Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 1 Goethe BioLab ScienceTours Viele Tiere – Ein Zuhause Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Forschungsheft von ................................................................. Diese ScienceTour ist ein Projekt der Goethe-Universität in Kooperation mit Goethe BioLab Goethe BioLab Opel-Zoo Ohne die Mithilfe der Tierpflegerinnen und Tierpfleger des Opel-Zoos wäre dieses Projekt nicht möglich.Vielen Dank für die Unterstützung! Partner und Sponsoren der ScienceTours Bundesministerium für Bildung und Forschung Wissenschaftsjahr 2012 – Zukunftsprojekt Erde. Eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität Frankfurt am Main e.V. Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 1 Liebe Schülerinnen und Schüler, wie leben Tiere im Zoo? Wie unterscheidet sich ihr Leben von dem frei lebender Tiere? Die ScienceTour „Viele Tiere, ein Zuhause – tierisches Verhalten im Opel-Zoo“ ermöglicht Euch den Blick hinter die Kulissen. Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Studierenden der Goethe-Universität entdeckt Ihr den Lebensraum von Erdmännchen, Stachelschwein & Co. Zusätzlich führen Euch die Tierpflegerinnen und Tierpfleger ganz dicht an die Tiere heran. Während dieser ScienceTour lernt Ihr die verschiedenen Verhaltensweisen der Tiere erkennen und richtig zu deuten. Eure eigenen Ideen und Euer kreativer Einsatz sind gefragt, wenn es um das Herstellen von Beschäftigungsobjekten für die Zootiere geht. Die von Euch gebastelten Objekte werden mit Futter gefüllt und in die Gehege der Tiere gegeben. Findet selbst heraus, wie Ihr das Leben der Zootiere bereichern könnt. Wir, das Team der ScienceTours, wünschen Euch viel Spaß und spannende Einblicke in die Welt der Wissen­schaft. Wir freuen uns auf Euch! Euer ScienceTours-Team 2 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 3 Die ScienceTours im Überblick Mit dem Projekt „ScienceTours – Lernen mit Herz und Hand“ bietet die Goethe-Universität Frankfurt am Main für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I verschiedene Exkursionen im Rhein-Main-Gebiet an. Anhand ausgewählter didaktischer Konzepte werden die Schüler an wissenschaftliche Forschungsfragen und -methoden unterschiedlicher Fachgebiete herangeführt. Die Touren zu einer Vielfalt von Themen erschließen den Jugendlichen durch ein hohes Maß an selbstständigen Aktivitäten wichtige Aspekte wissenschaftlichen Denkens und Handelns. Ein wesentliches Element ist dabei der Kontakt zu Wissenschaftlern der Goethe-Universität. Sie lassen die Jugendlichen ihr ­Forschungsgebiet entdecken, geben Hilfestellung und vermitteln im direkten Kontakt, wie Wissenschaftler arbeiten und was sie an ihrem Beruf begeistert. Die Arbeit in Kleingruppen wird durch die Beteiligung von Studierenden ermöglicht. Sie können konkrete Auskünfte über ihr Studium geben und Unterstützung bei der beruflichen Orientierung ­leisten. Thematisch decken die ScienceTours ein breites Theme­n­­spektrum von den Naturwissenschaften über die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften bis hin zu den Wirtschaftswissenschaften ab. Die von Fachdidaktikern der Goethe-Universität konzipierten Projekttage nehmen Themen aus dem Lehrplan auf und vermitteln die erforderlichen Basiskompetenzen. Bei der Konzeption der ScienceTours wurde sehr darauf geachtet, ein durchdachtes Programm zu entwickeln, von dem alle Beteiligten profitieren können und das didaktisch hervorragend umgesetzt werden kann. Die Sachkompetenzen, die beim Erlernen wissenschaftlicher Methoden im Vordergrund stehen, werden ergänzt durch die Förderung von Sozialkompetenzen bei der Kommunikation, Diskussion und ­Reflektion des Prozesses mit den Lehrenden und innerhalb der Gruppe. Nachhaltigkeit ScienceTours bereitet methodisch-didaktische Begleit­ materialien für Lehrkräfte und Schüler auf. Als Hand­­reichungen für die Vor- und Nachbereitung im Unterricht tragen sie zur Nachhaltigkeit der Bildungsmaßnahme bei. Zudem werden die einzelnen Themen und Touren-Bausteine kontinuierlich erweitert und ­ergänzt. Mehrwert Die ScienceTours sind so konzipiert, dass sie über die Vermittlung von Wissen, Fertigkeiten und Anregungen zu einem bestimmten Thema hinaus einen wertvollen Beitrag zu wichtigen bildungspolitischen Aspekten vermitteln. Die folgenden Aufgaben bilden daher ­Ziele der ScienceTours: Entwicklungschancen durch Bildung verbessern, Engpässe im Bildungsbereich überwinden, Übergänge zwischen verschiedenen Schularten erleichtern und wissenschaftliche Begabungen ­fördern, beruf­liche Orientierung geben und qualifizierten Nachwuchs in der Region fördern. 4 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Der Opel-Zoo Kronberg Der Opel-Zoo in Kronberg ­wurde im September 1956 von Georg von Opel gegründet. In dem Freigehege sollte der Wissenschaft die Chance gegeben werden, Tiere im Gehege zu erforschen. Seither nimmt der Opel-Zoo eine wichtige Stellung innerhalb der Tiergärten im Rhein-Main-Gebiet ein. Mit der Vertragsunterzeichnung für einen Bebauungsplan im Jahr 1998 begann eine neue Ära im Opel-Zoo. Zu den neugewonnenen Attraktionen und Gehegen zählen unter anderem eine Zooschule, ein Spielplatz, der Waldlehrpfad sowie die Elch- und Luchsanlage­und die „Afrika-­ Savanne“. 2007 wurde der Verein „­Georg von Opel-Tiergehege für Tierforschung e.V.“ aufgelöst und durch die Stiftung „von Opel Hessische Zoostiftung“ ersetzt. Im selben Jahr wurde zudem der Verein „Freunde und Förderer des OpelZoo“ gegründet. Im Opel-Zoo können heute über 1.400 ­ Tiere von den Besuchern beobachtet werden. Zoos dienten im 18. Jahrhundert der Belustigung der reichen Oberschicht. Heute ist vielmehr die Erhaltung seltener Tierarten eine seiner Hauptaufgaben. Im besten Fall lernen die Zoobesucher etwas über das Verhalten der Tiere und informieren sich über den Arten- und Naturschutz. Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 5 Was Ihr über Säugetiere wissen solltet... Säugetiere (lateinisch Mammalia) sind, zusammen mit den Fischen, Reptilien und Vögeln, Wirbeltiere. Die Säugetierarten­werden aufgrund ihrer gemeinsamen Merkmale der Klasse der Säugetiere zugeordnet. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Fortpflanzung. Während Hühner, Frösche und die meisten Schlangen und Fische Eier legen, bringen Säugetiere ihre Nachkommen lebend zur Welt. Das für die Klasse der Säugetiere jedoch einzigartige Merkmal ist das ­Säugen der Jungtiere. Die Jungen ernähren sich von Muttermilch, die sie sich über das Saugen an den ­Zitzen an der Bauchseite der Mutter holen. Sobald die Muttermilch nicht länger als Hauptnahrungsmittel dient, gestaltet sich die Ernährung von Säugetieren sehr vielfältig. Es gibt Blattfresser, Fruchtfresser, räuberische Fleischfresser und Allesfresser. Ein weiteres für die S ­äugetiere charakteristisches Merkmal ist ihr Fell, an dem sich zum Beispiel Jungtiere an ihren Eltern festhalten können. Im Winter tauschen viele Tiere ihr Sommerfell gegen ein d ­ ickeres Winterfell. Menschen haben auch ein Fell in Form von vielen tausend Härchen, die unsere Haut bedecken. Früher waren diese wesentlich stärker ausgebildet. ­Jedoch wird dieses Merkmal langsam zurückgebildet, da der Mensch die Körperbehaarung nicht mehr zum Überleben benötigt. Säugetiere haben meist vier Gliedmaßen. Entweder laufen sie auf allen Vieren, wie zum Beispiel der Hund, oder sie bewegen sich zweibeinig vorwärts, wie zum Beispiel wir Menschen. 6 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Verhaltensforschung – was ist das eigentlich? Wie der Name schon sagt, beschäftigt sich die Verhaltensforschung mit dem Verhalten von Tieren. Bleibt die Frage: „Was ist Verhalten?“. Wenn man Tiere, die im Zoo leben, beobachtet, kann man verschiedene Verhaltensweisen feststellen: Tiere fressen, klettern oder laufen in ihrem Gehege herum. Doch was bedeutet es, wenn ein Tier nur auf der Stelle sitzt und sich nicht bewegt? Zählt das auch zum Verhalten? Ja, denn in dem Fall zeigt das Tier das Verhalten „sitzen“ oder vielleicht auch „ruhen“ oder „beobachten“. Wissenschaftler unterscheiden verschiedene Verhaltensarten und haben dazu sogenannte Verhaltenskategorien erstellt. Aktionen der Tiere untereinander bezeichnet man als „soziale Verhaltensweisen“. Dazu zählt, sich gegenseitig zu lausen, spielerisch zu kämpfen und Körperkontakt. Wenn man sich also mit der Art des Verhaltens beschäftigt, stellt man qualitative Untersuchungen an. Wenn man dagegen untersucht, wie häufig ein Verhalten gezeigt wird, so untersucht man das Verhalten quantitativ. Gerade im Zoo interessiert man sich besonders für Verhaltensweisen, die wichtig für die Fortpflanzung sind. Bedrohte Tierarten können so vor dem Aussterben gerettet werden. Um erfolgreiche Zucht­ programme durchführen zu können, müssen die­Bedingungen, die zu einer erfolgreichen Vermehrung führen, gut untersucht und verstanden sein. Um die Gesamtheit der Daten sinnvoll aufzuzeichnen, verwenden Verhaltensforscher Beobachtungsbögen und ­sogenannte Ethogramme. Ethogramme werden benutzt, um Beobachtungen von Deutungen zu unterscheiden und damit Verhaltensweisen zu definieren. Deutungen sind selbstgewählte Erklärungen, die wir bestimmten Verhalten zuordnen. Beobachtungen sind sachliche Angaben über das beobachtete Verhalten. Verhaltenselement 0 1 Fressen quantitativ qualitativ Mit beiden Fäusten auf die Brust trommeln Wie oft geht das Tier zum Futternapf? Wie verhält sich das Tier gegenüber den Jungtieren? Schlägt mit den Händen/ mit der Hand an die Scheibe Darüber hinaus kann man Theorien zu Ursachen von Verhalten anstellen. Warum zeigt ein bestimmtes Tier ein ganz spezielles Verhalten? Das heißt, wann tritt es auf und wer führt es unter Einbezug welcher Tiere aus? Ein Verhaltensforscher beschäftigt sich zusätzlich mit den Fragen nach der Funktion eines Verhaltens – für ein einzelnes Tier oder eine ganze Tiergruppe.1 Zeitangaben im Minutentakt | | Der Beobachtungsbogen dient dazu, deine Beo­ bachtungen (also nicht die Deutungen) in einer Strichliste festzuhalten. Beispiele aus einem Beobachtungsbogen Beobachtung (Feststellungen) Deutung (Interpretation) Der Kapuzineraffe durchsucht das Fell eines Weibchens mit den Fingern und führt dann die Hand zum Mund. Der Kapuzineraffe frisst die Läuse des Weibchens. Das kleine Tier läuft vor einem größeren Tier aus der Gruppe weg. Das kleinere Tier hat vor dem größeren Tier Angst und läuft weg. Das Tier liegt reglos auf einem Stein. Das Tier macht nichts. 1 Naquib 2006 2 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 7 Zusammenfassung 1. Was ist Verhalten? Unter Verhalten werden Bewegungen, Lautäußerungen und Körperhaltungen verstanden, die von einem Beobachter erkannt werden. Verhaltensweisen können Reaktionen hervorrufen. 2. Was ist ein Ethogramm? Um Verhaltensweisen besser erforschen zu können, werden unterschiedliche Körperhaltungen in Kategorien eingeteilt. Zusammen ergibt diese Sammlung von Kategorien dann das Ethogramm eines Tieres. Damit halten Wissenschaftler fest, welche Beobachtungen sie gemacht haben und welche Verhaltensweisen sie untersuchen möchten. Tiere verhalten sich immer, deshalb ist es wichtig, die Verhaltensweisen, die beobachtet werden sollen, genau zu beschreiben. In dem Ethogramm wird genau festgelegt, wie das Verhalten aussehen muss, damit es als solches kategorisiert werden kann. 3. Was ist angeborenes und was ist erworbenes Verhalten? Handlungen, die bereits von Geburt an vorhanden sind, zählen in der Regel zu den angeborenen Verhaltensweisen. So müssen die Säugetiere das Saugen der Muttermilch nicht erlernen, sondern sie können dies von Geburt an. Erworbenes Verhalten wird im Laufe des Lebens der Tiere durch Erfahrung erworben. So wissen zum Beispiel die Ziegen im Streichelzoo, dass viele Kinder mit Futtertüten in den Zoo kommen und stürmen zum Eingang, sobald die ersten Zoobesucher zu sehen sind. 8 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Die Beobachtungskategorien In unserer Beobachtung teilen wir die Verhaltensweisen in verschiedene Kategorien auf. 1. Bewegung In diese Kategorie fallen alle Fortbewegungsmöglichkeiten der Tiere. 2. Sozialverhalten Zum Sozialverhalten gehören alle Verhaltensweisen, die durch Lebewesen gleicher Art verursacht werden. Hierzu zählt neben der Aufzucht der Jungtiere und dem Paarungsverhalten auch der Umgang mit den Artgenossen. 3. Ruhen und Schlafen Tiere im Zoo sind häufig schlafend anzutreffen. In dieser Kategorie befinden sich Verhaltensweisen, die das Tier in einer ruhigen Lage zeigen. 4. Nahrung Tiere beschäftigen sich am liebsten mit Futter. Verhaltensweisen wie Futtersuche und Nahrungsaufnahme gehören in diese Kategorie. Bewegung Ernährung Sozialverhalten Ruhen und Schlafen Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 9 Der Ablauf im Überblick Theoretische Einführung: Tiere im Zoo/Vorstellung der Tierarten Beobachtungsphase I Deutung der Ergebnisse/Ergebnissicherung Theoretische Enführung: Beschäftigungsmöglichkeiten von Tieren im Zoo Herstellung der Beschäftigungsmaterialien Beobachtungsphase II Deutung der Ergebnisse/Ergebnissicherung Forschen im Opel-Zoo In der Regel beginnt der Forschertag um 9.30 Uhr vor dem Haupteingang des Opels-Zoos in Kronberg. Treffpunkt mit dem Team der ScienceTour ist die obere Kasse am Haupteingang. Von dort aus gehen wir gemeinsam weiter in die Zooschule. Nach einer allgemeinen Begrüßungsrunde erhaltet Ihr eine erste Einführung zum Thema „Verhaltensweisen von Tieren im Zoo und in freier Natur“. Vorgestellt werden Euch auch Mitarbeiter des OpelZoos, die die Gruppe an diesem Tag mit ihrem Wissen und Kenntnissen vor Ort unterstützen. Bevor Ihr zum ersten Mal die Zootiere beobachtet, sollt Ihr eigene Forscherfragen entwickeln und wissenschaftliche Herangehensweisen, wie zum Beispiel die Erstellung eines Verhaltensprotokolls, kennenlernen. Ausgestattet mit den „Forscherwerkzeugen“ (Beobachtungsbögen, Stoppuhr, Kamera), geht es dann zu den Tiergehegen. In Kleingruppen erfolgt das zielgerichtete Beobachten, Erkennen und Dokumentieren tierischer Verhaltensmerkmale. Anschließend werten wir zusammen Eure ersten Ergebnisse aus und erstellen Hypothesen zur weiteren Vorgehensweise. Vor einer zweiten Beobachtungsphase der Tiere erstellt Ihr Beschäftigungsobjekte für die Zootiere, die anschließend mit Futter gefüllt in die Gehege der Tiere gegeben werden (Enrichment). Zum Schluss tragen wir alle Ergebnisse zusammen und besprechen und diskutieren sie mit den Wissenschaftlern des ScienceTour und den Zooexperten vor Ort. Damit habt Ihr selbst eine wissenschaftliche Studie von Anfang bis Ende durchlaufen. 10 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Erdmännchen oder Suricata suricatta Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 11 Erdmännchen oder Suricata suricatta Erdmännchen zählen zu den bekanntesten Tieren im Zoo. Wer kennt sie nicht, die lustige Gruppe, in der die Späher auf zwei Beinen nach Feinden Ausschau halten. Wenn Gefahr droht, gibt der Späher einen schrillen Laut und warnt dadurch die restlichen Gruppenmitglieder. Körpermaße Wissenswertes zum Erdmännchen • Kopf-Rumpf-Länge: 35 cm • Schwanzlänge: 20 cm • Gewicht: ca. 900 g Erdmännchen leben in der Savanne oder in steinigen Trockengebieten und Halbwüsten Südafrikas. In Gruppen von 20– 40 Tieren, die in mehrere Familien unterteilt sind, leben sie in unterirdischen Bauten. Diese haben viele Eingänge, die sich ein Erdmännchen dank seines guten Gedächtnisses alle merken kann. Erdmännchen sind tagaktive Räuber. Sie ernähren sich von Obst, Insekten und kleineren Wirbeltieren. Damit sie bei der Futtersuche allerdings nicht selbst zur Beute werden (z.B. von Raubvögeln), stellen sie einen Wächter auf, der sich auf eine erhöhte Position begibt und Warnpfiffe ausstößt, sobald sich ein Feind nähert. Die schwarzen Ringe um die Augen der Erdmännchen verhindern, dass sie von der Sonne geblendet werden. Wache halten erfordert viel Aufmerksamkeit und ist anstrengend. Deshalb gibt es alle zwei Stunden eine Wachablösung. Es ist von Vorteil, wenn eine Erdmännchenkolonie besonders groß ist, damit die Aufgaben auf viele Erdmännchen aufgeteilt werden können. Säugende Muttertiere geben ihre Jungen während der Futtersuche an Babysitter ab, die so lange die Jungen b ­ etreuen. In Freiheit werden Erdmännchen etwa 12 Jahre alt. Die Erdmännchengruppe kommuniziert ständig miteinander. Damit kein Streit entsteht, werden regelmäßig Kontakt- und Beschwichtigungslaute ausgetauscht. Auffällige Merkmale • graubraunes bis weißgraues Fell • 8 –10 bräunliche Streifen auf dem Rücken • dunkle Ringe um die Augen und dunkle Ohren • eine spitze Schnauze Name Erdmännchen Ursprüngliche Heimat Afrika Nahrung Obst, Insekten, kleinere Wirbeltiere Körperlänge 35 cm Lebenserwartung 12 Jahre Tragzeit 3 Monate Jungtiere 2–5 Jungtiere 12 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Beobachtungsbogen I Minuten Bewegung Laufen Springen Sitzen Ruhen Schlafen Rennen Schnuppern Steht auf den Hinterbeinen Sozialverhalten Kratzen Körperkontakt Geräusche Spielen Besucherkontakt Beobachtet Besucher Beschnuppert Artgenossen Ruhen und Schlafen Bewegt sich nicht, hat aber die Augen geöffnet Schläft (Augen geschlossen) Liegt und beobachtet Sitzt mit geschlossenen Augen Nahrung Nahrungssuche Fressen Nahrung herumtragen Mit der Nahrung spielen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 13 Name des Forschers Name des Forscherteams Mit welchem Tier beschäftigst Du Dich Platz für Deine eigenen Notizen 14 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Haubenkapuziner oder Cebus apella Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 15 Haubenkapuziner oder Cebus apella Spätestens durch Jack Sparrow („Fluch der Karibik”) sind die Kapuzineraffen bekannt. Im Opel-Zoo gibt es eine Gruppe der Haubenkapuziner, die durch ihren kräftigen Schwanz auffallen. Die aktiven Tiere sind Baumbewohner, die jedoch für die Nahrungssuche auch auf den Boden kommen. Körpermaße Wissenswertes zum Haubenkapuziner • Kopf-Rumpf-Länge: 30–56 cm • Schwanzlänge: bis zu 48 cm • Gewicht: 2,4–7,6 kg Haubenkaupuzineraffen sind tagaktiv und bewohnen die Wälder Südamerikas in Sozialverbänden von bis zu 40 Tieren. In der Gruppe gibt es mehrere Männchen und Weibchen, die meist von einem dominanten ­Pärchen geführt werden. Haubenkapuziner sind ausgezeichnete Kletterer. Ihr Schwanz ist am Ende eingerollt und dient als Sicherungsseil beim Klettern. Mit seiner Hilfe halten sie problemlos die Balance in der Höhe. Nur mit dem Greifschwanz an einem Ast hängend haben sie immer noch alle vier Pfoten zur freien Verfügung. Obwohl sich die Affen hauptsächlich in den Bäumen aufhalten, kommen sie zur Nahrungssuche auf den Boden. Sie fressen Obst, Insekten und kleine Wirbeltiere. Die Schwangerschaft von Kapuzineraffen dauert 5–6 Monate. Pro Wurf wird ein Jungtier geboren, das in den ersten drei Wochen hilflos ist und auf dem Rücken der Mutter getragen werden muss. Kapuzineraffen sind stark durch die Zerstörung ihres Lebensraums bedroht. Auffällige Merkmale • gelbbrauner bis rotbrauner Körper • dunkelbraune Gliedmaßen • dunkle Haube mit Fellbüscheln über den Ohren • langer Schwanz, der hinten eingerollt ist • Männchen haben eine dunklere Fellfarbe als Weibchen Name Haubenkapuzineraffe Ursprüngliche Heimat Südamerika Nahrung Obst, Insekten, kleine Wirbeltiere Körperlänge 30–56 cm Lebenserwartung 30–40 Jahre Tragzeit 5–6 Monate Jungtiere 1 Jungtier 16 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Beobachtungsbogen I Minuten Bewegung Laufen (vierbeinig) Läuft auf den Hinterbeinen Sitzen Ruhen Schlafen Rennen Klettern/Hangeln Springen Sozialverhalten Kratzen Körperkontakt Geräusche Spielen Besucherkontakt Beobachtet Besucher Beschnuppert Artgenossen Laust Artgenossen Ruhen und Schlafen Bewegt sich nicht, hat aber die Augen geöffnet Schläft (Augen geschlossen) Liegt und beobachtet Sitzt mit geschlossenen Augen Nahrung Nahrungssuche Fressen Nahrung herumtragen Mit der Nahrung spielen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 17 Name des Forschers Name des Forscherteams Mit welchem Tier beschäftigst Du Dich Platz für Deine eigenen Notizen 18 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Warzenschweine oder Phacochoerus aethiopicus Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 19 Warzenschweine oder Phacochoerus aethiopicus Warzenschweine gehören nicht erst durch den Film ­„König der Löwen“ zu den gern besuchten Tieren im Zoo. Das gemütlich wirkende Warzenschwein kann durch seine langen Stoßzähne selbst Löwen in die Flucht schlagen. Körpermaße Wissenswertes zum Warzenschwein • Kopf-Rumpf-Länge: 100–150 cm • Schulterhöhe: 75 cm • Schwanzlänge: 40 cm • Gewicht: ca. 85 kg Warzenschweine leben in den Savannen und Steppen Afrikas. Sie bewohnen Höhlen, die von anderen Tieren gegraben wurden, zum Beispiel Bauten von Stachelschweinen. Die Nase der Warzenschweine ist durch einen Knochen verstärkt und kann deswegen zum Graben und Wühlen benutzt werden. Die Tiere sind Pflanzenfresser und ernähren sich von Gras und Pflanzenwurzeln. Die Zähne dienen zum Zermalmen der Nahrung. Die scharfen, nach oben gebogenen Eckzähne werden zur Verteidigung genutzt. Sie sind so gefährlich, dass selbst Löwen und Geparden vorsichtig im Umgang mit Warzenschweinen sind. Warzenschweine sind tagaktiv und leben in Familien­­ banden zusammen. Sie bekommen pro Wurf 3–7 Jungtiere und die Tragezeit beträgt knapp 6 M ­ onate. Auffällige Merkmale • dunkelbraunes borstiges Fell •kräftige Schnauze mit scharfen nach oben gebogenen Eckzähnen •am Nacken und oberen Rücken eine ­hellere Mähne • am Kopf 6 paarig angeordnete Warzen Name Warzenschwein Ursprüngliche Heimat Afrika Nahrung Pflanzen (Gras) Körperlänge 100–150 cm Lebenserwartung 18 Jahre Tragzeit 6 Monate Jungtiere 3–7 (meistens 4) Jungtiere 20 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Beobachtungsbogen I Minuten Bewegung Laufen Sitzen Ruhen Schlafen Rennen Schnuppern Sozialverhalten Kratzt sich an Gegenstand Körperkontakt Geräusche Spielen Besucherkontakt Beobachtet Besucher Stupst Artgenossen mit Schnauze an Ruhen und Schlafen Bewegt sich nicht, hat aber die Augen geöffnet Schläft (Augen geschlossen) Liegt und beobachtet Steht mit geschlossenen Augen Nahrung Nahrungssuche Fressen Nahrung herumtragen Mit der Nahrung spielen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 21 Name des Forschers Name des Forscherteams Mit welchem Tier beschäftigst Du Dich Platz für Deine eigenen Notizen 22 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Berberaffen oder Macaca sylvanus Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 23 Berberaffen oder Macaca sylvanus Die Berberaffen zeichnen sich durch ihre enorme Anpassungsfähigkeit gegenüber ihrem Lebensraum aus. So können sie sowohl in warmen als auch in kalten Gebieten überleben. Körpermaße Wissenswertes zum Berberaffen • Kopf-Rumpf-Länge: 75 cm • Schulterhöhe: 50 cm • kein Schwanz • Gewicht: ca. 16 kg Berberaffen kommen in Algerien und Marokko vor und besiedeln sowohl höher gelegene Eichen- und Zedernwälder als auch das Buschland. Durch ihr dickes Winterfell ist es ihnen möglich, Temperaturen von bis zu -18 °C auszuhalten. Obwohl die Affen sehr gut klettern können, verbringen sie den Großteil ihrer Zeit auf dem Boden. Sie leben in Gruppen von bis zu 40 Tieren zusammen und werden durch ein Alphaweibchen angeführt. Auffällige Merkmale • olivfarbenes bis rot-braunes Fell • Männchen haben kräftige Eckzähne Berberaffen ernähren sich von Früchten, Blättern, Kräutern, Knospen und Wurzeln. Die Affen werden mit ca. 3–4 Jahren geschlechtsreif und bekommen nach einer Tragzeit von 5–6 Monaten ein bis zwei Jungtiere. Bei den Berberaffen kümmern sich die männlichen Tiere um den Nachwuchs. Berberaffen erreichen ein Alter von etwa 18 Jahren. Aufgrund der starken Vernichtung seines Lebensraums durch den Menschen ist der Berberaffe bedroht. Name Berberaffe Ursprüngliche Heimat Afrika, Gibraltar Nahrung Früchte, Blätter, Kräuter, Knospen, Wurzeln Körperlänge 45–70 cm Lebenserwartung 18 Jahre Tragzeit 5–6 Monate Jungtiere 1–2 Jungtiere 24 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Beobachtungsbogen I Minuten Bewegung Laufen (vierbeinig) Läuft auf den Hinterbeinen Sitzen Ruhen Schlafen Rennen Klettern/Hangeln Springen Sozialverhalten Kratzen Körperkontakt Geräusche Spielen Besucherkontakt Beobachtet Besucher Beschnuppert Artgenossen Laust Artgenossen Ruhen und Schlafen Bewegt sich nicht, hat aber die Augen geöffnet Schläft (Augen geschlossen) Liegt und beobachtet Sitzt mit geschlossenen Augen Nahrung Nahrungssuche Fressen Nahrung herumtragen Mit der Nahrung spielen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 25 Name des Forschers Name des Forscherteams Mit welchem Tier beschäftigst Du Dich Platz für Deine eigenen Notizen 26 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Meerkatzen oder Cercopithecus neglectus Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 27 Meerkatzen oder Cercopithecus neglectus Die Meerkatzen fallen durch ihre Gesichtszeichnung und ihr leuchtendes Fell auf. Körpermaße Wissenswertes zur Meerkatze • Kopf-Rumpf-Länge: 65 cm • Schwanzlänge: ca. 60 cm • Gewicht: Männchen 8 kg, Weibchen 4 kg Meerkatzen kommen im Nordosten Afrikas vor. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Wälder oder Sümpfe in Gewässernähe. Sie sind sehr gute Kletterer und leben größtenteils in den Bäumen. Meerkatzen leben in Familienverbänden zusammen, welche zumeist aus einem Elternpaar und seinen Jungtieren bestehen. Der lange Schwanz dient zum Steuern der Sprünge von Ast zu Ast und zum Halten der Balance während des Kletterns. Die Stellung des Schwanzes gibt Auskunft über die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Meerkatzenarten. Ihre Nahrung besteht aus Obst und Laub. Nach fünf bis sechs Monaten Schwangerschaft bringt ein Meerkatzenweibchen ein Jungtier zur Welt. Obwohl das Neugeborene mit einem Alter von 5 Monaten schon feste Nahrung zu sich nimmt, wird es noch ein halbes Jahr weiter von der Mutter gesäugt. In freier Wildbahn werden die Tiere ca. 20 Jahre alt, in Gefangenschaft erreichen sie ein Alter von bis zu 30 Jahren. Auffällige Merkmale • grau-weiß gezeichnetes Fell • weiße Schnauze und weißer Bart • orangene Stirn • weißer Streifen am Oberschenkel • schwarzer Schwanz Name Meerkatze Ursprüngliche Heimat Afrika Nahrung Obst, Laub Körperlänge 40–60 cm Lebenserwartung 30 Jahre Tragzeit 6 Monate Jungtiere 1 Jungtier 28 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Beobachtungsbogen I Minuten Bewegung Laufen (vierbeinig) Läuft auf den Hinterbeinen Sitzen Ruhen Schlafen Rennen Klettern/Hangeln Springen Sozialverhalten Kratzen Körperkontakt Geräusche Spielen Besucherkontakt Beobachtet Besucher Beschnuppert Artgenossen Laust Artgenossen Ruhen und Schlafen Bewegt sich nicht, hat aber die Augen geöffnet Schläft (Augen geschlossen) Liegt und beobachtet Sitzt mit geschlossenen Augen Nahrung Nahrungssuche Fressen Nahrung herumtragen Mit der Nahrung spielen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 29 Name des Forschers Name des Forscherteams Mit welchem Tier beschäftigst Du Dich Platz für Deine eigenen Notizen 30 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Stachelschweine oder Hystrix indica Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 31 Stachelschweine oder Hystrix indica Stachelschweine stellen bei Gefahr ihre langen Stacheln auf. Die Abwehrstacheln sind sehr gut geeignet, um sich gegen Feinde zu schützen. Körpermaße Wissenswertes zum Stachelschwein •Kopf-Rumpf-Länge: 57–68 cm •Schwanzlänge: 15 cm •Gewicht: bis zu 25 kg Stachelschweine kommen hauptsächlich in Asien vor. Der bevorzugte Lebensraum ist bewaldet, hügelig und trocken. Sie sind nachtaktive Nagetiere, die den Tag schlafend in unterirdischen Bauten verbringen. Sie leben in kleinen Familien von bis zu 7 Tieren zusammen. Am auffälligsten sind die schwarz-weiß gestreiften Stacheln der Tiere. Das sind umgewandelte Haare, die bis zu 40 cm lang werden können und zur Verteidigung dienen. Feinde des Stachelschweins sind Leoparden, Löwen, Hyänen und große Greifvögel. Wenn sich ein Tier bedroht fühlt, stellt es die Stacheln auf, damit es größer wirkt und rasselt dabei mit den hohlen Stacheln am Schwanz. Ist der Feind immer noch nicht abgeschreckt, so läuft das Stachelschwein rückwärts oder seitwärts auf den Gegner zu und fügt diesem mit den Stacheln Verletzungen zu. Stachelschweine werden bis zu 20 Jahre alt. Sie ernähren sich von Wurzeln, Früchten und Rinden. Die Tragzeit der Tiere beträgt nur 3 Monate und bringt 1–2 Jungtiere hervor. Auffällige Merkmale •dunkelbraunes Haarkleid •haben bis zu 40 cm lange Stacheln •können mit dem Schwanz rascheln •kurze Beine von etwa 25 cm Name Stachelschwein Ursprüngliche Heimat Asien Nahrung Wurzeln, Früchte, Rinde Körperlänge 57–68 cm Lebenserwartung 20 Jahre Tragzeit 3 Monate Jungtiere 1–2 Jungtiere 32 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Beobachtungsbogen I Minuten Bewegung Laufen Sitzen Ruhen Schlafen Rennen Schnuppern Sozialverhalten Kratzt sich an Gegenstand Körperkontakt Geräusche Spielen Besucherkontakt Beobachtet Besucher Stellt Stacheln auf Stupst Artgenossen an Ruhen und Schlafen Bewegt sich nicht, hat aber die Augen geöffnet Schläft (Augen geschlossen) Liegt und beobachtet Steht mit geschlossenen Augen Nahrung Nahrungssuche Fressen Mit der Nahrung spielen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 33 Name des Forschers Name des Forscherteams Mit welchem Tier beschäftigst Du Dich Platz für Deine eigenen Notizen 34 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Waschbär oder Procyon lotor Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 35 Waschbär oder Procyon lotor Waschbären kamen ursprünglich nur in Nord- und Mittelamerika vor. Seit circa 1930 leben die Kleinbären auch in Europa. Wälder, Auenlandschaften und Gebiete in Gewässernähe sind ihre bevorzugten Lebensräume. Körpermaße Wissenswertes zum Waschbär • Kopf-Rumpf-Länge: 40–60 cm • Schulterhöhe: 22–31 cm • Schwanzlänge: 25 cm • Gewicht: ca. 8–10 kg Die Tage verbringen die Tiere in Höhlen, zum Beispiel alten Fuchsbauten, in hohlen Bäumen, Schuppen oder Scheunen. Nicht selten sind sie auch auf unseren Dachböden zu finden. In der Dämmerung gehen die nachtaktiven Tiere auf Nahrungssuche. Mit ihren Pfoten sind die Tiere sehr geschickt. Sie ertasten ihre Nahrung und untersuchen sie. Waschbären haben ein ausgesprochen gutes Gedächtnis und sind in der Lage, sich Futterplätze einzuprägen. Die Tiere sind Einzelgänger und kommen hauptsächlich nur im Frühling zur Paarungszeit zusammen. Die Tragzeit beträgt etwa 3 Monate und pro Wurf werden zwischen 2 und 7 Jungtiere geboren, die dann mit vier Monaten schon selbstständig werden. Die Hauptfeinde des Waschbären sind Kojoten, Rotluchse und Wölfe. In Europa ist der größte Feind des Waschbären der Mensch. Auffällige Merkmale: • Grau-braunes Fell • schwarze Maske um die Augen • schwarz-weiß geringelter Schwanz Name Waschbär Ursprüngliche Heimat Nord- und Mittelamerika Nahrung Allesfresser Körperlänge 41–60 cm Lebenserwartung 20 Jahre Tragzeit 3 Monate Jungtiere 2–7 Jungtiere 36 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Beobachtungsbogen I Minuten Bewegung Laufen Springen Klettern Sitzen Ruhen Schlafen Rennen Schnuppern Sozialverhalten Fellpflege Untersuchen Artgenossen Kratzen Körperkontakt Geräusche Spielen Besucherkontakt Beobachtet Besucher Ruhen und Schlafen Bewegt sich nicht, hat aber die Augen geöffnet Schläft (Augen geschlossen) Liegt und beobachtet Sitzt mit geschlossenen Augen Nahrung Nahrungssuche Fressen Nahrung herumtragen Mit der Nahrung spielen Erfühlt Nahrung 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 37 Name des Forschers Name des Forscherteams Mit welchem Tier beschäftigst Du Dich Platz für Deine eigenen Notizen 38 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Hintergrundinformationen zu Enrichment Immer häufiger wird darüber diskutiert, ob sich Tiere im Zoo langweilen. Nicht selten sieht man Tiere träge in ihrem Gehege liegen. Dieses Verhalten ist oftmals die Folge der Rundumversorgung durch den Zoo. Der Tierpfleger nimmt den Tieren viele Aufgaben ab, die in situ (das heißt in freier Wildbahn) einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch nehmen würden. Die Tiere verlernen dadurch wichtige natürliche Verhaltensweisen, die für ein Fortbestehen der Art in freier Wildbahn lebensnotwenig sind. Eine der Funktionen von Zoos ist die Arterhaltung, mit dem Zukunftsziel, Tierarten wieder in ihre ursprünglichen Lebensräume auszuwildern. Damit dies annähernd möglich ist, muss ein Tier in der Lage sein, selbstständig 4 nach Futter zu suchen, sich ein Schlafnest zu bauen und sich in ein soziales Gruppensystem einzugliedern. Für die Zoodirektoren und die Tierpfleger stellt sich die Frage, was sie tun können, um das Leben der Zootiere abwechslungsreicher zu gestalten. Hier kommt das sogenannte „Enrichment“ ins Spiel. Das ist Englisch und heißt übersetzt „Bereicherung“. Dabei geht es darum, durch verschiedene Maßnahmen das Verhalten in Zoos lebender Tiere zu bereichern und deren körperliche Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern4. In der freien Wildbahn beschäftigen sich die Tiere hauptsächlich mit der Beschaffung, Verarbeitung und dem Fressen von Nahrung. Das heißt, dass dies ein guter Ansatzpunkt für Enrichment in Zoos ist. Perret 1997 So sieht ein Beschäftigungsobjekt für die Makaken im Opel-Zoo aus. Hierbei bieten sich verschiedene Möglichkeiten: Nahrung kann unfertig verabreicht werden, das heißt, die Tiere müssen zum Beispiel Bananen erst schälen und bekommen diese nicht in mundgerechten Stücken. Man kann auch Kästen herstellen, in denen sich Nahrungsstücke befinden, die nur durch Benutzung von Hilfsmitteln (wie etwa Stöcken) erreicht werden können. Die Verfütterung von lebenden Tieren ist durch das deutsche Tierschutzgesetz verboten, welches besagt, dass bei der Tötung eines Tieres keine unnötigen Schmerzen für das Tier entstehen sollen. Enrichment kann außerdem durch die Gehegegestaltung umgesetzt werden. Man kann den Tieren zum Beispiel Material geben, welches sie zum Bau von Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 39 Nist- oder Schlafplätzen benutzen können, zum Beispiel Jutesäcke oder Stroh für Affen. Wichtig bei der Gehegegestaltung ist auch, dass die Tiere Bereiche haben, in die sie sich zurückziehen können, um sich von den Besuchern zu distanzieren. Studien haben gezeigt, dass Tiere aggressiver sind, wenn sie den ständigen Blicken der Besucher ausgesetzt sind. Man muss hierbei natürlich beachten, dass ein Besucher in den Zoo kommt und Geld dafür bezahlt, damit er die Tiere dann auch sieht. Deshalb müssen Stellen, die für die Tiere im Gehege interessant sind, in Besuchernähe angebracht sein. Schließlich, und damit beschäftigst du dich heute, kann man auch Gegenstände zur Beschäftigung der Tiere in die Gehege geben. So kann zum Beispiel eine mit Rosinen gefüllte Pappschachtel die Tiere zum Spielen anregen oder eine aufgehängte Futterkapsel die Fähigkeit von Tieren trainieren, Hindernisse zu überwinden und Probleme zu lösen. ©Marie Vanderbeke ©Marie Vanderbeke 40 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Anleitung zum Basteln von Beschäftigungsmaterialien Futterzopf aus Jutestoff Damit die Tiere einen Anreiz haben, sollte Futter in die Beschäftigungs­ objekte eingearbeitet werden. Um den Reiz zu erhöhen, sollte Futter verwendet werden, das sich vom normalen Futter unterscheidet, oder die „normale“ Fütterung entfallen. Damit die Zöpfe nicht einfach zu ­öffnen sind, werden sie mit einem Kleister aus Mehl und Wasser fixiert. Du brauchst Jutestoff, Kleister, Futter, Jutefaden Herstellung des Kleisters Vermische das Mehl und das Wasser, bis eine dünnflüssige Masse entsteht. Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 41 42 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Beobachtungsbogen II Minuten Beschäftigungsgegenstand Wird nicht beachtet Wird angeschaut Wird von einem Tier berührt Wird von mehreren Tieren berührt Spielt damit Bekommt den Gegenstand abgenommen Nimmt den Gegenstand ab Kaut herum Frisst ihn Wirft ihn weg Schiebt ihn mit der Schnauze Wird beschnuppert Trägt ihn mit sich herum Wird geworfen Benutzt ihn als Hammer Der Beschäftigungsgegenstand ist am Boden in der Höhe nicht mehr nutzbar 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 43 Was machen eigentlich Wissenschaftler..., Herr Prof. Dierkes? Warum kann es Spaß machen, wissenschaftlich zu ­arbeiten? Da ist einmal das Gefühl, etwas zu finden, das vor mir noch niemand gesehen hat. Das ist sehr aufregend. Und dann habe ich mit der Zeit eine besondere „Fingerfertigkeit“ bei der Anwendung der experimentellen Methoden entwickelt. In meiner Doktorarbeit habe ich zum Beispiel die elektrischen Signale von Nerven­ zellen mit einem Audiomonitor hörbar gemacht. Ich kannte die Geräusche dieser Maschine ganz genau. Für mich war das wie ein Lied, und ich habe sofort gemerkt, wenn sich etwas Ungewöhnliches abspielt. Gibt es entscheidende Impulse in Ihrer Jugend und Schulzeit, die Ihren Studien- und Berufsweg als Wissenschaftler geprägt haben? Als Junge waren meine Lieblingssendungen „Ein Platz für Tiere“ und die Tierfilme von Bernhard Grzimek. Besonders interessierten mich die exotischen Tiere in „Brehms Tierleben“. Und dann bin ich mit meinen ­Eltern häufig in den Zoo und ins Naturkundemuseum gegangen. Dass Biologie auch in der Schule mein Lieblingsfach war, verdanke ich einem engagierten ­Lehrer, der einen spannenden und abwechslungsreichen Unterricht mit uns machte. Wir waren mit ihm auch viel in der Natur. Später, in der Studienzeit, hatte ich einen Betreuer, mit dem ich intensiv diskutieren konnte, weil wir im selben Labor arbeiteten. Er hat mich gelehrt, alles zu hinterfragen – auch das, was im Lehrbuch oder in wissenschaftlichen Veröffentlichungen steht. Das prägt mich bis heute. Beschreiben Sie bitte einen Ihrer typischen Arbeitstage als Wissenschaftler! Im Grunde gibt es gar keine typischen Arbeitstage. Es gab Phasen, da war ich von morgens um sechs bis nachts um zwei im Labor. Das lag an den Nerven­ zellen, mit denen ich gearbeitet habe. Sie stammten von Blutegeln, und nachdem ich sie einmal heraus präpariert hatte, lebten sie noch ungefähr einen Tag in Salzlösung weiter. Diese Zeit wollte ich so gut wie möglich ausnützen. Der Pizza-Service, bei dem wir abends Pizza Margherita bestellten, kannte uns gut. Was war Ihre größte Entdeckung? Das war, als ich entdeckte, dass ein Medikament, das die Nervensignale normalerweise hemmt, auch genau das Gegenteil bewirken kann – nämlich eine Verstärkung. Wir haben eine Woche lang immer wieder gemessen, um sicher zu sein, dass wir nicht etwas falsch gemacht hatten. Und dann haben wir in wissenschaftlichen Fachzeitschriften nachgelesen. Offenbar hatten andere Forschergruppen diesen Effekt indirekt auch schon einmal beobachtet, aber sie hatten ihn nicht weiter beachtet. Wenn Sie Schülerinnen und Schüler für Wissenschaft interessieren möchten, worauf legen Sie dann besonderen Wert? Ich ermutige sie, Sachen zu hinterfragen. Und sie ­sollten sich von Autoritäten und Experten nicht ­davon abhalten lassen, selbst nach Antworten zu suchen. So sah der Arbeitsplatz von Herrn Prof. Dierkes während der Zeit seiner Doktorarbeit aus. Hier gelang es ihm die elektrischen Signale von Nervenzellen mit einem Audiomonitor hörbar zu machen. 44 Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo Beteiligte Wissenschaftler und Studierende Dr. Martin Becker Stellvertretender Direktor des Opel-Zoos in Kronberg Prof. Paul Dierkes Didaktik der Biowissenschaften, Goethe-Universität Verena Ripberger Wissenschaftliche Mitarbeiterin Didaktik der Biowissenschaften, Goethe-Universität Tina Braun Studentische Hilfskraft Didaktik der Biowissenschaften, Goethe-Universität Viele Tiere – Ein Zuhause | Tierisches Verhalten im Opel-Zoo 3 Literaturangaben Baratay, E./Hardouin Fugier, E. (2000) Zoo: Von der Menagerie zum Tierpark Klaus Wagenbach Verlag, Berlin Becker, M./Bettenbühl, A./ Grenz, G. (2010) Der Zoo im Taunus Societäts-Verlag, Frankfurt am Main von Opel Hessische Zoostiftung Freigehege für Tierforschung (2010) Rundgang Kronberg Meier, J. (2009) Handbuch Zoo Haupt Verlag, Basel Perret, K. (1997) Environmental Enrichment Einfluss verschiedener Beschäftigungsmaßnahmen auf das Verhalten von Schimpansen (Pan trolodytes) im Zoo Schüling-Verlag, Münster Bastian, E./Haßfurther, J. (2011) Behavioural Enrichment im Unterricht In: Begegnung Zoo - Zoopädagogik aktuell, Nr. 27, S. 28–30 Dittrich, L. (2007) Zootierhaltung: Tiere in menschlicher Obhut. Grundlagen Harri Deutsch Verlag, Frankfurt am Main Naquib, M. (2006) Methoden der Verhaltensbiologie Springer Verlag, Heidelberg Weiterführende Quellen www.goethe-biolab.de www.opel-zoo.de www.zoodirektoren.de www.tierchenwelt.de www.natur-lexikon.com Impressum Autorinnen In Kooperation mit Verena Ripberger & Tina Braun Simone Beege (konzeptionelle Unterstützung) Opel-Zoo, Kronberg, Dr. Martin Becker www.opel-zoo.de Abteilung Didaktik der Biowissenschaften Goethe-Universität Frankfurt am Main Max-von-Laue-Straße 13 60438 Frankfurt am Main Zeichnungen Marie Vanderbeke, Laura Kiesewetter Bilder Prof. Paul Dierkes, Verena Ripberger Kontakt Goethe-Universität Frankfurt am Main Abteilung Marketing und Kommunikation Projektbüro ScienceTours Stephanie Mayer-Bömoser Grüneburgplatz 1, Gebäude PA 60323 Frankfurt am Main [email protected] www.science-tours.de © 2012 ScienceTours, Goethe-Universität Frankfurt am Main www.science-tours.de