Hygiene World for the Cutting-edge expertise in hygiene and infection control EDITORIAL Absurd müssen sie klingen, die Ideen, die zu Innovationen führen sollen. Wenigstens am Anfang wünscht ihnen das kein Geringerer als Albert Einstein. Die Initiatoren der Innovation Academy bei der ICPIC Conference in Genf denken in großen Kategorien. Sonst hätten sie die Ausschreibung für den Innovationspreis nicht mit diesem Zitat Einsteins eingeleitet. Sie dürfen und müssen dies auch tun. Vermutlich gibt es weltweit keine Liga in der Krankenhaushygiene, die es mit der aufnehmen könnte, die sich regelmäßig bei solchen Konferenzen trifft. Dr. Elizabeth Bryce spielt in dieser Liga. Und sie war gewiss weit entfernt davon, einer absurden Idee nachzugehen, als sie mit ihrem Team am Vancouver General Hospital in Kanada via photodynamischer Therapie Patienten operationsbegleitend dekolonisierte und damit die Infektionen mit dem Keim Staphylococcus aureus deutlich zurückführte (siehe Beitrag Seite 2 dieser Zeitung). Jedenfalls gewannen sie und ihr Team den Innovationspreis, zu dem wir an dieser Stelle noch recht herzlich gratulieren möchten. Einen Ausflug ins Reich des Absurden machen viele Patienten in der Psychiatrie. So sieht es jedenfalls für die psychisch gesunden Menschen außerhalb der „Anstaltsmauern“ aus. Dass die Paranoia manchmal nur ganz knapp neben einem gesunden Bewusstsein für Hygiene liegen kann INHALT – das sehen wir immer wieder bei Zeitgenossen mit Waschzwang oder jenen, für die das Fläschchen mit Handdesinfektion zum überstrapazierten Dauerbegleiter geworden ist. Wie auch Dr. Bodo Kirchner im nebenstehenden Interview erklärt, gehört es tatsächlich zu den großen Aufgaben all jener, die Verantwortung tragen in der Krankenhaushygiene, nicht über das Ziel hinauszuschießen. Man kann sie nirgends sehen, die Keime, Viren, Pilze und Sporen. Aber wir können sie vermuten, wir müssen wachsam sein ihnen gegenüber – wir dürfen dabei aber einfach unseren Realitätssinn nicht verlieren. Wie wichtig dieser gerade dann ist, wenn Aufklärungsarbeit in Sachen Hygiene geleistet wird, darüber spricht auch Chandrakant S. Ruparelia im Interview auf der letzten Seite dieser Ausgabe von „Hygiene for the World“. Nur wer den nötigen Sinn für Realität mitbringt, dem werden Aufklärung und Entwicklungshilfe in Sachen Hygiene gelingen. Verstehen, wie die Menschen „gestrickt“ sind, die man am Wissen um die Wichtigkeit von Desinfektion, Sterilisation und Handhygiene teilhaben lassen möchte, ist das große Geheimnis der interkulturellen Zusammenarbeit. Ein wenig wollen wir mit „Hygiene for the World“ dazu beitragen. Aus diesem Grund haben wir für Sie bei der Entstehung dieser Ausgabe mit Menschen gesprochen, ihnen Fragen gestellt und ihre Botschaften für Sie aufbereitet, die sich auseinandersetzen damit, wie Hygiene, Emotionen und zu guter Letzt auch die Innovationen miteinander verknüpft sind. Herzlichst, Ihr Markus Braun [2] Ein Preis für Dr. Elizabeth Bryce und ihr Team: Am Vancouver General Hospital in Kanada steht die Krankenhaushygiene auch für Forschung und Innovation. So wurde das Team um die Hygienefachärztin Dr. Elizabeth Bryce bei der 2. ICPIC Konferenz in Genf für die Erprobung einer zeitnahen Patienten-Dekolonisierung vor OPs via photodynamischer Therapie ausgezeichnet. [3] Salzburger Hygienetage: Gertie van Knippenberg-Gordebeke, die „Queen of Bedpans“, widmete sich der Fortbildung von Krankenpflegeschülern. Vor allem die richtige Handhabung von Patientengeschirren lag ihr bei der Schulung des Nachwuchses in Salzburg am Herzen. [4] Sein Kultur-Code: Leben retten! Die internationale Non-Profit-Gesundheitsorganisation Jhpiego ist in mehr als 50 Ländern aktiv und kämpft gegen den vermeidbaren Tod von Frauen und ihren Familien. Wir sprachen mit Chandrakant S. Ruparelia, der sich bei Jhpiego insbesondere der Infektionsprävention und -kontrolle widmet, über das Thema „Kultur-Code“. [4] Impressum Ausgabe 3 / September 2013 Das Kribbeln im Kopf Wenn Hygienefragen sich jenseits der Vernunft bewegen, ist die Paranoia nicht mehr weit. Interview mit dem Hygieniker und Psychoanalytiker Dr. Bodo Kirchner Das Wissen, dass die Hygiene sich zwischen Angst, Zwang und Hysterie bewegen kann, ist so alt wie das Wissen um die Hygiene selbst. Was es bedeutet, wenn sich die Hygiene jenseits der Vernunft bewegt, dieser Frage ging Dr. Bodo Kirchner während der Salzburger Hygienetage in einem Vortrag nach. Wohl kaum ein Mediziner dürfte besser geeignet sein, diese Frage zu stellen – und dazu auch einige Thesen zu wagen. Kirchner ist Facharzt für innere Medizin, Arzt für Allgemeinmedizin und Geriatrie, Palliativmedizin, psychosoziale und psychosomatische Medizin. Außerdem ist er Psychoanalytiker und Lehranalytiker des Salzburger Arbeitskreises für Psychoanalyse, Psychotherapeut, Balint-Gruppen-Leiter und Supervisor. Wir sprachen mit dem Arzt, der außerdem auch Hygienebeauftragter des Unfallkrankenhauses der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt Landesstelle Salzburg ist, darüber, ob Hygiene „irre“ macht … Frage: Viele Hygienebeauftragte und Hygienefachkräfte kommen mehr oder weniger zufällig zu ihrem Amt – sie werden häufig gefragt, ob sie sich nicht um diese Aufgabe kümmern wollen. Verändert solch ein Auftrag die Menschen? Oder – provokanter formuliert: Wie viel Psychose, wenn nicht gar Neurose entwickelt man in diesem Beruf? Dr. Bodo Kirchner: Es gehört sicherlich zu den großen Herausforderungen in diesem Beruf, dass man nicht paranoid wird! Natürlich wird man sensibler gegen die unsichtbaren Gefahren aus der Welt der Keime – man darf aber nicht verlernen, diese Gefahren realistisch einzuschätzen. Vor allem Institutionen Fragen & Antworten Frage: Gibt es tatsächlich keine Therapie gegen das Lungenvirus „Mers“? Antwort: Mehr als 50 Menschen sind bisher an dem erst seit kurzem bekannten Lungenvirus Mers gestorben. Mehr als 110 Infektionen sind bestätigt. Bisher wurden die Patienten auf Intensivstationen behandelt, ihre Organe unterstützt, eine direkte Therapie gab es jedoch nicht. Allerdings scheint jetzt ein erster Therapieansatz gefunden zu sein, wie ein Versuch mit Affen hoffen lässt. Das Team um Heinz Feldmann von den Rocky Mountain Laboratories im US-Bundesstaat Montana infizierte sechs Rhesusmakaken. Drei von ihnen wurden mit einer Kombination der Wirkstoffe Interferon alpha und Ribavirin behandelt. Die drei anderen bekamen nur eine Scheinbehandlung. Die Tiere, die die echten Medikamente erhielten, hatten keine Atemschwierigkeiten, die übrigen Affen hingegen schon. Der Verlauf der Erkrankung bei den Rhesusaffen ähnelt milden bis mäßig schweren Erkrankungen bei Menschen. Offensichtlich wirken die Medikamente am besten dann, wenn sie frühzeitig nach einer Infektion verabreicht werden. tappen gerne in diese Falle. Ich habe es erlebt, dass wir in Österreich von einem Tag auf den anderen den OP-Betrieb hätten einstellen können, wenn wir dem buchstäblich Folge geleistet hätten, was von oberster Stelle vor lauter Angst verordnet wurde. Unwissenheit ist ein Faktor, der Ängste beflügeln kann. Auf der anderen Seite ist großes Wissen, das man nicht in der Praxis erlebt, genauso gefährlich. Ein Leutnant vor Ort weiß im Krieg manchmal mehr als der General im Hinterland. Frage: Womit wir bei der kriegerischen und martialischen Metaphorik wären, die die Hygiene oft begleitet: Antibiotika als Waffe, Kampf gegen Keime, Sieg über einen Ausbruch, Killerkeime usw. Woher kommt dieses kämpferische Vokabular? Dr. Bodo Kirchner: Weil wir diesen „Feind“ so schlecht erkennen können, unterstellen wir ihm metaphorisch böse Absichten. Im Prinzip haben Keime aber dasselbe Lebensinteresse wie der Mensch. Dass man sich der Kriegsmetaphorik bedient, hat sicherlich auch mit der Vergangenheit zu tun. In der Geschichte des Menschen gab es immer wieder Fantasien über die Reinhaltung. Das Bild, dass das Minderwertige das Höherwertige gefährdet, ist sehr alt. Frage: Einen Patienten mit einer Phobie kann man mit einer Konfrontationstherapie heilen: Man lässt ihn fliegen trotz Flugangst, zeigt ihm Spinnen, auch wenn er große Angst vor diesen Tieren hat. Wie hilft man einem Patienten, der unter KeimPhobie leidet? Dr. Bodo Kirchner: Hier stößt die Therapie an ihre Grenzen – weil man einen Keim einfach nicht sehen kann. Man muss mit der Imagination arbeiten – man kann einen Patienten sich vorstellen lassen, eine Türklinke anzufassen, obwohl er Angst davor hat, dass sie völlig verkeimt ist. Insgesamt ist die Ansteckungsangst sehr schwer zu behandeln, auch der Dermatozoen-Wahn, bei dem Menschen glauben, dass sich Lebewesen in ihrer Haut befinden; stellt für Ärzte eine große Herausforderung dar. Meist helfen dann nur zusätzliche Psychopharmaka gegen die Angst, die sich an dieser Fantasie festmacht. Frage: In Ihrem Vortrag bei den SalzFortsetzung auf Seite 2 [1] Hygiene World Hygiene World for the for the NEWS · NEWS „Innovation Award“ für Dr. Bryce und das Vancouver General Hospital Bakterienhemmer Triclosan: Riskant in der Zahncreme? Photodynamische Therapie (PDT) am Vancouver General Hospital, Kanada, getestet. Dr. Elizabeth Bryce erhält im Namen des VGH für ihr Pilotprojekt Preis der ICPIC „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine Hoffnung für sie. Innovation ist nicht das Produkt logischen Denkens, auch wenn das Ergebnis logisch ist!“ Diese Worte Albert Einsteins überschreiben die zweite „Innovation Academy“ der ICPIC Conference 2013 in Genf (International Conference on Prevention & Infection Control). Gewonnen haben den Award in diesem Jahr Dr. Elizabeth Bryce und ihr Team, bestehend aus Spezialisten aus dem Bereich Infektionskontrolle, Qualitätssicherung & Patientensicherheit, Chirurgie und medizinische Mikrobiologie des Vancouver General Hospital. Der mit 10.000 Schweizer Franken dotierte Preis honorierte damit die Arbeit des Teams im Bereich der Vermeidung operationsbegleitender Infektionen – und zwar durch Score Analyse, bei der behandelte und unbehandelte Patienten verglichen werden, legte den Beweis dar, dass die Dekolonisierungstherapie das Infektionsrisiko bei Hospital. Mehr als 5.000 Patienten wurden während dieser Studie mit einer Kombination aus nasaler Photodesinfektion (der neuartigen Technologie) und ChlorhexidinAbwaschungen des Körpers behandelt – und die Zahl der postoperativen Wundinfektionen reduzierte sich um 42 Prozent. Dr. Elizabeth Bryce erklärt: „Dank dieser neuen Methode sparte die Klinik 1,3 Millionen kanadische Dollar an Kosten, die ansonsten für die Behandlung der zu erwartenden Infektionen hätten aufgewandt werden müssen, wäre diese Methode nicht angewandt worden!“ Das ist allerdings nicht das einzige beeindruckende Ergebnis, das das multidisziplinäre Team um In wenigen Minuten kann ein Patient dekolonisiert und vor Schaden bewahrt werden eine präoperative zeitnahe Dekolonisierung von Patienten. „Wir haben die Methode der UV-Desinfektion in der Nasenhöhle der Patienten in Kombination mit in Chlorhexidin getränkten Tüchern zur Behandlung des übrigen Körpers unmittelbar vor der Operation verwendet“, erklärt Elizabeth Bryce die innovative Vorgehensweise. Diese Methode reduzierte laut Aussage der Kollegen in der Mikrobiologie der Klinik in 82 Prozent der Fälle die Staphylococcusaureus-Besiedelung in der Nase der Patienten. Eine Propensity operativen Eingriffen um mehr als das Zehnfache reduziert hatte. Zwölf Monate dauerte das Pilotprojekt am Vancouver General Fortsetzung von Seite 1 Das Kribbeln im Kopf burger Hygienetagen haben Sie den zwangsneurotischen Modus erklärt, zu dem Dinge gehören wie Angst vor Beschmutzung und Ansteckung, Ordnung, Sauberkeit, Korrektheit, Macht, Kontrolle, Überwachung und Strafe. Lässt das Schlüsse auf den idealen Hygieniker zu? [2] Dr. Bodo Kirchner: Diese Frage war auch von mir ironisch gemeint mit einem Schuss Selbstkritik … All diese Begriffe gehören ja zu den ureigenen Aufgaben eines Hygienikers – inklusive der restriktiven Maßnahmen. Die Hygieniker, Hygienefachkräfte und Hygienebeauftrag- Elizabeth Bryce bei der einjährigen Studie vorlegen konnte. So ist zum Beispiel die von dem Team angewandte Dekolonisierungsmethode sofort wirksam und nimmt lediglich zehn Minuten für die Durchführung in Anspruch, während bei traditionellen Methoden die Patienten im Rahmen einer Dekolonisierung mit nasalen Antibiotika über einen Zeitraum von fünf bis sieben Tagen sowie Chlorhexidin-Abwaschungen behandelt werden müssen. Laut Bryce ist eine Compliance von 94 Prozent der Beweis dafür, dass sich dieser neue Prozess der Dekolonisierung spielend in die Operationsvorbereitung des Patienten integrieren lässt. Was für Elizabeth Bryce mindestens genauso wichtig ist: „Die antimikrobielle photodynamische te, die ich auf Kongressen so treffe, sind aber alle ganz vernünftig. Im Grunde sind sie keine typischen Zwangsneurotiker, die gerne die anderen quälen. Der Umgang mit Ängsten braucht aber manchmal dennoch den Zwang. Wenn Piloten vor dem Start zwanghaft ihre Checkliste durcharbeiten, ist das ein sorgfältiger, verantwortungsvoller Umgang mit der Angst, Therapie verursacht keine Resistenzen bei den Mikroorganismen. Wir können mit dieser Methode sogar bereits resistente Bakterien eradizieren.“ Dr. Elizabeth Bryce und das Team haben auf diese Weise der Krankenhausverwaltung ein Szenario vorgeführt und bewiesen, dass die Einbeziehung der Dekolonisierung in die Operationsvorbereitungen erhebliche Kosteneinsparungen mit sich bringt. So sank beispielsweise die Zahl der nach Entlassung wieder neu eingelieferten Patienten aufgrund einer Wundinfektion während der Testphase auf monatlich 1,5 gegenüber den vorher 4 Patienten monatlich. In die Testreihe aufgenommen wurden übrigens Patienten für große chir- urgische Eingriffe einschließlich kardiologischer, spinaler, orthopädischer, thorakaler und vaskulärer Eingriffe sowie für Brustrekonstruktionen und neurochirurgische Eingriffe. Insgesamt 40 Teams nahmen am Innovationswettbewerb der ICPIC während der Konferenz teil, die im Juni 2013 in Genf zum zweiten Mal von Didier Pittet, Leiter des Infektionskontrollprogramms und WHO-Kooperationszentrums für Patientengesundheit an der Universität der Genfer Krankenhäuser, initiiert wurde. Die antimikrobielle photodynamische Therapie wurde übrigens von Ondine Biomedical, einem Unternehmen aus Vancouver, entwickelt. Grippe-Impfstoff weiß sich anzupassen Die Crux der Grippe-Impfung besteht vor allen Dingen darin, dass sich die Erreger der Virusgrippe beständig verändern. Über einen Impfstoff zu verfügen, der sich rasch an virale Mutationen anpassen kann, wäre eine ausgesprochen praktische Lösung bei der alljährlichen Impfaktion gegen Grippe. Hierbei würde es sich um einen sogenannten rekombinanten Foto: Eisenhaus – Fotolia.com Grippe-Impfstoff handeln. Genau dieser wurde jetzt in den USA zugelassen. Wie der Hersteller Protein Sciences Corporation mitteilt, hat der innovative saisonale Grippe-Impfstoff Flublok ein großes Plus: Der gentechnisch hergestellt Grippe-Impfstoff enthält keine kompletten Viren, sondern nur das Glykoprotein Hämagglutinin. Dieses trägt wiederum die wichtigsten antigenen Strukturen der Virusoberfläche. Was darüber hinaus entscheidend ist: Auch die Hülle des Influenzavirus A besteht zu 80 Prozent aus Hämagglutinin. Der neue Impfstoff kann drei aktuell relevante Virusvarianten erfassen: die Influenza-A-Stämme H1N1 und H3N2 sowie einen Influenza-B-Stamm. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt die Maßgaben vor, nach denen die Virustypen ausgewählt werden, und leitet die ImpfstoffHersteller damit an, welche Stämme für die folgende Saison verwendet werden sollen. Wie die US-Arzneibehörde FDA in einer Pressemitteilung informiert, wurde die Wirksamkeit des rekombinanten Impfstoffs in einer placebokontrollierten Multicenter-Studie an insgesamt 2300 Amerikanern getestet. Rund 45 Prozent der Geimpften entwickelten protektive Antikörper – und zwar Antikörper gegen alle zirkulierenden Virusstämme, nicht nur gegen die drei, deren Proteine in der Vakzine enthalten sind. etwas Wichtiges zu vergessen. Das Einzige, worauf man achten muss, ist, dass der Zwang ein gutes Maß hat und dass er sich nicht zur Hysterie oder Paranoia entwickelt. Man darf nicht dem Wahn verfallen, dass man diesen Kampf gewinnen könnte. Immer wenn man das glaubt, muss man zur Kenntnis nehmen, dass dieser Kampf gerade erst anfängt. Penicillin hat uns nicht nur stark gemacht beim Heilen von Krankheiten – es schwächt uns auch, weil ein Selektionsdruck bei den Bakterien entsteht. Ein absolutes System, eine Art Hygiene-Faschismus, lässt uns keinen Kampf gewinnen. Und auch AIDS hat uns gelehrt: Das Problem sind manchmal nicht die Keime, sondern das Immunsystem, das nicht funktioniert. Salzburger Hygienetage: Geschärftes Profil und Angebot für den Nachwuchs Mit den Salzburger Hygienetagen hat sich der Salzburger Arbeitskreis Hygiene (SAKH) den Ruf eines Konferenz-Machers erarbeitet, der die Hygiene-Themen gerne von ungewöhnlicher Seite angeht, um den Blickwinkel der eigenen Arbeit zu erweitern. Zum 7. Mal fand die Veranstaltung dieses Jahr im Mai statt. In der Nachbetrachtung zeigte sich Dr. Markus Hell, Facharzt für Hygiene am Landeskrankenhaus Salzburg Universitätsklinikum, absolut zufrieden mit der Resonanz auf die Veranstaltung und auch damit, dass ein wichtiges Ziel erreicht wurde: „Wir wollen der Veranstaltung ein Profil geben. Dazu gehört einerseits ein regionales Einzugsgebiet, andererseits bieten wir internationale Referenten.“ Zu diesen gehörte auch in diesem Jahr wieder die niederländische Hygienefachkraft und Inhaberin des Beratungsunternehmens KNIP Consult, Gertie van Knippenberg-Gordebeke. Die international renommierte Referentin, die mittlerweile den Titel „Queen of Bedpans“ trägt, hielt nicht nur einen Vortrag über die Aufgaben der Hygienefachkraft als „Spinne im Netz“ in einem Krankenhaus, sie widmete sich auch mit Enthusiasmus der Fortbildung junger Krankenpflegeschüler. „Diese sind die Zukunft“, begründete Dr. Markus Hell die Tatsache, dass man zum ersten Mal auch dem zukünftigen Pflegefachpersonal im Rahmen der Hygienetage ein Angebot unterbreitete. An einem von MEIKO, Hersteller von Reinigungsund Desinfektionsautomaten, bereitgestellten Steckbeckenspüler schulte die niederländische Expertin aus Leidenschaft den Nachwuchs im richtigen Beladen eines Reinigungs- und Desinfektionsgeräts. Es gab aber auch noch fundierte Theorie zum Thema Steckbeckenspüler und Gefahren, die von nicht ausreichend aufbereiteten Patientengeschirren bzw. dem falschen Umgang mit ihnen ausgehen können. Die Guten und die Bösen auf einer Intensivstation Sollte man die bisherigen Hygiene- und Sanitätsmaßnahmen in Krankenhäusern hinterfragen? Wird zu viel gereinigt, desinfiziert, sterilisiert? Forscher der Technischen und der Medizinischen Universität Graz haben die mikrobiellen Bewohner einer Intensivstation genauer untersucht. Sie sind dabei zu dem Schluss gekommen: Es gibt nicht nur eine unerwartet hohe Anzahl verschiedener Arten – es gibt durchaus auch potenzielle Nützlinge! Das Team um Professor Dr. Gabriele Berg veröffentlichte seine Ergebnisse im „Scientific Report“ und ergänzte in einer Pressemitteilung: „Die Nützlinge im Krankenhaus-Mikrobiom stellen sich potenziellen Krankheitserregern entgegen und sind daher zu fördern.“ Daraufhin äußerte Professor Dr. Christina Wolz, Arbeitsgruppenleiterin am Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Universität Tübingen, erhebliche Zweifel an dieser Schlussfolgerung: „Diese Bestandsaufnahme des Mikrobioms einer Intensivstation liefert keinerlei Evidenz dafür, dass die Hygienemaßnahmen geändert werden sollten.“ Selbst nichtpathogene Keime könnten den Patienten auf einer Intensivstation gefährlich werden und „deshalb muss es dort so sauber sein wie möglich“. Professor Berg hingegen zitiert in ihrer Pressemitteilung die Warnung des Mikrobiologen Professor Dr. Martin Blaser. Er ist Leiter des Department of Medicine am Langone Medical Center der New York University und warnte vor einem Übergebrauch von Antibiotika. Er forderte in einem Kommentar bereits vor zwei Jahren: „Hört auf damit, nützliche Bakterien zu töten!“ Blaser schrieb darüber in der Zeitschrift „Nature“. Seiner Meinung nach könnte die Zerstörung der protektiven, freundlichen Flora des menschlichen Körpers durch Antibiotika für die Gesundheit sogar noch gefährlicher sein als die Erschaffung resistenter Mikroben, sogenannter „Superbugs“. In seinem Kommentar in „Nature“ schreibt Blaser weiter: „Jedes Kind in den USA und anderen entwickelten Ländern bekommt bis zur Volljährigkeit durchschnittlich 10 bis 20 Dosen Antibiotika. Damit werden auch freundliche Bakterien abgetötet, was möglicherweise zum Anstieg von Übergewicht, Allergien, Asthma, ent- zündlichen Darmerkrankungen und Typ-1-Diabetes beiträgt. Ich glaube, dass die Ärzte in der Zukunft die verlorenen Mitglieder unserer normalen Flora ersetzen werden, um die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung dieser schweren und chronischen Krankheiten zu verringern.“ In der Intensivstation der UniKlinik Graz hatten die Forscher um Berg Proben von 34 Stellen gewonnen: vom Boden, mehreren Arbeitsplätzen und von verschiedenen medizinischen Gerätschaften. Sie fanden dabei Bakterien, die für gewöhnlich außerhalb einer Klinik vorkommen, aber auch nahe Verwandte von potenziellen Erregern menschlicher Krankheiten – allerdings auch zahlreiche Nützlinge. Die Forscher ermittelten aber auch mehrere Unterarten von Propioni-, Pseudomonas- und Burkholderia-Bakterien – insgesamt stieß man auf 405 Gattungen aus sieben verschiedenen Bakterienstämmen. Ein weiteres Ergebnis: Gattungen, die auf der Haut leben, dominierten auf den medizinischen Geräten und den Arbeitsflächen. Das hatten die Forscher erwartet, leben doch typischerweise mehr als 150 Bakterienarten auf einer menschlichen Handfläche. Was Zähneputzen mit Resistenzen von Bakterien zu tun haben kann? Eine ganze Menge! Der Wirkstoff Triclosan in Zahncremes soll gegen Zahnfleischprobleme, Plaque und Mundgeruch wirken. Der Schwede Bo Jönsson, Chemieprofessor an der Universität Lund, hat jedoch festgestellt: Triclosan findet sich bei der Verwendung von Zahncreme mit diesem Wirkstoff bereits binnen einer Woche mit einem mehr als tausendfach erhöhten Wert im Urin der Probanden. Er rät deshalb Kindern und Schwangeren von Zahnpasta mit Triclosan ab, weil er fürchtet, diese könnte hormonschädigend wirken. In Deutschland hat man zu Triclosan eine nicht ganz eindeutige Meinung beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Wegen der möglichen Resistenzentwicklung rät das Institut seit Jahren Foto: Vally – Fotolia.com vom Gebrauch von Triclosan in nichtmedizinischen Bereichen ab. Bei den Forschungsergebnissen von Bo Jönsson zeigt man sich beim BfR hingegen weniger beunruhigt und verweist auf die europaweit geltenden Triclosan-Grenzwerte für Kosmetika, die in der Europäischen Union festgelegt wurden. Hepatitis – eine unterschätzte Gefahr? Allen fünf Hepatitis-Virustypen ist eines gemeinsam: Sie greifen die Leberzellen an, die sie für die eigene Vermehrung nutzen. Das Immunsystem kann die Viren nur bekämpfen, indem es infizierte Zellen zerstört. Es kommt zur Hepatitis, zur Leberentzündung. Hepatitis A und E gelten als weniger gefährlich, Infektionen mit den Virustypen Bildquelle: Wikimedia/CDC B, C und D können hingegen kritisch verlaufen. Deutsche Experten fordern deshalb ein intensiveres Screening, da gerade Patienten mit dem Hepatitis-B- oder C-Virus meist nur zufällig entdeckt werden. Leberkrebs gehört weltweit zu den fünfthäufigsten Krebserkrankungen. Das Hepatitis-A-Virus scheiden infizierte Menschen unter anderem mit dem Stuhl aus. Circa 50 Prozent der infizierten Patienten entwickeln eine Gelbsucht. Meist heilt die Erkrankung aus und hinterlässt keine Schäden. Das Hepatitis-E-Virus ist vor allem in Südostasien, Afrika sowie in Mittelund Südamerika aktiv und wird über verunreinigtes Trinkwasser oder Nahrungsmittel übertragen. Spezielle Medikamente dagegen gibt es nicht. Das Hepatitis-B-Virus ist sehr ansteckend. Es wird von Mensch zu Mensch über Blut, Speichel und Vaginalsekret übertragen. Bei Erwachsenen heilt die Krankheit in bis zu 95 Prozent der Fälle innerhalb von drei Monaten aus. Dauert die Infektion länger als sechs Monate, spricht man von einer chronischen Virushepatitis. In 20 bis 30 Prozent entwickelt sich sogar eine Leberzirrhose. Gegen dieses Virus gibt es eine Impfung. Das Hepatitis-C-Virus wird vor allem durch Blut und Blutprodukte übertragen. 95 Prozent der Infizierten haben keine Beschwerden und es gibt keine direkte Beziehung zwischen Infektion und erhöhten Leberwerten. Die Hepatitis-C-Viren können vollständig aus dem Körper entfernt werden, das Risiko einer chronischen Infektion ist jedoch hoch. 50 bis 80 Prozent der Infizierten entwickeln eine chronische Leberentzündung. Das Risiko, an Leberkrebs zu erkranken, beträgt etwa vier Prozent. Mit Hepatitis-D-Viren können sich nur Menschen anstecken, die bereits mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert sind. Treten beide Infektionen auf, verläuft die Erkrankung meist schwer. Medikamente schlagen nur bei etwa einem Viertel der Patienten an. Berg und ihre Kollegen berichteten, dass ein hoher Anteil der Bakterien potenziell humanpathogen gewesen sei, und sie vermuten, dass die Patienten auf der Intensivstation zur Ausbreitung der Bakterien beigetragen haben. Das Team verglich die Daten mit denen der während des Studienzeitraums erfassten Infektionen und sah den Verdacht bestätigt. Den Großteil der Erkrankungen verursachten Staphylococcus, E. coli, Klebsiella, Pseudomonas, Serratia, Enterobacter, Edwardsiella, Proteus und Chryseobacterium. Was die Forscher um Berg aber auch fanden, waren Bakteriengattungen, die in Symbiose mit Pflanzen leben können oder die als Pro- und Präbiotika verwendet werden wie Burkholderia, Pseudomonas, Lactobacillus und Methylobacterium. Ihre Schlussfolgerung: „Wer bei Bakterien im Krankenhaus sofort an gefährliche Erreger denkt, irrt. Weil bisherige Hygiene- und Sterilitätsmethoden nicht zwischen wünschenswerten und gefährlichen Bakterien unterscheiden, braucht man ein anderes Verständnis von Sterilität und eine neue Bewertung bisheriger Hygienemaßnahmen im Krankenhausbetrieb.“ Quelle: Medscape [3] Hygiene World Hygiene World for the for the NEWS · NEWS „Innovation Award“ für Dr. Bryce und das Vancouver General Hospital Bakterienhemmer Triclosan: Riskant in der Zahncreme? Photodynamische Therapie (PDT) am Vancouver General Hospital, Kanada, getestet. Dr. Elizabeth Bryce erhält im Namen des VGH für ihr Pilotprojekt Preis der ICPIC „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine Hoffnung für sie. Innovation ist nicht das Produkt logischen Denkens, auch wenn das Ergebnis logisch ist!“ Diese Worte Albert Einsteins überschreiben die zweite „Innovation Academy“ der ICPIC Conference 2013 in Genf (International Conference on Prevention & Infection Control). Gewonnen haben den Award in diesem Jahr Dr. Elizabeth Bryce und ihr Team, bestehend aus Spezialisten aus dem Bereich Infektionskontrolle, Qualitätssicherung & Patientensicherheit, Chirurgie und medizinische Mikrobiologie des Vancouver General Hospital. Der mit 10.000 Schweizer Franken dotierte Preis honorierte damit die Arbeit des Teams im Bereich der Vermeidung operationsbegleitender Infektionen – und zwar durch Score Analyse, bei der behandelte und unbehandelte Patienten verglichen werden, legte den Beweis dar, dass die Dekolonisierungstherapie das Infektionsrisiko bei Hospital. Mehr als 5.000 Patienten wurden während dieser Studie mit einer Kombination aus nasaler Photodesinfektion (der neuartigen Technologie) und ChlorhexidinAbwaschungen des Körpers behandelt – und die Zahl der postoperativen Wundinfektionen reduzierte sich um 42 Prozent. Dr. Elizabeth Bryce erklärt: „Dank dieser neuen Methode sparte die Klinik 1,3 Millionen kanadische Dollar an Kosten, die ansonsten für die Behandlung der zu erwartenden Infektionen hätten aufgewandt werden müssen, wäre diese Methode nicht angewandt worden!“ Das ist allerdings nicht das einzige beeindruckende Ergebnis, das das multidisziplinäre Team um In wenigen Minuten kann ein Patient dekolonisiert und vor Schaden bewahrt werden eine präoperative zeitnahe Dekolonisierung von Patienten. „Wir haben die Methode der UV-Desinfektion in der Nasenhöhle der Patienten in Kombination mit in Chlorhexidin getränkten Tüchern zur Behandlung des übrigen Körpers unmittelbar vor der Operation verwendet“, erklärt Elizabeth Bryce die innovative Vorgehensweise. Diese Methode reduzierte laut Aussage der Kollegen in der Mikrobiologie der Klinik in 82 Prozent der Fälle die Staphylococcusaureus-Besiedelung in der Nase der Patienten. Eine Propensity operativen Eingriffen um mehr als das Zehnfache reduziert hatte. Zwölf Monate dauerte das Pilotprojekt am Vancouver General Fortsetzung von Seite 1 Das Kribbeln im Kopf burger Hygienetagen haben Sie den zwangsneurotischen Modus erklärt, zu dem Dinge gehören wie Angst vor Beschmutzung und Ansteckung, Ordnung, Sauberkeit, Korrektheit, Macht, Kontrolle, Überwachung und Strafe. Lässt das Schlüsse auf den idealen Hygieniker zu? [2] Dr. Bodo Kirchner: Diese Frage war auch von mir ironisch gemeint mit einem Schuss Selbstkritik … All diese Begriffe gehören ja zu den ureigenen Aufgaben eines Hygienikers – inklusive der restriktiven Maßnahmen. Die Hygieniker, Hygienefachkräfte und Hygienebeauftrag- Elizabeth Bryce bei der einjährigen Studie vorlegen konnte. So ist zum Beispiel die von dem Team angewandte Dekolonisierungsmethode sofort wirksam und nimmt lediglich zehn Minuten für die Durchführung in Anspruch, während bei traditionellen Methoden die Patienten im Rahmen einer Dekolonisierung mit nasalen Antibiotika über einen Zeitraum von fünf bis sieben Tagen sowie Chlorhexidin-Abwaschungen behandelt werden müssen. Laut Bryce ist eine Compliance von 94 Prozent der Beweis dafür, dass sich dieser neue Prozess der Dekolonisierung spielend in die Operationsvorbereitung des Patienten integrieren lässt. Was für Elizabeth Bryce mindestens genauso wichtig ist: „Die antimikrobielle photodynamische te, die ich auf Kongressen so treffe, sind aber alle ganz vernünftig. Im Grunde sind sie keine typischen Zwangsneurotiker, die gerne die anderen quälen. Der Umgang mit Ängsten braucht aber manchmal dennoch den Zwang. Wenn Piloten vor dem Start zwanghaft ihre Checkliste durcharbeiten, ist das ein sorgfältiger, verantwortungsvoller Umgang mit der Angst, Therapie verursacht keine Resistenzen bei den Mikroorganismen. Wir können mit dieser Methode sogar bereits resistente Bakterien eradizieren.“ Dr. Elizabeth Bryce und das Team haben auf diese Weise der Krankenhausverwaltung ein Szenario vorgeführt und bewiesen, dass die Einbeziehung der Dekolonisierung in die Operationsvorbereitungen erhebliche Kosteneinsparungen mit sich bringt. So sank beispielsweise die Zahl der nach Entlassung wieder neu eingelieferten Patienten aufgrund einer Wundinfektion während der Testphase auf monatlich 1,5 gegenüber den vorher 4 Patienten monatlich. In die Testreihe aufgenommen wurden übrigens Patienten für große chir- urgische Eingriffe einschließlich kardiologischer, spinaler, orthopädischer, thorakaler und vaskulärer Eingriffe sowie für Brustrekonstruktionen und neurochirurgische Eingriffe. Insgesamt 40 Teams nahmen am Innovationswettbewerb der ICPIC während der Konferenz teil, die im Juni 2013 in Genf zum zweiten Mal von Didier Pittet, Leiter des Infektionskontrollprogramms und WHO-Kooperationszentrums für Patientengesundheit an der Universität der Genfer Krankenhäuser, initiiert wurde. Die antimikrobielle photodynamische Therapie wurde übrigens von Ondine Biomedical, einem Unternehmen aus Vancouver, entwickelt. Grippe-Impfstoff weiß sich anzupassen Die Crux der Grippe-Impfung besteht vor allen Dingen darin, dass sich die Erreger der Virusgrippe beständig verändern. Über einen Impfstoff zu verfügen, der sich rasch an virale Mutationen anpassen kann, wäre eine ausgesprochen praktische Lösung bei der alljährlichen Impfaktion gegen Grippe. Hierbei würde es sich um einen sogenannten rekombinanten Foto: Eisenhaus – Fotolia.com Grippe-Impfstoff handeln. Genau dieser wurde jetzt in den USA zugelassen. Wie der Hersteller Protein Sciences Corporation mitteilt, hat der innovative saisonale Grippe-Impfstoff Flublok ein großes Plus: Der gentechnisch hergestellt Grippe-Impfstoff enthält keine kompletten Viren, sondern nur das Glykoprotein Hämagglutinin. Dieses trägt wiederum die wichtigsten antigenen Strukturen der Virusoberfläche. Was darüber hinaus entscheidend ist: Auch die Hülle des Influenzavirus A besteht zu 80 Prozent aus Hämagglutinin. Der neue Impfstoff kann drei aktuell relevante Virusvarianten erfassen: die Influenza-A-Stämme H1N1 und H3N2 sowie einen Influenza-B-Stamm. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt die Maßgaben vor, nach denen die Virustypen ausgewählt werden, und leitet die ImpfstoffHersteller damit an, welche Stämme für die folgende Saison verwendet werden sollen. Wie die US-Arzneibehörde FDA in einer Pressemitteilung informiert, wurde die Wirksamkeit des rekombinanten Impfstoffs in einer placebokontrollierten Multicenter-Studie an insgesamt 2300 Amerikanern getestet. Rund 45 Prozent der Geimpften entwickelten protektive Antikörper – und zwar Antikörper gegen alle zirkulierenden Virusstämme, nicht nur gegen die drei, deren Proteine in der Vakzine enthalten sind. etwas Wichtiges zu vergessen. Das Einzige, worauf man achten muss, ist, dass der Zwang ein gutes Maß hat und dass er sich nicht zur Hysterie oder Paranoia entwickelt. Man darf nicht dem Wahn verfallen, dass man diesen Kampf gewinnen könnte. Immer wenn man das glaubt, muss man zur Kenntnis nehmen, dass dieser Kampf gerade erst anfängt. Penicillin hat uns nicht nur stark gemacht beim Heilen von Krankheiten – es schwächt uns auch, weil ein Selektionsdruck bei den Bakterien entsteht. Ein absolutes System, eine Art Hygiene-Faschismus, lässt uns keinen Kampf gewinnen. Und auch AIDS hat uns gelehrt: Das Problem sind manchmal nicht die Keime, sondern das Immunsystem, das nicht funktioniert. Salzburger Hygienetage: Geschärftes Profil und Angebot für den Nachwuchs Mit den Salzburger Hygienetagen hat sich der Salzburger Arbeitskreis Hygiene (SAKH) den Ruf eines Konferenz-Machers erarbeitet, der die Hygiene-Themen gerne von ungewöhnlicher Seite angeht, um den Blickwinkel der eigenen Arbeit zu erweitern. Zum 7. Mal fand die Veranstaltung dieses Jahr im Mai statt. In der Nachbetrachtung zeigte sich Dr. Markus Hell, Facharzt für Hygiene am Landeskrankenhaus Salzburg Universitätsklinikum, absolut zufrieden mit der Resonanz auf die Veranstaltung und auch damit, dass ein wichtiges Ziel erreicht wurde: „Wir wollen der Veranstaltung ein Profil geben. Dazu gehört einerseits ein regionales Einzugsgebiet, andererseits bieten wir internationale Referenten.“ Zu diesen gehörte auch in diesem Jahr wieder die niederländische Hygienefachkraft und Inhaberin des Beratungsunternehmens KNIP Consult, Gertie van Knippenberg-Gordebeke. Die international renommierte Referentin, die mittlerweile den Titel „Queen of Bedpans“ trägt, hielt nicht nur einen Vortrag über die Aufgaben der Hygienefachkraft als „Spinne im Netz“ in einem Krankenhaus, sie widmete sich auch mit Enthusiasmus der Fortbildung junger Krankenpflegeschüler. „Diese sind die Zukunft“, begründete Dr. Markus Hell die Tatsache, dass man zum ersten Mal auch dem zukünftigen Pflegefachpersonal im Rahmen der Hygienetage ein Angebot unterbreitete. An einem von MEIKO, Hersteller von Reinigungsund Desinfektionsautomaten, bereitgestellten Steckbeckenspüler schulte die niederländische Expertin aus Leidenschaft den Nachwuchs im richtigen Beladen eines Reinigungs- und Desinfektionsgeräts. Es gab aber auch noch fundierte Theorie zum Thema Steckbeckenspüler und Gefahren, die von nicht ausreichend aufbereiteten Patientengeschirren bzw. dem falschen Umgang mit ihnen ausgehen können. Die Guten und die Bösen auf einer Intensivstation Sollte man die bisherigen Hygiene- und Sanitätsmaßnahmen in Krankenhäusern hinterfragen? Wird zu viel gereinigt, desinfiziert, sterilisiert? Forscher der Technischen und der Medizinischen Universität Graz haben die mikrobiellen Bewohner einer Intensivstation genauer untersucht. Sie sind dabei zu dem Schluss gekommen: Es gibt nicht nur eine unerwartet hohe Anzahl verschiedener Arten – es gibt durchaus auch potenzielle Nützlinge! Das Team um Professor Dr. Gabriele Berg veröffentlichte seine Ergebnisse im „Scientific Report“ und ergänzte in einer Pressemitteilung: „Die Nützlinge im Krankenhaus-Mikrobiom stellen sich potenziellen Krankheitserregern entgegen und sind daher zu fördern.“ Daraufhin äußerte Professor Dr. Christina Wolz, Arbeitsgruppenleiterin am Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Universität Tübingen, erhebliche Zweifel an dieser Schlussfolgerung: „Diese Bestandsaufnahme des Mikrobioms einer Intensivstation liefert keinerlei Evidenz dafür, dass die Hygienemaßnahmen geändert werden sollten.“ Selbst nichtpathogene Keime könnten den Patienten auf einer Intensivstation gefährlich werden und „deshalb muss es dort so sauber sein wie möglich“. Professor Berg hingegen zitiert in ihrer Pressemitteilung die Warnung des Mikrobiologen Professor Dr. Martin Blaser. Er ist Leiter des Department of Medicine am Langone Medical Center der New York University und warnte vor einem Übergebrauch von Antibiotika. Er forderte in einem Kommentar bereits vor zwei Jahren: „Hört auf damit, nützliche Bakterien zu töten!“ Blaser schrieb darüber in der Zeitschrift „Nature“. Seiner Meinung nach könnte die Zerstörung der protektiven, freundlichen Flora des menschlichen Körpers durch Antibiotika für die Gesundheit sogar noch gefährlicher sein als die Erschaffung resistenter Mikroben, sogenannter „Superbugs“. In seinem Kommentar in „Nature“ schreibt Blaser weiter: „Jedes Kind in den USA und anderen entwickelten Ländern bekommt bis zur Volljährigkeit durchschnittlich 10 bis 20 Dosen Antibiotika. Damit werden auch freundliche Bakterien abgetötet, was möglicherweise zum Anstieg von Übergewicht, Allergien, Asthma, ent- zündlichen Darmerkrankungen und Typ-1-Diabetes beiträgt. Ich glaube, dass die Ärzte in der Zukunft die verlorenen Mitglieder unserer normalen Flora ersetzen werden, um die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung dieser schweren und chronischen Krankheiten zu verringern.“ In der Intensivstation der UniKlinik Graz hatten die Forscher um Berg Proben von 34 Stellen gewonnen: vom Boden, mehreren Arbeitsplätzen und von verschiedenen medizinischen Gerätschaften. Sie fanden dabei Bakterien, die für gewöhnlich außerhalb einer Klinik vorkommen, aber auch nahe Verwandte von potenziellen Erregern menschlicher Krankheiten – allerdings auch zahlreiche Nützlinge. Die Forscher ermittelten aber auch mehrere Unterarten von Propioni-, Pseudomonas- und Burkholderia-Bakterien – insgesamt stieß man auf 405 Gattungen aus sieben verschiedenen Bakterienstämmen. Ein weiteres Ergebnis: Gattungen, die auf der Haut leben, dominierten auf den medizinischen Geräten und den Arbeitsflächen. Das hatten die Forscher erwartet, leben doch typischerweise mehr als 150 Bakterienarten auf einer menschlichen Handfläche. Was Zähneputzen mit Resistenzen von Bakterien zu tun haben kann? Eine ganze Menge! Der Wirkstoff Triclosan in Zahncremes soll gegen Zahnfleischprobleme, Plaque und Mundgeruch wirken. Der Schwede Bo Jönsson, Chemieprofessor an der Universität Lund, hat jedoch festgestellt: Triclosan findet sich bei der Verwendung von Zahncreme mit diesem Wirkstoff bereits binnen einer Woche mit einem mehr als tausendfach erhöhten Wert im Urin der Probanden. Er rät deshalb Kindern und Schwangeren von Zahnpasta mit Triclosan ab, weil er fürchtet, diese könnte hormonschädigend wirken. In Deutschland hat man zu Triclosan eine nicht ganz eindeutige Meinung beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Wegen der möglichen Resistenzentwicklung rät das Institut seit Jahren Foto: Vally – Fotolia.com vom Gebrauch von Triclosan in nichtmedizinischen Bereichen ab. Bei den Forschungsergebnissen von Bo Jönsson zeigt man sich beim BfR hingegen weniger beunruhigt und verweist auf die europaweit geltenden Triclosan-Grenzwerte für Kosmetika, die in der Europäischen Union festgelegt wurden. Hepatitis – eine unterschätzte Gefahr? Allen fünf Hepatitis-Virustypen ist eines gemeinsam: Sie greifen die Leberzellen an, die sie für die eigene Vermehrung nutzen. Das Immunsystem kann die Viren nur bekämpfen, indem es infizierte Zellen zerstört. Es kommt zur Hepatitis, zur Leberentzündung. Hepatitis A und E gelten als weniger gefährlich, Infektionen mit den Virustypen Bildquelle: Wikimedia/CDC B, C und D können hingegen kritisch verlaufen. Deutsche Experten fordern deshalb ein intensiveres Screening, da gerade Patienten mit dem Hepatitis-B- oder C-Virus meist nur zufällig entdeckt werden. Leberkrebs gehört weltweit zu den fünfthäufigsten Krebserkrankungen. Das Hepatitis-A-Virus scheiden infizierte Menschen unter anderem mit dem Stuhl aus. Circa 50 Prozent der infizierten Patienten entwickeln eine Gelbsucht. Meist heilt die Erkrankung aus und hinterlässt keine Schäden. Das Hepatitis-E-Virus ist vor allem in Südostasien, Afrika sowie in Mittelund Südamerika aktiv und wird über verunreinigtes Trinkwasser oder Nahrungsmittel übertragen. Spezielle Medikamente dagegen gibt es nicht. Das Hepatitis-B-Virus ist sehr ansteckend. Es wird von Mensch zu Mensch über Blut, Speichel und Vaginalsekret übertragen. Bei Erwachsenen heilt die Krankheit in bis zu 95 Prozent der Fälle innerhalb von drei Monaten aus. Dauert die Infektion länger als sechs Monate, spricht man von einer chronischen Virushepatitis. In 20 bis 30 Prozent entwickelt sich sogar eine Leberzirrhose. Gegen dieses Virus gibt es eine Impfung. Das Hepatitis-C-Virus wird vor allem durch Blut und Blutprodukte übertragen. 95 Prozent der Infizierten haben keine Beschwerden und es gibt keine direkte Beziehung zwischen Infektion und erhöhten Leberwerten. Die Hepatitis-C-Viren können vollständig aus dem Körper entfernt werden, das Risiko einer chronischen Infektion ist jedoch hoch. 50 bis 80 Prozent der Infizierten entwickeln eine chronische Leberentzündung. Das Risiko, an Leberkrebs zu erkranken, beträgt etwa vier Prozent. Mit Hepatitis-D-Viren können sich nur Menschen anstecken, die bereits mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert sind. Treten beide Infektionen auf, verläuft die Erkrankung meist schwer. Medikamente schlagen nur bei etwa einem Viertel der Patienten an. Berg und ihre Kollegen berichteten, dass ein hoher Anteil der Bakterien potenziell humanpathogen gewesen sei, und sie vermuten, dass die Patienten auf der Intensivstation zur Ausbreitung der Bakterien beigetragen haben. Das Team verglich die Daten mit denen der während des Studienzeitraums erfassten Infektionen und sah den Verdacht bestätigt. Den Großteil der Erkrankungen verursachten Staphylococcus, E. coli, Klebsiella, Pseudomonas, Serratia, Enterobacter, Edwardsiella, Proteus und Chryseobacterium. Was die Forscher um Berg aber auch fanden, waren Bakteriengattungen, die in Symbiose mit Pflanzen leben können oder die als Pro- und Präbiotika verwendet werden wie Burkholderia, Pseudomonas, Lactobacillus und Methylobacterium. Ihre Schlussfolgerung: „Wer bei Bakterien im Krankenhaus sofort an gefährliche Erreger denkt, irrt. Weil bisherige Hygiene- und Sterilitätsmethoden nicht zwischen wünschenswerten und gefährlichen Bakterien unterscheiden, braucht man ein anderes Verständnis von Sterilität und eine neue Bewertung bisheriger Hygienemaßnahmen im Krankenhausbetrieb.“ Quelle: Medscape [3] Hygiene World for the Sein Kultur-Code lautet: „Leben retten!“ Er möchte den Menschen das zurückgeben, was er selbst bekam, als er aus seinem Heimatland Indien nach Amerika zog: die Chance auf ein besseres Leben. Dr. Chandrakant S. Ruparelia (Foto) ist Arzt und „Senior Technical Advisor“ bei der internationalen Non-Profit-Gesundheitsorganisation Jhpiego, die an die Johns Hopkins Universität angeschlossen ist und ihren Sitz in Baltimore hat. Die Organisation ist in mehr als 50 Ländern aktiv und kämpft gegen den vermeidbaren Tod von Frauen und ihren Familien. Auch Chandrakant S. Ruparelias Familie lebt in Baltimore. Allerdings verbringt er die meiste Zeit auf Reisen. Zu Hause fühlt er sich quasi auf dem afrikanischen Kontinent, hin und wieder arbeitet er jedoch auch in Indien – aber immer dort, wo Frauen und Kinder um ihr Leben kämpfen, ob in Zusammenhang mit HIV/AIDS, Erkrankungen von Mutter und Kind oder Infektionsprävention und -kontrolle. Jhpiego setzt sich seit 40 Jahren vor allem für eines ein: die Rettung von Leben. Die Redaktion von „Hygiene for the World“ sprach mit Chandrakant Ruparelia während der ICPIC-Konferenz in Genf über seine Arbeit und seine Organisation. Frage: Warum sind es vor allem die Frauen, um die Jhpiego sich bemüht? Wäre es nicht viel sinnvoller, bei den Männern anzusetzen, da viel häufiger sie es sind, die in den Entwicklungsländern die Macht in der Familie haben? Chandrakant S. Ruparelia: Es stimmt, dass wir eine Menge für die Frauen tun: Wir klären über Verhütung auf, wir versuchen, die Geburten sicherer zu machen, die Kindersterblichkeit zu senken und Gebärmutterhalskrebs zu verhindern. Das heißt aber nicht, dass Männer nicht auch von unserer Arbeit profitieren können. Wir ermuntern auch sie, unsere Leistungen in Anspruch zu nehmen und den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. Natürlich brauchen wir auch die Akzeptanz der Männer bei dem, was wir für die Frauen tun. Wir suchen ständig nach Wegen, wie wir sie mit einbeziehen können. Das ist ein ganz wichtiger Teil unserer Arbeit in allen Ländern. In Nigeria zum Beispiel setzen wir männliche Gesundheitsberater ein, um Fragen der Familienplanung mit den Ehemännern und männlichen Verwandten zu besprechen, und in Indien sind die Männer die ersten Ansprechpartner bei diesem Thema. Wir erklären ihnen, wie wichtig ein angemessener Abstand zwischen den Geburten für Mutter, Kind und die ganze Familie ist. Frage: Sie stammen selbst aus Indien und arbeiten auch immer wieder auf dem Subkontinent. Anders als in Afrika sind die Standards hier mittlerweile sehr unterschiedlich. Was bedeutet das für Ihre Arbeit? Chandrakant S. Ruparelia: Wir adaptieren die Standards je nach Situation, die wir bei unserer Arbeit antreffen – aber wenn es um die Anwendung der besten, auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Praktiken geht, sind wir völlig kompromisslos. Indien hat sich in den vergangenen zehn Jahren in rasantem Tempo weiterentwickelt, aber es gibt immer noch sehr viel zu tun. Viele private Einrichtungen haben in Bezug auf Gesundheitsversorgung und Hygiene schon sehr hohe Nur wenn ein System Veränderung wirklich will, kann man etwas bewegen Standards erreicht, und es sieht so aus, als ob die öffentlichen Gesundheitseinrichtungen konsequent nachziehen werden. Frage: Wie schwierig ist es, in diesen Ländern in der Gesundheitsversorgung etwas zu bewegen? Chandrakant S. Ruparelia: Um politischen Konsens zu erreichen, müssen große Hindernisse überwunden werden, wie in beinahe jedem anderen Land auch. Die einzig mögliche Strategie muss an dem Punkt ansetzen, an dem ein System Veränderung wirklich will! Frage: Eine Ihrer wichtigsten Aufgaben besteht in der Verbesserung der Infektionskontrolle. Arbeiten Sie auf diesem Gebiet auch mit der WHO zusammen? Chandrakant S. Ruparelia: Wir nutzen die technischen Guidelines der WHO, um die Standards zu erreichen. Aber das gilt grundsätzlich für jedes Land, in dem wir arbeiten. Die WHO ist stets unser technischer Partner. Frage: Ihre Ziele sind Aufklärung, das Herbeiführen von Verhaltensänderungen und die Vermittlung von Wissen durch „Train the Trainers“-Kurse. Sie vertreten jedoch die Meinung, dass Sie nur dann sinnvolle Ergebnisse erzielen können, wenn Sie wissen, wie man mit dem „Kultur-Code“ der Menschen in einem Land umgeht. Ich nehme an, dass Sie wissen müssen, wie die Menschen bei bestimmten Themen reagieren ... Chandrakant S. Ruparelia: Das ist absolut richtig. Wenn wir das Verhalten im Bereich Gesundheitsversorgung in einem Entwicklungsland ändern wollen, müssen wir unsere Kommunikation, unsere Botschaften so effizient wie möglich an den kulturellen Code anpassen. Ich kann jedem deshalb nur das Buch „The Culture Code“ von Clotaire Rapaille empfehlen. Der Anthropologe und MarketingExperte hat vielen Unternehmen gezeigt, warum wir so leben, kaufen und lieben, wie wir es tun und warum andere Völker sich da völlig anders verhalten. Wenn wir diese Erkenntnisse unserer ärztlichen Tätigkeit und der Entwicklungshilfe zugrunde legen würden, wären viele unserer Bemühungen sicherlich erfolgreicher. Frage: Können Sie hierfür ein Beispiel geben? Chandrakant S. Ruparelia: Sehen Sie sich doch nur einmal in einem indischen Slum um! Was glauben Sie, welche Rolle Handhygiene hier spielen kann, wenn Sie nicht einmal sauberes Wasser haben? Wir müssen herausfinden, wie wir den Menschen dabei helfen können, selbst unter diesen Umständen Handhygiene zu prak- „Der Standard bei der Aufbereitung von Patientengeschirren Von Genf über Offenburg nach Essen führte der Weg einer Delegation von zehn Hygienefachärztinnen und Hygienefachkräften ist ungeheuer wichtig!“ aus Singapur. In Genf nahmen die Expertinnen teil an der International Conference for Prevention & Infection Control (ICPIC). In Offenburg informierten sie sich beim deutschen Hersteller von Reinigungs-und Desinfektionsgeräten MEIKO über den Herstellungsprozess der Geräte. Gertie van Knippenberg-Gordebeke, seit Jahrzehnten spezialisiert auf Forschung und Unterweisung bezüglich der richtigen Anwendung von Patientengeschirren, hielt bei MEIKO außerdem einen Vortrag für die Gäste. Moi Lin Ling (Singapore General Hospital) zog Bilanz: „Wir ignorieren das Thema Aufbereitung von Patientengeschirren immer noch zu sehr. Dabei ist der Standard, mit dem man arbeitet, ungeheuer wichtig!“ Und auch Lily Lang, Hygienefachkraft (Infection Control Nurse) an der National Healthcare Group Polyclinic, meinte: „Ich hatte selbst eine Mentorin aus Großbritannien in den 80er Jahren, die mir eingeschärft hat, unbedingt auf die Patientengeschirre zu achten. Heute arbeiten wir mit Geräten von MEIKO und die individualisierte Ausstattung unserer Pflegearbeitsräume und die Schnittstellen der Geräte sind ein wichtiger Beitrag zur Patientensicherheit und auch zu unserer eigenen Sicherheit.“ [4] tizieren. Und dazu müssen wir den kulturellen Code kennen, der ihr Verhalten in Bezug auf Handhygiene bestimmt. Frage: Was ist Ihr persönlicher „KulturCode“? Chandrakant S. Ruparelia: Etwas bewirken und Leben retten! TERMINE 02.-04.10.2013 IFIC Buenos Aires, Argentinien 08.-09.10.2013 IHEEM Manchester, England 10.-12.10.2013 Congrès National SapeursPompiers Chambéry-Savoie, Frankreich 15.-17.10.2013 Pflege + Homecare Leipzig, Deutschland 23.10.2013 12. Hygienetag Fürth, Deutschland 30.10.-01.11.2013 IFAS Romandie Lausanne, Schweiz 6.11.2013 Hygienesymposium Baden-Baden, Deutschland 20.-23.11.2013 Medica Düsseldorf, Deutschland IMPRESSUM Redaktion: Stargast-Media Gert Reiser (v.i.s.d.P.), Doris Geiger Klass Design (Grafik) Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung von Autoren und Herausgeber. Hygiene for the World erscheint bei MEIKO Maschinenbau GmbH & Co. KG Englerstraße 3, 77652 Offenburg, Deutschland [email protected]