Ist die Angst vor einer Hirnblutung gerechtfertigt?

Werbung
Ist die Angst vor einer Hirnblutung gerechtfertigt?
Für eine 50-jährige Frau ist das Risiko, einen Hirnschlag zu erleiden, im Allgemeinen
minimal. Das Risiko kann durch eine gute Kontrolle des Blutdruckes, der Blutfette,
durch die richtige Ernährung, regelmässigen Sport sowie den Verzicht auf Nikotin
weiter gesenkt werden. Anders sieht die Situation aus, wenn man eine so genannte
Streifung erleidet. In jenem Fall schnellt das Risiko, in den kommenden Tagen oder
Wochen einen Schlaganfall zu erleiden, bis gegen 10 Prozent hinauf. Deshalb wird
heute eine Streifung als medizinischer Notfall behandelt, der einer sofortigen
Weiterabklärung bedarf.
Seit zirka einem halben Jahr plagt mich (w, 50, 58 kg) immer wieder Schwindel. Ausgelöst
wird dieser durch körperliche Tätigkeit wie Velofahren, Walken, Turnen, Bauchmuskeltraining
usw. Dabei bekomme ich als Erstes Kopfschmerzen, und anschliessend kommt der
Schwindel. Wenn es ganz schlimm ist, nehme ich ein Medikament. Ist der Schwindel dann
vorbei, plagen mich tagelang starke Kopfschmerzen. Mein Hausarzt ist der Meinung, dass
ich unter einer Migräne leide. Doch irgendwie habe ich Angst vor einer Hirnblutung.
E. E. in N.
Daniel Waldvogel, Facharzt FMH für Neurologie, Hirslanden Klinik St. Anna, Luzern
Symptome einer Streifung
Eine Streifung zeichnet sich durch das plötzliche Auftreten einer neurologischen Störung
aus, wie zum Beispiel eine flüchtige Schwäche, Gefühlsstörung oder Lähmung einer
Extremität, eine vorübergehende Störung beim Sprechen oder Verstehen, eine
vorübergehende Sehstörung wie Doppeltsehen oder kurze Erblindung eines Auges oder eine
plötzliche Gangstörung.
Die von Ihnen beschriebenen Symptome entsprechen also nicht einer Streifung,
dementsprechend brauchen Sie auch keine Angst vor einem Hirnschlag zu haben.
Kopfschmerzen bei Anstrengung
Sie beschreiben einen durch Anstrengung ausgelösten Kopfschmerz, der von Schwindel
gefolgt wird, beziehungsweise ein spontanes Auftreten von Schwindel, der dann seinerseits
von Kopfschmerzen gefolgt wird.
Sind diese Kopfschmerzen einseitig betont, pulsierend, gehen sie mit Lärm-, Licht- und
Geruchsüberempfindlichkeit, dem Drang, sich hinzulegen, und allenfalls Übelkeit und
Erbrechen einher, dann dürfte es sich wie diagnostiziert um eine Migräne handeln. Eine
Migräne kann durch körperliche Anstrengung ausgelöst werden und kann auch mit
Schwindel einhergehen.
Neurologischer Untersuch
Meist beginnt eine Migräne bereits in der Jugend. Aus Ihrer Beschreibung wurde mir nicht
ganz klar, ob einfach die Assoziation körperliche Anstrengung/Kopfweh/Schwindel neu ist
oder ob die Kopfschmerzen per se ein für Sie neues Symptom sind. In jenem Fall wäre es
hilfreich, eine ausführlichere Krankengeschichte zu erheben und auch einen ärztlichen
Untersuch durchzuführen, was Ihr Hausarzt wahrscheinlich bereits gemacht hat.
Wenn nicht, wäre im Falle des neu aufgetretenen Kopfschmerzes – also jenem nach dem
50. Lebensjahr – auch ein Neurologe gerne bereit, Sie auf Zuweisung Ihres Hausarztes hin
zu untersuchen.
Daniel Waldvogel, Luzern
Quelle: Neue Luzerner Zeitung vom 05.01.2009
Herunterladen