"Es ist nicht gut, dass die Menschheit allein sei" Autor(en): Turel, Adrien Objekttyp: Article Zeitschrift: Du : kulturelle Monatsschrift Band (Jahr): 14 (1954) Heft 9 PDF erstellt am: 25.10.2017 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-292232 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Aber es handelt sich hier nicht um Vereinfachung und Entlastung, sondern um das metaphysische Teleologieproblem. Und da sieht die Sache doch sehr anders aus. Für die Gottheit als vorsehend planende und Ziele verfolgende Macht ist es ganz gleichgültig, ob sie in der Welt oder neben ihr stehend waltet, ob sie mit ihr identisch oder nicht identisch ist. Ist sie vollkommen identisch mit der Welt — was denkbar, aber kaum jemals konsequent durchgeführt worden ist (denn es bleibt dann gar kein Unterschied mehr übrig) —, so springt einfach die Teleologie Gottes auf die Welt selbst über, und diese ist dann das sich selbst bildende und entfaltende Ur wesen. Dann aber ist die Welt auch notwendig ent¬ weder ein bewußtes oder ein unbewußt zwecktätiges Wesen. Es springt also auch die oben entwickelte Aporie auf sie über; denn im ersteren Falle müßte sie ein Wesen von personaler Art nach Analogie des Menschen sein, im letzteren Falle aber ein in sich widerspruchsvolles Etwas, das die Funktionen des Bewußt¬ seins ausübt, ohne Bewußtsein zu haben. — Man wende nun nicht ein, daß ein Pantheismus doch auch ebensogut ohne allgemeine Welt-Teleologie bestehen könne. Wohl wäre es denkbar, daß die Welt als Selbstentfaltung Gottes auch anders als final determiniert wäre. Aber zwei Dinge sind hierbei zu bedenken. Erstens hat kein Denker in der Geschichte der Metaphysik etwas Derartiges gedacht. Mancher wird hier vielleicht Spinoza anführen wollen, der im Appen¬ dix des ersten Buches seiner Ethica gegen eine bestimmte Art teleologischen Denkens Stellung nimmt. Aber hier liegt etwas ganz anderes vor: Spinoza wen¬ det sich nur gegen die Unterschiebung kleinmenschlicher Zwecke in die weit größeren Natur- und Weltverhältnisse, keineswegs aber gegen die Teleologie der Formen und die der Prozesse überhaupt. Sein Begriff der causa sive ratio ist weit entfernt, ein eigentlicher Kausalitätsbegriff zu sein, und im amor dei intellectualis bricht deutlich das finale Erklärungsschema durch. Zweitens aber hat es doch seinen bestimmten Sinn, wenn der Pantheismus trotz Ablehnung einzelner hergebrachter Momente im Gottesbegriff doch an eben diesem Begriff festhält. Anderenfalls könnte er ja ebensogut ein ganz un¬ göttliches Urprinzip verkünden und alles von diesem ableiten. Das tut er nir¬ gends. Was aber ist der Grund, daß er es nicht tut Die Antwort kann nur lauten : eben dieses, daß nur ein als Gottheit gedachtes Urwesen eine sinn- und zweck¬ geleitete Welt bestimmen kann. Darauf aber, daß die Welt eine solche ist, kommt es ihm vor allem an. Solch eine Welt kann er bejahen und sich wünschen. Dar¬ um muß das Prinzip, das im Ganzen der Welt steckt, ein «göttliches» sein. Gott ist im Pantheismus nur in die Welt hineingenommen. Darum bleibt er in allen anderen Zügen auch hier genau das, was er im metaphysischen Theismus war. Die simple Wahrheit ist man will eine teleologisch angelegte Welt haben, darum sucht man nicht einen beliebigen, sondern einen göttlichen Weltgrund. Gott ist hier nur ein Name für die Sinnordnung der Welt. ELBEO Gutschein An Herrn Hans Moesli, Zürich 8, lindenstrasse 33, Senden Sie mir kosten¬ Telefon (051) 321113, Abt. los den Elbeo-Prospekt mit Beschreibung der ElbeoNeuheiten und der neuen Strumpffarben für das Frühjahr 1954. Name Ort und Strasse (bine Blockschrift! 4 : Aus : N. Hartmann, «Teleologisches Denken«. IV. de Gruyter & Co., Berlin 1951. :=%ta «ES IST NICHT GUT, DASS DIE MENSCHHEIT ALLEIN SEI» Von ADRIEN TUREL I. Seit Tausenden von Jahren verweichlicht die Menschheit sich selbst, indem sie sich einbildet, Gott als Herr der Welten habe sie vor allen Tieren und Pflanzen, sogar vor allen Gestirnen «sich selbst zum Bilde» geschaffen. Diese Vorstellung der Menschheit, wie sie vom einzigen Weltschöpfer als ein¬ zige Ausnahmeerscheinung unter den Pflanzen, Tieren und Sternen erschaffen worden sei, birgt eine fürchterliche Gefahr in sich, die Gefahr nämlich, die Menschheit möchte nicht sowohl in Inzucht, als in kosmischem Narzißmus ver¬ kommen. Denn wenn unsere Menschheit, welche unsere Erde bewohnt, das Schoßkind des Altschöpfergottes sein sollte, so könnte sie leicht dabei zum Benjamin werden, zum verwöhnten Lieblingskind, oder sich wenigstens so vorkommen. Und wie verwöhnte Schoßkinder leicht entarten, könnte auch unsere Menschheit hierbei übermütig werden, und es ist leicht festzustellen, daß diejenigen kosmopädagogischen Mittel, die in der Bibel dagegen angewandt werden, nicht ausreichen, um irgendein Volk, welches zeitweilig zur Hegemonialmacht emporsteigt, vom Mißbrauch, vom cäsarenwahnsinnigen Mißbrauche dieser Uebermacht abzuhalten. Es ist nicht gut, daß die Menschheit allein sei ; denn sie droht sowohl parasitär als imperial auszuarten, sobald sie sich jeder Kontrolle enthoben fühlt, und selbst wenn unsere heutigen Kulturmenschen etwas von Gottesfurcht verspüren soll¬ ten, genügt diese Gottesfurcht offenbar nicht mehr, um sie vor cäsarischem oder caligulanischem Solipsismus zu behüten. II. Merkwürdigerweise hat man kaum bemerkt, daß spätestens im iy.Jahrhundert große Denker-Mathematiker, wie Johannes Kepler und Blaise Pascal (viele andere auch), ein zureichendes Heilmittel gegen den solipsistischen Cäsarenwahnsinn > / idt r^rtii gibt schmalere Fesseln Bitte beachten Sie die optische Wirkung der Pyramiden-Ferse. Sie konzentriert den Blick auf die schmälste Stelle des Beines. Dadurch erscheinen nicht nur die Fesseln schmäler. Auch die Wade bekommt eine feinere, elegantere Plastik. Der »Elbeo-Pyramide« ist zu haben Ton in Ton, also Naht. Spitzhochferse. Sohle und Spitze in der Farbe des Strumpfes oder Naht, Spitzhochferse, Sohle und Spitze in Schwarz oder Dunkelbraun. Verlangen Sie auf obigem Gutschein Prospekt über die interessanten Elbeo-Neuheiten und die neuen Frühjahrs-Strumpffarben. Alleinvertretung für die Schweiz : Hans Moesli. Zürich 8. Lindenstrasse 33, Telefon (051) 321113. - - der technisierten Menschheit gefunden haben. 77 IV. Sobald die Kopernikanische Theorie unserer Erde und unserer Menschheit die zentrale Weltstellung geraubt und unsere Terra zu einem bloßen kreisenden Planeten, zu einem bloßen Satelliten der zentralen Sonne degradierte, ergab sich die Frage, ob nicht auch die anderen Planeten von ähnlichen Menschheiten be¬ völkert sein könnten. Aber es ist wohl zu bemerken, daß die großen Mathema¬ tiker des 17.Jahrhunderts, von denen wir in diesem Zusammenhange nur Gior¬ dano Bruno, Kepler und Pascal erwähnen, sich bereits mit einem viel weiteren Aspekt beschäftigten. Denn ein Johannes Kepler und Blaise Pascal wußten um eine Kugelwelt, in welcher jeder «Punkt» sowohl als Mittelpunkt wie auch als Anfang erfaßt werden kann. Vielleicht im gleichen Sinne hat im bisherigen Ver¬ lauf der Kulturgeschichte schon jedes Volk auf der Erdoberfläche mindestens einmal versucht, sich zum Mittelpunkt, zum Kulm, zum Mono-Pol der ganzen Menschheit aufzuwerfen. Man bemerke wohl, in einer sphärischen Welt kann jede Form oder Gestalt nur als Vielfaches auftreten, als Plural. Und solange es eine Astronomie gibt, hat der Mensch, im Widerspruch zu seinem Ehrgeiz, einzigartig zu sein unter allen Wesen, die andern Gestirne mit «Menschheiten» oder mit menscliheitartigen Gruppen von Geschöpfen bevölkert, über welche dann zu streiten war, ob sie dem Menschen entsprechend, unterlegen oder überlegen seien, ob sie dem Tier und der Pflanze oder aber der Vorstellung von Engeln entsprächen, denen der Mensch erst nachzueifern hätte. Der Leser sieht, daß die Menschheit seit jeher eine Scheu vor der Verantwor¬ tung verspürte, sie sei mit ihrem überlegenen technischen Ingenium sich selbst überlassen, um gegen Tier und Pflanze, gegen alles Leben und auch gegen sich selbst cäsarenwahnsinnig und selbstmörderisch wüten zu können. Gerade der faustische oder prometheische Mensch hat immer das Bedürfnis empfunden, kontrolliert zu werden, sei es durch eine übermächtige Gottheit, sei es (republi¬ kanisch und demokratisch gleichsam) durch seinesgleichen. Im Maße nun, wie die als unzureichend empfundenen Gottesvorstellungen des Christentums, des Judentums, des Islams offensichtlich zur bändigenden Kontrolle des Menschen als nuklearem Prothesengott nicht mehr genügen, «taucht» als neue Realität die Kontrolle durch extraterrestrische Geschwister¬ menschheiten auf, wobei sich im Sinne der Demokratie und des Selbstbestim¬ mungsrechts unter den Mächten unmittelbar eine gleichsam republikanisch¬ demokratische Wechselkontrolle der in unserem Sonnensystem, auf geeigneten Planeten anderer Newtonscher Gravitationssysteme in unserer Milchstraße oder aber im Weltsystem der Milchstraßen überhaupt ergeben würde. III. Bevor man in dieser Demokratisierung der Menschheitenverteilung über unser Sonnensystem, über unsere Milchstraße, über das System aller Milchstraßen weiter fortschreitet, ist es wesentlich, ein entscheidendes Gesetz ins Auge zu fassen, das von den Meistern unserer Technik und Mechanik noch niemals klar erfaßt wurde Der Mensch ist zwar auch ein Tier und eine Pflanze, vor allem aber ist er ein Techniker (Künstler) und ein Demiurg, und daraus ergibt sich, daß er an den Pflanzen und Tieren, an den Vögeln, überhaupt an der sogenann¬ ten Natur nur das erfaßt und wirklich begreift, was er in seinen Prothesen selbst verwirklicht hat. So ist zu bemerken, daß der Mensch die 50 Tonnen schweren Riesensaurier der Jurazeit erst begriff, erst als möghch anerkannte und verstand, : als er selbst entsprechend schwere Tanks erbaute. Daß er das Wesen des Vogel¬ flugs und die Struktur der Pteranodonten in der Oberkreide erst wirklich ver¬ stand, als er selbst die allerverschiedensten Flugzeuge verwirklichte, auf dem Sprunge war, die gravitatorische Technik, der Hochraketen, der künstlichen Subtrabanten und so weiter ebenso selbstverständlich aufzubauen, wie man im 18. Jahrhundert eine gute Segelfregatte konstruierte. Man erkennt dann leicht, wie wenig erstaunlich es ist, daß der Mensch, auch der technisch und wissenschaftlich nüchterne Mensch sich mit dem Problem der «fliegenden Teller» eben im Moment ernsthaft und gewissenhaft, statistisch aufnehmend und kontrollierend auseinanderzusetzen beginnt, wo er selbst dieser Supertechnik von andern Welten her «entgegenkommt», indem er ja selbst im Begriff ist, künstliche Subtrabanten und astronautische, interplanetische Raketen und Weltenboote zu konstruieren. Dies alles «erklärt» man in den Zeitungen und Zeitschriften damit, daß unsere Nuklearphysik, unsere Wasserstoffbomben außerirdische Menschheiten, sei es vom Mars, sei es von irgendeinem der etwa zwölf Lichtjahre entfernten Planeten mißtrauisch und besorgt macht, wir könnten ihnen gefährlich werden, so daß sie sich gedrungen fühlten, uns zu kontrollieren, um uns notfalls niederzuschla¬ gen, bevor wir ihnen gefährlich werden. Diese Gesinnung entspricht ganz einfach der verzweifelten Wechselangst etwa der Russen und der Amerikaner seit 1945, wobei diese beiden Supermächte, in¬ dem sie die Nukleartechnik bei sich selbst entwickeln, sich bei der andern Macht gar nichts anderes vorstellen können, als daß diese Uebermacht entwickelt wird, um sie selbst zu vernichten. In Wirklichkeit werden heute sowohl die Amerikaner als auch die Sowjet¬ russen nur gemeinsam eingehüllt von der gleichen wahnsinnigen Angst des drei¬ dimensionalen viktorianischen Menschen vor der Uebermacht einer Technik, die sie notwendigerweise versöhnen muß, um sie nicht gemeinsam zu vernichten. 78 Bei jeder Betrachtung dieser Dinge, welche auf eine kosmische Demokratisie¬ rung ganzer Gruppen von Supermenschheiten hinzielen, ist es tunlich, fol¬ gende drei Stufen der Entwicklung zu unterscheiden : 1. Solange nur das Planetensystem unserer eigenen Sonne mit Hilfe der Kopermkus-Kepler-Newtonschen Gravitationstheorie erfaßbar war, besetzte man den Mond, den Mars, Jupiter und Saturn, sogar die Saturnringe und den Nep¬ tunmond mit Menschheiten, die eine noch gleichsam astrologisch verbundene Gruppe miteinander bilden. 2. Seit dem 18.Jahrhundert, seit dem großen Wilham Herschel, hat man be¬ gonnen, die Sternscharen unserer eigenen Milchstraße zu erfassen und zu einem Gravitationssystem zusammenzuschließen. Das ergab 100 bis 200 Milliarden Sterne (io11 bis 2 x io11), und die statistische Durchmusterung dieser Sternscharen erweist, daß man bei jedem hundertsten oder tausendsten Stern die Struktur unserer eigenen Sonne und das Vorhandensein eines Planetensystems entspre¬ chend dem unseren annehmen kann, vielleicht sogar annehmen muß. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, sogar die Sicherheit, daß jeder tausendste oder zehn¬ tausendste Stem in unserer Galaxis in seinem Planetensystem eine «Menschheit» beherbergt, vielleicht noch auf dem Stadium der Saurier, vielleicht schon auf dem Stadium des vierdimensionalen Uebermenschen. 3. Seit etwa 1900 durchdringt man mit optischen Mitteln das All in einem Radius von 200, 500 Millionen, neuerdings von 1 Milliarde Lichtjahren. Inner¬ halb dieser Sphäre untersucht man den Abstand, Bewegung und Strukturwandel von mindestens 200 Millionen Milchstraßen, die in ihrer Struktur alle der unsern entsprechen, wemi sie auch meistens geringeren Umfanges und geringerer Ge¬ samtmasse sind (vermutlich, weil unsere Milchstraße in Wirklichkeit eine Gruppe mehrerer Milchstraßen bildet). Wir bekommen also die Wahrscheinlichkeit oder sogar die Notwendigkeit, von so vielen Menschheitsgruppen, als es Milch¬ straßen gibt, so daß das Leben zwar nicht mehr im Sinne des ptolemäischen Systems im Zentrum eines euklidischen Alls eingebettet läge, dafür aber den gesamten relativistisch-sphärischen Bereich des Kosmos durchdränge. Sobald unsere terrestrische Menschheit nur ihren solipsistischen Größenwahn über¬ wunden hätte, wäre diese Vorstellung sogar überaus gesund, denn dann könnte kein irgendwie größenwahnsinnig gewordener Nuklearphysiker hoffen, durch eine Nuklearzersprengung der Erde das Wesen des Menschlich-Lebendigen überhaupt im Kosmos auszurotten. Es ist nicht nur wahrscheinlich, es entspricht sogar allen Forderungen moder¬ ner Anschauung, daß das Weltall durchflochten und durchwoben ist von einer Vielfalt von Menschheiten, von einer Vielfalt, die außerordentlich viel größer ist als die Zahl der menschlichen Individuen auf der Erde. Eine andere Frage ist dann, ob diese Menschheiten miteinander in Beziehung treten können, sei es, um sich auszuspionieren, wechselseitig zu vernichten, oder um sich ineinanderzuspielen. Schon bei Menschheiten, die auf dem Merkur, dem Mars, der Venus, der Erde, dem Jupiter oder Saturn beheimatet wären, macht die Aufstellung eines «Fahrplans» fast ebensogroße Schwierigkeiten wie für den Seeverkehr und für die Strategie zwischen Europa, Amerika, Asien und Australien vom 16. bis zum 18.Jahrhundert (zur Zeit der Segelschiffahrt). Die Venus nähert sich uns bis auf etwa 30 Millionen Kilometer, der Mars in Ausnahmefällen bis auf etwa 50 Mil¬ lionen Kilometer ; aber schon bis zum Jupiter braucht sogar das Licht, dieser schnellste Bote, über den wir verfügen können, rund 20 Minuten, bis zum Neptun und Pluto gar mehrere Stunden. Da nun die nächsten Sterne, bei denen Planetensysteme in Frage kommen, schon mehrere Lichtjahre von uns entfernt sind, und da vollends die allernächsten Milchstraßen (Andromeda-Nebel zum Beispiel) mindestens 800000 Lichtjahre von unserer eigenen Galaxis entfernt sind, müssen die Astronauten oder Verfasser von Science Fictions, welche an einem intergalaktischen Fahrplan herumrechnen, schon die Raum- und Zeit¬ dimensionen «manipulieren» (wie man so schön sagt), um irgendeinen inter¬ galaktischen astronautischen Fahrplan plausibel zu machen. Denn da sogar die Trilobiten (Urkrebse) des Silurzeitalters nur etwa 500 Millionen Jahre zurück¬ hegen, müßte irgendeine Kultur, die uns von den fernsten Milchstraßen ein Signal zukommen ließe, entwicklungsmäßig viel älter sein als die ältesten be¬ kannten Trilobiten unserer Erde. Und es ist bekannt, es sollte bekannt sein, daß keine einzige Kultur auf der Erde ohne Katastrophe auch nur ein einziges Jahrtausend überlebt hat. Mit diesen Ausführungen wollten wir dartun, daß die Erwartung einer Viel¬ falt der «Menschheiten» im Kosmos, in der ungeheuerlichen Schar der beob¬ achtbaren Milchstraßen geradezu eine Selbstverständlichkeit bedeutet und daß die entscheidende Schwierigkeit nur besteht, weil die bisherige Menschheit, zu größenwahnsinnigem Solipsismus erzogen, jede reale Feststellung oder Berührung mit einer außerterrestrischen Menschheit unmittelbar als Todes¬ drohung empfindet. Man vergesse aber nicht, daß im ió.Jahrhundert jede Ent¬ deckung noch unbekannter Kontinente, und jede Berührung mit unbekannten, wenngleich durchaus menschlichen Kulturen einen ganz ähnlichen Schock und eine Verwirrung von Todesangst und Eroberungswut hervorgerufen hat.