5 Linearverstärker Eine grundlegende Schaltkreisfunktion in der Analogtechnik ist der Linearverstärker. Mit ihm werden schwache Signale verzerrungsfrei verstärkt und aus dem Rauschen herausgehoben. Zunächst erfolgt eine allgemeine Einführung in die Eigenschaften von Linearverstärkern. Die Verstärkerfunktion ist allerdings nur bis zu den Aussteuergrenzen gegeben. Oberhalb der Aussteuergrenzen ist der Verstärker Komparator. Im Weiteren wird in rückgekoppelte Verstärkerschaltungen eingeführt. Die Rückkopplung spielt in nahezu allen Funktionsschaltkreisen gewollt oder nicht gewollt durch parasitäre Einflüsse eine maßgebliche Rolle. Mit geeigneten Rückkopplungsmaßnahmen lassen sich die Eigenschaften von Verstärkerschaltungen beeinflussen. Der Operationsverstärker gilt als einer der wichtigsten Vertreter von Standard-Linearverstärkern. 5.1 Eigenschaften von Linearverstärkern und Makromodelle Linearverstärker lassen sich durch Makromodelle auf der Basis gesteuerter Quellen beschreiben. Je nachdem welche Eigenschaften in einer Anwendung berücksichtigt werden sollen, muss ein dafür geeignetes Modell zugrundegelegt werden. Der Anwender von Modellen muss sehr genau bescheid wissen, für welchen Anwendungsbereich das jeweils verwendete Modell gültig ist. 5.1.1 Grundmodell eines Linearverstärkers Eingeführt wird ein Grundmodell für einen Linearverstärker. Das Grundmodell beschreibt das Schnittstellenverhalten und das frequenzabhängige Übertragungsverhalten. Das Übertragungsverhalten wird durch eine spannungsgesteuerte Spannungsquelle oder durch eine spannungsgesteuerte Stromquelle dargestellt. Die Repräsentation der Schaltkreisfunktion „Linearverstärker“ erfolgt durch ein Symbol in der symbolischen Beschreibungssprache eines Elektroniksystems (Schematic Entry). Um das elektrische Verhalten zu charakterisieren, muss „hinter“ das Symbol ein Modell gelegt werden. Die Referenzierung geschieht meist über Attribute (in PSpice: „Implementation“-Attribute) am Symbol. Das hier verwendete Ersatzschaltbild-Modell (Schematic-View) ist ein Makromodell auf Basis gesteuerter Quellen. Das Makromodell (Bild 5.1-1) legt das Schnittstellenverhalten und das J. Siegl, Schaltungstechnik – Analog und gemischt analog/digital, DOI 10.1007/978-3-642-13304-6_5, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2010 218 5 Linearverstärker Übertragungsverhalten fest. Dabei ist: Z id : Eingangswiderstand; typ. 1M:, parallel dazu ca. 1pF; Z a : Ausgangswiderstand; typ. 100:; v ud : Verstärkung mit v ud = v ud0 e 1 + j f e f 1 ; v ud0 typ. 10 5 . 1 + U id 1’ - Z id Za 2 v ud U id Bild 5.1-1: Symbol, Modell und Modellparameter des Linearverstärkers Allgemein ist der Verstärkungsfrequenzgang des Linearverstärkers anwendungsspezifisch zu modellieren. Man unterscheidet grundsätzlich DC-gekoppelte Verstärker ohne untere Eckfrequenz und AC-gekoppelte Verstärker mit unterer Eckfrequenz. AC-gekoppelte Stufen sind wesentlich einfacher zu realisieren. Offsetprobleme (Gleichspannungsverschiebungen) können dabei leichter beherrscht werden. Dort wo es der Spektralgehalt des Signals zulässt, wird die AC-Kopplung verwendet. Die Modellierung erfolgt u.a. durch eine geeignete Ersatzschaltung auf der Basis eines Makromodells mit gesteuerten Quellen und Elementen zur Nachbildung des Frequenzgangs. Ein typischer Frequenzgangverlauf eines Verstärkers weist ein Tiefpassverhalten erster Ordnung auf. v ud0 (5.1-1) v ud = -------------------------- ; 1 + j f e f1 Bei tiefen Frequenzen beträgt die Verstärkung vud0. Ab der Eckfrequenz f1 ergibt sich ein Verstärkungsabfall um 20dB pro Dekade. Ein Verstärkungsfrequenzgang mit zwei Eckfrequenzen wird beschrieben durch: v ud0 (5.1-2) v ud = ------------------------------------------------------------------ ; 1 + j f e f1 1 + j f e f2 Komplexere Verstärkungsfrequenzgänge haben eine untere Eckfrequenz und obere Eckfrequenzen. Sie weisen damit eine Bandpasscharakteristik auf. v ud unten 1 + j f e f gu v ud unten e v ud mitte v ud = ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- ; 1 + j f e f gu 1 + j f e f go (5.1-3) Bild 5.1-2 zeigt beispielhaft einige typische Verstärkungsfrequenzgänge ohne und 5.1 Eigenschaften von Linearverstärkern und Makromodelle 219 mit unterer Eckfrequenz. Grundsätzlich weisen Verstärker mindestens eine obere Eckfrequenz und damit immer eine endliche Bandbreite auf. v ud0 v ud = -------------------------1 + j f e f1 v ud a) v ud0 dB 0 f1 v ud dB b) f v ud unten 1 + j f e f gu v ud unten e v ud mitte v ud = --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 1 + j f e f gu 1 + j f e f go v ud mitte v ud unten f go f gu f Bild 5.1-2: Frequenzgang eines Linear – Verstärkers; a) DC-gekoppelt mit einer oberen Eckfrequenz; b) AC-gekoppelt mit einer unteren und einer oberen Eckfrequenz v ud0 v ud = ----------------------------------------------------------------- 1 + j f e f1 1 + j f e f2 Z id 1 + - Ce rid @CE @RID 2 GAIN = @VUD0 R1 E1 + + - 1k E 0 C1 GAIN = 1 E2 + + - 0 E GAIN = 1 E3 + + - 0 E R2 3 {1/(6.28k*@F1)} Za 0 1k C2 ra out @RA 0 {1/(6.28k*@F2)} 0 0 Bild 5.1-3: Parametrisierbares Makromodell eines Linearverstärkers Um ein für die lineare DC-, AC- und TR-Analyse geeignetes Modell einzuführen, ist der Verstärkungsfrequenzgang u.a. durch ein Ersatzschaltbildmodell nach- 220 5 Linearverstärker zubilden. Bild 5.1-3 zeigt ein PSpice-Makromodell für einen Linearverstärker mit endlicher Spannungsverstärkung vud0, mit Eckfrequenz f1 und f2, mit endlichem Eingangswiderstand Zid und mit endlichem Ausgangswiderstand Za. Kern des Makromodells ist eine spannungsgesteuerte Spannungsquelle (E1). Die Trennverstärker E2, E3 sind erforderlich, um die Eckfrequenzen und den Ausgangswiderstand unabhängig voneinander einstellen zu können. Dieses Modell enthält allerdings keine Aussteuergrenzen. Bei Übersteuerung können mit diesem Modell Probleme auftreten. Experiment 5.1-1: LVAC2 – Makromodell eines Linearverstärkers mit gesteuerter Spannungsquelle. Dieses Experiment beschreibt einen parametrisierbaren Linearverstärker mit Schematic Model (Bild 5.1-4). Die Parameter für den Eingangswiderstand, den Ausgangswiderstand und die Verstärkung können am Symbol der Instanz anwendungsspezifisch festgelegt werden. Bei einem Verstärker mit Tiefpassverhalten erster Ordnung ist einfach die zweite Eckfrequenz genügend hoch zu setzen, so dass sie im betrachteten Frequenzbereich nicht zur Wirkung kommt. Bild 5.1-4: Linearverstärker in PSpice modelliert durch ein parametrisierbares Schematic Modell mit spannungsgesteuerter Spannungsquelle Den Verstärkungsfrequenzgang zeigt Bild 5.1-7. Bei tiefen Frequenzen beträgt die Verstärkung im Beispiel 1000. Die erste Eckfrequenz des Verstärkungsfrequenzgangs liegt bei 1kHz, die zweite Eckfrequenz bei 100kHz. Da der Verstärker am (+) Eingang angesteuert wird, ist die Phasendrehung der Verstärkung bei tiefen Frequenzen 0o. Oberhalb der ersten Eckfrequenz dreht die Ausgangsspannung gegenüber der Eingangsspannung die Phase um -90o; oberhalb der zweiten Eckfrequenz um -180o. In VHDL-AMS lässt sich für den Linearverstärker ebenfalls ein Makromodell bilden. Bild 5.1-5 zeigt die Modellbeschreibung eines Linearverstärkers mit Ein- 5.1 Eigenschaften von Linearverstärkern und Makromodelle 221 gangsimpedanz (rid, Cid), mit Ausgangsimpedanz (ra), mit einem frequenzabhängigen Verstärkungsfaktor (vud0, f1, f2). library ieee, disciplines; use ieee.math_real.all; use disciplines.electromagnetic_system.all; entity OpAmp is generic ( rid : real := 0.0; -- input resistance cid : real := 0.0; -- input capacirance vud0 : real := 0.0; -- low frequency gain ra : real := 0.0; -- output resistance f1 : real := 0.0; -- f1 of gain f2 : real := 0.0; -- f2 of gain port (terminal plus, minus, output : electrical); end OpAmp; ---------------------------------------------------------architecture Level0 of OpAmp is -- inner terminals terminal n1 : electrical; -- branch quantities quantity vin across icid, irid through minus to plus; quantity vra across ira through n1 to output; quantity vint across iint through electrical_ground to n1; quantity voutput across output to electrical_ground; -- free quantities quantity vx : real; -- constants constant w1 : real := f1 * math_2_pi; constant w2 : real := f2 * math_2_pi; constant num : real_vector := (0 => w1 * w2 * vud0); constant den : real_vector := (w1*w2, w1+w2, 1.0); begin icid == cid * vin'dot; irid == vin/rid; -- vx = vin’ltf(vud0*w1*w2/(w1*w2+(w1+w2)*s+s*s)) vx == vin'ltf(num, den); vint == vx; vra == ira * ra; end Level0; Bild 5.1-5: Modellbeschreibung eines Linearverstärkers (Level0) in VHDL-AMS Der Frequenzgang des Verstärkungsfaktors wird durch vx == vin'ltf(num, den); dargestellt. Dabei ist vin’ltf(num,den) die Laplace-Transformation von vin mit einem normierten Ausdruck bestehend aus Zähler (num) und Nennerausdruck (den). Die Parameter des normierten Zählerausdrucks und Nennerausdrucks werden durch Konstanten deklariert. Diese Modellbeschreibung erlaubt die Verwendung für die DC-Analyse, für die Frequenzbereichsanalyse und auch für die Zeitbereichsanalyse. Bild 5.1-6 erläutert die dargestellte Modellbeschreibung. 222 5 Linearverstärker plus vin rid Cid vin n1 vx ra output vint = vx vud0 Z 1 Z 1 vx -------- = ---------------------------------------------------------------------vin Z1 Z2 + Z1 + Z2 s + s s minus Bild 5.1-6: Erläuterung zur VHDL-AMS Modellbeschreibung des Linearverstärkers 1,0k v ud0 U2 e U1 1,0 f1 f2 1,0m -0o -50o -100o MU e U 2 1 -150o -180o 100Hz 10kHz 1,0MHz Bild 5.1-7: Verstärkungsfrequenzgang des parametrisierbaren Linearverstärkers mit spannungsgesteuerter Spannungsquelle (siehe Bild 5.1-3) mit Parametern gemäß Bild 5.1-4 RG 1 2 U0 + RL U2 Bild 5.1-8: Verstärker mit spannungsgesteuerter Stromquelle Neben einem Makromodell auf der Basis einer spannungsgesteuerten Spannungsquelle gibt es Makromodelle auf Basis einer spannungsgesteuerten Strom- 5.1 Eigenschaften von Linearverstärkern und Makromodelle 223 quelle (Bild 5.1-8). Dieser so beschriebene Linearverstärker ist am Ausgang hochohmig. Ein Transistor (Bipolartransistor oder Feldeffekttransistor) stellt im Normalbetrieb eine spannungsgesteuerte Stromquelle mit der Steilheit gm als Strom-Übertragungsfaktor dar. Experiment 5.1-2: LVAC_I – Makromodell eines Linearverstärkers mit spannungsgesteuerter Stromquelle. Bild 5.1-9: Linearverstärker in PSpice modelliert durch ein parametrisierbares Schematic Modell mit spannungsgesteuerter Stromquelle mit der Steilheit gm 100 U2 e U1 v ud = g m R L 10 1 e ZC a = R L 1,0 -180o -200o MU e U 2 1 -240o -270o 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.1-10: Verstärkungsfrequenzgang des parametrisierbaren Linearverstärkers mit spannungsgesteuerter Stromquelle 224 5 Linearverstärker Das Beispiel-Experiment eines Linearverstärkers mit spannungsgesteuerter Stromquelle zeigt, dass ohne Berücksichtigung der Kapazität Ca hier die Verstärkung (5.1-4) v ud = g m R L __ r a ist. Die Steilheit der spannungsgesteuerten Stromquelle beträgt im Beispiel gm = 1/ (100:). Bei einem Lastwiderstand von 10k: ergibt sich eine Verstärkung von 100. Die Kapazität Ca bildet mit dem Lastwiderstand ein Tiefpassverhalten erster Ordnung. Bei den gegebenen Werten liegt die daraus resultierende Eckfrequenz bei ca. 1,6MHz. Diese Abschätzwerte werden durch das Simulationsergebnis in Bild 5.110 bestätigt. Zusammenfassung: Die Eigenschaften eines Linearverstärkers lassen sich durch ein Makromodell beschreiben. Dies beinhaltet Eigenschaften für das Übertragungsverhalten und für das Schnittstellenverhalten am Eingang und Ausgang. Das Übertragungsverhalten kann durch ein Netzwerk aus gesteuerten Quellen und Tiefpasselementen nachgebildet werden. Grundsätzlich weist ein Verstärker immer mindestens ein Tiefpassverhalten erster Ordnung auf. 5.1.2 Schnittstellenverhalten Um die Auswirkungen des Schnittstellenverhaltens eines Linearverstärkers zu betrachten, wird der Verstärker in einer konkreten Anwendung mit Signalquelle am Eingang und Lastwiderstand am Ausgang betrieben (Bild 5.1-11). Zur Verdeutlichung der Schnittstelle am Eingang wird eine Verstärkerschaltung mit AC-Kopplung zwischen Signalquelle und Verstärker eingeführt. Mit einem in Reihe eingefügten Serien-C können Funktionsschaltkreise voneinander unabhängige Gleichspannungspotenziale (z. B.: V 1 z V 3 ) führen. Das Serien-C bringt ein Hochpassverhalten, welches zusätzlich durch den Eingangswiderstand Z id einer Verstärkerstufe beeinflusst wird. WechselVerstärkerQuelle spannungsLast stufe kopplung RG U0 1 C k1 3 + U2 e U1 2 RL 1 f gu = --------------------------------------2 S Z id C k1 f Bild 5.1-11: Verstärkerstufe mit vorgeschalteter Koppelkapazität Die untere Eckfrequenz ergibt sich aus folgender Bedingung: 1 Z C k1 = ---------Z id (5.1-5) 5.1 Eigenschaften von Linearverstärkern und Makromodelle 225 Aufgrund der Hochpasswirkung der Koppelkapazität Ck1 im Zusammenhang mit der Eingangsimpedanz Zid werden tiefe Frequenzanteile des Eingangssignals unterdrückt. Für eine untere Eckfrequenz von 100Hz reicht eine Koppelkapazität Ck1 von 1,6nF bei einem Eingangswiderstand von 1M:. Wäre der Eingangswiderstand nur 1k:, so müsste für dieselbe Eckfrequenz eine Koppelkapazität von 1,6uF gewählt werden. Diese hohe Koppelkapazität ist vom Bauvolumen her deutlich größer. Zudem weist sie eine tiefere Eigen-Resonanzfrequenz auf. Oberhalb der Eigen-Resonanzfrequenz wird die Koppelkapazität induktiv, sie stellt dann keinen „Kurzschluss“ mehr dar. Insgesamt lässt sich feststellen: Je hochohmiger die Schnittstelle am Eingang des Linearverstärkers ist, desto kleiner kann die Koppelkapazität für AC-Kopplung für eine gegebene untere Eckfrequenz gewählt werden. Experiment 5.1-3: LVCK – Linearverstärker mit AC-Kopplung am Eingang. Das Ergebnis des Experiments in Bild 5.1-12 bestätigt, dass sich bei einem Eingangswiderstand von 1000k: und einer Koppelkapazität von 1,6nF eine untere Eckfrequenz von 100Hz ergibt. Bei tiefen Frequenzen liegt mit Berücksichtigung der Koppelkapazität eine Phasendrehung von +90o vor. Wegen der zwei Eckfrequenzen des Verstärkers und der zusätzlichen Eckfrequenz verursacht durch die Lastkapazität CL (im Experiment parallel zu RL) ergibt sich bei hohen Frequenzen eine Phasendrehung von -270o. 100k U2 e U3 1,0 U2 e U1 1 e ZC k1 = Z id 1 e ZC L = Z a 4,2P 90o 0o -100o MU e U 2 1 MU e U 2 3 -200o -270o 10Hz 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.1-12: Ergebnis der AC-Analyse der Verstärkerstufe nach Experiment 4.1-3 Allgemein ergibt sich ein Übertragungsverhalten für die Verstärkeranordnung: U2 U (5.1-6) ------ = ------3 v ud ; U1 U1 226 5 Linearverstärker Das bisherige Übertragungsverhalten bestimmt sich aus dem Schnittstellenverhalten am Eingang multipliziert mit dem Übertragungsverhalten des Linearverstärkers (ohne Berücksichtigung der Lastkapazität). Eine immer vorhandene Lastkapazität am Ausgang verursacht zusammen mit dem Innenwiderstand am Ausgang Za des Verstärkers ein zusätzliches Tiefpassverhalten. Die obere Eckfrequenz ergibt sich aus der Bedingung: 1 Z C L = -------- ; (5.1-7) Za RG U2 e U1 1 2 + U0 CL f 1 f go = ----------------------------------2 S Za CL Bild 5.1-13: Zusätzliche obere Grenzfrequenz von Verstärkern mit kapazitiver Last Für das Gesamtübertragungsverhalten des Verstärkers erhält man (vgl. auch Bild 5.1-11): U2 U U (5.1-8) ------2 = ------3 v ud --------------------; U0 U1 U 2 innen Im Beispiel ergibt eine Lastkapazität von 16nF mit einem Innenwiderstand am Ausgang Za des Verstärkers in Höhe von 100: eine zusätzliche obere Eckfrequenz von 100kHz. Die Eckfrequenzen f1 und f2 des Verstärkers bleiben davon unberührt. Je niederohmiger die Schnittstelle am Ausgang des Linearverstärkers ist, desto höher liegt die Eckfrequenz verursacht durch eine gegebene Lastkapazität. Zusammenfassung: Das Gesamtübertragungsverhalten eines Verstärkers wird bestimmt durch die Art der Ankopplung am Eingang in Verbindung mit der Eingangsimpedanz des Verstärkers, durch die Übertragungseigenschaften des Verstärkers und durch das Lastverhalten am Ausgang in Verbindung mit der Ausgangsimpedanz des Verstärkers. 5.1.3 Aussteuergrenzen eines Linearverstärkers Jede Schaltungsfunktion ist nur eingeschränkt gültig. Ein Verstärker weist eine endliche Ausgangsaussteuerbarkeit auf. Sie ist im Allgemeinen durch die Versorgungsspannungen des Verstärkers und durch die Auslegung der Treiberstufe am Ausgang gegeben. Zur Berücksichtigung der endlichen Aussteuerbarkeit muss das Makromodell durch Begrenzer ergänzt werden. 5.1 Eigenschaften von Linearverstärkern und Makromodelle 227 Für die im Allgemeinen gegebene größtmögliche Aussteuerbarkeit bis maximal zu den Versorgungsspannungen (im Bild 5.1-14: U2,max = 10V, U2,min = -10V) gibt es Ausnahmen bei Schaltungen mit Speicherelementen im Lastkreis (z.B. induktive Last, Übertrager als Lastkreis). Oft wird die Versorgungsspannung als Aussteuergrenze nicht erreicht. Dies hängt von der Ausgangsstufe ab. Verstärker, die bis zu den durch die Versorgungsspannungen gegebenen Grenzen aussteuerbar sind, nennt man „Rail-to-Rail“ Verstärker. Nachstehend wird angenommen, dass die Versorgungsspannung als Aussteuergrenze erreicht wird. U2 10V HI U 2 max + - U1 0 U2 -10V LO U1 U 2 min Bild 5.1-14: Begrenzungswirkung eines Linearverstärkers bei Übersteuerung Ein Linearverstärker mit niederohmigem Ausgang und mit Verstärkungen von über 1000 besteht im Allgemeinen aus drei Verstärkerstufen. Die erste Verstärkerstufe ist eine spannungsgesteuerte Stromquelle. Die zweite Verstärkerstufe ist ebenfalls eine spannungsgesteuerte Stromquelle deren Rückwirkungskapazität CK von besonderer Bedeutung ist. Die dritte Stufe realisiert den niederohmigen Ausgang, meist bei Verstärkung 1. Zur Vereinfachung kann die zweite und dritte Stufe zu einer spannunsgesteuerten Spannungsquelle zusammengefasst werden. Die spannungsgesteuerte Stromquelle der ersten Stufe weist immer eine Strombegrenzung auf, die spannunsggesteuerte Spannunsgquelle der darauf folgenden Stufe unterliegt einer Spannungsbegrenzung. Bild 5.1-15 zeigt das Makromodell mit Strombegrenzung der ersten Stufe und Spannungsbegrenzung der zweiten Stufe. Z id 1. Stufe Za 2. Stufe CK {1/(6.28*520k*@F1*@VUD0/100)} G1 + - CID RID @CID @RID IN+ OUT+ IN- OUTGVALUE E1 3 R3 0 520k 0 0 IN+ OUT+ IN- OUTEVALUE 5 R5 RA E2 6 + + - 1k C5 E {1/(6.28k*@F2)} 0 0 out - 0 @RA 0 ((@HI+@LO)/2) + ((@HI-@LO)/2) * TANH((-@VUD0/100)*(V(3)/((@HI-@LO)/2))) (20uA)*tanh(V(%IN+,%IN-)/104mV) Bild 5.1-15: Makromodell zur Darstellung der Aussteuergrenzen eines Linearverstärkers; G1 mit Strombegrenzung (erste Stufe) und E1 mit Spannungsbegrenzung (zweite Stufe); obere und untere Aussteuergrenzen: HI und LO 228 5 Linearverstärker Die in einer registrierten Library (z.B. user.lib) abzulegende SubcircuitBeschreibung für das Makromodell ist nachstehend zu entnehmen: .SUBCKT OPV2 + - out + PARAMS: RID=1Meg CID=0.1p VUD0=100k F1=10 F2=1Meg RA=100 HI=5V + LO=-5V R_rid - + {RID} C_Cid - + {CID} G_G1 3 0 VALUE { ({20uA)*tanh((V(+)-V(-))/104mV) } R_R3 3 0 520k E_E1 5 0 VALUE {((({HI})+({LO}))/2) + (((({HI})-({LO}))/2) * + TANH((-{VUD0}/100)*(V(3))/(((({HI})-({LO}))/2))))} R_R2 6 5 1k C_C2 6 0 {1/(6.28k*{F2})} E_E2 8 0 6 0 1 C_CK 3 5 {1/(6.28*520k*{F1}*{VUD0}/100)} R_ra 8 out {RA} .ENDS OPV2 Zur Auflösung der Referenz zum Subcircuit-Modell sind beispielhaft die im Bild 5.1-16 angegebenen Attribute am Symbol geeignet zu setzen. Die Strombegrenzung (im Beispiel auf 20PA) erfolgt durch die spannunsgesteuerte Stromquelle G1 mittels der tanh-Übertragungsfunktion, die Spannungsbegrenzung durch die spannungsgesteuerte Spannungsquelle E1 ebenfalls mit tanhÜbertragungsfunktion. Die Steilheit der ersten Stufe liegt im Beispiel bei 1/5,2k:. Mit dem Eingangswiderstand R3 der zweiten Stufe in Höhe von 520k: ergibt sich eine Verstärkung von 100 für die erste Stufe. Die zweite Stufe weist als Folge davon eine Verstärkung von vud0/100 auf. Zusammen mit dem Widerstand von 520k: am Ausgang der ersten Stufe bestimmt die Rückwirkungskapazität CK die erste Eckfrequenz f1. Die Kapazität CK wird so bestimmt, dass sich die vorgegebene Eckfrequenz f1 einstellt. Das derart erweiterte Makromodell erlaubt auch Anwendungen, bei denen der Verstärker als Komparator verwendet wird. Das in Bild 5.1-3 eingeführte Makromodell ist für Komparator-Anwendungen nicht geeignet. Für das neue Makromodell muss ein Symbol mit zusätzlichen Attributen eingeführt werden. R11 0 U11 1k V1 1 +- 0 Attribute für Schematic-Modell: Implementation OPV2 Implementation Path <Pfadangabe> Implementation Type Schematic View Primitive NO LV1 out U21 + VUD0 = 100k RID = 1G CID = 1p F1 = 10 F2 = 1Meg RA = 1 HI = 5V LO = -5V Attribute für Subcircuit-Modell: OPV2 Implementation Path Implementation Type PSpice Model PSpice Template X^REFDES %+ %- ... Primitive DEFAULT RL1 10k Implementation 0 Bild 5.1-16: Experiment für die Aussteuergrenzen; Linearverstärker mit Angaben der Attribute am Symbol zur Referenzauflösung zum Modell - das PSpice-Template muss lauten: X^REFDES %+ %- % out @MODEL PARAMS: VUD0=@VUD0 F1=@F1 F2=@F2 ... 5.1 Eigenschaften von Linearverstärkern und Makromodelle 229 Experiment 5.1-4: LVAussteuergrenzen – Linearverstärker mit Begrenzungseigenschaft; der Aussteuerbereich des Ausgangssignals ist auf +-5V eingestellt. 5,0mV Eingangsspannung 0V -5,0mV 10V Ausgangsspannung 0V -10V 1ms 3ms 5ms 7ms 9ms Bild 5.1-17: Ergebnis eines Verstärkers mit Berücksichtigung der Aussteuergrenzen Wie bereits erwähnt, werden die maximalen Aussteuergrenzen eines Verstärkers wesentlich bestimmt durch die am Verstärker anliegenden Versorgungsspannungen und die Auslegung der Ausgangsstufe (Treiberstufe) unter Berücksichtigung der Lastverhältnisse. Die Begrenzereigenschaften eines Verstärkers lassen ihn auch als Komparator verwenden. Ein Komparator wird so angesteuert, dass der Verstärker entweder in positiver oder negativer Begrenzung am Ausgang betrieben wird. Im Prinzip stellt der Komparator einen 1Bit-Analog/Digital-Wandler dar. Soll der Verstärker als Linearverstärker mit gegebener Verstärkung arbeiten, so ist der Aussteuerbereich des Eingangssignals so zu wählen, dass der lineare Bereich nicht verlassen wird. Ansonsten ergeben sich Verzerrungen (Klirrfaktor). Wechselt der Aussteuerbereich der Signalquelle (z.B. am Fußpunkt einer Antenne), so ist die Verstärkung so anzupassen, dass die Aussteuergrenzen nicht überschritten werden (Regelverstärker). Die bisher betrachteten Eigenschaften eines Linearverstärkers sollen inclusive der Begrenzungseigenschaften durch eine Modellbeschreibung in der Hardwarebeschreibungssprache VHDL-AMS verwirklicht werden. Bild 5.1-18 zeigt eine Modellbeschreibung mit Begrenzung der Ausgangsaussteuerbarkeit. Dazu müssen zusätzlich die Parameter für die Aussteuergrenzen v_max_p und v_max_n eingeführt werden. Die Modellbeschreibung ist auch ein Beispiel für bereichsabhängige „Simultaneous Statements“. 230 5 Linearverstärker library ieee, disciplines; use ieee.math_real.all; use disciplines.electromagnetic_system.all; entity OpAmp is generic ( rid : real := 0.0; -- input resistance cid : real := 0.0; -- input capacirance vud0 : real := 0.0; -- low frequency gain ra : real := 0.0; -- output resistance f1 : real := 0.0; -- f1 of gain f2 : real := 0.0; -- f2 of gain v_max_p : real := 5.0; -- max pos. output voltage v_max_n : real := -5.0); -- max neg. putput voltage port (terminal plus, minus, output : electrical); end OpAmp; ---------------------------------------------------------architecture Level1 of OpAmp is -- inner terminals terminal n1 : electrical; -- branch quantities quantity vin across icid, irid through minus to plus; quantity vra across ira through n1 to output; quantity vint across iint through electrical_ground to n1; quantity voutput across output to electrical_ground; -- free quantities quantity vx : real; -- constants constant w1 : real := f1 * math_2_pi; constant w2 : real := f2 * math_2_pi; constant num : real_vector := (0 => w1 * w2 * vud0); constant den : real_vector := (w1*w2, w1+w2, 1.0); begin icid == cid * vin'dot; irid == vin/rid; vx == vin'ltf(num, den); -- limitation of the output voltage if vx'above(v_max_p) use vint == v_max_p; elsif not vx'above(v_max_n) use vint == v_max_n; else vint == vx; end use; vra == ira * ra; end Level1; Bild 5.1-18: Modellbeschreibung eines Linearverstärkers (level1) in VHDL-AMS 5.1.4 Rauschen von Verstärkern Jeder Verstärker weist innere Rauschquellen auf, die das wirksame Signal-zuRauschleistungsverhältnis am Ausgang verschlechtern. Nachstehend wird das Rauschen eines Verstärkers mehr unter Systemgesichtspunkten betrachtet. Zur Berücksichtigung des Rauschens werden vorgeschaltete Rauschquellen eingeführt. 5.1 Eigenschaften von Linearverstärkern und Makromodelle 231 Rauschzahl: Nach Einführung von Rauschquellen mit 1/f Verhalten ist nunmehr das Makromodell eines Linearverstärkers um Rauschquellen so zu erweitern, dass ein reales Rauschverhalten eines Verstärkers berücksichtigt werden kann. Bild 5.1-19 veranschaulicht das Systemverhalten eines Linearverstärkers. Das Rauschverhalten des Verstärkers wird charakterisiert durch seine Rauschzahl F. a) P S1 P r1 P S2 P r2 P r zus RG 1 2 v P F U0 2 2 U r1 = U r2 = 4kTR G B P r2 P r1 f f B f2 P r1 = c) ³ f1 RL 2 P S2 P S1 b) ¦ Uri B dP dP r1 § r1· df ; = kT; ©df ¹ df P r2 = v P P r1 + P r zus ; u1 u2 t t Bild 5.1-19: Rauschverhalten eines Verstärkers zur Erläuterung der Rauschzahl; a) Verstärkeranordnung mit äußeren Rauschgrößen, b) Signal- und Rauschleistung am Eingang und Ausgang im Frequenzbereich und im Zeitbereich (c) Das Signal-zu-Rauschleistungsverhältnis bestimmt die Signalqualität; es ist am Eingang und Ausgang definiert durch: S e N 1 = P S1 e P r1 ; (5.1-9) S e N 2 = P S2 e P r2 ; Die Leistung P r1 = kTB stellt die Rauschleistung des Generators dar, PS1 dessen Signalleistung. Die für das Rauschen wirksame äquivalente Rauschbandbreite des Übertragungssystems sei mit B gegeben. Die Signalleistung und die Rauschlei- 232 5 Linearverstärker stung des Generators wird durch den Verstärker um die Leistungsverstärkung vP verstärkt. Der Verstärker verursacht eine Zusatzrauschleistung. Die Rauschzahl gibt an, um wieviel das Signal-zu-Rauschleistungsverhältnis sich verschlechtert aufgrund der Rauschbeiträge des Verstärkers: P S1 e P r1 P r zus (5.1-10) F = --------------------- = 1 + --------------- ; P S2 e P r2 P r1 Ist die Rauschzahl gleich 1 oder 0dB, so liegt kein Zusatzrauschen des Verstärkers vor. Das Signal-zu-Rauschleitungsverhältnis am Eingang und Ausgang ist dann gleich groß. Anders augedrückt ist die Rauschzahl bei bekannter Systembandbreite: P r2 e v P P r2 e v P (5.1-11) F = ------------------ = ------------------ ; P r1 kTB Zur Verdeutlichung soll ein Verstärker mit Rauscheigenschaften untersucht werden. Dazu ist das Makromodell des Verstärkers um eine Rauschspannungsquelle und eine Rauschstromstromquelle zu ergänzen, wie sie bereits eingeführt wurden. Experiment 5.1-5: LV1Noise – Linearverstärker mit Rauschverhalten. GAIN = @VUD0 R1 E1 3 + + - 1k E C1 0 VNoise1 b VVAL = 10nV F0 = 1kHz - a a INoise1 Ce IVAL = 0.1pA F0 = 1kHz@CE RI = 100k GAIN = 1 E2 + + - E 0 {1/(6.28k*@F1)} b + R2 1k 0 GAIN = 1 E3 + + - E 4 C2 0 {1/(6.28k*@F2)} 0 ra 5 out @RA 0 0 Bild 5.1-20: Makromodell eines Linearverstärkers mit Rauschquellen, die 1/f Verhalten aufweisen Die Testschaltung für einen Verstärker zeigt nachstehendes Bild 5.1-21; LVN1 referenziert auf das Makromodell in Bild 5.1-20; VNoise1 und INoise1 referenzieren auf ein Subcircuit-Modell gemäß Bild 3.2-8 und Bild 3.2-12. LVN1 RG V1 +- 100 - 1 LVAC2_N out 2 + RA = 100 VUD0 = 1000 CE = 10p F1 = 10k F2 = 100k CL 16n Bild 5.1-21: Testschaltung für einen Verstärker zur Ermittlung der Rauschzahl Um das Signal-zu-Rauschleistungsverhältnis bilden zu können, muss die wirksame Rauschspannung am Ausgang des Verstärkers ermittelt werden. Dazu ist das spektrale Rauschspannungsquadrat über die Frequenz zu integrieren. Das nachstehende Bild 5.1-22 zeigt das Ergebnis. Die wirksame Rauschspannung am Ausgang 5.1 Eigenschaften von Linearverstärkern und Makromodelle 233 beträgt im Beispiel ca. 3mV. Bei bekannter Signalamplitude lässt sich damit das Signal-zu-Rauschleistungsverhältnis bilden. 10m ³ d fU d 2 r df 100P d 2 U df r 1,0P 10n 1,0n 20Hz 1,0kHz 100kHz Bild 5.1-22: V(ONOISE): Spektrale Rauschspannung an Knoten 2 in V/ Hz der Testschaltung; SQRT(s(V(ONOISE)2)) ist das Ergebnis der Integration am Summenpunkt 2 Rauschanpassung: Weitergehende Untersuchungen zeigen, dass die Rauschzahl abhängig vom Quellwiderstand RG der Signalquelle ist. Es gibt einen optimalen Generatorwiderstand RG,opt für den die Rauschzahl minimal wird. Für diesen Fall ist Rauschanpassung gegeben. Allgemein ist die Bedingung für Rauschanpassung nicht identisch mit der Bedingung für Leistungsanpassung zur Erzielung eines optimalen Leistungsflusses. F F min R G opt RG Bild 5.1-23: Rauschanpassung mit dem optimalen Generatorwiderstand Kettenschaltung von Verstärkern: Besteht ein Verstärker aus mehreren Stufen, so erhält man die Gesamtrauschzahl aus den Beiträgen der einzelnen Stufen. Der Rauschbeitrag der ersten Stufe bestimmt bei hinreichend großer Verstärkung 234 5 Linearverstärker der ersten Stufe ganz wesentlich das Gesamtrauschverhalten. Es ist somit außerordentlich wichtig, die Rauschbeiträge der ersten Stufe zu minimieren, da sie zur Gesamtrauschleistung mehr beiträgt als die nachfolgenden Stufen. P S1 P r1 RG 1 P r zus1 P r zus2 v P1 F 1 v P2 F 2 P S2 P r2 P r zus3 2 v P3 F 3 U0 RL 2 U r1 2 U r2 Bild 5.1-24: Rauschverhalten einer Verstärkerkette Die Gesamtrauschzahl einer Verstärkerkette aus 3 Verstärkern ergibt sich bei bekannten Rauschzahlen der Einzelstufen aus: F2 – 1 F3 – 1 F ges = F 1 + --------------- + --------------------- ; (5.1-12) v P1 v P1 v P2 Zusammenfassung: Wie bereits erwähnt, wird die Gesamtrauschzahl eines Empfängers ganz wesentlich durch die Rauschzahl des Empfangsverstärkers bestimmt. Die Eingangsstufe (Vorverstärker) ist hinsichtlich des Rauschverhaltens auf minimale Rauschzahl zu optimieren, um die Gesamtrauschzahl gering zu halten; sie legt ganz wesentlich das Rauschverhalten des Gesamtsystems fest. Ein Verstärker weist bei einem bestimmten Quellwiderstand (Innenwiderstand des Generators) minimale Rauschzahl auf. Wird der Generator mit einer geeigneten Schaltung auf diesen optimalen Eingangswiderstand angepasst, so spricht man von Rauschanpassung. Der optimale Eingangswiderstand eines Verstärkers ist im Allgemeinen dem Datenblatt eines Verstärkers zu entnehmen. Dynamik: Die Dynamik eines Verstärkers (Bild 5.1-25) beschreibt dessen Aussteuerbarkeit. Nach unten ist die Dynamik begrenzt durch das Rauschen bzw. durch das geforderte Signal-zu-Rauschleistungsverhältnis. Nach oben ist sie begrenzt durch Abweichungen vom Linearverhalten. Diese Abweichung vom Linearverhalten wird im Allgemeinen durch den 1dB-Kompressionspunkt im Datenblatt eines Verstärkers angegeben. Die Grenzsignalleistung ergibt sich aus dem Produkt der Rauschleistung des Generators multipliziert mit der Rauschzahl F. In diesem Falle ist die Signalleistung des Generators P 1g = P r1 + P r zus ; sie hebt sich nicht hinreichend aus dem Rauschen heraus. Beispiele für geforderte Signal-zu-Rauschleistungsverhältnisse (S/N) zur Sicherstellung einer ausreichenden Signalqualität sind: 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker 235 z.B.: Tonsignal mittlerer Güte: Tonsignal mit Studioqualität: (S/N) > 20dB; (S/N) > 40dB. 1dB Kompressionspunkt P2 (dbm) P2(dBm) = 10log(P2/1mW) Dynamik P 1g = F P r1 S e N 1 P 1g P1 (dbm) Bild 5.1-25: Dynamik eines Verstärkers Zusammenfassung: Unter Dynamik versteht man die Aussteuerbarkeit eines Verstärkers. Nach unten ist sie begrenzt durch die Grenzsignalleistung multipliziert mit dem geforderten Signal-zu-Rauschleistungsverhältnis. Die Aussteuergrenze nach oben ist durch Abweichungen vom Linearverhalten des Verstärkers gegeben (Begrenzungseigenschaft). 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker Die Rückkopplung spielt eine entscheidende Rolle für die Bestimmung der Eigenschaften von Verstärkerschaltungen. Mit dem Rückkopplungsnetzwerk können die Eigenschaften von Verstärkern maßgeblich beeinflusst werden. Oft liegen „versteckte“ Rückkopplungspfade durch parasitäre Elemente vor, die im Schaltplan der Verstärkerschaltung nicht ausgewiesen sind. 236 5 Linearverstärker 5.2.1 Rückkopplung allgemein und Schwingbedingung Zunächst wird ein allgemeines rückgekoppeltes System betrachtet. Es besteht aus einem Geradeausverstärker (Linearverstärker charakterisiert durch ein Makromodell), einem Rückkopplungsnetzwerk (charakterisiert durch den Rückkopplungsfaktor k) und die sich daraus ergebende Schleifenverstärkung. Grundsätzlich können sich bei rückgekoppelten Systemen Stabilitätsprobleme ergeben. Die prinzipielle Anordnung ist in Bild 5.2-1 dargestellt. Der Rückkopplungspfad wirkt vom Ausgang der Verstärkeranordnung auf einen Summenpunkt am Eingang. Im Beispiel subtrahiert sich am Summenpunkt die Rückkopplungsspannung zur Eingangsspannung. k g = k v ud Uk U1 U id v ud U2 Bild 5.2-1: Prinzip der Rückkopplung Die Analyse des in Bild 5.2-1 gegebenen rückgekoppelten Systems ergibt: 1. Verhalten des Geradeausverstärkers: U 2 = v ud U 1 – U k ; 2. Verhalten des Rückkopplungsnetzwerks: Uk = k U2 ; Daraus erhält man das Verhalten des rückgekoppelten Systems: U2 v ud 1 1 1 1 v u = ------ = ------------------------ = --- ------------------------------------ = --- ------------------- ; U1 1 + k v ud k 1 + 1 e k v ud k 1+1eg (5.2-1) Dabei ist g = k v ud die Schleifenverstärkung. Das rückgekoppelte System stellt einen neuen Verstärker mit gegenüber dem Geradeausverstärker veränderten Eigenschaften dar. Eine wichtige Größe im rückgekoppelten System ist die Schleifenverstärkung g. Die Schleifenverstärkung wird gebildet aus dem Produkt der Verstärkung des Geradeausverstärkers vud und des Rückkopplungsfaktors k. Ist die Schleifenverstärkung hinreichend groß, so ist die Verstärkung des rückgekoppelten Systems gleich 1/k . Im Beispiel nach Bild 5.2-2 liegt folgender Rückkopplungsfaktor bei genügend hochohmigem Eingangswiderstand des Geradeausverstärkers vor: k = Z1 e Z1 + Z2 ; (5.2-2) 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker 237 Der Summenpunkt ergibt sich in einer realen Verstärkerschaltung beispielsweise durch die in Bild 5.2-2 skizzierte Anordnung betreffs Uid. Im Beispiel ist somit ein Summenpunkt von Spannungen gegeben. Z2 Z1 Uk U id v ud Uk = k U2 U id = U 1 – U k U 2 = v ud U id U2 U1 Bild 5.2-2: Zur praktischen Ausführung des Summenpunktes Eine Gegenkopplung liegt dann vor, wenn die rückgekoppelte Größe der erregenden Größe entgegen wirkt. Um die Wirkung der Rückkopplung zu untersuchen, muss die Rückkopplungsschleife aufgetrennt werden. Es wird dann an der „Trennstelle“ bei offener Schleife eingespeist (Bild 5.2-3). Z2 Z1 Uk U1 v ud U2 Bild 5.2-3: Prinzip der Gegenkopplung Die Schleifenverstärkung g = v ud k bestimmt das Verhalten der Rückkopplung, sie erfährt eine Phasendrehung durch den Geradeausverstärker und durch das Rückkopplungsnetzwerk. Jeder Geradeausverstärker weist einen Verstärkungsfrequenzgang auf, über den das Ausgangssignal nach Amplitude und Phase beeinflusst wird. Bei einem Tiefpassverhalten erster Ordnung des Geradeausverstärkers liegt oberhalb der Eckfrequenz eine Phasendrehung von -90o vor. Hat der Geradeausverstärker zwei Eckfrequenzen im Verstärkungsfrequenzgang, so dreht er die Phase um -180o oberhalb der zweiten Eckfrequenz. Darüber hinaus kann das Rück- 238 5 Linearverstärker kopplungsnetzwerk zusätzlich die Phase der Schleifenverstärkung beeinflussen. Eine Analyse der Schleifenverstärkung g = v ud k ergibt: T eine Gegenkopplung liegt vor, wenn Uk „gegen“ U 1 wirkt; T eine Mitkopplung liegt vor, wenn Uk „mit“ U 1 wirkt. Unter Zugrundelegung der Schleifenverstärkung g: g = v ud k = v ud k exp M v + M k = g exp M g ; ud erhält man die Schwingbedingung aus der Schleifenverstärkung. Das Rückkopplungssystem wird instabil, wenn: U k t U 1 o g t 1; o o 2. M g = M k + M v + 180 = 0 ; 1. (5.2-3) ud Ausgehend vom gegengekoppelten System mit einer Grundphasendrehung von o Mv = 180 ist die Schwingbedingung erfüllt, wenn zusätzlich die Phasendrehung ud0 o M k + M v = 180 beträgt. Gemäß Gl. 5.1-1 berücksichtigt vud nicht die Grundphaud sendrehung bei Rückführung des Rückkopplungssignals an den (-) Eingang. Das rückgekoppelte System wird instabil, wenn die Bedingungen g t 1 und o M k + M v = 180 erfüllt sind. Dies gilt für ein gegengekoppeltes System mit einer ud o Grundphasendrehung von Mvud0 = 180 . Allgemein lautet die Phasenbedingung für o Instabilität M g = 0 bei Rückführung des Rückkopplungssignals an den (+) Eingang des Verstärkers. Eine Selbsterregung tritt bei der Frequenz (und nur bei der Frequenz) auf, bei der die Schwingbedingung erfüllt ist. Zur Untersuchung der Schwingbedingung wird eine Testschaltung (Bild 5.2-4) gewählt. Dazu ist die Rückkopplungsschleife der Testschaltung an geeigneter Stelle aufzutrennen. R2 Uk R1 U1 1k 1 0k LV1 - LVAC2_B U2 out V1 Uk + +- U1 RID = 100k RL RA = 1 00 10 k VUD0 = 1 000k CE = 1 f F1 = 1k F2 = 10 k CL 1 6n Bild 5.2-4: Testschaltung zur Untersuchung der Schwingbedingung bei offener Schleife Die Schleifenverstärkung wird bei aufgetrennter Rückkopplungsschleife untersucht. Im Beispiel ist die Schleifenverstärkung Uk/U1 der Testschaltung im Frequenzbereich bis ca. 300kHz betragsmäßig größer 1. Wie das Ergebnis des Phasenverlaufs der Schleifenverstärkung zeigt, weist die Phase von g bei ca. 34kHz einen Phasenwinkel von 0o auf. Genau bei dieser Frequenz ist die Schwingbedingung für das System erfüllt. Der Geradeausverstärker im Beispiel hat zwei Eckfre- 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker 239 quenzen f1 und f2. Aufgrund der Lastkapazität von 16nF ergibt sich im Zusammenhang mit dem Innenwiderstand am Ausgang Za = 100: des Geradeausverstärkers eine dritte Eckfrequenz bei 100kHz. Damit kann der Geradeausverstärker über den gesamten Frequenzbereich die Phase um bis zu 270o drehen. Wegen der Speisung des Geradeausverstärkers am (-) Eingang liegt eine Grundphasendrehung von 180o vor. Somit reichen zusätzlich 180o Phasendrehung zur Erfüllung der Schwingbedingung. Das Rückkopplungsnetzwerk hingegen dreht nicht die Phase, wegen des rein ohmschen Verhaltens. Experiment 5.2-1: LVSchwingbed_g – Ermittlung der Schleifenverstärkung einer rückgekoppelten Verstärkerschaltung; Analyse der Schwingbedingung im Frequenzbereich. 100k Uk e U1 = g g !1 1,0 Mg = 0 10P 180o 100o MU e U = Mg k 1 0o -90o 300Hz 3,0kHz 30kHz 300kHz 3,0MHz Bild 5.2-5: Ergebnis der Schleifenverstärkung der Testschaltung; bei ca. 30kHz ist die Schwingbedingung nach Betrag und Phase erfüllt Eine TR-Analyse mit einem Eingangssignal von 1mV Amplitude und einer Frequenz von 1kHz ergibt, dass im Beispiel dieses Signal nicht proportional verstärkt wird. Vielmehr zeigt sich eine Eigenfrequenz. Die Eigenfrequenz ist die Frequenz, bei der die Schwingbedingung erfüllt ist. Der Verstärker schwingt bei der Eigenfrequenz mit der Amplitude die durch die Maximalspannung des Geradeausverstärkers vorgegeben ist. Dazu muss das Makromodell mit Begrenzerwirkung verwendet werden. Ansonsten würde die Amplitude der Eigenfrequenz unkontrolliert ohne Begrenzung der Signalamplitude ansteigen. Experiment 5.2-2: LVSchwingbed_AC&TR – Transientenanalyse der rückgekoppelten Schaltung bei erfüllter Schwingbedingung. 240 5 Linearverstärker R2 Uk R1 10k LV1 - 1k LVAC2_B U2 out U1 V1 +- + RID = 10 0k RA = 10 0 RL V UD0 = 10 00 k 10 k CE = 1f F1 = 1 k F2 = 1 0k CL 1 6n Bild 5.2-6: Testschaltung zur Analyse im Zeitbereich mit Selbsterregung In der Praxis stellt sich Selbsterregung ohne ein Eingangssignal bei Erfüllung der Schwingbedingung ein. Aufgrund der Rauscheigenschaften des Verstärkers sind für alle Frequenzen Rauschspannungsbeiträge gegeben. Bei der Frequenz bei der die Schwingbedingung erfüllt ist, „wächst“ aus dem Rauschen die Selbsterregungsfrequenz heraus. Die Amplitude steigt solange, bis der Verstärker in die Begrenzung geht. 1,0mV 0V Eingangssignal -1,0mV 10V 0V Ausgangssignal -10V 0,1ms 0,3ms 0,5ms 0,7ms 0,9ms Bild 5.2-7: Ergebnis der TR-Analyse der Testschaltung; deutlich zeigt sich die Selbsterregung Die Rückkopplung bestimmt die Eigenschaften des rückgekoppelten Systems. Das rückgekoppelte System wird allein durch das Rückkopplungsnetzwerk bestimmt, wenn die Schleifenverstärkung groß genug ist. Mit zunehmender Frequenz sinkt die Schleifenverstärkung, wegen abnehmender Verstärkung des Gera- 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker 241 deausverstärkers. Daraus ergibt sich folgende Grenzbetrachtung für einen gegengekoppelten Verstärker: 1 g »1 v u = --- ; (5.2-4) k Das rückgekoppelte System übernimmt die Eigenschaften des Geradeausverstärkers, bei einer Schleifenverstärkung kleiner als 1: (5.2-5) v u = v ud ; g «1 Im Beispiel von Bild 5.2-6 ist k = 0.0909. Um die Schwingneigung zu beseitigen wird vud0 = 10k, f1 = 1kHz, f2 = 10MHz und die Kapazität Ca = 1,6pF gesetzt. Damit reicht die Phasendrehung der Schleifenverstärkung nicht aus, um im Bereich g ! 1 die Schwingbedingung betreffs der Phase zu erfüllen. Das rückgekoppelte System ist stabil, es stellt sich keine Eigenschwingung ein. Solange g » 1 ist, erhält man für die Verstärkung des rückgekoppelten Systems im Beispiel v u = 1 e k = 11 . Das nachfolgende Experiment bestätigt diese Aussage. Experiment 5.2-3: LVSchwingbed_AC&TR – Frequenzbereichsanalyse der Verstärkerschaltung bei geschlossener Schleife. 1,0k U2 e U1 – Uk g U2 e U1 1,0 10m -0o -50o MU e U – U 2 1 k MU e U 2 1 -100o -150o 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.2-8: Ergebnis der AC-Analyse der Testschaltung mit vud0 = 10k, f1 = 1kHz und f2 = 10MHz; Verhalten des Geradeausverstärkers und des rückgekoppelten Systems Wie man hier sieht, ist im Bereich g ! 1 das Verhalten des rückgekoppelten Systems bestimmt durch 1 e k . Wird g 1 nimmt das rückgekoppelte System die Eigenschaften des Geradeausverstärkers an. Das rückgekoppelte System stellt einen neuen Verstärker mit neuen Eigenschaften dar. Bei der Frequenzbereichsana- 242 5 Linearverstärker lyse des geschlossenen Systems kann direkt keine Aussage über die Stabilität des rückgekoppelten Systems getroffen werden. Die Stabilität ist an der Schleifenverstärkung des offenen Systems zu beurteilen. 5.2.2 Frequenzgang des rückgekoppelten Systems Eine gegengekoppelte Verstärkeranordnung stellt einen neuen Verstärker mit neuen Eigenschaften dar. In dem Maße wie die Verstärkung gegenüber dem Geradeausverstärker reduziert wird, erhöht sich die Bandbreite des rückgekoppelten Systems. Dabei verändern sich auch die Schnittstelleneigenschaften. Wie bereits erwähnt, sind bei genügend großer Schleifenverstärkung die Eigenschaften des rückgekoppelten Systems bestimmt durch das Rückkopplungsnetzwerk. Für das rückgekoppelte System gilt: v ud (5.2-6) v u = ------------------------ = U 2 e U 1 ; 1 + k v ud Mit der Verstärkung des Geradeausverstärkers v ud0 v ud = -------------------------- ; 1 + j f e f1 (5.2-7) wird: v ud0 ------------------------1 + j f e f1 1 1 (5.2-8) v u = ----------------------------------- o v u = --- ------------------------------------------------------------- ; jf k 1 k v ud0 1 + ------------------ + -------------------------1 + -------------------------k v ud0 f 1 k v ud0 1 + j f e f1 Die Bandbreite des rückgekoppelten Systems ist damit f 1 k v ud0 . In dem Maße wie die Verstärkung des rückgekoppelten Systems gegenüber dem Geradeausverstärker vermindert wird, erhöht sich also die Bandbreite. Dies gilt allerdings in der dargestellten Weise nur bei einem Verstärkungsfrequenzgang mit Tiefpassverhalten erster Ordnung. Die Gegenkopplung vergrößert also die Bandbreite. Das Verstärkungs-Bandbreiteprodukt bleibt bei einem Tiefpassverhalten erster Ordnung des Geradeausverstärkers konstant. Experiment 5.2-4: SGK1 – Seriengegengekoppelte Verstärkerstufe mit einem Makromodell, das nur eine Eckfrequenz f1 aufweist und nicht kapazitiv beschaltet ist. Im Beispiel des betrachteten Experiments weist der Geradeausverstärker ein Tiefpassverhalten erster Ordnung auf. Eine kapazitive Last liegt nicht vor, die ansonsten zusätzlich den Phasenverlauf des Geradeausverstärkers beeinflussen würde. Der Geradeausverstärker kann somit maximal die Phase um -900 drehen. Bild 5.2-9 zeigt den prinzipiellen Verlauf des Verstärkungsfrequenzgangs nach Betrag und Phase vom Geradeausverstärker und vom rückgekoppelten System. In Bild 5.2-10 ist die dem Experiment zugrundeliegende Testschaltung dargestellt. 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker vu v ud0 243 v ud 10000 g = k v ud 1000 g 1 ----k 100 10 1 f1 f 1 k v ud0 f ft g !1 g 1 g = 1 0q f1 f – 45q – 90q Mv MU e U 2 1 ud Bild 5.2-9: Frequenz- und Phasengang eines gegengekoppelten Verstärkers R2 100k R1 1- 1k 1+ V1 +- LV1 - LVAC1 out 2 + RID = 1G RA = 1 R3 V UD0 = 1 00 k 1k CE = 1f F1 = 1k Bild 5.2-10: Gegengekoppelte Verstärkerstufe mit einem Geradeausverstärker, der nur eine Eckfrequenz aufweist Das Ergebnis der TR-Analyse zeigt Bild 5.2-11, das der AC-Analyse Bild 5.212. Die Verstärkung des rückgekoppelten Systems beträgt 101, die Bandbreite 244 5 Linearverstärker beträgt 1MHz. Die vorgenannten Abschätzungen betreffs der Verstärkung und der Bandbreite werden durch das Experiment bestätigt. 10mV u1 + 5mV 0V 1,2V u2 0,8V 0,4V 0V 5Ps 15Ps 25Ps 35Ps 45Ps Bild 5.2-11: Ergebnis der TR-Analyse eines gegengekoppelten Verstärkers mit nur einer Eckfrequenz ohne kapazitiver Last 1,0k U 2 e U 1+ 100 1,0 -0o MU e U 2 1+ -25o -50o -75o 10Hz 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.2-12: Ergebnis der AC-Analyse eines gegengekoppelten Verstärkers mit nur einer Eckfrequenz ohne kapazitiver Last 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker 245 Die Rückkopplung verändert auch die Eigenschaften der Schnittstellen am Eingang und Ausgang. Dies hängt von der Art der Rückkopplung ab. Verschiedene Arten von Rückkopplungssystemen werden im Folgenden betrachtet. 5.2.3 Seriengegengekoppelte LV mit gesteuerter Spannungsquelle Die seriengegengekoppelte Verstärkeranordnung macht den Eingangswiderstand hochohmiger gegenüber dem Geradeausverstärker. Nachstehende Schaltung stellt einen seriengegengekoppelten Linearverstärker dar. I1 1 M U id LV v ud U1 Z1 U2 Uk Z2 Bild 5.2-13: Seriengegengekoppelter Linearverstärker M(LV): Z id ; v ud ; Z a = 0 Charakteristisch für die Seriengegenkopplung ist der Summenpunkt von Spannungen am Eingang: U 1 = U id + U k ; (5.2-9) Weiterhin gilt: U 2 = v ud U id U id e Z id + U 2 – U k e Z 2 = U k e Z 1 ; (5.2-10) U1 U2 U2 – U1 U2 U2 ------------------- + ------------------+ ------------------ = ------ – ------------------ ; Z2 v ud Z id v ud Z 2 Z 1 v ud Z 1 Damit erhält man als Ergebnis für die Verstärkung des rückgekoppelten Systems: U Z · § 1 -; ------2 = v u = ¨ 1 + -----2¸ ---------------------------------------------------------------------------------U1 Z + e 1 + Z 2 e Z 1 + Z 2 e Z id 1 1 v © 1¹ ud 1ek Der Eingangswiderstand ergibt sich aus U 1 e I 1 = Z 11: (5.2-11) 246 5 Linearverstärker I 1 = U id e Z id ; U 2 = U id v ud ; U 2 = v u U 1; U1 v ud ------ = Z id ------- = Z id g I1 vu vu I1 -----= Y id -------- ; U1 v ud (5.2-12) Der Eingangswiderstand erhöht sich bei wirksamer Seriengegenkopplung um einen Faktor gegeben durch die Schleifenverstärkung. Will man einen hochohmigen Eingangswiderstand bei einem rückgekoppelten Verstärkersystem erreichen, so ist demzufolge die Seriengegenkopplung zu wählen. Experiment 5.2-5: SerGegkop_V – Ermittlung der Eigenschaften einer seriengegengekoppelten Verstärkerschaltung. R2 R1 1- 1k 1+ V1 +- Abschätzung: 1 0k LV1 - Rückkopplungsfaktor: 0 09; LVAC2 2 out + RID = 1 00 k RA = 1 V UD0 = 10 k CE = 0.01 f F1 = 1 0k F2 = 1 0M e g RL 1k Schleifenverstärkung: 1k; v u = 11; Bandbreite: 10kHz 1k ; Z 11c = 100k: 1k bei tiefen Frequenzen; Bild 5.2-14: Testschaltung für eine seriengegengekoppelte Verstärkerschaltung 100 U 2 e U 1 = 11 U2 e U1 1,0 f 1 = 10MHz 10m -0o MU e U 2 1 -50o -100o -150o 10Hz 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.2-15: Verstärkungsfrequenzgang des seriengegengekoppelten Systems 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker 247 Die Abschätzwerte der Verstärkung werden bestätigt, ebenso die des Eingangswiderstandes (Bild 5.2-16). 100M U 1 e I 1 = 100M: 10M U1 e I1 1,0M U 1 e I 1 = 100k: 100k 10k 10Hz 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.2-16: Eingangswiderstand des seriengegengekoppelten Systems 5.2.4 Seriengegengekoppelte LV mit gesteuerter Stromquelle Der Geradeausverstärker wird jetzt durch eine spannungsgesteuerte Stromquelle beschrieben (Bild 5.2-17). Um das Ergebnis vorwegzunehmen, die seriengegengekoppelte Verstärkeranordnung mit gesteuerter Stromquelle macht den Eingang und den Ausgang hochohmiger im Vergleich zum Geradeausverstärker. Z id U id U1 Uk g m U id Z1 U2 ZL Bild 5.2-17: Seriengegengekoppelter Verstärker mit gesteuerter Stromquelle Es sei Z id o f des Verstärkers, dann gilt: U 1 = U id + g m U id Z 1 = U id 1 + g m Z 1 ; U 2 = g m U id Z L ; Geradeausverstärkung: g m Z L ; (5.2-13) U k = g m U id Z 1 ; Rückkopplungsfaktor: Z 1 e Z L ; Schleifenverst.: g m Z 1 ; 248 5 Linearverstärker Damit erhält man für die Verstärkung des rückgekoppelten Systems: U2 ZL Z gm ZL - = ------------------------- | -----L- = 1 e k ; ------ = --------------------U1 1 + gm Z1 Z1 + 1 e gm Z1 (5.2-14) Für die Bestimmung des Eingangswiderstandes muss Zid berücksichtigt werden: Ux U1 I 1 = ------- = --------------------------------------- ; Z id Z id 1 + g m Z 1 Z 11' = Z id 1 + g m Z 1 ; 1 V1 +- R1 100 (5.2-15) Abschätzung: LVI1 - LVAC1_I out 2 Geradeausverstärkung: 1000; Rückkopplungsfaktor: 0 01; + RID = 100k RA = 100k GM = 1E-1 CE = 1.6p CA = 160p RL 10k Schleifenverstärkung: 10; v u = 100; Bandbreite: 100kHz; Z 11c = 100k: 10 bei tiefen Frequenzen; Bild 5.2-18: Testschaltung für seriengegengekoppelte Verstärkerschaltung; Verstärker mit gesteuerter Stromquelle Der Eingangswiderstand erhöht sich durch Seriengegenkopplung auch bei gesteuerter Stromquelle, konkret um den Faktor 1+gmZ1 (mit gmZ1: Schleifenverstärkung). Mit der Testschaltung von Bild 5.2-18 werden diese Aussagen bestätigt. 100 U 2 e U 1 = 100 U2 e U1 f 1 = 100kHz 1,0 10m 180o 160o MU e U 2 1 120o 90o 10Hz 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.2-19: Verstärkungsfrequenzgang des seriengegengekoppelten Systems (Bild 5.2-18) 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker 249 Experiment 5.2-6: SerGegKop_I – Seriengegengekoppelte Verstärkerschaltung; Verstärker mit gesteuerter Stromquelle. 1,0M U 1 e I 1 = 1M: U1 e I1 100k 10k 10Hz 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.2-20: Eingangswiderstand des seriengegengekoppelten Systems nach Bild 5.2-18 Als nächstes soll der Ausgangswiderstand (Innenwiderstand an der Schnittstelle am Ausgang) des rückgekoppelten Systems bestimmt werden (siehe Bild 5.2-21). Unter der Bedingung Z id » Z 1 ist: I2 1 + gm Z1 = U2 – I2 Z1 e Za ; I2 1 + gm Z1 + Z1 e Za = U2 e Za ; Damit erhält man für den Ausgangswiderstand des rückgekoppelten Systems: U2 ------ = Z a 1 + g m Z 1 + Z 1 e Z a | Z a 1 + g m Z 1 ; I2 (5.2-16) Die Testanordnung zur Bestimmung des Ausgangswiderstandes zeigt Bild 5.221. Dabei wird am Ausgang eingespeist und das Verhältnis U2/I2 gebildet. Im Ergebnis zeigt sich, dass der Ausgangswiderstand des rückgekoppelten Systems bei Seriengegenkopplung deutlich hochohmiger wird. gm I2 Z1 Z id Za I2 Z1 Z1 I2 U2 U2 ------ | Z a 1 + g m Z 1 ; I2 Bild 5.2-21: Zur Bestimmung des Innenwiderstands am Ausgang von seriengegengekoppelten Verstärkers (Zid sei genügend hochohmig) mit gesteuerter Stromquelle 250 5 Linearverstärker 5.2.5 Parallelgegengekoppelte LV mit gesteuerter Spannungsquelle Der parallelgegengekoppelte Verstärker weist am Rückkopplungsknoten am Eingang eine sehr niederohmige Zweigimpedanz aufgrund der Transformationswirkung betreffs Z2 auf (Transimpedanzbeziehung). Der Parallelgegenkopplung liegt ein „Stromsummenpunkt“ am Eingang zugrunde. Im Unterschied zur bisher betrachteten Seriengegenkopplung wird jetzt nicht am (+) Eingang des Verstärkers das Eingangssignal angelegt, sondern an Knoten 1 von Z1. Ik I1 1 Z1 Z2 I id M LV 2 U id U1 U2 Z3 Bild 5.2-22: Parallelgekoppelter Linear-Verstärker M(LV): Zid, vud, Za = 0; Charakteristisch für die Parallelgegenkopplung ist der Summenpunkt der Ströme am Eingang. Es gilt: U 2 e v ud I 1 = I k + ------------------- ; (5.2-17) Z id Zur Herleitung der Verstärkung des rückgekoppelten Systems wird zunächst die Knotenpunktgleichung am Rückkopplungsknoten gebildet. Z3 · § U2 § · I k = ¨ -------- ¨ 1 + -------¸ + U 2¸ e Z 2 ; Z id¹ © v ud © ¹ U2 U2 § Z3 · · Z3 · § U2 § · § ¨ U 1 – -------- ¨ 1 + -------¸ ¸ e Z 1 = ¨ -------- ¨ 1 + -------¸ + U 2¸ e Z 2 + -------- e Z id ; v ud © Z id¹ ¹ Z id¹ v ud © v ud © ¹ © Z2 Z 2· § 1 §§ U 1 ----- = U 2 ¨ 1 + -------- ¨ ¨ 1 + -----¸ Z1 Z 1¹ v ud © © © Z3 · Z2 · · § ¨ 1 + -------¸ + -------¸ ¸ ; Z id¹ Z id¹ ¹ © Damit erhält man für das rückgekoppelte System: U2 Z 1 ------ = v u = -----2 -----------------------------------------------------------------------------------------; U1 Z1 Z 2· § Z3 · Z2 · 1 §§ 1 + -------- ¨ ¨ 1 + -----¸ ¨ 1 + -------¸ + -------¸ Z 1¹ © Z id¹ Z id¹ v ud © © 1 e k – 1 1ek (5.2-18) 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker 251 Die rückgekoppelte Verstärkung ist (1/k – 1) im Gegensatz zur Verstärkung 1/k bei einem seriengegengekoppelten Verstärker. In beiden Fällen wird an Z1 ein Strom von U1/Z1 eingeprägt. Dieser Strom fließt über Z2 und bildet die Ausgangsspannung. Beim seriengegengekoppelten Verstärker wird dazu noch die Eingangsspannung aufaddiert. Das folgende Experiment mit der Testschaltung gemäß Bild 5.223 soll die Parallelgegenkopplung näher untersuchen. Zx N1 V1 +- Abschätzung: R2 R1 1k U1 11+ v u = – 10 ; Bandbreite: 10kHz 1k ; 1 0k LV1 - LVAC2 out Rückkopplungsfaktor: 0 09; N2 Schleifenverstärkung: | 1k ; + RID = 1 0 0k RA = 1 V UD0 = 1 0k CE = 0.0 1f F1 = 10k F2 = 10M eg RL 1k U2 Bei tiefen Frequenzen: 10k: Z 11c = 1k: + ------------- __ 100k: ; 10k Bild 5.2-23: Testschaltung für eine parallelgegengekoppelte Rückkopplung Experiment 5.2-7: ParGegKop_V – Parallelgegengekoppelte Verstärkerstufe mit gesteuerter Spannungsquelle. 100 U2 e U1 1,0 U 2 e U 1 = 10 f 1 = 10MHz 100m 180o MU e U 2 1 90o 0o 10Hz 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.2-24: Verstärkungsfrequenzgang des parallelgegengekoppelten Systems nach Bild 5.2-23 252 5 Linearverstärker Die Abschätzwerte werden durch das Simulationsergebnis in Bild 5.2-24 bestätigt. Als nächstes wird die Zweigimpedanz gebildet aus der Knotenspannung am Knoten 1- und dem Zweigstrom durch den Rückkopplungswiderstand R2 betrachtet. Diese Zweigimpedanz wirkt gegen Masse und schaltet sich zur Eingangsimpedanz Zid parallel. Bei tiefen Frequenzen beträgt der Beitrag der betrachteten Zweigimpedanz im Beispiel 1:. Dies liegt daran, dass am Knoten 1- eine extrem kleine Spannung aufgrund der hohen Verstärkung anliegt. Über den Widerstand fließt aber der (hohe) Strom U2/R2. Umgerechnet auf die „kleine“ Knotenspannung am Eingang 1- wird der Widerstand R2 transformiert um: R2 Z x = ----------------- ; 1 + v ud (5.2-19) Diese Transformation wird „Transimpedanzbeziehung“ genannt. Alle Verstärker, bei denen eine Impedanz (hier R2) zwischen Eingang und Ausgang in der beschriebenen Form vorliegt, weisen diese Transformationseigenschaft auf. Bild 5.2-25 bestätigt die getroffene Abschätzung der Zweigimpedanz. Das folgende Bild 5.2-26 soll die Verhältnisse allgemein veranschaulichen. Dabei geht es um die Ermittlung der Wirkung des Rückkopplungswiderstandes am Eingang und am Ausgang des Geradeausverstärkers. Es zeigt sich, dass die Transformationswirkung nur am Eingang gegeben ist. 100k 10k 1,0k 100 U 1- e I 1 10 U 1- e I 1 = 1: 1,0 10Hz 1,0kHz 100kHz Bild 5.2-25: Eingangswiderstand des parallelgegengekoppelten Systems Für den Eingangsstrom I1 gilt: I 1 = I 1v + 1 + v ud U id Y 2 ; 10MHz 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker 253 Damit erhält man für den Leitwert am Eingang: I1 ------- = Y id + 1 + v ud Y 2 ; U id (5.2-20) Z2 Z2 ---------------1 + v ud I1 I 1v I2 Z2 ----------------------1 + 1 e v ud v ud v ud U id U id Bild 5.2-26: Transimpedanzbeziehung eines rückgekoppelten Verstärkers Der Eingangswiderstand am Rückkopplungsknoten wird durch Parallelgegenkopplung verringert auf Z2/(1 + vud) wenn Zid vergleichsweise hochohmig ist. Bei hohem vud stellt sich eine erhebliche Transformationswirkung des Rückkopplungswiderstandes Z2 am Eingangsknoten ein. Für den Zweigstrom I2 am Ausgang gilt: I 2 = 1 + v ud U id Y 2 ; Damit wird der Leitwert im Ausgangszweig: I2 I2 1 -------------------- = -----= § 1 + --------· Y 2 ; © v ud U id U2 v ud¹ (5.2-21) Wegen 1/vud zeigt sich keine signifikante Transformationswirkung des Rückkopplungswiderstandes am Ausgangsknoten. Z2 Z1 U id Z id Za v ud U id I2 U2 U2 Za -; ------ | Z 1 + Z 2 __ ----------------------I2 1 + k v ud Bild 5.2-27: Zur Bestimmung des Innenwiderstands am Ausgang von rückgekoppelten Verstärkern (Zid sei genügend hochohmig) 254 5 Linearverstärker Der Innenwiderstand am Ausgang bestimmt sich gemäß Bild 5.2-26. Bei genügend hochohmigem Zid ist: U2 1 + k v ud U 2 I 2 = ------------------ + ---------------------------------------- ; Za Z1 + Z2 1 + k v ud I2 1 -----| ------------------ + ------------------------ ; Za U2 Z1 + Z2 (5.2-22) Der Innenwiderstand am Ausgang ist mit einer eigenen Testschaltung gemäß Bild 5.2-27 zu ermitteln. Gl. 5.2-22 zeigt, dass der Ausgangswiderstand Za auf Za/(1+g) bzw. auf Za/(1+kvud) vermindert wird, wobei g die Schleifenverstärkung ist. 5.2.6 Parallelgegengekoppelte LV mit gesteuerter Stromquelle Die Parallelgegengekoppelung macht – wie nachgewiesen – den Eingang des Verstärkers niederohmig wegen der Transimpedanzbeziehung. Bei einem Geradeausverstärker mit gesteuerter Stromquelle wird durch die Parallelgegenkopplung der Innenwiderstand am Ausgang des Verstärkers ebenfalls deutlich niederohmiger als beim Geradeausverstärker. Dazu wird die Testschaltung in Bild 5.2-28 betrachtet. Z2 Z1 1 U1 U id Z id 2 g m U id U2 ZL Bild 5.2-28: Rückgekoppelter Verstärker mit gesteuerter Stromquelle Die Herleitung der Verstärkung des rückgekoppelten Systems erhält man aus: U 1 – U id U id + U 2 U id --------------------- = --------------------- + -------- ; Z1 Z2 Z id U id + U 2 U 2 g m U id = ---------------------- + ------ ; Z2 ZL Für die „innere“ Verstärkung v ud = U 2 e U id des rückgekoppelten Systems ergibt sich: 1 1 v ud = § g m – -----· Z L ------------------------- | g m Z L __ Z 2 ; © Z 2¹ 1 + ZL e Z2 Damit wird aus obiger Beziehung: Z2 Z2 Z2 ½ ­ U 1 ----- = U id ® 1 + ----- + ------- ¾ + U 2 ; Z1 Z 1 Z id ¿ ¯ 5.2 Rückgekoppelte Linearverstärker 255 Somit ergibt sich für die Verstärkung, wie erwartet: Z U2 1 1 ------ = v u = -----2 --------------------------------------------------------- | § 1--- – 1· -----------------------; ©k ¹ U1 Z1 1 Z Z 1 + --------------1 § 2 2· 1 + -------- ¨ 1 + ----- + -------¸ v ud k Z 1 Z id¹ v ud © Als nächstes geht es um die Bestimmung von Z11’: v ud – v u U 1 – U id U1 U2 I 1 = --------------------- = ------ – -------------- = ------------------- U 1 ; Z1 v ud Z 1 Z 1 v ud Z 1 (5.2-23) (5.2-24) Z 11' | Z 1 ; Neben der Schnittstellenimpedanz am Eingang interessiert die Schnittstellenimpedanz am Ausgang des gegengekoppelten Verstärkers mit gesteuerter Stromquelle. Die Bestimmung von Z 22c ergibt sich bei Z id » Z 1 aus Bild 5.2-28 bei U1 = 0, aber mit Za); U2 U2 Z1 Z1 U id = ------------------ U 2 ; I 2 = g m U 2 ------------------ + ------------------ + ------ ; Z1 + Z2 Z1 + Z2 Z1 + Z2 Za Damit erhält man für den Innenwiderstand Z22’ am Ausgang (Ausgangswiderstand) bei genügend hohem Innenwiderstand Za des Geradeausverstärkers: U2 1 Z2 1 Z 22' = ------ = Z 1 + Z 2 ---------------------- | ------ ----- ; I2 1 + gm Z1 gm Z1 (5.2-25) Die Parallelgegenkopplung bei Verstärkern mit gesteuerter Stromquelle verringert also den Ausgangswiderstand Z2 ca. um den Faktor 1 e g m Z 1 . Das folgende Experiment soll diese Aussage bestätigen. Experiment 5.2-8: ParGegKop_I – Bestimmung des Ausgangswiderstandes einer parallelgegengekoppelten Verstärkerschaltung mit gesteuerter Stromquelle. R2 R1 Abschätzung: v u = 10; Bandbreite: 10kHz 1k ; 10k LVI1 - 1k LVAC1_I out Bei tiefen Frequenzen: 10k: Z 22c = ------------------------- = 10: 10; 1k: e 10: V1 N2 + RID = 100k RA = 100k GM = 1E-1 CE = 1f CA = 160p +- Bild 5.2-29: Testschaltung für die Ermittlung des Ausgangswiderstandes Z22’ 256 5 Linearverstärker 1,0k 300 100 U2 e I2 U 2 e I 2 = 100: 30 10 10Hz 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.2-30: Ausgangswiderstand des parallelgegengekoppelten Systems mit gesteuerter Stromquelle gemäß Testschaltung in Bild 5.2-29 Das Beispielergebnis in Bild 5.2-30 bestätigt die Abschätzung. Der Ausgangswiderstand wird niederohmig durch Parallelgegenkopplung. Als Innenwiderstand am Ausgang wirkt näherungsweise Z 2 e g m Z 1 . Der Innenwiderstand des Geradeausverstärkers Za kann im Beispiel vernachlässigt werden. Zusammenfassung: Allgemein zeigt sich, dass durch die Art der Rückkopplung u.a. das Schnittstellenverhalten des rückgekoppelten Systems maßgeblich beeinflusst wird. Soll der rückgekoppelte Verstärker am Eingang hochohmiger werden als der Geradeausverstärker, so ist eine Seriengegenkopplung zu wählen. Umgekehrt bewirkt eine Parallelgegenkopplung einen niederohmigen Eingang am Geradeausverstärker. Ist der Geradeausverstärker eine spannungsgesteuerte Stromquelle, so macht die Seriengegenkopplung den Innenwiderstand am Ausgang hochohmiger, die Parallelgegenkopplung niederohmiger. Damit lassen sich gezielt durch die Art der Rückkopplung Eigenschaften des rückgekoppelten Systems beeinflussen. 5.3 Stabilität und Frequenzgangkorrektur von LV Nach der allgemeinen Stabilitätsbetrachtung von rückgekoppelten Systemen in Abschnitt 5.2.1 soll nunmehr die Stabilität von konkreten Verstärkeranordnungen näher untersucht werden. Ergeben sich Stabilitätsprobleme, so sind geeignete Maßnahmen zu treffen, um die Stabilitätsbedingung hinreichend zu erfüllen. 5.3 Stabilität und Frequenzgangkorrektur von LV 257 5.3.1 Analyse der Schleifenverstärkung Wie bereits bei rückgekoppelten Systemen allgemein ausgeführt, ist die Schleifenverstärkung die Basis zur Analyse der Stabilität des Systems. Die Stabilitätsuntersuchung erfolgt immer anhand der Schleifenverstärkung an der offenen Rückkopplungsschleife. Zur Ermittlung der Schleifenverstärkung muss das rückgekoppelte System an geeigneter Stelle aufgetrennt werden. Das Beispiel in Bild 5.3-1 zeigt ein Rückkopplungssystem mit möglichen Trennstellen zur Analyse der Schleifenverstärkung. Grundsätzlich muss der Eingangswiderstand an der Trennstelle als Lastwiderstand am offenen Ende der Schleife hinzugefügt werden, um dieselben Lastverhältnisse wie bei geschlossener Schleife zu erhalten. Ansonsten würde man in Abhängigkeit der Lage der Trennstelle eine unterschiedliche Schleifenverstärkung erhalten. R2 C1 C 10 c b 1 Z x = R 1 + --------------jZC 10 Zx = R1 R1 a Zx = f Bild 5.3-1: Zum Auftrennen des Rückkopplungspfades mit möglicher Lastkorrektur Im Fall der Trennstelle a) im Bild 5.3-1 ist der Eingangswiderstand sehr hochohmig; es ist am offenen Ende keine Lastkorrektur erforderlich. Bei b) und c) sind Lastkorrekturen mit Zx erforderlich, um dieselben Lastverhältnisse bei offener Schleife zu erhalten, wie sie bei geschlossener Schleife gegeben sind. Die Schleifenverstärkung ist: (5.3-1) g = k v ud ; Dabei ist v ud die Verstärkung des Geradeausverstärkers und k der Rückkopplungsfaktor. Im gegebenen Beispiel erhält man für den Rückkopplungsfaktor: jZC 10 R 1 (5.3-2) k = ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- ; 1 + jZC 10 R 1 + jZC 1 R 2 1 + C 10 e C 1 + jZC 10 R 1 Das Rückkopplungsnetzwerk dreht bei tiefen Frequenzen die Phase um +90o, bei höheren Frequenzen um -90o. Für das betrachtete Beispiel gibt es also eine Frequenz, bei der der Rückkopplungsfaktor eine Phasendrehung um 0o erfährt. Ist bei dieser Frequenz die Verstärkung v ud t 1 e k , so ist die Schwingbedingung erfüllt, 258 5 Linearverstärker sofern die Phase von v ud auch 0o beträgt. An der Schnittstelle ist der „hinzugefügte Lastwiderstand“ Zx bei der Bestimmung des Rückkopplungsfaktors k am offenen Ende der Schleife zu berücksichtigen. 5.3.2 Frequenzgangkorrektur des Geradeausverstärkers Stufe2 Stufe1 Ist die Phasenreserve der Schleifenverstärkung nicht hinreichend, muss eine Frequenzgangkorrektur am Geradeausverstärker oder am Rückkopplungsnetzwerk so vorgenommen werden, dass die eigentliche Schaltungsfunktion nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Das nachstehende Beispiel in Bild 5.3-2 zeigt einen Spannungsfolger mit einem Geradeausverstärker mit Frequenzgangkorrektur an der Schnittstelle zwischen der ersten und zweiten Verstärkerstufe des Geradeausverstärkers. U1 U2 Frequenzgangkorrektur Bild 5.3-2: Zweistufiger Verstärker als Spannungsfolger mit der Möglichkeit zur Frequenzgangkorrektur zwischen der ersten und zweiten Stufe im Innern des Geradeausverstärkers Im Beispiel ist k = 1 und somit ist die Schleifenverstärkung allein durch den Geradeausverstärker bestimmt. Der Geradeausverstärker soll nun im Frequenzgang so beeinflusst werden, dass bei Betrieb als Spannungsfolger hinreichende Stabilität gegeben ist. Dazu ist eine Frequenzgangkorrektur beim Geradeausverstärker erforderlich. Die Frequenzgangkorrektur setzt an der Schnittstelle zwischen der ersten und zweiten Stufe im Innern des Geradeausverstärkers an. Sie muss so ausgelegt werden, dass die erste Eckfrequenz in der Weise verringert wird, dass die Verstärkung bereits auf "1" abgesenkt ist, wenn die zweite Eckfrequenz zum Tragen kommt. Bei dieser Auslegung ist bei Betrieb des rückgekoppelten Systems als 5.3 Stabilität und Frequenzgangkorrektur von LV 259 Spannungsfolger eine Phasenreserve von 45o gewährleistet. Bild 5.3-3 veranschaulicht die Maßnahme zur Frequenzgangkorrektur des Geradeausverstärkers. 105 unkorrigiert v ud 104 103 korrigiert 102 101 100 f 1 Mv ud -90o -180o 10 100 1k 10k 100kHz unkorrigiert f korrigiert M R = 45 q -270o Bild 5.3-3: Zur Frequenzgangkorrektur eines Geradeausverstärkers, so dass bei Betrieb als Spannungsfolger hinreichend Stabilitätsreserve gegeben ist Es gibt Geradeausverstärker die intern frequenzkompensiert sind und welche, die durch externe Beschaltung kompensiert werden können. Zur Frequenzgangkorrektur am Geradeausverstärker wird über nach außen geführte Pins und einer außen anliegenden Beschaltung der Frequenzgang des Geradeausverstärkers geeignet eingestellt. Das folgende Experiment soll den Sachverhalt näher untersuchen. Bild 5.3-4 zeigt die dem Experiment zugrundeliegende Testschaltung. In Bild 5.3-5 ist das Ergebnis des Verstärkungsfrequenzgangs des Geradeausverstärkers dargestellt. Experiment 5.3-1: VSpannungsf_komp1 – Spannungsfolger mit Geradeausverstärker, der zwei Eckfrequenzen aufweist. 260 5 Linearverstärker LV1 - U1 U1 LVAC2 out U2 + RID = 10 0k RA = 1 V1 V UD0 = 1 0k +CE = 1 f F1 = 1k F2 = 10 0k R2 1k U2 Bild 5.3-4: Spannungsfolger – Geradeausverstärker weist zwei Eckfrequenzen f1 und f2 auf 1,0k U2 v ud = -----------------------U 1+ – U 1- 1,0 f1 10m -0o f2 Mv -50o ud g = 1 -100o -150o -180o 100Hz 10kHz 1,0MHz Bild 5.3-5: Frequenzgang des Geradeausverstärkers mit zwei Eckfrequenzen f1 und f2 Der Geradeausverstärker mit zwei Eckfrequenzen f1 und f2 dreht oberhalb der zweiten Eckfrequenz die Phase der Verstärkung bis auf -180o, d.h. aus einem gegengekoppelten System kann potenziell ein mitgekoppeltes System werden. Im gegebenen Beispiel beträgt die Phasenreserve bei g = 1 wenige Grad bis zum Stabilitätsrand. Ein rückgekoppelter Verstärker am Stabilitätsrand betrieben, weist ein ungünstiges Einschwingverhalten im dynamischen Betrieb auf. Es zeigt sich tendenziell bereits die Eigenfrequenz, die aber noch abklingt. Um diesen Sachverhalt zu bestätigen, wird der rückgekoppelte Verstärker mit geringer Phasenreserve in der gegebenen Testschaltung durch einen Spannungssprung beaufschlagt und mittels TR-Analyse untersucht. 5.3 Stabilität und Frequenzgangkorrektur von LV 5,0V 261 u1 2,5V 0V 10V u2 5V 0V -5V 50Ps 150Ps 250Ps Bild 5.3-6: Ergebnis des Spannungsfolgers mit einem Rechtecksignal bei unkompensiertem Geradeausverstärker Das Simulationsergebnis in Bild 5.3-6 zeigt bereits die Schwingneigung des Spannungsfolgers, da sich die Schleifenverstärkung oberhalb 100kHz am Stabilitätsrand befindet. Zur Schwingungserregung wäre ein „Durchschneiden“ der Stabilitätsgrenze von -180o der Schleifenverstärkung erforderlich. Da aber der Verstärker die Phase nur um maximal -180o dreht und das Rückkopplungsnetzwerk die Phase nicht dreht, befindet sich das System am Phasenrand. Eine zusätzliche Eckfrequenz im Übertragungsverhalten des Geradeausverstärkers im Frequenzbereich, wo die Schleifenverstärkung noch größer "1" ist, würde zur Schwingungserregung führen. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn eine Lastkapazität mit dem „Innenwiderstand“ ra des Geradeausverstärkers eine zusätzliche Eckfrequenz im Frequenzbereich der Schleifenverstärkung größer "1" ein Durchschneiden der Phasenbedingung für Instabilität im Phasenverlauf der Geradeausverstärkung bringen würde. Das nachstehende Experiment bestätigt diesen Sachverhalt. Im gegebenen Beispiel stellt sich Selbsterregung ein. Experiment 5.3-2: VSpannungsf_mitCL – Geradeausverstärker mit zwei Eckfrequenzen, mit kapazitiver Last und mit Begrenzereigenschaft. Der Geradeausverstärker der Schaltung Bild 5.3-7 weist mit der kapazitiven Last drei Eckfrequenzen auf und kann somit die Phase um mehr als -180o drehen. Wird die Schaltung mit einem Rechteckimpuls nach Bild 5.3-8 erregt, so ist das Ausgangssignal nicht mehr proportional zum Eingangssignal. Vielmehr zeigt sich eine Eigenfrequenz, genau bei der Frequenz, wo die Schwingbedingung erfüllt ist. 262 5 Linearverstärker LV1 - U1 u1 LVAC2_B out U2 + RID = 10 0k RA = 1 k V1 V UD0 = 1 0k +CE = 1 f F1 = 1k F2 = 10 0k C2 1 .6n u2 Bild 5.3-7: Spannungsfolger mit kapazitiver Last 5,0V u1 2,5V 0V 10V 0V u2 -10V 50ms 150ms 250ms Bild 5.3-8: Ergebnis des Spannungsfolgers angeregt mit einem Rechtecksignal; Geradeausverstärker mit f1 = 10Hz, f2 = 100kHz und kapazitiver Last; es stellt sich Selbsterregung ein Soll die Schwingneigung vermieden werden, so muss der Geradeausverstärker im Frequenzgang kompensiert werden. In der Testschaltung des Beispiels in Bild 5.3-9 wurde die kapazitive Last entfernt, weiterhin liegt jetzt die erste Eckfrequenz nicht bei 1kHz, sondern bei 10Hz. Damit wird bei g = 1 der Phasenrand o M R = 45 . Die Antwort auf ein Rechtecksignal ergibt beim Spannungsfolger ein hinreichend stabiles Ausgangssignal (Bild 5.3-11). Experiment 5.3-3: VSpannungsf_komp2 – Spannungsfolger mit frequenzkompensiertem Geradeausverstärker. 5.3 Stabilität und Frequenzgangkorrektur von LV 263 LV1 - U1 U1 LVAC2 U2 out + RID = 1 00 k V1 RA = 1 V UD0 = 10 k +CE = 1 f F1 = 10 F2 = 10 0k R2 1k U2 Bild 5.3-9: Spannungsfolger mit kompensiertem Geradeausverstärker – f1 ist mit f1 = 10Hz deutlich reduziert, f2 ist unverändert 10k U2 v ud = -----------------------U 1+ – U 1- 1,0 f2 100m -0o -50o -100o Mv MR -150o -180o 100Hz 10kHz ud 1,0MHz Bild 5.3-10: Frequenzgang des Geradeausverstärkers mit zwei Eckfrequenzen f1 und f2 ; f1 ist soweit nach unten verschoben, dass bei Auftreten von f2 die Verstärkung soweit reduziert ist, um eine hinreichende Phasenreserve zu erhalten Das Beispiel zeigt, dass bei geeigneter Frequenzgangkompensation des Geradeausverstärkers (Bild 5.3-10) ein ungünstiges Einschwingen vermieden werden kann. Allgemein gilt: Eine Frequenzgangkorrektur am Geradeausverstärker sollte so ausgelegt sein, dass die Phasenreserve M R der Schleifenverstärkung – das ist die Phase der Schleifenverstärkung M g gemessen bei g = 1 – mindestens 45o beträgt. 264 5 Linearverstärker 5,0V u1 2,5V 0V 8,0V u2 4,0V 0V -4,0V 50Ps 150Ps 250Ps Bild 5.3-11: Ergebnis des Spannungsfolgers mit einem Rechtecksignal bei frequenzkompensiertem Geradeausverstärker mit f1 = 10Hz und f2 = 100kHz 5.3.3 Frequenzgangkorrektur am Rückkopplungsnetzwerk Neben der bisher betrachteten Frequenzgangkorrektur des Geradeausverstärkers kann eine Frequenzgangkorrektur am Rückkopplungsnetzwerk durchgeführt werden. Prinzipiell bestimmt das Rückkopplungsnetzwerk wesentlich die Funktion des rückgekoppelten Systems. Korrekturmaßnahmen am Rückkopplungsnetzwerk müssen so vorgenommen werden, dass die eigentliche Schaltungsfunktion nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Die Frequenzgangkorrektur am Rückkopplungsnetzwerk wird am Beispiel eines Differenziators dargestellt. Eine Korrektur des Rückkopplungsnetzwerks muss mit Bedacht so erfolgen, dass die eigentliche Differenziatorfunktion nicht verfälscht wird. R2 Z1 C1 R1 Uk U1 2 U2 Bild 5.3-12: Analyse der Schleifenverstärkung des Differenziators 5.3 Stabilität und Frequenzgangkorrektur von LV 265 Die Analyse der Schleifenverstärkung ergibt: Uk U2 Uk jM g = ------ = ------ ------ = g e g ; U1 U1 U2 Die Schwingungsbedingung ist gegeben bei g ! 1 und M g = 180q . Die Schleifenverstärkung bestimmt sich im Beispiel aus: § · j Mv + Mk Z1 © ud ¹ g = v ud ------------------ = v ud k = v ud k e ; Z1 + Z2 R 1 + 1 e jZC 1 1 + jZC 1 R 1 g = v ud -------------------------------------------------- = v ud -------------------------------------------------- ; R 1 + R 2 + 1 e jZC 1 1 + jZC 1 R 1 + R 2 (5.3-3) Allgemein kann R 1 « R 2 angenommen werden. v ud 105 1 --k g mit R1 = 1: mit R1 = 10: 10 1 1 e R2 C1 – 90q Z Differenziator M 0q 1 e R1 C1 Mk bzw. Mg mit R1=1: Mv ud M k mit R1=10: M k mit R1=1: M g mit R1=10: – 180q Stabilitätsgrenze M g mit R1=1: Bild 5.3-13: Frequenzgangkorrektur des Rückkopplungspfades am Beispiel des Differenziators 266 5 Linearverstärker Im gegebenen Beispiel (Bild 5.3-14) ist bei R1 = 1: und g = 1 die Phase o o M v = – 90 und M k = – 90 o , d.h. die Phasenreserve beträgt dann M R = 0 . ud Damit wird das System am Phasenrand betrieben mit den sich daraus ergebenden Nachteilen. Im folgenden Experiment wird die Schleifenverstärkung der Testanordnung in Bild 5.3-14 untersucht. Das Ergebnis ist in Bild 5.3-15 dargestellt. R2 C1 16 0n R1 1 0k Uk U1 1 LV1 - LVAC2 U2 out + V1 Uk +- U1 RID = 1 00k RA = 1 V UD0 = 1 00 k CE = 1 f F1 = 1k F2 = 10 M eg RL 1k U2 Bild 5.3-14: Analyse der Schleifenverstärkung des Differenziators Experiment 5.3-4: VDifferenziator_gAnalyse0 – Analyse der Schleifenverstärkung einer Differenziatorschaltung. 100k 1,0k U 1 e k = ------2 Uk U g = ------k U1 U2 e U1 1,0 180o MU e U 2 1 100o MU e U k 1 0o -90o 10Hz MU e U k 2 1,0kHz 100kHz 10MHz Bild 5.3-15: Ergebnis für die Verstärkung des Geradeausverstärkers, sowie von |1/k| und Phasenverlauf des Geradeausverstärkers, des Rückkopplungsnetzwerks und der Schleifenverstärkung Der Phasenverlauf der Schleifenverstärkung M U e U in Bild 5.3-15 zeigt, dass k 1 die Stabilitätsgrenze nicht durchschritten wird, wohl aber ab ca. 10kHz man sich 5.3 Stabilität und Frequenzgangkorrektur von LV 267 nahe an der Stabilitätsgrenze befindet. Allgemein gilt für das gewählte Beispiel für die Verstärkung des rückgekoppelten Systems: 1 1 v u = --- ------------------- ; k 1+1eg jZR 2 C 1 1 + jZC 1 R 1 + R 2 1 - = ---------------------------- + 1; --- = --------------------------------------------1 + jZC 1 R 1 1 + jZR 1 C 1 k (5.3-4) Bei Z ! 1 e C 1 R 2 ist Differenziatorverhalten gegeben. Ist R 1 = 0 , so ist dann 1 e k = jZC 1 R 2 + 1 . Stabilitätsprobleme ergeben sich wegen einer Grundphase von 180o aufgrund der Speisung des Geradeausverstärkers am (-) Eingang bei g ! 1 und M k + M v = M g = 180q . Als nächstes soll der Differenziator im Zeitud bereich analysiert werden. Wie dargelegt wird der Differenziator bei R1 = 0 am Phasenrand betrieben. Es ist demzufolge ein ungünstiges Einschwingverhalten zu erwarten. Das folgende Experiment untersucht den Sachverhalt für die Testanordnung nach Bild 5.3-16. Experiment 5.3-5: VDifferenziator_RKohneR1 – Differenziator ohne Kompensation der Rückkopplungsschleife. Der Geradeausverstärker weist nur eine Eckfrequenz innerhalb des Frequenzbereichs bis g = 1 auf. R2 1 0k C1 16 0n R1 LV 1 - 1 U1 u1 V1 +- LVAC2 U2 out + RID = 1 00 k RA = 1 V UD0 = 10 0k CE = 1f F1 = 1 k F2 = 1 0M e g RL 1k u2 Bild 5.3-16: Differenziator im Zeitbereich Der Zeitverlauf des Eingangssignals der Testschaltung weist eine Dreiecksform auf. Aufgrund der Differenziatorwirkung entsteht daraus ein Rechtecksignal. Die daraus resultierende Ausgangsspannung des Rechtecksignals ergibt sich für die positive Flanke des Eingangssignals aus: u 2 = i C R 2 + u 1 = 160n 10k 0 1V e 100us + u 1 = 1 6V + u 1 ; 1 Es überlagert sich zur Amplitude von 1,6V der zeitliche Momentanwert der Eingangsspannung. Das Ergebnis in Bild 5.3-17 zeigt deutlich, dass wegen der geringen Phasenreserve das Einschwingverhalten ungünstig ist. Um das Einschwingverhalten zu verbessern, muss die Phasenreserve erhöht werden. 268 5 Linearverstärker 100mV u1 Eingangssignal des Differenziators 50mV 0V 5,0V u2 Ausgangssignal des Differenziators 0V -5,0V 50Ps 150Ps 250Ps 350Ps Bild 5.3-17: Ergebnis der Zeitbereichsanalyse mit vud0=100k, f1=1kHz, f2 ohne Einfluss, R2=10k:, C1=160nF, R1 = 1: Zur Verringerung des ungünstigen Einschwingverhaltens wird R1 = 10: gewählt. Damit verändert sich der Phasenverlauf von k so, dass die Phasenreserve der Schleifenverstärkung vergrößert wird. Es sollte sich das Einschwingverhalten deutlich verbessern. Allerdings geht das zu Lasten der eigentlichen Differenziatorfunktion. Die wirksame Bandbreite des Differenziators verringert sich. In der dem folgenden Experiment zugrundeliegenden Testschaltung (Bild 5.3-18) wird das Einschwingverhalten bei Ansteuerung mit einem Dreieckssignal untersucht. Experiment 5.3-6: VDifferenziator_RKmitR1 – Differenziator mit Kompensation der Rückkopplungsschleife. R2 1 0k C1 R1 1 60 n 10 LV 1 - U1 u1 V1 +- LVAC2 U2 out + RID = 1 00 k RA = 1 V UD0 = 10 0k CE = 1f F1 = 1 k F2 = 1 0M e g RL 1k Bild 5.3-18: Analyse des Differenziators im Zeitbereich mit R1 = 10: u2 5.3 Stabilität und Frequenzgangkorrektur von LV 269 Die Kompensation des Rückkopplungspfades mit R1 = 10: in der Weise, dass o die Phasenreserve M R = 45 beträgt, zeigt ein wesentlich verbessertes Einschwingverhalten. Bild 5.3-19 bestätigt den Sachverhalt anhand der Testschaltung. In Bild 5.3-20 ist die Kompensationsmaßnahme am Rückkopplungsnetzwerk mit verschiedenen Widerständen R1 dargestellt. 100mV u1 Eingangssignal des Differenziators 50mV 0V 2,0V u2 Ausgangssignal des Differenziators 0V -2,0V 50Ps 150Ps 250Ps 350Ps Bild 5.3-19: Ergebnis der Zeitbereichsanalyse mit vud0=100k, f1=1kHz, f2 ohne Einfluss, R2=10k:, C1=160nF, R1 = 10: v ud 105 1 --k g mit R1 = 0: mit R1 = 10: mit R1 = 100: 10 1 0,1 1 10 100 f (kHz) Bild 5.3-20: Zur Veranschaulichung der Stabilität des Differenziators mit R1 = 0:, 10: und 100: 270 5 Linearverstärker Würde man bei R1 = 0 einen Geradeausverstärker verwenden, der im gegebenen Beispiel mit f2 =100kHz eine zusätzliche Eckfrequenz aufweist, dann wird die Schwingbedingung erfüllt. Es ergibt sich Selbsterregung. Für den Test muss ein Makromodell für den Geradeausverstärker mit Ausgangsspannungsbegrenzung verwendet werden. Ansonsten würde die Ausgangsamplitude unkontrolliert bei Selbsterregung anwachsen. Bild 5.3-22 veranschaulicht die Verhältnisse zu nachstehendem Experiment gemäß Bild 5.3-21. Experiment 5.3-7: VDifferenziator_RKohneR1_mitf2 – Differenziator ohne Kompensation der Rückkopplungsschleife und mit zweiter Eckfrequenz des Geradeausverstärkers. R2 1 0k C1 R1 LV2 - 1 60 n 1 U1 u1 V1 +- LVAC2_B out U2 + RID = 1 00k RA = 1 V UD0 = 1 00 k CE = 1 f F1 = 1k F2 = 10 0k RL 1k u2 Bild 5.3-21: Analyse des Differenziators im Zeitbereich mit R1 = 1: und einer zweiten Eckfrequenz f2 = 100kHz des Geradeausverstärkers 100mV u1 Eingangssignal des Differenziators 50mV 0V 10V u2 Ausgangssignal des Differenziators 0V -10V 50Ps 150Ps 250Ps 350Ps Bild 5.3-22: Ergebnis der Zeitbereichsanalyse mit vud0=100k, f1=1kHz, f2=100kHz, R2=10k:, C1=160nF, R1 = 1: 5.4 Operationsverstärker 271 Das Ergebnis der Analyse des Differenziators zeigt die erwartete Selbsterregung. Durch geeignete Frequenzgangkorrektur des Rückkopplungspfades kann die Stabilität verbessert werden. Allerdings ist darauf zu achten, dass die eigentliche Funktion des Schaltkreises dadurch nicht verfälscht oder wesentlich beeinträchtigt wird. 5.4 Operationsverstärker Der Operationsverstärker ist mit der wichtigste Vertreter der Linearverstärker. OPs werden als Standard-ICs angeboten. Der Anwender braucht das Innenleben nicht exakt zu kennen. Er benötigt vielmehr genaue Kenntnis von Makromodellen, die die wesentlichen Eigenschaften beschreiben. 5.4.1 Erweiterung des Makromodells Als erstes gilt es, die allgemeinen Eigenschaften eines OP anhand eines geeigneten Makromodells zu verdeutlichen. Ein Makromodell ist ein Funktionsmodell, das die wesentlichen Eigenschaften – insbesondere das Übertragungsverhalten und das Schnittstellenverhalten für DC-, AC- und TR-Analyse – eines konkreten OPs beschreibt. Grundsätzlich besitzt der OP im Allgemeinen einen symmetrischen Eingang bei Ansteuerung mit U11’. Es lassen sich zwei Ansteuerarten, die Gegentaktansteuerung mit U11’ und die Gleichtaktansteuerung mit U1’ unterscheiden (Bild 5.4-1). U 11c 1 U1 1' U 1c U11’: Gegentaktansteuerung U1’: Gleichtaktansteuerung Bild 5.4-1: Ansteuerungsarten eines OP am Eingang: U11’ Gegentaktansteuerung; U1’ Gleichtaktansteuerung Die Gegentaktansteuerung wird mit vud sehr hoch verstärkt; die Gleichtaktansteuerung sollte möglichst unterdrückt werden, das heißt sie wird mit vug nur sehr gering verstärkt. Der Operationsverstärker reagiert damit sehr empfindlich auf Gegentaktsignale, während er Gleichtaktsignale möglichst unterdrücken soll. Um das DC-Verhalten am Eingang real zu beschreiben, müssen geeignete Ersatzquellen zum bereits bekannten Makromodell des Linearverstärkers hinzugefügt werden. Zunächst geht es darum, den realen Eingangsruhestrom IIB1 und IIB1´ am Eingang nachzubilden. Bei OPs mit Bipolartransistoren im Eingangskreis weisen deren Eingänge in Abhängigkeit vom Arbeitspunktstrom und von deren Stromverstärkung Eingangsruheströme auf. Aufgrund innerer Unsymmetrien am Eingang (z.B. ungleiche Basis-Emitterspannungen, siehe Bild 5.1-5) ist eine Ein- 272 5 Linearverstärker gangsoffsetspannung UIO zu berücksichtigen. Das bislang bekannte Makromodell für Linearverstärker M(LV): Z id ;v ud ;Z a muss somit um das reale DC-Verhalten und um das reale Gleichtaktverhalten erweitert werden. Das Gleichtaktverhalten wird durch eine zusätzliche gesteuerte Spannungquelle beschrieben. Bild 5.4-2 zeigt die Erweiterung des bisher betrachteten Makromodells eines Linearverstärkers, erweitert um das reale DC-Verhalten am Eingang und um die Wirkung der Gleichtaktgröße am Ausgang. Die Gegentaktverstärkung nimmt die innere Differenzgröße Uid auf, um sie mit vud verstärkt am Ausgang wirken zu lassen. U I0 1 U1 U 11c I IO -----2 U 1c r id C id U id r ig r ig I IB I IB v ug U 1c ra 2 v ud U id 1c U1 U 11c v ud U id U 1c v ug U 1c Bild 5.4-2: Lineares Makromodell eines OP mit realem DC-Verhalten und Berücksichtigung der Gleichtaktgröße Damit enthält das erweiterte Modell M(OP) eines OP folgende Parameter, eingeteilt in Parametergruppen: Tabelle 5.4 - 1: Parametergruppen des Operationsverstärkers Gruppe Parameter DC -Parameter { U IO ; I IB ; I I0 } AC - Parameter { r id ; C id ; r ig ; v ud ; v ug ; r a } Aussteuerparameter { U a maxp ; U a maxn ; I a max } Versorgungsparameter { IB ; Ss } Slew - Rate - Parameter { SR } 5.4 Operationsverstärker 273 Im Folgenden werden die in einem Datenblatt eines OP enthaltenen typischen Parameter betrachtet. Als erstes sind in Tab.4.4-2 die DC-Parameter aufgelistet, sodann in Tab.4.4-3 die AC-Parameter. Die AC-Parameter sind durch die bereits eingeführten Makromodelle für Linearverstärker weitgehend bekannt. Es kommen einige neue Parameter hinzu, u.a. die Gleichtaktverstärkung vug und das Gleichtaktunterdrückungsverhältnis CMRR (CMRR: Common Mode Rejection Ratio). Tabelle 5.4 - 2: DC-Parameter Parameter Bezeichnung typ. Wert Bemerkung I IB Eingangsruhestrom ca. Mittelwert der Eingangsruheströme I I0 Eingangsoffsetstrom ca. 20nA Differenz dér Eingangsruheströme U I0 Eingangsoffsetspannung ca. 1mV Unsymmetrie der Eingangsstufe I IB = I IB + I IB e 2 + - 100nA I I0 = I IB – I IB + - Tabelle 5.4 - 3: AC-Parameter Parameter Bezeichnung typ. Wert v ud0 Differenzverstärkung ca. v ug Gleichtaktverstärkung ca. CMRR Gleichtaktunterdrückung r id Differenzeingangswiderstand ca. r ig Gleichtakteingangswiderstand ca. C id Eingangskapazität einige pF fT Transitfrequenz ca. 1MHz ra Ausgangswiderstand ca. 100: 10 4 }10 5 d1 10 4 }10 5 10 5 }10 6 : 10 9 : Bemerkung v ud = U 2 e U id v ug = U 2 e U 1' CMRR = v ud e v ug Eingangswiderstand für Differenzansteuerung Eingangswiderstand für Gleichtaktansteuerung Bandbreite-Produkt Im Weiteren sind die Aussteuergrenzen bezüglich Spannung und Strom, sowie u.a. die Versorgungsspannungsempfindlichkeit zu berücksichtigen. Wie bereits beim Linearverstärker dargestellt, sind die Aussteuergrenzen weitgehend durch die Versorgungsspannung UB gegeben. Zusätzlich zeigt sich ein Lasteinfluss. Je niederohmiger der Lastwiderstand am Ausgang ist, desto geringer wird die Aussteuer- 274 5 Linearverstärker barkeit des Verstärkers. Weiterhin wird angegeben der maximale Ausgangsstrom Ia,max. Zumeist ist der Ausgangsstrom durch eine elektronische Strombegrenzung begrenzt. Die Eingangsoffsetspannung UIO ändert sich mit der Versorgungsspannung. Der Parameter SS beschreibt die Änderung der Eingangsoffsetspannung bei geänderter Versorgungsspannung. Schließlich wird im Datenblatt noch die maximale Stromaufnahme bzw. Leistungsaufnahme angegeben. Tabelle 5.4 - 4: Aussteuer- und Versorgungs-Parameter Parameter Bezeichnung typ. Wert Bemerkung U a max Ausgangsaussteuerbarkeit Abhängig von I a max Maximaler Ausgangsstrom Ausgangsstrom wird begrenzt SS Versorgungsspannungsempfindlichkeit IB ca. 20PV e V S S = 'U I0 e 'U B UB ; RL Änderung der Eingangsoffsetspannung bei Änderung der Versorgungsspannung Stromaufnahme Das Großsignalschaltverhalten (Slew-Rate Verhalten) beschreibt der Slew-Rate Parameter SR. Ursache ist die begrenzte Stromergiebigkeit der ersten inneren Verstärkerstufe eines OP. Der Ausgangsstrom der ersten Verstärkerstufe steuert den Eingang der zweiten Verstärkerstufe. Die unvermeidliche Rückwirkungskapazität CK der zweiten Verstärkerstufe erhält bei Vollaussteuerung der ersten Stufe den begrenzten Ladestrom. Wegen i C = C K du 2 e dt führt dies zu einer endlichen Anstiegsgeschwindigkeit der Ausgangsspannung u2, da die Spannung an der Rückwirkungskapazität näherungsweise gleich der Ausgangsspannung ist. Auf das Slew-Rate Verhalten wird noch gesondert eingegangen. Tabelle 5.4 - 5: Slew-Rate-Parameter Parameter SR Bezeichnung typ. Wert Slew Rate ca. 1V e Ps Bemerkung SR = 'U 2max e 't Um die durch die angegebenen Parameter skizzierten Eigenschaften eines OP zu erfassen, muss das bislang eingeführte Makromodell für Linearverstärker erweitert werden. Als erstes ist ein Symbol für den OP einzuführen. Am Symbol sind Attribute anzufügen, um das vom Symbol aus referenzierte Modell mit Modellparametern zu versorgen. Über die Modellparameter werden die Eigenschaften eines OP festgelegt. Aus den Angaben im Datenblatt eines OP lassen sich direkt die Modellparameter bestimmen. 5.4 Operationsverstärker 275 Bild 5.4-3: Symbol eines OP mit Modellparametern Bild 5.4-4 zeigt beispielhaft ein Makromodell eines OP. Die unabhängigen Spannungs- und Stromquellen am Eingang beschreiben die Eingangsoffsetspannung und die realen Ruheströme. Die erste innere Verstärkerstufe wird durch eine spannungsgesteuerte Stromquelle (G1) dargestellt, die zweite innere Verstärkerstufe durch eine spannungsgesteuerte Spannungsquelle (E1). Den Einfluss der Gleichtaktgröße erfasst die spannungsgesteuerte Spannungsquelle (E2). Die Ausgangsspannungsbegrenzung erfolgt durch einen anschließenden Limiter. Schließlich erfolgt die Ausgangsstrombegrenzung durch die Dioden D1, D2 und durch E4 mittels dem Sensorwiderstand rsense. Erste Stufe Gleichtakteinfluss DC-Verhalten und AusgangsspanEingangsimpedanzen Zweite Stufe nungsbegrenzung Ausgangsstrombegrenzung 0 rig+ @RIG Vio + + - Iib1+ 1 + - @UIO @IIB Iio {(@IIO)/2} +- rid @RID 0 CK 0 idc G1 IN+ OUT+ INOUT- {20uA/@SR} 3 E1 IN+ OUT+ INOUT- R1 GVALUE EVALUE 0 0 0 0 260k -(V(3)/100)*@VUD0 + idc 0 @IIB (20uA)*tanh((V(1)-V(2))/52mV) idc Iib1- 0 2 rig@RIG @UAMAXP 4 E2 IN+ OUT+ INOUT- 0 5 1 6 ra {(@RA)-0.7/@IMAX} rsense 7 0 @UAMAXN V(4)+V(2)*@VUG D1 D2 + - 0 out {0.7/@IMAX} EVALUE 0 E4 + E GAIN = 1 0 Bild 5.4-4: Makromodell eines Operationsverstärkers Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einem Verhaltensmodell und einem Strukturmodell. Das Makromodell in Bild 5.4-4 stellt ein Verhaltensmodell dar. Das Verhalten wird beschrieben durch unabhängige Quellen und gesteuerte Quellen. Vorgegebene Eigenschaften lassen sich im Makromodell durch geeignete Parameter direkt einstellen. Der OP selbst besteht real aus zwei Verstärkerstufen und 276 5 Linearverstärker einer Treiberstufe (Beispiel in Bild 5.4-5). Mit einer Begrenzerstufe (Limiter) wird die Ausgangsspannung auf Ua,maxp bzw. Ua,maxn begrenzt. Die Differenzspannung zwischen Knoten 1 und Knoten 2 nimmt die erste Verstärkerstufe auf; sie stellt mit G1 eine spannungsgesteuerte Stromquelle dar. Die Stromergiebigkeit dieser ersten Stufe ist mit einer tanh-Funktion begrenzt. Deren Steilheit gm beträgt im Beispiel 20PA/52mV, das sind 1/2,6k:. Mit dem Lastwiderstand von 260k: ergibt sich für die Verstärkung der ersten Stufe eine Verstärkung von 100. Der maximale Strom Ix an Knoten 3 ist aufgrund der tanh-Funktion begrenzt auf 20PA. Diese Strombegrenzung der ersten Stufe ist Voraussetzung zur Darstellung des realen Slew-Rate Verhaltens. Die Bandbreite des Verstärkers wird durch die Rückwirkungskapazität CK begrenzt. Wegen der Transimpedanzbeziehung wirkt die Rückkopplungskapazität CK mit C K 1 + v ud0 e 100 . Mit der Last von 260k: ergeben 40pF 1000 eine Eckfrequenz im 10Hz-Bereich. Ab dieser Eckfrequenz liegt ein Tiefpassverhalten erster Ordnung vor. Die Spannungsbegrenzung erfolgt durch den Block E3. Dieser weist eine Verstärkung von 1 auf mit Ausgangsspannungsbegrenzung auf "+-" Uamax. Block E4 mit einer Verstärkung von 1 ist Teil der Strombegrenzung. Bei Ausgangsströmen kleiner 0,7V/rsense ist die Strombegrenzung wirkungslos. Größere Ströme fließen über die Dioden D1 bzw. D2 ab. Wegen rsense muss der Ausgangswiderstand auf den Wert ra – rsense korrigiert werden. Mit diesem Makromodell lassen sich die wesentlichen Eigenschaften (DC-Verhalten, AC-Verhalten bei Gegentakt- und Gleichtaktansteuerung, Slew-Rate Verhalten, Spannungsbegrenzung und Strombegrenzung) eines OP darstellen. Der Vorteil dieses Modells ist, dass sich die Datenblattangaben direkt abbilden lassen. Das Makromodell ist gegenüber dem nachfolgenden Schematic-Modell ein Funktionsmodell auf abstrakterer Ebene. Die Eigenschaften eines käuflichen Funktionsbausteins werden in einem Datenblatt ausgewiesen. Das Datenblatt enthält allgemein Aussagen zu: T „Absolute Maximum Ratings“; T „Electrical Characteristics“ in Tabellenform; T Typische Kennlinien zur Darstellung von Kenngrößen in Abhängigkeit von u.a. Temperatur, Frequenz, Lasteinfluss, Versorgungsspannungsschwankungen, Exemplarstreuungen. T Typische Anwendungen. Das Datenblatt stellt in gewisser Weise eine „Vertragsgrundlage“ mit zugesicherten Eigenschaften seitens des Herstellers dar. In Applikationsschriften werden vom Hersteller typische Anwendungen vorgestellt und beschrieben. Aus den „Maximum Ratings“ ergeben sich die Grenzwerte hinsichtlich Versorgungsspannung, Eingangsspannungsbereich, Temperaturbereich, Lagertemperatur und ESD Schutz (Schutz gegen elektrostatische Überspannungsimpulse). Sämtliche Parameter sind Exemplarstreuungsschwankungen unterworfen und im Allgemeinen abhängig von Temperatur, Last, Versorgungsspannung und Betriebsfrequenz. 5.4 Operationsverstärker M(OP): 277 (vud, vug, Zid, Za, rig, UIO, IIO, IIB, Ua,maxp, Ua,maxn, SR) = f(Exemplar; Alterung; T; RL; UB; f) In der Zusammenstellung von Kennlinien eines OP werden einzelne Parameter und deren wichtigste Einflussgrößen in Diagrammen dargestellt. Erste Stufe Arbeitspunkteinstellung Zweite Stufe Treiberstufe +10V CK Ix 20PA -10V Bild 5.4-5: „Innere“ Schaltungstechnik des altbekannten Operationsverstärkers uA741 Neben den OP-Verstärkern mit Eingangsstufen ausgeführt mit Bipolar-Transistoren gibt es auch OP-Verstärker, deren Eingangsstufen mit Feldeffekt-Transistoren ausgeführt sind. Selbstverständlich lassen sich OP-Verstärker auch mit MOSTransistoren realisieren. Sehr häufig erhält man von Komponenten-Anbietern für OPs das "Boyle"-Makromodell. Ein typisches Beispiel dafür zeigt Bild 5.4-6. Das "Boyle"-Makromodell beschreibt die Eingangsstufe mit einer diskreten Differenzstufe aus Bipolar-Transistoren oder Feldeffekt-Transistoren, je nach Ausführung des OP-Verstärkers. Die weiteren Stufen werden mit gesteuerten Quellen nachgebildet. Die Gleichtaktverstärkung beschreibt die Sromquelle Gcm gesteuert durch Ve. Die Differenzverstärkung entsteht durch die Stromquellen Ga gesteuert durch Va und Gb gesteuert durch Vb. G.R. Boyle, B.M. Cohn, D.O., Pederson, J.E. Solomon: "Macrcomodelling of Integrated Circuit Operational Amplifiers", IEEE Journal of SolidState Circuits, SC-9, 353 (1974) 278 5 Linearverstärker Zur Veranschaulichung des Makromodells sollen einige Eigenschaften diskutiert werden. Der Strom IEE bestimmt den Arbeitspunkt der Transistoren Q1 und Q2. Damit ist auch indirekt der Eingangsruhestrom mit IC/B festgelegt. Bei unterschiedlichen Stromverstärkungen erhält man unterschiedliche Eingangsruheströme. Mit Ga = 1/RC ist der maximale Ladestrom der Kapazität C2 gleich dem doppelten Kollektorstrom. Der Kollektorstrom ist begrenzt, er kann maximal IEE sein. Der begrenzte Ladestrom für C2 verursacht das Slew-Rate Verhalten. Für den Slew-Rate Parameter gilt somit SR = 2IC/C2. Die Differenzverstärkung bei unteren Frequenzen ist G a R 2 G b R 02 . Die Eckfrequenz f1 ergibt sich für die Frequenz, bei der R2 gleich dem kapazitiven Widerstand von C 2 1 + G b R 02 ist. Die Dioden D1 und D2 begrenzen den Ausgangsstrom. Die Spannung an Knoten 5 ist gleich der Ausgangsspannung. Erreicht aufgrund des steigenden Ausgangsstroms der Spannungsabfall an R01 die Flussspannung, so wird D1 leitend, der Ausgangsstrom ist begrenzt. Kehrt sich der Strom um, so fließt über D2 der überschüssige Strom ab. Die Dioden D3 und D4 limitieren mit VE und VC die Ausgangsspannung. V CC 7 R C1 C1 R2 Va Q1 R E1 Q2 Ve I EE CE VC R C2 R E2 G cm V e + Vb C2 Ga Va Gb Vb R2 RE Vc D3 R 01 D1 D2 5 R 02 6 D4 1 V6 VE V EE Bild 5.4-6: "Boyle" Macromodel für den OP-Verstärker uA741 5.4.2 Gleichtaktunterdrückung und Aussteuergrenzen von OPs An praktischen Beispielen sollen die Auswirkungen der Gleichtaktansteuerung und der Aussteuergrenzen dargestellt werden. Als erstes wird eine Testschaltung zur Darstellung der Gleichtaktunterdrückung des Eingangssignals betrachtet. Die Testschaltung zeigt Bild 5.4-7. Das Testbeispiel zur Gleichtaktunterdrückung enthält eine Gleichtaktansteuerung und eine Gegentaktansteuerung. Es zeigt deutlich, dass die Gleichtaktgröße mit 50Hz Signalfrequenz sich nicht auf den Ausgang auswirkt, sie wird unterdrückt. Am Ausgang ist nur die Differenzansteuerung mit 1kHz Signalfrequenz wirksam (Bild 5.4-8). 5.4 Operationsverstärker 279 Experiment 5.4-1: GLGTAnsteuerung – Operationsverstärker mit Gleichtakt- und Gegentaktansteuerung. R3 2k R1 V1 - + V3 1k U1 U1’ U2 out + + - 1k OPM1 - R2 V2 +- OP1 R4 2k RID = 1 M eg RIG = 1 G R5 RA = 1 00 V UD0 = 100 k10 k V UG = 1 S R = 0 .5M e g UIO = 1 m IIB = 8 0n IIO = 4 0n IM A X = 2 0m UAM AX P = 10 V UAM AX N = -1 0V U2 Bild 5.4-7: Testschaltung für Gleichtakt/Gegentaktansteuerung 6,0V 4,0V u2 u1 2,0V 0V u1’ -2,0V -4,0V -6,0V 1ms 3ms 5ms 7ms 9ms Bild 5.4-8: Simulationsergebnis der Testschaltung für die Gleichtaktunterdrückung Als nächstes werden die Aussteuergrenzen eines OPs betrachtet. Die Aussteuergrenzen bestimmen sich wesentlich durch die angelegte Versorgungsspannung. Idealerweise ist die Aussteuergrenze durch die Versorgungsspannung UB+ bzw. UB- gegeben. Je niederohmiger die Last, um so weniger wird die ideale Aussteuergrenze gegeben durch UB+ und UB- erreicht. Bild 5.4-9 zeigt die Aussteuergrenzen bei symmetrischer Versorgungsspannung. Zudem stellt man am Ausgang eine Nullpunktverschiebung mit U2O trotz Uid = 0 fest. Auf das Zustandekommen der Ausgangsoffsetspannung wird im nächsten Abschnitt eingegangen. 280 5 Linearverstärker U2 UB+ = 15V U id Ua,maxp UB+ ideal für symmetrische Versorgungsspannung U2 UB- = -15V U2O 0 U id realer Verlauf mit Offset Ua,maxn UB- Bild 5.4-9: DC-Übertragungskennlinie eines OP bei symmetrischer Versorgung, idealer Verlauf und realer Verlauf mit Offsetspannung Bei unsymmetrischer Versorgungsspannung ergeben sich die in Bild 5.4-10 skizzierten Verhältnisse. Hier benötigt der OP einen Arbeitspunkt möglichst bei UB+/2, um symmetrische Aussteuerverhältnisse zu erreichen. UB+ = 15V U id U2 realer Verlauf mit Offset U2 UB+ A ideal für unsymmetrische Versorgungsspannung U2 Ua,maxn Ua,maxp 0 U id Bild 5.4-10: DC -Übertragungskennlinie eines Operationsverstärkers bei unsymmetrischer Versorgung, idealer Verlauf und realer Verlauf mit Offsetspannung Betrachtet wird eine Testschaltung mit unsymmetrischer Versorgungsspannung. Die Signaleinspeisung erfolgt am nichtinvertierenden Eingang. Bei UB+=10V und UB-=0V muss am invertierenden Eingang eine Hilfsspannung von 5V angelegt 5.4 Operationsverstärker 281 werden, damit der Arbeitspunkt am Ausgang bei 5V, also mittig liegt. Bild 5.4-11 zeigt die Testschaltung. Der OP wird durch das in Bild 5.4-4 skizzierte Makromodell mit den am Symbol ausgewiesenen Parametern beschrieben. R2 10M eg R1 OP1 OPM1 - V1 10 0k +- V2 +- R3 1 0k U1 U2 out + RL RID = 1 M e g 10 k RIG = 1 G RA = 1 0 0 V UD0 = 1 0 0 k V UG = 1 S R = 0 .5M e g UIO = 1 m IIB = 8 0 n IIO = 4 0 n IM A X = 2 0 m UA M A X P = 1 0 V UA M A X N = 0 V Bild 5.4-11: Testschaltung für unsymmetrische Versorgungsspannung Experiment 5.4-2: UBunsymmetrisch – Operationsverstärker mit unsymmetrischer Versorgungsspannung; die Ausgangsspannungsgrenzen liegen bei 0V und 10V. Das Ergebnis des Experiments in Bild 5.4-12 weist eine deutliche Offsetspannung als Abweichung von den gewünschten 5V am Ausgang auf. Bei niederohmigerer Beschaltung und geringerem UIO verringert sich diese Offsetspannung. 10V U2 8V 6V U 20 4V 2V 0V 4,2V 4,6V 5,0V 5,4V U1 5,8V Bild 5.4-12: Ergebnis der Testschaltung mit unsymmetrischer Versorgungsspannung 282 5 Linearverstärker 5.4.3 Einflüsse der DC-Parameter auf die Ausgangsoffsetspannung An praktischen Beispielen wird die Auswirkung der realen DC-Parameter auf die Ausgangsspannung aufgezeigt. Es geht um die Bestimmung der bereits erwähnten Ausgangsoffsetspannung. Die Ausgangsoffsetspannung U2O wird im wesentlichen bestimmt durch die DC-Parameter UIO, IIB+ und IIB-. Der OP ist ein Linearverstärker, also gilt das Superpositionsgesetz für unabhängige Quellen im linearen Aussteuerbereich. Aus diesem Grund können die einzelnen unabhängigen Quellen getrennt betrachtet werden (Bild 5.4-13 bis Bild 5.4-15). Die Gesamtoffsetspannung U2O ergibt sich aus der Überlagerung der Teilergebnisse. In Bild 5.4-13 ist die Wirkung der Eingangsoffsetspannung UIO auf die Ausgangsoffsetspannung U2O veranschaulicht. Bild 5.4-14 zeigt die Wirkung des Eingangsruhestroms IIBauf die Ausgangsoffsetspannung und Bild 5.4-15 die des Eingangsruhestroms IIB+. Wie man sieht, hängt die Ausgangsoffsetspannung ab von den Parametern UIO, IIB+ und IIB-, aber auch von der Beschaltung des OP. Je hochohmiger die Beschaltung des OP ist, um so mehr wirken sich die Eingangsruheströme auf die Ausgangsoffsetspannung aus. R2 0 R1 M OP : ideal U IO R3 U IO 1 + R 2 e R 1 0 Bild 5.4-13: Einfluss der Eingangsoffsetspannung UIO auf die Ausgangsoffsetspannung U2O R2 IIB- R1 M OP : ideal 0 R3 0 I IB- R 2 Bild 5.4-14: Einfluss des Ruhestroms IIB- auf die Ausgangsoffsetspannung U2O 5.4 Operationsverstärker 283 R2 0 R1 M OP : ideal 0 R3 R2 – I IB+ R 3 § 1 + ------· © R 1¹ I IB+ R 3 Bild 5.4-15: Einfluss des Ruhestroms IIB+ auf die Ausgangsoffsetspannung U2O R2 U IO R1 I R1 I IB- I IO -----2 I IB+ R3 I IB U 1c U1 M OP : ideal U 2O I IB Bild 5.4-16: Einfluss der Beschaltung auf die Ausgangsoffsetspannung bei „herausgenommenen“ DC-Parametern UIO, IIB+ und IIB- des OP Bild 5.4-16 zeigt die Wirkung aller drei unabhängigen inneren DC-Quellen am Eingang und deren Einfluss auf die Ausgangsoffsetspannung. Durch Überlagerung der bisher getrennt betrachteten Einflussgrößen erhält man die Gesamt-Ausgangsoffsetspannung aus: R1 + R2 R2 (5.4-1) U 2O = U IO § 1 + ------· + I IB – R 2 – I IB + R 3 ------------------ ; © R1 R 1¹ Der Einfluss des Mittelwert-Ruhestroms IIB = (IIB+ + IIB-)/2 kann kompensiert werden, wenn folgende Bedingung gilt: R2 R1 (5.4-2) R 3 = ------------------ = R 1 __ R 2 ; R1 + R2 In diesem Fall wird die Ausgangsspannung nur noch von UIO und IIO bestimmt: U 2O = U IO 1 + R 2 e R 1 + I I0 R 2 ; (5.4-3) 284 5 Linearverstärker Man spricht dann von „Ruhestromkompensation“, wenn der Mittelwert-Ruhestrom IIB keinen Einfluß mehr auf die Ausgangsoffsetspannung hat. Allgemein wird die Ausgangsoffsetspannung um so größer, je hochohmiger die Beschaltung des OP ist. Durch geeignete Beschaltung (u.a. mit R3 in Bild 5.4-16) des OP kann die Ausgangsoffsetspannung verringert werden. Zur Bestimmung der DC-Parameter UIO, IIB, IIO werden beispielsweise nachstehende Messschaltungen verwendet. R2 I IB- M OP U 2O | I IB- R 2 R 1 = f R 3 = 0 Bild 5.4-17: Messschaltung für IIB- bei hinreichend großem R2 R2 I IB- R2 M OP U 2O | I IO R 2 I IB+ R1 = f Bild 5.4-18: Messschaltung für IIO bei hinreichend großem R2 R2 R1 M OP U IO R 3 = R 1 __ R 2 R2 I I0 R 2 « U I0 -----R1 R2 U 2O | U IO -----R1 Bild 5.4-19: Messschaltung für UIO bei hinreichend kleinem R2 5.4 Operationsverstärker 285 Wie bereits dargelegt, bestimmen die Beschaltung und die DC-Parameter des OP-Verstärkers die Ausgangsoffsetspannung U2O. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zur äußeren Offsetkompensation mit dem Ziel U 2O = 0 . R2 U 2O = U I0 § 1 + ------· + I IB – R 2 + © R 1¹ R1 + R2 R2 – I IB + R 3 ------------------ + U H § 1 + ------· ; © R R ¹ 1 (5.4-4) 1 Im nachstehenden Experiment wird die erforderliche Hilfsspannung aus der Versorgungsspannung abgeleitet. Die Einspeisung der Hilfsspannung erfolgt zweckmäßigerweise am (+) Eingang, wenn die Signalspannung am (-) Eingang anliegt. Soll das Signal am (+) Eingang anliegen, so ist entsprechend die Hilfsspannung am (-) Eingang einzuspeisen. Experiment 5.4-3: U2Offset_mit UH – Untersuchung der Ausgangsoffsetspannung mit Offsetabgleich am Eingang mittels einer Hilfsspannung. a) R2 b) R2 1Meg 1Meg V1 +- R6 25k - R5 10k -954.7uV 200k R7 25k -5.000V R3 10k V1 -2.054V out -56.16uV V2 +- -20.93mV OP1 OPM1 R1 5.000V +- R6 25k + RL RID = 1Meg RIG = 1G 10k RA = 100 VUD0 = 100k VUG = 1 SR = 0.5Meg UIO = 20m IIB = 80n IIO = 40n IMAX = 20m UAMAXP = 10V UAMAXN = -10V R5 10k -5.000V -3.635mV out 19.37mV 200k R7 30k OPM1 - 426.8mV V2 +- -630.0uV OP1 R1 5.000V R3 10k + RL RID = 1Meg RIG = 1G 10k RA = 100 VUD0 = 100k VUG = 1 SR = 0.5Meg UIO = 20m IIB = 80n IIO = 40n IMAX = 20m UAMAXP = 10V UAMAXN = -10V Bild 5.4-20: Testschaltung zur Offsetkompensation: a) ohne Offsetkompensation; b) mit Offsetkompensation Im Beispiel der Testschaltung (Bild 5.4-20) beträgt die Ausgangsoffsetspannung -2V; mit Kompensation durch eine Hilfsspannung – im Beispiel abgeleitet über R6 und R7 – vermindert sich die Ausgangsoffsetspannung auf nur noch ca. -3,5mV. 5.4.4 Rauschen von OP-Verstärkern Das Rauschverhalten eines OP soll soweit erläutert werden, um die diesbezüglichen Datenblattangaben zu verstehen und deren Auswirkungen abschätzen zu können. Wie schon allgemein für Verstärker festgestellt, weist auch der OP „innere“ Rauschquellen auf, die durch eine Rauschspannungsquelle Ur0 und durch je eine Rauschstromquelle Ir1 am invertierenden und Ir2 am nichtinvertierenden Eingang repräsentiert werden. Zudem addieren sich in einer konkreten Anwendung Rauschquellen der Schaltkreiselemente der äußeren Beschaltung. In Bild 5.4-21 sind die Rauschquellen des OP „herausgezogen“ und die Rauschquellen der Beschaltungselemente dargestellt. 286 5 Linearverstärker U r2 R2 R1 I r1 I r2 U r1 R3 U r3 U r ges U r0 Bild 5.4-21: Zum Rauschverhalten des OP-Verstärkers Die Rauschbeiträge der in Bild 5.4-21 eingeführten Rauschquellen summieren sich zur Gesamtrauschspannung Ur,ges am Ausgang nach der folgenden Tabelle: Tabelle 5.4 - 1: Rauschbeiträge Element Beitrag zu U r ges R1 4 k T B R 1 R 2 e R 1 = U r1 v R3 4 k T B R 3 1 + R 2 e R 1 = U r3 v + 1 R2 4 k T B R 2 = U r2 I r1 I r1 R 2 I r2 I r2 R 3 1 + R 2 e R 1 = I r2 R 3 v + 1 U r0 U r0 1 + R 2 e R 1 = U r0 v + 1 Mit der „Summation“ der quadratischen Mittelwerte erhält man als Gesamtrauschspannung (quadratischer Mittelwert) am Ausgang: U r ges = 2 + I R 2 + I R v + 1 2 + U v + 1 2 U r1 v 2 + U r3 v + 1 2 + U r2 r1 r2 r0 2 3 (5.4-5) Ein Beispiel für eine konkrete Anwendungsschaltung mit den Werten R 1 = 100: , R 2 = 10k: , R 3 = 50k: und der äquivalenten Rauschbandbreite B = 1kHz soll die Vorgehensweise veranschaulichen. Im Beispiel ist v = 100. Die Werte für die Rauschquellen des OP können im Allgemeinen dem Datenblatt entnommen werden. Die nachstehend aufgeführte Übersicht zeigt die ermittelten Werte für die Rauschquellen und die daraus mit Gl. 5.4-5 ermittelte Gesamtrausch- 5.4 Operationsverstärker 287 spannung. R 1 o 1 3nV e Hz ; R 2 o 13nV e Hz; I r1 = I r2 = 1pA e Hz ; U r0 = 50nV e Hz ; U r ges e Hz = R 3 o 28nV e Hz ; 2 8PV 2 e Hz + 5PV 2 e Hz + 5PV 2 e Hz | 8PV e Hz ; U r ges | 0 25mV eff | 1 7mV pp ; Wegen der statistischen Verteilung der Rauschgrößen können Spitzenwerte des zeitlichen Momentanwerts der Rauschgröße deutlich höher sein als der Effektivwert. Der Formfaktor zur Umrechnung des Effektivwerts in den Spitzenwert ist unbestimmt (er wurde hier mit 7 angenommen). Die Ermittlung der Rauschspannungsbeiträge ist bei rein resistiver Beschaltung besonders einfach, da keine frequenzabhängigen Komponenten zu berücksichtigen sind und somit die Integration über die Bandbreite ersetzt wird durch eine Multiplikation mit der Bandbreite B. Das setzt aber auch frequenzunabhängige Rauschquellen des Verstärkers (kein 1/f-Anteil) voraus. 5.4.5 Slew-Rate Verhalten eines OP-Verstärkers Die erste Verstärkerstufe eines OP ist im Allgemeinen eine spannungsgesteuerte Stromquelle. Bei größeren Eingangssignalamplituden wirkt die Strombegrenzung der ersten Stufe. Diese Strombegrenzung verursacht eine endliche Änderungsgeschwindigkeit der Ausgangsspannung. Das Slew-Rate Verhalten macht sich nur bei „Großsignalansteuerung“ bemerkbar. Dazu ist eine Eingangsdifferenzspannung bei bipolaren Eingangsstufen von größer 0,1V (das sind >4UT) erforderlich. O P 1 OPM1 - U1 V1 +- out U2 + RL RID = 1 M eg RIG = 1 G 1k RA = 1 00 V UD0 = 100 k V UG = 1 S R = 0 .5M e g UIO = 1 m IIB = 8 0n IIO = 4 0n IM A X = 2 0m UAM AX P = 10 V UAM AX N = -1 0V Bild 5.4-22: Testschaltung für Slew-Rate Verhalten Mit der Testschaltung gemäß Bild 5.4-24) kann das Slew-Rate Verhalten dargestellt werden. Bild 5.4-23 zeigt das Ergebnis der Testschaltung. Experiment 5.4-4: SR_OPM1 – Testschaltung zur Ermittlung des SlewRate Verhaltens. 288 5 Linearverstärker 5,0V 4,0V u1 u2 3,0V 2,0V 1,0V 0V -1,0V 20Ps 60Ps 100Ps 140Ps 180Ps Bild 5.4-23: Ergebnis der Testschaltung zur Bestimmung des Slew-Rate Verhaltens Die Ausgangsspannung kann in Bild 5.4-23 der Eingangsspannung nur mit endlicher Anstiegsgeschwindigkeit folgen. Bei Ansteuerung eines Spannungsfolgers mit einer Rechteckspannung von 5V Amplitude wird im zeitlichen Momentanwert bei Spannungsänderung von 0 auf 5V die Eingangsspannung größer 0,1V. Damit erfolgt eine Aussteuerung der ersten „inneren“ Verstärkerstufe in die Begrenzung. Bei den gegebenen Parametern beträgt der maximal mögliche Ausgangsstrom der ersten Stufe 20PA. Der endliche Strom von 20PA am Ausgang der ersten Stufe führt zu einer endlichen Anstiegsgeschwindigkeit der Spannung an CK (Bild 5.44). du 2 I x = const = I 0 = C K -------- ; (5.4-6) dt Die Spannung an CK ist aufgrund der hohen Verstärkung der zweiten Stufe des Makromodells in Bild 5.4-4 in etwa gleich der Ausgangsspannung. Zur Verdeutlichung ist in Bild 5.4-24 ein vereinfachtes Makromodell für einen zweistufigen Verstärker dargestellt, wobei die erste Verstärkerstufe durch eine spannungsgesteuerte Stromquelle und die zweite Stufe durch eine spannungsgesteuerte Spannungsquelle beschrieben wird. Die Verstärkung der 1. Stufe beträgt v 1 = g m 260k: = 100 . Bei größeren Eingangsspannungen begrenzt die erste Stufe den Strom auf den Wert gegeben durch I0. Bei I0 = 20PA ergibt sich somit eine endliche Anstiegsgeschwindigkeit der Ausgangsspannung (Slew-Rate SR) für die Testschaltung bei I0= 20PA und CK = 40pF nach folgender Beziehung: S R = I 0 e C K = 20PA e 40pF = 0 5V e Ps ; (5.4-7) Aufgrund der endlichen Stromergiebigkeit der ersten „inneren“ Stufe des OP, die immer eine spannungsgesteuerte Stromquelle ist, ergibt sich wegen der Rückwir- 5.4 Operationsverstärker 289 kungskapazität der zweiten Stufe eine endliche Anstiegsgeschwindigkeit der Ausgangsspannung. 1.Stufe 2.Stufe 1.Stufe Ix CK I0 Ix U 11c r id 260k Ux 0 0U x 50 0,1V U11’ U2 -I0 § · 1 1 I x = I 0 ¨ --------------------------------- – ------------------------------¸ = I 0 tanh U 11c e 2 U T – U 11c e U T U 11c e U T ©1 + e ¹ 1+e Bei Kleinsignalansteuerung ist: 'I x = g m 'U 11c = I 0 e 2 U T 'U 11c Bei Großsignalansteuerung ist: du 2 I x = const = I 0 = C K -------- = C K S R dt Bild 5.4-24: Einfaches Makromodell zur Erklärung des Slew-Rate Verhaltens Abschließend zeigt das nachstehende Beispiel ein VHDL-AMS Modell für den OP unter Berücksichtigung der realen DC-Parameter iib, iio, vio, der realen Eingangsimpedanzen mit rid, cid, rig, der Differenzverstärkung vud0 und der Gleichtaktunterdrückung cmrr. Die erste Verstärkerstufe ist eine spannungsgesteuerte Stromquelle (ix) mit io als Strombegrenzung. Die zweite Stufe ist eine spannungsgesteuerte Spannunsquelle (vn2_h) mit dem Eingangswiderstand r1 und einer Rückwirkungskapazität ck. Der Ausgangswiderstand ist ra. Am Ausgang wirkt eine Spannungsbegrenzung (v_supply_p, v_supply_n) und eine Strombegrenzung (imax_p, i_max_n). library ieee, ieee_proposed; use ieee.math_real.all; use ieee_proposed.electrical_system.all; entity OpAmp is generic ( iib : current := 0.0; -- input bias current ii0 : current := 0.0; -- offset current vi0 : voltage := 0.0; -- offset voltage rid : resistance := 0.0; -- differential input capacitance cid : capacitance := 0.0; -- differential input resistance rig : resistance := 0.0; -- common mode input resistance 290 5 Linearverstärker i0 : vud0 : cmrr : r1 : ck : ra : i_max_p : i_max_n : v_supply_p : v_supply_n : PORT (TERMINAL current := 0.0; -- internal current voltage := 1.0e5; -- open loop gain real := 3.0e4; -- common mode rejection ratio resistance := 500.0e3;-- internal resistance capacitance := 0.0; -- miller capacitance resistance := 0.0; -- output resistance current := 5.0e-3; -- max positive output current current := -5.0e-3; -- max negativ output current voltage := 5.0; -- positive supply voltage voltage := -5.0); -- negative supply voltage plus, minus, output : electrical); end OpAmp; architecture Level2 of OpAmp is -- inner terminals terminal n0, n1, n2 : electrical; -- inner branch quantities and free quantities quantity Vin across plus to minus; quantity V_i0 across i2 through plus to n0; quantity vud across ii, icid, irid through n0 to minus; quantity vug1 across irig1, iib1 through n0 to electrical_ref; quantity vug2 across irig2, iib2 through minus to electrical_ref; quantity vx across ix, ir1 through n1 to electrical_ref; quantity vck across ick through n2 to n1; quantity vn2 across in2 through n2 to electrical_ref; quantity vra across ira through n2 to output; quantity voutput across output to electrical_ref; quantity sr : real; -- free quantity: slew rate quantity ira_h : current; -- help free quantity quantity vn2_h : voltage; -- help free quantity begin sr == i0/ck; v_i0 == vi0; ii == ii0/2.0; icid == cid * vud'dot; irid == vud/rid; irig1 == vug1/rig; irig2 == vug2/rig; iib1 == iib; iib2 == iib; ix == i0 * tanh(vud/0.052); ir1 == vx/r1; ick == ck * vck'dot; vn2_h == vud0*(-1.0*vx)/99.95 + (vud0/cmrr)*vug1; ira_h == vra/ra; -- limitation of the output voltage if vn2_h'above(v_supply_p) use vn2 == v_supply_p; elsif not vn2_h'above(v_supply_n) use vn2 == v_supply_n; else vn2 == vn2_h; end use; -- limitation of the output current if ira_h'above(i_max_p) use ira == i_max_p; elsif not ira_h'above(i_max_n) use ira == i_max_n; else ira == ira_h; end use; end Level2; 5.5 OP-Verstärkeranwendungen 291 5.5 OP-Verstärkeranwendungen Aus der schier unendlichen Vielzahl möglicher praktischer Problemlösungen mit Operationsverstärkern werden nachstehend einige wenige beispielhafte Anwendungen vorgestellt. 5.5.1 Instrumentenverstärker Instrumentenverstärker sind dadurch gekennzeichnet, dass an beiden symmetrischen Eingängen ein Spannungsfolger vorliegt. Gegeben sei der in Bild 5.5-1 dargestellte Instrumentenverstärker. Beide Eingänge weisen aufgrund des nachgeschalteten Spannungsfolgers einen sehr hochohmigen Eingang auf. Deren Differenzausgang wird im Beispiel um den Faktor 100 verstärkt. Bild 5.5-1: Beispiel eines Instrumentenverstärkers Experiment 5.5-1: InstrumentVerst Das Ergebnis des Experiments zeigt Bild 5.5-2. Die Gegentaktansteuerung am symmetrischen Eingang mit VD1 wird hoch verstärkt; die Gleichtaktansteuerung am Eingangsknoten 1+ mit VG1 soll möglichst unterdrückt werden. Die erhebliche Gleichtaktgröße verschwindet im Beispiel trotz nicht zu vernachlässigender Gleichtaktverstärkung mit vug = 1 nahezu vollständig. Damit weist der Instrumentenverstärker eine sehr hohe Gleichtaktunterdrückung auf. Nur die symmetrischen Signalanteile werden verstärkt bei hohem Eingangswiderstand. 292 5 Linearverstärker 10mV u1+ – u10V -10mV 5,0V u1+ 0V u2 -5,0V 1ms 3ms 5ms 7ms 9ms Bild 5.5-2: Ergebnis des Instrumentenverstärkers P A RA M E T ERS : R = 10 k URe f R1 L V1 1 0k R3 V1 +- R2 10 k - LVAC1 out U2 + 1 0k R5 {R} RID = 1 G RA = 1 R4 V UD0 = 1 00 k 1k CE = 1 f F1 = 10 0 Bild 5.5-3: Sensorverstärker 5.5.2 Sensorverstärker Aufgabe von Sensorelementen ist es, physikalische Zustandsgrößen in elektrische Größen umzuformen. Oftmals basieren Sensoren auf der Veränderung von Widerstandswerten in Abhängigkeit einer physikalischen Zustandsgröße (z. B. Kraft, Druck, Temperatur, Feuchte, Weg). Die Widerstandsänderung soll durch eine geeignete Schaltung in eine dazu proportionale Ausgangsspannung umgeformt werden. Es gilt die Widerstandsänderung in eine Wechselspannungsänderung zu wandeln. Dazu verwendet man sogenannte Brückenverstärker als Sensorverstärker (Bild 5.5-3). Von der Schaltung wird gefordert, dass die Wechselspannungsamplitude proportional der Widerstandsänderung sein soll. 5.5 OP-Verstärkeranwendungen 293 Bei Brückenabgleich (die Widerstände R1, R2, R3, R5 sind gleich groß) ist das Ausgangssignal gleich Null. Verändert sich der Sensorwiderstand R5, so ergibt sich je nach Größe der Widerstandsänderung eine dazu proportionale Ausgangsspannung. Das Experiment soll den Sensorverstärker dahingehend untersuchen. Experiment 5.5-2: SensorVerst Im Beispiel wird die Ausgangsspannung u2 ermittelt für Widerstandswerte von R5 = 8k:10k: und 12k:. Bei 10k: ist der Brückenabgleich gegeben, die Ausgangsspannung ist Null. Aus der Phasenlage des Ausgangssignals kann man erkennen, ob sich der Widerstand erhöht oder erniedrigt hat, gegenüber dem Brückenabgleich. Wie man in Bild 5.5-4 sieht, reagiert die Schaltung sehr sensitiv auf Widerstandsänderungen. 8k: 120mV u2 12k: 80mV 40mV -0mV 10k: -40mV -80mV -120mV 1ms 3ms 5ms 7ms 9ms Bild 5.5-4: Ergebnis des Sensorverstärkers mit R5 = 8k:10k: und 12k: 5.5.3 Treppengenerator Treppengeneratoren erzeugen ein analoges treppenförmiges Signal. Es wird beispielsweise benötigt für analoge Video-Testsignale zur elektronischen Generierung eines Balkenmusters. Das Beispiel in Bild 5.5-5 zeigt eine gemischt analog/digitale Schaltung. Der Digitalteil wird mit einem „Gatelevel-Simulator“ analysiert, der Analogteil mit dem „Circuit-Simulator“. Beide Simulatoren tauschen Signale an den Schnittstellen aus. Die Eingangssignale des Digitalteils werden im „StimuliFile“ beschrieben, das im Simulation-Profile unter „Include“ eingebunden werden muss. Wirkt in PSpice ein digitaler Ausgang auf ein Netz mit angeschlossenen analogen Komponenten, so fügt das System automatisch ein I/O-Modell für die D/ A-Wandlung in Form eines Subcircuits ein. Gleiches geschieht, wenn ein analoger Ausgang auf digitale Eingänge wirkt. 294 5 Linearverstärker 2 R5 U2A HI U1 2 10 9 7 2 3 4 5 6 11 74 04 DSTM2 S1 Clock QB QC QD OPM1 - R2 10k 15 14 R3 1 0k 13 R4 1 0k 12 CLR S1 QA OP2 out U2 + RID = 1M e g UIO = 1m R6 RIG = 1G IIB = 80n 10k RA = 100 IIO = 40n VUD0 = 100k IM AX = 20 m VUG = 1 UAM AXP = 10V SR = 4M e g UAM AXN = -10V 7419 4 Reset 1 DSTM1 S1 S0 SL SR A B C D CLK 5k R1 10k 1 U4A 1 7404 742 0 5 4 6 U3A 2 1 Bild 5.5-5: Treppengenerator U1:CLK U1:CLRbar U1:S1 U1:SR 0V u2 u2 -2,0V -4,0V -6,0V -8,0V 0s 100Ps 200Ps Bild 5.5-6: Ergebnis des Treppengenerators Experiment 5.5-3: Treppengenerator Bei Videosignalen beträgt die Zeilenperiode 64Ps, die Zeilensynchron-Impulsaustastung 12Ps. Das Balkenmuster stellt das analoge Video-Testsignal dar. Zur Aufbereitung des Balkenmusters arbeitet der OP als Analog-Addierer. Zur Verbesserung der Änderungsgeschwindigkeit der Ausgangsspannung wird der Slew-Rate Parameter des OP auf 4 V/Ps erhöht. 5.5 OP-Verstärkeranwendungen 295 5.5.4 Kompressor/Expander-Verstärker Bei begrenzter Dynamik eines Übertragungskanals ist es oft zweckmäßig das Signal zu komprimieren und anschließend wieder zu expandieren. Dazu benötigt man einen Verstärker, der bei größeren Signalamplituden die Verstärkung reduziert (Begrenzerverstärker). Im gegebenen Beispiel beträgt die Kleinsignalverstärkung 10; bei Signalamplituden, die größer als die Schwellspannung der Diode sind, reduziert sich die Verstärkung auf 0,1. Der Expander muss eine dazu reziproke Verstärkerkennlinie aufweisen, um das Ursprungssignal wieder unverzerrt zu erhalten. Das Ergebnis der Testschaltung (Bild 5.5-7) in Bild 5.5-8 zeigt, dass das Ausgangssignal nach Komprimierung und Expandierung gleich dem Eingangssignal ist. R7 1 00 R8 R2 1 0k D2 D1 U1 R1 OP 1 OPM1 1 00 - 1k Uko m pr out + V1 +- R3 R5 R9 1 00 RID = 1 M e g 1k RIG = 1G RA = 10 0 V UD0 = 10 0k V UG = 1 S R = 0.5M eg UIO = 1m IIB = 8 0n IIO = 40 n IM A X = 20 m UA M A XP = 10 V UA M A XN = -10 V 1k R4 D4 OP2 OPM1 - 10 k R1 0 D3 out U2 + 1 00 R6 RID = 1 M e g 1k RIG = 1G R1 1 RA = 10 0 V UD0 = 10 0k V UG = 1 S R = 0.5M eg UIO = 1m IIB = 8 0n IIO = 40 n IM A X = 20 m UA M A XP = 1 0V UA M A XN = -10 V Bild 5.5-7: Kompressor/Expander-Verstärker 800mV ukompr u1 400mV 0V -400mV -800mV 1ms 3ms 5ms 7ms Bild 5.5-8: Ergebnis des Kompressor/Expander-Verstärkers; es ist u2 = u1 Experiment 5.5-4: Kompr_ExpVerst 9ms 10 k 296 5 Linearverstärker 5.5.5 Aktive Signaldetektoren Aktive Signaldetektoren vermeiden den Nachteil der Ansprechschwelle gegeben durch die Schwellspannung der Detektordiode. Signaldetektoren werden u.a. zu Messzwecken oder in Demodulatorschaltungen benötigt. Ein einfacher Signaldetektor zur Demodulation eines amplitudenmodulierten Signals wurde in Abschnitt 2.2.5 bzw. in Abschnitt 4.2.3 behandelt. Der Vorteil der Schaltung in Bild 5.5-9 besteht darin, dass am Ausgang keine durch die Diode vorgegebene Schwellspannung wirksam ist. Zudem kann über R1 und R2 die detektierte Halbwelle am Ausgang verstärkt werden. R1 1 R2 1k D2 V1 +- U1 3 L V1 - 1k LVAC2_B 4 out D1 2 + RID = 10 0k RA = 1 V UD0 = 1 00 k CE = 1 f F1 = 1k F2 = 10 0k RL 1k U4 U2 Bild 5.5-9: Halbwellendetektor 10V 8V U2 6V U4 4V 2V 0V -2V -10V -6V -2V 2V Bild 5.5-10: DC-Übertragungskurve des Halbwellendetektors Experiment 5.5-5: Signaldetektor 6V U1 10V 5.5 OP-Verstärkeranwendungen 297 500mV u1 0V -500mV 1,5V u4 1,0V u2 0V -1,0V 0,5ms 1,5ms 2,5ms 3,5ms Bild 5.5-11: Testsignale am Halbwellendetektor Wie das Ergebnis in Bild 5.5-11 zeigt, werden die negativen Halbwellen des Eingangssignals mit dem Verstärkungsfaktor -1 auf den Ausgang übertragen, sofern der Verstärker nicht in die Begrenzung ausgesteuert wird. Bei negativen Halbwellen ist die Diode D1 leitend und D2 gesperrt; bei positiven Halbwellen leitet Diode D2 und D1 ist gesperrt. Ist die Eingangsspannung positiv, so fließt der Eingangsstrom U1/R1 über die leitende Diode D2; Knoten 4 geht auf -0,7V. Der Strom durch R2 ist gleich Null. Damit ist auch die Ausgangsspannung gleich Null. Bei negativer Eingangsspannung sperrt D2. Der Verstärker arbeitet dann als invertierender Verstärker. 5.5.6 Tachometerschaltung zur analogen Frequenzbestimmung Analoge Integratoren dienen u.a. zur Mittelwertbildung, was am Beispiel einer Tachometerschaltung aufgezeigt wird. Eine Testschaltung (Bild 5.5-12) für einen analogen Frequenzmesser benötigt ein Eingangssignal in Pulsform mit konstanter Amplitude und Pulsbreite (PW). Die Pulsperiode (PER) ist abhängig von der Signalfrequenz. Bei einer Signalfrequenz von 1kHz beträgt die Periodendauer 1ms. Im gegebenen Beispiel ist die Pulsweite PW = 200Ps. Der Integrator ermittelt den DC-Wert des Eingangssignals und verstärkt ihn mit dem Faktor 10. Bild 5.5-13 zeigt das Testergebnis. Der DC-Wert des Eingangssignals ergibt sich aus: U DC = 1V PW f; (5.5-1) Bei f = 1kHz erhält man demnach eine Ausgangsamplitude von -2V. Das Ausgangssignal der Testschaltung weist den erwarteten Wert auf. Verringert man die Frequenz, so verringert sich das Ausgangssignal dazu proportional. 298 5 Linearverstärker Experiment 5.5-6: Tachometer C1 0.1u R2 2 00 k U1 R1 OP3 OPM1 - 20k out U2 + u1 V1 +- PW = 2 00 u PE R = 1m s RID = 1M eg RIG = 1G RA = 100 VUD0 = 1 00 k VUG = 1 SR = 0.5 M eg UIO = 1 m IIB = 80 n R3 IIO = 4 0n 1k IM A X = 20m UAM AX P = 10 V UAM AX N = -1 0V u2 Bild 5.5-12: Integrator als analoger Frequenzmesser 1,0V u1 0,5V 0,0V -0,5V -1,0V u2 1,5V -2,0V 5ms 15ms 25ms 35ms 45ms Bild 5.5-13: Ergebnis des Frequenzmessers für die Testschaltung in Bild 5.5-12 5.5.7 Analoge Filterschaltungen Mit OPs lassen sich vielfältige analoge Filterschaltungen realisieren. Bespielhaft sei die nachstehende Auswahl von einigen typischen Filterschaltungen in Form von aktiven Tiefpass-, Hochpass-, Bandpass- und Bandstopp-Filtern. 5.5 OP-Verstärkeranwendungen 299 Tiefpass: Ein Tiefpass überträgt tiefe Frequenzanteile eines Signals oder einer Signalgruppe. Frequenzanteile ab einer bestimmten Eckfrequenz werden unterdrückt. Eine mögliche Realisierung zeigt Bild 5.5-14 mit dem Ergebnis in Bild 5.515. Experiment 5.5-7: Tiefpass_40dB C2 16 0n R3 2k L V1 U1 V1 U1 +- R1 R10 - LVAC2 out U2 + 1k 1k C1 1 60n RID = 100k R4 RA = 10 0 10k VUD0 = 1 00k CE = 1f F1 = 1k F2 = 100M eg U2 Bild 5.5-14: Tiefpassfilter mit R1 = R10 = R und C1 = C2 = C 1,0 100m U2 e U1 10m 1,0m 100P 10Hz 100Hz 1,0kHz 10kHz 100kHz Bild 5.5-15: Ergebnis Tiefpass Die Eckfrequenz des Tiefpassverhaltens ergibt sich bei: 1 Z 0 = ---------------- ; RC (5.5-2) 300 5 Linearverstärker Hochpass: Ein Hochpass unterdrückt tiefe Frequenzanteile eines Signals oder einer Signalgruppe. Frequenzanteile ab einer bestimmten Eckfrequenz sollen möglichst ungedämpft übertragen werden. Die dem folgenden Experiment zugrundeliegende Testschaltung ist in Bild 5.5-16 dargestellt. Das Ergebnis zeigt Bild 5.5-17. Experiment 5.5-8: Hochpass_40dB R2 1k R3 1k L V1 U1 V1 U1 +- C1 LVAC2 - C10 out U2 + 160n 1 60 n RID = 1G R4 RA = 1 10k VUD0 = 1 00k CE = 1f F1 = 1 00 F2 = 1 M e g R1 1k U2 Bild 5.5-16: Hochpassfilter mit R1 = R2 = R und C1 = C10 = C 10 U2 e U1 1,0 100m 10m 1,0m 100P 100Hz 10kHz 1,0MHz Bild 5.5-17: Ergebnis Hochpass Die Eckfrequenz des Hochpassverhaltens ergibt sich bei: 1 Z 0 = ---------------- ; RC (5.5-3) 5.5 OP-Verstärkeranwendungen 301 Bei höheren Frequenzen macht sich die endliche Bandbreite des Verstärkers bemerkbar. Bandpass: Ein Bandpass (Bild 5.5-18) überträgt nur Frequenzanteile eines Signals oder einer Signalgruppe innerhalb einer bestimmten Bandbreite. Frequenzanteile außerhalb dieser Bandbreite sollen möglichst unterdrückt werden. Eine Anwendung wäre z.B. das Ausfiltern der Taktfrequenzanteile eines Signals. C2 1 6n R3 1k U1 V1 U1 R1 LVAC2 - 16n 1k +- LV1 C1 out U2 + R2 1k R4 1k RID = 10 0k R5 RA = 100 1 0k V UD0 = 1 00 k CE = 1f F1 = 10 k F2 = 10 0M e g U2 Bild 5.5-18: Bandpassfilter mit R1 = R2 = R und C1 = C2 = C Experiment 5.5-9: Bandpass_40dB 1,0 100m U2 e U1 10m 1,0m 100P 100Hz 10kHz 1,0MHz Bild 5.5-19: Ergebnis Bandpass Die Mittenfrequenz des Bandpasses (siehe Bild 5.5-19) ergibt sich bei: 1 Z 0 = ---------------- ; RC (5.5-4) 302 5 Linearverstärker Bandstoppfilter: Ein Bandstoppfilter (Bild 5.5-20) überträgt alle Frequenzanteile eines Signals oder einer Signalgruppe außerhalb eines Sperrbereiches um die Bandstopp-Mittenfrequenz. In einer beispielhaften Anwendung können damit u.a. Taktfrequenzanteile eines Signals unterdrückt werden. C2 1 .6 n R4 R1 C1 L V 1 LVAC2 1k 1 .6 n 6 70 U1 R2 1k V1 U1 out U2 + RID = 1 00 k R5 RA = 1 00 VUD0 = 100 k 1 0k CE = 1 f F1 = 10 k F2 = 10 0M e g +- R3 2k U2 Bild 5.5-20: Bandstoppfilter mit R1 = R2 = R3/2 = R und C1 = C2 = C 700m 650m U2 e U1 600m 550m 3,0kHz 30kHz 300kHz 3,0MHz Bild 5.5-21: Ergebnis Bandstoppfilter Die Mittenfrequenz ergibt sich bei: 1 (5.5-5) Z 0 = ---------------- ; RC Bandstoppfilter benötigt man beispielsweise, um unerwünschte Frequenzanteile auszublenden. In Bild 5.5-21 ist das Ergebnis der Testschaltung dargestellt. Experiment 5.5-10: Bandstop_40dB 5.5 OP-Verstärkeranwendungen 303 5.5.8 Virtuelle Induktivität Mit geeigneten OP-Schaltungen lassen sich u.a. virtuelle Induktivitäten realisieren. Induktivitäten sind oft in Schaltungsanwendungen unerwünscht, sie lassen sich beispielsweise nicht oder nur schwer integrieren. Es gibt Ersatzschaltungen, die in einem bestimmten Frequenzbereich induktives Verhalten aufweisen. Die Funktion lässt sich im Zeigerdiagramm darstellen (Bild 5.5-22). Wegen des hochohmigen Widerstands R1 fällt an diesem Widerstand nahezu die gesamte Eingangsspannung ab. Die Spannungsaufteilung auf R1 und C1 ist aus dem Zeigerdiagramm zu entnehmen. Der Verstärker erzwingt, dass die Spannung an C1 gleich der Spannung an R2 ist. Wegen des niederohmigen Widerstands R2 ergibt sich ein signifikanter nacheilender Strom an der Schnittstelle, so dass Zx im unteren Frequenzbereich induktives Verhalten aufweist. R2 10 0 R3 10 0k Zx L V1 I C1 LVAC2 - RG V1 1k +- U1 U1 out C1 U1 + 0.01 u R1 1 0M eg RID = 10 0k RA = 10 0 VUD0 = 1 00 k CE = 1f F1 = 1 0k F2 = 1 00 M e g U R1 U C1 R4 10 k I R2 Bild 5.5-22: Ersatzanordnung für eine Induktivität Die Testschaltung in Bild 5.5-22 zeigt, dass sich an der skizzierten Schnittstelle im Frequenzbereich bis etwa 10kHz induktives Verhalten einstellt. Die Ersatzinduktivität beträgt näherungsweise: L ers = C 1 R 1 100:; (5.5-6) Im folgenden Experiment lässt sich das Verhalten der virtuellen Induktivität näher untersuchen. Das Ergebnis der Testschaltung ist in Bild 5.5-23 dargestellt. Experiment 5.5-11: LVirtuell 304 5 Linearverstärker 10M 1M U 1 e I RG 10k 1k 90o MU e I 1 RG 50o 0o -50o -90o 100Hz 10kHz 1,0MHz Bild 5.5-23: Ergebnis der Testschaltung 5.5.9 Schmitt-Trigger Der Schmitt-Trigger ist ein mitgekoppelter Verstärker. Er arbeitet nicht als Linearverstärker, vielmehr nimmt die Ausgangsspannung entweder die durch die Versorgungsspannung vorgegebene positive Aussteuergrenze U2,max oder die negative Aussteuergrenze U2,min an. Damit kann ein analoges Signal digitalisiert werden. Schmitt-Trigger erzeugen ein Rechtecksignal mit möglichst steiler Flanke ausgehend von einer Schaltschwelle. Bild 5.4-24 zeigt beispiehaft einen nichtinvertierenden Schmitt-Trigger mit symmetrischer Versorgungsspannung. P ARA M E T ERS : URE F = 0 OP1 V2 - + U1 R1 1k u1 V1 +- OPM1 - DC = {Uref} out U2 + RID = 1M e g RIG = 1G RA = 10 0 V UD0 = 1 00 k V UG = 1 S R = 0.5 M eg R2 20 k UIO = 1 m IIB = 8 0n IIO = 4 0n IM A X = 2 0m UAM AX P = 10 V UAM AX N = -1 0V R3 10 k u2 Bild 5.5-24: Nichtinvertierender Schmitt-Trigger Die Schaltschwelle bei positiver Spannungsänderung unterscheidet sich von der in umgekehrter Richtung (Hysterese). Wesentlich ist, dass hier der Verstärker als 5.5 OP-Verstärkeranwendungen 305 mitgekoppelter Verstärker arbeitet und nicht wie bisher als Linearverstärker. Die Rückkopplung wird deshalb an den (+) Eingang zurückgeführt. Die Schaltschwelle lässt sich mittels einer Referenzspannung URef und der Beschaltung mit R1 und R2 einstellen. Die Ausgangsspannung ist durch die maximale Ausgangsspannung U2,max bzw. durch die minimale Ausgangsspannung U2,min des Verstärkers gegeben. Zur Bestimmung der Schaltschwelle wird zunächst angenommen, dass die Ausgangsspannung den Wert U2,max aufweist. Der Umschaltpunkt U1,aus ergibt sich dann, wenn am (+) Eingang des Verstärkers die Spannung URef anliegt. R1 U 2 max – U 1 aus ------------------ + U 1 aus = U Ref ; R1 + R2 R1 R1 + R2 (5.5-7) U 1 aus = – U 2 max ------ + U Ref ------------------ ; R2 R2 Im Weiteren wird angenommen, dass die Ausgangsspannung bei U2,min liegt. In diesem Fall erhält man den Umschaltpunkt U1,ein wiederum unter der Bedingung, dass aufgrund der Eingangsspannung am (+) Eingang des Verstärkers die Spannung gleich URef ist. Dabei sei darauf hingewiesen, dass im Allgemeinen der Wert für die Aussteuergrenze U2,min einen negativen Zahlenwert aufweist. R1 R1 + R2 U 1 ein = – U 2 min ------ + U Ref ------------------ ; R R 2 10V u2 (5.5-8) 2 U Ref = 0V 2V 4V 5V 0V u1 -5V -10V 0s 100ms 200ms Bild 5.5-25: Ergebnis der Testschaltung des Schmitt-Triggers in Bild 5.5-24 mit U2,max= 10V und U2,min= -10V Das Ergebnis der Testschaltung in Bild 5.5-25 zeigt in Abhängigkeit der Referenzspannung unterschiedliche Schaltschwellen. In vielen Anwendungen ist die 306 5 Linearverstärker Hysterese der Schaltschwellen erwünscht, da sich sonst um den Umschaltpunkt ein „Prellen“ des Schaltvorgangs einstellen würde. Im Prinzip stellt der Schmitt-Trigger einen Komparator dar, mit unterschiedlichen Schaltschwellen, je nachdem ob ein Einschalt- oder Abschaltvorgang vorliegt. Ein Linearverstärker als Geradeausverstärker mit hoher Verstärkung kann ebenfalls als Komparator betrieben werden. Bei Ansteuerung am (+) Eingang geht der Linearverstärker oberhalb der Schaltschwelle in die positive Begrenzung, unterhalb der Schaltschwelle in die negative Begrenzung. Dabei liegt keine Hysterese der Schaltschwellen vor. Die Testschaltung in Bild 5.5-24 wird in einem Experiment näher betrachtet. Experiment 5.5-12: Schmitttrigg_nichtinv 5.5.10 Astabiler Multivibrator Ein astabiler Multivibrator stellt einen Oszillator dar. Die Schwingfrequenz ist gegeben durch eine Zeitkonstante. Deshalb zählt dieser Oszillator zur Gruppe der „Laufzeitoszillatoren“. Der astabile Multivibrator ist eine mitgekoppelte Verstärkerschaltung. Eine beispielhafte Anordnung zeigt Bild 5.5-26. R2 C1 100 k 0.1 u U1- OP 2 U1+ OPM1 out RID = 1 M eg RIG = 1 G RA = 100 V UD0 = 100 k V UG = 1 S R = 0 .5M e g R3 2.5 k U2 + UIO = 1m IIB = 80n IIO = 4 0n IM AX = 2 0m UA M A XP = 1 0V UA M A XN = -1 0V R4 97 .5k Bild 5.5-26: Astabiler Multivibrator Um den Oszillator zum Anschwingen zu bringen, wird an C1 eine Startspannung (Initial Condition IC = -1V) gelegt. Die Ausgangsspannung kippt sofort auf die maximal positive Ausgangsspannung. Der Kondensator entlädt sich bis zur Schaltschwelle, wo der Verstärker dann auf die maximal negative Ausgangsspannung kippt. Die Kondensatorspannung wird wieder in negativer Richtung aufgeladen, so dass sich der Vorgang wiederholt. Das Ergebnis der Testschaltung zeigt das in Bild 5.5-27 skizzierte Verhalten. Der Linearverstärker (OP) arbeitet als Komparator. Je nach Ansteuerung geht der Komparator in die positive oder negative Begrenzung am Ausgang. Experiment 5.5-13: AstabilerMult 5.5 OP-Verstärkeranwendungen 10V 307 u2 5V 0V u1+ u1- -5V -10V 2ms 6ms 10ms 14ms Bild 5.5-27: Ergebnis der Testschaltung des astabilen Multivibrators 5.5.11 Negative-Impedance-Converter Mit einem Negative-Impedance-Converter (NIC) lässt sich durch Rückkopplung ein negativer Eingangswiderstand erzeugen. Bild 5.5-28 zeigt ein Realisierungsbeispiel. Bei AC-Analyse mit idealem Verstärker ist I2 = Ux/R10 = I3 = Ix. Andererseits muss die Spannung an R20 und R30 gleich sein. Als Folge davon ist die Schnittstellenimpedanz Zx negativ. Im Beispiel wird der Parallelresonanzkreis entdämpft, was auch das Simulationsergebnis in Bild 5.5-29 ausweist. U x R20 I x = ---------- ---------R10 R30 R10 R20 10k 10- 2 10+ Ix I1 C1 160mH 160n 1 0 I3 5k 0 out + R30 CL1 10k L1 Zx 20 LV10 - 10k RM0 0 I2 0 1 TD = 0 TF = 0 PW = 10u PER = 10m I1 = 0 I2 = 1mA TR = 0 Ux --------R10 Ux VUD0 = 100k RID = 1G CID = 1f F1 = 10 0 F2 = 1Meg RA = 1 HI = 5V LO = -5V 1.6p Bild 5.5-28: Parallelresonanzkreis entdämpft durch einen Negative-Impedance-Converter 308 5 Linearverstärker Experiment 5.5-14: NIC 5V u2 ux 0V u1+ u1- -5V 0 2ms 4ms 6ms Bild 5.5-29: Simulationsergebnis zur Anordnung in Bild 5.5-28 8ms http://www.springer.com/978-3-642-13303-9