Kali und Steinsalz - VKS

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Heft 2/2006
Kali und Steinsalz
Wörmann
Probleme der Verfügbarkeit von Rohstoffen
Minkley, Baumert, Mühlbauer, Geißler
Sicherung von carnallitischen Abbaufeldern
in der stillgelegten Grube Merkers
Fangk, Herrmann
Excel-Programme zur Berechnung der Analysendaten
von Salzlösungen und zur Quantifizierung von
Mineral­reaktionen mariner Evaporite
Kummer, Zerulla
Ablauf und Eigenarten der ­Wirkstoffforschung
in der ­Pflanzenernährung
ISSN 1614-1210
Inhalt
Titelbild:
Die neu eingerichtete Grubenwarte auf dem Kaliwerk Zielitz.
Abstract
Seite 3
Editorial
Seite 4
Wörmann
Probleme der Verfügbarkeit
von Rohstoffen
Seite 6
Impressum
Seite 11
Minkley, Baumert, Mühlbauer, Geißler
Sicherung von carnallitischen Abbaufeldern
in der stillgelegten Grube Merkers
Seite 12
Fangk, Herrrmann
Excel-Programme zur Berechnung der Analysendaten
von Salzlösungen und zur Quantifizierung von
Mineral­reaktionen mariner Evaporite
Seite 20
Kummer, Zerulla
Ablauf und Eigenarten der ­Wirkstoffforschung
in der ­Pflanzenernährung
Seite 29
Firmennachrichten
Seite 36
Personalien
Seite 38­­­
Kali und Steinsalz Heft 2/2006
Abstracts
Wörmann: International Markets
for Raw Materials: The Challenges
Ahead
In recent years, raw material prices
have increased enormously: according to the raw materials index published by the Hamburg Institute of
International Economics [Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv,
HWWA] by 67% over the last five
years. These developments have
considerable consequences for our
economy with its resource-intensive industrial sector.
There are several reasons for the
radical change in the raw materials
markets: First, the sharp increase in
demand for raw materials in China
and other newly-industrializing
countries; second, existing bottlenecks and limited flexibility on
the supply side; third, a number of
countries on both the demand side
and supply side are distorting the
trade of raw materials.
Raw materials supply is primarily the responsibility of industry.
However, the international raw
material markets are increasingly
subject to political interventions.
These in turn have to be addressed
at the political level. German policy-makers are well advised to make
a contribution towards ensuring
the availability and supply of raw
materials.
Minkley, Mühlbauer, Baumert,
­Geißler: Re-stabilisation of Carnallitic
Working Areas in the Closed Merkers
Potash Mine
In the Merkers potash mine those
working areas which have not been
dimensioned in the past in a stable
way are now stabilized by inserting
rock salt as stowing material. This
procedure concerns predominantly
such working areas which have
been mined in the carnallitite of
the Thuringia seam following the
room-and-pillar technique. The
purpose of this type of stowing is
to provide a permanent stabilization of the mine layout and thus
to prevent rock burst danger. This
purpose is fulfilled by limiting
the de-strengthening processes
running in the pillars since several
dozens of years.
Fangk, Herrmann: EXCEL based
­Programmes for the Characterization
of Brines and calculating Mineral
Reactions in marine Evaporites
The programme SALZLÖSUNG V2.0 is
suitable for the calculation of data
for the chemical characterization
of brines (salt solutions). Mineral
reactions caused by solution and
thermal metamorphism can be
calculated with the programmes
REVAL V2.0 and REVAT V2.0 This is
possible for the main components
and the element Br. The volumes
of the components which participate in these reactions can also be
calculated next to their quantities.
Likewise, the mineralogical composition of the natural salt-rocks can
be compared with the quantities of
the calculated minerals.
Kummer, Zerulla: Course and
­Peculiarity of Research for Additives
in Plant Nutrition
As all essential plant nutrients are
known, product development in
plant nutrition concentrates on
new forms of administration and
auxiliary substances that increase
the efficiency such as inhibitors to
delay chemical transformation of
nutrients in the soil, coating materials or chelating agents. According
to the intended use, many different
classes of chemicals can be beneficial: polymers for coating, specific molecules to block enzymes
or nitrogen-rich insoluble compounds for slow release fertilizer.
A broad chemical base is necessary
to provide a sufficient number of
substances for a successful development. During the screening process
the most useful ones are selected:
high activity, cost efficient production and harmless to human beings
and the environment. In the first
stage, model tests are preferable for
lower costs and standardised test
conditions. In the following steps
efficiency and behaviour under
conditions of normal use have to
be evaluated. Since fertilizers and
their additives are released to the
environment and enter the food
chain, a conscientious examination of their potential hazards is
compulsory to achieve registration.
Since the development in many
steps depends on the growth of
plants or animals, it can take six
to eight years until a new product
finally enters the market.
Kali und Steinsalz Heft 2/2006 Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
das vorliegende Heft ist der erneute Versuch, die Themenvielfalt von der Grundlagenforschung über praxisbezogene Untersuchungen und Entwicklungen bis
hin zur interessenorientierten Wirtschaftspolitik zu erfassen.
Der Grundlagenforschung ist der Beitrag von Fangk/Herrmann über den
Einsatz von Excel-Programmen bei der Erfassung und Beurteilung von Salzlösungen in Evaporit-Ablagerungen marinen Ursprungs gewidmet. Der Bericht
verdeutlicht, dass mit dem neuen EDV-gestützten Berechnungskonzept ein
deutlicher Fortschritt gegenüber der bisherigen mühsamen Methode erreicht
werden konnte, aus einer Vielzahl von Einzelprogrammen verlässliche Erkenntnisse und Bewertungen ableiten zu können. Dies hat für den sicheren und effizienten Betrieb
von Salzbergwerken und auch von Untertage-Deponien durchaus praktische Bedeutung.
Kummer/Zerulla behandeln das für die Düngemittelindustrie wichtige Thema, wie durch
sog. Wirkstoffe (Zusätze ohne eigenen Nährwert) der Einsatz von Düngemitteln, also der
Nährstoffe selbst, quantitativ wie qualitativ verbessert werden kann. Ein gutes Beispiel ist die
erfolgreiche Umhüllung von Düngemitteln. Der Bericht von Kummer/Zerulla veranschaulicht,
dass dieses Anwendungsgebiet nicht nur erhebliche, u. a. auch kostenorientierte Fachkompetenz, sondern auch ein gerüttelt Maß an Geduld bei den langatmigen Zulassungsverfahren
derartiger „Wirkstoffe“ erfordert.
Ein wichtiger Teilaspekt der „Kalifusion“ im Jahre 1993 war die dauerhafte Sicherung von
Teilen des thüringischen Kalibergwerks Merkers, also die Frage, wie die Gefahren beseitigt
werden können, die von den zu schwachen Sicherheitspfeilern aus DDR-Zeiten – einige werden
sich an den verhängnisvollen Grundsatz der „ökonomischen Pfeilerdimensionierung“ erinnern
– ausgehen. Der Beitrag von Minkley/Baumert/Mühlbauer/Geißler ist ein eindrucksvoller Zwischenbericht über das umfangreiche, wahrscheinlich noch bis zum Jahre 2015 andauernde
Sicherungsprojekt. Bemerkenswert ist u. a. die während der Sicherungsarbeiten gewonnene
Erkenntnis, dass je nach Zustand eines Sicherungspfeilers oder eines Ensembles dieser Pfeiler
ein Teilversatz ausreicht, um die erforderliche Standsicherheit herzustellen. Die Kostenrelevanz
dieser Erkenntnis ist evident.
Hochaktuell ist die von Frau Wörmann in ihrem Beitrag behandelte Rohstoffpolitik. Jahrelang
war es sehr still um dieses Thema geworden. Die jüngsten, geradezu dramatischen Entwicklungen, um nicht zu sagen Verwerfungen auf den internationalen Rohstoffmärkten haben jedoch
heilsames Erschrecken ausgelöst. Die EU-Kommission, das Bundeswirtschaftsministerium und
nicht zuletzt die deutsche Industrie, vertreten durch ihre Spitzenverbände, bemühen sich
intensiv um wirtschafts- oder handelspolitische Lösungsansätze, die Fehlentwicklungen wie
die jetzt erkannten vermeiden oder zumindest mildern könnten. Dabei steht die sichere und
preisgünstige Versorgung der europäischen Industrie mit Rohstoffen aus Drittstaaten – Kupfer
ist ein prominentes Beispiel – im Vordergrund; Frau Wörmann konzentriert sich deshalb in
ihrem Beitrag zu Recht auf diese Frage.
Es gibt jedoch noch einen zweiten Aspekt, der namentlich für die deutsche Kali- und Salzindustrie wichtig ist: Das sind vernünftige, d. h. die Wettbewerbsfähigkeit erhaltende, möglichst
stärkende Rahmenbedingungen für die Produktion heimischer Rohstoffe sowie für die Vermarktung der daraus hergestellten Produkte auf den inner- wie außereuropäischen Märkten.
Kali und Steinsalz Heft 2/2006
Editorial
Die Gestaltung angemessener Rahmenbedingungen für die Produktion heimischer Rohstoffe
erfordert nicht nur Wachsamkeit zur Vermeidung unnötig behindernder Übermaßregelungen,
z. B. im Umweltschutzbereich, sondern auch regelmäßig einen kritischen Vergleich mit den
Produktionsbedingungen, die für die außereuropäischen Wettbewerber der heimischen
Rohstoffindustrie gelten; denn danach bestimmt sich letztlich die Wettbewerbsfähigkeit der
eigenen Industrie. Die Lissabon-Strategie der EU ist dafür im Prinzip der richtige Ansatz, nur
fehlt es leider noch in der täglichen Arbeit der Kommission an der spürbaren Umsetzung
dieser Strategie.
Ebenso wichtig ist, dass auf den internationalen Märkten faire und gleiche Wettbewerbsbedingungen einschl. eines ausreichenden Schutzes gegen unfaire Handelspraktiken bestehen.
Prinzipiell wünschenswert wäre es, wenn die dafür erforderlichen Instrumentarien auf WTOEbene zur Verfügung stünden. Die gegenwärtigen praktisch gescheiterten WTO-Verhandlungen
zeigen jedoch, dass damit in absehbarer Zeit kaum zu rechnen sein wird. Deshalb ist es geboten,
dass die EU aus eigener Kompetenz – sei es durch bilaterale Handelsabkommen, sei es durch
entschlossene Wahrnehmung der ihr nach dem EG-Vertrag als Exekutivorgan zustehenden
Befugnisse – die berechtigten Interessen der europäischen Rohstoffindustrie vertritt.
Trotz der inzwischen weitgehenden Verlagerung der handels- und wirtschaftspolitischen
Kompetenz auf die EU-Organe hat dieses Thema jedoch nach wie vor auch nationale Bedeutung.
Die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten haben noch immer beachtliche Handlungsspielräume, um sich für die heimische Rohstoffindustrie wirksam einsetzen zu können. Auch diese
Möglichkeit muss gezielt genutzt werden. Dabei fällt im Übrigen auf, dass Deutschland anders
als viele andere Staaten kein eigenes Handelsministerium hat, das sich konzentriert und wirksam für die nationalen handelspolitischen Belange einsetzen könnte. Vielleicht ist dies eine
konzeptionelle Schwäche, die beseitigt werden sollte.
Dies alles und vieles mehr ist mit dem Stichwort Rohstoffpolitik verbunden. Der Beitrag
von Frau Wörmann regt an, dieses Thema weiterhin und mit der gebotenen Deutlichkeit zu
behandeln. In der vielfältigen Diskussion versucht auch der VKS, in Brüssel wie in Berlin, seinen Beitrag zu leisten.
Damit genug der Vorrede; ich hoffe, Ihr Interesse an diesem Heft ist geweckt, das im Übrigen
auch einen interessanten bergmännischen Kurzbericht über die schneidende Gewinnung im
Bergwerk Heilbronn und wie immer lesenswerte Personalnachrichten enthält. Dr. Arne Brockhoff
Kali und Steinsalz Heft 2/2006 Wirtschaftspolitik
Probleme der Verfügbarkeit
von Rohstoffen
In den letzten Jahren sind die Preise von Rohstoffen
drastisch gestiegen, gemessen am Rohstoffindex
des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs um
67 % allein in den vergangenen fünf Jahren. Dies
hat beträchtliche Konsequenzen für die deutsche
Industrie. Die Hauptursachen der starken Preisanstiege sind der enorme Anstieg der RohstoffnachDr. Claudia Wörmann
Leiterin der Abteilung
­Außenwirtschaftspolitik
Bundesverband der Deutschen
Industrie e.V.
frage – insbesondere seitens der Volksrepublik
China –, Engpässe auf Seiten des Rohstoffangebots, die kurzfristig nicht überwunden werden
können, sowie handels- und wettbewerbsverzerrende Maßnahmen seitens einer zunehmenden
Zahl von Ländern – auf Anbieter- wie auch auf
Nachfragerseite. Rohstoffversorgung ist in erster
Linie Aufgabe der Industrie. Die internationalen
Rohstoffmärkte sind jedoch in zunehmendem
Maße Gegenstand politisch verursachter Verzerrungen. Diese müssen auf politischer Ebene
adressiert werden. Es ist Aufgabe der deutschen
Politik, ebenfalls einen Beitrag zur Verfügbarkeit
von Rohstoffen zu leisten.
Kali und Steinsalz Heft 2/2006
Wirtschaftspolitik
Deutschland ist grundsätzlich ein
rohstoffreiches Land: Bei Braunkohle, Kaolin, Steinsalz und Kalisalz
sowie bei den Steinen und Erden
gehört Deutschland weltweit zu
den führenden Produzenten. Eine
ganze Reihe anderer Rohstoffe
müssen wir allerdings aus dem Ausland einführen. So muss der Bedarf
an metallischen Erzen vollständig
durch Importe gedeckt werden,
von A wie Aluminium über E wie
Eisenerz bis Z wie Zirkonium. Auch
einen bedeutenden Teil der benötigten Sekundärrohstoffe müssen
wir importieren. Schließlich ist
Deutschland in einem hohen Maß
von Energieimporten abhängig,
sowohl bei dem für die Kernenergie
benötigten Uran als auch bei Erdöl,
Erdgas und Steinkohle.
Umso folgenreicher für die deutsche Wirtschaft ist, dass es in den
letzten Jahren bei einer ganzen
Reihe von Rohstoffen drastische
Preiserhöhungen gegeben hat.
Gemessen am Rohstoffindex des
Hamburgischen Welt-WirtschaftsArchivs (HWWA) sind die Rohstoffpreise im Zeitraum 2001 bis 2005
um insgesamt über 67 Prozent
gestiegen, so stark wie seit 25 Jahren nicht mehr. Diese Entwicklung
bezieht sich nicht nur auf den Preis
für Rohöl, auch die Preise metallischer Rohstoffe haben sich extrem
erhöht, Grafik 1 verdeutlicht diese
Entwicklung. Allein zwischen 2003
und 2005 verteuerten sich Kupfer
und Eisenerz um mehr als hundert
Prozent, die Preise von Wolfram
und Titan stiegen im selben Zeitraum um gut das Dreifache, der
Preis von Molybdän verfünffachte
Grafik 1: Preisentwicklung bei Rohstoffen im Zeitraum 2001–2006. Quelle: HWWA
(2000=100, US-Dollar-Basis) / Development of raw material prices 2001–2006. Source:
HWWA (2000=100, US dollar basis)
sich, und Vanadium war 2005
gar sechsmal so teuer wie noch
2003. Neben diesen teils drastischen
Preissteigerungen kam es in den
vergangenen Jahren bei einigen
Rohstoffen wiederholt de facto zu
Verknappungen, zum Beispiel bei
Stahl- und Aluminiumschrott.
Die angespannte Situation auf
den Rohstoffmärkten stellt kein
spezifisch deutsches Problem dar.
Rohstoffmärkte sind grundsätzlich
Weltmärkte, und es gibt andere
Länder, die eine ähnlich rohstoffintensive Industriestruktur besitzen,
die ebenfalls einen großen Teil
der benötigten Rohstoffe aus dem
Ausland beziehen und deren Unternehmen folglich mit ähnlichen
Problemen zu kämpfen haben.
Dennoch stellt sich die Frage, ob
die Versorgung der deutschen bzw.
europäischen Volkswirtschaft mit
Rohstoffen nicht wieder stärker
Eingang in die politische Agenda
finden muss. Während die Märkte
für Energierohstoffe schon immer
erhöhte politische Aufmerksamkeit
erfahren haben, hat man sich bei
den Industrierohstoffen über viele
Jahrzehnte hinweg auf die Steuerungsmechanismen der Märkte verlassen können. Bei genauerem Hinsehen sind aber auch diese Märkte
in den letzten Jahren zunehmend
unter den Einfluss politischer Interventionen geraten, und Antworten
darauf müssen naturgemäß politischer Natur sein. Auch die Politik
wird in Zukunft verstärkt Beiträge
für eine sichere Rohstoffversorgung
leisten müssen.
Kali und Steinsalz Heft 2/2006 Wirtschaftspolitik
Grafik 2: Chinesische Einfuhren an Metallrohstoffen 1995–2005 (in 1.000 t).­­­
Quelle: Eurometaux / Chinese imports of metal raw materials 1995­–2005 (in ­1,000 t).
Source: Eurometaux
Entwicklungen auf den
Weltrohstoffmärkten
Die enormen Preissteigerungen
haben im Wesentlichen drei Gründe: eine langfristig gestiegene
Nachfrage auf den internationalen
Rohstoffmärkten, ein zumindest
kurz- und mittelfristig knappes
Angebot sowie handels- und wettbewerbsverzerrende Maßnahmen
seitens einer Reihe bedeutender
Akteure.
Auslöser der deutlich gestiegenen Nachfrage sind das rasante
Wachstum Chinas und der dadurch
stark gestiegene Rohstoffbedarf.
So hat die Volksrepublik China
ihre Einfuhren von Kupfer, Aluminium, Blei und Zinn über das
vergangene Jahrzehnt vervier- bis
verzehnfacht. (Grafik 2 verdeutlicht dies.) Inzwischen ist das
Land größter Rohstoffimporteur
der Welt. Das Wachstum und der
Nachfrageanstieg Chinas und ande-
Kali und Steinsalz Heft 2/2006
rer Schwellenländer, insbesondere
im asiatischen Raum, werden sich
fortsetzen. Die anhaltend hohe und
– davon ist auszugehen – weiter
steigende Nachfrage wird die internationalen Rohstoffmärkte auch
weiterhin nachhaltig prägen.
Das Rohstoffangebot kann insbesondere im metallischen Bereich
mit der gestiegenen Nachfrage
nicht Schritt halten. Grund ist,
dass in den neunziger Jahren zu
wenig in die Erweiterung bestehender Kapazitäten wie auch in
die Erschließung neuer Rohstoffvorkommen investiert wurde. Mit
einem Anstieg der Nachfrage in
dem Umfang der letzten Jahre ist
seinerzeit nicht gerechnet worden.
Der Aufbau zusätzlicher Kapazitäten im Rohstoffsektor ist indessen sehr zeitintensiv. So dauert es
beispielsweise von der Entdeckung
eines Vorkommens bis zur Förderung des Rohstoffs im Bergbau ca.
zehn Jahre. Zwar werden in naher
Zukunft einige Investitionsprojekte
fertig gestellt und zusätzliche Kapazitäten verfügbar, dies wird bestehende Kapazitätsengpässe jedoch
nur zum Teil auflösen.
Hinzu kommt, dass infolge eines
weltweiten Konzentrationsprozesses im Bergbausektor teilweise
einzelne oder eine kleine Anzahl
von Unternehmen über wachsende
Marktmacht verfügen. Dies wurde
in der jüngsten Vergangenheit
vereinzelt dazu genutzt, außergewöhnlich hohe Preisanstiege durchzusetzen. Darüber hinaus zeichnen
sich einige wichtige Länder durch
handelsverzerrende Praktiken aus
– als Anbieter ebenso wie als
Nachfrager auf den Weltrohstoffmärkten. So halten z.B. die Ukraine
und Russland Rohstoffe durch
teils prohibitiv hohe Exportzölle
im Land, was faktische Verknappungen bewirkt. Indien und bis vor
kurzem auch China erstatten den
eigenen Importeuren die Umsatzsteuer auf Rohstoffeinfuhren und
versetzen diese somit in die Lage,
höhere Preise als Konkurrenten aus
anderen Ländern zu bieten; weitere
Verknappungen auf den Märkten
sind zurzeit die Folge.
Es bestehen zusätzlich Risiken
in Bezug auf die Verfügbarkeit von
Rohstoffen insbesondere aufgrund
der regionalen Konzentration der
Vorkommen: Die Lagerstätten einer
ganzen Reihe von Rohstoffen sind
regional stark konzentriert. Zum
einen begünstigt dies die Unternehmenskonzentration. Unternehmen, die bereits über Präsenz
in einer Förderregion verfügen,
haben es leichter bei Ausschreibungen für die Förderung wei-
Wirtschaftspolitik
terer Vorkommen in der Region
und können Mitbewerber oftmals
überbieten. Die Marktmacht einzelner Unternehmen, die teilweise
schon heute hoch ist, wird somit
vermutlich weiter wachsen. Zum
anderen erhöhen sich durch eine
starke regionale Konzentration
von Lagerstätten potentiell auch
die politischen Risiken für eine
reibungslose Versorgung. Die nachfolgende Grafik 3 veranschaulicht
die regionale Konzentration in
der Förderung einiger wichtiger
Metalle: Bei Niob, Wolfram und
Platin vereint jeweils ein einziges
Land mehr als die Hälfte der weltweiten Förderung auf sich, bei Niob
sind es sogar fast 90 Prozent. Auch
bei anderen Rohstoffen sind die
Anteile der führenden Förderstaaten sehr hoch.
Auswirkungen auf die deutsche
­Wirtschaft
Die deutsche Industrie hat eine
ausgesprochen rohstoffintensive
Grundstruktur. Einen beträchtlichen Teil der Rohstoffe, die für die
Produktion benötigt werden, müssen die deutschen Unternehmen
importieren. Zwar sind bezogen
auf den Bruttoproduktionswert der
deutschen Wirtschaft nur acht Prozent als Rohstoffkosten zu bezeichnen. Doch die Rohstoffe sind schwer
und kurzfristig gar nicht zu substituieren. Entsprechend stark wirken
sich die Preisanstiege auf den internationalen Rohstoffmärkten aus.
Betroffen ist die gesamte industrielle Wertschöpfungskette von der
rohstoffverarbeitenden Industrie
über die stahl- und metallverarbeitende Industrie bis hin zur Automobilindustrie, zum Anlagen- und
Maschinenbau, zur Elektronik- und
Elektrotechnikindustrie. Problematisch ist, dass in den materialintensiven Branchen kaum Chancen
bestehen, den Preisanstieg durch
Einsparungen an anderer Stelle zu
kompensieren. Auch sind die Möglichkeiten, die benötigte Menge an
Rohstoffen durch Steigerung der
Materialeffizienz zu vermindern,
zum größten Teil ausgereizt. Die
gesamtwirtschaftlichen Folgen des
Anstiegs der Rohstoffpreise sind
hoch: Knapp achtzig Prozent der
Grafik 3: Länderkonzentration in der Förderung ausgewählter Rohstoffe (2004) (größte Forderstaaten; kumulierter Anteil
an der Weltförderung) Quelle: BGR / Country concentration of mining output of selected raw materials (2004) (countries with
largest mining output; cumulated share in world mining output) Source: BGR
Kali und Steinsalz Heft 2/2006 Wirtschaftspolitik
importierten Rohstoffe werden in
Form veredelter Endprodukte wieder exportiert (siehe Grafik 4).
So fließt der mit Abstand größte
Teil der importierten metallischen
Erze in die Herstellung von Investitionsgütern. Der Großteil der
Investitionsgüter ist wiederum für
den Export bestimmt. Durch den
Anstieg der Rohstoffpreise steigen
die Produktionskosten der deutschen Industrie. Aufgrund des
internationalen Wettbewerbs ist
die Möglichkeit, die gestiegenen
Materialkosten an die Endkunden
weiterzugeben, begrenzt. Die Konsequenz ist, dass der Druck zum
Abbau von Arbeitsplätzen steigt.
Viele Tausend Arbeitsplätze sind
bedroht, insbesondere in der Investitionsgüterindustrie.
Unternehmen und Politik ­
brauchen eine zukunftsfähige
Rohstoff­strategie!
Die Handlungsspielräume der
Wirtschaft sind zum Teil sehr eng
bemessen. Die rohstoffintensiven
Branchen in Deutschland schenken
seit jeher den Fragen der Beschaffung und des Einsatzes ihrer Grundstoffe große Aufmerksamkeit. Als
Folge gehören deutsche Unternehmen im Bereich Materialeffizienz
und Recycling heute zur Weltspitze. Die Frage ist deshalb, welche
Maßnahmen angesichts der aktuellen He­rausforderungen auf den
Weltrohstoffmärkten zusätzlich
ergriffen werden können. Mögliche
unternehmerische Instrumente
sind beispielsweise eine Diversifikation der Lieferanten, größere
Lagerhaltung, langfristige Verträge
oder gegebenenfalls eine Preisabsicherung über Geschäfte an den
10 Kali und Steinsalz Heft 2/2006
Grafik 4: Materialinput für die Komponenten des Bruttoinlandsprodukts (2001
in Mio. ) / Material input for the various components of GDP (2001 in million ).
Quelle/Source: Energy Environment Forecast Analysis (EEFA) GmbH
Rohstoffbörsen. Die Unternehmen
können auch in Betracht ziehen,
verstärkt Ersatzstoffe und Substitutionsmöglichkeiten zu erforschen. Es darf aber nicht vergessen
werden, dass diese Optionen nicht
allen Unternehmen gleichermaßen
zur Verfügung stehen. Sicher ist:
Ein Patentrezept für eine unternehmerische Lösung gibt es nicht.
Nicht weniger wichtig ist die
Frage, was zu tun ist, wenn die
unternehmerischen Möglichkeiten
erschöpft sind. Welches sind dann
die Anforderungen an eine politische Strategie zur Sicherung der
Rohstoffversorgung? Angesichts
der vielfältigen und komplexen
Problemstellungen muss eine
zukunftsfähige Rohstoffstrategie
ressortübergreifend konzipiert
werden. Gefragt sind neben der
Wirtschaftspolitik z.B. auch die
Umweltpolitik, die Außenpolitik
und die Entwicklungspolitik. International kommt der Sicherung
eines offenen Weltmarktes für
Rohstoffe eine zentrale Bedeutung
zu. Das bestehende rechtliche Instrumentarium der Welthandelsorganisation WTO bietet zurzeit
nur sehr begrenzt Möglichkeit,
den bestehenden Handels- und
Wettbewerbsverzerrungen auf den
Weltrohstoffmärkten zu begegnen.
Sowohl Importsubventionen als
auch Exportbeschränkungen können mit den bestehenden Mitteln
nur unzureichend eingedämmt
werden. Deshalb ist es ein Anliegen der Industrie, dass das Instrumentarium der WTO an die
Entwicklungen auf den Weltmärkten angepasst wird, damit den
bestehenden Problemen rechtlich
effektiver begegnet werden kann.
Darüber hinaus gibt es nach innen
gerichtete politische Aufgaben.
Dazu gehört, den Boden für ein
angemessenes Rohstoffbewusstsein
zu bereiten. Eine politische Mentalität, die den Aufschluss von Lagerstätten als unerwünscht erklärt,
ist nicht hilfreich. Es stellt sich
weiter die Frage, welche Rahmenbedingungen für die heimische
Rohstoffproduktion geschaffen
werden müssen. Dass in Deutschland wettbewerbsfähige Rohstoffproduktion möglich ist, beweisen
die heimische Salzproduktion und
die Steine- und Erden-Industrie. Um
Impressum
zukunftsfähige Antworten auf die
veränderte Verfügbarkeitssituation
bei Rohstoffen zu entwickeln, hat
der BDI zusammen mit den Mitgliedsverbänden der am stärkten
betroffenen Branchen die BDI-Präsidialgruppe „Internationale Rohstofffragen“ ins Leben gerufen. Ziel
ist es, in enger Abstimmung mit der
Politik eine zukunftsorientierte,
industrien- und politikfelderübergreifende Rohstoffstrategie zu entwickeln. Es gibt Handlungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten auf
Seiten von Wirtschaft und Politik.
Wir sind sehr zuversichtlich, dass
es uns gemeinsam mit der Politik
gelingen wird, die Rohstoffversorgung Deutschlands mit Blick auf
bestehende und zu erwartende
Herausforderungen sicherer zu
machen.
Impressum
Kali und Steinsalz
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Kali und Steinsalz Heft 2/2006 11
Technik und Anwendung
Sicherung von carnallitischen
Abbaufeldern in der stillgeleg­ten
Grube Merkers
Dr.-Ing. habil. W. ­Minkley
Geschäftsführer
IfG Institut für Gebirgs­
mechanik GmbH, Leipzig
Dipl.-Ing. Hartmuth Baumert
Produktionsleiter
Grube ­Merkers Werk Werra,
K+S KALI GmbH
In der Grube Merkers werden gegenwärtig
einzelne, vornehmlich im Carnallitit des Flözes
Thüringen aufgefahre­ne Abbaufelder, deren
Dimensionierung unter Langzeitbedingungen
keine ausreichende Standsicherheit gewährleisten kann, durch das Einbringen von Steinsalzversatz gesichert. Ziele dieser Versatzmaßnahmen sind eine dauerhafte Stabilisierung
des Grubengebäudes durch Begrenzung der
bereits über Jahrzehnte fortgeschrittenen
Entfestigungsvorgänge an den Tragpfeilern
und damit die Abwehr einer potentiellen
Gebirgsschlaggefährdung.
Dipl.-Ing. Jan Mühlbauer
Wiss. Mitarbeiter
IfG Institut für Gebirgs­
mechanik GmbH, Leipzig
Dr. Dietmar Geißler, Merkers
12 Kali und Steinsalz Heft 2/2006
Einleitung
Seit über 100 Jahren wird im
Werra-Fulda-Revier in Thüringen
und Hessen Kalibergbau betrieben [1]. Aufgrund der speziellen
Lagerstättenbedingungen ist der
bergmännische Abbaubetrieb dabei
schon frühzeitig mit Gefährdungen
durch plötzliche Ausbrüche von
CO2 und Salz, Gefahren hydrolo-
gischer Art sowie folgenschweren
Gebirgs­schlagereignissen konfrontiert worden. So traten größere
Gebirgsschläge, jeweils benannt
nach den übertägigen Ortslagen,
1953 in Heringen (Magnitude ML =
5), 1958 in Merkers (ML = 4,8), 1961
in Merkers (ML = 3,7), 1975 in Sünna
(ML = 5,2) und 1989 in Völkershausen
(ML= 5,6) ein, wobei hauptsächlich
Technik und Anwendung
Abb. 1: Lage der Gebirgsschlag- und Versatzfelder im gebauten carnallitischen Flöz Thüringen der Grubenfelder Merkers
und Unterbreizbach / Working areas of the Unterbreizbach and Merkers mine in the Werra potash deposit
carnallitische Abbaufelder der 2.
Sohle im Flöz Thüringen betroffen
waren (Abb. 1). Insbesondere der
letzte Gebirgsschlag im WerraKalirevier am 13.03.1989 unter der
Ortslage Völkershausen, der zu
den energiestärksten seismischen
Ereignissen zählt, welche bislang
weltweit in Bergbaugebieten aufgetreten sind, zwang dazu, sich
intensiver mit den Ursachen dieser
dynamischen Vorgänge auseinander zu setzen, um vergleichbare
Gefährdungspotentiale auch für
an­­de­re Baufelder vorab erkennen
bzw. angemessen bewerten zu können sowie gegebenenfalls gezielte
Maßnahmen zur Stabilisierung
einzuleiten. So ist es erst nach der
Entwicklung eines speziellen visko-elasto-plastischen Stoffmodells
zur Beschreibung des spezifischen
Entfestigungs- und Sprödbruchverhaltens von Carnallitit [2] gelungen,
eine plausible Rückrechnung für
den Gebirgsschlagvorgang in Völkershausen vorzunehmen. Damit
konnte auch bestätigt werden, dass
der Gebirgsschlag durch eine einzelne Sprengung (mit 30 kg Dekamon)
an einem vorgeschädigten Carnallititpfeiler ausgelöst worden ist. Ausgehend von dieser zunächst lokalen
Instabilität hat sich der Bruchvorgang dann kettenreak­tionsartig
über eine Gesamtfläche von 6,5
km2 im Abbaufeld ausgebreitet und
in wenigen Sekunden 3200 Carnallititpfeiler in 750 m bis 900 m Teufe
zerstört. Die Rückrechnung lieferte
insgesamt eine konsistente Erklärung für den in situ abgelaufenen
Bruchvorgang, einschließlich des
vor Ort beobachteten lokalen Versagens der Liegendbarriere durch
einen CO2-Gasfrac während der
dynamischen Entspannung des
Unteren Werra-Steinsalzes beim
Kollaps des Abbaufeldes auf der 2.
Sohle [3].
Anforderungen an
Stabilisierungsmaßnahmen
Als Maßstab für die Beurteilung
der Standsicherheit vergleichbar
dimensionierter Abbaufelder in
den thüringischen Gruben Merkers
und Unterbreizbach stand zunächst
nur das erfahrungsgemäß sichere
Dimensionierungsverfahren der
hessischen Gruben nach Uhlenbecker
[4] zur Verfügung. Dieses Dimensionierungsverfahren basiert im
Wesentlichen auf den Ergebnissen
von im Gesteinslabor durchgeführten Kurzzeit-Belastungsversuchen
an Salzpfeilermodellen zur Bestimmung der Bruch­festigkeit in Abhängigkeit vom Verhältnis Pfeilerbreite
zu -höhe (B:H). Maßstabseffekte
zwischen Modellgröße und In-situVerhältnissen sowie das zeitabhänKali und Steinsalz Heft 2/2006 13
Technik und Anwendung
gige Entfestigungsverhalten der
Salzgesteine werden mittels eines
empirischen Sicherheitsfaktors von
S = 3 bei der Dimensionierung
berücksichtigt:
S
V Grenz
V Pfeiler
VGrenz : Grenztragfähigkeit aus Modellversuch
VPfeiler : Pfeilerbelastung in situ
Die gutachterliche Überprüfung
des Dimensionierungszustandes
der carnallitischen Abbaufelder
des thüringischen Werra-Reviers
durch Wittke [5] und Wilke [6] ergab
z. T. wesentliche graduelle Abweichungen vom Soll-Sicherheitsfaktor
S = 3, sowohl hinsichtlich der Einzelpfeilerberechnungen als auch
bei Anwendung einer die lokalen
Unterdimensionierungen ausgleichenden Ensembleregel nach Natau
[7]. Im Ergebnis dieser Begutachtungen wurden 1993 vom zuständigen Bergamt die Versatzpflicht
für insgesamt sechs Abbaufelder
verfügt und ein notwendiger Versatzbedarf von ~ 30 Mio. Tonnen
abgeschätzt [8].
Zur Stabilisierung der als
besonders gefährdet eingestuften
Bereiche kam letztlich nur Eigenversatz mit Steinsalz infrage, da
die am dringlichsten zu sichernden
Ab­baufelder bereits ca. 13 Mio. t
­Versatzmaterial erforderten, die
wegen des engen zeitlichen Rahmens in diesem Umfang nicht
durch geeignete Abfälle zur Verwertung zu akquirieren waren. Als
zweifelsfrei sichere Stabilisierungsmaßnahme wurde zunächst ausschließlich Vollversatz der Abbaukammern angewandt, die unterdimensionierten Carnallititpfeiler
also komplett in Steinsalzversatz
eingebettet. Zur Optimierung der
erforderlichen Sicherungsmaßnahmen wurde 1998 das Institut
14 Kali und Steinsalz Heft 2/2006
für Gebirgsmechanik Leipzig durch
die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufga­ben mit der
Untersuchung der Versatzeigenschaften und dem rechnerischen
Nach­weis zur effektiv erreichbaren
Stabilisierungswirkung in Abhängigkeit vom eingebrachten Ver­satz­
umfang beauftragt. Maßgebende
Zielstellung der Versatzarbeiten
ist die Beseitigung der potentiellen
Gebirgsschlag­gefahr in den exponiert eingestuften Abbaufeldern der
Grube Merkers. Gelingt es durch die
Einbettung der Carnallititpfeiler in
ein Versatzmassiv ihr Tragverhalten
in der Weise zu ändern, dass die
notwendige Bedingung für einen
dynamisch ablaufenden Versagensvorgang (Sprödbruch) wirksam
beseitigt wird, ist auch keine seismische Energiefreisetzung mehr
möglich. Im mechanischen Sinn
bedeutet dies, dass die Belastbarkeit
der Pfeiler stetig ansteigt bzw. kein
Tragfähigkeitsabfall eintritt. Bei
einem Vollversatz der Abbaue mit
kohäsivem Steinsalzversatz wird
diese Bedingung durch das zunehmend verfestigende Verformungsverhalten der komplett eingebette-
ten Pfeiler erfüllt. Die völlige Beseitigung der Sprödbruchneigung
der carnallitischen Tragelemente
(Aus­schalten der notwendigen
Bedingung für eine Energiefreisetzung) stellt jedoch einen sehr kon­
servativen und kostenaufwendigen
Lösungsweg dar.
Eine seismische Energiefreisetzung ist auch dann nicht mehr zu
erwarten, wenn die Sprödbruchneigung durch die Versatzstabilisierung nicht gänzlich unterbunden
wird, die hinreichende Bedingung
jedoch nicht mehr gegeben ist.
Durch ein Teilversetzen der Abbaue
wird generell das Erreichen der
hinreichenden Bedingung für
eine Bruchauslösung, die Überschreitung der Tragfähigkeitsgrenze, aufgrund der Anhebung der
ma­ximalen Pfeilertragfähigkeit
bei gleichzeitiger Reduzierung
des Entfestigungsmoduls (Abb. 2)
er­schwert.
Am Einzelpfeiler lässt sich jedoch
nicht klären, inwieweit die Sprödbruchneigung des Tragelementes
reduziert und die Anregungsschwelle angehoben werden müssen,
damit eine Energiefreisetzung mit
Abb. 2: Berechnete Tragfähigkeiten für einen Carnallititpfeiler bei variierter
Höhe des einbettenden Steinsalzversatzes / Calculated load bearing capacity of
a carnallitite pillar for different stowage levels
Technik und Anwendung
fortschreitender Bruchentwicklung
unterbleibt. Die auf der Basis von
Einzelpfeiler-Berechnungen gezogenen ersten Schlussfolgerungen
wurden deshalb durch Berechnungen an kon­kreten Abbausystemen, unter Berücksichtigung
von dynamisch ablaufenden Spannungsumlagerungen, ergänzt. Die
praktischen Erfahrungen zeigen,
dass auch unter den Bedingungen
begrenzter seismischer Energiefreisetzungen (lokale Instabilität) ein
Feldeszusammenbruch nicht eintritt, wenn die dynamische Anregungsschwelle für ein Systemversagen ausreichend hoch ist, d. h. noch
genügend Tragfähigkeitsreserven
existieren.
Es war deshalb zu untersuchen,
unter welchen Voraussetzungen
lokale Instabilität in Systeminstabilität übergeht und wie dieser
Mechanismus auf effektive Weise
durch Einbettung der Carnallititpfeiler in Steinsalzversatz blockiert
werden kann. Eine Optimierung
des erforderlichen Versatzumfangs
konnte demgemäß nur auf der
Grundlage von Betrachtungen zur
dynamischen Systemstabilität bei
konkreter Abbildung der jeweils
gegebenen Baufeldverhältnisse vorgenommen werden.
Geotechnische Untersuchungen
Zur quantitativen Einschätzung
der stabilisierenden Wirkung des
im Ostfeld Merkers gewonnenen
und in die zu sichernden Grubenfelder einzubringenden Steinsalzversatzes waren eine Reihe
von ex­perimentellen Laboruntersuchungen erforderlich. Der Versatz zeichnet sich aufgrund der
ge­wählten Einbautechnologie unter
Befeuchtung und Verdichtung
durch Fahrlader sowie infolge des
relativ breiten Kornspektrums des
Sprenghaufwerkes durch schnel-
Abb. 3: Eingebrachter Steinsalzversatz im SE-Feld der Grube Merkers und entnommene Bohrkernproben zur Bestimmung der Festigkeitsparameter Kohäsion
und Reibungswinkel im Labor / Compacted backfilled material in the SE-field of the
Merkers mine and sampled drill cores to determine the strenght values of cohesion and
friction by rockmechanical laboratory tests
len Aufbau kohäsiver Bindungen
aus. Dadurch war es möglich,
diverse Bohrkernproben aus den
Versatz
gebracht wurde. Zur Bestimmung
der gesteinsmechanischen Eigenschaften des anstehenden Pfeilerge-
Materialdichte Reibungswinkel f [°] Kohäsion c [MPa]
(mittl. Dichte der Proben) r [g/cm3]
Klasse I > 1,6 (1,68)
41 0,73
Klasse II < 1,6 (1,54) 39 0,21
Tab. 1: Steinsalzversatz Merkers / Rock salt stowing material in the Merkers mine
bereits versetzten Abbaubereichen
zu gewinnen (Abb. 3) und an diesen
gesteinsmechanische Festigkeitsuntersuchungen zur Bestimmung der
Kohäsion und des Reibungswinkels
vorzunehmen. Im Ergebnis dieser
Tests konnte der Ver­satzkörper in
zwei repräsentative Dichteklassen
mit rI > 1,6 g/cm³ und rII < 1,6 g/
cm³ unterteilt werden (Tabelle 1),
wobei das Material der geringeren
Dichte i. Allg. in den oberen Einbau­
schichten vorzufinden ist.
Das Kompaktionsverhalten des
Versatzmaterials wurde in einer 160
Liter fassenden Versatzdruckzelle
untersucht, in die das Steinsalzhaufwerk, auf die in situ realisierbare
Einbaudichte vorverdichtet, ein-
steins wurden in mehreren Baufeldbereichen Gesteinsproben entnommen, wobei die Probengewinnung
vorrangig an solchen Tragpfeilern
erfolgte, an denen bereits In-situMessungen (Spannungssondierung,
Bohrloch­­bemusterung) ausgeführt
wurden. Ziel der gesteinsmechanischen Untersuchungen war es,
die mechanischen Parameter zu
bestimmen, mit denen sich sowohl
das zeitabhängige viskose Verhalten als auch das zum Sprödbruch
führende Entfestigungsverhalten
der anstehenden Carnallititvarie­
täten beschreiben lässt (Abb. 4).
Grundlage für die mechanische
Beschreibung bildet ein speziell
für Carnallitit entwickeltes visKali und Steinsalz Heft 2/2006 15
Technik und Anwendung
Abb. 4: Triaxialversuche an Carnallitit-Prüfkörpern bei verschiedenen Manteldrücken / Triaxial strength tests on carnallitite
at different confining pressures
ko-elasto-plastisches Stoffmodell,
dessen Ansatz (Entfestigungsmodell
von Minkley [9]) die Bruchfestigkeit, die verformungsabhängige
Entfestigung und die Dilatanz des
Gesteinsmaterials durch ein nicht­
assoziiertes Fließgesetz erfasst.
Damit wurden die notwendigen
Voraussetzungen geschaffen, die
für Carnallitit charakteristischen
sprödbruch­artigen Entfestigungsvorgänge in Abhängigkeit vom
gegebenen Verformungs- und Einspannungszustand in numerischen
gebirgsmechanischen Modellen
abzubilden.
Die triaxiale Einspannung der
Carnallititpfeiler wird zudem ganz
wesentlich durch die Scherfestigkeit
an den Kontaktflächen zwischen
Pfeilergestein und hangendem bzw.
liegendem Steinsalz bestimmt. Deshalb wurden vor Ort auch mehrere massive Probenblöcke mit
einem intakten Schichtübergang
Carnallitit/Steinsalz gewonnen und
mittels direkter Scherversuche im
Labor untersucht. Zur Berücksichtigung des an den Kontaktflächen
unter dynamischer Belastung eintretenden Haftreibungsverlustes
16 Kali und Steinsalz Heft 2/2006
ist ein speziell für das Verhalten
salinarer Schichtflächen entwickeltes Schermodell [10] verwendet
worden.
Berechnungen zur Erhöhung der
dynamischen Systemstabilität durch
Versatz
Die Sprödbruchneigung von Carnallititpfeilern kann durch die
Einbettung in Versatz entweder
eingeschränkt oder völlig beseitigt
werden. In Abhängigkeit von den
mechanischen Eigenschaften des
eingesetzten Versatzmaterials und
dem in situ angetroffenen Stabilitätszustand der Pfeiler ist zu entscheiden, ob Teilversatz oder Vollversatz zur Sicherung ausreicht.
Zunächst wurde durch die
gebirgsmechanischen Modellrechnungen die dynamische Systemstabilität, d. h. das Stabilitätsverhalten bei dynamischer Anregung,
offener und versetzter KammerPfeiler-Abbausysteme im Carnallitit
am konkreten Beispiel typischer
Teilfelder mit Langkammerabbau
untersucht, wie sie südlich des
Gebirgsschlagfeldes von 1958 in
Merkers vorliegen. Der den Berech-
nungen zugrunde gelegte Abbaublock weist relativ große Bauhöhen
von bis zu 12 m auf, bei entsprechender Schlankheit der Tragpfeiler (B:H = 0,8…1,7). Es handelt sich
um den am schwächsten dimensionierten Abbaubereich im Ostfeld
Menzengraben, über dem auch die
größten Senkungsbeträge gemessen
wurden. Die Berechnungen zeigen,
dass im Fall dynamischer Anregung
das gesamte System kollabiert und
die Abbaukammern durch den
massiven Verbruch der versagenden
Carnallititpfeiler versetzt werden
(Abb. 5). An der Tagesoberfläche
würden innerhalb weniger Sekunden, wenn sich der Bruchvorgang
untertage über eine größere Abbaufläche ausweitet, Senkungen von ca.
0,8 m eintreten.
Bei Einbringung von Teilversatz bis auf 50 % der Kammerhöhen beschränken sich die im
dynamischen Anregungsfall durch
Sprödbruch entfestigenden Pfeilerbereiche auf die oberhalb des
Ver­satz­massivs liegenden Konturzonen (Abb. 6). Es bilden sich
jedoch durchgehende Scherzonen
in den Pfeilern aus. Die mögliche
Technik und Anwendung
Absenkung übertage erreicht einige
Zentimeter, was einer noch relativ
hohen seismischen Energiefreisetzung entsprechen würde (ML ~ 3,5).
Ein deutlich besseres dynamisches
Systemverhalten stellt sich erst ab
einer Versatzhöhe von 75 % ein. Die
Absenkung der Tagesoberfläche
erreicht dann weniger als einen
halben Zentimeter.
Mit Bezugnahme auf diese
Berechnungsergebnisse wurde
unter Berücksichtigung möglicher
Imponderabilien für alle stark
unterdimensionierten Teilfelder
im Grubenfeld Merkers mit sehr
schlanken Pfeilern Vollversatz empfohlen.
Einer analogen Stabilitätsbewertung mussten auch die nördlich des
Gebirgsschlagfeldes Völ­­kers­hau­sen
gelegenen Baufelder unterzogen
werden.
Im Nordfeld der Grube Merkers
sind von den 1779 Pfeilern 69 %
nach dem Dimensionierungsverfahren von Uhlenbecker unterdimensioniert. 57 % der Carnallititpfeiler
weisen rechnerische Sicherheiten S
< 2 und 13 % S < 1 auf. Insgesamt
muss eingeschätzt werden, dass
das Nordfeld durch sehr unterschiedliche Abbauparameter charakterisiert ist, mit zum Teil starker
Unterdimensionierung, aber auch
Bereichen mit Tragfähigkeitsreserven. Im Sylvinit und in Abschnitten
mit Carnallitit/Sylvinit-Wechsellagerung führt die Unterdimensionierung zu größeren Pfeilerverformungen (höhere Nachgiebigkeit),
wobei lokal auch massive Brucherscheinungen zu beobachten sind.
Zu den tragfähigkeitsmindernden
Faktoren gehören eine häufige
Gas- oder Laugenführung sowie
Schichtflächen mit ausgeprägten
Löser-Eigenschaften. Daraus kann
sich ein schnellerer Abbau der
triaxialen Einspannung im Pfeiler
ergeben und damit eine deutliche
Abnahme der vorhandenen Tragfähigkeitsreserven mit der Zeit. Die
beobachteten Konturbrüche, die
bereits große Teile des Nordfeldes
erfasst haben, weisen darauf hin,
dass die noch vorhandenen Standsicherheitsreserven ständig weiter
aufgebraucht werden. Diesem Prozess ist nur durch das kontrollierte
Einbringen von Versatz wirksam
zu begegnen, da die zeitabhängige
Entfestigung aufgrund der partiell
hohen Pfeilerbelastungen von 40
bis 50 MPa und des relativ geringen
Verhältnisses von Pfeilerbreite zu
-höhe von selbst nicht zum Still-
stand kommt und sich daraus eine
Gefährdung entwickeln kann.
Mit den gebirgsmechanischen
Modellrechnungen zum dynamischen Systemverhalten des
Nordfeldes konnte gezeigt werden,
dass aus lokaler Instabilität ein
progressiv verlaufender Bruchvorgang innerhalb des deutlich unterdimensionierten Pfeilerverbandes
entstehen kann. Am Übergang
zur sylvinitischen Fazies kommt
der Bruchvorgang aufgrund der
gegenüber Carnallitit deutlich
geringeren Sprödbruchneigung
des Sylvinits jedoch zum Stehen.
Infolge der dynamischen Beanspruchungen beim Baufeldkollaps kann
Abb. 5: Untersuchung der dynamischen Systemstabilität eines unterdimensionierten carnallitischen Abbaufeldes ohne Versatz / Numeric model calculations to
determine the dynamic system stability of a undersized pillar assembly in carnallitite
without stowing
Kali und Steinsalz Heft 2/2006 17
Technik und Anwendung
Abb. 6: Dynamisches Systemverhalten nach Versetzen von 50 % der Kammerhöhe
/ Dynamic system stability for a stowage level of 50 %
auch ein lokaler Dichtheitsverlust
in der Liegendbarriere nicht ausgeschlossen werden. Im Ergebnis
aller baufeldspezifischen Untersuchungen und gebirgsmechanischen
Berechnungen wurden folgende
grundsätzliche Empfehlungen für
die auszuführenden Versatzarbeiten festgelegt:
•Bereits stark verbrochene Sylvinit- und Mischsalzberei­che sollten
nicht in die Ver­satzmaßnahmen
einbezogen werden.
•Die zugänglichen, unterdimen­
sionierten Carnallititbreiche sind
überwiegend bis auf 75 % der
aufgefahrenen Kammerhöhen zu
verfüllen.
•Stark überdimensionierte Pfeilerverbände brauchen nicht versetzt
werden.
Nach dem aufgezeigten Prinzip
wurde schrittweise für jedes flächenhaft unterdimensionierte
Abbaufeld in der Grube Merkers
eine entsprechende gebirgsmechanische Bewertung zum dyna-
18 Kali und Steinsalz Heft 2/2006
mischen Stabilitätsverhalten durchgeführt. Dabei konnte für mehrere versatzpflichtige Abbaufelder
nachgewiesen werden, dass auch
ein Teilversatz von 50 % bis 75 %
der Kammerhöhen die Dauerstandsicherheit des Pfeilertragsystems
gewährleistet. Für das in einer
geringeren Teufe von etwa 500 m
liegende Südostfeld II (73 % der
Pfeiler mit Sicherheiten S < 3) haben
die Berechnungen gezeigt, dass aufgrund des zumeist geschichteten
Aufbaus der Pfeiler aus Hartsalz,
Carnallitit und Steinsalz sowie der
günstig verteilten Lage mehrerer
nicht gebauter Vertaubungszonen
eine Parzellierung des Abbaufeldes
durch 200 m breite Versatzbarrieren, in denen die Pfeiler auf 75 %
der Kammerhöhe in Versatz eingebettet werden, zur Abwehr einer
Gebirgsschlag­gefährdung ausreichend ist (Abb. 7).
Schlussfolgerungen
Die Erfahrungen bei der Sicherung stabilitätsgefährdeter Abbau-
felder in der Grube Merkers haben
gezeigt, dass zur Optimierung der
bergbehördlich verfügten Versatzmaßnahmen ne­ben der gezielten
geotechnischen Untersuchung
aller exponierten Baufelder auch
grundlegende geomechanische
Untersuchungen zum Tragverhalten in Steinsalzversatz eingebetteter Carnallititpfeiler und zur
dynamischen Systemstabilität versetzter Kammer-Pfeiler-Abbausysteme erforderlich sind. Im Ergebnis
von gebirgsmechanischen Berechnungen unter Verwendung eines
speziellen visko-elasto-plastischen
Stoffmodells zur Beschreibung des
Entfestigungs- und Sprödbruchverhaltens von Carnallitit konnte nachgewiesen werden, dass bei 4 der 7
betrachteten Abbaufelder in der
Grube Merkers, für die eine Gefährdungsentwicklung zu besorgen
war, statt Voll- bereits Teilversatz
zur Gewährleistung der Dauerstandsicherheit ausreicht. Mit der
Einbringung des Steinsalzversatzes
werden folgende geomechanische
Zielstellungen erreicht:
•Heraufsetzung der dynamischen
Anregungsschwelle für lokales
Pfeilerversagen.
•Erhöhung des statischen Standsicherheitsniveaus im Abbaufeld,
um den Übergang von lokaler
Instabilität zu Systeminstabilität zu
blockieren und somit die Gebirgsschlaggefährdung zu beseitigen.
•Verringerung des konvergierbaren
Hohlraumvolumens und Reduzierung der Beanspruchungen in den
hangenden und liegenden geologischen Schutzschichten sowie
Begrenzung der Senkungserscheinungen an der Tagesoberfläche
und damit der übertägigen Auswirkungen auf ein verträgliches Maß.
Die bergmännischen Arbeiten
zur Sicherung aller exponierten
Technik und Anwendung
Abb. 7: Parzellierung des SE-Feldes II der Grube Merkers durch 200 m breite
Versatzbarrieren / Segmentation of the working area of the SE-field II Merkers mine
by build up several barriers in which the undersized pillars are embedded in rock salt
stowing material up to 75 % of the room heights
carnallitischen Abbaufelder in der
still­gelegten Grube Merkers werden voraussichtlich im Jahr 2015
abgeschlossen sein. Sie werden
im Auftrag der Bundesrepublik
Deutschland im Rahmen der Altlastenbeseitigung aus dem ehemaligen
DDR-Kalibergbau durchgeführt
und finanziert. Die Begleitung
und Überwachung vor Ort obliegt
den zuständigen Einrichtungen
und Behörden des Freistaates Thüringen.
Quellen
[1] Eisenbach, U.; Paulinyi, A.: Die
Kaliindustrie an Werra und Ful-
da. In: Schriften zur hessischen
Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte, 3, Hessisches Wirtschaftsarchiv, Darmstadt, 1998.
[2] Minkley, W.; Menzel, W.; Konietzky,
H.; te Kamp, L.: A visco-elasto-plastic
model and its application for solving static and dynamic stability
problems in potash mining. In:
Proc. 2nd Int. FLAC Symposium
Lyon, 29.-31.10.2001, A.A. BALKEMA
PUBLISHERS, 21–27.
[3] Minkley, W.: Back analysis rock
burst Völkershausen 1989. In: Proc.
1st Int. UDEC/3DEC Symposium
Bochum, 29.09.–01.10.2004, A.A.
BALKEMA PUBLISHERS, 105–112.
[4] Uhlenbecker, F. W.: Gebirgsmechanische Untersuchun­gen auf dem
Kaliwerk Hattorf (Werra-Revier). In:
Kali und Steinsalz 5 (1971), Heft 10,
345–359.
[5] Wittke, W.: Gutachten über den
Einfluß der vorhandenen Abbaufelder auf die Tagesoberfläche – Teil
IV Grube Merkers. Wittke Beratende Ingenieure für Grundbau
und Felsbau GmbH, unveröffentlicht, 1993.
[6] Wilke, F. L.: Gutachterliche Stellungnahme zum Gefährdungspotential Grube Merkers. Technische Universität Berlin, Institut
für Bergbauwissenschaften, unveröffentlicht, 1994.
[7] Natau, O.: Geotechnische Nachweise zur Standsicherheit von
Untertagedeponien im Salzgestein.
In: Felsbau (1997), Nr. 6.
[8] Kießling, H.; Marggraf, P.: Aktuelle
Aspekte des Kalibergbaus im Werrarevier. Thüringer Landesbergamt,
Vortrag anlässlich des Festsymposiums 50 Jahre Kaliingenieurbüro
Erfurt, Sept. 2005.
[9] Minkley, W.: Gebirgsmechanische
Beschreibung von Entfestigung und
Sprödbrucherscheinungen im Carnallitit. In: Schriftenreihe des Instituts für Gebirgsmechanik GmbH,
Heft 1, SHAKER Verlag Aachen,
2004.
[10] Minkley, W.; Mühlbauer, J.; Wiedemann, M.; Naumann, D.: Prognose
der dynamischen Langzeitstabilität
von Grubengebäuden im Salinar
unter Berücksichtigung von Diskontinuitäts- und Schichtflächen.
BMBF-Abschlussbericht FKZ 02 C
0892, 2005.
Kali und Steinsalz Heft 2/2006 19
Forschung und Entwicklung
Excel-Programme zur Berechnung der
Analysendaten von Salzlösungen und zur
Quantifizierung von Mineralreaktionen
mariner Evaporite
Die diesem Beitrag zugrunde liegenden Arbeiten wurden im Auftrag des ­Bundesamtes für
Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter von der geo-log GmbH in Braunschweig ausgeführt. Die
Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.
Dipl.-Ing. Ivonne Fangk
geo-log GmbH, Braunschweig
Prof. Dr. Albert Günter Herrmann,
Göttingen
20 Kali und Steinsalz 2/2006
Mit den drei Programmen SALZLÖSUNG
V2.0, REVAL V2.0 und REVAT V2.0 können verschiedene Kennwerte zur Charakterisierung
des chemischen Stoffbestandes von Salzlösungen berechnet sowie die Auflösung und
Umbildung von Salzmineral-Assoziationen
bei der Einwirkung von Lösungen (Lösungsmetamorphose) sowie bei Temperaturerhöhungen (Thermometamorphose) quantifiziert
werden. Das gilt für die Hauptbestandteile
und das Element Br als Nebenbestandteil.
Neben den Massenanteilen werden auch die
Volumina der an den Reaktionen beteiligten
Lösungen und Minerale berechnet. Darüber
hinaus lässt sich die Zusammensetzung der
natürlichen Salzgesteine mit den Massenanteilen der berechneten Mineral-Assoziationen
vergleichen.
Forschung und Entwicklung
1. Einleitung
Die Hauptkriterien zur Beurteilung
der in Evaporit-Ablagerungen marinen Ursprungs vorkommenden
Salzlösungen sind deren quantitative chemische Zusammensetzungen und Konzentrationen an
gelösten Komponenten. Diese werden in Form verschiedener Kennwerte aus den chemischen Analysen ermittelt. Damit lassen sich
die bei der Einwirkung von Wasser
und/oder ungesättigten Lösungen
sowie bei höheren Temperaturen
stattfindenden Umbildungen von
Mineral-Assoziationen als Massenund Volumenbilanzen berechnen.
Das hierfür erstmals vor 30 Jahren entwickelte und auf FORTRAN
basierende Konzept bestand aus
verschiedenen Einzelprogrammen,
welche zusammen eine Einheit
bildeten für Aussagen über die
mögliche Entstehung und Herkunft von Lösungen in Kali- und
Steinsalzlagerstätten sowie für die
Quantifizierung von Prozessen der
Lösungs- und Thermometamorphose (Herrmann et al., 1978, 1979).
Aus diesem sind in den 1980er
und 1990er Jahren mehrere Versionen für EDV-Programme entstanden, die inzwischen nicht mehr
den aktuellen Entwicklungen der
Software entsprachen.
Es wurde daher auf der Basis von
Microsoft Excel 2003 ein neues Programmpaket konzipiert. Hierfür
standen noch alle für die ersten
FORTRAN-Programme benutzten
Originalunterlagen zur Verfügung,
wodurch es möglich war, sämtliche
Rechenabläufe zu überprüfen.
Das neue Berechnungskonzept,
welches sich in den Grundlagen
ebenfalls an der Monographie von
Braitsch (1962, 1971) und damit
auch an der Zusammensetzung
der Evaporite des Zechsteins orientiert, besteht aus den folgenden
Einzelprogrammen, die unabhängig voneinander benutzt werden
können:
1. Programm SALZLÖSUNG V2.0
(ursprünglich SALZLOESUNG, Herrmann et al., 1978) zur Berechnung
verschiedener Kennwerte für Salzlösungen sowie zur Dokumentation
geologischer Merkmale und Kriterien (Fangk et al., 2005).
2. Programm REVAL V2.0 (Reak-
tionen Evaporite – Lösungen;
ursprünglich LOESUNGSMET, Herrmann et al., 1978) zur Berechnung
und Quantifizierung der Stoffumsätze bei Reaktionen zwischen
Salzmineralen und Lösungen in
Kalisalzlagerstätten des Sulfat- und
Chlorid-Typs sowie in Steinsalzvorkommen (Fangk & Herrmann,
2006 a).
3. Programm REVAT V2.0 (Reaktionen Evaporite – Temperatur;
ursprünglich THERMOMET, Herr-
Abb. 1: Positionierung der Programme in einem Schema zur Beurteilung der
Bildung und Umbildung mariner Evaporite (Fangk & Herrmann, 2006 a) / Criteria
for assessing the origin and alteration of marine evaporites. The location of programmes
are marked (Fangk & Herrmann, 2006 a)
Kali und Steinsalz Heft 2/2006 21
Forschung und Entwicklung
mann et al., 1979) zur Berechnung
der Stoffumsätze bei Mineralreaktionen durch Temperaturänderungen in Kalisalzlagerstätten des
Sulfat- und Chlorid-Typs (Fangk &
Herrmann, 2006 b).
Die Positionierung der Einzelprogramme in einem Schema
zur Beurteilung der Bildung und
Umbildung mariner Evaporite geht
aus der Abb. 1 hervor.
Die Programme sind konzipiert
zur Anwendung in der geowissenschaftlichen Evaporitforschung
sowie in Verbindung mit Kontrollaufgaben in Salzbergwerken
und Untertage-Deponien.
2. Programm SALZLÖSUNG V2.0
In das Programm SALZLÖSUNG V2.0
können für jede Salzlösung verschiedene Daten wie die Probenum-
mer, das Datum, die Herkunft der
Proben und weitere Informationen
eingelesen werden.
Zur Ermittlung der Kennwerte
für Salzlösungen werden die möglichen Hauptbestandteile als Kationen und Anionen Na+, K+, Mg2+,
Ca2+, Cl-, SO42- sowie CO32- oder
als Verbindungen (Chloride und
Sulfate von Alkali- und ErdalkaliElementen sowie CaCO3) in Masse-%
oder g/L eingegeben. Falls Verbindungen eingelesen werden, erfolgt
zunächst eine Umrechnung in Masse-% Kationen und Anionen.
Die Umrechnung der in den
Lösungen enthaltenen Kationen
und Anionen in fiktive Verbindungen erfolgt nach einem
bestimmten Schema, wobei die
nebeneinander möglichen Alkaliund Erdalkalikomponenten den
binären bis quinären Systemen
mariner Evaporite entsprechen.
Basierend auf dem folgenden
Rechenschema erlauben die Verbindungen Rückschlüsse auf die aufgelösten Minerale und Salzgesteine:
Tritt CaCl2 auf, sind MgSO4, Na2SO4
und K 2SO4 gleich Null. Falls K 2SO4
vorkommt, fehlen MgCl2 und CaCl2.
Bei gleichzeitiger Anwesenheit von
Na2SO4 und K 2SO4 sind KCl, MgCl2
und CaCl2 gleich Null.
Unmittelbar nach Eingabe der
Daten berechnet SALZLÖSUNG V2.0,
ohne gesonderten Berechnungsbefehl, die folgenden Kennwerte
zur Charakterisierung des Stoffbestandes von Salzlösungen und
dokumentiert diese auf dem Ausgabe-Blatt (Abb. 2):
• Massengehalt (Masse-%) Kationen
und Anionen in der Lösung
Abb. 2: Ausgabeblatt für Standard-Test SALZLÖSUNG V2.0 (Fangk et al., 2005; siehe auch Herrmann et al., 1978) / Printout for
standard test SALZLÖSUNG V2.0 (Fangk et al., 2005; see also Herrmann et al., 1978)
22 Kali und Steinsalz 2/2006
Forschung und Entwicklung
• Massengehalt (Masse-%) Verbindungen in der Lösung
• Massenkonzentration, Gramm
Kationen und Anionen je Liter
Lösung
• Massenkonzentration, Gramm
Verbindungen je Liter Lösung
• mol Kationen und Anionen je
1000 mol H2O
• mol Verbindungen je 1000 mol
H2O
• Ionen-% (nach Jänecke), berechnet aus Verbindungen mol/1000
mol H2O
• Klassifikation der Lösung
• mol-% für (Na + K) + Mg + Ca und
Cl + SO4 + CO3 (Stoffmengenanteile)
• Moläquivalente ( = Masse-%•Wertigkeit des Ions/Atom- bzw. Molekülmasse) für Na + K + Mg + Ca und
Cl + SO4 + CO3 • Äquivalentprozente für (Na+K)
+ Mg + Ca und Cl + SO4 + CO3, berechnet aus den Moläquivalenten
Die Moläquivalente ermög­lichen
eine Äquivalenzkontrolle der eingelesenen Analysenwerte für Kationen
und Anionen. Die Äquivalentprozente können zu einer graphischen
Darstellung der Lösungszusammensetzung in Dreieckkoordinaten verwendet werden (nicht zu
verwechseln mit Ionen-% nach
Jänecke; Fangk et al., 2005).
Die Komponente Natrium wird
entweder als analytisch bestimmter Analysenwert eingelesen oder
bei der Berechnung der Alkali- und
Erdalkaliverbindungen als Äqui­
valent zum Rest-Cl (Chlorid) ermittelt. Das Programm berücksichtigt
beide Möglichkeiten. Die Äquivalenz von Kationen und An­ionen
lässt sich auch mittels der Gesamt-
konzentration an Cl (als Chlorid,
Cl-) ermitteln, wenn Analysenwerte
für Na in das Programm eingelesen
werden.
Zur Positionierung von Salzlösungen nach chemischen Zusammensetzungen und Konzentrationen gibt es verschiedene Schemata.
Für SALZLÖSUNG V2.0 ist die gleiche
Klassifikation verwendet worden,
welche bereits Bestandteil des ersten Programms SALZLOESUNG war.
Sie besteht aus einer Einteilung in
je 5 Haupt- und Untergruppen, in
welche neben den Angaben in mol
Verbindungen/1000 mol H2O auch
die entsprechenden Werte in g/L
und Masse-% sowie die Dichten der
Lösungen eingehen (Herrmann et
al., 1978).
Mit SALZLÖSUNG V2.0 können
auch Daten für verschiedene
Nebenbestandteile und Spuren­
elemente mit µg/g Lösung (mg/kg)
dokumentiert werden, welche das
Programm in die ebenfalls häufig
verwendeten Angaben mg/L Lösung
umrechnet.
Weiterhin ist auf dem Ausgabeblatt eine Rubrik „Bemerkungen“
vorgesehen, wo bei Bedarf zum
Beispiel auch Isotopenwerte dokumentiert werden können.
3. Programm REVAL V2.0
Bei der Einwirkung wässriger
Lösungen auf Gesteine von Steinsalz- und Kalisalzablagerungen
entstehen durch die kongruente
und inkongruente Auflösung eines
Teiles der ursprünglichen Minerale gesättigte Lösungen, wobei
es häufig auch zur Bildung neuer
Bodenkörper kommt.
Die hierbei stattfindenden
Stoffumsätze sind bei bestimmten
Temperaturen vor allem abhängig
von der Zusammensetzung und
Konzentration der Lösungen sowie
dem Mineralbestand der Salzgesteine. Die Reaktionen lassen sich
beschreiben und quantifizieren
mit den Lösungsgleichgewichten
für binäre, ternäre, quaternäre und
quinäre Systeme. Darauf basiert
REVAL V2.0. Hexäre Systeme sind nur
in Einzelfällen denkbar.
Ähnlich wie bei SALZLÖSUNG
V2.0 können auch bei REVAL V2.0
verschiedene Angaben zu den an
der Reaktion beteiligten Komponenten sowie zu den Reaktionsbedingungen dokumentiert werden.
Die Konzentration der am
Stoffumsatz beteiligten Hauptbestandteile wird für die Minerale
in mol 2NaCl, 2KCl, MgCl2, MgSO4,
Tab. 1: Die in REVAL V2.0 enthaltenen, mit Buchstaben gekennzeichneten Minerale
und Komponenten / Minerals and components which are part of REVAL V2.0
Kali und Steinsalz Heft 2/2006 23
Forschung und Entwicklung
CaSO4, CaCl2 und H2O eingegeben.
Beispielsweise besteht Kieserit aus
je 1 mol MgSO4 und H2O. Die Eingabe für die Lösungen erfolgt in
mol Verbindungen je 1000 mol H2O
(Abb. 3). REVAL V2.0 enthält bereits
alle Angaben zur Zusammenset-
zung von 28 Mineralen, welche
mit Buchstaben aufgerufen werden
(Tab. 1).
Die Daten mol/1000 mol H2O für
die Lösungen müssen dagegen in
REVAL V2.0 eingelesen werden. Die
hierzu notwendigen Werte können
mit SALZLÖSUNG V2.0 berechnet
oder Publikationen entnommen
werden (z. B. D´Ans, 1933; Usdowski
& Dietzel, 1998).
Bei Rechnungen mit CaCl2 -haltigen Mineralen und Lösungen
oder Na2SO4 - und/oder K 2SO4 -haltigen Lösungen sind folgende Überlegungen zu beachten:
Rechnungen mit CaCl2-haltigen
Mineralen und Lösungen
Im Verlauf der Einwirkung CaCl2 haltiger Lösungen auf ein Salzgestein finden bei Anwesenheit (Typ
Sulfat-Evaporitlagerstätten) oder
Abwesenheit (Typ Chlorid-Evaporitlagerstätten) von Kieserit unterschiedliche Reaktionen statt.
Ist Kieserit im Salzgestein im
Überschuss enthalten, reagiert dieser mit dem CaCl2 der Lösung unter
Bildung von Gips oder Anhydrit
sowie MgCl2.
In solchen Fällen wird im Rechenschema des Programms kein CaCl2
als Verbindung ausgewiesen, sondern diese Komponente entsprechend dem reziproken Salzpaar
CaCl2 + MgSO4
CaSO4 + MgCl2
in folgender Weise umgeformt
(Braitsch, 1962: 97; Herrmann et
al., 1978; Tab. 2): mol CaCl2 = -mol
MgSO4 + mol CaSO4 + mol MgCl2
Tab. 2: Umformung des CaCl2 am Beispiel des Minerals Tachhydrit (Fangk &
Abb. 3: Ausgabeblatt 1 für Standard-Test REVAL V2.0 (Fangk & Herrmann, 2006 a;
Herrmann, 2006 a) / Example for trans-
siehe auch Herrmann et al., 1978) / Printout page 1 for standard test REVAL V2.0
formation of CaCl2 (Fangk & Herrmann,
2006 a)
(Fangk & Herrmann, 2006 a; see also Herrmann et al., 1978)
24 Kali und Steinsalz 2/2006
Forschung und Entwicklung
(Beispiel Abb. 3). Verbleibt dagegen
bei dem Stoffumsatz CaCl2 in der
entstehenden Lösung (ENTSL), muss
auch in das Rechenschema diese
Verbindung eingesetzt werden.
Soll beispielsweise eine entsprechende Reaktion für ein
Gestein mit der Mineral-Assoziation Halit + Tachhydrit + Carnallit
berechnet werden, müssen im
Rechenschema die mol CaCl2 des
Tachhydrits ausgewiesen werden.
Aus diesem Grund werden für
die beiden CaCl2 -Minerale Tachhydrit (CaMg2Cl6·12H2O) und Chlorocalcit (KCaCl3) die Werte in mol
sowohl mit als auch ohne CaCl2
angegeben.
Na2SO4 = - MgCl2 + MgSO4 + 2NaCl
(Braitsch, 1962: 47, 73).
K 2SO4 ist im reziproken Salzpaar K 2SO4 + 2NaCl
2KCl +
Na 2SO4 des quaternären Systems NaCl-KCl-Na 2SO4 -H 2O enthalten. Daraus folgt: K 2SO4 =
- 2NaCl + 2KCl + Na2SO4. Es ist zu
beachten, dass bei der Umrech-
nung von K2SO4 das dabei gebildete Na2SO4 ebenfalls noch in
der angegebenen Weise in MgCl2,
MgSO4 und 2NaCl umgeformt werden muss (Herrmann et al., 1978;
Tab. 3).
Sämtliche im Programm REVAL
V2.0 enthaltenen Minerale mit
Na2SO4 - und/oder K 2SO4 -Komponen-
Rechnungen mit Na2SO4- und/oder
K 2SO4-haltigen Lösungen
Das Rechenschema für die Lösung
linearer Gleichungen enthält kein
Na2SO4 und K 2SO4. Falls diese
Bestandteile zu berücksichtigen
sind, müssen sie formal nach einem
ähnlichen Schema wie das CaCl2
umgeformt werden.
Das geschieht für Na2SO4 in
folgender Weise: Dem quaternären
Randsystem NaCl-Na2SO4-MgCl2H2O des quinären Systems mariner
Salzablagerungen entspricht das
reziproke Salzpaar Na2SO4 + MgCl2
MgSO4 + 2NaCl. Daraus folgt:
Tab. 3: Beispiel für die Umformung
von K2SO4 (Fangk & Herrmann, 2006a) /­
Abb. 4: Ausgabeblatt 2 für Standard-Test REVAL V2.0 (Fangk & Herrmann, 2006 a;
Example for transformation of K2SO4
(Fangk & Herrmann, 2006a).
siehe auch Herrmann et al., 1978) / Printout page 2 for standard test REVAL V2.0
(Fangk & Herrmann, 2006 a; see also Herrmann et al., 1978)
Kali und Steinsalz Heft 2/2006 25
Forschung und Entwicklung
ten wurden in der angegebenen
Weise umgeformt.
Der Benutzer muss für die Dateneingabe lediglich noch die in
den Salzlösungen vorhandenen
Na2SO4 - und/oder K 2SO4 -Anteile
umrechnen. Im Ausdruck wird
die Zusammensetzung der ein-
dringenden und der entstehenden
Lösung korrekt mit den fiktiven
Verbindungen CaCl2, Na2SO4 und
K 2SO4 angegeben.
Zur Kontrolle der verwendeten
Zahlenwerte wird das vollständige
Rechenschema dargestellt. Für die
Unbekannten werden zunächst die
Abb. 5: Ausgabeblatt 1 für Standard-Test REVAT V2.0 (Fangk & Herrmann, 2006 b;
siehe auch Herrmann et al., 1979) / Printout page 1 for standard test REVAT V2.0
(Fangk & Herrmann, 2006 b; see also Herrmann et al., 1979)
26 Kali und Steinsalz 2/2006
Werte mol Minerale und Lösungen
berechnet und anschließend
erfolgt die Umrechnung von mol
in Gramm für die einzelnen Minerale und die Lösungen.
Für letztere werden noch die in
den Lösungen enthaltenen fiktiven
Verbindungen ermittelt (Abb. 3).
Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist es sinnvoll, die an der
Reaktion beteiligten Minerale auf
eine bestimmte Verbindung zu
„normalisieren“. Es wird empfohlen, hierfür ein auf der linken
Seite der Reaktionsgleichung stehendes und bei dem Stoffumsatz
verschwindendes Mineral auszuwählen. Beispielsweise wird bei
der inkongruenten Zersetzung
von Carnallit dessen Masse gleich
100 g gesetzt.
Die Massenanteile aller anderen
Minerale und der Lösungen REAGL
(reagierende Lösung) sowie ENTSL
(entstehende Lösung) sind dann
darauf bezogen (Abb. 3).
Negative Werte bedeuten, dass
die betreffenden Komponenten
auf der linken Seite der Reaktionsgleichung verschwinden. Das
heißt, sie werden auf der rechten
Seite der Reaktionsgleichung neu
gebildet, zusammen mit der entstehenden Gleichgewichtslösung
(ENTSL). Das gilt für alle Reaktionen in „geschlossenen“ Systemen
(Braitsch, 1962: 92).
Ausgenommen hiervon sind
Reaktionen, bei denen ein Teil des
H2O der Lösung als Kristallwasser
in einem neu gebildeten Mineral
fixiert wird sowie bei der Eindunstung von Salzlösungen, wobei H2O
in die Atmosphäre übergeht. Die
Berechnung solcher Reaktionen
Forschung und Entwicklung
mit REVAL V2.0 ist in Fangk &
Herrmann (2006 a) beschrieben.
Neben den Massenanteilen für die
verschwindenden und entstehenden Minerale sowie die Lösungen
können mittels der Dichtewerte
auch die Volumenanteile der an
den Reaktionen beteiligten Massen
berechnet werden (Abb. 4; Fangk &
Herrmann, 2006 a).
Für Aussagen über die Entstehung und Umbildung von Salzmineral-Assoziationen (Salzgesteinen)
sowie die Genese der an den Mineralreaktionen beteiligten Lösungen
ist die Kenntnis der absoluten
Gehalte des Elements Br (als Bromid, Br-) und deren relative Verteilung in den Chloridmineralen
sowie der absoluten Br-Anteile in
den Salzlösungen das wichtigste
Kriterium.
Das geochemische Verhalten des
Br bei der Bildung und Umbildung
mariner Evaporite ist gut bekannt
und quantifizierbar wie bei keinem
anderen Neben- und Spurenbestandteil der Evaporite. Aus diesem
Grund wird die Umverteilung
des Br bei Reaktionen zwischen
Salzgesteinen und Lösungen als
signifikantes geochemisches sowie
genetisches Kriterium mit REVAL
V2.0 quantifiziert.
Mit REVAL V2.0 lässt sich berechnen, welche Br-Konzentrationen
in den neu gebildeten Mineralen
und Lösungen vorliegen, wenn
für die Ausgangsminerale und
die mit denselben reagierenden
Ausgangslösungen bestimmte BrGehalte in das Programm eingelesen werden.
REVAL V2.0 ist so programmiert,
dass nur für die berechneten
Chloridminerale auf der linken
und rechten Seite der Reaktionsgleichung die absoluten Br-Gehalte
sowie für die rechte Seite der
Reaktionsgleichung die Br-Verteilungsfaktoren aufgerufen werden.
Br-Gehalte für nicht berechnete
Minerale ignoriert das Programm.
Auf diese Weise lassen sich Fehler
und Doppelrechnungen bei der
Bestimmung der Br-Verteilung vermeiden (Abb. 4; Fangk & Herrmann,
2006 a).
Mit REVAL V2.0 lässt sich auch
ein Vergleich zwischen der Mineralzusammensetzung der natür-
Abb. 6: Ausgabeblatt 2 für Standard-Test REVAT V2.0 (Fangk & Herrmann, 2006 b;
siehe auch Herrmann et al., 1979) / Printout page 2 for standard test REVAT V2.0
(Fangk & Herrmann, 2006 b; see also Herrmann et al., 1979)
Kali und Steinsalz Heft 2/2006 27
Forschung und Entwicklung
lich vorkommenden Salzgesteine
und dem berechneten Stoffumsatz
durchführen. Falls keine Daten zur
Zusammensetzung des AusgangsGesteins eingegeben werden, bleibt
dieser Block des Tabellenblatts
leer (Abb. 4; Fangk & Herrmann,
2006).
4. Programm REVAT V2.0
Mineralogisch wichtige Umwandlungspunkte für Salzhydrate im
quinären System mariner Evaporite liegen zwischen 11 °C (8,5 °C)
für Kainit (z. B. D´Ans, 1933; Usdowski & Dietzel, 1998) und 167,5 °C für
die inkongruente Zersetzung von
Carnallit (z. B. D´Ans, 1933; Freyer
et al., 2006).
Geringe Temperaturerhöhungen
in Salzgesteinen gegenüber den
Temperaturen der Lösungen bei
der Kristallisation bewirken eine
Umbildung der Salzhydrate. Dieser
Prozess wird allgemein als Thermometamorphose bezeichnet.
Als Ursachen kommen vor allem
Absenkungen der Evaporite in
Tiefen von mehreren hundert bis
über tausend Metern bei zunehmender Sedimentüberdeckung
sowie bei vulkanischen Aktivitäten
im Bereich von Salzablagerungen
in Betracht.
REVAT V2.0 basiert auf dem Original-Programm THERMOMET (Herrmann et al., 1979). Damit können
die durch Temperaturerhöhungen
verursachten Mineralreaktionen
für Kalisalzvorkommen des Sulfat- und Chlorid-Typs berechnet
werden.
Bei REVAT V2.0 entfällt die reagierende Lösung (REAGL) und es
wird lediglich die entstehende
Lösung (ENTSL) in das Rechenschema einbezogen. Im Übrigen
entspricht REVAT V2.0 im Grund-
28 Kali und Steinsalz 2/2006
konzept REVAL V2.0 (Abb. 5 und 6).
Mit dem Programm REVAT V2.0
sind Berechnungen der Volumina
für Minerale und die ENTSL sowie
der Br-Verteilung ebenso möglich
wie Vergleiche zwischen der Mineralzusammensetzung der natürlich
vorkommenden Salzgesteine und
dem berechneten Stoffumsatz.
Ein Beispiel hierfür ist die
Umwandlung eines Kainit-Gesteins
in ein kieseritisches Hartsalz
(Abb. 6; Fangk & Herrmann, 2006 b;
siehe auch Herrmann et al., 1979).
Abweichungen bei den Br-Werten sind bedingt durch die Aktualisierung des Br-Gehaltes im Halit
auf 300 µg/g.
5. Dank
Für Ratschläge und Hinweise bei
der Bearbeitung der Programme
danken wir den Herren Dr. G.
Stier-Friedland und Dipl.-Geol. M.
Ranft (BfS, Salzgitter) sowie Dipl.Geol. A. Oppermann, Dipl.-Ing. A.
Bauwe, Dipl.-Geol. P. Körner und
Dipl.-Phys. W. Langnickel (geo-log
GmbH, Braunschweig).
6. Literatur
BRAITSCH, O. (1962): Entstehung und
Stoffbestand der Salzlagerstätten.
Springer-Verlag, Berlin, Göttingen,
Heidelberg, 232 S.
BRAITSCH, O. (1971): Salt deposits.
Their origin and composition.
Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,
New York, 297 S.
D´ANS, J. (1933): Die Lösungsgleichgewichte der Systeme der Salze
ozeanischer Salzablagerungen. Verlagsgesellschaft für Ackerbau m. b.
H., Berlin, 254 S.
FANGK, I., BAUWE, A. & OPPERMANN, A. (2005): SALZLÖSUNG V2.0
Excel-Programm zur Berechnung
von Kennwerten für Salzlösungen.
Dokumentation zum Programm.
geo-log GmbH, Braunschweig, 71
S. (unveröffentlichter Bericht für
das Bundesamt für Strahlenschutz
in Salzgitter).
FANGK, I. & HERRMANN, A. G. (2006 a):
REVAL V2.0 Excel-Programm zur
Berechnung von Mineralreak­tionen
bei der Einwirkung von Lösungen
auf Salzgesteine. Dokumentation
zum Programm. geo-log GmbH,
Braunschweig, 115 S. (unveröffentlichter Bericht für das Bundesamt
für Strahlenschutz in Salzgitter).
FANGK, I. & HERRMANN, A. G. (2006 b):
REVAT V2.0 Excel-Programm zur
Berechnung von Reaktionen bei der
thermometamorphen Umwandlung von Mineral-Assoziationen
mariner Evaporite. Dokumentation
zum Programm. geo-log GmbH,
Braunschweig, 80 S. (unveröffentlichter Bericht für das Bundesamt
für Strahlenschutz in Salzgitter).
FREYER, D., VOIGT, W. & BÖTTGE, V.
(2006): Zur thermischen Stabilität
von Tachhydrit und Carnallit. Kali
u. Steinsalz 1/2006, Kassel, 28–37.
HERRMANN, A. G., SIEBRASSE, G. &
KÖNNECKE, K. (1978): Computerprogramme zur Berechnung von Mineral- und Gesteinsumbildungen bei
der Einwirkung von Lösungen
auf Kali- und Steinsalzlagerstätten
(Lösungsmetamorphose). Kali u.
Steinsalz 7, Essen, 288­–299.
HERRMANN, A. G., SIEBRASSE, G.
& KÖNNECKE, K. (1979): Computerprogramm zur Berechnung von
Thermometamorphose-Prozessen
in marinen Salzlagerstätten. Kali
u. Steinsalz 7, Essen, 389–394.
USDOWSKI, E. & DIETZEL, M. (1998):
Atlas and data of solid-solution
equilibria of marine evaporites.
Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,
New York, 316 S.
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