P 394 Morbus Darier und Epilepsie – ein ätiologischer Zusammenhang? Julia Kathinka Nolting1, Susanne Knake2, Johannes Stoffels3, Esther von Stebut4, Felix Rosenow5, Wolfgang Pfützner6, Karl Martin Klein7 1Philipps Universität Marburg, Klinik für Neurologie, Marburg 2Philipps Universität Marburg, Klinik für Neurologie, Epilepsiezentrum Marburg, Marburg 3Kliniken St. Elisabeth, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neuburg/Donau 4Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Hautklinik und Poliklinik, Mainz 5Universitätsklinikum Frankfurt, Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie, Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Frankfurt/Main 6Philipps Universität Marburg, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Marburg 7Universitätsklinikum Frankfurt, Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Frankfurt/Main Hintergrund: Morbus Darier ist eine autosomal dominant vererbte Hautkrankheit aufgrund von Mutationen in dem Gen ATP2A2, das für eine Ca2+-ATPase (SERCA2) kodiert. Es kommt zu einer Zerstörung des Zellverbandes sowie zu einer hyperkeratotischen Bildung von Papeln. Bei Patienten mit Morbus Darier wurde das gehäufte Auftreten von neuropsychiatrischen Erkrankungen einschließlich Epilepsie beschrieben [Gordon-Smith et al., The British journal of dermatology, 2010; Stoffels et al., Neuropediatrics 2014] welche mit der ATP2A2-Mutation in Zusammenhang stehen könnten. Eine systematische epilepsiespezifische Befragung von Patienten mit Morbus Darier und deren Angehörigen hinsichtlich des Auftretens von möglichen Anfallssymptomen wurde bisher nicht durchgeführt. Ziele: Ziel dieser Studie war es, Familien mit möglicher Kosegregation von Morbus Darier und Epilepsie zu identifizieren und das assoziierte Epilepsiesyndrom zu beschreiben. Fragestellung: Die Studie sollte klären, ob eine Häufung von Epilepsien bei Patienten mit Morbus Darier und deren Angehörigen im Vergleich zu der Allgemeinbevölkerung besteht. Methoden: Patienten mit bekanntem Morbus Darier wurden multizentrisch an den dermatologischen Universitätskliniken Marburg, Frankfurt und Mainz sowie der neurologischen Universitätsklinik Marburg rekrutiert. Mit den Patienten sowie erst- und zweitgradigen Angehörigen wurde ein telefonisches Interview durchgeführt, welches sich an einem validierten Fragebogen für Epilepsie [Reutens et al., Epilepsia, 1992] orientierte. Ergebnisse: Zwölf Patienten mit Morbus Darier und zwölf Angehörige stimmten der Teilnahme an der Studie zu und wurden telefonisch befragt. So konnten zwölf Stammbäume mit insgesamt 410 Familienmitgliedern erstellt werden. Der Phänotyp von 353 Familienmitgliedern konnte anhand von eigen- oder fremdanamnestischen Angaben erhoben werden. Bei fünf Familien bestand der klinische Verdacht auf mindestens eine weitere an Morbus Darier erkrankte Person (insgesamt 9 betroffene Angehörige). Bei keinem der 21 Probanden mit Morbus Darier wurde eine Epilepsie diagnostiziert. Einer der 21 Probanden mit Morbus Darier hatte einen akut symptomatischen Anfall nach intracerebraler Blutung. Keiner der erstgradigen Verwandten der Probanden mit Morbus Darier hatte eine Epilepsie (0/95). Auch weiter entfernte Angehörige mit Epilepsie konnten nicht identifiziert werden. Fieberkrämpfe traten bei einem Indexpatienten sowie in einer weiteren Familie bei zwei Verwandten auf. Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt kein erhöhtes Risiko von Epilepsie für Patienten mit Morbus Darier und deren Angehörige, wobei trotz des multizentrischen Vorgehens aufgrund der Seltenheit der Erkrankung nur eine begrenzte Zahl an Familien rekrutiert werden konnte. Frühere Studien könnten das Risiko einer Epilepsie überschätzt haben, da die Punktprävalenz in der Normalbevölkerung und nicht die kumulative Inzidenz als Vergleichsparameter gewählt wurde.