Morbus Darier und Epilepsie – ein ätiologischer Zusammenhang?

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Morbus Darier und Epilepsie – ein ätiologischer Zusammenhang?
Julia Kathinka Nolting1, Susanne Knake2, Johannes Stoffels3, Esther von Stebut4, Felix Rosenow5,
Wolfgang Pfützner6, Karl Martin Klein7
1Philipps Universität Marburg, Klinik für Neurologie, Marburg
2Philipps Universität Marburg, Klinik für Neurologie, Epilepsiezentrum Marburg, Marburg
3Kliniken St. Elisabeth, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neuburg/Donau
4Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Hautklinik und Poliklinik, Mainz
5Universitätsklinikum Frankfurt, Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie, Epilepsiezentrum
Frankfurt Rhein-Main, Frankfurt/Main
6Philipps Universität Marburg, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Marburg
7Universitätsklinikum Frankfurt, Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Frankfurt/Main
Hintergrund: Morbus Darier ist eine autosomal dominant vererbte Hautkrankheit aufgrund von
Mutationen in dem Gen ATP2A2, das für eine Ca2+-ATPase (SERCA2) kodiert. Es kommt zu einer
Zerstörung des Zellverbandes sowie zu einer hyperkeratotischen Bildung von Papeln. Bei Patienten
mit Morbus Darier wurde das gehäufte Auftreten von neuropsychiatrischen Erkrankungen
einschließlich Epilepsie beschrieben [Gordon-Smith et al., The British journal of dermatology, 2010;
Stoffels et al., Neuropediatrics 2014] welche mit der ATP2A2-Mutation in Zusammenhang stehen
könnten. Eine systematische epilepsiespezifische Befragung von Patienten mit Morbus Darier und
deren Angehörigen hinsichtlich des Auftretens von möglichen Anfallssymptomen wurde bisher nicht
durchgeführt.
Ziele: Ziel dieser Studie war es, Familien mit möglicher Kosegregation von Morbus Darier und
Epilepsie zu identifizieren und das assoziierte Epilepsiesyndrom zu beschreiben.
Fragestellung: Die Studie sollte klären, ob eine Häufung von Epilepsien bei Patienten mit Morbus
Darier und deren Angehörigen im Vergleich zu der Allgemeinbevölkerung besteht.
Methoden: Patienten mit bekanntem Morbus Darier wurden multizentrisch an den dermatologischen
Universitätskliniken Marburg, Frankfurt und Mainz sowie der neurologischen Universitätsklinik Marburg
rekrutiert. Mit den Patienten sowie erst- und zweitgradigen Angehörigen wurde ein telefonisches
Interview durchgeführt, welches sich an einem validierten Fragebogen für Epilepsie [Reutens et al.,
Epilepsia, 1992] orientierte.
Ergebnisse: Zwölf Patienten mit Morbus Darier und zwölf Angehörige stimmten der Teilnahme an der
Studie zu und wurden telefonisch befragt. So konnten zwölf Stammbäume mit insgesamt 410
Familienmitgliedern erstellt werden. Der Phänotyp von 353 Familienmitgliedern konnte anhand von
eigen- oder fremdanamnestischen Angaben erhoben werden. Bei fünf Familien bestand der klinische
Verdacht auf mindestens eine weitere an Morbus Darier erkrankte Person (insgesamt 9 betroffene
Angehörige). Bei keinem der 21 Probanden mit Morbus Darier wurde eine Epilepsie diagnostiziert.
Einer der 21 Probanden mit Morbus Darier hatte einen akut symptomatischen Anfall nach
intracerebraler Blutung. Keiner der erstgradigen Verwandten der Probanden mit Morbus Darier hatte
eine Epilepsie (0/95). Auch weiter entfernte Angehörige mit Epilepsie konnten nicht identifiziert
werden. Fieberkrämpfe traten bei einem Indexpatienten sowie in einer weiteren Familie bei zwei
Verwandten auf.
Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt kein erhöhtes Risiko von Epilepsie für Patienten mit Morbus
Darier und deren Angehörige, wobei trotz des multizentrischen Vorgehens aufgrund der Seltenheit der
Erkrankung nur eine begrenzte Zahl an Familien rekrutiert werden konnte. Frühere Studien könnten
das Risiko einer Epilepsie überschätzt haben, da die Punktprävalenz in der Normalbevölkerung und
nicht die kumulative Inzidenz als Vergleichsparameter gewählt wurde.
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