5. Zusammenfassung 5. Zusammenfassung Die Infektion der für die Aktivierung der adaptiven Immunantwort essentiellen Antigenpräsentierenden Zellen durch MCMV führt zu einer Beeinträchtigung der Funktion dieser Zellen. Ein Teil dieser Beeinflussung bezieht sich auf eine reduzierte Oberflächenexpression von wichtigen Proteinen in MCMV-infizierten APC. Ziel dieser Arbeit war es, die dafür verantwortlichen viralen Gene zu identifizieren. Hierfür wurde zunächst ein Screeningsystem etabliert, das die effiziente Lokalisierung und Eingrenzung von Genen ermöglichte, die einen Einfluss auf die Expression von Zelloberflächenproteinen der APC haben. Dabei wurde von der Überlegung ausgegangen, dass die durch das Wildtypvirus ausgelöste Reduktion von Zelloberflächenproteinen in mit MCMV-Mutanten infizierten APC ausbleiben sollte, wenn die hierfür verantwortlichen Gene in der Mutante inaktiviert wurden. Die Komponenten des Screeningverfahrens waren die Zellinie RAW264.7, die Messung der Oberflächenexpression der Ziel-Proteine mit der Durchflusszytometrie und eine Reihe von MCMV-Mutanten, denen jeweils größere Genombereiche mit nichtessentiellen Genen fehlten. Mit dem Screeningverfahren gelang zunächst die Identifzierung einer Region von ca. 12 kbp, in der virale Gene lokalisert sind, die einen negativen Einfluss auf die Zelloberflächenexpression von CD40 und CD86 auf APC haben. Die Identifizierung des für die Reduktion der Expression von CD86 essentiellen Gens erfolgte durch eine schrittweise Eingrenzung der für diesen Effekt verantwortlichen Region. Bei diesen Analysen wurde deutlich, dass weder einer der vorhergesagten ORFs, noch eine kooperative Wirkung zweier vorhergesagter ORFs für den Effekt verantwortlich war. Vielmehr wurden nicht zusammenhängende Sequenzen von zwei verschiedenen ORFs als essentiell identifiziert. Mit RT-PCR-Analysen gelang die Identifizierung des gespleißten Gens modB7-2. Der positive Nachweis, dass dieses identifzierte Gen einen Einfluss auf die Expression von CD86 hat, wurde durch die Insertion der modB7-2 cDNA in eine Loss-of-function Mutante geführt. Die resultierende Virusrekombinante zeigte dadurch einen Gain-of-function Phänotyp. Dieses Ergebnis war im Einklang mit der Beobachtung, dass eine selektive Unterbrechung des modB7-2 ORFs mit Stopcodons in einem Verlust der viralen Funktion resultierte. Das Produkt des modB7-2-Gens interferiert gezielt mit der Zelloberflächenexpression von CD86 und hat 101 5. Zusammenfassung keinen Einfluss auf die Expression von CD40, CD80 oder der MHC-Moleküle. Die Expression des Proteins konnte bereits drei Stunden nach Infektion nachgewiesen werden und der reduzierende Effekt auf die CD86-Expression sieben Stunden nach Infektion. Die genomische Region mit dem ORF m155 wurde als für die Reduzierung des Proteins CD40 essentiell identifiziert. Der Nachweis eines dort kodierten Proteins gelang bisher noch nicht. Da die Deletion des ORF m155 nur einen partiellen Verlust des Phänotyps zur Folge hatte wurde geschlossen, dass das dort kodierte Protein nicht das einzige Protein sein kann, welches mit der Expression von CD40 interferiert. Aufgrund der Tatsache, dass die Mutante ∆6S3 einen vollständigen Ausfall der viralen Funktion zeigte, wird vermutet, dass ein weiteres Protein, welches CD40 beeinflußt, im durch die Deletion der Mutanten ∆6S3 definierten Bereich kodiert wird. Für die im Bereich des ORFs m155 kodierte Funktion konnte nur ein Einfluss auf CD40, nicht jedoch auf die Expression der MHC- oder der kostimulatorischen Moleküle CD80 und CD86 nachgewiesen werden. Der Effekt auf die CD40-Expression zeichnet sich durch eine schnelle Kinetik aus, so kann die Reduktion von CD40 in MCMV-infizierten Zellen bereits sechs Stunden nach Infektion beobachtet werden. Durch Inhibitionsversuche wurden die möglichen Wirkungsmechanismen der viralen Gene eingegrenzt. Eine selektive Inhibierung der Translation der CD40- bzw. CD86mRNA durch die beiden viralen Gene konnte als alleiniger Grund für den beobachteten Phänotyp ausgeschlossen werden. Ferner zeigte eine Untersuchung von infizierten Zellen mit Immunfluoreszenz keine fundamentalen Umstrukturierungen von zellulären Kompartimenten und auch keine Verringerung der Menge oder Veränderung der intrazellulären Lokalisation von CD40 und CD86. Folglich konnten eine vollständige Degradation der Targetproteine oder die Umstrukturierung des sekretorischen Apparates als Ursache für den beobachteten Phänotyp ebenfalls ausgeschlossen werden. Ziel der weiterführenden Untersuchungen wird es sein, den Wirkungsmechanismus der viralen Proteine im Detail aufzuklären und die biologische Bedeutung der immunmodulatorischen Virusfunktionen zu bestimmen. 102