Netter`s Neurologie - ReadingSample - Beck-Shop

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Netter's Neurologie
. Zus.-Arb.: Frank Netter
Bearbeitet von
Thorleif Etgen
überarbeitet 2006. Buch. 552 S. Hardcover
ISBN 978 3 13 123972 3
Format (B x L): 12,5 x 19 cm
Weitere Fachgebiete > Medizin > Klinische und Innere Medizin > Neurologie,
Neuropathologie, Klinische Neurowissenschaft
Zu Inhaltsverzeichnis
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Hirnnerven und Sinnesorgane
N. trigeminus
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Versorgungsgebiet. Der N. trigeminus besteht
aus der Radix sensoria (Portio major) und der
wesentlich kleineren, medialen Radix motoria
(Portio minor). Er leitet sensible Erregungen aus
dem Gesicht und der Kopfhaut, Teilen der Ohrmuschel und des äußeren Gehörgangs, der Nasen- und Mundhöhle, den Zähnen, dem Kiefergelenk, dem Nasopharynx und dem Großteil der
Hirnhaut in der vorderen und der mittleren
Schädelgrube. Dazu kommen propriozeptive Erregungen aus der Kaumuskulatur, möglicherweise auch aus den äußeren Augen- und den mimischen Muskeln. Motorisch versorgt er die
Kaumuskeln, den M. mylohyoideus, den Venter
anterior m. digastrici und den M. tensor veli palatini sowie den M. tensor tympani. Über Verbindungen mit den Nn. oculomotorius, trochlearis, facialis und glossopharyngeus sowie mit den
sympathischen Geflechten um Äste der Karotiden schließen sich ihm zahlreiche parasympathische und sympathische Fasern an.
Von ihrer Befestigung an der Brücke ziehen
beide Wurzeln über den Oberrand des Felsenbeins nach außen und vorne. Die sensible Wurzel verbreitert sich zum Ganglion trigeminale,
das pseudounipolare Zellen enthält. Die Fortsätze dieser Zellen formieren sich zu einem peripheren und einem zentralen Teil, wobei der
periphere der Mehrzahl der sensiblen Fasern in
den Nn. ophthalmicus, maxillaris und mandibularis entspricht und der zentrale sich zur sensiblen Trigeminuswurzel sammelt, die in den Hirnstamm eintritt und entweder im sensiblen
Nucleus pontinus n. trigemini endet oder aber
mit dem Tractus spinalis n. trigemini zum Nucleus spinalis (inferior) n. trigemini nach abwärts zieht. Als propriozeptive Fasern dienen
die peripheren Fortsätze unipolarer Zellen im
Nucleus mesencephalicus n. trigemini.
N. ophthalmicus. Er ist zwar ein rein sensibler
Ast, bezieht aber aus dem Plexus caroticus internus sympathische Fasern und steht auf seinem
Verlauf nach ventral in der Seitenwand des Sinus
cavernosus mit den Nn. oculomotorius, trochlearis und abducens in Verbindung. In der Nähe
seines Abgangs gibt er einen kleinen rückläufigen meningealen R. tentorii an das Tentorium
cerebelli ab und teilt sich bald darauf in die
Nn. lacrimalis, frontalis und nasociliaris, die
durch die Fissura orbitalis superior in die Orbita
eintreten.
N. maxillaris. Der stärkere N. maxillaris ist
ebenfalls rein sensibel und wird wie die anderen
Trigeminusäste von sympathischen und parasympathischen Fasern als Bahn benützt. Bevor
er kaudal in der Seitenwand des Sinus cavernosus nach ventral zieht, gibt er einen R. meningeus ab. Danach verlässt er den Schädel durch
das Foramen rotundum und lagert sich dem
Ganglion pterygopalatinum an. Hier gibt er den
N. zygomaticus und die Rr. alveolares superiores
posteriores ab. Dann zieht er im Bogen um den
oberen Teil der dorsalen Oberkieferseite herum
nach anterolateral durch die Fissura orbitalis inferior in die Augenhöhle. Schließlich durchquert
er als N. infraorbitalis den Sulcus infraorbitalis
und versorgt Unterlid, Nasenflügel, Oberlippe
(Haut und Schleimhaut), Schleimhaut der Kieferhöhle, Zähne und Zahnfleisch des Oberkiefers.
N. mandibularis. Er bezieht eine starke sensible
Wurzel aus dem Ganglion trigeminale und
nimmt die gesamte Radix motoria des Trigeminus auf. Seine beiden Wurzeln verlassen den
Schädel durch das Foramen ovale. Unmittelbar
danach vereinigen sie sich, und der Nerv gibt einerseits den R. meningeus (N. spinosus) ab, der
gemeinsam mit der A. meningea media durch
das Foramen spinosum den Schädel betritt (Innervation der Hirnhaut in der mittleren und vorderen Schädelgrube und des Schädeldachs sowie der Schleimhautauskleidung der Mastoidzellen) und andererseits den N. pterygoideus
medialis, der Fasern zu den Mm. tensor veli palatini und tensor tympani abgibt, die das Ganglion
oticum durchqueren. Danach teilt sich der
N. mandibularis in einen vorderen und einen
hinteren Stamm.
Der vordere Stamm besteht größtenteils aus
motorischen Fasern (N. pterygoideus lateralis,
der N. massetericus sowie 2–3 Nn. temporales
profundi), besitzt jedoch auch den sensiblen
N. buccalis, der zur Versorgung der Haut über
dem M. buccinator und der darunter liegenden
Schleimhaut nach ventral verläuft.
Der hintere Stamm des N. mandibularis ist im
Wesentlichen sensibel, führt aber auch motorische Fasern, die sich mit dem N. mylohyoideus
aus dem N. alveolaris inferior verteilen. Er teilt
sich in 3 Teile, den N. auriculotemporalis, den
N. lingualis und den N. alveolaris inferior.
Netter’s Neurologie (ISBN 3131239727) © 2006 Georg Thieme Verlag
Anatomie
motorische Fasern
sensible Fasern
propriozeptive Fasern
parasympathische Fasern
sympathische Fasern
Ganglion trigeminale (semilunare Gasseri)
N. ophthalmicus (V1)
R. tentorii
N. nasociliaris
Nucleus motorius
Nucleus mesencephalicus
Nucleus pontinus
Nucleus spinalis
N. maxillaris (V2)
R. meningeus
R. zygomaticotemporalis
R. zygomaticofacialis
N. zygomaticus
N. infraorbitalis
Ganglion pterygopalatinum
Rr. alveolares
superiores
Rr. nasales
posteriores
superiores,
N. nasopalatinus
N. facialis
Chorda tympani
N. canalis
pterygoidei (aus
N. petrosus major
und N. petrosus
profundus)
R. pharyngeus
Hirnnerven und Sinnesorgane
N. lacrimalis
Radix sensoria
(nasociliaris) des
Ganglion ciliare
N. frontalis
Ganglion ciliare
N. ethmoidalis posterior
N. ciliaris longus
Nn. ciliares breves
N. ethmoidalis anterior
N. supraorbitalis
N. supratrochlearis
N. infratrochlearis
Rr. nasales interni
(des N. ethmoidalis anterior)
Rr. nasalis externus
(des N. ethmoidalis anterior)
Nn. palatini
Nn. temporales
profundi
N. pterygoideus
lateralis, N. massetericus
N. pterygoideus medialis,
N. musculi tensoris veli
palatini
N. buccalis
Ganglion
submandibulare
N. mentalis
Plexus dentalis inferior
N. lingualis
N. mylohyoideus
N. mandibularis (V3)
N. alveolaris
inferior
Ganglion oticum
N. musculi tensoris
tympani
Nn. temporales
superficiales
N. meatus acustici
externi, Nn. auriculares
anteriores
N. auriculotemporalis
Rr. parotidei,
Rr. communicantes
cum n. faciali
R. meningeus
N. petrosus minor (aus IX)
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Netter’s Neurologie (ISBN 3131239727) © 2006 Georg Thieme Verlag
N. trigeminus
Die Trigeminusneuralgie manifestiert sich im
6. Lebensjahrzehnt oder später, Frauen sind
häufiger betroffen als Männer. Ursache ist eine
Schlinge der A. cerebelli superior, die die Myelinscheide des Nervs schädigt; es gibt aber auch
symptomatische Formen durch:
➤ Tumoren der Hirnnerven V oder VIII,
➤ Tumoren des Kleinhirnbrückenwinkels,
➤ nasopharyngeale Malignome, die in die Schädelbasis metastasieren,
➤ Kompression des Hirnnervs V.
Hirnnerven und Sinnesorgane
Klinik und Diagnostik
Kennzeichnend sind blitzartig einschießende,
„helle“, stechende Schmerzen oder Schmerzsalven
auf einer Gesichtsseite. Zu Beginn besteht kein
Dauerschmerz. Die Versorgungsgebiete des N. maxillaris und N. mandibularis sind dabei am häufigsten betroffen. Typisch ist, dass die Schmerzen
durch Berührung, Kauen oder nur einen Luftzug
ausgelöst werden. Die in diesem Sinn besonders
empfindlichen Areale werden Triggerpunkte genannt. Die Schmerzen können über Wochen anhalten und dann für Jahre verschwinden.
Der 5. Hirnnerv ist in seiner Funktion i. d. R. nicht
beeinträchtigt, d. h. die Sensibilität im Gesicht ist
erhalten und die Kiefer- bzw. Kaumuskeln sind
normal kräftig. Der Kornealreflex ist auslösbar.
Auch die benachbarten Hirnnerven VI, VII und
VIII sind in ihrer Funktion nicht gestört.
Differenzialdiagnostik
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Erkrankungen der Augen, Nase, Nebenhöhlen,
Mundhöhle, Speicheldrüsen und der knöchernen Strukturen bzw. Gelenke können Gesichtsschmerzen hervorrufen.
Engwinkelglaukom. Der Patient sieht verschwommen, das betroffene Auge ist gerötet
und schmerzt. Der Schmerz ist kontinuierlich
und wird in dunklen Räumen oft stärker. Er tritt
nicht intermittierend auf.
Akute Sinusitis. Ihr geht ein grippaler Infekt
voraus mit Schnupfen und manchmal verstopfter Nase. Die sich dann entwickelnde Sinusitis
führt zu kontinuierlichen, eher dumpfen, drückenden Schmerzen am Oberkiefer und der
Stirn (je nach betroffenem Sinus). Im Röntgenbild sind die Sinus verschattet.
Zahnschmerzen. Sie sind i. d. R. auf lokale
Schmerzen des betroffenen Zahns beschränkt
und treten nicht blitzartig auf. Der betroffene
Zahn ist deutlich druckschmerzhaft.
Costen-Syndrom. Der Schmerz ist kontinuierlich und i. d. R. chronisch. Das Kiefergelenk ist
druckschmerzhaft, und die Schmerzen verstärken sich bei Bewegung des Gelenkes.
Cluster-Kopfschmerz (Bing-Horton-Syndrom).
Er entsteht v. a. bei Männern zwischen dem 35.
und 50. Lebensjahr und tritt häufig nach dem
Einschlafen oder nach Alkoholgenuss auf. Die
Schmerzen beginnen retro- oder periorbital und
breiten sich schnell auf die betroffene Gesichtsseite aus. Sie sind oft „unerträglich“ und dauern
bis zu 60 Minuten. Begleitet werden sie von
gleichseitigem Tränenfluss und Rötung des
Auges. Innerhalb einer durchschnittlich 6-wöchigen Phase treten sie bis zu 3-mal täglich auf.
Danach können sie jahrelang ausbleiben.
Arteriitis temporalis. Dies ist eine Erkrankung
des höheren Lebensalters. Die Patienten schildern kontinuierliche Schmerzen an Schläfe und
Hinterhaupt, die i. d. R. mit deutlichem Krankheitsgefühl und Fieber einhergehen. Die temporalen Gefäße sind druckschmerzhaft und prall
gefüllt. Gelenke und Muskeln schmerzen, insbesondere die Kaumuskulatur ist betroffen. Als besondere Komplikation sind Skotome oder eine
Erblindung möglich, daher ist eine frühzeitige
Therapie mit Kortison wesentlich.
Zoster ophthalmicus. Charakteristisch ist ein
akut auftretender, brennender Schmerz, der bevorzugt den ersten Trigeminusast betrifft. Auch
Hypästhesien sind möglich. Die typischen herpetiformen Bläschen treten erst später auf, sodass das Krankheitsbild in den Anfangstagen
schwer einzuordnen sein kann.
Therapie
Carbamazepin bis zu 1200 mg/d erweist sich oft
als wirksam. Als Medikamente zweiter Wahl
kommen u.a. Phenytoin, Baclofen, Lamotrigin
oder Gabapentin infrage. Bei Therapieresistenz
ist entweder die mikrovaskuläre Dekompression
nach Janetta oder (bei älteren Patienten) die
perkutane Thermokoagulation des Ganglion
Gasseri zu erwägen.
Netter’s Neurologie (ISBN 3131239727) © 2006 Georg Thieme Verlag
Trigeminusneuralgie
Sensibles Innervationsgebiet des N. trigeminus (V)
Ganglion trigeminale (semilunare, Gasseri)
N. ophthalmicus
N. frontalis
N. nasociliaris
N. lacrimalis
Nn. supraorbitales
Nn. ethmoidales anterior
und posterior
Rr. nasales interni
N. maxillaris
R. zygomaticotemporalis
R. zygomaticofacialis
N. infraorbitalis
N. mandibularis
Nn. alveolares
superiores
N. buccalis
Rr. dentales et gingivales
superiores
N. auriculotemporalis
N. lingualis
Nn. nasales posteriores
N. alveolaris inferior
Nn. palatini
Rr. dentales et gingivales inferiores
R. pharyngeus
Hirnnerven und Sinnesorgane
R. nasalis externus
N. mentalis
Gebiet des
N. ophthalmicus
Gebiet des
N. maxillaris
Hautinnervationsgebiete der
Trigeminusäste
häufige Triggerpunkte
Gebiet des
N. mandibularis
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