Robert Köck Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank Robert Köck Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank Wie die Federal Reserve Bank den Finanzmarkt steuert Tectum Verlag Robert Köck Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank. Wie die Federal Reserve Bank den Finanzmarkt steuert Zugl. Univ.Diss., Wien 2013 Tectum Verlag Marburg, 2014 ISBN 978-3-8288-6042-1 (Dieser Titel ist zugleich als gedrucktes Buch unter der ISBN 978-3-8288-3356-2 im Tectum Verlag erschienen.) Besuchen Sie uns im Internet www.tectum-verlag.de www.facebook.com/tectum.verlag Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Danksagung Es ist mir eine besondere Freude mich bei Frau Univ.-Prof. Dr. Gertraude Mikl-Horke für die zur Verfügungstellung ihres Fachwissens und die konstruktive Kritik bei der Bearbeitung der Themenstellung zu bedanken! Danke für die umfassende und schnelle Begleitung über die gesamte Zeitspanne. Gleichlaufend ist es mir genauso eine Freude, mich bei Herrn Univ.-Prof. Dr. Sighard Neckel zu bedanken. In seiner Seminarreihe „Zeitzeichen“ durfte ich mehrmals, über den üblichen Rahmen hinausgehend, die Fortschritte bei der Bearbeitung der Fragestellung präsentieren. Danke für die Ideen und Anregungen. Der Dank gebührt gleichermaßen den Seminarteilnehmern für die Stellungnahmen zum Fortgang der Arbeit. Besonders bedanken möchte ich mich bei Frau Univ.-Prof. Dr. Janet L. Yellen, Chairwoman of the Board of Governors of the Federal Reserve. Während meiner Aufenthalte an der University of California at Berkeley gab sie mir die Möglichkeit zu einem überdurchschnittlich langem, sehr persönlichen Gedankenaustausch in ihrem Büro in San Francisco. Mein besonderer Dank gilt auch Herrn Univ.-Prof. Dr. Barry Eichengreen, seiner Kollegin Frau Univ.-Prof. Dr. Christina D. Romer und seinem Kollegen Herrn Univ.-Prof. Dr. David H. Romer. Durch die immer möglichen Gespräche auf einer sehr herzlichen Basis wurden diese zu freundschaftlichen Wegbereiter! V Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank Großer Dank gebührt ebenso der Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien, der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der University of California at Berkeley Seite an Seite mit den politisch Verantwortlichen, die einen freien Zugang zu diesen Lehr- und Forschungseinrichtungen zulassen! Sie ermöglichten mir auf besondere Art und Weise Kontakte mit sehr kompetenten Professoren und vielen lieben interessanten Persönlichkeiten. VI Vorwort Univ.Prof. Dr. Ewald Nowotny Gouverneur Oesterreichische Nationalbank Informationspolitik und öffentliche Einflussnahme gehören zum traditionellen Instrumentarium der Notenbankpolitik. Mit der im Finanzbereich besonders ausgeprägten Globalisierung, mit technologischen Entwicklungen und Strukturänderungen in Zahl und Verhalten der Marktteilnehmer sind Einsatzmöglichkeiten und Wirksamkeit der Informationspolitik der Notenbanken aber massiven Veränderungen ausgesetzt. Der Einsatz von „forward guidance“, zunächst in den USA und Canada, nun auch in Europa, ist ein deutliches Beispiel für diese Entwicklungen. Dieses von Herrn Robert Köck, einem Mitarbeiter der Oesterreichischen Nationalbank, vorgelegte Buch geht von einem interessanten und innovativen Ansatz aus, indem hier nicht primär auf wirtschaftsanalytische, sondern auf wirtschaftssoziologische Ansätze abgestellt wird. Denn eine effektive Kommunikation und die glaubwürdige Aufgabenerfüllung der Notenbanken beeinflussen zu einem hohen Maß die Bestimmungsgründe bei der Ideenbildung und Umsetzung von Planvorhaben in vielen Bereichen der Gesellschaft. Die US Notenbank versucht dem entsprechend mit einer Transpa- VII Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank renzoffensive die Öffentlichkeit über den möglichen zukünftigen Verlauf der Wirtschaftsentwicklung zu informieren. Das Buch untersucht in einer beeindruckenden Form diesen vieldiskutierten und ständig aktuellen Themenkomplex der Kommunikation der US Notenbank mit den Akteuren am Finanzmarkt. Dabei erfolgt eine Bewertung der Kommunikationswirkungen der US Notenbank in Hinsicht der von der Zentralbank selbst erhobenen Ansprüche auf Transparenz, Klarheit und Vertrauensbildung. Durchleuchtet werden dabei die Prozesse der Meinungsbildung am Finanzmarkt mit Schwergewicht auf die Preisstabilität und die darauffolgende Entwicklung der Preisbildung auf den Anleihemärkten. Das Ergebnis dieser zentralen Abläufe auf den Finanzmärkten wird als Result kommunikativer Prozesse gesehen. Die Untersuchung zeigt Step-by-Step die wirtschaftlichen Folgen, die aus den Defiziten in der Kommunikation der US Notenbank entstehen. Der Autor liefert den Nachweis zu Widersprüchlichkeit, Unvollständigkeit und Ungenauigkeit in der öffentlichen Berichterstattung der US Notenbank mit belegbaren Wirkungen für die beträchtliche Volatilität auf den Anleihemärkten. Versucht doch die US Notenbank mit einer geschickten Wahl von Eigenschaftswörtern einen breiten Interpretationsspielraum bei ihren Mitteilungen zu zulassen. Der Autor regt an, bei einem anderen Einsatz der in der US Notenbank vorhandenen Expertise, wertvolles Wissen zum Wirtschaftskreislauf auf einer populärwissenschaftlichen Basis wertfrei in einer allgemein verständlichen Sprache der Öffentlichkeit bereitzustellen. Dabei bieten sich ergänzend Möglichkeiten bei den Online-Medien an. Der Autor erbringt wichtige neue Erkenntnisse, die als Grundlage für eine wirtschaftssoziologische Erforschung des Finanzsektors von großer Bedeutung sind. VIII Inhalt Danksagung .................................................................................................................. V Vorwort ......................................................................................................................... VII Abbildungsverzeichnis ...........................................................................................XV Tabellenverzeichnis .............................................................................................. XVII 1 – Einleitung .................................................................................................................1 2 – Akteure im Finanzmarktgeschehen und ihr Netzwerk ...................... 11 2.1 Allgemeine Gedanken zum Finanzmarkt ............................................. 12 2.1.1 Die Yieldkurve ................................................................................................. 16 2.1.2 Phasen im Zinszyklus im Zeitverlauf ..................................................... 19 2.1.2.1 Early Stage Monetary Tightening (Yieldkurve wird flacher) – Trendphase................................................................................................ 19 2.1.2.2 Late Stage Monetary Tightening (Yieldkurve wird invers) – Endphase ................................................................................................... 20 2.1.2.3 Early Stage Monetary Easing (Yieldkurve ist invers) – Trendphase................................................................................................ 20 2.1.2.4 Late Stage Monetary Easing (Yieldkurve ist normal) – Endphase ................................................................................................... 21 2.1.3 Unterscheidung Geldmarkt – Kapitalmarkt ......................................... 21 2.1.4 Unterscheidung Primärmarkt – Sekundärmarkt ................................ 26 2.1.5 Der Finanzmarkt und die Finanzintermediäre .................................... 27 IX Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank 2.2 Akteure im Finanzmarktgeschehen........................................................ 27 2.2.1 Zentralbank und Finanzmarktregulierung........................................... 29 2.2.2 Organe der Rechtssprechung ................................................................... 29 2.2.3 Interessengruppen ....................................................................................... 29 2.2.4 Kreditratingagenturen................................................................................. 30 2.2.5 Wissenschaftliche Forschung und Lehre .............................................. 32 2.2.6 Medien und Meinungsbildung ................................................................ 32 2.2.7 Analysten .......................................................................................................... 33 2.2.8 Geldgeber ........................................................................................................ 33 2.2.9 Finanzintermediäre....................................................................................... 34 2.2.10 Marktplatz ........................................................................................................ 34 2.2.11 Handelsaktivität – Strategie der Akteure .............................................. 37 2.2.12 Handlungsradius der Geschäftsaktivitäten.......................................... 38 2.2.13 Geldnehmer .................................................................................................... 38 2.3 Netzwerke ........................................................................................................ 38 2.4 Diffusion von Information .......................................................................... 47 2.4.1 Information ...................................................................................................... 48 2.4.2 Produktion und Reproduktion von Information ................................ 51 2.4.3 Aggregation von Informationen .............................................................. 52 2.4.4 Massenkommunikation und interpersoneller Kontakt ................... 54 2.4.5 Meinungsbildner ........................................................................................... 57 2.4.6 Diffusionsparadigma .................................................................................... 61 2.4.7 Zusammenfassung ...................................................................................... 65 2.5 Interpretation des Begriffs: Vertrauen.................................................... 67 2.6 Kommunikation, Information und Meinungsbildung am Finanzmarkt ..................................................................................................... 71 2.6.1 Vorgedanken zur empirischen Datenerhebung ................................ 71 2.6.2 Empirische Datenerhebung ...................................................................... 76 X Inhalt 2.6.3 Interviewleitfaden: *Akteure im Finanzmarktgeschehen und deren Netzwerk*............................................................................................ 78 2.7 Exkurs: Methodik der Inhaltsanalyse für die Datenauswertung ........................................................................... 85 2.8 Auswertung der Interviews mit Hilfe der Inhaltsanalyse ................ 90 2.8.1 Tagesbeginn .................................................................................................... 90 2.8.2 Geschäftspartner ........................................................................................... 97 2.8.3 Meinungsbildungs- und Entscheidungsfindungsprozess............102 2.8.4 Kreditratingagenturen...............................................................................110 2.8.5 Medien ............................................................................................................112 2.8.6 Wissenschaftliche Forschung und Lehre, Zentralbank und Finanzmarktaufsicht ...................................................................................113 2.8.7 Handelsaktivitäten ......................................................................................115 2.9 Zusammenfassung .....................................................................................116 3 – Transparenz und Kommunikation einer Zentralbank ......................131 3.1 Transparenz ...................................................................................................132 3.1.1 Transparenz und langfristige Zielerreichung ...................................134 3.1.2 Transparenz und verwendete Methodik ............................................135 3.1.3 Transparenz und der Entscheidungsfindungsprozess...................137 3.2 Kommunikation ...........................................................................................139 3.2.1 Entscheidungsfindung und Verantwortung .....................................141 3.3 Informationen zu Entscheidungen .......................................................143 3.3.1 Informationsabfolge zwischen zwei Konferenzen des geldpolitischen Komitees ........................................................................144 3.3.1.1 Pressemitteilung ...................................................................................144 3.3.1.2 Protokoll zur Konferenz des geldpolitischen Komitees ..........145 3.3.1.3 Informationen über das Abstimmungsverhalten ....................146 3.3.2 Information zum zukünftigen geldpolitischen Verlaufspfad ......147 XI Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank 3.3.2.1 Regelmäßige Publikationen..............................................................148 3.3.2.2 Interviews und Vorträge .....................................................................148 3.3.2.3 Persönliche individuelle Kontakte der stimmberechtigten Mitglieder ................................................................................................150 3.3.3 Informationen an den Gesetzgeber .....................................................151 3.3.4 Kommunikation bei Unstimmigkeiten im geldpolitischen Komitee ...........................................................................................................152 3.4 Zusammenfassung .....................................................................................153 4 – Der Finanzmarkt aus der Sicht der amerikanischen Notenbank .................................................................................................................155 4.1 Bankbezogene Betrachtung der Finanzmärkte ...............................157 4.1.1 Der Markt für die US-Zentralbank („Fed Funds Markt“) .................157 4.1.2 Certificates of Deposits .............................................................................159 4.1.3 Interest Rate Swap ......................................................................................160 4.2 Finanzinstrumente für die Allgemeinheit ..........................................161 4.2.1 Der Markt für U.S. Treasuries....................................................................161 4.2.1.1 Der Primärmarkt ....................................................................................161 4.2.1.2 Sekundärmarkt ......................................................................................164 4.2.2 Kurzfristige Finanzierung von Wertpapierpositionen: Repomarkt .....................................................................................................168 4.2.3 Derivative Finanzinstrumente ................................................................171 4.2.4 Staatlich unterstützte Finanzierungsagenturen .............................172 4.2.5 Hypothekarisch gesicherte Wertpapieremissionen .......................174 4.2.6 Instrumente zur Unternehmensfinanzierung ...................................175 4.2.6.1 Commercial Papers...............................................................................175 4.2.6.2 Corporate Bonds ...................................................................................177 4.2.7 Municipal Securities ...................................................................................180 XII Inhalt 5 – Wirkung von Leitzinsentscheidungen auf die Volatilität der Preise am Anleihemarkt .......................................................................................183 5.1 Exkurs: Messung der Reaktionen des Marktes auf Leitzinsänderungen....................................................................................184 5.2 Zeitreihenverlauf und Ergebnis aus der Volatilitätsschätzung im Überblick ..................................................................................................187 5.3 Relevanz der Statements ..........................................................................193 5.4 Informationsqualität: „Informationen“ oder „Noise“ .......................196 5.5 Zusammenfassung .....................................................................................203 6 – Analyse des Informationstransfers...........................................................205 6.1 Annahmen und Begriffsabgrenzungen ..............................................206 6.2 Anwendung der Inhaltsanalyse .............................................................210 6.2.1 Vorgehensweise ...........................................................................................211 6.2.2 Wahl des Mediums für die Analyse .......................................................213 6.2.3 Gewinnung des Untersuchungsmaterials ..........................................215 6.2.4 Entwicklung des Kategoriensystems ...................................................217 6.2.5 Codierregeln .................................................................................................221 6.2.6 Ankerbeispiele..............................................................................................222 6.2.7 Probecodierung und Codierung ............................................................223 6.2.8 Prüfung der Validität und Reliabilität (Zuverlässigkeit) .................223 6.3 Datenauswertung und Analyse..............................................................224 6.3.1 Statistische Charakteristika ......................................................................224 6.3.2 Allgemeine Muster......................................................................................225 6.3.3 Zusammenhang zwischen den Stellungnahmen und der täglichen Yieldveränderung in Basispunkten (BP) ..........................234 6.4 Analyse der Diskussionen zur erwarteten Entwicklung der Preisstabilität.................................................................................................238 6.4.1 Leitgedanken ................................................................................................239 XIII Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank 6.4.2 Stellungnahmen des FOMC in den Statements zur erwarteten Preisinflation ..........................................................................241 6.4.3 Die Verantwortlichen erzeugen mit ihren Kommentaren Unsicherheit ..................................................................................................251 6.4.4 Die Verantwortlichen befürchten Fehlprognosen in ihren Kommentaren ..............................................................................258 6.4.5 Die Verantwortlichen geben Informationen unvollständig weiter ...............................................................................................................261 6.4.6 Die Verantwortlichen verfügen nur über bruchstückhaftes Wissen zur erwarteten Preisinflation....................................................268 6.4.7 Die Verantwortlichen geben bedenkliche Annahmen zur erwarteten Preisinflation ...................................................................275 6.4.8 Die Verantwortlichen beachten zu wenig gegensätzliche Meinungen der handelnden Akteure am Finanzmarkt .................283 6.4.9 Die Verantwortlichen geben widersprüchliche Informationen zum prognostizierten Trendverlauf ......................................................287 6.4.10 Die Verantwortlichen zeigen bei ihrer Kommunikation mit den Akteuren am Finanzmarkt Uneinheitlichkeit............................296 6.4.11 Die Verantwortlichen geben unzureichende Stellungnahmen zur erwarteten Preisinflation ...................................................................303 6.5 Zusammenfassung .....................................................................................310 7 – Zusammenfassung ..........................................................................................315 7.1 Charakteristika der Akteure am Finanzmarkt ....................................315 7.2 Wie bilden die Akteure ihre Erwartungen? ........................................317 7.3 Wie steuert die Federal Reserve die Erwartungen? ........................318 7.4 Wie stabilisiert die Federal Reserve Bank Marktprozesse? ..........322 7.5 Ideen zum Abbau der aufgezeigten Mankos ....................................329 Literaturverzeichnis ...............................................................................................337 XIV Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Normaler Verlauf der Yieldkurve im April 2004 beispielhaft gewählt mit US-Treasuries beginnend bei einer Fristigkeit von 30 Tagen bis zu 30 Jahren ......... 17 Abbildung 2: Inverser Verlauf der Yieldkurve im Jänner 2001 beispielhaft gewählt mit US-Treasuries beginnend bei einer Fristigkeit von 30 Tagen bis zu 30 Jahren ......... 18 Abbildung 3: Schematische Darstellung der Wendepunkte und der Phasen im Zinszyklus.......................................................... 19 Abbildung 4: Akteure im Finanzmarktgeschehen ...................................... 28 Abbildung 5: Akteure am Marktplatz (Geldgeber/Finanzintermediär -> Interbank > Börse > Interbank > Finanzintermediär/ Geldnehmer).................................................................................. 36 Abbildung 6: Skizze I eines sternförmigen Kommunikationsnetzwerks ..................................................... 40 Abbildung 7: Skizze II eines sozialen Netzwerks in Anlehnung an Kim, 2007 .................................................................................. 43 Abbildung 8: Skizze III eines sozialen Netzwerks in Anlehnung an orgnet.com ............................................................................... 44 Abbildung 9: Skizze IV eines sozialen Netzwerks. Quelle: Borgatti 2006 .................................................................................................. 45 Abbildung 10: Skizze V eines sozialen Netzwerks. Quelle: Borgatti 2006 .................................................................................................. 46 XV Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank Abbildung 11: Elemente der Two-Step-Flow (TSF) Hypothese – Renckstorf 1970. ........................................................................... 55 Abbildung 12: Kontakte der Akteure bei der Bildung von Erwartungen ................................................................................123 Abbildung 13: Abfolge der Kommunikation zwischen zwei geldpolitischen Konferenzen ...............................................140 Abbildung 14: Entwicklung Treasury Yields mit 30-jähriger Restlaufzeit und deren Volatilität auf Jahresbasis ..........188 Abbildung 15: Entwicklung Treasury Yields mit 30-jähriger Restlaufzeit und deren Volatilität auf Tagesbasis ...........191 Abbildung 16: Informationsfluss Federal Reserve – Massenmedien – Meinungsbildner – Investment Community....................207 Abbildung 17: Abfolge der Auswertung des Untersuchungsmaterials .........................................................216 Abbildung 18: US Core Price Index und Stellungnahmen zur Preisstabilität (Juni 2004 bis Juni 2008) .............................226 Abbildung 19: US Core Price Index – Juni 2004 bis Juni 2008. Datenquelle: Bloomberg .........................................................227 Abbildung 20: Stellungnahmen zur Preisstabilität – wer hatte welche Meinung.........................................................................231 Abbildung 21: Stellungnahmen zur erwarteten Entwicklung der Preisstabilität – wer sagte was.......................................232 Abbildung 22: Stellungnahmen zur erwarteten Entwicklung der Preisinflation während der Phasen im Zinszyklus..........233 Abbildung 23: Stellungnahmen zur Preisstabilität vs. tägliche Yieldveränderungen in BP zwischen Juni 2004 bis Oktober 2007 ........................................................................236 Abbildung 24: Verlauf der Core Inflation Rate ..............................................276 XVI Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Vergleich der Federal Reserve (Fed) zu Europäische Zentralbank (EZB) ...................................................................................6 Tabelle 2: Übersicht über die Charakteristika ausgewählter Geldmarktinstrumente in Anlehnung an eine Darstellung der Federal Reserve Bank in New York [FEDNY 1998] .................... 23 Tabelle 3: Übersicht über die Charakteristika ausgewählter Kapitalmarktinstrumente in Anlehnung an eine Darstellung der Federal Reserve Bank in New York [FEDNY 1998] .................... 25 Tabelle 4: Angaben zu den interviewten Akteuren (17 Interviewergebnisse) .................................................................. 84 Tabelle 5: Beispiel für die Bildung einer Kernaussage................................ 89 Tabelle 6: Tagesbeginn – wann erhalten Sie welche Nachricht?............ 91 Tabelle 7: Auswahl von Information und deren Gewichtung ................. 93 Tabelle 8: Bedeutung der Nachrichtenquelle und des Inhalts der erhaltenen Botschaften..................................................................... 95 Tabelle 9: Zuordnung der (Geschäfts-/Vertrags-/Gesprächs-) Partner ..................................................................................................... 98 Tabelle 10: Wann und wie oft kommt es zu einem Informationsaustausch mit anderen Akteuren? ................................ 99 Tabelle 11: Welche Informationen werden mit anderen Akteuren ausgetauscht? .....................................................................................100 XVII Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank Tabelle 12: Nachfrage bei fehlenden/unsicheren Informationen ..........101 Tabelle 13: Vorgehensweise bei der Informationsaufbereitung für die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung ...............103 Tabelle 14: Verlässlichkeit von Antworten für die Bildung von Erwartungen .......................................................................................104 Tabelle 15: Belege zur Vertrauensbildung aus der empirischen Befragung – Wirkung des Informationstransfers ..................108 Tabelle 16: Kontakt zu den Akteuren ................................................................109 Tabelle 17: Inanspruchnahme des Dienstleistungsangebots der Kreditratingagenturen.....................................................................111 Tabelle 18: Informationsbereitstellung durch die Medien .......................112 Tabelle 19: Forschung und Lehre, Zentralbank und Finanzmarktaufsicht, Interessengruppen..........................................................114 Tabelle 20: Handelsaktivitäten ............................................................................115 Tabelle 21: Informationstransfer und Vertrauensbildung – Statements aus der empirischen Datenerhebung ................117 Tabelle 22: Belege aus der empirischen Befragung – Charakteristika Akteur C (1) ...........................................................121 Tabelle 23: Belege aus der empirischen Befragung – Charakteristika Akteur C (2) ...........................................................122 Tabelle 24: Belege aus der empirischen Befragung – Charakteristika Akteur Cn ...............................................................123 Tabelle 25: Belege aus der empirischen Befragung – Charakteristika Akteur Cd ...............................................................124 Tabelle 26: Belege aus der empirischen Befragung – Statements zur Entscheidungsfindung .....................................128 Tabelle 27: Belege aus der empirischen Befragung – Wirkung des Informationstransfers (5) ......................................129 Tabelle 28: Statistische Eigenschaften der täglichen Veränderung der USGG30YR-Volatilität (Zeitraum Dez 86 bis Juni 08).....192 Tabelle 29: Leitzinsentscheidungen mit besonderer Reaktion am Anleihenmarkt ....................................................................................195 XVIII Tabellenverzeichnis Tabelle 30: Leitzinsentscheidungen klassifiziert als „Non-Event“ bzw. als Lieferant von „Informationen“ (Zeitraum Dez. 86 bis Juni 08) .......................................................200 Tabelle 31: Leitzinsentscheidungen, die „Noise“ für den Anleihemarkt lieferten (Zeitraum Dez. 86 – Juni 08)............................202 Tabelle 32: Verteilung der Stellungnahmen zur Preisstabilität nach inhaltlichem Schwerpunkt in der New York Times zwischen Juni 2004 und Oktober 2007 .....................................228 Tabelle 33: Verteilung der Stellungnahmen zur zukünftigen Erwartung der Preisstabilität in der New York Times zwischen Juni 2004 und Oktober 2007 .....................................229 Tabelle 34: Wer gibt welche Stellungnahmen zur Preisstabilität (Juni 2004 bis Oktober 2007) ........................................................230 Tabelle 35: Verteilung der Stellungnahmen zur Preisstabilität in Gegenüberstellung zur Yieldveränderung (Juni 2004 bis Oktober 2007) ..............................................................................236 Tabelle 36: Annahmen/Erklärungen des FOMC in den Statements zum zukünftigen Verlauf der erwarteten Preisinflation ......244 Tabelle 37: Unsicherheit in den Kommentaren I ..........................................253 Tabelle 38: Unsicherheit in den Kommentaren II .........................................254 Tabelle 39: Unsicherheit in den Kommentaren III ........................................255 Tabelle 40: Unsicherheit in den Kommentaren IV........................................256 Tabelle 41: Unsicherheit in den Kommentaren V .........................................256 Tabelle 42: Befürchtung von Fehlprognosen.................................................260 Tabelle 43: Unvollständige Informationsweitergabe I ..............................263 Tabelle 44: Unvollständige Informationsweitergabe II .............................265 Tabelle 45: Unvollständige Informationsweitergabe III .............................266 Tabelle 46: Bruchstückhaftes Wissen zur erwarteten Preisinflation I ....................................................................................269 Tabelle 47: Bruchstückhaftes Wissen zur erwarteten Preisinflation II ....................................................................................270 XIX Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank Tabelle 48: Bruchstückhaftes Wissen zur erwarteten Preisinflation III ..................................................................................271 Tabelle 49: Bruchstückhaftes Wissen zur erwarteten Preisinflation IV ..................................................................................273 Tabelle 50: Bruchstückhaftes Wissen zur erwarteten Preisinflation V ....................................................................................274 Tabelle 51: Stellungnahme zum möglichen Trendverlauf der erwarteten Preisinflation .......................................................293 Tabelle 52: Uneinheitlichkeit in der Kommunikation der Federal Reserve .................................................................................................301 Tabelle 53: Knappe Stellungnahmen zur erwarteten Preisinflation ......308 XX 1 – Einleitung Üblicherweise wird eine Zentralbank durch eine gesetzgebende Gewalt oder durch die gewählte Volksvertretung ins Leben gerufen und der gegenüber ist sie auch verantwortlich. Durch die Übertragung der geldpolitischen Verantwortung legt die gewählte Volksvertretung ein gewichtiges Instrumentarium zur Steuerung der Wirtschaft in die Hände einer unabhängigen Zentralbank. Diese wird damit zu einem entscheidenden Faktor für das Wohlergehen der Bevölkerung. In den Vereinigten Staaten überträgt die Verfassung dem Kongress die Autorität: „Münzen zu prägen und den Wert dafür zu regeln“. Der Kongress delegierte diese Aufgabe im Jahre 1913 mit gewöhnlichem Gesetz an die Federal Reserve. Die politische Kontrolle über die Federal Reserve ist zweigleisig geregelt. Der Kongress definiert die grundlegende Zielsetzung der Geldpolitik. Die Ernennungen in die Funktionen nimmt der Präsident der Vereinigten Staaten nach Anhörung und Zustimmung durch den Senat vor [FOMC 2007]. Das Federal Reserve System1, oft Federal Reserve oder kurz Fed genannt, ist das Zentralbank-System der Vereinigten Staaten. Die Gründung erfolgte mit dem Zweck, ein stabiles Währungs1 Quelle für diese Darstellung: Board of Governors of the Federal Reserve System – http://www.federalreserve.gov/ – abgerufen am 16. April 2013. 1 Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank und Finanzsystem zu etablieren. Die Federal Reserve ist eine unabhängige (nicht zu einem Ministerium gehörende) Behörde der Vereinigten Staaten. Das Federal Reserve System besteht aus den „Federal Reserve Banks“, dem „Board of Governors“ of the Federal Reserve System und dem „Federal Open Market Committee“ (FOMC). Zwölf regionale „Federal Reserve Banks“2 bilden das USZentralbanksystem, das in Form einer Aktiengesellschaft organisiert ist. Die privaten Banken der jeweiligen Distrikte sind kraft Gesetzes Aktionäre der Federal Reserve Bank. Die einzelnen „Federal Reserve Banks“ werden von neun Direktoren geleitet, wobei sechs von diesen direkt aus den Mitgliedsbanken des Distrikts kommen. Das Gremium „Board of Governors“ of the Federal Reserve System ist der Vorstand, somit das oberste Organ des Federal Reserve System der USA. Dieser besteht aus sieben Mitgliedern. Diese werden vom Präsident der Vereinigten Staaten ernannt und vom Senat bestätigt. Aktuell gliedern sich die Aufgaben des Federal Reserve Board in vier grundsätzliche Bereiche: t Durchführung der Geldpolitik für die Vereinigten Staaten durch die Steuerung der Geld- und Kreditpolitik bei gleichzeitiger Verfolgung der im Federal Reserve Act definierten Ziele: „hoher Beschäftigungsstand“, „Preisniveaustabilität“ und „moderate langfristige Zinsen“. t Beaufsichtigung und Regulierung der Banken, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Finanzsystems zu sichern. t Erhaltung der Stabilität des Finanzsystems, um systemische Risiken, die auf den Finanzmärkten entstehen können, zu vermeiden. t Erbringung von Finanzdienstleistungen für Einlageninstitute, die US-Regierung und ausländische, öffentliche Institutionen. 2 2 Sitz in den Bezirken: Atlanta, Boston, Chicago, Cleveland, Dallas, Kansas City, Minneapolis, New York City, Philadelphia, Richmond, San Francisco und St. Louis. 1 – Einleitung Das „Federal Open Market Committee“ (FOMC) ist das wirtschaftspolitisch wichtigste Gremium der Fed und zeichnet für die Geld- und Währungspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika verantwortlich. Das FOMC setzt sich aus zwölf Mitgliedern zusammen: den sieben Mitgliedern des Board of Governors, den Präsidenten von vier der zwölf regionalen Feds (Auswahl nach einem Rotationsprinzip) und dem Präsidenten der New York Fed als ständigem Mitglied. In der aktuellen Praxis kommt das FOMC acht Mal jährlich zu regulären vorangekündigten Meetings in Washington D. C. zusammen. Der geldpolitische Beschluss wird unmittelbar nach dem Meeting in einem „Statement“ in Form einer Pressemitteilung bekanntgegeben. Seit kurzem wird der geldpolitische Beschluss vom Chairman des „Board of Governors“ bei einer Pressekonferenz ergänzend erklärt. Die Protokolle der Sitzungen des FOMC mit den diskutierten Anschauungen, Meinungen und Stellungnahmen der Entscheidungsträger werden ebenso veröffentlicht. Für den interessierten Leser ein vergleichender Blick nach Europa zur Europäische Zentralbank (EZB), dem Europäisches System der Zentralbanken (ESZB) und dem Eurosystem3: Die Gründung der EZB erfolgte am 1. Juni 1998. Seit dem 1. Januar 1999 ist die Europäische Zentralbank (EZB) für die Durchführung der Geldpolitik im Euro-Währungsgebiet – dem zweitgrößten Wirtschaftsraum der Erde nach den Vereinigten Staaten – verantwortlich. t Die Europäische Zentralbank (EZB) ist eine supranationale (staatsübergreifende) Institution, die eine eigene Rechtspersönlichkeit im Sinne des Völkerrechts besitzt. t Das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) umfasst die EZB und die nationalen Zentralbanken aller EU-Mitgliedstaaten unabhängig davon, ob sie den Euro eingeführt haben oder nicht. 3 Quelle: Europäische Zentralbank – http://www.ecb.int/ecb/orga/escb/ html/index.de.html – abgerufen am: 16. April 2013. 3 Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank t t Das Eurosystem besteht aus der EZB und den nationalen Zentralbanken der Länder, die den Euro eingeführt haben. Solange es EU-Mitgliedstaaten gibt, die nicht dem EuroWährungsgebiet angehören, werden das Eurosystem und das ESZB nebeneinander bestehen. Dem Euro-Währungsgebiet gehören die EU-Länder an, die den Euro eingeführt haben. Die Beschlussorgane bei der Europäischen Zentralbank (EZB): t EZB-Rat: Der EZB-Rat ist das höchste Beschlussorgan des Eurosystems. Dieser setzt sich aus den sechs Mitgliedern des EZB-Direktoriums und den Präsidenten/Gouverneuren der nationalen Zentralbanken der Länder des Euro-Währungsgebiets4 zusammen. Die Hauptaufgaben umfassen die Festlegung der Geldpolitik des Eurogebiets und den Erlass von Leitlinien und Beschlüssen, die zur Erfüllung der dem Eurosystem übertragenen Aufgaben notwendig sind. In der Regel tagt der EZB-Rat zweimal pro Monat in Frankfurt am Main. Die Protokolle der Sitzungen des EZB-Rats werden nicht veröffentlicht, der geldpolitische Beschluss wird allerdings unmittelbar nach der ersten Sitzung im Monat bei einer Pressekonferenz ausführlich erläutert. t Direktorium: Das Direktorium ist das Exekutivorgan und umfasst den Präsidenten, den Vizepräsidenten und vier weitere Mitglieder. Dem Direktorium obliegen die Ausführung der Geldpolitik entsprechend der Beschlüsse des EZBRates und die Führung der laufenden Geschäfte der EZB. t Erweiterter Rat: Der Erweiterte Rat umfasst den Präsidenten und den Vizepräsidenten der EZB, die Vertreter 4 4 Aktuell sind dies siebzehn Länder: Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Portugal, Slowakei, Slowenien, Spanien, Zypern. Von den übrigen 11 EU-Staaten sind neun verpflichtet, den Euro einzuführen, sobald diese die vereinbarten Konvergenzkriterien erreichen (ausgenommen Dänemark und Großbritannien) – Stand: Juli 2013. 1 – Einleitung der siebzehn Länder des Euro-Währungsgebiets sowie die Vertreter der elf EU-Staaten5, die den Euro noch nicht eingeführt haben. Der Erweiterte Rat kann als „Übergangsgremium“ gesehen werden. Gemäß der Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank wird der Erweiterte Rat aufgelöst, wenn alle EU-Mitgliedstaaten die gemeinsame Währung eingeführt haben. Das primäre Ziel der EZB ist die Preisniveaustabilität in seinen Mitgliedsländern zu gewährleisten (Art 2 des EG-Vertrages) und nachrangig die Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitik der Gemeinschaft. Um den Geldwert stabil zu halten, regelt die EZB den Geldumlauf mit Hilfe der Geldpolitik. Die Übernahme der gemeinsamen Bankenaufsicht für die Eurozone bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist in Vorbereitung. Die Mitglieder der Beschlussorgane der EZB sind in ihren Handlungen unabhängig. Weder die EZB noch die nationalen Zentralbanken noch ein Mitglied ihrer Beschlussorgane dürfen Weisungen und Einflussnahmen von Organen oder Einrichtungen der Europäischen Union (EU), Regierungen der Mitgliedstaaten der EU oder anderer Stellen annehmen (Artikel 130 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union – AEU-Vertrag). 5 Aktuell sind dies: Bulgarien, Dänemark, Großbritannien, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Schweden, Tschechien, Ungarn – Stand: Juli 2013. 5 Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank Die Unterschiede der beiden Zentralbanken im Überblick zusammengefasst: Federal Reserve System Gründungsjahr Aktionsebene Organe Hauptaufgaben Board of Governors Direktorium Federal Open Market Committee (FOMC) Durchführung der Geldpolitik Erweiterter Rat Beaufsichtigung und Regulierung der Banken Erhaltung der Stabilität des Finanzsystems Oberstes Ziel Nachrangiges Ziel Unabhängigkeit Europäische Zentralbank 1913 1998 National Supranational Federal Reserve Banks EZB-RAT Beschäftigung Festlegung der Geldpolitik des Eurogebiets Sicherung der Finanzmarktstabilität Erlass von Leitlinien und Beschlüssen, die zur Erfüllung der dem Eurosystem übertragenen Aufgaben notwendig sind Bankenaufsicht für die Eurozone (in Vorbereitung: Stand Mai 2013) Preisstabilität Wirtschaftswachstum Währungssicherung Preisstabilität Unterstützung der Konjunktur Berufung des Board of umfangreich gewährleistet Governors Chairman durch den US-Präsidenten Tabelle 1: Vergleich der Federal Reserve (Fed) zu Europäische Zentralbank (EZB) Die vergleichende Darstellung (Tabelle 1) lässt erkennen, dass der Stabilität der Preise und des Wirtschafts- und Finanzsystems bei beiden Zentralbanken jeweils ein sehr hoher Stellenwert zugeordnet ist. Als öffentliche Institution ist eine Zentralbank nicht nur den gewählten Volksvertretern verantwortlich. Unabhängigkeit bedingt 6 1 – Einleitung öffentliche Transparenz und Selbstverantwortung. Verantwortung erfordert Transparenz und Klarheit über die Zielsetzungen. In Analogie daraus muss in einer Demokratie eine Zentralbank berechenbar sein; um berechenbar zu sein, muss eine Zentralbank transparent sein. Die Kommunikation wird dabei als Zentrum für beides gesehen [Blinder 2004]. Eine Zentralbank kann zwar nur einen Zinssatz – normalerweise den für Overnight-Ausleihungen – steuern. Mit der ihr übertragenen Befugnis beeinflusst sie allerdings die Vermögenspreise genauso wie die Zinsen in allen Laufzeitbereichen und den Wechselkurs. Effektive Kommunikation und eine glaubwürdige Aufgabenerfüllung werden als fundamentale Grundlage für die Erreichung der Ziele gesehen. Es ist dies eine zentrale Aufgabe der für die Geldpolitik verantwortlichen Entscheidungsträger innerhalb eines Währungsraums. Aus diesen Gründen besteht für eine Zentralbank das Erfordernis, ihre Ziele, ihre Basisstrategie, mit der sie diese Ziele erreichen möchte, und die Bestimmungsgründe hinter einer speziellen Entscheidung bekannt zu geben. Bei der Umsetzung dieser Parameter sollte allerdings ein Weg gewählt werden, der einem externen Beobachter ermöglicht, die Überlegungen zu verstehen und nachvollziehen zu können. Kapitel 2 bietet einen Überblick über den Finanzmarkt mit einer Skizze seiner Akteure und des Netzwerks, in dem diese handeln. Es wird davon ausgegangen, dass der Finanzmarkt von Selbstinteressen gesteuert wird und dabei starke Signale liefern kann. Derartige Marktsignale kommen in Form von Preisen, in Form von Mengenangaben und in Form von Erklärungen zur Vergangenheit, der Gegenwart und zukünftiger Erwartungen. Dem Preissystem kommt dabei die Ausgleichsfunktion zu. Aus diesem Grunde wird der Markt als starkes Kommunikationsinstrument gesehen. Das Ergebnis soll mithelfen, die Kommunikationsmuster zwischen den Akteuren am Finanzmarkt besser zu erkennen und zugleich ein mögliches unsichtbares Netz an Beziehungen zwischen den Akteuren sichtbarer zu machen. Alternativ soll die 7 Robert Köck: Transparenz und Kommunikation der US-Notenbank höhere Transparenz – aus der Sicht des einzelnen Akteurs – die Entscheidungswege besser erkennen lassen und damit eine Verbesserung der Effizienz ermöglicht werden. Bei der Untersuchung wird geprüft, welche Informationen die Akteure erhalten, wie sie diese interpretieren und ihre Erwartungen bilden, um im Anschluss daran ihre Geschäfte durchzuführen. Gegenwärtig ist sowohl in der wissenschaftlichen Literatur [zum Beispiel: Bernanke 2004; Blinder 1998, 2001 und 2004; Buiter 1999; Cukierman und Melzer 1986; Ehrmann und Fratzscher 2005; Issing 2005; King 1997] als auch in der Praxis der Notenbanken graduell ein Trend zu mehr Offenheit unverkennbar. Die gestellte Aufgabe dieser Arbeit ist die Untersuchung, wie die US Notenbank im Rahmen der Geldpolitik mit dem Finanzmarkt6 kommuniziert, wie die Botschaften von diesem aufgenommen werden und wie der Finanzmarkt darauf reagiert. Ziel der Federal Reserve Bank ist es, dass ihre Botschaften richtig verstanden werden, um Verwerfungen am Markt möglichst gering zu halten. Kapitel 3 gibt einen deskriptiven Überblick zum Begriff Transparenz und den Kommunikationselementen einer Notenbank. Traditionell vertrat in der Vergangenheit die Praxis der Federal Reserve Bank die Meinung, eine Zentralbank sollte generell ihr internes Wissen und ihre Grundlagen nicht bekanntgeben. Der Markt sollte in keiner Weise beeinflusst werden. Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erfolgte ein schrittweises Umdenken hin zu mehr Offenheit und Transparenz7. Um von den Märkten besser verstanden zu werden, versucht das geldpolitische Komitee der Federal Reserve aktuell ihr Image eines „Geheimbundes“ abzulegen. Dieses Kapitel ist ein Review der wissenschaftlichen Literatur bei der Entscheidungsfindung und dem Informationstrans- 8 6 In der Folge wird für den Begriff „Finanzmarkt“ gleichbedeutend die Kurzbezeichnung „Markt“ verwendet. 7 Erste Grundüberlegungen dazu wurden von [Goodfriend 1986] angestellt. 1 – Einleitung fer im Rahmen der Geldpolitik einer Zentralbank im Allgemeinen und der Federal Reserve Bank im Speziellen. Kapitel 4 gibt einen Überblick über den Finanzmarkt aus der Sicht der amerikanischen Notenbank. In den Vereinigten Staaten existieren vielfältige und effiziente Finanzinstrumente einerseits für die Geldveranlagung und andererseits für die Beschaffung von finanziellen Mitteln zur Deckung von Finanzierungserfordernissen. Kapitel 5 untersucht die Volatilität am Anleihenmarkt. Für die Untersuchung wurden die Indexzeitreihe für die 30-jährigen Treasury Bonds (stellvertretend für den Anleihenmarkt) ausgewählt. Als Maß für die Sensitivität der Marktreaktion auf den Informationsfluss wurde die Volatilität der Preise gewählt. Ergänzend wurde dazu untersucht, wie eine Leitzinsentscheidung die Volatilität der Preise beeinflusst. Obwohl diese Untersuchung und weitere Belege [zum Beispiel: Romer und Romer 2000] darauf hindeuten, dass eine von der Federal Reserve veröffentlichte Mitteilung ein wirksamer Teil ihrer Kommunikationspolitik ist, können die darin enthaltenen Informationen unklar sein. Kapitel 6 untersucht den Informationstransfer ausgehend von der Federal Reserve, den Medien und Meinungsbildnern an die Investment Community. Im Besonderen werden die Inhalte des Informationsflusses bei Leitzinsentscheidungen mit überdurchschnittlichen Volatilitätsveränderungen am USD-Anleihenmarkt durchleuchtet. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Informationen den Markt zu verschiedenen Zeitpunkten und aus mehreren Quellen erreichen. Zu einem Teil werden diese direkt von der Federal Reserve Bank an die Investment Community transportiert und zu einem anderen Teil über andere Kanäle weitergegeben. 9