Psalm 2 - Eine kleine Kraft

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Psalm 2
Der Psalm nennt seinen Verfasser nicht, jedoch setzt Apg.4,25f David als Verfasser voraus.
Dieser Psalm wird im NT zitiert:
V.1.2
V.7
V.8.9
in Apg.4,25.26
in Apg.13,33; Hebr.1,5 und Hebr.5,5
in Offb.2,26.27; 12,5 und 19,15
V.1-3:
Warum toben die Heiden und murren die Völker so vergeblich?
Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Herren halten Rat miteinander wider den HERRN und seinen
Gesalbten: „Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!“
Stilmittel: synonymer Parallelismus – zur Unterstreichung des Gesagten werden zwei gleichbedeutende
Aussagen hintereinander gestellt
toben – sich in unruhiger Bewegung befinden
murren – hebr. Wort wird in Ps.1,2 positiv als murmelndes Nachsinnen über Gottes Wort verwendet, hier
negativ als antigöttliches Murren.
Dieser Satzteil kann auch übersetzt werden „und sinnen Eitles die Völker“ - in Apg.4,25 zitiert die
Gemeinde aus der LXX:„nehmen sich vor was umsonst ist“.
Gesalbter – hebr. maschiach (Messias) – grie. christos: In Israel wurden Könige (vgl. 1.Sam.10,1; 1.Sam.16,3;
1.Kön.1,39), Hohepriester(vgl. Ex.28,41) und Propheten (vgl. 1.Kön.19,16) zu ihrem Amtsantritt mit
heiligem Öl gesalbt
Einerseits wurde der Psalm als Lied bei der Inthronisation eines Königs verstanden, andererseits geht er
inhaltlich über einen irdischen König hinaus. Der Psalm weist hin auf 2.Sam.7,12-16, den von Gott verheißenen
Nachfolger auf dem Thron Davids, der ein ewiges Königreich einnehmen wird: Jesus Christus.
Das geschilderte Komplott der irdischen Könige erinnert an die „Sitzung der Spötter“ in Ps.1,1.
V.1 ist eine rhetorische Frage: Das Toben und Murren der Völker ist von vornherein unberechtigt und zwecklos.
In V.2 wird das Toben und Murren der Völker konkreter geschildert. Es zeigt sich in einem Aufstand der König
der Erde und in einer Beratung und Vereinigung untereinander. Der gemeinsame Gegner sind JHWH und der
von ihm gesalbte Messias-König. Diese Deutung findet sich u.a. in Apg.4,25-28. Die Völker der Welt wollen sich
von der Herrschaft Gottes lossagen, sie lehnen sich gegen die Verbindlichkeit seines Wortes auf. „Wir wollen
nicht, dass dieser über uns herrsche“ (Lk.19,14). – Jedoch ist dies nicht nur die Aussage der Völker bzw. ihrer
Herrscher. Der natürliche Mensch lehnt sich auf gegen Gottes Gebot.
Schon die Apostel erlebten wie dieser Psalm Wirklichkeit wurde. Bis heute ist es nicht anders. Auch unsere
Gesellschaft / Europa hat sich von seinen christlichen Wurzeln losgesagt. Gottes Wort, v.a. seine Gebote werden
bewusst abgelehnt. Tröstlich ist jedoch zu wissen, dass alles Toben und alles Sinnen der Völker, alle Versuche
Gott und seine Leute loszuwerden, nutzlos sind.
V.4
Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer, und der Herr spottet ihrer.
der im Himmel wohnt – vgl. Ps.123,1: eine Umschreibung Gottes
Gott ist den gegen ihn gerichteten irdischen Machenschaften und Machthabern himmelhoch überlegen.
Claudia Schröter
Lacht / spottet – ein Lachen als Zeichen der Überlegenheit (vgl. Ps.37,13; 59,9)
Ein Perspektivwechsel: Während uns das Toben der Völker, ihr Wettern gegen Gott erschreckt, lacht Gott im
Himmel darüber. Er ist den Völkern und Machthabern überlegen in seiner Erhabenheit. Deshalb ist ihr Toben
und Murren vergeblich.
V.5
Einst wird er mit ihnen reden in seinem Zorn, und mit seinem Grimm wird er sie schrecken:
Einst = dann - an einem zukünftigen Zeitpunkt wird Gott ein neues Verhalten gegenüber seinen Feinden an
den Tag legen. Er wird dann nicht mehr lachen und spotten, sondern seinen Zorn entladen. Bis dahin ist
Gnadenzeit.
Zorn – Reaktion der Heiligkeit Gottes auf die Herausforderung durch den Abfall der Menschen von ihm
Grimm = Zornglut - der göttliche Zorn von seiner Grundbedeutung her als Temperatur der Heiligkeit Gottes
Ps.2 unterscheidet wie das NT zwischen dem gegenwärtigen Zeitalter, in dem Gott denen, die sich gegen ihn
wenden, in geduldiger Überlegenheit Raum lässt, und dem kommenden Zorn Gottes. Die Empörung der Völker
endet einst mit dem zornigen Eingreifen Gottes.
V.6
„Ich aber habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.“
Gott spricht von seinem König, dem messianischen König, wobei die Könige Israels auch Könige von Gottes
Gnaden waren.
eingesetzt – hebr. ausgießen, gießen (von Metall): der Begriff zeigt die völlige Abhängigkeit von Gott und die
Unabänderlichkeit der Berufung (wie ein metallenes Kunstwerk einmal in Form gegossen nicht
mehr verändert werden kann)
Zion – der Tempelberg, Berg Morija, in Jerusalem; ein heiliger Berg weil es der Ort der Gegenwart Gottes ist.
V.7
Kundtun will ich den Ratschluss des HERRN. Er hat zu mir gesagt: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich
gezeugt.
Hier redet der messianische König selbst. Im Unterschied zu den Königen Israels, die nach jüdischem
Verständnis von Gott als Sohn adoptiert waren, ist der messianische König von Gott gezeugt. Im NT wird diese
Aussage auf Jesus bezogen.
Jesus ist Gottes Sohn in Herrlichkeit – vor seiner Menschwerdung
in Niedrigkeit – während seines Erdenlebens
in Kraft – seit der Auferstehung (vgl. Apg.13,33 und Röm.1,3f)
V.8
Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum.
Der messianische König wird Weltherrscher. - Jesus wurde von Gott bereits erhöht (vgl. Phil.2,9-11), durch
seinen Tod und die Auferstehung hat er die Völker erworben, sie losgekauft aus der Macht der Sünde und aus
dem Reich Satans.
V.9
Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.“
Claudia Schröter
zerschlagen – im hebr. dieselben Konsonanten wie „weiden“
Im Jüd. AT steht „zerschlagen“, vermutlich wegen der Parallele zu „zerschmeißen“, in der LXX wurde mit
„weiden“ übersetzt. Aus der LXX zitiert die Offb. und deutet diesen Vers auf die Wiederkunft Jesu zum Gericht .
Weiden ist Sinnbild für die Königsherrschaft, das Weiden mit eisernem Stab steht für Gewaltherrschaft. Der
Hirtenstab (hier übersetzt „Zepter“) ist gleichzeitig eine Zuchtrute, die ungehorsame Schafe zwingt, ihnen
notfalls sogar das Bein bricht.
Töpfe (Töpfergeschirr) –Bild für Zerbrechlichkeit (vgl. Jes.30,14)
Hier wird deutlich, was der Herrschaftsantritt des Messias für die Welt bedeutet: Gericht und Gewaltherrschaft.
Auf dem Hintergrund des bevorstehenden Gerichts ergeht der Bußruf:
V.10.11
So seid nun verständig, ihr Könige, und lasst euch warnen, ihr Richter auf Erden!
Dienet dem HERRN mit Furcht und küsst seine Füße mit Zittern1, dass er nicht zürne und ihr umkommt auf
dem Wege; denn sein Zorn wird bald entbrennen. Wohl allen, die auf ihn trauen!
1
und freut euch mit Zittern. Küsst den Sohn, dass er …
Noch ist Gnadenzeit, noch besteht Gelegenheit zur Umkehr. In Hebr.3,13-17 werden wir gewarnt, diese Zeit
nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.
V.11.12 zeigen, wie diese Umkehr geschehen kann: Indem Menschen sich in Ehrfurcht Gott unterwerfen, indem
sie vor seiner Heiligkeit und seinem Zorn erzittern und sich dankbar dem Sohn zuwenden. Wer vor dem Zorn
Gottes erschrickt, darf sich zu Jesus flüchten, der diesen Zorn durch seinen Tod gestillt hat.
küsst seine Füße – erinnert an die Sünderin, die Jesus die Füße küsste aus Dankbarkeit für seine Liebe und die
Vergebung, es ist auch ein Ausdruck der Ehrfurcht. (vgl. Lk.7,38.44ff)
mit Zittern – das Zittern ist ein Ausdruck des Respekts vor der Heiligkeit Gottes
Sollen wir Gott mit Furcht (Angst) dienen? Müssen wir vor Gott erzittern?
Wohl allen, die auf ihn trauen!
Ein wunderbares Schlusswort für diesen Psalm: Wer auf Gott vertraut, braucht sich weder vor dem Toben der
Völker zu fürchten noch vor dem heiligen Zorn Gottes.
Claudia Schröter
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