17.09.2013_Staube bei Waschbären - Jägervereinigung Lauterbach

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17.09.2013
Information des Landesbetriebs Hessisches Landeslabor
Staupe bei Waschbären in Nordhessen
Bei einem Waschbären hat der Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) am 6.
September 2013 Staupe festgestellt.
Die Staupe (engl.: Distemper) ist eine Virus-bedingte Infektionskrankheit, die bei Hunden,
Mardern, Stinktieren, Robben und Kleinbären auftreten kann. Menschen sind nicht betroffen.
Typische Symptome dieser Erkrankung sind Zeichen einer Allgemeininfektion wie hohes Fieber
und Abgeschlagenheit. Abhängig von den weiterhin spezifisch betroffenen Organsystemen
können unterschiedliche Verlaufsformen mit Durchfall, Erbrechen oder gegebenenfalls
Symptome einer Atemwegsinfektion, häufig begleitet von einer starken Bindehautentzündung,
beobachtet werden. Im weiteren Erkrankungsverlauf ist auch eine Schädigung von Gehirnzellen
möglich. Daher wird häufig auch von zentralnervösen Störungen Staupevirus-infizierter Tiere
berichtet.
Das Staupevirus ist weltweit verbreitet. Eine enge verwandtschaftliche Beziehung besteht zum
Masernvirus des Menschen und zum Rinderpestvirus. Eine besondere Aufmerksamkeit in der
Öffentlichkeit erlangte das ebenfalls eng verwandte Seehund-Staupevirus, das Ende der 1980er
Jahre ein massenhaftes Sterben von Seehunden an der Nordseeküste verursachte. Das Virus ist
gegenüber allgemeinen Umwelteinflüssen wenig stabil, so dass es außerhalb des lebenden
Organismus nur wenige Tage ansteckend bleibt. Dennoch ist der Erreger gegenüber Trockenheit
und tiefen Temperaturen vergleichsweise widerstandsfähig. Gängige Desinfektionsmittel
allerdings inaktivieren das Virus sehr schnell.
Der Nachweis einer Staupeerkrankung gestaltet sich schwierig. Werden entsprechende
Symptome festgestellt, kann allenfalls der Verdacht geäußert werden. Bei noch lebenden Tieren
kann ein Antikörpernachweis weitere Hinweise geben, wobei diese Tests bei geimpften Tieren
selbstverständlich nicht einsetzbar sind. Der relativ sichere Nachweis gelingt mittels moderner
molekularbiologischer Untersuchungsverfahren. Bei toten Tieren gibt die Obduktion näheren
Aufschluss über die Erkrankung. Durch die feingewebliche (histologische) Untersuchung lassen
sich mit hoher Sicherheit Staupeerkrankungen nachweisen.
Neben der Infektion durch erkrankte, nicht geimpfte Hunde kommen als Infektionsquelle
infizierte Wildtiere in Betracht. In einer relativ neuen Untersuchung wurden in Sachsen-Anhalt
bei in den Jahren 2010 - 2011 erlegten Füchsen eine Infektionsrate von über 30 % festgestellt.
Weitere, diesbezügliche Daten aus früheren Jahren existieren aus Berlin (11 %), Brandenburg
(4,4 %), Mecklenburg-Vorpommern (5 %). Weitere Untersuchungsergebnisse liegen aus den
europäischen Nachbarländern vor. So wurde in Luxemburg eine Infektionsrate von 13 %, in
Spanien eine von 7,8 - 26,4 % (abhängig von der Region) und in Portugal 9,1 % festgestellt.
Am LHL wurden im Rahmen der Routinediagnostik bislang nur erkrankte Wildtiere mit
konventionellen, feingeweblichen Methoden auf Staupe untersucht. Die Erkrankung konnte
insbesondere bei Mardern nachgewiesen werden. Mit dem Staupevirus infizierte und erkrankte
Füchse konnten lediglich nur sehr sporadisch, infizierte Dachse überhaupt nicht nachgewiesen
werden. Systematische molekularbiologische Untersuchungen in Form eines Monitorings, die ja
auch latent oder subklinisch infizierte Tiere erfassen, stehen noch aus.
Bei Haustieren stellt die Impfung die wichtigste Prophylaxemaßnahme dar. Gerade bei jagdlich
geführten Hunden kommt der Impfung eine besondere Bedeutung zu. Wichtig in Zusammenhang
mit der Staupeinfektion ist noch darauf hin zu weisen, dass zentralnervöse Störungen bei
Waschbären prinzipiell auch Hinweis auf eine Tollwut-Infektion sein können. Deutschland und
damit auch Hessen sind seit 2008 Tollwut-frei. Dennoch sollten Wildtiere mit zentralnervösen
Symptomen immer auch auf Tollwut untersucht werden, um den Freiheits-Status ständig zu
kontrollieren. Daher ist es wichtig, dass auffällig erkrankte Waschbären generell zur
Untersuchung an das LHL (Wegbeschreibung/Anfahrtsskizzen Standort Kassel und Standort
Gießen) gebracht werden sollten. Tollwutvirus-infizierte Waschbären wären im Falle eines
positiven Nachweises aufgrund ihrer relativen Nähe zum Menschen ein Problem. Mit einem
frühzeitigen Nachweis ließe sich das Gefahrenpotential sicher minimieren.
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor
Schubertstr. 60 (H13)
35392 Gießen
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