Gottesdienst an Quasimodogeniti

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Gottesdienst an Quasimodogeniti
Pfarrer Johannes Heck
Einleitung
Liebe Gemeinde,
ich muss es offen zugeben: Ich habe große
Sympathien mit dem ungläubigen Thomas.
Ich glaube, ich hätte kaum anders reagiert
als er. Wenn ich mir vorstelle, meine Freunde kommen plötzlich an und erzählen mir,
sie hätten Jesus gesehen – würde ich ihnen
glauben? Würde ich ihnen glauben, wenn sie
mir erzählten, dass Jesus ihnen den Heiligen
Geist gegeben hat und damit die Vollmacht,
Sünden zu vergeben?
Nein, ich würde sie für Spinner halten und
würde mich fragen, auf was für einem Trip
die gerade sind.
Nun, Thomas bekommt Jesus noch einmal
zu sehen und darf seine Wundmale fühlen.
Von da an glaubt er, dass Jesus Christus wirklich von den Toten auferstanden ist.
Ich habe Jesus nicht leibhaftig gesehn,
konnte nicht seine Wunde fühlen. Ein bisschen vielleicht beim Abendmahl. Da spüre
ich manchmal seine Nähe. Aber so richtig
zum Anfassen, wie bei Thomas, bin ich Jesus
noch nicht begegnet.
Und manchmal zweifle ich auch.
Ich zweifle daran, dass Gott wirklich alle Menschen auf ihrem Lebensweg begleitet.
Zum Beispiel, wenn ich einen jungen Familienvater beerdigen muss, der viel zu früh an
einer Krankheit verstorben ist.
Ich Zweifle daran, dass Glaube wirklich
Heil für die Menschen bringt, wenn ich sehe,
wieviel Unheil wegen Glaubensstreitigkeiten
angerichtet wird.
Ich Zweifle an Gottes Macht, wenn ich sehe, wie viel Macht manche Menschen oder
Medien über andere Menschen ausüben und
sie für ihre eigenen Zwecke missbrauchen.
Und doch hoffe ich.
Ich hoffe darauf, dass sich mein Glaube als
richtig erweisen wird. Ich hoffe darauf, dass
wir gemeinsam erreichen können, dass die
Welt friedlicher und gerechter wird, und wir
ein Stückchen näher in Richtung Reich Gottes kommen. Ich hoffe darauf, dass es mit dem
Tod nicht vorbei ist, sondern dass wir uns
im Reich Gottes wiedersehen und dann kein
Grund mehr zum Zweifel besteht.
Wie komme ich zu dieser Hoffnung? Es
sind im wesentlichen drei Dinge.
1. Worte, 2. Zeichen und 3. Begleitung.
1. Worte - Predigttext
Es sind Worte der Bibel, wie der Predigttext
für heute. Ich lese aus dem 1. Petrusbrief Kap.
1, Verse 3–9
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit
wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi
von den Toten,
zu einem unvergänglichen und unbefleckten
und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt
wird im Himmel für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet
zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar
werde zu der letzten Zeit.
Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt
eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig
seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer
Glaube als echt und viel kostbarer befunden
werde als das vergängliche Gold, das durchs
Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre,
wenn offenbart wird Jesus Christus.
Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn
doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber
freuen mit unaussprechlicher und herrlicher
Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.
(1. Petr 1,3–9)
Der Verfasser weiß sehr wohl um die Anfechtung, aber ermutigt uns am Glauben festzuhalten: Aus Gottes Macht werden wir im
Glauben bewahrt. Und: Das Ziel des Glaubens ist der Seelen Seligkeit. Das heißt: auf
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stutzig, daher möchte ich erklären, was ich
damit meine: Ich fühle mich in meinem Leben
begleitet. Begleitet von Gott, aber auch von
lieben Mitmenschen. Diese Begleitung kann
unterschiedlich ausfallen. Mal ist sie deutlicher zu spüren, mal kaum oder gar nicht. Mal
ist sie rein gedanklich, unsichtbar; mal ist sie
ganz handfest durch andere Personen.
Aber doch gibt es immer wieder Momente im Leben wo ich denke: Ja, da war Gottes
Handschrift, da war eine Begegnung, in der
der Heilige Geist wirkte. Da war eine Führung oder Fügung, die sich kein Mensch von
sich aus so ausdenken kann, und Zufall kann
es auch nicht gewesen sein. Da war Gott in
meinem Leben.
Liebe Gemeinde,
ich weiß, dass nicht alle Menschen das so
sehen oder spüren können. Aber ich hoffe,
dass doch so ist, und wo es noch nicht ist, so
kommt. Dass Sie spüren: Gott ist da in meinem Leben, er führt mich und trägt mich. Gerade auch in schweren Zeiten.
Wäre es nicht toll, wenn Gott uns verspricht, dass er uns auch durch die schweren
Zeiten trägt?
dem Weg zum Ziel ist die Seligkeit nicht immer da, nicht immer spürbar, noch nicht zu
100% verwirklicht.
Auf dem Weg zum Ziel gibt es durchaus
Durststrecken, in denen Zweifel und Trauer
vorherrschen. Aber: Gott geht den Weg mit
uns und wird uns zum Ziel führen.
2. Zeichen - Abendmahl
Als Wegzehrung hat Jesus das Abendmahl
eingesetzt. Für mich ist das der zweite wesentlich Faktor für die Hoffnung: Das Abendmahl, das seit 2000 Jahren von Christinnen
und Christen gefeiert wird. Es ist weit mehr
als ein Erinnern. Wir wiederholen den Vollzug des Abendmahls Schritt für Schritt, genau, wie Jesus es damals mit seinen Jüngern
gefeiert hat. Damit holen wir das Geschehen
zurück in unsere Gegenwart und Jesus in unsere Mitte. Er wollte, dass wir es so feiern. Er
gibt uns sein versprechen: Und siehe, ich bin
bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ende.
3. Begleitung
Der dritte Faktor ist: Begleitung.
Dieser Begriff macht Sie vielleicht etwas
Danach wurde das Lied abgespielt: Udo Lindenberg - Durch die schweren Zeiten.
Im Anschluss wurde das Abendmahl gefeiert.
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