Mitschrieb zur Vorlesung: Physik jenseits des Standardmodells Prof. Dr. Nierste Vorlesung Wintersemester 2007/2008 Letzte Aktualisierung und Verbesserung: 14. August 2009 Mitschrieb der Vorlesung Physik jenseits des Standardmodells von Herrn Prof. Dr. Nierste im Wintersemester 2007/2008 von Marco Schreck. Dieser Mitschrieb erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Korrektheit. Kommentare, Fehler und Vorschläge und konstruktive Kritik bitte an [email protected]. Inhaltsverzeichnis 1 Wiederholung des Standardmodells 1.1 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Appelguist-Carrazone-Theorem (Entkopplungstheorem) 1.2.1 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Symmetrien des Standardmodells . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 13 13 16 2 Custodiale SU(2) 2.1 Das Standardmodell als effektive Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 t’Hooft’sches Natürlichkeitsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 21 22 3 Symmetrien und Anomalien 3.1 Beispiel für eine globale (also erlaubte) Anomalie . . . . . . 3.2 Beispiel: masselose QCD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Exkursion: Ward-Identitäten und Renormierbarkeit . . . . . 3.4 Die Adler-Bell-Jackiw-Anomalie (ABJ-Anomalie) . . . . . . 3.4.1 Anomaliecheck des Standardmodells . . . . . . . . . 3.4.2 Ladungsquantisierungsproblem des Standardmodells 3.4.3 Drei Bemerkungen zu Anomalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 26 27 28 29 32 35 35 4 Das Zwei-Higgs-Dublett-Modell 4.0.4 Typ-I-2-HDM . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.0.5 Typ-II-2-HDM . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Higgs-Freiheitsgrade des 2HDM . . . . . . . . . . . 4.1.1 Beispiel: H ± -Kopplungen im Typ-II-Modell 4.1.2 Higgs-Massenmatrix . . . . . . . . . . . . . 4.1.3 Bemerkungen zum Potential . . . . . . . . . 4.1.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 40 40 41 43 44 45 48 5 Große vereinheitlichte Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3 Kapitel 1 Wiederholung des Standardmodells 1.1 Zusammenfassung Im Standardmodell gibt es die SU(2)-Dubletts µ ¶ µ ¶ νL uL ψ= und . eL dL Diese transformieren sich durch ¶¸ · µ σa ψk mit j, k ∈ {1, 2} ψj 7→ [exp(iαa I a )]jk ψk = exp iαa 2 jk und den Pauli-Matrizen µ ¶ µ 0 1 0 σ1 = , σ2 = 1 0 i ¶ µ −i 1 , σ3 = 0 0 (5) ¶ 0 . −1 (6) Die Summe über a laufe von 1 bis 3. Die SU(3)-Tripletts r r r r dR dL uR uL ψL = ugL , ugR , dgL , dgR dbR dbL ubR ubL (7) transformieren wie · µ ¶¸ λa ψj 7→ [exp(iαa T a )]jk ψk = exp iαa ψk 2 jk mit den Gell-Mann-Matrizen µ j ¶ σ j λ = für j = 1, 2, 3 0 0 λ4 = 0 1 0 0 0 1 0 0 , λ5 = 0 0 i µ 0 −i 0 0 0 , λ6 = 0 0 ¶ σ1 , λ7 = µ 0 ¶ σ2 1 0 1 , λ 8 = √ 0 1 3 0 0 0 0 . −2 (8) Die Fermionen der zweiten und dritten Generation haben dieselben Quantenzahlen in (2). Die unterschiedlichen Quantenzahlen für links- und rechtshändige Felder in (2) verbieten Dirac-Massenterme −mψψ = −mψ L ψR − mψ R ψL , denn beispielsweise ist eR eL nicht SU(2)-invariant. Majorana-Massenterme c m(ψ ψ + ψψ c ) mit ψ c = iγ 2 γ 0 ψ | sind nicht erlaubt wegen Y 6= 0 in (2), denn mit (4) ψyc −−→ exp(−iϕy )ψyc 5 KAPITEL 1. WIEDERHOLUNG DES STANDARDMODELLS folgt: c (4) c c ψ ψ −−→ exp(2iϕy )ψ ψ 6= ψ ψ GSM in (1) ist geeicht. ϕ = ϕ(x) in (1) und αa = αa (x) in (5), (6) führt auf die kovariante Ableitung: Dµ = ∂µ − ig1 Bµ Y − ig2 Wµa I a − ig3 Aaµ T a mit ½ a I ψ= und ½ T aψ = σ a /2ψ 0 für Dubletts ψ für Singuletts ψ λa /2ψ 0 für Tripletts ψ für Singuletts ψ Elemente der Lie-Gruppen U(1), SU(2), SU(3) lassen sich schreiben als exp(iαa T a ) mit reellen Parametern αa und hermiteschen Matrizen T a und zwar T a = 1, σ a /2, λa /2. Sie bilden die Lie-Algebren [T a , T b ] = if abc T c (10) mit den Strukturkonstanten f abc . Für die u(1) gilt f abc = 0; also handelt es sich um eine abelsche Gruppe, da alle Elemente miteinander vertauschen. Für die su(2) ist f abc = εabc , wobei εabc der Levi-Civita-Tensor ist. (Die zu einer Lie-Gruppen gehörige Lie-Algebra wird mit kleinen Buchstaben bezeichnet.) Jeder Satz von hermiteschen n×n-Matrizen TRa mit [TRa , TRb ] = if abc TRc bildet eine Darstellung der Lie-Algebra (10). Die Matrizen TGa mit [TGa ]bc = f abc (11) bilden die adjungierte Darstellung der Lie-Algebra. Die Eichbosonen W µ,a leben in der adjungierten Darstellung der SU(2): W µ,a 7→ W µ,b = [exp(iαa TGa )]bc W µ,c mit [TGa ]bc = εabc Die Gluonen Aµ,a leben in der adjungierten Darstellung der SU(3). Für die SU(2) gilt dim[TG ] = 3, für die SU(3) dim[TG ] = 8 und allgemein dim[TG ] = N 2 − 1. Eichkopplungen (mit (2)) in GSM -invarianter Schreibweise: Wµ Li ,Qi : i a µ g2 σij γ 2 Lj ,Qj Bµ f : ig1 yf γ µ f Aµ : i g3 λaαβ γ µ 2 qα qβ a Feldstärke-Tensor Fµν : a [Dµ , Dν ] = −igFµν F µν,a für g = g1 , g2 oder g3 (16) Für die U(1) gilt Fµν = ∂µ Bν − ∂ν Bµ (17) und für die SU(N ): a Fµν = ∂µ Aaν − ∂ν Aaµ + gf abc Abµ Acν (18) 6 1.1. ZUSAMMENFASSUNG a a a Speziell für die SU(2) ist f abc = εabc und somit Fµν = Wµν . Für die SU(3) ist Fµν = Gaµν . Für eine SU(N )Eichtheorie gilt 1 1 a µν,a a Leich = − Tr(Fµν T a F µν,b T b ) = − Fµν F 2 4 (19) mit der Normierungskonvention Tr[T a T b ] = 1 ab δ 2 (20) Der Vorfaktor 1/2 wird auch als Dynkin-Index bezeichnet. Speziell für das Standardmodell gilt also 1 1 a µν,a 1 a µν,a Leich = − Fµν F µν − Wµν W − Gµν G . 4 4 4 (21) Leich erzeugt die kinetischen Terme der Eichbosonen und die Selbstwechselwirkung der Eichbosonen der schwachen Wechselwirkung und der Gluonen. Schauen wir uns die Selbstwechselwirkung der SU(3)-Eichbosonen an: k : gf abc [g µν (k − p)% + g ν% (p − q)µ + g %µ (q − k)ν ] p q : −ig 2 [f abe f cde (g µ% g νσ − g µσ g ν% ) + (b, ν) ↔ (c, %) + (b, ν) ↔ (d, σ)] Für N = 2 vereinfacht sich (23) etwas wegen f abe f cde = εabe εcde = δac δba − δad δbc und (22) hat als einzigen nichtverschwindenden Vertex: W3% W2ν W1µ : g2 [g µν (k − p)% + . . .] 2 Die Eichinvarianz verbietet Massenterme MW , Wµa W µ,a für die Eichbosonen. Der Higgsmechanismus führt zur Brechung der SU(2)L ⊗ U(1)Y (L: links, Y : Hyperladung) zur U(1)em . Damit werden drei Eichbosonen massiv. Die drei Goldstonebosonen werden zu longitudinalen Freiheitsgraden der massiven Eichbosonen W+ , W− und Z. Higgs-Dublett: µ + ¶ φ (x) Φ(x) = ΦY =12 (x) = (24) φ0 (x) Das Minimum des Higgspotentials V (Φ) = −µ2 Φ† Φ + λ(Φ† Φ)2 mit λ, µ > 0 (25) liegt bei Φ† Φ =: v 2 = µ2 mit v > 0 2λ Ohne Beschränkung der Allgemeinheit gilt: µ ¶ 0 Φmin = v (26) (27) 7 KAPITEL 1. WIEDERHOLUNG DES STANDARDMODELLS und dann gilt: h(x) G0 (x) φ0 (x) = v + √ + i √ und φ+ (x) =: G+ (x) 2 2 (28) h(x) beschreibt das physikalische Higgs-Boson. Wegen µ ¶ µ ¶ 0 a 0 Y 6= 0 6= Iw v v a wobei Iw der schwache Isospin ist, bricht der Vakuumerwartungswert in (27) U(1)Y und SU(2)L . Mit Q := 3 Y + Iw gilt: ¶ ¸µ ¶ µ ¶µ ¶ µ ¶ µ ¶ · µ 1 3 0 1 1 0 1 0 0 0 0 + σ = = Q = 0 1 v 0 1 v 0 v y=1 2 2 2 Damit ist also das Vakuum ungeladen bezüglich U(1)em und Q erzeugt die ungebrochene U(1)em . Die HiggsLagrangedichte ist gegeben durch: Lφ = [Dµ Φ† ][Dµ Φ] − V (Φ) Der kinetische Anteil [Dµ Φ† ][Dµ Φ] erzeugt die Massenterme für die Eichbosonen W± und Z. Mit dem WeinbergWinkel ϑw g1 g2 tan ϑw = sind die Photon- und Z-Boson-Felder gegeben durch: Aµ = cos ϑw B µ + sin ϑw Wµ3 , Z µ = − sin ϑw B µ + cos ϑw Wµ3 Für die elektrische Ladung gilt: 1 1 Wµ Wµ 0 3 Wµ2 = i 1 Q Wµ2 = Iw 0 Wµ3 Wµ3 (32) 1 Wµ −iWµ2 −1 0 0 0 Wµ2 = iWµ1 0 0 Wµ3 0 W3 ist ungeladen. Wµ± = Wµ1 ∓ iWµ2 sind Eigenzustände zu Q: QWµ± = ±Wµ± Die Massen der Eichbosonen sind gegeben durch 2 MW = g22 v 2 g2 v2 1 und MZ2 = 2 2 2 cos ϑ2w (34) womit also gilt: MW = cos ϑw MZ (35) Die elektrische Ladung ist gegeben durch e = g1 cos ϑw = g2 sin ϑw (36) Wegen (2) brechen Fermion-Massenterme −mf f R fL die SU(2)L ×U(1)Y . Somit müssen die Massen proportional zum Symmetriebrechungsparameter v sein: mf ∼ v. Diese Tatsache schützt“ die Kleinheit der Masse. Es ” gilt beispielsweise nicht mf ∼ MPlanck . Yukawa-Kopplungen: LY = LcY + LuY + LdY LeY = − 3 X e yjk Lj ΦeR,k + h.c. (37) (38) j,k=1 8 1.1. ZUSAMMENFASSUNG wobei j und k Generationenindizes sind. Nur der Yukawa-Sektor kann Generationen unterscheiden! Generationen haben alle die gleiche Quantenzahlen, aber unterschiedliche Masse. LdY = − 3 X d yjk Qj ΦdR,k + h.c. (39) u Qj Φc uR,k + h.c. yjk (40) j,k=1 LuY = − 3 X j,k=1 mit µ Φc = εΦ∗ = ¶ µ ¶ (φ0 )∗ v c = , Φ min 0 −φ− (41) wobei µ ε = iσ 2 = ¶ 0 1 −1 0 (42) Φc transformiert auch wie die SU(2). (Wegen der symplektischen Struktur der SU(2) gilt dies nicht für andere c u d SU(N ). yjk , yjk und yjk sind 3 × 3-Matrizen im Generationenraum. Schauen wir uns zur Wiederholung noch einmal die Generationen an: u d e νe c s µ νµ t b τ ντ rgb Es gibt 2 × 15 Freiheitsgrade pro Generation: urgb L,R , dL,R , eL,R , νe (15 Weyl-Spinoren bzw. chirale DiracSpinoren). Der Eichsektor hat eine globale [U(3)]5 -Flavoursymmetrie. Mit U Q ∈ U (3) sind LF in (12), LEich in (19) Q und Lφ in (30) invariant unter Qj 7→ Ujk Qk (43). Analog gilt dies für dR,j , uR,j , Lj und eR,j . LY bricht diese e d u Symmetrie explizit durch die Yukawa-Kopplungen yjk , yjk , yjk . Ausnutzung der gebrochenen Symmetrien: L R L 7→ Ujk , lR,j 7→ Ujk lR,k bewirkt (mit L = (L1 , L2 , L3 ) usw.): (44) LlY = −Ly l φlR + h.c. −−→ −L(U l )† y l U R φlR + h.c. Durch geeignete Wahl von U L , U R ist ybl = diag(ye , yµ , yτ ) (45). Hieraus folgt, dass Lepton-Yukawa-Kopplungen o.B.d.A. diagonal sind in einer geeigneten Basis im Flavourraum. Kommen wir nun zu den Quarks. Mit den Q U(3)-Transformationen Q 7→ Sd,R Q, dR 7→ S d,R dR und uR 7→ S u,R uR (46) kann man y u diagonalisieren. ybu = (S Q )† y u S u,R = diag(yu , yc , yt ) mit yu , yc , yt ≥ 0 (47) Mit geeigneten S d,L , S d,R ergibt sich: (S Q )† y d S d,R = (S Q )† S d,L (S d,L )† y d S d,R = V · ybd {z } | {z } | =:V (48) y bd mit ybd = diag(yd , ys , yb ), yd,s,b > 0 und der Cabibbo-Kobayashi-Maskawa-Matrix V . Mit (27) finden wir aus (38) - (40) mit den Massenmatrizen cl = vb cu = vb M yl , M y u , M d = vV ybd (49) die Fermion-Massenterme cl lR − dL M d dR − uL M cu uR + h.c. Lferm = −eL M (50) cd dR (52) mit M cd = Um M d zu diagonalisieren, transformieren wir dL 7→ V dL (51), so dass dL M d dR 7→ dL M diag(md , ms , mb ) (53). (51) vertauscht nicht mit SU(2)L -Transformationen. Die Fermionfelder in cl lR − dL M cd dR − uL M cu uR + h.c. Lferm = −lL M 9 KAPITEL 1. WIEDERHOLUNG DES STANDARDMODELLS heißen Masseneigenzustände. Die Fermionfelder in (37) bis (50) sind Wechselwirkungseigenzustände. Sie sind nur bis auf U(3)-Transformationen (44), (46) eindeutig. Die Felder in (50) bilden die U-Basis, in der die UL,j -Felder gleichzeitig Wechselwirkungs- und Masseneigenzustände sind. In der D-Basis, die man aus der U-Basis via QL 7→ V QL gewinnt, ist anstelle von M u nur M d diagonal. Schließen wir nun die Konstruktion der Lagrangedichte ab und blicken auf das Ergebnis: LSM = LF + Leich + Lφ + LY (54) LSM ist die allgemeinste Lagrangedichte, die folgende Anforderungen erfüllt. 1.) SU(3) × SU(2) × U(1)-Eichsymmetrie 2.) Teilcheninhalt: a.) Fermionen mit Spin 1/2 und Quantenzahlen in (2) b.) Skalarfeld Φ mit Iw = 1/2 und Y = 1/2 3.) Renormierbarkeit: keine Kopplungen mit negativer Dimension Schleifenkorrekturen können UV-divergent sein, wie beispielsweise: q+p 0 q,s ,α q q,s,α = ig32 4 · (−uα (p, s)γµ γα γ µ uα (p, s0 ) · I α + muα (p, s)γµ γ µ uα (p, s0 ) · I) (55) 3 Gearbeitet wird in der Feynman-Eichung. Der Faktor 4/3 rührt von T a T a = 4/31 her. m ist die Quarksmasse. Zu beachten ist, dass über α nicht summiert wird. Die zugehörigen Schleifenintegrale sind gegeben durch: Z dD q qα α I = (56) (2π)D i (q + p)2 [q 2 − m2 ] Z 1 dD q (57) I= D 2 (2π) i (q + p) [q 2 − m2 ] UV-Divergenzen findet man mit dem Power-Counting. Die Massendimension der Schleifenintegrale führt zum oberflächlichen Divergenzgrad“ [I α ] = D + 1 − 4 = D − 3 und [I] = D − 4. Hinreichend ” für UV-Konvergenz ist, dass alle Schleifen des betrachteten Diagramms negative Dimension haben. Beispielsweise hat das ganze Diagramm und der Teilgraph negative Dimension, aber der Teilgraph () ist in vier Dimensionen divergent (Massendimension D−4 = 0). Physikalisch trägt die Selbstenergie in (55) zur Masse des Quarks bei und zwar über den zweiten Term mit dem Schleifenintegral I. Die Divergenz von I kann über eine Redefinition von m in der Lagrangedichte absorbiert werden (Massenrenormierung). Lf m ⊃ −m(0) qq = −Zm m = −mqq + m(1 − Zm )qq (58) m(0) ist die unrenormierte Masse. Man bezeichnet m(1 − Zm ) auch als Gegenterm (Counterterm). Die Renormierungskonstante ist eine Entwicklung in der Kopplungskonstanten: µ 2 ¶2 g3 g 2 (1) (2) + Zm + ... (59) Zm = 1 + 3 2 Zm 16π 16π 2 (1) (2) Zm , Zm , . . . sind divergent. Man kann beliebige endliche Anteile von I in den Gegenterm (1 − Zm )m absorbieren. Diese Wahl definiert das Renormierungsschema. Ebenso kann man mit einer Renormierung der Kopplungskonstanten g (0) = Zg g (60) Divergenzen von Vertexdiagrammen auffangen. 10 1.1. ZUSAMMENFASSUNG Physikalisch bedeutet dies, dass Ladungen durch Quanteneffekte abgeschirmt werden. Schließlich wird die Divergenz aus I α in (55) durch q (0) = Zq q (61), also eine Reskalierung der Quarkfelder, absorbiert. (61) heißt Feldrenormierung oder Wellenfunktionsrenormierung. (Analog zu (61) renormiert man auch die Eich- und Higgsfelder.) Enthält L nur Kopplungen mit nichtnegativer Dimension, so ist die Theorie renormierbar. Das heißt, alle Divergenzen können in Parameter der Lagrangedichte absorbiert werden. Beispiel einer nicht renormierbaren Theorie ist die Fermi-Theorie für Elektronen und Myonen: νµ νe e νe Es gilt [GF ] = −2. GF X 0 L ⊃ −√ lL γµ νe l γ µ νl0 + h.c. 2 l,l0 =e,µ l6=l0 e νe µ νµ µ νµ µ νµ µ νµ e νe Baumgraphenniveau: µ µ e νµ νµ νe νe 1-Schleifen-Niveau: νe νe e νµ µ e νe νµ µ Der Gegenterm hat die Form 11 KAPITEL 1. WIEDERHOLUNG DES STANDARDMODELLS νe µ νµ ν νe µ und beschreibt eine neue Kopplung. Je mehr Kopplungen auftreten, umso höher ist der Divergenzgrad der Schleifen. • Jede n-Punkt-Greenfunktion wird in irgendeiner Ordnung (von GF ) divergent. • Damit werden unendlich viele Gegenterme benötigt, was dazu führt, dass die Theorie keine physikalische Aussagekraft mehr besitzt. Jedoch beschreibt die Fermi-Theorie erfolgreich die schwache Wechselwirkung bei niedrigen Energien E. µ e e µ W νµ νe νµ νe E¿MW −−−−−→ 1 1 GF g22 √ → mit = 2 2 2 q 2 − MW MW 8MW 2 (62) Nicht renormierte Wechselwirkungen sind akzeptabel als effektive Theorie für kleine Energien, im Beispiel √ für E ¿ 1/ GF . Die Sprechweise ist hierbei wie folgt: GF L⊃− √ µL γµ νµ eL γ µ νe +h.c. {z } 2 | |{z} Dimension-6-Term“ dim=2 ” Die Fermi-Theorie ist eine effektive Theorie des W-Boson-Austausches. νe e W e νe νµ µ 1 2 MW µ νµ 1 −−−→ 0 2 − q 2 − MW q 2 7→∞ Das zweite Diagramm besitzt ein besseres UV-Verhalten. 12 1.2. APPELGUIST-CARRAZONE-THEOREM (ENTKOPPLUNGSTHEOREM) 1.2 Appelguist-Carrazone-Theorem (Entkopplungstheorem) Betrachte eine Lagrangedichte L mit großem Massenparameter M . Lleicht enthält nur Felder mit Massen m ¿ M und L = Lleicht + LM (63) LM und Lleicht seien renormierbar. Die Niederenergiephysik (E ¿ M ) von L wird dann reproduziert durch Leff = L0leicht + L(5) + L(6) + . . . (64) wobei L0leicht aus Lleicht durch eine Renormierung der Parameter hervorgeht und l(d) Kopplungen der Diren mension d enthält, die proportional zu 1/M d−4 sind. Man kann L so renormieren, dass L0ren leicht = Lleicht ist. Renormierungsschemen mit dieser Eigenschaft heißen Entkopplungsschemen. 1.2.1 Beispiele 1.) Entkopplung des Top-Quarks von der QED; Messung des Proton-Elektron-Vertex e e t t Die Schleife skaliert wie µ 2¶ mt 2 67→ 0 für mt 7→ ∞ (qµ qν − q gµν ) ln g2 Der Gegenterm aus der Wellenfunktionsrenormierung kann so angepasst werden, dass er außer der Divergenz auch den ln(m2t /g 2 )-Term weghebt (Entkopplungsschema, On-Shell-Schema). (Lleicht entspricht LQED ohne das Top-Quark.) mt ist nicht messbar und verschwindet in δZt und letztendlich in der renormierten Kopplung e, die ein freier Parameter der QED ist. Licht-Licht-Streuung: t t t 7→ 0 für mt 7→ ∞ t Damit handelt es sich bei 13 KAPITEL 1. WIEDERHOLUNG DES STANDARDMODELLS also um eine höher-dimensionale Kopplung. 2.) Nichtentkopplung des Top-Quarks vom Standardmodell: a.) mt = yt · v 7→ ∞ bedeutet yt 7→ ∞. h0 ∼ γ mt 1 · yt −−−−−→ const. mt 7→∞ mt γ Somit entkoppelt das Top-Quark nicht vom Yukawa-Sektor. Es existiert zu diesem Diagramm keinen Counterterm, da es einen Higgs-Photon-Photon-Vertex auf Baumgraphenniveau nicht gibt, weil das Photon masselos ist. b.) Entfernt man das Top-Quark, so hat das b-Quark keinen SU(2)-Partner mehr. Die Niederenergietheorie L0leicht ist nicht SU(2)-invariant und damit nicht das Standardmodell. Die Top-Quark-Masse wurde präzise auf LEP-Präzisionsdaten vorhergesagt. Aus (a) folgt, dass auch eine vierte Generation nicht entkoppelt. Das Fazit ist, dass eine fundamentale Feldtheorie renormierbar sein muss. Das Standardmodell ist renormierbar (und die allgemeine Theorie mit der vorgegebenen Symmetrie und dem Teilcheninhalt). Effekte neuer Theorien mit großer Masse M sind in Experimenten mit Energie E ¿ M nur über nichtrenormierbare Terme L(5) , L(6) usw. sichtbar, also wie E/M , E 2 /M 2 usw. unterdrückt. Diese Potenzen können mit Logarithmen multipliziert sein: µ ¶ E E n E 7→ ln M M M wenn der Term aus einem n-Schleifendiagramm stammt. Man kann Modelle bauen der Form L = LSM + LNP , wobei LNP neue Physik“ beschreibt. Mit schweren ” Teilchen in LNP gilt für E ¿ MNP : Leff = LSM + L(5) + L(6) + . . . Physikalische Effekte, die von L(5) + L(6) + . . . herrühren, können in Präzisionsexperimenten entdeckt werden. Der modellunabhängige Zugang“ ist, alle SU(3)c × SU(2)L × U(1)Y -invariante L(5) - und ” L(6) -Terme zu konsturieren und diese experimentell einzuschränken. Eine andere Möglichkeit neue Physik zu beschreiben, besteht darin, höhere Symmetrien von L im Vergleich zu LSM zu fordern. Daraus ergeben sich Relationen zwischen den Parametern des Standardmodells. Betrachten wir hierzu als Beispiel die SU(5)-GUT-Theorie: SU(5) g ⊃ SU(3) g3 × SU(2) g2 × U(1) g1 U(1) beschreibt die relative Phasen zwischen den beiden Blöcken. LSU(5) = LSM (mit g1 = g2 = g3 = g) + LRest In LRest stecken Massen proportional zu MGUT À v. Die Niedernergietheorie bei der Energieskala µ = O(v) wird beschrieben durch Leff = L0SM + L(5) + L(6) + . . . mit gj0 = gZj (65) und einer endlichen Renormierungskonstanten µ µ ¶¶ M Zj = Zj ln MGUT gj0 hängt von der Renormierungsskala µ ab. Zunächst sei µ beliebig. Genauer: " # ¶ µ 2 g (M ) M GUT j (j) gj0 (µ) = gj (MGUT ) 1 + β0 ln + O(gj4 ) 16π 2 MGUT (66) 14 1.2. APPELGUIST-CARRAZONE-THEOREM (ENTKOPPLUNGSTHEOREM) (j) β0 ist der erste Koeffizient der sogenannten β-Funktion. Der große Logarithmus (falls µ ¿ MGUT ) muss zu allen Ordnungen renormiert werden. Aus (66) folgt: µ dgj0 (µ) dgj0 (µ) gj03 (j) = = β + O(gj5 ) dµ d ln(µ) 16π 2 0 (67) (67) heißt Renormierungsgruppengleichung für gj0 (µ). gj0 (µ) wird auch als laufende Kopplung mit gj als Anfangsbedingung bezeichnet. Warum die Kopplung läuft, lässt sich physikalisch durch Schleifenkorrekturen erklären, welche die Ladung abschirmen. Damit sind die g1 , g2 und g3 unterschiedlich, da die β-Funktion verschieden ist. (66) und (67) gelten in Renormierungsschemen, in denen die Renormierungskonstanten Zi nicht von den Massen abhängen (massenunabhängige Schemen). (Entkopplungsschemen haben diese Eigenschaft gerade nicht, weshalb man das Laufen hier noch nicht berechnen kann.) Ein in der Praxis wichtiges Beispiel ist das sogenannte MS-Schema, bei dem die Kombinationen 1 4−D − γE + ln(4π) mit ε = ε 2 in die Zi absorbiert werden. Wir wollen nun die Renormierungsgruppengleichung für die Eichkopplungen αj = gj2 gj2 αj , aj = = 4π 4π 16π 2 betrachten: daj (j) = 2β0 a2j + O(a3j ) d ln(µ) In der Leading-Log-Näherung“ (ohne a3j -Terme) ist deren Lösung gegeben durch ” aj (µ) = 1− aj (µ0 ) ³ ´ (j) 2β0 aj (µ0 ) ln µµ0 (68) Eine Entwicklung (mit µ0 = MGUT ) ergibt (66). Im Standardmodell gilt mit Ngen Generationen und NHiggs Higgsdoubletts: 4 1 41 Ngen + NHiggs = für Ngen = 3, NHiggs = 1 3 10 10 (1) = (2) =− β0 β0 (3) β0 22 4 1 19 + Ngen + NHiggs = − 3 3 6 6 4 = −11 + Ngen = −7 3 (69) (1) g2 und g3 sind asymptotisch frei. Aus (68) folgt aj (µ) 7→ 0 für µ 7→ ∞. Achtung: β0 die reskalierte U(1)Y -Kopplung r 3 0 g1 = g1 5 in (69) ist für Die Normierung von U(1)Y -Kopplungen ist beliebig. Es gilt dann g 7→ λg und q 7→ q/λ mit λ ∈ R. (Es gibt keinen Grund dafür, warum U(1)-Ladungen ganzzahlig sein sollen.) Die Normierung p der U (1)y -Kopplung ist festgelegt, sobald U (1)Y in eine nicht-abelsche Gruppe eingebettet ist. g10 = 3/5g1 ist die SU(5)“” Normierung. (Ob sich Kopplungskonstanten treffen, hängt von der Normierung ab. Im Standardmodell können sie sich auch treffen, da die Normierung beliebig ist, aber dieses Treffen hat keine Bedeutung. Im MSSM treffen sie sich mit der obigen Normierung, aber dann nicht im Standardmodell.) Es gilt (hep-ph/0001257): α1 (MZ ) = 0, 017, α2 (MZ ) = 0, 034, α3 (MZ ) = 0, 119 ± 0, 003 Für die Yukawa-Kopplungen Yk = yk2 mit k = τ, b, t 16π 2 15 KAPITEL 1. WIEDERHOLUNG DES STANDARDMODELLS gilt in der Leading-Log-Näherung: µ ¶ dYt 9 17 = −Yt 16a3 + a2 + a1 − 9Yt d ln(µ) 2 10 µ ¶ dYb 9 1 = −Yb 16a3 + a2 + a1 − 3Yt d ln(µ) 2 2 µ ¶ dYτ 9 9 = −Yτ a2 + a1 − 6Yt (70) d ln(µ) 2 2 Bottom- und τ-Yukawa-Kopplung treffen sich ungefähr bei derselben Skala wie g2 und g3 . Ist MGUT ∼ 1015 bis 1016 GeV? Die Kopplungen des Standardmodells weisen auf neue Physik hin und zwar auf eine Vereinheitlichung in eine einfache Eichgruppe wie beispielsweise die SU(5). τ und b liegen anscheinend im selben Symmetriemultiplett. 1.3 Symmetrien des Standardmodells 1.) Eichsymmetrie (Input): SU(3)c × SU(2)L × U(1)Y 2.) Globale Symmetrien: Der Eichsektor hat eine globale [U(3)]5 -Flavoursymmetrie (43), (44). Die Yukawa-Kopplungen brechen sie zu [U(1)]4 . – Baryon-Zahl U(1)B : µ ¶ µ ¶ µ ¶ Q Q Q Qi 7→ exp i Qi , uR i 7→ exp i uR i , dR i 7→ exp i dR i 3 3 3 (71) – Lepton-Zahl U(1)L j Lj 7→ exp(iQj )Lj , eRj 7→ exp(iQj )eRj (72) Diese Quantenzahlen sind getrennt erhalten für jede Generation. Diese [U(1)]4 -Symmetrie ist zufällig“; sie ist Konsquenz der Quantenzahlen der SM-Felder und der Forderung ” der Renormierbarkeit. Die (Gesamt-)Leptonzahl ist L = L1 + L2 + L3 . B − L ist erhalten, aber B + L ist eine sogenannte anomale Symmetrie, die durch Quanteneffekte gebrochen ist. Für Niederenergieexperimente (terrestrische Experimente) ist (B + L)-Verletzung irrelevant, nicht jedoch für die Baryogenese im frühen Universum. Angriffspunkt neuer Physik ist die Leptonzahlverletzung, die bei Neutrinooszillationen auftritt ((B + L)-Verletzung nicht-perturbativ im Standardmodell). Zurück zur U(3)5 : yu 0 0 0 0 0 Yu = 0 yc 0 ≈ 0 0 0 da yc ≈ 0, 01 0 0 yt 0 0 1 yd 0 0 0 0 0 Yd = V · 0 ys 0 ≈ 0 0 0 mit yb ≈ 0, 03 0 0 yb 0 0 yb Ebenso gilt y e ≈ diag(0, 0, 0). In der Näherung, dass nur yt 6= 0 betrachtet wird, besteht LY nur aus LY ≈ e R (73) und die U(3)-Symmetrie von Lj , lR , dR bleiben ungebrochen. Mit (73) bleiben für −yt (tL , bL )φt j j die ersten beiden Generationen noch U(2)-Symmetrien der Qj und URj übrig. Die Baryonzahl der dritten Generation B3 ist in (73) ebenfalls ungebrochen. U-Basis: Vud Vus Vub yd 0 0 0 2 · 10−4 10−4 0 ≈ 0 10−3 10−3 Yd = Vcd Vcs Vcb · 0 ys (74) Vtd Vts Vtb 0 0 0yb 0 0 3 · 10−2 yt ≈ 1 bricht die Symmetrie des Eichsektors: yt ≈1 yb 6=0 yt 6=0 [U(3)]5 −−−→ [U(3)]3 ×[U(2)]2 ×U(1)B3 −−−→ [U(3)]2 ×[U(2)]3 ×U(1)B3 −−−→ [U(2)]5 ×U(1)B3 ×U(1)L3 (75) Die letztere ist eine gute Symmetrie zur Genauigkeit von yc ≈ 10−2 . Im Symmetrielimes von (75) gibt es keine Generationen-ändernden Übergänge. Deswegen stellt Flavourphysik ein mächtiges Instrument dar, um neue Physik zu messen. Schließlich gibt es partielle Symmetrien“, die nur ein Teil von LSM hat, wie beispielsweise ” die [U(3)]5 . 16 1.3. SYMMETRIEN DES STANDARDMODELLS I.) Der Sektor von LSM , der Übergänge zwischen Quarks gleicher Ladung beschreibt, enthält keine Flavourverletzung (Abwesenheit von FCNCs, also flavour-changing neutral currents“). Dies bedeutet, dass es ” 0 in LSM keine q L/R γµ q 0L/R · {Aµ , Zµ , Aaµ }- und q L/R qR/L k 0 -Kopplungen mit q 6= q 0 ! Das bedeutet, dass der Neutrale-Strom-Sektor der Quarks eine [U(1)]6 -Symmetrie hat. Dieser Zufall resultiert aus a.) identische SU(3) × SU(2) × U(1)-Quantenzahlen der drei Generationen: U† i½ DU = i½ D. Würde man eine vierte Generation theoretisch einführen, so würde U nicht mehr mit der kovarianten Ableitung vertauschen. b.) dem Teilcheninhalt von nur einem Higgs-Dublett. Der Geladene-Strom-Vektor erzeugt FCNCs über Schleifen. s b s b W W t,c,u b,c,u g W c u W u,s,b g Diese Schleifen sind zusätzlich durch kleine CKM-Elemente unterdrückt und verschwinden im Limes gleicher Fermionmassen (GIM-Mechanismus). Das heißt, die kleinen Yukawa-Kopplungen unterdrücken FCNCs weiter. 17 KAPITEL 1. WIEDERHOLUNG DES STANDARDMODELLS 18 Kapitel 2 Custodiale SU(2) Der Name kommt vom lateinischen Wort Custos und bedeutet Wächter. Gehen wir aus von Gleichung (30): (25) Lφ = [Dµ φ† ][Dµ φ] − V [φ] mit V (φ) = −µ2 φ† φ + λ(φ† φ)2 Mit (9) ergibt sich: µ ¶ jg3 a a ig1 Dµ φ = ∂µ − σ Wµ − Bµ φ 2 2 Aus φ= µ +¶ φ φ0 und µ c ∗ Φ = εΦ = (φ0 )∗ −φ− ¶ kann man ein Bidublett bilden. µ 0 ∗ b := √1 (Φc , Φ) = √1 (φ )− Φ 2 2 −φ (76) φ+ φ0 ¶ (77) Unter SU(2)L (mit UL ∈ SU(2)L ) und exp(iϕ) ∈ U(1)Y gilt: b 7→ UL Φ b Φ (78) µ ¶ µ ¶ µ ¶ 0 b 7→ Φ b · exp − i σ3 ϕ mit exp − i σ3 ϕ = exp(−i/2ϕ) Φ 0 exp(i/2ϕ) 2 2 (79) (30) wird zu b † (Dµ Φ)] b − V (Φ) b Lφ = Tr[(Dµ Φ) (80) b = −µ2 Tr(Φ b † Φ) b + λ(Tr(Φ b † Φ)) b 2 V (Φ) (81) b = ∂µ Φ b − i g3 σ a W a Φ b + i g1 Bµ Φσ b 3 Dµ Φ µ 2 2 (82) mit und Die dritte Paulimatrix µ ¶ 1 0 σ3 = 0 −1 taucht auf, weil εφ∗ und φ entgegengesetzte Hyperladung haben. Im Limes g1 = 0 hat Lφ in (80) eine globale b 7→ ΦU b † (83) ist Dµ (ΦU b † ) = (Dµ Φ)U b † (84), so dass SU(2)-Symmetrie. Mit UR ∈ SU(2)R und Φ R R R b 7→ −µ2 Tr(UR Φ b † ΦU b † ) + λ[Tr(UR Φ b † ΦU † )] = −µ2 Tr[Φ b † Φ] + λ[Tr(Φ b † Φ)]2 V (Φ) R R 19 KAPITEL 2. CUSTODIALE SU(2) b † )(Dµ Φ) b ist wegen (84) ebenfalls invariant. Diese globale SU(2)R -Symmetrien von Lφ ist durch gilt. Tr(Dµ Φ g1 6= 0 explizit gebrochen, weil (84) wegen [σ3 , UR† ] 6= 0 im Allgemeinen nicht erfüllt ist. Aus (79) folgt µ ¶ i exp − σ3 ϕ ∈ SU(2), 2 so dass U (1)Y ⊂ SU(2)R (85). Der Higgs-Vakuumerwartungswert µ ¶ 1 v 0 b Φmin = √ 2 0 v (86) b 7→ U ΦU † (87) bricht SU(2)L und SU(2)R , lässt aber SU(2)L+R ⊂ SU(2) × SU(2)R mit U ∈ SU(2)L+R : Φ † b b invariant: U Φmin U = Φmin (88). Diese SU(2)L+R heißt custodiale SU(2). Quark-Yukawa-Sektor (U-Basis) im Limes V = 1: µ u ¶µ ¶ X X √ (39),(40) c u Rj b yj 0d = − [yja Qj Φ URj + yjd Qj ΦdRj ] = − LuY + LdY 2Qj Φ (89) d Rj 0 yj j=1,2,3 j=1,2,3 (89) wäre SU(2)L × SU(2)R -invariant (und SU(2)L+R -invariant) mit µ ¶ µ ¶ uRj uRj SU(2)R : 7→ UR dRj dRj (90) wenn ybju = ybjd gelten würde. SU(2)L+R ist durch mt − mb , mc − ms , mu − md (und V 6= 1) gebrochen. Im SU(2)L+R -Limes impliziert (82) den W-Z-Massenterm ¶ µ ¶ µ Wµ1 − iWµ2 Wµ3 2v b min = −i g2 σ a Wµa √1 v 0 = −i g√ (91) Dµ Φ 1 2 −Wµ3 2 2 0 v 2 2 Wµ + iWµ gerade: b † )(Dµ Φ)] b = LW−Z−mass = Tr[(Dµ Φ 3 g22 v 2 X a µ a W W 4 a=1 µ (92) und soweit: g22 v 2 2 Mit g1 = 6 0 ist cos ϑw 6= 1 und (siehe (35)) es ist 2 MW = MZ2 = % := 2 MW = 1 auf Baumgraphenniveau cos2 θw MZ2 (93) Diese Größe nennt man %-Parameter“. Definiert man ” g2 , cos θw = p 2 g1 + g22 so ist die Relation (93) auf Schleifenniveau verletzt, aber eben nur durch SU (2)L+R -verletzende Terme! Wir definieren % = 1 + ∆%Eich + ∆%Yuk , wobei die erste Korrektur aus dem Eichsektor gegeben ist durch µ 2¶ µ 2¶ 11GF M 2 sin2 θw mh mh ∆%Eich = − √ √ Z ln = −0, 00074 ln MZ2 MZ2 24 2 2 π 2 im MS-Schema. Die erste Korrektur im Yukawa-Sektor lautet: · µ 2 ¶¸ m2 m2 3GF mt √ m2t + m2b − 2 2 t b 2 ln ∆%Yuk = = 0, 0091 mt − mb m2b 8π 2 2 (94) (95) (96) Das heißt, % kann aus vier Messgrößen bestimmt werden: MW , MZ , α1 , GF (aus α1 und GF folgt g1 , g2 ), wobei in der Relation GF 7→ MW , g2 auch Schleifen mitgenommen werden müssen. %−1 ist dann wegen (96) und (95) sensitiv auf mt und mh . Vor 1994 war das Top neue Physik“, aber mt war durch (96) eingeschränkt. Heute ” setzt man Schranken an mh durch (95). Damit werden leichte Higgs-Bosonen mit mh < 200 GeV bevorzugt. Bester Fit für mh ≈ 85 GeV ist in Konflikt zur experimentellen Grenze mh ≥ 114 GeV (LEP-II). Modelle neuer Physik, welche de custodiale SU(2) schon auf Baumgraphenniveau verletzen, sind stark eingeschränkt [Scott Willenbrock: Symmetries of the SM“ (hep-ph/0410370)]! ” 20 2.1. DAS STANDARDMODELL ALS EFFEKTIVE THEORIE 2.1 Das Standardmodell als effektive Theorie Welche SU(3)×SU(2)L ×U(1)Y -invariante Dimension-5-Terme können wir zu LSM hinzufügen? Nur ein Term ist möglich! Herleitung: Li Φc ist SU(2)-Singulett mit Y = 0 und Dimension 5/2. Wir suchen nun ein rechtshändiges Objekt X mit Dimension 5/2, so dass Li Φc X Singulett ist. Durch Ladungskonjugation ändert sich die Chiralität: µ c ¶ eLj | Lcj := iγ 2 γ 0 εLj = iγ 2 εL∗j = (97) −νjc Dieses SU(2)-Dublett ist rechtshändig und hat Y = 1/2. Φ+ Lcj ist somit rechtshändig, SU(2)- und U(1)Y Singulett. Hieraus ergibt sich, dass (5) LSM = 1 y5ij Li Φc Φ+ Lcj + h.c. 2M (98) Singulett bezüglich GSM und L ist. M ist eine neue Massenskala mit M À v und y5ij sind dimensionslose Kopplungen. Li Φc ΦLcj ist symmetrisch unter Vertauschen der Indizes i und j. Dies bedeutet, dass wir ohne (5) Beschränkung der Allgemeinheit y5ij = ygji annehmen können. LSM verletzt die Leptonzahlen L1 , L2 , L3 und L, da der obige Operator Leptonzahl −2 hat. Feynman-Diagramme: φ− φ− li lj φ− φ0 φ− li lj φ0 φ0 φ0 νi νj lj li (5) LSM induziert einen Majorana-Massenterm µ ¶ µ c ¶ i v 2 h ij 1 y5ij e v (ν i , eL,i ) (0, v) L,jc + h.c. = − y5 ν i νjc + (y5ij )∗ νjc νi 0 −νj 2M 2M LMaj = (99) mit der Majorana-Massenmatrix ij = MMaj v 2 ij y M 5 (100) (100) führt mit M À v zum See-Saw-Mechanismus für kleine Neutrino-Massen der Größe v 2 /M . Aus y5 6= 1 folgt die Existenz von Neutrinooszillationen. Für y5ij ≈ 1 implizieren die gemessenen Neutrinomassendifferenzen (unter der Annahme, dass mνi ≈ O(mνi − mνj )) M ≈ O(1014 GeV). Ist dies der zweite Hinweis auf die GUT(5) Skala? Wo könnte LSM herkommen? Beispielsweise sind schwere νR Singuletts unter GSM . c R LνMaj = −Mj [ν Ri νR + ν cj νi ] j Für M À v ist erlaubt: φ φ |M |Àv φ −−−−→ νR li φ lj li lj 21 KAPITEL 2. CUSTODIALE SU(2) Die Existenz einer großen Skala M führt zu einem Stabilitätsproblem der elektroschwachen Skala v. HiggsEichboson,M Masse: + νR + | {z } φ0 φ0 ,∼ M 2 νL Gegenterm Um die Schleifenbeiträge durch den Counterterm wegzuheben, ist eine Feinabstimmung auf etwa 26 Stellen notwendig. δm2h ≈ − g2 g2 2 O(M ) mit ≈ 10−4 und O(M 2 ) ≈ 1030 16π 2 16π 2 (101) Man spricht dabei vom Feinabstimmungsproblem oder auch Natürlichkeitsproblem. Dies stellt kein Problem für die massiven Eichbosonen W und Z dar, weil deren Massen durch die Eichsymmetrie geschützt 2 , MZ2 ∝ v 2 . Ebenso gilt dies für die Fermionmasse: mf = yf · v. Welche neue Symmetrie schützt mh ? sind: MW Oder: Higgs-Feld ist nicht elementar, sondern ein Bindungszustand! 2.2 t’Hooft’sches Natürlichkeitsprinzip Eine Größe x darf nur klein sein, wenn man im Limes x 7→ 0 eine Symmetrie gewinnt. Das heißt, x ist propor” tional zu einem kleinen Symmetriebrechungsparameter.“ Kleine Yukawa-Kopplungen sind durch die chiralen U(1)-Symmetrien geschützt, die man für y 7→ 0 gewinnt. Betrachten wir dazu die fermionische Largangedichte für ein Fermion: DfL + f R i½ DfR Lf,eich = f L i½ Diese Dichte ist invariant unter U (1)L × U (1)R ∈ [U (3)]5 mit fL/R 7→ exp(iRL/R )fL/R . y · f L φ0 fR ist jedoch nur unter U (1)L+R =: U (1)V mit fL/R 7→ exp(iϕ)fL/R invariant. Das Feinabstimmungsproblem ist der einzige Grund, warum man an neue Physik bei (maximal) der TeV-Skala glaubt (LHC). Diese neue Physik könnte man (6) 2 mit LSM ∼ 1/MTeV mit MTeV ≤ O(1 TeV) parametrisieren. Man bekommt jedoch dann zu viele Operatoren. 22 Kapitel 3 Symmetrien und Anomalien Kontinuierliche Symmetrien: Symmetrietransformationen bilden eine Lie-Gruppe G. Äußere Symmetrien betreffen zusätzlich die Raum-Zeit. Dazu gehört beispielsweise die Poincare-Transformation: xµ 7→ x0µ = Λµν xν + aµ ψ 7→ ψ 0 = S(Λ, a)ψ Innere Symmetrien lassen die Raum-Zeit außen vor: xµ 7→ x0µ = xµ ψ 7→ ψ 0 = U ψ Das Noether-Theorem besagt, dass zu einer kontinuierlichen Symmetrie ein erhaltener Strom gehört. Betrachten wir als Beispiel die SU(N )-Symmetrie (vergleiche (7)): ψ 7→ exp(iαa T a )ψ (102) mit der Lie-Algebra [T a , T b ] = if abc T c und den Strukturkonstanten f abc . Der Noether-Strom ist hierbei gegeben durch jµa = ψ(x)γµ T a ψ(x) (104) Es gilt also ∂ µ jµa (x) = 0 (105). Gleichung (105) gilt für klassische Felder. In der Quantenfeldtheorie müssen wir Greenfunktionen von j µ betrachten Gµj (x; y, . . . , z) := h0|T j µ (x)ϕ(y) . . . ϕ(z)|0i wobei ϕ irgendwelche Felder sind. (106) y µ,x z Schleifenkorrekturen können (105) zerstören. Die Symmetrie ist dann auf Quantenniveau gebrochen. Man spricht dann von einer anomalen Symmetrie. 23 KAPITEL 3. SYMMETRIEN UND ANOMALIEN Beispiel: Betrachten wir ein U(1)-Eichfeld: Aµ 7→ Aµ + ∂ µ α bzw. δα Aµ = ∂ µ α mit der Wirkung Z S = d4 x Aµ (x)jµ (x) Die Variation der Wirkung muss verschwinden: Z Z ! ! 4 µ 0 = δα S = d x (∂ α)jµ (x) = − d4 x α · ∂ µ jµ (x) ⇔ ∂ µ jµ = 0 Die Eichfelder müssen somit an erhaltene Ströme koppeln. Globale Symmetrien dürfen anomal sein. Dann treten nämlich interessante Effekte auf. Die Konsequenz von Symmetrien für Greenfunktionen heißen Ward-Identitäten. Ward-Identitäten nichtabelscher Theorien heißen Slavnov-Taylor-Identitäten. Beispiel: Betrachten wir die φ4 -Theorie für ein komplexes Skalarfeld: L = (∂µ φ† )(∂ µ φ) − m2 φ† φ − λ † 2 (φ φ) 4 (107) Dieses hat die U(1)-Symmetrie φ 7→ φ exp(iα) mit Noether-Strom j µ (x) = i[(∂ µ φ† )φ − φ† (∂ µ φ)] (108) Die Vertauschungsrelationen [φ(x), φ(y)]x0 =y0 = [φ† (x), φ† (y)]x0 =y0 = [∂0 φ(x), φ(y)]x0 =y0 = [∂0 φ† (x), φ† (y)]x0 =y0 = 0 [∂0 φ† (x), φ(y)]x0 =y0 = −iδ (3) (~x − ~y ) (109) implizieren: (108) [j 0 (~x, t), φ(~y , t)] = i[∂ 0 φ† (~x, t), φ(~y , t)]φ(~x, t) = δ (3) (~x − ~y )φ(~x, t) [j 0 (~x, t), φ† (~y , t)] = −δ (3) (~x − ~y )φ† (~x, t) (110) Klar wegen Noetherladung: δφ = iαφ = iα[Q, φ] Dreipunkt-Funktion (vergleiche (106)): φ p µ q p+q Z e µ (p, q) G j = Z 4 d x Z eµ = i qµ G j µ † φ† d y exp(iqx + ipy)h0|T j (x)φ(y)φ (0)|0i Z d4 x Z 4 d4 y exp(iqx + ipy) (111) ∂ h0|T j µ (x)φ(y)φ† (0)|0i = ∂xµ £ d4 d4 y exp(iqx + ipy) h0|T ∂µ j µ (x)φ(y)φ† (0)|0i + δ(x0 − y 0 )h0|T [j 0 (x), φ(y)]φ† (0)|0i ¤ δ(x0 )h0|T [j 0 (x), φ† (0)]φ(y)|0i =i 24 Die letzten beiden Terme in (112) stammen aus der Zeitableitung des T-Produkts. Beispielsweise gilt nämlich: ∂ [θ(x0 − y 0 ) θ(y 0 )j µ (x)φ(y)φ(0) + . . .] 0 ∂x | {z } =δ(x0 −y 0 ) Mit (110) ist δ(x0 − y 0 )h0|T [j 0 (x), φ(y)]φ† (0)|0i = δ (4) (x − y)h0|T φ(x)φ† (0)|0i = δ (4) (x − y)G2 (x) (113) Analog gilt: δ(x0 )h0|T [j 0 (x), φ† (0)]φ(y)|0i = −δ (4) (x)G2 (y) e µ (113) qµ G j = i Z d4 x d4 y exp(iqx + ipy)h0|T ∂µ j µ (x)φ(y)φµ (0)|0i Z Z 4 + i d x exp(i(q + p)x)G2 (x) − i d4 y exp(ipy)G2 (y) (114) Es ist also h0|T ∂µ j µ (x)φ(y)φ† (0)|0i = 0 genau dann erfüllt, wenn eµ = G e 2 (q + p) − G e 2 (p) −iqµ G j (115) erfüllt ist. (115) ist die Vektorstrom-Ward-Identität für unsere φ4 -Theorie. Wir überprüfen das Ganze auf Baumgraphenniveau. Betrachten wir hierzu die Feynmanregeln: j µ (x) = i(∂ µ φ† φ − φ† ∂ µ φ) p1 q p2 i∂ µ wird durch den einlaufenden Impuls ersetzt. Feynmanregel: pµ2 − pµ1 = −2pµ1 − q µ . i i q 2 + 2pq qµ (−q µ − 2pµ ) 2 = −i = 2 2 2 2 (q + p) − m p −m [(p + q) − m2 ][p2 − m2 ] [(q + p)2 − m2 ] − [p2 − m2 ] i i = −i =− 2 + [(q + p)2 − m2 ][p2 − m2 ] p − m2 (q + p)2 − m2 −iqµ Gµj = −i und erfüllt (115). Für die ϕ4 -Theorie ist (115) auch auf Schleifenniveau erfüllt; j µ ist also kein anomaler Strom. In Eichtheorien koppelt der zur Eichsymmetrie gehörende Strom j µ ans Eichfeld, so dass man Ward-Identitäten für die Greenfunktionen mit Eichfeld betrachten kann. In der QED ist j µ = ψγ µ ψ der elektromagnetische Strom. Betrachte die Vertex-Funktion: V µ (y, x) = h0|T Aµ ψ(x)ψ(y)|0i γ + Strahlungskorrekturen 25 KAPITEL 3. SYMMETRIEN UND ANOMALIEN Die QED-Ward-Identität im Impulsraum ist dann 1 − q 2 q µ V (p, q) = eS(p + q) − eS(p) ξ wobei S(p) und S(p, q) die Propagatoren sind. Wir überprüfen (116) auf Baumgraphenniveau: · ¸ i qµ qν −1 ν −1 Vµ (p, q) = 2 gµν + (ξ − 1) 2 i[p ¢ + ¢q − m] (−ieγ )[p ¢ − m] q q (116) (117) Mit · ¸ qµ qν q µ gµν + (ξ − 1) 2 = ξ · qν q vereinfacht sich der Ausdruck: (117) q µ Vµ (p, q) = iξ ª e ξe © [p + ¢q − m]−1 ¢q[p − m]−1 = i 2 [p − m]−1 − [p + ¢q − m]−1 ¢ ¢ ¢ ¢ 2 q q Damit gilt also − q2 µ q Vµ (p, q) = eS(p + q) − eS(p) ξ und Gleichung (116) ist erfüllt. In höheren Ordnungen schränkt (116) die Renormierung via beispielsweise ξ ein. Die Ward-Identitäten schreiben also bestimmte Relationen zwischen den Renormierungskonstanten vor. Allgemein gilt: Findet man ein Renormierungsschema, in dem die Ward-Identitäten der Eichsymmetrie erfüllt sind, so ist die Eichtheorie anomaliefrei. 3.1 Beispiel für eine globale (also erlaubte) Anomalie Die Skaleninvarianz (Invarianz unter Dilatation) ist die Invarianz der Theorie unter der Transformation x 7→ x0 = exp(−α)x (118) wobei exp(−α) der Skalenfaktor ist. Enthält L keine dimensionsbehafteten Größen (inbesondere keine Massen), so ist (118) eine Symmetrie von L, wenn sich die Felder wie p 7→ exp(dφ α)ϕ mit dφ = 1 für Bosonen und dφ = 3/2 für Fermionen, also über µ ¶ 3 ϕ 7→ exp(α)ϕ, ψ 7→ exp α ψ und Aµ 7→ exp(α)Aµ , Dµ 7→ exp(α)Dµ (119) 2 transformieren. · µ ¶ µ ¶¸ Z Z 3 3 Dψ + . . .] 7→ i d4 x exp(−4α) exp α ψ exp(α)i½ D exp α =S S = i d4 x [ψi½ 2 2 Der zu (118) gehörende Noether-Strom, der Dilatationsstrom ist: X µ Πµϕ · dφ ϕ(x) + xν T µν jDil = (120) Felder ϕ mit Πµϕ = ∂L ∂(∂µ ϕ) und dem Energie-Impuls-Tensor X T µν = Πµϕ ∂ ν ϕ(x) − g µν L (121) Felder ϕ µ ∂µ jDil ist etwas sperrig. Die Verletzung der Skaleninvarianz (118) ist in allen UV-divergenten Theorien einfacher direkter zu sehen. 26 3.2. BEISPIEL: MASSELOSE QCD 3.2 Beispiel: masselose QCD LQCD = X q=u,d,s 1 qi½ Dq − Gaµν (Gµν )a 4 (122) Gaµν ist der Gluon-Feldstärketensor. Dimensionale Regularisierung: Z S = dD x LQCD LQCD besitzt die Dimension D = 4 − 2ε. [Aµ,a ] = D−2 D−1 , [q] = 2 2 (123) [g bare Aaµ qT a γ µ q] = D D−2 D − (D − 1) = 2 − =ε 2 2 Für die renormierte Kopplung gilt [g] = 0, also [g bare ] = D − (124) g bare = Zg · g · µε (125) mit der Renormierungsskala µ. Schleifendiagramme hängen logarithmisch von µ ab, wie beispielsweise p1 Abare = + + + ... = q p2 · µ 2 2 ¶¸ p1 p2 1 + g 2 µ2ε (q 2 )−2ε f , q2 q2 = Die Funktion f ist dimensionslos und die Schleifenkorrekturen haben die Dimension D − 4. ½ bare A = µ 1+g ½ ∝g bare · 1+g 2 fdiv + fdiv ln ε 2 µ µ2 q2 µ2 q2 ¶ ¶ε · fdiv + fendl ε µ p21 p22 , q2 q2 ¶¸¾ ∝ ¸¾ + fendl + O(ε) fdiv /ε wird vom Gegenterm in Zg aufgehoben. · µ 2¶ ½ ¸ ¾ µ 2 ren ε 2 A ∝ gµ 1 + g fdiv ln + fendl + O(εg ) q2 (126) Die Unabhängigkeit von Aren von der unphysikalischen Skala µ bestimmt die µ-Abhängigkeit von g(µ). ! 0=µ d ren dg A = µ1+ε + εgµε + 2fdiv µε g 3 + O(g 5 , εg 3 ) dµ dµ 27 KAPITEL 3. SYMMETRIEN UND ANOMALIEN dg = −εg − 2fdiv g 3 dµ Ein Vergleich mit (67) liefert: ⇒µ β0 = −32π 2 fdiv < 0 in QCD Die laufende Kopplung (für ε = 0) ist gegeben durch: µ dg β0 3 = g + O(g 5 ) dµ 16π 2 (127) Diese Differentialgleichung hat die Lösung (68), die man mit (a = g 2 /(16π 2 )) µ ¶ 1 ΛQCD =: 2β0 ln a(µ0 ) µ0 (128) umschreiben kann in a(µ) = 1 ³ ´ + O(a2 ) µ −2β9 ln ΛQCD (129) ΛQCD ist der Skalenparameter der QCD. Eine sinnvolle Definition erfordert, dass man die O(a2 )-Terme in (129) mitnimmt: ³ ³ 2 ´´ β ln ln Λ2µ 1 1 ³ 2 ´+ ³ QCD ´ + O(a3 ) (130) a(µ) = − 2 β0 ln Λ2µ β03 ln2 Λ2µ QCD QCD Invertiert: β1 2 ΛQCD = µ (−β0 a(µ)) 2β0 exp µ 1 2β0 a(µ) ¶ [1 + O(a)] (131) Die O(a)-Korrekturen verschwinden im Limes µ 7→ ∞. ΛQCD hängt vom Renormierungsschema ab und der Zahl f der aktiven Quarkflavours. Im MS-Schema gilt: (f =6) = 97 MeV ΛMS (f =5) = 238 MeV (f =4) ΛMS (f =3) ΛMS = 339 MeV ΛMS = 445 MeV (132) Man fordert Stetigkeit bei der Top-Quark-Masse. Die Quarkmassen spielen keine Rolle für (132) und NiederenergiePhysik. Das Auftreten eines Skalenparameters ΛQCD in einer skalenlosen Theorie heißt dimensionale Transmutation. Fazit: Die Anomalie der Skaleninvarianz (118) hat sich auf Ein-Schleifen-Niveau gezeigt in der Generierung der neuen Skala ΛQCD . 3.3 Exkursion: Ward-Identitäten und Renormierbarkeit 1/2 Die Ward-Identität (115) ist für unrenormierte Felder hergeleitet. Mit ϕ = Zϕ ϕren und j = Zj j ren ist ren Gren (y)ϕren (x)|0i = Zϕ−1 G2 2 (y − x) = h0|T ϕ und Gren,µ = Zj−1 Zϕ−1 Gµj j Aus (115) folgt: e µ,ren = G e ren e ren −iZj qµ G 2 (q + p) − G2 (p) e µ,ren (p, q), G e ren und G e ren folgt die Endlichkeit von Zj . Ohne Beschränkung der Aus der Tatsache, dass G 2 2 Allgemeinheit kann man Zj ≡ 1 wählen. Solche Renormierungsschemata erhalten die Ward-Identitäten“. ” Erhaltene Ströme werden nicht renormiert. 28 3.4. DIE ADLER-BELL-JACKIW-ANOMALIE (ABJ-ANOMALIE) Beispiel: In der Quantenelektrodynamik wird j µ = ψγ µ ψ renormiert durch 1 Alle Divergenzen verschwinden via ψ = Zϕ2 ψ ren . In der QED wird die elektrische Kopplungskonstante renormiert über ebare = Ze eren und das Photonfeld durch 1 Abare = ZA2 Aren µ µ Kopplung: (x)j µ (x) mit Zj = 1 LQED ⊃ ebare Abare µ 1 −1 Damit ist Ze · ZA2 endlich. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit setzen wir Ze = ZA 2 (133). Aus dem Selbstenergiebeitrag allein ist somit Ze und ZA bestimmbar. 3.4 Die Adler-Bell-Jackiw-Anomalie (ABJ-Anomalie) Wir betrachten eine Eichtheorie mit Fermionfeldern f1 und f2 . Die chirale U(1)-Symmetrie ist gegeben durch fL/R 7→ exp(iϕL/R )fL/R (134). Die klassisch erhaltenen Fermionströme für zunächst zwei Fermionspezies sind gegeben durch µ = f R γ µ fR jLµ = f L γ µ fL und jR (135) Alternativ können wir auch den Vektorstrom und Axialvektorstrom betrachten: µ jVµ = jLµ + jR = f γµf (136) µ µ jA = jR − jLµ = f γ µ γ5 f (137) Ein Massenterm −mf f bricht die axiale U(1)-Symmetrie f 7→ exp(iϕγ5 )f (138) 29 KAPITEL 3. SYMMETRIEN UND ANOMALIEN und es gilt µ ∂µ jA = 2imf γ5 f =: 2imjp jp wird auch als pseudoskalarer Strom bezeichnet. Ist eine Symmetrie durch einen Parameter mit positiver Massendimension gebrochen, so spricht man von weicher Brechung. Die axiale U(1)-Symmetrie in (138) ist weich gebrochen durch m 6= 0. Ein Theorem von Kurt Symanzik besagt, dass die Nichtrenormierung eines erhaltenen Stroms (also Zj = 1) gültig bleibt, wenn die Symmetrie weich gebrochen ist. In unserem Fall (139) gilt: mbare jpbare = mren Zm Zp jpren = mren jpren mit Zm Zp = 1 µ Das heißt, die rechte Seite ist konvergent und ZjA = 1 bleibt intakt. Also ist ZjA 6= 1 äquivalent dazu, dass jA anomal ist. Betrachte die VVA“-Greenfunktion: ” k1 jVν q Z T µν,A (k1 , k2 ) := i und ( VVP“): ” T µν Z d4 x1 jVµ k2 λ d4 x2 h0|T jVµ (x1 )jVν (x2 )jA (0)|0i exp(−ik1 x1 − ik2 x2 ) (140) Z (k1 , k2 ) = i d4 x1 d4 x2 h0|T jVµ (x1 )jVν (x2 )jp (0)|0i exp(−ik1 x1 − ik2 x2 ) (141) Analog zu (115) findet man die VVA-Ward-Identitäten k1,µ T µνλ = k2,ν T µνλ = 0 und qλ T µνλ = 2mT µν (142) Die Beiträge niedrigster Ordnung zu T µνλ sind gegeben durch k2 k2 + k1 (145) k1 Es ist ersichtlich, dass D2 (k1 , k2 ) = D1 (k2 , k1 ) gilt. Um die Diagramme in (143) auszurechnen, muss man γ5 in D Dimensionen neu definieren. γ5 = γ 5 = − i εαβγδ γ α γ β γ γ γ δ 6= iγ 0 γ 1 γ 2 γ 3 24 (144) Die γ-Matrizen haben wir im D-dimensionalen Raum definiert. Das Levi-Civita-Symbol ist jedoch ein intrinsisch vierdimensionales Objekt. In vier Dimensionen findet man nämlich kein anderes antisymmetrisches Objekt, das durch eine Zahl, nämlich beispielsweise ε0123 = 1, charakterisiert ist. Eine wichtige Eigenschaft ist {γ5 , γ µ } = O(D − 4) 6= 0. γ5 in (144) ist die ’t-Hooft-Veltman-Definition von γ5 . Mit ihr ist Tr(γ5 γ α γ β γ γ γ δ ) = −4iεαβγδ (145) und die Diagramme in (143) ergeben (bei Kontraktion mit k1,µ , k2,ν , qλ ): k1,µ T µνλ = k2,ν T µνλ ≡ 0 (146) 30 3.4. DIE ADLER-BELL-JACKIW-ANOMALIE (ABJ-ANOMALIE) und qλ T µνλ = 2mT µν − 1 µν%σ ε k1,% k2,σ 2π 2 (147) Damit ist also die dritte Ward-Identität in (142) verletzt. Man kann andere Definitionen von γ5 als (144) wählen und kann qλ T µνλ = 2mT µν retten. Dann ist jedoch die Vektor-Ward-Identität verletzt: kµ T µνλ 6= 0 6= k2,ν T µνλ Das heißt, Gleichung (146) bedeutet, dass die Vektorstromerhaltung intakt bleibt. Der Axialvektorstrom ist wegen (147) anomal. Betrachten wir QED mit externen Photonfeldern, also µ jVµ 7→ −ejem = −ef γ µ f und jp 7→ −ejp so ist (147) im Ortsraums gegeben durch: µ jµ jA = 2imjp − 1 α αβγδ e2 ε Fαβ Fγδ mit α = ≈ 2 4π 4π 137 {z } | die Anomalie“ ” Die Anomalie überlebt im Limes m 7→ 0. Insbesondere führt die Anomalie dazu, dass das Diagramm jA divergent ist. Somit gilt ZjA 6= 1. Eine erste Beobachtung globaler ABJ-Anomalie liefert die große Zerfallsrate π0 7→ γγ über γ q q π0 q γ Dies hat auch zur Bestimmung von Nc = 3 geführt. µ Wegen (148) können wir kein Eichfeld an jA koppeln. Was ist mit den z-Kopplungen des Standardmodells? g r b | Bei nicht-abelschen Theorien sind Fermionen in Symmetrie-Multipletts à la (qR , qR , qR ) ∈ SU(3) oder L = | (νL , eL ) ∈ SU(2) eingebettet. k1 ,b c µ ½ T γ PL/R mit T a = c σ a /2 für SU(2) λa /2 für SU(3) k2 ,a 31 KAPITEL 3. SYMMETRIEN UND ANOMALIEN Nun ist nicht mehr D2 (k1 , k2 ) = D1 (k2 , k1 ), weil Sp(T a T b T c ) 6= Sp(T b T a T c ) gilt. Der zweite Term rechts in (147) wird modifiziert zu − 1 µν%σ ε kµν k%σ Dabc 2π 2 (149) mit Dabc = 3.4.1 1 Sp[{T a , T b }T c ] 2 (150) Anomaliecheck des Standardmodells (Nachlesen kann man das Folgende beispielsweise in Cheng, Li: Gauge Theory of Elementary Particle Physics“ ” in Kapitel 11.2.) Weil links- und rechtshändige Felder unterschiedliche SU(2)L - und U(1)Y -Quantenzahlen haben, enthalten die Diagramme µ mit äußeren W1,2,3 - oder Bµ -Feldern VVA-Anteile aus γ µ PL = γ µ ± γ µ γ5 . 1.) Nur SU(2): Waµ (150) Dabc = Wcλ 1 1 Sp[{σ a , σ b }σ c ] = δ ab Sp(σ c ) = 0 16 8 (151) Wbν 2.) Zwei SU(2)-Eichfelder, U(1)-Eichfeld B µ ,Y 1 1 Sp[{Y, σ b }σ c ] = Sp(Y ) · 2Sp[σ b σ c ] = 8 8 1 1 bc bc = Sp(Y ) · 4δ = δ Sp(Y ) 8 2 DY bc = Wcλ Wbν (152a) oder: Waµ B DabY = µ 1 1 Sp[{σ a , σ b }Y ] = δ ab Sp(Y ) 8 2 (152b) Wbν 32 3.4. DIE ADLER-BELL-JACKIW-ANOMALIE (ABJ-ANOMALIE) Jedoch gilt: X Sp(Y ) = X Yj = fermion j lepton j Dubletts Yj = 3 · 3 · 2 · quark j Dubletts X Yj mit Yj = lepton j Dubletts quark j Dubletts µ ¶ 1 =3·2· − = 3 · (−1) 2 X X Yj + (153) 1 =3·1 6 (154) Hieraus folgt Sp(Y ) = 0. Die U(1)Y -SU(2)L -SU(2)L -Anomalie ist durch Auslöschung ( cancellation“) der Lepton- mit den Quark” Beiträgen abwesend. Die Anomaliefreiheit ist Konsequenz des Teilcheninhalts und der Quantentahlen. Die Zahl der Generationen ist unerheblich. (Das Ganze liefert ein besseres Verständnis der Hyperladung. Diese wurde nämlich ursprünglich so gewählt, dass alles stimmt.) 3.) Drei U(1)-Felder 3 Sp(Y ) = " X Yj3 fermion j "µ ¶ µ ¶3 # µ ¶3 µ ¶3 # 3 1 2 1 1 = 3 · (−1) + 2 · − +3 + − +2· = 2 3 3 6 3 µ ¶ 4 =3· − 6= 0 9 3 Ist das Standardmodell also anomal? Es gilt jedoch nach (29) Y = Q − Iw und somit: X¡ X³ ¢ σ3 ´ Bµ F L γ µ Y FL + f R γ µ Y fR = B µ qf f L γ µ fL + qf f R γ µ fR − F L γ µ FL = 2 f f ´ X³ σ3 = Bµ qf f γ µ f − F L γ µ FL 2 f Es existiert also kein Axialvektorstrom in elektromagnetischer Kopplung und das Photonfeld hat nur eine Vektorkopplung. Also gilt: 3 3 3 3 2 3 3 Y 3 = [Q − Iw ] = Q3 − 2Q2 Iw + 3Q(Iw ) − (Iw ) – 1.Term Q3 : keine Vektorströme 3 – 2.Term −3Q2 Iw : Beitrag zum VVA-Diagramm 3 2 – 3.Term 3Q(Iw ) : Beitrag zum VVA-Diagramm "µ ¶2 # σ3 1 X 3 2 Sp(Q(Iw ) ) = Sp · Sp(Q) = 2 2 qf Dubletts f Sp(Q) = X Dubletts f (29) qf = X 3 (YfL + (Iw )fL ) (153),(154) = 0 linkshändige Dubletts fL Also gilt: 3 2 Sp[Q(Iw ) ]=0 33 KAPITEL 3. SYMMETRIEN UND ANOMALIEN 3 3 – 4.Term −(Iw ) : 3 3 Sp[(Iw ) ]= 1 1 Sp[(σ 3 )3 ] = Sp(σ 3 ) = 0 8 8 Es tritt somit keine VVA-Anomalie auf in Bµ Bµ Bµ Die Quellen der Anomaliefreiheit (oben: Gruppenstruktur und Hyperladung, jetzt: gleiche Ladung) rühren vom Teilcheninhalt und den Quantenzahlen her. Es gilt nämlich qfR = qfL und somit: ½ 1 upartige f YfR = YfL ± für (158) downartige f 2 Korollar: In der QED müssen die links- und rechtshändigen Felder gleiche Ladungen haben. Sonst gäbe es anomale Axialvektorströme mit e LQED ⊃ − Aµ (qeR − qeL )eγ µ γ5 e 2 4.) Zwei Gluonen und ein Eichboson: g q B µ oder W3µ q q g Sp(Y ) = X Yj 6= 0 quark j Aber wegen Y = Q−Iw3 gibt es keinen Beitrag. Der erste Term liefert keinen Beitrag, da er nur VVV. Der zweite Term verschwindet für qR und für QL wegen Sp(σ 3 /2) = 0. Der Grund für die Anomaliefreiheit sind die gleichen SU(3)-Darstellungen für qL und qR (vektorartige SU(3)L ). 3 Wir hatten die U(1)Y -Quantenzahlen der SM-Fermionen phänomenologisch bestimmt, so dass über Q = Y +Iw die beobachteten elektrische Ladungen richtig herauskamen. Kann man die Hyperladungen aus der Forderung nach Anomaliefreiheit bestimmen? Wir nehmen an, dass SU(3)c und SU(2=)L -Quantenzahlen wie im Standardmodell die Anomalien auslöschen in jeder Generation. Wir betrachten im Folgenden nur eine Generation. Start: L=ε− 1 ∈ R also qνL = ε 2 Brauche νR (wegen (158)) mit yνR = ε. Aus (158) ergibt sich qeL = −1 + ε und qeR = yrR = −1 + ε. Mit yL = ε − 1/2 und Gleichung (154) folgt: X Quark−Dubletts ! yQ = 3yQ = 1 ε 1 − ε ⇒ yQ = − 2 6 3 34 3.4. DIE ADLER-BELL-JACKIW-ANOMALIE (ABJ-ANOMALIE) Die Hyperladungen sind über die Bedingung (158) festgelegt: yuR = 2 ε 1 ε − und ydR = − − 3 3 3 3 Die elektrischen Ladungen der Teilchen wären ν ε e −1 + ε d −1/3 − ε/3 u 2/3 − ε/3 und die Brechung GSM 7→ U (1)em funktioniert mit dem Higgsfeld. Das H-Atom ist neutral, aber nicht 2 H = D. • Fall ε = 1: CP-konjugiertes Standardmodell C (L 7→ εL∗ usw.) : νL 7→ eC R , eR 7→ νL U(1)-Quantenzahlen sind a priori reelle Zahlen. Die Antwort auf die Frage, ob man ... bestimmen kann ist Nein!“. ” 3.4.2 Ladungsquantisierungsproblem des Standardmodells Warum ist ε = 0 und zwar für alle drei Generationen? Könnte ε 6= 0 klein sein? Vielleicht, aber: Die drei Generationen mischen (VCKM 6= 1), haben also identische Hyperladung. Das heißt, es gilt: ε(1. Generation) = ε(2. Generation) = ε(3. Generation) 3.4.3 Drei Bemerkungen zu Anomalien • Ist die ABJ-Anomalie abwesend, so auch die im Allgemeinen zur rechten Seite von (147) beitragen. • Die Anomalie − α αβγδ α ε Fαβ Fγδ = − Fαβ Feαβ 2π 2π erhält keine Korrekturen aus Zwei- und Mehrschleifendiagrammen. • Definiert man α µν%σ µ µ b jA ε Aν F%σ , := jA + 2π µ so ist ∂µb j µ = 2imjp . Jedoch ist b jA nicht eichinvariant. Die ABJ-Anomalie hat eine dramatische Konsequenz für das Standardmodell. Noetherströme zur Baryonzahl und Leptonzahl (eine Generation): µ jB =3· ¤ 1£ QL γ µ QL + uR γ µ uR + dR γ µ dR 3 Hier wird mit der Anzahl nc = 3 der Farben multipliziert und durch die Baryonzahl = 3 dividiert. ¤ £ jLµ = 1 · Lγ µ L + lR γ µ lR (160) Hier bedeutet 1 die Leptonzahl. 35 KAPITEL 3. SYMMETRIEN UND ANOMALIEN Wµb Wλc ν jB Wir berechnen den Anomaliekoeffizienten (pro Generation): ·½ ¾ ¸ 1 σ b σc 1 1 Bbc D = Sp 1, = δ bc · 3 · 2 2 2 2 3 Damit ist der Baryonzahlstrom anomal. Wµb Wλc jLν 1 bc δ 2 Somit ist auch der Leptonzahlstrom anomal. Eine anomaliefreie Größe ist die Differenz der beiden Ströme, ν also jB − jLν . Ebenso gilt: DLbc = Bµ Bλ ν jB − jLν Unter Ausnutzung von Y = Q − Iw3 findet man, dass B − L anomaliefrei ist bezüglich U (1)Y . B − L ist erhalten und B + L ist anomal gebrochen! Einen B + L-verletzenden Prozess sieht man nicht in der Störungstheorie. Diesen nichtperturbativen Effekt (∼ exp(−1/α2 )) (Tunneln zwischen Zuständen mit unterschiedlicher B + L-Quantenzahlen durch sogenannte Instantonen) kann man in semiklassischen Rechnungen reproduzieren. Im Standardmodell gibt es eine einzige globale Symmetrie, nämlich U(1)B−L . ε in (159) ist Linearkombination (5) aus Y und B − L. LSM , unser Neutrino-Massenterm, bricht L (und Le , Lµ , Lτ ), also auch B − L und wegen B + L auch B ( Baryogenese durch Leptogenese“). ” Die Anomaliefreiheit der Eichsymmetrie ist ein wichtiges Kriterium für den Modellbau. Anomaliefreie Gruppen (also Dabc = 0 für die Fundamentaldarstellung) mit Dabc = 1 Sp[{T a , T b }T c ] 2 heißen sichere Gruppen. Dazu gehören: • SU(2) = Sp(2) ' SO(3) • SO(N ) außer SO(6) ' SU(4) • alle symplektischen Gruppen Sp(2N ) 36 3.4. DIE ADLER-BELL-JACKIW-ANOMALIE (ABJ-ANOMALIE) Alle anderen Gruppen heißen gefährlich. Dazu gehört SU(N ) mit N ≥ 3. Hier müssen die Darstellungen der Fermionen so gewählt werden, dass Dabc = 0 ist wie beispielsweise im Fall der U(1)Y via Sp(Y ) = 0, wobei die Spur so zu verstehen ist, dass über alle Fermionen summiert wird. Hinreichend für Dabc = 0 ist, dass (bei kompakten Gruppen) eine Darstellung reell ist. Das heißt, es gibt ein unitäres U mit U † T a U = −(T a )∗ (161) wobei die (T a )∗ die komplex konjugierte Darstellung bilden. (161) Dabc = Sp[{T a , T b }T c ] = −Sp[{(T a )∗ , (T b )∗ }, (T c )∗ ] = −Sp[{T a , T b }, T c ]∗ = −Sp[T c {T b , T a }] = −Dabc wegen (T a )† = T a . Damit ist Dabc = 0. Für die SU(3) sind nur die 8 und 3 + 3∗ anomaliefrei! 37 KAPITEL 3. SYMMETRIEN UND ANOMALIEN 38 Kapitel 4 Das Zwei-Higgs-Dublett-Modell Wir betrachten zwei SU(2)-Dubletts: µ +¶ µ 0 ∗¶ (hu ) hd , Φ = Φu = d −h− h0d Y =+1/2 u Y =−1/2 (162) Die ladungskonjugierten Higgsfelder ergeben sich über Φci = εφ∗i für i = u, d µ +¶ h Φcu = − u0 hu Erlaubte Yukawa-Wechselwirkung für Quarks: X© ª d d u u yjk LqY = − Qj Φd dR k − yejk Qj Φcu dR k + yjk Qj Φu uR k + yejk Qj Φcd uR k + h.c. (163) (164) j,k Vakuumerwartungswerte: µ ¶ µ ¶ vu 0 φu,min = , φd,min = 0 vd (165) Wir schauen uns den eich-kinetischen Term an: [Dµ Φu ]† Dµ φu + [Dµ Φd ]† Dµ Φd p 1 2 1 (166) g2 (|vu |2 + |vd |2 ) = g22 v 2 mit v := |vu |2 + |vd |2 = 174 GeV 2 2 Die Phasentransformation φi 7→ exp(−iarg(vi ))φi macht vu und vd reell. Damit nehmen wir ohne Beschränkung der Allgemeinheit an, dass vu , vd ∈ R sind. 2 ⇒ MW = vu =: tan β und vu = v sin β, vd = v cos β vd (167) (164) führt zu den Massenmatrizen d d d u u u Mjk = yjk vd + yejk vu und Mjk = yjk vu + yejk vd Man rotiert die beiden Felder φd und φcu mittels des zuvor definierten Winkels β. µ ¶ µ ¶µ ¶ φ cos β sin β φd = φ0 − sin β cos β −φcu (168) (169) Hieraus folgt, dass µ +¶ φ Φ= φ0 den Vakuumerwartungswert ¶ µ ¶ µ 0 0 = φmin = v v cos2 β + v sin2 β (170) 39 KAPITEL 4. DAS ZWEI-HIGGS-DUBLETT-MODELL und µ 0+ ¶ φ Φ = φ00 0 hat keinen Vakuumerwartungswert. Die Kopplungen der neuen Felder an Quarks sind X© d d d d LqY = − Qjk [yjk cos β + yejk sin β]ΦdR k + Qj [−yjk sin β + yejk cos β]Φ0 dR k j,k u u u u + q j [e yjk cos β + yjk sin β]Φc uR k + Qj [−e yjk sin β + yjk cos β]Φ0c uR k + h.c. ) ( u d X Mjk Mjk q (168) c 0 c e LY = − Qj ΦdR k + Qj Φ uR k + Kjk Qj Φ dR k + Kjk Qj Φ uR k v v (171) (172) j,k mit d d u u e jk = yjk Kjk = −yjk sin β + yejk cos β und K cos β − yejk sin β (173) d u Wie im Standardmodell können wir Mjk und Mjk diagonalisieren und erhalten Quarkmassen und CKM-Matrix. Aber es gilt im Allgemeinen e [M d , K] 6= 0 6= [M u , K] e sind in der Massen-Eigenzustand-Basis nicht diagonal. Somit hat φ00 FCNC-Kopplungen wie beiund K, K spielsweise −K12 · dL φ00 sR . Im Zwei-Higgs-Dublett-Modell gibt es im Allgemeinen große Beiträge zur K0 − K0 Mischung. Eine Ad-Hoc-Lösung des FCNC-Problems besteht darin, diskrete Symmetrien einzuführen, um zwei der vier Kopplungen in (164) zu verbieten. 4.0.4 Typ-I-2-HDM Φu bekommt die Quantenzahl +1 und Φd , Qj , dR k , uR k die Quantenzahl 0. Damit koppelt nur Φd an Fermionen. d u Es gibt keine FCNS’s, denn es gilt yejk = yjk = 0, so dass Kjk = − tan β d Mjk v und e jk = − tan β M u K jk v gilt. 4.0.5 Typ-II-2-HDM dR und Φd erhalten +1 und φu , uR die Quantenzahl −1. Hieraus folgt: X© ª d u Qj φd dR k + yjk Qj φu uR k LqY = − yjk (174) j,k und (mit (168)): d d u u Mjk = yjk v cos β und Mjk = yjk v sin β ⇒ mt(µ) yt = tan β mb(µ) yb (175) (176) Vereinigen sich yd und yb , also (bei der elektroschwachen Skala) yd ≈ yb , so muss tan β = mt (µ) ≈ 53 mb (µ) sein. Aber es gilt mc (µ) ≈ 14 ms (µ) und 1 mb (µ) ≈ . md (µ) 2 40 4.1. HIGGS-FREIHEITSGRADE DES 2HDM • Typ-I-2HDM: φu ↔ −φu , alle anderen Felder: Φd , Qj , dR k , uR k ↔ Φd , Qj , dR k , uR k • Typ-II-2HDM: φd ↔ φd , dR k ↔ dR k , φu ↔ −φu , uR k ↔ −uR k 4.1 Higgs-Freiheitsgrade des 2HDM Es gibt vier neutrale und vier geladene Felder. Davon sind drei Goldstone-Bosonen G0 und G± . Also liegen drei neutrale Higgs-Bsonen H10 , H20 und H30 vorund zwei geladene H ± . Aus (siehe (169), (170)) hφ0 i = v und hφ00 i = 0 folgt sofort: µ ¶ G+ Φ= (177) v + √12 (h0 + iG0 ) denn [Dµ Φ]† Dµ Φ ist identisch zum Eich-Higgs-Sektor des Standardmodells und φ0min = (0, 0), so dass keine Komponente masselos sein kann und zu G± , G0 beitragen könnte. µ ¶ H+ 0 Φ = √1 00 (178) (h + iA0 ) 2 H10 , H20 und H30 sind Linearkombination von h0 , h00 und A0 , die man findet, wenn man aus dem Higgs-Potential die (h0 , h00 , A0 )-Massenmatrix bestimmt und diese diagonalisiert. Kommen wir nun zum Higgs-Potential: ∗ V (Φu , Φd ) = m211 Φ†d Φd + m222 Φ†u Φu − m212 Φ†u εΦ∗d +m212 Φ†d ε Φu |{z} |{z} Φcd −Φcd † λ1 † λ2 (Φd Φd )2 + (Φ†u Φu )2 + λ3 (Φ†u Φu )(Φ†d Φd ) + λ4 (Φ†u Φd )(Φ†d Φu ) 2 ½2 ¾ λ5 † ∗ 2 + (Φu εΦd ) − λ6 (Φ†d Φd )(Φ†u εΦ∗d ) − λ7 (Φ†u Φu )(Φ†u εΦ∗d ) + h.c. 2 + Dabei sind m212 , λ5 , λ6 und λ7 komplex; die anderen Parameter sind reell. Die diskrete Symmetrie Φu ↔ −Φu verbietet λ6 , λ7 und m212 und wir setzen λ6 = λ7 = 0. m212 ist als weicher Brechungsparameter tolerabel. Für λ6 = λ7 = 0 sind die Vakuumerwartungswerte reell für arg(m212 ) = arg(λ5 ). Wir führen die Ladungskonjugation ein durch die Operation CΦ = Φ∗ (179) Das Vorzeichen der U(1)Y -Ladung und der U(1)em (und von Uw3 ) wechselt unter C. Also gilt Φc = εCΦ. (179) bedeutet (siehe (177)). c v− →v (180) c (181) 0 c (182) h0 − → h0 G − → −G0 0 Für Φ hat man mehr Freiheit: CΦ0 = exp(iϕCP )Φ0∗ (183) mit beliebigem ϕCP . In (179) ist exp(iϕCP ) nicht erlaubt, weil sonst (180) verletzt wäre. Zunächst betrachten wir die J P C -Eichbosonen. Das Photon ist ein 1−− -Feld. Damit sind Bµ , Wµ (und Zµ ) ebenfalls 1−− -Felder c c Bµ − → −Bµ , Wµ3 − → −Wµ3 (184) Wenn Kopplungen an Fermionen vernachlässigt werden. Betrachten wir den Feldstärketensor: a Wµν = ∂µ Wνa − ∂ν Wµa + gεabc Wµb Wνc C-Invarianz von 1 a µν a Leich = − Wµν W 4 41 KAPITEL 4. DAS ZWEI-HIGGS-DUBLETT-MODELL c c a a 3 3 erfordert Wµν − → ±Wµν . Aus (184) folgt Wµν − → −Wµν , also c Wµ1 , Wµ2 − → −Wµ1 Wµ2 Es gibt also zwei Möglichkeiten, die äquivalent sind. Wir entscheiden uns für c c c Wµ1 − → −Wµ1 , Wµ2 − → Wµ2 ⇒ Wµ± − → −Wµ∓ (185) (Nebenbemerkung: Drei Gluonen haben C = +1 und fünf Gluonen C = −1. Gluonen haben jedoch keine C-Quantenzahlen, weil diese invariant unter SU(3)c sind und als Oktett transformieren. Es macht keinen Sinn, bestimmte Elemente des Oktetts auszuzeichnen, weil diese ununterscheidbar sind.) Mit (185) ist Dµ = ∂µ − ig2 σa a σa ∗ a c Wµ − ig1 Y Bµ − Wµ + ig1 Y Bµ = Dµ∗ → ∂µ + ig2 2 2 (186) Also ist c [Dµ Φ]† Dµ Φ − → [Dµ∗ Φ∗ ]† [Dµ ∗ Φ∗ ] = [Dµ Φ]† Dµ Φ und [Dµ Φ]† Dµ Φ ist invariant unter C. Ebenso ist [Dµ Φ0 ]† Dµ Φ0 invariant mit (183). Betrachtet man also nur de Eichwechselwirkungen der Bosonen, so kann man allen Boson-Feldern C- und P-Quantenzahlen zuordnen, so dass alle Wechselwirkungen C-, P- (und damit auch T-)invariant sind. A Z h0 , h00 A0 1−− 1−− 0++ 0+− W ± , 1− H± , 0 + c H± → − H∓ Diese Quantenzahlen sind für ϕCP = 0. Für ϕCP = π ändern sich die C-Quantenzahlen von h00 , A0 und c H± − → −H ∓ . Beispielsweise gibt es keinen ZZG0 -Vertex, der ja C verletzt. In der Tat käme dieser Vertex aus [Dµ Φ]† Dµ Φ ⊃ g22 Zµ Z µ (v − iG0 )(v + iG0 ) 2 wo sich vG0 herauskürzt. Ebenso gilt c − h00 (−A0 )Wµ− W µ + h00 A0 Wµ+ W µ − → Daraus folgt, dass es keine Kopplung der Form W h00 W A0 gibt. Außerdem gibt es wegen [Dµ Hu ]† Dµ Hu + [Dµ Hd ]† Dµ Hd = [Dµ φ]† Dµ φ + [Dµ φ0 ]† Dµ φ0 keine Eichwechselwirkung mit sowohl Teilchen aus φ und φ0 . Beispielsweise existiert kein Vertex Z G0 ∈ φ Z A0 ∈ φ 0 42 4.1. HIGGS-FREIHEITSGRADE DES 2HDM der jedoch C-erlaubt wäre. Kommen wir nun zur Selbstwechselwirkung aus V (mit zunächst λ6 = λ7 = 0). V ist C-invariant für ϕCP = 0 und reelles m212 und λ5 . Dann mischt A0 nicht mit h0 , h00 und A0 ist Masseneigenzustand. Aus (169) folgen mit (177) die Gleichungen (178) und (162). Aus (169) folgt mit (177), (178) und (162) sofort: G0 = h0d cos β + h0u sin β A0 = −h0d sin β + h0u cos β ± G± = h± d cos β + hu sin β ± H ± = −h± d sin β + hu cos β (188) Einsetzen von (siehe (169)) µ ¶ µ ¶µ ¶ φd cos β − sin β φ = −φcu sin β cos β φ0 (189) in LqY in (171) liefert direkt die Yukawa-Kopplungen von G0 , A0 , G± , H ± wie im Standardmodell. Beispiel: H ± -Kopplungen im Typ-II-Modell 4.1.1 Schauen wir uns Gleichung (174) an, wobei die Up-Basis mit (47), (48) verwendet wird: LqY (189) = − 3 X © ª Vjk ykd Qj [Φ cos β − Φ0 sin β] dRk + YRu QR [Φc sin β + Φ0c cos β] uRk + h.c. (190) k=1 Wegen (siehe (178)) à ! + H Φ0 = h00 +iA0 √ 2 folgt aus (190): LqY ⊃ 3 n o X u 0 Vjk ykd uL j H + dR k sin β + yR dL k H − uR k cos β + h.c. (191) k=1 mit dem Wechselwirkungseigenzustand µ ¶ uj Qj = d0j Um die Down-Quark-Massenmatrix zu diagonalisieren, muss man (siehe (51)) noch 0 ∗ dL k = Vkj dL j transformieren und findet (inklusive h.c.): LqY ⊃ 3 X © ∗ d Vjk ykd uL j H + dR k sin β + Vjk yk dR k H − uL j sin β k=1 ∗ u + Vkj yk dLj H − uRk cos β + Vkj yku uRk H + dLj cos β ª (192) Relation zwischen ykq und mq : In (190) setzt man φ 7→ φmin = (0, v): Lqm = − 3 X © 3 X © d ª ! ª mdR dLk dRk + muR uLk uRk + h.c. = − yk vdLk dR k cos β + yku uLk uRk sin β k=1 (198) k=1 0 Aus dL V Ŷ d = dL V † V Ŷ d ergibt sich ykd = mu R md R und yR u = v cos β v sin β (194) 43 KAPITEL 4. DAS ZWEI-HIGGS-DUBLETT-MODELL und die H + -Feynmanregeln aus (192) sind: uL j dR k H (194) : iVjk sin(β)ykd PR = iVjk : iVjk cos(β)yju PL = iVjk + uR j md k tan(β)PR v (195) dLk H + mu j cot(β)PL v (196) Vereinheitlichung von yb und yt bedeutet tan β ≈ 52. Dann sind die Kopplungen des H + an bR und τR um den Faktor tan β in (195) verstärkt und man wird eine Veränderung (Verringerung) des Verzweigungsverhältnisses von B− 7→ τ− ντ sehen. b b u W τ u H ντ τ ντ Die Kopplungen hier sind zwar ähnlich groß, besitzen aber entgegengesetztes Vorzeichen. 4.1.2 Higgs-Massenmatrix Um das Minimum des Potentials zu finden, betrachten wir komplexe vd und vu . ¯ ∂V (φu , φd ) ¯¯ 0= ¯ h0d =vd ∂h0d 0 hu =vu h± u =0 Hieraus folgt: 0 = m211 vd∗ − m212 vu∗ + λ1 |vd |2 vd∗ + (λ3 + λ4 )|vu |2 vd∗ + λ∗5 vu∗ 2 vd − λ∗6 vd ∗ vu − 2λ∗b |vd |2 vu∗ − λ∗7 |vu |2 vu∗ ∗ Die Bedingung 0 = ∂V /∂h0d liefert die komplex konjugierte Gleichung (197). ¯ ∂V (φu , φd ) ¯¯ 0= ¯ 0 ∂h0u h =vd h0 =vu h± u =0 d u 0 = m222 vu∗ − m212 vd ∗ + λ2 |vu |2 vu∗ + (λ3 + λ4 )|vd |2 vu∗ + λ5 vd∗ 2 vu − λ6 |vd |2 vd∗ − λ∗7 vu∗ 2 vd − 2λ7 |vu |2 vd∗ (198) Ist (vu , vd ) eine Lösung von (197) und (198), so auch (vu exp(iϕ), vd exp(iϕ)) mit beliebigem ϕ. Daraus folgt U(1)Y -Invarianz. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit sei vu = |vu | und vd = |vd | exp(−iξ). Außerdem gilt: vu2 + |vd |2 = v 2 = (174 GeV)2 Hier wollen wir die kubischen Gleichungen (197) und (198) für den Fall großer tan β lösen, aso für |vd | ¿ vu . Betrachten wir nur lineare Terme in vd , so können wir vu2 = v 2 − vd2 ≈ v 2 verwenden. Dann folgt aus (197) • 0 = m211 vd∗ − m∗12 2 vu + (λ3 + λ4 )v 2 vd∗ + λ∗5 v 2 vd − λ∗7 v 2 vu (199) 44 4.1. HIGGS-FREIHEITSGRADE DES 2HDM und aus (198): • 0 = m222 vu − m212 vd∗ + λ2 v 2 vu − λ∗7 v 2 vd − 2λ7 v 2 vd∗ (200) Aus der Linearkombination λ∗7 (199) + λ∗5 (200) (für (λ5 , λ7 ) 6= (0, 0)) folgt: exp(iξ) cot(β) = vd∗ λ∗ (m∗ 2 + λ∗7 v 2 ) − λ∗5 (m222 + λ2 v 2 ) = ∗ 72 12 + O(cot2 β) vu λ7 (m11 + (λ3 + λ4 )v 2 ) − λ∗5 (m212 + 2λ7 v 2 ) (201) Einsetzen in (200) oder (199) liefert die Relation zwischen v 2 und m21 , m22 , m212 (und den λ’s). Ist (λ5 , λ7 ) = (0, 0), so folgt aus (199), (200) 2 2 vd∗ (199) m∗12 2 (200) m22 + λ2 v + O(cot2 β) = = 2 2 2 vu m11 + (λ5 + λ7 )v m12 (202) was auch v 2 bestimmt. 4.1.3 Bemerkungen zum Potential 1.) Damit spontane Symmetriebrechung auftritt, darf V bei φu = φd = 0 kein Minimum haben. Also muss m211 < 0 oder m222 < 0 oder m211 m222 − |m212 |2 < 0 sein. 2.) Die Brechung SU(2) × U(1)Y 7→ U(1)em ist nicht automatisch so gegeben wie im Standardmodell. Es könnten Vakuumerwartungswerte wie µ ¶ µ ¶ 0 vu φd,min = , φu,min = vd vu− auftreten, wenn die Parameter in V falsch gewählt sind. Das heißt, im Minimum muss ¯ ∂V ¯¯ >0 −¯ ∂h+ u ∂hu h+ u =0 erfüllt sein. Wir betrachten das allgemeinste SU(2)L × SU(2)R × U(1)B−L × P -invariantes Higgs-Potential: o n o n V (∆L , ∆R , φ) = −µ21 Sp(φ† φ) − µ22 Sp(φc φ† ) + Sp(φc † φ) − µ23 Sp(∆L ∆†L ) + Sp(∆R ∆†R ) o n + λ1 [Sp(φφ† )]2 + λ2 [Sp(φc φ† )]2 + [Sp(φc † φ)]2 + λ3 Sp(φc φ† )Sp(φc † φ) + λ4 Sp(φφ† )[Sp(φc φ† ) + Sp(φc † φ)] n o + %1 [Sp(∆L ∆†L )]2 + [Sp(∆R ∆†R )]2 n o + %2 Sp(∆L ∆L )Sp(∆†L ∆†L ) + Sp(∆R ∆R )Sp(∆†R ∆†R ) + %3 Sp(∆L ∆†L )Sp(∆R ∆†R ) n o + %4 Sp(∆L ∆L )Sp(∆†R ∆†R ) + Sp(∆†L ∆†L )Sp(∆R ∆R ) n o + α1 Sp(φφ† ) Sp(∆L ∆†L ) + Sp(∆R ∆†R ) n o + α2 Sp(φφc † )Sp(∆R ∆†R ) + Sp(φc φ† )Sp(∆L ∆†L ) n o + α2∗ Sp(φc φ† )Sp(∆R ∆†R ) + Sp(φφc † )Sp(∆L ∆†L ) n o n o + α3 Sp(φφ† ∆L ∆†L ) + Sp(φ† φ∆R ∆†R ) + β1 Sp(φ∆R φ† ∆†L ) + Sp(φ† ∆L φ∆†R ) n o n o + β2 Sp(φc ∆R φ† ∆†L ) + Sp(φc † ∆L φ∆†R ) + β3 Sp(φ∆R φc † ∆†L ) + Sp(φ† ∆L φc ∆†R ) (258) Alle Parameter außer α2 sind reell. Exemplarisch führen wir das Ganze für den β2 -Term durch. Sp(φc ∆R φ† ∆†L )+ h.c. transformiert sich folgendermaßen: 45 KAPITEL 4. DAS ZWEI-HIGGS-DUBLETT-MODELL • SU(2)L × SU(2)R : Sp(UL φc UR† UR ∆R UR† UR φ† UL† UL ∆†L UL† ) + h.c. = Sp(φc ∆R φ† ∆†L ) ⇒ Invarianz • U(1)B−L : φc ∆R φ† ∆†L Quantenzahlen: P = 0 + 2 + 0 − 2 = 0 (Invarianz) • P : 7→ Sp(φc † ∆L φ∆†R ) = h.c. • C: 7→ Sp(φ∆cR φc † ∆cL † ) = Sp(φε∆∗R ε† εφ∗ ε† ε∆†L ε† ) Sp(X)=Sp(X | ) −−−−−−−−−−→ Sp(ε∆L φ† ∆†R ε† φ| ) = Sp(φc † ∆L φ† ∆†R ) = h.c. V ist invariant unter C für α2 ∈ R. Das Minimieren von V ist handhabbar, wenn man in δ = v/vR entwickelt. ¯ © ª ∂V ¯¯ 2 ] + vR %3 |vL |2 + α1 (vu2 + |vd |2) + 4vu Re(α2 vd ) + α3 |vd |2 0= = vR [−µ23 + 2%1 vR ∗¯ 0 ∂δR VEV n o + vL β1 vu vd∗ + β2 vu2 + β3 vd∗ 2 (259) (259) bedeutet 2 vR = µ23 (1 + O(δ 2 )) 2%1 (260) was vR bestimmt. 0 = Im(259) = β1 vu Im(vL vd∗ ) + β2 vu2 Im(vd∗ ) + β3 Im(vL vd∗ 2 ) (260a) (260a) setzt die Phasen von vL und vd zueinander in Beziehung. 0= © ª ∂V 2 2 2 2 3 ∗ = (−µ3 + %3 vR )vL + (β1 vu vd + β2 vu + β3 vd )vR (1 + O(δ )) 0 ∂δL (261) (261) impliziert vL vR = β1 vu vd + β2 vu2 + β3 vd2 µ23 2 vR (262) − %3 womit also gilt: µ 2¶ v |vL | = O vR (263) (263) ist eine See-Saw-Relation für VEVs; man spricht vom Typ-II-See-Saw-Mechanismus. νL φ v v νR νL MνL = M02 =O MνR µ v2 vR ¶ vL 0 δL νL νL 46 4.1. HIGGS-FREIHEITSGRADE DES 2HDM µ ¶ v2 vR Hier ist keine Dirac-Yukawa-Kopplung involviert! (263) MνL = h2 vL = O 0= ⇒ 2 vd µ2 − α1 vR = 1 2 + O(δ 2 ) vu 2α2 vR − µ22 0= ⇒ © ª ∂V 2 2 = −µ21 vu − µ22 vd + α1 vu [vR + |vL |2 ] + 2vd [α2 vR + α2∗ |vL |2 ] (1 + O(δ 3 )) ∂φ01 ∂V 2 2 2 ∗ 2 2 3 ∗ = [−µ1 vd − µ2 vu + α1 vd vR + 2α2 vu vR + α3 vd vR ][1 + P(δ )] ∂φ02 2 vd µ22 − 2α2∗ vR = + O(δ 3 ) 2 vu (α1 + α3 )vR − µ21 (264) (265) (266) (267) Setzt man (265)=(267), so findet man eine Feinabstimmungsbeziehung zwischen µ21 , µ22 , α1,2,3 : 2 2 2 2 |µ32 − 2α2 vR | = (µ21 − α1 vR )(µ21 − (α1 + α3 )2 vR )[1 + O(δ 3 )] (268) Nur, wenn die unnatürliche Beziehung (268) erfüllt ist, findet man vR À v. Im Allgemeinen erfüllt man (268), indem man µ21 = O(v 2 ) und µ22 = O(v 2 ) und α1,2,3 = O(δ 2 ) wählt. Wähle alternativ µ23 = O(v 2 ) und %1 = O(δ 2 ) in (260). Dann ist vR durch (268) definiert und (259) definiert die elektroschwache Skala v. Berechnet man die Higgs-Massen, so findet man als Niederenergietheorie nur dann das Standardmodell, wenn 2 (268) mit µ2 := O(vR ), d := O(1) feinabgestimmt ist. Ansonsten findet man im Entkopplungslimes vR À v ein 2-HDM (mit gefährlichen FCNCs) oder ein zusätzliches leichtes Higgs-Triplett, das LEP-I gefunden hätte. Der Beitragvon vL zum %-Parameter berechnet sich aus (93): %= 2 MW = 1 + ∆%SM + ∆%NP MZ2 cos2 θw ∆%SM rührt von Schleifenbeiträgen und ∆%NP von neuer Physik her. Durch Messungen folgt ∆%SM = 0, 0098. Man kann eine konservative Abschätzung der Form machen, dass |∆%NP | maximal das Dreifache der Standardmodell-Higgs-Beiträge (0,0007) sein. Damit gilt dann |∆%NP | ≤ 0, 002. ∆L koppelt an WL und ZL und trägt zu MW und MZ bei. Eine THeorie mit mehreren Higgs-Multipletts φj mit Quantenzahlen (IL j , Yj ) und dem Vakuumerwartungswert vj hat den Baumgraphen-%-Parameter : X [IL j (IL j + 1) − Yj2 ]|vj |2 cj ½ j 1 wenn φj komplexes Feld ist X %tree = wobei cj = 2 2 1/2 wenn φj reelles Feld ist 2 Yj |vj | j Im Standardmodell mit c1 = 1, IL 1 = 1/2 und Y1 = 1/2 gilt tatsächlich %tree = 1. Im LR-Modell gilt: • j = 1, 2:φu , φd ∈ Φ: IL j = 1/2; Yj = ±1/2; v1 = vu , v2 = vd 0 • j = 3: δR : IL 3 = 0, Y3 = 0; v3 = vR • j = 4: ∆L : IL4 = 1; Y4 = (B − L)/2 = 1; v4 = vL Es gilt weiterhin cj = 1 für j = 1, 2, 3 und 4. Damit folgt: %tree 1 2 (vu + |vd |2 ) + |vL |2 2|vL |2 2 '1− = 1 2 v2 (vu + |vd |2 ) + 2|vL |2 2 2 Aus der Schranke |∆NP % | ≤ 0, 002 folgt |vL | ≤ 0, 03v = 5, 5 GeV. Dann ergibt sich aus |vL | ∼ v /vR folgt 3 vR > 5, 5 · 10 GeV. Im LR-Modell gibt es weitere Korrekturen zum %-Parameter, weil WL und WR keine Masseneigenzustände sind, sondern µ 2¶ v WR W1 = WL + O 2 vR µ 2¶ v W2 = WR + O WL 2 vR Ebenso mischen ZL und ZR . 47 KAPITEL 4. DAS ZWEI-HIGGS-DUBLETT-MODELL 4.1.4 Zusammenfassung Im LR-Modell • versteht man die Hyperladung als 3 Y = IR + B−L 2 und U (1)B−L ist geeicht, • ist die Parität spontan gebrochen und spontane C-Brechung ist ebenfalls möglich, • mit Triplett-Feldern ∆R , ∆L – gibt es die See-Saw-Mechanismen der Typen I und II, die beide zu Neutrino-Massen der Ordnung v 2 /vR führen. Hieraus folgt vR = O(1013 GeV). – findet man im Allgemeinen mehr als ein leichtes (also mit Massen ∼ u oder ∼ vL ) Higgs-Boson. Ist das Ladungsquantisierungsproblem gelöst? Wählt man andere B − L-Quantenzahlen und ersetzt beispielsweise B − L durch (B − L)(1 + ε) für alle Fermionen, so findet man wieder die lebensfeindlichen Quantenzahlen von (159) ff. Damit muss der U(1)B−L -Faktor in einer nichtabelschen Gruppe aufgehen! Schreibe SU(3)c × U(1)B−L -Transformationen als 4 × 4-Matrix. Mit U3 ∈ SU(3) als 4 × 4-Matrix: Mit U3 ∈ SU(3)c und exp(iϕ(B − L)) ∈ U(1)B−L ist r r QL ¶ QL µ g Q SU(3)c ×U(1)B−L U3 exp(iϕ/3) Qg 0 L L − − − − − − − − − − − → QbL 0 exp(−iϕ) QbL | {z } L L U4 Ebenso kann man dies für QR und R tun. U4 ist offensichtlich unitär. Wegen det(U4 ) = 1 ist U4 ∈ SU(4)! Diese Einbettung SU(3)c × U(1)B−L ⊂ SU(4) ist nur möglich, weil 1/3 0 0 0 0 1/3 0 0 =0 Sp(B − L) = Sp 0 0 1/3 0 0 0 0 −1 ist, die B − L-Quantenzahlen von Quarks- und Lepton-Dubletts der gleichen Chiralität sich also zu Null summieren. Das LR-Modell lässt sich also einbetten in das Pati-Salam-Modell mit Eichgruppe SU(4) × SU(2)L × SU(2)R (270), wobei SU(4) ⊃ SU(3)c × U(1)B−L ist. vR führt zur Brechung SU(3)c × U(1)Y × SU(2)L und v bricht dies zu SU(3)c × U(1)em . (J. Pati und A. Salam, PR D, no.1 (1974) 275: Lepton number as the forth color“). SU(4) hat 42 − 1 = 15 Generatoren. Die ersten acht kann man als ” µ a ¶ λ /2 0 a T = (271) 0 0 mit den Gell-Mann-Matrizen λa wählen. (271) ist so normiert, dass Sp[T a , T b ] = 1 ab δ 2 (272) wobei der Faktor 1/2, welcher die Normierung festlegt, der sogenannte Dynkin-Index ist. Die SU(4)-Kopplung ist gleich der SU(3)c -Kopplung g3 . Der B − L-Generator in SU(4) ist 1 0 0 0 r 1 0 1 0 0 = 3 (B − L) T 15 = √ (273) 8 2 6 0 0 1 0 0 0 0 −3 In der SU(4)-Normierung ist die B − L-Kopplung g 0 aus (220) durch r 3 0 g = g3 2 (274) 48 4.1. HIGGS-FREIHEITSGRADE DES 2HDM gegeben. Sei i = 1, 2 der Isospinindex und a = 1, 2, 3, 4 der Farbindex, so gilt: ½ QL ai für a ≤ 3 L ψia := Li für a = 4 (275) R Analog ψi,a (Generationenindex hier unterdrückt) also: µ L ψ = ULr drL ULg dgL ULb dbL νL eL ¶ (276) Und mit UL ∈ SU(2)L und U4 ∈ SU(4): SU(2)L ×SU(4) ψ L −−−−−−−−−→ UL ψL U4| (277) Eichkinetischer Term der Fermionen: ¸ 3 X 4 · X Lj Rj Lj Rj LF = ψ a i½ Dab ψb ψ b + ψ a i½ Dab ψ b j=1 a=1 b=1 j Die erste Summe läuft über die Generationen; ψ L b ist ein SU(2)L -Dublett (278). Die kovariante Ableitung lautet: j j j c L ψ b − igL WL cµ Dµ ab ψ L b = ∂µ ψ L a − ig3 Acµ Tab σc L j ψ a 2 (279) j c Tab folgt aus (271). Analog gilt das für Dµ ab ψ R b . 49 KAPITEL 4. DAS ZWEI-HIGGS-DUBLETT-MODELL 50 Kapitel 5 Große vereinheitlichte Theorie ψ1 ψ2 ψc = ψ3 ψ4 ψ5 Die ersten drei Komponenten bilden ein Farb-Triplett und ein SU(2)-Singulett, die unteren beiden ein FarbSingulett und ein SU(2)-Dublett. Damit gilt: r dR ψ1 1 ψ2 = dgR ; Y =− 3 ψ3 dbR Es gibt zwei Möglichkeiten für die Wahl von ψ4 und ψ5 mit rechtshändigen Feldern. µ ¶ µ c¶ µ ¶ µ c ¶ ψ4 νL ψ4 eL | c c = ε L = c oder =L = ψ5 eL ψ5 −νLc In beiden Fällen gilt Y = 1/2. Die erste Möglichkeit kann nicht funktionieren, weil die Felder die gleiche Chiralität haben müssen. Ansonsten wird die Eichinvarianz gebrochen. (286) erfordert, dass die Hyperladung der fünf Felder ψi sich zu Null summieren: Sp(Y ) = 0. Nach Möglichkeit (2) gilt: r dR dg c R ψ = (287) dbR Lc Die andere Möglichkeit (1) führt zu flipped SU(2). Mit (ψ1 , ψ2 , ψ3 )| = (urR , ugR , ubR )| gilt nicht Sp(Y ) = 0. Die Aufgabe besteht nun darin, SU(3) × SU(2)L × U(1)Y in SU(5) einzubetten. Mit U(5) ∈ SU(5) soll sich ψ wie ψ c 7→ U5 ψ c (288) transformieren. ψ gehört also zur definierenden Darstellung 5 der SU(5). Üblich ist, dass alle betrachteten Felder linkshändig sind; das heißt, anstelle von dR betrachtet man | dc = CdR (289) und erhält: dc r dc b g ∗ c ψ= d ∈5 eL −νL (290) Was ist mit den anderen zehn Fermionen? Kommen wir nun zur Darstellungen der SU(5): Mij ∈ 5 × 5 51 KAPITEL 5. GROSSE VEREINHEITLICHTE THEORIE Man zerlegt das Tensorprodukt der Darstellungen in einen symmetrischen und antisymmetrischen Anteil. Aus der Darstellungstheorie folgt, dass beide Anteile irreduzibel sind. Mij = Mij − Mji Mij + Mji + 2 2 | {z } | {z } ∈10 ∈15 χ ∈ 10 transformiert sich also wie ¡ SU(5) χ −−−−→ U5 χU5| χij 7→ χi0 j 0 = U5 i0 i U5 j 0 j χij Farbe Farbe kein IL und IL χ= Farbe könnte IL und IL keine Farbe | {z } | {z } 3 ¢ (291) ¾ 0 −uc b 3 ¾ = √1 uc g 2 −ur 2 L −drL uc b 0 −uc r −ugL −dgL −uc g uc r 0 −ubL −dbL urL ugL ubL 0 −ec drL dgL dbL ec 0 (292) 2 Wegen SU(2) ec ε −−−−→ ec U2 εU2 = ec ε ist ec ein SU(2)-Singulett. (290) und (292) entsprechen den Zerlegungen 5∗ = (3∗ , 1) (1, 2∗ ) , ⊕ 10 = (3∗ , 1) ⊕ (3, 2) ⊕ (1, 1) (293) Der Hyperladungsoperator ist gegeben durch µ ¶ 1 1 1 1 1 Y = diag − , − , − , , 3 3 3 2 2 denn es gilt: µ 1 ¶ − 3 dR Y ·ψ = 1 c 2L Wegen (291) misst man die Hyperladung µ 2 − 3 χ3×3 | Y χ + χY = Y χ + χY = 1 6 χ2×3 1 6 χ3×2 χ2×2 ¶ Das sind die korrekten Hyperladungen der Felder in (292). Die SU(5)-Symmetrie legt die Normierung der Hyperladung fest. Die SU(5) besitzt 24 Generatoren λa /2 mit µ a ¶ λGM 0 λa = für a = 1, . . . , 8 0 12×2 µ ¶ 0 0 λ20+a = für a = 1, 2, 3 0 σa Hierbei werden mit λaGM (a = 1, . . . , 8) die Gell-Mann-Matrizen bezeichnet. Durch schlichten Vergleich finden wir (und weil die Normierung aller Generatoren festgelegt ist) aus (294): r 3 Y (295) λ24 = −2 5 Also ist die U(1)Y -Transformation µ 24 ¶ λ exp i = exp(iY ) 2 Die kovariante Ableitung mit den Eichbosonen Gaµ in der SU(5) ist gegeben durch: Dµ = ∂µ − igGaµ λa 2 (296) 52 Durch Vergleich mit (9) (und (294)) ist erkennbar, dass Gaµ für a = 1, . . ., 8 den Gluonen entsprechend. Weiterhin gilt G20+a = Wµa für a = 1, 2, 3 und G24 µ µ = Bµ . r (295) (296) g2 = g3 = − 3 g1 =: g10 = g 5 (297) g10 wird auch als g1 in SU(5)-Normierung“ bezeichnet. Wie in (69) ff. gesehen, treffen sich g10 , g2 und g3 fast ” bei etwa 1015 GeV. Die Vereinheitlichung des Standardmodells in eine SU(5)-GUT passt fast genau, braucht aber Korrekturen wie beispielsweise i.) mehr Teilchen mit Masse mi ¿ MGUT , welche die β-Funktionen in (69) abändern. Dies ist in Supersymmetrie realisiert (de Boer, Fürstenau, Amaldi). ii.) g10 und g2 treffen sich zuerst bei etwa 7 · 1012 GeV. Dort könnten sich U(1)Y und SU(2)L vereinigen. Die große Vereinheitlichung findet später statt. (ii) klappt nicht mit GLR = SU(3) × SU(2)L × SU(2)R × U(1)B−L und SU(5), denn es gilt Rang(SU(5)) = Rang(GSM ) = 4, Rang(GLR ) = 5 so dass die Symmetriegruppe des Links-Rechts-Modells keine Untergruppe von SU(5) sein kann. Kommen wir zum Anomaliecheck: b a R (Darstellung R) c Man kann zeigen, dass der Anomaliekoeffizient für Fermionen in der Darstellung R die Form abc = DR A(R) abc 1 Sp[{TRa , TRb } · TRc ] = d 2 2 hat, wobei dabc durch ½ a b¾ λ λ λc , = dabc 2 2 2 (298) (299) definiert ist. Dabei gilt A(5) = 1 (300) Wegen (298) Wegen (298) können wir A(10) beispielsweise mit a = b = c = 24 berechnen, denn es gilt: µ d24,24,24 = Sp abc ⇒ D10 = λ24 2 ¶3 A(10) abc d 2 1 =− √ 4 15 h i (298) 1 a b c = Sp {T10 , T10 }, T10 2 à r ! h i √ 3 3 24 24 24 (295) ⇒ A(10) = 24,24,24 Sp {T10 , T10 }T10 = −4 15 · − Sp[{Y10 , Y10 }Y10 ] = d 5 5 " µ # ¶3 µ ¶3 X 36 36 36 2 1 (292) 3 = Sp(Y10 )= yf3 = 3· − +6· + 13 = 1 5 5 5 3 6 (301) 1 (302) f ∈10 53 KAPITEL 5. GROSSE VEREINHEITLICHTE THEORIE Wegen A(5∗ ) = −A(5) (denn Ladungskonjugation dreht alle Hyperladungen um) finden wir A(5∗ )+A(10) = 0. Das bedeutet, dass unsere SU(5)-GUT anomaliefrei wegen der gewählten Darstellungen 5∗ und 10 ist. Dadurch ist der Anomaliecheck abgeschlossen. Schauen wir uns nun die Eichbosonen an: Xµr Yµr √ Ga λa + 2/ 15Bµ 13×3 Xµg Yµg 24 µ GM a X λ 1 b b Xµ Yµ = (303) Gaµ ∈ 24 √ + 2 2 + a=1 Wµ3 − 3/ 15Bµ Xµg + Xµb Wµ+√ Xµr + Wµ− −Wµ3 − 3/ 15Bµ Yµr + Yµg + Yµb In (303) lesen wir die Zerlegung (bezüglich SU(3) × SU(2)). Wir können dann die folgende Zerlegung ablesen: 24 = (8, 1) | {z } ⊕ (3, 2∗ ) ⊕ (3∗ , 2) ⊕ (1, 3) | {z } Ga µ ⊕ (1, 1) | {z } Wµ Bµ Neu sind die X- und Y-Bosonen mit Farbindex: µ j¶ µ j+ ¶ Xµ Xµ und Yµj (Xµj )+ Xµj und Yµj können Quarks in Antiquarks und Quarks in Leptonen umwandeln. In der SU(5)-GUT ist die (ungeeichte) U(1)B−L ungebrochen. Die X-Bosonen haben die elektrische Ladung Q = 4/3 und die B − L-Quantenzahl 2/3. Die Y-Bosonen haben Q = 1/3 und ebenfalls B − L-Quantenzahl 2/3. Beiträge zum Protonzerfall: uL χ X uL uL eL χ ψ dR Y χ uR dL d eR d Beide Diagramme tragen also zum Zerfall p → e+ π0 bei. uL χ Y νL ψ dR dL u Damit ist auch der Zerfall p → νπ+ möglich. Für drei Generationen braucht man entsprechend drei Quintupletts ψ I für I = 1, 2, 3 und drei Dekupletts χI . Dann ist auch beispielsweise p → e+ K0 mit K0 → π+ π− ein möglicher Zerfall (mit schöner experimenteller Signatur). 54