankfurt! am! Main:! Verlag!Moritz!Diesterweg!1934.! Vetter!(2014)! Vetter,! Helmuth:! Grundriss! Heidegger.! Ein! Handbuch! zu! Leben! und!Werk.!Hamburg:!Meiner!2014.! Wandruszka!(1958)! Wandruszka,!Mario:!Etymologie!und!Philosophie.!In:!Etymologica.! 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